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Hund Timo



Hallo, darf ich mich vorstellen?
Mein Name ist Timo – und ja, ich bin ein Hund, und stolz darauf!
Aber nicht irgendein Hund bin ich, sondern DER Hund. Ich bin der beste, schlauste und heldenhafteste Hund auf der Welt.
Im Folgenden möchte ich euch von mir und meinen Heldentaten berichten.
Mein Buch richtet sich an alle Menschen um ihnen zu zeigen, wie toll wir Hunde sind – und ich ganz im Besonderen. Jung wie alt sollen meine Geschichte lesen.
Aber auch anderen Hunden rate ich dazu, dieses Buch zu lesen. Denn ihr werdet viel von mir lernen können.
Aber fangen wir mal mit meinen Heldentaten an.


Timo der Held als Welpe




Ich war schon immer ein heldenhafter Hund.
Schon als Welpe habe ich meinen Geschwistern das viel zu laute und gefährliche Spielzeug abgenommen. Ich habe ihnen geholfen ihre Näpfe zu leeren und ich habe unsere Mama vor fremden Menschen beschützt.

Irgendwann im Leben eines Hundes kommt der Punkt, an dem wir unsere Geschwister und unsere warme Mama verlassen müssen.
Dann kommen wir zu einem „Herrchen“ oder „Frauchen“.
In meinem Falle war es ein Frauchen.
Ihren Namen möchte ich an dieser Stelle nicht erwähnen, da ich ihr keine Schwierigkeiten bereiten möchte.
Zwar hätte sie es verdient ins Gefängnis zu kommen, aber dennoch fühle ich mich ihr Verpflichtet. Ich nenne sie also einfach „Frau X“.

Frau X hat meine Heldentaten nie zu schätzen gewusst.
Obwohl ich noch so klein war (gerade acht Wochen), habe ich ihr schon unzählige Male das Leben gerettet.
Zum Beispiel habe ich umher liegende Stolperfallen (sie nannte es oft Kabel, Teppich oder Haushaltsgeräte) aus dem Weg geräumt. Meist musste ich sie hierzu zunächst zerkleinern, was oft mühsamste Kleinstarbeit war.
Aber kam jemals ein Danke? Nein, stattdessen wurde sie laut. Ich denke sie fühlte sich einfach nur ertappt, weil ich ja allem Anschein nach mehr Durchblick hatte als sie.
Sie war nicht in der Lage ihre Fehler zuzugeben und stattdessen ließ sie ihren Frust ertappt worden zu sein, an mir aus.

Generell beherbergte unser gemeinsames Leben viele Missverständnisse. So fand ich eines Tages einen toten Vogel.
Ich rieb mich in ihm um Frauchen anhand meines Duftes zu demonstrieren, was ich tolles gefunden hatte.
Sie jedoch war wieder einmal außer sich und steckte mich in warmes Wasser um mich „sauber“ zu machen.

Ich sag euch liebe Mithunde, ihr solltet bei der Auswahl eurer Herrchen darauf achten, dass sie nicht einen zu großen Hang zur Sauberkeit haben.
Auch sollten sie nicht so dünn sein. Frau X hatte einen wirklichen Schlankheitswahn. Das führt doch zu nichts! Diese Menschen sind meist recht geizig mit dem Futter. Und bei ihnen auf den Tisch kommen auch selten leckere Dinge.

Ich war also halb verhungert und habe sie dabei beobachtet, wie sie das ganze gute Futter, von dem sie auch noch was übrig lies, obwohl es eh schon so wenig war, in eine Tonne warf.
Da war mir endgültig klar, dass sie nicht mehr richtig tickt.
Zumal mir dann auch noch verboten wurde, diese Leckerein aus der Tonne zu befreien!

Ich sag euch liebe Mithunde, um einen Menschen los zu werden, braucht ihr ihn nur regelmäßig eure schönen weißen Zähne zeigen, vielleicht auch mal in die Finger zwicken.
Bei Frauen kommt es auch besonders gut an, wenn ihr die Schuhe zerkaut. Sucht euch am beste welche aus, auf denen „Prada“ oder „Gucchi“ oder so ähnlich steht. Diese Worte sind menschlich und bedeuten „sehr teuer“.
Sehr teuer heißt soviel wie schwer zu bekommen. Also vergleichbar mit einem Raben. Wer von euch schon mal versucht hat einen Raben zu fangen, der wird wissen wovon ich spreche.

Also, wenn ihr an einen Menschen geraten seid, der nicht in euer Konzept passt, dann haltet euch an das eben beschriebene. Ihr werdet sie bald los sein.


Timo im Tierheim



Als Frau X dann endlich begriffen hat, dass ich sie nicht mehr haben wollte, trennte sie sich endlich von mir.
Wie gesagt, sie war ein wenig dumm, daher hat sie MIR ein neues Zuhause gesucht anstatt sich selbst. Immerhin hatte ich mir unser Zuhause gemütlich eingerichtet und war nicht gewollt auszuziehen.
Aber ich habe dann schließlich doch nachgegeben.
Die Behausung, die sie mir bot, war unter aller Sau.
Es handelte sich dabei um eine Art Auffangstation, in der Hunde Domizil finden, die mit ihren Leuten nicht klar kamen.
Was ich da alles für Geschichten gehört habe – Junge, ihr glaubt es nicht.
Könnt ihr euch vorstellen dass es Menschen gibt die erwarten, dass wir ihnen Stöckchen hinterher tragen, die sie doch eh immer verlieren?
Oder dass es Menschen gibt, die uns ein Zusammenleben mit einer Katze schmackhaft machen wollen?

Das Leben in dieser Junggesellen WG ist nicht wirklich erstrebenswert sag ich euch. Es werden einem miserable Speisen serviert, den Wassernapf mussten wir uns sogar teilen. Die Toilette wird uns viel zu selten ermöglicht und auch gab es nur selten Menschen die es für nötig hielten meine wunderbaren Haare zu pflegen.
Aber etwas Gutes hat das Ganze ja. Man kann sich hier seine Leute selbst aussuchen.

Wenn jemand kommt, der nicht in dein Konzept passt, dann muss man die Zähne zeigen. Auf keinen Fall sollte man sich passiv verhalten oder gar krank stellen.
Es gibt tatsächlich Menschen die einen Hang dazu haben, kranke Rudelmitglieder aufzunehmen – kein Witz. Für diese Krankheit haben sie auch einen Namen gefunden – Mitleid nennen sie das.


Timos neues Zuhause



Aber irgendwann kam dann doch mal jemand, der mir gefiel.
Sie war auch wieder ein Frauchen.
Besonders ansprechend fand ich direkt ihre ganze Entscheidung.
Sie war wohl geformt, das zeugte von hoher Kompetenz in Sachen Jagd.
Dem WG – Leiter (ebenfalls ein Mensch) erzählte sie, dass sie bereits seit kleines Kind immer Hunde hatte. Das hörte sich viel versprechend an. Endlich ein Mensch der Ahnung haben mag.
Und was noch viel besser war, sie meinte ich erinnerte sie an ihren letzten Hund – einen Dobermann.
Ich wusste doch immer, dass ich Furcht einflößend wirke. Meine Autorität, die ich zweifelsohne durch mein Aussehen ausstrahle, wurde nur viel zu häufig untergraben.
Dass mein Vater ein Zwergpinscher war, mag mir wohl keiner Glauben. Ich komme halt eher nach meiner Mama, selbst ein Mischling unvergleichlichen Charmes.
Doch aufgrund ihres hellen Felles, wirkte sie nicht halb so ernsthaft wie ich.
Aber egal, diese Frau hatte erkannt was für ein Kaliber ich bin, das gefiel mir. Darum durfte sie mich mitnehmen.

Ich muss zugeben, die erste Zeit mit meinem neuen Frauen, ihr Name ist Anna, war zunächst sehr anstrengend.

Auch sie wollte meine Heldentaten nicht so recht würdigen. Aber zu guter Letzt haben wir uns darauf geeinigt, dass ich die Stolperfallen nicht beseitige. Immerhin traue ich ihr auch zu, dass sie diese umgeht. Sie ist ein wesentlich intelligenteres Exemplar Mensch, so dass ich ihr wesentlich weniger Arbeit im Haushalt abnehmen muss als ihrer Vorgängerin.

Gut, den Abwasch übernehme ich in der Regel. Das ist zwar eine recht anstrengende Arbeit, aber meist schmeckt es gut.
Sowieso kann Anna hervorragend kochen.
Die Speisen, welche jetzt in meinen Napf kommen, sind exquisit muss ich sagen.

Und sie hat Angst wenn es draußen donnert. Dann darf – ähm muss – ich sogar mit bei ihr ins Bett kommen.
Sie tut dann zwar auch so, als ob sie es mir zum Gefallen tut – pah, als ob ich Angst vor so ein bisschen Gewitter hätte – aber ich glaube Menschen sind generell nicht so gut darin zuzugeben, wie dringend sie uns Menschen in Wirklichkeit brauchen.

Meine Heldentaten musste ich in der Tat ein wenig einschränken. Ich will ja nicht, dass sich Anna in meiner Gegenwart total dämlich vorkommt.
Sie ist aber wenigstens in der Lage zuzugeben, dass es Dinge gibt, die ich besser kann als sie. So gibt sie mir zum Beispiel regelmäßig unerwünschtes Spielzeug, meist quietscht es sogar, damit ich es für sie in kleine Einzelteile zerlege und es so besser in die Tonne passt, wo sie im Übrigen viel seltener wertvolle Nahrung drin verschwinden lässt.
Auch habe ich es nun übernommen, unser Revier zu markieren. Menschen haben eher eine schwache Blase und schaffen es nicht einmal bis draußen.
Darum haben sie ihre Pinkelstelle im Haus. Aber was soll man machen, darüber muss ich halt hinwegsehen.
Und wenigstens darf ich unser Zuhause vor unliebsamen Eindringlingen schützen. So kann ich meinen Heldentaten wenigstens ab und an treu bleiben.
Und ja – ich bringe ihr auch ihre Stöckchen, wenn sie diese verliert – rein aus meiner sozialen Ader raus versteht sich.

Zumindest kommen wir ganz gut miteinander aus. Klar haben wir auch unsere Differenzen. Liebe Hunde, ihr werdet NIE einen Menschen finden, der euch nicht ab und an tierisch auf die Nerven geht.
Anna zum Beispiel sieht es einfach nicht ein, dass ich abends mit auf der Couch liegen will.
Aber wenn man mal jemanden gefunden hat, der einem so wunderbar den Bauch krault wie sie, kann man über vieles Hinwegsehen.
Das – und gutes Essen ist doch am Ende das Wichtigste im Leben.

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Tag der Veröffentlichung: 02.01.2009

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