Ein dunkler Raum. Nirgendwo ein Licht zu sehen. Allein … ganz allein. Wo war ich? Was tat ich hier? Wie war ich hier her gelangt? Ich konnte mir diese Fragen nicht beantworten. Suchend sah ich mich um. Ich drehte mich im Kreis. Wo war ich nur? Ich sah nichts außer dem lichtlosen Schwarz vor mir. Nicht einmal die eigene Hand vor meinem Gesicht konnte ich erkennen. Was wohl in dem Dunkel lauert? Es könnte alles sein …
Ich drehte mich weiter, nach kurzer Zeit merkte ich bereits wie mir schwindelig wurde. Was sollte ich tun … einfach reglos stehen bleiben, ohne Hoffnung auf einen Funken Licht? Nein. So leicht gab ich mich nicht geschlagen. Ich kämpfte mit dem Schwindelgefühl, das sich in meinem Kopf ausbreitete. Eine ganze Zeit lang drehte ich mich, bis schließlich meine Hoffnung erhört wurde. Ein Licht. Es blendete. Ich hielt mir eine Hand vor die Augen, damit sich diese erst einmal an das Licht gewöhnen konnten.
Als ich endlich wieder sehen konnte, lies ich meine Hand sinken. Vor mir erkannte ich nun, woher das Licht kam. Es schien durch eine leicht geöffnete Tür hindurch. Langsam näherte ich mich der Tür. Sie war nur angelehnt, also legte ich vorsichtig eine Hand auf die Türklinke und schob die Tür weiter auf. Da ich nicht wusste, was mich hinter dieser erwartete, spähte ich zuerst mit einem Auge hindurch. Ich konnte kaum etwas erkennen … alles war so hell. Mit einem Mal öffnete sich die Tür fast von selbst. Jemand musste sie von innen geöffnet haben. Kaum hatte ich registriert, dass die Tür sich weiter öffnete, spürte ich auch schon, wie sich etwas kaltes um mein Handgelenk schlang. Ich zuckte zusammen vor Schreck. Wer rechnete denn auch schon mit so was? Etwas zog mich durch die Tür in einen Raum, so vermutete ich zum Mindest. Ich sah wie starr auf mein Handgelenk. Woher kam dieses kalte, ja fast eisige Gefühl?
Hinter mir hörte ich, wie die Tür sich unter lautem Quietschen schloss und ins Schloss fiel. Meine Augen gewöhnten sich an das helle Licht meiner Umgebung und ich erkannte nun, was es war, das mich am Handgelenk gepackt hatte. Es war eine kalte, blasse Hand. Ich folgte ihr, um zu sehen, wem sie gehörte. Die Gestalt war groß gewachsen, sicher einen ganzen Kopf größer als ich. Sie war in einen weiten schwarzen Mantel mit einer Kapuze gehüllt, welche tief ins Gesicht gezogen war. Ich konnte das Gesicht der Person nicht erkennen, doch anhand der Größe und des doch recht starken Griffes um mein Handgelenk nahm ich an, dass es sich bei der Person um einen Mann handeln musste. Ruhig musterte ich ihn und wartete darauf, dass er mein Handgelenk freigab. Die dunkle Gestalt stand mir direkt gegenüber. Ich versuchte etwas unter der Kapuze zu erkennen, doch außer einem leicht rötlichen Schein seiner Augen erkannte ich nichts. Wer hatte schon rote Augen? War dieses Wesen vor mir ein Mensch? Während ich in meinen Gedanken versank, kann die Gestalt mir unbemerkt näher. Sie beugte sich leicht zu mir runter, bis sie sich schließlich auf gleicher Höhe mit mir befand. Als ich aus meinen Gedanken auf schrak, sah mir die Person direkt in die Augen. Seine Augen waren tief rot und gaben mir das Gefühl, als ob ich ihn bereits seit langer Zeit kennen würde.
Außer seinen glühenden Augen erkannte ich nichts von seinem Gesicht. Ich zweifelte. Kannte ich diese Person? Wenn ja woher sollte ich ihn kennen? Diese Fragen spukten in meinem Kopf umher. Erst jetzt spürte ich, wie er seine kalte Hand von meinem Handgelenk löste und anschließend beide Hände auf die Schultern legte. Ich vernahm eine leise, fast flüsternde Stimme, die mir etwas mit zu teilen versuchte.
“Ich werde dich wieder finden”, hauchte er mir zu. Während er dies sagte, blickte ich weiter in seine Augen. Ich hatte das Gefühl, als würde ich darin versinken. Er schien mich tatsächlich von irgend woher zu kennen. Wieso sollte jemand sonst etwas der gleichen zu mir sagen ? Wie gerne wollte ich das Gesicht des Unbekannten sehen? Die Neugier stieg in mir. Ich wollte meine Arme bewegen, um dem Fremden die Kapuze vom Kopf zu schieben, doch musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich mich nicht bewegen konnte. Nicht einmal einen einzelnen Finger konnte ich rühren. Was war mit mir? Hatte er etwas mit mir gemacht, das mich daran hinderte? So ein Unsinn. Wie sollte er das gemacht haben? Immer stärker hatte ich das Gefühl in seinen blutroten Augen zu versinken. Ich sah nur aus den Augenwinkeln heraus, wie sich die Dunkelheit wieder um mich aus zu breiten schien. Bereits nach kurzer Zeit umhüllte sie mich und den nahe bei mir stehenden Fremden. Ich versuchte den Blick von ihm ab zu wenden, doch gelang es mir nicht. Die Dunkelheit erschwerte es mir den Unbekannten zu sehen, da dieser komplett in Schwarz gekleidet war. Nur noch seine Augen und die helle Haut seiner Hände konnte ich in der Dunkelheit erkennen.
Dann mit einem Mal wurde das Leuchten seiner Augen schwächer und auch die Farbe seiner Haut verblasste immer mehr. Ich spürte, wie sich sein Griff an meinen Schultern lockerte. Der Ausdruck in den Augen des Mannes veränderte sich kein bisschen, doch immer schwächer wurden die Farben seiner Augen und seiner Haut. Er löste sich scheinbar allmählich auf. Wohin verschwand er, fragte ich mich. Doch viel wichtiger war mir die Frage … wie? Wie konnte sich ein Mann einfach so im Dunkel auflösen? Schließlich war er vollkommen verschwunden. Nichts war mehr zu sehen, weder die rot leuchtenden Augen noch seine blassen Hände. Wieder war es Dunkel … und still. Nichts war zu hören, außer mein eigenes Atmen. Mir war als wäre ich wieder in dem finsteren Raum, in dem ich mich befand, bevor sich die Tür geöffnet hatte. Hatte ich mich getäuscht? Hatte ich den Raum vielleicht in Wirklichkeit nie verlassen? Hatte ich mir die Begegnung mit dieser Person nur eingebildet? Ich zweifelte an dem was gerade geschehen war. Wieder drehte ich mich im Kreis, hoffend, dass sich irgendwo vielleicht wieder eine Tür öffnete und ich dem Fremden noch einmal begegnete. Doch mein Hoffen wurde enttäuscht. Wieder breitete sich ein starkes Schwindelgefühl in meinem Kopf aus, woraufhin ich inne hielt. Kaum stand ich still auf einer Stelle, hatte ich das Gefühl, dass der Boden unter mir schwankte. Lächerlich. Ich schüttelte den Kopf. Ich hoffte, dass das Schwindelgefühl bald wieder nachlassen würde, doch war mir klar, dass dem nicht so sein würde. Ich versuchte die Gedanken, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte, aus meinem Kopf zu verdrängen. Ich blieb ruhig auf der Stelle stehen und ließ den Blick schweifen, in der Hoffnung einen noch zu schwachen Lichtfleck zu entdecken. Ich sah nichts. Gerade einmal die eigene Hand vor meinem Gesicht konnte ich erahnen. Mit der Zeit ließ das Schwindelgefühl zu meiner Überraschung tatsächlich nach. Doch kaum hatte diese Empfindung meine Gedanken verlassen, spürte ich wie der Boden sich unter meinen Füßen bewegte. Ich sah nach unten, doch konnte nichts erkennen. Bildete ich mir das wieder nur ein? … Nein das konnte nicht sein. Es war als würde der Boden unter mir erbeben, doch es war nicht der kleinste Laut zu hören. Ich fühlte, wie der Boden unter mir weg zu sacken schien, es war als schwebte ich für einen Moment in der Luft. Im nächsten Moment fühlte es sich an, als würde ich fallen. Kein Luftzug war zu spüren, also wie konnte ich fallen? Doch mir war so, als ob. Das reichte, um ein Panikgefühl in mir aufsteigen zu lassen. Die Tatsache, dass ich nichts sehen konnte machte die Situation nicht gerade erträglicher. Da ich eh nichts außer der Dunkelheit sah, schloss ich die Augen. Mit einem Mal drang ein Ton an mein Ohr. Es war ein lautes, grelles Piepen, das einem in Mark und Glied drang. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Wieder brauchten sie einen Moment, um sich an das Licht zu gewöhnen. Es irritierte mich. War ich nicht eben noch von einer scheinbar unentfliehbaren Dunkelheit umgeben? Irritiert sah ich mich um. Als ich mich wieder gefangen hatte, erkannte ich, dass ich in meinem Zimmer war. Ich saß aufrecht und vom Schweiß durchnässt in meinem Bett. Noch immer drang das Piepen in mein Ohr. Es kam von meinem Wecker. Es war also Zeit zum aufstehen, sich fertig zu machen und zur Uni zu gehen. Mit einem Handgriff in Richtung des Weckers stellte ich ihn ab und der nervige Ton verstummte nun endlich. Schwerfällig schwang ich die Beine über die Bettkante und stand langsam auf. Ich streckte mich und ging hinüber zum Fenster, wo ich die Gardinen auf zog. Kein Wölkchen hing am Himmel und die Sonne strahlte durch mein Fenster hindurch in mein Zimmer. Hatte ich das alles nur geträumt?
Gedankenverloren starrte ich hinaus. Einige Minuten lang stand ich nur da und beobachtete die Vögel, die auf dem Baum vor meinem Fenster nisteten. Man konnte ein leises Zwitschern durch das Glas hindurch vernehmen. Schließlich wendete ich mich um und streckte mich. Noch immer schwirrte mir dieser seltsame Traum im Kopf herum. Verschlafen tapste ich ins Bad und drehte den Duschhahn auf. In Gedanken streifte ich meine Schlafsachen aus und stieg unter die Dusche. Ich spürte das warme Wasser in Tropfenform auf mich herunter regnen. Ich schloss meine Augen und reckte den Kopf dem Wasser entgegen. Schon immer hatte ich dieses Gefühl genossen, wenn Wasser auf meine Haut prasselte. Die wenigen Freunde, die ich hatte, hatten mich immer für verrückt gehalten, dass ich den Regen liebte. Noch verrückter fanden sie allerdings, dass ich die Nacht schon immer mehr mochte, als den Tag. Ich könnte es nicht leiden, wenn mir die Sonne ins Gesicht schien. Nachts fühlte ich mich schon immer an wohlsten. Schon als ich noch klein war und meine Eltern noch lebten, hatten sie Schwierigkeiten damit mich ins Bett zu bekommen. Abends wurde ich als Kind immer erst so richtig wach und machte meinen Eltern damit das Leben schwer.
All diese Gedanken kamen mir, während ich mich duschte und so erinnerte ich mich auch zurück an den Unfall, bei dem meine Eltern ums Leben gekommen waren.
Wir saßen gemeinsam in unserem Auto. Mein Vater fuhr. Alles war ruhig und friedlich. Das dachte ich damals zum Mindest … wer hätte ahnen können, was dann geschah …
Ich konnte mich an ein Reifenquietschen erinnern, das damals in mein Ohr drang. Ich weiß noch, dass ich erschrocken zur Seite sah und einen LKW direkt neben uns fahren sah. Mit dem Fahrer stimmte scheinbar etwas nicht, denn er steuerte seinen Lastwagen gegen die Front unseres Wagens. Ich erinnerte mich, dass unser Auto ins Schleudern geriet, von der Fahrbahn abkam und sich schließlich überschlug. Ich konnte meine Augen nicht schließen, also musste ich beobachten, wie meine Eltern von den Splitternden Metallstücken des zerborstenen Wagens getötet wurden. Da ich hinten gesessen hatte, bekam ich kaum etwas ab. Mein Glück … doch meiner Eltern Pech. Ich kniff meine Augen schließlich doch zu, um sie vor den Glassplittern, der zerbrochenen Fenster zu schüzten. Endlich kam das sich überschlagende Auto zum liegen. Das nächste, was mir wohl immer in Erinnerung bleiben wird, war das, was ich dort sah, als ich meine Augen wieder öffnete. Blut. Es klebte überall. Die eingeklemmten, entstellten Leichen meiner Eltern waren überströmt davon. Was sollte ein zehnjähriges Mädchen in so einer Situation tun.
Mir war klar, dass meine Mutter und mein Vater diesen Unfall unmöglich überlebt haben konnten. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die mir nur wenige Sekunden später über die Wangen rannen. Hilfesuchend blickte ich mich um, doch konnte ich kaum etwas sehen.
Ich rief um Hilfe. Ich hörte, wie sich eine Person schnellen Schrittes näherte, doch konnte sie nicht genau erkennen, da mir durch die nicht versiegen wollenden Tränen war, als wäre ein dichter Nebel vor meinen Augen aufgetreten. Im nächsten Moment nahm ich wahr, wie man die Tür an meiner Seite aufbrach und eine Hand nach mir Griff. Eine Person zog mich heraus und brachte eine sichere Entfernung zwischen mich und das Unfallauto, in dem sich noch immer meine toten Eltern befanden. Die Person nahm mich fest in die Arme und flüsterte mit beruhigende Worte ins Ohr. Es war ein Mann. Seine Stimme erklang ruhig und beschwichtigend in meinem Inneren. Ich konnte mich allerdings nicht mehr daran erinnern, was diese Person mir sagte. Doch sie hatten geholfen, denn der Schleier, der meinen Blick verhüllte schwand langsam. Als ich meine Umgebung schließlich wieder deutlicher erkennen konnte, war mein Retter verschwunden. Ich sah mich suchend nach ihm um, doch er schien schon über alle Berge hinweg zu sein.
Nun näherten sich Leute, die das Geschehen beobachtet hatten. Eine Frau stürzte zu mir und fragte mich, wie es mir ginge. Im nächsten Augenblick tastete sie mich vorsichtig ab, um zu überprüfen, ob ich Verletzungen hatte. Immer mehr Menschen kamen zusammen und umringten mich. Jemand hatte einen Krankenwagen gerufen, der nach kurzer Zeit die Unfallstelle erreichte. Sanitäter eilten zu unserem Auto, doch es war, wie ich es bereits geahnt hatte schon zu spät für meine Eltern. Sie waren bereits bei dem Aufprall gestorben. Ein weiterer Sanitäter hockte sich neben mich und fragte mich zunächst, wie schon einige der Beobachter vor ihm, wie es mir ginge. Ich brachte keinen Ton hervor. Mein Blick schweifte durch die Mengen von Menschen, die mich umringt hatten, noch immer auf der Suche nach dem Mann der mich rettete. Man legte mich auf eine Trage und verfrachtete mich in den Krankenwagen, wo man mich als erstes untersuchte. Der Arzt schien erstaunt, denn ich hatte scheinbar außer ein paar Schrammen und einer Beule am Kopf nichts abbekommen. Ich hatte keine Schmerzen, also fragte ich mich, was den Arzt so erstaunte. Er verließ den Wagen, nachdem er mich untersucht hatte und schob die Seitentür zu. Diese schloss allerdings nicht ganz, wodurch ich ein Gespräch zwischen ihm und den Sanitätern belauschen konnte.
“Das ist ein Wunder!”, sagte er zu ihnen. “Sie hat nur ein paar Schrammen abbekommen, während ihre Eltern und auch der LKW-Fahrer es nicht überlebt haben.” Ich reckte leicht den Kopf, um durch den Spalt der Seitentür hindurch zu sehen. Ich sah, wie einer der Sanitäter dem Arzt nickend zustimmte. “Sie hatte scheinbar echt einen Schutzengel.”, sagte dieser dann schließlich. Meine Gedanken schweiften für einige Augenblicke ab und ich fragte mich, ob dieser Mann, mein Retter vielleicht wirklich ein Engel gewesen war. Seine sanfte Stimme hallte noch immer leise in meinem Kopf. Konnte das sein? War mein Schutzengel vom Himmel herab gestiegen, um mich zu retten?
Ich blickte aus dem Fenster der Krankenwagens und fragte mich wo er wohl war. Ob er wohl wieder in den Himmel zurück gekehrt war? Und ob er wohl die Seelen meiner Eltern mit dort hin genommen hatte?
Schließlich erwachte ich aus meinen Gedanken wieder und hörte, wie einer der anderen Sanitäter berichtete, dass er mit den Leuten gesprochen habe, die den Unfall beobachtet hatten. “Keiner von ihnen sagt, dass er sie aus dem Auto gezogen habe, also wie is sie da bloß raus gekommen? Die Wagentür wurde mit Kraft aufgebrochen, dass sieht man. Aber alle Leute sagen, dass sie alleine da war und niemand weit und breit in der Nähe war.” Ich blickte wieder durch den Türspalt nach draußen. Der Arzt blickte kurz nachdenklich in die Runde. “Wir könnten sie fragen, wer ihr geholfen hat, aber ich glaube nicht, dass sie uns antworten wird. Sie hat einen Schock und hat noch nicht ein Wort gesprochen.” Dann richtete er den Blick auf die Krankenwagentür und bemerkte, dass sie nicht ganz geschlossen war. Er schritt darauf zu und zog sie auf. Ruhig musterte er mich. Schließlich fragte er, “Wer hat dich aus dem Auto geholt?”
Ich wusste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte, also senkte ich meinen Blick. Mein Retter musste einfach ein Engel gewesen sein, denn wer sonst hätte es gewesen sein sollen? Ich sah wieder auf und antwortete aus voller Überzeugung “Mein Engel!”. Der Arzt schien etwas überrascht, doch fing er sich gleich wieder und lächelte mir zu.
All das war jetzt schon fast elf Jahre her. Normalerweise wäre ich als Weise in ein Heim gekommen, doch Danielles Eltern, die die besten Freunde meiner Eltern gewesen waren, setzten sich für mich ein und nahmen mich als Pflegekind bei sich auf. Sobald ich achtzehn wurde suchte ich mir eine eigene kleine Wohnung in ihrer Nachbarschaft. Es machte mir nichts aus alleine zu sein, doch war es von Zeit zu Zeit recht einsam.
Ich öffnete meine Augen wieder und griff nach dem Wasserhahn, den ich zu drehte. Langsam stieg ich aus der Dusche und griff nach meinem Handtuch, um mich ab zu trocknen. Mein Blick fiel auf mein Spiegelbild im Spiegel an der Wand. Im ersten Augenblick war mir, als ob die dunkle Gestalt aus meinem Traum hinter mir stände. Erschrocken wirbelte ich herum, doch das einzige, was ich sah war der Tropfende Duschhahn. Leise stieß ich einen Seufzer aus und trocknete mich ab. Ich ging hinüber in mein Zimmer und zog mich an. Das laute Ticken meiner Wanduhr erfüllte die Stille des Raumes. Wie spät es wohl war? Ich warf einen Blick zur Uhr und erschrak. “So spät schon!”, stieß ich geschockt hervor. Hektisch griff ich nach meiner Tasche und stopfte meine Vorlesungsunterlagen, meinen Block und meine Federtasche hinein, als es auch schon an meiner Tür läutete.
Mir war klar, wer es war. Danielle Robins, die Tochter der Leute, die einst die besten Freunde meiner Eltern gewesen waren und sich, nach deren Tod, für mich eingesetzt hatten, meine beste Freundin. Sie holte mich jeden Morgen pünktlich für die erste Vorlesung an der Uni, an der wir beiden eingeschrieben waren ab, da wir nur ein paar Appartements auseinander wohnten. Ich beeilte mich und öffnete ihr die Tür. “Bin gleich fertig!”, erklärte ich, bevor sie etwas sagen konnte und schlüpfte so schnell ich konnte in meine Schuhe. Schnell schulterte ich meine Tasche, griff nach meiner Jacke und meinem Schlüssel und trat aus der Haustür, welche ich hinter mir verschloss.
“Okay, wir können!”, sagte ich mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht. Normalerweise, hätte sie mir jetzt eine Standpauke gehalten, doch stattdessen erwiderte sie mein Grinsen nur und antwortete “Schon klar!” Kurze Zeit später waren wir in der Uni angekommen. Durch unsere Eile waren wir doch noch recht früh dort und so waren wir, abgesehen von drei, vier unserer Kommilitonen alleine im Vorlesungssaal. Wir setzten uns an unsere Plätze und sprachen nicht weiter miteinander, denn Danielle ging wie jeden Morgen noch einmal ihre Notizen der letzten Vorlesung durch. Ich hingegen saß bewegungslos auf meinem Stuhl und sah aus dem Fenster. Ich musste einen gedankenverlorenen Blick gehabt haben, denn trotz ihrer noch durch zu gehenden Notizen musterte Danielle mich und fragte mich, ob es mir gut ginge. Ich beantwortete ihre Frage mit einem Nicken und starrte weiter durch das Fenster in den kaum wolkenverhangenen Himmel.
In Gedanken hing ich noch immer meinem Traum nach. Dieses vertraute Gefühl, das ich gehabt hatte, als mir die Gestalt so nah war ... Er musste mich kennen ... Doch wer konnte es sein? Ich wendete meinen Blick wieder von dem Fenster ab und ließ ihn in aller Seelenruhe durch den Raum schweifen. Konnte es einer meiner Kommilitonen oder Tutoren gewesen sein oder gar einer meiner Professoren? In Gedanken sortierte ich die Personen, die mir in den Sinn kamen ihren Sitzplätzen zu. Nein. Von ihnen war es mit Sicherheit keiner. Was würde ich nicht alles dafür geben, endlich zu erfahren wer mein Retter .. mein Schutzengel gewesen war.
Mit der Zeit füllte sich der Saal. Geschichte. Wie ich dieses Fach doch hasste, schon immer doch abwählen konnte ich es leider nicht. Ich hatte schon am Morgen keine Lust auf diesen Tag gehabt und als Professor Pierce den Saal betrat, wurde mir einmal mehr klar warum. Professor Pierce war ein stark auf sechzig zugehender stämmiger Mann, der scheinbar schon lange das Interesse und die Freude am Lehren verloren hatte.
Dies ließ er seine Studenten in jeder Vorlesung spüren, indem er gezielt Studenten abfragte, zu Themen, von denen wir alle noch nie etwas gehört hatten und dementsprechend benotete. Es war egal, ob ich mitmachen würde oder nicht, denn mir lag dieses Fach von Anfang an nicht und ich würde sowieso nie dran genommen werden. Aus diesem Grund nahm ich eine bequeme Sitzhaltung an und begann auf meinem Block zu kritzeln.
Wie immer zog sich die Stunde hin wie ein lästiger Kaugummi und ließ einem jegliche Hoffnung auf den restlichen Tag verlieren. Es lief ab, wie in jeder anderen Stunde. Professor Pierce folgte ganz klar einem Muster. Ich hatte das Glück nicht in dieses Muster zu fallen, ganz im Gegensatz zu Danielle. Sie war eine der jenigen, die er ständig auf dem Kiker hatte. Wie üblich befragte er alle zu einem Thema, das sich für uns anhörte, als habe er es sich soeben aus den Fingern gesaugt. In zwischen hielt ich ihn nicht mehr nur für einen Geschichtsprofessor, sondern viel mehr für einen Märchenerzähler. Wer von uns hatte bitte je von einem Botsuana Massaker von 1974 gehört? Ich ließ meinen Stift sinken und richtete meinen Blick auf Danielle, welche neben mir saß und gerade darüber abgefragt wurde. Unser Professor stellte ihr unendlich viele und komplizerte Fragen. Wäre ich an Danielles Stelle gewesen, hätte ich höchst wahrscheinlich nur Stock streif da gesessen und ihn mit einem verwirrten Gesichtsausdruck angesehen. Mir war ja sogar die Art seiner Fragestellung zu hoch gewesen, wie sollte ich dann auch nur auf eine dieser Fragen eine korrekte Antwort hervor bringen? Danielle schien zum Mindest im Ansatz seine Fragen verstanden zu haben, doch sagte ihm scheinbar keine ihrer Antworten zu. Ich beobachtet Danielles Versuch ihm gerecht zu werden eine Weile, bis ich meinen Blick schließlich wieder aus dem Fenster richtete. Ein leichter Wind wehte durch die Bäume und die Blätter raschelten leise vor sich hin. Ich blendete alle Nabengeräusche aus und versank ganz in meinen Gedanken. Kurze Zeit darauf fielen meine Augen allmälig zu, ich hatte nicht mehr die Kraft und den Willen dazu sie offen zu halten. Erst stützte ich meinen Kopf mit einem angewinkelten Arm von meinem Pult ab, doch schließlich sank ich langsam aber sicher immer weiter darauf nieder. Pierce schien dies zwar zu bemerken, doch kümmerte es ihn scheinbar reichlich wenig. Ich verschlief den ganzen Rest der Geschichtsstunde und erwachte erst, als ich eine leise, sanft klingende Stimme meinen Namen sagen hörte. Wer war das? Es hörte sich für einen Augenblick an, wie die Stimme des Unbekannten, von dem ich die letzte Nacht geträumt hatte. Erst klang sie, als würde sie weit weg sein, doch dann näherte sie sich immer weiter, bis ich erkannte, dass diese Stimme einer Frau zu gehören schien. Langsam öffnete ich die Augen und blinzelte Danielle, die versucht hatte mich zu wecken verschlafen an. "Was ist denn?", murrte ich leise. "Die Vorlesung ist vorbei. Du kannst wieder aufstehn.", entgegnete meine Freundin mir nur in einem etwas ruppigen Ton. Ich stieß einen resignierenden Seufzer aus und richtete mich auf. Danielle schien eingeschnappt zu sein, da sie nicht weiter darauf wartete, dass ich meine Sachen in meine Tasche packte, sondern einfach ohne ein weiteres Wort vor ging. Mit leicht bedröppeltem Ausdrück in den Augen schaute ich ihr nach. Was hatte sie denn? Eigendlich musste sie es doch inzwischen wissen, dass ich ein Morgenmuffel war. Wortlos stopfte ich meine Schulsachen in meine Tasche, schulterte diese und folgte Danielle.
Sie ging ohne Umwege direkt zu den Spinden. Diese hatte unsere Universität irgendwann einer Highschool abgenommen, die wohl inzwischen geschlossen worden sein dürfte. Es waren große, in die Länge gezogen Metallschränke, die mit Aufklebern, die die Schüler der Highschool darauf geklebt hatten, um das ganze wenigstens Optisch etwas auf zu werten. Kurz gesagt: Sie waren einfach nur hässlich! Dies war wohl auch der Grund warum einige der Erstsemesterstudenten die Aufgabe bekommen hatten Entwürfe zur optischen Aufwertung der Spinde an zu fertigen.
Danielle öffnete das Schloss ihres Spindes und würdigte mich keines Blickes. Verständnislos und fragend zugleich schaute ich sie an. "Es tut mir leid.", murmelte ich entschuldigend. "Aber du kennst mich doch ... das ist nichts persönliches .. ich bin nun mal einfach ein Morgenmuffel." Ich hoffte, dass sie diese Aussage beschwichtigen würde und sie zum Mindest wieder mit mir reden würde. Einen Moment lang sagte sie garnichts, sie stand still da und schien mit sich zu ringen, ob sie das Wort an mich richten sollte. Schließlich entschied sie sich scheinbar doch dafür, denn sie drehte sich zu mir. "Du hast Post.", sprach sie kurz und deutete in die Richtung meines Spindes, der nur ein paar Meter entfernt war. Ich lehnte mich etwas zur Seite, um an den anderen Studenten einen Blick auf meinen Spind erhaschen zu können. Tatsächlich! An der Tür meines Spindes hing ein weißer Briefumschlag. Sofort musste ich innerlich aufseufzen, denn es war nicht der erste Brief, den ich hier bekam. Und immer waren sie von ein und der selben Person.
Ich schritt an Danielle vorbei direkt auf meinen Spind zu und zog den Brief aus dem Schlitz der Spindtür, in der er steckte. Kurz überlegte ich, ob ich den Brief gleich wegschmeißen sollte, doch in mir war immernoch die Hoffnung, dass der Brief dieses Mal von jemand anderem sein konnte. Ohne noch lange darüber nach zu denken öffnete ich den Umschlag und holte einen schwarzen Papierbogen heraus, auf dem mit silberner Schrift stand:
"Liebe Faren,
Ich weiß nicht wie viele Briefe, SMS und E-Mails ich dir schon geschrieben habe und wie oft ich dich schon angesprochen habe - es waren unzählige Male .. Ich weiß, dass du es nicht willst, aber ich kann nicht anderst, als dir meine Gefühle zu gestehen! Ich bitte dich .. gibt mir eine Chance und du wirst sehen: ICH werde dich glücklich machen!
In Liebe Steve"
Schon, als ich den Brief las, wurde mir von so viel Gefühlsduselei schlecht. Alles was ich im Gedächtnis behielt war: Ich, ich, ich. Machte sich dieser Mann überhaupt Gedanken, was ich wollte? Es war wahrlich nicht der erste Brief, den mir Steve Gavet, einer unserer Tutoren aus einem höheren Semester, geschrieben hatte und in jedem einzelnen gestand er mir einmal mehr, wie sehr er mich doch liebte. Alles war schon dabei gewesen, von einem einfachen Liebesbrief bis hin zu Reimen und Gedichten. Ich war es leid! Nicht dass er schlecht aussah, aber ich verstand nicht, was er an mir finden sollte. Er kannte mich kein bisschen. Ich hasste solche Sachen, vor alle dem, wenn sie von dem Mann kamen, in den Danielle unsterblich verliebt war. Ich zerknüllte den Brief und warf ihn, während ich wieder zu Danielle schritt in einen am Rand stehenden Mülleimer. Insgeheim hoffte ich, dass Steve irgendwo in der Nähe stand und sah, wie ich seinen Brief ohne zu zögern in den Mülleimer pfefferte. Schließlich kam ich wieder neben Danielle zum Stehen und blickte ihr reumütig in die Augen, auch wenn es nicht meine Schuld war, dass Steve der festen Überzeugung war mich zu lieben. Danielle hatte den Blick gesekt und schien wirklich niedergeschlagen zu sein. Sacht legte ich ihr meine Arme um die Schultern und versuchte sie zu trösten. Kaum hatte ich meine Arme angehoben, schlang sie ihre Arme um meine Taille und lehnte den Kopf an meine Schulter. "Warum sieht er mich nicht?", japste sie leise vor sich her. Vorsichtig legte ich ihr eine meiner Hände auf den Hinterkopf und strich ihr beruhigend darüber. "Wenn er dich nicht sieht, dann ist er blind und ist es überhaupt nicht wert wegen ihm traurig zu sein!", sprach ich leise und hoffte sie würde diesen Wink verstehen. Nach einigen Sekunden hob Danielle den Kopf und sah mich mit leidvollem Blick an. "Aber ich liebe ihn ....", jammerte sie leise, so dass keiner der Umstehenden sie hören konnte. Wieder entfuhr mir ein leises Seufzen. Ich lehnte meine Stirn an Danielles und schloss für einen Moment die Augen. "Ich weiß ...", flüsterte ich ihr leise zurück.
Die Leute um uns herum warfen uns merkwürdige Blicke zu. Was sie wohl dachten? Es war mir egal, denn ich hatte wieder einmal meine ganze Umgebung, bis auf Danielle ausgeblendet. Erst als es zur nächsten Stunde Klingelte öffnete ich meine Augen wieder und löste mich von ihr. Ich griff kurz in ihren Spind und schloss ihn danach, drückte ihr ein Buch in die Hand und ergriff diese schließlich. "Na komm!", sagte ich ruhig und lächelte sie an. Danielle sah mich für einen Augenblick irritiert an, doch dann zeichnete sich auch auf ihren Lippen ein leichtes Lächeln ab. "Was würde ich nur ohne dich tun?", meinte sie und folgte mit bereitwillig in den nächsten Vorlesungssaal.
Ich wusste nicht genau wie, aber wir hatten diesen Vorlesungstag überstanden. Ich wartete, bis Danielle ihre Sachen eingepackt hatte und bereit für den Weg nach Hause war. Auf dem Weg beobachtete ich sie unauffällig aus den Augenwinkeln heraus. Sie schien die Sache mit den Brief bereits wieder vergessen zu haben, worüber ich wirklich erleichtert war. Ich mochte es nicht sie leiden zu sehn, denn sie war immerhin meine beste Freundin und das schon, seit wir klein waren. Allmählich wurde das Licht der Sonne schwächer, doch es war noch hell genug den Weg zu finden. Mit einem Mal hakte sich Danielle unerwartet bei mir ein und grinste mich an. "Du kommst mit zu uns! Mam hat gekocht.", meinte sie und ließ dabei keine Widerrede zu. Ich nickte nur leicht und gab keine Widerworte, da mir klar war, dass sie sich eh nicht hätte abwimmeln lassen. Ich ging also mit zu Danielle nach Hause. Schon an der Haustür rief uns ihre Mutter entgegen, dass das Essen fertig sei. Danielle und ich zogen uns die Schuhe und Jacken aus und gingen ins Esszimmer. Auf dem Weg dorthin kamen wir an der Küche vorbei, in die ich mich kurz begab, um Mrs. Robins zu begrüßen. Für mich war sie inzwischen soetwas wie eine zweite Mutter geworden, die sich um mich sorgte und nur mein Bestes wollte. Kaum hatte ich auch nur ein Wort gesagt, strahlte sie mich an und versicherte mir, wie sehr sie sich freute, dass ich wieder einmal bei ihnen war. Ich lächelte nur still und nahm den extra Teller und das Besteck entgegen, dass sie mir reichte. Danielle hatte sich bereits an den Tisch gesetzt und wartet dort auf mich. Der freie Platz neben Danielle war immer für mich reserviert für den Fall, dass sie mich einmal wieder mitschleppte, was ziemlich oft der Fall war. Ich setzte mich also auf meinen angestammten Platz und platzierte den Teller und das Besteck vor mir auf dem Tisch. Kaum hatte ich das getan kam auch schon Mrs. Robins in das Esszimmer und stellte eine Schüssel mit Kartoffeln und einen Topf mit einer Gemüsemischung auf den Tisch. Keine Minute später folgten ein kleinerer Soßentopf und ein Teller mit gebratener Hähnchenbrust. Mrs. Robins kannte mich seit Jahren, also war es nicht weiter verwunderlich das sie wusste, dass ich nur weißes Fleisch aß. Sie musste wohl wieder einmal mit meiner Anwesenheit gerechnet haben. Woher ihre 'Vorahnungen' wohl kamen fragte ich mich jedes Mal wieder. Auch an diesem Abend würden wir wieder ohne Danielles Vater zu Abend essen, da dieser wieder einmal länger zu arbeiten hatte. Aber auch das war ich noch von der Zeit, in der ich hier bei der Familie Robins gelebt hatte gewohnt. Kaum hatte sich Mrs. Robins gesetzt nahm sie ach schon die Kelle in die Hand und füllte jedem von uns auf. Dagegen etwas zu sagen hatte ich mir längst abgewöhnt denn ich wusste, dass Danielles Mutter beleidigt sein würde, wenn ich nicht ordentlich mit aß. Noch ein Grund, warum sie meine Essgewohnheiten inzwischen verinnerlicht hatte. Nachdem eines jeden Tellers gefüllt war und Danielle bereits mit dem Essen begonnen hatte griff auch ich zu meinem Besteck. Knapp eine Halbe Stunde herrschte Stille, wenn man von den Essgeräuschen und dem Besteckgeklapper absah, bis schließlich alle aufgegessen hatten. Einmal mehr war ich die Letzte, die mit dem Essen fertig wurde. Sobald ich mein Besteck auf dem Teller abgelegt hatte grinste mich Mrs. Robins freudig an und fragte mich wie immer wie es mir geschmeckt hatte. Ich lächelte ihr entgegen und bedankte mich für das leckere Essen. Da ergriff Danielle auch schon meinen Teller und reichte ihn mitsamt ihrem eigenen an ihre Mutter weiter, die sich aufrichtete und sich daran machte den Tisch ab zu räumen. Allein der Höflichkeit wegen stand ich ebenfalls auf und half ihr, während Danielle ihr Glas leerte und auf meine Rückkehr wartete. Schon als sie mich an der Tür sah stand sie auf, packte mich am Handgelenk und zog mich ungefragt mit in ihr Zimmer. Ein resignierender Seufzer entwich mir. Ich sollte es gewohnt sein. dachte ich und nahm auf ihrer Bettkante platz. Nachdem Danielle die Tür geschlossen hatte setzte sie sich sofort an ihren Schreibtisch, klappte ihr Notebook auf und fuhr ihn hoch. Leicht genervt verdrehte ich die Augen - ich konnte mir denken, was nun wieder kommen würde. Kaum hatte das Betriebssystem ihres Laptops hochgefahren erschien auch schon als Hintergrund ein heimlich geschossenes Foto von Steve. Von diesen besaß Danielle Unmengen, denn sie ließ keine Gelegenheit aus, um ihre Steve-Sammlung zu erweitern. Ich zählte von fünf abwärts und wie vorher gesehen begann Danielle wieder über ihre nicht erwiderte Liebe zu Steve zu klagen. Nach einigen Minuten Wehklagens beruhigte sie sich, indem sie die Internetseite des Clubs in Nähe unseres Campus öffnete und unter dem Begriff Events nach dem heutigen Abend suchte. Heute Abend sollte wieder einmal eine große Party steigen, die Danielle mit Sicherheit miterleben wollte - nicht zuletzt, weil Steve sicher auch wieder anwesend sein würde. Ich konnte mir schon jetzt denken was mich an diesem Abend erwarten würde. Wenigstens konnte Jonathan uns keinen Streich spielen, denn immerhin hatte er in der Bar einen Job als Barkeeper und würde wohl wie immer bei solchen Partys voll ausgelastet sein und nicht viel Zeit für uns finden. Das allerdings würde bedeuten, dass ich Danielle heute den ganzen Abend über an meiner Backe kleben haben würde. Ich konnte nur beten, dass Steve nicht wieder eine Flirtattacke startete, ansonsten würde ich mir den Rest des Tages weiter Danielles Enttäuschung anhören dürfen. Jedenfalls für den Moment hatte sie wieder bessere Laune und strahlte mich nun auch wieder an. “Steve wird sicher auch da sein!”, grinste Danielle mich an und sah mich entschlossen an. “Heute Abend erobere ich ihn!” Skeptisch betrachtete ich meine beste Freundin. Sie hatte es schon einige Male versucht, doch war Steve ihr gegenüber quasi blind. Vielleicht hatte er auch einfach bereits mitbekommen, wie nervtötend Danielle von Zeit zu Zeit sein konnte und wollte sie sich nicht aufzwingen lassen. Ich wünschte mir zwar, dass Danielle glücklich war, doch was Steve anbelangte - Er war mir schlichtweg egal! Selbst wenn er es nicht gewesen wäre so wäre er für mich dennoch tabu gewesen, wegen meiner engen Freundschaft zu Danielle. Wie dem auch sei - Danielle freute sich auf den Abend und das wollte ich ihr auch nicht nehmen. Kaum hatte sie alle Daten nachgesehen sprang sie auch schon auf und öffnete ihren Kleiderschrank. Nun würde wieder ihr alltägliches Ritual beginnen, bei dem sie ihre Abendgarderobe auswählte und mich dabei um Rat fragte. Nach und nach zog sie ein Outfit nach dem anderen aus ihrem Schrank, hielt es sich an und sah mich anschließend fragend an. Ich nickte bei mehreren ihrer ausgesuchten Outfits, doch Danielle war selber noch unentschlossen. Diese ganze Prozedur würde wieder Ewigkeiten dauern. Um dem zu entgehen ergriff ich das Outfit, auf das es im Nachhinein doch wieder hinauslaufen würde und stand auf. Ich stellte mich hinter Danielle, während sie vor ihrem Standspiegel stand und ein Kleid an ihren Körper hielt, nahm ihr dieses ab und hielt ihr mein ausgesuchtes Outfit vor die Nase. “Nimm das hier!”, meinte ich ruhig und ließ mit meinem Tonfall keine Widerrede gelten. Danielle musterte sich kurz im Spiegel, offensichtlich hatte ich wie immer mit meiner Auswahl ihren Geschmack getroffen. Schließlich grinste sie und nickte zustimmend. “Hast Recht, das ist toll! Das ziehe ich an!” Nachdem sie dies gesagt hatte hängte sie das ausgesuchte Kleid über ihren Diener und begann die anderen Kleidungsstücke wieder ordentlich in den Schrank zu packen. Danielle war jemand, der Ordnung liebte egal in welchem Bereich ihres Lebens. Alleine wenn ich mir ihre Unterlagenordner für die Uni ansah wurde mir bewusst, dass ich eigentlich das genaue Gegenteil von meiner Freundin war. Ich schrieb zwar in der Uni mit, aber ich sortierte meine Mitschriften immer erst in meine Unterlagen ein, wenn wieder eine Woche vergangen war. Dadurch trug ich in der Uni natürlich immer einen fast voll beschriebenen Block mit mir herum in dem ich auch Unterlangen von Fächern hatte, von denen ich an den jeweiligen Tagen keine Vorlesungen hatte. Danielle war meine Unordnung schon immer ein Dorn im Auge. Deshalb verhinderte ich meist, dass Danielle überhaupt meine Wohnung betrat. Ich hielt meine Wohnung im Großen und Ganzen eigentlich immer ordentlich und sauber, abgesehen von ein paar herumliegenden Kleidungsstücken, oder noch nicht abgewaschenem Geschirr vom Vortag, aber selbst das regte Danielle schon auf. Und heute Abend würde Danielle mit Sicherheit wieder einmal eher bei mir vorbei sehen mit einer Flasche Sekt zum Vorheizen. Dabei würde sie ob sie es nun selbst wollte, oder es nur unterbewusst geschah durch meine Wohnung stöbern und jegliche Unordnung anprangern. Noch ein Grund weshalb ich mich bald verabschieden sollte. Dafür war jetzt die beste Gelegenheit, solange Danielle noch am Aufräumen war. Ich schnappte mir also schnell meine Tasche und drehte mich nochmals zu ihr. “Ich muss dann auch los. Ich muss noch schnell was einkaufen!” Wie erwartet sah Danielle sofort zu mir und musterte mich skeptisch. Ich zwang mich ruhig zu bleiben und weiter zu lächeln. Schließlich nickte Danielle und erwiderte mein Lächeln. “Okay dann komme ich dich nachher abholen.”, meinte sie schmunzelnd und ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Ich nickte schnell und umarmte sie kurz zur Verabschiedung. “Ich weiß ja wo‘s raus geht”, sagte ich schmunzelnd und ging schließlich aus Danielles Zimmer. Auf dem Weg zur Tür kam ich am Wohnzimmer vorbei, in dem inzwischen Mrs. Robins auf dem Sofa platz genommen hatte und in einem Katalog schmökerte. Ich blieb an der Wohnzimmertür stehen und brachte ein kurzes “Nochmals danke für das Essen, aber ich muss jetzt wieder los.” hervor. Sofort sah Danielles Mutter auf, legte den Katalog zur Seite, stand auf und kam auf mich zu. “Moment! Ich habe noch etwas für dich!” Sanft lächelte sie mir entgegen. Für Mrs. Robins war ich so etwas wie eine zweite Tochter, denn immerhin hatte ich mein halbes Leben bei ihnen verbracht. Sie verschwand kurz in der Küche, während ich im Flur wartete und kam schließlich mit einer Plastikdose wieder. Wie ich erwartet hatte, hatte sie mir wieder einmal noch eine Portion des Mittagessens eingepackt. Sie schmunzelte mich an, während sie mir die Dose reichte und mir einen Zwanzigdollarschein zusteckte. Leise seufzte ich auf. “Aber das brauchst du doch nicht ..” Schon fiel sie mir ins Wort. “Ah ah .. Ihr wollt doch heute Abend ausgehen?”, fragend sah sie mich an und schmunzelte erneut. Langsam nickte ich, erwiderte schließlich das Schmunzeln und bedankte mich herzlich bei ihr. “Ich muss jetzt aber wirklich los.”, begann ich wieder und ging demonstrativ in Richtung Wohnungstür. Danielles Mutter folgte mir noch bis zur Tür, lächelte mir noch ein letztes Mal zu, als ich hindurch ging und winkte mir zum Abschied zu. Kaum hatte ich die Wohnung verlassen überkam mich ein Gefühl der Erleichterung. Es war mir tatsächlich gelungen mich schon nach so kurzer Zeit ab zu seilen. Nachdem ich die Plastikdose in meiner Tasche verstaut hatte machte ich mich wie ich es Danielle gesagt hatte auf zum Einkaufszentrum, um einige Einkäufe zu erledigen. Ich würde nur wenige Sachen brauchen, da ich sowieso oft bei den Robins mit aß. Nachdem ich das nötigste zusammen gesucht und an der Kasse bezahlt hatte verstaute ich meine Einkäufe ebenfalls in meiner Tasche. Diese hatte inzwischen einiges an Gewicht zugelegt, doch ich ließ es mir nicht nehmen mir in Ruhe die Schaufenster der anderen Geschäfte an zu sehen. Warum auch nicht, wenn ich schon einmal hier war. Im Schaufenster eines Juweliers entdeckte ich einen Kettenanhänger, der mir sofort ins Auge fiel. Es war ein herzförmiges, silbernes Medaillon, auf der oberen Seite mit einer verschnörkelten floralen Gravur. Es erinnerte mich an etwas - die Form ähnelte einem Medaillon, das ich schon einige Male im Traum gesehen hatte. Ich war immer der Ansicht gewesen, dass es das Medaillon meiner Mutter gewesen sein musste, doch in ihrem Nachlass habe ich nichts desgleichen gefunden. Mein Blick fiel auf den Preis dieses wertvollen Stückes. Mir stockte der Atem. Eindeutig überteuert! Dennoch musste ich mich zwingen den Blick von dem Schmuckstück zu nehmen und weiter zu gehen. Kaum hatte ich mich wieder in Bewegung gesetzt blieb ich zwei Geschäfte später erneut vor einem Schaufenster stehen. Dieses Mal stand ich vor dem Schaufenster eines großen Bekleidungsgeschäftes, das im Schaufenster ein wunderschönes trägerloses Kleid ausgestellt hatte. Einige Minuten stand ich nur vor dem Laden und starrte das Kleid an. Es war vom Ausschnitt bis zur Hüfte weiß, mit an den Seiten schräg verlaufenden schwarzen Punkten. Am Ausschnitt, unter der Brust und an der Hüfte teilten schwarze Samtstreifen die weiße Fläche auf. Ab der Hüfte fiel schwarzer Samt in mehreren übereinander gelegten Reihen in Falten schräg herunter. Wie zu erwarten war hing an dem Ausstellungsstück wie immer kein Preisschild. Es brannte mir unter den Fingernägeln. Ich wollte es wenigstens einmal anprobieren, auch wenn ich schon jetzt wusste, dass ich es mir nicht würde leisten können. Noch einen Moment rang ich mit mir selbst, bis ich mir schließlich einen Ruck gab und den Laden betrat. Sofort sah ich mich suchend um bis ich das gesuchte Objekt entdeckte und darauf zuging. Nur einen Blick später fand ich das Kleid in meiner Größe und hielt es mir an. Ich musste mich kurz orientieren, um die Umkleidekabinen zu finden, denn in diesem Laden war ich zum ersten Mal. An den Umkleiden angekommen musste ich einen Moment warten, denn alle Kabinen waren belegt. Schließlich aber ging ein Vorhang auf und eine ältere Frau trat heraus. Sofort ging ich in die Kabine und zog den Vorhang hinter mir zu, ehe mir jemand anders diese vor der Nase wegschnappen konnte. Ich legte meine Tasche ab und begann gleich meine Sachen ab zu legen, um das Kleid an zu probieren. Ohne Mühe streifte ich es über und schloss den Reißverschluss, der sich an der rechten Seite befand. Zum Glück hing in jeder dieser Umkleiden ein riesiger Spiegel an der Wand, so musste ich mich nicht vor anderen Menschen zeigen. Es musste schließlich niemand wissen, dass ich es mir nicht leisten konnte dieses Kleid zu kaufen, was allerdings jeder an meinem enttäuschten Gesichtsausdruck erkennen würde, sobald ich auf das Preisschild sah. Den Blick darauf hatte ich bis jetzt erfolgreich vermieden und ins geheim hoffte ich, dass das Kleid nicht so sitzen würde wie erwartet, damit ich nicht zu enttäuscht wäre, wenn ich den Preis erfuhr. Kaum hatte ich den Reißverschluss geschlossen warf ich einen Blick in den Spiegel. Sofort ärgerte ich mich über mich selbst. Es saß perfekt! Es reichte mir gerade bis kurz oberhalb der Knie. Vorsichtig strich ich über den Stoff, der sich an meinen Körper schmiegte. Es fühlte sich so locker und leicht an. Schließlich erreichte ich die Samtrose, die auf Hüfthöhe befestigt war und fuhr mit den Fingerspitzen darüber. Ich biss mir auf die Unterlippe, nun war der Moment gekommen vor dem es mir die ganze Zeit über am meisten gegraust hatte. Langsam drehte ich das Preisschild in der Hand um. Ein resignierender Seufzer entwich mir. Wie erwartet lag es weit über meinem Budget. Aber meine Hoffnung war noch nicht ganz am Ende. Ich hatte nächsten Monat Geburtstag, bis dahin könnte ich das Geld zusammen sparen, vielleicht sollte ich mir einen Nebenjob suchen - die Voraussetzung war natürlich, dass das Kleid noch so lange im Geschäft sein würde. Widerwillig zog ich das Kleid wieder aus und schlüpfte wieder in meine Straßenkleidung. Nun würde ein noch unangenehmerer Augenblick folgen. Ich legte das Kleid über meinen Unterarm und ging Richtung Kasse. Ich wartete einen Moment, bis die zuletzt bediente Kundin das Geschäft verlassen hatte und sprach dann die Verkäuferin an. Kurz erklärte ich ihr, dass ich das Kleid unbedingt haben wollte, doch erst nächsten Monat genügend Geld dafür haben würde und bat sie es bis dahin für mich zurück zu legen. Offensichtlich widerstrebte der Frau meine Bitte, was sie mit der Äußerung rechtfertigte, dass sie keine Sachen länger als zwei Tage zurücklegen durften. Nachdem ich sie noch einmal inständig darum gebeten hatte holte die Verkäuferin den Geschäftsführer zu unserer Diskussion hinzu und ich erklärte diesem erneut mein Anliegen. Dieser willigte schließlich ein unter der Bedingung, dass ich eine Anzahlung hinterlegen musste. Ich konnte nicht anders, als zu zögern, doch schließlich nickte ich zustimmend. Der Geschäftsführer persönlich quittierte mir meine geleistete Anzahlung und ich bekam einen Zettel mit einer Nummer. Zufrieden mit dem Ergebnis bedankte ich mich und verließ schließlich den Laden. Erst nach zwei geschlagenen Stunden kam ich wieder an meiner Wohnung an. Ich verstaute meine Einkäufe im Kühlschrank und in den Küchenschränken, ebenso wie die Plastikdose, die ich von Mrs. Robins bekommen hatte. Nachdenklich ließ ich den Blick durch meine Wohnung schweifen. So schlimm sah es hier doch eigentlich gar nicht auf, schließlich bemühte ich mich Ordnung zu halten, doch wenn Danielle erst einmal hier wäre würde sie sicher trotzdem etwas finden, um an meinem Ordnungssinn herum zu nörgeln. Also räumte ich lieber jetzt noch etwas auf. Meine Tasche legte ich auf meinem Schreibtisch ab, dort würde sie den Rest des Tages auch liegen bleiben und hob ein paar auf dem Boden verteilte Kleidungsstücke auf. Prüfend musterte ich eines nach dem anderen. Zwei Teile davon legte ich wieder ordentlich zusammen und so fanden sie ihren Platz in meinem Kleiderschrank. Die restlichen Sachen dagegen brachte ich direkt hinüber ins Badezimmer und warf sie in meinem Wäschekorb. Waschen würde ich wieder erst am Wochenende, denn unter der Woche fand ich einfach keine Zeit dafür. Ich streifte die Kleidung ab, die ich im Augenblick trug und warf auch diese gleich mit in den Wäschekorb, ehe ich mir andere Sachen aus meinem Schrank holte und mich für später umzog. Wobei später nicht ganz der Richtigkeit entsprach, wie mir ein Blick auf die Uhr an meiner Wand verriet. Ich sollte mich wirklich langsam beeilen, wenn ich fertig sein wollte bevor Danielle kam. Ich nahm wieder meinen Platz vor meinem Badezimmerspiegel ein und betrachtete mich skeptisch im Spiegel. Schließlich entschied ich mich dazu nur ein dezentes Makeup auf zu legen immerhin hatte ich nicht im Sinn jemanden auf zu reißen. Nun stand jedoch noch die Frage im Raum was ich mit meinen Haaren anstellten sollte. Nachdenklich betrachtete ich mein Spiegelbild, während ich meine Haare zu einem schlichten Zopf nach hinten zusammen nahm. Nein das war zu normal - zu sehr Alltag. Ich könnte mir Locken machen, doch das dauerte jetzt vermutlich zu lange, sie jedoch einfach so offen zu lassen erschien mir auch zu langweilig. Also warum nicht einfach schlicht bleiben? Ich suchte mir eine Hand voll Haarnadeln heraus und steckte mir die Haare also hoch, nicht zu ordentlich immerhin sollte es nicht danach aussehen, dass ich Stunden dafür im Bad verbracht hatte. Ich brauchte zwar ein paar Minuten lang bis meine Hochsteckfrisur endlich saß doch schließlich war das Kunstwerk vollbracht. Kaum hatte ich die letzte Haarnadel in meinem Haar versenkt klingelte es auch schon an meiner Wohnungstür. Wer das wohl sein kann?, ging es mir durch den Kopf. Natürlich konnte es niemand Anders als Danielle sein. Ich warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, ehe ich mich aus dem Bad entfernte und meiner besten Freundin die Tür öffnete. Wie üblich stand sie mit einer Flasche Sekt in der Hand vor mir. Wie unfair, dass sie bereits volljährig war und trinken durfte und ich noch einen Monat lang warten musste. Ich holte aus einem der Küchenschränke zwei Gläser und stellte diese auf dem kleinen Couchtisch ab, den ich vor meinem Bett stehen hatte. Ein Sofa besaß ich nicht, ich hätte auch gar nicht gewusst wo ich eines hätte unterbringen sollen, denn meine Wohnung war für Bett und Sofa eindeutig zu klein. Stattdessen wurde mein gemachtes Bett einfach mit als Sofa genutzt. Während ich Danielle die Flasche abnahm, die Folie löste und den Korken heraus zog, setzte sie sich inzwischen und wollte sicher gerade wieder anfangen von Steve zu sprechen. Darauf hatte ich nun wirklich gar keine Lust. Ich wollte weder über Steve sprechen, noch auch nur einen Gedanken an diesen Kerl verschwenden. Bevor Danielle richtig ansetzen konnte lenkte ich das Thema auf etwas anderes und erzählte ihr stattdessen von dem Kleid, das ich entdeckt hatte und vor hatte zu kaufen. Ich konnte genau sehen, wie ihr Blick skeptisch wurde. „Wie viel kostet es?“, fragte sie schließlich. Als hätte ich es nicht schon geahnt. Ich zögerte und überlegte tatsächlich, ob ich ihr einen falschen Preis nennen sollte, gab aber schlussendlich doch nach. „200 ..“, antwortete ich etwas widerwillig und konnte geradezu hören, wie Danielle die Luft anhielt. „So viel hast du aber doch gar nicht!“, warf sie sofort ein. Danke, das wusste ich auch schon selbst. Ich sprach meine Gedanken nicht aus sondern schwieg einen Moment und schüttete uns beiden lieber ein. Erst nachdem ich einen Schluck getrunken hatte rang ich mich zu einer Antwort durch. „Ich denke ich suche mir einen Nebenjob.“, erklärte ich ruhig. Auch wenn ich noch nicht wusste wo ich am ehesten auf die Schnelle einen Job finden könnte. Ich würde einfach Jon fragen, ob er ein gutes Wort für mich bei seinem Chef einlegen könnte, oder ich versuchte es im Café auf unserem Campus. Wir diskutierten noch eine Weile, die Flasche hatten wir schon fast geleert. Erst gegen halb Zehn machten wir uns auf den Weg, früher in den Club zu gehen hatte ohnehin keinen Sinn, da die Meisten erst ab Zehn da waren, also hatten wir uns angepasst. Wir brauchten nicht lange von meiner Wohnung aus bis zur Bar. Wir kamen auch ziemlich schnell rein, immerhin waren wir bereits Stammgäste, kannten den Türsteher und unser bester Freund stand hinter der Theke und mixte Drinks. Ich sah mich als erstes um nachdem wir den Club betreten hatten. Es erstaunte mich, dass doch schon so viel hier los war. Die kleinen Tischgruppen an den Wänden entlang waren alle bereits besetzt. Es würde uns also nichts anderes übrig bleiben als uns zu Jonathan an die Bar zu gesellen. Wenigstens ergatterten wir hier zwei nebeneinander stehende Barhocker, die wir gleich in Beschlag nahmen. Jon hatte uns bereits entdeckt, füllte noch zwei weitere Biere ab und reichte diese über den Tresen, ehe er breit grinsend auf uns zu kam. „Ah meine Lieblingstrinkerinnen! Was kann ich euch gutes tun, meine Hübschen?“, fragte er wie immer gekünstelt charmant. Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Auch wenn er immer nur so tat als ob, ich hatte ihn längst durchschaut und wusste genau, dass er eigentlich nur auf eine geeignete Chance wartete, um Danielle nach einem Date zu fragen. Doch wie Steve bei Danielle war sie blind was Jon anging. Vielleicht sollte ich den Beiden doch einmal nachhelfen, auch wenn Jon es nie offen zugeben würde. „Einen White Sakko für mich und einen Banana Dream für Faren.“, antwortete Danielle für uns beide, woraufhin Jonathan noch breiter grinste. „Also das Übliche.“ Schmunzelnd nickten Danielle und ich. Sie zog mich jedes Mal damit auf, dass ich mit einem Banana Dream anfing. Ich wusste selbst nicht genau weshalb, doch ich mochte diesen alkoholfreien Cocktail einfach. Was Danielle allerdings an einem White Sakko fand verstand ich nicht. Ein White Sakko bestand aus Baileys, Amaretto, Kahlua, Rum und Sahne. Für mich klang schon diese Kombination grausig. Da blieb ich lieber bei meinem Bananendrink. Eine ganze Weile saßen wir an der Bar herum und tranken langsam an unseren Cocktails bis mein Blick auf jemanden fiel, den ich zu meinem Bedauern sofort erkannte. Wie von Danielle vorher gesehen war auch Steve mal wieder von der Partie. Auf diesen aufdringlichen Typen hatte ich allerdings nun wirklich keinen Nerv. Kaum hatte er den Club betreten fühlte ich mich beobachtet. Da kam mir der Fremde, der mich fragte ob ich mit ihm tanzen wolle nur gerade recht. Ich stimmte sofort zu, leerte mein Glas und rutschte schließlich vom Hocker. Schon auf dem Weg zur Tanzfläche kam Steve auf mich zu, sah jedoch nicht sonderlich begeistert aus als er den anderen Mann an meiner Seite sah. Er sah fast verunsichert aus. „Also … Faren eigentlich wollte ich dich gerade fragen, ob du mit mir tanzen willst.“, gestand er und sah mich prüfend an. Ich hakte mich darauf gleich bei meiner neuen Bekanntschaft ein. „Also …“, äffnte ich ihn nach. „Wollte ich gerade mit jemand anderem tanzen.“, antwortete ich schnippisch, warf dann jedoch einen Blick zurück an die Bar, an der Danielle noch immer saß und Steve wohl noch nicht bemerkt hatte. Das war doch die Gelegenheit Danielle mal etwas Gutes zu tun. Ich setzte also ein Lächeln auf und sah wieder zu Steve auf, der von meinen Hintergedanken nichts ahnen konnte. „Vielleicht tanzen wir ja nachher doch noch miteinander.“ Etwas Hoffnung lassen schadete nie, wenn man von jemandem einen Gefallen verlangen wollte. „Aber weißt du … in der Zeit könntest du ja mit Danielle tanzen. Sie sitzt da so alleine an der Bar, das macht mich traurig.“, spielte ich ihm nun vor und musste wirklich ein Schmunzeln unterdrücken, während ich in Richtung Bar nickte. Steve schien zu verstehen, seufzte resignierend und stimmte schließlich zu. Er schien noch auf irgendetwas meinerseits zu warten, doch ich schaltete wieder auf ignorieren und zog nun meinen Tanzpartner weiter zur Tanzfläche. Von dort aus beobachtete ich, wie Steve hinüber an die Bar ging und Danielle ansprach, die ihn sofort fröhlich anstrahlte. Natürlich willigte sie sofort ein mit ihm zu tanzen. Damit war ich ihn vorerst los, denn Danielle würde ihn so leicht nicht mehr her geben und das wusste ich nur zu gut. Ich amüsierte mich also mit meiner Bekanntschaft, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtete. Suchend sah ich mich um. Steve, der inzwischen mit Danielle tanzte war es jedenfalls nicht, denn Danielle war noch besitzergreifender als ich es war. Woher kam also das Gefühl beobachtet zu werden? Nach etwa zwei Stunden hatte ich inzwischen meinen dritten Tanzpartner abgewimmelt, als Steve zu mir hinüber kam. Er hatte sich gerade davon stehlen können, weil Danielle an die Bar zurück gegangen war, um etwas zu trinken. „Und wie sieht es jetzt aus mit tanzen?“, fragte er unverblümt und sah mich auffordernd an. Ich setzte ein verlegenes Lächeln auf. „Lass mir erst mal eine kleine Pause, ja?“, bat ich ihn und sofort seufzte er auf, nickte aber. „Steve … würdest du mir einen Gefallen tun?“, begann ich erneut und sah hinüber zu Danielle. „Könntest du Danielle nicht nach Hause bringen? Ich glaube sie hat genug getrunken und wenn du zurück bist dann tanze ich mit dir.“, versprach ich nun scheinheilig. Noch sah er mich skeptisch an, stimmte aber schließlich zu. „Aber dann tanzen wir!“, forderte er erneut. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln und nickte zur Bestätigung. Ich wandte mich von ihm ab und ging zurück an die Bar zu Danielle und legte dieser eine Hand auf die Schulter. „Süße, Steve hat angeboten dich nach Hause zu bringen.“, erklärte ich ihr und sah sie eindringlich an. Sie schien zu verstehen und lächelte breit. Ich nahm Danielles Platz an der Bar ein und wartete ab bis sie und Steve ausser Sicht waren. Ich hatte allerdings nicht vor tatsächlich auf Steve zu warten. Er würde für den Weg zu Danielle und zurück mindestens eine halbe Stunde brauchen und wenn er zurück kam wäre ich schon verschwunden. Ich nutzte die Gelegenheit alleine mit Jonathan reden zu können und bat ihn bei seinem Chef nach zu fragen, ob er mich als Aushilfe einstellen würde. Jon versprach mir ihn zu fragen und stellte mir ein Glas Whiskey vor dir Nase. Irritiert sah ich zu ihm auf. „Den habe ich aber nicht bestellt … oder hattest du vor mir den aus zu geben?“, fragte ich misstrauisch und zog eine Augenbrauen in die Höhe. Immerhin war ich von Jon schon einige Kindereien und Streiche gewohnt. Wer sagte mir also, dass er nicht schon wieder etwas ausheckte? Jonathan schüttelte allerdings den Kopf. „Der ist nicht von mir sondern von deinem neuen Verehrer.“, antwortete er frech grinsend und zwinkerte mir zu. Nun war ich wirklich verwirrt. Ein neuer Verehrer? Jon lachte bei meinem Blick auf. „Er sitzt da hinten am anderen Ende der Bar.“, flüsterte er mir nun zu. Ich kam nicht umhin über seine Schulter hinweg zu sehen, um den neuen Verehrer in Augenschein zu nehmen. Die Frage war nur welcher von ihnen es war. Letztendlich sah jedoch nur einer von ihnen zu mir hinüber. Das musste derjenige gewesen sein von dem ich mich die ganze Zeit über beobachtet gefühlt hatte. Zugegeben er sah wirklich nicht schlecht aus. Groß, schlank, mit schwarzem nicht ganz schulterlangem Haar, mit fünf Tage Bart, einem Muttermal an der linken Wange, für einen Mann erstaunlich vollen Lippen und Augen, die von meiner Position aus fast silbern aussahen. Alles in allem wirklich sehr attraktiv. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich während ich ihn betrachtet hatte angefangen hatte zu lächeln. Der Fremde schenkte mir ein Nicken, das ich erwiderte und mein Glas anhob, um ihm zu zu prosten und anschließend einen Schluck nahm. Ich hatte ihn noch schmunzeln sehen, als ich zum Trinken ansetzte, als ich das Glas jedoch wieder senkte war er bereits verschwunden. Suchend sah ich mich um. Wo war er denn auf einmal hin? Warum gab ein Mann einer fremden Frau einen Drink aus und sprach sie dann nicht einmal an? Ich konnte ihn nirgends im Club mit meinem Blick finden. War er etwa schon gegangen? Wie gemein, da gefiel mir endlich mal ein Mann und er verschwand bevor wir auch nur ein Wort miteinander wechseln konnten. Damit war der Abend für mich nun gelaufen. Ich leerte mein Glas und schob es schließlich Jonathan zu. „Ich mache mich jetzt auch auf den Weg.“, erklärte ich ihm ruhig und setzte ein Grinsen auf. „Wenn du den Typ nochmal siehst, dann lässt du ihn nicht gehen, ehe du seinen Namen und seine Nummer für mich in Erfahrung gebracht hast, klar?!“ Ich konnte mir nicht verkneifen Jons freches Grinsen zu erwidern. Ich rutschte bereits von meinem Hocker herunter, wandte mich dann aber doch nochmals an Jon. „Ach und wenn Steve nach mir fragt …“, ich warf Jon einen vielsagenden Blick zu. Er grinste und nickte. „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“, antwortete er lachend. Sein Lachen war so ansteckend, dass ich selbst mit einstimmte. „Na schön ich bin weg.“, verabschiedete ich mich erneut und hob kurz eine Hand zum Gruß, ehe ich den Club verließ und mich endlich selbst auf den Nachhauseweg machte. Ich konnte einfach nicht anders als den ganzen Weg nach Hause über diesen Fremden nach zu denken. Ob ich ihn wohl nochmal wieder sehen würde?
Der nächste Morgen begann für sie eindeutig besser, als der Letzte. Sie blieb von Albträumen verschohnt und hatte gut gefrühstückt. Ihr Handy meldete sich mit einem leisen Pling, als es eine Nachricht von Danielle empfing. Sie würde sie heute nicht abholen und mit ihr zur Uni gehen, da sie noch etwas dringendes zu erledigen hatte. Faren hatte keine Ahnung worum es dabei ging, aber heute konnte ihr so schnell nichts die Laune verhageln. Guter Stimmung kam die Brünette in die Uni. Kaum betrat sie den Seminarraum winkte sie auch schon Jonathan zu sich. Fragend sah sie ihn an, kam auf ihn zu und nahm in der Reihe vor ihm auf gleicher Höhe platz. "Was gibt es?", fragte sie neugierig nach, nachdem sie sich zu ihm gedreht und ihre Arme auf die Tischplatte zwischen ihnen lehnte. Er grinste sie breit an. "Rate.", erwiderte er belustigt. Faren zog eine Augenbraue in die Höhe und betrachtete ihn skeptisch. Es konnte ja nur um drei Dinge gehen. "Der Typ von gestern Abend ist nochmal aufgetaucht und du hast seinen Namen und seine Telefonnummer für mich?", fragte sie optimistisch nach, doch Jon schüttelte gleich darauf den Kopf. "Nein, da muss ich dich leider enttäuschen, er war nicht nochmal da.", erklärte er ruhig und setzte wieder ein Grinsen auf. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie bei Männern einmal Glück gehabt hätte. "Rate weiter.", forderte er die junge Frau auf. Sie neigte nachdenklich den Kopf. Es kamen nur noch zwei Themen in Betracht. "Danielle hat Steve abgeschleppt.", erwiderte Faren nun selbst grinsend, schüttelte dann aber den Kopf. "Ach Quatsch." Das glaubte sie nun wirklich nicht. Danielle war viel zu schüchtern dafür und Steve hatte es leider auf sie abgesehen statt auf Danny. Auch wenn es der Dunkelhaarigen lieber wäre er würde endlich bemerken was für eine tolle Frau Danielle war und mit ihr zusammen kommen, dann hätte sie endlich ihre Ruhe vor ihm. "Du hast mit deinem Chef gesprochen und ich bekomme den Aushilfsjob?", fragte sie dann und sah ihn mit großen Augen an. Das war die einzige noch offene Option. Er nickte schmunzelnd. "Du sollst dich heute Nachmittag bei ihm im Club vorstellen.", erwiderte er freudig. Er schien stolz auf sich zu sein, denn er hätte ihr den neuen Job ja quasi verschafft. Es war immer praktisch, wenn man Beziehungen hatte. Faren grinste über das ganze Gesicht.
Wenn das klappte hatte sie bald das Geld für das Kleid zusammen, das sie sich hatte zurücklegen lassen. Bis zu ihrem Geburtstag würde es ihr gehören. "Aber was Steve angeht ...", begann Jonathan von neuem. "Der kam natürlich wieder als du schon weg warst und war ziemlich angepisst." Faren verdrehte nur die Augen. Klar war er das, sie hatte ihn ja auch schließlich ganz bewusst versetzt. Ihr allerdings war das ziemlich egal, der Mann bedeutete ihr immerhin rein garnichts. "Du wirst ihm aber nicht aus dem Weg gehen können, wenn du dann im Club arbeitest.", erinnerte er sie nun. Die junge Frau zuckte nur schmunzelnd mit den Schultern. "Dann kann ich ihn immernoch abwimmeln. Ich habe dann schließlich zu arbeiten, da kann er doch nicht von mir erwarten, dass ich mich den ganzen Abend nur um ihn kümmere." Zustimmend nickte Jon. Sie war immerhin zum Geld verdienen im Club und nicht, um sich von einem Verehrer belästigen zu lassen. Faren würde dann allerdings gute Chancen haben ihren neuen Verehrer wieder zu sehen und dann konnte er nicht einfach verschwinden, ohne ein Wort mit ihr zu wechseln.
Jonathan begann wieder breit zu grinsen, als Danielle den Vorlesungssaal betrat. Sie grinste selbst über das ganze Gesicht. Was war denn heute nur los? Hatten sie allesamt etwas geraucht, oder sonst etwas eingeworfen? Das war ja fast unerträglich wie gut heute alle gelaunt waren. Faren sah ihre Freundin skeptisch an, die sich nun neben sie setzte. "Verrätst du mir jetzt was du heute früh noch so unbedingt besorgen musstest?", fragte sie nun misstrauisch. Es musste doch einen Grund für diese allgemeine gute Laune geben. Danielle schmunzelte nur und warf Jonathan einen geheimnisvollen Blick zu, ehe sie in ihre Tasche griff und einen Umschlag heraus holte. Skeptisch zog Faren eine Augenbraue in die Höhe. Was da wohl drin sein mochte? Sie reichte ihn an Jon, der ihn freudestrahlend entgegen nahm. Er öffnete ihn ohne umschweife und grinste die ahnungslose Dunkelhaarige anschließend wieder an. "Ganz einfach! Sie hat unsere Tickets abgeholt." Faren sah ihn verständnislos an. "Tickets wofür?" Hatte sie irgendetwas verpasst? Hatten sie ausgemacht irgendwo hin zu gehen? So alt war sie doch nun auch noch nicht, dass sie sich einfach nicht mehr daran erinnern könnte, wenn sie etwas ausgemacht hätten. "Übermorgen ist doch Halloween.", erinnerte er sie grinsend und Faren könnte schwören sie hätte etwas in seinen Augen blitzen sehen. Was heckte er da schon wieder aus? "Wir drei Hübschen werden nicht auf die lahme Semesterparty gehen.", begann er nun, griff in den Umschlag und holte drei Tickets heraus. "Wir werden zum Horrorwood Festival fahren!", verkündete auf einmal Danielle neben ihr. Faren war verwirrt. "Horrorwood Festival?", fragte sie irritiert nach. Jon verdrehte die Augen. "Hast du noch nie davon gehört? Das gibt es jedes Jahr! Jedes Mal in einem anderen Freizeitpark und dieses Jahr findet es hier ganz in der Nähe statt.", erklärte er ihr nun, als wäre sie von gestern.
Faren kam sich etwas erschlagen vor und sah hilfesuchend zu Danielle hinüber. Sie schmunzelte und zuckte mit den Schultern. "Ich habe auch das erste Mal davon gehört, als Jon mir davon erzählt hat." Na wenigstens war sie nicht die Einzige, die noch nie zuvor davon gehört hatte. Klar das Jonathan als ihr kleiner Nerd soetwas kannte. "Und was genau soll das jetzt sein? Eine Halloweenparty im Freizeitpark, oder wie soll ich das verstehen?", fragte die Dunkelhaarige nun skeptisch nach. Jon schwankte mit dem Kopf. "Nicht ganz eine Party. Die gibt es zwar an bestimmten Stellen sicher auch, aber im Grunde geht es darum, dass die Attraktionen auf Horror getrimmt werden. Überall werden Schauspieler als Zombies rumlaufen." Faren zog die Augenbrauen zusammen. Na toll, Zombies .... da konnte sie sich ja denken wie das ablaufen würde. Die verkleideten Schauspieler würden versuchen die Gäste zu erschrecken. Na das sollten sie bei ihr doch ruhig versuchen. Sie hatte schon so viele Horrorfilme gesehen, da würden sie doch so ein paar als Zombie verkleidete Schauspieler nicht erschrecken können.
"Als was wollen wir gehen?", kam die Frage von ihrer Linken. Sie zögerte einen Moment und sah Danielle verunsichert an. "Müssen wir uns denn verkleiden?", erkundigte sie sich nun. Ihr war klar, dass ihre Freundin dafür Feuer und Flamme sein würde, aber Jon? Ein prüfender Blick in seine Richtung beantwortete ihr die Frage. Er schien zu überlegen. "Ich weiß noch nicht genau. Im Notfall hole ich mir einfach irgendwas aus dem Verleih, oder ich gehe im Anzug und gebe mich als 007 aus.", nuschelte er vor sich hin, während er die Karten zurück in den Umschlag und den Umschlag schließlich in seine Tasche wandern ließ. Faren war nicht unbedingt begeistert davon, dass sie sich verkleiden sollten. Das hieß sie müsste sich ein Kostüm besorgen und ein Kostüm würde nur wieder Geld kosten. Sie hatte es so schon schwer über die Runden zu kommen und gleichzeitig etwas für ihr Kleid zurück zu legen. Sie würde sich also überlegen müssen was sie aus ihrem bereits vorhandenen Kleidungsstücken für ein Kostüm zusammenbasteln konnte. Faren seufzte ergeben. "Schön ... aber versprecht mir, dass ihr Steve nichts davon erzählt.", wies sie die Beiden nun an und bemerkte gleich darauf Danielles Schmollmund. "Sieh mich nicht so an.", bat sie sie. Die Brünette konnte doch nicht ändern, dass wenn er mit ihr in einem Raum war nur Augen für sie hatte. Ihr war das selbst verdammt unangenehm. An solch einem Abend mit ihren Freunden war Steve aber mit Sicherheit der letzte Mensch auf Erden, den sie dabei haben wollte. Er würde ihr die ganze Zeit am Hacken kleben und sie durfte sich dafür Danielles niedergeschlagenes Gesicht antun. Nein, danke! Darauf konnte sie wirklich verzichten. Faren rang also beiden das Versprechen ab, dass niemand ihrem Stalker etwas davon sagte.
Nach ihren täglichen Vorlesungen und dem gemeinsamen Mittagessen mit ihren Freunden in der Unicafeteria, machte Faren sich auf den Weg nach Hause, nur um ihre Unterlagen zu holen und sich dann auf den Weg in die Bar zu machen. Sie war natürlich noch geschlossen, immerhin hatten sie gerade einmal vier Uhr nachmittags. Faren ging also zum Nebeneingang und klingelte, immerhin hatte Jo sie angekündigt. Nach einem Moment des Wartens wurde ihr die Tür geöffnet. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und folgte ihrem zukünftigen Chef in sein Büro. Sie reichte ihm ihre Bewerbungsunterlagen und wartete geduldig ab. Als er sie nach ihren Erfahrungen fragte musste sie zugeben, dass sie noch nie hinter einer Bar gestanden hatte, sie aber durch ihre Freundschaft zu Jon schon einige Cocktailrezepte im Kopf hatte. Er schien nicht überrascht und wollte direkt ihr Können prüfen. Faren folgte ihm hinter die Bar und ließ sich von ihm erst einmal alles zeigen. Zum Glück kannte sie das Meiste hier hinten schon durch Jonathan. Schließlich stellte er ihr die Aufgabe ein paar Drinks zu mixen. Sie mixte ihm die vier beliebtesten Drinks der Bar und ließ ihn probieren. Faren punktete neben ihrem Wissen sicher auch durch ihr Aussehen so wie er sie ansah. Das konnte hierbei doch aber nur von Vorteil für sie sein. Schließlich streckte er ihr seine Hand entgegen. "Du kannst Montag anfangen.", verkündete er ihr. Faren grinste über das ganze Gesicht und ergriff seine Hand um sie zu schütteln. "Freut mich dabei zu sein.", erklärte sie mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen. Der Job war ihr also sicher. Ein Schritt auf ihr Traumkleid zu. Sie gingen zurück in sein Büro und klärten alles weitere und sie unterschrieb einen Vertrag. Vorerst würde Faren nur begrenzte Zeit hier arbeiten, aber das reichte ihr durchaus. Wenn sie erst einmal eingearbeitet war und sich während des vollen Betriebs unter Beweis gestellt hatte, würde er es sich vielleicht noch einmal überlegen und Faren bitten länger hier zu bleiben. Schließlich streckte er ihr nochmals die Hand entgegen. "Dann willkommen an Board. Wir sind hier ein eingespieltes Team, das dürftest du ja von Jonathan schon wissen. Wir duzen uns hier alle. Ich bin Gregor.", stellte er sich ihr nun mit seinem Vornamen vor. Sie schenkte ihm erneut ein Lächeln. "Faren.", erwiderte sie und verabschiedete sich schlussendlich. Ab Montag würde sie hier hinter der Bar stehen und Getränke ausschenken und kassieren und das mit ihrem besten Freund zur Unterstützung an der Seite. Das waren doch gute Aussichten.
Am nächsten Tag hatte sie sich nach den Vorlesungen mit Jonathan und Danielle in einem kleinen Kostümverleih in der Mall verabredet. Ihnen fehlten allen noch die Kostüme, aber vermutlich waren jetzt schon die besten Stücke weg. Sie waren aber auch spät dran, immerhin war morgen schon Halloween. Jon verzog sich direkt in die Männerabteilung des Ladens, während Danielle und Faren durch die Gänge der Damenmoden gingen. Die Auswahl erschlug sie fast. Faren hatte noch nie so viele Kostüme auf einem Haufen gesehen. Die Kleiderständer hingen voll, auf den Regalböden fand man Kunstblut in Flaschen oder in Kapseln, künstliche Narben und Zähne und Theaterschminke in allen Farben. Masken aus Gummi oder Papier und Plastikwaffen hingen mit Haken an Ständern. Wenn sie irgendwo ein Küstüm finden würden, dann ganz sicher hier. Zu allen möglichen Themen und Epochen gab es hier Kleider. Mittelalterliche und Renaissancekleider, Märchenkostüme wie Rotkäppchen und Schneewittchen waren gleich mehrfach und in verschiedenen Varianten vertreten. Faren wusste garnicht wo sie anfangen sollte.
Für Danielle musste das hier das reine Paradies sein. Faren dagegen war nur überfordert und wollte am liebsten wieder auf dem Absatz kehrt machen. Missmutig trottete sie ihrer Freundin hinterher. Sie hatte weder Geld, um es hier aus zu geben, noch hatte sie überhaupt Lust hier zu sein, geschweige denn sich morgen überhaupt zu verkleiden. Immer wenn Danielle stehen blieb und sich ein neues Kostüm auf den Arm lud, schob Faren nur einen Kleiderbügel nach dem nächsten auf der Stange von einer Seite zur Anderen, nur um feststellen zu müssen, dass die meisten Kostüme verdammt freizügig waren. Sie fand das hautenge Catwomankostüm ja schon schrecklich, als ihr aber ein Polizistinenkostüm ins Auge stach, glaubte sie fast sie würde vom Glauben abfallen. Es bestand aus einem Rock, wenn man dieses Stück Stoff nicht eher als Gürtel bezeichnete und einem Top, dass nicht viel mehr verdeckte als ein anständiger Sportbh. Dazu gehörte eine Schirmmütze, ein Paar Handschellen, eine Fakemarke und ein Plastikschlagstock. Fehlten ja nur noch die Overkneelackstiefel. Dieses Kostüm hatte doch mit Sicherheit ein Mann entworfen. Wer sonst glaubte ernsthaft daran, dass eine Frau soetwas Ende Oktober im Freien tragen würde?
Zum Glück würde Danielle soetwas nicht tragen, sonst würde sie sich nachher noch fremdschämen müssen. Da war sie doch ziemlich erleichtert, dass sie sich anscheinend auf ein Hexenoutfit eingeschossen hatte. Sie hatte sich ein langes schwarzes Kleid und einen spitzen Hexenhut ausgesucht. Faren folgte ihr, während sie nun an den Regalen mit der Theaterschminke entlang ging. Sie war doch etwas irritiert, als Danny nun nach grünem Makeup griff. "Ähm ... Danny? Du willst nicht im Ernst grün herum laufen, oder?" Sie sah ihre Freundin fragend an und zuckte schließlich mit den Schultern. "Doch, klar! Ich gehe als Hexe des Westens." Faren zog eine Augenbaue in die Höhe. Die Schwarzhaarige wollte also als eine Figur aus ihrem Lieblingsfilm gehen? Na schön, wenn sie meinte ... "Und was nimmst du? Hast du noch nichts gefunden, was dir gefällt?", erkundigte sie sich nun und Faren schüttelte den Kopf. "Ich habe nicht vor als aufgestyltes oder von Kopf bis Fuß bemaltes Püppchen herum zu laufen.", erwiderte sie schlicht und zuckte mit den Schultern. Gleich darauf kassierte sie einen warnenden Blick. "Du bist davon natürlich ausgenommen.", beschwichtigte Faren ihre Freundin und musste grinsen. Faren sah sich um und seufzte. "Ich würde einfach lieber was mit Hosen tragen, aber da ist die Auswahl nicht besonders groß, wenn ich nicht gerade in Shorts rumlaufen will.", brummte sie nun. Sie war sich inzwischen ziemlich sicher, dass sie hier nichts finden würde, aber sollten Danielle und Jo doch schauen. Zumindest Danny hatte ja jetzt etwas gefunden, das ihr gefiel. "Hast du dann alles?", erkundigte Faren sich und suchte mit dem Blick den Laden nach Jonathan ab. "Lass uns mal schauen gehen was Jon sich ausgesucht hat.", schlug sie nun vor, hakte mich bei ihrer Freundin ein und zog sie mit in die Herrenabteilung.
Neugierig sahen sie sich um. Viele Vampir und Zombiekostüme hingen hier und Unmengen von Piraten und Robin Hoods. Besonders witzig fand Faren allerdings die Bodysuits. Die gab es wirklich in allen möglichen Varianten. Die gab es nicht nur in allen möglichen Superheldenformen. Vielleicht sollte sie sich auch einfach soetwas holen? Was sich Jon wohl ausgesucht hatte? Faren war wirklich neugierig. "Jo?", fragte sie, als sie ihn nirgends sehen konnte. Aus einer der Umkleidekabinen kam ein seltsames leises Stöhnen und der Vorhang begann zu wackeln. Faren schmunzelte, als ihr klar wurde, was der Idiot vor hatte. Sie stieß Danielle mit dem Ellenbogen an und nickte in Richtung Umkleide. "Schau mal nach was da los ist, hört sich nicht gut an.", forderte sie sie auf und versuchte eine ernste Miene bei zu behalten. Danielle sah ihre Freundin verwirrt an, ging dann aber langsam näher zu der Kabine. Sie streckte eine Hand nach dem Vorhang aus. "Jon?", fragte sie leise. Noch bevor sie an den Vorhang fassen konnte wurde er von innen zur Seite gezogen und Jonathan sprang in seinem Schlachterkostüm mit einem Brüllen auf sie zu. Danielle kreischte bei seinem Auftritt erschrocken auf und warf ihre Sachen durch die Luft. Faren konnte einfach nicht anders als zu lachen und auch Jo lachte über ihre ängstliche Freundin. Sie musste so lachen, dass ihr schon fast die Luft weg blieb. Jon tat soetwas immer wieder und doch fiel Danny immer wieder darauf herein. Er sah aber auch witzig aus mit seiner blutverschmierten Schürze, den Fleischerhaken und der Schweinekopfmaske.
Noch immer grinsend half Faren ihrer Freundin dabei ihre Einkäufe wieder ein zu sammeln. "Willst du etwa so zum Festival?", fragte sie Jo nun, während sie ihn skeptisch musterte. Jo grinste unter seiner Maske und zuckte mit den Schultern. "Warum denn nicht?", entgegnete er ruhig. "Ähm .... weil du weder mit den Haken noch mit der Maske in die Achterbahnen kannst?", mischte Faren sich nun grinsend ein. Ihr Kommilitone seufzte kellertief auf. Daran hatte er wohl nicht gedacht. Danielle müsste ja schließlich auch vor jeder Fahrt ihren Hut abnehmen. "Hast du noch was anderes?", erkundigte sich Faren neugierig. "Ja, schon.", antwortete er widerwillig. "Drucks nicht herum, zeigen!", forderte Faren grinsend. Er zog den Vorhang der Kabine ganz auf und nahm einen Bodysuit auf einem Bügel vom Haken. Schlicht schwarz mit weißem Skelett darauf. Die Brünette zog eine Augenbraue in die Höhe. "Das .... sieht eng aus.", murmelte sie und verschränkte die Arme. "Ist es auch." - "Also was anderes suchen?" Jo nickte. Sie teilten sich auf und gingen durch die Gänge der Männerabteilung. Zombie war wahrscheinlich nicht gerade die beste Wahl, immerhin wollten sie zum Horrorfestival und da liefen sicher schon genügend Schauspieler in Zombiekostümen herum. Danielle war es schließlich, die ihm ein Piratenkostüm aufschwatzte. Faren sah skeptisch dabei zu, wie sie ihm eine Jack Sparrow Perücke aufsetzte und den künstlichen geflochtenen Bart an sein Kinn hielt. "Und du bist sicher, dass das auch in der Achterbahn hält?", fragte Faren skeptisch nach. Danielle winkte ab und nickte. "Klar! Er rasiert sich nochmal ordentlich und dann kommt ihr zu mir rüber und wir machen uns alle fertig. Etwas Hautkleber und der Bart hält und die Perücke stecke ich ihm schon ordentlich fest.", erklärte sie. Jo und Faren wechselten Blicke, schließlich aber gab sich Jonathan geschlagen. Er konnte Danielle doch eh nichts abschlagen. "Jetzt fehlt noch was für Faren.", verkündete sie, doch Faren schüttelte entschieden den Kopf. Hier würde sie nicht fündig werden. "Ich schaue nachher in meinen Schrank und werde da bestimmt irgendwas finden.", versuchte sie sie ab zu wimmeln. Danielle sah ihre Freundin skeptisch an, doch Faren ignorierte ihr Missfallen einfach. Sie würde sich nicht in ein winziges Kostüm zwängen, das oben und unten viel zu viel Haut preis gab. "Habt ihr jetzt alles?", wechselte sie das Thema. Danielle holte den Hautkleber und Jonathan suchte sich die restlichen Stücke seines Kostüms zusammen. Schließlich zahlten die Beiden. Faren musste schon bei den Preisen schlucken. Definitiv viel zu teuer dafür, dass man die Sachen nur einmal im Jahr tragen würde.
Der nächste Tag verlief ähnlich ruhig. Nach der Uni durchstöberte Faren ihren Kleiderschrank. Unschlüssig betrachtete sie die Kleidungsstücke, die sie vorerst auf ihrem Bett verteilt hatte. Irgendetwas davon musste doch zu einem Kostüm zusammen gebastelt werden können. Resigniert fuhr sie sich durch die geglätteten dunkelbraunen Haare. Sie haderte eine ganze Weile mit sich, überlegte hin und her was sie daraus machen konnte und entschied sich schließlich doch für ihr einziges Kleid. Ein knielanges, nach unten ausgestelltes Kleid in einem schönen dunkelblau ja fast schwarz, ohne Ärmel, das sie sich vor zwei Jahren zum Abschluss gekauft hatte. Es hatte einen leicht gerafften V-Ausschnitt, der ein schönes Dekoltée machte, schmale Träger und am Rücken einen aufreizenden Schlüssellochausschnitt. Faren entschied sich eine Strumpfhose darunter zu tragen, damit es nicht nachher zu kalt wurde, auch wenn sie allgemein Strumpfhosen eher ungern trug. Die junge Frau stellte fest, dass ihr das Kleid noch immer wie angegossen passte, als sie sich im Spiegel an ihrer Schranktür betrachtete. Das war schonmal ein Anfang. Jetzt kam es wohl auf das Makeup an, aber das würde sie Danielle überlassen. Ob sie nun einen Vampir aus ihr machte, oder doch einen Zombie oder eine Hexe, war ihr gerade ziemlich egal. Hauptsache sie hatte endlich ein Kostüm. Faren schlüpfte in ihre bequemsten schwarzen Stiefeletten, schnappte sich ihre Jacke und ihre Tasche und machte sich auf den Weg zu Danielle.
Sie klingelte und nur einen Augenblick später öffnete ihr Mrs. Robins die Tür. Sie grinste sie über das ganze Gesicht an. "Äh ... seh ich so komisch aus?", fragte Faren irritiert, doch sie schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein. Faren du siehst bezaubernd aus, aber warte bis du Danielle siehst.", witzelte sie. Die Dunkelhaarige trat nun doch etwas irritiert ein und ging den Flur entlang zu Danielles Zimmer. Na da war sie ja mal gespannt. Faren machte sich schon auf eine völlig verzweifelte Danielle gefasst, doch als sie die Zimmertür öffnete hatte sie das Gefühl ihr sprünge ein Shrek entgegen. Faren prustete los, als sie das Bild vor sich sah, wie Danielle bis zum Ausschnitt grün geschminkt vor Jonathan gebeugt stand und ihm versuchte die Perücke fest zu stecken. Sie bemerkte offenbar garnicht wie rot Jo im Gesicht war, weil er ihr so in den grünen Ausschnitt schauen konnte. Faren konnte einfach nicht anders als zu grinsen, als Danielle fragend zu ihr schaute. Faren biss sich auf die Unterlippe, um ihr Grinsen zu verstecken. "Du siehst ... grün aus!", verkündete sie amüsiert und kam nun ins Zimmer. Sie schloss die Tür hinter sich, ging hinüber zum Bett und setzte sich.
Ihr entging nicht, dass Danielle sie nun aufmerksam musterte. "Ist das nicht dein Abschlussballkleid?" Faren schmunzelte leicht und nickte. War ja klar, dass sie es wieder erkannte, immerhin hatte sie es mit ihr zusammen ausgesucht. "Und was genau willst du damit darstellen?", erkundigte sie sich nun skeptisch. Faren schmunzelte leicht und zuckte mit den Schultern. "Ich dachte du machst da schon was drauß.", erwiderte sie schlicht und grinste bei Danielles missbilligendem Blick. "Ich dachte an Vampir oder so .. von mir aus auch Zombie.", ergänzte sie schließlich und lächelte ihr weiter entgegen. Danielle schien zu überlegen, während sie erst einmal Jons Perücke richtig feststeckte. Als sie damit geendet hatte verjagte sie Jo mehr oder weniger von ihrem Schreibtischstuhl, setzte sich selbst darauf und widemte sich ihrem Laptop während sich Jo etwas missmutig neben Faren auf die Bettkante sinken ließ. Faren stand auf, ging zu Danielle hinüber zum Schreibtisch und beobachtete, wie sie nach Bildern googelte. Sie scrollte eine Weile runter und wieder rauf, klickte hier und da etwas an und schloss die Tabs dann wieder.
Schließlich hatte sie zwei Optionen gefunden. "Also entweder ich mache aus dir einen Vampir ohne Fangzähne, oder aber sowas ..", verkündete sie ihrer Freundin nun und deutete vielsagend auf das Bild einer jungen Frau mit aufgemalter mexikanischer Totenmaske. Zugegeben das sah wirklich nicht schlecht aus, dennoch zögerte Faren. "Du machst mich dann aber nicht weiß im Gesicht, oder? Du weißt ich kann diese Theaterschminke nicht ab." Es war keine Allergie, aber sie hatte einfach eine Abneigung gegen dieses Zeug entwickelt. Man schwitzte darunter und es juckte überall. Kratzen durfte man sich allerdings nicht, denn sonst verwischte man nur wieder alles. Danielle zuckte mit den Schultern. "Dann lassen wir die Grundierung eben weg, du bist doch eh schon ziemlich blass, da fällt das vielleicht garnicht so richtig auf." Faren zog eine Augenbraue in die Höhe. So wie sie das sagte hörte es sich ja fast an, als wäre sie krank und schon jetzt leichenblass. Widerwillig zuckte Faren mit den Schultern und stimmte schließlich zu. "Schön, dann machen wir das. Aber keine Theaterschminke.", erinnerte sie Danielle mit Nachdruck.
Sie nickte nur, Stand auf und schob Faren den Stuhl zu. Faren nahm darauf platz, während Danielle nun in ihrer Schminktasche wühlte und einen flüssigen schwarzen Eyeliner heraus holte. Die Brünette war zunächst skeptisch, ob es damit funktionieren würde, aber überraschenderweise trocknete die Farbe ziemlich schnell und verwischte auch nicht mehr wenn man darüber wischte. Na schön, hauptsache das Kram würde sie nicht stören, dann würde sie es wohl einen Abend lang ertragen so herum zu laufen. Immerhin war sie ja nicht die Einzige die sich lächerlich machte. Neben Danielle mit ihrer grün geschminkten Haut würde Faren zumindest nicht sonderlich auffallen, da war sie sich schon jetzt ziemlich sicher. Faren sah sich das Ergebnis im Spielgel an und war doch positiv überrascht. Zwar waren die Malereien nicht alle ganz gleichmäßig, aber immerhin hatte Danielle sie ja auch freihand gezeichnet. Alles in Allem sah Farens Kostümierung doch eigentlich ganz schick aus. Schließlich richtete Danielle ihrer Freundin die Haare noch etwas her. Mit einem Glätteisen machte sie ihr in ihr ohnehin schon welliges Haar ein paar größere Locken. Sie legte sie etwas anders, richtete Farens Seitenscheitel und steckte ihr schlussendlich eine Seite mit einer roten Rosenhaarspange an der Seite fest. Auch wenn Faren nicht glaubte, dass die Frisiur die Achterbahnen lange überleben würde, hatte ihre beste Freundin tatsächlich ganze Arbeit geleistet.
Warum hatte er sich nur darauf eingelassen? Immer wieder fragte sich William dies, während er nun schon die zweite Stunde auf einem Hocker in der Maske saß und eine Maskenbildnerin an seinem Gesicht herum werkelte. "Mel, noch etwas blättriger, es muss aussehen, als würde sich seine Haut wie Papier von seinem Gesicht ablöse.", wies eine blonde Frau in den Vierzigern, die mit verschränkten Armen hinter ihm stand die Maskenbildnerin nun an. Will wagte es nicht sich auch nur annähernd zu bewegen. Je weniger er sich bewegte desto schneller würde er hier hoffentlich fertig werden. Die Direktorin hatte geradezu einen Narren an ihm gefressen, weil er angeblich Dorian Gray wie aus dem Gesicht geschnitten war. Nicht, dass er vor der Idee begeistert gewesen wäre als Zombie oder sonst einer seltsamen Kreatur durch einen Freizeitpark voller vergnügungswütiger Teenies herum zu streifen. Hätte Charlie ihn nicht überredet und damit gelockt, dass es eine optimale Chance für eine einfache Mahlzeit wäre, hätte er garnicht erst zugestimmt.
Das war allerdings noch bevor die Direktorin ihn als Maskottchen für ein Gewinnspiel des Parks zum Festival ausgesucht und ihn damit zu ihrem Liebling auserkoren hatte. "Was bin ich doch für ein Glückspilz!", ging es ihm sarkastisch durch den Kopf. Besonders da William nach der viktorianischen Zeit gehofft hatte nie wieder diese fürchterliche Mode tragen zu müssen - von der kratzigen langen Unterwäsche bis hin zu den steifen Kragen, der ihn jetzt schon im Nacken juckte. Es kostete ihn wirklich alle Mühe sich nicht einfach zu kratzen.
William sah an der Maskenbildnerin vorbei in den Spiegel und suchte diesen nach Charlie ab, damit er diesen mit seinen Blicken töten könnte, weil er ihn zu alle dem hier überredet hatte. Begeistert legte die Direktorin ihre Hände auf seine Schultern. "Genau so! Das ist der Blick den sie die ganze Zeit über aufsetzen müssen.", schwärmte sie begeistert. William unterdrückte den starken Drang die Augen zu verdrehen und brachte hinter zusammen gebissenen Zähnen ein "Ich werds versuchen." hervor. Endlich ließ die Direktorin von ihm ab und wandte sich ihren anderen Darstellern zu. Offensichtlich hatten auch andere Vampire dieses Festival als Chance auf eine leicht zu habende Mahlzeit erkannt.
Charlie, der gerade aus der Garderobe kam, machte sich vor dem Spiegel breit und betrachtete prüfend den Stoff seines Kostüms. "Schrecklicher Stoff!", brummte er. "Damals hatten die Dinge noch mehr Qualität! Sieh dir nur die Verarbeitung an!" Er konnte nur den Kopf darüber schütteln. "Nichts ist mehr wie es einmal war! Heutzutage glauben junge Mädchen Vampire glitzern im Sonnenlicht!" Darüber konnte er sich einfach immer wieder empören. Die Jungend heutzutage!
Charles nahm auf einem Hocker platz, ließ sich nun selbst schminken und sich künstliche Fangzähne auf seine Eckzähne kleben. Diese würden sicher nicht lange bleiben. Wenn er die Maske verlassen würde, würde er sie heraus nehmen und durch seine eigenen Fänge ersetzen. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er Williams düsteren Blick und konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. "Nun schau nicht so, Junge. Es dient einem guten Zweck und zwar unserem Eigenen!", erinnerte er ihn schmunzelnd. Sein Blick war ja geradezu unerträglich. Kurzerhand richtete sich Charlie auf, warf sich ein Ende seines Umhangs über den Unterarm und hielt sich diesen vor und verbarg so sein Gesicht, ganz so wie er es in zahlreichen Filmen gesehen hatte. "Sieh mir in die Augen.", forderte er mit aufgesetztem rumänischem Akzent. "Du wirst deine Rolle spielen und deinen Spaß daran haben!" Diabolisch lachte er auf. Williams Mundwinkel zuckte verräterisch nach oben, dennoch warf er ihm einen warnenden Blick zu.
"So, ich bin fertig. Drehen Sie mal den Kopf damit ich weiß ob die Haut hält.", wies ihn die Visagistin an und Will folgte ihrer Anweisung nachgiebig. Als die Maskenbildnerin endlich zufrieden schien seufzte er erleichtert auf und wandte sich an Charles. "Lass den Quatsch!", murrte er ihm nun entgegen und kratzte sich nun endlich im Nacken. "Dir hat man nicht diesen blöden Kragen zugemutet. Weißt du eigentlich wie sehr ich diese Dandy-Anzüge hasse? Mal davon abgesehen ... wieso bin ich nochmal hier?", erkundigte er sich zum gefühlt hundertsten Mal. Charles grinste ihm nur leicht entgegen. "Nein, dafür muss ich diese grausigen Stofffetzen tragen.", erwiderte und verwies damit auf seinen Umhang. Damit fühlte er sich gleich Jahrhunderte alt, was er genau genommen ja auch war. "Ganz einfach: wegen der leicht zu habenden Mahlzeit!", erinnerte er ihn nun schmunzelnd. "Außerdem schadet dir etwas Ablenkung auch nicht.", warf er nun ein und griff in sein Jackett. Aus dessen Innentasche zog er nun einen Flachmann hervor und hielt diesen William entgegen. "Trink einen Schluck, damit du mal ein bisschen entspannter wirst.", schlug er ihm nun vor.
Noch bevor William die Hand nach dem Flachmann ausstrecken konnte, schnellte eine wohlgebräunte Hand nach vorne und riss ihn Charles aus der Hand. "Oh nein, meine Herren, nicht doch. Kein Alkohol während der Arbeit das wissen sie doch.", lachte die Direktorin des Parks und konfiszierte den Flachmann sogleich. Stattdessen drückte sie den beiden Männern nun jeweils einen Stapel Flyer in die Hand, die für das Gewinnspiel warben. Charles verengte die Augen. Das würde er sich von einem einfachen Menschen sicher nicht gefallen lassen. Zumal die Frau keine Ahnung hatte war sich in seinem Flachmann befand. Alkohol, richtig! Jedoch mit einem guten Schuss seiner Lieblingsblutgruppe. Er sah der Frau eindringlich in die Augen. Er drang mit Leichtigkeit in ihre Gedanken, manipulierte ihren Willen und brachte sie dazu ihm den Flachmann wieder zu geben. Diesen steckte er jedoch in sein Jackett zurück, ehe er sie mit einem gedanklichen Wink davon schickte. Er wusste schon jetzt genau in wessen Hals er seine Fänger nachher bohren würde.
William interessierte sich nicht dafür, stattdessen studierte er in Ruhe die Flyer, die er verteilen sollte und auf denen ein Bild von ihm abgebildet war. "Ah, wie ich sehe tauge ich immerhin als Maskottchen. Ich weiß nur nicht was erschreckender ist als in der Sonne zu glitzern oder mit schlechtem Akzent reden zu müssen. Wie wärs wir machen 'ne Boygroup auf ... Glitzer Sonnenschein mit Biss.", witzelte er herum. Sarkasmus war wohl die einzige Methode mit der Situation umzugehen. Um Charlies Mundwinkel herum zuckte es amüsiert. "Ja, na klar und du wirst der Sänger, oder wie?", fragte er belustigt nach. Will zuckte mit den Schultern. "Aber sicher! Du wirst der coole Gitarrist. Ich habe mir sagen lassen, die schleppen am ehesten Mädchen ab oder besser gesagt irre Groupies." Charles zog eine Augenbraue in die Höhe."Und wovon träumst du Nachts?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, sag es mir besser nicht. Ich kann es mir vorstellen." William grinste ihm frech entgegen. "Ich glaube, dass ist nichts für deine Ohren." Charlie winkte ab. "Ja, ja. Behalt es für dich, Junge. Ich will nicht hören was du dir so alles vorstellst mit ihr zu tun.", brummte er nun. Das ging nun wirklich einen Schritt zu weit. Noch immer grinsend schüttelte Will den Kopf. Er hatte nicht vor Charlie mehr davon zu erzählen.
"Wo wurdest du eingeteilt?", fragte er stattdessen und lenkte das Thema wieder auf ihre Arbeit. "Vielleicht als mein Butler?" Charles schnaubte empört. "Sicher nicht! Ich bin für den Eingang eingeteilt.", erklärte er ruhig und wedelte auffällig mit den Flyern. "Dracula gilt hier anscheinend nur als Witzfigur." Das hatte er sich definitiv anders vorgestellt. William nickte nur zustimmend. "Tja, heutzutage wird man halt ausgelacht, wenn man damit droht jemanden wie ein Spanferkel an 'nem Pfahl auf zu spießen. Die finden das eher amüsant." Charles nickte zustimmend. "Ja, ja. Heutzutage ist nichts mehr wie es mal war. Früher hatte man noch Respekt vor unseresgleichen. Heute sind Vampire eben im Sonnenlicht glitzernde Jünglinge und Werwölfe nichts weiter als Kuscheltiere. Das ist doch eine Schande! Die Menschen heute sind durch diese ganzen Horrorfilme viel zu sehr abgestumpft." Was wiederum auch ein Vorteil für ihre Art war, weil junge Frauen Vampire heute als romantisch empfanden. Nun ja, zumindest bis man ihnen mit seinen Fängen in die Puls- oder Halsschlagader biss und von ihnen trank. Andererseits gab es heutzutage auch Clubs, in denen Menschen gegenseitig ihr Blut tranken. Das war das reine Paradies für Vampire, nur leider fand man nicht in jeder Stadt solch einen Verein.
William steckte einen Teil der Flyer in die Innentasche seines Jacketts. "Wollen wir? Ich muss eh beim Eingang anfangen und mich dann durch den gesamten Park arbeiten.", schlug er nun vor. Zustimmend nickte der Ältere. William warf den übrigen als Zombies und Schlächter verkleideten Vampire in der Garderobe einen warnenden Blick zu. Er wollte nur schon einmal vorweg schicken wer hier in der Hierarchie ganz oben stand. Er war mit Abstand der Älteste Vampir hier und somit auch der Stärkste, das sollten sie ruhig wissen. Es konnte immerhin nicht schaden sein Revier ab zu stecken.
Die beiden Männer traten durch eine Doppeltür, die zum Park führte nach draußen in die Herbstluft. Will zog die kalte Luft in seine Lungen, um den Geruch von Chemie aus seiner Nase zu bekommen. Auf ihrem Weg zum Eingang drückte er dem ein oder anderen Besucher bereits einen Gewinnspielflyer in die Hand. Die weiblichen Besuchen kicherten vergnügt. Meistens waren es kleine Grüppchen, von denen ein Mädchen mit dem Finger auf ihn zeigte, die Anderen heran winkte, ein Blitzlicht aufleuchtete und dann Kichern zu hören war. William machte sich nicht einmal die Mühe missmutig oder unterkühlt drein zu schauen, denn das kam automatisch aufgrund seiner nicht vorhandenen Begeisterung. "Eins musst du mir erklären. Wie willst du hier jemanden ... kennen lernen?", erkundigte er sich leise. "Dürfte recht auffällig sein, wenn du wen vom Eingang weg lockst. Ich dagegen habe ja die große Ehre auch durch die Labyrinthe zu spazieren." Charles verstand was er mit kennen lernen wirklich meinte und schmunzelte. "Ach das ist nicht so schwer, wie du dir das vorstellst. Es werden genug dabei sein, die Fotos mit uns machen wollen. Da ist es ein Leichtes sie zu manipulieren und hier gibt es genügend dunkle Ecken.", erinnerte er ihn er ihn grinsend. "Ich verstehe.", entgegnete Will schlicht. Manipulation war wirklich etwas praktisches. "Aber du, Junge, du behälst besser deine Hände bei dir." Charlie warf dem jüngeren Mann einen warnenden Blick zu. William verdrehte die Augen. Er hatte sich all die Jahre keinen Fehltritt erlaubt, da würde er jetzt da die Zeit näher rückte, in der er seine Gefährtin zurück bekommen würde nicht noch damit anfangen.
Am Eingang, wo ein großer Brunnen samt Wegweiser stand, wurde das Gedränge der Menschen größer. Der Vampir nutzte seine kühle Präsens und sorgte so dafür, dass ja niemand auf die Idee kam ihn an zu rempeln oder zu betatschen. Dennoch schenkte er den Besuchern wie es seine Aufgabe war hin und wieder ein süffisantes Lächeln, während er ihnen Flyer in die Hand drückte. Das Lächeln gefror ihm allerdings schlagartig, als er ein bekanntes Gesicht entdeckte und ihm ein nur all zu bekannter Geruch in die Nase stieg. "Ich glaub ich spinne ...." Mit seinem Blick fixierte er nun eine kleine Gruppe, die den Park gerade betreten hatte. Auch Charles war der Geruch in die Nase gestiegen. "Was machen dir denn hier? Das ist denkbar ungünstig.", zischte er und lege William eine Hand auf die Schulter. "Hier sind viel zu viele unserer Art. Wir können sie nicht einfach so hier herum rennen lassen!" Er warf dem jungen Mann neben sich einen auffordernden Blick zu. "Du weißt was du zu tun hast. Pass auf sie auf!", erinnerte er ihn. William lachte und klopfte seinem Freund auf den Rücken. "Ich könnte etwas Ablenkung vertragen ... waren nicht das deine genauen Worte?" Er schüttelte den Kopf. Natürlich würde er auf Faren acht geben. Bei diesem regen Betrieb hier präsentierte sie sich immerhin wie auf einem Silbertablett für seine vampirischen Kollegen.
Will schnalzte mit der Zunge. "Dir ist hoffentlich klar, dass ich unmöglich alles im Blick behalten kann?" Immerhin würde er Faren in der Menge schnell wiederfinden solange sie bei Danielle mit ihrem grünen Gesicht bleiben würde. Charles nickte. "Natürlich weiß ich das, aber sieh dir die jungen Dinger doch an. Ein Blick und sie halten Abstand.", erinnerte er ihn nun. "Halt dich einfach in ihrer Nähe auf. Das wird die Meisten hoffentlich schon fernhalten. Ich komme nach, sobald ich hier weg kann.", versprach er und beobachtete die beiden Frauen. "Du bist verkleidet ... das wäre deine Chance dich ihr zu nähern.", warf er schließlich mit einem Schmunzeln auf den Lippen ein. William seufzte kellertief. "Das geht nicht." So gerne er es auch tun würde. "Es wäre zu früh, was wenn sie in Panik gerät, hm?" Sein Blick auf die junge Frau sagte jedoch etwas völlig anderes. Der Ältere verdrehte die Augen. "Ich verstehe nicht, warum du warten willst. Die Zeiten haben sich geändert und sie sich auch. Sie ist nicht die Selbe wie damals. Das solltest du bedenken. Sie braucht vielleicht länger Zeit als damals.", überlegte Charlie nun und verschränkte die Arme. Ihm wäre es lieber William würde langsam voran kommen und sich ihr wieder annähern. Das bedeutete ja schließlich nicht, dass er nicht mit ihrer Verwandlung warten konnte bis sie auf den Tag genau in gleichen Alter war wie vor zweihundert Jahren. "Ich rate dir näher dich ihr und lern auch diese Seite von ihr kennen. Das könnte dir später noch behilflich sein. Auch wenn sie sich erinnert ist ihr jetziges Leben damit nicht ausgelöscht.", erinnerte er ihn nüchtern. Möglicherweise musste Will mehr um sie kämpfen, als er es sich vorgestellt hatte. "Warte nicht zu lange.", riet er ihm und nickte ihm nun auffordernd zu.
William haderte mit sich. Er hatte diese Ratschläge bereits befürchtet. Nicht weil er sie nicht schätzte, sondern weil sie an seinen eigenen Ängsten nagten wie Mäuse an einem Stück Käse und wenn er nicht aufpasste, dann würde die Falle zuschlagen. So sehr er sich nach Faren sehnte und sie wieder in seinen Armen halten, sie küssen, sie lachen hören wollte, so sehr scheute er noch davor zurück. Noch wollte er ihre Welt nicht auf den Kopf stellen, sie noch nicht aus ihrem jetzigen Leben reißen. Andererseits hatte Charlie Recht, es würde nicht schaden sich langsam vor zu tasten. "Also schön, ich werde den Beiden folgen und du hälst mir den Rücken frei.", stimmte er schließlich zu.
Er ließ Charlie stehen und näherte sich langsam der kleinen Gruppe, während er weiter Flyer verteilte. Er hielt zwei Flyer in den Händen, bereit sie den beiden Damen zu überreichen, doch bevor er sie erreichte, entdeckte er den ersten Feind des Abends. Er machte eine unauffällige wenn auch erschrechende Kehrtwende und drückte die Flyer stattdessen irgendeiner Frau und ihrem Partner in die Hände. Dem als Zombie verkleideten Vampir schickte er einen bitterbösen Blick. Der Kerl zuckte zusammen als hätte William ihm einen Stromschlag verpasst.
Doch noch ehe er sich wieder seinem Ziel widmen konnte, zupfte jemand an seinem Ärmel. Genervt drehte er sich um. "Kann ich ein Foto mit Ihnen machen?" Das Mädchen schätzte Will auf vielleicht gerade einmal sechzehn. Augenscheinlich hatte sie sich dermaßen aufgebrezelt, dass sie als 21 durchgehen könnte um so auf die Attraktionen zu kommen, die nicht für minderjährige zugelassen waren. Ergeben seufzte er auf und küsste dann die Hand des Mädchens, um nicht aus der Rolle zu fallen. "Aber natürlich meine Schöne.", erwiderte er lächelnd. Somit fing er sich ein schüchternes Lächeln ein, als er den Arm um ihre Schulter legte für die Kamera. Leider war es das erste Bild von vielen, so dass er gezwungen war, danach eine kleine Horrorshow à la Manipulation ein zu setzen, bei der er den Besuchern um ihn herum die Illusion vorspielte, dass sich die Haut seines Gesichtes tatsächlich abschälte.
Faren sah sich suchend um. "Wo bleibt denn Jon jetzt?", brummte sie und verdrehte genervt die Augen. Das er aber auch immer auf sich warten lassen musste. Warum konnte er auch nicht einfach seine Brille nehmen, statt diese Kontaktlinsen, an die seine Augen nicht gewöhnt waren? Sie hakte sich bei Danielle ein und zog sie etwas zur Seite, damit sie nicht direkt in der Eingangsschneise standen. Auf ständiges anrempelt werden hatte sie nun wirklich keine Lust. Das war etwas, auf das man doch liebend gerne verzichtete. "Ist ja echt unglaublich viel los hier, aber war wohl zu erwarten.", stellte Faren nüchtern fest und sah sich erneut nach ihrem Freund um. Hier am Eingang liefen schon einige Zombies und andere Gestalten herum, die die Leute versuchten zu erschrecken. Faren faltete den Plan, den sie am Durchlass bekommen hatte auseinander und studierte diesen. "Wo wollen wir denn zuerst hin? Der Reihe nach, oder einfach quer Beet schauen was uns am besten gefällt und dann vielleicht gleich mehrfach rein?", erkundigte sie sich nun und warf Danielle einen fragenden Blick zu. So hatten sie es zumindest bei vorherigen Parkbesuchen auch schon gemacht. Zuerst musste aber nun Jonathan erstmal wieder zu ihnen stoßen.
William, der die beiden Frauen beobachtet hatte, entdeckte nun den verirrten Piraten etwas weiter weg in der Menge untergehen. Er konnte nur den Kopf über diesen Burschen schütteln. Obwohl es ihm lieber wäre alle möglichen Rivalen weit weg zu wissen, sah er es als Chance das Blatt nochmal zu wenden. Er bahnte sich seinen Weg durch die vielen Besucher, hin zu Jon. Mit Absicht ließ er sich von Jonathan anrempeln und lächelte diesen anschließend mit einem gekonnt arroganten Lächeln an. "Noch eine verirrte Seele, wie die meine, Captain?" Er reichte ihm einen seiner Flyer. Mit seiner Kraft der Manipulation sorgte er dafür, dass die Menschen um sie herum sich ein wenig weiter verteilten. "Wenn du die meine findest ... ist dir mehr als eine Buddle voll Rum sicher.", erklärte er ganz in seine Rolle. In seinen Augen funkelte es belustigt. "Irgendwo hier im Park ... halt die Augen offen." Jon führte den Flyer näher zu seinem Gesicht, um mit den Kontaktlinsen etwas erkennen zu können. William ließ es sich mit keiner einzigen Regung anmerken, dass er ihn am liebsten an den Schultern gepackt und geschüttelt hätte, selbst wenn er ihm dadurch nur ein wenig mehr Verstand in die Birne schütteln würde.
Faren, die inzwischen Jon entdeckt und Danielle mit sich gezogen hatte, kam bei den beiden Herren an und nahm Jonathan den Flyer aus der Hand. "Was hast du denn da?" Sie warf einen Blick auf den Flyer. "Das Bildnis des Dorian Gray? Den Film hab ich gesehen, der war garnicht schlecht." Jetzt war ihr auch klar, was für ein Kostüm der Mann vor ihr trug. William lächelte charmant. "So ist es." Elegant verneigte er sich. Da Danielle näher stand als Faren, nahm er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf deren Rücken, wie es zu der Zeit, in der die Figur, die er spielte angeblich lebte üblich war. "Findet mein Bild. Irgendwo im Park ist es versteckt.", verkündete er und überreichte nun auch Danielle einen Flyer. Faren sah den Schauspieler fragend an. Sie hatte bei ihm ein seltsames Gefühl, so als ... "Kann es sein, dass ... ich sie schon mal irgendwo gesehen habe?", erkundigte sie sich ruhig. Irgendwie kam er ihr so bekannt vor. William sah sie fragend an. Natürlich hatte sie ihn schon mal gesehen, aber das konnte er ihr schlecht sagen, deswegen wich er der Frage mit einem Lächeln aus. "Vielleicht. Ich treibe mich sehr viel rum. Dafür bin ich schließlich bekannt." Er zwinkerte ihr amüsiert zu.
Noch immer sah Faren ihn skeptisch an, richtete dann aber ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Flyer. "Und was gibt es dabei zu gewinnen?", fragte sie nun ruhig nach und überflog den Fyler. "Ein Auto? Wow ... warum glaube ich das nur nicht? Das ist doch nur wieder so eine Aktion, womit sie die Leute locken und nachher geht das Auto zurück ans Autohaus, dass es zum Ausstellen verliehen hat. Keiner gewinnt dabei etwas." Davon hörte man doch oft genug. Alles nur Schwindel! Will zuckte etwas unbeholfen mit den Schultern. "Nun ja, die Details stehen wie immer in dem Kleingedruckten ..." So genau wusste er es selbst nicht, er hatte sich einfach nicht damit auseinander gesetzt. Immerhin hatte ihn das Ganze bis eben auch nicht sonderlich interessiert. "Aber ich wäre durchaus dankbar, wenn man mich von der ewigen Einsamkeit befreien würde." Skeptisch sah Faren zu ihm auf. Irgendetwas an ihm fühlte sich so vertraut an, schon alleine dieses Lächeln. Zaghaft nickte sie. "Ewige Einsamkeit?", fragte sie leicht schmunzelnd nach. "So wie ich mich an die Geschichte erinnere war Dorian Gray doch nie ein Kind von Traurigkeit. Er hatte doch immer irgendeine Frau an seiner Seite. Von Einsamkeit würde ich da also nicht sprechen." Dennoch klang dieser Satz irgendwie seltsam in ihren Ohren. Er setzte wieder sein charmantestes Lächeln auf. "Nun, selbst das schönste Licht an eines Mannes Seite kann keinen Frieden bringen, wenn die Seele schwärzer ist als jede Nacht." Mit diesen Worten verneigte er sich. In seinen Augen konnte man jedoch sehen, dass die Rolle ihm allmählich doch begann Spaß zu machen. Charles hatte definitiv Recht gehabt, dass das Kostüm sich als Vorteil erweisen würde. Faren zog eine Augenbraue in die Höhe. "Das denke ich nicht. Ich glaube nicht, dass es sowas wie eine schwarze Seele gibt." Sie zuckte mit den Schultern. An so etwas glaubte die junge Frau einfach nicht.
Schließlich wechselten Faren und Danielle einige vielsagende Blicke. "Dann versuchen wir doch das Bild zu finden. Immerhin: Ein Auto haben, oder nicht haben.", erinnerte die Hexe lächelnd. Nicht, dass sie eines brauchen würde. Danny durfte sich wann immer sie wollte den Wagen ihrer Mutter ausleihen, wenn diese ihn nicht gerade selbst brauchte. William beobachtete die Blicke, die die Beiden tauschten. So verstanden sich wohl nur beste Freundinnen untereinander. "Dann solltet ihr die Augen offen halten. Aber wie mir scheint kann euer Freund nicht recht sehen. Vielleicht sollte er sich eine Brille zulegen.", witzelte der Vampir nun. Er konnte sich diese kleine Stichelei gegen Jon einfach nicht verkneifen. Schmunzelnd sah Faren wieder zu dem Schauspieler auf und nickte zustimmend. "Er hat ja sonst auch eine Brille, aber Jon war so schlau sich Kontaktlinsen aus dem Internet zu bestellen. Leider hat er vergessen sich die Flüssigkeit dafür gleich mit zu bestellen, in der man sie aufbewahrt, also sind sie ausgetrocknet und haben Risse bekommen.", erklärte sie ruhig. So etwas konnte auch nur Jo passieren. Dieser verschränkte beleidigt die Arme und plusterte die Backen auf. Faren und Danielle konnten beide nicht anders als bei diesem Anblick auf zu lachen. "Was denn? Das ist doch die Wahrheit.", verteidigte Danielle ihre Freundin.
Auch Will fiel es schwer ein Schmunzeln zu verbergen. "Nun wenn das so ist solltet ihr vielleicht zuerst bei der Krankenstation vorbei schauen. Vielleicht können die euch weiterhelfen." Was er selbst bezweifelte. Kein Sanitäter hätte Ersatzbrillen für vergessliche Nerds dabei. William deutete daher nicht wirklich auf eine ärztliche Einrichtung auf Farens Parkübersicht, sondern auf eine Attraktion, die sich Death 'pital nannte. "Ich könnte euch auch gerne sicher dorthin begleiten, Ladies. Schließlich schneit eure ... Begleitung nicht ganz so dazu in der Lage zu sein.", bot er nun überaus freundlich an, nicht ohne wieder gegen Jonathan zu sticheln.
Faren schmunzelte leicht. "Ich denke zwar nicht, dass sie da was für Jon tun können, aber wenn sie uns das schon empfehlen ...", begann Faren und sah zu Danielle. Diese nickte ihr schließlich zu. "Na dann nehmen wir das Angebot doch gerne an. Vielleicht finden wir ja ihr Bildnis. Ich hoffe doch aber, dass sie nicht zu der Art von Dorian Gray gehören, die zerfällt wenn sie ihr eigenes Bild sehen.", versuchte nun sie den Schauspieler zu necken. Nur weil er hier arbeitete, hieß das ja nicht, dass sie nicht auch mit den Schauspielern herum schäkern konnten. Er schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Nun dafür müsste man das zerstören, was auf dem Bild zu sehen ist.", erklärte er mit süffisantem Lächeln. "Ach so ist das. Also gehören sie nicht zu denen, die gleich zu Staub zerfallen beim bloßen Anschauen ihres Bildes.", erwiderte die Dunkelhaarige schmunzelnd. "Nein, ich denke es ist äußerst schmerzhaft wenn man zu Asche zerfällt. Hört sich jedenfalls danach an, oder?", antwortete er mit charmantem Lächeln auf den Lippen. "Ja, klingt ganz danach. Muss ich auf jeden Fall nicht unbedingt miterleben.", erklärte Faren ruhig.
William freute sich natürlich darüber, dass man sein Angebot annahm. Schon allein weil er somit die Vampire auf Abstand halten konnte. Sollte doch einer dabei sein, der die Rechts-vor-Links-Regel nicht kannte, dann würde er ihm diese halt kurzerhand beibringen. Einmal mehr verbeugte sich William elegant, ehe er der kleinen Gruppe voraus ging und sie durch die Menge führte. In diesem Fall bedeutete dies die lange Hauptstraße entlang gehen zu müssen, wo sich die verschiedensten Monster tummelten. Zwar waren es nicht allesamt verkleidete Vampire, aber Will brauchte nur einen Blick und sie wurden nicht weiter von ihnen behelligt. Er führte die kleine Gruppe vorbei an einem Herrenhaus, aus dem hin und wieder ein Schrei ertönte. Diese Attraktion war eine die William meiden würde, da darin alles stockdüster war. Die Straßenlaternen hatte man umdekoriert indem man Kürbisse aus Plastik über die Lichter gestülpt hatte. Schwarz-orangene Girlanden waren von Laterne zu Laterne aufgehangen.
Danielle hatte sich bei Jonathan eingehakt und führte ihn die Straße entlang. Faren ging still neben William her. Interessiert sah sie sich um. Zu diesem Horrorfestival hatten sie sich wirklich alle Mühe gegeben den Park möglichst gruselig zu schmücken. "Wenn man mit einem von euch unterwegs ist, dann halten die Anderen alle Abstand, was?", fragte sie amüsiert und sah schmunzelnd zu Will auf. William lachte leise auf bei ihrer Bemerkung. "Vielleicht wissen die Herren Zombies und Meuchelmörder einfach was ihnen blüht, wenn sie meine Begleitung angreifen." Bei dieser Bemerkung bot er Faren seinen Arm an. Faren lachte auf und hakte sich bei ihm ein. "Ja, bestimmt. Schade eigentlich und ich dachte schon, dass es an meiner tollen aber improvisierten mexikanischen Totenmaske liegen könnte. So wie es aussieht habe ich dann also einen neuen Beschützer." Amüsiert schüttelte sie den Kopf.
William hatte es wirklich schrecklich vermisst mit ihr herum zu albern. Über zweihundert Jahre hatte er darauf gewartet sie endlich wieder zu sehen und an seiner Seite zu haben. Nach all dem Warten war dies nun das erste ehrliche Lächeln, dass er zustande brachte. "In der Regel fürchten nur die Lebenden den Tod. Es sei denn in Mexiko weiß man es besser?" Ihm war natürlich klar, dass sie nicht aus Mexiko kam, aber nicht zu fragen hätte auffällig erschienen können. Faren zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich hab mich nicht so damit auseinander gesetzt. Ich wollte mich nur nicht groß verkleiden, da war eine mexikanische Totenmaske das schnellste und einfachste.", erklärte sie ruhig lächelnd. Schnell und einfach war das Makeup in seinem Gesicht nicht gewesen, worum er Faren nun schon etwas beneidete. Bei ihr juckte das Zeug bestimmt nicht. "Dafür ist sie aber hervorragend gelungen.", machte er ihr ein aufrichtiges Kompliment. Er war kein Experte, ob diese Maske auch authentisch war, aber sie sah auf jeden Fall toll aus. Lächelnd nickte Faren. "Finde ich auch. Das hat Danielle wirklich gut hinbekommen.", stimmte sie anerkennend zu.
Dennoch fühlte es sich seltsam an hier mit ihm so entlang zu gehen. Es war wieder so vertraut, als sie sich berührten. "Sind sie sicher, dass wir uns noch nie gesehen haben? Ich könnte schwören ...", murmelte Faren erneut. Das konnte doch kein Zufall sein, aber ihr wollte partout nicht einfallen wo sie ihn gesehen hatte. "Vielleicht ... dann wäre es aber eine Schande, dass Sie mir nicht aufgefallen sind.", erwiderte der Schauspieler charmant. Faren schmunzelte leicht. "Vielleicht kennen wir uns ja aus einem früheren Leben.", scherzte sie. William war erstaunt über ihre Worte. Instinktiv antwortete er nur ausweichend. "Ich bin unsterblich, meine Schöne. Das bezweifel ich dann doch." Der Schreck saß ihm noch einen Moment lang in den Knochen, jedenfalls bis er merkte, dass Faren lediglich einen Scherz gemacht hatte.
Will warf einen Blick über seine Schulter zurück zu ihren Begleitern. Danielle hatte ihre Mühe Jon über jede Schwelle zu führen, die sie übertraten. Garnicht so leicht bei so einem großen Kerl, er war gut einen ganzen Kopf größer als Danny. Nachdem sie das Herrenhaus hinter sich gelassen hatten, kamen sie zu einer langen Warteschlage. Das Death 'pital schien sehr beliebt zu sein. "Nun wie mir scheint hat nicht nur ihr Freund ein Problem.", kommentierte der Vampir scherzhaft. Es wäre ein leichtes ihnen Vortritt zu verschaffen, aber das wäre dann wohl zu auffällig, weswegen er sich brav mit den drei Menschen an seiner Seite in die Schlange einreihte. Zumindest für die Wartezeit konnte er etwas ausspannen und sich weiter mit Faren unterhalten.
Faren seufzte nach nur ein paar Minuten des Wartens. "Ob man ... wir müssen wohl heute mit langen Wartezeiten rechnen.", brummte sie unwillig. War wohl aber auch nicht weiter verwunderlich bei so einem Event. Sie sah zu William auf. "Also ... wo hängt das Bild?", fragte sie nun leicht grinsend nach. Gerade er als Hauptfigur sollte das doch eigentlich wissen. "Wehe wir laufen einfach daran vorbei und sie machen uns nicht darauf aufmerksam. Ich könnte ein Auto gebrauchen." Der Vampir setzte eine traurige Miene auf. "Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht auf die Hilfe von charmanten jungen Damen und blinden Piraten angewiesen.", erwiderte er mit einem Schmunzeln. Er wusste tatsächlich nicht wo das verdammte Bild hing. Niemand hatte es ihm gesagt und wenn dann hatte er wahrscheinlich nicht zugehört. Faren sah schmunzelnd zu ihm auf. "Nicht mal für einen Moment aus der Rolle fallen, hm?", fragte sie amüsiert nach. William zwinkerte ihr nur vielsagend zu.
Faren beobachtete wie Jon sich schon wieder die Augen rieb und seufzte. "Ich hab dir gleich gesagt nimm deine Brille mit. Passt zwar nicht zum Kostüm, aber du würdest zumindest etwas sehen.", tadelte sie ihn. Abgesehen von den Fahrten in den Bahnen, wenn er die Brille verlieren konnte und sie deshalb abnehmen musste. Jon gab ein Murren von sich. Das aber würde ihn auch nicht weiter bringen. Die Dunkelhaarige widmete sich also wieder ihrem neuesten Begleiter. "Ist das nicht anstrengend den ganzen Tag jemand anderen zu spielen? Ich stelle es mir zumindest so vor. Bestimmt haben sie wegen der Fetzen im Gesicht stundenlang in der Maske gesessen, oder? Und dann erst diese Klamotten." Sie schüttelte amüsiert den Kopf. "Wird es wenigstens ordentlich bezahlt?" Faren neigte den Kopf, um zu ihren Freunden zu sehen. "Vielleicht sollten wir das nächstes Jahr auch machen. Als Zombie Leute erschrecken ist bestimmt witzig." Danielle schüttelte sofort entsetzt den Kopf. Offenbar behagte ihr der Gedanke als verwesende Leiche durch die Gegend laufen zu müssen garnicht. William griff hinter sich an die Metallabsperrung und setzte sich auf diese, um so einen besseren Überblick zu bekommen. Er war versucht wirklich aus der Rolle zu fallen, das konnte er sich aber zu seinem Bedauern nicht erlauben. Daher beugte er sich vor zu Farens Ohr. "Fünf Stunden. Still sitzen und noch nicht mal mit der Wimper zucken und das für eine kleine Gage ... nicht mehr als ein Kellner verdienen würde ... Spaß macht es trotzdem.", flüsterte er ihr zu, ehe er sich wieder zurück lehnte. Faren sah überrascht auf, als er sich so nah zu ihr beugte und errötete dabei tatsächlich etwas. Dann aber schmunzelte sie wieder und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr zurück. "Also nicht so empfehlenswert? Aber solange man Spaß daran hat und man sollte bedenken, dass man dafür auch kostenlos durch den Park kann .. na gut abgesehen von den Fahrgeschäften .. aber sonst kann man doch auch alles nutzen. Man kommt so doch dann auch dahin, wo normale Besucher vielleicht garnicht erst hin kommen. Außerdem könnten wir dann jetzt einfach an der Schlange vorbei gehen.", erklärte sie grinsend.
Nach einiger Zeit bewegte sich die Schlange stetig Richtung Eingang, so dass William vom Geländer sprang. Ein Aufseher des Parks an der Tür sah ihn ein wenig irritiert an, da er eigentlich nicht in die Attraktionen hinein sollte, sondern nur die Leute bei Laune halten sollte. Eine kurze, klitzekleine Manipulation später und der Mann ließ sie sogar auf einen Wink von Will vor. "Der Name Gray hat auch seine Vorteile, er öffnet Türen, Ladies .... Captain.", erklärte er, machte eine elegante Verbeugung und ließ den dreien den Vortritt. Faren schmunzelte leicht. "War also doch eine gute Idee sich von ihnen begleiten zu lassen." Sie griff nach der Hand ihrer Freundin und zog diese mit sich. William wartete auf den halb blinden Piraten und bildete selbst das Schlusslicht der Truppe.
Kaum hatten sie die Türen durchschritten, wurde es stockdüster Die Attraktion sah von Innen wirklich wie ein Krankenhaus aus. Überall klebte Kunstblut an den Wänden, der Decke und dem Boden. Es begegneten ihnen kostümierte Darsteller als Ärzte, Krankenschwestern und untote Patienten, die auf die Besucher lauerten und diese aus dem Hinterhalt erschreckten. Flackernde Halogenlampen sorgten für die richtige Atmosphäre, so dass man wenigstens etwas sehen konnte. Wills Augen bekamen in der Dunkelheit einen silbrigen Schimmer, da sie das wenige Licht reflektierten wie bei einer Katze. So konnte er wunderbar sehen wohin er ging und wer sich hinein näherte.
Faren ging mit Danielle an der Hand voraus. Hier und da sprangen immer wieder Zombies und Anderes auf sie zu. Danielle zuckte jedes Mal erneut zusammen. Plötzlich legte sich aus dem Hinterhalt eine Hand auf Danielles Unterarm und packte fest zu. Die ganze Gruppe, einschließlich des Vampirs zuckten nun bei Danielles markerschütterndem Schrei zusammen. Diese Frau hatte aber auch eine unglaubliche Kraft in der Lunge. Dann aber sah Faren den Arzt und begann zu lachen. "Gott, Danielle du schreist besser als die Schauspieler.", zog sie ihre Freundin auf, die das alles andere als zum Lachen fand. Wirkliche Vampire schreckte William mit einem einfachen warnenden Blick ab. Mit einer Hand schob er den hilflosen Jonathan vor sich her, der wohl ansonsten nie wieder aus der Attraktion heraus gefunden hätte.
Draußen angekommen atmete der Vampir wieder auf, tippte dann Jon auf die Schulter. "Und haben die Herren Doktor helfen können?", scherzte er. Faren bemerkte wie Jo den Schauspieler ansah. "Hey ... alles klar?", ging sie sofort dazwischen. Sie löste sich von Danielle und hakte sich bei Jon ein. William warf sie nun einen warnenden Blick zu. "Es reicht langsam. Ja Jo ist verschusselt, na und?" Das war kein Grund den ganzen Abend über ihn zu lästern. Er hatte schon genug mit den Kontaktlinsen zu kämpfen. So würde Faren Fremde sicher nicht mit ihren besten Freunden umgehen lassen, denn mehr war Will im Moment für sie nicht, auch wenn sie das Gefühl nicht los wurde ihn zu kennen. William zog eine Augenbraue in die Höhe, als Faren ihren Freund verteidigte. Innerlich seufzte er auf, ließ sich nach außen aber nichts anmerken. "Komm schon Jo. Ich will mir eh was zu trinken holen. Wir suchen jetzt nach der nächsten Toilette und du nimmst die Dinger raus. Kann ja nicht sein, dass du die ganze Zeit über nur deine Augen reizt, dann geh lieber ganz ohne.", entschied Faren nun für ihren Freund und zog ihn weiter. Dann sah er sicher mehr als mit den kaputten Kontaktlinsen, wenn auch weiter unscharf.
Bevor die Drei ihn jedoch alleine zurück ließen, tippte er Faren auf die Schulter. "So war das nicht gemeint. Vorne hinter dem Restaurant ist eine Sanitätsstation, da wird man ihm helfen. Zumindest können sie ihn von den Linsen befreien und vielleicht ein paar Tropfen ins Auge tun, damit diese nicht mehr so gereizt sind. In den anderen Attraktionen wird das sonst nur noch schlimmer, weil dort künstlicher Nebel in die Räume geblasen wird. Wenn ihr wollt, begleite ich euren Freund dahin.", schlug er nun beschwichtigend vor. "Es war nicht meine Absicht jemandem auf die Füße zu treten. Entschuldigung." Faren sah ihn skeptisch an. "Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen sondern bei Jonathan. Er ist hier der, der die ganze Zeit über verarscht wird.", brummte sie. William wollte sich nichts nachsagen lassen, also nickte er sofort und entschuldigte sich förmlich bei dem Piraten. Faren sah wieder zu Jo auf. "Ist das okay für dich?", erkundigte sie sich. Jonathan nickte nur langsam. Er wäre wohl auch froh, wenn er die Linsen erstmal los wäre. "Schön dann zeigen sie uns wo die Sanitätsstation ist.", stimmte Faren schließlich zu. Danielle hakte sich auf Jons freier Seite ein und so führten sie ihn zu der Krankenstation.
Danielle nahm neben Jonathan auf der Liebe platz. Faren nickte ihre Freundin zu. "Ich hole uns was zu trinken.", kündigte sie an und trat aus dem Raum wieder nach draußen an die frische Luft. Sie seufzte und atmete tief durch. Sie hasste einfach diesen Desinfektionsmittelgeruch, das erinnerte sie immer nur an den Tag, an dem ihre Eltern starben und sie danach alleine im Krankenhaus saß. Will hatte anstandshalber direkt draußen gewartet und in der Zwischenzeit Getränke für die Freunde geholt. Eine davon reichte er nun Faren. "Hier, als Entschädigung. Ich hoffe dein Freund kommt in Ordnung, so dass ihr den Besuch im Park doch noch genießen könnt." Er lächelte sie freundlich an und stellte sich dann neben sie, so dass er sich gegen die Mauer lehnen konnte.
Dankend nahm Faren die Coke entgegen und saugte am Strohhalm. Sie trank einen Schluck, sah dann aber um die Ecke, durch die geöffnete Tür wieder nach drinnen. "Die Beiden sehen süß aus zusammen, oder?", murmelte sie schmunzelnd. "Danielle ist so sehr in meinen Stalker verknallt, dass sie garnicht merkt, dass Jo mehr von ihr will." Amüsiert schüttelte sie den Kopf. Sie trank erneut einen Schluck und lehnte sich wieder an die Mauern neben Will zurück. "Hm, stimmt. Das schlechteste Paar wären sie schon mal nicht. Aber ich kenne die Beiden nicht, also kann ich das wohl auch schlecht beurteilen.", erwiderte der Vampir ruhig. "Glauben sie mir sie passen perfekt zusammen. Das muss Danny nur auch noch erkennen. Sie ist einfach blind vor Liebe zu diesem Idioten Steve.", erklärte sie ruhig. Selbstverständlich kannte er diesen Stalker, allein die Vorstellung an ihn grauste Will bereits. Umso irritierter sah er Faren an. "Und das ist was Gutes? Also ich wäre von 'nem Stalker nicht so angetan, der meine Freundin belauert. Du wirst doch hier hoffentlich nicht im Park belästigt?", fragte er nun direkt besorgt nach. Bisher hatte er Steve nirgendwo gesehen. Faren schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Nein, das ist definitiv nichts Gutes. Deswegen war ich schon irgendwie froh, als Jo mit den Karten hierfür an kam. So konnte ich mir die Halloweenparty in der Uni sparen. Da hätte er mir sicher wieder aufgelauert. Einige mögen es ja toll finden, wenn ihnen alle paar Tage eine große Liebeserklärung gemacht wird ... ich allerdings nicht. Jedenfalls nicht von ihm! Ich hoffe nicht, dass er hier auftaucht. Falls aber doch muss ich sehen, dass ich so schnell wie möglich aus seinen Blickfeld verschwinde.", murmelte sie und trank erneut von ihrer Coke.
Still musterte William die junge Frau von der Seite aus. "Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", fragte er schließlich nach einem kurzen Moment der Stille. Faren betrachtete ihn einen Moment lang, lächelte dann aber wieder. "Hm ... uns weiter Gesellschaft leisten vielleicht?", erwiderte sie nun und sah zu ihm auf. Will lächelte leicht. "Da ich eh brav meine Flyer verteilt habe, spricht absolut nichts dagegen. Schwebt euch denn was bestimmtes vor? Vielleicht kann ich ja meine Kollegen wieder überreden uns vor zu lassen, dann hättet ihr keine langen Wartezeiten." Faren nickte darauf lächelnd.
Das klang doch gut. Das war für William das Leichteste an der Sache überhaupt, zudem konnte er so den Abschaum von Faren fernhalten, da er in ihrer Nähe blieb. Was ihn zu der Frage brachte wo Charles eigentlich steckte. Er hoffte, dass der Ältere nichts dummes anstellte, obwohl dieser eindeutig alt genug war um auf sich selbst aufpassen zu können. Vielleicht hätte Will ihn auch warnen sollen, dass Steve hier irgendwo lauern könnte. Vielleicht.
"Aber ich muss dann schon wieder zurück in meine Rolle schlüpfen, sonst bekomme ich Schwierigkeiten, sprich keine Gage." Was für eine Ironie, als wäre er auf die Gage aus. Vielmehr wollte er seine Tarnung nicht gänzlich auffliegen lassen. Faren lächelte ihm ruhig entgegen und nickte. "Ja, ich verstehe. Kein Problem. Nur mit den dummen Sprüchen über Jons Sehkraft solltest du dich künftig zurück halten. Wenn man sich über meine Freunde lustig macht, dann ist mit mir nicht gut Kirschen essen, nur dass du es weißt.", warnte sie ihn nun vor. Sie hielt ihm eine Hand entgegen. Sofort nickte Will. "Geht klar. Keine blöden Sprüche mehr über deine Freunde." Er reichte ihr ebenfalls die Hand und schüttelte diese. "Ich bin übrigens Faren und nun sag mir nicht, dass du Dorian heißt." Misstrauisch sah sie zu ihm auf. Er hatte tatsächlich für einen Augenblick mit dem Gedanken gespielt ihr zu sagen er hieße Dorian. Er lachte auf. "Nein, ich bin Will." - "Freut mich.", erwiderte sie lächelnd. Faren spürte schon bei der bloßen Berührung ihrer beider Hände ein Kribbeln in der Magengegend. Verunsichert zog sie die Hand zu sich zurück. William sah sie fragend an, als sie ihre Hand zurück zog. Er musste sich wirklich zusammen reißen, sie nicht einfach über seine Schulter zu werfen, um mit ihr zu verschwinden. "Bin ich elektrisch geladen?", fragte er stattdessen. "Entschuldige." Faren lächelte verlegen und schüttelte den Kopf. "Nein! Nein, schon gut. Es ist nichts. Mach dir bitte keine Gedanken.", bat sie ihn. William hielt in der Bewegung inne. "Na dann ist ja gut, ich dachte schon."
Faren und Will warteten vor der Sanitätsstation bis Danielle Jon schließlich hinaus führte. Die Sanitäter hatten ihm die rissigen Kontaktlinsen aus den Augen entfernt und ihm Augentropfen verabreicht. Jetzt würde er zwar genauso wenig sehen können wir zuvor, aber immerhin sollte der Brillenträger nun keine Schmerzen mehr haben. Die kleine Gruppe trank ihre Cokes und beriet sich wohin sie als nächstes gehen wollten. Schnell fiel die Wahl auf den Tower, dem freien Fall des Parks.
Auf dem Weg dorthin ließ William seinen Blick schweifen und warf allen Übernatürlichen in ihrer näheren Umgebung einen warnenden Blick zu. Auch einige menschliche Parkbesucher wimmelte er mit einem recht unfreundlichen Blick ab. Alle konnte er jedoch nicht abwimmeln, immerhin war er hier um zu arbeiten. Nur widerwillig posierte er immer wieder mit lachenden Teenies, während Faren und ihre Freunde etwas abseits auf ihn warteten. Irgendwie gefiel es Faren gar nicht, dass er immer wieder von Fremden umarmt wurde auch wenn das sein Job für heute Abend war. Ungeduldig biss sich sich innen auf der Unterlippe herum und wippte unruhig mit einem Bein, bis Will sich schließlich loseisen konnte und sich der Gruppe wieder anschloss.
Zumindest am Tower kamen sie nun dank Wills Hilfe ziemlich schnell voran. Dennoch standen sie die letzen paar Meter doch noch an. Das war für Faren Anlass genug ihr Handy heraus zu ziehen. "Lasst uns vorher - nachher Fotos machen!", schlug sie nun grinsend vor. Sie war sich sicher, dass ihre von Danielle so mühevoll gezauberte Frisur den freien Fall nicht heil überleben würde, also warum das Kunstwerk nicht vorher nochmal in einem Bild festhalten? "Na los, alle zusammen. Du auch Will!", forderte sie ihre Freunde lächelnd auf. Sie hob ihr Handy in Querformat nach oben, wartete bis alle sich ins Bild platziert hatten und drückte schließlich den Auslöser. "Na mal schauen wie wir gleich nach dem wilden Ritt aussehen.", witzelte die junge Frau schließlich und grinste frech. Ob Jons aufgeklebter Bart den Tower wohl überleben würde? Der Vampir sah nicht sonderlich begeistert aus. "Ich weiß genau wie ich gleich aussehen werde.", brummte er nun. Sicher würde gleich einiges an Latexhaut durch die Luft fliegen. Faren schenkte ihm ein freches Grinsen. "Dann musst du wohl wieder in die Maske.", erwiderte sie neckend. Es würde sicher ein, zwei Stunden dauern, bis er wieder wie vorher aussehen würde. Will lächelte der jungen Frau nur leicht entgegen. "Ach, das wird schon schief gehen." Im Notfall würde er einfach die Visagistin manipulieren.
Inzwischen stand die Gruppe nahe der Schranke zum Tower. Bei der nächsten Runde würden auch sie dabei sein. Sie sahen dabei zu, wie die Bügel der Sitze sich schlossen und sich das Geführt senkrecht nach oben in Bewegung setzte. Oben angekommen stoppte sie für einige Sekunden. Ein metallisches Knacken der Maschinen war zu hören und im nächsten Moment fielen die Sitzbänke wieder senkrecht in die Tiefe. Die Fahrgäste kreischten erschrocken auf.
Allmählich wurde William etwas flau im Magen. Er hatte sich nicht sonderlich gut überlegt was er da genau zugestimmt hatte, bis jetzt. Er war zwar ein Vampir und damit könnte ihm auch ein Fall aus dieser Höhe nichts ausmachen, aber dennoch blieb dieses ungute Gefühl. Er hatte schon als Mensch Probleme mit großen Höhen gehabt, daran hatte sich auch bis heute nichts geändert und das würde es vermutlich auch in seinem restlichen Leben nicht mehr ändern.
Die Sitze kamen wieder unten an, die Bügel gingen auf und die Fahrgäste stiegen aus. Erst dann wurde die Schranke für sie geöffnet. Sie gingen hinein und legten ihre Taschen am Ausgang ab. Danielle legte außerdem ihren Hut ab, den würde sie während der Fahrt sicher nur verlieren. Sie suchten sich eine Reihe aus. Ganz bewusst ließ Faren erst Danielle und dann Jonathan vor gehen, denn sie kannte ihre beste Freundin und wollte verhindern, dass ihr Schrei ihr am Ende noch das Trommelfell zerfetzte. Die Vierergruppe nahm platz und die Bügel schlossen sich. Wills flaues Gefühl im Magen wollte einfach nicht nachlassen, auch als sich das Fahrgestell in Bewegung setzte. William konnte die Aussicht nicht genießen, viel zu sehr war er darauf konzentriert stur geradeaus zu sehen und nicht nach unten. Oben angekommen, blieben sie allerdings nicht lange in der Luft, wofür Will sehr dankbar war. Ohne Vorwarnung wurden die Bremsen gelöst und sie fielen zurück Richtung Erde. Danielles Kreischen war nicht zu überhören, sicher hörte man sie auch noch am Boden durch den halben Park schreien. Da war William doch froh, dass nicht er neben der jungen Frau sitzen musste. Faren dagegen lachte nur auf bei dem Adrenalinkick, den sie gerade erlebte. Glücklicherweise hielt die Latexhaut in seinem Gesicht dank des starken Hautklebers, ganz im Gegensatz zu der in Farens Haar gesteckte Kunstrose. Reflexartig fing Will diese, als sie in sein Blickfeld geriet. Endlich wieder sicher am Boden angekommen stoppten die Maschinen und die Bügel gingen auf.
Erleichtert atmete William auf, stieg aus dem Sitz und half anschließend auch Faren, die ihr Kleid wieder richtete. Danielle und Faren holten ihre Taschen und schulterten diese wieder. Will konnte sich bei dem Anblick der bleichen Gesichter und den Sturmfrisuren einiger anderer Fahrgäste ein Grinsen nicht verkneifen. Hoffentlich standen ihm seine eigenen Haare nicht auch so zu Berge. Mit den Händen glättete er sich diese. "Also freier Fall wäre abgehakt.", kommentierte er nun wieder lächelnd und reichte Faren die verlorene Stoffrose. "Hier, wäre doch schade darum, wenn sie verloren gegangen wäre.", erklärte er lächelnd. Faren sah etwas überrascht auf und tastete gleich darauf an der Stelle wo bis eben noch die Rose gesteckt hatte. Sie war tatsächlich weg. "Oh, danke. Ich hab garnicht gemerkt, dass sie raus gefallen ist." Sie lächelte ihm dankend entgegen. "Könntest du sie wieder rein machen? Ohne Spiegel ist das etwas schwierig.", fragte sie nun ruhig nach und neigte den Kopf. Der Vampir lächelte leicht und nickte schließlich. "Sicher." Er half ihr die Rose wieder in ihr Haar zu setzen und platzierte diese geschickt wieder an ihrer angestammten Stelle. "So, das müsste halten.", verkündete er schließlich.
"Hatte jemand die Gelegenheit nach dem Bildnis Ausschau zu halten?", fragte William nun leicht schmunzelnd in die Runde hinein. "Sonst müssen wir weiter suchen." Faren schüttelte den Kopf. "Nein, ich habs nicht gesehen, aber ich glaube von da oben wäre es auch zu klein gewesen, um es zu erkennen.", erwiderte sie ruhig. "Wir müssen noch ein Nachherfoto machen!", erinnerte sie ihre Freunde nun grinsend. Wieder versammelten sie sich vor der Handykamera und machten ein Foto. Der Unterschied vor allem bei Jonathan zu sehen. Seine Perücke war verrutscht und sein aufgeklebter Bart hielt nur noch auf einer Gesichtshälfte. Da hatten die anderen Drei es doch deutlich besser überstanden. Nach dem Foto versuchte Danielle so gut sie konnte Jon wieder her zu richten. Sie drückte den künstlichen Bart wieder an Jons Kinn und richtete ihm die Perücke.
"Na gut ... wo wollen wir als nächstes hin?", erkundigte sich Faren nun. Danielle zuckte lediglich mit den Schultern. Irgendwie würden sie schließlich schon durch den ganzen Park kommen. "Ich wäre ja für die Villa.", verkündete Faren und wartete auf Zustimmung. William nickte auf den Vorschlag hin. "In dem Fall seid ihr mir willkommene Gäste.", erwiderte er nun lächelnd und deutete eine Verbeugung an. Er hatte zwar nicht sonderlich gut aufgepasst, als ihm die Parkdirektorin seinen Aufgabenbereich erklärt hatte, aber immerhin wusste er noch, dass auch das Herrenhaus zum Bereich der Bildersuche gehörte und er sich dort auch aufzuhalten hatte. Charmant bot er beiden Frauen seine Arme an. Faren hakte sich zu seiner Linken ein, Danielle zu seiner Rechten, so führte er die Damen und den folgenden Herren zu seinem Anwesen.
Tatsächlich standen auf einem großen Schild über der Toröffnung die Worte: Grey Anwesen. "Willkommen, willkommen!", verkündete Will überschwänglich mit einem Grinsen auf den Lippen. Er brauchte nicht viel Überredungskunst, damit ihn alle anstarrten und vorbei ließen, er war hier schließlich der Hausherr. Faren konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Irgendwie bin ich mir sicher, dass wir das Bild hier finden werden.", kommentierte sie amüsiert. Wenn dieses Herrenhaus schon so sehr beworben wurde, dann musste es doch irgendwo hier zumindest einen Anhaltspunkt auf den Aufenthalt des Bildnisses geben. Grinsend sah sie zu William auf. "Na wenn wir schon mit dem Besitzer des Anwesens hier sind, dann bekommen wir doch bestimmt auch eine ganz private Führung, nicht wahr?", erkundigte sie sich und lächelte nur noch um so breiter, als Will ich mit einem Nicken zustimmte.
William überlegte gespielt lange. "Hm, zuletzt meine ich es auf dem Dachboden gesehen zu haben. Aber ... irgendwie scheint es abhanden gekommen zu sein.", erklärte er schmunzelnd. Die große Flügeltür des Anwesens wurde von einem als Butler verkleideten Darsteller geöffnet, der sich verbeugte. "Sir, willkommen daheim.", grüßte er seinen vermeintlichen Arbeitgeber. Die kleine Gruppe trat über die Schwelle direkt hinein in den pompösen Eingangsbereich. Man hatte sich wirklich viel Mühe gegeben die Villa so genau wie möglich nach zu bauen. "Wollen Sie, dass ich ihre Gäste etwas herum führe?", erkundigte sich der Butler, der offenbar auch sonst die Führungen durchs Haus machte. William winkte ab und schüttelte den Kopf. "Aber nein. Den Herrschaften wurde eine exklusive Führung durch mit persönlich versprochen.", verkündete er grinsend. Der Vampir sah sich selbst etwas um. "Nun ... dies ... ist offensichtlich die Eingangshalle ... zu ihrer Rechten zwei Türen, zu ihrer linken hätten wir eine und auf 12 Uhr meine Lieblingstreppe aus Holz." Faren sah sich nachdenklich um. "Wenn es nicht auf dem Dachboden ist würde ich auf den Keller tippen.", überlegte sie nun. "Im Film hing es aber auch im Kaminzimmer, oder?" Danielle nickte zustimmend. William bezweifelte, dass sie hier fündig werden würden, immerhin stand auf den Flyern, die er verteilt hatte >irgendwo im Park<. Das konnte alles heißen. "Kaminzimmer ...", murmelte der Vampir nachdenklich und runzelte leicht die Stirn, bis sein Blick die Treppe weiter hoch wanderte wo ein Kamin zu sehen war. Über dem Kamin hing ... nichts! "Nun das Bild hat dort gehangen als es gerade erst gemalt worden ist von ..." Will überlegte wie der Künstler hieß. "Basil.", fiel es ihm dann wieder ein. Faren nickte zustimmend. "Über dem Kamin wäre es auch zu einfach. Mit schnellen Blicken suchte William den Raum ab. Dieses Mal blieb er an einer Tür unter einem Seitenarm der Treppe hängen. "Zum Keller geht es dort vorne lang.", erklärte er und deutete auf eben diese Tür. "Wir könnten nachsehen ... aber um ehrlich zu sein, ein Bild und in diesem Fall mein Bild würde ich niemals an einem so kalten und feuchten Ort aufbewahren wollen." Die Brünette an Williams Seite schmunzelte leicht. "Siehst du. Der Keller ist der unwahrscheinlichste Ort und genau deshalb wäre es dort gut versteckt. Die Frage ist eher, ob es überhaupt hier im Haus ist." Damit unterstützte sie Williams vorherige Vermutung. Wahrscheinlich war hier garnichts zu finden.
"Gut, dann lasst uns nachsehen. Vielleicht ist es hier versteckt und zwar so gut, damit ich mich im nachhinein darüber ärgere." Will ging vor zur Tür und öffnete sie. Kaum hatte er sie auf gemacht, wehte ihnen ein Schwall von Nebel entgegen. Würgende Geräusche von Zombies waren aus der grün beleuchteten, nebeligen Dunkelheit zu hören. Sie waren also definitiv nicht alleine! "Freiwillige vor?", witzelte der Vampir. Faren sah zu ihren Freunden. Danielle schüttelte entschieden den Kopf. "Ich setzte da keinen Fuß runter!" Jon legte der Schwarzhaarigen einen Arm um die Schultern. Er würde sicher bei ihr bleiben. Faren grinste nur über ihre ängstliche Freundin. Wie vorhersehbar! "Ich gehe freiwillig, aber nur wenn mich Mr. Grey begleitet.", verkündete sie schließlich schmunzelnd und hakte sich bei Will ein. Lächelnd nickte er. Als würde er Faren alleine zu den Zombies runter schicken. Da unten konnten auch Vampire auf ihre nächste Mahlzeit lauern, er und Charles waren immerhin nicht die einzigen Vampire hier, die sich als Darsteller hatten anwerben lassen. Die Aussicht auf eine leicht zu habende Mahlzeit hatte eine ganze Menge übernatürlicher Wesen angelockt.
Der Nebel stach Faren in die Augen. Sie kniff sie zu Schlitzen zusammen. Sie konnte kaum noch etwas erkennen. William hielt ihren Arm fest, da er besser sehen konnte als sie und er nicht riskieren wollte, dass sie die Treppe herunter fiel. Die Treppe war mit Lichtern ausgeleuchtet, allerdings nur spärlich. Faren bereute es gerade wirklich Schuhe mit Absatz angezogen zu haben.
Unten angekommen tippte ihm ein Zombie auf die Schulter. Will warf dem Zombie einen Blick aus seinen silbrigen Augen zu, der diesem das Fürchten lehrte und ihn zurückschrecken ließ. Der Idiot von Jungvampir merkte gerade, dass er jemanden viel stärkeres vor sich hatte und suchte das Weite. "Erstaunlich ... die Zombies scheinen zu wissen, wer hier der Herr des Hauses ist.", kommentierte er mit amüsiertem Tonfall. Faren hatte beobachtet, wie der Zombiedarsteller regelrecht die Flucht ergriffen hatte. "Sieht ganz danach aus.", stimmte sie belustigt zu und nickte. William sah sich durch den Nebel hindurch aufmerksam um. Kein Bildnis weit und breit. "Hm, hier scheint nicht wirklich mehr zu sein, als meine neuen, uneingeladenen Haustiere.", brummte er nun. Ein Zombie schnaubte bei dieser Bemerkung, was man aber auch als Husten auffassen konnte. William grinste einfach nur frech. Ihm wurde gerade bewusst, dass hier der perfekte Ort wäre, um einen kleinen Imbiss ein zu nehmen. Seine Augen ruhten wie von selbst auf Farens Hals. Er schluckte einmal schwer und schüttelte den Kopf. "Wir könnten aber auch die Wände abtasten...", schlug er nun vor und versuchte sich damit selbst wieder ab zu lenken. Faren hatte ein Schmunzeln auf den Lippen, schüttelte dann aber den Kopf. "Ich denke nicht, dass uns das Wände abtasten weiter bringt.", erwiderte sie ruhig. Wahrscheinlich würde sie dann nur soetwas wie Schleim oder Spinnweben an den Wänden erwarten. "Ich glaube hier unten ist wirklich nichts weiter. Lass uns wieder rauf zu den Anderen gehen.", bat sie schließlich. William nickte zustimmend. "Ja .... ich denke auch das das eine gute Idee ist." Er half ihr die Treppe wieder rauf. Er ging hinter ihr, falls sie rückwärts fallen sollte. Oben angekommen klopfte sich der Vampir den Staub vom künstlichen Nebel von seinem Mantel. "Vielleicht sollte ich dem Butler sagen, er möge den Keller bereinigen.", witzelte er. Wieder hörte man einen Zombie aus der Tiefe würgen. "Mit allem was dazu gehört ..."
Für einen Moment war er in Versuchung den Butler vor der Tür zu rufen und Charles zu nennen. William beließ es jedoch bei dem Gedanken. Stattdessen führte er die Gruppe nun die Treppe rauf in einen der Salons, um ihn nach dem Bild zu durchstöbern. Nachdenklich sah sich Faren um, doch auch hier war nirgendwo das Bild zu entdecken. Die Veranstalter machten es ihnen auf jeden Fall nicht all zu leicht. "Vielleicht gehen wir einfach der Reihe nach durch jeden Raum, dann werden wir ja sehen, ob wir das Bildnis finden.", schlug sie schließlich vor. William lächelte ihr entgegen. "Einmal eine komplette Rundführung?" Er verneigte sich. "Ladies, Gentleman ... immer mir nach!", forderte er das Grüppchen nun auf und führte sie weiter durch das Herrenhaus. Immer wieder sprangen ihnen Zombies oder Vampire aus einer Ecke entgegen, um sie zu erschrecken.
Schlussendlich waren sie im obersten Stockwerk angekommen. William öffnete die letzte Tür, die zum Dachboden führte. Er erstarrte. Im nächsten Moment schloss er die Tür wieder. Irritiert sah Faren zu ihm auf. "Was ist denn?" Der Vampir schüttelte den Kopf. "Einen Moment ..." Er öffnete die Tür wieder und warf erneut einen Blick hinein. Zwei graue Augen blickten ihm entgegen. "Hallo Will.", säuselte eine weibliche Stimme. William musste schlucken. "Wir gehen am besten wo anders hin ..." Faren sah ihn etwas verdattert an. "Was ist denn da drin?", fragte sie verwirrt nach. William hielt noch den Türknauf in der Hand. Angestrengt überlegte er wie er aus der Situation wieder heraus kommen würde.
Er nuschelte etwas von einem unangenehmen Besucher, dann räusperte er sich. "Ms Vane scheint sich ohne mein Wissen Zutritt verschafft zu haben. Ich bin nicht scharf drauf ihr zu begegnen.", erklärte er und räusperte sich erneut. Fragend sah Faren zu ihm auf, dann wanderte ihr Blick zu Danielle hinüber. "Ms Vane?" Vielleicht wusste die ja mehr, immerhin hatte sie de Film sicher öfter gesehen als sie. Die Schwarzhaarige nickte. "Die Schauspielerin mit der er sich verlobt hat und sie dann zurück gewiesen hat. Sie hat dann Selbstmord gegangen.", erklärte die als Hexe verkleidete junge Frau nun. Verstehend nickte Faren, sie erinnerte sich. "Okay ... und wieso ist sie dann ein unangemeldeter Besuch? Sie gehört doch in die Geschichte." Williams ganzes Verhalten kam ihr gerade etwas seltsam vor. Sie verstand nicht wo gerade das Problem lag. William seufzte. "Nun ... die Betonung liegt auf >Sie beging Selbstmord.<", nuschelte er. "Ich war der Ansicht, dass Selbstmörder in der Hölle landen. Wie es scheint ist sie daraus empor gekrochen." Er räusperte sich vernehmlich. Der Herr stehe ihm bei. Zögernd nickte sie schließlich. "Okay ... dann gehen wir weiter.", stimmte sie zu.
Der Vampir sah sich im Gang um, holte einen der verstaubten Stühle hervor und stellte diesen unter die Klinke, als würde das wirklich etwas bringen. Skeptisch sah Faren zu ihm auf. "Kann es sein, dass da jemand drin ist, den du wirklich nicht leiden kannst? ... und dabei frage ich jetzt nicht Dorian.", fragte sie nun neugierig nach. "Möglich... Sagen wir es ist der perfekte Ausgangspunkt für diese Rollenbesetzung.", antwortete Will schlicht. "Und jetzt ... pssst!", flüsterte er und navigierte die Drei von der Tür weg. Faren konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Hört sich an, als wäre sie deine Exfreundin und du flüchtest vor ihr. Oder ist sie deine eifersüchtige Freundin, die dich nicht mit mir sehen soll?" William schüttelte den Kopf. "Nicht ganz ..." Er war froh, dass es hinter ihnen still blieb und Ms Vane ihnen nicht folgte. Er dirigierte die Anderen wieder nach unten und schließlich nach draußen. Ab jetzt würde er nach Charles Ausschau halten, damit dieser ihm das Weib vom Leib halten würde. Nicht auszudenken was passieren könnte, wenn Faren auf sie treffen würde. Dabei konnte einfach nichts Gutes bei heraus kommen.
Erst draußen angekommen wägte sich Will vermeintlich wieder in Sicherheit. Faren nahm Danielle den Flyer mit der Übersicht über den Park ab und warf einen Blick darauf. Danielle dagegen begann zu jammern. Sie hatte nach all dem Herumlaufen Hunger bekommen. Faren verdrehte leicht die Augen. Wieder mal typisch. "Okay ... was wollen wir?, erkundigte sie sich. Jonathan begann direkt zu grinsen. "Hotdogs!" Faren konnte nicht anders als zu schmunzeln. Wie vorhersehbar ihre Freunde doch waren. "Na schön, dann also Hotdogs.", stimmte sie amüsiert zu. Das die kleine Gruppe nun etwas essen gehen wollte kam William mehr als gelegen. So würde er sie ganz unauffällig von der Villa weg dirigieren können. "Die bekommen wir glaube ich am Santa Monica Pier.", überlegte er nun. Der nachgebaute Pier wäre auch vorerst weit genug entfernt von Ms Vane.
Faren nickte nachdenklich. "Gut dann der Pier.", stimmte sie zu und sah wieder zu Will auf. "Du kommst doch mit?", erkundigte sich nun. "Oder musst du da drin noch was klären?" Der Vampir kratzte sich am Hinterkopf. "Also ...", begann er und sah zurück zum Anwesen. Er verdrängte den Gedanken an das was ihn erwarten würde, würde Ms Vane heraus kommen. "Hotdogs hören sich gut an. Verdammt gut sogar, also aye ich begleite euch noch ein Stück, wenn ihr nichts dagegen habt.", stimmte er schließlich lächelnd zu. Faren sah irritiert zu ihm auf als sie dieses eine Wort hörte. "Du bist Brite?", fragte sie überrascht nach. William blieb stehen und sah Faren entsetzt an. "Wie bitte?", erwiderte er sofort. Dorian Grey war zwar Brite, aber Will fühlte sich selbst angesprochen und nicht bloß die Rolle, die er spielte. "Ich sage nur soviel ... schande über mich, dass ich einen darstelle." Er schüttelte den Kopf. "Andererseits lebe ich schon seit einiger Zeit in den Staaten." Er führte sie weiter zum Pier, während er sprach. Fragend sah Faren zu ihm auf und zog eine Augenbraue in die Höhe. Sie zögerte bei seinen Worte, verstand dann aber endlich und verdrehte die Augen. "Gut, entschuldige ... Schotte.", korrigierte sie sich nun. Das Schotten da aber auch immer so empfindlich reagieren mussten.
Am Pier tummelten sich traubenartig die Besucher des Parks, entweder weil sie in Schlangen zu den Imbissbuden standen oder sich um einen Stehtisch gestellt hatten. Die Bänke waren ebenfalls so gut wie alle belegt. Überall wimmelte es einfach nur so von Menschen, ein gefundenes Fressen für jeden Vampir. William wurde klar, dass er absolut vorsichtig sein musste, um niemanden von seinen Begleitern in der Menge zu verlieren. Nicht, dass er ein Problem dabei haben würde sie wieder zu finden. Er bräuchte nur immer seiner Nase folgen, wenn es sein musste. Der Vampir versuchte sich einen Überblick zu verschaffen und mögliche Gefahren für Faren frühzeitig zu erkennen, um sie umgehen zu können. "Ich glaube wir sollten uns anstellen und möglichst nicht aufteilen.", schlug er schließlich vor. Die Gruppe nickte einstimmig und folgte ihm zu der Schlange für den Hotdogstand. Hin und wieder war ein Aufschrei von jemandem, der gerade von einem Zombiedarsteller erschreckt worden war. Die Menge teilte sich schon mal um Jason und Co auszuweichen. William nutzte die Chance, um einem Parkangestellten, der gerade versuchte trotz der Menge den Müll vom Boden auf zu sammeln, in die Augen zu sehen und ihn zu manipulieren, damit dieser zu Charlie ging und ihn vor einer gewissen Dame warnte, die in seinem Herrenhaus lauerte. Wie ferngesteuert lief der Bursche auf der Stelle los, um die Nachricht zu übermitteln.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sie endlich an die Reihe kamen. Jonathan bestellte für die Mädchen und sich. William war nicht nach einem Hotdog. Auf die Mahlzeit, wegen der eigentlich hier war würde er wohl verzichten müssen, wenn er weiter auf Faren achten wollte. Sie war ihm wichtiger als alles Andere, da nahm er es auch in kauf eine Mahlzeit aus zu lassen. Er sah sich um und entdeckte eine Bank, die gerade frei wurde. Jeder, der sich dort hinsetzen wollte, manipulierte er einfach à la 'Ihr wollt euch da nicht hinsetzen'. William deutete in die Richtung der freien Bank. "Wir haben Glück, da vorne ist etwas frei.", verkündete er lächelnd. Die kleine Gruppe nickte sofort begeistert. Ein Sitzplatz war hier wirklich absolute Glückssache. Mit ihren Hotdogs und Milchshakes im Gepäck gingen sie hinüber und setzten sich.
Clarisse linste zu der Tür, die William so hastig vor ihren Augen zugeschlagen hatte. Das empfand sie als überaus unhöflich. Sie kicherte vor sich hin. Will wurde doch wohl auf seine alten Tage nicht doch noch schüchtern? Seine Reaktion amüsierte sie prächtig. Die Vampirin fragte sich nur was für eine Art Leckerbissen ihr Herzblatt bei sich gehabt hatte. Die junge Frau hatte auf jeden Fall außergewöhnlich gerochen und das lag sicher nicht an ihrem Parfum. Die Blondine räkelte sich auf dem alten Sessel und überlegte, ob sie William folgen sollte oder nicht. Da ihr Herzblatt nicht zu ihr kam, musste sie ihn wohl suchen gehen. Sie schwang sich aus dem Sessel. Ihre Absätze machten ein klackerndes Geräusch auf dem Holzboden, während sie zur Tür hinüber ging. Clarisse drehte am Türknauf, doch die Tür ging nicht auf. "Na sowas. Das nennt man wohl Freiheitsberaubung.", murmelte sie amüsiert. Offenbar wollte er seinen Leckerbissen tatsächlich für sich behalten. Sie gab dem Türknauf einen Ruck und schon hatte sie ihn in der Hand. Achtlos warf sie ihn über ihre Schulter. Sie raffte ihr langes Kleid, das eher authentisch als ein Kostüm aussah und gab der Tür einen Tritt. Der Stuhl vor der Tür flog davon und die Tür schwang weit auf und knallte gegen die Wand.
Sie schritt die Treppe herunter und setzte ein charmantes Lächeln auf, als sie ein ihr bekanntes Gesicht entdeckte. "Charlie, was für eine Überraschung. Du auch hier.", stellte sie fest und kam auf ihn zu. Charlie verdrehte lediglich die Augen und seufzte theatralisch auf. "Tja, stell dir vor ich bin auch hier.", erwiderte er schlicht. "Wo hast du unser Herzblatt versteckt? Ehrlich du musst dem Jungen mal ins Gewissen reden. Sperrt eine Lady auf dem Dachboden ein, ohne auch nur Hallo zu sagen. Er hätte doch sagen können, dass er was zum Spielen dabei hatte. Ich hätte auch brav mitgespielt.", redete Clarisse direkt auf ihn ein. "Er wird schon seine Gründe gehabt haben." Er zuckte mit den Schultern. Er kannte den Grund natürlich, aber den würde er Clarisse sicher nicht auf die Nase binden. Das wäre viel zu gefährlich. Es galt die Vampirin von Faren fern zu halten, je weiter desto besser. "Nun das könnte daran liegen, dass er nicht vor hat mit dir zu teilen." Auf den Gedanken schien die Blondine von alleine aber nicht zu kommen. "Aber Cherie, ich habe nichts getan. Ich verlange Entschädigung.", plapperte sie weiter. Charles zog eine Augenbraue in die Höhe. "Entschädigung?", fragte er leicht grinsend. "Wer sollte dich dazu berechtigen und noch wichtiger ... was verstehst du darunter?", erkundigte er sich nun vorsichtshalber. Clarisse sah ihn leicht empört an. "Natürlich steht mir Entschädigung zu. Ich bin eingesperrt worden. Ich hätte meine Zeit durchaus mit etwas anderem verbringen können, zum Beispiel mit charmanter Gesellschaft.", protestierte die Blondine und schlich einmal um Charles herum. Er verdrehte nur erneut genervt die Augen. Mit dieser Frau war es aber auch immer wieder das Gleiche! "Als wenn man dich einsperren könnte.", murrte er. Zu gerne würde er sie ein für alle Mal wegschließen. Sie ließ ihre behandschuhten Hände von unten, hoch zu seiner Brust wandern. "Ich wäre für einen edlen Jahrgang zu haben.", hauchte sie ihm ins Ohr. Charles verschränkte die Arme vor der Brust. "Kein Interesse.", antwortete er kurz angebunden. "Sei nicht albern, ich bestehe darauf!", widersprach die blonde Nervensäge und hakte sich ungefragt bei ihm ein. "Na komm schon, lass uns Unheil stiften. Es ist doch Halloween, die Nacht der Monster und Geister.", begann sie zu schwärmen. Abschätzig musterte Charlie die Vampirin. "Wir sollten so wenig wie möglich auffallen.", erinnerte er sie. Er ergab sich nur deshalb, weil er so hoffte sie von William und Faren fern halten zu können. "Aber mein Herzblatt, natürlich fallen wir nicht mehr auf als die anderen Verkleideten." Die junge Frau zuckte lediglich mit den Schultern.
Sie verließen die Villa zusammen und schon sah sich die Vampirin um. "So viele Leckerbissen. Deswegen bist du doch hier, also wieso nicht ein wenig knabbern und erschrecken? " Sie lächelte verschwörerisch. Charles würde wohl nicht so schnell wieder von dieser Frau los kommen. Alleine durch den Park wandern lassen wollte er sie allerdings auch nicht, das war einfach zu riskant. Er ergab sich in sein Schicksal. Ein Glück, dass er bereits etwas getrunken hatte, so konnte er sich zumindest auf sie konzentrieren und dafür sorgen, dass sie niemanden tötete. Er führte sie ganz bewusst in die entgegen gesetzte Richtung, in der er Faren witterte.
"Irgendetwas riecht hier gut, findest du nicht?", fragte Clarisse schließlich mit ihrem französischen Akzent. Der Geruch kam ihr bekannt vor. Sie überlegte, bis sie den Geruch glaubte zu erkennen. Das musste die Frau sein, die sie vorhin an Williams Seite gesehen hatte. Sie würde nur ihrer Nase folgen müssen und würde William finden. Sie ahnte, dass Charles sie allerdings in die andere Richtung dirigierte. Sie wägte ihre Chancen ab. Sie musterte ihn von der Seite her. Sicher hatte sie keine Chance ihn aus zu knocken. "Hach, lass uns raus finden was das ist. Ich hatte schon lange keinen guten Jahrgang mehr, dabei siehst du schon recht zufrieden aus, also gönn es mir doch.", bat sie nun. Der gut einen Kopf größere Vampir sah die Blondine skeptisch an. "Ich weiß nicht was du meinst. Ich rieche nichts.", erwiderte er ruhig. Natürlich hatte er den Geruch in der Nase, aber es galt Clarisse nicht in Farens Nähe zu lassen, also überspielte er es und tat es als Unsinn ab. Clarisse winkte nur ab. "Schon klar." Bereitwillig ließ sie sich in die andere Richtung ziehen. "Du bist so schwierig Charlie-Schatz. Nichts neues unter den Kindern der Nacht?", erkundigte sie sich nun. Der Vampir war schon jetzt genervt und verdrehte zum gefühlt tausendsten Mal die Augen. Er hasste es wenn sie ihn so nannte. "Ich wüsste nicht was es Neues geben sollte, das dich angeht.", murrte er nun. Selbst wenn es etwas gäbe, wäre sie mit Sicherheit die Letzte, der er es mitteilte. Die Blondine klopfte ihm auf die Schulter. "Sei nicht so grimmig, mein Lieber. Es ist Halloween, das Fester der Liebe unter den Monstern. Wenn du weiter so verstockt bist sagen die Anderen nachher noch, dass du der neue Ebenezer Scrooge seist. Dabei bist du sonst für deine Fidelität bekannt.", kicherte sie albern über ihren eigenen Scherz. Skeptisch zog der Ältere eine Augenbraue in die Höhe. "Ist mir neu, dass es das Fester der Liebe unter den Monstern ist. Ich meine mich zu erinnern, dass man es das Fest der Untoten nennt. Ausserdem ... gehört Ebenezer Scrooge nicht in die Weihnachtsgeschichte?", fragte er nun doch etwas irritiert und schüttelte den Kopf. Diese Frau war nervtötend. Er sah sich nachdenklich um. Hier musste doch jemand geeignetes für Clarisse sein. Ein Fremder war immer noch besser als Faren.
"Charlie, du siehst das alles viel zu eng. Entspann dich. Ich will Spaß haben, das ist alles.", lächelte Clarisse süffisant. Sie beobachtete ein paar junge Kerle, die an ihnen vorbei stiefelten. "Die da zum Beispiel sehen doch ganz lecker aus. Jung, Studenten und so ahnungslos, dass man einfach mit dieser unschuldigen Naivität spielen will.", schwärmte sie. "Dann hab deinen Spaß.", erwiderte der Vampir schlicht. Hauptsache sie ließ Faren in Ruhe. Er war nun doch etwas erleichtert, dass sie sich auf das Grüppchen junger Männer konzentrierte und den Geruch, den sie gerade noch wahrgenommen hatte vergaß. "Du solltest dich ihnen vorstellen.", schlug er ruhig vor.
Clarisse schüttelte enttäuscht den Kopf. "Mit dir ist heute wohl wirklich nicht viel anzufangen, hm? Nun gut ..." Sie zog ihn dennoch mit. Die Gruppe junger Männer ließ sie jedoch ziehen, ganz zu Charles Missfallen. Mit Charlie im Schlepptau schlenderte sie weiter durch den Park. Nebenbei hielt sie die Augen offen. "Schau mal, da hat sich unser Mr Grey verkrochen." Sie deutete auf den künstlich angelegten Pier, wo der kleine Trupp gerade auf einer Bank saß und aß. Charlie fluchte innerlich. William sah alles andere als glücklich aus. "Der arme Kerl. Er schaut schon wieder so verdrießlich drein." Sie bewegte sich auf ihn zu. "Er schaut so, weil das zu seiner Rolle gehört.", versuchte Charles schnell eine Ausrede zu erfinden. "Du solltest ihn nicht stören, er arbeitet."
Faren beobachtete nun schon einige Minuten lang das Spiel, dass sich vor ihrer Nase abspielte. Immer wieder kamen Parkbesucher zu Will, um Fotos mit ihm zu machen. Leider waren dies meist junge Damen, was Farens Eifersucht weckte. Seltsam, denn sie kannte ihn schließlich erst seit ein paar Stunden. Dennoch entschloss sie William zu retten. Sie erhob sich von der Bank, ging zu der Gruppe hinüber und wartete ungeduldig, bis das Grüppchen von jungen Frauen mit ihm fertig war und kichernd von Dannen zog. Bevor die nächste Gruppe ihn in Beschlag nehmen konnte, drängte sich die junge Frau dazwischen, hakte sich bei William ein und zog ihn mit zurück zur Bank, wo die anderen warteten. Sanft aber bestimmt drängte sie dazu auf der Bank platz zu nehmen und setzte sich schließlich auf seinen Schoß. So würde sicher niemand einfach auf ihn zu kommen und Fotos machen, da war sie sich ziemlich sicher. "Bilde dir aber nicht zuviel darauf ein.", neckte sie ihn nun. "Aber so lassen sie dich vielleicht erstmal in Ruhe. Ich bin dir doch nicht zu schwer, oder?", erkundigte sich Faren nun lächelnd.
William, der inzwischen Clarisse gewittert und schließlich auch gesehen hatte war bleicher als jemals zuvor. Allein Farens Aktion brachte ihn aus dem Konzept. Er zog sie ein Stück näher an sich, als sie Platz genommen hatte. "Ja ...", murmelte er noch etwas abwesend, dann aber erinnerte er sich an ihre Worte. "Ich meine nein. Du bist nicht zu schwer.", verbesserte er sich sofort und lächelte die junge Frau verlegen an. "Und ich bin mir sicher, dass sich jetzt keiner mehr zwischen uns drängen wird. Aber vielleicht sollten wir die Schonfrist nutzen, um mein unseliges Bildnis zu finden.", schlug er nun vor. Faren zog eine Augenbraue in die Höhe. "Na wenn du mich noch enger an dich ziehst, dann auf jeden Fall nicht.", erwiderte sie amüsiert und doch spürte sie bei seinen Worten ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch. "Du fällst auch wirklich nie aus deiner Rolle, oder?", fragte sie schmunzelnd nach.
Clarisse verengte bei dem Bild, dass sich ihr bot die Augen. "Sieht ja nicht nach sehr viel Arbeit aus.", kommentierte sie schnippisch. Wie kam dieses Mädchen dazu sich einfach auf Williams Schoß zu setzen? Wieder stieg ihr der Geruch von vorhin in die Nase. Sie hatte keinen zweifel mehr daran, dass dieses Mädchen Williams Beute war, die er auch vorhin schon bei sich hatte. Weshalb auch immer er sich ausgerechnet diese Frau ausgesucht hatte. Nur weil sie gut roch? Ansonsten hatte sie doch nichts zu bieten. So sah es jedenfalls die eifersüchtige Vampirin. Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. "Da du anscheinend nicht viel für etwas Spaß übrig hast, mein Herzblatt Charlie-Schatz, hast du doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich Mr Dorian zur Hand gehe. Immerhin bin ich doch seine verschmähte Geliebte ..." Charles sah sie skeptisch an und musste unwillkürlich schlucken. "Ich denke nicht, dass er vor hat zu teilen.", erwiderte er schlicht und verschränkte die Arme. "... schon garnicht mit dir. Du solltest ihn besser nicht reizen, er ist heute nicht gut drauf.", warnte er sie nun mehr oder weniger vor. Er wusste genau, dass William aggressiv werden würde, wenn Faren jemand zu nahe käme. "Ach? Ich dachte das gehört zur Show.", spottete die Blondine. Vielsagend zog sie eine Augenbraue in die Höhe. Der Vampir zuckte mit den Schultern. "Das eine schließt das Andere doch nicht aus.", erwiderte er schlicht. Clarisse überlegte einen Moment lang was sie tun sollte. "Und was heißt hier schon garnicht mit mir?", fragte sie süffisant nach. "Ist das nicht offensichtlich? Er hat kein Interesse an dir. Ich dachte das hat er dir letztes Mal deutlich genug gezeigt. Es gibt nur eine, die er will und das bist nicht du, Schätzchen.", erklärte er nun eindeutig. Die Vampirin zog Charlie näher und strich seine Brust entlang. "Du wirst doch nicht etwa eifersüchtig sein auf deinen kleinen Schützling, Charlie-Darling. Ich spiele immer noch am liebsten mit dir, aber du willst ja nicht." Charles verdrehte lediglich die Augen. Als wäre er eifersüchtig, das würde voraussetzen, dass er an der Vampirin Interesse hatte und dem war definitiv nicht so. "Ich aber nicht mehr mit dir. Die Zeiten sind endgültig vorbei!", knurrte er nun. Wie hatte er es nur jemals länger als fünf Minuten mit dieser Frau auch nur im selben Raum ausgehalten?
Clarisse wandte sich wieder von Charlie ab und richtete ihren Blick wieder auf die Stelle wo sie William gesehen hatte. Dieser allerdings war mit seiner Beute in der Menschenmenge verschwunden. Verärgert schnaufte die Blondine. "Nun gut, dann besteht auch kein Grund für mich dir weiter Gesellschaft zu leiste.", schnaubte sie empört. Die Vampirin fühlte sich als hätte er ihr einen Schlag versetzt. Sie stolzierte geradewegs darauf los, immer in die Richtung, in der sie William gesehen hatte. Nun war es an Charles, die Augen zu verengten. Er seufzte genervt, folgte ihr und packte sie am Arm. "Du sollst ihn in Ruhe lassen! Er kann dich im Moment nicht gebrauchen!", knurrte er bedrohlich. Clarisse presste ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Das war kein gutes Zeichen. Ihr Blick wanderte vielsagend von Charles zu ihrem Arm, wo er sie festhielt. "Vergisst du nicht eine Kleinigkeit, Charles?" In ihrer Stimme befand sich kein bisschen ihres sonst so spöttischen und verspielten Klang. "Ich entscheide selbst was ich tue und was nicht und ich will wissen wer diese Kleine ist, also entweder sagst du mir was gespielt wird, oder ich frage William!", drohte nun sie. Der Größere biss die Zähne aufeinander und ließ ihren Arm los. "Begreif endlich, dass er kein Interesse hat. Es ist egal wer sie ist, aber offenbar ist sie für ihn wesentlich interessanter als du und das wird sich auch nicht ändern. Schon garnicht wenn du ihm wie eine eifersüchtige Ehefrau ständig hinterher läufst und ihm wie ein kleines Mädchen an den Fersen hängst!" Warum verdammt begriff diese Frau es nicht, das würde ihnen allen das Leben deutlich erleichtern. Verärgert schnalzte die Vampirin mit der Zunge. Clarisse schenkte dem anderen Vampir einen letzten sauren Blick, ehe sie sich abwandte und ihrer Wege ging.
William hatte die Gruppe überredet weiter zu gehen. Er führte sie in einen großen Tumult voller Menschen, um aus dem Blickfeld von ungebetenen Personen zu verschwinden. Erst als sie das Adventureland erreichten sorgte er wieder für mehr Platz um sie herum, indem er die Menschen dazu manipulierte ihnen aus dem Weg zu gehen. Er hoffte inständig, dass Charles den Teufel von Frau nun endlich gebändigt bekam und sie nicht weiter gestört wurden. Die Zeit mit Faren wollte er in vollen Zügen genießen. Auch wenn Charles ihm erst einen Tritt in den Hintern geben musste, damit Will diesen Schritt ging, war er ihm nun doch dankbar dafür.
Faren, die immernoch eingehakt neben ihm her ging, sah zu ihm auf. "Du jagst uns ja fast durch den ganzen Park. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich ja sagen, dass du wirklich unbedingt willst, dass wir dein Bild finden.", kommentierte sie sein Verhalten amüsiert. "Wenn wir es finden ... spielst du dann wieder dich selbst?", erkundigte sie sich nun lächelnd. William lachte bei ihrer Frage. "Wie kann man sich selbst spielen? Demnach wäre jeder, einfach wirklich jeder ein Schauspieler. Nur für wen spielen wir dann?", fragte er belustigt. Faren schüttelte den Kopf und stieß ihm mit der Hand leicht gegen die Brust. "Du weißt genau was ich meine! Dorian Grey kenne ich schon, aber Will kenne ich noch nicht.", erinnerte sie ihn nun. William beugte sich zu ihrem Ohr. "Ja, ich weiß. Vielleicht will ich deswegen auch so schnell das Bild finden?", flüsterte er ihr nun zu und zwinkerte vielsagend.
Der Vampir deutete auf eine Attraktion, deren Eingang unter die Erde führte. "Also wenn das kein gutes Versteck für mein Bildnis wäre, dann weiß ich es auch nicht mehr.", erklärte er schmunzelnd. Faren folgte seinem Deut und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Also langsam muss ich wirklich glauben, dass du mich absichtlich in dunkle Ecken führst.", neckte sie ihn. Ein verräterisches Funkeln trat in die Augen des Vampirs. "Auch ein Gentleman braucht hin und wieder die Gelegenheit um zu beweisen was in seinen Knochen steckt und wenn es eine dunkle Höhle ist, wo eine Dame beschützt werden muss ... nun was könnte es Besseres geben als seinen Mut unter Beweis zu stellen.", erwiderte er mit einem charmanten Lächeln. Faren bemerkte seinen Blick natürlich. Will hatte einfach etwas an sich, was sie zum Lächeln brachte. "Ich glaube ja du bringst mich absichtlich in dunkle Ecken, weil du dir erhoffst, dass ich mich erschrecke und in deinen Armen lande.", spekulierte sie nun und konnte sich dabei ein freches Grinsen nicht verkneifen. William räusperte sich. "Wenn das meine Absicht wäre, welch unehrlicher Schuft müsste ich dann sein. Nun, der ich doch letzten Endes auch bin.", gab er schließlich schmunzelnd zu. Faren musste einfach lachen. "Also doch!" Amüsiert schüttelte sie den Kopf. "Na schön, dann stürzen wir uns mal ins Dunkel ... so ganz ohne Hintergedanken.", vielsagend zwinkerte sie ihm zu. Statt sich aber nun bei ihm ein zu haken, nahm sie seine Hand und zog ihn mit in die Höhle.
William führte Faren, Danielle und Jonathan tiefer in die unterirdisch angelegte Höhle. Es war hier unten so dunkel, dass man zunächst nicht einmal die eigene Hand vor Augen erkennen konnte. Faren konnte kaum etwas sehen, ihre Augen brauchten einen Augenblick, bis sie sich etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Unwillkürlich drückte sie Williams Hand. Der Gang führte sie in ein nur spärlich beleuchtetes Labyrinth. "Oh ..", kam es überrascht von dem Vampir. Er hatte nicht mit einem Labyrinth sondern eher mit verkleideten Darstellern gerechnet, die die Leute erschrecken sollten. Hin und wieder hörte man aus einer Ecke eine rostige Kettensäge und spitze Schreie von Mädchen, die sich erschreckten. Unbewusst zog der Vampir Faren näher. Sein Instinkt schlug nun einfach durch. Er wollte sie beschützen, egal vor was, auch wenn es sich nur um Darsteller handelte. Niemand sollte ihr zu nahe kommen oder erschrecken.
"Ähm ... okay, dann suchen wir mal ..", schlug Will nun leise vor. Faren, die von sich aus seine Nähe suchte, sah zu ihm auf. Mehr als seine Umrisse erkannte sie allerdings nicht. "Wie willst du denn suchen, wenn wir fast nichts sehen?", fragte sie nun ruhig. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es hier so dunkel sein würde ..", gab der Vampir zu. Selbst er brauchte einen Augenblick, bis sich seine Sinne auf die Umgebung eingestellt hatten. Als hinter ihnen ein Mann mit Kettensäge hervor sprang, erschrak Danielle, die ganz offensichtlich nicht damit gerechnet hatte und stieß einen spitzen Schrei aus. Faren drängte sich an Williams Seite. Sie hatte mehr Danielles Schrei erschreckt, als der Schauspieler. Wieder sah sie zu ihm auf. "Gibs zu, es war pure Absicht, dass du unbedingt hier suchen wolltest.", tadelte sie ihn leicht schmunzelnd. Das passte ihm doch sicher unheimlich gut in den Kram.
William übernahm die Führung. Sicher leitete er die kleine Gruppe an den Schauspielern vorbei. Auf noch so einen spitzen Schrei von Danielle konnte er nun wirklich verzichten. Der letzte klingelte ihm noch immer in den Ohren. "Vorsicht, da kommt wieder ein Zombie mit Ketten.", warnte er die Gruppe vor und tatsächlich. Nur einen Augenblick später trat ein Zombiedarsteller aus einer Nische hervor, gab ein Stöhnen von sich und klimperte mit den Ketten. Faren erschrak sich nicht dank Williams Vorwarnung. So ganz glauben konnte sie ihm aber gerade nach der Sache mit dem Zombie nicht, dass er nicht wusste was sich hier unten befand. Dennoch blieb sie nahe bei ihm. Danielle, die sie an der anderen Hand hielt, zog sie hinterher.
Mit zusammen gekniffenen Augen sah sich Faren um. Ein Bildnis konnte sie jedoch nirgendwo erkennen. "Ich denke nicht, dass hier dein Bild versteckt ist.", murmelte sie nun überzeugt. Es war hier unten einfach viel zu dunkel, um soetwas wie das Bild zu erkennen. "Ich auch nicht.", gab William schließlich zu. "Dann sollten wir zusehen, dass wir hier wieder raus kommen.", schlug er vor und wartete auf Zustimmung. Das allerdings war leichter gesagt als getan, denn es war wirklich ein Labyrinth. Auch er konnte mit seinen Sinnen nicht den richtigen Weg erspüren. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als auf menschliche Art den Weg zu finden. Zumindest einen kleinen Vorteil hatte Will aber noch. Er konnte die versteckten Darsteller in ihren Ecken spüren und konnte so zumindest in etwa abwägen wie der Weg verlief.
Williams Herz blieb einen Moment fast stehen, als ein junger Vampir auf sie zu gesprungen kam. "Hübsche Beute hast du da, Alter.", kam es von dem Fremden. Will stellte sich ihm in den Weg und verpasste ihm einen Schlag, der ihn zurück fliegen ließ. "Entschuldigen Sie bitte vielmals junger Herr, aber mir scheint, dass auch in einem Labyrinth die Rechts-vor-Links-Regel gilt.", dies war eine nette kleine Drohung in Richtung der Dumpfbacke von Vampir, der sich sogleich verkroch. Junge Vampire lernten wohl nie, dass man sich nicht mit älteren anlegen sollte. Sie würden dabei immer den kürzeren ziehen. William ergriff wieder Farens Hand. "Verzeiht diesen Rüpel, Mylady." Faren blinzelte irritiert. Sie war wirklich überrascht von dem was gerade passiert war. "Du ... hast ihm nicht gerade ernsthaft eine verpasst, oder?" Sie musste schmunzeln. "Wird unser Mr Grey jetzt schon eifersüchtig?", fragte sie neckend nach. William räusperte sich vernehmlich, hüstelte dabei beinahe schon. "Er hatte es durchaus verdient. Man springt keine Dame aus dem Hinterhalt an.", erwiderte er schlicht. Faren schüttelte darüber lediglich amüsiert den Kopf.
Die junge Frau ließ die Hand ihrer Freundin los, Williams allerdings hielt sie weiterhin. Nun war es an Faren voraus zu gehen. Mit der freien Hand tastete sie sich im Dunkeln an der Wand entlang. William zog sie dabei mit sich. Sie kamen ein gutes Stück weit, dann aber gerieten sie in eine Sackgasse. Faren durchbrach dabei eine Lichtschranke. Ein Hologramm wurde von der Decke aus an die drei Wände, die sie umgaben projiziert. Feuer! Die junge Frau erstarrte sofort. Warum ausgerechnet Feuer? Faren spannte sich schlagartig an, verkrampfte und hielt die Luft an. Es war als liefe ein schrecklich realistischer Film vor ihren Augen ab.
Feuer loderte überall um sie herum. Sie konnte die Hitze auf ihrer Haut geradezu spüren. Ein unkontrollierbares Zittern überkam sie. Das Feuer ging auf ihre Kleidung über und fraß sich hindurch. Ihre Haut ertrug die berennende Hitze kaum. Sie fühlte Angst, schreckliche Angst - Todesangst! Ihre Haut wurde in Windeseile rot, es bildeten sich Brandblasen, die schließlich aufrissen. Blut floss aus jeder Wunde und ihren ganzen Körper herunter. Sie hatte Schmerzen, als würde sie gerade bei lebendigem Leibe verbrennen. Sie waren so schrecklich, dass sie glaubte den Verstand zu verlieren. Allmählich füllten sich Farens Augen mit Tränen. Sie hatte den Geruch von versengten Haaren und verbranntem Fleisch in der Nase - ihrem Fleisch. Sie spürte den Druck auf ihren Lungen, sie konnte nicht atmen. Ein metallischer Geschmack lag ihr auf der Zunge. Ein schrecklicher Schrei hallte in ihren Ohren wieder und dann auf einmal - Totenstille.
Alles wurde schwarz vor ihren Augen, als William reagierte, seinen Arm um sie legte und so ihr Gesicht mit einem Teil seines Mantels bedeckte. Er zog sie zurück hinter die Lichtschranke und das Hologramm erlosch. Will drückte seine Liebste an sich. "Keine Angst.", flüsterte er ihr beruhigend zu und streichelt ihr über den Rücken. "Ich bin bei dir." Er wusste warum sie so reagiert hatte. Sie musste instinktiv eine Erinnerung erlebt haben. Er konnte sich gar nicht ausmalen was für Schmerzen sie damals hatte erleiden müssen. Alles was er tun konnte war nun für sie da zu sein. Faren atmete inzwischen auf, nachdem die täuschend echt wirkenden Flammen erloschen waren. Sie zitterte am ganzen Leib und klammerte sich an William fest. "Ich will hier raus .... bitte ...", keuchte sie mit gebrochener Stimme. Der Vampir verstand und nickte. Will nahm Faren kurzerhand hoch und trug sie auf seinen Armen, da ihre Beine immer noch zitterten und er Angst hatte, dass sie sonst über eine Unebenheit im Boden stolperte. Sie war so leicht wie er sie von früher in Erinnerung hatte. Der Vampir tastete den Weg durch das Labyrinth mit seinen Sinnen ab und führte die Truppe hinaus an die frische Luft. Wieder auf dem Platz vor der Attraktion angekommen setzte er Faren behutsam auf einer Bank ab.
"Tief durchatmen.", forderte er sie auf. Noch immer atmete Faren nur flach, sie musste sich dazu zwingen tief durch zu atmen. Sie legte eine Hand an ihren Kopf. Was war da drin nur mit ihr passiert? Sie hatte schon immer Respekt vor Feuer gehabt, aber solch eine Reaktion hatte sie noch nie darauf. Gut, vielleicht auch weil sie noch nie ein größeres Feuer als in Lagerfeuergröße gesehen hatte. Aber was sie da drin gesehen und vor allem gefühlt hatte erschütterte sie zutiefst. Woher kam das nur? "Ich ... weiß nicht was mit mir los ist ....", krächzte sie heiser. Danielle reichte ihr eine Flasche Wasser. William nahm ihr diese ab und schraubte sie für Faren auf. "Hier, trink einen Schluck, das hilft etwas.", bot er ihr nun an und hielt ihr die Flasche entgegen. Er wusste natürlich, dass das Unsinn war, denn bei lebendigem Leib verbrannt zu werden vergaß man selbst im nächsten Leben nicht. Auch er, obwohl er nicht in den Flammen gestanden hatte, würde es niemals vergessen. Das Bild hatte sich auf ewig mit einer Woge der Schuld in sein Inneres eingebrannt, wie ätzende Säure.
Nur zittrig nahm Faren die Flasche entgegen. Sie trank langsam einen Schluck daraus, schloss die Flasche dann wieder und hielt sich die kalte Flasche an die Stirn. William nahm neben ihr auf der Bank platz und streichelte ihr beruhigend über die Schulter. "Es war wahrscheinlich die Dunkelheit und das plötzliche Aufflackern.", versuchte er eine andere Erklärung zu finden. Den wahren Grund konnte er schließlich nicht nennen. "Du hast dich einfach zu Tode erschrocken. Ich hätte nicht auf die glorreiche Idee kommen sollen euch ins Labyrinth zu führen, aber ich wusste wirklich nicht, dass es dort dermaßen dunkel und erschreckend sein würde. Es tut mir leid.", erklärte er ruhig und entschuldigte sich aufrichtig. Es tat ihm schrecklich leid, dass Faren das hatte erleben müssen. Faren lehnte sich an seine Seite an und schüttelte langsam den Kopf. "Du musst dich nicht entschuldigen. Du konntest es doch nicht wissen.", murmelte sie leise und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. "Lasst uns einfach weiter, okay?", bat sie nun einfach. Ablenkung würde sie das Erlebnis von gerade hoffentlich schnell wieder verdrängen lassen.
William sah sie noch immer besorgt an, nickte aber schließlich zustimmend. "Ich denke nach dem Schrecken wäre wohl etwas frische Luft ganz gut.", erwiderte er ruhig, richtete sich auf und reichte Faren seine Hand, um ihr wieder auf zu helfen. Mit einem noch etwas gezwungenen Lächeln, nahm Faren sie an. Die junge Frau war nach dem Schreck noch etwas wackelig auf den Beinen, doch Will hielt sie unterstützend, bis sich das Gefühl nach ein paar Metern gegeben hatte.
Die kleine Gruppe schlenderte durch das Adventureland, vorbei an vielen kleinen Spielbuden, an denen man die üblichen Jahrmarktsspiele fand wie Ringe werfen oder Fadenziehen. Auch ein großes altes Karussell stand hell erleuchtet auf dem Platz und schon von weitem konnte man das Riesenrad erkennen.
"Dorian, mein Herz!", erklang es plötzlich hinter ihnen. Will seufzte Kellertief. Gab diese penetrante Frau denn niemals auf? Er warf der blonden Vampirin, die auf einer Bank saß und ihm zu winkte einen garstigen Blick zu, dass die Schlage von Frau regelrecht zusammen zuckte. Ein warnender Blick folgte an Clarisse gerichtet. Ein bitterböses Grinsen breitete sich auf den Zügen des Vampirs aus, als die störende Person näher kam und sich ihm schließlich an den Hals warf. Faren stand lediglich verdattert daneben. Die Fremde war ganz schön aufdringlich. Ein unangenehmes Gefühl meldete sich in ihr. War das Eifersucht?
"Verzieh dich!", zischte Will der Vampirin ins Ohr. Er musste sie von Faren fern halten, das hatte für ihn oberste Priorität. Er fing Clarisses Hände ein und führte sie ein Stück von der kleinen Gruppe weg. "Ich meine es ernst, verzieh dich, oder du wirst zum ersten Mal erleben, wie ich dich persönlich auseinander nehme...", warnte er die Blonde vor. Selbst der hartnäckigen Zicke von Frau musste wohl einleuchten, dass Charles Warnung gerechtfertigt war, denn sie gab sich missmutig geschlagen.
Faren stand noch immer neben ihren Freunden und sah William irritiert an, als er zu ihnen zurück kam. "Entschuldigt ... die Dame war etwas aufdringlich. Wollen wir weiter?", erklärte er sich kurz und bot Faren nun wieder seinen Arm an. Sie nahm ihn an und hakte sich wieder bei ihm an. Dennoch sah sie skeptisch zu ihm auf. "War das nicht die Frau aus der Villa?", erkundigte sie sich nun. William nickte missmutig. "Ja, das war die Frau aus der Villa.", bestätigte er. "Frag aber besser nicht weiter." Faren war immernoch skeptisch, beließ es allerdings dabei.
Sie schlenderten weiter. Danielle und Jon sahen sich einige der Stände genauer an und versuchten sich an den Spielen. Faren sah sich ruhig um. "Die Beiden sind scheinbar beschäftigt ... wollen wir zum Riesenrad?", fragte sie nun wieder mit einem Lächeln auf den Lippen und sah zu Will auf. "Wie?", erwiderte er schlicht, sein Blick wanderte hinüber zu dem hell erleuchteten Fahrgeschäft, das hoch in den Himmel ragte. Er musste seinen Nacken in den Kopf legen, um bis ganz nach oben sehen zu können. "Ähm ...", begann er zaghaft und schluckte. Ihm war nicht gerade sehr behaglich dabei, dennoch nickte er schließlich. Er würde Faren keinen Wunsch abschlagen.
Schmunzelnd beobachtete Faren ihren Begleiter. "Hast du Höhenangst?", erkundigte sie sich nun leicht grinsend. "Beim freien Fall bist du doch aber auch mitgefahren." Der Vampir wurde verlegen, druckste herum und rieb sich über den Nacken. "Naja ... eigentlich schon, aber da es geschlossene Kabinen sind und ich nette Begleitung habe, dürfte es gehen.", überlegte er nun. Er dürfte nur nicht all zu sehr nach unten sehen, wenn sie einmal oben waren. Die junge Frau lächelte verstehend und nickte. "Mir geht es ähnlich. Kennst du diese Aussichtsplattform auf dem Fernsehturm? Es gibt einen Abschnitt wo der Boden verglast ist. Dem darf ich nicht mal zu nahe kommen und runter schauen, sonst wird mir direkt schwindelig und meine Knie werden ganz nachgiebig. Da sind solche Gondeln doch viel besser, da hat man wenigstens nicht das Gefühl den Halt unter sich zu verlieren.", erklärte sie nun.
Sie stellten sich an der Warteschlange an und Faren lehnte sich leicht an Will. "Ich weiß garnicht mehr, wann ich das letzte Mal mit einem Riesenrad gefahren bin.", überlegte sie leise. Das musste schon viele Jahre zurück liegen. Sie erinnerte sich nur noch schwach an einen Jahrmarktsbesuch mit ihren Eltern, als sie noch klein gewesen war. Ihr Vater war mit ihr im Riesenrad gefahren, während ihre Mutter unten gewartet und ihnen gewinkt hatte. Viel mehr wusste Faren von diesem Tag heute auch nicht mehr.
Sie erreichten eine der Gondeln. William hielt der jungen Frau Gentleman-like die Tür auf, damit sie einsteigen konnte. Erst nachdem Faren sicher saß, stieg auch er ein und nahm neben ihr platz. Hinter ihnen schloss ein Mitarbeiter des Parks die Tür und verschloss diese. Will wollte etwas sagen, als das Riesenrad sich mit einem Ruck in Bewegung setzte und die Gondel anfing zu schaukeln. Er schloss einen Moment lang die Augen und redete sich gut zu, dass die Fahrt nicht lange dauern würde. Nur langsam öffnete er die Augen wieder und richtete seinen Blick fest auf Faren. Lächelnd sah sie zu ihm. "Nimm einfach meine Hand.", bot sie ihm nun an und verschränkte ihre Hand schließlich mit der seinen.
"Gehst du denn nicht oft in Freizeitparks oder zu Jahrmärkten?", griff er ihr Gespräch von eben nun endlich wieder auf. Faren sah fragend zu ihm auf, schüttelte dann aber langsam den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Mit Danielle ... ja ... aber das ist eher etwas was ich früher mit meinen Eltern gemacht habe. Ich habe sie sehr früh bei einem Autounfall verloren.", erklärte sie nun ruhig. Der Vampir nickte langsam. Natürlich hatte er davon gewusst, er hatte ihr Leben lang auf sie aufgepasst, auch wenn Faren nichts davon wusste. "Das tut mir leid.", erwiderte er leise. Wie gerne hätte er seinen Satz ergänzt und ihr gesagt, dass es ihr leid tat, dass er nicht mehr für sie hatte tun können. Faren nickte langsam. "Dafür habe ich eine nette Pflegefamilie gehabt. Ich musste nicht zu völlig fremden, sondern dufte bei Danielles Familie bleiben. Danielle ist wie eine Schwester für mich geworden." Er strich ihr sanft mit dem Daumen über die Handfläche. Als Faren aber fröstelte, ließ er sie los. Sehr langsam und vorsichtig zog er seinen Mantel aus und legte ihn ihr über die Schultern. "Hier, nicht das du dich erkältest.", lächelte er aufmunternd. "Danke.", erwiderte sie leise und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln.
"Wie ist der Blick nach draußen?", erkundigte er sich schließlich. Er selbst wollte nicht hinaus sehen. Faren lehnte sich wieder an ihn. "Hm ... ganz schön eigentlich. Ich mag die ganzen Lichtpunkte im Dunkeln.", schmunzelte sie nun und sah zu ihm auf. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, als sie bemerkte, dass er nur Augen für sie hatte. "Bin ich so interessant? Oder traust du dich nur nicht raus zu schauen?", fragte sie nun neckend nach. William schmunzelte und stupste ihr sanft auf die Nasenspitze. "Das Eine schließt das Andere doch nicht aus.", erwiderte er lächelnd.
Mit einem Ruck machte das Riesenrad halt. Krampfhaft hielt sich der Vampir am Sitz fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als die Gondel schwankte und unerwartet etwas gegen seine Füße rutschte. Aus Neugier wanderte sein Blick nun doch nach unten. Er hob ein schweres Stück hoch, das in eine Decke gewickelt war. Als er die Decke herunter zog, kam eine furchtbare Fratze zum Vorschein. "Nun ... ich glaube ich habe mein Bildnis gefunden.", kommentierte er trocken. Faren verzog das Gesicht. "Eww... die haben dich ja mächtig verunstaltet. Du solltest sie verklagen!", grinste sie nun. Will schmunzelte und legte die Decke wieder darüber, da der Anblick wirklich alles andere als schön war. "Pack es besser wieder zurück.", überlegte sie nun und lehnte sich wieder an ihn. Nachdenklich nickte William und schob das Gemälde zurück unter die Sitzbank. "Ich sollte beim Künstler wohl mein Geld zurück verlangen.", meinte er scherzhaft, obwohl ihm nicht nach Scherzen zu Mute war. Faren grinste lediglich. "Zu dumm, dass du Basil schon umgebracht hast.", scherzte sie nun selbst. "Wirklich zu dumm, aber in der Hölle werden wir uns schon wiedertreffen.", antwortete der Vampir.
Erst als das Ruckeln der Gondel wieder nachließ, entspannte er sich allmählich wieder. "Dieser Dorian gefällt mir wesentlich besser.", erklärte die junge Frau lächelnd und sah zu ihm auf. Will neigte seinen Kopf wieder in Farens Richtung und sah ihr in die Augen. "Hm ... das freut mich zu hören.", antwortete er ruhig. Faren berührte mit einem Finger einen der Fetzen, die ihm im Gesicht hingen. "Jetzt da wir dein Bild gefunden haben ... musst du dann die Maske trotzdem noch weiter tragen? Der Park schließt doch eh bald." Spielerisch neigte die Brünette den Kopf. "Darf ich sie abziehen?", fragte sie nun leicht grinsend nach. Der Vampir zögerte einen Moment, indem er abwägte ob es wirklich eine gute Idee wäre die Maske abzuziehen, schließlich aber nickte er zustimmend. "Es juckt schon die ganze Zeit über darunter.", gestand er nun. Faren schmunzelte. "Na wenn es so juckt, dann muss sie runter. Wir verstecken dich dann einfach bis der Park schließt.", grinste Faren. "Sag mir wenn es ziept.", forderte sie ihn ruhig auf. Will nickte ruhig. "Es tut nicht weh, der Kleber ist wohl schon bis in die Tiefen meiner Haut eingezogen." Faren zog ihm vorsichtig Stück für Stück die Fetzen ab. Erleichtert atmete er aus, als auch der letzte Rest des jungenden Kunstmaterials ab war.
Kaum hatte Faren die Fetzen aus Williams Gesicht entfernt, stockte sie. Nun endlich erkannte sie warum ihr sein Gesicht so bekamt vor kam. "Du!", platzte es aus ihr heraus. "Du warst das in der Bar!" Sie sah ihn verständnislos an. "Warum hast du nichts gesagt? Ich hatte also doch Recht, als ich das Gefühl hatte, dass wir uns schon mal begegnet sind!" Das Vampir rieb sich verlegen über den Nacken und lächelte aufrichtig. "Nun ja ... 'Ich bin der von neulich, der aus der Bar!' ist nicht gerade ein toller Spruch, um Mädchen zu beeindrucken oder?", versuchte er sich zu erklären.
Faren musterte ihn ruhig, nickte schließlich nur langsam. "Dummkopf!", murrte sie schließlich leise, rutschte dann aber näher. "Ich hab Jon aufgetragen dich nächstes Mal nicht gehen zu lassen, ehe ich nicht deine Nummer habe.", erklärte sie nun und legte eine ihrer Hände an seine Wange. "Ich gehe hier nicht eher raus, ehe du mir nicht deine Nummer gegeben hast, hörst du!" Sie sah ihn eindringlich an. William lächelte ruhig und nahm ihre Hand in seine. "Ich fürchte ich gehöre zu den Raritäten, die kein Handy besitzen.", gestand er nun doch etwas peinlich berührt. Er war in den letzten Jahrhunderten nicht mit der Technik gegangen, wenn es nicht unbedingt nötig gewesen war. "Aber wenn ich damit ein Date ... oder zwei gewinnen kann, dann sollte ich mir wohl eins zulegen." Faren konnte nicht anders als zu grinsen. "Bietest du mir gerade einen Deal an?", fragte sie amüsiert nach und streichelte ihm über die Wange.
"Und da ich nun keine habe ...." Die Tür der Gondel öffnete sich. Sie hatten gar nicht mehr mitbekommen, dass die Fahrt zu Ende gegangen war, nur das vernehmliche Räuspern des Parkangestellten ließ William aufblicken. Er griff an die Tür und schloss diese einfach wieder, ignorierte den Protest des Angestellten. "... müssen wir wohl noch eine Runde drehen, bis wir eine Lösung finden.", ergänzte er seinen Ansatz nun und grinste. Faren konnte nicht anders als zu lachen. "Ich bin sicher wir finden da eine Lösung.", erwiderte sie schmunzelnd. Soetwas hatte nun wirklich noch kein Mann für sie getan. "Eine Lösung findet man immer, aber ... schließt man eine Abmachung nicht eigentlich immer mit einem Vertrag oder Handschlag ab?", fragte er nun amüsiert. Faren nickte schmunzelnd. "Ich ... wüsste da aber etwas Besseres.", hauchte sie nun.
Sie beugte sich zu ihm vor, stoppte jedoch kurz vor seinen Lippen. William hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Faren auf seine Anspielung eingehen würde, umso überraschter war er nun, dass sie es tatsächlich tat. Gebannt hielt er den Atem an. Nervös schluckte Faren und sah zu ihm auf. Vorsichtig legte sie ihre Lippen auf die seinen. Der Vampir beugte sich langsam zu ihr vor und erwiderte ihren Kuss. Er hatte alles um sie herum schon lange vergessen und konzentrierte sich ausschließlich auf die junge Frau vor ihm. Langsam schloss Faren die Augen. Genau so hatte sie sich ihren ersten Kuss immer vorgestellt. Will schmiegte seine Stirn sanft gegen Farens. Hunderte Erinnerungen strömten ihm durch den Kopf, als er Faren in seine Arme zog. Langsam legte Faren ihre Arme um seinen Nacken. Sie genoss den Kuss sichtlich und strich ihm mit einer Hand sanft durchs Haar.
Nur widerwillig löste sie den Kuss, als ihr allmählich die Luft ausging. Sie schmiegte ihre Stirn wieder an seine, während sie tief durchatmete. Will ließ sie nur kurz zu Luft kommen, bevor er ihre Lippen erneut zu einem Kuss einfing. Er küsste sie die ganze Fahrt über, bis die Gondel wieder stehen blieb und eine Stimme eindeutig verlangte, dass sie ausstiegen. Bedauernd und mit einem unwilligen Murren löste der Vampir sich von Faren, um mit ihr dann lachend die Kabine zu verlassen.
Wieder mit festem Boden unter den Füßen und sicherem Abstand zwischen ihnen und dem doch leicht aufgebrachten Parkangestellten, sah Faren wieder zu Will auf. "Nach diesem Kuss musst du auf jeden Fall den Rest des Tages bei mir bleiben.", entschied sie schmunzelnd. "Und ich erwarte, dass du demnächst öfter in die Bar kommst. Ab Montag werde ich da nämlich arbeiten." Wieder hakte sie sich bei ihm ein und sah sich nun suchend nach ihren Freunden um. "Hm, natürlich bleib ich heute noch bei dir, schließlich brauche ich noch deine Handynummer, damit ich dich anrufen kann sobald ich eins habe.", erinnerte William sie schmunzelnd. Sofort nickte die Brünette. "Stimmt! Und wenn ich sie dir nicht gebe? Verfolgst du mich dann nach Hause?", fragte sie amüsiert nach. Der Vampir lachte leise auf. "Ich bin doch kein Stalker, schließlich weiß ich jetzt wo du arbeitest und ich dich finden kann.", verteidigte er sich schmunzelnd. Faren sah lächelnd zu ihm auf. "Na da bin ich ja erleichtert. Ein Stalker reicht mir nämlich schon.", erwiderte sie ruhig. "Ich nehme aber gerne einen Beschützer vor eben diesem Stalker an.", lächelte sie nun.
William wurde hellhörig. Er wusste natürlich wen Faren damit wohl meinte. Es konnte sich bei diesem Stalker eigentlich nur um Steve Gavet handeln. Er hatte ihn schon oft genug in Farens Nähe gesehen und hatte an sich halten müssen, um ihm nicht direkt aus Eifersucht den Kopf von den Schultern zu trennen. Niemand hatte seiner Faren so nahe zu kommen außer ihm selbst.
"Du wirst gestalkt?", griff er das Thema wieder auf und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er etwas gegen diesen Steve hatte. "Natürlich passe ich dann besonders gut auf dich auf, gar keine Frage. Ich kann solche Typen nicht ausstehen.", erklärte er ruhig und legte seinen Arm um die Schultern der jungen Frau. Sie nickte widerwillig. "Ja. Steve ... eine Nervensäge vor Gott. Glaub mir, der ist wirklich schlimm. Jede Woche ein neuer Liebesbrief. Der Typ versteht einfach nicht, dass ich kein Interesse an ihm habe.", brummte sie leise. William setzte ein Lächeln auf. "Na dann werde ich dich einfach bei einem Date entführen, so dass er nicht hinterher kommt. Auf solche Typen kann die Welt verzichten." Schmunzelnd nickte Faren. Bei Will fühlte sie sich sicher, selbst vor Steve.
"Ich würde mich außerdem wirklich freuen, wenn ich dich mal einen Abend lang ausführen darf ohne Schauspielerei und Missgeschicke.", gestand er nun. Sanft lächelnd sah Faren zu ihm auf. So süß hatte sie wirklich noch kein Mann um ein Date gebeten. "Hört sich sehr gut an.", stimmte sie leise zu. Sie wollte Will auf jeden Fall wieder sehen. Der Vampir sah ihr in die Augen und zog sie näher an sich. "Siehst du, ich brauche also unbedingt deine Handynummer!", grinste er. Faren lachte leise und nickte. "Die bekommst du noch.", versprach sie, streckte sich zu ihm rauf und besiegelte ihr Versprechen mit einem Kuss auf seine Lippen.
Danielle staunte nicht schlecht, als sie die Beiden entdeckte. Ihre beste Freundin küsste wirklich diesen Schauspieler. Das irritierte die Dunkelhaarige nun doch, kannte sie Faren doch eher als zurückhaltend und eher schüchtern. Der Schauspieler musste irgendetwas besonderes an sich haben, auch wenn Danielle es doch etwas spanisch vorkam. Blieb nur zu hoffen, dass Will ihre Freundin auch wirklich glücklich machen würde. Die Studentin nahm sich vor ihn streng im Blick zu behalten, verletzt werden sollte die Frau, die ihr wie eine Schwester war von niemandem, dafür würde sie selbst sorgen!
Die kleine Gruppe schlenderte noch eine ganze Weile durch den Park, machte hier und da bei ein paar Spielen mit, oder sie sahen sich noch eine Attraktion an. Als es schließlich Zeit geworden war und der Park kurz davor stand für heute zu schließen, begleitete der Vampir seine neu gewonnenen Freunde zurück zum Eingang. Die Freunde füllten jeweils einen Flyer aus für das Gewinnspiel aus und warfen ihn schließlich in eine Sammelbox. Auf einen zweiten Flyer schrieb Faren nun ihre Handynummer und reichte ihn dann an Will.
"Verlier ihn bloß nicht!", wies sie ihn schmunzelnd an. Der Vampir nickte lächelnd und steckte den Zettel direkt in die Innentasche seiner Jacke. "Werde ich nicht.", versprach er. Also dann werde ich mir gleich morgen ein Handy zulegen. Leider muss ich nun aber zurück, das Kostüm und alles abgeben.", erklärte er ruhig und zog Faren noch einmal zurück in seine Arme. Zaghaft nickte die junge Frau und suchte Blickkontakt zu ihm. Sie streifte seine Jacke von ihren Schultern ab und reichte ihm diese. "Die wirst du dann wohl auch zurück geben müssen." Sie hoffte inständig, dass Will sich an seine Worte halten würde und sich bei ihr meldete. William legte seine Hand unter Farens Kinn und hob es sanft an. Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen langen Abschiedskuss. Nur widerwillig lösten sich beide schließlich voneinander. "Pass auf dich auf.", bat Will leise und küsste sie noch einmal, ehe er sie schweren Herzens ziehen ließ und Faren mit ihren Freunden den Park verließ.
Mit einem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen, betrat der Vampir wenig später die Umkleide und klopft Charles schwungvoll auf den Rücken, während dieser sich bereits abschminkte. "Ich sollte öfter auf dich hören!", gab William grinsend zu und nahm neben ihm platz. Charlie sah irritiert auf und zog eine Augenbraue in die Höhe. So hatte er den Jungen lange nicht erlebt. "Du hast ja erstaunlich gute Laune. Ich nehme an du hast Fortschritte gemacht.", schloss er schmunzelnd. William grinste wie ein Honigkuchenpferd und zog den Flyer hervor, auf dem Faren ihm ihre Handynummer notiert hatte. "Jepp, könnte man so sagen!", verkündete er grinsend. "Verstehe schon.", erwiderte der Ältere amüsiert. "Wurde aber langsam auch Zeit.", neckte er ihn.
William boxte ihn freundschaftlich auf den Oberarm. "Du hast keine Ahnung, dass mir manches im wahrsten Sinne beinahe das Herz stehen geblieben wäre.", erklärte er ruhig und spielte damit auf die ganzen jungen Vampire hier im Park an, denen sie über den Weg gelaufen waren und die sich nun auch mit ihnen in der Umkleide befanden. Einigen von ihnen warf er einen Blick mit einem frechen Grinsen zu. "Nicht wahr Jungs!" Die Vampire jedoch hatten begriffen und wandten ihre Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. William lachte in sich hinein.
"Aber du warst auch schon mal besser, das muss ich dir sagen. Clarisse einfach so aus den Augen zu verlieren ... ich musste ihr erst drohen, damit sie mich in Frieden lässt.", brummte er nun. Dennoch konnte auch das im Moment seine Laune kaum mehr trüben. Er war auf dem besten Weg seine Faren zurück zu gewinnen und das konnte im selbst Clarisse nicht vermiesen. Charles verdrehte die Augen. "Du glaubst es nicht, aber diese Frau ist noch schlimmer geworden. Glaub mir, ich habe sie wirklich versucht zurück zu halten. Nimm dich vor ihr in Acht. Ich vermute sie hat größeres Interesse daran heraus zu finden was mit Faren ist, als uns beiden lieb sein wird. Wenn sie erstmal weiß wer sie ist, musst du noch vorsichtiger sein.", überlegte der Ergraute nun. Will verzog das Gesicht und nickte nachdenklich. "Das habe ich auch schon bemerkt. Das kann nur bedeuten, dass sie eindeutig Lunte gerochen hat." Der junge Mann seufzte. "Meinst du wir sollten sie an dem Vampirjäger verfüttert? Stalker und Stalker wären dann in einem Sack und können sich gegenseitig ablenken und ich habe mehr Zeit für mein Date ... und vor allem meine Nerven bleiben heil.", grinste er nun. Charles schmunzelte und nickte nachdenklich. "Der Gedanke hat etwas. Wäre doch nicht schlecht, wenn sie sich gegenseitig aus dem Weg ziehen würden. Vielleicht müssen wir sie aber auch selbst endgültig aus dem Weg räumen." Sie beide würden für Faren alles tun, die Blondine sollte sich also besser überlegen, ob sie sich mit ihnen anlegte und Faren nach dem Leben trachtete. Sie wäre nicht die Erste, die sie zum Schutz der unwissenden jungen Frau beseitigen müssten. William zog eine Augenbraue in die Höhe und runzelte die Stirn. "Das ... will ich mir nicht mal vorstellen ... böses Kopfkino mein Freund." Er schüttelte entschieden den Kopf, als sich ihm ein Bild von Pflöcken und Vampirbeißerchen aufdrängte. "Nein ..." Er schüttelte sich nochmal. "Das ist zu absurd."
Nun grinste er wieder und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Vorschläge für ein Date?", wechselte er nun das Thema. "Was macht man da so in der heutigen Zeit?" Natürlich hatte er die Menschen um sie herum viel beobachtet, aber was man bei einem Date unternahm hatte sich ihm bislang noch nicht erschlossen. Charles sah den jungen Mann vor sich nachdenklich an. "Nun ... essen gehen können wir schon mal ausschließen.", überlegte er nun. "Kino? Tanzen gehen? Ich würde ja sagen Schlittschuh fahren, aber ich denke die Bahnen sind noch nicht offen.", grinste er nun. Dafür war es dann wohl doch noch etwas zu früh. William würde sich noch etwas einfallen lassen müssen, er wollte Faren schließlich etwas bieten. Aber egal was sie unternehmen würden, er war sich sicher, dass sie egal bei was ihren Spaß miteinander haben würden.
Tag der Veröffentlichung: 22.06.2009
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