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Prolog


Die Eisenfesseln gruben sich unangenehm in das Fleisch, und sie hielt inne. Im schlechten Licht der Fackel konnte man die Frau an der Wand nur schwer erkennen. Doch Dr. Pemberton traute sich nicht näher an sie heran. Sogar jetzt, wo sie gefesselt im Gefängnis eingesperrt war, fürchtete er sich zu Tode. Mit feuchten, verkrampften Finger wuselte er umständlich in seiner Hosentasche, holte ein zerknülltes Taschentuch heraus, und tupfte die Schweißtropfen von seiner gerunzelten Stirn. Seinen Mitverschwörer schien die gespenstische Ruhe der Hexe nicht zu beunruhigen, dieser legte dem Wachmann einen kleinen Beutel in die schmutzige Hand, und dieser verschwand wortlos in feuchter, modriger Dunkelheit hinter seinem Rücken.
Leamos versah die zitternde Gestalt des Arztes mit Verachtung und prustete angewidert. Dieser elende Feigling! Unerschrocken schritt er auf die angekettete Frau, fröhlich mit seinem Gehstock hin und her schwankend. Noch konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen, und voller Vorfreude und Überlegenheit lächelte er in sich hinein. Doch schon nach den ersten Schritten fiel ihm ihre lässige Haltung auf, und in ihren Augen war keine Spur von Furcht, nur Neugierde, und Trotz.
>>Was sind wir aber übermutig, werter Herr Anwalt. Ist etwas Gutes geschehen, was sie mit solch heiterer Stimmung erfüllt?!<< Meinte ihre tiefe Stimme schießlich und ihre Lippen verzogen sich zu einem lauernden Lächeln.
Etwas verunsichert blieb der anmutige Gentleman vor ihr stehen und legte schützend eine Hand vor seinen umfangreichen Bauch, als ob sich sein üppiges Abendessen davonmachen könnte. Ja, die Zeiten an denen er sich Sorgen um seine Kariere machen musste, gehörten der Vergangenheit an, doch er weigerte sich entschieden solchen Frevel als Tatsache anzuerkennen, er musste diesem Unsinn ein Ende bereiten. Und dafür musste diese Frau sterben! Er räusperte sich und trat einen Schritt als Zeichen seines Mutes näher. >>Sie werden der Hexerei beschuldigt, und des Belügens der Staatsdiener. Ich wüsste nicht wieso es euch so wenig bekümmern sollte, wie es den Anschein hat.<<
>>Nun, vielleicht liegt es daran, dass ich heute noch meine Freiheit erlange. Und Von niemanden geringeren als von Euch Herr Anwalt. Sie scheinen vergessen zu haben mit wem sie es hier zu tun haben.<< Von einem Augenblick zum anderen, lies sie ihre Arme leicht herunter, doch kein einziges Glied ihrer Ketten klirrte. Leamos schien es nicht bemerkt zu haben, so sehr war er in ihren dunklen Augen versunken. Doch ein erschrockener Aufschrei seines Mitverschwörers hinter ihm lies ihn zusammenfahren. Genervt von dem Stottern des Arztes wandte er sich um und bedachte ihn mit einem wütenden Blick. Und als er wieder die Frau an der Wand anschaute, rieb sich diese gemütlich die Handgelenke. Erst jetzt erkannte der angesehene Anwalt, was Dr. Pemberton so aufgeschreckt haben musste, die eisernen Ringe der Handschellen hingen unversehrt an der Wand hinter ihr. Sie wackelten nicht einmal, leblos und zugeschlossen klebten sie da, doch die Hände der Frau warn frei. Keine Rieben, keine Abschlürfungen, keine aufgerissene Haut, Nichts. Sie umfasste lediglich eines ihrer Handgelenke mit der anderen Hand, und lies sie anschließend langsam nach unten gleiten. Leamos, der jede kleinste dieser Bewegungen fassungslos beobachtete, schnappte geräuschlos nach Luft. Erst ihre Stimme ließ ihn wieder aufblicken. >>Wie Ihr es dreht und wendet meine Herren. Wir haben einen Vertrag.<<
>>Hhhexe!<< Brachte der Anwalt wütend und ehrfürchtig zugleich hervor. >>Hängen wirst du dafür<<
>>Oh, bitte. Es ist 19tes Jahrhundert. Wie Altmodisch, hängt die Hexe auf, verbrennt sie...<< Leichtfüßig war sie mit einem Satz bei dem Anwalt, und blickte durch seine Augen hindurch, auf das, was er als seine Seele bezeichnete. >>Wir haben einen verbindlichen Vertrag. Ihr habt es freiwillig, und äußerst bereitwillig, wie ich anmerken darf, unterzeichnet. Ihre neue Gattin wurde zur Witwe, was Euch zu Eurer glücklichen Heirat mit ihr erst verholfen hatte. Ihr habt die schöne, aber ach so naive Louise de´Salome, und die nötigen Finanzen ihres Papas. Ihr seid genau dort, wo ihr hin wolltet, also habe ich meinen Teil des Handels erfüllt<<
Wenn der scheue Arzt in der hintersten Ecke der Zelle sich je fragte, was der Anwalt wohl von ihr bekommen hatte, so wusste er nun bescheid. Macht! Es ging fast immer wohl ausschließlich um Macht. Wie könnte es auch anders sein!
>>Genau aus diesem Grund werdet Ihr hängen! Auflehnung gegen die Kirche, und gegen das Göttliche! Ihr gebt Euch als jemand aus, der Ihr unmöglich sein könntet! Schließ fragwürdige Verträge, und handelt mit einer Wahre welche Euch nicht gehört! Nötigung, Schwindel, Mord! Ihr seid eine Schwindlerin, eine Betrügerin, Taschentricks werden Euch nicht von dem Richter retten!<<
>>Ah, Gott ist Euch Göttlich genug, und ich auf einmal nicht?! Bedaure mein Bester, ich habe genau so viel Anrecht auf Eure Seele wie Er

. Und was auch immer Ihr tut, ich lasse Euch nicht aus dem Vertrag raus.<<
Ein leises Wimmern kam hinter dem breiten Rücken des Anwaltes hervor, und zauberte ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Schön zu wissen, dass wenigstens einer sich fürchtete, selbst wenn es dieser verweichliche Arzt war. Sie verachtete ihn fast genau so sehr wie Leamos es tat, doch sie hatte auch so etwas wie Mitleid mit ihm, was sie dem fetten Anwalt nicht entgegenbrachte. Doch beide gehörten Ihr zu Recht, keinen würde sie freigeben!
>>Ach, die dubiosen Verträge! Ihr werdet Enttäuscht sein zu erfahren, dass die Polizei Ihr „Büro“ durchsuchen wollte, doch war es bereits zu einem großen Teil ausgebrannt. Ihr würdet nichts als Asche und Staub in Euren Regalen vorfinden, solltet ihr hier lebend wieder raus kommen, was gewiss nicht der Fall sein wird!<< Das erste Mal sein einer Ewigkeit lächelte der Anwalt von ganzem Herzen, er hatte sich noch nie in seinem Leben wohler gefühlt wie in diesem Augenblick. Nicht als seine verhassten, armseligen, mittellosen, unwichtige Eltern starben. Sogar nicht in dem Moment als er seinen ehemaligen Vorgesetzten, der ihn immer mit einer Art „der wird es nie zu Etwas bringen “- Kopfnicken bedachte, gefeuert hatte, sobald er die Louise geheiratet hatte. Er hatte es wirklich geschafft, er war am Höhepunkt seiner Träume angelangt. Und keine Sekunde glaubte er daran, dass diese Hexe etwas damit zu tun hatte. Er alleine war dafür verantwortlich, er alleine hatte es geschafft!
>>Oh, das sehe ich aber ganz anders. Ich hatte dabei sehr wohl ein Wörtchen mitzureden, unschlagbarer Anwalt. Ohne mich würdet ihr immer noch die Ratten unter der Brücke vertreten, stotternd, leidenschaftslos, ahnungslos. Ohne mich wärt ihr Nichts! Ach, und das mit meinem Büro, keine Sorge. Wenn ihr nachher den Wunsch verspürt es erneut aufzusuchen, werdet ihr feststellen, dass es im tadellosen Zustand verweilt. Kein Körnchen Asche, kein einziges vernichtetes Stück Papier. Ihr haltet Euch wohl für so Schlau, seid Ihr aber nicht! Ihr habt Eure Seele verkauft, genießt es so lange es noch geht, denn danach ist es in meiner Gewalt.<<
Wieder kam ein leises Wimmern, doch diesmal empfand sie kein Genugtun mehr dabei, fand es nur lestig. >>Und sollte ich tatsächlich bald das Zeitliche segnen, werde ich bereits am nächsten Tag wieder im meiner Kontore sitzen, und wir werden uns erneut treffen, dass garantiere ich Euch! Du großer Gott, was sind deine Schäfchen doch naiv zu glauben sie könnten den Teufel hängen?!<<
>>Ihr seid eine verrückte Betrügerin, nichts weiter!<<
>>Ach, vor einer Sekunde war ich noch eine kalt berechnende Betrügerin, und nun eine Verrückte. Ihr solltet Euch langsam entscheiden, denn ich verliere die Geduld! Geht zu meinem Büro, überzeugt Euch selbst, und ich sehe Euch spätestens um Mitternacht wieder, wenn nicht, werdet ihr es noch mehr bereuen als so schon!<<
Der Anwalt machte den Mund auf um etwas zu erwidern, und starrte auf die Fesseln hinter ihr an der Mauer. Im nächsten Augenblick schloss er es wortlos wieder um ihre, denn die Frau befand sich an der Wand, und die eisernen Ringe umschlossen ihre Handgelenke, als ob sie sich niemals bewegt hatte. Er selbst stand an der Gittertür dicht gefolgt von dem zitternden Arzt. Und die Frau stand unbewegt im Schatten der Laterne. Als die Zwei die Zelle verlassen haben, und die Wendeltreppe emporstiegen, konnte Dr. Pemberton schwören er hätte ihre fassungslose Stimme gehört, und den Satz wie „was glauben diese Idioten wie viele Verträge ich hätte, Hundert?! Für all jene die ich besitze, würden Tausende meiner Kontoren herhalten müssen, Narren!“, aber sicher war er sich nicht.
Schon an der Eingangstür konnte Leamos es erkennen. Und an dem kleinen freundlich aussehenden Aushängeschild darüber, mit der verschnörkelten Innschrift „Mirror“ darauf. Es roch weder nach Verbrannten, noch sah man irgendwo Russ vor dem Fenster. Und der Anwalt wusste, dass es unsinnig war nach den Wachen zu suchen, die er hier heute Morgen postieren lies. Fassungslos streichelte er sich über das auf einmal um Jahre gealtertes Gesicht. Er hatte es selbst gesehen! Er hatte gesehen wie die Flamen langsam über die auf dem Boden verstreuten Dokumente hinwegfegten. Er hatte weder seinen Vertrag, noch den des Arztes neben ihm gefunden. Er selbst zündete das Streichholz, und warf es auf die unzähligen Ordner, nachdem er sich eine Zigarre angezündet hatte. Er sah wie die Flamen nach dem trockenen Papier lechzten, und wie sie es gierig verschlangen, bevor auch die schweren, staubigen Gardinen an der Reihe waren. Er hörte die Menschen auf der Strasse aufschreien und nach Feuerwache riefen. Er sah wie die Leute es zu löschen versuchten mit ihren kleinen, unsinnigen Eimerchen und nassen Lacken. Er roch immer noch das verbrannte Holz der Giebel, und spürte die winzigen Verbrennungen an seiner Haut, welche die Funken dort hinterließen wo kein Hemd und Jackett waren.
>>Wir hätten es ahnen müssen Leamos, selbst Gott wird uns nicht mehr retten können.<<
Zum ersten Mal seit langem, war die Stimme des Arztes zu hören, und Leamos schluckte in ihm aufkommende Übelkeit nieder, angesichts soviel Feigheit und Unterwürfigkeit. >>Es hat mich die ganze Zeit interessiert, wenn du soviel Angst vor Ihr hattest, was war es, was du so sehnlichst begehrtest, dass du bereit warst deine Seele zu verkaufen?!<< Sagte er schließlich ohne sich nach dem Arzt umzudrehen.
Dieser schwieg eine Weile, dass Leamos schon nicht daran glaubte eine Antwort zu erhalten. Doch er irrte sich, Pemberton bestätigte nur die Richtigkeit der Worte, welche in seinem Vertrag standen. Nein, kein Fehler, er hatte es selbst so formuliert, sie hatte es nur anders aufgefasst, da war sich der Arzt fast sicher. >>Ich begehrte nach der Unsterblichkeit. Ich wollte ein Mittel dem Tode zu trotzen.<<
Der Anwalt wandte sich verblüfft um, zu Recht sagte man, dass stille Wasser tief und dreckig wären. Alles hätte er erwartet zu hören, aber das! Mit einem schiefen Lächeln wandte er sich wieder der unversehrten, verschlossener Tür zu der Kontore. >>Und Herr Docktor, wurde ihr Wunsch erfüllt?!<<
>>Ich lebe noch, woher soll ich es denn wissen. Ich hatte ehrlich gesagt an eine Art Phiole gedacht, oder Pulver, aber das werde ich wohl erst erfahren, wenn das Ende kommt.<<
>>Und wenn das Ende tatsächlich kommt, sprich kein verlängertes Leben, was dann?!<<
>>Nun, dass ist wohl der Hacken bei der Sache. Aber solle sie ihren Teil des Handels nicht einhalten, wird der Vertrag wohl nichtig.<<
Leamos runzelte die Stirn, das konnte und wollte der bodenständige Anwalt nicht verstehen. Wozu solch ein entferntes Ziel?! Warum auf etwas so lange warten, wenn einem schon solch eine Möglichkeit dargeboten wird?!
Pemberton dachte sich schon, dass sein erzwungener Kumpane sein Dilemma nicht verstehen würde, aber als dieser mit gelangweilter Stimme weiter sprach, wäre er am Liebsten im Boden versunken, was für ein arroganter, dummer Ochse!
>>Dann habt ihr im Grunde nichts verloren.<< Leamos drehte sich um und schlenderte wie ein betretener Hund zurück, in Richtung des Gefängnisses. Pemberton Starrte tief betroffen auf das unscheinbare Aushängeschild über der Tür der Kontore. Nichts verloren….summte es in seien Kopf. Gewiss, er würde ab Jetzt nur ständig daran denken ob der Teufel sein Versprächen hält! Kein Tag konnte er, seit er das Dokument unterschrieben hatte, ruhig schlafen. Er würde ständig auf sein Ende warten um nur Gewissheit zu haben, dass es danach auch wirklich weiter geht. Der Teufel war nicht dumm, er verhöhnte die Menschen und spielte mit ihren geheimsten Gedanken und Wünschen. Der Arzt wusste, dass es irgendwo im Vertrag eine von ihm unentdeckte Klausel versteckt war, dass ihm seinen Wunsch nach dem Ewigen Leben gründlich versaute. Er seufzte und schleppte sich ausgelaugt zurück zu seiner Apotheke. Während der Anwalt dem Polizeichef die Lage erklärte, und Hunderte Male beteuerte, dass alle Anklagepunkte fälschlicherweise die eingesperrte Frau meinten und, dass nun alles geklärt worden sei, und sie augenblicklich zu entlassen war. Doch davon erfuhr der Apotheker nichts mehr, denn weder hatte er den Anwalt auch nur zufällig auf der Strasse getroffen, noch wagte er je wieder „Mirror“ zu betreten. Die alte Uhr schlug gerade schwer Mitternacht über London, und das Dröhnen verscheuchte die Raben aus ihren Lieblingsplätzen. Wütend schreiend flog die schwarze Wollte aus schlagenden Flügel über der ahnungslosen Stadt und verhalte in der Sternenklaren Nacht.


1. Eine zu untätige Ewigkeit


2008, irgendwo in und über England

>>Waaas, genau hasst du denn zu ihnen gesagt?<< Mathäus musterte seinen jungen Freund und spürte aufkommende Kopfschmerzen im Nacken, was an sich schon ziemlich ironievoll war, da er seit einer Ewigkeit keine körperlichen Belange mehr spüren konnte. Doch der junge Engel überhörte die Sorge in der Stimme des Apostels, und zuckte leicht mit den Schultern. Er warf elegant ein Bein über das andere, und stützte seinen Kopf mit der Hand. So selbstsicher und scheinbar unerreichbar verweilte er in dem weichen, weißen Sessel, und schaute auf die weiten Ebenen, dessen Bäume wie weiße Säulen in die Höhe ragten und sich im unendlichen Himmel verloren. >>Ich frage mich jedes Mal, wieso alles weiß ist. Ist die Hölle dann tatsächlich rot?<< Sogar seine Stimme war tief aber leicht wie eine Wolke. Matthäus verschluckte sich beinahe und stellte sein Wasserglas auf einem kleinen Glastisch zwischen ihren beiden Sesseln ab. >>Pferdedünger! Sag mir jetzt bitte Wort für Wort was du dem Hohen Rat gesagt hasst?!<< Der Apostel starrte den blonden Jüngling, der zu seinen Lebzeiten kaum über Fünfundzwanzig zählte, starrköpfig an. Denn er ahnte bereits, dass der ernste Engel, dessen Namen er jedes Mal mit einem schmunzeln aussprach, sich wieder in Schwierigkeiten gebrach haben musste. Johannes und Bartholomäus haben so etwas angedeutet, als sie ihn mit mitleidigen Blicken bedachten.
Der Engel, von Außen dem normalen Menschen gleich, dachte nach, und seine dunkelblonden Locken wurden von dem leichten Wind über seine nackte Schulter gescheucht. Sein Hemd, natürlich weiß wie Kreide, rutschte etwas zur Seite, wegen seiner lässigen Sitzhaltung. Und seine Hose, unnötig zu erwähnen, dass auch diese weiß war, reichte ihm bis zu den Bahrfüßen. Die Kopfschmerzen des Heiligen wurden deutlicher zu spüren, als der Jüngling endlich weiter sprach.
>>Ihr langweilt Euch, oh seltener Aller seltener Vögeln hier?! Dann hätte ich ein Zeitvertreib für Euch, wenn es Euren Vorstellungen von Zeitvertreib genehm ist.> Sagte der Johannes. Und ich erwiderte Sie

. Und steht einst dein Name unter der Ihrem wird es für dich und deine Seele keine Rettung mehr geben. Nicht einmal Er

wird dich befreien können. Und sie ist richtig gut in dem was sie tut, sie hasst den Himmel ebenso sehr wie sie die Menschen hasst. Es macht ihr Spaß in Versuchung zu führen, dein Innerstes zu durchwühlen, und sie findet immer einen Weg das zu bekommen was sie will! Glaube mir eines, jene Teufel die vor Ihr in der Hölle herrschten waren vieles, sie waren Grausam, Widerlich, durch und durch Böse. Aber sie waren nie darauf versessen die Menschen von dem Weg zu bringen. Machtkämpfe erschütterten die Hölle ohne auf die eine oder die andere Ebene überzugreifen. Für die war es wichtiger zu klären wer die längsten Hörner oder die festesten Hufen hatte! Doch Sie

hier ist anders, ihr einziges Tun besteht aus nichts anderem als dein Leben auf den Kopf zu stellen!<<
>>Der Teufel ist eine Sie?! Wie originell.<<
Der Apostel ließ sich wieder in den Sessel fallen. Hatte er denn gar nicht zugehört?! Dieser naive Trottel!
>>Ich danke dir für deine Sorge um mich, doch kann ich meine Kräfte und Fähigkeiten so weit einschätzen, dass ich wenigstens einen Versuch wagen will. Sollte ich jedoch scheitern, verspreche ich rechtzeitig umzukehren, um meine Seele zu behalten. Können wir uns darauf einigen?!<< Diesmal schwieg der Apostel. Er hatte getan was er konnte, das Übrige würde seinen Gang gehen müssen. Der Engel erhob sich langsam und anmutig, und scheinbar fielen unzählige weiße Federn von seinem Körper ab und verschwanden im nu. Eines musste der Apostel dem Jüngeren lassen, seine markante Erscheinung ließ nicht an seinem Mut und seiner Kraft zweifeln. Wie ein mächtiger Felsen stand dieser breitbeinig auf dem Hügel vor dem weißen Sessel, und schaute gelassen auf die weiße Welt welche für sie die Heimat und der Himmel zugleich waren. Vielleicht könnte er es tatsächlich schaffen. Vielleicht. Aber für alle Fälle würde er schon acht auf den Engel geben, schließlich versuchte man es nicht alle Tage den Teufel zu bekehren.

>>Sie sind eine Betrügerin! Ich rate Ihnen nicht noch einmal mit diesem Unsinn zu ihr zu kommen, sonst hole ich die Polizei!<< Das braunhaarige Mädchen schlug erneut mit der Handfläche auf den Tisch und ließ das Pergament darauf fallen. Mit wutentbrannten Augen starrte sie die andere Frau ihr gegenüber an. Diese schaute unbeeindruckt auf ihre zusammengefalteten Hände, und bettete sie noch etwas bequemer auf ihrem Knie. >>Liebes, solltest du noch ein Mal auf den Tisch hauen, werde ich dir persönlich den Hals umdrehen. Und die Sache mit der Polizei, was glaubst du wie oft ich das zu hören bekomme?!<< Meinte sie schließlich unbeeindruckt zu ihrer Besuchern ohne aufzuschauen.
>>Wie können sie bloß so herzlos sein, einer sterbenden Frau solchen Unsinn in den Kopf zu setzen? Was, länger zu Leben, dafür ihre Seele dem Teufel versprechen?! Was denken sie sich dabei?!<< Das Mädchen schrie beinahe, und Tränen liefen über ihr blasses Gesicht. England! All diese weißgesichtigen Menschen, die schon fast tot aussahen, was für ein Land?! Was für ein Wetter?! Jedes Mal, wenn man aus dem Fenster schaute schien es zu regnen. Sogar wenn die Sonne in ihren kräftigsten Tönen leuchtete, hatte man das Gefühl es regnete dennoch. Sie hätte in Florida bleiben sollen, keine hysterischen Mädchen die hier so eine Szene veranstalteten. Kein Geschrei, der ihr allmählich auf den Geist ging. He, guter Witz „auf den Geist gehen“! Sie war ja kein Mensch, kein Lebender jedenfalls. Aber ein Geist war sie auch nicht, komische Sache. Hatte sie überhaupt einen Geist, oder gar eine Seele?! Könnte vielleicht nicht schaden diesen Gedanken an ihren gläsernen Freund weiter zu geben, der könnte es wissen. Sie lächelte gequellt, und erinnerte sich, dass sie gerade in einer sehr nervigen Situation steckte. Sie blickte auf, doch die Junge Frau war immer noch in ihrem Element, sie schluchzte ein paar male, und wischte dann die Tränen mit einem Ärmel fort. Das gibt Make Up Flecken auf dem guten Stoff, dachte sie gelangweilt. >>Herzchen, was steht da unter der schönen Unterschrift, für Dummköpfe?! TEUFEL! Natürlich bin ich herzlos! Es ist meine Natur, verstehst du, Natur, Berufung, wie auch immer, könntest du jetzt verschwinden, ich bin eine sehr beschäftigte Person.<<
>>Hören sie bloß mit diesem Zeug auf! Der Teufel! Dan würden sie es doch besser wissen, dass die Seele dem Menschen von vorneherein nicht gehört, wie könnte er es denn verkaufen?! Sie sind eine Schwindlerin, eine von der schlimmsten Sorte!<<
>>Ah, wir haben eine Meinung zum Gott und dem Göttlichen! Wie reizend. Wieso bist du dann hier, wenn du nicht daran glaubst, dass ich die Seele deines Tantchens nach ihrem Tode bekomme?! Ich glaube ich verstehe, du willst für alle Fälle sicher gehen. Wie feige. Entweder glaubst du an diese Höhere Macht vollkommen, oder gar nicht! Es nur zum Teil zu tun ist ein Schwindel! Bedaure, die Unterschriften sind gültig, und es steht nicht zu Debatte, dass ich ein Recht auf diese spezielle Seele habe.<<
>>Ich werde es nicht zulassen! Wer auch immer ihr seid, ich werde es nicht zulassen!<< Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand durch die Tür in dass kalte Novemberwetter. Auch das höre ich öfters, dachte sie etwas wehmutig, doch dann kommen sie dennoch wieder. Mann möchte meinen die Menschen wären clever genug, und lernten dazu, aber nein. Sie braucht nicht einmal Werbung zu betreiben, willige Fanden ihren Weg von alleine zu ihr, und es waren unzählige. Wie zur Bestätigung klopfte es leise an die Tür. Sie griff nach dem Blatt auf dem Tisch welches das aufgebrachte Mädchen fallen lies, und faltete es zu einem Flugzeug. Und als jemand in ihr Büro eintrat glättete sie schon die letzte Kante des Vertrages sorgfältig zu Recht. >>Lassen sie es offen.<< Ihre Stimme überwand spielerisch die Entfernung durch den Staub und Ledergeruch des Büros. Der Fremde hielt inne, sie streckte ihren Arm aus und ließ das kleine Flugzeug durch den Raum gleiten. Und als ob es seine Richtung und Weg von selbst kannte, schlüpfte es an dem Besucher vorbei geradewegs auf die nasse Strasse, und folgte unbeirrt dem braunhaarigen Mädchen. >>Wollen Sie nun rein oder raus?!<< Ihre Stimme klang ausgesprochen weich und Tonlos zugleich, so das ihre Stimmung hinter den Worten nicht zu deuten war. Der Fremde lächelte leicht, trat herein und zog die schwere Eichentür hinter sich zu. Unverholt musterte er die junge Frau die in seinem Alter sein musste, vor ihren beiden Toden natürlich. Sie saß elegant mit überschlagenen Beinen in einem riesigen, braunen Ledersessel, dessen Rückenlehne weit über ihrem Kopf endete. Rote Stöckelschuhe mit schwarzen Samtschleifen über den Absätzen leuchteten beinahe warnend. Sie trug eine weiße Bluse zu einem schwarzen knielangen Rock. Und ein roter Band hielt ihre schwarzen Haare zusammen, dass in kleinen Locken über ihrer Schultern lag. Und er hatte das Gefühl, dass es nicht ihre natürliche Haarfarbe war, woher er dass wusste, und wieso es ihm sofort auffiel, wunderte ihn selbst.
>>Ich mag es schwarz.<< Sagte sie leichthin, als ob sie seine Gedanken gelesen hatte.
>>Mir gefällt braun entschieden besser.<< Er wusste selbst nicht, wieso er es gerade sagte, und auch nicht ob es stimmte, und die imposante Frau kniff argwöhnisch die Augen zusammen.
>>Was kann ich also für Euch tun, Haus, Reichtum, Haarfärbemittel?!<< Sie mustere seine blonde Locken und er lächelte erneut. Sie spielte mit ihm, natürlich wusste sie wer er war, oder doch nicht?!
>>Von allem einwenig, doch zuerst sollte ich mich wohl vorstellen, mein Name ist Mac.>> Sagte er nur. Sie musste ihn schon längst erkannt haben, denn sie klatschte mit der Handfläche auf die Sessellehne und fing an lauthals zu lachen. Und ihm fiel auf, dass weder etwas Grausames, noch etwas Schauriges darin lag, das er irgendwie erwartete. Sie lachte wie ein ganz gewöhnlicher Mensch, war er hier denn Richtig?! Sie hielt eine Hand vor den Mund und zwang sich zur Ruhe, doch im nächsten Augenblick lachte sie erneut. >>Nein, im Ernst!<< Sie hollte Luft. >>Mac!!!<< Wieder lachte sie auf. Sie wischte sich Tränen aus den Augen, und lachte erneut. >>Nein, haltet mich fest, Mac!<< Geduldig wartete er bis sie sich wieder einigermaßen beruhigte, und schaute betreten zur Seite. Das war die Bestätigung, sie hatte ihn erkannt. Und die Reaktion auf seinen ungewöhnlich unbiblischen Namen war schließlich immer die gleiche, wieso es ihn dennoch ärgerte, dass ausgerechnet sie nun lachte, war im schleierhaft. Sie schaute ihn durch die Tränen wieder an, und schnappte nach Luft, um nicht wieder zu lachen. Mac?! >>Du meine Güte, wenigstens kein Bob, Rex oder Jack! Da hätte ich freiwillig in den Himmel übergesiedelt, denn da wäre es wohl nicht so spießig wie alle dachten! Mac! Höre mal, Flattermännchen, hänseln dich die anderen Engelchen nicht in eurem kuscheligen Gärtchen?!<< Sie hüstelte, um den erneut aufkommenden Lachanfall zu unterdrücken aber es half nichts. Wieder verzog sich ihr Gesicht und sie lachte. Selten hatte sie so gut gelacht! Noch nie nach ihrem Tod, wenn man es genau nahm. Sie hatte auch wenig Grund dazu, wie sie etwas verbittert zugeben musste. Aber es reichte anscheinend, dass einmal in Tausend Jahren ein schöner Engel hier in der Hölle des Löwen

auftauchte, und sie mit seinem bloßen Namen fast aus den Socken haute.
>>Nein, denn da es ist genau so spießig, wie alle denken.<< Der Engel lehnte sich an eines der großen Regale, die bis zur Decke reichten, und steckte seine Hände lässig in die Hosentaschen. Sein Kopf reichte beinahe bis zu der Decke und er musste sich etwas ducken um die Holzstreben nicht anzustoßen. Die Räume in diesem Haus waren wirklich sehr alt, und für sie reichte ihre Deckenhöhe. Sie mochte ihre Kontore, außerdem hatte es einen sentimentalen Wert, und sie hatte es schon so lange, dass sie es sich nicht mehr vorstellen konnte in einem der modernen Hochhäuser zu residieren. Diese unförmigen Glasgitter wahllos in der ganzen Altstadt verstreut, einfach unmöglich! >>Na, du scheinst dich hier aber wohl zu füllen, etwas zu wohl, wenn du mich fragst.<< Meinte sie schlieslich ernst.
>>Hat damit nur teilweiße etwas zu tun. Ich wollte nur nicht im Weg stehen.<<
Sie hob schon fragend eine Augenbraue hoch, und verzog sogleich das Gesicht. Nach einigen Sekunden wurde die Tür erneut aufgerissen, und die wütende Frau von vorhin stürmte herein. Wäre Mac dort stehen geblieben läge er bereits auf ihrem Schreibtisch, mit fürchterlichen Schmerzen im Hinterteil. Schade, das hätte sie gerne gesehen. Erneut lächelte er, als sie daran dachte, woran sie grade dachte. Wenn sie die Menschen schon nicht mochte, und die Toten in der Hölle, so mochte sie die Engel und die anderen Heiligen, noch sehr viel weniger. Vor allem weil sie ihre Gedanken lesen konnten, wenn sie es nicht umständlich vor ihnen abschirmte. Und da sie es nur selten anwenden musste, würde sie höllische Kopfschmerzen bekommen sollte sie es tun, also lies sie es vorerst bleiben. Und aus den Augenwinkel sah sie ihn erneut lächeln. Das Mädchen stampfte ihre Hände erneut auf den Tisch und drohte mit dem Papierflieger vor ihrem Gesicht, was sie noch weniger mochte als die Engel. >>Sie machen sich auch noch Lustig über mich?! Sie verabscheuungswürdige Person! Sie hatte in ihrem ganzen Leben nichts Schlimmes getan, Gott wird es nicht zulassen, dass ihr sie holt!<<
>>Ich bin nicht der Tod, ich hole niemanden. Und das andere, von wegen das Unschuldslahm, tief im Blut stecken die Hände deines Tantchens, frage sie doch bloß, und lasse mich in Ruhe mit deinem Gott.<< Langsam, bedrohlich erhob sie sich aus ihrem warmen Sessel, stemmte ihre Hände auf den Tisch, genau so wie die andere, und kam mit ihrem Gesicht näher an das Mädchen heran. >>Denn Gott ist nicht hier!<< Flüsterte sie entnervt, und ließ sich erneut in den Sessel fallen.
>>Höre nicht darauf, Gott ist überall. Und wenn du jemandes Seele vor der Hölle retten möchtest, ist das dein gutes Recht.<<
Das Mädchen drehte sich unwillkürlich nach der ruhigen, tiefen Stimme und senkte verlegen die Augen, so eine eindrucksvolle Erscheinung lehnte da an dem Regal, dass sie ungewollt rot wurde. Mac beobachtete wie die Frau im Sessel die Augen verdrehte und sich mit der Hand an die Stirn fasste als ob sie Kopfschmerzen hatte.
>>Entschuldigen Sie bitte, ich hatte sie nicht bemerkt.<< Das Mädchen, vielleicht Anfang Zwanzig, griff fester in das kleine Flugzeug, und strich sich eine lose Strähne aus dem Gesicht. Draußen musste es wieder regnen, denn ihre Haare und Kleidung waren mit feinen Tröpfchen benetzt.
>>Beachten Sie die Federboa da drüben nicht, er ist nur Requisite!<<
>>Sie wollen doch nicht einen Handel abschließen, mit ihr, meine ich?!<< Das Mädchen schaute verlegen hoch, die blauen Augen ihres Gegenübers leuchteten freundlich.
>>Nein, keine Sorge, meine Seele ist gut aufgehoben, da wo sie ist.<< Erleichtert wandte sie sich wieder um. Mutig geworden durch die Anwesenheit des Fremden schaute sie die andere herausfordernd an. >>Ich verlange, dass die Seele meiner Tante frei gegeben wird. Ich tue alles, was sie von mir verlangen, nur geben Sie es Frei.<<
>>Recht dramatisch, findest du nicht?! Gebt es freI?!Wer bist du denn, dass du hier irgendetwas zu fordern wagst?! Sogar, wenn du mir deine kleine Hasenseele zum Tausch für die andere anbietest, hilft es dir nichts! Amanda Wagers Seele bleibt schön da, wo sie auch hingehört. Aber da du ja so unbedingt auf das Gute hoffst frage sie nach dem zweiten Teil des Vertrages. Frage sie wieso sie so an ihr jämmerliches Leben klammert! Frage, was auf sie nach dem Tode warten würde, hätte sie den Vertrag nicht unterzeichnet!<< Sie hob die Hand um die andere davor abzubringen, etwas zu erwidern. >>Und du, Staubaufwedler kannst sich ihr gerne anschließen, und macht die Tür leise hinter euch zu.<<
>>Oh, wie unfreundlich. Ich dachte ehe daran noch länger zu bleiben. Ich hätte gerne ein Praktikum hier absolviert.<< Er hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt, er würde auf keinem Fall gehen.
>>Bist du übergeschnappt?! Ist die Luft bei Euch da Oben zu dünn?!<< Sie klag ehrlich verblüfft. Das verstörte Mädchen verstand gar nicht worum es hier ging...Doch ehe sie diesen Gedanken zu Ende denken konnte, hob sie den Blick und starrte auf die Eichentür direkt vor ihrer Nase. Und die Regentropfen glitten unangenehm hinter den Kragen ihres Mantels. Überrumpelt schaute sie auf das „Mirror“ - Schild, und machte einen Schritt von der Tür weg. Noch einen Augenblick, dann drückte sie das Papierflieger fester in der hand, denn sie nicht mehr losgelassen hatte, drehte sich um, und rannte so schnell sie konnte auf die Innenstadt zu. Weg von hier, fort von dieser fürchterlichen, verrückten Frau. Von diesem seltsamen Fremden in seiner unerschütterlicher Ruhe. Sie blieb augenblicklich stehen. Wer war er? Sie drehte sich Hilfe suchend um, würde er es so ganz alleine mit dieser Betrügerin aufnehmen können?! Er konnte bestimmt auf sich selbst aufpassen, für sie war es jetzt nur wichtig heim zu kommen. Sich in die schützenden Hände ihrer Tante fallen zu lassen, und diesen ganzen Unsinn zu vergessen. Und auf keinem Fall würde sie dieser Frau Glauben schenken, und nach irgendwelchen Teilen dieses fiktiven Vertrages fragen! Nein, niemals! Auf keinem Fall!


2. Des Menschen Menschlichkeit


>>Hör zu, wenn du Flügelmann dich langweilst, heiß das noch lange nicht, dass ich es unterstützen werde! Ich habe massenweiße zu tun, das Böse hat in diesen Zeiten Hochkonjunktur, also wenn du dann gehen würdest.<< Sie sah ihn erwartungsvoll an. Mac lächelte aber nur und stieß sich licht von dem Regal ab. >>Fünf.<<
>>Was nun schon wieder, was meinst du mit Fünf mein Erleuchteter Freund?!<<
>>Ich zähle nur die Bezeichnungen die du mir so liebevoll gibst. Das war übrigens Nummer sechs. Ich frage mich wann sie dir wohl ausgehen. Bei deiner außergewöhnlich bunten Fantasie, womöglich niemals.<< Er schaute sich demonstrativ in dem kleinen Raum um. Wo außer vielen braunen Regalen, dem Sessel und dem Tisch, nur die verstaubten, dunkelbraune Gardinen Abwechslung boten. Ha, ha, sie könnte sich tot lachen! Der Engel hatte ja Humor! Pha, wie ordinär!
>>Nicht ordinär, scharfsinnig!<< Wandte Mac gespielt gekränkt ein.
>>Was bringt es dir den Teufel zu ärgern?! Bist du Lebensmüde?! Ach, tut mir leid, du bist ja schon Tot! Höre mal, kann man bei dir irgendwo die Glühbirne rausdrehen, mir tun schon die Augen weh bei deinem Anblick!<< Und tatsächlich ging ein ungewöhnlich starkes Leuchten von diesem Engel aus, von seinem ganzen Wesen. So dass sie ihr ganzen Können anwenden musste um sich irgendwie davor abzuschirmen. Sie hatte noch keinen getroffen der auch nur annähend so viel Kraft ausstrahlte. Das weiche Licht kribbelte auf ihrer kühlen Haut und reflektiere in ihrem dunklen Haar. Die anderen, die sie bisher getroffen hatten waren viel ausgebrannter, weniger optimistisch, mehr die Tatsachen akzeptierend. Dieser war wohl noch nicht lange dabei, hatte noch Feuer in den Adern, wo es schon kein Blut war, wenigstens das! Er hoffte noch, er wollte noch etwas bewegen. Wie niedlich!
>>Dagegen kann ich nichts unternehmen, tut mir leid. Doch mein Anliegen war ernst gemeint, ich möchte bleiben, weniger um Euch zu ärgern, mehr um etwas zu erreichen.<<
<<Und was genau möchte Engel Mac bewegen?!>>
Wieder lächelte er sanft. Sie war ja noch unmöglicher als er für Möglich hielt. Und an ihrem Blick konnte er erkennen, dass es sie erheiterte, dass ihre Sticheleien ihre Wirkung nicht verfielen. Worauf er sich da bloß eingelassen hatte?! Geduldig seufzte er.
>>Nun, um ehrlich zu sein, möchte ich den Teufel bekehren. Dich also auf den Pfaden Gottes führen. Dich in den Himmel bringen.<<
>>Ah, also doch kein Federkissen Vertreter. Alle anderen vor dir waren wenigstens nicht so dämlich, es gleich an die große Glocke zu hängen. Du bist echt Etwas! Ich werde dich enttäuschen müssen, denn ich lasse mich weder bekehren, noch mit mir verhandeln. Ich bin der Meister meines Faches, dass solltest du doch wissen, du würdest verlieren.<<
>>Damit kann ich gut leben, doch lasse es mich versuchen.<<
>>Wieso sollte ich das?!<<
>>Weil du nichts zu verlieren hast, nicht einmal Zeit.<<
Langsam streckte sie sich, und stand auf. Einen schwarzen Mantel, mit roten Knöpfen hielt sie bereits in der Hand, als sie an dem Engel Mac vorbei zur Tür ging. Nein im ernst! Es gab tausend Engel, Apostel und Heiligen. Zu Tausenden gab es unter ihnen Johannesen, Bartholomäusen, Klause, Jakobs, Salomons, Pauls, Timotheus und allerlei seltsame Namen. Aber Mac! Wie konnte sie da bloß nicht lachen?!
Sie gingen unter dem Trüben Himmel durch alte, nasse Gassen. Es hatte vor kurzem aufgehört zu regnen, doch die schweren, grauen Wolken versprachen erneuten Wassersegen, und nicht zu knapp. Sie drückte ihr Gesicht tiefer in den Kragen ihres Mantels und schnaubte leise. Wie sie dieser Wetter hasste, aber sie hatte hier zu tun gehabt, und nun klebte auch noch diese Leuchtrakete an ihr, und wieso im Gottes Namen machte sie sich soviel Mühe mit diesem Mädchen, wie hieß sie doch gleich, Rebecca, Becca?! Eine ruhige Stimme meldete sich neben ihr. >>Kathy, Wimbelton Kathy.<<
>>Höre auf in meinen Gedanken herumzuspucken.<<
>>Dann denke nicht so laut, dass es jeder hören kann. Bei Gelegenheit, hast du auch einen Namen?<<
Fast wäre sie stehen geblieben vor Sprachlosigkeit, überlegte es sich jedoch anders da sie auf einem Zebrastreifen waren, und die Ampel längst rot anzeigte. >>Ist das nicht offensichtlich?! Teufel, Luzifer, der Gehörnte, und was es so alles gibt. Ist mir alles gleich.<< Brummte sie miesmutig.
>>Das meine ich nicht, den Namen den du hier benutzt, oder früher mal benutzt hast. Du warst doch auch einst Mensch.<<
Wie es sich anhörte, Mensch. Wie ein Fabelwesen aus längst vergessenen Zeiten. Sie öffnete schon den Mund um etwas zu sagen, doch uhrplötzlich fiel ihr ein, dass sie es vergessen hatte. Unmöglich, er war noch da! Er

hatte diesen Namen ständig benutzt, wenn sie im Himmel geschäftlich verweilte. Er

kannte ihn noch, also musste sie sich nur daran erinnern wie Gott sie nannte. Und da war er wieder. >>Mirray.<< Sagte sie eintönig, und wich den kahlen Zweigen eines Baumes aus.
>>Erfreut.<< James lächelte zaghaft, und zog den Schal um seinen Hals fester, es war kalt.
>>Kaum.<< Lautete ihre Antwort nur.
Schweigend gingen sie über die langsam erwachenden Strassen. Mütter schoben Kinderwagen aus den Hauseingängen. Kinder hüpften durch die riesigen Pfützen. Ältere Damen unterhielten sich angeregt über irgendetwas, was irgendjemanden widerfahren war. An einem großen Kinderspielplatz blieb sie endlich stehen. Leidenschaftslos beobachtete sie das geschäftige Treiben, und setzte sich anschließend auf eine unerklärbar trockene Bank, mit einer freien Sicht auf das riesige Spielgerüst. Weder die kahlen Bäume drum herum, noch gestresst aussehende Erwachsene am Rand schienen die kleinen Racker zu stören. Alle Schaukeln wurden notdürftig mit Jaken und Hosen abgewischt, und alle Seile und Rutschen freudig eingeweiht. Mütter, Großeltern, Nannys, alle verfielen dem Wetter entsprechend in schwankende, zähe Unbeweglichkeit. Als ob dem Künstler an dieser Stelle des Bildes die Freude an Farbe genommen wurde, senkte er den Pinsel und ließ sein Werk grau und unfertig. Es würde sie nicht wundern, sollte der Maller nicht selbst ergraut sein von soviel Eintönigkeit. Selbst die Kinderstimmen konnten niemanden bewegen, alles um den Platz schien zu erschlaffen. November in England. Selbst der Frost traute sich nur nachts über den Boden, ansonsten regierten hier der Regen, und der Wind.
>>Kommen deine Kunden nicht von alleine zu dir?!<< Er setzte sich zu ihr auf die eideutig zu kleine Bank, so dass sich ihre Mäntel aneinander drückten. Für einen Augenblick konnte er ihre Wärme spüren, bevor es von einer unsichtbaren Wand aus Kälte abgelöst wurde.
>>Siehst du die Frau da drüben, mit dem grünen Schaal?!<< Er nickte. >>Wusstest du Engel Mac, dass es nicht weit von hier eine ziemlich exklusive Schule gibt?! Und davon gibt es einen Kindergarten Namens „Crystal Crib“. Selbstverständlich ist dieser Kindergarten die Vorrausetzung für die Schule. Man stellt sich mindestens drei Jahre davor auf eine Warteliste, um sich da überhaupt anmelden zu dürfen. Ihr Sohn, der spielt übrigens da drüben.<< Mirray nickte leicht in eine Richtung, und er wusste welches Kind sie meinte. >>Schwer zu übersehen, aber der ist erst Vier. Donnerstags hat der Junge Chinesisch-Unterricht, montags Klavierunterricht, und dienstags Schwimmkurs, dass ist immer spaßig anzusehen.<< Sagte sie ohne viel Intusiasmus hinter den Worten. >>Der Vater des Kleinen ist ein Supperverdiener, und dessen Mutter, das Schwiegermonster kommt aus einem berühmten Geschlecht. Alles in allem also wirklich keinen Grund für eine Ablehnung des Sprösslings in dem Superhort. Dass die Muter des Kleinen mal eine Bedienung war, und sich von dem „Prinzen“ schwängern ließ, übersehen wir mal. Und endlich bekommen sie eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, ja, alles muss ja seine Ordnung haben. Da gehen Mutter und Kind dahin, und da die Leute einen zappeligen Vierjährigen nicht gerne in einem Elite- Kindergarten sehen, ließ die nette Mammi ihn toben, damit er danach ruhig und erzogen wirkt. Aber natürlich als die Direktorin den Jungen erblickt, ist dieser schmutzig, mit zerzausten Harren, und seine Nase läuft. Der zukünftige Präsident, Anwalt oder sonstiges, kommt lediglich auf eine weitere Warteliste für das nächste Jahr, und da auch noch irgendwo in der Mitte.<< Sie schaute die junge Frau von der Seite an, fast wehmutig wie James erschien, und wandte sich wieder ab.
>>Und was daran war nun ihre Todsünde, dass es für ihre Seele nur die Hölle gibt<<
>>Du denkst zu klein kariert werter Herr Engel!<<
>>Aber ist das denn heut zu Tage nicht normal, dass die Eltern für ihre Sprösslinge nur das Beste vom Besten möchten?!<< Fragte er vorsichtig, ohne wirklich zu wissen ob es stimmte.
>>Sicher, aber all das tat die Mammi nur um der Schwiegermutti kein Dorn mehr im Auge zu sein, nicht um des Jungen Willen. Und außerdem ist das Normal sein

überbewertet. Denn um ihren Sprössling doch noch da rein zu bekommen, was es augenblicklich ja auch der Fall ist, ging die Geschichte ja weiter. Denn Mammi siebte nämlich aus. Den Daddy der kleinen Vanessa der neben seiner Frau einen Liebhaber bediente, erschoss sie während das Mädchen friedlich in ihrem Kinderwagen schlummerte. Er war ihr nicht gut genug, dass sein Kind einen Platz in diesem Kindergarten bekommen hätte, und ihres nicht. Sie hatte ihn von hinten erschossen, genau so wie noch weitere zwei, und schob es geschickt ihrer Schwiegermutter unter. Jetzt ist der kleine Kevin in Crystal Crip, was wünscht sich eine stolze Mutter mehr.<<
James wurde ganz still, und konnte nicht aufhören die junge Frau mit dem grünen Schaal anzustarren. Konnte das Wahr sein?! Natürlich musste es Wahr sein, der Teufel hatte keinen Grund zu lügen. >>Hasst du es ihr als Gegenleistung für ihre Seele angeboten? Du sorgst dafür, dass ihr Kind angenommen wird?! Aber, wieso hatte sie es dann bloß selbst getan, wieso nicht du?!>>
>>Ganz einfach, weil ich nichts damit zu tun hatte. Ich bin nur ein stiller Beobachter bei dieser Geschichte gewesen. Wusstest du, dass sie Gläubig ist, witzig nicht?! Jedes Wochenende verbringt sie in der Kirche über ihrem kleinen Gebetsbuch gebeugt. Und alle vierzehn Tage geht sie artig zu Beichte. Sie singt und preist den Herrn, dann senkt sie ihren Kopf in tiefer Demut und murmelt unaufhörlich Gebete vor sich hin. Sogar solche Menschen glauben an Gott, und das er ihnen verzeihen wird. So von Fachfrau zu Engel, wird er das tun?<<
Mac schwieg einen Augenblick, dann sagte er düster. >>Ich glaube ehe nicht.<<
>>Das ist der springende Punkt. Ich musste mich nicht einmal einmischen, um eine Seele mehr zu bekommen, dass tat die Gute in ihrer seltsamen Liebe selbst. Lass mich raten, du bist einer der mit der Bibel in der Hand und im unerschütterlichen Glauben gestorben ist. Bewundernswert, ehrlich. Du musst schon Großes geleistet haben um den Rang eines Engels zu erhalten, oder nicht?!<<
>>Ich glaube, dass unser Empfinden des Großen, sich sehr von einander unterscheiden wird. Aber du hast Recht. Ich bin als fünfter Sohn einer recht wohlhabenden Familie zu Welt gekommen, 1484. Meine Brüder würden irgendwann das Handwerk meines Vaters weiterführen, und meine zwei Schwestern waren bereits versprochen, oder vermählt. Ich durfte mich des Nichtstuns erfreuen, eine Zeit ging es auch gut.<< Er sprach langsam, nicht, dass er sich erst daran erinnern musste, viel mehr weil er sich noch sehr gut an alles erinnerte. Mirray hatte nicht damit gerechnet tatsächlich eine Antwort von ihm zu bekommen, als sie fragte, mehr wollte sie, dass er geht, wie alle anderen vor ihm. Doch dieser schien sich von den anderen

zu unterscheiden, und sie wusste nicht ob es nicht noch viel schlimmer war. Sie beobachtete die spielenden Kinder doch empfinden tat sie nichts dabei. Weder nervte sie ihr Lachen, noch amüsierten sie ihre Pannen und kleine Auseinandersetzungen. Sie mochte sie nicht, hasste aber auch nicht. Für sie waren sie nicht da. Sie hatte lange zuvor aufgehört den Lebenden ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Eintönig waren ihre Gedanken, gleich waren ihre Wünsche. Vielleicht kannte sie diese aber auch nur zu gut, es war ihr Beruf, ihr Brot, ihr Zeitvertreib. Sie hatte lange genug unter ihnen gelebt, nichts überraschte sie mehr, nichts lenkte groß ihre Aufmerksamkeit auf sich. Diese unbekannte Frau die zugleich so vertraut war, bestätigte nur all ihre bisherigen Erfahrungen. Und dieser Engel, der eindeutig zu nahe saß, sollte den Gedanken verwerfen der Himmel könnte sie reizen, und seine Wege gehen, möglichst weit von den Ihren entfernt. Sie zwang sich die Kälte draußen anzunehmen, und es auf ihrer Haut zu spüren.
>>Einiges ist damals vorgefallen, einiges war gut und nützlich, das andere prägte mich wohl mehr. Es war eine unruhige Zeit, plündernde Banditen, mordende Ritter, und alle anderen auf der Suche nach Nahrung und Seelenfrieden. Dann traf ich Sie, sie trieb verletzt in einem Bach nicht weit von unserem Haus entfernt. Ich tat was ich konnte damit sie schnell auf die Beine kam. Und irgendwann kamen wir in Gespräch über Gott und die Welt. Sie war gebildet, mit guten Manieren und sehr Weltoffen. Sie meinte, dass jeder in seinem Leben eine zweite Chance verdiente. Sie machte mich auf die Ungerechtigkeit außerhalb meines Heimes aufmerksam. Die Menschen, die im Elend ihr Leben fristeten. Kinder, verwahrlost, hungrig, verstoßen. Was konnte ich tun? Ich wollte etwas ändern, etwas bewirken, ich wollte helfen und sie würde mir dabei helfen, soviel stand für mich fest. Doch bald darauf musste sie aufbrechen, ihre Familie machte sich Sorgen. Und als sie gegangen war packte auch ich meine Sachen und pilgerte zu einem Kloster. Dort blieb ich bis die Banditen auch dorthin den Weg fanden. Ich kämpfte, und ich verlor. So bin ich das geworden, was du so offensichtlich verachtest.<<
>>Ach du lieber Gott, so würde ich es nicht sagen! Ich verachte weder Euch noch eures Gleiche. Ich bemitleide euch höchstens. Aber ihr zieht eine zu breite Linie zwischen unseren beiden Welten Engel Mac, und ihr irrt euch dadurch. Ihr könnt mich nicht bekehren, weil ich zu gleichen Teilen zu der Hölle wie zu dem Himmel gehöre. Es ist ein und dasselbe, nur mit erheblichem Farbunterschied.<< Sie verkniff sich ein Lächeln.
>>Ihr spielt mit den Lebenden wie mit den Toten nach Lust und Laune, und Euch ist es gleich wie es für sie ausgeht. Was wird aus der Frau, werdet ich ihre Taten wie eine Insider Information unter den Teppich kehren?! Tut ihr denn gar nichts?<< Spürbar aufgewühlt klang seine Stimme, und sie seufzte etwas enttäuscht. Nein, er war wie alle anderen vor ihm.
>>Gut geraten, es geht mich nicht im Geringsten an was mit ihnen geschieht. Sie alleine treffen die Entscheidung, ich bekomme nur meinen Anteil, wenn es darum geht, welchen Weg sie nach ihrem Tod nehmen.<< Zu dieser Zeit näherten sich zwei unauffällig gekleidete Männer dem Spielplatz, direkt auf die junge Frau mit dem grünen Schaal zu. Nach einigen Worten und Handbewegungen nahm sie ihren Sohn von der Schaukel und folgte den beiden zu einem Auto. Und als einer der Männer seinen schweren Mantel wieder zuknöpfte blitzte eine Polizeimarke aus seiner Tasche heraus, wie ein kleiner Stern in dieser trüben Umgebung.
>>Sie stellen selbst etwas an, und bekommen dafür die Rechnung. Sie entscheiden sich dafür, nicht ich verführe sie. Ich warte nur darauf, was danach geschieht. Ich kann es weder verhindern, noch würde ich es wollen. Es war eine dumme Entscheidung von vorne herein den Menschen ihren freien Willen zu lassen. Gott hat es zugelassen, und nun müssen wir es beide ausbaden. Es was sein Fehler.>>
>>Das trifft wohl auf uns alle zu. Wir alle treffen unsere Entscheidungen.<<
>>Im ernst?! Du bist doch nur stur demselben nach dem Tod gefolgt, was du im Leben so angehimmelt hast. Ich dagegen entschied mich dem zu widersetzen, ich entschied niemandem mehr blindlings zu folgen nur weil ich es im Leben nicht anders kannte. Weder einem Buch, einem Menschen, noch einem Heiligen!<< Sie wartete bis die Frau und ihr Sohn im Auto verschwunden waren, und stand ebenfalls auf. >>Wir sind uns tatsächlich in keiner Weiße ähnlich Engel Mac, da habt ihr wohl Recht. Schon deswegen, weil es für Euch und eures Gleichen nur die eine Wahrheit gibt, und zwar die Seine. Für mich hat gar keine Wahrheit eine Bedeutung und auch kein Gewicht in allem was ich tue. Ich folge niemandem, und ich entscheide mich jeden Tag aufs Neue wohin ich gehe, unbeachtet dessen was jemand in ein Buch hineingeschrieben hat. Und ich tu nichts mehr in jemandes Namen auch das Geringste. So behaltet unseren heutigen Ausflug im Gedächtnis, und kommt nicht wieder. Lebt wohl Engel Mac, und grüßt Ihn

von mir herzlich.>>
Lange schaute er auf die spielenden Kinder nachdem sie gegangen war. Unberührt gingen die Menschen ihren Handlungen nach, unwissend was für eine Tragödie sich direkt vor ihren Augen abgespielt hatte. Und selbst wenn sie es wüssten, würde es sie berühren?! Energisch schüttelte der Engel den kopf, und seine blonden Locken befreiten sich aus dem Schal um seinen Hals. So etwas durfte er erst gar nicht denken! Es war ihre Sichtweiße, ihre sogenannte Warheit, nicht seine! Er hatte noch Hoffnung, er hatte noch Vertrauen in die Menschen! Doch etwas Unverständliches regte sich in seiner Brust, etwas, was nicht mit Worten zu erklären war. In einem hatte sie womöglich Recht, die Menschen trafen solche Entscheidungen selbst. Beeinflusst durch ihre Umgebung, durch die Art wie die Dinge manchmal so lagen. Aber sie tat es nicht. Wieso?! Er war immer der Meinung, dass der Teufel die Menschen überzeugt auf seine Seite zieht, mit allen Mitteln. Er versprach ihnen Alles für ihre Seele. Doch das was er heute sah passte so gar nicht in dieses Denken. Sie lockte die Guten Christen nicht von ihrem Weg des Glaubens fort, das taten diese nämlich selbst! Und aus einem unbestimmten Grund spürte er, dass sie womöglich noch enttäuschter deswegen war, als er es je sein könnte. Ob Mathäus wusste, was er selbst gerade erst erkannt hatte?! Und Gott?! Natürlich wusste Er

es, aber wieso klärte er niemanden im Himmel auf?! Und da verstand er es plötzlich. Wie ein Blitz kam dieser Gedanke, und ließ ihn vor Traurigkeit beinahe aufheulen. Weil niemand danach fragte! Niemanden interessierte es wie die Menschen den Rechten Weg verliesen, und auch nicht wohin sie danach kamen. Niemand fragte danach…Der Himmel war weit und träge. Alles lag friedvollbeisammen, und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Und alles dauerte Ewig, selbst, wenn jemand wiedergeboren wurde kam an seiner Stelle jemand anders, und niemand merkte groß den Unterschied. Alles ging in seinen Bahnen und seiner Herrlichkeit weiter, immer weiter auf ein entferntes, nicht existierendes Ziel. War es vielleicht genau das, was ihn zu taten bewegte, diese Unbestimmtheit?! Dieses Wissen unendlich viel Zeit zu besitzen jedoch kein Ziel zu haben. Auch er erlaubte der Kälte durch seinen weißen Mantel nach seiner Haut zu greifen. Und genau so wie Mirray einige Minuten zuvor verspürte er keine Erleichterung dabei. Erst nach einigen Stunden als es bereits zu dämmern anfing und die meisten Kindern mit ihren Eltern längst zuhause waren, fing Mac an zu frieren.

Fortsetzung folgt...

Impressum

Texte: Das Cover Bild ist von mir, also urheberrechtlich geschützt.
Tag der Veröffentlichung: 05.05.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Nun, an alle die es als Unsinn abtaten.

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