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"Ich hab mich schon immer gefragt, warum du mich immer wieder willentlich falsch verstehst. Da wo ich die Hand reichen wollte, sahst du Angriff. Als ich Frieden wollte, nahmst Du Wut wahr und als ich ein Zeichen setzte gingst du fort."




Und da saßen wir nun wieder an diesem Ort, der mal vor ewig langer Zeit ein Asyl gewesen ist, ein Fluchtpunkt, der nichts und doch alles war.
Wir wussten beide, dass wir uns gleich die Hand reichen und vielleicht noch einen letzten Kuss auf die Wange geben würden.
Ab und zu blinzelte die Sonne zwischen den Wolken hervor aber noch war sie nicht stark genug um gegen die innere Kälte anzukämpfen, die sich in uns gefangen hielt.
Das Wasser des Rheins floss an uns vorbei und wie gerne hätte ich ihm etwas von der Schwere mitgegeben, die in diesem Augenblick genauso schwer lastete wie die Steine, die er auf seinem Grund verbarg.
Hin und wieder trieb ein Stück Holz an uns vorbei und entschwand aus meinem Blick genauso schnell, wie du gleich gehen wirst.
Ich wünschte mir gerade etwas Leichtigkeit in allem Sein, um wenigstens einmal der Bodenhaftung zu entgehen.


Irgendwie magst du mich nicht anschauen, stattdessen beobachtest du in der Ferne zwei Schiffe, die sich freundlich begegnen um sich dann fast schwerelos auf dem Wasser gleitend, wieder voneinander entfernen.
Es sieht lustig aus, wie du fast krampfhaft versuchst blinzelnd der Sonne standzuhalten um auch ja nicht in meinem Schatten Schutz zu finden.
Aber ich glaube dich zu verstehen. Zu schwer wiegen die Worte, die mit Verletzungen einhergingen, egal ob gewollt oder eher nicht.

Auch wenn wir manchmal vielleicht zu wenig geredet haben, sagte anderes mehr. Nichts ging mehr und trotzdem werde ich dich vermissen, auch wenn ich dich liebend gerne mehr als einmal aus meinem Leben verbannt hätte.
Wie zufällig lege ich meine Hand auf Deine und spüre, dass du wenigstens jetzt einen leichten Druck erwiderst.
Wie oft habe ich mir eine Reaktion von dir vorher gewünscht um doch immer wieder nicht mehr als das Vakuum in den Händen zu halten.
Es ist still um uns herum. Ich glaube du genießt es noch mehr als ich.
Jede Wut ist verraucht und keine Frage verlangt mehr nach einer Antwort, die sowieso nichts mehr ändern würde.

Mir war nie bewusst, wie viel kleiner ich bin, wo du mit geradem Rücken mir nur dein Profil zeigst und ich hochschauen muss.
Ab und zu mal ein Lachen hattest du dir gewünscht und dass ich nicht immer alles so dermaßen in Frage stellen soll.
Schau, an diesem Ort hier bin sogar ich dazu bereit zumindest über mich selbst zu lachen, in aller Ernsthaftigkeit.
Ist dir auch jemals aufgefallen, dass wir es stets vermieden haben über die Wahrheiten zu sprechen, sowohl über deine als auch meine?
Auch wenn es heute keine Bedeutung mehr hat, scheint mir das heute wie ein Damokles Schwert über allem zu schweben.

Heute wischen wir es mit einer Handbewegung von uns und genießen die Ruhe, die uns für das Weitere umhüllt.

Es ist alles gesagt und ein kleiner Spatz schaut uns am Stegrand sitzend vorwurfsvoll zu.
„Ich wünsch dir Glück und pass auf dich auf“, kommt es leise von deinen Lippen.
Statt einer Antwort küsse ich dich lieber sanft, so wie ich es immer gerne getan habe, wenn mir die Worte fehlten.
„Mach's gut!"

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.08.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich bin ein seltsames Mädchen…. Meine wilden Träume, die ich in der Nacht bis zum Morgen hab, werd ich für immer für mich behalten.

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