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Prolog

Der Tod ist vollkommen neutral.Er nimmt jeden zu sich.Für manche ist er eine Erlösung,eine Befreiung aus menschlichem Leid.Bei einigen Wenigen ein Abschied aus einem erfüllten Leben. Einige Menschen sterben viel zu früh andere werden vom Alter niedergestreckt.Er kann vieles sein, grausam weil man verlassen wird oder auch barmherzig.Doch eines ist der Tod immer : endgültig.

Ich möchte hier eine Geschichte erzählen,die Geschichte wie ich ihn traf:den Tod.Ich kenne ihn mein ganzes Leben,er begleitet uns,insbesondere mich seit ich denken kann.Jetzt könnte wieder das übliche kommen:ich war ein ganz normales Mädchen bis.....Aber ich war noch nie normal.Schon früh verlor ich meine Eltern und entdeckte eine ganz besondere "Gabe" in mir.Er spricht zu mir.

Kapitel 1

Hamburg,1996

Ich saß in einem Bus als ich ihn zum ersten Mal begegnete.Da war ich 4.Meine Mutter und ich fuhren zu meinem Vater ins Krankenhaus,er war verunglückt:Autounfall.Gerade meinte meine Mutter zu mir das alles gut werden würde und begann mich ganz fest an sie zu drücken.Als hätte ich da Trost gebraucht ! Nein, ein kleines Kind kann nicht begreifen wie das ist jemanden zu verlieren.In Kinderköpfen ist es anders,bunter und unordentlich.Sie brauchte Trost und heute kann ich es ihr nicht verübeln.Aber als wir in dem Bus waren wurde ich abgelenkt,ein blauer Schmetterling flog in meiner Nähe herum.Ich weiß was ihr jetzt denkt.Ja er war es,doch nicht in schwarz und mit Sense wie man in auf billigen Jahrmarktsouvenirs abgebildet findet,sondern blau,ein wunderschönes, schillerndes Blau in Gestalt eines Schmetterlings.Damals wusste ich natürlich nicht wer dieses flatternde Ding war und versuchte es (oder ihn) zu fangen,wobei ich mich meiner Mutter entwand.Sie schaute mich traurig an,doch meine Hand versuchte immer noch ihn zu fangen......aber ich schaffte es nicht.Nach einer Weile gab ich auf.Der Schmetterling setzte sich auf meinen Arm,meine Mutter wollte ihn da weg nehmen,doch ich ließ sie nicht.Ich schaute mir ihn ganz genau an,sah dem kleinen Wesen in die schwarzen Augen.Das Insekt schien nach einer weile genug von mir zu haben und flog durch eine schmale Fensteröffnung hinaus in den Regen.

Ich könnte jetzt schreiben das ich etwas gespürt habe eine Verbundenheit oder irgendetwas,aber in diesem Moment war ich nur enttäuscht das mein Spielzeug fort war.Nach einer Weile (es fühlte sich wie eine Ewigkeit an,dabei waren es bestimmt 15 Minuten) kamen wir in der Nähe des Hospitals an.Meine Mutter drängte mich zum Ausgang,drängelte fast.Ihr blondes Haar war zerzaust und hing ihr von den Schultern,man sah das sie geweint hatte.Wir gingen noch ein Stück und dann standen wir eine Weile einfach nur da,vor diesem Monstrum von Gebäude,einem altem schon längst nicht mehr weißen Krankenhaus das vor 20 Jahren vl einmal eine hübsches sauberes Hospital war.Ich spürte wie sich der Druck auf meine Hand verstärkte sie sich besann und mich mit sich zog,direkt in den Schlund des Krankenhauses in dem es nach Desinfektionsmittel stank.Der Schmetterling verschwand aus meinem Bewusstsein....vorerst.

Wir stoppten am Empfang,einem großem Raum der fast vollständig von einer Theke eingenommen wurde,dahinter standen Regale und ein Getränkeautomat.Eine große farbige Frau blickte meine Mutter fragend an.Die begann:"Entschuldigen sie bitte,können sie mir sagen wo Herr Turd liegt,wir sind Angehörige." Die Frau nickte und verschwand für einen Augenblick hinter einem Rechner."Ah hier haben wir es,2.Stock Raum 201."Meine Mutter bedankte sich und weiter.....sie zog mich nun durch Flure und Treppen hoch,die Wände waren in diesem abscheulichen Farbton von Kliniken gestrichen.....ich nenne diese Farbe innerlich Rehagrün.Schließlich hielten wir wieder,diesmal vor einer orangefarbenen (den Innenarchitekten würde ich heute wirklich gerne sprechen)Tür.Meine Mutter bat mich zu warten,ging erst alleine hinein.

Ich blieb stehen und sah mich nach einer Bank um.Ich setzte mich,nachdem ich ein besonders altes aber sauberes Modell gesichtet hatte.Es war ein Dreisitzer,ein Platz wurde von einer alten Frau besetzt und auf dem anderen saß ein Mann,der mich freundlich anblickte.Als er sprach wirkte es so als würde ich ihn hören....in meinem Kopf.Er fragte mich warum ich hier sei und ich allein wartete.Ich antwortete wahrheitsgemäß,dabei fiel mir auf das die alte Frau mich komisch ansah.Plötzlich hörte ich wie eine Tür aufgerissen wurde."Rayne redest du wieder mit dir selbst? Komm schon du Träumerin,lass uns zu deinem Vater gehen." Sie sah die Frau entschuldigend an und schob mich in das Zimmer in dem mein Vater lag.Da stand ich nun,schaute ihm eine Weile nur in das Gesicht,er schaute zurück."Rayne"flüsterte er dann,"Sei nicht traurig,wenn ich bald gehen muss.Deine Mutter wird auf dich Acht geben" Gehen ? Wohin wollte mein Vater in diesem Zustand denn gehen,er war doch sehr schwer verletzt?Meine Mutter begann wieder zu weinen."Was sagst du denn da,Stefan?"fragte sie,"Die Ärzte werden dir helfen,du wirst bald wieder auf den Beinen sein,um dann mit uns heim zukehren."meinte sie hoffnungsvoll,sie hatte aufgehört zu weinen und beschloß sich zu fassen.

Vater versuchte ein aufmunterndes Lächeln,das dann allerdings abrupt abbrach als er sich vor Schmerzen wand.Meine Mutter wurde sofort panisch,zog an der Schnur die über dem Bett meines Vaters hing,rief nach einem Arzt.Nach ungefähr 2 Minuten tauchte dann einer auf,mit einer großen Spritze bewaffnet.Meine Augen weiteten sich,doch nicht aus Angst vor der Spritze,sondern weil ich bemerkte das mein Vater sich nicht mehr regte.Meine Mutter weinte nur noch,nahm nicht mehr wahr was um sie herum passierte.Eine Schwester entschuldigte sich,sagte das es ihr "leid" täte.Der Arzt versuchte ihn wieder zubeleben doch es half nichts.Stefan Turd ,30,Vater eines Kindes und Ehemann von Vaness geb.Krieger war tot.Plötzlich schienen alle Personen um mich verschluckt,weit entfernt,ich fühlte mich wie in einer Seifenblase.Der Mann aus dem Warteraum stand mir gegenüber.
Die anderen die Personen die für mich nun weit weg waren,schienen ihn nicht einmal zu bemerken.Etwas großes silbrig Schimmerndes glitt aus dem Körper meines Vaters heraus,nur um in der ausgestreckten Hand des Mannes zu verschwinden.Er blickte mich stumm an,doch dann begann ich wieder diese Stimme zu hören."Du wirst ihn wiedersehen,auch wenn er immer bei dir sein wird,so wie du ihn kanntest.",sagte er .Nach diesem Intermezzo lief alles wieder normal ab,als wäre nichts geschehen.War das nur die Einbildung eines kleinen Kindes gewesen ?

Heute weiß ich das es seine Art war "tut mir leid" zu sagen,doch er sagte mir die Wahrheit, kein "Alles wird gut"oder "Es wird wie früher.",denn wenn etwas vorbei ist ob gut oder schlecht kann man es nicht zurückholen.Dein erstes Buch ? Du wirst nie wieder dasselbe Gefühl haben,den Stolz als du es durchgelesen hattest oder die Spannung die du fühltest als du es gelesen hast.

Kapitel 2

Hamburg,2006

Tick,Tack,Tick,Tack.Ich starrte auf die Uhr,die mich mit ihrem immer gleichem Rhythmus nervte.Nur noch fünf Minuten.Mein Blick bohrte sich förmlich in die Uhr beschwor sie schneller zu laufen,brannte Löcher auf das Ziffernblatt.Der Mathestunde mit Frau Diel folgte ich schon lang nicht mehr.Die Stimme meiner Lehrerin erinnerte an die monotone Uhr,ich hörte ihre Worte wie aus einer anderen Sphäre heraus,war mit den Gedanken weit weg.Endlich ertönte der erlösende Gong,der die Pause ankündigte.

Hastig packte ich meinen Füller weg und stürmte mit den anderen in die Pause-das wollte ich zumindest-,stattdessen hielt mich meine Lehrerin an der Türschwelle zurück."Rayne,ich habe eben gerade einen Anruf erhalten...es geht um deine Mutter,Frau Turd." Ich sah sie nur fragend an. Was wollte sie mir damit sagen ?Plötzlich begriff ich was sie mir da mit ihrer sonst so gleichmütigen Stimme mitteilte.

Mutter musste etwas passiert sein !Doch ich rief mich zur Vernunft,es könnte ja auch sein das ich etwas wichtiges vergessen hatte ?Aber als ich in die Augen von Frau Diel sah,bestärkte mich das nicht,sie blickte mich nervös aus ihren Brillengläsern heraus an,als wüsste sie nicht wie sie mir etwas sagen sollte.Sie fuhr fort:"Sie liegt im Koma",brachte sie heraus.Was ?!Ich wollte der Frau alle möglichen Fragen entgegenschleudern,doch aus meinem Mund drang nur ein schwaches Piepsen,als ich sagte:"Wie ?" "Das kann ich dir leider nicht genau sagen,es wurde allerdings schon veranlasst das du in das Krankenhaus fährst,es ist mir wirklich unangenehm dir das sagen zu müssen."

Ich saß hinten im Auto von Dean,einem alten Freund meines Vaters,wir kannten uns kaum.Und doch sahen mich seine Augen voller Mitleid an,er seufzte, als er sich zu mir wandte"Gut ähm Rachel...ach nein ich habe deinen Namen vergessen Kind,es ist schon so lange her." "Rayne"wurde er von meiner brüchigen Stimme unterbrochen."Also...Rayne,wir werden bald da sein,nimm es mir aber nicht übel wenn ich dich nicht weiter begleite,du wirst mit dir selbst wahrscheinlich genug zu tun haben,ich werde hier auf dich warten damit du auch zurück nach Hause kannst."

Zurück...dachte ich bitter als ich schließlich austieg,natürlich nicht ohne Dean geitesabwesend mit einer Grußformel zu bedenken.Gab es daß überhaupt? Was war da passiert?Und was sollte mit mir geschehen,wo sollte ich hin ?Grimmig fügte ich mich vorerst meinem Schicksal und folgte (ein zweites Mal) dem langem Kiesweg zum Eingangsportal des Krankenhauses.




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Tag der Veröffentlichung: 09.07.2011

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