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Liebe heisst Vertrauen-
Vertrauen heisst Enttäuschung-
Enttäuschung heisst Schmerz-
Schmerz heisst Inspiration





Danke, für die Enttäuschung und den Schmerz, denn er hat mich hier her gebracht wo ich jetzt bin





Schau nicht zurück



Gedankenverloren setzte ich Wasser auf und starrte dabei aus dem Fenster. „Alles in Ordnung mit dir Hermine?“, fragte mich Ginny und hielt Hugo davon ab, seine Tasse schweben zu lassen. Ich nickte. „Ich dachte nur gerade an Rose. Ich hoffe es geht ihr gut.“ „In ihren Briefen klang sie doch sehr aufgestellt. Und Albus Severus und James passen ja auf sie auf. Mach dir keine Gedanken. In zwei Monaten ist doch bereits Weihnachten und dann kommt sie wieder nach Hause.“ „Wenn sie das überhaupt möchte. So begeistert wie sie in ihren Briefen klingt, kann ich mir kaum vorstellen dass man sie aus Hogwarts raus bringt.“, lächelte ich und dachte an Roses letzten Brief zurück, den ich etwa vor einer Woche erhalten hatte. „Neville kommt morgen zum Essen. Haben Ron und du Lust mitzuessen? Hugo ist natürlich auch eingeladen.“, verbesserte sich Ginny sofort als sie den Blick ihrer Tochter Lily sah. Sofort klatschte sie in die Hände und rannte zu Hugo. „Ja Hugo, bitte komm. Ich hab neue Schockofroschkarten von Papa bekommen. Ich hab jetzt sogar Albus Dumbledore.“ Hugo verdrehte wichtigtuerisch die Augen: „Den hab ich schon 5 mal. Ich hab Archibald Alderton.“ Rose formte mit ihrem Mund ein grosses O: „Hast du gar nicht!“ „Hab ich wohl. Komm mit ich zeig sie dir.“ Und kichernd und sich gegenseitig schubsend rannten die Beiden aus der Küche. Ginny lächelte und hielt mir ihre Tasse hin, damit ich Wasser einschenken konnte. Gerade wollte ich Ginny fragen ob sie Zucker möchte, als es an der Tür klingelte. „Ich geh schon.“, rief Hugo aus dem Zimmer. Es vergingen zwei Minuten bis mein Sohn in die Küche trat und mir etwas hinstreckte. „Hugo wer war das?“, fragte ich verwirrt, denn ich hatte eigentlich mit niemandem gerechnet. „Keine Ahnung. Es war ein Mann der mir dass hier in die Hand gedrückt hatte und gesagt hat ich soll es dir geben.“ Und mit diesen Worten streckte er mir ein kleines, längliches Päckchen hin. Ich starrte verwirrt das Geschenk an und sagte dann: „Danke mein Schatz .Geh jetzt wieder zu Lily. Sonst fühlt sie sich einsam.“ Aber mein Söhnchen schüttelte nur den Kopf und verlangte: „Ich will zuerst wissen was in dem Geschenk ist.“ Da mich auch Ginny erwartungsvoll anstarrte und ich selbst ziemlich neugierig war was bei Merlins Bart in dieser Schachtel war, riss ich das dunkelblaue Papier weg und öffnete die kleine Schatulle. Darin lag, in Samt gebettet eine grosse und eine kleine Kette, welche mit unzähligen Diamanten verziert waren. Mit offenem Mund zog ich die grössere Kette heraus und sah sie mir an. „Hermine! Die sind wunderschön. Von wem sind sie? Doch nicht etwa von Ron? Wenn ja, befürchte ich ist er ernsthaft krank, oder er hat einen Verwirrungszauber abbekommen.“, scherzte Ginny und hob das kleinere Kettchen heraus.
Völlig verdattert starrte ich die Kostbarkeiten an. „Ist keine Nachricht dabei?“, fragte Ginny und schaute in die hübsche Schatulle. Sie fand nichts. „Hat der Mann irgendetwas gesagt Schatz? Hat er gesagt das Geschenk sei von Daddy?“, wollte ich wissen und starrte meinen Jungen an. „Nein hat er nicht. Er hat nur gesagt ich soll es meiner Mami geben.“ Ich schüttelte den Kopf. Gleichzeitig schrie Lilly nach Hugo und ohne ein weiteres Wort kam er ihrer Bitte nach und verschwand. „Seltsam. Schau hier ist eine kleine Gravierung in einem der Diamanten. Ich kann es fast nicht entziffern so klein ist es.“ „Warte, Engorgio!“, rief Ginny und sofort hatte die kleine Kette die Grösse eines Sofakissens. Nun konnte man die Gravierung problemlos lesen.

“Meiner kleinen Prinzessin, als Erinnerung an ihren Vater“



„Mein Gott, ich wusste gar nicht dass Ron so süss sein kann. Wie hast du das geschafft?“, fragte Ginny grinsend und lies die Kette wieder zur normalen Grösse schrumpfen. „Ich habe keine Ahnung.“, antwortete ich und lächelte unsicher. Irgendetwas passte nicht. Nicht dass ich Ron das nicht zutraute, nur war es einfach nicht seine Art so wertvolle Dinge ohne speziellen Anlass zu verschenken. Doch warum sollte ich mir Gedanken machen, wenn ich mich auch einfach nur freuen konnte. Und so hängte ich mir die grosse Kette um und trank meinen Tee mit Ginny zu ende.
Es begann bereits einzudunkeln, als die Flammen im Kamin aufloderten und Ron heraus kletterte. „Was führ ein Tag. Einfach nur schrecklich.“, seufzte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Wirklich? Also für mich war es ein wunderschöner Tag.“, antwortete ich und warf mich meinem Ehemann um den Hals. Dieser schaute mich verdutzt an. „Fällt dir gar nichts auf?“, fragte ich ihn und stellte mich auf die Zehenspitzen, damit ihm die Kette schneller ins Auge sprang. „Ah du warst beim Friseur, Schatz“, stotterte Ron und grinste unsicher. „Nein du Blödmann. Die Kette. Ist sie dir denn nicht aufgefallen?“, fragte ich ihn nun lachend und wunderte mich über sein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. „Oh die meinst du. Sie ist wunderschön. Von wo hast du die denn?“ Verdutzt starrte ich ihn an. Konnte sein Tag wirklich so schlecht gewesen sein, dass er vergessen hatte was für ein Geschenk er mir gemacht hatte. „Das heisst du hast diese Kette noch nie gesehen?“, forschte ich vorsichtig nach. „Natürlich nicht. Sollte ich? Wenn du sie schon länger hast, tut es mir leid dass sie mir noch nie aufgefallen ist, aber ich hatte in letzter Zeit so viel um die Ohren im Scherzartickelladen.“ „Keine Sorge, Schatz. Ich habe sie heute neu gekauft.“, beruhigte ich ihn und lief in die Küche, wo das Abendessen auf dem Herd vor sich hin köchelte. Verwirrt starrte ich die Kette von neuem an und stützte mich auf den Tresen. „Ich sehe du hast mein Geschenk erhalte.“, flüsterte plötzlich eine Stimme in mein Ohr. Voller Schreck wollte ich aufschreien doch mir wurde sofort der Mund zugehalten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in die Augen von Draco. Er sah noch immer gleich aus wie damals als ich ihn am Gleis von King’s Cross gesehen hatte. Er trug einen langen, schwarzen Umhang, der seine Augen noch mehr betonte. „Bist du vollkommen übergeschnappt? Was bei Merlins Seidenunterhosen tust du in meiner Küche?“, flüsterte ich aufgebracht und spähte erschrocken ins Wohnzimmer um zu sehen ob Ron, der mit dem Rücken gegen die Küche in einem grossen Sessel sass, etwas mitbekommen hatte. Doch offensichtlich war dieser so in den Abendpropheten vertieft, dass er nichts um sich herum war nahm. „Ich wollte nur sicher gehen, dass du meine kleine Aufmerksamkeit erhalten hast. Diesen Lieferanten kann man nie trauen.“, flüsterte Draco und starrte lächelnd auf die Kette um meinen Hals. Sofort riss ich sie mir weg und streckte sie ihm entgegen. „Nimm sie zurück, ich kann die Kette nicht tragen. Was soll ich Ron sagen? Und wie kommst du auf die Idee, mir so etwas Wertvolles zu schenken?“
„Ich dachte ein bisschen Luxus kann nicht schaden. Wie ich leider feststellen muss, kann dir dein Ehemann keine solchen Geschenke machen. Da dachte ich, es sei nur fair wenn die Mutter meiner Tochter wenigstens etwas Wertvolles besitzt.“, antwortete Draco und schaute sich in der Küche um. Bei diesen Worten starrte ich wieder erschrocken zu Rons Rückenlehne, doch er gab immer noch kein Lebenszeichen von sich. „Malfoy wenn du es wagen solltest Ron nur ein Wort von Rose zu erzählen hetze ich dir den Cruciatus auf den Hals, das schwör ich dir!“ Doch anstatt dass sich Malfoy von mir distanzierte, rückte er mir nur noch näher. „Ach sind wir jetzt wieder so weit wie in der Schule, Granger? Meinetwegen, es hat mich damals schon scharf gemacht, wenn ich gesehen habe wie deine Augen angefangen haben zu glänzen, wenn du dich aufgeregt hast“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich bekam Gänsehaut. Einen ewigen Moment starrten wir uns in die Augen. Dracos – Malfoys Augen blitzten gefährlich verführerisch. „Ich vermisse dich Hermine. Das tue ich wirklich.“, flüsterte er weiter. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Wir können nicht! Wir dürfen nicht. Ich bin verheiratet und du auch.“ Und ein erneutes Mal kamen seine Augen immer näher. „Hermine, kann ich dir in der Küche helfen?“, fragte Ron aus dem Wohnzimmer. Ich schreckte hoch. „Los geh!“, flüsterte ich mit zitternder Stimme. Nur einen Augenblick und einen Kuss auf die Wange später, war Draco disappariert. Vollkommen fassungslos starrte ich auf die Stelle wo kurz zuvor noch der Vater meiner Tochter gestanden hatte. „Schatz, alles in Ordnung?“, wollte Ron wissen und spähte in die Küche. Ich bekam ein schwaches Nicken zustande und machte mich wieder daran, das Essen fertig zu stellen. Insgeheim verfluchte ich mich selbst, dass ich das kleine Kettchen bereits nach Hogwarts zu Rose geschickt hatte. „Hoffentlich verfliegt sich die Eule unterwegs oder landet auf der peitschenden Weide.“, betete ich stumm und stiess dabei eine Tasse zu Boden.

„Hast du das gelesen?“ Ich blickte verwirrt zu Ron auf. „Was meinst du?“ Wir hatten unser Abendessen beendet und sassen gemütlich im Wohnzimmer. Hugo spielte am Boden mit seinem kleinen Nimbus 2005 Modell. Ich hatte mich in “Bedeutende Entdeckungen der modernen Zauberei“ vertieft. In meinem letzten Schuljahr auf Hogwarts hatte ich das Buch aus der Bibliothek ausgeliehen und vergessen zurück zu geben. Ron reichte mir eine Seite des Propheten auf welcher ein langer Artikel gedruckt war. Rasch überflog ich den Titel und meine Augen weiteten sich.

“Schwarz Magier – kommt nun doch noch die Antwort darauf?“

Viele unserer Leser werden sich noch sehr gut an die Zeit erinnern als ein Zauberer der unter dem Namen “Du-weisst-schon-wer“ an der Macht war und die magische Welt in Angst und Schrecken versetzte. In einer grossen Schlacht wurde der besagte Zauberer schliesslich besiegt und seine Anhänger, auch als Todesser bekannt, wurden verhaftet oder flohen in die Anonymität. Ein grosser Teil der inhaftierten Todesser sitzen noch heute in Askaban. Doch exklusiven Berichten zufolge konnten sich einige der Anhänger von “Du-weißt-schon-wer“ ihre Haftzeit verkürzen. Man munkelt von achtstelligen Beträgen die von anonymen Spendern an das Zaubereiministerium überwiesen wurden. Das Zaubereiministerium weißt jede Schuld von sich. „Das ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Einige der Verhafteten Zauberer haben ihre Strafe abgesessen und haben nun das Recht sich wieder in die Zauberergemeinschaft einzufinden, ohne dass man sie führ ihre früheren Taten, welche oft nur aus grosser Not heraus getan wurden, verurteilt.“, erklärt der Zaubereiminister, Eddie Carmichael an einer Pressekonferenz.
Experten befürchten einen erneuten Zusammenschluss der einstigen Anhänger von “Du-weißt-schon-wer“ zu einer starken Gruppe, welche die magische Welt erneut in Angst und Chaos versetzen wird. „Sie haben es bereits mehrmals getan, es ist nur eine Frage der Zeit bis es wieder von vorne los geht.“, sagt zum Beispiel der Ministeriumsmitarbeiter Zacharias Smith. Ein Interview mit Mr. Smith lesen Sie auf der Seite 3. Einen ausführlichen Bericht über die Taten von “Du-weißt-schon-wer“ und eine Chronik aller Geschehnisse seiner Schreckensherrschaft finden Sie auf den Seiten 19 und 20.



Ich starrte den Artikel eine Minute lang an, als ob ich mich vergewissern wollte, dass er echt war. Dann begann ich zu lachen: „Ach diese Journalisten von heute. Kaum haben sie keine gute Story, wärmen sie eine alte Geschichte auf und verkaufen diese als grosse Nachricht. Und wer glaubt schon einem gross Maul wie Zacharias Smith? Der hatte schon in Hogwarts immer eine zu grosse Klappe.“ Ron schüttelte nachdenklich den Kopf: „Denkst du wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Du kennst doch diese Spinner, wenn sie eine Gelegenheit sehen werden sie diese auch benützen. Und Geld haben die meisten von denen doch sowieso wie Heu.“ „Ach komm schon Ron das ist doch Schwachsinn. Vertraust du unserer Regierung so wenig, dass du ihr zumutest Bestechungsgelder von Todessern anzunehmen? Du wirst sehen, in einer Woche ist die Nachricht alter Kaffee und sie werden sich auf eine neue Nachricht stürzen. Vielleicht findet jemand die Strumpfhosen von Merlin und will die Gesellschaft davon überzeugen, dass er eigentlich noch immer am Leben ist und nur mit einem starken Verwirrungszauber belegt worden ist.“ Lachend wendete ich mich wieder meiner Lektüre zu, die mir leider auch nicht viel half, Draco Malfoy aus dem Kopf zu bringen. Warum musste er auch immer dann auftauchen, wenn ich ihn vergessen hatte?

Mehrere Wochen zogen ins Land und brachten Schnee und Stürme mit sich. Die Zeitungen schrieben immer wie mehr von den vermeintlichen Todessern und kündeten ihre Rückkehr in immer schrecklicheren Szenarien an. Und das Unglaubliche war, dass es die Leute dem Propheten wirklich abkauften. Überall wurde diskutiert und man überlegte bereits ein Verteidigungskomitee zu ernennen das sich auf die Sicherheit der Bevölkerung spezialisieren sollte. Mich interessierte dies alles nur wenig. Und zum guten Glück kümmerten sich auch Ron, Harry, Ginny und mein restlicher Freundeskreis nicht sonderlich um die Gerüchte die der Tagesprophet verstreute. Ausserdem hatte ich ganz andere Dinge um die ich mich kümmern musste. Auch wenn sich Draco nicht mehr gemeldet hatte und keine Geschenke mehr abgegeben wurden, war ich mir sicher, dass ich bald wieder von ihm hören würde oder eher musste. Auf Roses Frage hin, wieso ihr Ron so etwas schönes geschenkt hatte sich aber nicht mehr daran erinnern konnte, erklärte ich ihr, dass Ron bei Testversuchen von neuen Scherzartikeln aus versehen einen Gummihammer auf den Kopf bekommen hatte, der verursachte dass der Betroffene nicht mehr wusste was er in den letzten 24 Stunden getan hatte. Ich war heil froh, dass sie mir diese Geschichte abnahm und nicht weitere Fragen stellte. Doch ich war mir im Klaren darüber, dass ich nicht mehr mit Draco Malfoy Kontakt haben konnte und auch nicht wollte.
Dieses Vorhaben wurde durch einen Brief von Hogwarts leider erschwert. Er erreichte uns an einem nebligen Montag. Nach einer kurzen Begrüssungszeile wurden Ron, Hugo und Ich vom Schulleiter, Wayne Hopkins höchst persönlich, über eine neue Tradition von Hogwarts informiert. Um den Zusammenhalt unter den Eltern zu fördern, veranstaltete Hogwarts das erste Weihnachtswochenende. Dies sollte am Wochenende vor Weihnachten beginnen und von Freitag bis Sonntag dauern. Rose war schon ganz aufgeregt und schrieb nun jede Woche einen Brief mit welchem sie uns überreden wollte zu kommen. Ron und Hugo waren von Anfang an Feuer und Flamme. Ron weil er ganz wild darauf war zusammen mit Harry wieder durch Hogwarts zu schlendern und Hugo weil er es kaum erwarten konnte das sagenumwobene Schloss von Hogwarts zu sehen. Mein einziges Bedenken war, dass ich dort womöglich auf Draco stossen könnte. Doch als mich dann auch noch Ginny und Harry versuchten weich zu kriegen, stimmte ich schlussendlich zu. Ich würde es wohl hin kriegen ein Wochenende lang Draco Malfoy aus dem Weg zu gehen. Und so wie ich Draco einschätzte hatte er Besseres zu tun, als ein Wochenende auf Hogwarts zu vergeuden.

In einen dicken Mantel gehüllt und mit beiden Händen an meinen Sitz geklammert, sass ich am Fenster des fahrenden Ritters und betrachtete die Gegend. Neben mir war Hugo in ein Buch über Besen aus dem 16. Jahrhundert vertieft. Ron hatte sich eine Reihe hinter uns gesetzt und war ganz grün angelaufen. „Alles in Ordnung, Darling?“, fragte ich ihn besorgt. Zurück kam nur ein schwaches Nicken. „Sind wir bald da, Mum?“, wollte Hugo nun bereits zum fünften Mal wissen. Ich seufzte: „Nein mein Schatz, du wirst Hogwarts schon früh genug sehen. Sei nicht so ungeduldig.“
Hugo musste weitere 20 Minuten warten bis wir endlich die Türme von Hogwarts sahen. Mit grossen Augen lehnte er sich über mich hinweg um besser aus dem Fenster spähen zu können. Sobald auch mir das Schloss ins Auge fiel, fühlte ich mich beinahe als käme ich von einer langen Reise wieder nach Hause zurück. Alles sah noch genau so aus wie damals, als ich durch die Korridore von Hogwarts lief. In meinem Kopf tauchten alte Erinnerungen auf, an welche ich mich seit langem nicht mehr erinnert hatte. Die Kammer des Schreckens, der Raum der Wünsche in welchem wir gegen den Willen von Umbridge Verteidigung gegen die dunklen Künste übten, die grosse Halle in welcher der Weihnachtsball statt gefunden hatte, Hagrids Hütte wo wir unzählige Nachmittage verbracht hatten, der Astronomieturm- „Hermine? Kommst du, wir sind da.“ Ron schüttelte mich leicht am Arm damit ich aus meiner Erinnerung aufwachte. Noch vollkommen in Gedanken kletterte ich die enge Treppe in den unteren Stock des fahrenden Ritters hinunter und atmete sofort die kühle Luft ein, die durch die offene Türe sickerte. Ich knöpfte meinen Mantel zu und trat in das dichte Schneegestöber hinaus. Die Ländereien von Hogwarts waren unter einer hohen Schneedecke versteckt. Ein breiter Pfad war vom Schnee befreit worden und führte vom Tor hinauf zum Eingangsportal. Hugo rannte uns vergnügt voraus und machte immer wieder “Oh“ und “Wow, Mum, Dad habt ihr das gesehen?“ Ron lächelte mich glücklich an und nahm meine Hand in seine. „Schön wieder hier zu sein, findest du nicht?“ Ich nickte und betrachtete das Schloss von neuem. „Fühlt sich an wie zu Hause.“

Als wir durch das eichene Portal traten herrschte reger Betrieb. Es standen vier grosse Christbäume in der Eingangshalle. Jeder war mit einer Farbe der vier Häuser geschmückt. Viele Eltern warteten aufgeregt auf die Ankunft ihrer Kinder oder unterhielten sich lachend miteinander. Einige hatte ich schon auf dem Bahngleis 9 ¾ gesehen, andere waren mir vollkommen fremd. Immer wieder huschten Hauselfen durch die Menge und geleiteten kleine Gruppen von Eltern in die grosse Halle. Abgesehen von der Weihnachtsdekoration, sah alles noch so aus wie damals. Die vier grossen Stundengläser hingen immer noch an der gleichen Stelle, wobei ich zufrieden fest stellte, dass Gryffindor mit Abstand führte, die Marmortreppe wirkte immer noch so imposant wie an meinem ersten Schultag und es befand sich immer noch ein Durchgang an der linken Seite der Marmortreppe, welcher mich unzählige Male in die düsteren Kerker geführt hatte.
„Oh mein Gott Hermine, Ron! Wie geht es euch?“, Hannah Abbott drängte sich zu uns durch und umarmte Jeden innig. „Alles bestens wenn man vom Wetter absieht. Wo ist Neville, sollte der nicht schon längst hier unten sein und uns ein Butterbier anbieten?“, scherzte Ron, jedoch mit einem sehnsüchtigen Unterton in der Stimme. „Die Lehrer kommen mit den Schülern erst zu Beginn des Empfangs in die grosse Halle. Wenn ihr ein wenig Geduld habt wird euch ein Hauself an euren Tisch bringen. Ach seht, da kommt ja schon einer. Wir sehen uns drinnen.“ Und wild winkend drängelte sie sich bereits wieder von Dannen. „Darf ich Ihnen das Gepäck abnehmen und Sie an Ihren Tisch begleiten, Mr. und Mrs. Weasly?“, fragte ein kleiner, schrumpliger Hauself und zeigte auf den Eingang zur grossen Halle. „Ach, das ist wirklich nicht nötig, wir können auch selbst-“, ich beendete meinen Versuch dem Elfen die Arbeit abzunehmen als ich dem Elfen und Rons Blick sah. „Dankeschön.“, sagte ich matt und Ron grinste mich an: „Es ist wie früher. Wo sind eigentlich deine B.ELFE.R – Buttons?“
Beim Eintreten in die grosse Halle, musste ich unweigerlich stehen bleiben. Ich war mir schon vieles gewohnt von den verschiedenen Festern in Hogwarts, doch einen solchen Anblick hatte die Halle noch nie hergegeben. Von der Decke rieselte feiner Schnee und unzählige Eiszapfen hingen von ihr herunter. Im gesamten Raum waren unzählige, weisse Kerzen verteilt. Der Boden war ebenfalls mit Schnee bedeckt, welcher jedoch so verzaubert war, dass man nicht nass wurde. Überall standen grössere und kleinere Tannenbäume, welche alle wunderbar geschmückt waren. Und um all diese Tannen herum waren viele, runde Tische mit weissen Tischtüchern und schimmerndem Geschirr verteilt. Nur der Lehrertisch stand noch am gleichen Ort wie er es immer getan hatte.
Der Hauself schlängelte sich durch den Wald voll Tannen und Gästen und führte uns schlussendlich an einen Tisch weit vorne in der Mitte des Raumes. Wir waren nicht die ersten die an ihm Platz genommen hatten. Angelina und Georges grinsten uns schon von weitem zu. „Hallo ihr Lieben. Hattet ihr eine gute Reise?“, begrüsste uns Angelina als wir neben ihnen Platz genommen hatten. Angelina trug ein blaues Kleid, welches auf ihrer dunklen Haut schimmerte. George war in einen samtroten Umhang gehüllt und wirkte damit wie ein Gutsherr. „Ein wenig holperig aber ansonsten gut. Ist Roxanne auch mitgekommen?“, erkundigte ich mich nach meiner ältesten Nichte. George schüttelte den Kopf: „Nein sie hat unglaublich viel Arbeit im St. Mungo. Sie wurde letzten Frühling zur Staionsheilerin befördert in der Abteilung für ansteckende Krankheiten.“ Ich nickte anerkennend: „Ihr müsst unglaublich stolz auf sie sein. Roxanne ist eine sehr begabte Hexe. Und Fred genau so. Neville hat mir von seinen 8 ZAGs erzählt die er letztes Schuljahr erreicht hatte.“ Angelina lächelte zufrieden. „Da musst du doch beinahe eifersüchtig werden Hermine.“, hörte ich plötzlich Harrys Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und begrüsste ihn und Ginny strahlend. „Onkel Ron!“, kreischte Lily und sprang Ron in die Arme. Sie trug ein olivefarbenes Röckchen und weisse Schuhe. Ihr rotes Haar war zu einem langen Zopf zusammen geflochten. „Ginny du siehst wunderbar aus.“, kommentierte Angelina, nach ihrer Begrüssung und hatte damit vollkommen recht. Mit ihrem schwarzen Satinkleid zog Ginny alle Blicke auf sich. „Ach quatsch!“, grinste sie verlegen und setzte sich neben mich an den Tisch. Harry in seinem schwarzen Umhang, war bereits in ein Gespräch mit George und Ron verwickelt.
Nun war unser Tisch bis auf 4 Plätze, die wohl für unsere Kinder reserviert waren, belegt. Ich schaute mich in der Halle um und erkannte hie und da ein bekanntes Gesicht. Zum Beispiel das von Cho Chang, die mit einem glatzköpfigen Mann an ihrer Seite an einem Tisch in unserer Nähe sass. Und nur wenige Tische hinter ihr erkannte ich Pansy Parkinson die ihre schwarzen Haare zu einem Bob geschnitten hatte und ein giftgrünes Kleid trug. Sie sah noch genau gleich unfreundlich aus wie damals in Hogwarts. Neben ihr sass ein griesgrämig dreinblickender blonder Mann, welcher erstaunlicher weise sehr hübsch aussah. „Den hat sie mit einem Zauber belegt, so einer ist doch nicht freiwillig mit Pansy Parkinson zusammen.“, flüsterte mir Angelina zu und Ginny und ich begannen zu lachen.
Langsam begann sich die Halle zu füllen und immer wieder tauchten bekannte Gesichter in der Menge auf, winkten kurz zu uns rüber und setzten sich dann eilig an ihren jeweiligen Tisch. Von Draco und seiner Frau fehlte jede Spur. Also konnte ich mich beruhigt zurück lehnen und den Abend mit meiner Familie und meinen Freunden geniessen. Plötzlich wurde es dunkel in der grossen Halle. Gespanntes Getuschel erklang von allen Tischen her. Gespannt spähte ich durch die Tannen hindurch zum Eingang, der von blauen Flammen erhellt war. Mit einem Knall stoben weitere blaue Flammen hervor. Nun herrschte absolute Stille. Von irgendwo her erklangen Pauken und ein Piano begann eine mystische Melodie zu spielen. Und dann öffneten sich die Flügeltüren und in fünfer Reihen, angeführt von einem kleingewachsenen, schwarzhaarigen Mann, der wohl der Schulleiter Wayne Hopkins war, marschierten die Schüler und Schülerinnen in die Halle. Zuvorderst liefen die ersten Klassen, zu hinterst der älteste Jahrgang. Alle trugen sie wunderschöne Kleider und Umhänge. Ein grosser Teil von den Schülern hielten entweder weisse Kerzen oder eigenartig violette Lichter in Gläsern in ihren Händen. Den Schluss bildeten die Lehrer. Alle schauten stolz gerade aus und winkten manchmal in die Menge. Nevilles rundes Gesicht leuchtete unter dem Kerzenlicht und zeigte seine roten Wangen und sein aufgeregtes Lächeln. Der ganze Zug war schlicht und ergreifend atemberaubend. Hastig suchte ich Rose in der Menge und nach kurzer Zeit hatten meine Augen sie entdeckt. Sie schaute wunderbar aus in ihrem türkisen Kleid und den hochgesteckten, blonden Haaren. Neben ihr lief Albus Severus der sich jede Mühe gab, seinem Vordermann nicht auf die Füsse zu treten. James und Fred waren beide zu weit hinten als dass ich sie erkennen konnte. Roses Augen – Dracos Augen blitzten zu mir herüber und ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Als die Eskorte die Mitte der Halle erreicht hatte, stoppten alle Schüler sofort und stellten sich immer zu zweit auf. Jeweils ein Junge und ein Mädchen. Gespannt waren alle Gesichter der runden Fläche zu gewannt. Als eine neue Musik erklang, begannen die Kinder zu zweit zu tanzen. Anmutig und elegant bewegten sie sich über die Fläche. „Einen schönen Tanzpartner hat sich Rose da ausgesucht.“, spottete Fred. Ron, Hugo und ich starrten in synchron zu unserem Familienmitglied hinüber. Ron schnaubte und mir lief es kalt den Rücken hinunter. Der Tanzpartner von Rose hatte beinahe die identische Haarfarbe wie sie. Und ich würde mein letztes Buch darauf verwetten, dass er auch die gleichen Augen hatte. Scorpius führte Rose elegant und sicher. Gerade so als ob er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan hätte. „Ist das zu glauben. Da hat sie einen ganzen Jahrgang zur Auswahl und wird ausgerechnet dieser Satansbrut zugeteilt.“, ärgerte sich Ron. Ich hörte ihm gar nicht richtig zu, sondern betrachtete weiterhin Dracos Sohn. Er war beinahe das absolute Ebenbild seines Vaters. Die gleiche Figur, die gleichen Haare und das gleiche spitze Gesicht. Nur die Nase war etwas kleiner. Wahrscheinlich hatte Scorpius diese von seiner Mutter.
Mit einem letzten tiefen Ton, endete die Musik und somit auch der Tanz. Tosender Applaus flammte von den begeisterten Eltern auf. Harry und George pfiffen durch die Finger. Die Schüler lächelten erleichtert auf und tröpfelten nun in kleinen Grüppchen zu ihren Familien. Scorpius lächelte Rose an und winkte ihr zum Abschied zu. Albus Severus gesellte sich zu ihr und rasch drängelten sie sich zu unseren Tisch hindurch. „Hi zusammen.“, lächelte Rose verschwitzt und umarmte jeden Einzelnen am Tisch, bevor sie sich zwischen Hugo und Lily auf einen Stuhl sinken lies. „Du warst wunderbar mein Schatz.“, sagte ich mit einem Lächeln und strich ihr übers Haar. „Ich etwa nicht?“, fragte sofort Fred, der sich gemeinsam mit James ebenfalls an unseren Tisch setzte. „Natürlich. Ihr wart alle super.“, grinste Angelina und klopfte Fred stolz auf den Rücken. „Hoffentlich gibt es bald etwas zu essen. Mir knurrt der Magen bereits seit dem Mittag.“, murrte James. „Sag mal Rose, konntet ihr eure Tanzpartner selbst aussuchen?“, fragte Ron und versuchte es ganz beiläufig klingen zu lassen. „Hm, ja konnten wir. Wieso meinst du Daddy?“ „Na ja, es hat mich nur wundergenommen wieso du gerade mit diesem Jungen getanzt hast.“, antwortete Ron und wendete sich mit finsterer Miene dem Essen zu, dass just in dieser Sekunde auf dem Tisch erschienen war. Rose lächelte: „Ach das war nur Mal. Er ist ein guter Freund von mir. Übrigens du musst den Kartoffelauflauf probieren Lilly, du wirst ihn lieben.“ Harry, George und Ron warfen sich einen viel sagenden Blick zu und Harry hatte bereits den Mund geöffnet als ihm Ginny dazwischen führ. „Mit wem habt ihr eigentlich getanzt Albus Severus und James?“ Ihre Söhne verdrehten beide die Augen und begannen gleichzeitig über ihre Tanzpartnerinnen zu schnöden.
Das ganze Essen hindurch wurde nicht mehr über Scorpius geredet und ich hoffte schon erleichtert, dass sich Ron zusammenreissen konnte und Rose keine Standpauke über ihre Freunde hielt. Ron und George gönnten sich noch einen Nachschlag vom Pflaumenpudding, als drei Mädchen Rose zuriefen und zur Tanzfläche schritten. „Darf ich noch ein wenig mit meinen Freundinnen tanzen?“, fragte sie und sah mich und Ron an. Gott sei Dank hatte Ron den Mund voller Pudding so dass ich sagen konnte: „Natürlich Liebes. Geh und hab Spass.“ Und noch bevor Ron seinen Bissen hinunter schlucken konnte, war ihr blonder Haarschopf in der dicht befüllten Tanzfläche verschwunden. „Wenn ich sie nochmals mit diesem Malfoy Balg tanzen sehe, bekommt sie nichts zur Weihnachten.“, drohte Ron trotzig. Ginny schüttelte den Kopf: „Wer sagt denn, dass der Junge genau gleich ist wie sein Vater? Vielleicht hatte er Glück und hat das Meiste von seiner Mutter geerbt.“ Angelina und ich stimmten ihr zu. Die Männer wollten alle samt etwas erwidern, liessen es dann jedoch bei einem gegenseitigen Blick und einem Seufzer bleiben.
Ich unterhielt mich gerade lebhaft mit Angelina über Roxanne, als Rose an unserem Tisch auftauchte. Hinter sich zog sie keinen geringeren als Scorpius her. „Mum, Dad! Das ist Scorpius, ich hab euch ja bereits von ihm erzählt.“, lächelte sie und zog ihren Begleiter am Hemdärmel, damit dieser einwenig näher trat. Von nahmen wirkte er nun doch nicht mehr so wie sein Vater. Er strahlte Schüchternheit und Zurückhaltung aus. Gerade so, als ob er sich vor Roses Familie zu fürchten schien. Bei einem Blick auf diese, verstand ich seinen Blick. Ron, Harry und George sassen mit verschränkten Armen auf ihren Stühlen und fixierten den armen Jungen mit düsteren Blicken von oben bis unten. „Guten Abend Mr. und Mrs. Weasly. Mr. und Mrs. Potter. Mr. und Mrs. Johnson.“, sprach Scorpius mit ruhiger Stimme und blickte jedem kurz ins Gesicht, bevor er seinen Blick sofort wieder auf den Boden senkte. „Guten Abend Scorpius. Es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen.“, lächelte ich ihn aufmunternd an und mit einem Tritt in Richtung von Ginnys und Rons Schienbein stimmten beide ebenfalls eine Begrüssung an. „Gefällt dir der Abend?“, wollte Angelina wissen und lächelte den Jungen ebenfalls an. „Ja es gefällt mir sehr. Ich hoffe Ihnen auch.“ Scorpius wirkte sehr verlegen als er auf Angelinas Frage antwortete. „Ja, wir geniessen es alle sehr. Nicht war Schatz?“, fragte sie an George gewannt mit einer gewissen Betonung auf dem letzten Wort. George begann sofort zu nicken: „Ja, äusserst beeindruckend.“ „Bist du alleine hier oder sind deine Eltern auch nach Hogwarts gekommen?“, fragte Ron ohne freundlich zu klingen. Scorpius hatte den Ton nicht überhört und schaute verunsichert hoch: „Meine Eltern sind hier. Sie sitzen weiter hinten in der Halle. Womöglich kennen Sie meinen Vater, Draco Malfoy. Er war auch hier auf Hogwarts und nach Roses Erzählungen womöglich sogar zur selben Zeit wie Sie.“ „Scorpius! Was tust du hier?“, erklang plötzlich eine ärgerliche Stimme hinter dem Jungen. Dieser zuckte sofort zusammen und starrte ängstlich seinen Vater an, der hinter ihn getreten war. Dies tat die gesamte Gesellschaft des Tisches ihm nach, nur schauten wir nicht ängstlich, sondern eher wütend oder erstaunt. Ein leichtes Zittern durchfuhr meinen Körper als ich Draco da stehen sah. Er trug einen schlichten, schwarzen Umhang unter welchem ein rotes Satinhemd hervor schaute. „Nichts Vater. Ich spreche nur mit der Familie von Rose. Das sind Mr. und Mrs. Potter, Mr. und Mrs. Weasly und Mr. und Mrs. Johnson.“, erklärte Scorpius kleinlaut. Draco schaute in die Runde und nickte: „Ich hatte bereits das Vergnügen diese Personen kennen zu lernen. Was für eine Freude euch wieder zusehen.“ Seine Stimme hätte nicht mehr Kälte ausstrahlen können, als sie es in diesem Augenblick tat. Bis jetzt hatte er mich noch mit keinem Blick gewürdigt, was mich zum einen erleichterte, zum anderen beunruhigte. Unsicher starrte ich in die Runde. Harry und George schauten mit hasserfüllten Blicken zu Draco hinüber. Ron hatte die Fäuste geballt. „Malfoy.“, antwortete Harry für alle und klang genau gleich kalt wie Draco vorher. Rose und Scorpius starrten verwirrt und erschrocken zwischen den beiden Parteien hin und her. „Sohn deine Mutter sucht dich, du solltest zu ihr gehen sonst macht sie sich nur unnötig Sorgen.“, erklärte Draco kühl und schaute zu Scorpius hinunter. Dieser war wohl nur all zu froh aus dieser Situation entfliehen zu können und machte sich nach einer kurzen Verabschiedung rasch aus dem Staub. „Hat mich gefreut euch wieder zu sehen. Ich befürchte fast wir werden uns an diesem Wochenende noch öfters über den Weg laufen.“ Seine Worte klangen fast nach einer Drohung. Kurz vor dem Gehen wandte er sich Rose zu und ich hielt den Atem an: „Es hat mich sehr gefreut deine Bekanntschaft gemacht zu haben Rose. Mein Sohn hat nur in den höchsten Tönen von dir erzählt. Du bist bei der Familie Malfoy immer willkommen.“ Rose lächelte schüchtern und bedankte sich. Malfoys Augen blitzten für einen kurzen Augenblick auf. Nach einem weiteren düsteren Blick in die Runde, marschierte er von Dannen. Rose sah uns vorwurfsvoll an: „Was sollte denn das gerade eben?“ „Ich weiss nicht von was du sprichst.“, gab ihr Ron zur Antwort und schüttelte den Kopf. „Ach tut nicht so. Ich stelle euch einen Freund von mir vor und ihr behandelt ihn als sei er ein knallrümpfiger Kröter.“ „Sag bloss die nehmt ihr immer noch in Pflege magischer Geschöpfe durch!“, schrie Ron erschrocken auf und man sah ihm an, dass er sich noch blendend an diese vermaledeiten Viecher erinnern konnte. „Lenk jetzt nicht vom Thema ab, Dad! Was habt ihr gegen Scorpius? Und was habt ihr gegen seinen Vater? Mr. Malfoy ist wirklich sehr nett. Ihr kennt die Beiden noch nicht einmal und bildet euch schon ein Urteil über sie. Das ist ungerecht“ Harry schüttelte traurig den Kopf: „Wir kennen Scorpius Vater schon länger als du. Und glaub mir, wir wissen wie er drauf ist. Ein Umgang mit ihm ist wirklich nicht zu empfehlen, Rose.“ „Das glaub ich einfach nicht! Denkt ihr etwa alle so voreingenommen über Scorpius und seinen Vater?“, fragte Rose provozierend in die Runde. Niemand mochte ihr antworten. Mit verzweifeltem Blick, wandte sie sich an mich: „Mum bitte! Immerhin du denkst doch nicht so von Scorpius und seinem Vater, oder doch?“ Wie gerne hätte ich ihr gesagt was ich genau über Scorpius und auch ihren Vater dachte. Doch das würde ich nie können und dürfen. Und so schwieg ich. „Das kann doch nicht war sein!“, schrie Rose wütend, verwarf die Hände und verschwand in der Menge. „Rose warte!“, rief ich ihr nach und zwängte mich sofort durch die vielen Gäste um ihr zu folgen. Doch es fehlte jede Spur von ihr. Überall nach ihr Ausschau halten, schritt ich durch die Menschen und gelangte schlussendlich zum Eingang der Halle. Seufzend lehnte ich mich an die Wand und schloss die Augen. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt, doch wer hatte schon erwartet, dass Rose sich gerade Dracos Sohn zum Freund nahm? Ihren Halbbruder, wenn man es genau überdachte. Gedanken verloren schüttelte ich den Kopf. „Ironie des Schicksals, denkst du nicht?“, fragte mich plötzlich eine Stimme. Ohne die Augen zu öffnen wusste ich dass Draco vor mir stand. „Ja, irgendwie schon. Seltsames Schicksal.“, antwortete ich. „Wieso? Vielleicht ist das ein Zeichen. Was ist wenn das Schicksal will, dass wir uns nochmals treffen? Uns noch eine Chance gibt?“, hakte Draco nach. „Nein Draco.“, sagte ich und öffnete nun die Augen. „Das Schicksal hat mir Ron geschenkt und dir deine Frau. Uns beide zusammen, hatte es nie geplant.“ „Das ist nicht wahr!“, sagte Draco sofort mit energischerer Stimme. „Du weißt genau so gut wie ich, dass wir für einander bestimmt sind. Warum haben wir eine gemeinsame Tochter? Warum befreunden sich gerade unsere Kinder miteinander?“ Bei diesen Worten kam er mir gefährlich nahe. Ich zog schneidend die Luft ein und versuchte zurück zuweichen und stiess dabei an die Wand. In Dracos Augen blitzte es. Unangenehm berührt blickte ich um mich, um zu sehen ob bereits jemand aufmerksam geworden war auf uns. Doch die Leute waren viel zu sehr mit Sprechen und Lachen beschäftigt als dass sie auf uns geachtet hätten. Ich blickte wieder gerade aus und so direkt in die Augen von ihm. Wie früher in der Schule fesselte mich sein Blick und mir wurde schwummerig zumute. „Draco“, setzte ich an. „Du weißt genau so gut wie ich, dass wir keine Zukunft haben. Du hast deine Familie und ich meine. Wir können nicht alles zerstören was wir uns aufgebaut haben. Und vor allem können wir unsere Familien nicht derart verletzen. Stell dir vor wie es Rose ginge, wenn sie erfahren würde dass Ron gar nicht ihr richtiger Vater ist. Es würde eine Welt für sie zusammenbrechen, willst du ihr das antun?“ Draco zischte jetzt nur noch durch seine zusammengebissenen Zähne: „Und wie es mir geht interessiert dich nicht? Hast du eigentlich das Gefühl ich könnte ganz einfach darüber hinweg sehen, dass ich eine Tochter habe, die gar nicht weiss wer ich bin? Die von einem fremden Mann aufgezogen wurde, den ich nicht leiden kann und der mir dich gestohlen hat?“ Ich wusste nicht mehr was sagen. Draco zitterte am ganzen Leibe und schlug vor unterdrückter Wut in die Wand neben meinem Kopf. Vor Schrecken zuckte ich zusammen. Draco starrte mich noch einmal eindringlich an und rauschte dann in die Eingangshalle, aus dem Portal hinaus in die Dunkelheit. Ich wollte ihm gerade hinterher, als Rose zwischen den vielen Gestallten auftauchte. Schweren Herzens drehte ich dem Portal den Rücken zu und eilte Rose hinterher.
„Schatz, bleib doch bitte stehen!“, versuchte ich sie zu stoppen. Doch sie würdigte mich keines Blickes und marschierte weiter. Kurz vor einer Gruppe Geister, unter welcher ich die maulende Myrte und den fast kopflosen Nick erkannte, gelang es mir Roses Arm zu erwischen und sie aus der Menge zu führen. „Warum könnt ihr Scorpius nicht akzeptieren? Er hat mir schon oft geholfen wenn es mir schlecht ging, was hast du und Dad gegen ihn?“, sprudelte es sofort aus Rose heraus. Ich seufzte: „Wir haben nichts gegen Scorpius. Wir kennen ihn halt noch nicht so gut. Du musst deinen Vater auch verstehen, er macht sich nun einmal Sorgen um seine kleine Tochter. Sobald er ihn besser kennt wird das kein Problem sein.“ Rose nickte: „Und was ist mit seinem Vater? Mr. Malfoy?“ Nur schon bei Dracos Nachnahmen lief mir ein Schaudern über den Rücken. „Na ja, das ist eine andere Geschichte. Wir waren alle mit Scorpius Vater im gleichen Jahrgang auf Hogwarts. Und wir haben uns nicht sonderlich gut mit ihm verstanden. Vor allem dein Vater und Harry nicht. Du solltest uns eine Chance geben, damit wir merken können dass sich Mr. Malfoy geändert hat.“ Einsichtig nickte Rose wieder. „Ist gut. Aber ihr müsst den beiden auch eine Chance geben, in Ordnung?“ Diesmal war ich es die zustimmend nickte. Nun lächelte meine Tochter wieder. „Dann ist ja gut. Ich geh und such meine Freunde. Wir sehen uns später.“

Ich lag mit offenen Augen neben dem schnarchenden Ron. Auf einem ausziehbaren Sofa, hatte sich Hugo zusammen gerollt. Für die Familien der Schüler, war ein art Hotel aufgebaut worden, welches sich in einem Flügel des Schlosses befand. Ich war mir ganz sicher, dass dieser Teil des Schlosses noch nicht existiert hatte, als ich hier zur Schule ging.
Gedankenverloren drehte ich mich auf die Seite und starrte aus dem Fenster. Dichte Wolken hingen am Himmel und verdeckten die Sterne. Die Worte von Draco liessen mich nicht los. Er hatte vollkommen recht. Ich hatte nie daran gedacht wie es ihm gehen musste beim Gedanken an Rose. Wenn ich mir vorstellte, dass jemand mir Rose wegnehmen würde, konnte ich Draco umso mehr verstehen. Doch was sollte ich tun? Ich konnte Ron die Wahrheit einfach nicht gestehen und auch nicht Rose. Das war unmöglich. Ich seufzte und drehte mich Ron zu. Dieser lag alle Viere von sich gestreckt im grossen Himmelbett und schnarchte leise. Für nur einen Augenblick ging meine Fantasie mit mir durch und ich sah plötzlich Draco neben mir liegen. Mit seinen unglaublichen Augen die mich anstarrten und erneut diese Wärme ausstrahlten, wie sie es schon einmal getan hatten. Ich keuchte auf und sofort lag wieder Ron neben mir. Voll schlechtem Gewissen gegenüber Ron und Draco, kuschelte ich mich an meinen Ehemann und dachte über eine Lösung nach.

Als ich erwachte, fühlte sich mein Kopf schwer an. Gerade so als ob er die ganze Nacht gearbeitet hätte. „Guten Morgen Liebling.“, flüsterte Ron und küsste mich sanft auf die Stirn. „Morgen.“, lächelte ich. „Und wie hast du geschlafen in Hogwarts?“ „Sehr gut. Fast wie zu Hause.“ Ron streckte sich. „Wenn du mir das letzte Mal als ich in Hogwarts war gesagt hättest, dass ich irgendwann mit dir im selben Bett in Hogwarts aufwachen würde, hätte ich dich für verrückt gehalten.“ „Zum Glück haben auch Verrückte mal recht.“, antwortete ich und setzte mich auf. „Aber ist schon seltsam, dass sich Rose gerade mit Malfoys Sohn angefreundet hat, oder?“, flüsterte Ron um Hugo nicht aufzuwecken. „Ja ist schon ein komischer Zufall. Aber was sollen wir tun? Es ist ihre Entscheidung mit wem sie ihre Zeit verbringt. „Natürlich, aber musste es den gerade Scorpius sein?“, stöhnte Ron und setzte sich ebenfalls auf. „Mir machte er einen wohl erzogenen Eindruck und ich finde du solltest ihm eine Chance geben. Wir haben Rose gut genug erzogen damit sie selbst bestimmen kann wen sie zu ihren Freunden zählen kann und wen nicht.“ Auf diese Aussage erwiderte Ron nichts mehr.
Eingehüllt in warme Kleider, machten wir drei uns eine halbe Stunde später auf in die grosse Halle. Diese sah nun wieder gleich aus, wie ich es mir von meiner alten Hogwartszeit gewöhnt war. Nur schien es mir, dass die vier Haustische um einiges länger waren als damals.
Rose winkte uns vom Griffindortisch zu und mit knurrenden Mägen liessen wir uns neben ihr nieder. James, Albus Severus, Lily, Harry, George, Angelina und Ginny sassen ebenfalls bereits am Tisch. „Wisst ihr schon, was ihr heute machen wollt?“, fragte Ginny in die Runde, nach dem wir uns grosszügig von den Eiern und dem Toast bedient hatten. Ron zuckte die Schultern und sah fragend zu mir. Ich schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung. Ich wollte mal ein wenig durch die Gänge gehen und schauen ob sich viel verändert hat.“ „Wunderbare Idee Hermine. Ich begleite dich, falls es dich nicht stört.“, lächelte Ginny. „Kommst du mit?“, fragte sie Lily. Diese schaute sie empört an: „Nein Mama! Ich gehe mit Rose mit.“ Ginny lächelte ihre Jüngste an: „Und was tut Rose heute?“ „Wir dachten wir gehen eine Runde Quidditch spielen. Zusammen mit Dad, Harry, George, Hugo, Albus Severus, James und Fred.“, erklärte Rose und lächelte. „Oh davon wusste ich noch gar nicht.“, lachte Ron und blickte zu unserer Tochter. „Na komm schon Ron! Willst du vor dem Spiel bereits aufgeben weil du Angst hast gegen uns zu verlieren?“, neckte ihn sein Bruder und Harry stimmte mit ein. „Ach haltet die Klappe. Ist es für dich in Ordnung, Schatz?“, fragte mich Ron. „Na klar kein Problem, ich und Ginny können uns auch ohne euch einen guten Tag machen, stimmt’s?“, lächelte ich und schaute erwartungsvoll zu Ginny. Diese schaute nun jedoch etwas unsicher: „Ich weiss nicht Hermine. An Quidditch hatte ich gar nicht gedacht. Ich habe schon so lange nicht mehr mit meinen Kindern gespielt, wärst du mir böse wenn wir unseren Rundgang auf später verschieben würden?“ Ich winkte ab: „Nein sicher nicht. Ich bin schon so oft durch dieses Schloss gegangen, da kann ich mich ja schlecht verlaufen. Ich nehme an du gehst auch lieber Quidditch spielen, oder?“, wandte ich mich Angelina zu. Diese nickte schuldbewusst. „Geht das wirklich klar für dich?“, fing nun auch Harry an. „Ach Harry komm schon, wie viele Nachmittage habe ich ohne dich, Ron und Ginny verbracht weil ihr beim Quidditchtraining wart? Und ich habe sie erstaunlicherweise alle überlebt. Los habt euren Spass, ich geniesse es auch einmal alleine zu sein.“, ermutigte ich sie. „Na gut. Wenn du unbedingt darauf bestehst, dass wir dich in Ruhe lassen können wir ja fast nicht anders.“, scherzte Ron und küsste mich auf die Wange.

Beim Eingangsportal trennten sich unsere Wege. Alle liefen zum Stadion hinunter währendem ich mich auf den Weg durch das Schloss machte. Ich begegnete vielen Eltern, welche von ihren Kindern stolz durch das Gebäude geführt wurden und mehrere Male traf ich alte Bekannte, welche mich stürmisch begrüssten. Zu diesen zählte beispielsweise „Vicky Frobisher“, mit welcher ich gemeinsam Arithmantik besucht hatte. Andere nickten nur kurz und liefen danach rasch weiter, wie zum Beispiel Romilda Vane, die in Begleitung eines grossen Mannes, mit roten Haaren und breiten Schultern und einem Mädchen das ihr zum verwechseln ähnlich sah, unterwegs war. Ich grinste nur und setzte meinen Rundgang fort. Ich stieg viele Treppen hoch, machte einen kleinen Halt im Raum der Wünsche, hielt einen kurzen Plausch mit dem fast kopflosen Nick, besuchte die Eulen in der Eulerei und landete dann schlussendlich in der düsteren und stillen Bibliothek. Ich atmete tief ein. Dieser Geruch nach altem Pergament und Leder erinnerte mich so stark an meine Zeit in der Schule, dass ich mich für wenige Sekunden fühlte, als wäre ich in der Zeit zurück gegangen. Über eine Stunde stöberte ich in den unzähligen Bücherreihen und stiess immer wieder auf alte Bekannte wie zum Beispiel “Angewandte Zaubertrankkunde“, “Eine Anthologie der Zauberei des 18. Jahrhunderts“ oder “Grosse Zauberer des 20. Jahrhunderts“. Ich schmökerte gerade in einem dicken Buch über Verbrennungen ausgelöst durch Drachen und Salamander, als mich Rons Stimme in die Wirklichkeit zurück holte. „Wusste ich doch, dass ich dich hier finden würde.“, lächelte er und küsste mich innig. „Seit ihr schon fertig? Das ist aber schnell gegangen.“, sagte ich erstaunt und umarmte meinen Mann zur Begrüssung. „Schnell? Hermine wir haben uns vor über drei Stunden getrennt. Habe ich dir so wenig gefehlt?“ Ron setzte ein Schmollmund auf. Ich musste lachen: „Natürlich nicht Schatz! Ich hielt es fast nicht aus ohne dich. Da fühlte ich mich doch wirklich gezwungen ein Buch zu lesen, kannst du dir das vorstellen?“ Ron verdrehte die Augen: „Du bist doch doof.“ Auf diese kindliche Aussage hin, musste ich noch mehr lachen. „Hörst du wohl auf so laut zu lachen? Wir sind hier in einer Bibliothek, hier muss man still sein.“, ermahnte mich Ron, konnte sich ein Lächeln jedoch nicht verkneifen. „Als ob du mich zum Schweigen brächtest.“, neckte ich ihn. Ron hob die Augenbrauen: „Na dann muss ich dir wohl zeigen wie schnell ich dich zum Schweigen bringen kann!“ Und ohne Vorwarnung drückte er mich an das Bücherregal und küsste mich stürmisch. „Ronald Weasly! Willst du mich etwa in der Bibliothek verführen?“, fragte ich gekünstelt entsetzt, als er mich wieder Luft holen lies. „Und wenn es so wäre?“, grinste dieser zurück und presste seinen Körper noch mehr gegen meinen. „Dann kann ich wohl nicht gross etwas dagegen tun.“, antwortete ich bevor Rons feine Lippen wieder die meinen fanden. „Igitt! Mum, Dad! Könnt ihr euch nicht mal ein wenig zurück nehmen?“, ertönte plötzlich die erregte Stimme unserer Tochter. Sie stand zusammen mit Hugo am Anfang des Bücherregals und hatte einen strafenden Blick aufgesetzt. Ron und ich starrten uns grinsend an und gingen dann unseren Kindern entgegen. „Ihr müsst halt nicht immer dann kommen, wenn ihr uns stört.“, entgegnete Ron trocken. „Ist ja auch egal. Ich bin nur gekommen um euch zu einem Picknick einzuladen.“, wechselte Rose sofort das Thema und strahlte uns an. „Ein Picknick im Winter? Das ist ja eine süsse Idee Schatz, aber denkst du nicht, dass es ein wenig frisch werden könnte?“, fragte ich vorsichtig. Rose begann zu lachen: „Doch nicht draussen Mum. Aber es gibt da einen Raum, der das möglich macht. Den kennt ihr bestimmt noch nicht. Kommt ich zeig ihn euch.“ Und ohne eine Antwort abwartend, marschierte Rose aus der Bibliothek. Ron und ich warfen uns einen weiteren Blick zu und mussten lachen, da wir diesen Raum von Rose sehr gut kannten.

Wie angenommen, führte Rose uns vor den Raum der Wünsche. Sie wirkte ein wenig enttäuscht als Ron ihr erklärte, dass wir diesen Raum sehr wohl kannten. Doch ihre Laune änderte sich schlagartig als sie die Tür öffnete und uns eintreten lies. Als ich als Erste über die Türschwelle trat, dachte ich im ersten Augenblick, dass ich mich auf einer grünen Lichtung im Wald befand. Der Boden war mit Gras bewachsen und unzählige Blumen sprossen daraus hervor. Mehrere Bäume standen in einem Halbkreis im Raum und die Decke bildete einen hellblauen Himmel. Man hörte sogar Vogelgezwitscher und das Rauschen der Bäume. In mitten des Halbkreises der die Bäume bildeten, war ein grosses, kariertes Tuch platziert, auf welchem viele Leckereien bereit standen. „Wow das ist ja cool.“, kommentierte Hugo, rannte an mir vorbei und testete die Bäume und das Gras auf ihre Echtheit. „Das ist wirklich eine schöne Überraschung.“, lobte ich Rose und setzte mich neben Ron auf die Decke. Rose lächelte und scharrte ein wenig mit den Füssen: „Um ehrlich zu sein habe ich das nicht ohne Hintergedanken organisiert.“ Ron und ich starrten sie fragend an. Rose wollte bereits eine Erklärung formulieren als sich die Tür von neuem öffnete und Scorpius, gefolgt von Draco und seiner Frau eintraten. Mit offenem Mund starrten wir die Malfoys an und diese taten das Selbe. „Scorpius was geht hier vor?“, fragte Draco sofort und schaute argwöhnisch zur Picknickdecke. „Nicht böse werden Papa, aber Rose und ich haben uns gedacht dass dies ein guter Weg wäre damit unsere Familien sich besser kennen lernen können.“ Rose nickte lebhaft. Einen Moment lang herrschte Stille, die nur vom Vogelgesang überstimmt wurde. Danach streifte Dracos Frau kurz seinen Arm und sagte: „Gib den Kindern eine Chance, Draco.“ Dieser überlegte noch einen Moment und seufzte dann laut: „Meinetwegen.“ Scorpius lachte und Rose schaute rasch zu uns herüber: „Für euch ist es doch auch in Ordnung, oder?“ So wie ich Ron kannte, war er drauf und dran aus dem Raum zu flüchten, doch nach einem Ellbogenstoss in seine Seite, nickte er halbherzig und machte den Malfoys Platz. Draco blieb eine Sekunde vor der Decke stehen und liess sich erst nach einem Stoss von seiner Frau dazu bewegen neben Ron Platz zu nehmen. „Kann ich euch Tee einschenken? Oder möchtet ihr lieber Kürbissaft?“, fragte Rose laut um die Stille zu überdecken, welche entstanden war. Ich schaute unsicher zu Draco, doch dieser starrte stur auf die Decke. Was hätte ich gegeben um seine Gedanken lesen zu können. „Ich würde gerne eine Tasse Tee nehmen.“, lächelte Dracos Frau und zeigte dabei ihre makellosen Zähne. Dankbar für das Entgegenkommen bediente Rose sie rasch und schenkte nach erneutem Fragen allen eine Tasse Tee ein. Scorpius goss während dessen sich selbst und Rose Kürbissaft in zwei Becher und setzte sich danach neben seinen Vater. Als Rose allen ihre Tassen gereicht hatte, setzte sie sich zwischen Ron und Scorpius. Immer noch herrschte Stille im Raum der Wünsche. Ich beobachtete wie Rose und Scorpius bange Blicke austauschten. „Also gut. Ich finde wir sollten uns einwenig mehr Mühe geben. Wenn unsere Kinder es sich so wünschen, dass wir uns kennen lernen, sollten wir ihnen diesen Gefallen tun, findet ihr nicht?“ Ich schaute auffordernd in die Runde. Ron beobachtete ein Rotkehlchen, welches auf einem Ast über uns sass und Draco fixierte mit zusammengebissenen Lippen immer noch das Muster auf der Picknickdecke. „Ich bin vollkommen Ihrer Meinung, Misses Weasly. Ich bin Astoria Malfoy und es freut mich wirklich Sie und Ihren Mann kennen zulernen.“ Und ich glaubte ihr aufs Wort. Es war das erste Mal, dass ich die Frau von Draco wirklich betrachtete. Wenn man sie genau ansah, konnte man meinen sie sei aus der Vogue entsprungen. Ihre Haare waren braun, lang und wunderschön gelockt. Ihre gerade Nase lag genau zwischen ihren dunkelblauen Augen, welche mit langen Wimpern umrandet waren. Sie war gross und schlank. Man konnte beinahe neidisch auf sie werden. Ich winkte ab: „Nennen Sie mich bitte Hermine. Das ist mein Mann Ron.“ „Freut mich Hermine, dann bin ich Astoria. Meinen Mann Draco kennen Sie wohl bereits, oder?“ Ron schnalzte mit der Zunge und Draco zischte etwas Unverständliches. „Ich nehme das mal als ein Ja.“, sagte Astoria und begann zu Lachen. Ihr Lachen war so ansteckend, dass ich einstimmte. Unsere Ehemänner sahen sich einen Moment lang an und starrten danach sofort wieder in eine andere Richtung. Die Gesichter von Scorpius und Rose hellten sich schlagartig auf und beide lächelten zu frieden.

Das Picknick war zu meinem grossen Erstauen gar nicht so schlimm wie ich zu Beginn angenommen hatte. Auch wenn zwischen Draco und Ron meist Stille herrschte. Astoria und ich hatten uns wunderbar verstanden. Sie war mir äusserst sympathisch und ich konnte mir gut vorstellen dass sie eine gute Mutter war. Scorpius kam ganz nach ihr, er war freundlich und zuvorkommend. Ich hatte keinerlei Bedenken dabei, wenn ich daran dachte dass Rose und er so gute Freunde waren. Langsam bekam ich das Gefühl, dass diese Geschichte mit Draco und Rose doch noch ein gutes Ende nehmen könnte. Vielleicht würde sich Draco damit zufrieden geben, wenn er Rose durch Scorpius öfters sehen konnte. Von dieser Überlegung gut gelaunt, schlenderte ich zusammen mit Ron durch die Gänge von Hogwarts. Wir tauschten einige Worte mit dem fast kopflosen Nick und der maulenden Myrte aus und machten anschliessend einen ausgedehnten Spaziergang am See. Die Sonne hatte sich für wenige Stunden hinter den Wolken hervor getraut und wärmte uns. „Und was denkst du nun über Scorpius und seine Eltern? So schlimm sind sie wirklich nicht oder?“, lächelte ich Ron an, als wir an einer hohen Eiche vorbei gingen. „Sie sind ganz in Ordnung. Der Kleine gefällt mir immer noch nicht besonders, doch ich denke ich kann mich an ihn gewöhnen.“ Diese Antwort von Ron unterstrich meine Laune noch einmal mehr und glücklich begann ich ihn zu küssen.
Es war bereits später Nachmittag als wir wieder auf unsere Gefährten trafen. Harry und Ginny hatten sich nach dem Quidditch gemeinsam mit ihren Kindern in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors zurück gezogen. Angelina und George hatten den restlichen Tag zusammen mit Fred im verbotenen Wald verbracht und erzählten danach begeistert von einem grossen Einhorn. „Seltsam dass ihr eines gesehen habt. Als wir noch an der Schule waren, sind die doch extrem selten gewesen, oder nicht?“, fragte Harry interessiert. Angelina nickte: „Das stimmt. Aber seit Du-weißt-schon-wer nicht mehr existiert, sind viele Tierarten wieder zurück gekehrt. Das habe ich mir auf jeden Fall von Neville erklären lassen.“ Alle nickten anerkennend. Wir sassen wiederum an einem runden Tisch in der grossen Halle und warteten auf unser Abendessen. Da es Samstagabend war und morgen Nachmittag die Eltern bereits wieder abreisten, gab es abermals einen Tanzball an welchem alle wieder ihre schönsten Kleider hervor geholt hatten. Ron und ich erzählten gerade von unserem wunderbaren Picknick vom Nachmittag und schauten unsere Tochter immer wieder lobend an, als Scorpius ans unseren Tisch trat. Freundlich und schüchtern wie am ersten Abend begrüsste er jeden Einzelnen und erntete diesmal um einiges nettere Reaktionen als am Vorabend. „Rose, kommst du mit auf die Tanzfläche? Ohne dich ist Tanzen langweilig.“, erklärte Scorpius und reichte ihr seine Hand. Rose lächelte nur und folgte ihm durch die Menschenmenge. Lily seufzte: „Och er ist so süss. Mama, denkst du ich werde auch so nette Jungs in meinem Jahrgang haben wie Rose?“ Ginny grinste und versprach es ihr hoch und heilig. Harry schaute missmutig aus der Wäsche und ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Auch die Andern stimmten nach einem kurzen Blick auf ihn in mein Lachen ein.
Ich nippte an meinem Glas als die ältere Version von Scorpius an unseren Tisch trat. Er begrüsste ebenfalls alle höflich und erntete beinahe die gleich freundlichen Reaktionen wie sein Sohn vorhin. „Wenn es dir nichts ausmacht Ron, würde ich deine Frau gerne um einen Tanz bitte. Astoria würde sich ebenfalls über einen anderen Tanzpartner freuen ich fürchte meine Tanzkünste reichen ihr nicht.“, sprach Draco als wäre es das normalste auf der Welt, mit der Person zu tanzen die er eigentlich über alles verabscheute. Mir wurde heiss und ich begann zu zittern. Wie konnte Draco mir nur so etwas antun? Musste er es bis auf die Spitze treiben, jetzt da es einigermassen gut lief. Verstohlen schaute ich zu Ginny und dann zu Angelina. Ihre Münder waren beide erstaunt geöffnet. George und Harry schauten beinahe entsetzt und Ron, ich getraute mich fast nicht zu ihm zu blicken, schaute ganz cool zu Malfoy hoch. „Aber natürlich! Ich hoffe du bist ein guter Tänzer, sonst ist Hermine am Schluss noch enttäuscht.“, lächelte er zuckersüss. Ich war mir beinahe sicher, dass ich in seinem Unterton etwas sehr bedrohliches erkannte, doch ich hatte keine Zeit um weiter darüber nachzudenken denn bereits reichte mir Draco seine Hand und führte mich weg von meiner Familie. Verwirrt starrte ich auf die Gruppe zurück und sah nur noch wie mir Ron zu zwinkerte und die Augen verdrehte. „Warum tust du das?“, knurrte ich als mich Draco auf die Tanzfläche zog. „Ich weiss nicht. Vielleicht weil wir wieder in Hogwarts sind und alle alten Gefühle in mir hoch kommen, oder weil es vielleicht die letzte Möglichkeit ist mit dir zu tanzen.“, flüsterte Draco und es klang wie ein Zischen. Elegant führte er mich zu einem Walzer über die Fläche, wo man uns von meinem Tisch aus nicht mehr sehen konnte. „Warum sollte es die letzte Möglichkeit sein? Wer weiss ob es nächstes Jahr nicht wieder einen solchen Ball geben wird?“, antwortete ich kühl und schaute zu ihm empor. Auf Dracos Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab: „Mag sein, dass wieder ein Ball statt finden wird, doch wahrscheinlich ohne mich. Du hast sicher die Artikel im Tagespropheten gelesen, in welchen über die Rückkehr der Todesser berichtet wurde, oder?“ Ich nickte und rief mir die alten Artikel wieder in Erinnerung. „Aber das ist doch vollkommener Quatsch. Kein Todesser würde nach dem Sturz von “Du-weisst-schon-wer“ freiwillig wieder zurückkehren. Wieso sollten sie auch? Er wird nie wieder kommen, das stimmt doch, oder Draco?“ Nun nickte Draco und sofort war ich erleichtert, auch wenn ich es für so unwahrscheinlich hielt, dass “Du-weißt-schon-wer“ je zurück kehren würde. „Dann versteh ich nicht warum du nun diese Berichte ansprichst. Die nimmt doch sowieso keiner ernst.“, lachte ich und liess mich von Draco einmal um mich selbst drehen. „Sei dir da nicht zu sicher, Hermine. Viele Leute glauben der Presse blind. Diese Schutzgruppen, welche sie gegen die Todesser einsetzen wollen, gibt es zum Beispiel bereits. Und es sind viele. So ziemlich alle, welche jemanden an den dunklen Lord verloren haben, haben sich einer der Sicherheitsgruppen angeschlossen.“ Ich verstand immer noch nicht und starrte in die grauen Augen: „Was wollen diese Schutzgruppen tun wenn es überhaupt keine Todesser mehr gibt, die sie auslöschen können? Die sind doch total überflüssig.“ Draco grinste: „Dir ist schon bewusst dass du gerade mit einem tanzt und ein Kind von ihm hast?“ Ich starrte ihn ungläubig an: „Du bist ein ehemaliger Todesser. Deine Strafe hast du abgesessen und überhaupt hast du eigentlich nie etwas getan als du noch einer warst.“ „Das ist diesen Menschen egal. Sie unterscheiden nicht zwischen Todessern, welche nichts getan haben, freiwillig gemordet hatten oder ihre Strafe abgesessen haben. Todesser bleibt für sie Todesser. Und sie setzten alles daran um den Tod ihrer Liebsten zu rächen. Und weißt du was, ich kann sie gut verstehen. Ich würde das Selbe tun, wenn Einer meiner Familie schaden wollte.“ Bei diesen Worten schaute er mich liebevoll an und etwas grummelte in meinem Bauch. „Warte mal, das heisst du wirst verfolgt? Von irgendwelchen Spinnern die sich an dir rächen wollen?“, fragte ich entsetzt. Draco nickte verbissen. „Aber das ist unfair! Du hast nichts gemacht und trotzdem deine Strafe abgesessen. Was wollen sie mehr?“, rief ich ein wenig zu laut und die neben uns Tanzenden schauten tadelnd zu uns herüber. Er schaute mir tief in die Augen und flüsterte dann ganz leise: „Sie wollen meinen Tod.“ Ich zog schneidend die Luft ein und schüttelte verstört den Kopf. Ich konnte mir nicht erklären warum ich plötzlich so starkes Mitgefühl für ihn empfand. „Das können die nicht tun, das ist gegen das Gesetz.“, flüsterte ich von Neuem. „Dem Ministerium sind ein paar Todesser weniger wohl ganz recht. Wir sind sowieso nur das Gesindel.“, antwortete Draco und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, auch wenn ich den traurigen Unterton in seiner Stimme hörte. Ich schüttelte immer noch den Kopf und konnte einfach nicht verstehen wie so etwas nur möglich sein konnte. Ich fühlte mich beinahe so wie damals als ich zusammen mit Draco auf dem Astronomieturm stand und er mir eröffnete, dass er sich selbst angezeigt hatte. Ich musste ein Schluchzen unterdrücken. Draco hörte es jedoch trotzdem und umarmte mich fester. Sanft legte er seinen Kopf auf meinen und schaffte es so mich ein wenig zu beruhigen. „Ich komme da schon irgendwie wieder raus. Mach dir keine Sorgen Hermine.“, flüsterte er mir ins Ohr und küsste mich ganz kurz auf den Hals. Wieder hatte ich eine Gänsehaut. Ich fühlte mich wie ein Teenager. Verrückt, eigentlich hatte ich gehofft dieses Gefühlschaos mit der Zeit zu verlieren und zu vergessen, doch offensichtlich war dies nicht der Fall. Ich schaute zu Boden und beobachtete unsere Füsse, die sich brav zum Takt bewegten. Ich konnte das Entsetzen wohl nicht komplett aus meinen Zügen verbannen. Ich spürte Dracos Blick auf mir und fühlte sofort wie seine Hand mein Kinn nach oben hob, so dass ich ihn anschauen musste. „Sei nicht traurig, heute ist ein zu schöner Abend um zu trauern. Los, lass ihn uns geniessen.“ Ich nickte und versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen. Dies gelang mir wohl auch ein wenig, denn Draco lächelte ebenfalls: „Habe ich dir heute eigentlich schon gesagt wie unglaublich hübsch du bist?“ Ich wurde doch tatsächlich rot. „Danke.“ Noch immer schauten wir uns an. Und mit jedem Atemzug kamen wir uns ein Stück näher. Diese unglaublichen grauen Augen, zogen mich von Neuem in ihren Bann. Ich spürte den feinen Atem von ihm auf meinem Gesicht und unsere Lippen waren nur noch Millimeter von einander getrennt. Mein Kopf hatte das Denken komplett ausgeschaltet. Ich dachte nicht mehr an Ron. Und seine Augen kamen noch ein Stückchen näher. Nur eine Millisekunde wendete ich meinen Blick von ihm ab und schaute zu Boden und da tauchte plötzlich Rons Gesicht vor meinem inneren Auge auf. Traurig und verletzt starrte er mich an. Und dann tauchte neben Rons Gesicht, das Gesicht von Rose auf, die mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Sofort schrak ich von Draco weg. Dieser schaute mich verwirrt an: „Was ist los?“ Starr schaute ich zu ihm hoch und schüttelte nur den Kopf: „Ich kann das nicht, Draco. Ich muss an meine Familie denken. Und du an deine.“ „Aber du und Rose seit meine Familie.“, widersprach dieser. Wiederum schüttelte ich meinen Kopf: „Nein Draco. Ich habe meine Familie und du deine. Und so muss es bleiben. Es tut mir leid.“ Und mit gesenktem Kopf drängte ich mich zurück an meinen Tisch.
Dieser war leer. Nur Ron sass mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl und starrte mich an. „Hallo Schatz. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Aber Draco wollte mich nicht gehen lassen.“ Entschuldigte ich mich bei Ron und wollte ihm einen Kuss geben. Doch er drehte sich von mir weg. Betreten sah ich meinen Ehemann an. „Dich hat das tanzen offensichtlich nicht gestört. Du hast auf jeden Fall nicht so gewirkt.“, stiess Ron durch seine zusammengebissenen Zähne hervor und mit von mir abgewandtem Gesicht. Ungläubig starrte ich ihn an. „Wie meinst du das? Du hast doch gesagt es mache dir nichts aus, wenn ich mit Malfoy tanze. Ich wollte das gar nicht, aber du hast mich in diese Situation gebracht.“ „Ich hätte auch nichts dagegen gehabt wenn ihr nur getanzt hättet, aber das was ihr da auf der Tanzfläche getrieben habt, sah nach etwas ganz anderem aus.“, schrie Ron nun beinahe schon und schnellte von seinem Stuhl hoch. Mir wurde heiss und kalt zur selben Zeit. „Reiche ich dir nicht mehr? Musst du jetzt schon bei Malfoy Nähe suchen, bist du schon so verzweifelt?“, schrie Ron nun laut stark und schreckte die Leute am Nachbartisch auf. Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiessen. Ich wollte einen Schritt auf Ron zu gehen und ihn beruhigen, doch er stiess mich von sich und stürmte aus der Halle. Ich stand wie angewurzelt da und blickte immer noch meinem Ehemann hinterher, auch wenn dieser schon längst verschwunden war. Ohne es zu merken trugen mich meine Füsse weg vom Tisch. Ich merkte gar nicht wohin ich lief.
Ohne zu wissen wie, stand ich plötzlich auf dem Astronomieturm. Das alles konnte nicht war sein. Es durfte nicht war sein. Erschöpft wie nach einem fünfhundert Meterlauf stützte ich mich an die Wand und starrte wie schon so oft in die Dunkelheit. Ich beobachtete den Schnee, wie er langsam auf die Welt herunter rieselte. Es herrschte eine beinahe schon undurchdringliche Stille. Fröstelnd stand ich da und fühlte mich ausser Stande mich zu rühren. „Hermine?“ Ich schnellte herum. Im Eingang des Turmes stand Draco. „Was willst du?", blaffte ich ihn an. „Ich mache mir Sorgen um dich. Ich habe das zwischen dir und Ron mitbekommen. Ich war mir sicher dass ich dich hier oben finden würde.“ Ich antwortete ihm nicht, sondern starrte nur weiter über die Ländereien von Hogwarts. Draco stellte sich neben mich und tat es mir gleich. So standen wir über eine viertel Stunde. Mein Kopf war wie leer gepumpt. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Warum hast du ihn geheiratet?“ „Was?“ Meine Stimme klang kratzig, da ich so lange geschwiegen hatte. Verwirrt starrte ich Draco an. „Warum hast du ihn geheiratet?“, wiederholte dieser. Ich schüttelte ungläubig den Kopf: „Weil ich ihn liebe“ „Nein das tust du nicht.“ Ich lachte: „Von wo willst ausgerechnet du das wissen?“ „Deine Augen leuchten nicht mehr so wie damals. Als wir vorhin getanzt haben, habe ich das Leuchten zum ersten Mal wieder gesehen. Also sag mir, warum hast du ihn geheiratet?“ Ich drehte mich zu ihm herum: „Du fragst mich das? Du willst eine ehrliche Antwort? Wegen dir, verdammt! Nur wegen dir! Weil du gesagt hast ich solle mein Leben weiter leben, ohne dich.“ Ohne es zu merken, hatte ich los gebrüllt. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und versuchte meine Gefühle einigermassen wieder in den Griff zu bekommen. Draco war keinen Schritt zurück gewichen. „Ich musste das tun. Wir hatten keine Perspektive, keine Zukunft.“, flüsterte er. „Doch verdammte Scheisse, die hatten wir! Ich hätte für dich meine Freunde, meine Familie, meine Zukunft, mein ganzes Leben aufgegeben, nur um mit dir zusammen zu sein!“, schrie ich von neuem und unterdrückte ein Schluchzen. In mir brodelte es. Es waren nicht nur die aufgewühlten Gefühle von vorhin. Es fühlte sich an, als ob all die Gefühle die ich viele Jahre lang unterdrückt und versteckt hatte, nun alle auf ein Mal heraus kamen. Draco schüttelte nur den Kopf: „Ich hätte dich nicht all die Jahre über verblühen lassen können. Auch wenn ich mich damit selbst tötete, ich musste dich beschützen!“ „Mich beschützen? Du wolltest mich also nur beschützen? Weißt du was du getan hast? Du hast mich zerstört! In dem Moment in dem du mir gesagt hast ich solle mein Leben ohne dich weiter leben hast du mich zerstört! Und jetzt komm bloss nicht als edler und selbstloser Beschützer daher und erzähl mir du hättest wirklich gelitten!“ Was da sprach, war all die Verzweiflung, die Schmerzen, die Sehnsucht und Trauer die sich in mir innen angesammelt hatte. „Und wegen dir habe ich vielleicht meine Tochter, meine Familie und Freunde für immer verloren!“ Ohne ihn noch einmal anzusehen drehte ich mich um und wollte die Treppen des Astronomieturmes wieder hinunter rennen. Doch Draco hielt mich mit zurück. Ich schlug auf ihn ein und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien doch er lies mich nicht los. Im Gegenteil, je mehr ich mich wehrte, umso fester umklammerte er meine Arme. „Lass mich los Malfoy oder ich verhexe dich!“, drohte ich ihm mit zischender Stimme. Doch er zuckte nicht mit der Wimper. „Nein, ich lasse dich nicht los.“ „Lass mich los du verdammter Todesser!“ Mir war bewusst, dass ich Draco nun tief verletzt hatte und schon spürte ich einen Stich im Magen. Schuldbewusst hörte ich auf mich zu wehern und schaute in sein Gesicht. Dieses spiegelte Erstaunen und Schmerz. „Draco, es tut mir leid, ich—“. Draco liess meine Hände los und starrte mich traurig an. „Na gut. Ich habe verstanden. Mir hätte von Anfang an klar sein müssen, dass ich nicht gut genug bin für dich und für Rose. Und nach meinen Taten ist deine Verabscheuung sehr gut verständlich. Ich werde weder dich noch Rose je wieder belästigen, versprochen.“ Seine Worte waren nur geflüstert und doch trafen sie mich, als hätte er sie laut heraus geschrieen. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte er sich von mir abgewendet und steuerte auf die Treppe zu. Erst als Dracos Füsse die erste Stufe erreicht hatten, fiel mir wieder ein wie Sprechen funktionierte. „Draco bitte warte, warte doch!“ Nun war ich es die mit heisserer Stimme schrie. Draco drehte sich um und noch bevor er einen Ton von sich geben konnte, lag ich bereits in seinen Armen und küsste ihn stürmisch und aus vollem Herzen. Mit grossen Augen schob Draco mein Gesicht wenige Zentimeter von seinem weg und schaute mir tief in die Augen. Dann, ohne Vorwarnung, legte er seine Lippen von neuem auf meine und küsste mich erneut. Zärtlich legte er seinen Arm um mich und zog meinen Körper näher an seinen. Mich überkam eine Gänsehaut, doch diesmal nicht von der Kälte. Sanft drückte er mich an die Wand des Astronomieturmes und begann langsam meinen Hals zu küssen. Ich musste mich konzentrieren, damit ich das Atmen nicht vergass. Dracos weiche Lippen wanderten langsam an meinem Körper herunter, ich vergrub meine Hand in seinen blonden Haaren und konzentrierte mich weiter auf meine Atmung. Ein Stöhnen drang mir über die Lippen, als er meinen Körper weiter mit seinen Lippen erkundete. Mein Atmen wurde immer unregelmässiger und ich spürte wie das Blut durch meine Adern schoss. Draco lächelte mich mit seinem unfassbaren Lächeln an und begann dann, sich an meinen Kleider zuschaffen zu machen.

Ich wurde von den ersten Sonnenstrahlen geweckt die vom Himmel stachen. Der Himmel war babyblau und mit keinem Wölkchen bedeckt. Die Schneekristalle schimmerten in allen Regenbogenfarben. Dank meines Wärmezaubers hatten es Draco und ich mollig warm unter dem geschützten Dach des Astronomieturms. Ich zog mir die Decke etwas höher und drehte mich zu meinem Engel um. Dieser schaute mich mit warmem Blick an und zog mich näher an sich. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“ Ich nickte. „Das freut mich.“, antwortete Draco und küsste mich aufs Haar. Ich lies mir die Ereignisse des Vorabends durch den Kopf gehen und sogleich durchbohrte mich das schlechte Gewissen. Draco beobachtete mich mit wissendem Ausdruck auf dem Gesicht: „Holt dich deine Moral schon ein?“ Ich nickte schuldbewusst und richtete mich auf. „Ich nehme an, du wirst zu ihm zurück gehen und so tun als ob nichts gewesen wäre.“, sprach Draco in die Stille hinein. Ich starrte auf den Boden. „Ich habe keine andere Wahl, Draco. Ich muss versuchen zu retten, was es noch zu retten gibt. Ich habe Verpflichtungen gegenüber meiner Familie, besonders gegenüber Rose. Ich kann nicht alles wegwerfen weil meine Gefühle Achterbahn fahren.“, versuchte ich zu erklären und machte mich bereits auf einen enttäuschten Wutanfall von Seiten Dracos gefasst. Doch gegen meine Erwartungen entsprechend, hob er sanft mein Kinn hoch und sah mir tief in die Augen: „Ich verstehe dich. Natürlich wäre es mir lieber wenn du zu mir kommen würdest. Aber nach unserem Gespräch gestern Abend habe ich verstanden, dass es nicht möglich ist. Und vor allem wird es nun, da man Jagd auf uns ehemalige Todesser macht, zu gefährlich für dich, dich mit mir sehen zu lassen.“ Ich schluckte leer bei dem Gedanken an die Schutzgruppen, doch Draco erkannte an was ich dachte und gab mir schnell einen lang gezogenen Kuss.

Eine halbe Stunde später stand ich vor Rons und meiner Unterkunft. Ich biss mir nervös auf den Lippen herum. Ich hatte weder Ahnung wie ich mich mit Ron wieder versöhnen konnte, noch ob er überhaupt dazu bereit war. Ich stand schon kurz davor mich zu verziehen und Ginny zu suchen. Doch dann nahm ich all meinen Mut zusammen und öffnete mit einem leisen Knacken die Tür.
Die Vorhänge des Zimmers waren gezogen, so dass es noch beinahe dunkel war. Mein Blick fiel zuerst auf Hugo, der von seinem Ausziehsofa her leise Schnarchte. Ich hoffte inständig, dass sich Ron eine Ausrede für mein Wegbleiben einfallen gelassen hatte. Mein zweiter Blick fiel auf Ron, der mit dem Rücken zur Tür, auf der Bettkante sass. Sein Blick fixierte den Boden und die Hände hatte er wie zum Gebet gefaltet. Er trug immer noch die Kleider vom Vorabend. Offensichtlich hatte er mein Erscheinen nicht bemerkt. Leise schloss ich die Tür und trat einen Schritt auf das Bett zu: „Ron?“, flüsterte ich. Dieser fuhr zusammen und sprang sofort auf. Ich machte mich auf eine Hasstirade gefasst. Vorsichtig musterte ich sein Gesicht. Doch es spiegelte nicht Wut oder Hass. Viel mehr wirkte es besorgt und verzweifelt. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen, doch musste ich auch nicht denn ohne ein Wort zu verlieren, rannte Ron durch das Zimmer und schloss mich fest in seine Arme. „Hermine, Gott sei Danke ist dir nichts zugestossen. Wo warst du die ganze Nacht? Ach, egal, es tut mir so leid was ich gestern alles gesagt habe. So etwas hast du nicht verdient. Aber ich war extrem eifersüchtig, weil ihr so vertraut gewirkt habt.“ Ich spürte wie Erleichterung sich in meinem Körper breit machte, Ron war nicht wütend auf mich. Doch sofort kam mir die letzte Nacht in Erinnerung und mein schlechtes Gewissen meldete sich erneut. Ron sah mich unsicher an: „Schatz sag doch etwas, irgendwas ist egal. Du darfst mich auch verhexen wenn es dadurch besser wird. Nur sprich endlich wieder mit mir.“ Ich musste lächeln: „Ich bin nicht wütend auf dich Ron. Ich kann dich verstehen und es tut mir schrecklich leid, wie das gestern Abend alles abgelaufen ist. Ich war so—.“, doch weiter lies mich mein Ehemann nicht sprechen, denn er drückte mir stürmisch mehrere Küsse auf den Mund.

Da es unser letzter Tag auf Hogwarts war, gingen wir zeitig hinunter zum Frühstück, damit wir uns noch von Harry, Ginny und den Andern verabschieden konnten. Ich suchte mit meinen Augen immer wieder die grosse Halle ab, doch stiess ich nicht auf den Gesuchten. Nach dem Frühstück, ging es sehr schnell. Wir standen alle in der Eingangshalle und umarmten und küssten uns. Das Reisegepäck war aus unseren Zimmern bereits zum fahrenden Ritter gebracht worden. Ich drückte ein letztes Mal Rose fest an mich und zog dann Hugo in den frischen Schnee hinaus, denn mein Sohn hatte keine grosse Lust darauf Hogwarts zu verlassen. „Komm mein Schatz, in wenigen Jahren darfst du wieder zurück kommen. Es geht ganz schnell, komm jetzt lass uns schauen wer zu erst beim Bus ist, in Ordnung?“ Diese Worte liessen Hugo aufleben und ohne noch einmal zurück zu schauen rannte er los. Ron und ich lachten ihm hinterher und beobachteten wie er beinahe Pansy Parkinson über den Haufen rannte. Ron nahm meine Hand und begann sich in Richtung fahrender Ritter zu bewegen. Wehmütig und mit immer stärkerem Grummeln im Bauch, sah ich ein letztes Mal zu den vielen Türmchen empor und lies mich dann seufzend durch den Schnee führen.

Der Winter zog vorbei und langsam meldete sich der Frühling an. Die Blumen begannen zu blühen, die Vögel zwitscherten und es lag ein unverkennbarer Duft in der Luft. Rose glänzte in der Schule und bekam nur Lob zu hören. So stand es auf jeden Fall in ihren Briefen, die ich regelmässig erhielt. Mit jedem Brief von Rose, wurde Hugo ungeduldiger. Er konnte es beinahe nicht mehr abwarten nach Hogwarts zu gehen. Ich gab mir die erdenklichste Mühe ihn abzulenken und bei Laune zu halten, doch erst als ich ihm meine alten Zauberbücher aus der Schule überlassen hatte, gab er sich zufrieden. Seitdem war er so in seine Lektüren vertieft, dass er gar keine Zeit mehr fand um zu drängen. Zwischen mir und Ron war auch alles wieder im grünen Bereich, auch wenn mein schlechtes Gewissen manchmal beinahe drohte mich zu übermannen. Oft wenn ich in der Zeitung über die Gefangennahme neuer Todesser las, meldete sich mein Gewissen zurück und erinnerte mich an meinen Todesser. Von ihm hatte ich seit unserer gemeinsamen Nacht nichts mehr gehört und darüber war ich eigentlich auch sehr froh, da ich mein Familienglück nicht noch mal auf die Probe stellen wollte. Doch jedes Mal wenn wieder von der Jagd nach Todessern die Rede war, schnürte sich mir der Hals zu und ich musste mich beherrschen damit ich nicht anfing zu zittern. Dadurch mir Rose immer wieder von Scorpius berichtete, schloss ich daraus dass es Draco gut ging, denn ich vermutete Scorpius hätte Rose sicherlich davon erzählt falls etwas mit seinen Eltern nicht stimmte.
Und so rückte Ostern immer näher und mit ihr die ersten Ferien, die Rose zu Hause verbringen wollte. Am Tag ihrer Ankunft hatte ich den Garten auf Vordermann gebracht und einen grossen Tisch unter unserer hohen Lerche platziert. Die Sonne schien prächtig und es war angenehm warm. Gut gelaunt stand ich in der Küche und lies Kochlöffel in den Pfannen kreisen und Zitronen sich selbst auspressen, damit es genug Limonade gab.
Ron hatte sich auf den Weg nach Kings Cross gemacht um Rose dort abzuholen. Es war bereits Nachmittag und Hugo half mir gerade dabei, eine grosse Pastete, Salat und Brot in den Garten zu tragen, als die Haustür geöffnet wurde und Rose eintrat. Sofort ging ich ihr entgegen und nahm sie in die Arme. „Ach meine Kleine. Endlich habe ich dich wieder. Du siehst blass aus Schatz. Alles in Ordnung?“ Rose befreite sich aus meiner Umarmung: „Ja ja, alles bestens Mama. Ist wahrscheinlich nur wegen der langen Reise, nichts weiter. Was gibt es zu essen?“ Und schnuppernd folgte sie dem Duft in den Garten. Glücklich darüber meine ganze Familie wieder unter einem Dach zu haben, begann ich das Essen zu verteilen, während dem Ron Getränke einschenkte.
Wir plauderten, scherzten und lachten bis es einzudunkeln begann. Ron streckte sich und tätschelte meinen Arm: „Du hast wunderbar gekocht, Schatz.“ Ich lächelte ihn zufrieden an und schaute den immer dunkler werdenden Abendhimmel an. Es erschienen immer mehr Sterne die langsam zu funkeln begannen. Ein Stern fiel mir besonders auf, denn er wurde immer grösser. Verwundert starrte ich zum Himmel empor und bemerkte dann, dass es sich nicht um einen Stern handelte sondern um einen weissen Kauz der genau auf uns zusteuerte. „Erwartest du eine Nachricht aus dem Laden?“, fragte ich Ron. „Nein. George hatte so weit ich weis alles im Griff als ich heute gegangen bin.“, schüttelte dieser den Kopf und beobachtete wie das kleine Käuzchen beim Landen beinahe den Wasserkrug auf den Boden beförderte. Sich plusternd kam das Tier vor Rose zum stehen. Ron fuhr seine Hand in Richtung Käuzchen aus und wollte ihm das Pergament, welches um sein Bein gebunden war, wegnehmen. Doch das Tier stiess einen Schrei aus, pickte Ron mit seinem Schnabel in den Finger und hüpfte einen Schritt auf Rose zu. „Arg! Er hat mich gebissen. Du verfluchtes Mistvieh!“, schimpfte Ron und wollte erneut nach dem Vogel greife. Doch ich hielt ihn zurück: „Schatz, ich denke der Brief ist an Rose adressiert und nicht an dich.“ Rose sah mich verwundert an: „Wer sollte mir denn einen Brief schreiben? Na ja vielleicht Scorpius. Er hat versprochen mir bald zu schreiben. Aber dass es so bald sein würde hätte ich nicht gedacht.“ Vorsichtig tastete sie sich an den Brief heran und blieb Kratzerfrei. Ich goss dem Kauz Wasser in einen Teller, damit er sich von der Reise erholen konnte, als Rose zischend die Luft einzog. Sofort waren wieder alle Blicke auf sie gerichtet. „Der Brief ist wirklich von Scorpius.“, erklärte sie unseren erstaunten Gesichter. „Ich glaube er hat ein Problem. Er schreibt, er könne nichts Genaues sagen nur so viel, dass er sich nicht mehr sicher fühle und einen sichereren Platz suche.“ Fragend blickte sie in die Runde. Verwirrt warfen ich und Ron uns einen Blick zu. „Mum, Dad! Was denkt ihr noch nach? Wir müssen ihm helfen.“ „Ja sicher. Schreib ihm er soll das Flohnetzwerk benutzen, so geht es am schnellsten.“, antwortete Ron der sich als erster gefasst hatte. Hastig krakelte Rose ihre Antwort auf eine Serviette und band diese am Bein des Kauzes fest. Dieser startete ohne Vorwarnung und lies damit auch ein Glas zu Bruch gehen. Verdattert starrte Rose dem Vogel nach. „Wieso fühlt Scorpius sich nicht mehr sicher zu Hause? Denkt ihr sein Vater ist ihm gegenüber gewalttätig geworden?“, fragte Rose in die Stille. „Ich kann es dir nicht sagen, aber das kann ich mir kaum vorstellen.“, antwortete Ron erneut, da ich wohl vergessen hatte wie Sprechen funktionierte. Denn in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. War es nun so weit? Ist Malfoy von der Schutztruppe überfallen worden und versucht nun noch schnell seinen Sohn in Sicherheit zu bringen? Die Antwort auf meine Fragen, erhielt ich etwa drei Minuten später. Alle standen wir um den Kamin im Wohnzimmer und fixierten seine dunkle Hinterwand, als plötzlich grüne Flammen aufloderten und Scorpius darin erschien. Sein blonder Haarschopf sah nicht so gepflegt aus, wie er es sonst tat und auch sonst wirkte Dracos Sohn dünner und kränker. Mit grossen Augen starrte er sein Empfangskomitee an. „Scorpius, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Rose und drängte sich an ihrem Bruder vorbei um Scorpius zu umarmen. „Ja alles bestens. Aber ich hab keine Ahnung was ich bei euch tue.“ Verwirrt blickten wir unseren Gast an. „Aber du hast uns doch gerade einen Brief geschrieben.“ „Einen Brief? Nein ich hab gar nichts in dieser Art getan. Mein Vater sagte, wir müssten unbedingt noch ein neues Exemplar von “Gammeln mit Ghulen“ kaufen gehen. Dann hat er mich in den Kamin geschoben und gesagt er käme gleich nach.“, erklärte Scorpius Ron auf dessen Frage. „Vielleicht hat er sich in der Adresse geirrt?“, schlug Rose vor. „Nein das denke ich nicht. Wir wohnen weit von der Winkelgasse entfernt, das verwechselt man nicht. Und vor allem wieso sollte er uns einen Brief schreiben wenn er eigentlich die Absicht hatte in die Winkelgasse zu gehen?“, sprach ich meine Gedanken laut aus. „Also du denkst Malfoy hat den Brief geschrieben?“, fragte mich Ron verwirrt. Ich nickte: „Scorpius, hat sich dein Vater seltsam verhalten in letzter Zeit?“ Dieser dachte nach: „Na ja, nicht unbedingt. Er war viel am Arbeiten, da bekam ich ihn nicht oft zu Gesicht. Aber heute war er ja zu Hause, weil Ostern ist. Da ist er immer wieder verschwunden und hat viele Briefe geschrieben.“ Rose schüttelte den Kopf: „ Warum sollte dich dein Vater ohne Grund zu uns schicken? Das macht doch keinen Sinn.“ Alle starrten an irgendeinen Punkt und schwiegen. Dann machte es plötzlich “Klick“ bei mir. „Rose, geh doch bitte mit Scorpius und Hugo in die Küche. Scorpius hat sicher Hunger.“ Meine Tochter nickte und führte die beiden Jungs ins Nebenzimmer. „Ron, wir müssen Draco helfen. Er steckt in grosser Gefahr.“ Ron sah mich verwirrt an und öffnete den Mund um nachzufragen, doch dafür lies ich ihm keine Zeit. „Draco — Malfoy hat mir damals in Hogwarts erzählt, dass diese verrückten Todesserjäger hinter ihm her seien. Das ist nun sicher passiert. Wir müssen ihm und Astoria helfen.“ Mein Mann blickte mich einen kurzen Moment an und ich dachte schon er würde mich sofort ins St. Mungo einliefern lassen. Doch dann schritt er ohne ein Wort zu sagen zum Bücherregal und öffnete ein kleines Kistchen, welches zwischen “Snape – Schurke oder Heiliger“ und “Des Hexers haariges Herz“ stand und entnahm diesem ein kleines Stück eines zerbrochene Spiegels. „Harry hörst du mich?“, sagte Ron laut und deutlich und blickte in den Spiegel. Ich verstand nicht was er damit bezwecken wollte, als ich plötzlich „Ron was ist denn? Ginny und ich wollten gerade mit den Kindern eine Runde Quidditch spielen gehen.“ Aus dem Spiegel hörte. Verwirrt blickte ich über Rons Schultern und erkannt in der kleinen Scherbe Harrys Gesicht„Tut mir leid Mann, aber könntet ihr nicht Rose und Hugo mitnehmen? Es ist ein Notfall, ich erklär es dir später.“, fragte Ron. Harry seufzte und mit einem lauten Plop stand er auch schon neben uns. „Okay in Ordnung. Aber wenn ihr nur einen netten Abend zu zweit wollt, gehe ich gleich wieder ohne die Beiden.“ „Nein es ist wirklich wichtig. Danke viel mals. Wir kommen bald zurück. Die Kinder sind in der Küche, ach ja und Scorpius ist auch dabei.“, erklärte Ron noch kurz, bevor er meine Hand packte und ohne mich zu fragen disapparierte. Mein Magen zog sich für kurze Dauer fest zusammen, doch schon im nächsten Augenblick konnte ich wieder einfacher atmen. Wir standen vor einem grossen, edlen Haus. Es befand sich in einer vornehmen Gegend. Es war bereits dunkel draussen, doch im Haus brennte kein Licht. „Schatz, was war das vorhin? Diese Scherbe kommt mir irgendwie bekannt vor.“ „Es war der alte Zwei-Weg-Spiegel den Sirius Harry geschenkt hat. Nachdem wir mit Hogwarts fertig waren, hat mir Harry ein Stück davon geschenkt. So können wir immer miteinander in Kontakt bleiben, auch wenn einer von uns beiden einmal wenig Zeit hat.“, erklärte Ron und nahm meine Hand. Dann führte er mich zur Haustür. Er wollte bereits klingeln, als ich seine Hand packte und den Kopf schüttelte. „Wenn die da drin sind ist unsere Aktion gelaufen falls sie uns hören.“, flüsterte ich. „Alohomora“, hauchte ich meinem Zauberstab zu und mit einem ganz leisen Klicken öffnete sich die Tür. Vorsichtig traten wir hinein. Es war stockdunkel im Innern und totenstill. „Lumos“ zischten wir im Chor und sogleich entflammte an den Spitzen unserer Zauberstäbe ein kleines Licht. Dadurch erkannten wir, dass wir uns in einem breiten Korridor befanden. Zu unserer Rechten führte eine Treppe nach oben. Auf der linken Seite befand sich das Wohnzimmer. An den Wänden hingen viele Portraits. Mehrere zeigten die kleine Familie, die uns zuwinkte. Astoria und Scorpius strahlten auf beinahe allen Bildern, nur Draco sah ernst in die Kamera. Wir folgten vorsichtig dem Korridor, der uns an der Küche und einem weiteren Zimmer vorbei führte. Danach hielt mich Ron ruckartig zurück und ich lauschte angestrengt. Von weiter hinten drangen leise Stimmen hervor. Es mussten mehrere sein. Leise folgten wir ihnen und gelangten vor eine verschlossene Tür. Ich sah zu Ron hinüber. Dieser nickte und beide flüsterten wir leise “Nox“. Die Lichter an unseren Zauberstäben gingen aus. Sachte und ganz vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt weit. Das Zimmer musste das Arbeitszimmer sein. Ein grosser, eichener Schreibtisch stand vor einem grossen Fenster. Davor waren rote, lange Vorhänge gezogen. An den Seitenwänden standen unzählige Bücherregale, welche voll gestopft waren mit Büchern. Von der Decke baumelte ein beeindruckender Kronleuchter, welcher den gesamten Raum erhellte. In der Mitte des Raumes standen drei Männer und zwei Frauen. Alle trugen sie dieselben, dunkelroten Umhänge. Sie hatten alle die Zauberstäbe gezückt und auf dieselbe Stelle gerichtet. Dort stand Malfoy, schützend vor seiner Frau. Auch sie hatten beide die Zauberstäbe gezückt. „Mister und Misses Malfoy, seien sSe doch vernünftig. Wir wissen genau was Sie, Mister Malfoy in Ihrer früheren Zeit getan haben.“ „Mein Mann hat seine Zeit dafür abgesessen, das kann ihnen jede Stelle bestätigen.“, schrie Astoria. „Darüber sind wir uns schon im klaren Misses Malfoy. Aber uns ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Mann früher aus seiner Haft entlassen worden ist als zuvor vereinbart. Daher müssen wir auf Bestechung schliessen.“, sprach der Mann in der Mitte mit kalter Stimme. Astoria war wohl den Tränen nahe. „Das ist gegen das Gesetz.“, brüllte sie von neuem. „Was gegen das Gesetz verstösst beurteilen immer noch wir. Und Ihnen ist wohl bewusst, dass Sie sich strafbar machen wenn Sie unsere Arbeit noch länger behindern.“, sagte eine Frauenstimme in geschäftlichem Ton. „Lass gut sein, Astoria. Es hat sowieso keinen Sinn.“, sagte Draco hoffnungslos und machte anstallten sich auf die Gruppe zu zubewegen. „Sehen Sie, es ist doch ganz einfach, warum nicht gleich so? Somit ist Punkt eins geregelt. Nun brauchen wir nur noch Ihren Sohn und dann ist diese Angelegenheit geregelt.“ Draco blieb mitten im Schritt stehen. „Wozu braucht ihr meinen Sohn?“, wollte er wissen und warf der Gruppe einen hasserfüllten Blick zu. „Nun, wir gehen von der Annahme aus dass es möglich sein könnte dass sie Ihrem Sohn gewisse schwarzmagische Zaubersprüche beigebracht haben, mit welchem er andere Menschen gefährden könnte. Wir wollen ihn einer kleinen Prüfung unterwerfen, mit welcher wir herausfinden können ob und welche schwarzmagischen Zaubersprüche er beherrscht.“ Die Worte des Mannes liessen Draco zurück schrecken und Astoria stiess einen Fluch aus, der wie ein Fauchen klang. „Lasst eure Finger von meinem Sohn. Er hat überhaupt nichts mit meiner Vergangenheit zutun.“ „Dann müssen Sie sich ja auch keine Sorgen machen, wenn wir Ihren Sohn für kurze Zeit mit nehmen.“, antwortete eine kleinere Hexe mit kurzem, blonden Haar und honigsüsser Stimme. „Ich lass euch meinen Sohn sicherlich nicht mitnehmen. Ich hab genug von euch gehört, dass ich genau weiss was ihr mit ihm vorhabt.“, schrie Astoria und wollte sich der Gruppe nähern, doch Draco hielt sie davon ab. „Mein Sohn ist sowieso nicht anwesend. Ihr könnt das ganze Haus durchsuchen, ihr werdet ihn nicht finden.“, sagte Draco triumphierend und fixierte die Gruppe mit seinem eisigsten Blick. „Dann lassen Sie uns keine andere Möglichkeit, Mister Malfoy. Jones, geben sie mir bitte das Veritaserum ich möchte einwenig mit Mister Malfoy plaudern.“, sprach der vorderste Mann der Gruppe, welcher nur noch einen schwachen Haaransatz hatte. Die Frau, welche am nächsten bei uns stand und rotes, langes Haar hatte, griff in ihre Tasche und übergab dem Mann ein kleines Fläschchen. „Mal sehen ob Sie sich noch daran erinnern wo ihr Sohn untergetaucht ist.“, sagte der Mann mit gefährlicher Stimme und Schritt auf Draco und Astoria zu. Wie auf Kommando positionierte sich die Gruppe. Die zwei übrigen Männer, beide grossgewachsen und muskelbepackt, hielten Draco auf beiden Seiten fest damit sich dieser nicht wehren konnte. Die beiden Frauen kümmerten sich derweilen darum Astoria in Schacht zu halten. Ich schaute zu Ron, doch er bedeutete mir noch zu warten. Also blieb ich still und beobachtete wie das Fläschchen immer näher an Dracos Mund kam. Gerade als die Flüssigkeit drohte in Dracos Mund zu gelangen, stiess Ron energisch die Tür auf und richtete den Zauberstab auf den Anführer der Truppe. Ich tat das Selbe fixierte mich jedoch auf die Frauen. Verwirrt starrten uns alle im Raum an. Ich mied Dracos Blick und konzentrierte mich weiter auf die Frauengruppe. Der Anführer der Gruppe begann erstaunt:„Mister Weasly? Was machen Sie hier?“ „Das könnte ich gerade so gut Sie fragen, Mister Ackerley. Was werft Ihr diesem Mann vor?“ „Bestechung und Bedrohung der Wachen von Askaban. Ausserdem Mitgliedschaft bei den Todessern.“ „Und was lässt Euch zu der Annahme kommen, dass Mister Malfoy seine Strafe nicht abgesessen hat?“, fragte Ron weiter ohne auf die Antwort von Ackerley einzugehen. „Er hat einen Teil seiner Strafe abgesessen. Doch aus verlässlichen Quellen haben wir vernommen, dass er frühzeitig entlassen wurde.“ „Und Ihr habt euch keine Gedanken gemacht, ob die frühzeitige Entlassung von Mister Malfoy nicht auf gute Führung zurück zu führen ist?“, fragte Ron wieder. „Nun, bei den finanziellen Mittel die Mister Malfoy zur Verfügung standen, können Sie sich sicher vorstellen warum wir auf Bestechung tippen und nicht, wie Sie es nennen gute Führung.“, gab die blondhaarige Frau fast spöttisch zurück. „Das heisst Sie gehen nur wegen unbewiesenen Verdächtigungen gegen Mister Malfoy und seine Familie vor, hab ich das richtig verstanden, Miss Turpin?“ Ron wendete sich nun an die Frau die zuvor gesprochen hatte, liess die Männer jedoch nicht aus den Augen. Miss Turpin starrte ihn mit funkelnden Augen an, sagte jedoch nichts. „So wie es für mich den Anschein macht, verstossen Sie somit gegen unser Gesetz. Ich weiss nicht was der Minister von ihrer Aktion halten wird, wenn er davon Wind bekommt.“, fuhr Ron weiter. „Weasly, denken sie ernsthaft der Minister würde Ihnen glauben wenn Sie uns bei ihm anzeigen würden? Einem ehemaligen Auroren, der nun einen Zauberscherzeladen betreibt?“, spottete Ackerley. Von der Seite sah ich Rons Ohren rot werden, doch er liess sich nichts anmerken. „Ich gebe Ihnen noch eine Chance, Weasly. Verschwinden Sie mit ihrer Frau von hier und lassen Sie uns unsere Arbeit machen. Oder wir müssen Sie wegen Behinderung von Strafvollzug festnehmen.“, drohte der beinahe kahle Mann. „Wenn Sie die Familie Malfoy festnehmen wollen, müssen Sie wohl oder übel auch mich festnehmen.“, sagte Ron gebieterisch. Ich konnte es mir nicht verkneifen und warf Malfoy einen kurzen Blick zu. Wie ein Ölgötze schaute er uns an. Als er meinen Blick spürte schüttelte er beinahe unmerklich den Kopf und starrte mich an. Ich heftete meine Augen wieder auf Astoria. Sie wirkte wie ihr Ehemann total verwirrt. Ackerley schüttelte den Kopf und sagte dann: „In dem Fall tut es mir leid, Weasly.“ Es erklang ein lauter Knall und ein Teil der Wand neben Ron war plötzlich verschwunden. Zum Glück hatte Ackerleys Fluch Ron knapp verfehlt und so blieb uns beiden Zeit um uns zu ducken und danach ebenfalls Flüche auf unsere Gegner zu feuern. Die Malfoys taten es uns gleich und hetzten ihre Flüche auf die ihnen am nächsten Stehenden. Ein regelrechtes Gefecht brach aus, in welchem Bücher durch die Luft flogen, die Fensterscheiben zerbarsten und dichter Rauch den Raum erfüllte. Astoria gelang es mit einem geschickt angewendetem Fluch Turpin ausser Gefecht zu setzen und auch die beiden Muskelpakete wurden durch Flüche von wem auch immer, ausgeknockt. Plötzlich begann der Boden zu zittern und von der Decke rieselte feiner Staub. Darauf folgte eine gewaltige Explosion, welche mich von den Füssen riss. Es wurde schwarz um mich herum und ich verlor wohl das Bewusstsein. Ich konnte nicht einschätzen wie lange ich auf dem Boden zwischen den Überresten des Arbeitszimmers lag, doch plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Stirn. „Hermine? Hermine, antworte mir.“ Als ich die Augen aufschlug, starrte ich direkt in die Augen von Draco. Er blutete an der Lippe und hatte unzählige Spuren des Kampfes im Gesicht, doch er schien gesund. „Was ist passiert?“, wollte ich sofort wissen. Mein Kopf brummte wie nach der wildesten Party. „Jones hat einen Fluch losgelassen der die Decke getroffen hat. Sie ist zum grössten Teil eingestürzt und hat uns alle unter sich begraben.“ Draco half mir sachte mich aufzurichten. „Wo ist Ron?“, fragte ich augenblicklich. Draco nickte zur gegenüberliegenden Wand. An dieser lehnte, mit einer grossen Platzwunde über dem rechten Auge, Ron. Er hatte die Lieder geschlossen atmete jedoch sichtbar. „Ich habe ihm ein Genesungsserum gegen die Schmerzen gegeben. Er wird gleich wieder aufwachen.“ Mein Blick wanderte weiter zur Gestalt von Astoria. Auch sie hatte einige Kratzer und Wunden über Armen und im Gesicht. An den Knien war ihre Jeans zerrissen und ein kleiner Blutfleck zeichnete sich unterhalb des Oberschenkels ab. Ich schien zu schlafen: „Auch mit ihr ist soweit alles in Ordnung. Ich habe vorhin mit ihr gesprochen und ihr vom Serum gegeben. Ich hoffe sie wacht bald wieder auf.“ „Und Ackerley und Jones? Was ist mit denen?“ Nun grinste Draco und zeigte in die hintere Ecke. Dort lagen übereinander alle Fünf von vorher. Keiner rührte sich oder machte den Versuch sich zu erheben. Ich zuckte zusammen: „Du hast sie doch nicht umgebracht?“ Draco verneinte: „Hätte ich sie sonst gefesselt? Ich habe sie nur lahm gelegt damit sie keinen Ärger mehr machen. Der Vergesslichkeitstrank steht bereits parat. Wenn sie den intus haben, werden sie hoffentlich von uns ablassen.“ Ich nickte abwesend, ich fühlte mich immer noch ein wenig beduselt. Mit zitternden Beinen erhob ich mich und ging zu Ron hinüber. Neben ihm liess ich mich auf die Knie hinunter und strich ihm Sachte das rote Haar aus den Augen und sah ihn an. „Warum seit ihr gekommen? Warum hast du versucht mich zu retten?“ Dracos Stimme war leise und vorsichtig. Ich starrte zu Boden: „Ich weiss es nicht.“ Draco sagte nichts darauf. „Ich konnte dich nicht einfach zurück nach Askaban gehen lassen. Nicht noch einmal. Nur schon der Gedanke daran ist schrecklich.“, sagte ich plötzlich ohne gross nachzudenken. Plötzlich war Draco auf Augenhöhe mit mir. „Danke Hermine. Für einfach alles.“ Und als wäre es das natürlichste auf der Welt, strich er mir über die Wange und zog anschliessend mein Gesicht näher zu seinem. Ohne den Blick von mir zu wenden, legte er seine Lippen auf meine und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss. Ich erwiderte ihn und fühlte seit langem wieder die Wärme und Hoffnung die ich gespürt hatte, als ich zuletzt mit Draco auf dem Astronomieturm war. Alle Erinnerungen an früher tauchten vor meinem inneren Auge auf und versetzten mich in die Zeit zurück, bevor das ganze Chaos ausgebrochen war. „Hermine, was tust du da?“ Erschrocken löste ich meine Lippen von Dracos und mit schrecklichem Gefühl im Magen starrte ich zu Ron hinunter der mich mit erstarrtem Blick ansah. „Ron lass mich erklären. Die Situation ist –“, doch weiter lies mich Ron nicht sprechen. Bereits war er auf den Beinen und drückte Draco an die Wand. Mir war nie aufgefallen wie stark Ron war. „Ich rette dir und deiner Familie den Arsch und als Dank dafür klaust du mir die Frau? Was läuft bei dir schief? Ich wusste immer, dass man dir nicht trauen kann.“, brüllte Ron aufgebracht und presste Draco noch mehr an die Wand. Dieser begann sich zu wehren und stiess Ron von sich. „Ich dir die Frau stehlen? Wohl eher umgekehrt.“ „Was meinst du damit?“, wollte Ron wissen und blitzte mich an. „Hermine, was meint er damit?“ Mir wurde schlecht, doch ich schluckte dieses Gefühl hinunter. Ich wusste dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war um alle Karten offen auf den Tisch zu legen. Ich atmete tief ein und begann dann Ron die gesamte Geschichte zu erzählen. Von Draco und mir, als wir noch zur Schule gingen über Rose bis hin zum Wochenende welches wir in Hogwarts verbracht hatten. Es schien eine endlose Nacht zu werden.


Die Sommerferien neigten sich dem Ende zu. Morgen sollte Rose, gemeinsam mit den andern Schülern zurück nach Hogwarts fahren. Ich stand in der Küche und rührte die Sosse für den Braten, welcher im Ofen vor sich hin schmorte. „Das riecht gut, Liebling. Rose wird sich sicherlich darüber freuen.“ Ich lächelte: „Hoffentlich auch die Anderen. Du weißt wie verschleckt Hugo und Albus Severus sind.“ „Das wird schon.“, nach einem kurzen Kuss auf die Wange war er aus der Küche in den Garten getreten um Hugo beim Tischdecken zu helfen. Gerade als ich die Kürbispastete auf einem Tablett platziert hatte, klingelte es an der Tür. Rasch nahm ich die Kochschürze ab und öffnete. „Hallo zusammen! Kommt doch rein, die Andern sollten auch gleich hereintrudeln.“ Nach einer längeren Umarmungsrunde lies ich Harry, Ginny, Albus Severus, Lily und James eintreten. „Es duftet herrlich, Hermine. Du musst mir unbedingt das Rezept geben, vielleicht bekomme ich Ginny auch mal dazu so lecker zu kochen.“, scherzte Harry und wich grinsend einen Schritt von Ginny zurück, welche ihm einen Tritt versetzen wollte. Ich hatte die Beiden soeben in den Garten getrieben als es von neuem an der Tür klingelte. Als ich sie öffnete stand er vor mir. In meinem Magen kribbelte es und ein Gefühl stieg in mir hoch. Nicht das Gefühl, welches ich früher bei seinem Anblick verspürt hatte, Sondern das Gefühl von tiefer Freundschaft und Vertrauen. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht aus: „Hallo Ron, schön habt ihr es geschafft.“ Ron drückte mich fest und strahlte ebenfalls. „Wo ist Astoria?“, wollte ich wissen, doch meine Frage beantwortete sich von selbst, als sie mit Rose und Scorpius im Schlepptau die Einfahrt hoch kam. „Rose und Scorpius hatten eine grosse Diskussion über Ragnuk, dieser Koboldkönig. Ich frage mich was mit der Jugend von heute los ist. Als ich noch jung war, da diskutierten wir in unseren Sommerferien nicht über Kobolde.“ Ich lachte und Ron stimmte in mein Lachen ein. „Hermine, hallo. Verzeih die Verspätung du hast es ja schon gehört wegen Ragnuk.“, entschuldigte Astoria und gab mir zwei Küsschen auf die Wangen. „Mama! Es riecht nach Kürbispastete, hab ich recht?“, fragte Rose mit freudigem Blick und fiel mir um den Hals und lies erst nach einer halben Minute los. „Geh rein und schau nach.“, antwortete ich ihr mit einem Zwinkern und schloss dann auch Scorpius in die Arme, welcher meine Umarmung gleichfalls erwiderte. Sofort rannte er Rose hinterher in die Küche. „Habt ihr noch etwas vom Zaubereiministerium gehört?“, fragte ich als die beiden ins Wohnzimmer traten. „Nein zum Glück nicht. Ich denke unser kleiner Auftritt und der Vergesslichkeitstrank haben ihre Wirkung gezeigt. Oder habt ihr noch etwas von denen gehört?“, fragte Astoria mit grossen Augen. „Nein haben wir zum Glück nicht. Und ich habe da so ein Gefühl, dass das auch so bleibt.“, sprach plötzlich Draco und trat hinter mich. „Hallo überhaupt.“, lächelte er unsere beiden Gäste an. Astoria umarmte ihn herzlich und auch Ron schlug auf seinen Handschlag ein. „Los gehen wir essen. Die Andern sind schon ganz wild auf den Braten.“, sagte Draco und schob uns alle in den Garten. Der Himmel war blau und ein laues Lüftchen wehte über das grüne Grass. Alle sassen wir um den grossen Tisch in Dracos und meinem Garten, vereint als Freunde und noch mehr als Familie.

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Tag der Veröffentlichung: 21.07.2011

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