Cover

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Für Elisabeth, die, wie Toni, furchtlos große Megayachten bekämpfte - auch wenn sie keinen Tiger-Bikini besitzt....







Die handelnden Personen:


Toni/Antonia

baut ihr Rettungsboot und verpflichtet dafür ein paar Unfreiwillige

Bei Schacki/Giacomo

fallen einige Groschen - pfennigweise

Sandy

strebt das Priesteramt an und kommt auf den Hund

Irmgard und Wolfram

spielen "(Ingmar)Bergmann an Bord"

Georgios

ist griechisch, seine Tragödie ebenso.




Statt Vorwort .....




eine kleine Einstimmung auf meine Geschichte über ganz normale Helden und liebenswerte Gauner - die, nur im ersten Moment etwas exotisch, den klugen Leser sicherlich sehr bald als "Menschen wie du und ich" anmuten. Sie sind Darsteller und Opfer ihrer selbst, die, wie stets in großen Tragödien, bei allen persönlichen Irrtümern und Fehlern überraschend weise sind oder werden. Die Bühne dieses Schauspiels könnte dabei fast überall sein - solange dieses Überall irgendwo im Süden Europas angesiedelt ist. Auch darüber wären vor Beginn der eigentlichen Geschichte vielleicht ein paar Worte zu verlieren:





Inseln gibt es so viele in Griechenland, wie es früher einmal Eulen in Athen gegeben haben muss, wenn man Sprichwörtern einen gewissen realen Hintergrund zugestehen mag. Etwas über eine griechische Insel zu erzählen, scheint also ungefähr ebenso sinnvoll, wie "Eulen nach Athen" zu tragen. Aber es gibt ja auch "Menschen wie Sand am Meer" und trotzdem lohnt es sich, immer wieder über ganz besondere Exemplare dieser Spezies etwas zu berichten. Bleibt doch noch immer "das menschliche Gesicht einer der interessantesten Teile der Erdoberfläche", wie der Philosoph Georg Christoph Lichtenberg bereits im achtzehnten Jahrhundert notierte. Bringt man diese Erkenntnisse auf eine gedankliche Linie, erscheint es nur logisch, den Versuch, etwas über eine besondere griechische Insel zu erzählen, gleich auf die Beschreibung der Menschen zu übertragen, die sich dort, und sei es für noch so kurze Zeit, aufhalten.





Zu berichten ist in diesem Fall von den Besuchern der Insel Aigina und dem gleichlautend benannten Hafen dieser Insel. Die Besucher kommen, dem Status
vvon Aigina entsprechend, alle übers Wasser. Teils auf einer der vielen Fähren, teils "auf eigenem (oder zumindest gechartertem) Kiel", das heißt mit einer Segel- oder Motoryacht. Teils als Nah-Erholungssuchende aus der unweit gelegenen Großstadt Athen, teils, besonders auf Seiten der Yacht-Touristen, aus aller Herren Länder. Entsprechend bunt gemischt ist die Menschenmenge, die sich allsommerlich entlang des pittoresken Hafenboulevards, an den Kais und in den unzähligen Cafes und Tavernas mehr oder weniger, aber doch im Vermutungsfalle überwiegend, amüsiert.





Die Insel Aigina liegt mitten im Saronischen Golf, an dem nicht nur die Hauptstadt Griechenlands, Athen, liegt, sondern in dessen nördlichen Teil auch der berühmte Kanal von Korinth mündet. Im Süden öffnet sich der Saronische Golf nach Westen zum Pelepones hin und nach Osten zur Inselwelt der Kykladen. Ein weiterer Quell für die ahnsehnliche Zahl von Besuchern dieser Insel: man kommt fast nicht an ihr vorbei, wenn man vom Ionischen ins Ägäische Meer oder von der Insel Kreta (ganz zu schweigen vom Suez-Kanal) zur Insel Korfu (ganz zu schweigen vom Adriatischen Meer) segeln will.

So vielfältig die Routen sind, in deren Schnittpunkt die Insel Aigina und ihr Hafen liegen, so bunt ist auch das Publikum, das sich hier trifft. Die Auswahl der Protagonisten einer Erzählung muss daher so willkürlich ausfallen, wie die nur scheinbar willkürliche Wahl des Handlungsorts. Gibt es doch die beschriebene Mischung vielleicht wirklich nur im Hafen von Aigina, und vielleicht ist sie also das, was diesen Hafen, ebenso wie seine pittoreske Kulisse, so typisch erscheinen lässt. Vielleicht ergibt sich der verschiedenen Zutaten zur dargebotenen Szene wegen auch die besondere Konzentration eines Ambientes, das man in Teilen auch an anderen Orten erlebt zu haben meint. Das könnte dann als "prototypisch" bezeichnet werden. Und demgemäß sind eben die Menschen, die zur Beschreibung von "Aigina" in der folgenden Erzählung auftreten, vielleicht nicht immer und überall mit der Häufung ihrer hier beschriebenen Eigenarten und Eigenschaften anzutreffen, aber erscheinen uns in den einzelnen Facetten ihrer Persönlichkeit doch "irgendwie" vertraut.



Nicht dass dem Verfasser dieser Erzählung nun die Spezies "Porno-Queen" aus eigenem Umgang besonders vertraut wäre. Aber viele Frauen, denen er im Hafen von Aigina begegnet ist, schienen eine besondere Ambition zu haben, sich in einer solchen Rollenfigur darzustellen. Wobei es in nicht viel geringerer Anzahl "Professoren-Gattinnen", "Hippies", "Klein-Dealer" und "Megayacht-Besitzer" zu beobachten gab. Ob die Darsteller dieser Typologie in einem Leben abseits des Schauplatzes unserer Geschichte als Warenhausverkäuferinnen, Mechatronik-Lehrlinge, Abteilungsleiter oder Geschäftsführer einer Fabrik für Plastikschüsseln eine ungleich farblosere Existenz pflegen - wer weiß. Es gibt ja auch das Aigina ereignisloser Winter oder Inselhäfen, die weniger im Schnittpunkt des Geschehens liegen. Und es gibt natürlich auch ganz normale Besucher Aiginas, wie den Verfasser dieser Erzählung: Ein Kunstmaler und Schreiberling, der in der Zeit, in der diese Erzählung spielt, in Begleitung von Frau und Hund ein paar Jahre lang auf einer Zweimast-Yacht lebte. Und, nur zum Beispiel, ohne etwas davon zu ahnen, den Import von über vier Tonnen Kokain auf einer anderen Yacht direkt vor seiner Nase hätte beobachten können. Das Schmuggelgut wurde, wie er später erfuhr, wahrscheinlich mit seinem eigenen Wohnmobil abtransportiert: dessen Schlüssel hatte er für die Zeit seines Sommer-Segel-Törns einem Marina-Chef anvertraut. Der wiederum in den Kokain-Deal verwickelt war. Aber das ist nun wieder eine andere Geschichte, die zugegebener Maßen so absurd klingt, dass ich nie wagen dürfte, sie als "erfundene" Erzählung einem freundlich geneigten Publikum anzubieten. Steigen wir also ein in eine Erzählung, in der eine lebenskluge Pornodarstellerin im Ruhestand eine Hauptrolle spielt. Das ist zwar ein bisschen erfunden, aber eben nur ein bisschen. Und sicher nicht absurder als vier Tonnen Koks im eigenen Wohnmobil. Also habe ich, um meine Geschichte in diesem Sinne wieder etwas näher an die Realität anzugleichen, wenigstens ein paar Pfund Marihuana ins Spiel gebracht.



Um das schillernde Bild des Inselhafens von Aigina zu erzählen, muss auch die Wahl der verwendeten "Farben" eine gewisse Vielfalt aufweisen. In diesem Fall sollte also der Stil der Erzählung dem Charakter unserer Protagonisten zumindest zu einem gewissen Grade Rechnung tragen. Und weil eine allzu eindimensionale Entscheidung keinem Teil so recht entsprochen hätte, entstand ein Reigen aus "Trivialroman", "Hanni und Nanni", "Ingmar Bergmann" und, nicht zuletzt, der "Griechischen Tragödie", an deren Anfang vielleicht auch oft die Aufforderung stand "Lasst nun das Spiel beginnen!".

Wohlan - zum Einstieg ein paar lockere Takte "Trivialroman":

Schacki und Toni, oder: die Exerzitien







Entlang der weit geschwungenen Promenade am Stadthafen der Insel Aigina lärmten die ersten Autos und Mopeds des Tages - Berufspendler, die mit der Morgenfähre von der Insel ans Festland nach Athen übersetzen wollten. Die Geschäfte und Cafés waren noch geschlossen, aber einzelne Lieferwagen mit Gemüse und anderen Gütern waren bereits unterwegs. Ein paar Fischer landeten am hinteren Teil des Hafens ihren bescheidenen Fang an. Auf den Yachten, die in langer Reihe rings um das Hafenbecken am gemauerten Kai und an alten Stegen festgemacht waren, regte sich noch niemand.



Die Luft war angenehm frisch um diese Tageszeit auch wenn die Thermik noch nicht von Land- auf Seewind gedreht hatte. Die blau-weißen Nationalflaggen Griechenlands hingen daher etwas lustlos auf ihren Masten am Landungskai der Fähren. Das Wasser des Hafens lag wie eine geglättete Plastikfolie, in deren Fläche ein toter Hund eingelassen schien. Der kleine Kadaver schlingerte gleichmütig in den leichten Bewegungen der spiegelnden Ebene. Ab und zu wurde der Hundekörper ein wenig gedreht, eine in der Leichenstarre gestreckte Pfote drehte sich nach oben und bewegte sich hin und her, als wolle der Kadaver jemandem am Ufer zuwinken.

Schacki konnte nicht mehr schlafen, obwohl die Mischung aus mehr oder weniger hochprozentigen Alkoholika, die er am Vorabend zu sich genommen hatte, bunt gemischt und reichhaltig gewesen war. Also streckte er seinen mit bleiernen Ameisen gefüllten Schädel aus dem Niedergang seiner Segelyacht ins Freie. Er blinzelte in das noch milde Licht und das erste, auf was sein Blick fiel, als er sich ausgiebig die Augen gerieben und dabei auch seine schmerzenden Schläfen vorsichtig massiert hatte, war die winkende Hundepfote über dem Wasser wenige Meter vom Heck seines Bootes entfernt. Schacki blinzelte noch einmal ausgiebig, glotzte noch einmal in die Richtung der Pfote, aber die war inzwischen wieder im Wasser verschwunden und nur ein abgeknicktes Ohr mit ein paar Haarbüscheln markierten über der Wasserfläche die Position des treibenden Körpers. Schacki verzog angewidert das Gesicht und kletterte zurück ins Innere des Schiffs. Bei einem Blick auf die Koje der Schlafkabine erinnerte ihn die Wölbung unter der leichten Sommerdecke daran, dass ihm noch eine unangenehme Aufgabe bevorstand. Irgendwie musste er Toni loswerden, bevor er mit ihr etwas anstellte, das zur Folge haben könnte, dass nach kurzer Zeit die griechische Polizei vor seinem Boot stand. In griechischen Gefängnissen sollte es nicht allzu zimperlich zugehen, nach allem was Schacki gehört hatte.



Schacki saß auf der Treppe des Niedergangs und spielte mit dem Medaillon, das an einer feinen Goldkette auf seiner behaarten Brust baumelte. Eine Gewohnheit, die ihn beruhigte und ihm beim Nachdenken half. Wie war er nur dazu gekommen, dieses Weib an Bord zu nehmen? In letzter Zeit waren die Abende eindeutig zu feucht gewesen. Oder er vertrug einfach nichts mehr.

Jedenfalls war er gestern gegen Mittag neben einem hellblauen Augenschutz aufgewacht in dem eine gallertartige Flüssigkeit schwabbelte. Unterhalb der Augenmaske bildeten sich im Rhythmus schwerer Atemzüge Speichelbläschen auf gewölbten Lippen. Dass auch der dazugehörige Körper einige Wölbungen aufwies, war undeutlich unter der leichten Leinendecke zu erahnen, die bis an die Bläschen produzierenden Lippen gezogen war.



Im Hauptraum seines Bootes, dem "Salon", war gestern alles voll mit Gepäckstücken verschiedener Form und Größe gestapelt gewesen und während er versuchte, das Zeug irgendwie in einer Ecke übereinander zu stapeln, dämmerte Schacki auch wieder etwas von einer Tavernenbekanntschaft, deren berufliche Betätigung ihn nach einigem Geplauder brennend interessiert hatte: er hatte noch nie die persönliche Bekanntschaft einer professionellen Pornodarstellerin gemacht. Also hatte er ihr so ritterlich, wie es sein angeschlagener Zustand noch zuließ, angeboten, auf seinem Schiff zu nächtigen, nachdem sie nebenbei erwähnt hatte, dass sie mit ihrem "Gefährten", wie sie sich ausdrückte, "gewisse Schwierigkeiten" habe und nun etwas ratlos sei, wo sie die Nacht verbringen solle. Zu Schackis Verblüffung waren unmittelbar, nachdem sein Logiergast an Bord war, von einer wenige Meter entfernten etwas ramponiert wirkenden Motoryacht eine lange Reihe von Gepäckstücken auf das Deck seines Bootes gereicht worden.

Nachdem er gestern Vormittag den Salon wieder begehbar gemacht hatte, war er ausgelaufen, da sich die Mumie auf seinem Bett noch immer nicht rührte. Er wollte zum Hafen der Insel Poros übersetzen, um einige Päckchen abzuholen. So groß wie

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: CMC / Thomas Weisenberger 2012
Bildmaterialien: Thomas Weisenberger 2003 / 2012
Tag der Veröffentlichung: 12.03.2012
ISBN: 978-3-86479-391-2

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