Hallo! Mein Name ist Helga und ich bin 2 Jahre alt. Mein „zuhause“ ist ein kleiner Stall. Hier sind wir zu sechst. Meine Mama, meine zwei Tanten, meine Nichte, ein paar die nicht mit mir verwant sind, und ich. Mama hat mir oft von ihren anderen Kindern erzählt. Sie hat gasagt das Franz bestimmt schon tot ist. Sie weint fast den ganzen Tag. Auch die anderen Kühe weinen oft. Auch ich weine. Wir weinen aus Angst, vor dem was kommt. Ich will kein Kind bekommen. Das Kind, das in meinem Bauch ist, wird sterben. Wenn es ein Junge wird, dann lebt er nicht lange. Und wenn es ein Mädchen wird… Ich möchte nicht daran denken. Die Vorstellung mein Baby herzugeben ist schrecklich. Ich weiß nicht einmal ob ich es waschen kann. Meine Kette ist so kurz. Aber ich werde es versuchen. Ich werde mein Kind beschützen. Egal was kommt. Niemand kann mir das schönste auf der Welt wegnehmen. Meine Erinnerungen schon gar nicht. Da wir schon dabei sind: Ich möchte euch vom schönsten Tag in meinem Leben erzählen.
Es war Frühling als zwei Frauen in den Stall kamen. Ich war damals noch jung. Ja, noch ein Kalb. Die eine war groß und stämmig die andere war ebenfalls noch ein Kalb, so wie ich. Sie hatten beide braunes Haar. Meine Mama wunderte sich das Frauen kamen, normal kommt immer nur ein Mann. Er trennt und voneinander. Aber er gibt uns auch zu fressen und zu trinken. Auf jedenfall kamen diese zwei Frauen mit Bürsten. Als sie uns sahen, machten sie ein trauriges Gesicht. Sie hatten Mitleid. Vorher hatte ich so etwas nochnie gesehen. Niemand hatte Mitleid mit uns. Ausser dieser beiden Frauen. Plötzlich erkannte ich die große Frau. Das war doch… Wie hieß sie noch gleich? Iris! Iris gab mir immer Gras, da ich am Fenser stand. Ich liebte Gras. Aber wer war das kleine Mädchen. Plötzlich sagte Iris: „Schau Irina, das ist Helga.“ Irina also. Ja, ihr habt richtig gehört. Iris hat mich getauft. Wir kekommen keine Namen. Wir sind für unseren Besitzer wie Gegenstände. Irina ging langsam zu mir und streckte die Hand aus. So das ich sie beschnuppern konnte. Sie hatte keine Angst. Das Zögern entstand durch… Naja. Durch Respekt. Sie wollte mir keine Angst machen. Sie wollte nicht das ich mich schrecke. Als ich ihre Hand schleckte breitete sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Sie freute sich darüber, dass ich ihr vertraute. Auch Iris lächelte. Ich hatte also alles richtig gemacht. Langsam fing das Mädchen an mit der Bürste über mein Fell zu fahren. Es war ein tolles Gefühl. Sie übte genau den richtigen Druck aus. Iris versuchte meine Mutter zu reinigen. Wir beide genossen die Behandlung, auch wenn es meiner Mutter ein wenig weh tat. Ich lehnte mich gegen Irina. Es war so schön. Als sie mich völlig abgeputzt hatte, kniete sie sich neben mich hin. Vorher hatte sie noch ein bisschen Gras geholt. Schließlich sank ich auch zu Boden. Irina gab mir das Gras und fing an mich zu streicheln. Sie klopfte sanft meinen Bauch und kraulte meine Stirn. Als Dank, schleckte ich ihr erneut die Hand ab. Sie lachte. Dieses Geräusch war nicht unangenehm. Es war schön, ein Lachen eines netten Mneschens eben. Mit ihrer freien Hand kraulte sie weiterhin meine Stirn. Ich wurde müde, gab ihre Hand frei. Mein Kopf fiel träge auf ihren Schoß. Sie bewegte sich nicht, sondern kraulte sanft weiter. Schließlich gab ich der Müdigkeit nach. Ich schloss meine Augen. Während ich schlief, versuchte Irina meine Kette zu erweitern. Ich spürte es. Ich träumte von weiten Wiesen. Von Freiheit. Ich wachte auf da Irina versuchte sanft meinen Kopf auf den Boden zu legen. Scheinbar wollten sie schon gehen. Ich weigerte mich nicht, hob meinen Kopf. Sie hatte die Kette ein bisschen weiter bekommen, mein Hals schmerzte nicht mehr so, und ich bekam ordentlich Luft. Sie stand auf, ging hinaus und kam wieder mit Gras. Es war das letzte Gras was ich von ihr bekam. Ich sah sie nie wieder.
Seit diesem Tag hoffe ich , dass sie wiederkommen. Auch meiner Mutter hatte es gefallen. Ich träume noch von ihnen.
Danke das ihr mich angehört habt. Danke.
Tag der Veröffentlichung: 22.02.2010
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