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1„Bist du wach?“, hörte ich eine vertraute Stimme flüstern. Es war meine Tochter, Madeleine. Sie war erst 12 Jahre alt, doch hatte sie die Intelligenz einer 15-jährigen. Als ich die Augen aufschlug sah ich ihre schönen blauen Augen. Es war ein Stahlblau, als sie noch klein war ein Meerblau. „Ja, Schatz.“, antwortete ich noch etwas benommen. Sie kletterte zu mir aufs Bett, ich war allein erziehend. Ihr Vater entpuppte sich als Mörder. Seit Madeleine 3 Jahre alt ist haben wir kaum über ihn gesprochen. Er wurde wegen eines älteren Falls, der nochmals ausgerollt wurde, als Täter festgenommen. Rico gestand das kleine Mädchen ermordet zu haben und bekam 9Jahre aufgedonnert. Das alles geschah vor 9 Jahren. Nun lag ein kleines Mädchen neben mir, in genau dem Alter dessen, welches Rico tötete. Ein unendliches Gefühl der Erleichterung überkam mich, er hätte auch meine kleine töten können. Ein etwas zu lauter Satz meiner Tochter unterbrach meine Gedanken: „Machst du bitte Frühstück?!“ Mir entkam ein Grinsen. Meine Madeleine: erschreckend direkt und ehrlich. „Ja, putz dir doch mal die Zähne!“ Nun grinste auch sie, sprang auf und rannte ins Badezimmer. Ich hörte sie noch „Juhu“ jubeln, bevor sie die Tür im unteren Stock schloss. Langsam setzte ich mich auf. Immer mit der Ruhe, dachte ich. Noch sitzend hielt ich nach einer Jogging-Hose und einem T-Shirt Ausschau. Als ich beides gefunden hatte stand ich aus und zog mich um. Während ich die Treppen hinunterschlenderte musste ich ständig grinsen. Madeleine war einfach zu süß, auch wenn, man es ihr nicht sagen durfte. Pubertät ist eben nicht leicht zu ertragen. Diesmal riss mich das Klingeln an der Tür aus meinen Gedanken. Madeleine rief zu mir. Antwort war nicht nötig, da ich in diesem Moment die letzte Stufe hinunterging. Verwundert sahen wir und an. Sie hatte noch immer die Zahnbürste in der Hand. Ich ging in den Flur und warf einen hastigen Blick in den Spiegel, Haare sitzen, dachte ich. Gott sei Dank sah ich auch ohne Make-up akzeptabel aus. Als ich an der Tür war zögerte ich. Es war erst 6:00Uhr, wer konnte das sein?




2„Hallo Mäuschen“, begrüßte mich meine beste Freundin. Ich war überrascht, wirklich überrascht. Mit jedem hätte ich gerechnet, aber niemals mit Franziska. Plötzlich sah ich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht, anscheinend hatte ich meine Gesichtszüge doch nicht unter Kontrolle. „Ich wollte mal schauen was ihr so macht, bevor ihr zur Arbeit geht.“, mit einem Blinzeln vollendete Franzi den Satz. Noch immer leicht geschockt, von der Wendung meiner Gefühle, gab ich zur Antwort: „Komm doch rein! Tut mir Leid aber ich hatte mit dem schlimmsten gerechnet….“ Ich glaubte der Satz klang so aufrichtig wie er gemeint war, denn Franzis Gesichtszüge verdunkelten sich für einen kurzen Moment. Es ist bei ihr ein typischer Ausdruck des Schocks, auch wenn dieser spezielle Ausdruck für überraschenden Schock steht. Meine beste Freundin hat die gleiche Gabe wie ich: Wir können sehr gut Gedanken und Gefühle anderer Nachempfinden. Deshalb streiten wir auch kaum, jeder weiß wann Schluss ist. Kurz nachdem Rico verhaftet worden war, war sie die einzige die mich trösten konnte, die mich verstand. Sie wusste was sie sagen durfte und was nicht, wusste das ich Angst hatte.

„Mama, kann ich heute zu Hause bleiben? Ich habe irgendwie Bauchweh, und heute haben wir nur 4 Stunden. Religion, Biologie, Deutsch und Geographie.“, das war Lenis typische Frage am Freitag. Die Frage viel nur aus wenn sie nach der Schule zu einer Freundin ging. Mit gespieltem Ernst sah ich sie an und antwortete auch in einem nicht sehr ernst zu nehmenden Ton:„Schau, Schatz: Es ist doch nur mehr ein Tag, dann ist Wochenende. Und ich glaube nicht das du sterben wirst, nur weil du in die Schule gehst!“ Der Gesichtsaudruck meiner Tochter verfinsterte sich. Sie sah mich wütend an, es war echte Wut, ich konnte es spüren. Gleich war sie vor dem Ausbruch, ich musste sie besänftigen, wusste aber in diesem Moment nicht wie. Hilfe suchend sah ich zu Franzi auf. Sie zuckte bloß die Schultern, als wollte sie sagen:„Ich weiß weder was du falsch gemacht hast, noch was du zu ihrer Besänftigung tun sollst“
Ich wusste wie sich Leni fühlte. Ich konnte ihre Gedanken praktisch hören.
Hast du eine Ahnung! Schule ist schrecklich! Bitte lass mich zu Hause bleiben! Du wirst ja nicht bedroht!
Der letzte Satz ihrer Gedanken- eigentlich meiner Gedanken- versetzte mir einen Hieb. Sahra jetzt schäm dich! Es war doch logisch warum sie zum ersten Mal wütend wegen deiner Antwort war! Komm, rede jetzt mit ihr!


Es war die Stimme meiner verstorben Mutter die mit mir redete. Sie beging Selbstmord als ihr Ehemann an einem Herzinfarkt starb. Es war ein Schock für mich, denn das geschah kurz nach Ricos Verhaftung.
„Und warum willst du nicht in die Schule, Schatz?“, fragte ich meine Tochter nun mit sanfter Stimme. Sie starrte mich ungläubig an, anscheinend konnte sie nicht glauben, dass ich auf sie einging. Obwohl ich zwar immer versuchte ihr zu helfen, konnte sie es nie ganz glauben, dass ich ihr nun wirklich helfen wollte. „Da…..Da ist so ein Mann….Ich weiß seinen Namen nicht. Er sagt er wird mich töten, an einem Freitag. Ich weiß nicht welcher…..Er kam am Montag….Ich habe solche Angst!!“, es war eine Erklärung und ein Hilferuf. Ich konnte mich einen Moment nicht rühren, zum Glück stand Franzi neben mir. Sie war FBI-Agentin. Sie wusste also was zu tun war. Sie wusste wie Leni sich fühlte und wie ich mich fühlte. Es muss schrecklich für sie gewesen sein, dass von der Tochter ihrer besten Freundin zu hören. Aber sie war die einzige die die Fassung bewahrte. Und so zog sie einen Notizblock aus ihrer Jackentasche, notierte alles was sie wusste- es war derzeit noch nicht viel- und schaute Leni tief in die Augen. Ihre Stimme war ruhig, doch ich konnte ihre Angst und ihr Zögern hören und spüren: „Und jetzt beginnst du bitte ganz von Vorne. Erzähl mir einfach alles was du über diesen Mann weißt. Wie er ausschaut, was er genau sagte, einfach alles.“ Leni sah zuerst mich, dann Franzi aus traurigen Augen an. Ihr kullerten Tränen über sie Wangen, ich konnte ihre Angst spüren, ihre Gedanken waren zu leise um sie entziffern zu können. Also konnte auch nicht ich für sie Antworten. Mit ihren Tränenverschleierten Augen sah sie Franzi an: „Er hat kurze schwarze Harre und Tattoo auf dem linken Oberarm. Er sagte zu mir >Hallo Madeleine! Du bist schon so groß, nun wird es Zeit! Komm mit mir< Ich wollte nicht, doch er packte mich am Arm und zog mich in die hinterste Nische der Schule. Ich kam gerade aus dem Klo, also hatte er leichtes Spiel. Als er mich dort hatte wo er wollte, sprach er weiter >Süße, sei doch nicht so stur!< Er machte mir eine Heidenangst, doch ich sagte nichts, ich lies in reden. Auch wenn ich ihn gerne angeschrieen hätte. >Am Freitag wirst du sterben. Aber ich weiß noch nicht an welchen und wann. Es kann sein das ich dich von der Schule abhole, oder dich zu Hause besuche. Und falls du es irgendjemanden erzählst, wird derjenige sterben.3Ich hatte panische Angst. Es war soweit. Es war der 15.5, ein Freitag. ER würde kommen. ER würde meine Tochter töten. ER würde mein Leben ruinieren. Als er zu Madeleine in die Schule kam wusste er an welchen Tag er sie ermorden würde, er wusste es nur zu genau. Er hatte alles geplant, alles. Und mit „alles“ meinte ich auch wirklich „ALLES“. Panische Angst ergriff mich. Wann wurde er verhaftet? Am 15.5.2000. Doch um wie viel Uhr? Wann holten sie ihn ab? Denk nach!! Du willst doch schließlich wissen wann er kommt!! Befahl ich mir selbst im Gedanken. DENK!! Das Telefon riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte das ganze Szenario wieder und wieder vor meinem geistigen Auge abgespielt: Als er schreiend in dieses Auto verfrachtet wurde, als er mich beschuldigte…Ich hatte alles noch genau in Erinnerung. Vielleicht war es ja Franzi am Telefon?
„Dein Kind ist tot….“, flüsterte eine irgendwie vertraute Stimme. Ich hatte Angst, ich bekam Atemnot, ich hyperventilietre. Ich dachte er würde gleich zu und kommen, woher sollte ich wissen das er anrief? Ich haucht ins Telefon: „A-Aber das geht ni-nicht. Es steht neben mi-ir….“ Keine Sätze ohne stottern konnten meinen Mund verlassen. Ich sollte sicher klingen, selbstbewusst. Stattdessen lies ich mich einschüchtern. Das war genau das was er wollte. Eine verängstigte Mutter mit verängstigtem Kind. Mehr brauchte er nicht. Wusste er, dass ich von ihm wusste? Oder dachte er ich erkannte ihn nicht? Hielt er mich für so dumm? Hatte er nichts über mich gelernt? Hatte er mich einzig und allein als „Schutzschild“ benutzt? EGAL!! Sag jetzt das richtige! Zeig ihm, dass du keine Angst hast! Zeig ihm, dass du stärker bist!! Befahl ich mir selbst. Und schon im nächsten Moment stahlen sich wütende Sätze aus meinem Mund: „Lass mich und meine Tochter in Ruhe!!“, schrie ich ihn an. „Weder sie noch ich haben dir etwas getan!! Mir ist bewusst, dass du nach einem Schuldigen suchst, aber das hast du dich 9Jahre lang geirrt. Der Fall wurde neu ausgerollt, überhaupt hast du gestanden. Also gib nicht mir die Schuld!! Ich werde Leni unter Polizeischutz stellen und ich werde einen privaten Wachmann für sie bestellen! So leicht wirst du mein Leben nicht noch einmal ruinieren!!“ Den letzten Satz schrie ich aus voller Kehle in den Hörer, ich hatte keine Luft mehr übrig. Meine Kehle war rau. Schnell und mit viel Schwung donnerte ich den Hörer auf die Halterung. Verpiss dich aus meinem Leben du Schwein!! Dachte ich noch. Ich hatte einen Adrenalin-Kick. Am liebsten hätte ich Rico eigenhändig erschlagen. Seine Gesundheit und sein Leben waren mir egal. Er sollte sterben, nein, er MUSSTE sterben!
Schnell rief ich Franzi an. Ich hatte den Anruf von Rico aufgenommen. Sie versprach sofort zu kommen um die Kassette zu holen. Als sie wieder gegangen war führte ich ein langes Gespräch mit Madeleine. Ich erklärte ihr die Situation. Natürlich würde ich einen Leibwächter organisieren und sie unter Polizeischutz stellen. Ich würde alles machen was in meiner Macht steht, versprach ich ihr. Ich brauchte nur noch einen Leibwächter und sie würde vollkommen sicher sein. Doch wo finde ich die Nummer von einer Agentur? Oder von was auch immer. Franzi. Sonst konnte mir in so einem Fall niemand helfen.


4 Der Leibwächter stand vor der Tür. Seine Agentur versprach, dass er der beste sei. Es waren 3Tage vergangen, seit dem ersten Anruf. Doch nun kam jeden Tag ein Anruf. Am vorherigen Tag hatte mich Rico sogar zweimal angerufen. Ich hatte meine Angst in Wut umgewandelt, nur so konnte ich Leni helfen. Und nun stand ihr Leibwächter vor mir. Er war ein attraktiver Mann: Groß, braunes kurzes Haar, braune Augen, muskulös. Jetzt musste er nur noch mit seinem Charakter und Fähigkeiten bestehen. Das war höchstwahrscheinlich eines der schwersten „Prüfungen“ für Leibwächter: Ein Kind beschützen, dessen Mutter voller Wut war. Er lächelte mich an. Es war keine Anmache, es war eher aufmunternd. Er wusste alles über Rico, Madeleine und mich. Bewundern durchfuhr mich: Hübsch und höflich….Wow! ich sehnte mich schon ewig wieder nach einer intakten Beziehung. Wenn man 9Jahre ohne Partner lebt, aber ein Kind hat, ist man schon irgendwie einsam…Auch wenn man es nicht zeigt.
„Sahra Flisinger?“, fragte er schließlich, noch immer mit diesem Lächeln an den Lippen. „Ja, das bin ich!“, antwortete ich freundlich und erwiderte sein Lächeln. Plötzlich spürte ich etwas am Arm. Leni. Sie wollte anscheinend unbedingt bei den ersten Worten dabei sein. Er senkte den Blick uns schaute Madeleine freundlich an: „Und du musst Madeleine sein!“, fragte er in einem netten Ton, man hätte fast meinen können er würde es zu einem 5-jährigen sagen, aber ihm konnte man nichts böse nehmen. Er sagte alles mit einem umwerfenden Lächeln, jede Frau musste hinter ihm her sein. „Ja, die bin ich! Aber Sie können mich ruhig Leni nennen.“, sagte Madeleine und stimmte in unser frohes dahinlächeln ein. „Und wie dürfen wir Sie nennen?“, fragte ich schließlich. Er hatte sein Lächeln immer noch nicht abgelegt, aber die Antwort kam weich und ohne jedes stottern über seine Lippen: „Nennen Sie mich einfach Chris! Aber falls Sie meinen ganzen Namen wissen wollen: Christian Brown. Und ich würde es vorziehen und zu duzen!“ Schön langsam wurde mir sein ständiges Lächeln unheimlich. Konnte dieser Mann überhaupt töten? Alles nur ein Trick, damit niemand etwas böses vermutet… Redete ich mir ein. „Natürlich, komm doch rein Chris!“, antwortete ich auf seinen Vorschlag. Das Telefon klingelte und in meine Wut überrollte alle anderen Gefühle. Chris legte den Kopf schief, anscheinend hatte sich die Wut in meinem Gesicht gespiegelt. Vorsichtig fragte er: „Soll ich abheben? Wenn es dieser Rico ist, dann währe es ja vielleicht besser…“ Ich unterbrach ihn im Satz. Ich spürte die Wut nun in jeder Zelle meines Körpers. Ich hatte mit Tränen zu kämpfen, langsam hielt ich es nicht mehr. „Ich geh ran.“, sagte ich knapp. Mir fehlte die Luft. Es war als würde mir jemand die Kehle zuschnüren. Langsam ging ich zum Telefon. Rico rief immer am Haus-Telefon an, also musste ich in die Küche, dicht gefolgt von Leni und ihrem Leibwächter. Madeleine war nicht mehr in der Schule. Das mussten die Lehrer verstehen.
„Dein Kind ist tot.“, wieder dieses eklige flüstern. Ich konnte seine Stimme nicht mehr hören, ich konnte diesen Satz nicht mehr hören. Vielleicht sollte ich einfach nichts sagen? Vielleicht wäre es besser wenn ich ihn warten lassen? Vielleicht… Ach, egal! Schrei ihn an!!! Nur eine Sekunde nachdem er beendet hatte, kam meine Antwort: „Was glaubst du wer du bist!? Rufst mich hier jeden Tag an! Was ist denn das für eine Art!? Ich dachte ich hätte dir Benehmen beigebracht! Doch da habe ich mich wohl gewaltig geirrt. Würdest du dich freuen wenn dich tagtäglich wer anruft um zu sagen: Dein Kind ist tot? Nun sag schon!!“, anscheinend hatte er meine Aufforderung nicht verstanden. Nochmals schrie ich ins Telefon das er mir antworten sollte. Schließlich konnte Rico etwas sagen: „Nein…Es würde mich nicht freuen…Aber Du hast Schuld an meinem Leid. DU!!“ Wut funkelte in meinen Augen auf. Seine Antwort war nicht berechtigt. ER fügte MIR Leid zu, und nicht anders rum. Rico hatte es geschafft, ich wollte ihn wirklich töten. Alle Möglichkeiten gingen mir innerhalb von ein paar Sekunden durch den Kopf. Totschlagen, foltern, zwingen Selbstmord zu begehen,…So viele Möglichkeiten! Aber welche war die grausamste?
„Was soll das!? Zuerst so reumütig und dann so etwas? Du glaubst wohl das du alles besser wüsstest, hm? Aber da hast du dich MÄCHTIG geirrt!! Schon 9 volle Jahre irrst du dich in deinem Entschluss. Woher hätte ich wissen sollen, dass du es warst? Wir haben oft darüber gesprochen, weil es mich so packte. Und, oh Mann, bist du ein guter Schauspieler! Wie hast du das gemacht, es vor mir zu verheimlichen? Du wusstest genau was ich hören wollte, stimmt doch, oder? Also nun hast du Zeit um mir alles genau zu erklären. Deine Schauspielerei kannst du lassen, Leni ist nicht zu Hause. Also sag ja schön die Wahrheit!“ Meine Befehle kamen scharf. Ich hätte vor mir selber flüchten können. Doch diesen Kampf durfte ich einfach nicht verlieren. Chris wusste welches Spiel ich mit Rico spielte. Ich tat so als hätte ich keine Trauer, nur Wut. Rico wusste ja nicht das ich vor lauter Angst kaum mehr schlafen konnte. Ich war fast verrückt, kurz vor dem Absprung. Seine Anrufe machten mich kaputt. Er war drauf und dran mein Leben zu zerstören und wenn es soweit war, konnte ich nichts machen. Ich würde da stehen und schauen, wie er das wertvollste in meinem Leben tötet. Ich würde verrückt sein zu diesem Zeitpunkt. Auch wenn das FBI das Beste tat, die Anrufe konnten nicht zurückverfolgt werden. Nicht gerade die besten Aussichten. Aber dank Madeleine und mir konnte ein Phantom-Bild angefertigt werden. Doch nun lag alles an mir. Ich musste es schaffen, irgendwie, ihn dem FBI auszuliefern. Wenn er nicht ins Gefängnis kam, dann musste er in die Psychiatrie. Rico war verrückt ich wusste es. Obwohl ich immer mehr glaubte selbst die Verrückte zu sein.
„Ich dachte du seist sie Schauspielerin. Da Franziska ja beim FBI arbeitet, lag das sehr nahe. Ich hatte beim Abführen Panik: Was wird nun aus mir? Als ich 9Jahre bekam brach alles in mir zusammen. Selbst meine Liebe zu dir. Du musst wissen, dass ich dich wirklich liebte. Aus tiefstem Herzen. Aber ich wusste auch, dass du Menschen leicht durchschaust. Ich dachte du hättest mich bereits durchschaut. Doch als die Polizei kam um mich abzuführen stand mein Entschluss fest: Du hast mich verraten. Ich bin auch jetzt noch der Meinung, dass es du warst. Und ich werde Madeleine töten. Du hast mein Leben zerstört, ich werde deines zerstören.“ Dann wartete er. Er wartete auf meine Antwort. Auf meinen erfolglosen Schreie, die ihn umstimmen sollten. Ich war am Boden, ich konnte nicht mehr. Wenn man mich fragte wie es mir geht, auf einer Skala von 1 bis 10, würde ich nichts sagen können. Meine Anzeige würde unter 0 stehen. Er wird Leni töten, um dir weh zu tun. Und dabei warst es nicht du. Er hat dir gerade seine Gedanken anvertraut um dir am Ende nur noch mehr weh zu tun. Meine eigenen Gedanken erschreckten mich dermaßen, dass ich das Gefühl hatte ihn Ohnmacht zu fallen. Aber ich blieb bei Bewusstsein. Ich stand alles durch, für meine Tochter. „Warum kannst du deine Fehler nicht sehen? Warum hast du mir das alles gesagt? Warum bist du ein MONSTER…?“ meine Stimme stockte ich konnte ihr nicht mehr trauen. Chris hatte es bemerkt und stand bereits, mit Leni, neben mir. Er streckte die Hand auch. Gib mir den Hörer, sollte das bedeuten. Ich gab ihm den Hörer, ohne Zögern. Ich wusste er würde das richtige sagen. Mein Vertrauen in ihm war irrsinnig groß. Ich konnte aus spüren wenn er die Wahrheit sagte, wenn er ehrlich war. Und ich spürte bei allem was er tat, dass er ein sehr ehrlicher Mensch war. Als er sprach stockte mir der Atem. Seine Stimme klang wütend und doch sanft. Alles was er sagte meinte er Todernst, wirklich TODERNST. Wenn ich an Ricos Stelle währe, hätte ich mich ergeben. „Hör mir einmal gut zu Freundchen: Wenn du eine dieser Frauen angreifst, dann bekommst du es mit mir zu tun. Und das willst du nicht, denn ich bin bewaffnet…“ Er ist bewaffnet, wo? „und gegen Granaten und Maschinenpistolen kannst du nichts anrichten. Also lass Madeleine, aber auch Sahra in Ruhe. Hast du mich verstanden?“ Den letzten Satz sagte er mit besonderem Nachdruck. Seine Stimme bebte, nicht vor Angst, sondern vor Wut. Ein leises gestottertes „Ja“ kam aus dem Hörer. Chris sagte noch: „Gut“, wieder mit dieser Stimme, die einem Angst machen muss, und legte den Hörer auf den Halter.


5Ich hätte mir nie gedacht, dass wir Rico wieder schnappen können, doch es hat geklappt. Alles hatte sich zum Guten gewendet: Chris und ich waren nun zusammen, Madeleine fühlte sich in der Schule sicher, natürlich war noch etwas Angst vorhanden, aber das ist natürlich und Franzi konnte wieder ohne Angst um Freunde ihren Job erledigen. Wir waren alle glücklich und um Rico mussten wir uns nicht mehr sorgen: Er bekam eine Gummi-Zelle. Das FBI stellte fest das er verrückt war.
Der Tag war angenehm und entspannt. Ich konnte nur hoffen, dass auch so blieb, denn noch einmal würde ich das nicht mehr aushalten.

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Tag der Veröffentlichung: 21.01.2010

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