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Wie alles begann …

 

In einem kleinen Dörfchen, wo sich nicht einmal Fuchs und Gans „Gute Nacht“ sagen, wurde ein Mädchen mit Namen Pia geboren. Sie wuchs unter mehreren Geschwistern auf und war eher unauffällig.

 

Sie ging ganz normal in den Kindergarten und zur Schule. Sie absolvierte die Schule sogar mit Bravour. Obwohl sie keine Schülerin war, die gerne zur Schule ging oder gar sich leicht tat zu lernen, kämpfte sie sich trotz alldem durch die Schulzeit und bestand diese mit guten Noten. Sie war eine Kämpferin, trotzdem bekam sie nicht alles, was sie gerne gehabt hätte. Sie musste sich schon alles schwer erarbeiten.

 

Pias Kindheit war eher unbeschwert, bis auf einige kleinere Problemchen, die in der Schule mit Mitschülern und Lehrern zusammenhing. Oder alltägliche Streitereien zwischen ihr und ihren Geschwistern.

 

Das Schwierigste, das Pia verzeichnen konnte war, die Pupertät. Dies war eine ganz besondere Zeit für das Mädchen. Und deren Eltern. Eine Herausforderung nach der anderen.

Schminke war ein großes Thema, zumindest für eine gewisse Zeit lang. Einen Tag war sie geschminkt, als wäre sie eine Prinzessin, am nächsten Tag sah sie aus, als hätte sie ein Heavy-Metall-Konzert hinter sich. An einem anderen Tag dachte man schon, sie wäre Aushilfsgeist in der Geisterbahn. Und wieder an einem anderen Tag, war sie Naturbelassen. Dieses Gesichtsgeschmiere hing ganz davon ab, wie Pias Gefühlszustand war. Und der wechselte unglaublich schnell.

 

Das Mädchen war gerade mal 12 Jahre alt, als die Pupertät eintrat.

Man kannte sie immer als Freundlichkeit in Person, da ihr ihre Eltern dies schon von Klein auf lernten, freundlich zu sein, egal wie Kacke die Umwelt um einem sei.

Guten Tag, Auf Wiedersehen, Bitte, Danke – dies waren die wichtigsten Wörter auf der Welt und Pia hielt sich immer dran, auch dann, wenn ihr mal etwas gegen den Strich ging. Eine eigene Religion, wenn nicht gleich ein eigenes Gesetz waren diese unscheinbaren vier Wörter für sie. Und ihren Eltern, denen es sehr wichtig erschien, dass sich das Mädchen an dieses Gelübde hielt.

 

Doch mit der Pupertät verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch die Einstellung. Und das Gesicht, vor allem, wenn man tonnenweise „Kleister“ darin kleben hat.

 

Es fingen an, die Spielsachen, wie Puppen, Matchbox Autos und Lego aus der Spielzeugkiste zu verschwinden. Und stattdessen zierten Poster von berühmten Stars die Wände. Und laute, hämmernde Musik durchdrang das Zimmer. Oder tötete Trommelfell sowie Nerven der Eltern ab.

 

Mit der Zeit wurden immer öfters die Freunde gewechselt, die von „Mei sind die lieb“ zu „Oh mein Gott, was ist das für ein Kind?“ mutierten. Es ging schließlich so weit, dass die Eltern sogar Angst hatten, dass ihre Tochter bei so mancher „Freundschaft“ abrutschen könnte. Doch je mehr sich die Erziehungsberechtigten, die den Status „Mama“ und „Papa“ bei ihrer Tochter bereits verloren hatten und nur noch „Alte“ und „Alter“ waren, mit Pia über Thema Freundschaften unterhielten, desto mehr blockte das Mädchen ab und drohte darin sich zu verlieren.

 

Es ging sogar soweit, dass sich die Eltern professionelle Hilfe suchten, was sie mit ihrer Tochter machen könnten, doch der Helfer in der Not beruhigte die Mutter und den Vater und meinte, dass dies nur eine Art Trotzphase bei Jugendlichen sei und dies wieder vergehen würde. Man müsste nur aufpassen, dass sie nicht in die falschen Freundes-Kreise käme. Dies war jedoch leichter gesagt als getan.

Pia interessierte sich mit ihren 12 Jahren zwar noch nicht für Jungs, wie einige der anderen Mädchen, da einige davon schon die ersten intimen Kontakte hinter sich hatten, jedoch war für sie alles im Vordergrund, das blutig, grauenhaft, laut und hämmernd war. Also alles was Horrorfilme, Heavy-Metall-Musik und Gothikgesichter beinhaltete. Doch eines ließ sie nie aus den Augen, die Schule!

 

Denn sie wollte einmal Schlagzeugerin werden in einer lauten Band die nur aus lauter Mädels bestehen sollte. Deren Gesichter weiß geschminkt und mit schwarzer Farbe um den Augen und mit Verzierungen und Verschnörkelungen geziert sein würden. Die Band würde „Beatkiller“ heißen und sie würde damit reich und berühmt werden, so ihr Traum.

 

Doch sie war erst 12 Jahre alt, konnte kein Instrument spielen und hatte nicht einmal ein Schlagzeug. Dies erschwerte ihr den Weg zu ihrem Traum.

 

Als Alternative würde sie sich jedoch auch mit einer normalen Arbeit als Frisörin zufrieden geben.

 

Diese dumme Pupertät hatte erst angefangen und es schien, als hätte sie von einem Tag zum nächsten so hohe Stimmungsschwankungen, das man meinen könnte, das Mädchen sei schon mitten drin. Doch wenn sie dies jetzt schon so schlimm erlebte, was war dann in 3 Jahren?

 

Die „Zeit des Grauens“, wie Pias Mutter die ganze Sache beschrieb, beinhaltete nicht nur Dicke Luft, die vom damaligen Kinder – jetzt Jugendzimmer entströmte, sondern auch des Mädchens Ausdrücke die mit sehr viel dicker Luft umwirbelt war. Da kamen Ausdrücke zum Vorschein, mit denen die Eltern nichts mehr anfangen konnten, da sie es zum Glück nicht verstanden, denn nett, waren diese Wörter bestimmt nicht.

 

Freunde kamen und gingen ebenso wie Bekleidungsstil und Kriegsbemalungen.

Pia war noch immer 12 Jahre alt und ihre gleichaltrige Freundin die in schwarzem Minikleid und rotem Handtäschchen bekleidet war, kam zu dem Mädchen. Sie hatte hochtoupiertes schwarzes Lockenhaar und über die Konturen hinaus bemalten Lippen. Die Mädchen wollten zusammen ins Kino gehen und sich „Star Trek VI – Das unentdeckte Land“ ansehen. Pias Freundin trug den Namen Melanie und war bereits bei den Jungs sehr beliebt.

Die Eltern von Pia waren sichtlich nicht erfreut, als sie dies vernahmen und wollten nicht, dass sich ihre Tochter mit dem Mädchen ständig traf. Doch Pia hatte Einwände:

 

„Was wollt ihr denn? Ich soll nicht mit den „Punks“ abhängen, denn die haben einen schlechten Einfluß auf mich. Ich soll nicht mit den Leuten verkehren, die sich „Alice Cooper“ und „Kiss“ anhören und sich so schminken, denn dies sei ebenso kein guter Einfluß für mich. Und jetzt habt ihr auch noch etwas gegen Melanie und nur, weil sich die Jungs nach ihr umschauen. Na und? Sie macht ja gar nichts. Ihr sagt ja immer, dass sie noch die „normalste“ Freundin die ich habe ist, wollt ihr mir das auch noch nehmen?“ entgegnete Pia ihren Eltern, die sichtlich von Schuldgefühl gefallen waren den Kopf neigten und „nein“ deuteten.

 

„Außerdem sehen wir uns nur„Star Trek“ im Kino an und nicht „Terminator 2“ oder gar „Die Hure“! Also nehmt es locker. Und ich bin sogar in normalen Jeans gekleidet und habe keinerlei Schminke im Gesicht, seit ihr jetzt zufrieden?“ brüllte das Mädchen laut.

 

In dem Moment klingelte es auch schon an der Türe und Pia öffnete diese. Melanie stand in oben beschriebenen Kleidung vor der Tür und fragte ihre Freundin ob sie bereit für´s große Kinoabenteuer sei. Diese bejahte und verließ das elterliche Haus indem sie die Türe hinter sich zuknallte.

Im Kino angekommen, kauften sich die Mädchen ihre Karten und gingen anschließend auf das Klo.

Auf der Damentoilette stellte sich Melanie vor dem Spiegel und zog ihre roten Lippen noch roter nach. Pia sah ihr zu und meinte:

„Sag mal, übertreibst du es nicht etwas?“

 

„Nein, auf keinen Fall! Die Jungs lieben es, wenn ein Mädchen volle rote Lippen hat! Willst du auch?“ fragte Melanie mit dem Lippenstift auf Pia zeigend.

 

Doch diese schüttelte nur den Kopf und meinte, dass sie sonst zu Hause Ärger bekommen würde, und dies mit Hausarrest oder Freundin-Treff-Verbot bestraft werden könnte.

 

Melanie, noch immer den Lippenstift zu Pia haltend meinte lachend:

 

„Scheiß drauf! Auch wenn du Hausarrest bekommst, halte dich einfach nicht daran, bei mir funktioniert es. Meine Eltern haben bereits aufgegeben Arrest zu erteilen!“

 

„Das kann ich nicht, ich habe in der letzten Zeit zu sehr Stress zu Hause gemacht und jetzt darf ich den Bogen nicht überspannen!“ meinte Pia.

 

Melanie blickte Pia unglaubwürdig an und meinte Schulter zuckend:“ Wie du meinst.“

 

Die Mädchen verließen das WC und gingen zum Saal wo sie vor dem Vorführraum warteten . Dieser war mit einer Kette abgesperrt. Während die Beiden auf den Kartenabreißer warteten, verkürzten sich die Mädchen mit verschiedensten Witzen und Tuscheln die Wartezeit. In der Zwischenzeit gesellten sich fünf Jungs zu den Beiden. Diese sahen einige Jahre älter aus und waren eher als „Halbstarke“ zu erkennen.

Zwei der Jungs hatten braunes Haar und braune Augen, einer war eher dunkelblond und man konnte blaue Augen erkennen. Der vierte in der Runde hatte sich seine Haare so kurz geschoren, dass man nur noch eine Glatze erkennen konnte, wo an den Seiten seine Ohren links und rechts vom Kopf abstanden. Die Nummer fünf stand ganz hinten und hatte seine Haare schwarz gefärbt und sein Gesicht hatte Pickel. Außerdem zierte seine Nase eine dicke Brille. Melanie war sichtlich interessiert an dem männlichen Geschlecht, da sie immer wieder einzelne Blicke zu den Jungs warf und frech grinste.

Pia hingegen nur auf ihre Kinokarte starrte und auf die Uhr, die sie am linken Arm trug. Vier der Jungs tuschelten und lachten immer wieder und machten zweideutige Bemerkungen. Doch von all dem bekam Pia nichts mit, denn sie konnte es schon gar nicht mehr erwarten, endlich den Film zu sehen.

Nach Minuten des Wartens, Pia ließ ihren Blick endlich von ihrer Uhr ab und sah zu ihrer Freundin, die gerade mit zwei Jungs gleichzeitig flirtete. Sie hörte, als der eine braunhaarige Junge, der etwa 15 Jahre zu sein schien, Melanie fragte:

 

„Na Süße, wie alt bist du denn? Sicher schon 15, so wie du sexy aussiehst! Führst du deine kleine Schwester Gassi?“

Melanie lachte laut los und Pia sah ihre Freundin unverständlich und kopfschüttelnd an. Doch dies bemerkte ihre Freundin nicht, da sie in ihre rote Tasche fasste und einen Kaugummi heraus holte. Sie wickelte das Papier langsam von diesem ab und versuchte dadurch sexy zu wirken. Als sie ihn in den Mund steckte, leckte sie mit ihrer Zunge zwei mal daran und machte leicht stöhnende Geräusche, wo sie anschließend darauf mit offenem Mund und wiederkäuendem Geräusch herum schmatzte. Die Jungs kicherten und lachten dadurch noch mehr und lauter als zuvor und „die Glatze“ spottete:“ Ich glaub, es tropft schon!“

Pia konnte dies nicht mehr mitansehen und gab dem Spötter einen Faustschlag auf den Oberarm. Dabei brüllte sie:„ Sie ist erst 12 du Vollidiot! Und ich bin ihre Freundin und nicht ihre verpisste Schwester! Und jetzt hau ab, du Vollpfosten!“

 

Die restlichen Jungs fingen noch lauter zu lachen an und Melanie schien so, als hätte sie nichts mitbekommen, denn diese schmatzte weiterhin ihren Kaugummi und blickte weiterhin mit breit grinsendem Gesicht in die Augen des braunhaarigen Jungen, der sich später als Joey entpuppte.

Endlich kam der Kartenabreißer und sah die Jugendlichen mit fragendem Blick an. Seine Blicke wanderten zu Pia, die einen sauren Eindruck im Gesicht hatte und fragte sie, ob alles in Ordnung sei. Pia meinte sauer:

„ Ja, das sind nur irgendwelche Volltrotteln und meine blöde Freundin hier, bekommt nicht mal mehr Scheiße mit!“ Der Kartenabreißer musste sich etwas das Grinsen zurückhalten und nahm die Eintrittskarten entgegen. Melanie kam schön langsam wieder in die Realität zurück, als der junge Mann fragte:

„Kann ich deine Karte haben? Hallo? Erde an Mädchen! Deine Karte bitte! Anschließend darfst du wieder alle anhimmeln!“ Die Jungs lachten erneut auf. Pia fand ihre Freundin zu tiefst peinlich und gleichermaßen war sie sauer auf sie, da sie sich unmöglich benahm.

Die Beiden suchten sich ihren Platz und setzten sich. Da ebenso die Jungs sich den Film ansahen, nahmen auch diese ihren Platz ein, der eine Reihe hinter den Mädchen war.

Zuerst kam eine Serie langweiliger Werbungen und dann kam endlich der Film.

Großes Raumschiff, die Enterprise, Kaptain Kirk und Mr. Spock. Pia war ein richtiger Star Trek-Fan. Schnell war der Ärger über Melanie vergessen und sie starrte nur noch auf die Leinwand und ließ sich von nichts mehr ablenken.

Der Film war bereits zur Hälfte vorbei als sie bemerkte, dass Melanie nicht mehr neben ihr saß. Pia sah sich um. Doch Melanie war nicht zu sehen. Das Kino war voll mit Menschen. Vor, links, rechts und hinter ihr. Doch neben ihr war der eine Platz, Melanies Platz, leer. Auch die Jungs hinter Pia starrten auf die Leinwand und manche von ihnen hatten ein dämliches Grinsen im Gesicht. Pia musste selbst grinsen, als sie die Gesichtsausdrücke von den 15 jährigen erblickte.

Doch dort, gleich zwischen dem Jungen mit den Pickeln und einem der braunhaarigen Jungs war ebenso ein Sitzplatz frei! Zufall? Wohl eher nicht, oder etwa doch?

Noch grübelnd nach hinten blickend hörte sie, trotz Kinolärm, eine Stimme die zu ihr schnippisch sprach:

„Vorne spielt der Film, kleines Mädchen!“

 

Pia blickte seitlich nach oben und sah genau in das freche Gesicht des zweiten braunhaarigen, 15 jährigen Jungen, der zuvor sie als kleine Schwester verspottete. Er setzte sich auf seinen Platz und Pia drehte ihren Kopf wieder nach vorne in Richtung Leinwand. Da saß auch plötzlich wieder Melanie neben ihr. Pia fragte:

 

„Sag mal, wo warst du?“

 

„Ich war schnell am Klo und dann hab ich meine Lippen nachgezogen!“ erklärte das Mädchen mit einem grinsendem Ausdruck.

 

„Lippen nachgezogen? Wie oft willst du das noch machen? Bis der ganze Stift darauf klebt, oder was? Und das hat so lange gedauert?“ fragte Pia empört.

„Du hast ja keine Ahnung! Ich hab dann noch Joey getroffen, der war auch am Klo, also am Herrenklo gleich nebenan. Und als ich aus der Damentoilette raus kam sagte er mir, dass ich ihm gleich von Anfang an gut gefallen habe. Und dass er wirklich dachte, dass ich schon 15 Jahre bin, da ich so erwachsen aussehe. Er hat mir auch dann noch Geld geschenkt, oh der ist ja so süß!“

 

„Geld geschenkt? Wie bitte? Wofür denn?“ fragte Pia mit einem Gesichtsausdruck, als wollte sie sich gleich übergeben.

Melanie, die sichtlich in einer anderen Welt, und definitiv nicht in der Welt von Star Trek, sondern in einer Art Trance war, meinte nur:

 

„Er sagte, dass er mir 20 Schilling geben würde, weil ich so süß bin. Ich müsste ihn dann nur einen Kuß geben. Das tat ich dann auch, denn für 20 Schilling nur einen Kuß, geh bitte, da bin ich ja blöd, wenn ich das nicht mache!“

 

„Was? Was hast du getan? Du hast den häßlichen Schleimbeutel geküsst? Für 20 Schilling? Den hätt´ ich nicht mal geküsst für 1000 Schilling!“ entgegnete ihr Pia.

 

Melanie nahm einen 50 Schilling Schein aus ihrer Tasche hielt ihn vor Pias Nase und lachte.

Hinter den Mädchen hörte man ebenso die Jungs kichern und lachen.

 

„Und woher ist dann der?“ fragte Pia mit weit geöffneten Augen.

Melanie sagte lachend:

 

„Ich habe Joey abgezockt! Wir sind zusammen zurück aufs Damenklo gegangen, da dieses bis auf uns leer war. Er zeigte mir den 20iger und eine 10 Schilling Münze und meinte, dass ich 30 auch bekommen könnte, wenn ich ihm nur einmal vorne an die Hose fassen würde. Da ich aber sah, dass er noch einen 50 Schilling Schein in seiner Geldbörse hatte, machte ich ihm ein Gegenangebot. Ich sagte ihm, dass ich 50 Schilling im voraus bekommen würde und ich würde in der Hose seine Nudel anfassen! Genial was? Ich bekam dann auch das Geld gleich und ich fasste auch in die Hose. Nur war die Nudel bereits ein Stock und ich fasste herum bis ich in etwas klebriges griff. Meine Hand zog ich dann schnell raus, wischte mir das Zeug, was das auch immer war, an seinem Pullover geschwind ab und ging zu dir und dem Film zurück. Ich bin sowas von genial!“

„Du bist ´ne Schlampe!“ offenbarte Pia ihrer Freundin.

 

Mit entsetzten Blick Pia gegenüber, steckte Melanie den 50 Schilling Schein in ihre Tasche und widmete sich mit saurer Mimik dem Kinofilm wieder.

 

Die Mädchen sprachen den restlichen Film nichts mehr miteinander, auch als dieser zu Ende war, gingen Beide schweigend aus dem Saal und aus dem Kino. Hinter ihnen die Jungs, die sichtlich an diversen Erläuterungen ihren Spaß gehabt hatten.

 

Zuhause angekommen, ging das Mädchen ohne ein Wort zu sagen in ihr Zimmer und kam erst wieder am nächsten Morgen raus, als es Zeit war zur Schule zu gehen.

 

Zwei Jahre später

14 Jahre war in der Zwischenzeit das Mädchen geworden. Vieles hatte sich geändert. Manches verschlimmert und einiges verbessert.

Verschlimmerungen gab es in Sachen Aufmüpfigkeit und Reinlichkeit im Jugendzimmer. Jedoch konnte man durchaus von Verbesserung sprechen, wenn man sich ihren Freundeskreis ansah, die jetzt weder Punks, Heavy Metall-Freaks oder gar irgendwelche „Stock massierenden“ Gören waren. Denn mit Melanie war Pia seit einiger Zeit ebenso nicht mehr befreundet.

 

Melanie kam auf den Geschmack, für Geld einiges zu tun, und sich damit ihr Taschengeld aufzubessern. Da ihre Eltern nie Zeit für das Mädchen verzeichnen konnten und die Großmutter auf das Mädel aufpassen musste, die jedoch schon älter war. Das ganze Dörfchen wusste, was das nun 14 jährige Mädchen in ihrer Freizeit trieb und wie sie zu Geld kam. Und es verwunderte auch niemanden, dass man Melanie immer öfters Hand in Hand mit irgendwelchen Jungs sah. Am Anfang waren es noch 15 jährige. Danach konnte man sie auch schon in Autos von 18 jährigen und später sogar mit bis zu 30 jährigen beobachten.

 

So wie die Alterszahl bei den männlichen Bewerbern des Mädchens stiegen, so munkelte man, stieg auch das Honorar. Und schon lange fasste sie nicht mehr NUR den „Stock“ an.

 

Doch Pia war dies inzwischen egal geworden. Sie hatte ihre Meinung 2 Jahre zuvor im Kino gesagt und da die Beiden sich seither und wegen der „Nebenbeschäftigung“ von Melanie entfremdeten, interessierte sich das Mädchen nicht weiters dafür. Pias Eltern war es nur Recht, dass ihre Tochter keinen Kontakt mehr zu Melanie hatte.

 

Der Musikstil von Pia hatte sich ebenso verändert. Klar hörte sie noch immer AC/DC und Kiss, genauso wie Alice Cooper und all die andere laute Musik, die nach wie vor laut aufgedreht wurde. Doch jetzt konnte man hin und wieder auch schon ruhigere und langsamere Songs dazwischen hören. Die Schminke ließ ebenso nach, da das Mädchen jetzt auf zuviel weiß und schwarz im Gesicht verzichtete, und dies eher weiblicher und dezenter gestaltete. Ihre Haare waren nach wie vor naturbelassen brünett und Pias Bekleidungsstil ging langsam wieder zur Normalität zurück. Einfache Jeans die jedoch entweder an den Oberschenkel eingerissen oder eingeschnitten waren. Manche hatte sie mit farbigen Filzstiften mit Namen von Bands oder von Freunden beschriftet. Auch konnte man verschiedene Jugendstil-Wörter wie „Geil“, „Cool“, „Fett“ und „krass“ darauf entziffern. Dazu ein einfaches T-shirt, das etwas schlaff hing mit Streifen, Sternchen oder einfach nur Unifarben. An den Füssen High Sneaker aus Jeansstoff, die ebenso in verschiedenen Farben vertreten waren.

Pia machte ihr letztes Schuljahr. Und sie hatte sich im Laufe der Zeit oft verändert. Gegenwärtig konnte man durchaus davon positiv sprechen. Sie kaufte sich wöchentlich wie jedes jugendliche Mädchen das „BRAVO“ - Heft in dem sehr viele Musiker und Schauspieler im Vordergrund standen. Ebenso die Mittelseite mit dem „Dr. Sommer-Team“ war bei der Jugend sehr ge- und befragt.

 

An einem normalen Nachmittag, die Schule war längst zu Ende und die Hausaufgaben gemacht, kaufte sich Pia wieder eine neue „BRAVO“ Zeitschrift. Am Weg nach Hause blätterte sie zuerst die Mittelseite auf und las darin, um sich später mit ihren Freundinnen darüber lustig zu machen, was für blöde Fragen gestellt wurden. Sie las, dass ein Mädchen fragte, ob es biologisch möglich ist vom Stiefbruder schwanger zu werden, da sie dachte, dass eine Schwangerschaft innerhalb der Familie unmöglich wäre. Ein Junge fragte bezüglich Selbstbefriedigung, ob man davon impotent werden könnte.

 

Nach dieser Belustigung schloss das Mädchen das Heft und blätterte vom Anfang bis zur letzten Seite durch. Manche VIPs fand sie gut, die anderen wieder weniger. Und einige davon kannte sie gar nicht.

Auf Seite 5 angelangt, sah sie einige internationale Musikgruppen und Sänger. All diejenigen die gerade aktuell waren. Es waren junge aber auch ältere Talente zu sehen. Bei manchen kam ihr sogar das Lächeln, als sie bemerkte, dass sie vor zwei Jahren noch, fast den gleichen Stil hatte. Zumindest zeitweilig.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 05.12.2017
ISBN: 978-3-7438-4483-4

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