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Kapitel 44. romantische Zweisamkeit





Schreie... ja, selbst die Erde schrie und wimmerte vor schmerzen, die ihr ihre eigenen Kinder, die Menschen, zufügten.
Sie rammten ihr spitze Maschinen in den Körper, bis ihr schwarzes Blut nur so heraus spritzte. Sie rissen ihre Haut auf und befüllten die tiefen Wunden mit ihrem heißen Asphalt, was aushärtete und ihnen als Straße diente.
Sie rissen ihr die Haare aus, vergriffen sich an ihrem sanften Flaum, indem sie die Wälder abholzten und die Büsche und Sträucher aus den Boden zerrten.
Trotz all dem Leid, was ihr zugefügt wurde, liebte sie jedes einzelne ihrer Babys und schlug nur in den heftigsten Situationen mit verheerenden Naturkatastrophen zurück, in der Hoffnung, das die Tortur irgendwann aufhörte.
Wer glaubte, nur die Menschen und allenfalls die Tiere besaßen eine Seele, war ein Narr!
Jeder noch so winzige Stein, jeder Grashalm ja sogar das Unkraut waren Mutternaturs Abkömmlinge.
Der Planet war voller Leben und nur deshalb konnten die Menschen dort überhaupt überleben.
Mit der Zeit nahmen sie alles als selbstverständlich hin. Sie glaubten, das ihnen die ganze Welt allein gehörte und sie deshalb die Wälder abholzen, Flüsse zuschütten und sich überall breit machen konnten, ohne Rücksicht auf Verluste.
Die Erde weinte, über jedes ausgerottete Wesen, über jeden Schmerz und über jede Grausamkeit die sie hinnehmen musste, oder ihren Lieblingen zufügte. Und trotzdem war es nicht Mutternatur die die Menschen eines Tages vernichtet haben könnte, die Leute waren selbst dafür verantwortlich!
Sie schaufelten sich ihr eigenes Grab aus und sahen einem schleichenden Verfall entgegen, wenn sich nicht bald was änderte.
Auf Ladthaa war es noch schlimmer. Die gute Seele des Planeten flehte das baldige Ende herbei und hatte den Willen zu leben bereits verloren.
Wenn man von der Erde hierher kam, merkte man gleich das etwas fehlte. Selbst wenn man nicht in der Lage war die Stimme des Planeten zu hören.
In der Welt der Ladthaaner fehlte es eindeutig an Leben. Ja selbst das Atmen war erschwert, der Planet starb und mit ihm alles andere drum rum. Die Blumen und Gräser waren bereits verschwunden, die Tiere logischerweise auch und bald würde auch die Luft verschwinden. Ladthaa würde untergehen...
Aber es gab einen Hoffnungsschimmer am Horizont, ein gleißender Schein, der das Licht zurück brachte und die Dunkelheit verbannte.
Nicht mehr lange und Ladthaa wird zu neuem Leben erwachen. Die Tiere werden den Weg zurück finden und ein Meer aus Blumen den Boden überdecken.
>Ja..< dachte Yujin. >Nicht mehr lange und dein Leid wird ein Ende haben.<
Mit schweren Schritten wanderte er über die ausgetrocknete und Leblose Landschaft, bis er schließlich an seinem Schloss ankam und dort auf Xantos traf, der sich gerade zu den Phiolen der Mächte schleichen wollte.
„ Du bist also erwacht.“
„ E-Eure Hoheit!“ warf er sich eilig auf den Boden. „ Ihr seit schon wieder zurück.“
„ Genau zur richtigen zeit, wie es mir scheint.“
„ Was? Äh...nein... ich wollte mir die Phiolen nur mal ansehen...“
„ Erspare mir deine unsinnigen Versuche eine Erklärung für dein Verhalten zu finden. Sag mir lieber, warum ich dich nicht auf der Stelle vernichten soll!“ starrte er ihn erbost an und ließ sich dann auf seinen Thron nieder. „ Ich warte und ich hasse es zu warten.“
„ Weil ich euch die Köpfe der Rebellen auf einem kristallisierten Tablett servieren werde und in einer Juwelen besetzten Karaffe, das magische Blut dieser vermaledeiten Göttin.“
„ Ist das so?“ lehnte er seinen Kopf leicht zur Seite und musterte Xantos dabei weiter mit seinen Eiskalten Augen. „ Komisch, denn bisher hast du es nicht mal geschafft ihre lächerliche Katze zu töten, mal abgesehen von der Göttin, die ihrer Mächte beraubt wurde. Sie ist nichts weiter als ein verbesserter Mensch und du kommst nicht mal gegen dieses Kind an?“
„ Die verlauste Katze und das Gör sind nicht das Problem. Ihre Schoßhündchen sind das eigentliche Problem. Bitte gebt mir nur noch eine letzte Chance, ich werde euch dieses mal nicht enttäuschen.“
„ In der Zeit, wo du dich von deinen Wunden erholt hast, habe ich die Göttin und ihre Gefährten beobachtet. Inzwischen lebt auch ihr zweiter Wächter wieder und sie ist kurz davor ihre Blutmächte zu aktiveren. Wie also willst du jetzt mit ihnen zurecht kommen?“
„ Wenn ihr mir nur einen kleinen Teil ihrer Mächte gebt, dann werde ich sie alle in den Boden stampfen.“ leuchteten seine Augen größenwahnsinnig auf. „ Sie werden alle durch mich ihr Ende finden, ein grausames, besonders Schmerzvolles und langsames Ende.“
„ Nun gut, du bekommst diese letzte Chance von mir.“ schließlich war er so gesehen die wichtige Abschlussprüfung.
Deshalb hob er seine Hand und ließ die Schein Phiolen verschwinden, während die richtigen vor seinen Augen erschienen.
Er schüttete eine genau abgemessene Menge in eine kleine Glasflasche und überreichte sie Xantos.
„ Vernichte sie, oder ich werde dich vernichten!“ drohte er ihm und verließ den Thronsaal dann.
„ Hihihi...“ lachte er dreckig auf. „ Pass auf Thanatos, denn ich werde dich vernichten, sobald ich mit meiner Rache fertig bin und damit es wirklich klappt.“ sah er nun zu der Vase mit meinen Mächten rüber. „ Sollte ich mir ein bisschen mehr ihrer Mächte mitnehmen, das wird schon nicht auffallen.“ und so machte er es dann auch und verließ das Schloss um sich auf den Weg zur Erde zu machen.
Thana stand währenddessen auf seinem Balkon und beobachtete Xantos dabei, wie er von dannen zog.
Natürlich würde er ihm aus sicherer Entfernung folgen und wenn die Zeichen gut standen, uns den Weg nach Ladthaa weisen. Nebenbei erwähnt, würde er mir einen weiteren Teil meiner Mächte überlassen, nämlich den Rest. So war ich mächtig genug um Tartaros zurückzuholen, damit dieser uns im Kampf gegen die Teufel und Götter helfen konnte.
Aber alles zu seiner Zeit. Nun würde er erst einmal die Verfolgung aufnehmen und schauen wie sich die Dinge entwickelten.

Zur gleichen Zeit war ich auf der Erde damit beschäftigt, mein Date mit Keith vorzubereiten.
Ja, wir hatten gekämpft und ja... ich musste mich ihm binnen weniger Sekunden geschlagen geben...
Er kannte meine Schwachstelle und hatte diese eiskalt ausgenutzt. Gerade als der Kampf begann, schickte er eine Druckwelle von sich, die mir zwar nichts tat, aber dadurch dass dies ein kleiner Vorgeschmack seiner Blutmächte war, reagierte mein Körper sofort darauf und begann fürchterlich zu kribbeln. So als würden tausende kleiner Armeisen auf meiner Haut Tango tanzen. Dieses Gefühl lenkte mich ab und nebenbei versuchte ich angestrengt die Kontrolle zu wahren. Und genau diesen Moment nutzte er aus, um sich von hinten an mich zu drücken und mich so gesehen in den Schwitzkasten zunehmen.
Aber selbst wenn er nicht diesen gemeinen Weg gegangen wäre, hätte er mich irgendwann besiegt. Dadurch das wir unsere Mächte nicht wirklich einsetzten konnten, kam es eher auf unsere Kampfkunst an und da war er mir weit überlegen. Der Prinz war nun mal älter als ich und besaß von daher mehr Erfahrung in Sachen Duellen. Er arbeitete ja auch schon seit Jahren als Schlächter und beherrschte den Job so gut wie fast kein anderer.
Deshalb schnitten Elara und ich auch nicht so gut gegen Misaki ab. Wobei der Kampf ganze zwei Stunden andauerte und auch wenn wir nicht gewonnen hatten, hatten wir uns wacker geschlagen. Aber vor allen Dingen, hatte es wahnsinnigen Spaß gemacht.
Fast genauso viel Spaß wie Shoppen zu gehen, das hatte ich nämlich gerade hinter mir. Nun besaß ich neue Dessous und ein hübsches Abendkleid, was ich dann zu dem Date anziehen würde.
„ Wo warst du denn??“ empfing mich ein böse dreinschauender Keith, gerade als ich die Tür hinein kam.
„ Das ist ein Geheimnis.“ meinte ich nur und eilte dann zur Treppe hin.
„ Hättest du nicht wenigstens irgendwem Bescheid sagen können? Ich habe mir Sorgen gemacht.“
„ Tut mir leid, das war eine ganz spontane Idee und es war gerade niemand da, dem ich davon erzählen könnte.“ sah ich ihn noch mal an, ehe ich die Stufen erklimmte. „ Du bleibst unten, verstanden?“
„ Äh... ok...?“
Danach suchte ich den Zettel, auf den ich mir damals notiert hatte, was ich kochen wollte und was ich dafür brauchte. Als ich ihn dann endlich gefunden hatte, huschte mir ein kleines Lächeln über die Lippen. Das war einer der Gründe, warum ich nun mit diesem Ladthaaner glücklich war. Hätte ich ihn damals nicht unbedingt rum bekommen wollen, wären wir nun nicht da, wo wir jetzt standen. Zu mindestens ging ich fest davon aus. Welchen Grund hätte ich sonst gehabt, seine Mauer unbedingt durchbrechen zu wollen?
Deshalb erinnerte ich mich wirklich gern an die Zeit zurück.
Lächelnd fertigte ich mir einen Einkaufzettel an und lief dann wieder die Treppe runter. Das perfekte Outfit besaß ich ja jetzt, nun musste ich mich noch um die Zutaten kümmern und alles war so, wie es sein sollte.
Als ich dann allerdings wieder aus dem Haus stürmen wollte, zerrte man mich aus heiterem Himmel zurück.
„ Uah!“ brüllte ich auf. „ Was soll denn das?“
„ Wo willst denn du schon wieder hin und das auch noch alleine?“ starrte mich Keith verärgert an.
„ Einkaufen!“
„ Um dann wieder nichts zu kaufen, oder wie?“
„ Ich kaufe ja was. Ich sage dir nur nicht, was sich in den Tüten befindet. Du wolltest doch den Abend wiederholen, dann lass mich doch die Vorbereitungen treffen.“
„ Du wirst aber nicht allein durch die Gegend stromern! Nun wo wir jeder Zeit mit einem Angriff von Xantos rechnen müssen, ist mir das zu gefährlich!“
„ Ok. Dann nehme ich Misaki mit, ist das besser?“
„ So lange du nicht mit ihm in einen Dessousladen gehst, ist es ok.“
„ Keine Angst, damit bin ich schon fertig.“ kicherte ich. „ Ich habe Naoki mit genommen!“
„ Was?!?“
„ Das war nur Spaß. Darf ich jetzt einkaufen gehen? Ansonsten klappt das heute Abend nicht.“
„ Du raubst mir noch den letzten Nerv, ganz im ernst.“ ging er kopfschüttelnd ins Wohnzimmer, wo Misa sich gerade aufhielt.
„ Keine Sorge, den raube ich dir heute Abend erst.“ rief ich ihm lachend hinterher.
Kurz darauf konnte ich dann endlich in männlicher Begleitung die Geschäfte abklappern.
„ Das weckt Erinnerungen.“ lächelte der Seelendieb. „ Du warst damals sogar fast so euphorisch wie heute.“
„ Damals konnte ich ja auch nur erahnen, was auf mich zukommen könnte. Aber nun weiß ich es ja.“ sah ich lächelnd zu ihm zurück.
„ Mhm...“ erwiderte er das Lächeln leicht. „ Meinst du er wird wieder auf Schlaftabletten zurück greifen?“
„ Ich hoffe nicht.“ kicherte ich. „ Kümmerst du dich dann später um Patty und Hanon? Die hängen in letzter Zeit nur noch auf dem Zimmer rum. Ich frage mich ob da was im Busch ist.“
„ Ich werde später mit ihnen in die Eishalle gehen. Wird Zeit das sie mal was anderes sehen als ihre Zimmerwände.“
„ Das ist eine sehr gute Idee.“ nickte ich. „ Sie verhalten sich eigenartig. Meinst du nicht auch?“
„ Vielleicht. Aber du musst ja auch beachten, dass sie nun keine Kinder mehr sind. Aus dieser Sicht ist es eventuell sogar normal.“
„ Andernfalls würden sie doch mit mir reden, oder?“
„ Bestimmt.“
„ Ja, da hast du wohl recht.“
Trotzdem fand ich das Verhalten der jungen Damen wirklich merkwürdig. Gerade zu Hanon passte es nicht und bei Patty hatte ich irgendwie das Gefühl, das sie jemanden aus dem Haus aus dem Weg ging. Aber warum und wo steckte Naoki? Hatte er vielleicht was mit Hanon's Veränderung zu tun?

Während wir mit dem Einkaufen beschäftigt waren, hingen die beiden besagten Damen über ihren Büchern und saugten das Wissen nur so in sich auf. Inzwischen hatten sie die elfte Klasse geschafft, oder eher den Stoff daraus intus.
Keiner von ihnen sagte ein Wort, einzig die leise Musik aus ihrer Anlage war zu hören.
Erst als zum x-den Mal das Handy von der Brünetten klingelte, zerschlug Patricia die eiserne Stille.
„ Willst du gar nicht dran gehen, Hanon? Naoki ruft jetzt bestimmt schon zum hundertsten mal an.“
„ Ähm nein...“ lächelte sie schwach. „ Ich will ihn zappeln lassen, damit er das Interesse nicht verliert. Männer sind doch wie Jäger und wenn sie ihre Beute zu leicht bekommen können, verlieren sie schnell das Interesse daran. Das weiß doch jeder.“ das erzählte sie ihrer Freundin, aber in Wirklichkeit ging sie nicht dran, weil sie wahnsinnige Angst davor hatte, das er sich nur mit ihr abgab, weil er mein Licht bei ihr wiedererkannte.
Denn das würde früher oder später bedeuten, dass er ihr das Herz brechen würde.
Als sie noch fünfzehn war, hatte sie sich um so was noch keine Gedanken gemacht, da wäre es ihr vermutlich egal gewesen, schließlich hatte sie ja nur für die Männer geschwärmt, aber niemals etwas ernsteres, wie eine Beziehung, im Sinn gehabt.
Vielleicht hat sie sich auch nach einem Vaterersatz gesehnt und akribisch danach gesucht. Es war einfach schön, wenn einem jemand über den Kropf streichelte und einen lobte, wenn man etwas gut gemacht hatte.
Jetzt aber war es anders. Sie sehnte sich nicht mehr nach der Hand, die ihr über den Kopf streichelte, sie sehnte sich nach Liebe und Geborgenheit. Nach einer starken Schulter, an die sie sich anlehnen konnte, oder die starken Arme, die sie in der Nacht umschlungen hielten.
Patty's warnende Worte hatten sie wirklich verunsichert und so lange sie nicht wusste, wie sie mit dem Schlächter umgehen sollte, nahm sie seine ständigen Anrufe auch nicht entgegen. Obwohl es sie ja schon wunderte, warum er sie so oft anrief. Allerdings wollte sie sich auch keine falschen Hoffnungen machen.
„ Aber meinst du wirklich es ist der richtige Weg ihn zu ignorieren? Was machst du denn, wenn er es irgendwann aufgibt, dich erreichen zu wollen? Dann läufst du ihm ja doch hinterher.“ riss Patty sie aus ihren Gedanken heraus.
„ Du gehst Misa doch auch aus dem Weg, also müsstest du mich eigentlich verstehen.“
„ Ich glaube nicht, das wir da dieselben Gründe haben.“ murmelte sie. „ Mir ist der Kuss einfach ultra peinlich, das ist alles.“
„ Meinst du denn, dass er da überhaupt noch einen Gedanken dran verschwendet? Letztendlich wollte er dir doch nur helfen.“
„ Das weiß ich ja, aber trotzdem ist das halt eine blöde Situation.“
„ Ein einfacher Kuss und schon so eine übertriebene Reaktion. Du bist wirklich komisch.“
„ Ach? Und dein Verhalten ist also nicht komisch, ja?“
„ Nein, mein Verhalten ist wohl durchdacht.“
„ Wie du meinst.“ schüttelte die Blonde seufzend ihren Kopf. „ Wie lange willst du ihn denn noch zappeln lassen?“
„ Bis ich das Buch hier studiert habe.“ hielt sie ihr eine Lektüre über das perfekte Liebesspiel vor die Nase. „ Dann denk ich bin ich perfekt vorbereitet und der letzte Schritt kann kommen.“
„ Ah ja, dann drücke ich dir mal die Daumen, das er bis dahin sein Interesse nicht verloren hat.“ sah sie sich den dicken Wälzer an.
„ Ich bin ja schon fast durch, also all zu lange sollte es nicht mehr dauern.“
„ Dann hoffe ich, das dir das Herz nicht gebrochen wird.“
„ Das wird schon nicht geschehen, keine Sorge.“ wehrte Hanon lachend ab. „ Ich wünschte nur, das wir uns nach meinem ersten Mal darüber unterhalten könnten. Aber letztendlich wirst du nicht mitreden können.“ seufzte sie schon fast theatralisch auf. „ Wenn dich ein Kuss allerdings schon so aus der Bahn wirft, solltest du dich nicht an den letzten Schritt heran wagen. Das ist eine Nummer zu hoch für dich.“
„ Das stimmt doch gar nicht!“ protestierte Patricia. „ Ich gehe ihm ja schon gar nicht mehr aus dem Weg, sonst würden wir heute wohl kaum zusammen Eislaufen gehen.“
„ Ja jetzt nicht mehr! Wochen nach dem Kuss.“
„ So lange ist das nun auch noch nicht her.“
„ Wie dem auch sei, lass uns hier weiter machen. Ich möchte mit dem lernen fertig sein, ehe wir mit Misa aus gehen.“
„ Aus gehen?“ zog die Blonde eine Augenbraue hoch. „ Meinst du etwa wir hätten ein Date zu dritt?“
„ Warum nicht?“ blickte Hanon ihre Freundin schmunzelnd an. „ Keine Sorge, ich werde mich auch nicht zwischen euch stellen. Du wirst gar nicht bemerken, das ich überhaupt da bin. Also hab ruhig deinen Spaß mit ihm.“
„ Halt den Mund und konzentriere dich lieber aufs lernen!!“ fauchte Patty leicht gerötet.
„ Hihihi! Du wirst ja ganz rot!“
„ Ich kann dich nicht hören, die Musik ist zu laut.“
„ Aber die ist doch ganz leise.“
„ Ich kann dich trotzdem nicht verstehen.“
„ Aha, deshalb antwortest du also.“ grinste sie breit.
Mehr sagte sie allerdings nicht dazu, sie würde sich sogar für Patricia freuen, wenn das mit ihr und Misaki klappen würde. Schließlich wusste sie, wie wichtig dieser Ladthaaner für die Blondine war. Also was gäbe es schöneres als wenn der Funke überspringt?
Wobei Hanon natürlich auch ein bisschen Eifersüchtig auf ihre beste Freundin war. Sie kam ungewollt schon in den Genuss eines Kusses, obwohl die Brünette diejenige war, die dies unbedingt mal ausprobieren wollte und nun war ihr Patricia einen Schritt voraus. Dabei hatte sie es ja nicht mal drauf angelegt. Es war ihr einfach so zugeflogen.
Aber irgendwo war das auch ok, denn wenn die Blonde glücklich war, dann war es Hanon auch und wenn Patricia vor ihr in die Freuden einer Beziehung kam, dann konnte sie ihr wenigstens ein paar wertvolle Tipps geben. Das war doch auch gut.

Kurze Zeit später kamen Misaki und ich wieder zuhause an. Helios war inzwischen auch da. Er befand sich mit Charon im Garten und trainierte mit ihm, damit er bald schon zu seiner wahren Stärke zurück fand.
Als ich im Wohnzimmer ankam, sah ich mir das Spektakel einige Zeit beeindruckt an. Der Sonnengott war ein außergewöhnlich guter Trainer, der in solch einer kurzen Zeit schon so große Wunder vollbrachte. Ihn aus seinem dunklen Gefängnis zu befreien, gehörte zu den Dingen, die uns einen unglaublich großen Schritt voran brachten.
„ Charon macht wirklich gute Fortschritte. Er lernt schnell und genauso schnell scheint sich seine Ausdauer wieder aufzubauen. Kein Wunder also, das er zu einem Wächter erkoren wurde.“ meinte Lucia, die natürlich auch da war. „ Er macht seinen Ruf als schwarzer Blitz wirklich alle Ehre.“
„ Schwarzer Blitz...“ lächelte Elara. „ So hat ihn schon lange niemand mehr genannt.“
„ Wofür steht diese Bezeichnung?“ wollte ich dann wissen.
„ Für seine Atemberaubende Schnelligkeit und Präzision.“ erklärte mir Kitty. „ Wenn er an einem Kampf beteiligt war, hat man von ihm nichts weiter als einen schwarzen Blitz gesehen. Das war eine seiner speziellen Attacken. Die Gegner sehen die Gefahr nicht und wenn sie sie sehen, ist es bereits zu spät. Zu Lebzeiten konnte ihm niemand das Wasser reichen und nun ist er kurz davor, seinem Ruf wieder gerecht zu werden.“
„ Es macht wirklich Spaß ihm zuzusehen.“ kicherte meine Schwester.
„ Ihr solltet vielleicht nicht so laut reden, nicht das er euch noch hört und in den Himmel abhebt.“ schmunzelte ich.
„ Er weiß auch so, das er eine Legende ist.“ lachte meine Wächterin. „ Die kleinen Götterkatzen werden auch in tausenden Jahren noch von dem schwarzen Blitz reden und ihm eifrig nacheifern.“
„ Apropos kleine Katzen.“ strahlte ich sie an. „ Haben wir hier auch bald einen kleinen Wurm?“
„ Spinnst du?“ lief sie auch gleich knallrot an. „ Die Zeiten sind viel zu gefährlich.“
„ Außerdem hast du doch zwei Fuchsbabys. Reicht dir das etwa nicht?“ schielte mich Lucia seitlich an.
„ Ich hätte gern ein Elefantenbaby...“ seufzte ich. „ Aber Misaki hat mir das verboten.“
„ Und das aus guten Grund.“ schaltete sich dieser nun auch ein. „ Ein Elefant passt nicht in unseren Garten.“
„ Du wolltest einen Elefanten in eurem Garten halten?“ blickte mich die Göttin der Wahrheit verblüfft an, bekam aber im nächsten Moment schon einen Lachanfall. „ Ja, diese Vorstellung passt zu dir.“
„ Was soll das denn heißen?“
„ Nichts.“ grinste sie schwach. „ Rein gar nichts.“
„ Dann ist ja gut.“ maulte ich und ging dann in die Küche, um die Tüten auszuräumen.
Ich begann auch gleich damit, das Essen für heut Abend vorzubereiten. Im Laufe des Tages verabschiedeten sich unsere Gäste und auch Keith und Misaki verließen das Haus, um sich um einen Auftrag zu kümmern.
Meine Wächter gingen ins Kino und danach was Essen, damit ich hinterher das Haus auch wirklich für mich hatte. Als es dann dunkel wurde, schneite unerwarteter Besuch in die Bude, der dann plötzlich bei mir in der Küche stand.
„ Du bist zu früh, das Essen ist noch nicht fertig.“ hielt ich den Besucher für Keith. „ Huch, hallo Naoki. Wie kommst du denn hier rein?“
„ Die Tür stand offen, da bin ich einfach rein gekommen.“ deutete er in Richtung der Haustür. „ Bezaubernd siehst du aus.“ sah er mich lächelnd an.
„ Danke.“ erwiderte ich das Lächeln.
Ich hatte mich zwischenzeitlich bereits in Schale geworfen und trug mein enganliegendes, kurzes, neues Kleid.
„ Aber du bist bestimmt nicht her gekommen, um mir das zu sagen, oder?“ blickte ich ihn fragend an. „ Ist was passiert?“
„ Nein, das nicht. Ich bin eigentlich wegen Hanon hier. Sie geht schon seit Tagen nicht mehr an ihr Handy, da habe ich mir Sorgen gemacht. Ist alles klar bei ihr? Weißt du was?“ lehnte er sich neben mir an die Arbeitsplatte.
„ Ich weiß nichts konkretes, sie vertrauen sich mir scheinbar nicht mehr an. Hast du vielleicht bei eurem letzten Treffen etwas angestellt?“
„ Nein. Jedenfalls nicht das ich es wüsste.“
„ Ich kann nur Vermutungen äußern, aber das sie bei dir nicht ran geht, ist wirklich seltsam. Schließlich hat sie sonst nur von dir gesprochen und uns mit ihrer Schwärmerei regelrecht genervt. Nun hat sich aber nicht nur ihr Aussehen und ihr Alter verändert. Sondern auch ihre komplette Gefühlswelt. Vielleicht hat sie bemerkt, das aus einer einfachen Schwärmerei nun mehr geworden ist und vielleicht fürchtet sie sich vor diesen neuen Empfindungen. Vielleicht war sie aber auch von Anfang an verliebt in dich und glaubte, das sie dir nun, mit ihren übersprungenen fünf Jahren, näher ist. Und vielleicht, hast du ihr bei eurem letzten Date gezeigt, das es nicht so ist. Ob gewollt oder ungewollt spielt keine Rolle. Wenn man verunsichert ist, verunsichert einem ein noch so bedeutungsloses Wort oder eine klitzekleine Geste noch mehr.“
„ Ja...vielleicht war da was...“ überlegte er. „ Ich konnte mich mit der Situation noch nicht richtig anfreunden. Auch wenn sie nun einen Erwachsenen Körper hat, könnte ihre Seele noch in den Kinderschuhen stecken.“
„ Und genau von diesem Trip musst du runter kommen, wenn du sie nicht verletzen willst. Ansonsten halte dich von ihr fern.“
„ Ist sie da?“
„ Ja, sie müsste oben in ihrem Zimmer sein.“
„ Dann schau ich mal ob sie jetzt mit mir redet.“
„ Brich ihr nicht das Herz.“
„ Das habe ich noch immer nicht vor, keine Sorge.“ meinte er nur und verließ die Küche dann.
„ Das will ich dir auch raten, sonst bekommst du es mit mir zu tun.“ murmelte ich.
Hanon befand sich tatsächlich in ihrem Zimmer, sie kippelte auf ihrem Hocker rum und versuchte nebenbei das Geschichtsbuch zu studieren.
Da Patty bis vor kurzem noch auf ihrem Bürostuhl saß, musste sie auf ihren unbequemen Hocker zurück greifen. Sich nun umzusetzen, kam ihr allerdings nicht in den Sinn.
„ Wie öde...“ starrte sie seufzend ihre Zimmerdecke an. „ So was brauch man doch sowieso nie wieder. Schüler Quälerei ist das, mehr nicht.“
Schweigend stand Naoki in der geöffneten Zimmertür und rief erneut bei ihr an. Nur um zu schauen was geschah, aber obwohl das Handy vor ihr auf dem Schreibtisch lag, machte sie sich nicht mal die Mühe auf das Display zu schauen, um zu sehen wer sie da eigentlich anrief. Sie ignorierte das summende und singende Etwas einfach und starrte lieber weiter ihre total interessante und fesselnde Zimmerdecke an.
„ Willst du gar nicht ran gehen?“ fragte er sie dann.
„ Was?“ riss sie beim Klang seiner Stimme erstaunt die Augen auf und sah ihn dann total entgeistert an. „ N-Naoki??“ erschrak sie und kippte auch prompt mit ihrem Stuhl nach hinten. „ Uahhh!!“
„ Vorsicht!“ gerade so eben konnte er sie noch erreichen und federte ihren Sturz gekonnt ab. „ Alles ok?“
„ Äh...ja...“ sah sie peinlich berührt von ihm weg und versuchte gleichzeitig den Hocker mit ihren Füßen weg zu drücken, damit sie sich aus seinen Armen befreien konnte, bevor es noch peinlicher für sie wurde.
„ Warum gehst du denn nicht an dein Handy, wenn man versucht dich zu erreichen?“ harkte er nach, als sie beide wieder aufgestanden waren.
„ Naja, ich hatte in letzter Zeit so viel zu tun. Lernen und so weiter. Schließlich wollen Patty und ich ja das Abitur nachholen.“ was ja zum teil auch stimmte.
„ Ah ja.“
„ Deshalb habe ich mein Handy wohl... überhört...ja.“
„ Das klingt ja so, als würdest du den ganzen Tag nichts anderes machen, als zu lernen.“
„ Genauso sieht es aus.“
„ Dann hast du dir eine kleine Pause ja redlich verdient und nun, wo ich schon mal hier bin, können wir ja was zusammen unternehmen.“
„ Öhm... ja, warum nicht. Ich habe sowieso keine Lust mehr, mich mit dem ollen Geschichtsbuch rum zu schlagen.“ richtig wohl war ihr bei der Sache allerdings nicht.
„ Prima. Dann warte ich unten auf dich, bis du fertig bist, ok?“
„ Ist gebongt.“ nickte sie.
Gerade als er das Zimmer wieder verlassen wollte, stand Patty in der Tür die ihn erstaunt ansah.
„ Naoki, was machst du denn hier?“
„ Ich war gerade in der Nähe, da wollte ich Hanon mal einen Besuch abstatten, auf meine Anrufe reagiert ja keiner.“ lächelte er sie an und schlenderte dann zur Treppe hin.
„ Wow.“ sah sie Hanon beeindruckt an. „ Deine Masche scheint wirklich zu funktionieren.“
„ Hattest du etwa dran gezweifelt?“ grinste die Brünette ihre Freundin breit an.
„ Ein bisschen schon, ja.“ gab sie ehrlich zu.
„ Es lief sogar so gut, das ich jetzt ein Date mit ihm habe und wer weiß, vielleicht komme ich ja Morgen erst wieder nachhause.“ kicherte sie.
„ Warte!“ lehnte Patricia entsetzt ihre Hand vor dem Mund. „ H-Heißt das etwa, das ich heute mit Misaki allein Schlittschuhlaufen gehe??“
„ Sieht wohl so aus.“ nickte sie. „ Aber was ist denn schon dabei? Du gehst ihm doch gar nicht mehr aus dem Weg. Hast du das nicht selbst so gesagt?“
„ Gehe ich ja auch nicht.“ verschränkte sie trotzig die Arme vor die Brust.
„ Dann ist doch alles bestens und wir werden bestimmt ganz viel Spaß haben.“ strahlte Hanon sie gekonnt begeistert an.
„ Ja juhu...“
„ Also, ich bin dann weg! Du musst mir morgen unbedingt erzählen, wie es war!“
„ Da wird es nicht so viel zum erzählen geben...“ murrte die Blonde.
„ Ach ja ich vergaß. Du bist ja zu feige, schüchtern, prüde und ein überzeugtes Mauerblümchen.“ grinste Hanon sie noch einmal breit an, ehe sie zur Treppe ging.
„ Dafür wirst du zur Dorfmatratze mutieren.“ flüsterte Patricia verärgert.
„ Können wir dann?“ sah Naoki Hanon fragend an.
„ Ja.“
„ Viel Spaß euch beiden.“ verabschiedete ich mich von ihnen und starrte den Herrn beim verlassen des Hauses noch einmal warnend an.
Aber dann musste ich mich wieder um mein Essen kümmern, bevor noch irgendwas anbrannte.
Ich konnte Naoki vertrauen, da war ich mir sicher und wenn ich das konnte, dann konnte Hanon das auch. Er würde ihr keine falschen Hoffnungen machen, oder sie gar hinterhältig verletzen. Wenn er ihre Gefühle nicht erwiderte, was man ja nicht erzwingen konnte, dann war es nicht zu verhindern, dass sie verletzt wurde. In diesem Fall waren jedoch genug Leute da, die sie auffangen würden und sollte es doch anders kommen, dann würden wir uns mit ihr freuen. So oder so, sie stand nicht allein im Regen.
„ Dann hat ja heut das ganze Haus ein Date zu zweit.“ lächelte ich. „ Und ich bin die einzige, die in der Bude abhängt. Na toll...“
„ Wenn du das so schlimm findest, können wir auch aus gehen?“ stand Keith plötzlich in der Tür, der mein Geschwafel natürlich mit angehört hatte.
„ Auf gar keinen Fall.“ wehrte ich gleich energisch ab. „ Hör gar nicht auf das was ich sage.“
„ Wie du meinst.“ lächelte er leicht und schlenderte dann zu mir hin. „ Du siehst heute zum anbeißen aus.“ scheinbar nahm er das Wortwörtlich, denn er begann an meinem Hals zu knabbern. „ Wie lange dauert das Essen noch?“
„ Nicht mehr lange.“
„ Lang genug um die Nachspeise schon mal zu vernaschen?“
„ Nein! Es heißt ja Nachspeise, weil es nach dem Hauptgang kommt. Und du willst doch bestimmt wissen, was ich mit der Schokosoße geplant hatte, oder?“ schielte ich ihn grinsend an. „ Was ich ursprünglich damit vor hatte, bevor du mich mit Schlaftabletten KO geschlagen hattest.“
„ Mhmm..“ schnurrte er mich beinahe an. „ Ok, so lange kann ich mich wohl noch beherrschen.“
„ Gut zu wissen.“
„ Gibt es heute auch wieder die Creme Brulee?“
„ Nein. Als Nachspeise gibt es heut was anderes. Was schmierig leckeres, mit ganz viel Schokolade.“
„ Und was bekomme ich?“ zog er schmunzelnd eine Augenbraue hoch.
„ Das ist für uns beide, Schatz. Dir wird das bestimmt auch schmecken.“ lächelte ich. „ Aber mal was anderes, gab es bei eurem Auftrag irgendwelche Probleme?“
„ Nein, nichts. Es ist niemand verletzt. Das übernatürliche Monster stellte sich als eine Maus heraus, die in den morschen Wänden des Hauses lebte. Nun reißen sie es ab und bauen da ein neues Gebäude hin. Früher oder später würde es eh einstürzen.“
„ Und dafür haben sie dich und Misaki gerufen? Wegen einer kleinen Maus?“ lachte ich. „ Der Kammerjäger wäre bestimmt besser gewesen.“
„ Ja...“ drifteten seine Gedanken schon wieder ab.
„ Hey! Willst du nun doch nicht wissen, was ich mit der Schokosoße vor hatte?“
„ Doch, doch.“ seufzte er verhalten auf. „ Ich schaue mal ob die anderen noch da sind.“
„ Hanon wurde gerade von Naoki abgeholt und Elara und Charon sind auch schon weg. Also brauchst du bloß Misaki und Patty aus dem Haus scheuchen.“
„ Naoki war hier?“ blieb er stehen und drehte sich zu mir um.
„ Ja, er war hier. Aber nicht wegen mir, also brauchst du nicht mal dran zu denken, eifersüchtig zu werden.“ sah ich ihn grinsend an.
„ Ich bin nicht eifersüchtig.“ murrte er. „ Das würde mir nicht mal im Traum einfallen, eifersüchtig zu werden, wenn der Kerl, mit du fast was hattest, dich in diesem Hauch von etwas sieht und auch noch allein mit dir ist. Das Hauch von etwas übrigens, was mehr Haut zeigt, als es zu verdecken.“
„ So schlimm ist das gar nicht.“
„ Ach nein? Dann bück dich doch nochmal und sieh nach dem Braten...“ trat er wieder einen Schritt auf mich zu. „ Mal schauen ob du das dann auch noch so siehst.“
„ Ich habe mich in seiner Gegenwart nicht gebückt.“
„ Du darfst dich aber trotzdem mal bücken.“
„ Das hättest du wohl gerne.“
„ Wenn du so fragst, ja! Sehr gerne sogar.“
„ Du hast doch echt den Schuss nicht gehört.“
„ Ich...verkneife mir meinen Kommentar dazu lieber.“ schüttelte er lächelnd den Kopf und verließ die Küche dann.
„ Ich liebe dich auch!“ lächelte ich und kümmerte mich wieder um das Essen.
Zwischenzeitlich hatte sich Misa umgezogen und stand nun bei Patty im Zimmer.
„ Hanon ist also weg?“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Dann gehen wir wohl allein Eislaufen, was?“
„ Äh...ja!“
„ Willst du nicht? Oder magst du lieber was anderes machen?“
„ Nein, nein! Eislaufen klingt gut. Das wird bestimmt Spaß machen.“
„ Gut, das wollte ich hören. Machst du dich dann fertig? Ich warte unten auf dich.“
„ Ist gut.“
Kurz darauf brachen also auch die beiden auf und außer den Füchschen war nun niemand mehr im Haus, der uns stören könnte.
„ Nun sind wir allein.“ betrat der Prinz die Küche wieder. „ Dann hast du ja jetzt nichts mehr dagegen, wenn ich schon mal ein bisschen vor nasche, oder?“
„ Willst du ein paar Salatblätter? Oder vielleicht ein Stück Tomate? Ich hätte aber auch noch Paprika Stückchen im Angebot.“
„ Nein, nichts dergleichen.“ flüsterte er und drückte sich dabei wieder an mich.
„ Ich kann mich aber nicht zwei teilen. Wenn du also was leckeres essen willst, dann solltest du mich hier weiter machen lassen.“
„ Können wir nicht danach essen? Mach den Herd doch einfach aus.“
„ Aber kalt schmeckt es nicht mehr und ich habe mich doch nicht so ins Zeug gelegt, damit der Mülleimer mein Gericht bekommt.“
„ Du hast ja recht.“
„ Deck doch schon mal den Tisch, dann hast du was zu tun.“ sah ich über meine Schulter zu ihm zurück. „ Bring den Salat rüber, oder den Wein. Oder so was.“
„ Teller stehen schon?“
„ Ja, es ist alles so weit fertig. Nur das Essen muss noch rüber.“
„ Ok.“
Er schaffte es sogar sich während wir speisten im Zaum zu halten. Kaum zu glauben, das er bis vor wenigen Monaten noch eine eiserne Zurückhaltung besaß, die nicht mal gebrochen werden konnte, wenn man ihm ein nacktes Topmodel ans Bein band.
Wobei es ja schon echt imponierend war, das ich ihn so leicht um den Finger wickeln konnte. Es machte mich ungemein Glücklich...
Nachdem wir den Tisch dann wieder abgeräumt hatten, kuschelten wir uns auf die Couch und genossen dort unser kühles Getränk.
„ Und? Bist du nun bereit für den Nachtisch?“
„ Das bin ich schon die ganze Zeit. Aber du lässt mich ja nicht.“ streichelte er meinen Oberschenkel. „ Dann erzähl doch mal, was du mit der Schokosoße vor hattest.“
„ Dafür musst du dein Shirt ausziehen und dich auf den Bauch legen.“
„ Auf den Bauch?“ sah er mich irritiert an.
„ Ja, auf den Bauch.“ nickte ich. „ Dann bekommst du eine schöne Rückenmassage von mir, oder was hast du gedacht?“
„ Mit Schokosoße als Massageöl?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch.
„ Ich hätte dich ja nicht ohne Hintergedanken voll geschmiert.“ grinste ich ihn breit an. „ Wer in Schokosoße badet, muss danach duschen gehen, nicht wahr?“
„ Oh.“ verstand er mich nun endlich. „ Du wolltest mich also zum duschen nötigen.“
„ Ja, so kann man es wohl sagen. War das nicht ein perfekter Plan? Du nackt unter der Dusche, was hättest du denn sonst machen sollen, als mir zu verfallen, wenn ich nackt zu dir in die Kabine steige?“
„ Willst du es ausprobieren?“ funkelten mich seine Augen verspielt an.
„ Darf ich dich denn voll schmieren?“
„ Wenn du es wieder sauber machst, nur zu.“
„ Dann zieh dich aus!“ strahlte ich ihn an. „ Ich wollte schon immer mal mit Schokolade rum schmieren.“
„ Du hast wirklich interessante Ideen.“ zog er sich lächelnd das Shirt über den Kopf. „ Das du da mit gerade mal fünf Jahren überhaupt drauf gekommen bist.“
„ Vielleicht wollte ich auch einfach nur was voll schmieren.“ kicherte ich. „ Sei froh das ich das nicht mit den Wänden gemacht habe.“
„ Wir hätten ja drüber streichen können.“
„ Oh, wie lieb du doch sein kannst.“ lächelte ich ihn süß an. „ Unsere Kinder hätten bestimmt viel Spaß dabei, hier die Wände zu bekritzeln.“
„ Unsere Kinder?“ sah er über seine Schulter zu mir zurück.
„ Ja sicher. Oder willst du plötzlich keine mehr haben? Bevor du antwortest, solltest du dran denken, das sie auch was von mir haben könnten. Meinen Drang zum flüchten zum Beispiel.“ überlegte ich.
„ Ich würde sie an die Leine legen, damit sie nicht abhauen können.“
„ Oder meine Selbstzerstörerische Art.“
„ Die treib ich dir auch noch aus und danach unseren Kindern.“
„ Mhm... und wie sieht es mit meinem nicht hören können aus? Oder dem Überschreiten von Grenzen? Dem Provozieren?“
„ Damit komm ich schon klar.“ drehte er sich zu mir hin. „ Aber würdest du auch damit klar kommen?“
„ Natürlich.“ nickte ich.
„ Wenn unsere derzeitige Lage doch nicht so unpassend wäre....“ sah er mich seufzend an. „ Ein kleines wir klingt schon verlockend.“
„ Und dann auch noch ein uneheliches Kind??“ sah ich ihn gekonnt schockiert an.
„ Dein Opa wohnt gar nicht so weit weg.“
„ Oh wie romantisch.“ lachte ich. „ Du würdest mich also in das Haus meiner Schwester zerren, um mich dort in Straßenklamotten vor den Altar zu schleifen? Ohne Antrag?“ begann ich die fehlenden Sachen an den Fingern abzuzählen. „ Ohne Brautkleid, ohne prunkvolle Feier, ohne uns das Ja Wort unter einem Rosenbogen in einem Schlossgarten zu geben, ohne Kutsche mit weißen Schimmeln, ohne Ring, ohne Blumenmädchen, ohne Kirchglocken, ähm...hab ich was vergessen?“ schaute ich ihn nun wieder an.
„ Soll ich gleich damit anfangen die Punkte abzuarbeiten?“ lehnte er seinen Kopf an die Hand.
„ Einen Fotografen habe ich noch vergessen!“
„ Wenn ich dich jetzt richtig verstehe, schenkst du mir ein Kind, wenn wir geheiratet haben?“
„ Ja. Warum auch nicht.“ überlegte ich.
„ Gut, bis morgen habe ich deine Liste abgearbeitet.“
„ Was?“ sah ich ihn nun wirklich schockiert an. „ Das war nur Spaß! Ich meine, wir sollten das ganze nicht überstürzen...oder? U-Und ohne Rika würde ich sowieso nicht heiraten wollen und wie du schon sagtest, unsere derzeitige Lage ist nicht gerade passend.“
„ Schon ok.“ strich er mir sanft durchs Gesicht. „ Ich habe es auch nicht ernst gemeint.“ dann legte er sich auf den Bauch und bot mir so seinen Rücken an.
„ Du Keith?“
„ Mhm?“
„ Das sollte nun nicht heißen, das ich dich nicht heiraten will. Ich meine einfach nur, das wir mehr zeit mit der Planung verbringen sollten. Und damit können wir sofort anfangen, wenn du mir einen Antrag gemacht hast.“
„ Sofort danach?“ stützte er sich an seinen Armen ab und sah zu mir zurück.
„ Ja.“
„ Gut zu wissen.“ flüsterte er.
„ Wehe du fragst mich zwischen Tür und Angel.“
„ Keine Sorge.“
„ Gut.“ nickte ich zufrieden und kümmerte mich dann um seinen Rücken. „ Es könnte jetzt etwas kalt werden.“
„ Das merk ich doch eh nicht.“
„ Ach ja, ich vergaß.“ verteilte ich das braune Zeug großzügig auf seinem Rücken. „ Mhm... lecker.“ leckte ich schmunzelnd meinen Finger ab und stellte die Schokosoße auf den Tisch. „ Irgendwie hatte ich mir das besser vorgestellt.“ vermutlich war die Soße einfach zu flüssig, jedenfalls lief sie ihm an der Seite runter und ich hatte echt alle Hände voll zu tun, um zu verhindern das die Couch versaut wurde. „ Aber dafür kann ich dich nun von oben bis unten voll schmieren.“ strahlte ich und setzte meine Androhung auch gleich in die Tat um, in dem ich ihm etwas von der Schokolade ins Gesicht schmierte. „ Hihihi.“
„ Vom Gesicht war aber nicht die rede.“
„ Das ist eine wunderbare Gesichtsmaske! Davon wird deine Haut wunderschön weich, obwohl, dank deinem schwulen Touch, ist sie ja eh immer weich.“
„ Meinem was?“
„ Deinem schwulen Touch.“ wiederholte ich mich und cremte gleichzeitig seine Arme ein. „ Meinst du braune Haare würden dir stehen?“
„ Unterstehe dich!“
„ Och nun sei doch nicht son Langweiler! Das kann man doch wieder raus waschen.“ kicherte ich und säuberte meine Hände mit seinen Haaren. „ Mhm, ne. Braun steht dir nicht.“
„ Na warte!“ erhob er sich plötzlich und zwang mich dazu von ihm runter zu gleiten. „ Dann wollen wir doch mal schauen, ob dir ein bisschen Farbe nicht auch steht.“
„ Hihihi! Ach lass mal, ein Schokoladenmann reicht vollkommen aus!“ wich ich lachend vor ihm zurück. „ Du siehst wirklich zum schreien komisch aus!“
„ Du gleich auch!“
„ Neeiinn!“ flüchtete ich weiter vor ihm. „ Ach komm schon, Schatz. Reicht es denn nicht aus, das du gleich mit mir duschen gehen darfst? Musst du mich denn wirklich auch noch voll schmieren?“
„ Ja, muss ich! Also komm her hier!!“ griff er nach mir und brachte mich so zu fall.
Quietschend landete ich auf meinem Bauch und versuchte noch von ihm weg zu robben, allerdings gelang mir das nicht wirklich und da waren meine Oberschenkel auch schon Schokoladig braun angemalt.
„ Uahh! Nicht doch!“ drehte ich mich auf den Rücken und versuchte noch zu retten, was zu retten war.
„ Mhmm...“ strich er mein Kleid weiter hoch. „ Ich glaube wir werden es nicht mehr bis unter die Dusche schaffen.“ wisperte er mir zu und küsste mich dann am Hals.
„ Ha! Ich wusste doch dass das wirken würde!“ kicherte ich.
„ Glückwunsch, du hast mich mit Schokolade an gelockt und rum bekommen.“ flüsterte er und küsste mich dann zärtlich auf den Mund.

Ob die anderen wohl auch so viel Spaß hatten und ob der Abend genau nach ihren Vorstellungen lief?
Hanon und Naoki waren inzwischen an einem kleinen Waldstück angekommen, der Unterhalb eines Hügels lag.
„ Was machen wir denn hier?“ wollte die Brünette gern wissen.
„ Ich möchte dir was zeigen.“ meinte der Schlächter und stieg dann aus.
„ Was soll es denn hier tolles zusehen geben?“ wunderte sie sich und stieg dann auch aus.
„ Komm mit, wir müssen ein Stück durch den Wald laufen.“ hielt er ihr seine Hand hin.
„ Durch den Wald? Aber es ist Stock Duster.“ sah sie ihn fast schon verängstigt an.
„ Ich kann auch im Dunkeln perfekt sehen, also komm schon her.“
„ Du hast aber nicht vor mich im Wald zurückzulassen, oder? Ich werde von dir auch nicht verspeist und dann irgendwo verscharrt, nicht wahr?“
„ Natürlich nicht.“ lachte er. „ Nun komm schon. Es sieht nach Regen aus, wir sollten also nicht so rum trödeln, wenn wir keinen nassen Hintern bekommen wollen.“
„ Na gut.“ griff sie zögernd nach seiner Hand und ließ sich von ihm in das bedrohlich wirkende Unterholz führen. „ Ist das unheimlich hier.“ klammerte sie sich an seinem Arm fest und schreckte bei jedem noch so kleinen Geräusch verängstigt auf.
„ Keine Angst, das sind nur die nachtaktiven Tiere des Waldes.“
„ Keine Angst? Und wenn es sich bei diesem Tier um ein Wildschwein handelt? Die sind Sau gefährlich.“
„ Dann werde ich ihn vertreiben. Dir kann nichts passieren, vertrau mir einfach.“
„ Na gut...“ murmelte sie.
Nach etlichen Minuten des Schreckens, kamen sie dann an einer Felswand an, er hatte sie also quasi in eine Sackgasse geführt.
„ Eine Felswand... boar... so was habe ich ja noch nie gesehen.“ schielte sie ihn seitlich an.
„ Das ist es nicht, was ich dir zeigen will. Dort oben müssen wir hin.“
„ Und wie willst du da hoch kommen? Ich sehe hier keinen Weg und auch keine Treppen. Einen Lift wird es wohl auch nicht geben.“
„ Na, wir fliegen natürlich da hoch.“ schüttelte er lächelnd seinen Kopf.
„ Hoch...fliegen? Ich kann aber noch gar nicht fliegen.“
„ Macht nichts.“ kurzer Hand nahm er sie auf den Arm und aktivierte seine teuflische Gestalt.
„ Wow!“ bekam sie auch gleich das natürliche Knistern ab. „ Was...?“ tippte sie kurz und irritiert seine Schulter an. „ Was ist das für ein seltsames Kribbeln?“
„ Das sind unsere kämpfenden Auren. Du weißt schon, der ewige Kampf zwischen Gut und böse.“
„ Aha...“ tippte sie weiter an ihm rum. „ Ob das wohl der Grund ist, warum Risa so auf die Teufel abfährt? Es fühlt sich ja schon unnatürlich gut an.“ murmelte sie.
„ Schon möglich.“ meinte er nur und stieß sich im nächsten Atemzug vom Boden ab, um dann sicher auf der Anhöhe zu landen.
„ Das ist wirklich interessant. Aber warum spüre ich dieses Kribbeln nur, wenn du deine dämonische Seite zeigst? Ich bin doch auch nur eine halbe Göttin, also dürften sich unsere Auren in meiner menschlichen Form gar nicht bekriegen.“
„ Das ist etwas, was ich dir auch nicht erklären kann. Vielleicht liegt es ja am Blut, was man uns verabreicht hatte.“
„ Ich habe keine Ahnung.“ hörte sie ihm gar nicht richtig zu. Sie war viel zu sehr mit dem neuartigen Kribbeln beschäftigt.
Doch dann setzte er sie wieder ab und nahm seine menschliche Gestalt an.
„ Schau dir das mal an.“ deutete er mit dem Finger auf etwas hinter sich.
„ Oh wow...“ trat Hanon beeindruckt auf die Klippe zu.
Von hier oben hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf die Lichter der Stadt, die im schwachen Mondschein wie Sterne funkelten.
„ Beeindruckend nicht wahr?“ gesellte er sich zu ihr. „ Und da hier niemand hoch kommen kann, ist man die ganze Zeit völlig allein. Im Sommer sieht es hier noch besser aus, dann blüht die Blumenwiese in ihrer vollen Pracht.“ zeigte er auf die Lichtung, die jetzt nur vom gefrorenen Gras überdeckt war.
„ Wie hast du diesen Platz denn überhaupt gefunden?“
„ Ich bin einem Teufel bis hier hin gefolgt. Seither komme ich öfters hier vorbei, wenn ich meine Ruhe haben will.“
„ Nun wo ich weiß wo ich dich finden kann, hat sich das mit der Ruhe aber erledigt.“ kicherte sie.
„ Das heißt also, das du mir ab jetzt nicht mehr aus dem Weg gehen wirst?“
„ Ich bin dir gar nicht aus dem Weg gegangen.“ errötete sie auch gleich. „ Ich hatte nur... ultra viel zu tun.“
„ Ja, schon ok.“ wendete er sich wieder den Lichtern der Stadt zu.
„ ...“ senkte sie schweigend ihren Blick.
Einige Zeit blieben sie noch auf der Lichtung stehen und genossen schweigsam den netten Ausblick.
So lange, bis es plötzlich lautstark zu donnern begann und Blitze den Himmel erhellten. Schon im nächsten Moment brach der Himmel auf und es regnete in Strömen.
„ Mist!“ fluchte Naoki und machte sich gleich auf den Weg zurück zu seinem Wagen hin.
Obwohl sie dem Wasser nur kurz ausgeliefert waren, waren sie völlig durchnässt.
„ Ich wohne hier ganz in der Nähe.“ murmelte er. „ Vielleicht sollten wir zu mir fahren, damit du aus den nassen Klamotten raus kommst.“
„ Äh...o-ok.“ nickte sie bibbernd.
„ Gut.“ er startete den Motor und fuhr dann los.
Es dauerte wirklich nicht lange, bis er den Wagen dann wieder vor einem kleinen schicken Häuschen parkte.
„ Hier wohnst du also?“
„ Das ist das Haus in dem ich aufgewachsen bin. Als ich damals den Überfall überlebte und Keith's Blut zu trinken bekam, nahm ich ähnlich wie bei dir, sein Alter an. Ich kam also trotz Vollwaise nicht in ein Heim, oder zu einer Pflegefamilie.“ erklärte er ihr, während er auf die Haustür zu schlenderte. „ Ich bin hier geblieben und habe mich an der Stelle meiner Eltern um das Haus gekümmert. Sie haben so hart gearbeitet, um mir ein schönes Leben zu ermöglichen, da wollte ich die Bude nicht einfach verkommen lassen.“
Naoki schloss die Tür auf und schaltete im Flur das Licht an. Eigentlich hatte sich Hanon die Bleibe des Schlächters ganz anders vorgestellt. Sie glaubte fest daran, das er eine kleine Wohnung hatte, die dem Ruf eines Singles gerecht wurde: Unordentlich und vollgestopft mit leeren Pizza Kartons.
Aber er war wohl kein normaler Single. Alles glänzte und blitzte und nirgendwo lag auch nur ein Schnipsel herum.
„ Hast du eine Putzfrau?“ fragte sie ihn, als sie mit dem Finger über einen Schrank strich.
„ Nein.“
„ Dann machst du hier ganz allein sauber? Wow, ich bin beeindruckt.“ lächelte sie ihn leicht an.
„ Ich gebe mir Mühe.“ antwortete er ihr. „ Soll ich dir dann erst mal das Bad zeigen? Ich könnte dir ein Shirt von mir geben, bis deine Sachen wieder trocken sind.“
„ Ok.“
Langsam folgte sie ihm durch die Räume und schaute sich dabei interessiert um. Auf der oberen Etage entdeckte sie dann ein paar Bilder, die an der Wand hingen.
„ Bist du das hier mit deinen Eltern?“
„ Ja.“ sah er sie kurz an, bevor er in sein Zimmer ging und mit einem Shirt wieder raus kam.
„ Du warst ja ein richtig niedliches Kind.“ lächelte sie. „ Du kommst ganz nach deiner Mutter, sie war wirklich wunderschön.“
„ Ja, das war sie. Nun wo du schon so viel von mir weißt, kannst du mir ja etwas über dich erzählen. Warum bist du ins Heim gekommen?“
„ Weil meine Mutter kein Klotz am Bein gebrauchen konnte.“ flüsterte sie.
„ Und dein Vater? Warum hat er dich dann nicht bei sich aufgenommen?“
„ In meiner Geburtsurkunde ist kein Vater eingetragen. Meine Mutter war eine Prostituierte. Einer ihrer vielen Freier, oder auch ihr Zuhälter könnte mein Vater sein. Man weiß es nicht so genau.“
„ Das tut mir leid.“
„ Nein, schon ok.“ sah sie ihn lächelnd an. „ Wenn ich nicht ins Heim gekommen wäre, dann hätte ich Patty und Risa niemals kennengelernt und dich somit auch nicht. Also ist es gut, so wie es gekommen ist.“
„ Vermutlich hast du recht. Bei einer Prostituierten aufzuwachsen wäre wohl kein Zuckerschlecken gewesen. Hinterher wärst du auch noch dort gelandet, wo deine Mutter nun ist.“
„ Vermutlich hast du recht.“
„ Komm mit, ich zeige dir das Bad. Eine heiße Dusche wird dir bestimmt gut tun.“
„ Und was ist mit dir? Du bist doch auch total durchnässt.“
„ Willst du etwa das ich mitkomme?“ schielte er sie schmunzelnd an.
„ S-So habe ich das gar nicht gemeint!“ lief sie schon wieder knallrot an.
„ Keine Sorge, ich verspüre keine Hitze oder Kälte. Also friere ich auch nicht und so leicht fange ich mir auch nichts ein. Du kannst ganz beruhigt duschen gehen.“
„ Oh...ok.“ murmelte sie. „ Warum habe ich mir kein teuflisches Blut geben lassen? Nicht zu frieren wäre der Himmel auf Erden.“ seufzte sie.
„ Weil du dann vor den Schlächtern dieser Stadt nicht mehr sicher gewesen wärst.“
„ Ja, vermutlich hast du auch da recht.“
„ Willst du gleich was essen, wenn du mit duschen fertig bist? Ich könnte uns was kochen.“
„ Ach was? Kochen kannst du auch noch?“ starrte sie ihn verblüfft an. „ Du musst wohl gebacken worden sein!“
„ Gebacken?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch.
„ In der perfekten Männerbäckerei. Kennst du das etwa nicht?“ kicherte sie. „ Ach ja, ich vergaß. Du bist ja ein Mann, da gibt es so was nicht, sondern eher eine Frauenbäckerei, nicht wahr?“
„ Ich glaube nicht das ich zu den perfekten Männern zähle.“ überlegte er.
„ Du kannst kochen und putzen! Das ist doch viel wert.“
„ Na, wenn du das sagst. Hier ist das Bad.“ öffnete er eine Tür. „ Komm einfach wieder runter, wenn du fertig bist. Dann werfen wir deine Sachen in den Trockner.“
„ Das mach ich.“ nickte sie seine Aufforderung wieder ab und verkroch sich dann im Bad.
Nachdem sie geduscht hatte, zog sie sich das Shirt von Naoki über, was ihr nicht mal bis zu den Knien ging. Um genau zu sein, verbarg es nicht mal die Hälfte ihrer Oberschenkel. Es war so lang wie ein Minikleid, konnte man wohl behaupten.
„ Das ist etwas kurz.“ zupfte sie daran rum, aber länger wurde es dadurch nicht. „ Naja, es wird schon gehen.“ verließ sie murmelnd das Badezimmer wieder und stand dann wenig später in der Küche. „ Hier riecht es aber schon lecker. Oh du hast ja sogar frische Kräuter hier. Mensch, du beeindruckst mich ja immer mehr.“ betrachtete sie die Pflanzen auf der Fensterbank, während er sie schweigend betrachtete. „ Einen grünen Daumen hast du also auch noch. Hast du eigentlich auch irgendwelche negativen Seiten an dir?“
„ Ich bin extrem eifersüchtig, habe eine riskanten Job und hänge viel zu viel in Takeo's Bar rum. Ach ja und unpünktlich bin ich auch noch.“
„ Extrem eifersüchtig?“
„ Na gut, das extrem war wohl etwas übertrieben.“ kratzte er sich am Kopf.
„ Hast du deshalb keine Freundin?“
„ Das liegt eher da dran, weil die Frauen mit meinem Beruf nicht klar kommen. Es ist ihnen zu gefährlich.“
„ Gefährlich ist es bestimmt.“ überlegte Hanon. „ Aber wenn man ein begabter Schlächter ist, sollte doch eigentlich alles gut gehen. Zumal du ja auch kein einfacher Sterblicher bist, was die Frauen aber wohl kaum wissen werden.“
„ Nein, wissen sie nicht.“
„ Und wenn wir bald alle in Illumina leben, löst sich dieses Problem eh von allein.“
„ Ja, das stimmt wohl...“
„ Es regnet ja immer noch.“ schaute sie aus dem Fenster.
„ So bald wird es wohl auch nicht aufhören zu regnen.“ trat er zu ihr ans Fenster und betrachtete die dicken schwarzen Wolken am Himmel, ehe er sie dann ansah.
„ Was ist?“ fragte sie ihn dann irgendwann, nachdem er sie stumm betrachtet hatte. „ Stimmt was nicht?“
„ Willst du mir nicht endlich sagen, warum du mich ignoriert hast?“
„ Ich habe dich ja gar nicht ignoriert...“ murmelte sie. „ Ich war nur so sehr mit lernen beschäftigt, dass ich das Handy nicht gehört habe. Das habe ich dir doch schon gesagt.“
„ Da gehst du mir so lange aus dem Weg und hast dir währenddessen nicht mal eine logischere Ausrede einfallen lassen können?“
„ Das ist überhaupt keine Ausrede!“ protestierte sie. „ Ich war wirklich mit lernen beschäftigt.“
„ Aber doch nur, um dich von irgendwas abzulenken, oder nicht?“
„ Ach quatsch!“
„ Ok.“ plötzlich griff er nach ihr, drückte sie kurz an sich und setzte sie dann auf die Arbeitsplatte, um sich dann vor ihr zu stellen und ihr alle Fluchtmöglichkeiten zunehmen. „ Wenn du mir nicht sagst was mit dir los war dann schwöre ich dir, dass ich mich nicht mehr zurückhalten werde!“ starrte er sie ernst an.
„ Was...?“ sah sie ihn mit ihren großen, Rehbraunen Augen erstaunt an. „ I-Ich habe dir doch bereits erklärt woran es lag.“
„ Komm mir nicht wieder mit dieser lächerlichen Ausrede!“ maulte er. „ Hast du auch nur die leiseste Ahnung davon, was ich mir für einen Kopf gemacht habe, weil ich dich nicht erreichen konnte? Du hast mich wahnsinnig gemacht!“ blickte er sie verstimmt an, während sie den Blick von ihm abwendete. „ Was war los?“ zwang er sie dazu, ihn wieder anzusehen.
„ Ich....“ begann sie gerötet zu erzählen. „ Ich hab mich vielleicht...in dich...mhm..“ atmete sie noch mal tief ein. „ Ich habe mich vielleicht in dich verliebt, so nun ist es raus.“
„ Und warum meidest du mich dann?“
„ Weil du scheinbar noch immer das Kind in mir siehst und... ich hatte Angst davor, dass dich bloß Risa's Licht anziehen könnte, was ich ja auch ausstrahle. Diese Gefühle sind auch für mich völlig fremd. Ich wollte nicht verletzt werden, deshalb... habe ich deine Anrufe ignoriert. Und? Bist du nun glücklich? Du hättest es gar nicht erfahren sollen.“ senkte sie ihren Blick wieder.
„ Risa's Licht zieht mich gar nicht an.“
„ Wie? Aber du hattest doch mal was mit ihr, oder nicht?“
„ Vielleicht hätte ich das gern gehabt, ja. Bevor du diese Gestalt bekommen hast.“ lächelte er sie leicht an. „ Du hast mich mit deiner Ignoranz wirklich wahnsinnig gemacht, das habe ich nicht nur so daher gesagt und das liegt bestimmt nicht an dem Licht, was Risa's gleicht. Ich hätte dich schon gern mit nach Hause genommen, als wir uns bei Takeo getroffen haben, aber ich war mir nicht sicher, wie weit sich deine Seele mitentwickelt hat. Ich wollte dich nicht bedrängen und um ehrlich zu sein, hast du noch immer so einige Verhaltensmuster an dir, die mich an das Kind erinnern. Dieses Verhalten hat mich verunsichert und damit habe ich dich scheinbar gleich mit verunsichert.“
„ Und was willst du mir damit sagen?“
„ Das ich jetzt lieber was mit dir hätte.“ grinste er sie schwach an.
„ Und du meinst wirklich, dass es gut für mich ist, wenn ich die nächste Kerbe in deinem Bettgestell werde? Oder den Ersatz für Risa spiele?“
„ Ich will beides nicht. Du sollst weder irgendeine Kerbe werden, noch sollst du Risa ersetzen.“ seufzte er, ehe er in einem etwas leiseren Ton „ Du sollst mir gehören.“ hinzufügte.
„ Du hast bei deinen negativen Eigenschaften gar nicht erwähnt, dass du Besitzergreifend bist.“ lächelte sie ihn an.
„ Dann habe ich das wohl vergessen. Wirst du denn damit zurecht kommen und mit all den anderen Macken von mir?“
„ Ich weiß nicht, schließlich hast du eine wichtige Sache nicht erwähnt.“
„ Das ich mich in dich verliebt habe?“
„ Ja.“ nickte sie. „ Bisher wäre es ja nur eine Bettgeschichte.“
„ Ich habe mich in dich verliebt, Hanon. Deshalb will ich dich nicht mehr her geben.“ flüsterte er ihr zu.
„ Geht doch...“ wisperte sie, ehe sich ihre Lippen berührten und er seinen Satz mit einem ungemein verführerischen Kuss unterstrich.
Vorsichtig erwiderte sie sein Spiel mit der Zunge und strich ihm dabei langsam durchs Gesicht. All die Dinge, die sie sich vor Patty aus dem Finger gesogen hatte, trafen nun ein. Das Kribbeln im Bauch, der Schmetterlingsschwarm, das Knistern, was sie alles um sie herum vergessen ließ, die weichen Beine, das rasende Herz. Es war alles sogar noch besser, als sie sich erträumt hatte. Er entfachte ein Feuer in ihr, was durch seine Berührungen zu einem wahren Sturm heran wuchs. Als seine Hand dann auch noch an ihrem Oberschenkel entlang strich, bis zu ihren Rücken hin und er sie noch fester an sich presste, konnte sie sich ein leises aufstöhnen nicht verkneifen. Was vermutlich auch daran lag, weil sie seine Reaktion, durch den dünnen Stoff ihres Strings, eindeutig spüren konnte und das machte sie schier wahnsinnig.
„ Mhm...“ löste er sich wieder von ihr. „ Wir sollten wohl nichts überstürzen.“ betrachtete er ihr leicht gerötetes Gesicht lächelnd. „ Ich will ja nicht, das du dein erstes Mal auf dem Küchenboden erlebst.“
„ Ich..hätte da gerade nichts gegen.“ murmelte sie.
„ Wirklich nicht, hu?“ lehnte er seinen Kopf leicht zur Seite. „ Dann bleib die Nacht doch bei mir und wenn du dann immer noch willst, testen wir das ganze in meinem Schlafzimmer aus.“
„ Ok.“ nickte sie. „ Dann tauschen wir den Küchenboden halt gegen dein weiches Bett aus.“
„ Sicher?“ harkte er noch einmal vorsichtig nach. „ Ich möchte nicht das du dich zu etwas gezwungen oder gedrängt fühlst. Du kannst auch bei mir übernachten, ohne das wir miteinander schlafen.“
„ Ich habe mich lang und gut genug auf mein erstes Mal vorbereitet und es mir schon sehr oft ausgemalt. Jetzt will ich es am eigenen Leib zu spüren bekommen.“
„ Wenn das dein Wunsch ist, das werde ich mich hüten dir diesen zu verwehren, aber mal was anderes: Hast du eigentlich Angst vor Hunde?“
„ Nein, wieso?“
„ Weil ich einen golden Retriever namens Akita besitze.“
„ Du hast einen Hund?“ sah sie ihn erstaunt an. „ Hast du dafür überhaupt die Zeit?“
„ Sicher. Der Kleine hält mich fit.“ lächelte er.
„ Und wo ist er?“
„ Im Wohnzimmer.“
„ Was denn? Du sperrst den armen Kerl im Wohnzimmer ein?“ funkelte sie ihn aufgebracht an.
„ Von dort aus kann er in den Garten gehen und von dort aus auf das brach gelegte Feld.“
„ Haut er denn nicht ab?“
„ Ist alles eingezäunt. Selbst wenn er also abhauen wollen würde, könnte er es nicht. Mal abgesehen davon, das er es nicht macht.“
„ Darf ich ihn mal sehen?“
„ Natürlich...mhm...“ grinste er sie plötzlich an. „ Sofern ich dich überhaupt gehen lasse.“
„ Soll ich etwa mein leben lang auf dieser Platte sitzen?“
„ Klingt das nicht verlockend?“
„ Nicht wirklich.“ verzog sie ihren Mund.
„ Schade.“ seufzte er gekonnt theatralisch auf und trat dann einen Schritt zurück, um ihr von der Arbeitsplatte runter zu helfen. „ Dann komm mit, ich zeig dir den Kleinen.“
'Klein' war stark untertrieben, das Tier war bereits ausgewachsen und ging Hanon fast bis zum Unterleib. Er war ein aufgewecktes Kerlchen, der die beiden großen Menschen freudig bellend begrüßte und heftig mit dem Schwanz wedelte, während er sie regelrecht ansprang.
„ Oh bist du süß!“ hockte sie sich zu ihm runter und kraulte ihm das Fell. „ Und so ein süßes Tier sperrt dieser böse Mann einfach ins Wohnzimmer ein. Du solltest ihn mal so richtig feste beißen, damit er es lernt.“
„ Wie bitte?“
„ Nichts, nichts.“ schielte sie zu ihm auf.
„ Vielleicht sollte ich dich mal übers Knie legen.“ ging er wieder murmelnd in die Küche um das Essen aus dem Backofen zu holen.
„ Übers Knie?“ überlegte sie. „ Hn, kommt drauf an wie rum.“ kicherte sie.
Hanon hätte es wirklich niemals für möglich gehalten, das sie tatsächlich Naoki's Freundin werden würde und das machte sie unglaublich glücklich. Nun konnte sie Patty auch endlich die Wahrheit sagen und verstrickte sich nicht weiter in ihren Flunkereien. Vielleicht konnte sie ihr morgen sogar erzählen, wie es war wenn man mit jemanden schlief.
Obwohl ihr der bloße Gedanke daran schon die Schamesröte ins Gesicht trieb, was sie in dem weichen Fell des Hundes zu verbergen versuchte.
„ Wollen wir dann erst mal essen?“
„ Äh, ja.“ während sie aßen, machte es sich Akita in seinem Körbchen bequem und kaute auf einen Knochen rum. „ Der ist wirklich sehr gut erzogen.“
„ Das ist er wohl.“
„ Gehen wir nachher mit ihm raus?“
„ In deinen nassen Klamotten?“
„ Die sind doch im Trockner, bis dahin sind sie wieder trocken.“
„ Na gut, dann lass uns das machen.“
Sie verbrachten einen schönen Abend miteinander und eine noch schönere Nacht. Er war einfühlsam und schaffte es ihr die Angst vor diesem entscheidenden Schritt zunehmen.
Genau das war der Zauber, den sie unbedingt erleben wollte. Der Liebeszauber, der alle mit einer Leichtigkeit in seinen Bann ziehen konnte, das es beinahe beängstigend war.

Und auch Patty blieb davon nicht verschont, die sich mit Misaki in der Eishalle befand, die heute eine kleine Party veranstaltete, mit Livemusik, vielen Gästen, wandernden Scheinwerfern und Lichtern und vor allem viel Alkohol.
„ Der Glühwein ist wirklich lecker.“ lächelte Patricia den Ladthaaner an. „ Den solltest du auch mal probieren.“
„ Du solltest aufpassen das du nicht zu viel trinkst. Gezuckerter Alkohol zieht noch mehr.“
„ Ja, Papa.“ verdrehte sie genervt die Augen.
„ Was denn? Ich will dich doch nur vorwarnen!“
„ Ist angekommen.“ schielte sie ihn seitlich an und nahm sich daraufhin noch ein Becher mit den leckeren Zeug.
„ Sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“
Das Getränk half ihr dabei, die Atmosphäre etwas aufzulockern. Es war 'nur' ein Kuss und nicht mal einer der irgendeine Bedeutung hatte, aber trotzdem, musste sie daran denken, wenn sie ihn ansah. Daran und wie gern sie weiter gemacht hätte. Wie oft sie sich in einer ruhigen Minute dabei erwischte, wie sie sich genau das vorstellte. Nun konnte sie einfach besser mit ihren Wünschen und Gedanken umgehen, ohne sich dabei was anmerken zu lassen.
„ Komm, wir gehen wieder aufs Eis.“ trank sie den letzten Schluck noch aus und zerrte Misa dann hinter sich her. „ Bei Risa sieht das so einfach aus. Hast du sie schon mal eislaufen sehen?“
„ Nein, habe ich nicht.“
„ Das solltest du dir ansehen, sie ist wirklich talentiert.“ schlitterte sie auf dem Eis voran.
„ Du machst das doch auch gut.“
„ Ja! Solange ich auf meine Füße achte.“
„ Also dasselbe Spiel wie beim tanzen.“ grinste er sie schelmisch an.
„ Sei nicht so gemein, du Dämon!“ fauchte sie.
„ Dann werde du mal nicht beleidigend.“
„ Oh, aber du bist doch ein Dämon, oder nicht?“
„ Dämonen sind niedere Wesen.“
„ Du auch.“ kicherte sie.
„ Na warte.“ hetzte er hinter ihr her
„ Uahhh!!“ kreischte sie auf. „ Nicht auf dem Eis! MISAKI!“ er packte nach ihr und drückte sie fester an sich.
Gleichzeitig drehte er sich einmal um die eigene Achse und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Absperrung. Patricia hatte sich an ihn fest geklammert und schaute nun nicht gerade begeistert zu ihm auf.
„ Wir hätten uns schwer verletzten können!“ maulte sie ihn an.
„ Nein, hätten wir nicht. Ich weiß was ich tue.“
„ Das dachte Columbus auch, als er Amerika bereiste!“
„ Ich bin aber nicht Columbus.“
„ Stimmt, du bist bloß ein niederer Dämon.“ schimpfte sie und bekam auch gleich die Quittung dafür.
Plötzlich griff er wieder nach ihr und beförderte sie kurzer Hand an die Absperrung, an der er gerade eben noch gelehnt hatte und hielt sie dort gefangen.
„ Kann es sein, dass Risa dir ihre provozierende Ader überlassen hat?“ knurrte er sie an.
„ Ich weiß nicht wovon du sprichst.“ kicherte sie.
„ Nein, natürlich nicht.“ schmunzelte er. „ Aber lass dir eines gesagt sein, Keith wird mich nicht davon abhalten dir das auszutreiben, so wie er Risa vor mir schützt.“ flüsterte er ihr ins Ohr, ehe er weiter übers Eis schlitterte.
„ Ts und ich wette mit dir, das mich Keith genauso beschützen würde, wie er Risa beschützt!“ konterte sie und streckte ihm gleichzeitig die Zunge raus.
„ Wie?“ blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. „ Das meinst du also?“
„ Aber hundert prozentig.“ nickte sie.
„ Das ist dann wohl eine Herausforderung.“ strich er sich mit der Zunge über die Lippe. „ Nun gut, dann wollen wir uns dieser mal stellen!“ meinte er und preschte wieder auf sie zu.
„ Nicht auf den Eis!“ brüllte sie ihn an, allerdings geschah nichts, also öffnete sie ihre Augen langsam wieder und schielte zu ihm rüber. „ Mhm?“
„ Was glaubst du wohl, was ich mit Risa getan hätte?“ er stand dicht vor ihr und sah interessiert auf sie herab.
„ Ich glaube das will ich gar nicht so genau wissen. Manche Sachen gehen mich ja auch nichts an und deine Fantasien gehören da definitiv zu.“
„ Und ich glaube das sie dir gefallen würden.“ lachte er und griff dann nach ihrer Hand. „ Na los, du wirst noch da fest frieren, wenn du dich nicht bewegst.“
Seit er sie geküsst hatte, hatte sich einiges in ihrem inneren verändert. Sie würde zu gern herausfinden, wie seine Fantasien aussahen, aber es handelte sich hier um Misaki. Er war ihr so verdammt wichtig, vermutlich sogar zu wichtig, als dass sie so was riskantes wie eine Beziehung mit ihm eingehen könnte. Zumal sie ja auch als Teenager schon bemerkt hatte, dass sich Misa auffallend für mich interessiert hatte. Leider war sie keine Träumerin, die nun glaubte, mit ihrem neuen älteren Äußeren für immer mit ihm glücklich werden zu können.
>Aber bin ich überhaupt in ihn verliebt? Wie merkt man denn, ob man verliebt ist? Ich mag ihn, natürlich. Aber kann da so plötzlich liebe raus entstehen? Oder habe ich ihn auch damals schon geliebt und konnte es mir nur nicht eingestehen? Weil er so viel älter war und auch reifer. Was sollte er auch mit einem unerfahrenen Küken anfangen, wenn er so jemanden wie Charis haben kann?< etwas erstaunt stellte sie fest, wie sich bei dem letzten Gedanken ihr Herz schmerzhaft zusammenzog. >Natürlich! Er hat offensichtlich was mit ihr am laufen. Also sind sie zusammen? Oder ist er nicht der Typ, der sich bindet? Vielleicht hätte ich mir Hanon's spezielle Bücher auch durchlesen sollen...<
„ Was ist los?“ riss sie der Seelendieb aus ihren Gedanken heraus. „ Warum starrst du so abwesend vor dich hin?“
„ Ähm...?“ sah Patty zu ihm auf. „ Ich...äh...achte nur auf meine Füße...damit ich nicht hinfalle, weißt du.“ zog sie sich schnell aus den Fingern. „ Ich glaube ich werde mir noch einen Glühwein holen gehen.“ lächelte sie ihn forsch an und verließ die Eisfläche dann.
>Was ist nur los mit mir??< stauchte sie sich in Gedanken zusammen. >Ich fange schon so an wie Hanon!! Das ist doch nicht mehr normal. Was geschieht nur mit mir, das ich Misaki plötzlich mit ganz anderen Augen betrachte?<
„ Warum werde ich das Gefühl nicht los, das du mir noch immer aus dem Weg gehen willst? Was ist denn los mit dir?“ versuchte er erneut eine Antwort aus ihr heraus zu kitzeln.
„ Es ist nichts.“ murmelte sie und genehmigte sich währenddessen ein dampfendes, alkoholisches Heißgetränk.
„ Natürlich ist was! Du verhältst dich seit einigen tagen schon so komisch.“
„ Vielleicht seitdem ich eine Erwachsene bin?“ sah sie ihn fragend an. „ Natürlich verhalte ich mich komisch, schließlich ist doch auch alles komisch. Mein Körper ist komisch, meine Interessen sind komisch, mein Gefühlsleben ist komisch. Einfach alles ist komisch! Also warum sollte ich mich da nicht komisch verhalten?“
„ Nein, die Veränderung die ich meine, trat erst nach unserem Kuss auf.“
„ ...“ riss sie erschrocken ihre Augen auf und lief auch gleich rot an. „ I-Ich weiß nicht wovon du sprichst.“
„ Oh doch, das weißt du!“
„ Nein weiß ich nicht.“ drehte sie sich wieder von ihm weg und schüttete sich noch einen Becher in den Rachen. „ Ich denke du interpretierst da zu viel rein.“
„ Und warum weichst du mir dann aus?“
„ Das mach ich doch gar nicht!“ maulte sie und exte gleich das nächste Getränk.
Dieses Gespräch gerade machte sie ultra nervös, sie hatte Angst davor, das er irgendwas von ihren Gefühlen, die sie ja selber nicht verstand, mit bekommen könnte.
„ Patty? Du solltest das nicht so hastig in dich rein schütten.“ versuchte er sie vor einer Alkoholvergiftung zu bewahren.
„ Ich bin alt genug, ich weiß was ich tue.“
„ Anscheinend weißt du das ja nicht.“ konterte er. „ Wenn du das nämlich wirklich wüsstest, das würdest du dich hier nicht besinnungslos besaufen, sondern mit mir über dein Problem reden!“
„ Es gibt aber nun mal Dinge, über die ich nicht mit dir reden kann!“ protestierte sie.
„ Und das wäre?“
„ Dinge die dich zum Beispiel betreffen!“ meckerte sie ihn beinahe an. „ Oder über Sex, über den weiblichen Körper, über Männer und über anderen Mädchenkram halt.“
„ Dinge die mich betreffen?“ wiederholte er den Satz noch einmal. „ Also ziehst du dich wirklich wegen dem Kuss zurück?“
„ Oh man.“ schnaufte sie auf.
Plötzlich drehte sie sich zu ihm um, packte ihm am Kragen, zog ihn etwas zu sich runter und küsste ihn verführerisch auf den Mund. Als sie sich dann von ihm löste, sah er sie völlig entgeistert an.
„ Ist das nun Beweis genug, das ich mich nicht von dir zurückziehe?“ maulte sie und wendete sich dann dem Tisch mit den Bechern zu.
Sie tat das auch, um ihr gerötetes Gesicht vor ihm zu verbergen. Als ihr allerdings klar wurde, WAS sie da eigentlich getan hatte, wäre sie am liebsten in einem riesigen schwarzen Loch verschwunden. Da dies allerdings nicht möglich war, versuchte sie ihren Scharm mit dem roten Alkohol zu ertränken.
Schließlich endete der Abend so, das er sie regelrecht nach Hause tragen musste.
„ Kann ich bei dir im Zimmer schlafen?“ säuselte sie ihm zu, als sie durch den Flur torkelten. „ Dein Zimmer ist viel näher als meins.“
„ Aber unsere Zimmer liegen doch direkt gegenüber.“
„ Schon, aber wir laufen ja jetzt auf dieser Seite, also ist dein Raum näher.“ lachte sie. „ Oder hast du etwa was dagegen, das ich mit in deinem Bett schlafe? Das haben wir früher doch öfters gemacht. Hat sich etwa was zwischen uns verändert?“
„ Äh...nein, natürlich nicht. Nun gut, dann schläfst du halt bei mir.“
„ Prima.“ lachte sie. „ Dann gehe ich jetzt ins Bad und mache mich Bett fertig. Wir sehen uns dann gleich bei dir im Bett.“
„ Ja...“ kratzte er sich am Kopf.
Kurz darauf kuschelte sie sich in die Decke und wartete darauf, das Misaki zu ihr kam. Wenigstens hier hatte sich nichts verändert, es fühlte sich noch genauso an, wie damals wenn sie mit ihm in einem Bett schlief.
Das sich da aber doch ein bisschen was verändert hatte, bemerkte sie erst, als er zu ihr ins Bett kroch und das nur mit Shorts bekleidet. Als sie sich an ihn kuschelte, den Kopf an seine Brust lehnte und ihr Bein zwischen seine schob, entwickelte sich ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch, was ihre Neugierde anstachelte.
Vorsichtig streichelten ihre Fingerspitzen über seine Brust, sie zog langsam und genießerisch die Konturen seiner Muskeln nach und dann kam sie schließlich am Bund seiner Shorts an. Dieses Verlangen, was sie gerade verspürte und was durch ihre Streicheleinheiten noch unerträglicher wurde, machte sie schier wahnsinnig. Sie hatte so was noch nie zuvor gespürt und nun wo der Alkohol ihren Verstand lahm legte, verschwendete sie auch keinen Gedanken daran, ob sie sich morgen überhaupt noch im Spiegel betrachten konnte, wenn sie nun mit dem Ladthaaner schlief.
Sie wollte ihn einfach nur spüren, egal welche Folgen das mit sich bringen würde. Vielleicht hätte sie doch nicht so viel trinken sollen, dann würde sie jetzt in ihrem Bett liegen und alles wäre gut. Aber nun war es nun mal so, wie es war und sie wollte das Beste aus der Situation machen.
„ Was soll denn das werden, wenn es fertig ist?“ sah er mit hochgezogener Augenbraue zu ihr runter.
„ Nichts. Ich streichle mich gerade in den Schlaf.“ schielte sie ihn an.
„ Hey!“ zuckte er plötzlich zusammen. „ Streicheln ist ok, aber nicht kitzeln!“ warnte er sie.
„ Ok.“ schnalzte sie mit der Zunge und zog sich dann an ihm hoch. „ Streicheln ist ok?“
„ Äh...ja?“
„ Gut.“ leuchteten ihre Augen gefährlich auf. „ Man kann ja nicht nur mit den Händen streicheln, nicht wahr?“ und schon zog sie mit der Zunge seine Lippen nach, ehe sie seinen Mund erforschte.
Langsam schob sie ihre Hand dann wieder an seinem Körper runter und strich mit den Fingern über seine Erregung, woraufhin er auch gleich leise aufstöhnte.
„ Patty, ich halte das für keine gute Idee.“ wisperte er ihr zu. „ Du konntest mir nach dem Kuss schon nicht in die Augen sehen, das hier wirst du dir erst recht nicht verzeihen können.“
„ Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich bin dir nur aus dem Weg gegangen, weil ich angst hatte das du bemerkst, dass ich mehr von dir will. Aber jetzt gerade ist mir das egal, ob du es merkst oder nicht.“ flüsterte sie und küsste ihn dann wieder auf den Mund.
„ Das siehst du jetzt nur so, weil dich der Alkohol das sehen lässt. Glaub mir, es ist besser es nicht zu tun.“ versuchte er sie weiter davon abzuhalten, ihm seinen Verstand zu rauben.
„ Selbst wenn ich aufhören wollte, kann ich es nicht. Ich will dich unbedingt spüren.“
„ Bist du dir sicher?“
„ Ich war mir noch nie so sicher wie jetzt!“
„ Ok, aber wehe du gibst mir morgen die Schuld daran!“ plötzlich fuhr er hoch, warf sie dabei beinahe neben sich aufs Bett und drückte sich dann vorsichtig zwischen ihre Beine.
Als er seine Hüfte dann sachte an ihre drückte, verkrampfte sie sich leicht und lief auch gleich knallrot an.
„ Entspann dich, Patty.“ flüsterte er ihr zu.
Sie nickte nur und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Sie verbrachten eine heiße und intensive Nacht miteinander, die nur durch einen leichten Schmerz kurz unterbrochen wurde. Aber das Ziehen verflüchtigte sich schnell wieder und zurück blieb einzig der süße Drang, mit ihm zusammen die Erfüllung zu finden.
Die Sonne war bereits schon wieder aufgegangen, als die beiden eng umschlungen ihren wohlverdienten Schlaf fanden.

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Tag der Veröffentlichung: 20.01.2013

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