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Prolog

Mein Leben war noch die das schönste. Es war sogar richtig beschissen. Seit meiner Geburt ist nicht nur mein Leben, sondern auch dass meiner Mutter den Bach runter gegangen. Bevor ich geboren wurde, war sie mit meinem Vater recht glücklich. Danach musste mein Vater mehr und mehr arbeiten und sie stritten sich immer häufiger. Und zwei Jahre später wurde mein Bruder Justin geboren. Um diese Zeit herum fand meine Mutter heraus, dass die sogenannten Überstunden, keine überstunden waren. Mein Vater hatte eine Affäre mit einer seiner Angestellten. Diese war um einiges jünger als meine Mutter. Sie stritten sich heftig und mein Vater zog aus. Meine Mutter redete sich jedoch weiter ein, er würde zurückkommen und begann sich jeden Abend zu betrinken. Als ich fünf war ertrank mein Bruder im Swimmingpool der Nachbarn. Wir hatten im Garten zusammen gespielt und er hatte es irgendwie geschafft ungesehen in Nachbarsgarten zu kommen. Meine Mutter gab mir die Schuld, was sie allerdings nur tat, wenn sie mal wieder betrunken war. Und nachdem mein Vater, kurz nach der Beerdigung meines Bruders, meiner Mutter die Scheidungspapiere vorlegte, trank sie immer mehr. Wir zogen dann auch vom Vorort in die Stadt. Und dort, im ärmlichen Teil von Brooklyn, lebe ich seitdem mit meiner Mutter in einer kleinen Dreizimmer Wohnung. Meine Mutter ist Alkoholikerin und Arbeitslos. Leben tun wir gerade so von den Unterhaltszahlungen meines Vaters, den ich bereits seit fast zwölf Jahren nicht mehr gesehen habe.

In der Schule bin ich nicht schlecht, zähle aber zu den Außenseitern. Ich habe keine Freunde. Und abgesehen von den dreimal wöchentlichen Nachhilfe Stunden die ich bei Claudia, Dean und Franny gebe habe ich keinen Job.

Mein einziges Ritual, dass ich habe, und wo ich mir selbst was gönne ist der Besuch im SHIT jeden Freitagabend.

So jetzt hab ich mich vorgestellt.

Nein, noch nicht ganz. Mein Name ist Kathrin Geller.

Oder auch Kathy.

So, jetzt aber wisst ihr wer ich bin.

Und ich hab etwas zu erzählen.

Kapitel eins: Warum ich?

Also, wo soll ich anfangen. Da ich über meine Jetzige Situation nicht viel Sagen kann. Erzähle ich euch was in den letzten Stunden passiert ist.

Also, wir haben einen Freitag. Es ist vier Uhr Nachmittags und ich bin dabei meine Hausaufgaben zu machen, wie jeden Tag.

Mein Handy klingelte und ich ging ran bevor ich auf die Nummer gesehen hatte. „Ja?“ „Du musst meinen Aufsatz schreiben!“ der Befehlston stammte von Claudia, aber ich stellte mich erstmal blöd. Ich hasse unhöfliche Menschen.

„Erst einmal Hallo, schön dass du anrufst. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Dir ist klar dass du ein Freak bist? Komm wir zum Punkt. Du musst meinen Aufsatz schreiben, sonst kann ich heute Abend nicht zu Billy Jones Party.“ „Tja, ich mache generell nicht die Hausaufgaben von anderen. Aber ich kann dir gerne Helfen. Du brauchst ihn Monatag richtig?“ „Ja, und wenn  du Geld willst, ich zahl dir das Doppelte, wenn du ihn schreibst.“ „Noch mal und diesmal schreib mit. ICH werde deinen Aufsatz nicht schreiben. Aber ich komme gerne  Morgen vorbei und helf´ dir…“ „Nein, heute noch. Mein Vater lässt mich nicht gehen, wenn er nicht heute fertig ist.“ Ich sah auf die Uhr. Es würde ne Ewigkeit dauern, zu ihr zu fahren, ihr zu helfen und nicht all zuspät ins SHIT zu kommen. Aber das Doppelte! „Also gut, ich fahre gleich los. Wird ne Stunde oder länger dauern bis ich da bin. Fang schon mal an.“

Piep piep piep. Toll, sie konnte es wohl kaum erwarten mich los zu werden. Ich ging zum Schrank und zog mein Outfit für heute Abend raus. Ich werde wohl nicht noch mal herkommen und mich Umziehen können. Es war ein langes rotes mit Pailletten besetztes Kleid. Es ging mir bis knapp übers Knie. Zusammen mit schwarzen High Heels sah ich darin echt heiß aus. Nicht dass ich darauf wert lege.

Ich setzte mich also in meine kleine Schrottkiste und fuhr los. Zur Verteidigung, sie sieht nicht aus wie eine Schrottkiste. Es dauerte Eineinhalb Stunden, bis ich  vor Claudias Haus stand. Es hatte deshalb solange gedauert, da der verkehr mal wieder furchtbar war. Es war jetzt um sechs. Meinen Wagen hatte ich am Ende der Straße abstellen müssen, da vor Claudias haus kein Platz war. Zum Glück war die Straße nicht all zu lang. Claudia öffnete mir und  sah mich herablassend an.

Oh wie ich diese Blondine hasse. „Wie siehst du den aus?“ fragte sie mich mit ihrer ganzen Arroganz als ich eintrat. „Ich hab heute Abend noch was vor. Du bist nicht meine einzige Verabredung.“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Wer würde sich schon mit dir verabreden?“ genervt vertrete ich die Augen. „Lass es uns schnell hinter uns bringen, ja.“

Es dauerte zwei Stunden voller Qual und Nerven zerreibenden Diskussionen bis ich endlich gehen konnte.

Die ganze Zeit fragte ich mich im Stillen: Warum Ich? Womit hatte ich das verdient? Claudia drückte mir zum Abschied einen Hundert Dollar Schein in die Hand. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel wollte ich gerne zu meinem Wagen rennen, aber in High Heels geht das verdammt schlecht. Ich machte mich also auf den Weg und wäre auch fast bei meinem Wagen gewesen, hätte mir nicht so ein Stinkender Kerl von hinten angegriffen und mir eins über den Hinterkopf gezogen. Es wurde alles schwarz.

Und Hier bin ich. Irgendwo in einem stinkenden Zimmer, mit abgedunkelten Fenstern und mit gefesselten Händen.

Irgendwas klebt mir über den Mund und ich tippe auf Klebeband. Und wieder frage ich mich. WARUM ich?

Meine Mutter hatte kein Geld. Mein Vater verdiente als Lehrer auch nicht viel mehr und mir viel kein anderer Grund ein, warum man mich von der Straße weg verschleppen sollte. So jetzt wisst ihr genauso viel wie ich

Ich lag eine weile in dem stickigen schmutzigen Zimmer und versuchet den Gestank zu ignorieren, der bei mir  langsam einen Brechreiz auslöste. Ich weis nicht wie viel Zeit bereits vergangen ist. Aber irgendwann hörte ich aus dem angrenzenden Raum, wie jemand von einer Alten Couch aufstand. Dieser jemand stöhnte und fluchte laut. Es dauerte nicht lange, bis ein schleifendes Geräusch drauf hin wies, dass jemand kam. Die Tür öffnete sich und ein älterer Herr, ungefähr ende 40 stand in schmutzigen Sachen und leerem Blick in der Tür. „Bist wach. Du darfst nicht schreien. Sonst wird ich bös.“ Umständlich kniete er sich neben mich und fummelte mit seinen dreckigen Händen an dem Klebeband herum. Ich schrie trotzdem als er mit einem Ruck das Klebeband abzog. Und prompt schlug er mir ins Gesicht.

„Blödes Gör.“ Der man stank fürchterlich. Angst stieg in mir auf und ich konnte mir ein wimmern nicht unterdrücken. Er drückte mir eine Flasche an den Mund und irgendeine Flüssigkeit, vermutlich Wasser floss mir zum größten Teil übers Kinn. Den Rest versuchte ich zu schlucken. Irgendwann riss er die Flasche weg und stopfte mir irgendwas in den Mund, was widerlich schmeckte und den Würgereiz bei mir auslöste. Er ließ mich weinend zurück.

Warum Ich?

Kapitel zwei: Durchhalten

Ich merkte schnell, dass meine Beine ebenfalls gefesselt waren. Ich hatte es durch das kribbeln, welches in meinen Beinen schmerzte nicht bemerkt. Ich konnte mich also kaum bewegen. Das Zimmer in dem ich war, musste mal einem Jungen in meinem Alter gehört haben. Die Poster an der Wand waren zwar schon etwas Älter. Das Eine war Ein Kinoposter, für einen Film, der vor fünf Jahren gelaufen war. Überall lag eine Dicke Staubschicht. Einzig ein kleiner Wecker, der auf einem Schränkchen stand zeigte die Zeit an.

Ich ging zwar davon aus, dass es die falsche Uhrzeit war, aber es half mir mich zu orientieren. Die letzten drei Tage liefen gleich ab. Dreimal am Tag, wenn auch unregelmäßig, kam er und gab mir etwas Wasser. Und wenn ich es schaffte ihm zusagen, dass ich aufs Klo musste, zerrte er mich durch die kleine schmutzige Wohnung ins Bad. Mit den Gefesselten Beinen ließ es sich zwar schwer gehen, aber ich war froh, wenn ich sie überhaupt bewegen konnte. Als ich den einen Tag auf der Toilette saß konnte ich den Fernseher hören. Ich lauschte erst, als ich bemerkte, dass es die Nachrichten waren und eine Vermissten Meldung durchgesagt wurde. „Das fehlen der Schülerin wurde erst Heute Morgen bemerkt. Kathrin Geller, 18 Jahre Alt kam heute nicht zur Schule und es stellte sich heraus, dass das Mädchen am Freitagabend zuletzt von einer Klassenkameradin gesehen wurde. Ihr Wagen und Ihre Tasche wurden dort in der Nähe gefunden, wo man sie das letzte Mal gesehen wurde. Die Polizei bittet um ihre Hilfe um Kathrin Geller wohlbehalten wieder zu finden.“

„Bist du fertig?“ Er schreckte mich mit seiner lauten Stimme auf und ich beeilte mich fertig zu werden. Als ich wieder in dem Zimmer lag, gefesselt und geknebelt musste ich daran denken, wie lange es gebraucht hatte, bis mich jemand vermisst hat. Drei Tage. Und mein fehlen wurde nur bemerkt, weil ich nicht zur Schule gekommen war. Es war nicht meine Mutter gewesen die mich vermisst hatte. Auch nicht die freunde, die ich nicht hatte. Sondern die Schule. Die Lehrer, die es gewohnt waren, dass ich jeden Tag kam. Selbst wenn ich krank war, war ich zur Schule gekommen. Ich hatte nie gefehlt. Mir kamen wieder die Tränen. Weinend und mit dem Mantra: Durchhalten! Halte durch!

Lag ich dort bis ich irgendwann einschlief.

 

Am nächsten Morgen wurde ich von  einem Lärm geweckt der mich für einen Moment hoffen ließ. Ich hörte, wie eine Tür gewaltsam auf und zu geschoben wurde. Schwere und energische Schritte kamen näher und ich wusste dass es nicht er war. Ich versuchte zu schreien, aber es kam kein ton heraus. Durch die Tür, konnte ich dumpf stimmen vernehmen. „Dad? Dad! Wach auf. Du stinkst wann hast du das letzte Mal geduscht?“ Die Stimme gehörte einem jüngeren Mann. Irgendwie glaubte ich, dass er meine letzte Hoffnung sei. Ich versuchte weiterhin irgendwie lärm zu machen und trat kräftig aus. Dabei stieß ich gegen einen Stuhl der scheppernd umfiel. Ich hielt inne und hoffte dass er es gehört hatte. „Dad! Komm steh auf!“ Der Fernseher wurde ausgeschalten und ich konnte deutlich das stöhnen des Älteren Mannes hören. Mir wurde klar, dass der Fernseher den Stuhl übertönt hatte. Oh Bitte, Bitte. Noch einmal trat ich aus und traf wieder den Stuhl der diesmal gegen die Wand polterte. „Was war das?“ Er bekam von seinem Vater nur ein unwirsches Knurren. Ich trat wieder aus und traf ein Tischbein. Es machte nicht soviel Krach wie der Stuhl, aber es reichte. Feste energische Schritte kamen Näher und die Tür wurde Aufgerissen. Zuerst erkannte ich einen Großen Schatten. Erst Als er Näher kam und sich über mich beugte erkannte ich dass Gesicht eines Jungen, circa 20 Jahre alten Mannes mit dunklen Augen, die mich entsetzt und auch erstaunt ansah. Vorsichtig Richtete er mich auf und zog dann ebenso vorsichtig mir den Knebel aus dem Mund.

Ich musste einpaar Mal schlucken, bis ich einen Satz raus bekam. „Bitte, Bitte. Bitte helfen sie mir. Bitte“  Der Mann stand auf und verschwand im neben Raum. Ich wimmerte verzweifelt auf. „Dad, dass hast du nicht wirklich getan, oder?“ Die Stimme war ein einziges zischen. „Du landest im Knast wenn das rauskommt?“ „Lass mich!“ „Dad ich rede mit dir.“ „Ich brauche eben Geld.“ „Du hast sie wegen Geld Entführt?“ Ich konnte den Mann bitter auflachen hören. „Das Mädchen ist wertlos. Ihre Mutter besitzt kein Geld.“ „Woher willst du dass wissen. Hab das Gör aus dem Schickimicki-viertel. Dort habse genug“ Wieder lachte der Junge Mann bitter auf. „Tja, für sie bekommst du keinen Cent.“ Ich wollte Schreien. Warum, kann er mir nicht einfach helfen. Mir kam der Gedanke einfach zu schreien. Wenn er mir nicht hilft, vielleicht dann die Nachbarn. Ich wollte auch gerade ansetzten, als mir der dunkle Schatten im Türrahmen sagte, dass er wieder da war. Ich wollte mir gerade überlegen, was jetzt zu tun sei, als er sich neben mich kniete. Mir fiel kein klarer Gedanke ein und ich merkte, dass ich ziemlich müde war. „Komm steh auf.“ Er zog mich auf die Beine die prompt unter mir wegknickten. „Du sollst stehen bleiben.“ Er klang ziemlich genervt. Vor meinen Augen verschwamm alles. Ich wollte mich gerade fragen, was los war, als mein Magen schmerzhaft knurrte. Dunkel erinnere ich mich, dass der schon in den letzten Tagen oft geknurrt hatte. Kein Wunder, ich hatte in den letzten Tagen nur Wasser getrunken. „Wann hast du das letzte Mal was gegessen?“ Ich wollte Antworten, aber er drückte mich auf das Bett und kramte aus seiner Hosentasche einen Snickers, öffnete ihn und reichte ihn mir. Ich war so Hungrig, dass ich den Schokoriegel fast angenommen hätte. Als ich nicht zugriff seufzte er genervt auf. „Auch noch wählerisch? Es wäre nur ein Anfang, ich hol gleich noch was.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich bin Allergisch. Gegen Nüsse.“ „Echt? Gut zu wissen. Tja, ich geh gleich Einkaufen“ Er steckte sich den Riegel in den mund, biss aber nicht ab. Stattdessen griff er nach dem Stoffknäuel, den er mir eben noch aus dem Mund gezogen hatte und stopfte ihn wieder rein.  Erst jetzt biss er ab und kaute genüsslich. „Du bist brav, verstanden.“ Und schon war er weg. Ich muss eingeschlafen sein, denn als er mich weckte, waren zwei Stunden vergangen und auf dem Nachtschrank stand eine Dampfende Schale mit Suppe. Aus dem Nebenraum war der Fernseher wieder zu hören. „Mach den Mund auf!“ Er pustete vorsichtig auf den Löffel, bevor er ihn mir in den mund steckte. Es war eine einfache Gemüsebrühe, schmeckte aber in diesem Moment besser als alles woran ich mich erinnern kann. Es war nur eine kleine Schale, die bald darauf leer war. Ich wollte noch mehr haben, was ich ihm auch sagte, aber er schüttelte mit dem Kopf. „Schon langsam. Sonst übergibst du dich nur. Du hast lange nichts mehr gegessen.“ Ich wollte ihm irgendwas sagen, aber als ich ansetzten wollte war es weg. Er ging ohne mich wieder zu knebeln. Ich döste etwas vor mich hin und hörte dabei den Fernseher im neben Zimmer, sowie seine Stimme, die leise, und für mich nur ein Gemurmel, auf seinen Vater einredete. Ich schloss irgendwann die Augen und stellte mir meine Mutter vor. Wer würde sich um sie kümmern? Wer würde ihr ein Glas Wasser und eine Aspirin hinlegen, weil sie mal wieder besoffen eingeschlafen war? Wer würde ihre Launen ertragen, wenn sie mal wieder von einem ihrer Trips zurück war und sie keinen Stoff mehr hatte? Sie war in den letzten Jahren sicher keine gute Mutter gewesen, aber sie war eben meine Mutter und ich vermisste sie.

Ich hörte wie er wieder eintrat und öffnete meine Augen. In seiner Hand hielt er wieder eine Schüssel Suppe und in der anderen ein Glas Saft. „Gut geschlafen?“ Ich sah ihn an und war ihm irgendwie dankbar. Vielleicht, weil er sich in den letzten paar Stunden besser um mich gekümmert hatte als jeder andere bisher. Vielleicht aber auch weil er einfach freundlich war, im Gegensatz zu seinem Vater. Er fütterte mich wieder und vielleicht war es jetzt von mir mehr als dämlich, aber ich war froh darüber. Als die Schale wieder leer war, reichte er mir den Saft. „Ich liebe Orangensaft, danke.“ Er lächelte. „Kann ich nicht einfach gehen? Bitte.“ Sein lächeln verschwand. „Nein. Du würdest zur Polizei rennen. Und dann landet mein Vater im Knast.“ Er stand auf und wollte gehen. „Ich will doch nur nach Hause“ wimmerte ich. Er blieb stehen und sah mich an. „Tut mir leid.“ Dann ging er. Als er die letzten drei Male kam um sich um mich zu kümmern, sprach er kaum mit mir. Es waren nur knappe Befehle. Mehr auch nicht. Als es später dunkel wurde kam er zum letzten Mal. „Brauchst du noch was?“ Ich schüttelte den Kopf. Den Rest des Tages hatte er den Knebel weg gelassen. Jetzt griff er wieder danach. „Bitte, ich schrei auch nicht.“  Er schüttelte den Kopf. „Ich muss jetzt zur Arbeit. Bin gegen Mittag wieder da. Bis dahin…“ er stopfte mir den Stoff in den Mund, trotz dass ich versuchte mich zu wehren. „…wird’s nicht anders gehen. Gute Nacht.“ Er ging und kurz darauf hörte ich wie er die Wohnungstür aufschob und sie hinter sich ins Schloss fallen ließ. Ich versuchte eine Weile die fesseln los zu werden, aber es schnürte mir nur noch mehr die Handgelenke ab. Also ließ ich es bleiben. Es dauerte eine weile bis ich einschlief. In dem alten Bett ließ es sich besser schlafen, als auf dem harten Boden. Trotzdem war mein Traum nicht besser. Zugegeben, ich hatte in den letzten Nächten gar nicht geträumt. Ich träumte, dass ich im  SHIT wäre und alle sich unterhielten. Aber wenn ich mich an irgendein Gespräch beteiligen sollte, stoben alle auseinander. Dies geschah jedes Mal. Sie flüchteten regelrecht vor mir. Irgendwann waren alle weg und das SHIT war leer. Und ich war allein.

Ich wachte in der Dunkelheit auf. Ich war allein.

Ich war schon immer allein gewesen. Keine Freunde. Keine Familie. Meine Mutter war mit ihrem Rausch beschäftigt, mein Vater hat mich bestimmt schon längst vergessen. Meine Tränen konnte ich nicht länger zurückhalten. Ich weinte solange bis ich wieder einschlief.

Kapitel drei: Forderungen

Ich wachte auf, als es im Nebenraum irgendwas Schweres auf den Boden fiel. Das klirren und Fluchen was darauf folgte, ließ mich vermuten, dass der Mann, mein eigentlicher Entführer, vom Sofa gefallen war und dabei einige der leeren Flaschen umgerissen hatte, die dort überall standen. Nach dem er sich aufgerappelt und durch die Wohnung gelaufen war wurde es wieder ruhiger. Einige Stunden später wurde die Wohnungstür geöffnet. „Was machst du den wieder hier?“ doch der Mann bekam keine Antwort. Stattdessen öffnete sich die Tür und er trat ein. „Gut geschlafen?“ er zog den Knebel aus meinem mund und holte aus dem Rucksack auf seinem Rücken eine Papiertüte mit einem belegten Brötchen heraus und reichte es mir. Es war noch warm und roch lecker. „Vollkorn mit Tomaten Schinken Aufschnitt.“ Ich lächelte dankbar und biss hinein. Es schmeckte so gut wie es gerochen hatte. Ich musterte ihn und sah, er trug eine dunkelblaue Uniform, die Rettungssanitäter trugen. Ich hatte schon oft Sanitäter gesehen, den schon oft hatten sie ihre Mutter abholen müssen. „Du bist Sanitäter? Cool.“ Er lachte. „Sag jetzt nicht du stehst auf Uniformen.“ „Nicht wirklich. Aber ich mag Sanitäter. Die sind in der Regel freundlich.“ „Ich bin freundlich!“ Protestierte er. „Dann lass mich gehen. Bitte. Meine Mutter…“ „Macht sich riesige Sorgen, richtig? Ich hab schon gesagt warum ich dich nicht gehen lassen kann. Deine Mutter wird es überleben.“ Er war sauer. Toll gemacht. Mir fiel ein Artikel ein, bei dem man, wird man überfallen ectera eine persönliche Bindung aufbauen soll. Das soll verhindern, dass derjenige einem etwas tat. Vielleicht ließ er mich gehen, wenn ich ihm erzählte warum ich nach hause musste. „Meine Mutter würde mich nicht vermissen. Sie würde noch nicht einmal merken, wenn ich weg bin. Sie ist Drogen abhängig und eine Alkoholikerin. Sie hat niemanden außer mir. Bitte, lassen mich gehen.“ Er schuppte und stand auf. „Dass soll ich dir glauben, ja?“ „Ich sage die Warheit. Bitte. Überzeuge dich selbst wenn du willst. Fahr mich hin…“ Er fuhr herum und ich zuckte zusammen. „Klar, damit ich für deinen Entführer gehalten werde und im Knast lande. Ich bin nicht blöd.“ So wütend wie er war machte er mir Angst. Und wenn ich Angst bekomme muss ich immer weinen. Eine schlechte Angewohnheit für die mich meine volltrunkene Mutter mich immer runterputzt. „Hey, nicht weinen. Nicht weinen. Kathrin!“ Er kniete sich seufzend vor mich hin. „Mein Vater kann nicht für sich selber sorgen. Er braucht mich, sonst geht er noch zu Grunde.“ „Und meine Mutter braucht mich.“ Schluchzte ich. Er sah mich eine Weile an. „Hast du einen Schlüssel? Zu der Wohnung von deiner Mutter?“ Ich schüttelte den Kopf. Mein Schlüssel war in meiner Handtasche gewesen. Und die hatte ich am Freitag fallen gelassen. „Aber im Keller hinter dem Sicherungskasten ist ein Ersatzschlüssel.“ Er nickte und fuhr sich durch seine Braunen Haare. „Ich werde heute Nachmittag nach ihr sehen. Bis dahin bleibst du hier und machst keine Dummheiten, ist das klar?“ Ich nickte. „Ich bin müde und werde ich etwas hinlegen.“ Daraufhin ging er und schloss die Tür hinter sich.

 

Er stand vor dem Haus indem Kathrin Geller mit ihrer Mutter im dritten Stock wohnt. Warum nur tat er was sie wollte? Wäre er ein starker harter Kerl, er hätte sie gleich umgebracht und ihre Leiche beseitigt. Sein Problem:  Er war nun mal kein harter Kerl. Er hatte schon immer alles für die Mädchen getan. In der Grundschule hatte er Luisa Morgan ein ganzes Jahr lang die Schultasche hinterher getragen. Und dass nur weil sie ihn mit ihren kuller Augen angeklimpert hatte und gesagt hatte, die Tasche wäre viel zu schwer für sie. Und jetzt war er die kleine Rothaarige hereingefallen, die ihn mit ihren Grauen Augen an geklimpert hatte und ein paar Tränen kullern lassen hat. Aber er war nun mal ein guter leichtgläubiger Mensch. Er überquerte die Straße und betrat das Haus. Das Treppenhaus sah schmutzig und ziemlich ramponiert aus. Bevor er losgegangen war hatte er sich von Kathrin alles genau beschreiben lassen. Und tatsächlich fand er den Schlüssel genau dort, wo sie gesagt hatte. An dem Schlüssel hing ein alter, von einem kleinen Kind gemachten Anhänger. Er bestand aus Gelb und Rot bemalten Ton. Seufzend machte er sich auf den Weg in den dritten Stock. Irgendwie hoffte er, dass der Schlüssel nicht passte, aber die Tür sprang auf. Vorsichtig trat er ein. Der Flur in dem Er stand war circa zwei Meter lang und dunkel. Es gab auf beiden Seiten Zwei Zimmer und m ende des Flures noch eines. Er schloss leise die Wohnungstür hinter sich und sah in die Ersten Räume. Das Erste Zimmer Rechts war ein Bad, direkt gegenüber, auf der Linken Seite befand sich die Küche. Dort stapelten sich Unmengen schmutzigen Geschirrs. Er ging weiter und öffnete die zweite Tür auf der linken Seite. Dort befand sich ein Zimmer, indem mehre Kartons standen. Er schloss die Tür und wendet sich der Tür am Ende des Flures zu. An der Tür klebten Bunte vergilbte Buchstaben. Sie ergaben das Wort Kathy. Er musste lächeln. Gern hätte er Kathrin als Kind gekannt. Sie muss ein starkes Kind gewesen sein. Ein Husten aus dem Zimmer rechts von ihm, hinderte ihn daran die Tür zu öffnen und sich ihr Zimmer anzusehen. „Mrs Geller?“ In dem Zimmer rechts stand die Luft und es roch nach Qualm, Alkohol und anderen scheußlichen Sachen, für die er keine Namen wusste. „Mrs Geller? Ich bin ein Freund ihrer Tochter. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht, da ihre Tochter ja verschwunden ist.“ Er sprach laut und deutlich, da die zierliche Frau paralysiert wirkte. Die Frau hatte Blonde strähnige Haare und sah sogar fast hager aus. Sie blinzelte uns sah ihn  mit ihren glasigen blauen Augen an. „Ist nicht verschwunden. Ist in der Schule, das Gör.“ Verwirrt sah er sie an. Die Frau hatte keine Ahnung. „Mrs Geller, Ihre Tochter ist seit Freitag verschwunden. Wir haben jetzt Mittwoch.“ „Mittwoch“ wiederholte sie. Er sah sich um. Auf dem schmalen Wohnzimmertisch sah er neben Schnapsflaschen und einem vollen Aschenbecher ein Tütchen mit kleinen Pillen. Kathrin hatte die Warheit gesagt. Er wandte sich wieder Kathrins Mutter zu. „Mrs Geller? Brauchen sie irgendwas? Soll ich irgendwen anrufen?“

Wieder Blinzelte sie und sah ihn verwirrt an. „Wer sind sie noch mal?“ Sie lächelte verklärt. „Mein Name ist Benjamin Bradshow: Ich bin ein Freund Ihrer Tochter.“ „Meiner Tochter?“ „Kathrin“ „Ah, ja. Kathy. Unnützes Gör.“ Die nächsten zehn Minuten hörte er ihr zu, wie sie auf die denkbar schlimmste Art über ihre Tochter herzog. Was sie genau sagte, wollte er nicht wissen. Schlimm genug, dass eine Mutter so was tat. Nach zehn Minuten war sie mitten in ihrer Tirade eingeschlafen. Benjamin ließ den Kopf in die Hände fallen. Sein Vater hatte nie solche Sachen über ihn gesagt. Er hatte ihn nie verabscheut, wie diese Frau ihre Tochter verabscheute. Irgendwie wollte er ihr helfen. Das Mädchen hatte es nicht verdient so behandelt zu werden. Niemand hatte das.

Er wollte gerade gehen, als sein Blick noch mal auf Kathys Zimmertür fiel. Langsam Drückte er die Klinke herunter. Zu gern hätte er gewusst, wer dieses Mädchen war, das ihm so leid tat. Er hätte gerne gesehen, was sie interessierte, was sie liebte. Und hinter dieser Tür lagen die Antworten. Vorsichtig ließ er die Klinke wieder hoch kommen. Die Tür blieb verschlossen. Es ist besser, wenn er jetzt gehen würde. Er ließ den Kopf an das dunkle Holz der Tür sinken und musste lächeln. Dann ging er.

 

Ich hörte die Wohnungstür und sprang auf die Beine. Das hatte zwar zur Folge, dass sich alles drehte, aber nach ein paar Sekunden ging es mir besser. Ich lief zur Tür und öffnete sie langsam. „Und? Wie geht es meiner Mutter?“ Erstaunt sah er mich an. „Solltest du nicht schlafen?“ Ach ja, die Tablette. Bevor er gegangen war hatte er mir eine Schlaftablette gegeben, damit ich ruhiggestellt war bis er zurückgekommen war. „Ähm…“ Ich vermied es ihn anzusehen. Aber er schien von alleine drauf zu kommen. Er schob mich in das Zimmer zurück und schloss die Tür. „Wo hast du sie versteckt?“ Er sah wie ich zum Bett rüber schielte und fing an es zu durchsuchen. Unterm Kissen, fand er die noch feuchte Tablette. „Warum hast du sie nicht geschluckt?“ „Weil ich nicht ruhiggestellt werden möchte wie ein tollwütiges Tier.“ Er Atmete hörbar aus und ich bemerkte, dass er ziemlich fertig aussah. „Wie geht es meiner Mutter? Hast du mit ihr geredet? Hat sie nach mir gefragt?“ Hatte ich erwähnt, dass ich ziemlich naiv bin?

Er ließ sich aufs Bett sinken und faltete die Hände unter seinem Kinn. „Du hattest Recht mit dem was du gesagt hattest. Mehr brauchst du nicht wissen.“ „Warum?“ Meine Stimme wurde lauter. Irgendwas wollte er mir nicht sagen. Irgendwas war mit meiner Mutter und ich wollte es wissen.

„Darum. Es ist besser so, ok?“ „Nein, nichts ist ok. Sag mir was mit ihr ist!“ Plötzlich stand er nur ein paar Zentimeter vor mir und funkelte mich böse an. Er war etwas größer als ich und wie ich so zu ihm rauf sehe, fühlte ich mich noch kleiner, als ich ja ohne hin schon war. Doch bevor er irgendwas erwidern konnte, kam die Stimme seines Vaters aus dem angrenzenden Zimmer. „Ben? Alles in Ordnung?“ „Ja, Dad.“ „Ben, ja? Pass auf Ben, ich will nur wissen was mit meiner Mutter ist.“ Niedergeschlagen sah er mich an. „Sie … stand unter Drogen. Sie wusste nicht welchen Wochentag wir hatten, oder was überhaupt in den letzten tagen los war.“ „Also auch nicht, dass ich nicht da bin?“ Er schüttelte den Kopf. „Da ist noch was, oder? Sag schon bitte.“ „Nein, bitte mich nicht darum. Ich will dir nicht weh tun.“ Ich sah wie traurig er war und ahnte, was er mir verschwieg. „Ich wird uns jetzt was zu Essen machen.“ Er hatte die Tür erreicht, als ich es wissen wollte. „Ben? Sie hat mich beschimpft, nicht war? Sie hat gesagt wie sehr sie mich hasst. Sie hat mir die Schuld gegeben, dass Mein Vater uns verlassen hat. Dass mein Bruder…“ Ich musste schlucken. „Dass mein Bruder gestorben ist.“ Meine Stimme zitterte nur noch und alles verschwamm vor meinen Augen. Erst, als ich zwei starke Arme, Bens Arme, die mich an sich drückten und trösteten, brach alles aus mir heraus. Ich hatte in al den Jahren oft geweint, aber ich hatte immer versucht stark zu sein. Jetzt war es anders. Ich konnte nicht aufhören. Ich konnte nicht versuchen stark zu sein. Ben hielt mich im Arm und sagte kein Wort. Er ermahnte mich nicht mit dem weinen aufzuhören. Und dafür war ich ihm dankbar.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich beruhigt hatte. Ben brachte mir eine Tasse heißen Tee. Er hatte immer noch nicht ein Wort gesagt. „Du wirst mich trotzdem nicht gehen lassen Richtig?“ Ich beobachtete wie kleine Dampfschwaden aus der Tasse stiegen. „Zu deiner Mutter? Nein. Nicht für alles auf der Welt.“ Ich nickte nur.

 

Der Polizeibeamte sah auf, als er unter den vielen Umschlägen, die  an diesem Morgen im Briefkasten war und die er sortierte der Verweis: Fall Kathrin Geller stand. Er hatte von dem Mädchen gehört. Sie war seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Es hatte noch keine Forderungen gegeben. Man vermutete, dass der Entführer eher den Vater des Mädchens Erpressen wollte, als die Mutter. Dies war drogensüchtig und bekam nichts mit. Dieser Brief war der Erste Hinweis auf das Mädchen, den die Polizei hatte. Es dauerte auch nicht, bis die zuständigen Beamten den Brief in den Händen hielten. Dieser hatte Folgenden Inhalt:

             An den Vater von Kathrin Geller,

             Ihrer Tochter geht es gut. Noch.

             Wenn Sie wollen, dass es so bleibt,

     sorgen sie dafür, dass sie bei ihnen

     Wohnen kann und dass Sie sich um

     ihre Tochter kümmern und sich für

     die Letzten Jahre bei Ihr zu Entschuldigen.

     Sollten Sie diesen Forderungen nicht nachgehen

Kann ich nicht für die weiter Gesundheit Ihrer Tochter garantieren.

Der Brief war nicht unterschrieben. Er war mit einer Schreibmaschine gedruckt worden. Und wie sich herausstellte, gab es keine Fingerabdrücke.

 

Kapitel vier: Freunde

Heute ist Donnerstag, wenigstens, wenn ich mit meiner Rechnung richtig liege. Ben müsste jeden Moment von der Arbeit kommen. Unglaublich, dass ich es nicht erwarten kann ihn wieder zu sehen. Immerhin ist er der Sohn meines Entführers. Derjenige, der diesem hilft mich hier fest zu halten. Aber er ist mir hier auch die einzige Gesellschaft. Und der einzige Trost. Unter anderen Umständen, wäre er vielleicht ein Freund. Aber ich weis, dass das nicht der Fall sein kann. Nicht unter diesen Umständen. Irgendwie schade, denn er wäre der Einzige Freund gewesen, den ich jemals gehabt hatte. Auch wenn dieser Freund einen Nachts ruhig stellt. Bevor Ben gestern gegangen war, hatte er mich eine Schlaftablette gegeben und kontrolliert ob ich sie auch wirklich geschluckt hatte. Ich erinnere mich, dass er gegangen war als mir die Augen zugefallen waren. Jetzt ließ die Wirkung nach und ich wurde langsam wach. Es dauerte einige Stunden, bis ich die Wohnungstür hören konnte und ich richtete mich ungeduldig in dem Bett auf. Kurz darauf stolperte Ben ins Zimmer und ließ sich neben mir aufs bett fallen. „Du siehst erledigt aus.“ „Ich hab in letzter Zeit kaum geschlafen.“ Er sah mich an und ich musste daran denken, dass ich bestimmt nicht besser aus sah. Zwar hatte ich genug geschlafen, aber geduscht hatte ich in den letzten Tagen nicht. Plötzlich kam ich mir richtig schmutzig vor. Ich hatte mir in den letzten Tagen keine Gedanken gemacht ob ich duschen musste oder nicht. „Machen wir einen Deal ok. Ich nehme dir das hier ab und du machst keine Dummheiten.“ Dabei zeigte er auf meine Hände. Ich nickte. „Aber ich hätte da auch noch ein paar Dinge. Er sah mich müde fragend an.

„Ich hab seit Tagen nicht mehr geduscht. Und ich will keinen Tabletten mehr schlucken.“ Ben nickte. „Keine Dummheiten!“ Ermahnte er mich noch mal, als er mir die Fesseln abnahm. Einige Minuten später stand ich unter einem warmen Strahl Wasser und fühlte mich schon viel besser. Ben hatte mir ein Paar Sachen von sich gegeben, die er noch hier hatte. Und als ich in das zu große Rote T-Shirt schlüpfte und mir die Boxershorts und die Jogginghose überstreifte war ich extrem erleichtert. Jetzt wusste ich, was mir in den letzten Tagen gefehlt hatte. Auf dem Weg in das Zimmer, in dem ich die ganze Zeit gewesen war, sah ich Bens Vater, der mit starrem Blick auf dem schmuddeligen Sofa saß. Der Fernseher lief, aber er schien durch ihn hindurch zusehen. Dieser Mann erinnerte mich an meine Mutter. Ich ging vorsichtig weiter ohne ihn aus den Augen zu lassen, aber er schien mich kaum zu bemerken. Ich schloss leise die Tür hinter mir und musste lächeln als ich Ben sah. Er saß, zusammengesunken und gegen die Wand gelehnt auf dem Bett und war eingeschlafen. Er sah so friedlich aus, dass ich ihn nicht wecken wollte, aber als ich mich vorsichtig neben ihn aufs Bett setzte schrak er hoch. „Frühstück, ich mach Frühstück.“ Ich griff nach seinem arm als er aufstehen wollte und hielt ihn so zurück. „Vielleicht solltest du dich erstmal ausruhen.“ Er lächelte. „Erst Frühstück. Dann leg ich mich hin. Versprochen.“ Ich stand auf und wollte ihm folgen, als ich seinen verwirrten Blick sah. „Ich will nur aufpassen, dass du dabei nicht einschläfst.“ Ich grinste ihn an und hoffte dass er es mir abnahm. Der Punkt war, ich wollte nicht allein sein. Ich langweilte mich so furchtbar, dass ich sogar versuchen würde mich mit Bens Vater zu unterhalten, während er in diesem Zustand war. „Vielleicht kannst du wirklich helfen. Es müsste abgewaschen werden.“ Anstatt das Gesicht  zu verziehen, als ich das Wort abwaschen hörte, meine Unbeliebteste Beschäftigung, lächelte ich einfach weiter. Ich folgte ihm in die Küche und sah dass selbe Bild, welches Zuhause in unserer Küche vorherrschte. Ich räumte also erst die Spüle aus, bevor ich anfing abzuwaschen. Ben holte aus einem Schrank ein Geschirrtuch und trocknete ab. „Ben, Darf ich dich was fragen? Wo ist deine Mutter?“ „Sie hat sich vor sieben Jahren Umgebracht.“ „Das ist schrecklich. Tut mir leid.“ Ich warf Ben einen Blick zu, und war erleichtert, dass er über meine Frage nicht bestürzt war. „Das muss es nicht. Sie litt unter starken Depressionen. Wir konnten ihr nicht helfen. Selbstmord zu begehen war ihr letzter Ausweg. Wenigstens aus ihrer Sicht.“ „Vermisst du sie den nicht?“ Ich spürte seinen Blick auf mir und befürchtete schon, dass ich zu weit gegangen war. Aber als er antwortete klang er nicht verärgert. „Natürlich. Ich hab sie geliebt. Sie war meine Mutter. Aber ich denke, dass es ihr jetzt besser geht.“ Es trat stille ein. Der Berg an schmutzigem Geschirr schrumpfte langsam. „Kathy, jetzt habe ich eine Frage. Vermisst du deinen Vater?“ „Nein.“ „Warum nicht? Er ist doch dein Vater?“ „Aber kein Guter. Ich habe seit zwölf Jahren nichts mehr von ihm gehört. Ich bin ihm egal.“ „Bestimmt nicht. Du bist seine Tochter.“ „Ich bin auch die Tochter meiner Mutter. Und sie hasst mich.“ Ich spürte seine Hand auf meinem Rücken. „Dass kannst du nicht vergleichen. Aber würdest du deinem Vater eine Chance geben?“ Ich ließ dass Wasser aus der Spüle und sah ihn genervt an. „Was soll diese Frage?“ „Nicht.“ Misstrauisch sah ich ihm zu, wie er die letzten Teller wegräumte und dann eine Pfanne auf dem Herd erhitzte.

„Ich dachte nur, dass es dir bei deinem Vater besser gehen würde.“ Böse sah ich ihm zu, wie er Eier in eine Schüssel aufschlug und mit Salz und Pfeffer würzte. „Ich glaube mein Vater sieht das anders.“ „Erzähl mir was über ihn!“ „Ich weis nicht was es da zu erzählen gibt. Er ist Lehrer. Wenigstens war er das als ich noch ein Kind war. Er hat meine Mutter betrogen und sie dann verlassen als mein Bruder zur Welt gekommen war. Und nachdem er gestorben war, hat er ich scheiden lassen uns sich nicht mehr gemeldet. Das war´s auch schon.“ Ben nickte nur. Ich fand zwar diese Fragerei seltsam, fühlte mich aber irgendwie geschmeichelt.

„Was ist mit Freunden? Vermisst du sie?“ „Ich habe keine.“ Flüsterte ich und spürte ein unangenehmes ziehen in der Brust. „Warum nicht? Ich meine, du bist ein nettes und Kluges Mädchen. Warum solltest du also keine Freunde haben.“ Ich zuckte mit den Achseln und sah weg. „Es gibt nun mal keinen der mit mir befreundet sein will.“ Mir kam der Gedanke, dass er Mitleid mit mir bekommen könnte. Und das wollte ich nun wirklich nicht. „Außerdem, gibt es keinen den ich als Freund haben will.“ Dass ich schnippisch klang fand ich furchtbar. Ich klang wie Claudia oder eine Ihrer Freundinnen. Der Blick, den Ben mir zuwarf war seltsam. Es sah aus als hätte er Schmerzen. „Hast du dich verbrannt?“ „Nein, nein. Wieso?“ Ich schwieg. Und Ben hatte auch nicht mehr das Bedürfnis sich zu unterhalten. Nach dem wir gefrühstückt hatten, legte sich Ben hin und schlief sofort ein. Ich setzte mich der weile ans Fenster und beobachtete durch die Schlitze der Jalousie, die Straße unter mir. Dort liefen Männer und Frauen, vereinzelt oder in Grüppchen, fuhren Autos und ab und an sah man eine Katze oder einen Hund. Die zeit verging und ich beschloss mir ein Glas Wasser zu holen. Doch ich kam nicht weit. Im Fernseher flimmerte mein Gesicht auf und panisch suchte ich, bis ich die Fernbedienung fand um lauter zu schalten.

„… Die Polizei hat noch keine Anhaltspunkte vom Aufenthaltsort von Kathrin Geller. Allerdings hat sich der Entführer per Brief an die Polizei gewandt, wie wir vom Polizeichef selbst erfahren haben. Sagen Sie uns, was Können sie uns über die Forderungen sagen?“ Jetzt trat ein etwas älterer Mann mit weißen Haaren und in Polizeiuniform ins Bild. „Also, der Brief mit den Forderungen wurde Heute Morgen hier abgegeben. Wir konnten noch nicht herausfinden wer ihn abgegeben hat, aber die ganze Sache ist schon merkwürdig genug. Die Tatsache, dass der Entführer sich an die Polizei wendet ist ungewöhnlich.“ Die Stimme der Reporterin ertönte aus dem Hintergrund. „Was ist mit den Forderungen?“ „Dazu darf ich leider nichts sagen. Allerdings haben wir aufgrund der Forderungen den Vater von Kathrin verständigt. Er macht sich Große Sorgen und hofft, dass Sie wohlbehalten zu Ihm nach Hause kommt.“ Die Reporterin verabschiedete sich und versprach weiterhin über den Fall, meinen Fall, zu berichten. Ich wusste nicht, warum ich so wütend war. Ich wusste nur, dass ich sie irgendwo raus lassen wollte. Und Ben war der einzige den ich dafür Verantwortlich machte. Ich sprang auf und rannte in das Zimmer. Ben schlief immer noch, also packte ich seine Schulter und riss ihn aus dem Bett. Er schlug auf dem Boden auf und war hell wach. „Was soll das? Was ist in dich gefahren?“ Er rappelte sich auf und rieb sich den Arm auf den er gefallen war. „Was los ist? Das will ich von dir wissen? Was sind das für Forderungen? Und was haben sie mit meinem Vater zu tun?“ „Kathy, ich weis nicht…“ „Lüg mich nicht an! Du weist ganz genau wovon ich rede. Ich rede von den Forderungen, die die Polizei heute Morgen erhalten hat. Erklär mir das.“ „Kathy, bitte, beruhige dich. Ich kann alles erklären.“ Er klang flehend, also kreuzte ich meine Arme vor der Brust und sah ihn wütend wartend an. „Ich warte.“ „Ich will nur, dass du es besser hast. Ich dachte, wenn ich deinen Vater dazu bekommen kann sich um dich zu kümmern, dann wird es dir besser gehen als bei deiner Mutter.“ „Wie bitte? Mir ging es nie schlecht bei ihr. Ich habe mich immer um sie gekümmert. Ich brauche meinen Vater nicht.“ Ich merkte nicht, dass ich schrie. Und ich achtete auch nicht auf seine Ermahnungen leiser zu sein. Deshalb kam es auch so Überraschend, als er mich gegen die Wand presste und mir seine Hand über den Mund legte. „Hör auf rum zu schreien! Du weist, dass das was du sagst eine Lüge ist. Dir kann es nicht gut gehen. Du kümmerst dich seit Jahren ständig um deine Mutter ohne auch nur einen dank. Nein, im Gegenteil, sie beschimpft dich noch dafür. Also sag mir nicht dass es dir dabei noch gut geht.“ Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich konnte sie nicht zurück halten. Es schmerzte was er sagte, weil es der Warheit entsprach. Ich hab es gehasst mich ständig um sie kümmern zu müssen. Mich von ihr beschimpfen zu lassen. Er hatte recht und das tat weh. Ben nahm die Hand von meinem Mund und ließ mich los. Ich sank die Wand hinunter auf den Boden. „Aber ich hab´s nicht anders verdient.“ „Das stimmt doch nicht.“ „Doch, ich bin an allem Schuld. Dafür hasst sie mich. Sie hasst mich. Weil ich Schuld bin, dass er Tod ist. Wäre ich gestorben und nicht er, dann wäre sie nicht so…“ Aus den Augen winkeln sah ich wie Ben sich neben mich auf den Boden setzte. „Du redest von deinem Bruder richtig? Was ist passiert?“ Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und begann zu erzählen. „Als ich fünf war, lebten meine Mutter und mein Bruder Justin und ich noch in einem Haus in der Vorstadt. Er war damals erst drei Jahre alt. Wir spielten im Garten und unsere Mutter, sie war im Haus. Sie war davon überzeugt, dass unser Vater zurückkommen würde und sie tat alles, damit er sie bemerkte. Irgendwann war mein Bruder nicht mehr da, ich hab ihn im ganzen Garten gesucht. Ich dachte er hat sich nur versteckt, damit ich ihn suche. Aber ich konnte ihn nicht finden. Dann hörte ich wie die Nachbarin schrie und ich war neugierig. Ich wollte sehen was los war. Unsere Nachbarn hatten einen Großen Swimmingpool. Und dort drinnen war er. Er schwamm dort in dem Pool, mit dem Kopf nach unten. Er muss zu den Nachbarn in den Garten gelaufen sein. Er war ertrunken und ich bin Schuld daran.“ Ben zog mich an sich und strich mir übers Haar. Wie gestern, nachdem er von meiner Mutter zurück gekommen war. „Du bist nicht Schuld daran. Keiner ist schuld daran. Du warst noch ein Kind. An dem Tod deines Bruders kannst du nichts.“ Ich beruhigte mich schnell wieder. „Da bist du der Einzige der so denkt.“ „Was hättest du machen sollen? Du warst fünf!“ Er hatte Recht, ich war erst fünf gewesen. Trotzdem fühlte ich mich Schuldig. „Ich kann verstehen, dass du dich um deine Mutter kümmern willst. Dass du dich Verantwortlich für sie fühlst. So geht es mir auch. Mit sechzehn habe ich die Schule verlassen um mich besser um meinen Vater kümmern zu können. Ich fand einen Job und verdiente Geld, dass er gleich für Alkohol oder Drogen ausgab. Mein Vater hat mich nie gehasst, deshalb war es leicht mich um ihn zu kümmern. Wenigstens leichter als bei dir. Ein Bekannter sorgte dafür, dass ich Sanitäter werden konnte. Er sagte, dass ich mich auch um mich kümmern sollte. Und das tat ich. Ich zog irgendwann aus. Es half mir. Aber ich konnte meinen Vater trotzdem nicht allein lassen. Ich komme regelmäßig vorbei, aber es würde keinen unterschied machen. Du musst weg von deiner Mutter. Du musst dich um dich kümmern. Nicht um sie. Du brauchst jemand der dir dabei hilft. Deshalb habe ich gedacht, dass du bei deinem Vater besser dran bist.“ Ich schielte zu Ben hoch und lächelte. „Du, Ben? Was ich heute Morgen gesagt habe?“ „Was meinst du?“ Seine braunen Augen sahen zu mir runter und mir wurde ganz warm. „Ich meine, als ich gesagt habe, dass ich niemanden als Freund haben will.“ Er nickte und ich fasste weiteren Mut um ihm noch den Rest zu sagen. „Ob du willst oder nicht, für mich bist du der einzige Freund, den ich haben will.“ Ich sah ihn lächeln und war erleichtert. „Dann bin ich ab sofort dein erster Freund.“ „Und mein einziger.“

Kapitel fünf: Es reicht!

Freitag. Ich war schon eine Woche hier. Und irgendwie wurde mir langsam richtig langweilig. Normalerweise wäre ich jetzt in der Schule und würde heute Abend ins SHIT gehen. Aber daraus wird wohl nix, also dachte ich über andere Beschäftigungen nach. Ben hatte sich wieder hingelegt, nachdem er von der Arbeit gekommen war. Frühstück hatte ich mir heute allein gemacht. Und jetzt saß ich vor dem Bett und langweilte mich. Ben sah richtig friedlich aus, wenn er schläft. Ich stellte mir vor, wie er als Kind hier geschlafen hatte. Nachts, während sein Vater wie heute im Nebenzimmer saß und soff. Es hatte riesigen Streit wegen mir zwischen den beiden gegeben. Und Sein Vater war richtig wütend geworden. Also hatte Ben die Tür des Zimmers abgeschlossen, damit er nicht rein kam. Er hatte mir versichert, dass mir nichts passieren würde, solange diese Tür zu blieb. Also wollte ich sie auch nicht öffnen, solange Ben schlief. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Ben wach wurde. Eigentlich wurde er nur wach, weil sein Vater an der Tür randalierte. Er sprang also aus dem Bett und rannte in das angrenzende Wohnzimmer. Da ich nicht wusste was ich machen sollte, wartete ich noch, dann stand ich langsam auf und ging zur Tür. Ich konnte laut und deutlich hören, wie die beiden sich anschrien. Wobei Ben versuchte seinen Vater zu beruhigen. Vergeblich.

„Hör auf mit dem Theater, Dad. Sie ist hier in dem Zimmer.“ „Ich will endlich Geld für das Gör.“ „Und von wem? Du hast keine Ahnung wer sie ist, obwohl jeder sie aus den Nachrichten kennt. Du hast dir kein reiches Gör geangelt.“ Eine leere Flasche flog durch die Luft. Ben sprang zur Seite und sie flog an die Wand. „hör auf dich überall ein zu mischen! Ich weis was ich tue.“ „Nein weist du nicht. Du hast keine Ahnung, da du ständig auf Droge bist oder so was von dicht.“ Es knallte als sein Vater ihm eine Ohrfeige verpasste. Ich hielt die Luft an und wartete auf die Reaktion von Ben. Deshalb merkte ich zu spät wie sein Vater auf sie zukam. Auch Ben reagierte zu spät, als sein Vater sich auf mich stürzte. Ich kippte nach hinten und fiel hart auf den Boden. Seine Hände legten sich um meinen Hals und drückten zu. Ich hörte wie Ben auf seinen Vater ein schrie, er solle mich los lassen. Ich hörte mein Blut in meinen Ohren rauschte. Als sich seine Hände um meinen Arm lösten, wurde das rauschen schwächer. „Es reicht! Es reicht!“ Ben stieß seinen Vater, den er eben noch von mir herunter gezerrt hatte weg, packte meinen Arm und riss mich hoch. Mit mir zusammen stolperte er ins Zimmer und schloss die Tür hinter uns zu. „Ben?“ „Was?“ Seine Stimme war aggressiv und verunsicherte mich. „Was jetzt?“ „Keine Ahnung.“ „Ben, vielleicht ist es besser, wenn…“ „Es reicht!“ Er schrie mich an und machte mir dadurch Angst. „Es reicht! Ich weis dass du nach Hause willst. Ich weis, dass du zu deiner Drogenkranken Mutter willst, damit sie dir weiterhin zeigen kann, wie sehr sie dich hasst.“ Mir stiegen die Tränen in die Augen, aber ich hielt sie noch zurück. „Ich hab die Schnauze voll mir das Anzuhören. ES REICHT!“ Und dann stürmte er davon. Zwar war ich froh, dass er die Tür abschloss. Und den Schlüssel mit nahm. Aber ich hatte trotzdem Angst. Doch nicht um mich, denn ich wusste er würde wieder kommen und nach mir sehen. Aber ich hatte Angst um ihn.

 

 

Ich träumte, nach hause zu kommen, zu meiner Mutter. Doch die Wohnung war sauber und es roch nicht nach Zigaretten. Ich ging ins Wohnzimmer und sah ein vollkommen sauberes Wohnzimmer. Mit Spitzendeckchen und Blumenvasen. Es gab keine Alkoholflaschen, keine Drogen und keinen Aschenbecher. Ich verließ dass Wohnzimmer und suchte meine Mutter. Sie war weder im Bad noch in der Küche, die überraschend sauber und aufgeräumt waren. Ich sah auch in meinem Zimmer nach, das einzige Zimmer, welches unverändert aussah. Aber es hatte schon immer so ausgesehen. Mir blieb nur noch ein Zimmer. Das Zimmer meiner Mutter, welches mit Kartons, und anderem Müll voll gestopft war. Trotzdem öffnete die Tür und sah ein komplett anderes Bild vor als, dass was ich erwartet hatte. Das Zimmer war schön eingerichtet. Mit gelben Wänden und langen Vorhängen. Es standen ein Dunkler Eichenschrank und ein ebenso dunkles Eichenbett in dem Zimmer. Das Bett war gemacht und eine Tagesdecke mit bunten Blümchen lag ohne eine falte auf dem Bett. Meine Mutter sah aus wie eine Hausfrau aus den 80er Jahren. Sie trug eine weise Hose und eine Quietschgelbe Bluse. Sie sah so Gesund und Fröhlich aus, wie ich sie noch nie gesehen hatte und legte die Wäsche zusammen. „Kathy, Liebes. Wie war es in der Schule?“ Ich hörte wie ich ihr mit einem fröhlichen: „Einfach wunderbar, “ antwortete. „Das ist schön. Ich werde gleich Kochen. Möchtest du was Bestimmtes?“ Ich antwortete in dem selbem Tonfall wie vorhin: „Egal was du kochst, es wird Wundervoll schmecken.“ „Ich hab eine wundervolle Tochter“ Sie lächelte mich an und strich mir zärtlich über das Gesicht. Dann ging sie vorbei aus dem Zimmer.

 

Ich wachte auf, weil jemand meinen Namen rief und versuchte die Augen zu öffnen, was mir kaum gelang. „Kathy? Kathy, komm wach auf.“ „Ben?“ verschlafen rieb ich meine Augen, was mir aber auch nicht half. „Ja, hör mal es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.“ „Schon gut.“ Ich wollte wieder weiter schlafen, als er begann mich an der Schulter wach zu rütteln. „Kathy, komm schon. Lass uns gehen.“ „Wohin?“ Ich richtete mich auf und Ben reichte mir einen Kapuzenpulli. „Zieh das an. Und zieh die Kapuze ins Gesicht.“ „Wohin gehen wir Ben?“ In der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie er sich zu mir umdrehte. „Wir gehen zu mir. Ich will nicht dass du hier länger bleibst.“ Schnell zog ich den Pulli über und Versteckte alle meine Haare unter der Kapuze. Als ich fertig war, reichte Ben mir ein paar Turnschuhe, die mir etwas zu groß waren. Aber besser als Barfuß. Ich folgte ihm zu seinem Wagen, einem alten VW Golf. Mir viel auf, dass er seine Arbeitskleidung trug und mir fiel ein, dass er auf seiner Arbeit sein sollte. „Ben, was ist mit deiner Arbeit?“ „Was soll da mit sein?“ „Musst du nicht arbeiten?“ Er seufzte. „Kathy, es ist alles in Ordnung. Ich hab mich krank gestellt und sie haben mich nach Hause geschickt.“ Ich nickte. „Ben? Geht es dir auch wirklich gut?“ „Was sollen diese Fragen?“ Ich musterte ihn und sah, dass er während unseres Gespräches keine Mine verzogen hatte. Sein Gesicht war vollkommen starr. „Wegen deinem Vater. Ist auch wirklich alles ok?“ dies mal antwortete er mir nicht. Ich gab mich geschlagen, wenigstens fürs Erste. Ben wohnte in einem Mehrfamilienhaus, das eindeutig einen besseren Eindruck machte als das in dem sie und ihre Mutter, oder sein Vater wohnten. Seine Wohnung lag im zweiten Stock und war Ordentlich eingerichtet. Zwar passten viele der Möbel nicht zusammen, aber es gefiel mir. Er zeigte mir das Schlafzimmer, das wohl einzige Zimmer, das unordentlich war. Überall lag Kleidung herum. Ben schmiss die Sachen auf dem Bett herunter und wies mir es zu. Danach verschwand er ohne ein Wort. Es dauerte lange bis ich einschlief. Als ich eingeschlafen war, träumte ich wieder von meiner Mutter. Ich träumte von meiner, aber perfekten, liebevollen Mutter. So wie sie niemals sein würde. Und niemals war. Die perfekte Hausfrau und Mutter. Die kocht, putzt und wäscht. Die keinen Alkohol trinkt, keine Drogen nimmt, nicht raucht und mich nicht beschimpft.

Kapitel sechs: Ende und Anfang

Als ich am Samstag früh aufwachte, lag Ben neben mir und hatte den Arm um mich geschlungen. Erklären konnte ich mir dies beim besten willen nicht, aber ich wollte ihn fragen, sobald er wach wurde. Ich versuchte die Umarmung zu genießen und es viel mir nicht schwer. Er roch sehr angenehmen und ich fühlte mich sicher. Als seine hand über meinen Rücken fuhr wusste ich, dass er dabei war wach zu werden. „Ben?“ „Mmh?“ „Alles in Ordnung?“ „Ja, und bei dir?“ „Auch, wieso?“ Seine Hand wanderte zu meinem Kopf und strich mir übers Haar. „Du hast geweint. Ich dachte es wäre wegen mir. Also wollte ich dich trösten.“ Ich lächelte und war insgeheim froh, dass er es nicht sehen konnte. Wir lagen so noch ein paar Minuten, bevor Ben aufstand um Frühstück zu machen. Ich sah mir der weile in der Wohnung um. Es fanden sich einige Bücher mit verschiedenen Themen, ein paar Poster und Landschaftsbilder. In der Wohnküche hing über dem Sofa ein Bild einer jungen Frau mit einem Kleinkind im Arm. Das Bild schien schon etwas Älter zu sein. Das Lächeln der Frau hatte etwas Trauriges.

„Meine Mom und Ich.“ Ich drehte mich zu Ihm herum und nahm den Teller mit dem Omelett und dem Speck den er mir reichte. „Sie ist sehr schön.“ Ben nickte nur und setzte sich neben mir aufs Sofa. Bevor er aß, schaltete er den Fernseher ein. Es lief erst nur belangloses bis irgendwann mein Name fiel. „Noch immer fehlt jede Spur von Kathrin Geller, der 18 Jährigen Schülerin, die letzte Woche Freitag verschwunden ist. Wir haben hier den Vater des verschwundenen Mädchens, Richard Geller. Mr Geller gibt es etwas was sie ihrer Tochter sagen würden?“ Der Mann der nun ins Bild kam, sah aus wie mein Vater. Ich hatte einige alte Bilder gesehen. Und dieser Mann sah aus wie er. Nur älter. „ Ich würde ihr sagen, dass sie meine Tochter ist und ich sie Vermisse. Kathrin, wenn du irgendwo zusiehst. Ich wünsche mir, dass du wohlbehalten nach Hause kommst. Ich würde mich freuen, dich wieder zusehen.“ Ich versuchte zu begreifen was ich eben gehört hatte. Mein Vater wollte mich haben? „Ist das dein Vater?“ Ben sah starr in den Fernseher und verzog keine Mine. „Ja.“ Mir war der Appetit vergangen und ich stellte den Teller vorsichtig auf den kleinen Stubentisch. Plötzlich kam ich mir furchtbar unnütz vor. Ich wusste, dass Ben in den Forderungen verlangt hatte, dass mein Vater sich um mich kümmern soll. Und eben hatte genau das mein Vater gesagt. Das hatte zur Folge hatte, dass mein Magen sich zusammen und der ziehende Schmerz sich bis in meine Brust zog. Und plötzlich fühlte ich mich unwohl in Bens Nähe. Das ich aufsprang und ins Schlafzimmer rannte ging so schnell, dass mir erst im Schlafzimmer klar wurde dass ich Panik hatte. Es half auch nicht, dass ich tief einatmete um mich zu beruhigen. „Alles in Ordnung?“ Ben stand ausdruckslos in der Tür. Sein Verhalten schmerzte und deshalb nickte ich nur. Ich hatte Angst dass ich keinen Ton heraus bekomme. Bevor er ins Wohnzimmer zurück ging nickte er nur. Das gab mir den Rest. Ich musste mich setzten um nicht zusammenzubrechen. Und dann kamen die Tränen. Ich gab mir alle Mühe leise zu sein und wie es aussah schien es zu funktionieren. Den Ben, der mich in den letzten Tagen immer getröstet hatte, kam nicht um mich in den Arm zu nehmen. Ich verbrachte den Rest des Tages zusammengerollt auf dem Bett. Jedes Mal wenn er kam um nach mir zusehen, sagte ich es wäre alles in Ordnung und er ging wieder. Das Mittagessen ließ ich ausfallen und als Ben mich zum Abendessen holen wollte schüttelte ich nur den Kopf. „Du musst was essen.“ „damit niemand denkt du lässt mich verhungern?“ Meine Stimme war leise und heißer. Ich hoffte, dass er mich nicht gehört hatte, denn es tat mir bereits leid, aber es war zu spät. „Wie bitte?“ „Nichts.“

Ich spürte, wie die Matzrate neben mir etwas absank und ich konnte seine Nähe spüren. „Du bist sauer. Warum?“ Ich antwortete ihm nicht. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich nicht wusste wie. „Kathy, ich merke doch, dass du sauer bist. Also raus damit!“  „Sieht so aus als wenn du hast was du wolltest.“ „Wie meinst du das?“ Ich drehte mich um und sah zu ihm hoch. „Du hast es geschafft deinen Vater daraus zu halten. Dich daraus zuhalten. Du hast es geschafft, dass es so aussieht, als wenn der Entführer mitleid mit mir hat, weil ich bei meiner Drogensüchtigen Mutter wohne und nicht bei meinem Ach so tollen vorzeige Vater. Du hast es geschafft, dass er sich auf deine Forderungen einlässt. Du hast es geschafft. Und das bedeutet, dass du mich im Grunde schon los bist.“ Ich schloss die Augen und wartete auf irgendeine niederschmetternde Antwort. Ich spürte wie Ben aufsprang und mich im nächsten Moment ziemlich schmerzhaft hochriss. Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass er mich ziemlich wütend ansah. „Hör auf damit! Du hast keine Ahnung, also hör auf dir eine falsche Meinung zu bilden.“ „Ich hab gedacht, du wärst ein Freund. Aber das bist du nicht. Wenn ich weg bin, bist auch du weg. Ich habe keine Freunde.“ Er ließ mich auf das Bett zurück fallen und gab mir kurz darauf eine Ohrfeige. „Du hast recht. Ich kann kein Freund für dich sein. Nur den Grund dafür kennst du nicht.“ Damit ließ er mich allein. Kurz darauf ging er zur Arbeit ohne auch nur ein Wort. Ich blieb die halbe Nacht wach und hoffte, dass er sich beruhigen würde. Irgendwann schlief ich ein und wachte erst gegen Vormittag mit riesigen Kopfschmerzen auf. Am Fußende des Bettes lagen meine Sachen. Mein rotes Paillettenkleid und meine dunkelblaue Sweatjacke, die immer in meinem Auto lag, damit ich sie nicht vergesse. Ich hatte sie an dem Tag angezogen weil es recht kalt war. Am Fußende standen auch meine schwarzen High heels auf dem Boden. Ich zog alles an. Langsam um soviel Zeit wie möglich verstreichen zu lassen. Ich wusste, dass er wieder da war. Ich konnte ihn im Wohnzimmer hören. Irgendwann war ich dann doch fertig und verließ das Schlafzimmer. „Zieh die Kapuze über!“ Ich tat was er sagte und wartete. Wartete, dass es vorbei wäre.  Dass er mich vielleicht irgendwo absetzte und mich alleine ließ. Wir stiegen in sein Auto und fuhren ohne miteinander zu reden. Erst als wir vor einem Polizeirevier standen änderte sich das. „Du sagst ihnen nichts, klar. Du hast niemanden gesehen. Niemanden gehört. Kathy, hast du das verstanden?“ Ich nickte und wir stiegen auf. Ich fragte mich gerade, warum wir nicht den direkten Weg genommen hatten. Anstatt noch durch die Gegend zu fahren. Als wir das Revier betraten hatte ich das Gefühl von allen angestarrt zu werden. Ben wandte sich an einen der Polizisten hinter dem Empfangstresen. „Entschuldigung, aber ich hab dieses Mädchen in der Stadt aufgelesen. Sie sieht ziemlich aus wie das Mädchen aus dem Fernseher. Scheint mir sehr verwirrt zu sein.“ Ich versuchte mir klar zu machen, dass das zu seiner Show gehört. Aber es tat trotzdem weh, dass er über mich sprach wie über eine Fremde. Ben und ich wurden in verschiedene Räume geführt und ich musste zwei volle Stunden die Fragerei eines genervten Polizisten ertragen. Ich wiederholte, dass ich nicht wusste wer mich entführt hatte, wo ich war und wo ich genau abgesetzt wurde. Danach ließ man mich noch weitere zwei stunden allein warten. Als die Tür dann endlich aufsprang, dachte ich sie würden mir sagen ich dürfte nach Hause gehen. Stattdessen trat mein Vater ein. Er wirkte noch steifer als im Fernseher. Ich fühlte mich also auch alles andere als wohl, als er mich kurz umarmte. Er plapperte irgendwas davon, dass ich mit ihm nach Hause gehen würde. Und dass ich mich sicher schnell einleben würde. Den ganzen Weg hinaus sah ich mich um, konnte aber Ben nirgends sehen. Sein Wagen stand auch nicht mehr vor dem Revier und mir wurde klar, dass er es nicht erwarten konnte von hier und auch von mir weg zu kommen.

Das war das Ende von der Zeit meiner Entführung und meiner Zeit mit Ben und der Anfang mit meinem Vater.

Die folgende Woche lief schleppend an mir vorbei. Ich ging wieder zur Schule, wo ich eine art Berühmtheit war. Jeder kannte mich und wusste meinen Namen. Zwar war ich immer noch Unbeliebt, aber wenigstens etwas. Mein Vater hatte mir seine neue Frau und seinen kleinen Sohn, Mickey vorgestellt. Er hatte ein Reihenhaus mit zwei Stockwerken. Mein Zimmer war das ehemalige Gästezimmer. Und Irgendwelche Reporter oder Polizisten hatten fragen auf die ich keine Antwort wusste. Ich vermisste Ben. Und es wurde auch nicht besser, dass ich nichts mehr von ihm gehört hatte.

Egal wie sehr ich versuchte ihn zu vergessen. Es wurde nur schlimmer.

Kapitel sieben: Nüsse

In der Schule konnte ich mich nur noch schwer konzentrieren.  Von meinem zweier Durchschnitt, war ich auf einen Durchschnitt von 3,5 gerutscht. Die Lehrer schoben es auf ein Traumatisches Erlebnis, meiner Vater meinte nur ich sollte mich mehr anstrengen und mehr Lernen. Elli, die Frau meines Vaters, war sehr nett. Sie schob meine schulische Situation auf den Umzug zu ihnen und der ganzen Umstellung. Mein neuer Bruder, Mickey war eine reine Frohnatur. Er lachte viel und hatte an allem Spaß. Ich hatte ihn von allem am liebsten. Mickey gab sich große Mühe mich nicht zu nerven. Mit seinen sechs Jahren war er sehr reif. Er beschäftigte sich die meiste Zeit allein und nur selten wollte er mal was von mir. Häufig bat er mich abends mit ihm einen Film zu sehen, bevor er ins Bett ging. Oder er bat mich morgens ihm das Frühstück zu machen. Er freute sich offensichtlich eine große Schwester zu haben und zeigte es mir auch. In der über einen Woche, in der ich bereits bei meinem Vater wohnte hatte er mir bereits 15 Bilder gemalt. Heute war ein Mittwoch und ich war eben aus der Schule gekommen. Der Stapel an Hausaufgaben und Schulsachen lagen vor mir auf dem Küchentresen und ich versuchte mich verzweifelt auf die Aufgaben zu konzentrieren. Deshalb war ich auch ganz froh, als Mickey kam und mir somit einen Grund für eine Pause gab. Er hielt einen Teller in seinen Händen, auf dem offensichtlich ein Marmeladen Sandwich lag. „Guck mal Kat. Sieht das nicht toll aus?“ Ich lächelte liebevoll an. „Oh, ja ganz lecker sieht das aus. Hast du das selbst gemacht?“ Mickey nickte Stolz. „Es ist für dich. Probier mal!“ Das tat ich auch. Ich biss in das Sandwich und lächelte Mickey wieder an. Ich schmeckte neben dem Toast und der Marmelade noch irgendein anderes klebriges Zeug. Lächelnd schluckte ich den Bissen runter. Ich ahnte was da noch drauf war. „Mickey, was ist den da alles drauf?“ Der kleine Junge grinste mich an und berichtete mir stolz von all den Zutaten. Neben Toast und Marmelade war auch Erdnussbutter Bestandteil von, wie Mickey ganz stolz erklärte, seinem Lieblingssandwich war. „Mickey, es ist ganz lecker, aber kannst du mir einen gefallen tun? Hol Dad. Oder deine Mommy. Ok, los.“ Verwirrt sah er mich an, rannte aber schon im nächsten Moment strahlend weg. Panisch lies ich das Sandwich auf mein Heft fallen und Griff nach dem Telefon, dass neben mir auf der Station stand. Das kribbeln, welches sich in meinem Hals und meinem Mund ausbreitete machte mir nur noch mehr Angst. Allerdings hatte ich solche Panik, dass die Tränen ausblieben.  Ich wählte den Notruf und war gerade dabei meine Situation zu schildern, als Mickey, mit Elli im Schlepptau an kam. „Komm schon Mommy, Kat braucht dich.“ Als beide mich jedoch entsetzt anstarrten, fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über den Mund. Dort spürte ich kleine wunde Pusteln. „In Ordnung, Miss Geller, der Notarzt ist gleich bei ihnen.“ Ertönte es aus dem Hörer. Ich legte auf und bemerkte wie Mickey, verängstigt sich an seine Mutter klammerte. „Mommy, ich hab Angst.“ Ich hätte gerne irgendwas gesagt um ihn zu beruhigen, aber ich war nur noch dabei irgendwie zu Atmen. „Kathy, Schatz? Alles in Ordnung? Mickey geh mal zu Daddy!“ Mickey rannte schon gleich weg und ich ließ mich auf den Boden sinken. „Keine Luft.“ Japste ich. Mein Puls raste und mir wurde schlecht. Irgendwann verschwamm alles vor mir.

 

Seine Schicht näherte sich dem Ende. Noch circa eine Stunde und er würde wieder nach Hause gehen, in seine kleine Wohnung, wo er alleine wäre. Gerade hatten sie ein Unfallopfer ins Krankenhaus gebracht. Nun wartete er darauf, dass sein Kollege mit der Trage wieder kommen und sie weiter fahren würden. Ein zweiter Krankenwagen fuhr in die Auffahrt und er trat etwas zur Seite. Zwei Ärzte liefen auf den Wagen zu, die Hinteren Türen öffneten sich und es wurde hektisch. „ Kathrin Geller, 18 Jahre. Anaphylaktischer Schock…“ Weiter hörte Ben nicht mehr zu. Kathy. Er versuchte einen Blick auf sie zu werfen, aber alles was er sah waren ihre roten Haare. Sein  Magen zog sich zusammen und ihm blieb die Luft weg. Er kannte das Gefühl. Es war Panik. Panik, dass es Kathy nicht besser gehe würde. Panik, dass er keine Gelegenheit mehr haben würde sie zu sehen. Er hatte gewartet. Sie in Ruhe gelassen. Und jetzt hatte sie einen Anaphylaktischen Schock. So etwas kann schnell tödlich sein. Es ist nichts womit man spaßen kann. Und jetzt würde er sie verlieren. Es war ein Unterschied, ob er wusste dass es ihr gut geht, sie aber nicht sah, nichts von ihr hörte, oder ob er sie nicht mehr sehen würde, weil sie überhaupt nicht mehr da war. Seine Gedanken drehten sich. Und führ den Rest seiner Schicht musste er sich zwingen, sich selbst zu versichern, dass es ihr gut geht. Es hatte bisher niemanden gegeben, der ihm so wichtig war wie sie. Nicht mal sein Vater hatte ihm in seinen schlechtesten Momenten solche Angst gemacht. Ben sah in den Rückspiegel. Dort sah er seine eigenen braunen Augen. Er musste an ihre grauen Augen denken, wie sie ihn verletzlich und traurig angesehen hatte. Er hasste sich dafür, dass er sie angebrüllt, sie sogar geschlagen hatte. Und dass nur, weil er mit sich selbst nicht klar kam. Seine Schicht war um. Er könnte nachhause gehen. Aber er musste unbedingt nach ihr sehen. Der Gedanke sie verloren zu haben ließ ihn nicht in Ruhe. Also fuhr er zurück in das Krankenhaus und fragte nach ihrem Zimmer. Es war einfach. Die Schwester am Empfang sah ihn  nicht an, sondern sagte ihm gleich wo er sie finden konnte. Es hielt ihn niemand auf, es fragte ihn keiner was er hier machte. Vor der Tür wartete er. Was wenn sie ihn nicht sehen wollte? Wenn sie ihn hasste? Bevor er die Tür öffnete atmete er tief durch. Schüttelte seine Ängste ab und trat ein. Dort lag sie. Schlafen, halbzusammengerollt auf der Seite. Sie sah so friedlich aus, dass er auch die letzten Zweifel beiseite schieben konnte. Vorsichtig trat er näher und strich ihr übers Haar. Ihre Augenlieder flatterten. „Ben?“ „Ja, Kathy. Ich bin hier. Wie geht’s dir?“ Sie lächelte nur müde. Ihre Augen waren ihr wieder zugefallen. Leise setzte er sich an ihr Bett und strich ihr weiter über das Haar. Die Zeit verging und es wurde dunkler. Lange konnte er nicht mehr bleiben. Aber die Situation der letzten Woche wollte er nicht beibehalten. Ihm fiel etwas ein. Er hatte eine Idee, die ihn beruhigte. Er würde sie wiedersehen.

 

Ich wachte auf, als eine Schwester am nächsten Morgen herein kam und nach mir sah. Sie strömte eine Unruhe aus, die mich nicht weiter Schlafen ließ. „Na, Miss Geller? Wie geht es ihnen heute?“ Ich setzte mich auf und sie griff mir unters Kinn. „Ihr Ausschlag sieht schon viel besser aus. Frühstück kommt gleich.“ Und schon war sie weg. Ich rieb mir den Schlafsand aus den Augen, dabei viel mir ein kleiner Zettel auf, der mir aus der Hand gefallen war. Angestrengt überlegte ich wo der her gekommen war. Mir viel mein wirrer Traum ein, in dem neben Nüssen, Ärzten und Sandwichs, Ben da gewesen war. Auf dem Zettel standen die Worte: „Ich Vermisse dich“ und eine Nummer. Ben war also wirklich hier gewesen. Mein Herz schlug höher und mir wurde warm. Er hatte mich also nicht vergessen. Zugern hätte ich die Nummer sofort gewählt, nur um seine Stimme zu hören. Aber ich riss mich zusammen. Ich konnte ihn jederzeit anrufen, oder eine SMS schreiben. Da machten wohl zwei Minuten oder mehr nichts aus. Außerdem hatte ich mein Handy nicht hier. Es lag zu hause in meiner Schultasche. Ich verbrachte den Tag indem ich daran dachte, was ich Ben sagen wollte. Wie ich was sage oder was er sagen würde. Als Elli und Mickey am Nachmittag kamen, hatte ich bereits mehrere Gespräche mit Ben im Kopf durchgespielt und keines gefiel mir am besten. Von den Schwestern und Ärzten hatte ich mich auch nicht stören lassen. Erst Mickey, der mit einem Satz auf mein Bett sprang und mich angestrengt musterte, schaffte es mich von Ben abzulenken. „Du siehst gar nicht mehr so gruselig aus, Kat.“ „Mickey!“ Elli sah ihren Sohn vorwurfsvoll an und ich musste einfach nur über seine Bemerkung lächeln. „Wie geht’s dir, Kathy?“ Elli beugte sich zu mir runter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Sie war ganz anders als meine Mutter. Liebevoll und freundlich. Sie gab mir das Gefühl, dass es selbstverständlich war das ich bei ihnen wohne, dass ich zur Familie gehöre. „Ja. Tut  mir leid, dass ich euch so einen schrecken eingejagt habe.“ Elli winkte ab. „Kat, warum bist du krank geworden?“ Mickey saß auf meinen Knien und wartete auf eine Antwort. „Naja, wenn ich Nüsse esse, oder Sachen wo Nüsse drin sind, wie Erdnussbutter, dann werde ich eben ganz dolle krank.“ „Also bin ich schuld, dass du krank geworden bist?“ Ich zog Mickey in meine Arme und drückte den kleinen ganz fest. „Nein. Du wusstest das doch nicht. Keiner hat Schuld.“ „Ich hab dich lieb.“ Ich musste lächeln. Es war schön eine Familie zu haben. Es war etwas was ich vorher nicht kannte. Mickey und Elli blieben noch eine Weile. Ich fragte sie, wann ich nach hause könnte und als der Arzt, der kurz darauf kam meinte, dass es mir eigentlich soweit gut ging, verließen wir zu dritt das Krankenhaus. Der Abend lief dann wie immer ab. Es gab Abendbrot, danach sah ich mir mit Mickey noch einen Kinderfilm an und nach dem er ins bett gebracht wurde ging ich auf mein Zimmer. Ich konnte es kaum erwaten mein Handy zu malträtieren. Nach dem ich hin und her überlegt habe, schickte ich Ben nur eine kurze Nachricht. „Verlass mich nie wieder!“

Kapitel acht: Mehr als das

Am Freitag hätte ich beinahe verschlafen. Ich hatte also kaum Zeit zum Frühstücken und stürmte aus dem Haus. Elli, Mickey und meinem Vater rief ich nur ein „Guten Morgen“ zu und verschwand. Problematisch wäre es nicht gewesen etwas später aus dem Haus zu gehen. Ich hatte immerhin schon ein Auto. Doch mit meiner alten Klapperkiste fuhr ich nie zur Schule. Dafür nahm ich lieber die Öffentlichen Verkehrsmittel. Andere verstanden dass nie. Doch das war mir egal. Der Tag verlief schleppend. Ich wartete nur auf eine Nachricht von Ben. Da ich nicht mit dem Auto zur Schule gefahren war, musste ich auch mit dem Bus am Nachmittag nachhause. Es dauerte eine Ewigkeit bis der Bus kam und als er endlich da war, war er rappelvoll. Dass Ben sich noch nicht gemeldet hatte, frustrierte mich. Vielleicht hatte ich mich geirrt. Vielleicht, machte er sich wirklich nichts aus mir. Ich war nur noch drei Stationen von zuhause entfernt, als mein Handy klingelte. Ben. Endlich. „Ja.“ „Kathy? Hast du Zeit?“ Seine Stimme zuhören war das schönste überhaupt. „Klar.“ „In einer Stunde bei mir?“ Ich versuchte gelassen zu klingen, als ich zusagte. Elli hatte nichts dagegen, als ich ihr erklärte ich würde mich mit Jemandem Treffen. Kurz bevor ich mit meiner Handtasche und den Autoschlüsseln aus dem Haus ging, hielt sie mich zurück. „Kathy, ich weis wie ihr Jugendliche seid. Ich war ja auch mal einer. Und ich Vertraue dir. Also, soll ich deinem Vater sagen, dass du dich mit einem Jungen triffst?“ Ich wusste nicht wie mein Vater reagieren würde, also schüttelte ich erstmal den Kopf. „Ich werde es ihm irgendwann mal sagen. Danke Elli.“ Ich setzte mich also in meine Klapperkiste und schaffte es rechtzeitig zu Ben. Ich wusste ja noch wo er wohnte und so fand ich den Weg gleich auf an hieb. Im zweiten Stock stand ich vor seiner Tür. Den Namen an der Tür habe ich schon zehnmal gelesen, konnte mich aber nicht überwinden zu klingeln. „Benjamin Bradshaw“, stand in blassen Schreibmaschienendruckschrift über dem Klingelschild. In meinem Bauch flatterten die Schmetterlinge und mein Herz schlug schnell, bei dem Gedanken, dass er hinter der Tür war. Was war nur los mit mir? Fühlt man sich wirklich so, wenn man einen Freund besucht? Ich drückte auf den kleinen Klingelknopf und wollte warten, dass sich die Tür öffnete und er vor mir stand. Doch kaum hatte ich geklingelt wurde die Tür aufgerissen und er riss mich in seine Arme. „Ben. Ben! Du zerdrückst mich.“ Er ließ mich los und ich konnte das Strahlen in seinem Gesicht sein. Es war so ein Gegensatz zum letzten Mal als ich in sein Gesicht gesehen hatte, das mir die Tränen kamen. Nicht weil ich traurig war oder Angst hatte. Sondern weil ich mich mehr als alles  andere darüber freute ihn so zu sehen. Und mir wurde langsam klar, warum mich das so freute. Als er jedoch die Tränen sah, verblasste das Lächeln in seinem Gesicht. Er zog mich in seine Wohnung und schloss die Wohnungstür hinter mir. „Kathy, alles in Ordnung? Wenn es wegen letztes Mal ist, es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Und das ich dich geschlagen habe. Kathy, es tut mir wirklich, wirklich…“ Dass er nicht mehr weiter redete lag daran, dass ich beschlossen hatte, seinen Redeschwall da durch zu stoppen, in dem ich ihn einfach küsste. Er war vollkommen perplex und als ich sein Gesicht, welches ich während des Kusses in den Händen gehalten hatte, los ließ, traute ich mich nicht ihn anzusehen. „...leid.“ beendete Ben hauchend seinen Satz. „Ich lieb dich, Kathy.“ Ich löste meinen Blick von meinen Turnschuhen und sah ihm wieder ins Gesicht. Er beugte sich langsam zu mir herunter und legte mir seine Hand unters Kinn. „Ich kann kein Freund für dich sein, Kathrin Geller. Denn ich will mehr als das.“ Er küsste mich und ich konnte mir eine weitere Träne nicht unterdrücken. In diesem Moment hätte ich Platzen können vor Glück. „Du hast recht. Du bist mehr als das. Du bist viel mehr als eine Freund.“ Meine Stimme zitterte, aber ich war Glücklich. Ben zog mich näher zu sich, griff mit einer hand in mein Haar und küsste mich noch einmal. Diesmal Intensiver und nicht mehr so vorsichtig wie zuvor. Meine Hände krallten sich in sein Hemd und ich zog mich näher an ihn. Ich hatte so was noch nie Gefühlt. Es war wie eine Droge, von der man nicht weg kam. Das Hochgefühl, dass sie einem vermittelte, war zu stark um sich ein Leben ohne sie vorzustellen. Und so ging es mir mit Ben. Ich wollte ihn nicht los lassen, aus Angst, dass das Gefühl was ich in dem Moment empfand, als Ben mich mit seinem ganzen Körper gegen die Wand drückte,  verschwinden würde. Irgendwann drückte er sich etwas ab und seufzte. „Wir sollten damit aufhören.“ „Nein“ Ich wollte, dass es nicht aufhörte. Ich hörte Ben leise neben meinem Ohr lachen. „Wir sollten damit jetzt wirklich aufhören.“ Langsam viel mir das Denken wieder leichter und mir wurde klar, dass er Recht hatte. Wir hatten alle Zeit der Welt. Den ich hatte nicht vor ihn gehen zu lassen. Und ich sah es in seinen Augen, dass es ihm mit mir ebenso ging. Nie war ich mir in meinem Leben so sicher gewesen. Es klingt wie ein Klischee. Wie ein Stück aus einem billigen Hollywoodstreifen. Aber ich kann es nicht anders Beschreiben. Ich verbrachte den ganzen Nachmittag und den Ganzen Abend bei Ben. Es war spät, als ich mich schließlich von Ben lösen konnte und nach Hause fuhr. Mein Vater und Elli waren noch wach. Sie saßen im Wohnzimmer und sahen irgendeinen Film. Elli lächelte wissend, während mein Vater mich misstrauisch musterte. Ich wünschte ihnen eine Gute Nacht und verschwand in meinem Zimmer. Ich hatte mich bereits Bettfertig gemacht, als es Klopfte. „Kathy, kann ich rein kommen?“ Ich lächelte Elli zu, die sich herein kam und die Tür hinter mir schloss. Sie war zehn Jünger als mein Vater, aber ich empfand sie wie eine Freundin. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie mir gegenüber das sagen haben wollte und dafür respektierte und schätzte ich sie. „Kathy, erzähl mir alles. Von Anfang an.“ „Erzählst du es meinem Vater? Er wird mir nie glauben, dass ich nichts mit der Sache zu tun hatte.“ Ellie setzte sich neben mich und nahm meine Hand in ihre. „Kathy, als die Polizei vor unserer Tür stand, war er der festen Überzeugung, dass du mit da drin steckst. Ich weis nicht ob er Recht hatte, aber ich wusste gleich, dass jemand dahinter steckte, der es gut meinte. Ich werde kein Wort verlieren, wenn du es nicht willst.“ Ich begann also, Elli die ganze Geschichte zu Erzählen. Von dem Tag an, als ich in Claudias Straße entführt wurde, weil ein Junkie und Alkoholiker glaubte meine Eltern wären reich. Ich erzählte ihr, Wie ich Ben, das erste mal sah und wie er bereits vom ersten Moment an versucht hatte meine Situation zu verbessern. Ich Erzählte, wie Ben und ich uns anfreundeten, wie er mich bei der Polizei absetzte und wie verletzt ich war, weil ich glaubte, dass er mich nicht mehr wollte. Ich erzählte Elli auch, wie Ben bei mir im Krankenhaus war, während ich geschlafen hatte und was an dem Abend gewesen war. Erst als ich fertig war wurde mir bewusst, dass ich kaum Pausen gemacht hatte. Ich sah Ellie an und wartete, dass sie etwas sagte. Aber sie lächelte nur ihr typisches, liebevolles Elli lächeln. „Ich freu mich so für dich Kathy. Das du Glücklich bist, meine ich.“ Sie umarmte mich und mir wurde klar, dass ich dass mein Leben lang vermisst hatte. Jemand, der mich liebte, mich in den Arm nahm und für mich freute. Eine Mutter. Elli war vielleicht die Frau meines Vaters und somit  meine Stiefmutter. Aber Elli war für mich mehr als das. Sie war für mich wie eine Mutter. Diese Art von Mutter, die für einen da war. Die einen so akzeptierte und liebte wie man war. Diese Art von Mutter, die ich nie hatte. Ben hatte Recht gehabt, als er forderte, dass ich bei meinem Vater wohnen sollte und nicht bei meiner Mutter. Er hatte Recht gehabt, dass es mir bei ihm besser gehen würde als bei meiner Mutter. Denn ich hatte hier mehr als ich früher hatte. Ich hatte eine Familie.

Epilog

„So, fertig. Du siehst toll aus.“ Elli lächelte mein Spiegelbild an. Ich saß vor Ellis Schminktisch und strahlte Ellis an, die hinter mir stand und stolz ihr Werk betrachtete. „Komm sieh dich mal Richtig an.“ Sie zog mich auf die Beine und stellte mich vor den Großen Spiegel im Flur. Was ich sah konnte ich gar nicht glauben. Ich drehte mich vor dem Spiegel und bewunderte mich. Ich trug ein Fliederfarbenes langes Ballkleid mit wenigen Schmuckelementen. Einzig, der feine Silberschimmer, der in den Stoff des Kleides eingewebt war schmückte das Kleid. Elli hatte meine Haare in kunstvollen locken hochgesteckt und nur eine Handvoll Haare fiel mir in leichten Locken über meine Schulter. Ich hatte noch nie so schön ausgesehen. Und mich noch nie so schön gefühlt. „Kat, du sie wie eine Prinzessin aus.“ Ich drehte mich zu Mickey um, der in seiner Zimmertür stand und mich bewundern ansah. „Hoffentlich findet das mein Prinz auch.“ Ich fuhr ihm lächelnd übers Haar. Ich hatte Ben vor einem Monat nach Hause gebracht und ihnen als meinen Freund vorgestellt. Mickey hatte ihn gleich als seinen neuen Spielgefährten in beschlag genommen. Vielleicht war dass auch der Grund, weshalb ihn mein Vater leiden konnte. Unten erklang die Türklingel und ich fuhr nervös zusammen. „Da ist er“, hauchte ich. „Du wirst die Schönste auf dem Abschlussball sein.“ Flüsterte Elli mir ins Ohr bevor sie mit Mickey an der Hand nach unten ging. Die schönste von allen würde ich wohl nicht sein, aber ich würde mich als genau das fühlen, dass wusste ich. Ich hörte, wie mein Vater die Tür öffnete und Ben hereinbat. Ich atmete tief durch, dann ging ich die Treppe herunter und sah am Fußende Ben stehen. Er trug einen Anzug und hatte seine Hände ganz leger in den Hosentaschen. Als er mich sah nahm er sie schnell raus und strich sein Jackett glatt. „Du siehst… wundervoll aus.“ Ich lächelte. Und war erleichtert, dass ich ihm gefiel. Selbst von meinem Vater, mit dem ich kaum redete, sagte mir wie schön ich war. Wir verabschiedeten uns von meiner Familie und sie wünschten uns viel Spaß auf dem Abschlussball. An seinem Auto blieb ich steh und hielt ihn zurück. „Alles in Ordnung?“ Ich nickte. „Ist das nicht verrückt? Wie das alles gelaufen ist, meine ich. Dass wir jetzt hier stehen. Und dass alles, wegen deinem Vater.“ Ben beugte sich zu mir herunter und küsste mich. „Wäre ich ihm nicht über den Weg gelaufen, hätte er mich nicht entführt. Und dann hätten wir uns nicht kennen gelernt. Und das alles hätte ich nie gehabt. Ist das nicht verrückt?“ Ich liebte mein Leben. Ich liebte meine Familie und ich liebte ihn. Doch dass es so war, dass es so gekommen war kam mir in dem Moment so unwirklich vor. Wie ein Traum, von dem ich mir wünschte, dass er nie enden würde. Ben küsste mich noch einmal und sah mich lächelnd an.

 „Wie das Leben so spielt, Kathy. Wie das Leben so spielt.“

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Tag der Veröffentlichung: 21.08.2013

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