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"Hey Darling, komm zieh nicht so ein Gesicht. Der gesenkte Blick mit dem zerknirschten Ausdruck in Deinen Augen passt doch gar nicht zu Dir. Und überhaupt wir wissen doch beide zu genau, dass jetzt hier so gar keine Tränen fließen werden, weil die Sache das nicht hergibt.
Ist doch wirklich kein Weltuntergang.
Gefühle kommen und gehen, damit hat mich schon meine Großmutter immer zu trösten vermocht.
Und Deine Gefühle sind eben ins Nirwana entschwunden, wenn überhaupt jemals welche im positiven Sinne vorhanden waren. Und an Empathie war Dir ja sowieso nie viel gelegen, also rational gesehen was sind denn schon Emotionen?
Das passiert viele tausende Male irgendwo auf der Welt. Warum sollten wir eine Ausnahme bilden?
Wir haben eben keine Fahrkarte in die Ewigkeit gebucht. So what?
That`s life, Darling. Nicht mehr und nicht weniger."

"Ach, Cherie, es ist einfach so passiert. Und es passiert doch nun wirklich jeden Tag auf der ganzen Welt tausende von Male.
Es war nur ein Blick, und da war es um mich geschehen.
Und ich hab mich wirklich erst wahnsinnig dagegen gewehrt.
Ich wollte ja auch nicht, denn ich habe immer dein Gesicht vor mir gesehen, wenn es diese Tränen in den Augen hat.
Aber die Liebe war stärker. "



""Ja , ich weiß, natürlich hast Du es Dir nicht einfach mit Deiner Entscheidung gemacht.
Ist ja auch nicht leicht für jemanden, der nicht gerne Verantwor¬tung übernimmt. Und man sieht es ja förmlich an Deinem zerknirschten Gesichtsausdruck, mein Schatz.. Nur der muss gar nicht sein. Alles halb so wild.
Soll das jetzt etwa ein Trost für mich sein, oder vielleicht doch eher für Dich selbst?
Fang mir jetzt bloß nicht mit Schuldgefühlen und so an, das würde mich jetzt eher maßlos verletzen. Und zum Steinigen gereicht es eben bei mir schon lange nicht mehr.
Natürlich kann es immer passieren, dass einem ein Mensch über den Weg läuft, wo es ganz plötzlich peng macht und man auf Wolke7 die Englein trällern hört."

"Sie ist wirklich eine tolle Frau, und sie sieht Dir auch ein wenig ähnlich.
Es ist alles so unkompliziert mit ihr.
Und du musst ja zugeben, dass Du noch oftmals sehr schwierig bist. Immer diese ganzen Diskussionen, bis ins kleinste Detail.
Sie ist da ganz anders. Da werden keine Fragen gestellt und ich werde auch nicht mit komplizierten Gedankengängen genervt.
Diese Frau versteht es einfach zu leben, ohne an das Morgen zu denken.
Aber unsere Zeit hatte doch auch etwas, oder?"



""Freu mich echt für Dich. Und es ist wirklich auch ganz toll, dass sie so viel Ähnlichkeit mit mir hat. Interessiert mich wirklich gerade ganz ungemein.
Ach so, sie ist nicht so kompliziert wie ich, ah ja. Nein, das kann ich wirklich gut verstehen. Du hast es schon nicht leicht mit mir gehabt so in dieser ganzen unbequemen Zeit.
Natürlich habe ich vollstes Verständnis dafür, dass jetzt eben alles so viel leichter ist und schöner und beschwingter.
Nein, ich freu mich ehrlich für Dich. Ist doch Ehrensache. Ja, wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen, klar finde ich auch. Und jetzt wird eben auch noch alles einen Tick besser. Gönne ich Dir doch wirklich, mein Schatz.
Und jetzt bitte keine großartigen Erklärungen mehr. Diesen Teil können wir doch bitte überspringen.
Doch, ich rechne es Dir wirklich hoch an, dass Du jetzt endlich Deinen Hang auch zur Ehrlichkeit entdeckt hast. Nein, das war jetzt wirklich nicht sarkastisch gemeint.
Sorry, ich wundere mich nur ein wenig, das Wort Ehrlichkeit aus Deinem Mund klingt ein wenig nach Hohn. Du kennst ja meine Einstellung zu Deinem Schweigen, immer dann wenn es unangenehm für Dich wurde. Du konntest Dich immer so schön allem entziehen und wenn es zu heiß für Dich wurde, gab es eben eine Abkühlung. Ausreden waren ja genug vorhanden in Deinem Repertoire. Ich fand das ja auch immer ganz niedlich, wenn Du mir so gar nicht in die Augen schauen konntest. Schade, es fehlte dazu immer diese sanfte Röte in Deinem blassen Gesicht. Und dieser Dackelblick, der wirkte bei mir noch nie."

"Wie meinst Du das jetzt mit ich hätte meinen Hang zur Ehrlichkeit entdeckt?
Du hast einfach immer zuviel von mir erwartet. Dadurch fühlte ich mich immer so unter Druck gesetzt.
Und das mit meiner Sekretärin letztes Jahr, das war doch nun wirklich ein Ausrutscher. Und Nicole, die zählt ja nun nicht, die hat mich ja regelrecht verführt.
Bei Paula, ok da war ich einfach betrunken, und ich erinnere mich schon gar nicht mehr daran.
Aber ich war immer ehrlich und absolut treu, darling. "



""Natürlich hab auch ich meine Fehler, gar keine Frage. Ich weiß auch, dass ich Dir mit meinen komplizierten Gedankengängen viel zu oft auf die Nerven gegangen bin.
Ja, auch die Sache mit der zerquetschten Zahnpastatube hat mich genervt, und dass ich ewig das Waschbecken nach Deiner Rasur von den Haaren befreien musste. Ach ja und vergiss bitte auch nicht den ewig geöffneten Toilettendeckel, auch wenn es kein Drama ist. Aber so hat eben jeder seine Prinzipien."


"Also, ich findes es jetzt nicht so fair von Dir mir den ewig offenen Toilettendeckel und die zerquetschte Zahnpastatube vorzuhalten.
Schau mal Süße, mir fällt das jetzt hier alles echt schwer.
Und ich habe es mir auch bestimmt nicht leicht gemacht für meine Entscheidung.
Du warst ja auch immer viel zu lieb zu mir. Immer so viel Verständnis.
Und ich fand es auch echt süß, dass Du extra diesen Kochkurs für mich besucht hast.
ich hab zwar nie etas dazu gesagt, aber kochen konntest Du ja nun wirklich nicht.
Sie heißt im übrigen Chantal, und Chantal zaubert die phantastischsten Menues.
Sie weiß wirklich wie man einen Mann verwöhnt.
Und ihre Figur erst. Die geht aber auch jeden tag in den Fitnessclub.
Du wolltest da ja nie auf mich hören."



""Ja, ich gestehe, dass es mich verletzt hat, als Du letztes Jahr mal wieder meinen Geburtstag vergessen hattest. Aber es war witzig, als Du dann eine Woche später ganz schuldbewusst mir als nachträgliches Geschenk ein neues Bügeleisen in die Hand drücktest. Doch, ich fand das wirklich ganz süß, vor allem weil ja auch so langsam Dein Hemdenvorrat im Schrank zu Neige ging."

"Mit deinem Geburtstag letztes Jahr ist schon echt dumm gelaufen. Aber du weißt doch auch wie viel Stress ich in dieser Zeit hatte. Da darfst Du mir doch echt jetzt keinen Vorwurf draus machen.
Und ich hab Dir dann doch auch dieses tolle Bügeleisen geschenkt. Das hatte sogar von der Stiftung Warentest die Note sehr gut bekommen.
Oh Kleines, bitte jetzt keine Tränen. Du weißt doch wie sensibel ich bin. Das ertrage ich nun wirklich nicht.
Wir hatten doch wirklich eine tolle Zeit.
Und ich mache mir nun wirklich ein wenig Sorgen um Dich.
Du bist irgendwie so komisch. Höre ich da ein wenig Sarkasmus aus deiner Stimme?"



""Wie meinst Du das jetzt, ich hätte viel zu hohe Erwartungen an Dich gestellt? Darling, ich hab gar nichts erwartet. Was ich gegeben habe, kam freiwillig und von Herzen.
Tut mir leid, wenn ich Dir das jetzt so krass sagen muss, aber gerade diese Freiwilligkeit macht doch eine Partnerschaft aus. Sie hatte ich mir von Dir mal erhofft. Dein Bedürfnis genau so zu geben. Nicht mehr und nicht weniger.
Und wenn es nicht kommt, ist es auch gut. Deswegen bin ich Dir bestimmt nicht böse.
Zumindest hast Du mir ja nichts vorgeheuchelt. Das ist doch wenigstens auch etwas.
Kochen kann sie also gut. Ja, da hat sie mir natürlich einiges voraus. Ja, ich weiß wie wichtig das für Dich ist, wenigstens einmal am Tag eine warme liebevoll zubereitete Mahlzeit auf dem Tisch stehen zu haben.
Ja natürlich, dagegen flachen meine Kerzenschein, Sekt und Canape - Arien in der Badewanne vollkommen ab.
Ach so, das hab ich jetzt wieder vollkommen falsch verstanden. In Punkto Spontaneität habe ich also den Vorsprung. Das finde ich jetzt echt lieb von Dir. Es hätte jetzt auch wirklich an meinem Selbstwertgefühl genagt."

"Ja natürlich waren unsere Abende bei Wein und Kerzenschein in der Badewanne auch sehr schön, aber Chantal kann eine Bretonische Muschelsuppe mit Fischbeilage, da würde Dir echt das Wasser im Munde zusammenlaufen. "



""Klar trennen wir uns im Guten, Darling. Hast Du etwa was anderes erwartet?
Keine Vorwürfe und kein Zorn. Da brauchst Du Dir wirklich keine Sorgen machen."

"Also ich fände es jetzt echt toll, wenn wir Freunde bleiben könnten. Denn unsere Zeit war doch wirklich schön und ich hab Dich ja auch immer noch lieb.
Du hattest auch wirklich ganz gute Seiten, wenn Du nicht gerade Deine Tage hattest. Aber Du musst auch zugeben, ich hatte immer Verständnis dafür."



""Na ja, mit Freunde bleiben, lass uns mal abwarten. das soll dann mal die Zukunft zeigen.
Es ist oft genug eine leere Phrase und nur schön zum Abschied gesagt.
Du kennst ja meine Einstellung dazu. Mal sehen, was wir uns auch später noch wert sind."

"Ich verstehe gar nicht, warum Du jetzt auf einmal so distanziert und kühl bist.
Das hab ich doch jetzt wirklich nicht verdient.
Denk doch mal an unsere tollen Nächte und wie viel Spaß wir im letzten Sommer auf Bali hatten.
Ganze Nächte lang haben wir uns geliebt. Du warst aber auch unersättlich. "



""Du findest mich jetzt sehr distanziert und kühl? Ach Darling, das kommt Dir jetzt wirklich nur so vor. Und wenn, wäre es ja schließlich auch egal.
Klar können wir mal telefonieren. Wir sind ja nicht aus der Welt. Und jetzt zieh endlich ein anderes Gesicht.
Mensch, es ist schon so spät, und Chantal wartet unten im Auto."

"Brauch ich mir wirklich keine Sorgen um Dich machen?
Lass uns doch einfach telefonieren, Kleines.
Ich bin ja nicht aus der Welt.
Und Freundschaft wäre wirklich gut.
Hach, ich mag jetzt gar nicht gehen, aber ich muss los.
War ne tolle Zeit.
Ciao Darling…"



""Sie wartet unten im Auto? Mensch, warum sagst Du das denn nicht gleich.
Nun mach schon, dass Du endlich runterkommst. Ich würde es auch nicht toll finden so lange warten zu müssen. Es ist alles ok bei mir, ich komme schon klar. Ich komme gerade um in Dankbarkeit.
Mach Dir mal keine Sorgen. Ich finde es ausgesprochen gut so wie es ist. Danke, ich brauche wirklich kein Taschentuch. Vielleicht fängst Du einfach mal an, an Deiner Selbstachtung zu arbeiten und schaust dabei ab und an mal in den Spiegel. Könnte hilfreich sein.
Ciao Süßer. Und machs gut."

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Und ich weiß, dass ich eines Tages gut sein werde. Bis dahin simuliere ich.

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