Die Zeiten waren schon mal besser , vielleicht phasenweise oder überhaupt.
Es kam immer auf den Blickwinkel an.
Nachts, ist mir aufgefallen, machten die Zeiten sich immer an einem bestimmten Punkt fest, und damit mein Blick für das Unwesentliche. In mancherlei Hinsicht war ich blind für Jenes und Welches und auf dem rechten Ohr sowieso, während ich mit dem anderen sah.
Die Stimmen, die ich nicht hörte, sagten mir meine Gedanken voraus, die ich nie hatte, weil des nächtens eh alle Katzen grau sind.
Und ich habe nie Katzen getötet, entgegen aller Weisheit der Wissenden.
In aller Leichtigkeit floss aus meinem Herzen rotglühende Lava, die noch im Innerern versteinerte und nicht schwerer wog als die Asche auf der ich ging.
Dann laufe ich in der Dunkelheit das Abstellgleis ab, wo ich mich verirrte, weil ich mir meinen eigenen Abgrund mit bloßen Händen grub, und es mich wütend machte, weil 12 meiner Fingernägel der Sinnlosigkeit zum Opfer fielen. Es gibt Schlimmeres.
An manchen Tagen ist man zum Mord fähig oder auch zum Rausch aus Leidenschaft bis zur
Besinnungslosigkeit.
Manchmal gibts mildernde Umstände oder die Handlung im Affekt. Hin und wieder ahnungslos wissend und dann wieder leidenschaftlich unleidlich das Für und Wider nicht gewogen und der Lust ergeben in Dur oder Moll.
Und es gibt Schlimmeres im Bösen, wohl oder übel. Man kann sich auch etwas vormachen, die Welt ein wenig aus dem Trüben fischen oder wenn alles nichts mehr hilft, einmal die Fahrkarte zum Mond lösen.
Vielleicht gibts da eventuell ja auch Rabatt, die Bahncard war ja schließlich auch nicht umsonst.
Vielleicht könnte man auch den Witz zum Kalauer machen, mit melodramatischen Effekten, Humor ist schließlich, wenn man trotzdem lacht.
Defend the ass, na gut, anderes fand ich schon mal origineller.
Morgen hatte ich ein Faible für Absurdes und gestern wird gefühlloser als heute. Was solls. Das Beste ist immer noch das Vergessene und man macht einfach weiter an einem in der Zukunft nicht liegendem Punkt. Einfach so, weil nichts war, nichts ist und auch alles bereits im tiefsten Hinterland begraben ist.
Ich hatte mal einen Traum, der war schon während des Träumens einfach nur ein Traum im Traum. Und das machte mir Angst, weil das Loch in eine tiefe Unendlichkeit selbst fiel und ich Mühe hatte dem zu folgen.
Es war stürmisch dort und wehte mir die Haare vom Kopf ins Innere hinein jeder Schwerkraft zum Trotz. Aber wenigstens blieb an Gedanken nichts mehr übrig und ich konnte gelöst von allem sogar ungestraft über mich selbst lachen. Mir war anders zumute, aber das Simulieren war meine Obsession und so gab ich mich der Dekadenz hin, kumulierend, versteht sich.
Es gab gute und schlechte Zeiten und Achterbahn fahren kann auch ein klasse Trip sein. Wer die Gefahr liebt, dem macht es dann auch nichts aus, wenn die Bahn plötzlich abhebt. Man lacht trotzdem, weil der Magen sich gerade umdreht, man sich die Seele aus dem Leib kotzt und der Sitznachbar gerade noch rechtzeitig den Absprung geschafft hat. Zumindest kann man zu diesem Zeitpunkt den Höhenrausch noch voll auskosten. Und dann betrachte ich meine Maske im Spiegel und lächle, falls ich es noch kann und heiße mich in der Wirklichkeit willkommen. Meinen Namen hatte ich schon lange vergessen und erschrak im Angesicht meines fremden Spiegelbildes, aus dem die Leidenschaft heraus keuchte.
Nur eines beruhigte mich. Ich war nicht wie die anderen.
Kein Drang nach pervers großen Fernseher, Waschmaschine, Auto, Romantik, Kerzenschein, CD und elektrischer Dosenöffner, Gesundheit, niedriger Cholesterinspiegel, Krankenversicherung, Eigenheimfinanzierung, Freizeitkleidung, Gameshow, Junkfrass, Spazierengehen im Park, geregelte Arbeitszeit, Fitnesscenter, Autowaschen, traute Weihnacht mit der Familie, inflationssichere Rente, Steuerfreibeträge, Abfluss sauber machen, über die Runde kommen, mich auf den Tag freuen, an dem ich sterbe. Letzteres vielleicht eventuell oder auch nicht.
Die Wut folgt später. Oder auch nicht. Vielleicht werde ich morgen Berge versetzen oder ein anderer Mensch werden. Ich könnte auch mir selbst Asche auf mein Haupt streuen, besser noch in die Augen oder dem Schweigen der Lämmer lauschen. Was auch immer, die Zeiten waren schon mal besser, vor allem an jenem Tag, der nach morgen kommt.
Die Qual der Wahl macht es auch nicht besser, die Nachrichten schon gar nicht.
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Und jetzt erst weiß ich, was im Leben wirklich wichtig ist:
Wichtig ist, dass man weiß,
dass nichts wichtig ist.