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Das erste Mal begegneten wir uns auf einem Boot.
Vielleicht war es diese Enge, die viel dazu beitrug, dass es überhaupt geschehen konnte.
Aber ich glaube, es lag eher an mir selbst.
Ich war böse genug so zu handeln, wie es sich zugetragen hat und würde es jederzeit wieder tun, egal aus welchem Grund.
In einem anderen Leben, war ich vielleicht die Liebende, die nur dafür nichts bereut hatte, aber daran kann ich mich schon lange nicht mehr erinnern, noch nicht einmal an den Schmerz, der genau daraus entstanden ist, und der mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.

Wir waren nicht alleine auf dem Boot. Freunde und Kollegen machten die Enge auf dieser schwimmenden Nussschale nicht erträglicher, sondern vielmehr die Heimlichkeit noch spannender.
An dem Tag, als ich den Laufsteg zum Boot hinaufging, war ich böse genug es mit rotgeschminkten Lippen zu tun und blaue kalte Augen hinter einer Sonnenbrille zu verbergen.
Einmal den Preis teuer bezahlt, war es nun an mir die nächste Rechnung aufzutun.
Aber das wusste er noch nicht, als er dann später den ersten Blick in meine Augen wagte.

Selbst aus der Distanz heraus, konnte ich spüren, wie ein wohliges Prickeln seine Haut überzog und sein Herzschlag einen Takt schneller ging, als es ihm gut tun würde.
Es wäre gelogen zu sagen, dass es mir anders ging, denn in seinen Augen spiegelte sich der Kontrast von Sanftheit und Kälte, Leidenschaft und abweisender Ratio wider, was mich nicht kalt ließ. Er wandte sich auch lieber schnell ab, was mich zu einem weiteren Blick reizte.
Nur er hatte seine Gründe dafür, was ich allerdings erst später durch ihn selbst erfuhr.
Für mich hatte dieses Spiel seinen Reiz. Jeder Zug war sorgfältig geplant, was nur möglich war, weil ich diesmal nicht liebte und mir alle Folgen eh gleichgültig waren.

Die Enge auf dem Boot machte uns allen zu schaffen, ihm wohl am meisten, denn aus dem Weg zu gehen, war der Unmöglichkeit anheim gegeben.
Und ich spürte wie er litt, wenn er mit jedem Schluck Rotwein versuchte zu vergessen.
Es entging mir nicht, dass er lieber weglaufen wollte, wenn ich mich in der Sonne auf dem Deck räkelte oder abends beim Wein mit den anderen lachte.
Mit seinen Blicken zog er auch noch das Wenige an mir aus, was die vollkommene Nacktheit verhindern sollte.
In meinen Gedanken ließ ich es zu, weil es nicht sein durfte und es doch erregend zugleich war.

Es war nicht der Wind, der mir eines Nachts die bösen Gedanken aus dem Kopf vögelte.
Er klopfte einfach nur leise an die Tür und ich ließ ihn nicht draußen stehen.
In dieser Nacht vermischten sich unsere Schweißperlen nicht nur einmal, denn der Trip war eine einzige Fahrt durch den Rausch der Leidenschaft, bei dem man alles andere vergisst und sich nur noch der eigenen Ekstase ergibt.
Nicht nur er stand dabei unter Hochspannung und ich wünschte mir für einen kurzen Moment, der Morgen würde noch lange auf sich warten lassen.
Danach erzählte er von seinem Leben und der anderen Frau, die er liebte und hasste zugleich, die er verließ weil die Hölle zu heiß war und die ihn doch immer wieder anziehend einholte.
Es berührte mich nicht.
Ich hatte es schon so lange vorher von seinen Lippen abgelesen, wie sehr Liebe Leiden schafft und es dennoch kein Entrinnen gab.

Und ich war böse genug kein Mitleid zu haben, weder mit ihm noch mit ihr oder seinem Leben geschweige denn mit seinem Kampf der Ratio gegen das Gefühl.
Diesmal zahlte ein anderer den Preis, denn ich war nicht der Ersatz, der über einen Verlust hinwegtröstet, um dann wieder dort weiterzumachen, wo man aufgehört hatte, weil die Erinnerung sich trügerisch eher der Glorifizierung ergibt und man alles andere viel schneller vergisst oder auslöscht.
Nur ich kannte das zu gut, als dass genau dies nicht zumindest für mich absehbar war und so konnte nur ich das Spielfeld unbeschadet verlassen.

Die Enge auf dem Boot war danach nicht mehr zu ertragen.
Er klopfte noch 2x an meine Tür. Sie blieb verschlossen.
Danach hörte ich irgendwann, dass er wieder zu ihr zurückgegangen ist.
Vielleicht hat er noch für kurze Zeit an diese eine Nacht gedacht und bereut, dass sie gewesen ist.
Aber auch das war mir egal..
Ich war böse genug, es schon längst vergessen zu haben und ihm trotzdem diesmal mehr Glück zu wünschen, na ja und alles Liebe. Auch Boshaftigkeit hat ihre Grenzen.

Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mit einem zufriedenen Lächeln den Laufsteg zurückging und froh war, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die Kälte in meinen Augen läßt alles gefrieren und Worte wärmen mich schon längst nicht mehr. Schweigend frage ich mich, bin ich mit der Zeit das geworden, was ich heute bin oder trage ich die Maske, die keine Glut mehr nach außen dringen läßt geschuldet meiner Verletzbarkeit.

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