Dorian Day und die Reise durch Dunkelwelt
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Jeder Satz
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Jeder Buchstabe
Ist ein Zeichen dafür, wie sehr ich an dich denke.
1996 RA
Die Erde erbebt unter den mächtigen Schritten der Deindre. So schlimm wie es noch nie war. Mit ihren Krallen pflügen sie die vertrockneten Weiden auf und mit ihren Kopfhörnern zerstören sie die letzten Gebäude der Menschen. Nur die Ältesten unter den Ältesten können sich noch an ein Leben ohne die Deindre erinnern. Damals als die Welt noch von Wäldern und Wiesen bewachsen war. Wo das Meer blau gen Himmel strahlte und die Bäche klar wie Glas waren. Die Bäume trugen Früchte und aus der Erde gewannen sie noch mehr Lebensmittel. Die Tiere im Wald mussten kontrolliert werden, damit sie nicht allein durch ihr bestehen einen Wildschaden erbrachten. Kühe, Schafe und weiteres Kleinvieh wurden verhätschelt und manchmal sogar wie ein Teil der Familie angesehen. Schmetterlinge flogen durch die Luft und im Sommer war immer ein leichter Hauch von Honig bemerkbar.
Und dann kamen die Deindre. Kolossale Monster mit Hörner an jedem Körperteil und Klauen die selbst Beton durchtrennten, als wäre es warme Butter. Doch auch wenn sie den Menschen in jeglicher Hinsicht überlegen waren, so verhielten sie sich verhältnismäßig ruhig. Sie nahmen sich was sie wollten und brauchten aber brachten nicht unnötiges Chaos in die Welt.
Vor sieben Tagen hat sie jedoch alles geändert. Die Deindre schlachten die Menschen ab wo sie nur können, trinken ihr Blut und lassen die Leichen dann im Morast vermodern. Aus purer Verstörungsfreude reißen sie die letzten Unterschlupfe der Menschheit nieder und suhlen sich im Schutt der Zivilisation.
Das dunkle Zeitalter hat begonnen.
Einer kann kommen, der Andere muss gehen.
Ein unterdrückter Schmerzensschrei durchbricht die Dunkelheit. Ein Laut der nur nach Linderung fleht und doch ist niemand zu sehen. Erst wenn man tief unter die Überreste des ehemaligen Wolkenkratzers klettert gelangt man zu einem Lager. Keine Lichtquelle erhellt die Dunkelheit. Nichts und niemand darf hier Aufmerksamkeit erlangen, da es für alle sonst der sichere Tod wäre. Vor sieben Jahren griffen die Deindre die Menschheit an und niemand hätte zu hoffen gewagt, dass eine so lange Zeit danach noch immer jemand leben würde.
Wieder unterbricht ein Laut die Stille. Im Umkreis der Lärmquelle hört man die Menschen mit den Stoffen rascheln. Sie werden unruhig ob der Störung und bekommen Angst entdeckt zu werden.
Die Deindre verfielen nach ihrer unkontrollierten Ausbrüche in ein Schema zur Vernichtung der Menschheit. Systematisch zerstörten sie erst die Unterkünfte und machten dann Hetzjagd auf die Fliehenden. Sie verfolgten sie über Kilometer, ließen sie scheinbar davonkommen um nur ein zwei Schritte später wieder an ihren Fersen zu kleben. Kaum einer der Flüchtlinge war sich im Klaren, dass sie so oder so keine Chance gegen diese Monster hatten. Jeder versuchte sich zu retten. Wer floh, hatte schon verloren. Keine Möglichkeit auf Gewinn.
Der Schrei, der wohl unterdrückt werden wollte, gellte in die dunkle Welt hinaus. Im gleichen Moment drehten die Menschen um die Schwangere herum durch. Wie ein Rudel Küchenschaben rannten sie auf die junge Frau zu und fingen an sie zu Knebeln und zu Fesseln.
“Sie wird nicht ruhig sein.”, merkte ein älterer Mann an und stierte dabei auf die Frau, welche sich ob der Schmerzen auf dem dreckigen Boden wand. Stumm und reglos blickten die Schaben auf sie herab, bereit im entsprechenden Moment au f sie zu stürzen und sich an ihrem Fleisch zu laben. Denn Fleisch war in den letzten Jahren immer seltener und wertvoller geworden. Ein Mensch der verstarb wurde schon lange nicht mehr beerdigt. Stattdessen wurde sein Körper für den Forterhalt der Menschen verwendet.
Die Schmerzenslaute der Frau werden immer häufiger, sie wird wohl kurz vor der Geburt stehen. Als dem älteren Mann dies klar wird, weiten sich sein Augen. Ein Kind schreit wie am Spieß, wenn es zur Welt kommt. Es schreit wenn es Hunger hat, wenn man ihm die Windeln wechseln muss, wenn es nicht schlafen kann. Es schreit einfach immer. Langsam weicht er ein paar Schritte zurück. ´Nein, so etwas darf nicht in unsre Welt kommen.´, denkt er sich und umfasst den Schaft eines Brechers. Das kalte Holz fängt an sich gut in seiner Handfläche anzufühlen und der Metallkumpen mit den Stacheln scheint weit weniger schwer zu sein als es sonst der Fall ist. Mit starrem Blick fixiert er die zusammengekrümmte Frau am Boden. So würde es nur noch mehr Fleisch für alle geben. Mit langsamen Schritten geht er wieder auf die Frau zu, den Brecher hinter sich herziehend. Als dieser ein quietschendes Geräusch auf dem Boden macht, werden auch die Umstehenden aufmerksam, was der ältere Mann in der Hand hat. Der Unglauben spiegelt sich in den Gesichtern wieder.
Auch wenn die Frau eine Bedrohung war, so konnten sie sich dennoch nicht zumuten über Leben und Tod zu entscheiden. Und schon gar nicht konnten sie damit fertig werden, den Fortbestand ihrer eigenen Rasse zu gefährden. Kinder waren sowieso eine Seltenheit geworden. Ohne ein Wort der Absprache schoben sich die Anwesenden zwischen die Schwangere und dem älteren Mann.
“Lasst mich zu ihr durch oder wir werden allesamt sterben.”, keifte er und hob den Brecher schon über den Kopf. Zur Not, da waren die Anderen sich sicher, würde er auch mehr als einem Toten in Kauf nehmen. Mit einem Aufschrei stürzte sich der erste Mann auf den neuen Feind. Mit einem Kinnhaken brachte er ihn als Ersten zum Taumeln. Der Seitenhieb gegen die Nieren von der kleinen Frau zwang den Älteren in die Knie und ließ sein Gesicht rot anlaufen. Ein weiterer Mann, der sich ebenfalls gegen ihn auflehnte, entwaffnete ihn mit einem Fußtritt und schlug ihm ebenfalls mit der Faust ins Gesicht. Schnaufend und fluchend lag er am Boden. Die kalten Augen starr auf die Schwangere gerichtet.
“Es wird euer aller Untergang sein.”, keifte er und versuchte sich von ihnen wegzudrücken.
“Joseph, die Mutter wird Nahrung brauchen, damit sie genug Milch produzieren kann.”, sprach die kleine Frau, welche ihm den Schlag auf die Nieren gegeben hatte, aus. Dabei sah sie unentwegt den am Boden kauernden älteren Mann an.
Der Mann der den Angreifer entwaffnet hatte meinte daraufhin: “Das wäre nur der Kreislauf des Lebens. Einer kann kommen, der andere muss gehen. Der Säugling wäre satt und damit auch bedeutend stiller.”
Ohne dass die Menschen es bemerkten, waren sie während sie sprachen, immer näher zum älteren Mann hingegangen. Alle starrten ihn an, als ob sein Tod das Leben für die Menschheit bedeuten könnte. Durch seinen Tod konnte junges Leben in die Welt gesetzt werden. Erst viel zu spät leuchtete dem Mann ein, was die Leute damit gemeint hatten. Einen Bruchteil einer Sekunde spaltete der Brecher seinen Schädel.
Tag der Veröffentlichung: 26.12.2012
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