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Das Elend der Tiere im Ausland beschäftigte mich schon lange.
Zwar half ich auch bei Deutschen Tierschutzorganisationen ehrenamtlich aus, doch nach zahlreichen Urlauben, in denen ich Tierquälerei live miterleben musste und selbst die Polizei zu guter Letzt wegsah, setzt ich meinen Schwerpunkt auf die Tierhilfe im Ausland.
Vor- und Nachkontrollen sowie Petitionen und Aufklärungskampagnen gehörten seit meinem achtzehnten Lebensjahr zu meiner Freizeit.

Eines Tages entdeckte ich eine Organisation, die ich noch nicht kannte.
Die meisten der Vorgestellten Hunde, waren bereits freigekauft und warteten in einem von deutschen geführten Spanischen Tierheim auf neue Besitzer.
Bei einem Klick auf den Link „noch in der Tötung“ stieß ich auf folgendes Bild:



Unter „Informationen“ stand, dass der Termin für die Tötung der kleinen „Daria“ bereits in wenigen Tagen sei.

Mir blutete das Herz!
Obwohl ich in einem Haus mit meinen Eltern lebte und mein Vater keine Hunde mochte (die Betonung liegt auf MOCHTE) setzte ich mich sofort mit der Organisation in Verbindung.
Leider interessierte sich keiner für den kleinen Hund. Angeblich würden sich schwarze Hunde generell nicht gut vermitteln, kleine helle Wuschelhunde hätten bessere Chancen.

Ich leitete alles in die Wege. Es kam eine Vorkontrolle, die meine Wohnung unter die Lupe nahm. Es gab ein okay.
Alles musste recht schnell gehen, da die deutsche Auffangstation keinen Platz mehr hatte und die Tötung nur zu einer „Galgenfrist“ von zwei Wochen bereit war.

Ich wurde darüber aufgeklärt, dass Hunde aus der Tötung meist krank und abgemagert sind, da sie meist nicht gefüttert werden. Zumindest wenn der Termin für die Tötung steht, bekommen sie kein Futter mehr – sie werden doch eh getötet.
Das alles war mir egal.
Ich besorgte alles, das beste Biofutter, das weichste Hundebett… Einfach alles damit es ihr an nichts fehlt.

Endlich nährte der Tag, an dem die nette Flugpatin (Tiere dürfen nicht alleine reisen) mir die Süße mitbrachte.
Zu zweit waren die Hunde in der Box, da noch ein Hund (ein heller Wuschel) aus der Tötung befreit wurde.
Daria war mutig und schaute durch Gitte, während „Hazel“ sich verkroch.
Mir liefen die Tränen, als ich die kleine sah. Zum einen vor Freude und zum anderen aufgrund ihres Zustandes.
Ihr Fell war mit Koot und Urin verklebt. Ihre Rippen konnte man einzeln zählen.
Hazel sah nicht besser aus.
Wir putzten die kleinen notdürftig ab und gaben ihnen frisches Wasser.

Schon auf dem Heimweg fiel mir auf, dass die Kleine viel hustete.
Aber es war Samstagabend und eine Tierklinik gab es bei uns leider nicht.

Sonntag war der Horror, die Kleine hatte Fieber und lag nur regungslos in der Ecke.
Außerdem übergab sie sich häufig und hatte blutigen Stuhl.

Montag früh ging es gleich zum Arzt.
Die Diagnose war ein Schock.
Daria hatte eine schwere Lungenentzündung, war voller Würmer. Ihr Magen war geschädigt und sie war so dehydriert, dass das Fell bereits Falten zog.
Trinken würde ihr schon nicht mehr helfen.

Sie bekam eine Kochsalzlösung gespritzt, starkes Antibiotikum und Vitamine. Ein Mittel für den Magen sollte ich ihr dreimal Täglich verabreichen und sie nur mit Reis ernähren, bis der Magen zur Ruhe kommt.
Aber die Chancen stünden 1 zu 100 dass sie überlebt. Und selbst wenn sie überleben würde, die Lunge ist so stark angegriffen, dass sie auf jeden Fall einen Schaden behalten würde.


Die nächsten Tage waren hart.
Zu mir hatte sie keinen Bezug, es schien ihr egal zu sein ob jemand da war, oder nicht.
Es war, als würde sie sich einfach ihrem Schicksal ergeben und auf den Tod warten.


Selbst als sie endlich wieder normale Nahrung zu sich nehmen durfte und zunehmend Ähnlichkeit mit einem richtigen Hund bekam, wirkte es wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Sie wirkte einfach nur traurig und ich wusste nicht was ich machen sollte.


Aber schon wenige Woche später entdeckte die kleine Daria die Lebensfreude wieder.
Sie hüpfte vor lauter Lebensfreude durch den Garten (von einem Spaziergang im Freien wurde uns abgeraten, damit Daria keine anderen Hunde ansteckt und sich selbst nicht noch mit neuen Viren anstecken kann) und war kaum zu halten.
Der Tierarzt ermahnte mich mehrfach, dass ich den lebensbedrohlichen Zustand des Hundes nicht unterschätzen solle. Es ist ein sehr kranker Hund und braucht viel Ruhe.
Aber was sollte ich machen? Ich konnte sie einfach nicht davon abhalten rum zu toben.
Außerdem war ich mir sicher, wenn so ein kleines Wesen ersteinmal wieder Leben will, dann - und NUR dann, wird es wieder gesund!

Und ich sollte Recht behalten.
Nach weiteren 3 Wochen täglicher Tierarztbesuche, war sie endlich über den Berg!
Ich war ja sooooo happy!



Von alledem ist ihr heute nichts mehr anzumerken.
Sie ist ein fröhlicher und lustiger Hund, meine beste Freundin und ein treuer Begleiter.


Und sogar ihre Lunge hat sich erholt und keinen Schade behalten.
Daria ist sogar ein Sporthund geworden und bringt Regelmäßig Pokale mit nach Hause.
Ihre größte Leidenschaft ist das Rennen.
Schon am Start ist sie am schreien, weil sie endlich lossprinten will.


Ich bin jeden Tag dankbar.
Und obwohl es die schlimmsten und teuersten 2 Monate meines Lebens waren, würde ich es jederzeit wieder tun und einem kleinen Häufchen Leben beweisen, dass es sich lohnt für das Leben zu kämpfen!


Früher war sie ein Strassenkind - heute ist sie eine Prinzessin.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Daria

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