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Prolog



Schließe die Augen und springe in das Meer deiner Träume




Ein kleiner Windzug wehte durch das Fenster und ließen Alisa´s Haare für eine Weile miteinander Tanzen. Seither ist kein Tag vergangen, an dem sie nicht an diese schmerzvolle Nacht dachte. Ihr einst so geliebter Vater war nicht mehr hier. Er hatte seine reine Seele dem Teufel verkauft und somit etwas angerichtet, was er nie wieder gut machen könnte. Das Mädchen blickte hinauf zum Mond, der so unschuldig und doch so unnahbar war. Jeden Tag stand sie hier und wartete. Worauf, wusste Alisa nicht. Ihre Mutter war tot. Ihr Tot hatte alles in ihrem Leben verändert. Denn nicht nur ihr Vater war damals durchgedreht und hatte Gott die Schuld für Mutters tot gegeben, sondern auch Alisa´s so geliebter Bruder hatte nicht länger vor das Leben zu leben, dass ihnen vorbestimmt war. Als sie ihn in einer großen Blutlache im Badezimmer fand, hatte sie sich zu ihm gesetzt und seine Hand gehalten. Solange, bis ihr bester Freund kam und sie von ihm Wegholte.
Heute wird eine sehr traurige Nacht sein. Schon lange hatte sie immer wieder hinunter auf die Menschenwelt geschaut. Wie sie alle zur Weihnachtszeit im Schnee spielten und Lieder sangen. Zusammen feierten, lachten und sich gegenseitig Trost spendeten. Das alles gab es hier nicht. Eigentlich schien es hier eher trostlos. Jedes Gebäude das hier stand, war in den selben grau-weißen Tönen gestrichen und perfekt aufeinander abgestimmt. Die Leute gingen achtlos aneinander vorbei ohne einen überhaupt in die Augen zu gucken. Sollte Jemand mitten auf der Straße zusammenbrechen, so würde er noch nicht mal mitleidige Blicke bekommen. Man hatte versagt, so einfach war das. Hier in dieser Welt, liefen die Dinge anders als unten bei den Menschen. Sie waren Engel. Jeder Engel war eine pure Schönheit, die nicht nur von starken Kräften, sondern auch von einem grenzenlosen Egoismus, gezeugt wurden. Denn nur die Starken kamen weiter während den Schwachen ihrem Schicksal überlassen wurde.

Doch Alisa wollte raus aus dieser grauen Welt. Auch wenn ihr bester Freund Marius immer wieder betonte, sie solle sich nicht gegen Gott stellen, keine Sünden begehen, hatte sie das Verlangen, sich einfach hinunter in die Menschenwelt zu begeben und dort ein neues Leben anzufangen. Ein Leben, dass nicht solch trostloses und langweiliges ist. In dieser Nacht, wo sie am Fenster stand, sah sie in der Menschenwelt einen wunderschönen Jungen. Sein Haar schimmerte in einem wunderschönen hellen Blond. Er stand auf einem Balkon und blickte in den Himmel, ja sogar in ihre Richtung. Es fühlte sich so an, als läge sein Blick genau auf ihren.
„Kann er mich sehen? Kann er fühlen das ich da bin?“, fragte Alisa sich und schaute ihm genau in die Augen. Doch schon bald beantwortete sich die Frage, als dieser Junge sich umdrehte, ins Haus ging und die Balkon Tür wieder verschloss. Schon eine Weile hatte das Mädchen diesen Jungen beobachtet. Sie fand ihn auf seltsame Art und Weise sonderbar, und fühlte sich zu ihm hingezogen.
Die Menschen konnten diese Welt nicht sehen. Obwohl sie direkt vor ihrer Nase war, war es ihnen nicht vergönnt auch nur zu erahnen das sich dort eine fast zu perfekte Welt befand, die einzig und allein durch Gottes Wunsch entstanden war. Zu Alisa´s bedauern durften auch nur auserwählte Engel die Menschenwelt besuchen. Mit einem traurigen Seufzer setzte Alisa sich zurück und starrte mit leerem Blick auf ihre Hände. Eine Narbe war auf ihrer linken Hand zu sehen. Damals, als ihre Mutter noch lebte, war ihr Mutters Lieblingsvase runter gefallen. Die Vase war das einzige gewesen, was mit leuchtenden Farben das trostlose verwischt hatte. Alisa wurde erklärt, dass diese Vase aus der Menschenwelt stammt und sie das einzige war, was von wirklichem Wert ist. Als sie nur noch als Scherbenhaufen auf dem Boden lag, hatte das Mädchen angefangen zu weinen und versucht, die Vase wie ein Puzzle wieder zusammen zu setzten. Dabei schnitt sie sich an einer der Scherben, hatte es aber geschafft die Vase mehr oder weniger wieder so zusammen zu bauen, wie sie vorher war. Nun stand die in ihrem Zimmer. Immer wenn sie die Vase sah, huschte über ihre vollen roten Lippen ein kleines Lächeln, dass sofort wieder verstarb. Seit sie ihre gesamte Familie verloren hatte, war das funkeln in ihren Augen erloschen, das freudige Lächeln erstarb. Sie schloss für kurze Zeit ihre Augen um ihre Gedanken für einen Augenblick zu sammeln. Zwar, befand sie sich noch in der Ausbildung, ein richtiger Engel zu werden, doch durfte stolz sagen, es ins letzte Jahr geschafft zu haben. Dabei hatten sehr viele an ihr gezweifelt.
„Sie wird nicht durchhalten.“, und, „Eines Tagen wird sie daran zerbrechen.“, hatten die Erwachsenen, die Nachbarn, gesagt. Doch sie hatte sich zusammen gerissen und die dunklen Gedanken, den Schmerz, verdrängt und vertrieben. Zumindest wenn Leute um sie rum waren. Doch wenn sie alleine war, war sie einfach nur Alisa. Die verletzliche Alisa.

Doch ab Heute sollte sich alles ändern. Sie hatte vor mehreren Wochen schon ihre Entscheidung getroffen. Alisa wollte nicht einfach nur rum sitzen und sich ihrem Schicksal hingeben. Sie wird in die Menschenwelt gehen, dort ein neues Leben anfangen, so wie ihre Mutter es immer gewollt hatte. Doch es war eine Sünde, eine Sünde die niemals unbestraft bleiben würde. Leise und vorsichtig erhob sie sich und fuhr mit der Hand durch ihr braunes, ja schon fast schwarzes, leicht gewelltes Haar.
„Vergib mir.“, flüsterte sie in die sternenklare Nacht hinein. Dann setzte sie sich auf ihr Fensterbrett, so dass ihre Beine in der Luft Baumelten. Ein letztes mal Atmete sie ein und Schob sich mit Schwung hinunter. Sie Spürte wie das Gefühl der Freiheit in ihr aufkeimte und ihr beinahe dem Atem raubte. Der Wind schmiegte sich angenehm an ihre blasse Haut.
„Oh bitte, vergib mir meine Sünde!“, formte sie mit den Lippen, doch sie war unfähig die Wörter auszusprechen. Noch während sie fiel, umhüllte sie eine tiefe Dunkelheit. Bald schon hatte sie das Bewusstsein komplett verloren.

Impressum

Texte: Die Handlung, Ideen und Charaktere gehören mir. Ich bedanke mich bei jedem, der mich unterstützt und vor allem bei 'JaniiDussel', die bei mir Beta ließt.
Bildmaterialien: Das Bild habe ich von layoutsparks.com
Tag der Veröffentlichung: 30.09.2012

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