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Prolog - Grausame Entdeckung



Die junge Frau schloss routiniert ihr Labor ab, bevor sie ihre Kollegen mit einem Gruß, welcher bloß aus einem Nicken bestand, verabschiedete. Sie war froh, dass der Tag nun endlich vorbei war, da sie sich erneut in das System ihrer Regierung gehackt hatte, wo sie erneut Aufträge zur Tötung von Menschen, die ihren Arbeitgebern ein Dorn im Auge waren gefunden hatte. Doch wusste sie ,dass es nicht alle waren. Sie konnte sich nur in einen Account hacken, alle anderen waren besser geschützt. Warum, dass konnte die schwarzhaarige, junge Frau nicht sagen, nur dass es eben so war.
Mit einem Seufzen ließ sie die Tür des Gebäudes hinter sich zufallen und wandte ihren Blick gen Himmel. Die Sonne war bereits untergegangen und auch wenn sie nun lieber nach Hause gehen würde, so musste sie noch einkaufen. Ihr Mann gab auf ihren gemeinsamen Sohn Acht bis sie daheim war, also musste sie sich deswegen keine Gedanken machen. Kurz schüttelte sie den Kopf, verdrängte die Gedanken an jedwede Gefahr bevor sie gemächlichen Schrittes die Straße hinab lief zu einem der wenigen Einkaufszentren, die es in ihrem Stadtgebiet gab. Genau betrachtet war es ein Wunder, das so etwas überhaupt noch existierte, so zerstört wie die Welt war. Die Menschen hatten sie zu Grunde gerichtet und ihren Erben bloß einen zerstörten Planeten zurück gelassen. Nicht zuletzt durch die ganzen Kriege, die einfach nur alles ausgebeutet hatten, was der Planet noch bereit war, seinen Bewohnern zum Leben zu überlassen.
So in Gedanken betrat sie das Geschäft, ging zu den Regalen um ihre wenigen Einkäufe auf ihre Arm zu laden, bevor sie zur Kasse ging um den Laden schnellstmöglich wieder zu verlassen. Auch wenn man es ihr nicht ansah, so wurde sie von der Regierung doch dazu beauftragt, Medikamente zu entwickeln die Menschen nicht nur halfen. Und wenn sie nun in die Gesichter der Menschen in dem Geschäft blickte, fühlte sie sich gleich noch viel schuldiger. Mit einem erneuten Nicken, nahm sie ihr Wechselgeld entgegen, packte alles in eine Tüte um nun endlich das Gebäude zu verlassen. Davor atmete sie schon etwas freier durch, ging dann aber schnellen Schrittes nach Hause. Zumindest bis ein Gefühl sie warnte, sie dazu veranlasste stehen zu bleiben und ihre Umgebung genau zu mustern. Aber so sehr die junge Frau sich auch anstrengte, dort war nichts zu sehen. Die wenigen Sträucher boten auch niemandem genug Schutz um sich zu verstecken, weshalb dieses Gefühl von ihr verdrängt wurde, bis sie kurz vor ihrem Haus war. Dort wurde das Gefühl wieder stärker und erst jetzt erlaubte sie sich daran zu denken, dass es seit dem ersten Mal eine Warnung war. Ihr Haus, in dem eigentlich Licht brennen sollte, oder zumindest eine Kerze, falls die Stromversorgung für die normalen Bürger wieder ausgefallen sein sollte, doch es war alles in Dunkelheit gehüllt. So leise wie möglich holte sie ihren Schlüssel hervor, schloss die Tür auf und betrat ebenso das Haus. Ihr Schlug eine Stille entgegen, die sie fast dazu gebracht hätte kehrt zu machen. Dennoch zwang irgendetwas anderes sie dazu weiter zu gehen. Im Wohnzimmer erwartete sie eine Zerstörung, die nicht da sein dürfte. Vorsichtig ging sie an der Wand entlang um den Lichtschalter zu erreichen, welchen sie betätigte nur um es im nächsten Moment bitter zu bereuen. Sie schlug die Hand vor den Mund als sie gewahr wurde, dass die roten Spritzer die überall verteilt waren, keine Farbe sondern Blut war. Wie in Trance wanderte ihr Blick über die Szene, blieb an einem seltsam verrenkt aussehenden Männerarm hängen, der auch über und über mit Blut besudelt war. Ein Instinkt sagte ihr, dass da nichts mehr zu machen war, doch trotz dessen ging sie schleichend darauf zu, hielt sich aber eine Hand gegen den Magen gedrückt, als sie das gesamte Bild sah. Ihr Mann war nicht mehr als ein blutiger zerfetzter Klumpen, der schützend auf dem kleineren Körper lag. Vorsichtig ging sie neben den beiden in die Hocke, schob den relativ heilen Arm ihres Mannes beiseite um ihren Sohn zu betrachten. Wenn sie nur sein Gesicht betrachtete, sah es so aus, als würde er schlafen, aber die zerfetzte Kehle sprach eine eigene Sprache. Jetzt nahm sie die selben Bisswunden auch an ihrem Mann war. Und das Gesamtbild schien ihr das eine Wort entgegen zu schreien: Vampire! Dies war eindeutig ihr Werk. Nach einem kurzen Blick auf ihre Familie, oder das was davon noch übrig war, lief sie nach oben. Wahllos füllte sie eine Tasche mit ihren Kleidern, Lebensmitteln, welche noch da waren, zuzüglich der Kamera die sie vor einiger Zeit installiert hatte, bevor sie dieses Haus verließ und sich in irgendeine Richtung wandte. Hauptsache, sie kam von diesem Haus weg.
Erst als sie der Meinung war, der Abstand wäre groß genug blieb sie stehen und sah sich um. Sie hatte keinerlei Fortbewegungsmittel, keinerlei Ort mehr an dem sie in Sicherheit wäre. Ihr Labor könnte sie ebenso vergessen, da die Regierung ihr bloß auch so ein Kommando auf den Hals hetzten würde. Kurz schloss sie die Augen, ehe sie diese wieder öffnete. In diesen zeigte sich eine Entschlossenheit, dieses Schicksal anzunehmen. Sie war eine gute Wissenschaftlerin gewesen, hatte einiges über diese Jäger der Nacht in Erfahrung bringen können, da wäre es doch ein schlechter Witz, wenn sie nicht alleine auf deren Schliche käme. Die Kamera wäre ebenso ein guter Hinweis darauf, wer die Angreifer waren.
Wenn sie sich recht erinnerte stand in der Zeitung mal etwas über Lager in denen man untertauchen konnte, auch wenn das bereits einige Zeit her war. Dieses Lager sollte ihr nächstes Ziel sein. Mit neu gewonnenem Mut setzte sie sich wieder in Bewegung. Sie würde dieses Lager finden, koste es was es wolle. So verließ sie ihr Gebiet und durchquerte das angrenzende dicht mit Müll besudelte Land.

Kapitel 1 - Missverständnis

Die Sonne war erst vor kurzem unter gegangen und hatte damit die Umgebung in Dunkelheit gehüllt, nur der Mond und die wenigen noch in Betrieb genommenen Straßenlaternen erleuchteten die Straße, auf der ein völlig schwarz gehaltener Kleinbus die Stadt durchfuhr. An dessen Steuer saß ein Mann, etwa Mitte zwanzig, der sich gerade mit seinem Begleiter unterhielt. Der Beifahrer, der im selben Alter zu sein schien musterte die Umgebung aufmerksam. “Und du denkst tatsächlich, dass wir sie hier finden werden?”, fragte Carlyle den Fahrer des Wagens skeptisch. Ohne dass der Fahrer den Blick von der vor ihm liegenden Straße abwandte nickte dieser. “Du hast doch gesehen, was ihr nächster Auftrag ist. Diese Wissenschaftlerin soll hier mit ihrem Mann und ihrem Sohn leben, also müssen sie früher oder später hier auftauchen.” - “Ja … schon.”, murmelte Carlyle und betrachtete die Gegend außerhalb des Wagens weiter. “Kaum zu glauben, dass sich hier jemand freiwillig niederlässt.” Aiden seufzte leise auf. “Es gibt schlimmeres. Und jetzt sag mir schon wo wir lang müssen!” Mit einem Nicken in Richtung Karte, welche auf Carlyles Schoß lag, ermahnte Aiden seinen Beifahrer und wartete auf weitere Anweisungen, um der Straße zu folgen.

Nur wenige Minuten später erreichten sie ihr Ziel schließlich. Der Wagen hielt einige Meter entfernt von dem Gebäude. Nachdem Aiden den Motor ausgeschaltet hatte, sah er sich prüfend um, bis er ausstieg. Carlyle ergriff eine hinter seinem Sitz platzierte Tasche, stieg dann ebenfalls aus und schulterte die Tasche. Aiden schien dies abgewartet zu haben, denn nun nickte er Carlyle auffordernd zu und setzt sich in Bewegung Richtung Haus. “Sollte um die Zeit nicht Licht brennen?”, fragte Carlyle beiläufig und musterte das Gebäude. Erneut gab Aiden ein Nicken von sich. “Wir sind hier auf jeden Fall richtig ... Ich fürchte nur wir kommen bereits zu spät.”

An der Haustür angekommen öffnete Carlyle die geschulterte Tasche und entnahm dieser eine Taschenlampe und ein altes Jagdmesser, das offensichtlich frisch geschliffen worden war. Langsam schob Aiden die unverschlossene Tür auf. Auch drinnen war es stockfinster. Vorsichtig wagte er einen Schritt hinein. Schon jetzt lag Blutgeruch in der Luft. Ein kurzer Blick in Richtung seines Begleiters verriet ihm, dass auch dieser den Geruch bereits wahrgenommen hatte. Scheinbar kamen sie tatsächlich zu spät, doch immerhin bestand die Möglichkeit die Täter noch hier an zu treffen. Aufmerksam lauschten die Männer. Außer dem zischen einer wohl offen liegenden Stromleitung, die Funken versprühte war nicht der kleinste Mucks zu hören - kein Anzeichen von Überlebenden. Kein gutes Zeichen, denn immerhin legten sie es darauf an die Mörder zu fassen. Trotz dessen, dass der Strom zu funktionieren schien vermieden es die jungen Männer das Licht an zu schalten. Stattdessen stellte Carlyle die Taschenlampe an und leuchtete ihnen auf dem Weg ins Wohnzimmer. Ein schreckliches Bild bot sich ihnen. Die Leiche des Mannes, der offensichtlich sein Kind schützen wollte war völlig entstellt. Nach dem Puls der leblos daliegenden Körper zu fühlen konnten sich die beiden sparen, denn ihre übernatürliche Hörkraft verriet ihnen, dass die Herzen bereits verstummt waren. Nachdem sich Aiden und Carlyle davon überzeugt hatte, dass im gesamten Haus keine weitere Leiche zu finden war, begaben sie sich zurück zu ihrem Wagen. Kaum hatten sie darin Platz genommen, schlug Aiden gegen das Lenkrad. “Schon wieder zu spät!”, knurrte er aufgebracht. Er war schon lange auf der Suche nach den mörderischen Vampiren, die auch für diesen Mord verantwortlich waren. Auch Carlyle war bereits einige Zeit auf der Jagd nach ihnen, doch bis jetzt waren ihnen diese Vampire immer einen Schritt voraus gewesen. “Da wäre ich mir nicht so sicher…”, murmelte Carlyle, verstaute die Utensilien wieder in der Tasche und diese hinter seinem Sitz. “Immerhin war die Wissenschaftlerin nicht dabei, also kommen sie wahrscheinlich noch mal zurück, um ihren Auftrag zu beenden.” Nachdenklich nickte Aiden. “Aber hier warten hat wohl wenig Sinn. Wer weiß, ob sie überhaupt noch in der Stadt sind. Am besten wir hören uns in der Bar etwas außerhalb mal nach ihnen um.” Mit diesen Worten starte er den Motor und ließ seinem Reden Taten folgen, indem er den Transporter aus der Stadt lenkte.

Zu ihrem Glück lag direkt neben der Bar, die nun ihr nächster Anlaufpunkt sein würde eine Tankstelle, denn die Tanknadel der Anzeige bewegte sich bedrohlich gen Ende der Reservemarkierung. In dieser Zeit war es nicht selbstverständlich Tankstellen zu finden, die noch nicht bis auf die letzten Tropfen Benzin ausgeplündert worden waren. Daher mussten sie jede Möglichkeit nutzen, die ihnen geboten wurde um alle Reserven wieder auf zu füllen. Um die Vorräte auf zu füllen lenkte Aiden den Wagen schließlich auf das Tankstellengelände, auf dem zu ihrem Vorteil um diese Zeit kein Betrieb herrschte, denn der umgebaute Kleinbus nahm durch seine Länge den Platz zweier normalgroßer, hintereinander stehender Pkws ein und somit versperrte ihr Fahrzeug eine komplette Tanksäulenreihe. Einer der beiden Männer würde beim Wagen bleiben müssen, denn immerhin befanden sich in diesem nicht nur ihre Wertsachen sondern auch Waffen. Carlyle schien schon jetzt entschieden zu haben, welcher dieser beiden Personen er sein würde, denn er stieg ohne lange zu warten aus, machte sich am Tankdeckel zu schaffen und machte sich daran den Tank zu füllen. Der Preis, der auf der Tanksäule stand interessierte ihn nicht, noch schockierte ihn dessen Höhe, denn in der heutigen Zeit war alles reine Verhandlungssache und da er beim Wagen bleiben würde, wäre das Verhandeln nun Aidens Sache. Dieser begab sich nur Murrend in das Geschäft, wo er allerdings als erstes nach einer aktuellen Zeitung und einigen Wasserkanistern griff. Immerhin war noch unklar, wann sie den nächsten Stopp einlegen konnten und Wasser war nun mal wichtig zum Überleben, egal ob für Mensch, Tier oder Vampir. Während Carlyle sich darum kümmerte neben dem Tank zusätzlich zwei Kanister mit Benzin zu füllen und diese schließlich wieder im Bus zu verstauen, blätterte sein Begleiter die Tageszeitung durch. In dieser war jedoch nichts außergewöhnliches zu finden - kein Hinweis darauf, dass sich Vampire in dieser Gegend aufhielten. Immerhin schienen sie noch niemanden anders angefallen zu haben. Schließlich klemmte er sich die Zeitung unter den Arm und begann nun eine Diskussion mit dem Tankstelleninhaber über den Benzinpreis. Nur widerwillig ließ sich dieser dann endlich auf den Deal ein und reichte Aiden die Hand, um ihn zu besiegeln. Nach einem kurzen Blick nach draußen, um fest zu stellen, ob Carlyle inzwischen mit dem Betanken fertig war, zückte er seine Geldbörse und beglich den offenen Betrag. Ohne weitere Umschweife verließ er nun das Geschäft und nahm im Bus platz, so wie es Carlyle inzwischen auch getan hatte. Nur wenige Meter von der Tankstelle entfernt standen weitere Gebäude. Eines davon sollte wohl die Bar sein, in der sie ihre Informationen beschaffen wollten, am anderen Gebäude prangte eine große, allerdings nicht in Betrieb genommene Leuchtreklame mit der Aufschrift Motel. Vor diesem nahmen die Reisenden nun einen der LKW-Parkplätze in Anspruch. Zu ihrem Erstaunen schien die Bar hier gut besucht zu sein, denn der Parkplatz, über den sie nun gehen mussten, um hinein zu gelangen war rappelvoll. Schon vor der Tür hörte man die laute Musik und johlende Menschen. Etwas, was Vampire meist mieden, doch einige nutzen die in solchen Bars herrschende Stimmung, um sich Opfer aus zu suchen, sie unbemerkt abseits zu locken und sich an ihrem Blut zu nähren. Es war gut Möglich, dass sich auch die gesuchten Vampire hier aufhielten, denn diese waren längst für ihren ausschweifenden Lebensstil bei den beiden Reisenden bekannt.

Trace sah sich aufmerksam auf dem Gelände um, kontrollierte ob sich irgendwo etwas bewegte. Zur Vorsicht ergriff sie eine Metallstange die in einiger Entfernung vor ihr lag. Damit konnte sie vielleicht nicht viel gegen Vampire ausrichten, aber kampflos aufgeben würde sie nicht. Entschlossenen Schrittes ging sie weiter, musste aber beinahe laut auflachen, als sie den Grund erkannte, was das Geräusch verursacht hatte. Vor ihr liefen Ratten geschäftig zwischen den Müllbergen umher und suchten sich Nahrung. Entweder etwas, was die Menschen nicht mehr zu sich nahmen, oder... ein energisches Kopfschütteln verdrängte diese Gedanken wieder. Nein, sie würde jetzt nicht ständig daran denken. Sie würde noch Zeit und Chancen finden zu trauern, wenn sie entweder dieses Lager erreicht hatte, oder diese Vampire fand. Wobei ersteres wahrscheinlich treffender wäre. Leicht klopfte sie mit der Stange auf den Boden um die Nagetiere zu vertreiben, bevor sie weiter ging. Nicht, dass sie etwas gegen die Tiere hatte, aber sie ging ungern durch eine Gruppe von ihnen. Ein kurzes Schauern erfasste den Körper der Schwarzhaarigen, als ihr einige unschöne Gedanken kamen. Aufgrund dessen wanderte ihr Blick noch mal über den Boden ob wirklich kein Tier mehr dort saß wo sie ihre Füße hinsetzte. Wenn das so weiter ging würde sie wahrscheinlich am nächsten Morgen noch auf diesem Stück Land stehen, weshalb sie nun zügig voran schritt. Sie wollte die Bar noch in dieser Nacht erreichen. Dass sich dort bereits die Vampire verköstigten, welche ihr Leben zerstört haben, wusste Trace noch nicht.

 

Die kleine Gruppe aus abtrünnigen Vampiren kehrte bereits vor einer Weile in der Bar ein. Die beiden Männer hatten bereits einige Biere ihre Kehle herunter fließen lassen und amüsierten sich prächtig mit einer der Kellnerinnen. Faren hingegen war es allmählich leid. Sie rührte ihren noch immer ersten Cocktail mit einem langen Stäbchen um, während sie ihre Begleiter gelangweilt beobachtete. Die junge Vampirin war im Glauben gewesen, dass das heutige Blutbad, welches noch nicht einmal eine Stunde zurück lag den anderen Beiden gereicht hätte, doch sie kannte ihre Begleiter inzwischen gut genug, um zu ahnen, dass ihnen ein weiterer Snack gelegen kam. Sie selbst würde heute Nacht nichts mehr zu sich nehmen, denn der Anblick der beiden in dieser Nacht zerfetzen Leichen hatte ihr den Appetit gründlich verdorben.

Lucas ließ den Blick über die Menschen wandern, die sich in diesem engen Raum tummelten, nicht ahnend das der Tod sich unter ihnen befand. Durch diesen Gedanken schlich sich ein raubtierhaftes Grinsen auf seine Lippen, welches er hinter seinem Drink versteckte. Es wäre nicht sehr ratsam, wenn sie hier nun auffallen würden, nur weil er seine Reißzähne zur Schau trug. Nicht, dass es seine Begleiter groß interessiert hätte, aber am Ende wären die Menschen in Panik ausgebrochen und das konnten sie sich nicht erlauben. Ja, ihnen waren Jäger auf den Fersen, aber bisher konnten sie diesen immer entwischen, nicht zuletzt aufgrund einer besonderen Fähigkeit. Sein Blick richtete sich hierbei auf die Frau in ihrem Bunde. Faren war ihm einfach ein Geheimnis und irgendwas verheimlichte sie auch. Deshalb vertraute der Vampir ihr auch nicht wirklich. Selbst seinem Partner, den er schon lange kannte, vertraute er seit Auftauchen der Frau nicht mehr bedingungslos. Kurz zuckte er mit den Schultern, gönnte sich einen Schluck von seinem Drink. Solange es ihn nicht den Kopf kostete war es dem Mann auch irgendwie egal. Lucas war lieber der Einzelgänger, arbeitete nur mit Raphael zusammen, weil beide für die Regierung zuständig waren. Erneut ließ er seinen Blick über die Menschen wandern, suchte nach Personen die seinen Geschmack anregten. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, in diese Bar zu kommen, da sie ihren Auftrag noch nicht zu Ende ausgeführt hatten, aber Faren hatte darauf bestanden, dass sie das Haus dieser Wissenschaftlerin zurück ließen. Aber wirklich etwas Interessantes war in dieser Gegend nicht zu finden. Leise schnaubte Lucas auf, drehte sich etwas von der Menge weg und seinen Reisebegleitern zu. "Wo müssen wir eigentlich als nächstes hin? Schließlich müssen wir diese Wissenschaftlerin noch erwischen." Diese Frage richtete er an den anderen Vampir, da die Frau sich grundsätzlich aus ihren Aufträgen raus hielt. Das Warum verstand er nicht. Erst bei einer solchen Tat konnte man seine Fertigkeiten richtig benutzen, musste sich nicht zurück halten, wie sonst immer. Aber ihm sollte es ja egal sein, so dass seine Aufmerksamkeit auf seinem Freund lag.

Raphael, der sich bis gerade noch angeregt mit der Kellnerin unterhalten hatte schickte diese nun weg, als das Thema etwas sensibler zu werden schien. Offen sah er zu seinem Begleiter auf und schmunzelte. “Na was glaubst du wohl?” Erneut nahm er einen Schluck aus seinem Bierglas und grinste. “Sobald sie zu Hause war wird sie sicher ahnen, dass sie unser Ziel war ... Sie wird sicher flüchten. Das bedeutet sie wird noch heute Nacht draußen unterwegs sein.” Nachdenklich neigte der Vampir den Kopf. “Sie wird sicher nach einem sicheren Ort suchen und welcher Ort gilt in dieser Zeit wohl als der Sicherste?” Raphael wartete nur kurz Lucas Antwort ab. “Richtig, das Lager! Und das einzig bekannte Lager hier in der Nähe liegt Richtung Süden. Das bedeutet sie wird hier vorbeikommen und wenn sie tatsächlich so dumm sein sollte, wie ich sie einschätze dann wird sie uns noch heute Nacht in die Arme laufen.” Amüsiert lachte der Vampir auf. “Das wird einer der leichtesten Aufträge seit langem!” Mit einem Grinsen im Gesicht leerte Raphael nun sein Bier, schob das leere Glas über den Tresen dem Barkeeper zu und verlangte von diesem das Glas wieder auf zu füllen.

Lucas wiegte leicht den Kopf hin und her, während er den Worten seines Freundes und Anführers lauschte. Sicher, sie war vermutlich durch den Anschlag ein wenig verwirrt, aber ob sie deshalb auch 'dumm' war? Der Vampir war sich da nicht so sicher, da sie bisher nur Menschen aus dem Weg geräumt hatten, die für ihre Spezies clever waren. Also konnte es ihnen genauso passieren, dass sie ausgetrickst wurden, auch wenn er nicht daran glaubte. Normalerweise spielten sie immer etwas mit ihren Opfern, doch aus ungenannten Gründen hatten sie diesmal alles etwas angezogen was das Tempo angelangte und nun waren sie in dieser Bar und überlegten wie sie an an den eigentlichen Auftrag -die Wissenschaftlerin- gelangen konnten. Auch wenn er ob des Plans seine Bedenken hatte, so schwieg er. Bisher hatten Raphaels' Ideen ja auch funktioniert, warum also gerade jetzt nicht? Schließlich konnte kein Mensch, so klug er auch war, keinen Vampiren entkommen, die sich auf eine solche Jagd spezialisiert hatten. Sein Blick hatte sich nach dieser kurzen Unterredung wieder auf die Menschenmenge gerichtet, wo er auch nach einiger Zeit ein potenzielles Opfer ausgemacht hatte. Doch verlegte der Vampir sich für die nächsten Minuten bloß auf Beobachten, wandte den Kopf aber ab, als er die Bewegung seines Anführers neben sich vernahm.

Kaum hatte er das Glas aus der Hand gegeben vernahm der Anführer der Vampire ein Klirren neben sich. Faren hatte das Cocktailglas zu einem Schluck angesetzt und es fallen lassen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie sich mit beiden Händen den Kopf. Raphael begriff sofort, schließlich war Faren bei ihm, seit er sie gewandelt hatte. Mit ihrer Wandlung hatte Faren die Fähigkeit des Hellsehens erlangt, was selbst unter Vampiren als selten galt. Immer wen eine Vision sie ereilte löste diese einen betäubenden Schmerz bei der jungen Vampirfrau aus, oft so schlimm, dass sie selbst das Bewusstsein verlor. Raphael hatte schon einige Male miterlebt, wie Faren deshalb umfiel, daher war seine erste Reaktion auf das gläserne Klirren auch, dass er sofort einen Arm um ihre Taille schlang, sie näher zu sich zog und stützte. “Was siehst du?” Fragte der Vampir sie leise und sah sie fragend an. Nur zögernd hob Faren den Kopf, ihre Augen tränten. “Sie .. kommen her .. wir müssen sofort hier weg!” Keuchte sie kraftlos und klammerte sich an ihrem Anführer fest. Raphael verstand. Er beugte sich etwas herunter, griff mit dem zweiten Arm unter Farens Kniekehlen und hob sie mit Schwung in die Höhe, anschließend nickte er ihrem Begleiter Lucas zu. “Wir gehen. Jetzt!” Befahl er und ging nun vor in Richtung Hinterausgang.

Das war wieder so ein Moment, in dem Lucas nicht wusste, was er von der Frau halten sollte. Sie schien irgendwie einen Sensor dafür zu besitzen, wann ihnen irgendwer, der ihnen gefährlich werden konnte, näher kam. Auch wenn es ihm widerstrebte sein vorher ausgesuchte Beute ziehen zu lassen, gehorchte er dem Befehl des Dunkelhaarigen, folgte diesem dann auch zum Hinterausgang, wo dieser den schwarzen Chevrolet Camaro geparkt hatte. Wie immer öffnete er die Tür damit die junge Vampirin auf den Rücksitz verfrachtet werden konnte, ehe er selbst Platz nahm und auf den Anderen wartete. Wieso mussten sie eigentlich immer flüchten? Könnten sie nicht einmal ihren Standpunkt klar machen, um ihre Aufträge in Ruhe auszuführen? Nachdem nun die gesamte Gruppe im Wagen saß startete Raphael den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen vom Hof.

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 Ohne weiteres Zögern betraten Carlyle und Aiden die Bar. Sofort schlug ihnen der Geruch von Zigaretten und Alkohol vermischt mit etwas, das merkwürdig süßlich roch entgegen. Aiden musste nicht lange nach der Quelle des Geruchs suchen. Es war das Blut eines Mannes, der wohl nur wenige Augenblicke zuvor in eine Schlägerei verwickelt war, der auf einem der Barhocker saß und sich ein Tuch unter seine blutende Nase hielt. Blut roch für Vampire immer süßlich, doch das des Mannes war offensichtlich durch sein vorangegangenes Trinkgelage bereits mit Alkohol verdünnt worden. Der Alkohol war es, der dem sonst so süßen Geruch des Blutes eine herbe Note verlieh. Auch Carlyles Blick fiel auf das blutverschmierte Tuch, kurz darauf zeichnete sich ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen ab. Aiden selbst sah sich bereits unter den Anwesenden nach verdächtigen um. Auf den ersten Blick waren keine anderen Vampire in der Bar aus zu machen, daher nutzen sie den Augenblick, um sich an der Bar zwei Biere einschenken zu lassen und abschließend an einem Tisch im hinteren Gebäudeteil Platz zu nehmen. Mit einem weiteren prüfenden Blick über die Anwesenden versicherten sich die Reisenden nochmals, dass ihrem Gespräch niemand lauschen würde. Carlyle nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Bierglas, stellte es danach wieder ab und sah zu seinem Begleiter auf. “Was denkst du wo sie sind?”, fragte er nun direkt und wartete auf Aidens Antwort. Dieser seufzte auf und zuckte mit den Schultern. “Ich habe keine Ahnung, aber sie müssen noch in der Nähe sein. Sie haben ihren Auftrag noch nicht beendet.” Carlyle nickte. “Dann sollten wir ruhig bleiben und abwarten. Irgendjemand wird sie doch wohl gesehen haben.” Seufzend nickte Aiden und ließ seinen Blick ruhig über die Menschen schweifen, während er überlegte, wer wohl in Frage kam sie gesehen zu haben.

Trace hatte hingegen die Bar auch beinahe erreicht, überlegte, ob sie ebenso hier Rast machen, oder doch lieber den Weg fortsetzen sollte um dieses Lager zu finden. Oder war das hier ein solches Lager? Mit kritischem Blick trat die schwarzhaarige junge Frau näher heran, blieb aber noch in gebührendem Abstand stehen.

Nach einigen Überlegungen, ob es vom Vorteil war, die Bar zu betreten entschloss die junge Frau sich dafür. Sie wusste nicht, ob es in der näheren Umgebung noch menschliches Leben gab, bei welchem sie sich ausruhen konnte. Also sollte sie lieber die Möglichkeit nutzen, sich in der Bar ein wenig umsehen und, wenn sie gar nicht mehr weiter kam, ein Zimmer im nahe gelegenen Motel zu bekommen.

Mit gestrafften Schultern schob sie die Tür auf, wurde beinahe von der Lautstärke der dort laufenden Musik erschlagen, nachdem sie die ganze Zeit draußen in der Stille unterwegs war. Mühsam kämpfte sie sich einen Weg zur Bar durch, wo sie sich einen Cocktail bestellte, ihren Blick dabei über die Menge wandern ließ. Wie konnten diese Menschen nur so ausgelassen sein, wenn vor ihren Türen die Welt in Trümmern lag? Trace schüttelte leicht seufzend den Kopf, tauschte das Glas gegen Geld ein und verzog sich dabei in den hinteren, ansatzweise ruhigeren Bereich, um sich dort das Überwachungsvideo anzusehen. Auf ihrem Weg zu einem der leeren Tisch sah sich weiter die anderen Besucher an, verzog bei einigen angewidert das Gesicht, ehe ihr Blick bei zwei Männern kurz länger hängen blieb. Aus einem ihr unerfindlichen Grund wirkten diese beiden fehl am Platz... Mit einem erneuten Kopfschütteln ging sie weiter, ließ sich in einer dunklen Ecke nieder, zog die Kamera aus ihrer Tasche und blendete die anderen anwesenden Gäste aus. Die Schwarzhaarige spulte das Band langsam zurück, stoppte aber erschrocken nach Luft schnappend, als ihr die beiden Männer auffielen, die sie vor wenigen Augenblicken noch am Tisch gesehen hatte. Sollte die Suche etwa so einfach sein?! War sie etwa schon auf die Mörder getroffen? Ihr Herz schlug schneller, als sie sich vorstellte das alles so einfach sein sollte. Aber es blieb noch die Frage zu klären, wie sie diese Kreaturen aus dem Rennen nahm. Der Kopf der jungen Frau hob sich und sie starrte durch die Rauchschwaden in Richtung des Tisches, wo sie die beiden vor kurzem noch gesehen hatte. Während sie nun in ihrem Kopf die Möglichkeiten durch ging, wie sie alles bewerkstelligen konnte, trank sie ihr Glas in einem Zug leer und knallte es auf den Tisch. Durch den schnellen Genuss dieses Getränks breitete sich ein leicht betäubendes Gefühl in ihrem Kopf aus, was sie dazu veranlasste ihre Tasche und die Kamera zu ergreifen und an den Tisch der beiden zu gehen. Ohne großartig über die Folgen nachzudenken, zog sie sich einen Stuhl vom Nachbartisch heran, setzte sich und schaute die ihr fremden Männer durchdringend an. "Also gut...Ich weiß was ihr seid. Ich will nur ein paar Antworten: Wer hat euch geschickt und Warum?"

Irritiert sahen die beiden Vampire auf, da sie nicht damit gerechnet hatten hier angesprochen zu werden. Die meisten hier waren ohnehin nur mit sich selbst beschäftigt. Umso erstaunter waren sie nun, als sich die junge Frau zu ihnen an den Tisch setzte und sie anfuhr. "Geschickt?", wiederholte Carlyle schließlich und musterte die Dunkelhaarige fragend. Aiden hingegen sah die Unbekannte skeptisch an. Hatte sie da gerade behauptet zu wissen, was die beiden Männer waren? Selbst wenn sie es glaubte zu wissen, wie hatte sie die Beiden erkennen können. Die Jäger hatten nichts getan, mit dem sie sich hier in der Öffentlichkeit hätten verraten können. Im Gegenteil, sie verhielten sich nicht anders, als gewöhnliche Menschen. Noch einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen den Dreien, bis Aiden schlussendlich die Stille brach. "Und was genau glaubst du, das wir sind?", fragte er nun ruhig und nahm einen Schluck von seinem Bier, als würde er der Frau keinen Glauben schenken. Auch wenn die Frau behaupten würde, dass sie Vampire wären, dies wäre nichts aussergewöhnliches, denn in der heutigen Zeit lebten Menschen und Vampire miteinander. Nur weil sie als Vampire entlarvt werden würden, bedeutete dies nicht, dass sie zu denen gehörten, die sich vom Blut der Menschen nährten. Dennoch wollte Aiden möglichst vermeiden, dass man sie entdeckte und vielleicht daraus ein Tumult entstand, denn immerhin waren die beiden Männer auf der Jagd nach einer Gruppe abtrünniger Vampire. Carlyle musterte währenddessen die Fremde. Ihr Atem verriet ihm, dass sie soeben Alkohol getrunken hatte. Es konnte also durchaus sein, dass sie bereits betrunken war. Daran jedoch zweifelte der Blonde, denn seines Erachtens nach war der Geruch nach Alkohol dafür noch nicht stark genug konzentriert. Aiden, der inzwischen sein Bierglas wieder abgestellt hatte würdigte die junge Frau nun seinerseits eines skeptischen Blickes. Dabei entging ihm nicht das Gepäck, das sie mit sich trug. Es machte beinahe den Eindruck, dass die Unbekannte auf der Flucht war. Dies brachte den den Vampir auf einen völlig neuen Gedanken. Sollte die Frau vor ihnen vielleicht tatsächlich die Frau sein, die von Raphael und seinen Begleitern hatte ermordet werden sollen? Auch Carlyle schien inzwischen einen verdacht zu hegen, die beiden Männer wechselten einige vielsagende Blick. "Sie sind Trace Morgan nehme ich an.", entgegnete Aiden schließlich und warf der Dunkelhaarigen einen prüfenden Blick zu. "Um es gleich zu sagen: Wir sind nicht diejenigen, die ihre Familie auf dem Gewissen hat. Im Gegenteil, wir verfolgen diese Personen.", erklärte er ruhig und wartete schon förmlich darauf, dass die Wissenschaftlerin ungläubig aufsprang und die beiden Vampire als Mörder beschimpfen würde.

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Impressum

Texte: Dieser Roman entsteht durch die Zusammenarbeit von artofdarkness und sin2408
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2011

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