Sie möchten meine Geschichte hören?
Nur zu, ich bin heute in der Stimmung, wo Worte es wagen über meine Lippen zu fliegen ohne zu berühren, schon gar nicht innerlich.
Schenken Sie ein, Trugbilder leben so leichter, vor allem in der Nacht, wenn man überlegt, wie viele Stunden sie hat, wenn sie zum Tag gemacht wird.
Der Zeiger der Uhr läuft Marathon im Licht des Mondes, quälend und im Schweiße seines Angesichts.
Damals, das waren noch Zeiten, dort auf den glutroten Meeren fern jeglicher Existenz.
Jeder Orkan war willkommen, das Schiff eine stolze Galeere aus goldenen Absichten gebaut und stets gelenkt vom freiwilligen Gefühl in Übermacht. Überschwänglich dem Möglichen trotzend und genießend das Unmögliche zum Möglichen zu führen.
Der Orbit war ein anderer, und der Vollmond lenkte in rauschende Gewässer, den Gezeiten trotzend und dennoch belanglos.
Der Beifall war frenetisch, als das stolze Schiff in See stach, nur der Steuermann argwöhnte dem Lug. Denn keine Möwe begleitete die Jungfernfahrt und nur eine einzelne Ratte schaute gewitzt aus einem Spinn um dann ekelerregt den Schwanz einzuziehen um zu fliehen.
Das Quecksilber fiel bereits unter Null und die Präriewölfe heulten mit eingezogenem Schwanz um die Wette.
Nebel umzog das Schlagseite aufweisende Schiff auf dem nur noch eine winzige Kerze am Bug aufgestellt ein wenig Licht spendete.
Der Mond leuchtete schmal als Sichel und dunkle Wolken verbargen den letzten Stern, der auch nicht mehr das war was er mal versprach.
Die schwere See stampfte vor sich her, weiß auf schwarz mit beißender Gischt.
Die dunkel gekleidete Bordkapelle spielte schwungvoll zum Tanz und die Ratten summten leise ein Humpatätärätä mit.
Die Ladung war bereits angefault, das Logbuch vergilbt und alle Luken standen weit offen, fast wie nach einer überhasteten Flucht ins eiskalte Meer.
Sogar die Lenzpumpen leckten und alle Schotten waren blockiert.
Feuchtigkeit durchdrang das Gebälk und die mannshohen Wellen ließen den Laderaum bereits vermodern.
Zwei verirrte Fische zeigten sich verwirrt darin und suchten vergeblich nach dem Ausgang.
Elmsfeuer flammten hoch am Segelmast, doch keiner an Bord vermochte die Zeichen zu deuten.
Hinter vorgehaltener Hand flüsterte man, dass der Kapitän längst verendet den Geiern zum Fraß vorgeworfen war, der Steuermann lügt und der Maschinist in Alpträume versunken schien.
Die Mannschaft bestand eh nur aus meineidigen Halunken und der Funker war zu feige ein SOS zu funken, hätte es auch die Rettung versprochen.
Von da ab führte der Klabautermann das Narrenschiff immer volle Fahrt voraus mit Kurs aufs Riff.
Ganz in der Ferne am Horizont Wetterleuchten als Zeichen der Zeit.
Niedertracht, Raffsucht und Eitelkeit vereint unter dem Deckmantel des Gutmenschentums.
Auf der Brücke tanzten Tölpel und Einfallspinsel den sanften Blues die Polka folgend.
Im trüben Gewässer fischte der scharfgezahnte Hai um anschließend seinen Fang ins Trockene zu bringen, ans Land welches vom Fegefeuer bereits in Schutt und Asche niedergebrannt war.
Ich stand an der Reling und wußte nicht wie mir geschah. Das letzte was ich hörte war der Gesang der Sirenen, die hohnvoll lockten mit gar lieblicher Stimme und aufreizendem Anblick, der jedes Blut in Wallung brachte.
Süßsäuselnd als Verlockung bereit das Schiff zu entern um die begehrte Trophäe zu erhalten um so jegliches Defizitäre für sich selbst unspürbar zu machen.
Als ich aus der schwarzen Ohnmacht erwachte, trieb ich treibholzgleich auf einem schwarzen Meer aus Vogeldung und anderen Exkrementen und fraß meine Träume und trank meinen Sinn, verlor mich um mich selbstschaffend neu zu finden. Taub, stumm und blind wartete ich gelassen auf jede neue Woge. Hinter mir das sinkende Schiff, wo nur noch der augenlose Leichtmatrose im Krähennest Ausschau hielt, wo er später einer Fata Morgana erlag und laut „Land in Sicht“ flüsterte und zärtliche Elfen ihn seiner Lügen strafend in die Kloake warfen.
In der dritten Nacht, hörte ich die Kojoten heulen und sah wie die Sonne starb.
Vor meinen blinden Augen wurde ein stimmloser Mann für sinnloses Sprechen gefoltert, um ihn spöttelnd den schon wartenden Geiern zum Fraß vorzuwerfen.
Das Meer tat sich vor mir auf und verschluckte alles, was ihm mehr als Übelkeit verursachte.
Deswegen spukte es mich wieder aus um nach neuen goldenen Absichten zu suchen, die des Sinns würdig sind.
Die geheime Schatzinsel, die allen bekannt war, hatte auch ich längst aus den Augen verloren.
Dort warteten Geldwäscher und Zuhälter Arm in Arm um im Neonschein der armen Katze ein wenig Milch zu geben, da sie dem Verhungern schon nah war und jammervoll miaute.
Man hat sich glattgemacht und man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale waren längst havariert, und der große Rebell, der nicht müde wurde zu Streiten, mutierte zu einem servilen und giftigen Gnom und singt lammfromm vor dem alten Mann in Rom seine Lieder.
Fürwahr! Es ändern sich die Zeiten.
Doch ich hatte schon längst vergessen, dass ich Eva war, als Schlange verkleidet um Adam den vergifteten Apfel zu reichen, den er niemals aß.
Stattdessen gebar aus meiner Hülle eine Katze mit 7 Leben und die Regentin der schönen Worte war schon bereit um sich im Elfenbeinturm zu duellieren. Ich schenkte ihr 6 Leben ohne Worte und ging.
Das letzte woran ich mich dann noch erinnern kann, ist dass ich laufe. Ich laufe ohne Unterlass, verleugne meine Gedanken und lasse sie im Nichts vergehen.
So geneigter Zuhörer, jetzt kennen sie in etwa meine Geschichte. Sehen sie mir nach, dass ich noch ein wenig außer Atem bin. Aber schenken sie ruhig noch mal ein, die Schlange hat den Apfel längst selbst verspeist und ich lebe mein letztes Leben in aller Leichtigkeit des Seins.
Tag der Veröffentlichung: 03.01.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dann wenn du mich siehst bin ich.
Dann wenn ich gehe, war ich.
Nur wer ich war ist danach unwesentlich.
Deswegen ist es auch nicht wichtig
wer ich bin oder wer ich sein werde.
Ich bin einfach nur ich.
Ich bin schon vergänglich, bevor du mich siehst.