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Kapitel Eins

Nein, nein, das kann doch nicht sein. Mir entfuhr ein lauter Schrei. Nicht er, nicht mein David. Er hing dort, an einem festen Strick unter unserem Liebesnest. Auf dem Fußboden vor seinen Füßen lag die Leiter, mit der wir immer hinauf geklettert waren. Aber jetzt hing er vor mir, sein Kopf blau angelaufen, seine Hände eiskalt. Seine Hände, sie waren so weich und liebevoll gewesen wie sie mir immer über meine langen, braunen Haare strichen, hingen nun leblos hinunter. Mit zitternden Fingern und fast gelähmt zog ich mein Messer aus der Tasche und trat auf ihn zu. Wie in Trance stellt ich die Leiter auf, stieg hinauf und versuchte das Seil zu durchtrennen. Als es soweit war, versuchte ich instinktiv ihn zu halten, doch so leblos er auch war, ich konnte nicht. Fast lautlos, nur einem dumpfen Schlag landete er auf dem morschen Holzfußboden der Hütte. Voller Panik stieg ich die Leiter hinab, doch es half alles nicht. Er war tot. Ich würde nie wieder mit ihm tanzen oder in dem von der Sonne gewärmten See schwimmen können. Aufgelöst wühlte ich in meiner Tasche, doch ich konnte mein Handy einfach nicht finden. Als ich es schließlich doch in den Händen hielt, fiel mir die Nummer nicht mehr ein. 110 - Nein, das war doch die Polizei, also die 112... Schneller, wieso geht da denn keiner dran?? Endlich, eine angenehm weiche Stimme fragte mich, was denn los sei. Ich war so benommen, konnte nur noch weinen. Schließlich entfuhr mir doch noch ein "Toter, Haus am See". "Ich werde sofort jemanden zu ihnen schicken", und dann war die Stimme auch schon wieder verschwunden und ich war mir allein überlassen. Ich sank in mich zusammen, hielt seine Hände aber fest umschlossen. Als nach einer mir schier endlos vorkommenden Zeit der Rettungswagen eintraf, konnten sie mir auch nur noch mitteilen, dass er tot sei und ich mich nun von ihm verabschieden solle. Kurz darauf kam noch ein Polizeiwagen mit zwei Beamten, die alles von mir wissen wollten, doch ich konnte nur noch weinen. Als sie mich nach Hause fuhren war ich so kraftlos, dass ich auf dem Rücksitz in mich zusammensackte und alles um mich herum vergaß.


Kapitel Zwei

Ich konnte an nichts anderes als an seinen Anblick mehr denken und das einzige, was mir durch den Kop ging waren die unendlich vielen Fragen:
Warum ausgerechnet er? Wieso nicht jeder verdammte andere Junge auf dieser Welt? Was hatte ich falsch gemacht? War ich der Grund für seinen Tod? Ich denke, ich werde nie erfahren, was der wahre Grund für seinen Tod - erst jetzt nahm ich es richtig wahr - war und wie ich damit zusammenhing. Leise vor mich hinschluchzend kamen wir zu Hause an, doch das nächste, an das ich mich erinnern kann ist nur noch, dass ich in mein Bett gelegt werde und in einen tiefen schlaf falle- In meinem Traum begegnetetn wir uns auf der Wiese hinter dem Haus, wir tanzten und küssten und liebten uns so intensiv wie noch nie, doch es sollte nur ein Traum bleiben.
Als ich am nächsten Tag aufwachte, waren meine Vorhänge zugezogen, meine Tür war geschlossen und im ganzen Haus war es ruhig. Nicht wie sonst, wenn ich morgens in die Schule musste. Dann war alles taghell erleuchtet und jeder wuselt in der Gegend herum. Doch jetzt war es totenstill. Möglichst leise versuchte ich meinen Rolladen hochzuziehen, wer weiß, vielleicht war es ja auch noch mitten in der Nacht, doch mir kam ein gleißend heller Sonnenstrahl entgegen. Langsam öffnete ich nun auch meine Tür und ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, doch dort fand ich nicht die vermutete Leere vor sondern meine Eltern mit den zwei Polizeibeamten von gestern. Erschrocken sprang ich hinter die Tür, immerhin war ich weder geschminkt noch gekämmt und mit meinen Klamotten hatte ich sogar geschlafen. "Hanna, mein Schatz, mach dich bitte frisch und dann setz dich zu uns, in der Zeit werde ich dein Frühstück zubereiten", hörte ich jetzt die Stimme meiner Mutter.

Nachdem ich wieder anschaulich hergerichtet war und auch einen vollen Magen hatte fielen mir die Ereignisse des Vortages wieder ein, weshalb ich meiner Mutter schluchzend in die Arme fiel, die mich sanft hin- und herwiegten. Dadurch beruhigte ich mich ein wenig und konnte mich dann auf unser Sofa setzen, um von den Polizisten mit Fragen nahezu bombadiert zu werde: "Wann bist du genau angekommen? Warum hast du nicht zuerst Hilfe geholt? Wo habt ihr euch kennengelernt? War es Selbstmord? Könntest du etwas mit seinem Tod zu tun haben? Hattet ihr Beziehungsprobleme? Wer war mit ihm befreundet? Wie lange ward ihr schon zusammen? Wie fühlst du dich jetzt? Habt ihr von einer gemeinsamen Zukunft geträumt oder hat er dir von seinen Zukunftsplänen erzählt? Wie intim seid ihr geworden?" "Ahhh lassen sie mich doch in Ruhe" schrie ich "Ich habe gestern meinen Freund verloren und sie haben jetzt nichts besseres zu tun als mich mit Fragen zu löchern? Mama, bitte schick die beiden raus!" "Kind, so beruhige dich doch.... Die beiden möchten dir doch nur helfen, den Tod von David aufzuklären". Wieder fing ich an zu schluchzen und beantwortete wiederwillig die Fragen der Polizisten, bis sie sich mit einem "Vielen Dank für Ihre Auskunft" von mir verabschiedeten und mich meinem schicksal überließen.


Kapitel 3

Impressum

Texte: Bildquelle: http://www.schwarzaufweiss.de/finnland/images/finnland5.jpg
Tag der Veröffentlichung: 08.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle meine Freunde und die, die es einmal waren....

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