Rodin Penck, geboren am dritten Januar um fünf Uhr abends in Altstadt in Sechsen, wohnt mit seinen Eltern Rainer und Luzie und Zwillingsschwester Ronda in dem kleinen Örtchen Niederoldendorf auf der Hauptstraße Nummer Elf. Er geht auf die Freddy-Saaler-Schule in Altstadt und will nach seiner mittleren Reife das wirtschaftliche Berufsgymnasium Preisstadt besuchen. Er hat viele gute Freunde, zum Beispiel Georg Klinke, Samuel Versieg und Emil Rieten, mit welchen er dieselbe Klasse besucht. Das trifft auch auf seine Freundin Martha Hamms zu; eine etwas kräftiger gebaute junge Hobbymalerin, die ihre Freizeitbeschäftigung einmal zum Beruf machen will. Beide wohnen im selben Ort (Martha im Prinzengässchen 3) und kennen sich im wahrsten Sinne des Wortes bereits ihr Leben lang, denn ihre Familien sind schon länger befreundet und besuchen sich darum oft. Je älter Martha und Rodin wurden, desto enger wurde die Freundschaft, bis ihnen klar war, dass aus Sympathie Liebe geworden ist, die offensichtlich für immer und ewig bestehen bleiben wird.
Rod, wie Rodin mit Spitznamen genannt wird, erhielt seinen Namen durch einen mehr oder weniger dummen Zufall. Seine Mutter hat ihre Abschlussarbeit für die Berufsschule über den französischen Künstler Auguste Rodin geschrieben. Seine Eltern wollten keineswegs 08/15-Namen ihren Zwillingen geben und haben sich nach langem Überlegen entschlossen, dass die Namen mit R beginnen sollten. Der Name Rodin wurde sprachlich eingedeutscht und mit der Zeit ergab sich der Vorname Ronda für das Mädchen. Wie Martha zu ihrem Namen kam, ist ganz einfach: Vater Thorsten wollte, dass das Geburtsdatum seiner Kinder auch das Datum ist, an dem das Kind Namenstag hat. Bei ihrem zwei Jahre älteren Bruder Eduard (Ede) war’s der 13. Oktober und bei ihr der 29. Juli. Früher haben sich beide darüber aufgeregt, dass ihr Name altmodisch klinge, aber heute hebt sie das nicht mehr sonderlich an. Im Gegenteil –sie sind sogar irgendwie stolz darauf, Martha bzw. Eduard zu heißen.
Wenn man Rodin nach drei Dingen fragt, die er liebt, antwortet er immer: „Schokoeis, Tennis und Martha. Bei Martha ist es fast ähnlich. Sie sagt: „Erdbeerschnecken vom Haufe-Bäcker, Aquarelle malen und Rodin.“ Die Zwei geben sich einander gern Spitznamen. Am häufigsten sind „Pummelchen“ (Rodin zu Martha) und „Putzi“ (Martha zu Rodin). Die beiden sind sogar schon seit einiger Zeit verlobt. Rodin hat ihr abends im Mondenschein einen spontanen, aber lange vorausgeplanten, Antrag gemacht und Martha stimmte zu.
Auf den folgenden Seiten findet ihr, liebe Leser, eine kleine Auswahl an Erlebnissen, welche die zwei Verliebten erleben. Eins kann ich euch jetzt schon verraten; es wird sehr romantisch. Viel Spaß beim Lesen!
Martha hatte Franka, Janina und Rodin zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen, aber nur Rod konnte zu ihr kommen, die anderen waren leider verhindert. Martha selbst störte das nicht so sehr: „Machen wir uns eben nur zu zweit einen schönen Abend.“ Rodin war begeistert und einverstanden mit ihrem Vorschlag: „Ja, das wird sicher auch schön!“
Marthas Eltern, Thorsten und Amelie, waren an diesem Abend bei Bekannten. Rod schenkte seiner Verlobten ein Buch über den Ex- und den Impressionismus und einen selbst gemachten Gutschein „Ein Monat Kostenlos Erdbeerschnecken Vom Bäcker Haufe“. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie sie sich darüber gefreut hat: „Danke, Putzi!“ Zusammen setzten sie sich, mit einer Tafel weiße Schokolade und frischem Orangensaft, vor den Fernseher und sahen sich „Wir machen Millionäre“ mit Publikumsliebling Gunther Joch an.
Eine Frage bereitete den Beiden am meisten Kopfzerbrechen: „Welcher erfolgreiche Jungstar hatte mit `Leiser Grat´ seinen Durchbruch? Miriam, Marian, Marco oder Mario?“ Rodin hatte viel Wissen in Sachen Musik, aber bei diesen Antwortmöglichkeiten kam er ganz schön ins Grübeln. Martha hingegen wusste die richtige Lösung: „Marco natürlich.“ Rodin bewunderte sie: „Super, Pummelchen! Ich wär nich so schnell darauf gekommen.“
Die zwei küssten sich kurz und, nach dem Einsatz des letzten Jokers, hatte auch der Kandidat im Studio die richtige Antwort geben können. Danach kam Werbung, die mit einem Spot über den Abnehm-Drink „Thin-Quick“ begann. Rod fragte Martha: „Was denkst du, wenn du diese schlanken Frauen siehst?“ Sie antwortete: „Die können ja ruhig so aussehen. Ich find mich so wie ich bin extrem okay.“ Rodin: „Genau dasselbe denk ich auch!“
Rod sprach weiter: „Kennst du den Spot, wo die zwei Frauen einander fragen, wer Pim ist? Den find ich so sinnlos!“ Martha: „Wer auch immer dieser Pim ist – du bist mit Sicherheit das Gegenteil von ihm.“ Rod: „Wem sagst du das?! Ach, deine Kurven machen mich wahnsinnig! Ich liebe wirklich jedes einzelne Speckröllchen an dir!“ Sie küssten sich, Rodin machte den Fernseher aus und stand auf: „Komm mit, Pummelchen!“ Sie gingen in Marthas Zimmer und sie schloss die Tür ab. Währenddessen fiel draußen ein starker Regen.
Am nächsten Morgen: Martha und Rodin liegen aneinandergekuschelt im Bett, als vor der Tür die Stimme von ihrem Bruder Eduard zu hören war: „Hey, kleine Dicke, wo hast du das Müsli hingetan?“ Martha: „In den Schrank überm Herd, wohin sonst!?“ Eduard: „Dort hab ich schon nachgekuckt – nix is. Komm raus und such mit!“ Martha: „Ede, du nervst! Such’s selbst und lass mich in Ruhe, klar?“ Eduard: „Ach, leck mich doch, Alte!“ Rodin war verdutzt: „Wie? Der nennt dich kleine Dicke?“ Martha kicherte: „Das hat der sich angewöhnt, als ich noch ein Kleinkind war und bis heute beibehalten. Mich stört das nicht weiter.“ Rod: „Ach so, ich war schon ein bisschen erstaunt über diesen Spitznamen, hahaha…!“
Martha sagte Rodin, er solle warten, bis sie ihm sagte, dass er raus kommen kann und verließ das Zimmer auf schleichenden Sohlen. Plötzlich kam Eduard aus der Küche: „Morgen, kleine Schlafmütze! Hab das Müsli wieder gefunden. Rate mal, wo – im Spülmittelschrank!“ Martha versuchte einen Themawechsel: „Ich hab das da nicht reingestellt. Musst du nicht langsam zur Lehre?“ Eduard: „Ja, ich geh schon – alte Kuh!“ Seine Schwester zeigte ihm die Zunge, als er das Haus verließ, sich auf sein Moped schwang und davonfuhr.
Sie rief Rodin zu sich, er kam aus ihrem Zimmer und sie fragte: „Was willst du frühstücken?“ Rod grinste: „Na, Müsli wäre nicht schlecht.“ Die beiden kicherten, Martha nahm Milch im Kühlschrank und Rodin schaltete das Radio an: „Ha, Radio Dreisen 105.3 ist der allerbeste Sender!“ Auf einmal kam Mutter Amelie in die Küche, Vater Thorsten kam hinterher: „Guten Morgen, habt ihr gut geschlafen?“ Die zwei Verlobten nickten und Rod sagte: „Es war ja auch schön ruhig … so drumherum.“ Martha lachte: „Hahaha, genau!“
Zwei Wochen später war Talentebühne in der Schule, wofür sich einige Schüler wochenlang vorbereitet hatten; so auch Rodin. Er grübelte einige Zeit über den Text für ein Liebeslied, das nur für Martha bestimmt sein sollte. Sie selbst wusste nichts, womit sie auftreten sollte und gab sich damit zufrieden, im Publikum zu sitzen. Rod bat darum, als Letzter dranzukommen: „Mir geht es echt nicht um den Sieg, sondern nur um die Tatsache, meine geliebte Verlobte glücklich zu machen.“ Diese Bitte wurde erfüllt. Martha saß in der dritten Reihe von der Bühne aus gesehen links. Vor Rodin traten zwei Sechstklässlerinnen, die das berühmte Ballett „Storchenteich“ tanzten, auf. Als danach sein Name aufgerufen wurde, freute sich Martha innerlich wie verrückt: „Los, Putzi, los!“, dachte sie mit festem Glauben an seinen Sieg. Dann trat er auf die Bühne, nahm ein Mikrofon vom Halter und sagte leise: „Okay, Musik ab!“
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Astrid Schreier
Tag der Veröffentlichung: 13.07.2013
ISBN: 978-3-7309-3686-3
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