Atelierfenster-Autoren-Köpfe
Kinder wie die Zeit vergeht…
Meine Kinder sind erwachsen geworden und bewohnen ein eigenes Haus. Aus meinem sind sie lange raus und schlagen sich bereits viele Jahre alleine durchs Leben. Ich sehe sie nun nicht mehr so oft, Entfernungen liegen zwischen uns, doch in meinem Kopf sind sie immer.
Manchmal denke ich, es war doch gerade erst gestern als ich sie auf dem Arm trug, ihre Zeugnisse unterschrieb, ihnen ein Hochzeitsgeschenk überreichte. Die Zeit schreitet fort, das Enkelkind ist schon fast eine junge Dame und ich bin im Ruhestand. Zwar vorzeitig, aber immerhin! In meinem Kopf bin ich wie früher, wie immer, kein bisschen älter. Über Äußerlichkeiten sage ich jetzt nichts. Nur, der Zahn der Zeit nagt eben, was ich schwungvoll ignoriere.
Mein Kopf ist intakt, denke ich. Innen sowieso und außen will ich’s mal zufrieden sein!
Der Kopf ist nämlich wichtig. Wie wäre es bloß ohne ihn? Man wäre ja kopflos, was niemand je möchte. Bis es eines Tages dunkel wird, dann ist es egal.
Kinder wie die Zeit vergeht…ich will sie nutzen und mehr noch meinen Kopf gebrauchen…ist besser so.
Text und Collage Helga
Der kluge Kopf
Der Kopf ist voll, der Kopf ist schwer.
Ich weiß nicht, wo mir der Kopf jetzt steht.
Er weiß nicht, wie’s weiter geht.
Was ist zu tun, mir ist so flau, es rebelliert der Magen. Vermutlich werd’ ich meinen Kopf bald unterm Arme tragen.
Mein Kopf zieht mich in die Natur.
Die müden Beine folgen nur.
Doch er weiß nun wie’s weiter geht.
Der Kopf ist leer, der Kopf ist frei
Ich sehe, nun es ist vorbei.
Gedicht und Bild Helga
Mein Kopf,
ist auch nicht immer still,
da kann man sagen was man will,
er ist so voll - kaum zu glauben
man müsste ihn herunter schrauben.
Mit einen Tuch auf Hochglanz bringen,
dann ist auf einmal nichts mehr drinnen,
die Spinnen werden auch entfernt
damit mein Köpfchen wieder lernt.
Jetzt liegt der Kopf auf meinen Tisch
so sauber ist er und so frisch,
die grauen Zellen sind auch aus den Fugen,
die öfter ein paar Hiebe davon trugen.
Jetzt wird er mit allen Salben geschmiert
und natürlich dekoriert, mit ein paar goldenen Kugeln,
die schon die alten Römer trugen.
Dann wird er mir wieder aufgeschraubt
Ich hoffe, dass er wieder taugt,
das sieht man, er hat ein neues Gesicht
und Ihr werdet es nicht glauben,
„Viel weniger Gewicht“!
Bild und Text Waltraud
Köpfe
Wenn ich das Wort „Köpfe“ höre, fällt mir alles mögliche ein. Es kann sich dabei um die Köpfe der Geschöpfe handeln, damit sind nicht nur wir Menschen gemeint, sondern die Köpfe aller Geschöpfe, also auch der übrigen Lebewesen unserer Erde.
Aber ich denke da auch an große Denker, wie Philosophen, Wissenschaftler und an die Köpfe von Institutionen und Firmen, also die Geschäftsleitung.
In den Köpfen wird gedacht, ersonnen, geplant, gelenkt, geführt und letztendlich Dinge zur Durchführung vieler Tätigkeiten veranlasst.
Es passiert also eine ganze Menge in den Köpfen aller Geschöpfe.
Text und Bild von Clara
Dann kommen Begrifflichkeiten im übertragenden Sinne hinzu, wie:
Ein Dach über dem Kopf haben.
Nichts im Kopf haben.
Mit erhobenem Kopf durch’s Leben gehen.
Rauchende Köpfe.
Den Kopf in die Hände nehmen
Es geht hier immer um das, was OBEN ist, das vermeintlich Wichtigste.
Zum anderen denke ich auch an Gegenstände, wenn ich den Begriff „Köpfe“ höre oder lese. Wir bezeichnen vieles was rund ist oder auch was OBEN ist, als Kopf.
Drachenköpfe
Puppenköpfe
Büsten (Skulpturen)
Technische Köpfe
Und und und . . .
Text und Bilder von Clara
Ich denke, ich denke zuviel. Das kann auch ein Fluch sein.
In meinem Kopf rumort ein Gedanke. Er hakt sich mit Widerhaken fest. Manchmal lässt er mich nicht los. Dann summe ich ihn. Und er tut mir den Gefallen, geht wieder weiter. An anderen Tagen ist in meinem Kopf nur Grün, wildes ungebärdiges Grün. Es wächst und wächst, wie bei einem Haus. Stein auf Stein, Mauer auf Mauer zum Fenster hinaus. Wie fang ich den Gedanken wieder ein?
Mein armer Kopf - oh Graus, lass mich wieder raus…
Der Kopf
Er kann rund und länglich sein, hübsch und hässlich, mit hoher Stirn. Man sagt dahinter verbirgt sich viel Hirn.
Ohne Kopf geht gar nichts,sonst würden wir kopflos durch die Gegend laufen.
Ich benutze meinen Kopf zum Kopfrechnen, um nicht als Strohkopf dazustehen. Ohne Hirn und Verstand, werde ich kopfkrank. Manchmal ist mein Kopf voll und manchmal leer.
Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen.
Ist der Kopf leer, hat man einen Hohlkopf.
Beim Frisör muss man ihn still halten,und für manchen Zeitgenossen auch mal hinhalten.
Es gibt Politiker, die sich keinen Kopf machen,
dann müssen halt die Köpfe rollen. Am Kopfbahnhof endet dann der Zug, mit lauter klugen Köpfen.
Der Kopf ist eine Hülle, in ihm haben der Verstand, die Vernunft und das Gefühl seinen Stammsitz. Ich vergleiche es mit einem Rechenzentrum, fällt dort etwas aus, oder wird an Personal gespart, es nicht mehr genügend mit Material versorgt, so läuft alles nur auf Sparflamme und die volle Kapazität kann nicht ausgereizt werden. So fangen Teile an zu rosten. Wer rastet der rostet, dem Kopf sieht man es nicht an, aber was drin ist steuert uns, es hängt wohl mit unseren Gehirnzellen zusammen.
Das ist ein anderes Thema.
© Text und Bild Klärchen
Man hat ihn nicht nur zum Haare schneiden, den Kopf
Gedanken über den Kopf macht man sich im normalen Alltag wenig.
Er ist einfach da, gehört zu uns wie Arme, Beine, Hände, Füße, Bauch und Po.
Er sitzt ganz oben, hat also auch den besten Ausblick.
Vielseitig ist er, der Kopf, getragen vom Hals.
Ohne ihn geht nichts.
Er beinhaltet die Steuerung, man nennt das wohl Gehirn.
Das ist schön eingebettet, kann so manchem Sturz standhalten und wenn es funktioniert, dann macht es uns zu dem Menschen, der wir sind.
Wir lieben ihn, unseren Kopf.
Ich im Besonderen schmücke ihn gerne, vielleicht mit einem Hut.
Dann friert er nicht im Winter und im Sommer kann die Sonne ihm auch nichts anhaben.
Kennt ihr den Spruch: das ist aber ein kluger Kopf.
Ob nun Lise Meitner oder Albert Einstein, ja, sie waren kluge Köpfe.
Doch unsere sind auch nicht ohne.
Nicht jeder kann ein guter Wissenschaftler sein.
Mit unseren Augen können wir sehen, den Mund zu einem Lächeln verziehen, Stirn und Nase rümpfen, manchmal auch mit den Ohren wackeln. Wichtiger ist, wir können ihn zum Denken benutzen, vorausgesetzt, unser Gehirn ist intakt.
Die Steuerung ist perfekt.
Was wären wir ohne unseren Kopf?
Ein Nichts, ein Niemand!
Seine Entscheidungen bestimmen unser Leben, sagen uns, wo es lang geht.
Schön, ihn zu haben!
Wir lieben ihn, unseren Kopf.
© Text und Bild sissi
Giraffen und was die Ameisen meinen zu den Menschen und ihren Köpfen
Ein langer Hals ziert die Giraffe und befähigt sie weiter zusehen als andere, als die Ameisen zum Beispiel, die zu ihren Füßen herumwimmeln. Sie steht einfach da und blickt hin und wieder in die Ferne, reißt sich Zweiglein vom Baumwipfel und mümmelt so vor sich hin. Sind genügend Früchte und Blätter vorhanden, ist sie zufrieden. Was sie am Horizont entdeckt, lässt sie schlicht kalt. Aber sie schaut in die Weite. Giraffen fällt das niemals schwer. Doch fressen ist weit aus wichtiger für unsere langhalsige Giraffe, als in die Ferne zu schweifen und sich darüber Sorgen zu machen. Schließlich muss sie ja auch für sich selber sorgen, um nicht zu verhungern. Wenn sie aber einmal etwas Gefährliches entdeckt, dann dreht sie sich schnurstracks um und galoppiert weg. Die kleinen Tiere rennen hinterher. Einfach so. Die Kleinen bewegen sich sorglos in ihrer Nähe, sie fühlen sich scheinbar sicher und keinesfalls bedroht. Sie wissen oben passt einer auf. Giraffen haben den Überblick und sind harmlos. Man hat nie gehört, dass eine Giraffe je einem Tier etwas zu leide getan hätte. Das weiß jeder.
Bei den Menschen ist irgendwie alles anders geregelt. Natürlich glauben die kleinen Bürger auch, dass ihre großen Übermenschen aufpassen, alles sehen und den Überblick haben und dass man deshalb beruhigt seiner Arbeit nachgehen kann, wie es halt auch die Ameisen tun. Doch warum passiert es so oft, dass so viel Unheil über die kleinen Menschen hereinbricht. Das hätten die Großen doch erkennen müssen. Sie sind doch schließlich ganz oben, müssten es lange vorher entdecken auf Grund ihres hohen privilegierten Sitzes. Schließlich müssen die kleinen Menschen dafür auch eine Menge bezahlen.
Die Giraffe bekommt nichts, aber wenn ein Unheil droht, ein Feuer zum Beispiel oder ein Raubtier schleicht sich an, dann gibt sie Bescheid und alle können rechtzeitig wegrennen.
Die Menschen sagen immer, sie wären sehr viel klüger als die Tiere, weil sie ein großes Gehirn haben. Das nützt ihnen wohl nicht immer zuverlässig. Die Ameisen meinen, dass der lange Hals der Giraffe besser sei als ein großes Gehirn, weil sie sagt, wenn sie etwas Schlimmes sieht.
Die großen Übermenschen sehen auch das Schlimme, auch rechtzeitig genug, aber sie sagen es deshalb nicht, weil es ihnen egal ist, was den kleinen Menschen geschieht. Sie sichern sich nur selber.
Die Ameisen meinen, die Menschen seien schön dumm, ihren großen Menschen, die ganz oben sitzen, soviel für nichts und wieder nichts zu geben. Aber Menschen wollen einfach nicht hören. Sie denken nur, sie haben ein großes Gehirn und die Ameisen hätten absolut und wirklich gar keine Ahnung.
Manchmal glaube ich, es wäre unheimlich nützlich und hilfreich, wenn man ein großes Gehirn und einen langen Hals hätte, dann wäre man kein kleiner Mensch mehr und eine Ameise erst recht nicht. Aber das können die Meisten, ich schon gar nicht, niemals erwarten zu sein und außerdem wäre man damit abgrundtief hässlich, was auch niemand will. Die Ameisen meinen allerdings, das wäre egal.
Fabel von Helga
Anekdote oder wahr
Der Nachbar war Jäger und sehr stolz auf seine Leidenschaft. Schon viel Wild hatte er erlegt – hat er gesagt. Sein Hund, ein Bayerischer Schweißhund aus bester Zucht. Schön war er auch, der braune FRANZ.
Eines Tages sagte er, der Jäger, er müsse jetzt zusammen mit seinem Hund eine Prüfung ablegen. – Der wichtige Tag für beide rückte näher.
Der Jäger in voller Montur stieg mit Hund und Flinte in sein Geländefahrzeug.
Am nächsten Tag sahen wir beim Nachbarn nichts, auch nicht seine Frau und keinen Hund. – Merkwürdig! Dachten wir doch, jetzt stoßen wir auf den großen Erfolg an. – Mitnichten!
Einige Tage später, kam Nachbars Frau an den Gartenzaun und ließ mit leiser Stimme verlauten:
FRANZ hat die Prüfung bestanden. Er hat alles, clever wie er ist, hinter sich gebracht. – Und was war nun mit dem Nachbarn? – Er hatte es nicht geschafft, er musste einige Monate später noch einmal antreten. Ob er es dann geschafft hat, haben wir nie erfahren.
Fazit: Es gibt kluge und weniger kluge Köpfe.
Text und Bild von Clara
Köpfe hinter dem Fenster
Hinter den Fenstern sind Gestalten. Die großen Augen eines Volkes beobachten das Innere. Die Lichter sind schon angezündet aber es ist leer im großen Saal. Wo sind die Gäste, fragt man sich, worüber wollen sie sprechen, was werden sie tun? Werden die Zuschauer ihr Zusammensein stören und wird es dieses Jahr überhaupt eine Zusammenkunft der zahlreichen weisen Köpfe geben? Vielleicht fürchten wir uns vor dem Spruch des letzten weisen Kopfes? Wird er böse oder erleichternd ausfallen, fragen sich des Volkes Augen vor den Fenstern.
Bild umseitig Helga und Nora
Text Helga
Bild Helga
Im Kloster
"Gespräche im Kloster über Gott und die Welt. Jeden Donnerstag ab 17 Uhr."
Karl nimmt zum ersten Mal teil. Zwei Franziskaner in ihren braunen Kutten servieren ein üppiges Mahl. Es mundet nicht sonderlich. Karl lässt die Hälfte stehen. Karls Frau kocht besser. Eine Dame mittleren Alters spricht ihn an:
"Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?"
Sie wird mich für einen Intellektuellen, vielleicht für einen Philosophen halten, denkt Karl und macht ein bedeutungsvolles Gesicht.
"Lassen Sie mich raten. Ich bin sicher, Sie sind Wirt."
conrad
dazu Zeichnung von Fred Rauch aus der
CD-Rom Cyberspace der Phantasie Teil 3
Eine Laudatio für Fred
Fred Rauch, geboren 1949 in München, begründete 1996 den Alterrealismus mit dem begehbaren Environment "DAPHNE" im Hacklhaus in München – Moosach
Künstlerische Techniken: Federzeichnungen, Installationen, Acrylbilder. Materialien u.a. Pigmente aus Erden der Provence.
Illustration mehrerer Bücher und einer CD - ROM.
Ausstellungen und Verkauf in Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich.
Beiträge für verschiedene Fachzeitschriften (z.B. Deutsche GO - Zeitung, Bayrische Petanquezeitung ).
Diese wenigen biografischen Angaben, die wir von ihm erhalten haben, verraten so gut wie nichts über Fred Rauch. Bei einem Künstler und zudem Individualisten wie Fred Rauch einer ist, wundert einen diese Zurückhaltung nicht. Wir vermuten aber, dass Leben und Kunst für ihn keine Gegensätze sind. Dass er es geschafft hat, so zu leben, wie er als Künstler leben möchte. Und dazu gehört anscheinend auch das Boulespiel. Wir wissen, er ist passionierter Boulespieler. Wobei es, so denkt man sich, weniger um den Wettkampf geht, sondern eher um das Spielen selbst, um Konzentration, um eine ruhige Hand, um genaues Hinschauen etc. Das scheint durchaus eine Parallele zu den Fähigkeiten des Künstlers zu ergeben.
Wenn man sich ein Bild über Freds Kunst machen will, hilft einem ein Vergleich mit den verschiedenen Kunstrichtungen nicht weiter, vom Impressionismus bis etwa zur Op-Art, er lässt sich nirgendwo einordnen, nichts passt auf ihn. Fred kreierte deshalb eine neue Kunstrichtung, den Alterrealismus.
Aber er sagt uns nicht, was er damit genau meint. Wir müssen uns selber Gedanken machen. Alterrealistisch, also anders-wirklich, oder eine andere Wirklichkeit. Bei seinen Bildern fällt einem besonders das Ornament auf. Es hat etwas Vegetatives, Gewachsenes, wie es auch kennzeichnend ist für die Kunst der frühen Kulturen. Das Ornament durchwebt bei ihm die Gegenstände, die Figuren. Das Figurative wird zum Ornament, das Ornament zur Figur. Fred geht es offensichtlich darum, die Strukturen, die Muster, die Symmetrien hinter der äußeren Erscheinung aufzuzeichnen. Und er hat es darin zu großer Vielfalt, Virtuosität, Meisterschaft gebracht. Seine Motive sind vielfältig, häufig erforscht er sich selbst in seinen Selbstporträts, aber direkt einordnen in Genres lassen sich seine Sujets nicht. Dazu sind sie zu sehr von eigener Prägung.
In Freds Bildern mit ihrer Ornamentik, ihren ornamental verfremdeten Gesichtern, erscheint es einem als würde Urwelt zur Gegenwart, und Gegenwart ließe die Ursprünge erkennen. Diese eigene Bilderwelt schwingt nach beiden Seiten, überbrückt die Spanne zwischen Vorzeit und dem Cyberspace. Freds Bilder erschaffen eine eigenen Welt geheimnisvoller Gestalten, Archetypen, Zeichen und Symbolen. ein feingewobenes Netz, in dem versteckt auflauert oder als Vexiertier hervorblickt, Freds Totemtier, der Amserich Fred. Ein gewitzter Vogel, der als Stellvertreter Freds unter anderem die Rolle des Ironikers und Humoristen einnimmt, der alles nicht gar so ernst nimmt. Und so bleiben die Pole im Gleichgewicht. Das Archetypische und das Individuelle, die Urwelt und die Gegenwart.
Conrad
Texte: Mitgewirkt haben:
Clara, Klärchen, Angelika, Helga, Waltraud, Sissi, Conrad, Nora,
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2009
Alle Rechte vorbehalten