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Die Wendeltreppe



"Was sammelst du?", fragte der kleine Junge. Der alte Mann setzte seine zwei Körbe auf den Waldboden und antwortete: "Herzen." Erstaunt sah der Junge in die Körbe. "Das sind doch Steine." Der alte Mann lächelte und sprach: "Schau, in diesem Korb wohnen gute Herzen in den Steinen. In dem anderen Korb wohnen böse Herzen in den Steinen." Der Junge betrachtete die Steine verwundert und fragte: "Sie sehen doch alle gleich aus? Wie kannst du sie unterscheiden?" Der alte Mann nahm aus jedem Korb einen Stein und reichte dem Jungen beide Steine. "Die guten Herzen sind leicht. Die bösen Herzen sind schwer." Der Junge prüfte die Gewichte der Steine, nickte, grübelte und fragte nach einer Weile: "Warum sammelst du die Steine mit den Herzen?"

Der alte Mann nahm seine Körbe und bat den Jungen, ihm zu folgen. "Komm mit, ich zeige es dir. Ich vereine die guten und die bösen Herzen, damit ein Gleichgewicht auf der Erde entstehen kann." Verständnislos schüttelte der Junge den Kopf. "Vereinen? Die guten Herzen werden die bösen Herzen sicher erweichen, aber die bösen Herzen werden die guten Herzen verhärten. Warum soll das gut sein?" Sie näherten sich schon bald dem Waldesrand. Der alte Mann blieb stehen und sah dem Jungen tief in die Augen. "Wenn ein gutes Herz immer gut ist, dann wird es schwach. Wenn es nichts ablehnen kann, nicht durchgreifen kann, immer nur alles für andere tut, dann wird es irgendwann krank. Gut und böse gehören zusammen. Die bösen Herzen werden durch ihre Kraft die guten Herzen stärken." Der Junge verstand.

Sie betraten eine leuchtende Blumenwiese und gingen auf eine große Wendeltreppe, die wie ein Turm aussah, zu. Aufgeregt eilte der Junge die Stufen empor und erkannte, dass diese Wendeltreppe aus lauter Steinen, in denen Herzen wohnen, gebaut wurde. Der alte Mann folgte ihm langsam, kniete sich dann oben auf die letzte Stufe, griff in seine Körbe und begann die nächste Stufe zu bauen. Er nahm immer abwechselnd einen Stein mit einem guten und mit einem bösen Herz. Der Junge schaute zu und fragte: "Wie lange wird es dauern, bis das Gleichgewicht auf der Erde erreicht sein wird?" Müde antwortete der alte Mann: "Bis in alle Ewigkeit."

Da fragte der Junge: "Darf ich die Steine für dich sammeln, damit du schneller bauen kannst?"

Monirapunzel
(Bild von perfekt.)


Bemooste Steine



Bemooste Steine liegen herum und haben schon lange vergessen, wozu Steine gut sein könnten. Auch wo sie einst herkamen ist ihnen längst entfallen. Vermutlich weiß dieses überhaupt niemand. Es interessiert auch kaum jemanden.
Sie waren auf einmal aufgetaucht und lagen blitzblank am Strand. Manchmal nahm sie einer als Andenken mit, mitunter wurden sie auch für wundervolle Gebäude verwendet, denn die Steine am Meer waren einst sehr begehrt. Man wusste, dass sie ein Leben lang halten. Sie halten einfach alles aus, auch ohne zu murren. Man kann mit ihnen etwas darstellen. Sie besitzen Charakter und Würde. Sie sind eine Zierde und darüber hinaus sehr nützlich. Ja, man bekam sie zuweilen sogar umsonst.
Aber das ist vorbei. Die Steine hörten, dass es nun moderne Verfahren gäbe und völlig anderes Baumaterial, junges, flexibles, welches ununterbrochen hergestellt würde und leicht zu transportieren sei.
Nein, die alten bemoosten Steine, die innerlich immer noch so beschaffen waren wie früher und genauso verlässlich wären, will nun keiner mehr. Sie sind bemoost.
Manchmal setzt sich eine Möwe auf sie um auszuruhen. Sie erleichtert sich und fliegt davon. Wer will sich schon länger als nötig bei einem bemoosten Stein aufhalten. Niemand.
Doch die Steine fühlen den Wind, hören die Wellen und auch zuweilen das dumme Geschwätz der Vorbeiwandernden.
Bemoosten Steinen kann niemand etwas antun, ihre Kraft ausnutzen oder sie einfach zerteilen. Sie dürfen mit aller Gelassenheit einfach herumliegen und ihren Gedanken freien Lauf gewähren.



Helga


Der Steinmetz



Der Besuch auf dem Friedhof fiel Peter immer noch nicht leicht. Sein Gesicht war wie versteinert, als er die Inschrift auf dem Grabstein las.

Hella Stein
geb. Edel

1940 - 2011

Er was damals 1960 mit seinen 25 Jahren schon ein angesehener und erfolgreicher Steinmetz, als er seine Frau Hella ehelichte,
Sie, die Tochter eines steinreichen Industriellen, hatte ihn gegen den Willen ihres Vaters geheiratet. Dieser hatte andere Pläne mit seiner Tochter. Er war so erbost über diese Heirat und zeigte sich so steinhart, dass er den Kontakt mit seiner Tochter abbrach. Selbst die zwei Enkelkinder konnten sein steinhartes Herz nicht erweichen, Er starb 1985 als einsamer alter Mann, ohne seine Enkelkinder kennengelernt zu haben.
Die Ehe von Hella und Peter war sehr glücklich und 2010 feierten sie ihre Goldene Hochzeit.
Ein halbes Jahr später klagte Hella über üble Krämpfe im Bauchbereich, die immer öfter kamen und immer heftiger wurden. Der Arzt stellte nach der Ultraschall-Untersuchung fest, dass sie von Gallensteinen geplagt wurde. Hella fiel ein Stein vom Herzen, hatte sie doch schon befürchtet, dass es Krebs sein könnte.
Sie entschied sich, die Gallensteine operativ entfernen zu lassen. Die OP verlief normal.
Doch dann geschah das Unfassbare. Sie bekam eine Thrombose und eine daraus Folgende Embolie und starb nur wenige Tage nach der OP.

Peter, der in seinem Leben schon so viele Grabsteine bearbeitet hatte, musste nun einen solchen für seine geliebte Frau bearbeiten. Er hatte lange überlegt, welcher Stein wohl der passende wäre und welchen Hella sich wohl gewünscht hätte.

Er entschied sich für einen Naturstein aus deutschem Granit. Seine Frau und er hatten sich immer dafür eingesetzt, dass keine Grabsteine für deutsche Friedhöfe aus Afrika,, China und Indien importiert werden, da diese durch die Ausbeutung aus Kinderarbeit hergestellt werden. Sie haben sich immer dafür eingesetzt, dass nur Grabsteine verwendet werden, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Dabei können Kundenwünsche und der Schutz der Kinder in Einklang gebracht werden.
Er wusste, dass dieser Grabstein ganz im Sinne seiner Frau war. Er warf noch einen kurzen Blick darauf, seufzte, dann drehte er sich um und ging langsam den Weg bis zum Friedhofseingang zurück, dabei wurden seine Schritte von einem knirschenden Geräusch der Kieselsteine, die auf dem Weg lagen , begleitet.

Text Dora
Foto Klärchen

Steine haben unterschiedliche Bedeutung.



Manchmal sind wir wie Stein, wenn wir um uns eine Mauer bauen und Mitmenschen abwertend behandeln. Sind wir wieder versöhnt,fällt uns ein Stein vom Herzen.
Ein versteinertes Gesicht bekommen wir, wenn wir unseren Liebsten mit einer jungen
hübschen Frau in vertrautem Gespräch flirten sehen???
Mein Stein ist der gelbe Citrin. Ein ganz klarer Edelstein. Dieser Stein wärmt und hat so eine sonnige Strahlung.

Steine haben für mich etwas Vertrautes. Bei der Taufe schüttet der Pfarrer etwas Wasser über unseren kleinen Kopf,in das Taufbecken, welches aus Stein ist.
Besonders gerne mag ich Friedhöfe.
Da gibt es so alte vergilbte Grabsteine, die mit Blumen und Gräsern geschmückt sind, doch die Namen der Verstorbenen sind nicht mehr zu lesen. Wenn ich solche alte Steine berühre, kann man an manchen Stellen, alte Rillen spüren.Gar oft sind sie ganz verwittert von den langen Einflüssen, durch Regen und Schnee. Auch die Sonne lässt die Kieselsteine mit der Zeit, vor den Gräbern erblassen. Wenn wir sterben,liegen wir in der Erde und wir werden mit Sand und Steine zugedeckt. Aber es gibt ja schon mehr Verbrennungen, als Erde – Bestattungen!

Die Steine begleiten uns in unseren Leben. Nicht umsonst wurden die Tempel und Pyramiden aus Stein gebaut, darin holten sich die Menschen Kraft.

Waltraud


Bild von Klärchen


Eine Brücke aus Steinen



Sie hatten sich gestritten. „Nie wieder will ich dich sehen!“, hatte er gerufen in seinem Zorn und war in seiner Hütte verschwunden.
Sie blieb traurig zurück und mit jedem Tag, den er sich nicht blicken ließ, stieg auch ihre Wut.
Morgens, wenn die Sonne aufging, stand sie vor ihrer Hütte und sah zu seiner hinüber. Getrennt waren sie nur durch ein ausgetrocknetes Flussbett.
Es wäre ein Leichtes gewesen hinüber zu laufen. Keiner von beiden konnte den ersten Schritt tun.
Dann kam der große Regen. Was zunächst ein Rinnsal war, schwoll zu einer größeren Wassermasse an und füllt das Flussbett. Nun trennte sie ein breiter Wasserlauf.
Eines morgens, als sie vor die Hütte trat, stand auch er vor seiner Behausung.
In der Hand hielt er einen großen Stein. Er hob ihn hoch – fast sah es aus, als wolle er ihn herüber schleudern – dann aber trat er ans Wasser und legte ihn hinein.
Sie wartete, auch er stand ruhig am Ufer.
Schließlich drehte sie sich um und ging hinter die Hütte. Nach kurzer Zeit kam sie wieder hervor, einen großen Stein schleppend. Man konnte sehen, wie schwer er war. Sie tat es ihm gleich und ließ den Stein ins Wasser plumpsen. Sofort probierte sie aus, ob sie darauf stehen könne. Inzwischen hatte er schon einen zweiten Stein geholt und ihn vor den ersten ins Wasser fallen lassen. Sie nickte und lief erneut zurück hinter die Hütte um einen weiteren Stein zu holen.
Noch einige Male mussten sie hin und her laufen.
Dann plötzlich standen sie sich gegenüber.
Der Stein, auf dem sie stand, war ziemlich flach und im Wasser fast nicht mehr zu sehen. Schon drang die Nässe in ihre Schuhe. Sie merkte es nicht.
Er streckte beide Hände aus, die sie zögernd ergriff.
„Komm“, sagte er und ging einen Schritt rückwärts. Sie folgte ihm und ließ ihren Blick unverwandt auf seinem Gesicht ruhen.
So tasteten sie sich vorsichtig den Weg zu seiner Hütte, er rückwärts, sie vorwärts.
Auch nachdem das Flussbett wieder getrocknet war in diesem Sommer, gab es die Brücke aus Steinen noch, die sie gemeinsam errichtet hatten. Sie sollte Bestand haben als Zeichen dafür, dass es auch nach einem Streit immer wieder einen Weg geben werde, der sie zusammenführte.

Text: Enya
Bild umseitig von perfekt.



Das weiche Gemüt


Ist leicht zu entdecken
Es zeigt Gesicht
Du kannst es erschrecken.

Es ist enttäuscht
Und zieht sich zurück
Schicksalergeben, ohne Trick

Hast du auch bedacht,
was es nun macht
allein, in finsterer Nacht?

Es fühlt sich sehr mies
Du warst so nett
Und jetzt dies

Das weiche Gemüt
Ist dennoch versöhnlich
Verzeiht, denke nach

Es befreit gewöhnlich

Vom Stein auf dem Herzen


Die Höhle



In grauen Vorzeiten lebten die Menschen mit ihrer Sippe in dunklen tiefen Höhlen, die den nötigen Schutz vor Witterung und wilden Tieren boten. Heute sind wir sehr hoch entwickelt und unsere kleinen Höhlen heißen nun Wohnung. Sie bietet uns meistens Schutz vor der Witterung und gezähmte Tiere leben zu weilen mit der Sippe in einer Wohnhöhle.
Haben wir das unglaubliche Glück eine Wohnhöhle ohne den Rest der Sippe allein zu bewohnen, genießen wir bei Bedarf die Stille, die ein Mensch mitunter benötigt, um seine Gedanken zu hören. Leider tritt dieser Umstand zumeist erst dann ein, wenn die Sippenmitglieder sich weit weg eigene Höhlen gesucht haben. Der Mensch ist zu diesem Zeitpunkt oft schon relativ lange auf der Welt und hat entsprechend viele Gedanken vermissende Handlungen begangen.
Nun, irgendwann sitzt er in einer mehr oder weniger großen Höhle allein und hört seine Gedanken schwätzen.
Stundenlang debattieren sie über das „Für und Wider“, sie ereifern sich mit dem „Was wäre wenn“ und grummeln fruchtlos laut oder leise, wen stört es, in der Höhle herum, dass es mitunter von den Wänden widerhallt.
Manchmal fragen sie mich, ob ich nun endlich zufrieden sei, denn ich habe die ganze Höhle für mich, muss mit niemanden über Gebietsansprüche streiten oder mein Verhalten abstimmen…bin der Herrscher der Höhle.
Das ist wundervoll.

Ich wälze einen Stein vor die Öffnung,
damit dies auch so bleibt.

Wahrscheinlich kann ich nun gar nicht mehr in anderen Höhlen mit anderen Menschen leben. Möglicherweise bekomme ich den Stein vor dem Eingang…nein, es ist ja auch der Ausgang, nun nicht mehr weggerollt. Ich bin ja auch bequem geworden, ob ich aus meinem Winterschlaf erwachen könnte, aus der Höhle gekrochen komme, um den Frühling zu schnuppern, das ist eine neue Aufgabe. Vielleicht bin ich nun auch ein Gefangener meiner Höhle, die mich vor Allem und vor Jedem schützt.
Zunächst beschließe ich einmal heraus zu wollen, denn der Winterschlaf ist vorbei.
Aber eine Höhle sollte jeder immer irgendwo haben dürfen…nur der Stein davor darf nicht zu gewaltig beschaffen sein.

Bild und Text Helga



Wenn Steine Hoffnung bedeuten...



Vier kleine Kiesel

Ein Buch, das mich sehr beeindruckt hat und das ich im Unterricht mit meinen Grundschulkindern auszugsweise gelesen habe ist das Buch “Vier kleine Kiesel”.
Erzählt wird die Lebensgeschichte der jüdischen Familie Blumenthal, besonders der Tochter Marion Blumenthal-Lazan.
Sie und ihr Bruder Albert wurden in Hoya an der Weser geboren. Die Familie zog nach Hannover um der Verfolgung durch das NS-Regime zu entgehen. Eine geplante Auswanderung in die USA wurde durch den Ausbruch des Krieges vereitelt.
Als Marion vier Jahre alt war, wurde sie mit ihrer Familie in das Konzentrationslager Westerbork und später dann in Bergen-Belsen interniert.
Praktisch verbrachte sie beinahe ihre ganze Kindheit im Konzentrationslager..
Dort hatte sich das Mädchen ein Spiel ausgedacht. Sie suchte vier absolut gleich aussehende Steine, jeder Stein stand für ein Familienmitglied, den Vater, die Mutter, ihren Bruder Albert und sie selber.

„Ich hatte heute Morgen meinen geheimen Schatz mitgebracht....Dann holte ich ihn vorsichtig heraus und öffnete meine Handfläche, um ihn Albert zu zeigen. Es waren drei kleine Kieselsteine....
Ich sagte zu Albert: „Guck genau hin. Ich habe diese drei Kieselsteine. Einer sieht wie der andere aus. Heute werde ich den vierten finden. Ich glaube, du denkst, ich bin dumm.....Vier perfekte Kiesel. Einen für jeden von uns, du wirst sehen. Ich werde dir den vierten morgen zeigen.
Albert jedoch hörte mir gar nicht richtig zu....Immer wieder erzählte er mir, dass es niemals auch nur zwei perfekt gleich aussehende Steine geben könnte. Kiesel seien wie Schneeflocken. Jede einzelne sei anders als die andere.....Ich wollte unbedingt vier perfekt zueinander passende Steine finden. Wenn es mir gelingen sollte, bedeutete das, dass meine ganze Familie heil zusammenbleiben würde. Mama und Papa, Albert und ich, wir würden Bergen-Belsen überleben.“

(nach Lila Perl/Marion Blumenthal: Lila Perl, Marion Blumenthal-Lazan: Vier kleine Kiesel: die Geschichte der Familie Blumenthal aus Hoya. Hrsg.: Verein Heimatmuseum Grafschaft Hoya (Selbstverlag), Hoya 1996 (= limitierte, nicht kommerzielle dt. Ausg.). (dt. Übers.; engl. Originaltitel: Four perfect pebbles: a Holocaust story)
umgeschrieben von Andrea Becher.)

Während der langen Jahre gelang es Marion immer wieder solche für sie gleich aussehenden Kiesel zu finden.

1945 wurde sie mit ihrer Familie aus einem der letzten Deportationszüge von der Roten Armee befreit. Sie war 10 Jahre alt. Seit den fünfziger Jahren leben sie und ihr Bruder in den USA.




Bild und Text Enya


Wir sind gerettet. Jetzt bauen wir uns eine Unterkunft.

(Monirapunzel)


(Bild von perfekt.)




Ihn fand ich einst an Spaniens Strand.
Er bildet jetzt ein festes Band.
Bänder ihn auch eng umgeben.
Der Stein bedeutet für mich Leben.
Er ist ein schönes Amulett.
Davon ein Schmuckstück wär' doch nett.
Eingefasst in etwas Gold.
Nur ein Kiesel? - Sagt doch was ihr wollt!


(c) Clara




Stonehenge



Diese im Süden Englands stehende Megalith-Anlage gehört zum Welt-Kulturerbe und unterliegt der Obhut von „English Heritage“. Dabei handelt es sich um einen Verein, der sich um Burgen, Schlösser und andere Stätten kümmert, sie unterhält und pflegt.
Mittlerweile darf man nicht mehr als Tourist an die Steine heran, sondern muss auf den vorgezeichneten Wegen bleiben. Das hat sicherlich seine Gründe.
Die Anlage besteht aus mehreren Steinkreisen unterschiedlicher Größe.
Stonehenge entstand in der Jungsteinzeit, also lange vor unserer Zeitrechnung. Diese Stätte wurde in einem Zeitraum von über 2000 Jahren errichtet.
Um diese Kultstätte ranken sich viele Sagen und Legenden.
Stonehenge hat in gewisser Hinsicht auch etwas mit Gesetzmäßigkeiten und der Entstehung unserer Zeitrechnung zu tun. Man kann durch den Stand der Sonne und der Schattenbildung der Steine Tages- und Jahreszeiten ablesen. ©LoMa



Ölgemälde von Clara


Der Fels


Stolz schaute er aufs Meer hinaus. Vor 95 Millionen Jahren war er geboren worden. Damals gab es noch Dinosaurier, aber die hatte er nie gesehen. Zunächst war er nur Ablagerungsgestein, bestehend aus Calciumcarbonat und feines, mikrokristallines Sedimentgestein.

Erst seit 5000 Jahren war er ein Wahrzeichen aus bizarren Zinnen und Graten. Soviel hatte er erlebt und gesehen und nun war er müde geworden. Seine Schultern schwer und die Last unerträglich. Das Meer forderte Tribut und jeder Stein, der sich löste und hinaus gespült wurde tat weh. Es waren seine Kinder, die ihn verließen und auch die lange eingeschlossenen Fossilien befreiten sich und das Wasser spülte sie fort. Er würde sie niemals wiedersehen. Manchen Sturm hatte er durchgestanden und fest wie eine Burg den Gezeiten getrotzt.

Berühmte Maler hatten ihn gezeichnet. Er hatte Modell gestanden und seine Kreide leuchtete strahlend weiß in der Sonne. Manches Pärchen hatte sich auf ihm geküsst und sich die ewige Treue versprochen. Kleine Flechten und Gräser siedelten sich auf seinem doch weichen Gestein an und auch Birken waren mit ihm festverwurzelt.

Für die Schifffahrt war er ein Wahrzeichen. Man konnte ihn weit sehen und oft fuhren Ausflugsdampfer vorbei mit lächelnden zufriedenen Menschen. Er konnte das Lachen und Rufen hören. Das Schreien der Möwen war ihm wohlvertraut. Auch wenn sie ihn gern beschmutzten mochte er sie. Die Menschen waren rücksichtsloser und Plastikmüll, Eispapier, Zigarettenkippen lagen auf ihm und schwammen im Meer.

Er kränkelte und seine Zeit schien gekommen. Die Luft war nicht mehr so rein und der Wind nahm zu. Sein Lebensraum wurde immer kleiner. Der Regen war saurer und jeder Tropfen war hart und traf ihn tief. Er schrumpfte mit dem Alter und seine Pracht war nicht mehr vollkommen. Lange würde es nicht dauern und er war nur noch Erinnerung. Ein Bild für die Nachwelt, die ihn nie kannte. Er hatte die Menschen nie gebraucht, sie brauchten ihn, aber die Erkenntnis kam zu spät.

Die perfekte Schöpfung hatte einen Fehler im System, der sich nicht entfernen lassen würde.

Geli






Das Leben ist schön



Vergiss alle Sorgen,
denke nicht an morgen.
Genieße den schönen Tag,
der viel Gutes bringen mag.


Monirapunzel




Diamonds
are a girl’s best friends…….



Wenn über Steine geredet wird, dann fällt mir automatisch dieses Lied ein, gesungen von Marilyn Monroe.
Schon als Kind habe ich darüber nachgedacht, ob das wohl stimmen kann….?
Können Steine, egal ob nun edel oder nicht, die besten Freunde eines Mädchens sein?

Nein, natürlich nicht, aber sie können uns faszinieren, sie funkeln und sprühen, glänzen und schmücken, - alles Dinge, die jeder Frau gefallen und die ihre Augen leuchten lassen.
Wer ist nicht hingerissen von der Leuchtkraft der Edelsteine, von ihren Farben und ihrem Flair.
Schon seit Tausenden von Jahren werden Steine auch als Schmuck verwendet. Sie werden in Ketten, Armbänder, Ringe und Haarschmuck eingearbeitet. Könige lassen mit besonders edlen Exemplaren ihre Kronen verzieren. In den Kirchen wurden Kruzifixe und Altäre damit bestückt.
Also ist es doch gar kein Wunder, wenn schon kleine Mädchen sich mit bunten Glasperlen Halskettchen basteln, der Drang, sich zu schmücken, scheint uns angeboren zu sein.
Ich mag es auch, wenn es glitzert und gleißt…. doch muss es kein „echter“ Schmuck sein, auch Bergkristalle glitzern wunderschön und sehen dekorativ aus.


Steine in ihrer reinen, gewachsenen Form haben es mir jedoch mindestens genauso sehr angetan und ich habe einige ausgewählte Exemplare in meiner Wohnung liegen, die ich alle selbst und auch mit meiner Familie zusammen gesammelt habe.
Diese Steine sind mir fast noch lieber als die Schmucksteine, denn mit jedem von ihnen verbindet mich doch ein Stückchen meiner eigenen Lebensgeschichte. Erinnerungen an Urlaube, an Spaziergänge, an Flüsse und Seen…

Wenn ich sie in die Hand nehme, dann sehe ich vor meinem geistigen Auge die Situation wieder, in welcher dieser oder jener Stein in mein Leben kam.

So wie andere Leute Souvenirs mitbringen, so habe ich eine Zeit lang Steine mitgebracht.
Nun liegen sie schön dekorativ auf der Fensterbank und erfreuen mich durch ihren Anblick immer aufs Neue. Kleine Freudenspender, die Glücksmomente schenken, obwohl ein Steinkenner mal zu mir sagte, “Das sind doch alles nur Flusskiesel!“ So ein unwissender Stümper! Hat er nicht gespürt, welche Geheimnisse sie verbergen? Was sie für schöne Geschichten zu erzählen haben? Was sie mir und meiner Familie für schöne Augenblicke beschert haben? …NUR Flusskiesel!!!…Ha! Das ich nicht lache! Ein Stückchen Leben steckt in jedem von ihnen! Aber das versteht so ein „Kenner“ natürlich nicht…

In gewissem Sinn sind sie halt doch „my best friends“!




© GaSchu März 2012


Langsam



Erkennst du mein Gesicht
Begreifst du meinen Schmerz
Erreicht dich mein Gedicht
Berühr ich auch dein Herz?

Oder nicht?

Langsam Schicht für Schicht
Abgetragen bis helles Licht
Ermöglicht weite Sicht
und

Langsam wird dir klar
Wer ich bin, was ich war, denn

Ganz langsam findest du auf der Erde
Auch die hellen Kieselsteine…

Helga

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mitgewirkt haben: Monirapunzel, Enya, Dora, Waltraud, Helga, perfekt., Klärchen, Geli, Clara, gaschu

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