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Die Liebe eines Vampirs



Ich erzähle euch jetzt gleich eine Geschichte, die scheint als wäre sie nicht real. Doch es ist alles so geschehen, wie ich es euch beschreibe. Mir, einem mittlerweile 19- jährigem Jungen.
Alles fing am 31.10.2007 an, meinem 18. Geburtstag …


Es waren nur noch zwei Tage, bis ich Geburtstag hatte. Das sollte eine echt fette Party werden! Ich hatte mehr als 20 Freunde eingeladen und da bedarf es einer guten Vorbereitung.
Da meine Wohnung groß genug war, fand auch alles dort statt. Eine gute Freundin half mir dabei.
Im Hintergrund lief leise „ L’Ame Immortelle“ Musik. Ich liebe diese und alle möglichen anderen Gothic- Bands und auch ein Teil meiner Freunde sind Gothics beziehungsweise Satanisten. Naja, ich gehöre mehr oder weniger zu allem beiden…
„Juri, kannst du mir mal sagen, wo bei dir hier der Knoblauch zu finden ist?“, rief Leila aus der Küche.
„Knoblauch? Wozu brauchst du das? Willst du Vampire verscheuchen?“, fragte ich scherzhaft
„Nein,“, dabei kam sie aus der Küche mit einem Holzkochlöffel in der Hand, „ Den brauche ich für deine Geistersuppe.“
„Ach ja, warte, der liegt…mmmh. Ich glaube im Schrank gleich links wenn man rein kommt.“
„Du weißt nicht, wo dein Knoblauch liegt? Au Mann, du musst echt mehr kochen“, das sagte sie jedes Mal, wenn sie bei mir war… Dann drehte sie sich um und verschwand wieder in der Küche.
Ich ging darauf nicht weiter ein und dekorierte den Tisch weiter. Viele würden fragen, wieso ich schon zwei Tage vorher den Tisch fertig mache. Ich bin halt so. Das mache ich schon seit einigen Jahren und ich finde es ganz okay, denn so habe ich immer einen Tag vorher Ruhe.
Und meine Geistersuppe braucht genau zwei Tage zum Durchziehen, denn dann schmeckte sie erst richtig feurig scharf.
Nach kurzer Zeit klingelte es an der Tür und ich bat Laila, aufmachen zu gehen. Ein paar Kumpels von mir waren gekommen und wollten mit mir einen schönen Abend verbringen. Da war natürlich auch mein bester Kumpel Regin bei. Aber ich sagte ihnen gleich, dass ich erst die Tischdeko fertig machen würde. So lange bis ich damit fertig war, setzten sie sich auf meine schicke, neue, schwarze Couch. Die hatte ich von meinen Eltern bekommen. So gesehen, als Vorgeburtstags- Geschenk, da sie sowieso nicht kommen könnten, denn sie waren auf Geschäftsreise. Das passte ja auch wunderbar…!
Naja, der Abend wurde echt lang. Eigentlich wollte ich nicht so lange wach bleiben, aber was macht man nicht alles für seine Freunde…
Am nächsten Tag konnte ich noch nicht einmal ausschlafen, denn schon früh um 10 stand Regin vor der Tür und ich hatte noch von dem Abend einen fetten Kater. Das war echt böse. Da musste ich halt nun durch. Zumindest war ich dann mit Regin Getränke kaufen gegangen. Da war alles Mögliche an Alkohol bei, okay, ein bisschen was anderes auch, aber es würde trotz allem ein halbes Besäufnis werden. Ja, so sind meine Freunde halt…
Ich war am Abend noch mit Freunden ins Kino gegangen, daran kann ich mich noch erinnern.
Leider wurde auch dieser Abend nicht kürzer, als der vorherige.
Wenigstens konnte ich mich richtig ausschlafen. Das tat echt gut. Am Vormittag hatte ich noch einiges an Essen vorbereitet. Von wegen, ich sollte mal mehr kochen…
Dann räumte ich noch etwas auf und bereitete das Ritual für den heutigen Abend vor, denn bekannt ist, dass der 31.10 einer der heiligsten Tage im Jahr für die Satanisten ist. Der Großteil meiner Freunde sind Satanisten und die, die es nicht waren, mussten halt zugucken…
Am Nachmittag legte ich mich noch etwas hin.

Als es Abend wurde, machte ich mich fertig. Wie fast immer trug ich schwarze Klamotten und ein weißes Hemd, das bei den Knöpfen und am Ende der Ärmel Rüschen hatte. Einen Teil meiner kurzen, schwarzen Haare kämmte ich gekonnt in mein Gesicht. Dann schminkte ich mich ein wenig blasser und machte meine ohnehin dunklen Augen noch dunkler, mit schwarzer Farbe.
Dann nahm ich den knallroten Lippenstift und zog damit meine Lippen nach. Es sah fast wie Blut aus… das liebte ich so!
Als ich damit fertig war, sah ich fast perfekt aus. Aber eben nur fast. Eines fehlte, nämlich meine umgedrehte Kreuzkette und die vielen Armbänder und Ringe, die ich immer trug. Kaum war ich fertig mit mir selber, schon klingelte es an der Tür.
Regin und ein paar andere waren meine ersten Gäste, darunter war auch Laila. Natürlich gratulierten mir erst alle und gaben mir meine Geschenke, bevor sie sich setzten und wieder einmal meine geniale Dekoration lobten. Nach und nach kamen auch die restlichen Gäste.
Die Party lief echt gut, genau wie der Alkohol und die Stunden verflogen wie nichts! Ehe man sich versah, war es kurz vor Mitternacht. Punkt 24 Uhr setzten sich meine Satanisten- Freunde und ich, an den Tisch. Vor uns standen kleine Schalen und daneben eine Rasierklinge. Neben den Rasierklingen lag jeweils eine Binde und Klebestreifen. Das Licht war schummerig und im Hintergrund lief leise, düstere Musik.
Auf ein Zeichen, das ich gab, nahmen alle die Rasierklinge und ritzten sich den linken Arm auf. Das Blut fingen wir in den Schalen auf, danach tranken wir es alle gleichzeitig. Das war ein tolles Gefühl. Das eigene Blut rann die Kehle hinunter…

Ja, und danach fing es für mich an, interessant zu werden. Ein Mädchen, das vielleicht ein, zwei Jahre älter war als ich, kam zu mir und fing langsam an mich zu verführen. Tja und als junger Mann kann man halt nicht widerstehen. Schließlich fand ich mich im Bett mit ihr wieder. Und dann passierte es!
Ich lag im Bett. Sie war auf mir und der Mond schien in das Zimmer. Langsam fing sie mich an abzuküssen. Meinen ganzen Oberkörper entlang und dann wieder zurück, doch bei meinem Hals machte sie dann halt.
Wenn ich nicht so im Alkohol und Lustrausch gewesen wäre, hätte ich sie allerspätestens jetzt von mir gestoßen.
Sie biss mich ganz vorsichtig in meinem Hals. Ich spürte es kaum, doch mein Blut lief in dünnen Strähnen an meinem Hals hinunter. Ich kann das bis heute noch nicht glauben. Das Blut, mein eigenes Blut leckte sie ab.
Natürlich setzte ich mich sofort auf und fasste an die Stelle, wo sich mich gebissen hatte. Der Mond erhellte meinen ganzen Körper und sie saß, mit dem Blick schräg zu Seite, im Schatten. Ich fragte, was das solle und ich bekam eine leise Antwort: „ Du bist jetzt ein Vampir“. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Ich wollte noch etwas dazu sagen, doch plötzlich wurde ich so müde, dass ich ohne zu Zögern einschlief und wachte erst, mit einem dicken Brummschädel, am nächsten Morgen auf.
Komischerweise war mein ganzer Körper mit getrocknetem Blut voll und was mir auffiel, war, dass mein Fenster mit einem schwarzen Tuch bedeckt war.
Es war stickig im Zimmer und alles war unordentlich. Meine Klamotten lagen auf dem Boden verstreut.
Als ich versuchte aufzustehen, drehte sich erst einmal alles in meinem Kopf und dann fiel mir ein, was das Mädchen zu mir sagte.
War das Traum oder Realität?, fragte ich mich. Ich sollte ein Vampir sein? Das glaub ich nicht. So was gibt es doch nicht!
Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich ins Bad, um mir das getrocknete Blut abzuwaschen. Der Weg dahin war dunkel, eigentlich so dunkel, dass ich Licht hätte anmachen müssen, doch ich brauchte es nicht, denn ich sah alles durch meine Augen in Nacht- perspektive. Das wusste ich damals nicht, denn es fiel mir erst Wochen später auf.
Jedenfalls war jedes Fenster mit schwarzen Tüchern abgedeckt. Aber wieso?, fragte ich mich als nächstes. Doch hatte ich keine Lust diese Tücher jetzt abzunehmen. Ich wollte endlich dieses Blut von mir haben.
Nach dem Duschen fühlte ich mich wie neu geboren. Als wäre ich ein neuer Mensch. Sogar die grässlichen Kopfschmerzen waren verschwunden, aber ich hörte dafür mein Blut durch meinen Körper rauschen…
Mit einem Tuch um meine Hüften gewickelt, wollte ich zur Küche gehen, aber vorher klingelte es an der Tür. Ich machte auf und Regin stand da. Ich begrüßte ihn. Er ging, auf meine Bitte hin ins Wohnzimmer. Dann sprach er erschrocken: „Alter… was hast du denn mit deinem Wohnzimmer gemacht!“
Und da sah ich es auch zum ersten Mal: die Möbel waren gerade zu gewaltsam zerschlagen worden und an der gegenüber liegenden weißen Wand war in großen, roten Lettern geschrieben:

Luzifer war hier

Und dahinter war ein umgedrehtes Pentagramm in roter Farbe, wahrscheinlich mit Blut, gezeichnet worden.
„Ach du Scheiße…“, sagte ich langsam und leise. Ich konnte es echt nicht fassen! Mein schönes neues Sofa und der lange Tisch, alles war kaputt.
Regin wandte sich zu mir: „Was soll das?! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir das getan haben. Und überhaupt! Wo warst du nach dem Ritual?“, regte er sich auf, obwohl ich mich eher aufregen sollte.
„Ich, ich… Regin, ich bin heute blutüberströmt aufgewacht. Zwar war das Blut schon trocken, aber… Gestern hat mich ein Mädchen verführt, aber so richtig und ob du es glaubst oder nicht, sie hat mich gebissen“, ich zeigte auf meinen Hals dabei, „Vielleicht hat sie damit was zu tun?!“
„Hey, geht’s dir auch gut? Das soll ich dir jetzt glauben?! Also, bei aller Vernunft… Das alles geht doch nicht mit rechten Dingen hier zu!“
„Du sagst es… Ich weiß auch gar nicht, warum meine Fenster mit schwarzen Tüchern verhängt sind“, ich ging zu meinem Wohnstubenfenster und machte das Tuch ab. Die Sonne strahlte mir ins Gesicht. Aber so schnell wie ich es abgemacht hatte, war es auch wieder dran gewesen.
„Was ist?“
„Das tut mir weh. Also das Licht.“
„Sag mal, du verarschst mich doch, oder?“
„Nein, ich weiß echt nicht, was hier los ist!“, schrie ich ihn schon fast an, „Das ist mir voll unheimlich. Oh Schitt, was… was ist das?!“, plötzlich ging es mir ganz schlecht und ich musste mich an die Stelle, wo mein Herz war, fassen. Doch zwang mich der Schmerz, den ich verspürte, auf die Knie. Ich spürte schon fast wie meine Farbe aus meinem Gesicht wich. Dann musste ich mich als nächstes übergeben, aber da kam fast nur Blut aus mir heraus. Das war alles so eklig unnormal!
Regin wusste erst gar nicht, was er machen sollte. Erst suchte er einen Eimer, denn ich konnte nicht mehr aufhören zu brechen. Dann rief er einen Krankenwagen. Ich erbrach immer wieder. Ich war fix und fertig. Ich konnte einfach nicht mehr.
„Wo bleibt der Scheiß Krankenwagen!“, rief ich wütend und mit letzten Kräften. Doch dann kamen sie. Der Notarzt und seine Helfer hatte selber so etwas Derartiges noch nie gesehen. Sie wussten gar nicht, was sie mit mir machen sollten, doch nahmen sie mich mit ins Krankenhaus und schickten mich erst einmal schlafen, sodass ich nicht weiter erbrach. Die Ärzte checkten mich voll durch und zum Schluss kam raus, dass ich zu wenig Blut in mir hatte. Natürlich versuchten sie mir das Blut zurück zu geben, aber irgendwie wich es immer wieder aus meinem Körper und seit dem bekomme ich jeden Tag Bluttransfusionen.
Da ich Satanist bin, habe ich auch viel mit Psychologen über alles Mögliche gesprochen und auch erzählt, was damals (es waren mittlerweile mehr als 3 Wochen vergangen) mit dem Mädchen passiert war.
Insgesamt kam für mich nichts Gutes heraus, denn ich wurde in eine Art betreutes Wohnen geschickt. Um mich herum waren immer mindestens drei Ärzte, die meine Blutzufuhr kontrollierten, denn ich war seit der Nacht zum 01.11.2007 blutabhängig geworden. Also war ich so was wie ein moderner Vampir.


Bis heute kann mir keiner erklären, wie das in mir funktioniert, aber die Wissenschaftler sind am Arbeiten.
Klar ist das mysteriös und vor mir ist das noch nie jemanden passiert. Meine Freunde darf ich leider nicht mehr treffen, was mich sehr bedrückt.
Ich vermisse sie…
Mein Verdacht ist und bleibt, dass das Mädchen damit was zu tun hat, aber ich und keiner anderer kann das wirklich beweisen.
Ich hoffe, dass was in mir ist, mich irgendwann los lässt und sich jemand neues sucht… Auch, wenn ich es niemanden wünsche…

ENDE


Vampirer Kiss



Die Straßen waren voll gestopft mit Menschen, die hektisch ihre Einkäufe erledigten. So auch ich. Mein Bruder hatte heute Geburtstag und damit alles auch perfekt wird, musste ich noch einige Kleinigkeiten besorgen um mein vorhaben, ein Geburtstagskuchen backen, umzusetzen. An der nächsten Ecke bog ich mit meinem Fahrrad rechts ab und schon sah ich meinen Lieblings Supermarkt. Er war klein, überschaulich und die Leute die dort arbeiteten waren alle mega freundlich. Mein Onkel arbeitet außerdem auch dort. Die sich automatisch öffneten Türen sprangen auf, als ich in ihrer Nähe war. Der Supermarkt war nicht sehr voll. Ich holte mir einen kleinen, blauen Einkaufskorb und startete meinen kleinen Einkaufsbummel. Nach wenigen Schritten kam mir eine vertraute Person entgegen.
„Na, meine kleine Prinzessin!“, begrüßte der etwa 50 jährige Mann mich freundlich lächelnd.
„Hallo, Onkel Charlie. Du weißt doch, dass ich keine Prinzessin bin.“ Er zog mich damit jedes Mal auf. Ich hasste das!
„Das weiß ich wohl. Wie geht’s dir und deinem Bruder? Ist alles okay?“
„Ganz gut. Es gibt nichts zu meckern. Noch benimmt er sich. Hört sich so an, als müsste ich auf ihn aufpassen, dabei ist es ja andersherum der fall. Na ja, egal.“
„Was suchst du? Ist es für ihn?“
„Ja, ich habe vor, einen Kuchen zu backen. Seinen Lieblings Kuchen, den hatte Mum auch immer gebacken, wenn er Geburtstag hatte.“
„Da hast du dir aber was vorgenommen Ich wünsche dir viel Glück, du schaffst das bestimmt. Ich muss jetzt weiter arbeiten. Wenn was ist, du weißt ja…“
„Dann kann ich jederzeit anrufen, ja ich weiß Onkel Charlie“, als ich lächelte, drehte er sich zufrieden um und ging seiner arbeit wieder nach. Ich sammelte schnell die Sachen zusammen, die ich für den Kuchen brauchte und zischte wieder davon.
Ich war so froh, dass ich heute keine Schule hatte und es war auch noch Freitag! Somit hatte ich den ganzen Vormittag Zeit um alles vorzubereiten, bis Ray nach Hause kommt. Natürlich war keiner da, als ich dir Tür aufschloss. Wir beide wohnten in einem großen Haus, ganz alleine. Unsere Eltern waren vor einem Jahr bei einem schlimmen Autounfall ums Leben gekommen. Da mein Bruder schon Volljährig war, wurde ihm praktisch das Erziehungsrecht von mir übertragen.
Als ich mich fertig zum Kuchen backen gemacht hatte, ging ich wild entschlossen in die große Küche und legte mir alles zurecht, was ich so brauchte, darunter war auch das Rezept. Alles klappte super. Nach kurzer Zeit war alles zusammen gerührt und stand im Ofen. Da ich wusste, dass er eine Party feiern wollte, machte ich in der Zeit, wo der Kuchen im Ofen war, die Wohnstube Party tauglich- sprich eine vernünftige Tischdecke auflegen und einige Gläser auf den Tisch stellen. Das ganze Abendbrot wurde von einem Catering Service später gebracht.
Ich schaute in der Vorratskammer nach den Getränken nach. Alles war genügend vorhanden. Vom Backofen kam ein ständiges Piepen. Der Kuchen war fertig! Und sah sogar gut aus. Ich verzierte ihn, so wie Mum ihn auch gemacht hatte, mit Smarties und bunten Zuckerkonfettis. Dann ging ich nach oben, um mich um zu ziehen. Eine weiße, schlichte Bluse, schwarze Overknees und einen kurzen rot-weiß-schwarzen Schottenrock, mit einem schwarzen Nietengürtel. Am linken Armgelenk trug ich dünne schwarze Bänder. Meine kurzen dunklen Haare stylte ich freaky, fetzig. Dann noch ein wenig Make up, dunklen Lidschatten und samtweiche, leicht rote Lippen. Ach ich sah wieder einfach umwerfend aus! Ich ging in mein Zimmer und kramte das Geschenk für meine Bruder hervor. Unten stellte ich alles perfekt zusammen und dann fiel mir was auf, was fehlte: Die Blumen! Ich schnappte mir meine weiße Sweatjacke und die dunkelbraunen Halbschuhe, zog sie mir schnell an und lief nach draußen. Mein klappriges Fahrrad stand noch da, wo ich es vorhin abgestellt hatte. Bis in die Stadt rein zu fahren dauerte immer so ewig lange, zumindest kam das mir immer so vor und das obwohl ich schon seit sieben Jahren in diesem Haus wohne. Da ich immer zu meinen Blumenladen des Vertrauens fahre, machte ich auch dieses mal keine ausnahme. Toll, das hieß ich musste durch die halbe Stadt fahren. Wenigstens war es schönes Wetter, für Ende September. Ich wählte einen Weg, der durch viele Parks führte. Es waren erstaunlich viele Leute unterwegs, na ja, war ja auch schon später Nachmittag. Nach wenigen Minuten war ich dann am Laden angekommen. Die junge Verkäuferin begrüßte mich freundlich. Ich kannte sie.
„Oh, hallo Hazel! Wie geht es dir?“
„Ganz gut, zumindest kann ich mich nicht beklagen.“
„Was suchst du?“
„Ich brauche ein paar Lilien für meinen Bruder, er hat doch heute Geburtstag.“
„Kein Problem, schau, sind die in Ordnung?“, sie zeigte mir ein paar wunderschöne, frische, weiß-rosane Lilien. Ich nickte.
„Ja, die nehme ich.“
„Ich mache dir einen schönen Strauß, mit ein wenig grün und so“, ich nickte wieder zustimmend und guckte mich ein wenig um. Der Laden hat sich überhaupt nicht in dem Jahr verändert, seitdem meine Mum hier nicht mehr arbeitete. Das fand ich gut, immerhin war sie dir Chefin. Ich war ein wenig in Gedanken versunken, Gedanken an früher. Da war ich viel öfters hier…
„Guck, sieht der gut so aus?“, die Stimme der Verkäuferin holte mich aus meinen Gedanke zurück in die Realität.
„Was? Äh, ja, der sieht wirklich schön aus.“ Sie lächelte zufrieden und tippte einen Preis ein. Ich legte das Geld passend hin, nahm die eingewickelten Lilien und wünschte ihr noch einen schönen Tag. Als ich raus ging, war ich wohl immer noch in meinen Gedanken versunken und wie soll es nicht anders sein, stieß ich gegen einen anderen Menschen. Ich viel hin und erst als mir eine Hand gereicht wurde blickte ich auf. Ich blickte in ein wunderschönes Gesicht von einem Jungen Mann. Er war vielleicht 20 oder so. Ich war so bezaubert von diesem schönen Gesicht, das ich gar nicht hörte, was er zu mir sagte. Erst einige Sekunden später merkte ich überhaupt erst, dass er mit mir sprach.
„Ist alles in Ordnung?“
„Was?“, er reichte mir immer noch die Hand.
„Ob alles mit dir in Ordnung ist, fragte ich?“, endlich ergriff ich sie und stand auf.
„Ja, ja, ist alles in Ordnung. Entschuldigung. Bin heute etwas träumerisch.“
„Ist kein Problem. So lange dir nichts passiert ist“, er lächelte mich an. Er hatte ein unglaubliches charmantes lächeln!
„Nein, ist nicht. Gut, dann werde ich mal gehen, Tschüs.“
„Ciao.“ Ich Dummkopf! Was soll’s. Ich ging zu meinem Fahrrad und legte die Blumen in meinem kleinen Korb, dann fuhr ich los. Die ganze Zeit über waren die Gedanken bei diesem jungen Mann. Er war ganz in schwarz gekleidet und seine Haare waren auch schwarz, sogar seine Augen! Er sah so anders aus, als würde er nicht hier her gehören. Und dieses lächeln, einfach Wow! Um nicht noch eine Unfall zu bauen, stieg ich vom Fahrrad ab, als ich in einem Park angekommen war. Natürlich traf ich einer meiner Freundinnen, die sogleich die tolle Idee hatte, mit mir in einem Cafe zu gehen. Ich hatte ihr immer wieder, bis wir im Cafe schon bestellt hatten, gesagt, dass ich keine Zeit habe, doch sie ließ sich davon nicht beirren und plapperte munter weiter.
„Meora! Jetzt mach mal n Punkt. Du überschlägst dich ja fast.“
„Und dann hab ich gesagt… was?“
„Du sollst einen Punkt machen.“
„Oh, ja. Na ja, Endergebnis war, dass ich mich doch nicht mit ihm getroffen hatte.“
„Aha“, ich lächelte und schlürfte an meinem Milchkaffee.
„Und was gibt’s bei dir so neues?“, fragte sie neugierig.
„Nichts, was dich interessieren würde, glaub ich“, versuchte ich gelangweilt zu klingen, aber Meora hörte jede lüge aus der Stimme heraus.
„Na komm schon, da gibt’s doch wen, oder?“ Ich seufzte.
„Ja“, sie strahlte plötzlich, weil sie wieder recht hatte, „Als ich vorhin die Blumen kaufen war, bin ich mit einem super süßen Typen zusammengestoßen. Hach, er hatte ein so verdammt schönes, charmantes lächeln, als schien es nicht von dieser Erde. So einen coolen Typen hatte ich schon lange nicht mehr gesehen“, ich schwärmte von ihm bestimmt den ganzen Nachmittag lang. Meora wollte alles wissen: Wie er aussah, was für Augenfarbe er hatte, was er zu mir sagte und so weiter. Wir beide vergaßen echt die Zeit. Nach meinem weiß ich wievielten Milchkaffee bemerkte ich erst, wie spät es schon war. Einer der Zahlreichen Kirchenturm Uhren schlug schon 17 Uhr. Ich sprang sofort auf.
„Oh mein Gott, wie die Zeit vergeht! Tut mir leid Meora, ich muss jetzt wirklich los. War schön mit dir zu plaudern“, ich packte geschätzt das Geld hin und schnappte mir wieder mein Fahrrad, dann düste ich los. Meora konnte gar nichts erwidern, so schnell war ich weg.
Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße! Ich komme bestimmt zu spät nach Hause. Ray ist bestimmt schon da! Verdammt, dachte ich mir beim fahren. Ich achtete kaum auf den Verkehr und wenn die andren nicht so aufmerksam gewesen wären, dann hätte ich bestimmt den einen oder anderen Unfall wieder gebaut. Die Sonne ging schon langsam unter und ich beeilte mich noch mehr. Ich glaube so schnell bin ich noch nie diese Strecke gefahren! Nach zehn Minuten sah ich unser Haus. Ich bog in die Einfahrt ein und sah schon einige Autos auf unserem Grundstück stehen. Von draußen hörte man den heftigen Bass der Musik. Die Party war jetzt schon im vollen Gange! Als ich die Tür aufschloss, dachte ich, ich seh nicht richtig! Ich war so geschockt, könnte man sagen, von dem Anblick meines Bruders, was er dort machte. Echt, das hätte ich nie von ihm erwartet. Das er leicht satanisch veranlagt ist, war mir ja bewusst, aber dass er jemals eine Orgie in unserm Haus feiert, das ist zu viel des guten! Ich war plötzlich richtig wütend. Ich stapfte in die Küche, schmiss die Blumen auf den Tisch und ging wütend nach oben. Ray hatte das mit bekommen und folgte mir wenig später. Ich lag bäuchlings auf meinem Bett und heulte. Es klopfte an der Tür, meines Zimmers.
„Hazel?“, erklang die gedämpfte, sanfte, melancholische Stimme meines Bruders, als er dir Türklinke hinunterdrückte und merkte, dass ich abgeschlossen hatte.
„Du Arsch kannst draußen bleiben!“, ich warf ein großes Kissen gegen die Tür.
„Süße, es tut mir Leid, wirklich! Lass mich rein. Dann kann ich dir eine Erklärung dafür geben.“ Ich saß auf meinem Bett, die Schminke völlig verschmiert von den Tränen und überlegte. Dann hörte ich eine andere Stimme, die mir ziemlich bekannt vor kam von heute Nachmittag.
„Ray, lass sie. Wenn sie nicht will, komm wieder mit runter.“
„Hey, das ist meine Schwester, ja! Misch dich da nicht ein!“ Ich machte die Tür auf und wer stand da neben meinem Bruder: Der Typ gegen den ich gestoßen war!
„Du?!“, sprachen wir gleichzeitig und lachten dann. Mein Bruder war etwas verwirrt.
„Ihr kennt euch?“, und ließ den Blick zwischen uns hin und her wechseln.
„Jein, dein Schwester ist heute gegen mich gelaufen und hin gefallen. Mehr war da nicht.“
„Aha, ist ja jetzt auch egal! Dario, du gehst jetzt nach unten und ich rede mal mit ihr, okay?“
„Ja, kein Problem“, und schon ging er. Ich schmolz fast dahin. Er war so… hach, dafür gibt es einfach keine Worte. Ray und ich gingen ins Zimmer.
„Es tut mir wirklich leid, Hazel, aber dafür gibt es einen Grund.“
„Und der da wäre? Du hättest es sicherlich nicht getan, wenn noch Mum und Dad leben würden, oder?!“, es sprudelte einfach so vor Wut heraus und die Tränen liefen wieder. Er wollte mich drücken, aber ich wendete mich ab.
„Fass mich nicht an!“, zischte ich. Er seufzte.
„Doch, ich glaube ich hätte es trotzdem getan, wenn Mum und Dad noch leben würden, nur nicht hier. Weißt du, dem Clan, den ich beigetreten bin, das ist so eine Art aufnahme Ritual. Den muss jeder machen. Außerdem hat man die Wahl zwischen einer Orgie und einem recht blutigen andrem Ritual. Da habe ich lieber das Bevorzugt, um ehrlich zu sein. Ich weiß nicht, ob du das verstehst, aber bitte, bitte verzeih mir!“ Hier wo ich lebe, ist es normal sich für einen Clan zu entscheiden. Es gibt die verschiedensten. Wenn man keinem Clan angehörig ist, dann hat man es ziemlich schwer. Dann ist man ein Fero, ein ausgestoßener. Meistens wird man dann verfolgt oder mit Gewalt in einen Clan gesteckt. Also kann ich meinem Bruder eigentlich nicht sonderlich böse sein. Mein Clan ist vielleicht auch nicht ohne, aber da werden wenigstens keine Orgien gefeiert! Ich drehte mich wieder um.
„Kommt das auch nie, nie wieder vor? Also zumindest nicht in unserem Haus?“, flüsterte ich.
„Nein, ganz bestimmt nicht. Ist jetzt wieder alles in Ordnung?“
„Na ja, ich kann es dir ja nicht übel nehmen“, ich lächelte, dann drückte mich Ray ganz fest an sich.
„Mensch, ich will dich doch nicht auch noch verlieren. Übrigens, danke für den tollen Kuchen. Der war super, wie von Mum.“
„Danke. Ich habe dir auch noch deine Lieblings Blumen besorgt. Sie stehen unten.“ Ray ging nach unten, ich musste erst einmal mich neu Schminken. So konnte ich mich da unten nicht Blicken lassen! Schon gar nicht vor Dario…
Nachdem ich damit fertig war, ging ich nach unten. Alle starrten mich an, als ich in die große Wohnstube kam. Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
„Hi!“, kam nur aus mir heraus. Die Musik lief immer weiter und endlich, nach mehren Sekunden des Anstarrens, fingen die meist Männlichen Party Gäste wieder an mit einander zu reden. Ray und Dario kamen lächelnd auf mich zu, jeweils mit einem klaren Cocktail in der Hand.
„Du, siehst bezaubernd aus“, gab mir Dario ein Komplement und Ray stimmte ihm voll zu. Röte schoss mir ins Gesicht. Na hoffentlich sah man das durch die Schminke nicht all zu doll.
„Danke. Wie spät ist es eigentlich?“
„Es ist gleich halb sieben. Das Essen wird jeden Augenblick kommen“, antwortete Ray. Ich nickte und wusste nicht all zu Recht was ich machen sollte und schaute mir deshalb die ganzen Gäste an. Die Frauen waren alle einfach nur hässlich. Alle solche schickie-mickie-Tussies. Und mit so was feiert man also ne Orgie! Bäh, wie eklig, also echt. Die Jungs beziehungsweise Männer sahen alle super aus, als wären die alle Models oder so. Einige kannte ich ja auch, darunter waren auch die Bandmitglieder von meinem Bruder, die mich natürlich begrüßten. Ich merkte gar nicht, dass Dario mich die ganze Zeit über beobachtete. Er stand etwas weiter weg von mir, mit meinem Bruder zusammen. Irgendwas flüsterte er zu ihm und dann schaute mich mein Bruder an. Er lächelte und winkte mich zu ihm. Ich atmete ein Mal tief durch, mein Herz schlug rasend schnell. Oh je, ich glaube ich habe mich soeben in diesen Typen verliebt! Ich bin doch erst 17 und der doch bestimmt älter als 20! Als ich bei ihnen war, lächelte ich.
„Was gibt’s?“, fragte ich gelassen. Dario wandte sich zu mir.
„Ich wollte mit dir mal reden. Unter vier Augen, versteht sich“, und dann kam wieder dieses unwiderstehliche lächeln. Wenn ich Wachs wäre, dann wäre ich dahin geschmolzen.
„Ja, dann würde ich mal sagen, gehen wir nach oben?“
„Okay“, er folgte mir und die Blicke der anderen auch, besonders der Frauen. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt sicherlich tot. Wir setzten uns in die Galerie. Dort hatten wir nämlich eine kleine Sitzecke mit einem gläsernen Couchtisch. Wir saßen dicht gegenüber. Dario holte Luft.
„Also“, er räusperte sich, „doofe Frage am Anfang, aber wie alt bist du?“, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
„Ich bin 17 und du?“, er lächelte. Erst jetzt merkte ich, dass es schon langsam dunkel wurde.
„Mein genaues alter willst du gar nicht wissen, glaube ich. Ich bin so um die 25. Das soll aber kein Problem sein, für das, was ich mit dir vorhabe, wenn du willst.“
„Ja was denn? Du sprichst in Rätseln. Ich verstehe nicht richtig.“
„Schon klar. Ich werde es dir erzählen. Würde es dir was ausmachen, wenn wir in dein Zimmer gehen würden?“
„Nein, komm“, wir liefen ein paar Schritte und schon waren wir da. Mein Bett war schneeweiß.
„Setzt dich“, ich stand vor ihm. Er war so groß, selbst wenn er saß, kam ich mir wie ein Winzling vor.
„Wo soll ich anfangen? Du hast die Blicke der Frauen mit bekommen oder?“
„Ja, die waren ganz schön giftig.“
„Richtig, es gibt einen Grund. Ich bin der Chef des Clans deines Bruders und jede verfluchte Frau da draußen würde mit mir gehen, aber natürlich nur aus einen Grund: Nämlich um mit mir zu schlafen. Doch ich bin so nicht. Kann man sich nicht wirklich vorstellen, aber es ist so.“
„Da steckt doch mehr hinter, oder?“
„Gut erkannt. Ich weiß nicht wie viel du am Hut mit den ganzen Clans hast, doch den den ich leite, ist einer der gefürchtesten und ältesten. Wir sind die Elite.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Wieso hatte Ray mir nichts davon erzählt gehabt!? Die Elite, von denen gibt es viele Mythen. Man sah sie fast nie, nur Nachts…
„Du fragst dich, wieso dein Bruder dir davon nichts erzählt hatte? Nun, das ist ganz einfach. Wir sind Vampire. Er wollte dich nicht damit erschrecken. Doch seitdem ich dir begegnet bin, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf und da du noch zufälligerweise die Schwester von Ray bist, passte es perfekt zu dem Vorhaben von mir. “
„Was…hast du…mit mir vor?“, fragte ich abwesend und vorsichtig. Dann ging alles ziemlich schnell. Ehe ich mich versah, lag ich auf meinem Bett und Dario war über mir. Ich schaute Verwirrt. Er sah mich an.
„Willst du eine Vampirin werden?“
„Was? Was soll das?“
„Mach dir nichts vor, du würdest gerne ein Vampir sein. Ich kann deine Gedanken lesen, genauso weiß ich, dass du ziemlich in mich verknallt bist und das trifft auch auf mich zu. Wenn ich deinen Duft riechen…ooh. Das ist wie eine Droge. Ich will mehr von dir.“ Ich konnte eigentlich gar nichts erwidern. Es stimmte, was er sagte und das wusste ich genauso wie er es wusste. Ich brauchte nichts sagen. Dario beugte sich vorsichtig zu mir runter, küsste mich bis hinunter zur Halsschlagader. Dort verweilte er kurz.
„Es geht schnell und tut kaum weh, das verspreche ich dir“, dann biss er mich. Es war ein merkwürdiges, befriedigendes Gefühl. Und es tat nicht weh. Dann wurde mir heiß, richtig heiß. Alles schien in mir zu Feuer zu verbrennen. Dario hatte schon längst abgelassen, nun wand ich mich hin und her und schlug um mich. Jetzt tat es aber weh, richtig heftiger Schmerz breitete sich aus und war von einer Sekunde zur anderen wieder verschwunden. Dario legte sich auf mich, ganz vorsichtig.
„Sch… ganz ruhig. Es ist vorbei.“ Ich schlug meine Augen auf und blickte mich erst ein mal um. Ich zitterte am ganzen Körper. Es hatte sich nichts verändert, außer dass ich jetzt mein eigenes Blut fließen hören konnte. So wird man also ein Vampir. Ich war jetzt tot. Ich konnte es nicht fassen. Es ging alles so schnell. Dann schossen mir alle möglichen Fragen durch den Kopf. Ich wollte mich aufsetzten und Dario ging runter von mir. Er stand jetzt neben meinem Bett und schaute mich an. Ich musterte ihn. Sein weißes Hemd war zerkratzt und hing in fetzten von seinem Körper herunter. Im Gesicht hatte er eine kleine Wunde, die sich von alleine schloss, als ich sie entdeckt hatte. Er lächelte mich zufrieden an.
„Werde ich jetzt nicht mehr erwachsen?“, fragte ich etwas niedergeschlagen. So langsam kam ich in die Realität zurück.
„Na ja, du wirst auf jeden fall noch ein stücken Wachsen und somit auch reifer werden, aber ab da an alterst du dann sehr langsam. Man merkt es kaum. Habe ich damit deine Frage beantwortet?“ Ich nickte.
„Wie ist es mit dem Trinken von Blut?“
„Wir ernähren uns nicht von menschlichem Blut, sondern von tierischem. Viele Vampire akzeptieren unsere Lebenseinstellung dadurch nicht, aber daran gewöhnt man sich. Es ist gar nicht so schlimm. Du wirst bald deinen ersten Hungeranfall bekommen. Mach dich irgendwie darauf bereit. Das erste Mal ist das schrecklichste, aber danach geht es dir einfach prima.“
„Wie ist es mit Tageslicht? Ich habe dich ja mitten am Tag getroffen.“
„Du wirst es noch aus dem Weg gehen müssen. Doch nach und nach, kannst auch du dann bald wieder ganz normal leben. Nur musst du fast deine ganzen menschlichen Bedürfnisse ablegen. Sprich Essen, Trinken und so was. Ich werde dafür sorgen, dass du die Schule ganz normal zu Ende machen kannst.“
„Hat ein Vampir wirklich übernatürliche Kräfte? Kann man fliegen?“ Dario lachte leise auf.
„Nein, fliegen kann man nicht, aber sehr schnell rennen und weit springen. Außerdem hat man sehr viel Kraft und ein hohes Reaktionsvermögen. Es ist verdammt selten, dass man etwas runter fallen lässt. Man fängt es vorher ganz bestimmt auf.“
„Aha. Kann ich aufstehen?“
„Natürlich, vielleicht bist du aber etwas wackelig auf den Beinen.“ Ich rutschte zu der Bettkante und stand ruckartig auf, viel aber zurück ins Bett. Alles drehte sich in meinem Kopf. Das war wohl zu schnell, also versuchte ich es langsamer. Ich zitterte immer noch, aber zumindest stand ich. Es klopfte an der Tür.
„Ja?“ Ray schaute herein.
„Ist alles in Ordnung?“, er guckte mich, dann Dario an und dann das Bett. Ich folgte seinem Blick und sah, dass einige leuchtende Blutflecke darauf zu sehen waren.
„Es ist perfekt gelaufen“, bestätigte Dario und kam zu mir gelaufen, „Hazel braucht nur noch ein wenig Zeit um alles zu Realisieren. Du weißt ja, wie es bei dir war.“
„Ja. Ich lass euch dann mal noch ein bisschen alleine“, er machte die Tür wieder zu. Ich starrte immer noch das Blut auf meinem Bett an. Irgendwas regte sich in mir. Es durchfuhr meinen Körper. Ein verlangendes Gefühl… nach Blut. Dario reagierte schnell. Das was noch von seinem Hemd übrig geblieben war, riss er sich vom Leib und kniete sich dann vor mich hin, so dass ich ihn besser ins Gesicht schauen konnte. Mein Blick glitt an seinem Hals entlang. Ich hörte sein Blut. Dann kam es über mich. Ich stürzte mich förmlich auf ihn und schlug zum ersten Mal meine Reißzähne in Fleisch hinein. Ich saugte an ihm sehr lange, bis er immer schwächer und fast ohnmächtig wurde. Ich konnte einfach nicht genug bekommen, von diesem köstlichen Blut! Mit allerletzter Kraft stieß mich Dario von sich. Er atmete schwer und seine Augen schlossen sich. Ich lag zusammen gekauert auf dem Boden. Den Aufprall muss man gehört haben unten. Nach einigen Sekunden kam Ray hinein gestürzt. Mein Mund war Blutverschmiert, ich konnte es riechen, außerdem tropfte es auf den Teppich.
„Oh scheiße!“, fluchte Ray. Er rannte raus und schrie hinunter, dass jemand ein Tier bringen sollte. Es dauerte nicht lange, da kam eine Person mit irgendwas in der Hand hinein gestürzt und gab es Dario. Dieser schnappte sich das Tier und fing daran an zu saugen. In der Zwischen Zeit hatte ich mich in eine Ecke zurückgezogen und beobachtete das Geschehen. Ich zitterte wider. Rote Tränen liefen mir übers Gesicht. Was hatte ich nur getan!? Nachdem Dario fertig getrunken hatte, ging es ihm deutlich besser. Er stand auf und analysierte erst ein Mal, wo er sich befand, es fiel ihm sofort ein. Er suchte mich.
„Wo ist Hazel?!“, fragte er laut. Ray und die andere Person schauten sich in meinem großen Zimmer um. Ich rutschte aus meinem Versteck hervor. Dario kam zu mir rüber und nahm mich in seine Arme.
„Sch… ist doch alles gut. Es ist nichts passiert. Du brauchst nicht zu weinen“, er wischte ein Träne mit einem Finger ab.
„Aber…aber ich hätte dich fast umgebracht! Das wollte ich doch nicht!“, schluchzte ich. Dario tröstete mich weiter…

Ich wechselte meinen Clan, was gar nicht so einfach war. Die Zeit verging sehr schnell, fand ich. Dario und Ich verstanden uns einfach prima. Nach drei Jahren heirateten wir schließlich. Die Feier war großartig. Als Vampir zu leben war wirklich nicht sehr schwer. Ich machte meine Schulausbildung ganz normal weiter. Keiner meiner Freundinnen merkte etwas. Mein Leben war einfach spitzenmäßig! Es noch zu Toppen konnte ich mir nicht vorstellen.
Einmal fragte ich Dario, wie es ist, wenn man als Vampir Kinder haben möchte. Ob es auf den Normalen, ich sag mal Menschlichen Weg, ginge. Er meinte, dass es möglich sei, obwohl es schwierig ist, da man als Vampir ja tot ist. Diese „Kinder“ würden dann auf einer Art tot geboren, aber doch leben sie. Klingt komisch, aber es funktioniert. Wir haben es ausprobiert.
Aus uns ist eine kleine Familie geworden. Dario, Ich und unsere zwei Kinder…


Ende

Todestag



Ich lief den Weg ganz ruhig entlang, aber zielstrebig. Immerhin wusste ich, wo ich hin wollte. Es regnete sanft. Ich hatte meine graue Kapuze von meiner Sweatjacke tief ins Gesicht gezogen. Der regen passte perfekt zu meinem vorhaben. Das Kaufhaus, zu dem ich wollte, war nicht mehr weit weg, man konnte es schon sehen, denn es hatte bestimmt zehn Stockwerke. Au man, das wird aufsehen erregend! Genau das, was ich wollte. Die Stadt war schon voll beleuchtet. Überall blinkten irgendwelche Anzeigetafeln und riesige TV Bildschirme. Ich überquerte eine große Hauptstraße, dann bog ich nach rechts und überquerte die nächste Straße. Ich schaute nach oben. Das Kaufhaus war bestimmt 200 Meter hoch oder gar noch höher. Der Regen fiel mir ins Gesicht. Meine schwarz Geschminkten Augen waren bestimmt schon leicht zerflossen. Ich ging in das Gebäude hinein und suchte mir den Aufzug, der mich bis in die oberste Etage führen sollte. Unterwegs rempelte ich aus Versehen gegen eine Frau. Sie stand im Weg… Ich drückte auf den Knopf wild ein, aber dadurch kam der Lift auch nicht schneller herunter. Unten angekommen öffneten sich die Türen mit einen „Pling“. Einige Leute kamen hektisch heraus geströmt und die die mit mir gewartet hatten, gingen jetzt hinein. Ich kämpfte mich bis in die hinterste Ecke und schaute an den Ziffernblock der die Stockwerke anzeigte. Die ersten fünf Etagenknöpfe waren gedrückt und leuchteten orange. Ich wartete geduldig. Aus irgendeinen Lautsprecher klang leise eine Melodie eines traurig klingenden Liedes. Wie das wieder passte! Als im fünften Stock wieder Leute mit einstiegen, drückte ich schnell den Knopf, wo die zehn drauf stand. Einige Minuten später war ich endlich da. Ich ging hinaus. So voll war der zehnte Stock gar nicht. Ich suchte die Nische, wo es zu den Toiletten ging. Die hatte ich schnell gefunden und das Treppenhaus, falls es einen Notfall geben sollte. Die Tür war offen und es war kein Mensch da, der mich von meinem Tun abringen hätte können. Gleich sind meine Schmerzen endgültig Geschichte! Die Treppen schienen kein Ende zu nehmen. Noch eine und noch eine. Da war die Tür, die ich herbeigesehnt hatte!! Ich ergriff die dunkelgrüne Klinke und ging in den Regen hinaus, der mir sofort ins Gesicht peitschte. Hier oben war es auf verdammt Windig! Meine Kapuze schlug zurück und entblößte mein nasses und mit schwarzer Schminke verschmiertes Gesicht. Ich ging zielstrebig nach vorne, dort wo das kleine Geländer war. Unterwegs führte ich meine Hand in die Tasche, der Brief war noch an seinen Platzt. Ich atmete ein letztes mal kräftig durch und schaute nach unten. Wow, ging das da runter! Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Es wird mich trotzdem nicht davon abhalten es zu tun! Keiner wird es! Ich schaute noch ein mal nach unten. Ich sah den großen Springbrunnen, der noch mit blauen Wasser gefüllt war. Dort werde ich hinein fallen oder doch nicht? Mal sehen, aber genau in die Menschenmenge doch auch nicht. Ich entschied mich doch für das Wasser. Dort werde ich nicht ganz so viel mit kriegen, wie als würde ich auf blanken Asphalt treffen. Wenn ich denn überhaupt was mitkriege. Ich stellte mich an das Geländer und drehte mich ein letztes Mal um. Sorry Mum, aber das ist der letzte Ausweg! Meine schwarzen Haare peitschten mir ins Gesicht. Dann schloss ich die Augen und sprang. Dort werde ich ein besseres Leben führen. Ganz sicher…
Ich bekam von den ganze Sprung nichts mit, außer dass mir unglaublich kalt war. Es ging alles so schnell. Und dann kam das Wasser!
Als ich meine Augen öffnete, wusste ich, dass ich nicht tot war. Kann nicht ein mal was in meinem Leben funktionieren?! Ich schaute mich um. Es war alles so merkwürdig verschwommen. Ich sah mich, kurz bevor ich auf den Boden des Basseins traf. Dann dämmerte es mir: Die Zeit stand still!! Was zum Teufel ist hier los?
„Willst du wirklich sterben? Ist es das was du willst?“, jemand sprach zu mir. Es war eine männlich Stimme.
„Nein! Du willst nicht sterben. Du willst nur akzeptiert werden, aber dafür muss man nicht springen, Mireiyu.“
„Wer spricht da zu mir!? Du hast doch keine Ahnung wie es mir nur im geringsten geht! Zeig dich!“, ich schrie diese Worte unter Tränen und schaute mich um. Keiner war zu sehen. Plötzlich legten sich zwei warme Hände auf meine Schultern. Ich fuhr erschrocken herum. Ich traute meinen Augen nicht: Da stand ein Engel vor mir! Er hatte langes, dunkles Haar, was sehr außergewöhnlich für einen Engel war und einen ganz normalen dunklen Mantel an. Seine Flügel waren riesig, aber sie hatten keine weiße Farbe, es war eher ein creme. Er sah so schön aus. Er hatte ein so friedliches Gesicht mit einem so schönen, sanften lächeln, dass es schon wirklich nicht mehr irdisch war.
„Wer, wer bist du?“, fragte ich langsam.
„Ich bin dein Schutzengel. Ja, so was gibt es. Mein Name ist Jaron und ich musste einfach die Zeit anhalten. Ich konnte einfach nicht zu sehen, wie du stirbst ohne Grund. Denn den Grund, den du in deinem Kopf hast, der ist nicht richtig. Für so was muss man nicht sterben.“ Er blickte zu mir hinüber, also zu meinem Körper der so halb im Wasser hing.
„Willst du es wirklich, dann lasse ich die Zeit weiter laufen. Wenn du es dir doch noch mal überlegst, dann wird es so passieren, dass du überlebst. Du wirst dann zwar ein Wunder sein, aber damit wirst du klar kommen. Entscheide dich, Mireiyu. Ich habe nicht mehr viel Kraft, die Zeit noch länger Stillstehen zu lassen.“ Tausende Gedanken schossen durch meinen Kopf und da waren auch Bilder von meiner Mutter und meinem Bruder dabei. Ich schaute dabei auf den imaginären Boden, dann zu Jaron. Mein Blick festigte sich. Jaron hatte Recht, wegen ein paar kleinen Problemen lohnt es sich nicht, gleich zu sterben. Man kann für jedes Problem eine Lösung finden, nur um sie zu finden, muss man sich anstrengen. Ich werde versuchen sie zu finden!
„Ich habe mich entschieden, Jaron. Ich glaube, ich versuche noch ein wenig weiter zu Leben. Danke…“
„So soll es sein. Schön dass ich dir deine Augen im letzten Moment noch einmal öffnen konnte.“ Dann war er weg. Die Zeit lief normal weiter und ich klatschte auf den Boden des Basseins sachte auf. Keine zehn Sekunden später kamen viele Leute zu mir und zogen mich aus das Wasser. Ich war bewusstlos, doch bekam ich alles mit, was man mit mir machte. Schließlich wurde ich ins Krankenhaus gebracht. Ganz ohne Schäden kam ich doch nicht davon. Ich hatte einen gebrochenen Arm, vier gebrochenen Rippen, einen Schädelhirntrauma und an einigen Stellen war meine Haut aufgeplatzt, durch den Aufschlag des Wassers. Natürlich war ich die Sensation der nächsten Monate, doch es legte sich nach einer weile. In der schwierigen Zeit hatte ich Seelischen beistand meines Schutzengels Jaron und der vielen Psychologen, die mich und meine Familie betreuten. Die Lösungen der Probleme, die ich hatte, habe ich fast alle gefunden.
Ich kann euch da draußen, die vor haben sich das Leben zu nehmen, nur raten, dass ihr erst ein mal versucht eure Probleme zu lösen und wenn es nicht alleine geht, dann sucht euch Hilfe! Es ist keine Schande Hilfe in Anspruch zu nehmen, glaubt mir. Es kann nur Besser werden. Eine zweite Chance bekommen nur sehr wenige und wenn ihr sie bekommen solltet, dann nutzt sie und lasst sie nicht davon fliegen!
In liebe, deine Mireiyu ^^

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle meinen Freunden, die sich mehr oder weniger mit dem Thema Tod auseinander gesetzt hatten oder haben- ich denk an euch!

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