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Blutroter Schnee

Blutroter Schnee

 

Im Jahre 1720 stand verborgen in einem abseits gelegenem Waldstück die Villa der Familie Wilsworth. Der Familienvater John Wilsworth und seine Ehefrau Kelcie hatten zusammen 7 Kinder. 2 Jungen und 5 Mädchen. Die Villa selbst war teilweise unterkellert, das Erdgeschoß besaß eine Grundfläche von 225 Quadratmetern bei einer Raumhöhe von 3, 25 Meter. Hier befanden sich der Salon mit kreisförmiger Grundfläche sowie weitere vier Schlafzimmer, Küche und Bäder, ein zentraler Haupteingang und je zwei Dienstboteneingängen die an den Seiten vom Wald her erreichbar waren. Ebenso die Dienstbotenquartiere befanden sich im Erdgeschoß.

Im ersten Stock mit ca. 250 m² Fläche und einer Raumhöhe von 4,25 m befanden sich das repräsentative Treppenhaus sowie der ca. 8 m hohe Salon mit Dachkuppel und Balkon, daneben vier Zimmer, Küche, Bäder. Die Inneneinrichtung hatte drei offene Kamine, doppelflügelige Holztüren mit klassisch verzierten Türrahmen sowie stilgerechter Einrichtung der Badezimmer. Das etwa 190 m² große Dachgeschoss verzeichnete fünf Schlafzimmer, Küche, Bäder mit ca. 2,80 m Raumhöhe. Bemerkenswert waren auch zwei enge Wendeltreppen, die vom Erdgeschoss jeweils in den ersten Stock und das Dachgeschoss führten.

 

Wenige Jahrzehnte später verstarb die Familie an Tuberkulose.

Nach dem Todesfall der Familie stand die Villa Wilsworth eine Zeitlang leer bis sie später immer wieder an Wohlhabende verkauft wurde. Doch einen richtigen Besitzer fand das Gebäude für längere Zeit nicht.

 

Bis am 26. Mai.1964 der Geschäftsmann Oscar Owen und seine Familie das Anwesen kaufte und es als Hotel einige Zeit lang führte. Als der Familienvater an einer schweren Krankheit starb, übernahm die Aufgabe sein 35 jähriger Sohn Oliver und führte es als Hotel weiter. Doch das Geschäft lies bald zu wünschen übrig, deshalb entschloss sich der Mann das Anwesen für Festveranstaltungen, Empfänge und Feierlichkeiten jeglicher Art zu vermieten.

 

So geschah es, dass der Geschäftsmann Joe Riley für eine Woche, ab den 17. Dezember 2005 das Herrscherhaus mietete. Der Mann verschickte 10 Einladungen an 10 Geschäftsmänner. Die Unternehmer wurden sorgfältig nach deren Wohlstand und Kinderlosigkeit ausgesucht und waren aus dem ganzen Land.

Der Inhalt bestand aus:

 

EINLADUNG

 

Ich, Mister Joe Riley, Geschäftsführer der „British American Tobacco“ lade herzlich zu einem einwöchigen Winterurlaub mit anschließender Weihnachtsfeier am letzten Tag, in die Villa Wilsworth ein.

 

Motto des Zusammentreffens: Geschäftsleute unter sich!

 

Wie jedes Jahr möchte ich insgesamt 10 Geschäftsmänner inklusive je einer Begleitperson zu einem Urlaub der besonderen Art einladen.

 

Treffpunkt ist am 17. Dezember um zwei Uhr Nachmittags der Flughafen London Heathrow, wo sie per Bus abgeholt werden. Dieser wird sie direkt zu der Villa bringen.

Für die Zusage und Gewährleistung der rechtzeitigen Reservierung geben sie bitte kurz per e-mail Bescheid.

 

Auf Ihr kommen freut sich

Mister Joe Riley, British American Tobacco

Als der Tag gekommen war, wurden die Eingeladenen per Bus vom Flughafen abgeholt und bis vor das angrenzende Waldstück gebracht. Der Busfahrer hatte die Anweisung, die Gäste über den Weg durch den Wald bis zur Villa zu begleiten und im Anschluss wieder die Rückfahrt anzutreten. Erneuter Treffpunkt wäre der Tag nach Weihnachten.

Als die Menge am Nachmittag bei der Villa angekommen waren, begrüßte ein Butler die Gäste und stellte sich deren vor:

„Willkommen in der Villa Wilsworth! Ich bin Butler Bates. Für die nächste Woche werde ich ihr Diener, Koch und Kellner sein. Gleichfalls darf ich unsere bezaubernden Mädchen Luise und Monique nicht vergessen zu erwähnen. Diese Beiden werden für die Reinigung und Instandhaltung ihrer Zimmer während dem Essen und dergleichen verantwortlich sein. Sie werden die Zwei zwar nicht oft zu Gesicht bekommen, aber trotz allem bemerken, dass sie da sind! Zu den Zimmern geht es hier lang...“

Bates zeigte den Gästen ihre Zimmer und machte anschließend eine kleine Führung durch das Anwesen. Der Gastgeber selbst sollte erst zum Abendessen anwesend sein.

 

Die Nahrungsmitteln waren für die Woche im Keller untergebracht, wo auch der noch eingepackte Weihnachtsbaum für die finale Weihnachtsfeier am letzten Tag stand.

 

Nach der Führung durchs Haus, wurden die Gäste in den Salon im ersten Stock gebeten. Dort stand bereits der gedeckte Tisch der zu Essen und Trinken einlud. An der Seite stand Butler Bates der mit ausgestreckter Hand den Gästen einen Sitzplatz anbot. Als er damit fertig war und alle Teilnehmer ihren Platz eingenommen hatten, verkündete Bates, dass der Gastgeber sich etwas verspäten würde und alle schon mal mit dem ersten Munügang beginnen sollten. Dies war eine „Mock Turtle Soup“.

Während dessen die Eingeladenen sich ihrer Suppe erfreuten traf schließlich auch der Gastgeber ein.

Der Butler begrüßte ihn während er dem Mann half den Mantel auszuziehen und meinte:“ Mister Riley, was für eine Freude sie zu sehen! Wie war ihre Reise hier her? Ihre Gäste sind gut angekommen, und dinieren im Salon im ersten Stock. Die „Mock Turtle Soup“ scheint jedem hervorragend zu munden und war eine sehr gute Auswahl ihrerseits!“

 

Der Mann antwortete:“ Danke Bates, mein Chauffeur hat nur mit Navi hergefunden obwohl wir uns einmal vollkommen verfuhren. Das Navi schickte uns zuerst über einen Feldweg, danach wollte es, dass wir umdrehen und im Kreis fahren und später ließ es uns zu früh in einen Seiten-Waldweg abbiegen. Aber wir haben es geschafft. Würden sie meinen Gästen Bescheid geben, das ich endlich hier bin, danke Bates!“

 

Der Butler nickte bejahend und ging in den Salon wo er sich räusperte. Anschließend sagte er:“ Ladies und Gentlemen, ihr Gastgeber ist soeben eingetroffen!

Darf ich bekanntgeben, Mister Tony Morris und seine liebreizende Gattin Stella, Firma WPP Group.

Gleich daneben Mister Jack Roberts und ebenso liebreizende Gattin Mary, Firma Reckitt Benckiser.

Mister Leo Evans und deren galante Lebensgefährtin Rosa Chapman, Firma Tesco.

Weiter geht es mit Mister Max Tayler und seine hinreißende Frau Monique, Firma Kingfisher.

Mister Logan Hughes und liebliche Gattin Sophia, Firma Mondi.

Mister Arthur Brown samt entzückender Frau Anette, Firma Aviva.

Mister Edward Hall samt überwältigender Ehefrau Jeanette, Firma Diageo.

Mister Archie Stevens samt betörender Lebensgefährtin Abigale Carter, Firma Whitbread.

Mister Jacob Cox und charmante Freundin Charlotte Thomson, Firma Smith and Nephew und zu guter Letzt Mister William Baker und seine liebenswerte Gattin Sandra, Firma G4S.

Ihr Gastgeber Mister Joe Riley!“

 

Die Geschäftsleute applaudierten und Butler Bates bot Mister Riley einen Platz am Tisch an. Dieser setzte sich und bekam seine Suppe serviert.

Der zweite Gang wurde aufgetischt. Dies war ein herrliches Lachskotelett mit Honig-Knoblauchkruste auf Gurken-Paprikaragout. Und als Dessert wurde Trifle verabreicht.

Als fertig diniert war, setzten sich die Geschäftsmänner noch zu einem Gläschen Wein zusammen sowie die Begleiterinnen sich über Frauendinge und Männer unterhielten.

Der erste Tag ging dem Ende zu und Joe Riley meinte:

„Liebe Leute, ich war der letzte der kam und werde der erste sein, der geht. Bates wird ihnen bei Fragen behilflich sein und falls er es noch nicht gemacht hat, ihnen ihre Zimmer zeigen. Doch es ist schon spät, schon 11 Uhr nachts, und ich bin Müde. Ich wünsche ihnen eine gute Nacht.“

 

Die Gäste wünschten ihm ebenso eine gute Nacht zurück und Mister Riley verließ den Salon.

Etwas später machten sich auch die Gäste auf den Weg zu ihren Zimmern.

 

Es war bereits Mitternacht vorbei als ein lautes Klopfen zu hören war. Es klang, als würde jemand mit einem Eisen gegen ein Rohr schlagen. Doch war es kein gleichmäßiges klopfen. Manches mal wurde es schneller und dann wieder langsamer. Einige Sekunden war gar nichts zu hören, bis es wieder von neu ertönte. Dies ging Minuten lang und einige der Gäste wurden wach. Darunter auch der Geschäftsmann William Baker. Seine Frau Sandra schlief tief und fest und bekam von dem Tumult, der sich bereits am Gang vor den Zimmern abspielte nichts mit. Mister Baker stieg aus dem Bett, zog sich einen grünen Bademantel über und ging vor das Zimmer auf den Gang. Das Klopfen war deutlicher und viel lauter zu vernehmen. In der Zwischenzeit hatten sich zu Mister Baker bereits Mister Morris und seine Gattin Stella, Misses Sophia Hughes und der Gastgeber selbst Mister Riley, bekleidet mit Bademäntel, eingefunden.

 

Es wurde hin und her diskutiert und alle rätselten, was dies wohl für Geräusche wären und von wo diese kommen würden.

Bis auf einmal ihre Diskussion unterbrochen wurde ...

 

Eine Tür öffnete sich langsam und knarrend einen kleinen Spalt und die Menge wurde still. Ganz langsam bewegte sich etwas in der Dunkelheit des Zimmerinneren.

Die Frauen schritten nach hinten in den Schutz der Männer. Mister Riley rief streng:“ Wer ist da? Kommen sie sofort hinter der Tür hervor!“

 

Die Türe öffnete sich weiter und ein Mann im braunen Bademantel kam hervor.

 

„Ich bin es, Mister Riley! Ihr Butler Bates!“ meinte dieser.

 

Misses Morris trat wieder hinter der Männerschaft hervor und meinte mit erhobenem Zeigefinger:

 

“Hört ihr das? Das klopfen hat aufgehört!“

 

„Ja, genau da, bevor Butler Bates die Türe öffnete!“ meinte Mister Morris. Der den Butler fragend anstarrte.

 

„Ich habe nicht geklopft, denn ich wurde selbst durch diesen Lärm wach.“ erklärte der Butler.

 

Mister Riley schritt zwischen Mister Morris und Bates und meinte mit beruhigenden Handbewegungen: „Wir sollten uns wieder etwas beruhigen. Das Anwesen ist groß und ein kleiner Schlag kann durch den Hall schon mal so laut und gruselig wirken. Außerdem denke ich mal, das dies wahrscheinlich nur ein kaputtes Rohr war, denn so groß wie dieses Anwesen ist, ist es auch ebenso alt. Und Alte Rohre können schon mal so ein Geräusch verursachen. Ich stand vor Jahren schon mal kurz vor einem Wasserrohrbruch, das hörte sich ähnlich an. Und nun ist das Klopfen ja wieder vorbei und ich denke mal, das unser lieber Butler, der uns heute so gut bewirtet hat, uns nicht den Schlaf durch ein dummes klopfen rauben möchte.“

Mister Riley sah Bates an und grinste. Der Butler antwortete:“ Nein wirklich, ich habe in der Nacht besseres zu tun, als zu klopfen. Außerdem werde ich für solche Arbeit nicht bezahlt. Ebenso nicht, dass ich mitten in der Nacht hier am Gang stehe und mich für etwas rechtfertigen muss, das ich nicht getan habe, gute Nacht!“

 

Der Butler wollte sich eben umdrehen und zurück in sein Zimmer gehen, da fragte ihn Mister Baker: „Und warum standen sie dann in einem dunklen Zimmer? Warum brannte kein Licht? Ist ja höchst verdächtig!“

 

Der Butler antwortete: „Mister Baker, das kann ich ihnen gerne erklären! In meinem Zimmer brannte deshalb kein Licht, da scheinbar die Glühbirne kaputt ist! Und bevor noch irgendwelche Beschuldigungen kommen sollten, möchte ich dies ihnen gerne demonstrieren, dass tatsächlich kein Licht funktioniert!“

 

Er öffnete seine Zimmertüre bis zum Anschlag und drehte den Lichtschalter auf und ab. Mit erhobenen Augenbrauen sah er in die kleine Menge der Geschäftsleute.

„Ja, schon gut, Bates!“ beruhigte Mister Riley den Butler während dessen er ihm beruhigend auf die Schulter faste. „Es war sicherlich nicht böse gemeint, Bates!“ versuchte erneut Mister Riley den Butler zu beruhigen. Doch dieser drehte sich um, ging in sein Zimmer zurück und verschloss die Türe.

 

Die Herrschaften hatten sich in der Zwischenzeit ebenso wieder beruhigt und gingen gleichfalls in ihre Zimmer zurück.

Nur Mister Riley stand noch allein am Gang und sah nachdenklich aus. Er blickte den Gang entlang. Zuerst in die eine Richtung und nach einigen Sekunden in die Andere.

Er führte seine linke Hand an sein Kinn und streichelte es grübelnd. Danach ging er mit einem Kopfschütteln in sein Zimmer zurück und schloss die Türe.

 

Das Geräusch war bis zum nächsten Morgen nicht mehr zu hören.

Doch ein anderer Laut ließ die Gäste erwachen.

 

Die kleine Nachtmusik, von Wolfgang Amadeus Mozart die in jedem Zimmer durch einen Lautsprecher zu hören war. Und nach einigen Minuten die Durchsage von Butler Bates:

 

„Ich wünsche ihnen einen angenehmen und guten Morgen. Wie ihr Gastgeber wünschte, wecke ich sie um halb Acht Uhr morgens. Bitte finden sie sich in einer halben Stunde im Salon im ersten Stock ein, das ist der gleiche von gestern, dort erwartet sie ein Frühstück nach holländischer Art. Sie können zwischen drei Arten wählen: Poffertjes, Hagelslag auf Brot oder ein einfaches Früchtemüsli.

In ihrer Abwesenheit beim Frühstück, werden sich Luise und Monique um ihre Zimmern kümmern. Ende der Durchsage!“

 

Langsam erwachten die Gäste und machten sich fertig zum Frühstück. Die Menschen gingen in den Salon im ersten Stock. Mister Morris machte sich Hand in Hand mit seiner Gattin auf den Weg in den Salon, wo er seine Frau schon mal zum Frühstückstisch vorschickte. Er selbst ging zu Mister Bates und meinte mit vorgestreckter Hand zum Butler:“ Mister Bates, es tut mir leid, was ich ihnen in der Nacht unterstellte. Ich war Müde und konnte deshalb nicht richtig klar denken. Bitte verzeihen sie mir!“ Er streckte noch weiter seine Hand zu Bates, der diese mit seiner ergriff und durch ein schütteln und den Worten „schon gut“ erwiderte.

 

Misses Tayler sah aus dem großen Salonfenster und rief:“ Es hat geschneit! In der Nacht muss es so an die 20 Zentimeter geschneit haben und es fängt gerade wieder an!“

„Hier drinnen werden wir nicht erfrieren, meine Liebe, also keine Panik!“ meinte Miss Chapman spöttisch.

Misses Tayler sah Miss Chapman mit einem etwas bösen Blick an, erhob ihre Nase und drehte ihr den Rücken zu. Anschließend begab sie sich zum Frühstück an den Tisch, wo auch all die anderen Gäste bereits Platz eingenommen hatten und miteinander sprachen.

 

Während dem essen, wurde unter anderem auch das Thema klopfen besprochen.

„Also ich habe in der Nacht wie ein Baby geschlafen!“ meinte Mister Roberts, „und meine Frau Mary ebenso. Sie hat ja auch laut genug geschnarcht! Wir haben nichts von diesem klopfen gehört. Oder war es etwa nicht überall zu hören?“

 

„Was glauben sie, war es?“ fragte Misses Roberts in die Runde.

 

„Mister Riley ist der Meinung, das es ein bevorstehender Rohrbruch sein konnte!“ antwortete Misses Hughes.

 

„Aber vielleicht war es doch der Butler! Ihr wisst ja, der ist meistens an seltsamen Dingen schuld!“ warf Miss Carter in den Raum.

 

„Madame, ich stehe genau hinter ihnen und kann sie hören!“ entgegnete ihr Bates ruhig und goss ihr Kaffee in die Tasse. „Ich garantiere ihnen, dass ich nichts damit zu tun hatte. Was auch immer dieses klopfen war, es ist vorbei und ich hoffe, dass es nicht mehr kommt. Ein alter Mann braucht schließlich seinen Schönheitsschlaf!“

 

Die Menge musste lachen und der Gastgeber meinte: „ So, nun wollen wir

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 15.07.2018
ISBN: 978-3-7438-7511-1

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