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Der Fluch

In alten Zeiten war Asquila die schönste und größte Stadt des Reichs der Musteken. Dieses Reich erstreckte sich vom Vulkan Torsus bis hin zum großen Berg Asquila, auf dessen Gipfel der gewaltige Tempel des Quierex stand. Hier ruhte der Schatz von Asquila, seit Jahrhunderten streng bewacht von den Borbonen. Sie hüteten das Geheimnis von Asquila vor dem Bösen bis zu jenem Tage ...

... da sich das Schicksal gegen die Musteken wandte. An jenem Tage brach Gorgon die Tore des Tempels auf, sprengte mit donnernden Hufen auf dem düsteren Bufos durch die Pforten und riss den Schatz der Borbonen an sich.

Im gleichen Augenblick zog ein Schleier aus grauen Wolken auf, die Sonne verfinsterte sich, und der Glanz von Asquila sank dahin. Die Borbonen aber konnten sich dem Hass Gorgons entziehen. Sie veränderten ihr Aussehen und hielten



Gorgons entziehen. Sie veränderten ihr Aussehen und hielten sich von nun an verborgen. Nur eine Hoffnung blieb ihnen ... dass der Schatz eines Tages zum Tempel des Quierex zurückkehren würde. Gorgon und seine Söldner versklavten die Musteken und knechteten sie. Sie ließen ihre Götzenbilder im ganzen Reich errichten und schlugen jegliche Rebellion erbarmungslos nieder. Kein Vogel, kein Gelächter und kein Gesang waren seit dieser Zeit zu hören, und Angst und Schrecken herrschten allerorten. Also belegten die Borbonen ganz Asquila mit einem Fluch und verbannten es in die dritte Dimension des Sternenreiches.




"Orax-Wedax-Sodax-Norax"



So lauteten die Worte, die den Fluch herabriefen und auch wieder aufheben sollten. Eingebrannt in einem Amulett, sollten diese Worte das Vermächtnis der Borbonen bis zu dem Tage bewahren, da sich drei Knaben und ein Mädchen fänden, die Asquila vom Bösen befreien würden. Der Fluch aber konnte nur aufgehoben werden, wenn jeder dieser vier Mitstreiter, aus einer anderen Himmelsrichtung kommend, bereit wäre, unter dem Amulett des Quierex zu kämpfen. Die Borbonen würden sich an die Seite der Erwählten stellen, um mit vereinten Kräften die Macht des Gorgon zu brechen. Bis dahin aber nähme Asquila seinen Platz am Sternenhimmel zwischen den Planeten Erde und Mars ein. Er tauchte dort als dunkler Planet auf, und ein Bote in Gestalt einer Eule nahm sich des Amuletts an und brachte es zur Erde, wo es tief im Grund in vier gleich große Teile zerbrach. In jedem einzelnen der Teile war einer der vier Anfangsbuchstaben der Zauberwörter eingraviert. Dort blieb es bis zu dem von den Borbonen prophezeiten Tag, an dem sich das Schicksal erfüllen sollte.
Eines Tages stieß ein Krieger der Ormanen bei der Suche nach seiner vergrabenen Beute im Wald auf die vier Teile des Amuletts. Er nahm sie an sich und bot jeweils eines den vier umliegenden Stammesfürsten zum Tausch an.

Edel und alt erschienen die funkelnden Teile und bezauberten die Fürsten auf merkwürdige Weise. Wie gebannt waren sie und konnten sich ihrer Macht nicht entziehen. Sie mussten sie besitzen! Den ormanischen Krieger belohnten sie reichlich. Jahre vergingen, und eines Tages, in den späten Abendstunden, nahm die Erfüllung der Prophezeiung ihren Anfang. Im Lager der Ormanen herrschte helle Aufregung. »Aschrah ... Aschrah, komm es geht los«, rief eine alte Frau im Dorf. »Wasser ... Wasser, bringt schnell heißes Wasser ... schnell ... !« Jetzt sah man junge Frauen zu einem Feuer laufen, über dem ein großer Kessel mit kochendem Wasser hing. Sie trugen ihn in eines der größten Zelte des Dorfs. »Noch mal ... und noch mal ...«, sprach die Alte. » ... es liegt nicht gut, Aschrah!« Stille ... alle schauten sich an. »Was nun ...?« Aschrah kniete sich hin. »Was kann ich tun?« Die Alte warf die Knochen. »Ein Zeichen ... Aschrah ... und da ein Krieger ... nein, vier«, sprach sie. »Dein Kind ... « Sie riss Aschrah das Amulettstück ab, das ihm an einem Lederriemen um den Hals hing. »Dieses hier wollen die Götter.« In eben jenem Augenblick begann es sich zu drehen. »Es geht ... das Amulett ... es gehört ihm«, flüsterte die Alte. »Ihm ... aber ...?« Aschrah legte der Alten, die ihm inzwischen den Rücken zugekehrt hatte, seine Hand auf die rechte Schulter. »Ein Junge ... Aschrah ... ein Fürst. Ein sehr großer Fürst. Das Orakel hat es mir prophezeit. Und er ist einer der vier!« Aschrah blickte die alte Frau erschrocken an. Stille ... Stöhnen und ein tiefer Schrei. » ... Sie hat's geschafft ... «


Die Alte übergab Aschrah seinen erstgeborenen Sohn. Mit blutverschmierten Armen und Beinen strampelte das Kind in Aschrahs riesigen, muskulösen Händen und schrie lauter als der lauteste Wolf im Wald. »Schnell, du musst ihn dem Mond darbieten und das Amulett ... «
Die alte Frau knüpfte den Riemen des Amulettes dem kleinen, nach wie vor strampelnden und schreienden Knaben um den kräftigen Hals. Aschrah tat, was ihm die Alte befohlen hatte. Gleich vor seinem Zelt hob Aschrah seinen Sohn empor und rief dessen Namen dem Vollmond entgegen. »Orax ... «, rief er mit tiefer, kräftiger Stimme. »Orax ... Sohn des Aschrah, großer Krieger der Ormanen ... « Dann kehrte er in das Zelt zurück und übergab den Knaben der alten Frau. Sie wickelte den Jungen in ein Lammfell und übergab ihn seiner Mutter. »Pass gut auf ihn auf! Ihm ist Großes vorherbestimmt.« Dann ging sie. Aschrah hatte bereits das Zelt verlassen und feierte mit seinen Kriegern die Geburt seines Sohnes. » ... auf Orax, mögen die Götter seinen Weg begleiten ... !«, rief er seinen Kriegern zu. Tanz und Jubel waren im ganzen Dorf zu hören. Aber sie waren nicht allein. Der Borbone in Gestalt eines Aquax war seit jenem Abend im ormanischen Lager und stets in Nähe des Zeltes, in dem sich der Knabe befand.


Auch im Stamm der Sachsmanen wurde gefeiert. Hier wurde Wagmoor, dem von den Ormanen wohl am meisten gefürchteten Stammesfürsten, in der gleichen Nacht und zur gleichen Stunde ebenfalls ein erstgeborener Sohn geschenkt. Und auch hier prophezeiten die Orakel einen großen Fürsten an der Seite von drei anderen Mitstreitern. Wie Aschrah trat Wagmoor vor sein Zelt, riss mit kräftigen Armen seinen laut schreienden Sohn hoch und hielt ihn dem Mond entgegen. »Seht ihr Götter ... das ist mein Sohn ... Sodax ... Sodax ist sein Name, und er soll werden der größte unter den Fürsten!« Dann wurde auch Sodax an die Seite seiner Mutter gelegt, wo er es warm hatte, und auch Sodax hatte seit dieser Zeit einen stillen Weggefährten in seiner Nähe. Einen Neptun, den er im Laufe seines Lebens kennen und schätzen lernen sollte. Etwas weiter westlich befand sich das Lager der Wedusen, ein Stamm nur aus Frauen. Doch auch hier sollte die Erbfolge gesichert sein. Die Stammesfürstin Nefra litt unter heftigen Wehen, und man schickte sofort nach ihrer Heilerin und Wahrsagerin Timonai. » ... sag mir, Timonai ... muss ich sterben?« Timonai schüttelte ein altes Holzgefäß und warf die darin enthaltenen Knochen einer Katze, einer Ratte und eines Frosches auf die Erde. » ... dunkel ... ich sehe ... dunkel ... einen Stern. Groß, ein großer Stern, noch größer als unser Planet. Drei Knaben ... Fürsten ... alle an der Seite deiner Tochter.« Im gleichen Moment gebar Nefra eine Tochter.

Da es Brauch bei den Wedusen war, die Väter nach der Zeugung zu verbannen, war Nefra nur das Amulett als Beweis seiner Existenz verblieben, und so band sie dem zarten Kind dieses Amulett um den Hals und übergab Timonai ihre Tochter.

Auch das Mädchen wurde noch in gleicher Nacht dem Licht des Mondes entgegengehalten, und Timonai sprach: » ... hier, siehst du sie? Dunkler Stern und du, Mondlicht? Das ist die Tochter unserer Stammesfürstin Nefra. Ihr Name wird bald in aller Munde sein. Wedax ... Wedax ... sie wird unserem Volk Ruhm und Ehre bringen.« Dann brachte sie Wedax zu ihrer Mutter Nefra. Auch hier erschien zur gleichen Stunde ein Wegbegleiter. Hoch droben in den Wolken zog ein Wolkenspießer heran und wachte von nun an über Wedax.

Im Norden erblickte der vierte der Weggefährten und Mitstreiter das Licht der Welt. Hier ließ der nebraskische Stammesfürst Atlas noch am gleichen Abend zur Geburt seines Sohnes ein Lamm schlachten, und auch hier prophezeite der Magier der Nebrasken dem Sohn des Atlas Ruhm und Ehre an der Seite von drei anderen Kämpfern. »Siehst du sonst noch etwas ...?«, fragte Atlas. Der Magier goss Wasser in eine Schüssel und streute Asche darauf. Dann rührte er mit seinem Stab um und zog ihn nach kurzer Zeit blitzschnell heraus. »Ein dunkler Stern. Böse Mächte. Angst und Schrecken und eine junge Kämpferin an der Seite eures Sohnes.

« Genug. Atlas nahm seinen Sohn und trat vor sein Zelt. »Seht, Nebrasken, das ist Norax! Möge er, wie es ihm prophezeit wurde, die dunklen Mächte besiegen.« Norax trug ebenfalls sein vorherbestimmtes Schicksal um den kleinen Hals, und so erfüllte sich, was die Hoffnung der Borbonen ins Leben befohlen hatte. Und auch Norax wurde seit diesem Tag begleitet von einem stillen Gefährten ... einer alten Eule.

Seit Jahren schon ließ Gorgon in Asquila nach den Borbonen suchen. Er spürte bereits jetzt die Macht der vier Teile des Amuletts und die Gefahr, die von ihnen ausging. Jeder einzelne Name der Prophezeiten, der dem Mond zugerufen wurde, war wie eine Lanze, die ihn durchbohrte, und dennoch vermochte er die genaue Bedeutung all dessen nicht zu durchschauen. So schickte er nach einem seiner Spione, einem grauenvollen Wesen, das besonders in der Kunst bewandert war, sich im Verborgenen zu halten. Es hieß Lagos und sollte die vier Kinder ausfindig machen. »Lagos ... suche die Prophezeiten und bringe sie zu mir! Wirf sie mir zu Füßen, auf dass ich sie zertreten kann wie Würmer ... « Dann wandte er Lagos sein finsteres Gesicht zu und sprach: »Kommst du ohne sie ... wirst du an ihre Stelle treten und deinen Tod vier Mal erleiden!«

Seine Augen waren tiefrot unterlaufen, und seine knochige rechte Hand zerquetschte einen Stein darin zu Staub. Lagos neigte den Kopf und kroch tief geduckt rückwärts davon. »N e i n ... N e i n ... N i e m a l s ... Werdet ihr Borbonen mich ... Gorgon ... besiegen ... niemals ... !«, schrie Gorgon wütend.

So laut tönte sein Gebrüll, dass selbst seine Gefolgsleute zitterten. So zornig war er geworden, dass der ganze Tempel des Quierex erbebte und das Beben sogar einige von Gorgons Götzenbildnissen zu Boden schmetterte. Dann kehrte wieder Stille ein. Unterdessen war Lagos bereits aufgebrochen zur Erde.

Fünfzehn Jahre vergingen, und die drei Knaben und auch das Mädchen wuchsen heran. Dennoch gelang es Lagos in der ganzen Zeit nicht, auch nur einen der Prophezeiten aufzuspüren. Jedes Mal, wenn er glaubte, einen der Auserwählten gefunden zu haben, erwies es sich als Fehlschlag. Im Lager der Ormanen war Aschrah voller Stolz. Sein Sohn Orax hatte sich zu einem großen, tapferen und mutigen Jungen entwickelt. Selbstbewusst und stolz ritt er die großen Kampf-Shire-Pferde, und im Wettstreit mit anderen Reitern blieb er stets Sieger. Wie auch an diesem Tag, an dem Lagos sich wieder auf die Suche nach einem der Prophezeiten machte. Wieder einmal fand im ormanischen Lager ein Wettstreit unter den jungen Kriegern statt, und natürlich nahm Orax an diesem Wettkampf ebenfalls teil. »Orax ... Beeilung, sonst fangen sie noch ohne dich an!«, rief Aschrah. Und abermals ließ Aschrah das Orakel befragen. »Nun ... sag schon: Wird er gewinnen?« »Gleich ... nur nicht so ungeduldig, Aschrah«, krächzte die Alte. Sie warf die alten vergilbten Knochen, die schon damals, bei Orax' Geburt, eine so große Rolle gespielt hatten, und wurde plötzlich kreidebleich. »Sag an, Alte ... was siehst du?« Aschrah rüttelte die alte Frau. »Ein Geist, ein böses Omen, Aschrah ... er ist hier ... « Angst stand der alten Frau ins Gesicht geschrieben. Tränen schossen ihr in die alten Augen. »Er sucht ihn ... Aschrah.« Aschrah schaute sich um. Hier in meinem Lager wird keiner seine Hand an Orax legen, dachte er. Kaum hatte die alte Frau im Orakel den Spion Gorgons erkannt, so konnte auch

Lagos den ersten der vier Streiter erkennen, und ohne dass ihn selbst jemand sah, besorgte er alles Notwendige, das sein Herr der Finsternis wissen musste. Unterdessen war Orax an der Reihe, auf einem Shire-Pferd eine schwere Kugel durch den Sumpf zu ziehen. Dabei musste er ständig tief hängenden Ästen ausweichen.

Andere Reiter versuchten, ihm die schwere Eisenkugel

abzujagen, bevor Orax das andere Ufer des Sumpfes erreichte. Doch wie in jedem Jahr sorgte sein Wegbegleiter, die Eule, dafür, dass Orax den Sieg errang. Bevor ein anderer Reiter auch nur in die Nähe von Orax' Shire hätte gelangen können, rutschte sein Pferd aus oder blieb im Morast des Sumpfes stecken. Andere wurden von herabhängenden Ästen aus dem Sattel gehoben oder verloren beim Versuch, nach der Kugel zu greifen, den Halt und fielen in den Schlamm. Am Ende war Orax der Sieger. »Hoch ... hoch ... mein Sohn Orax, ist er nicht ein Prachtjunge?«, rief Aschrah und rannte seinem Sohn Orax entgegen. Schnell vergessen hatte er schon die warnenden Worte der Alten, die immer noch ängstlich und zitternd vor dem Orakel saß. »Mögen die Götter uns vor diesem Unheil beschützen ... «, sprach sie ganz leise und sah dabei zu Orax hinüber, der von einer Hand voll Krieger in die Luft geworfen wurde. Anscheinend genoss er seinen Ruhm. Seiner Eule, die Orax schon seit seiner Kindheit begleitete, hatte er den Namen Abraxas gegeben. Sie war sein treuester und bester Freund geworden. »Komm, Abraxas ... flieg zu den Göttern und sage ihnen ... ich bin Orax, Sohn des Aschrah ... ein Sieger ... und nun lasst uns mit meinem Vater feiern.« Die alte Frau hatte unterdessen noch mehrmals die Knochen befragt und jedes Mal die gleichen Antworten des Orakels erhalten.

Besorgt schleppte sie sich zu den feiernden Kriegern und zupfte Aschrah an seinem Gewand. »Die Götter warnen dich, Aschrah ... dein Sohn, er wird vom schwarzen Planeten gerufen. Dabei zeigte die alte Frau besorgt auf den großen, finsteren Planeten, der noch immer seine Bahn zwischen Mars und Erde zog. Dunkle Wolken kamen auf, als sie diese Worte aussprach, und noch ehe Aschrah eine Hand hätte rühren können, durchschnitt ein schriller Schrei die Abenddämmerung, und Aschrah konnte nur noch den leblosen Körper der Alten auffangen, bevor dieser zu Boden fiel.
Auf geheimnisvolle Weise und unerkannt hatte Lagos der Alten ihren Lebenshauch entrissen, noch ehe sie Aschrah etwas hätte enthüllen können. So verschied die Alte und nahm das Geheimnis über Lagos' Existenz mit sich ins Grab. Noch am gleichen Abend verbrannten die Krieger den Leichnam der alten Frau und empfahlen ihren Geist den Göttern ... Aschrah stand noch lange am Scheiterhaufen, und auch

Orax verstand es nicht. Er blickte seinen Vater an. »Was hat sie gesehen?« »Einen dunklen Planeten! Sie sagte, dass der finstere Planet dich ruft!« »Wieso?« Orax schaute auf zum Sternenhimmel. »Meinte sie den großen schwarzen Planeten dort?« »Wahrscheinlich!«, antwortete Aschrah. Besorgt legte er seinem Sohn die rechte Hand auf die linke Schulter. Die Götter warnen, hatte die Alte gesagt. Aber wovor? Bevor sie die Warnung zu Ende gesprochen hatte, war sie ihm direkt in die Arme gestürzt. Als hätte ihr jemand das Herz geraubt. Angst hatte in ihren Augen gestanden, und ein letzter Atemzug hatte noch Aschrahs raues Gesicht gestreift, bevor sie jäh in sich zusammengesunken war. »Komm, Orax, gehen wir! Mögen die Götter mit uns sein.« Lagos, der sich die ganze Zeit im Hintergrund verborgen gehalten hatte, hatte alles mit angehört und beobachtet. Nun musste er nur noch einen günstigen Augenblick abwarten, um Orax nach Asquila zu seinem Fürsten zu bringen. Also folgte er den beiden hinunter ins Lager. Selbst der Wächter, der Aquax, vermochte Lagos in seiner Tarnung nicht zu entdecken, und so konnte der Spion unerkannt in das Zelt gelangen. Orax schlief schon, und so schaute Lagos sich vorsichtig nach Feinden um, bevor er für einen kurzen Augenblick

seine Tarnung aufgab, Orax mit sich riss und sich auf den Weg nach Asquila machte.
Gerade in dieser Sekunde, da der Riss der Welten sich öffnete, sah Aquax, was geschehen war. Noch bevor Lagos den Riss wieder verschlossen hätte, heftete sich Aquax unbemerkt an seine Fersen.

Stampfenden Schritts eilte Lagos hin zu seinem Herrn. Auf seinem Rücken hatte er den benommenen Orax, der dort hin- und hergeworfen wurde. Lagos' Augen, groß wie Eier, waren blutig unterlaufen, und seine schaufelartigen Gliedmaßen mit den langen Nägeln gruben sich tief in Asquilas rote Erde. Bei den ersten der donnernden Schritte seines Spions spürte Gorgon die starke Kraft dieses Jungen. »Lagos ... «, sprach er zu sich. »Lagos ... « Er trat zu dem glänzenden Kristall des Quierex. In dessen Innern konnte er wie durch eine Nebelwand das Kommen seines Spions verfolgen. »Lagos ... «, schmunzelte er nun in sich hinein, und Lagos vernahm die dunkle und schaurige Stimme seines Herrn und spürte sie auch. Aquax jedoch, der Orax nicht von der Seite gewichen war, fühlte das Böse und hatte gewaltige Angst. Am liebsten wäre er geflohen. Aber der einzige Weg, ›Der Riss der Welten‹, hatte sich bereits wieder geschlossen, und nur Gorgon kannte das Geheimnis, wie man ihn öffnete und schloss. Auch damals war Gorgon auf diesem Weg mit seiner Armee des Grauens nach Asquila gelangt. Dann erreichten sie die mächtigen Tore Asquilas. Lagos trat auf seinen gewaltigen, kraftvollen Pranken durch die Pforte. Dahinter brannten überall Feuerstellen unter Gorgons Götzenbildern, und brüllend empfingen ihn die Wächter Gorgons. Furcht und Schrecken standen in den Gesichtern der Musteken. Peitschen sausten zischend durch die Luft, und Schreie und Wehklagen ertönten allerorten. Aquax fiel es sehr schwer, sich versteckt zu halten, ganz zu schweigen davon, die Luft von Asquila mit Genuss zu atmen. Dann betraten sie den Tempel des Quierex. »L ... a ... g ... o ... s . . . «, sprach Gorgon tief und langsam. Der Spion ließ seinen schwerfälligen Körper auf den dunklen, glänzenden Tempelboden sinken, dass die Erde bebte.


Impressum

Texte: Zeichnungen und Cover (c)Birgit Heyen
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2008

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