Nachdem sich Patricia etwas beruhigt hatte, lief sie aufgeregt zu ihrer Freundin rüber, stürmte das Zimmer und warf sich ihr noch immer mit knallroten Gesicht in die Arme.
„ Was ist denn mit dir los??“ sah Hanon sie erstaunt an. „ Ist was passiert? Hat sich Risa etwa bei ihrem ersten Training mit der unbekannten Macht verletzt? Was ist es, sag schon!“
„ Hanon...“ murmelte sie und sah ihr dann in die Augen. „ Ich... habe mich mit Misaki über unseren Streit unterhalten. Weil ich...“ begann sie zu erzählen. „ ...das Gefühl habe, dass sich unsere Wege trennen werden, wenn wir keinen gemeinsamen Nenner finden.“
„ Wieso sollte sich unsere Wege denn trennen?“ versteinerte die Brünette zu einer verblüfften Maske. „ Wer hat dir denn diesen Schwachsinn ins Ohr gesetzt? Ich habe mich doch nicht zu einer Erwachsenen machen lassen, um dich dann doch zu verlieren! Wer hat dir das gesagt? Sag schon, den mach ich fertig!!“ krempelte sie ihre Ärmel hoch.
„ Eigentlich... hab ich mir das selber gesagt. Weil unsere Interessen in Grundverschiedene Richtungen gehen.“
„ Aber das war doch schon immer so...?“ lehnte sie ihren Kopf leicht zur Seite.
„ Ja, aber wir sind da noch einen gesunden Mittelweg gegangen! Ich habe dich begleitet, wenn du dich mit irgendwelchen Jungs getroffen hast, oder halt mit Dark bzw. Naoki und du bist mit mir in die Schule gegangen, hast mit mir gelernt, oder Stunden lang dicke Wälzer durchgelesen, wenn ich mal wieder eine Sonderarbeit abgegeben habe. Aber nun...machen wir gar nichts mehr zusammen...“
„ Wir waren zusammen einkaufen und dann in diesem Pub.“
„ Ja, weil da alle mit waren! Und beim Einkaufen war Risa dabei. Unsere Freundschaft...fühlt sich anders an, ich habe Angst dich zu verlieren.“
„ Es tut mir leid, Patty.“ senkte sie ihren Kopf. „ Ich war wohl ziemlich egoistisch und habe deshalb nicht gemerkt, wie sehr ich dich mit meinem Ich denken verletzt habe. Ab jetzt werde ich versuchen meine Interessen mit deinen zu verbinden. Schließlich gibt es in den Bibliotheken der Stadt bestimmt auch Bücher über das perfekte Liebesspiel...ich sollte ja nicht total unwissend da ran gehen, oder was meinst du?“
„ Mhm.“ lächelte Patricia. „ Ich habe mich entschlossen, dir dabei zu helfen.“
„ Wie?“ riss sie erstaunt ihre Augen auf.
„ Dafür sind Freunde doch da, oder? Auch wenn ich denke, dass Naoki die falsche Wahl ist, sollte ich dich dabei unterstützen wenn du ihn wirklich haben willst. Deshalb...“ lief sie wieder rot an. „ I-Ich habe... ich bin... wir sind auf einer Stufe!“
„ Was ist denn plötzlich los?“ zog sie irritiert eine Augenbraue hoch. „ Natürlich sind wir auf einer Stufe, das waren wir schon immer und werden wir auch immer bleiben.“
„ Aber nun sind wir auch bei deinen Interessen auf einer Wellenlänge...“ kratzte sie sich verlegen am Kopf. „ Misaki... er... er hat mich... G-GEKÜSST!!!“ kniff sie aufgewühlt die Augen zusammen.
„ E-Er hat WAS?“ rief Hanon fast schon erschrocken aus.
„ Er hat mich geküsst und nun...verstehe ich auch, warum du so begeistert davon bist.“
„ Ach...wirklich?“ senkte sie leicht die Augen. „ Das ist schön, dann erzähl doch mal, wie es war.“ lächelte sie nun aber wieder.
„ Es war genauso wie du es gesagt hast.“ antwortete Patty ihr. „ Auch wenn ich den Kuss anfangs noch für unangebracht hielt, konnte ich seinem Zauber nicht lange widerstehen. Er war unglaublich zärtlich und so...einnehmend. Dieser Kuss hat Gefühle in mir geweckt, die ich nie zuvor verspürt hatte. Ein unstillbares verlangen, was meinen Verstand vollständig abgeschaltet hatte. In meinem Bauch erwachten Schmetterlingsschwärme zum leben und ein Feuer brach aus. Ich habe sogar alles um mich herum vergessen.“
„ Selbst wenn du davon erzählst hört es sich noch an, als würdest du es analysieren. Als würdest du wie ein Wissenschaftler über seine Wissenschaft reden.“ seufzte sie verhalten auf.
„ Wirklich? Das war nicht meine Absicht gewesen.“
„ Was machst du denn eigentlich, wenn ich mit Naoki geschlafen habe? Wirst du dann auch mit Misaki schlafen?“ harkte sie grinsend nach.
„ S-Spinnst du? Natürlich nicht!!“ lief sie gleich aufs neue wieder rot an.
„ Es ist ja nichts dabei jemanden zu küssen, nicht wahr? Die wahre Hürde ist der letzte und gemeinste Schritt. Und ich muss zugeben...“ lächelte sie hinter vor gehaltener Hand leicht. „ ... das ich ein bisschen Angst davor hab. Wie man so hört, soll es ja wahnsinnig weh tun. Ich habe auch Angst davor, dass ich mich total blöd anstelle und ihn so vergraule. Ich weiß ja nicht, was den Männer gefällt, oder wie man so manche Spielereien richtig ausübt. Deshalb will ich vorher ein paar Bücher lesen, um mir wenigstens einige Tipps einzuholen.“
„ Sagt man nicht auch, dass es nicht all zu sehr weh tut, wenn er alles richtig macht?“ überlegte die Blonde. „ Aber es kann wohl wirklich nicht schaden, wenn man sich vorher darüber informiert. Wobei ja die erogenen Zonen bei jedem Mann woanders sind.“
„ Das schon, aber es gibt bestimmt so ein zwei Dinge, auf die jeder Mann steht. Sexy Unterwäsche zum Beispiel, oder richtig weiche Haut zum streicheln. Ich sollte mir eine Bodylotion holen.“ kicherte die Brünette.
„ Warum heißt es eigentlich Blasen? Man pustet doch gar nicht, so könnte es passieren, das ein paar Äderchen platzen. Wobei das beim zu starken saugen auch geschehen könnte.“ murmelte Patricia vor sich hin. „ Das ergibt doch eigentlich keinen Sinn, es blasen zu nennen.“
„ Du nun wieder...“ seufzte Hanon verhalten auf. „ Frag doch mal Misaki, warum es so heißt.“
„ Nie im Leben!“ verbarg sie ihr Gesicht mit den Händen. „ Es ist mir schon peinlich genug, das wir uns geküsst haben und ich diese Zärtlichkeit so offensichtlich gierig erwidert habe.“
„ Bereust du es?“
„ Nein, ich hätte mich nur gern... darauf vorbereitet...“
„ Ach Patty.“ lachte die braunhaarige junge Dame mit den leuchtenden braunen Augen. „ Man kann sich nicht auf alles vorbereiten. Manche Sachen muss man einfach geschehen lassen und darf nicht zu lange darüber nachdenken. Andernfalls verdirbst du den Zauber.“
„ Aber willst du dich nicht auch auf dein erstes Mal vorbereiten?“
„ Das ist was anderes. Schließlich will ich nicht wie ein Brett unter ihm liegen. Das würde uns beiden keinen Spaß machen. Ich will ihn aber auch nicht verletzen, oder gar langweilen. Deshalb bereite ich mich vor.“
„ Seit ihr denn jetzt ein Paar?“ harkte Patty nach. „ Das er dich geküsst hat, deutet doch darauf hin, oder?“
„ Bist du denn nun mit Misaki zusammen?“
„ Das kannst du doch nicht vergleichen! Schließlich hat er mich nur geküsst, damit du und ich wieder auf einer Stufe stehen!“
„ Du hast recht...“ sah sie zur Seite. „ Ich weiß nicht ob wir jetzt zusammen sind. Vielleicht wollte er mir nur ganz Gentlemanlike einen Abschiedskuss geben.“
„ Er muss sich ja zu mindestens für dich interessieren, ansonsten hätte er dich wohl kaum geküsst.“
„ Schon möglich.“
„ Bist du etwa verunsichert?“
„ Natürlich bin ich das.“ verschränkte Hanon die Arme vor die Brust. „ Schließlich war ich vor ein paar Tagen noch ein Kind.“
„ Stimmt.“ nickte Patricia. „ Außerdem besitzen wir nun ein ähnliches helles Licht wie Risa und Teufel werden davon ja bekanntlich angezogen. Mal abgesehen davon, dass zwischen Risa und Naoki bestimmt auch mal was lief, vielleicht war der Kuss bloß ein Versehen, weil er dich für einen kurzen Moment für sie hielt.“
„ Du weißt wirklich wie man jemanden verunsichert.“
„ Tut mir leid, aber man sollte alle möglichen und unmöglichen Risiken beachten.“
„ Aber nicht immer und in jeder Situation. Das wäre doch viel zu anstrengend.“
„ Ja, das stimmt wohl. Trotzdem solltest du auf dein Herz aufpassen, nicht dass du noch verletzt wirst.“
„ Das werde ich, keine Sorge.“
„ Ok. Ich werde jetzt ins Bett gehen, also schlafe gut und träum was nettes.“ lächelte sie. „ Bis morgen früh dann.“
„ Du auch. Gute Nacht.“
„ Gute Nacht.“ verabschiedete sich die Blondine und schlenderte aus dem Zimmer raus.
„ Das gleiche Licht wie Risa?“ senkte Hanon den Kopf. „ Also könnte ich dieses Licht verwenden um ihn rum zu bekommen, auch wenn er dann nicht... mich sieht? Aber ist es wirklich das was ich will? Er hält mich für ein Kind und würde sich dann nur wegen dem Schein mit mir einlassen. Soll so meine erste große Liebe aussehen?“
Am nächsten Morgen, als die Mädels wieder aufgestanden waren, war ich schon wieder am Trainieren. Seit gestern tat ich nichts anderes, als meine Blutmächte Schritt für Schritt zu verstärken und so ein Gefühl für sie zu bekommen. Ich lenkte diese Kraft auf meine Pfeilspitze und schoss damit auf ein Ziel. Aber das war noch nicht das, was ich haben wollte. Wobei es mir eigentlich hätte klar sein müssen, das mich Helios langsam darauf vorbereitete, meinen Blut vollkommen ausgeliefert zu sein.
„ Risa trainiert ja schon wieder.“ stand Hanon in der Terrassentür. „ Übernimmt sie sich nicht ein bisschen?“
„ Keine Sorge, ich werde dafür Sorgen das sie es nicht tut.“ sah Keith sie lächelnd an.
„ Aber sie ist gestern schon völlig erschöpft ins Bett gefallen. Das kann doch auf Dauer gar nicht gut für sie sein.“
„ Es ist definitiv nicht gut, wenn sie den ganzen Tag nur trainiert.“ gesellte sich auch Patty zu ihnen. „ Aber vielleicht ist das ja ihr Weg um sich abzureagieren. Aber das würde bedeuten, dass sie mit wem Streit hatte und in diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass sie seit unserem Abend bei Takeo gar nicht mehr mit dir gesprochen hat, Keith. Hattet ihr Streit?“
„ Nein...“ antwortete er ihr knapp. „ Das kommt dir nur so vor. Es ist ja recht schwierig mit ihr zu sprechen, wenn sie den lieben langen Tag mit Helios beschäftigt ist und nichts anderes tut, als ihren Bogen ab zu nutzen.“
„ Bist du etwa eifersüchtig?“ grinste Hanon ihn breit an.
„ Nein, nur besorgt.“
„ Macht euch keine Gedanken, ich habe gestern mit Helios gesprochen.“ drehte sich Lucia zu ihnen um. „ Heute wird er nicht bis in die Abendstunden mit ihr trainieren.“
„ Das erinnert mich stark an früher, als Risa noch kleiner war.“ lächelte Granas. „ Damals hatte sie auch nichts anderen getan als zu trainieren. Selbst wenn Helios keine Zeit für sie hatte.“
„ Ja, bis ich ihr eingebläut hatte, das ihr Körper auch mal eine Pause braucht.“ verschränkte meine Schwester die Arme vor die Brust. „ Scheinbar hat sie diese Lektion schon wieder vergessen.“
„ Sie ist wirklich sehr ehrgeizig.“ lächelte Hanon. „ Ich sollte mir wohl eine Scheibe von ihr abschneiden.“
„ Oh bitte nicht. Ein Wildfang ist schon schlimm genug, einen zweiten ertragen meine Nerven nicht.“ murmelte der Prinz.
„ Ist sie wirklich...so anstrengend?“ harkte die Brünette vorsichtig nach.
„ Risa achtet nicht auf ihre körperlichen Grenzen, sie wirft sich überstürzt in schreckliche Gefahren und wenn sie sich erst mal was in den Kopf gesetzt hat, kann man sie davon nicht mehr abbringen.“ erklärte die Göttin ihr. „ Aber sie hat auch einen wahnsinnigen starken Willen und steht nach jedem Tiefschlag wieder auf. Sie will ihrer Bestimmung unbedingt gerecht werden und vergisst dabei auf sich selbst zu achten. Sie ist genauso wie Rika. Schon als Kind hat sie ihr nachgeeifert und oft imitiert, was ihre Haltung anging. Ich weiß noch...“ kicherte sie. „ Als sie mich einmal zusammen gefaltet hatte, hatte Risa ihre Bewegungen eins zu eins kopiert und dann hatten sie mich im Duett böse angestarrt. Allerdings musste Rika sofort anfangen zu lachen, als sie ihren kleinen Schatten bemerkt hatte und so verflog der Ärger. Auch jetzt, wenn sie ohne Waffen kämpft erkenne ich Rika in ihr wieder.“
„ Rika kämpfte also ohne Waffen?“ fragte Patty nach.
„ Ja.“ nickte sie. „ Sie bündelte die reine Macht des Lichts an ihren Händen und zerschmetterte so ihre Feinde.“
„ Und womit kämpfst du? Als ihre Zwillingsschwester habt ihr doch bestimmt sehr viel Gemeinsam.“ wollte die Blondine noch mehr wissen.
„ Wir gleichen uns vom Aussehen her, aber vom Charakter sind wir Grund verschieden. Rika war schon immer die Stärkere von uns beiden, deshalb brauchte sie auch keine Waffen. Ich aber, kämpfe mit einem Zepter.“
„ Das stimmt nicht.“ schaltete sich nun Keith wieder ein. „ Ihr seit euch sogar sehr ähnlich. Rika hat immer viel von ihrer Schwester und ihrer besseren Hälfte erzählt. Sie sagte, dass Risa eine großartige Göttin werden würde, die alle ihre Vorfahren in den Schatten stellen wird. Das sie heller Leuchtet als die Sonne und selbst einem Sturm trotzen kann und ich muss sagen, das sie kein bisschen übertrieben hat.“
„ Und wen meinte sie mit ihrer besseren Hälfte?“ harkte Lucia verblüfft nach.
„ Na dich.“ sah er sie kurz an. „ Die Göttin, die immer lächelte und voller Lebensfreude steckte. Die, die sie auf den Boden der Tatsachen zurückholte, wenn sie mal den Kopf verlor. Jene, die glaubte, dass das Band zwischen Risa und Rika stärker war. Aber dem war nicht so. Rika wusste ganz genau, dass sich niemand besser um Risa kümmern konnte, als du!“
„ Aber ich habe mich nicht um sie gekümmert...“ flüsterte sie. „ Ich konnte es nicht mal verhindern, dass sie zur Erde floh. Mal abgesehen davon, dass ich es nicht mal mitbekommen hatte.“
„ Aber du hast dich doch um sie gekümmert, bis die zur Erde kam und nun unterstützt du sie wieder.“ meinte er. „ Du gibst ihr Halt und machst das Leiden für sie erträglicher.“
„ Aber tun wir das nicht alle?“
„ Wenn dem wirklich so ist und wir ihr alle so viel geben, ist es doch nicht mehr verwunderlich, dass sie sich selbst so viel abverlangt um uns etwas zurück zugeben.“ meinte Patty mich zu verstehen.
„ ...“ schweigend sahen sich Keith und Lucia an, ehe sie sich wieder mir zuwendeten.
„ Ein Teufelskreis...“ murmelte der Ladthaaner.
„ Das kannst du wohl laut sagen.“ seufzte mein Schwesterherz.
„ Vorsicht!“ rief Granas plötzlich und erschuf ein Schutzschild um die Schaulustigen.
Denn plötzlich explodierten meine Mächte und wurden in alle Himmelsrichtungen geschleudert.
„ RISA!!“ rannten sie zu mir hin.
„ Es ist alles in Ordnung.“ keuchte ich völlig außer Atem. „ Ich habe nur für einen kleinen Moment die Kontrolle verloren.“
„ Das sollte für heute reichen.“ meinte Helios. „ Wir werden Morgen weiter machen.“
„ Nein, wir haben doch gerade erst angefangen! Wir können jetzt noch nicht aufhören.“
„ Du bist noch immer wegen Gestern geschwächt, nur deshalb hast du die Kontrolle nicht behalten können. Du solltest dich ausruhen, damit du dich nicht völlig verausgabst.“
„ Mir geht es gut!“ erhob ich mich wieder. „ Wir können weiter machen.“
„ Nein, können wir nicht. Du verletzte dich hinterher noch selbst, wenn wir dich bis zur völligen Erschöpfung weiter machen lassen.“ meinte der General. „ Morgen ist auch noch ein Tag.“
„ Dann werde ich halt allein weiter machen. Es fehlt nicht mehr viel, bis ich meine kompletten Mächte unter Kontrolle habe.“
„ Das haben wir ja gesehen.“
„ Das war bloß ein kurzer unachtsamer Moment! Noch mal wird mir das nicht passieren!“
„ Richtig, zu mindestens nicht mehr heute. Los, lass uns rein gehen.“
„ Nein.“ schüttelte ich energisch meinen Kopf. „ Ich kann jetzt nicht aufgeben, nicht so kurz vorm Ziel!“
„ Grr!“ stampfte Lucia auf mich zu und verpasste mir allen ernstes eine schallende Ohrfeige. „ Ich werde nicht zu lassen das du dir weiter selber schadest! Du benimmst dich wie ein kleines Kind, was seinen Willen nicht bekommen hat! Du bist doch jetzt schon völlig außer Atem und kannst dich kaum auf den Beinen halten und dann willst du weiter machen? HAST DU SIE NOCH ALLE??“ wies sie mich erbost zurecht. „ Sei nicht so verdammt stur und höre auf deinen Lehrer, wenn er sagt das es für heute gut ist.“
„ Aber...“ lehnte ich meine Hand auf die schmerzende Wange.
„ KEIN ABER!!“ schnitt sie mir mit ihren Worten und einer Handbewegung das Wort ab. „ Wenn du schon nicht auf dich achtest, dann werde ich das tun! Du scheinst ja noch nicht mal zu bemerken, dass du auf einen Abgrund zu läufst, in dem du deinen Verstand verlieren wirst, solltest du dort hinein stürzen!“
„ Ich kann sehr wohl auf mich selbst achten! Behandel mich nicht immer wie ein kleines Kind!!“ meckerte ich zurück.
„ Aber wenn du dich doch wie eines benimmst??? Hier!“ griff sie nach meinem Arm und schob meinen Ärmel hoch. „ Nennst du das auf dich selbst achten?? Dein ganzer Körper ist voller blauer Flecken!“
„ Das passiert beim trainieren nun mal!“ protestierte ich.
„ Nein! Das passiert wenn man seine eigenen Grenzen nicht kennt! Das passiert, wenn man seine eigene Erschöpfung ignoriert und immer weiter macht! Ich weiß ja das du es allen recht machen willst und ich weiß auch, was für eine schwere Last auf deinen Schultern ruht! Aber das ist verdammt nochmal kein Grund, sich selbst zu zerstören!! Und wenn du damit nicht augenblicklich aufhörst, wird das nicht die letzte Ohrfeige sein, die ich dir verpasse!“
„ Lucia...“ versuchte Helios sie zu beruhigen.
„ Nein! Ich habe schon eine Schwester wegen ihrer zerstörerischen Art verloren, da will ich sie nicht auch noch verlieren!“ fauchte sie ihn an. „ Du willst dich aufopfern und denkst nicht mal dran was du jenen an tust, die dich lieben! Ich weiß das du in dein Verderben rennen willst, wenn sich das nicht vermeiden lässt, aber das kann nicht der richtige Weg sein! Und wenn Rika damals mit uns geredet hätte, dann hätten wir sie bestimmt beschützen können! Dann hätten wir den Angriff abgewehrt und alles wäre gut! Sie hätte da nicht allein durch gemusst! Und nun eiferst du ihr schon wieder nach?“
„ Ich... will doch einfach nur trainieren... und nicht sterben...“
„ Aber trainierst du denn nicht um dann zu sterben? Gib es doch zu, dass du fest davon ausgehst, das du nicht überleben wirst!“
„ Die Möglichkeit besteht zu mindestens...“
„ Aber nicht, wenn du auf dich aufpasst! Ladthaa hat noch ein bisschen Zeit, also selbst wenn wir Kronos aufhalten und Ladthaa stürmen, musst du nicht sofort deine Bestimmung erfüllen! Du kannst dich ausruhen und deine Energie auffrischen, dann wirst du auch überleben!“
„ ...“ senkte ich meinen Blick.
„ Hör auf damit, oder du lernst mich mal richtig kennen!“ haute sie mir um die Ohren und atmete dann tief ein, um sich wieder zu beruhigen. „ Nun gut, wir sollten jetzt rein gehen. Du auch Risa, für heute reicht es.“
„ Ok...“ flüsterte ich und ging dann rein.
„ Musste das wirklich sein, Lucia?“ sah Helios mir nach.
„ Ja, anders versteht sie es ja nicht. Und ich werde nicht tatenlos dabei zusehen wie sie sich langsam aber sicher zugrunde richtet.“ meinte sie. „ Wenn sie es selbst nicht merkt, müssen wir ihr das klar machen.“ dann senkte auch sie ihren Blick und sah dann zu ihrem Verlobten hin. „ Ich habe eine Heiden Angst davor, sie zu verlieren und nichts dagegen tun zu können. Weil sie... genauso wie Rika damals, schweigt.“
„ Scheinbar gehen mit allen die Pferde durch, nun wo wir so nahe am Ziel sind.“ überlegte der Sonnengott.
„ Die Nerven liegen blank, ja.“ stimmte Lucia ihm zu.
Zur gleichen Zeit stand ich schon unter der Dusche und genoss mit gesenktem Blick das warme Wasser auf meiner Haut.
Lucia's Ausbruch hatte mich nachdenklich gestimmt. Aber wie sollte ich ihnen auch sagen, wie es wirklich um mich stand? Man konnte mich nicht schützen, ich konnte mich ja nicht mal selbst retten, dabei war ich die Göttin des Lebens und entschied über das Leben. Jedoch waren mir in diesem Fall die Hände gebunden. Ich war es ja, die mir diese Situation selbst eingebrockt hatte. Und nun musste ich da durch, eine andere Wahl hatte ich nicht.
„ Risa?“ vernahm ich Keith's Stimme, der mal wieder auf meine Privatsphäre pfiff.
„ Was denn? Willst du mir etwa auch einen Vortrag halten? Nur zu....mach ruhig...“ murmelte ich.
„ Nein, ich wollte eigentlich nur schauen, ob mit dir alles in Ordnung ist.“ antwortete er.
„ Es ist alles bestens...“ das war eigentlich glatt gelogen. Mein ganzer Körper bestand bloß noch aus einem einzigen blauen Fleck, das war auch der Grund, warum ich unseren kleinen Streit noch nicht beendet hatte. Ich wollte nicht dass er sah, wie ich mich selbst zurichtete. Blaue Flecken waren soweit das einzige, was ich nicht heilen konnte, oder sich halt selbst heilte. Also musste ich mich vor ihm verstecken, was auch hieß, das wir keinen Sex hatten und da war ja eigentlich noch ein Fluch, den wir brechen wollten. Vielleicht hatte Lucia recht und mir wurde das alles wirklich zu viel.
Ich war Erschöpft, zutiefst erschöpft.
„ Bist du dir sicher?“
„ Ja, ganz sicher.“
„ Ok...“ er wollte mich nicht bedrängen, nach den Tiefschlag von meiner Schwester wollte er nicht auch noch zu treten. Doch gerade als er das Bad wieder verlassen wollte, hielt er inne und drehte sich zu der Duschkabine um. „ Mh.“ er wollte nicht der nächste sein, der mich niederstreckte, aber er wollte derjenige sein, der mich in solch einer Situation auffing.
Deshalb ging er auf mich zu und schmuggelte sich zu mir unter die Dusche.
„ Was zur Hölle...“ riss er entsetzt die Augen auf, als er die ganzen kleinen und großen Flecken sah, in denen sich Blau und grün um die Herrschaft stritten.
„ Was willst du denn hier?“ drehte ich mich erschrocken zu ihm um, allerdings sah es vorne auch nicht besser aus.
„ Als Lucia meinte, das dein ganzer Körper voller blauer Flecken ist, dachte ich noch sie übertreibt! Aber nun muss ich feststellen, dass sie wohl eher untertrieben hat!!“ hielt er meine Hände fest, mit denen ich ihn eigentlich aus der Kabine drücken wollte.
„ Das sieht schlimmer aus als es ist.“ murrte ich.
„ Ach wirklich? Dann tut das nicht weh, ja?“ drückte er dreist auf einen Fleck drauf.
„ Aua! He! Natürlich tut das weh!“
„ Mhm...“ seufzte er. Schließlich wollte er sich nicht in die Reihe der Niedermacher einreihen. Deshalb drückte er mich feste an sich und umschlang meinen Körper mit seinen Armen. „ Du bist so ein Dummkopf...“ flüsterte er.
„ Ja, ich weiß.“ murmelte ich. „ Du wirst ganz nass..“
„ Das ist mir egal.“ demonstrativ drücke er mich noch fester an sich. „ Bist du mir deshalb aus dem Weg gegangen? Damit ich das nicht sehe?“
„ Ja...“
„ Und warum glaubtest du dies vor mir geheim halten zu müssen?“
„ Damit du mich nicht vom Training abhältst.“ gestand ich ihm leise.
„ Aber dir muss doch klar sein, dass das auf Dauer nicht gut für dich ist.“
„ Das weiß ich ja auch. Aber trotzdem muss ich lernen meine Mächte zu kontrollieren. Sonst kann ich Ladthaa nicht retten.“
„ Schon, aber warum musst du dich dabei selbst so zurichten? Es reicht doch wenn du langsam lernst wie es geht. Du musst nichts überstürzen.“
„ Ich werde ab jetzt auch einen Gang runter schalten, eure Sorgen sind bei mir angekommen. Also mach dir keine Gedanken.“
„ Das ist gut.“ nickte er. „ Jedenfalls wenn du es wirklich so meinst, wie du es sagst.“
„ Das tu ich, versprochen.“
„ Du wirkst erschöpft....vielleicht solltest du dich gleich etwas hinlegen.“ betrachtete er mich besorgt.
„ Ja...“ kratzte ich mir am Kopf. „ Ich bin zwar aus dem Alter des Mittagsschlafes raus, aber ich werde mich trotzdem hinlegen.“
„ Das klingt vernünftig.“
„ Manchmal kann ich das wohl auch sein.“
„ Soll ich dann bei dir bleiben?“
„ Musst du nicht.“ drehte ich mich von ihm weg. „ Es würde bestimmt total langweilig für dich werden.“
„ Das macht mir nichts aus. Mal abgesehen davon, dass mir gar nicht langweilig werden kann, wenn du in meinen Armen liegst.“
„ Ich dachte ich soll mich ausruhen?“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Sollst du ja auch. Ob du es glaubst, oder nicht, aber ich denke auch nicht nur an das eine.“
„ Wirklich nicht? Wow.“ lächelte ich leicht. „ Dabei dachte ich eigentlich, dass du da noch einen Fluch brechen wolltest.“
„ Das will ich auch nach wie vor aber...“
„ Aber?“ blickte ich ihn verblüfft an.
„ Du bekommst von deiner Bestimmung schon genug Druck verabreicht, da will ich dich wegen diesem lächerlichen Mist nicht auch noch unter Druck setzen. Deshalb habe ich mich entschlossen, nicht als Dark zu sterben, falls wir den Fluch nicht rechtzeitig brechen können.“
„ Wirklich? Also wirst du mich weiter mit Dark beglücken?“ grinste ich ihn breit an.
„ Wenn du mir so kommst, sollte ich wohl doch sterben.“ murmelte er.
„ Lass dich von mir nicht ärgern. Du hast doch beim letzten Mal schon bemerkt, dass ich sowieso mit den Gedanken nur bei dir bin. Und da wird Dark nichts dran ändern können.“
„ Ja, ich weiß.“ lächelte er mich an. „ Nun wo ich das verstanden habe, fürchtete ich mich auch nicht mehr davor das du auf ihn triffst.“
„ Du hast dich davor gefürchtet? Wieso?“ war ich schon wieder erstaunt.
„ Weil ich Angst davor hatte, das er dich weiter von mir fort schieben könnte.“
„ Diese Sorgen sind unberechtigt, das kann nicht geschehen.“
„ Ja, jetzt weiß ich das auch.“
„ Das ist wirklich süß...aber trotzdem sollten wir weiter versuchen die Sache zu ende zu bringen.“
„ Alles andere wäre auch nicht in meinem Sinne. Aber nun brauchst du dich nicht mehr dazu zu zwingen.“
„ Dann kann ich also mit einer noch nie zuvor da gewesenen Gelassenheit daran gehen, ja?“
„ So ungefähr.“ lachte er leicht.
„ Fein.“
„ Ich warte dann im Schlafzimmer auf dich.“
„ Ist gut.“
Nachdem ich mich dann fertig geduscht hatte, mich abgetrocknet und wieder angezogen hatte, folgt ich ihm zu unserem Zimmer hin.
Zwischenzeitlich hatte auch er sich was trockenes angezogen und wartete bereits auf mich.
Gemeinsam kuschelten wir uns dann ins Bett, wo ich kurz darauf schon eingeschlafen war und erst einige Stunden später wieder erwachte.
Keith lag noch immer neben mir und streichelte ununterbrochen meinen Körper, während er mich zärtlich im Arm hielt.
Lächelnd kuschelte ich mich noch enger an ihn und seufzte glücklich auf.
„ Bist du also endlich aufgewacht, ja?“
„ Nein...“ säuselte ich ihm zu.
„ Nicht? Dann kannst du mir wohl auch nicht sagen, wie es dir jetzt geht, was?“
„ Mir geht es bestens. Es könnte gar nicht besser sein.“
„ Mhm..“ sah er lächelnd auf mich herab und drückte mich dann sachte an sich.
„ Nicht aufhören.“ flüsterte ich.
„ Aufhören womit?“
„ Meinen Rücken zu streicheln.“
„ Ach so.“ meinte er und begann dann wieder damit meinen Rücken zu streicheln.
„ Schon besser.“ flüsterte ich.
Beinahe schnurrend rieb ich meinen Körper an seinen und schob mein Bein zwischen seine Beine. Da mein Kopf auf seiner Brust lag, konnte ich seinen Herzschlag hören, was eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich hatte. Ich begann damit seine Brustmuskeln mit dem Finger nach zu ziehen, streichelte seinen Bauch und ließ mich weiter in seinen Bann ziehen. Solange, bis er plötzlich zusammen zuckte und mich so aus meiner Trance heraus zerrte.
„ Hör auf, das kitzelt!“
„ Mhm?“ blickte ich etwas verwirrt auf meine Finger runter, die seinen Bauch streichelten. „ Ich wusste ja gar nicht, dass du kitzelig bist.“ meinte ich und kitzelte ihn dann durch meine Streicheleinheiten heiter weiter.
„ Hey!“ lachte er. „ Hör auf!“
„ Das macht aber Spaß.“ kicherte ich.
„ Risa!“ stieß er warnend meinen Namen hervor.
„ Ja?“ sah ich ihn unschuldig an, während ich ihn weiter massakrierte.
Doch plötzlich griff er nach meiner Hand und rollte sich knurrend auf mich drauf.
„ Du weißt aber schon, dass man das Spiel zu zweit spielen kann, ja?“ flüsterte er mir zu.
„ Wirklich? Kann man das?“ blickte ich ihn an. „ Ich bin mir sicher, dass dir gerade schönere Sachen einfallen, als dieses Spiel mit mir zu spielen.“ rieb ich meine Hüfte grinsend an seine. „ Nicht wahr?“
„ Mhm...“ tat er so als müsste er darüber nachdenken.“ Ich weiß nicht worauf du hinaus willst.“
„ Wirklich nicht? Dann sollte ich dir wohl auf die Sprünge helfen.“ sagte ich und küsste den Teufel dann verführerisch auf den Mund.
Wenn er meine Hände nicht festhalten würde, würde ich ihn jetzt auch streicheln, aber so ging es schlecht.
„ Ich glaube nun verstehe ich was du meinst.“
Das tat er wirklich und gab mir genau das, was ich gerade haben wollte.
Erst am frühen Abend rafften wir uns auf und schlenderten ins Wohnzimmer.
„ Ich habe Hunger.“
„ Dann solltest du was essen.“ riet mir Misaki, der auf der Couch saß. „ Hast du heute Morgen überhaupt gefrühstückt? Das Mittagessen hast du ja verschlafen.“
„ Heute morgen? Ja, ich glaube schon, dass ich da was gegessen habe.“
„ Das glaubst du also, ja?“
„ Ich hab bestimmt was gegessen und nun gehe ich in die Küche um weiter zu essen.“ wanderte ich lächelnd weiter.
„ Mach das. Sag Bescheid wenn wir dich wieder auf dein Zimmer rollen sollen.“ rief mir Misa noch hinterher.
„ Das wird nicht nötig sein, aber danke!!“ brüllte ich zurück.
Es war wohl doch die richtige Entscheidung mich vom Trainieren abzuhalten. Ich hatte mir selbst so viel abverlangt aber nun wusste ich wieder, was es hieß völlig erholt zu sein. Trotz dem kleinen Techtelmechtel mit Keith.
Und morgen würde ich den Code meines Blutes knacken und Xantos Ankunft erwarten.
Denn dann würde ich den letzten Test bestehen und Ladthaa würde durch meine Hilfe wieder auferstehen.
>Nicht mehr lange und es ist vorbei. Dann ist alles... vorbei.<
Am nächsten Morgen standen die üblichen Verdächtigen dann vor der Tür und nach einem kurzen Plausch und einen sättigenden Frühstück machten wir uns gleich an die Arbeit.
Granas belegte mich mit einem Schild, so das meine Aura nicht nach außen trat und erschuf auch gleich wieder eine schützende Barriere, die meine Umgebung vor der völligen Zerstörung schützen sollte.
„ Also gut.“ nickte Helios. „ Dann probieren wir heute mal deine kompletten Mächte zu aktivieren, aber sollte ich merken, dass du deinen Verstand verlierst, werde ich sofort eingreifen.“
„ Ist gut.“
„ Mach dich bereit Granas, es kann sein, dass du das Schutzschild kurzzeitig verstärken musst, damit sie es nicht durch bricht. Alle anderen haltet nun Abstand, wenn euch euer Leben lieb ist. Das ist jetzt kein Spaß mehr und ich kann nicht vorhersehen, was geschehen wird.“
„ Ich bleibe hier stehen.“ meinte Patty, die das Spektakel unbedingt mit ansehen wollte.
„ Und ich bleibe dicht bei dir.“ harkte sich Hanon bei ihr ein.
„ Wenn es nicht mehr geht, dann hör bitte auf, ok?“ sah mich Lucia besorgt an.
„ Mach dir keine Gedanken.“ lächelte ich.
„ Dann los.“ ging auch der Sonnengott aus der Schussbahn und gesellte sich zu den anderen. „ Möge das Licht deine Klinge führen.“
„ Ja...“ lehnte ich meine Hand auf Rika's Armschmuck, das ich nun am Arm trug. „ Möge das Licht meine Klinge führen. Mit deiner Hilfe werde ich es schaffen.“ flüsterte ich. „ Seit wachsam ich fange jetzt an!“ rief ich ihnen zu.
Ehrlich gesagt, fürchtete ich mich ein bisschen davor, wieder im Bann meines Blutes zu stecken. Beim letzten Mal verlor ich komplett die Kontrolle über mich und verwüstete eine komplette Straße und nun waren hier ein paar Teufel, denen mein innerer Fluss bestimmt zu gern den Gar ausmachen würde. Ich hatte Angst davor, dass ich wieder mein Bewusstsein verlor und auf Keith und Misaki los ging. Nicht auszudenken was geschehen würde, wenn das eintraf. Wären sie überhaupt in der Lage mich aufzuhalten? Es wäre viel besser, wenn sie nicht hier wären, aber sie bestanden ja darauf, mir zuzusehen. Was für leichtsinnige Idioten...
Aber nun gut, es half alles nichts. Ich wollte diese letzte Hürde bewältigen und weiß Gott, ich würde es schaffen! Schließlich sagten ja alle über mich, dass ich einen unbeugsamen Willen hatte. Wenn dem so war, dann war jetzt die perfekte Gelegenheit mir dies zu beweisen!
Ohne noch länger über mögliche Folgen nachzudenken konzentrierte ich mich völlig auf meine Aufgabe.
Schritt für Schritt verstärkte ich die Kraft meines Blutes. Angefangen bei den Händen, die in diesem gewohnten rosa Licht gehüllt waren, bis zu meinem Füßen und schließlich leuchtete mein ganzer Körper.
Aber nicht nur meiner, auch Patty und Hanon begannen plötzlich kleine rosa Partikel zu verlieren, die sanft in den Himmel schwebten.
„ Interessant...“ betrachtete Granas sie. „ Ihr seit also wirklich mit ihr verbunden. Das Blut was sie euch gab, reagiert auf ihren Ruf.“
„ Werden wir jetzt etwa wieder zu Kindern??“ riefen beide auf.
„ Nein. Ihr Blut hat sich mit eurem vermischt und letztendlich ist es viel zu verdünnt, als das es zu Risa zurück fließen könnte. Deshalb seht ihr diese wunderschönen und glänzenden Funken. Ich wusste gar nicht, dass sie dir auch Blut von sich verabreicht hat, Misaki.“ betrachtete er nun den nächsten. „ Konntest du dem Blutrausch überstehen, ja? Das ist wahrlich erstaunlich.“
„ Ja, ich wurde vor einigen Wochen schwer verletzt und Risa rettete mir so das Leben.“
Aber so plötzlich die Fünkchen erschienen, so plötzlich waren sie wieder verschwunden. Mein Blut spürte wohl, das es nicht mehr zu mir gehörte und ignorierte meine Rufe schließlich.
>Sollte ich meinen Verstand verlieren, dann zeig mir mit deinem Licht den Weg aus der Dunkelheit heraus, Rika.< dachte ich, kurz bevor ich meine Mächte komplett aktivierte.
Ein wahrer Lichterfluss bildete sich um meinen Körper herum und reichte beinahe bis in den Himmel. Der Sturm nahm zu, wirbelte unaufhörlich um mich herum und riss den Boden unter meinen Füßen auf.
Ich spürte wie mein Körper unaufhörlich zu pochen begann und seinen Fokus auf die dunklen Auren legte.
Es fiel mir schwer meinen Verstand zu wahren und gleichzeitig diese unfassbar starke Macht zu kontrollieren. Aber ich gab nicht auf, ich durfte nicht aufgeben! Auch wenn ich sehr wohl vernahm, wie mein Blut die Kontrolle Stück für Stück übernahm und ich konnte scheinbar nicht das geringste dagegen tun. Ich kämpfte wie eine Löwin, die ihre Jungen beschützte, gegen den drohenden Verlust an und weigerte mich strikt dagegen, mich zu den Ladthaanern umzudrehen.
>Du hast gesagt du wirst das Licht in der Dunkelheit sein! Du hast mir geschworen, immer auf mich aufzupassen! Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um dein Versprechen ein zu lösen!!<
„ Risa!“ wollte Keith auf mich zu stürmen, aber Helios hielt ihn davon ab.
„ Noch hat sie nicht verloren, also sorge nicht dafür, das sie verliert! Sie kämpft und wird als Siegerin hervor treten. Hab mehr vertrauen in ihr.“
„ Mhm.“ sah er sich das Schauspiel weiter besorgt an.
„ Hngh!“ zwang mich der wütende Sturm beinahe in die Knie. „ Ich...darf nicht....verlieren! Ich werde mich... nicht geschlagen...geben!“ murmelte ich vor mich hin.
>Ich darf mich nicht von meinen Mächten kontrollieren lassen, ich muss sie kontrollieren! Aber wie soll ich das schaffen, es scheint so ausweglos zu sein.<
Vermutlich wäre es jetzt das Beste, das Blut wieder schlafen zu legen. Aber solange ich noch einen Funken Kontrolle besaß, durfte ich mich nicht geschlagen geben.
Ich bekam nur am Rande mit, wie mein gleißendes Licht wie Peitschen durch die Gegend zischten und alles um nieteten, was sich ihnen in den Weg stellte.
Mein Herz begann wie Wild zu schlagen und auch das Pochen wurde immer stärker, ich verlor sogar für ein paar Sekunden das Bewusstsein, so als hätte mich der Sekundenschlaf fest im Griff. Nur lag es natürlich nicht an diesen, sondern an meinem roten Fluss, der eisern um die Herrschaft kämpfte und mir zahlenmäßig überlegen war.
Doch gerade als ich kurz davor war zu verlieren und Helios schon eingreifen wollte, leuchtete mein Armschmuck hell auf.
„ Was...?“ starrte ich erstaunt auf meinen Arm.
„ Was geschieht da?“ riss Helios erstaunt die Augen auf.
„ Deshalb wollte Rika also, dass ich ihr das Schmuckstück gebe, es wurde in ihren Mächten getränkt.“ erzählte Lucia ihnen völlig perplex. „ Sie ist nicht mehr hier, aber trotzdem passt sie auf Risa auf.“
Das Licht legte sich wie ein Schutzschild um meinen Körper und beruhigte den tosenden Sturm, der um mich herum herrschte.
Mein Blut kämpfte zwar noch immer, aber es war fast so, als wären die roten Krieger geschwächt worden.
„ Rika...“ flüsterte ich erstaunt ihren Namen, musst aber dann schon wieder lächeln. „ Danke...“
Nun, da ich mein Reich zum Teil wieder zurück erobern konnte, fielen mir auch die Worte von Yujin wieder ein. Wenn ich also dafür Sorgte, dass meine Kräfte nicht unkontrolliert herum peitschten, würde es mir auch leichter fallen sie im Schach zu halten. Das war das letzte rettende Seil an das ich mich klammern konnte, ich hoffte inständig, das es sich nicht als Stroh entpuppte.
Mit letzter Kraft beschwor ich meinen Bogen herauf, spannte diesen und konzentrierte meine ungezähmte Macht auf die Pfeilspitze.
„ Gemeinsam werden wir einen Weg finden!“
Rika's Licht gab mir kraft, vielleicht sogar die Kraft die ich brauchte, um dem Sturm trotzen zu können. Dann feuerte ich den Pfeil ab und traf direkt ins schwarze der Zielscheibe, die bei der Wucht meiner Attacke zerberste.
Bei dem Aufprall explodierten meine Blutmächte förmlich und wenn Granas die Umgebung und meine Freunde nicht schützen würde, wäre nun alles hinüber.
Es dauerte ein bisschen, bis sich der Nebel lichtete und das blendende Glitzern verschwand.
Es war eine schwere Geburt, aber ich hatte es geschafft! Dank Rika's Hilfe war ich nun Herr meines Blutes und nun, wo ich es nach Herzenslust verstärken und wieder schwächen konnte, war es gar nicht so schwer. Man musste nur erst mal wissen wie es ging. Ungefähr so wie beim ersten aktivieren, als wir uns noch auf der Insel befanden.
„ Hat sie es geschafft?“ harkte Patty aufgeregt nach. „ Hat sie?“
„ Ja, sie hat es geschafft.“ nickte Helios.
Selbst Thanatos stand in einiger Entfernung auf einem Dach und betrachtete das Schauspiel lächelnd. Seine Aura wurde mal wieder von Gran verborgen, deshalb bemerkten wir ihn nicht und dann war er auch schon wieder weg, ehe wir ihn überhaupt bemerken konnten.
„ Ich... habe es geschafft.“ sah ich auf meine Hände. „ Ich habe es wirklich geschafft!!“ jubelte ich.
„ Hast du etwa daran gezweifelt?“ zog der Sonnengott schmunzelnd eine Augenbraue hoch.
„ Vielleicht... einen klitzekleinen Moment lang...“ murmelte ich.
„ Wollen wir weiter machen? Oder brauchst du eine Pause?“
„ Nein, ich fühle mich großartig! Wir können sofort mit dem Training fortfahren.“
„ Dann bist du bereit für einen Übungskampf?“ sah er zu den Teufeln rüber. „ Natürlich wird keinem von euch was passieren, dafür wird Granas schon sorgen. Also haltet euch nicht zurück, Xantos würde es auch nicht machen.“
„ Ich mache es.“ trat Charon auf die Terrasse. „ Niemand kann sich schneller bewegen als wir Götterkatzen. Man sagt ja nicht umsonst, das wir schneller wären als das Licht und ein bisschen Übung würde mir auch nicht schaden.“
„ Ok.“ nickte Helios.
„ Hauptsache das Schutzschild bricht nicht zusammen, ich will sie nicht verletzen.“
„ Pass lieber auf, dass ich dich nicht verletze.“ maulte ich.
„ Au ja, Charon in Aktion! Das bringt es!“ strahlte Hanon. „ Wollen wir wetten abschließen, wer von den Beiden gewinnen wird?“
„ Ich glaube das sie sich beide nicht viel nehmen werden.“ meinte Elara. „ Charon ist nämlich ein bisschen eingerostet, weiß du?“ kicherte sie.
„ Das habe ich gehört!“ fauchte er sie an.
„ Was denn? Ich hab nichts gesagt.“ pfiff sie.
„ Dann geht auf eure Plätze.“ befahl Helios und ging dann wieder zu den anderen.
„ Warum soll sie überhaupt einen Übungskampf ausfechten?“ wollte Keith dann wissen.
„ Damit ich ihre Lücken in der Verteidigung oder ihre Fehler beim Nahkampf sehen kann.“
„ Ah, ok.“
„ Legt los!“
Kaum gesagt da stürmte Charon schon auf mich zu. Anfangs wehrte ich seine Hiebe noch mit meinen Schwert ab, aber dann warf ich es in die Luft und ließ es gleichzeitig verschwinden.
Ich hatte mich schon immer brennend dafür interessiert, warum meine Schwester ohne Waffen kämpfte und wollte es nun mal selbst ausprobieren.
„ Was macht sie denn da?“ wunderte sich Misa über mein plötzliches Verhalten.
„ Sie macht mal wieder Rika nach...“ seufzte Lucia lächelnd. „ Selbst nach so langer Zeit kann sie es einfach nicht lassen.“
Ich wehrte seine Angriffe beinahe Mühelos ab und konterte mit gezielten Schlägen und Tritten.
Einiges davon hatte ich mir von meiner Schwester abgeguckt, sie war im Faustkampf wirklich unschlagbar. Es machte mir sogar wahnsinnigen Spaß ihn in die Luft zu treten oder die Beine weg zuziehen. Und schließlich hatte er mir dann nichts mehr entgegen zu setzen.
„ Gewonnen!“ grinste ich ihn breit an.
„ Ich sag ja, er ist etwas eingerostet.“
„ Wie es scheint, sollte ich mich noch einer anderen Baustelle zuwenden.“ strich sich Helios übers Kinn. „ Das war wahrlich miserable.“
„ Er war bis vor kurzem ja auch noch Tod. Es ist also kein Wunder, das er nicht mehr in Form ist.“ meinte Granas. „ Ich erinnere mich an Zeiten, wo du Haushoch gegen ihn verloren hast, Elara.“
„ Hrhr, ich weiß nicht wovon du sprichst, alter Mann.“ grinste sie. „ Lasst mich das mal machen, ich werde sie schon auf Trab halten.“ schlenderte mein Kätzchen zu mir rüber.
„ Das war Grottenschlecht...“ sah der Sonnengott auf den schnaufenden Kater herab.
„ Bist du bereit?“ fragte die Katze.
„ Nur zu.“
Tatsächlich war es was ganz anderes gegen Elara zu kämpfen, als gegen Charon. Wir waren ebenbürtige Gegner, konnte man wohl mit recht behaupten. Zwei Giganten, die aufeinander prallten und sich in ihrer Stärke nicht wirklich unterschieden. Wir landeten etwa beide gleich viele Treffer und mussten dementsprechend dasselbe wegstecken.
„ Ich hätte gerade echt Bock darauf mich mit den beiden zu messen.“ grinste Misa.
„ Ich kann dich da voll und ganz verstehen.“ stimmte ihm Keith zu.
„ Wow.“ flüsterte mein Kater. „ Sie ist wirklich unglaublich stark geworden.“
„ Mit dem richtigen Training wirst du das auch.“
„ Das sieht so faszinierend aus.“ war Hanon von unserem Kampf gefesselt. „ Diese geschmeidigen und eleganten Bewegungen, die so viel Wums in sich haben. Es ist fast so als würden sie miteinander tanzen. Ja genau! Das ist die perfekte Bezeichnung dafür! Sie tanzen!“
Immer wieder schleuderten wir uns gleichzeitig weg und schlitterten ein paar Meter über den Boden, bevor wir wieder auf den anderen zu schnellten.
„ Ich werde dem ganzen jetzt ein Ende setzen, bevor wir morgen noch miteinander ringen!“ brüllte ich ihr zu. „ Mach dich auf deine Niederlage gefasst!“
„ Aber nicht mehr in diesem Leben!!“ schrie sie zurück.
Wir bündelten im gleichen Moment unsere Energie und erschufen eine energiegeladenen Kugel um uns herum.
„ AHHHHHHH!!!“ stürzten wir uns schreiend auf den jeweils anderen und knallten mit unseren Mächten gegeneinander.
Jeder wollte den anderen Schutz zerstören und als Sieger hervorgehen, dabei bemerkten wir gar nicht, wie anstrengend es für Granas war, uns vor möglichen Schäden zu bewahren. Wir waren voll und ganz in unserem Kampf versunken.
Wir verstärkten unseren Energie immer weiter und immer weiter, das Ziel dabei fest im Blick und immer darauf bedachte die Abwehr des Gegners zu zertrümmern. Bis unsere Kugeln plötzlich wie Seifenblasen zerplatzten und wir durch den enormen Wums, wie es Hanon so schön beschrieb, ans andere Ende des Garten geschleudert wurden und dort nicht gerade sanft gegen Opas Schutzschild knallten.
„ Hah...hah...“ keuchte ich.
„ Das ist dann wohl ein Unentschieden...“ versuchte sich Elara wieder auf die Beine zustellen.
„ Das reicht jetzt auch! Mein armes Herz. Ihr könnt einen alten Mann doch nicht so fordern.“ seufzte Gran völlig außer Atem auf.
„ Ist alles in Ordnung mit euch?“ sah uns Patty besorgt an.
„ Keine Sorge. Ich bin bloß etwas geschafft, mehr nicht.“ lächelte ich sie beruhigend an und lehnte meinen Kopf gegen das Schild, was genau in diesem Moment aufgelöst wurde und dafür sorgte, dass ich nach hinten fiel.
Aber auch Elara lag nun wieder auf dem Boden, die sich stützend gegen die Barriere gelehnt hatte.
„ Hihihi!“ bekam ich bei ihrem Anblick einen Lachanfall.
„ Bemerkenswert.“ klatschte Helios beeindruckt in die Hände. „ Ihr zwei seit großartige Kämpfer. Ich schätze meine Arbeit ist hier getan, wird zeit sich dir zu widmen.“ starrte er Charon wieder an.
„ Ich hab es ja verstanden...“ murrte dieser.
„ Kannst du aufstehen?“ beugte sich Keith zu mir runter.
„ Sicher, ich sagte doch bereits das alles in Ordnung ist.“ als ich dann allerdings aufstehen wollte, gaben meine Beine nach. „ Wuha!“ krallte ich mich an den Prinzen fest. „ Ok, ich bin vielleicht doch ein bisschen erschlagen.“
„ Soll ich dich tragen?“
„ Also das ist nun wirklich nicht nötig.“ murmelte ich verlegen.
Irgendwie schafften wir es dann ins Wohnzimmer zu kommen und uns dort auf die Couch zu hauen.
„ Du bist gut.“ lächelte Elara, die seitlich an meinem Körper lehnte. „ Helios versteht scheinbar was von seinem Job.“
„ Du bist auch gut!“ sah ich sie seitlich an. „ Sehr gut sogar.“
„ Mich würde es ja brennend interessieren, ob ihr auch in der Lage wärt mich zu besiegen.“ stand Misaki mit verschränkten Armen vor uns. „ Um es euch leichter zu machen, würde ich es auch mit euch beiden gleichzeitig aufnehmen.“
„ Ich habe dir schon mal gesagt, das du mit uns beiden nicht klar kommen würdest!“ wies ich ihn zurecht. „ Schreib dir das endlich hinter die Ohren.“
„ Dann lasst uns das Morgen doch mal ausprobieren. Mal schauen ob ich wirklich keine Chance habe.“
„ Gib es doch zu, du willst mich einfach nur mal schlagen. Und ich meine damit nicht über mich gewinnen.“ schmunzelte ich.
„ Dich schlagen? Wie kommst du denn darauf?“ zog er eine Augenbraue hoch. „ Ihr habt bloß mein Interesse geweckt, das ist alles. Übungskämpfe sind doch perfekt, um seine Kräfte messen zu können.“
„ Und warum kämpfst du dann nicht gegen Keith?“ wollte meine Kitty wissen.
„ Weil der Sieger da schon fest stehen würde.“ kratzte er sich am Kopf. „ Außerdem habe ich wirklich keine Lust darauf, einen endlosen Kampf auszutragen.“
„ Ja, darauf würde es wohl hinaus laufen.“ stimmte ich ihm zu. „ Na gut, dann tragen wir halt einen Übungskampf aus. Wir haben ja nichts zu verlieren.“
„ Doch, Misaki könnte seine Ehre und Würde verlieren, wenn er gegen uns verliert.“
„ Wenn ich denn verliere.“
„ Das wirst du, versprochen.“ grinste ihn Elara breit an.
„ Hochmut kommt vor dem fall, hatte dir das denn niemand beigebracht?“ schielte er sie seitlich an.
„ Doch, aber ich verstehe es bis heute nicht.“
„ Ein hoffnungsloser Fall, also.“
„ DAS WAR DER OBER HAMMER!!!“ brüllte uns Hanon begeistert an. „ Erst du so, bäm, dann sie, boom und dann zusammen wäms!“ fieberte sie dem Kampf noch immer mit vollem Körpereinsatz mit. „ Warum brauchst du überhaupt zwei Wächter? Du machst sie alle alleine platt!“
„ Weil einer allein den vollen ausmaß dieser Macht nicht tragen kann. Deshalb sind Charon's und Elara's Seele mit mir verbunden. Sie sterben, wenn ich sterbe, verfügen dafür aber über gewaltige Kräfte, mit denen sie mich beschützen. Und wenn einer meiner Wächter stirbt, ich also eine Seelenverbindung verliere, werden meine Mächte geschwächt.“
„ Es hat also alles seine Vor und Nachteile, was?“
„ So kann man das sagen, ja.“ streckte sich Elara und nahm dann plötzlich ihre kleine Gestalt an, um es sich dann schnurrend auf meinem Schoss bequem zu machen. Wo sie sich auch gleich einrollte.
„ Das hättest du wohl gerne, was? Und wer streichelt mich? Ich war jawohl auch am Kampf beteiligt!“ meckerte ich.
„ ...“ schnurrte sie mich bloß schweigend an und rieb ihr Köpfchen an meinen Oberschenkel, ehe sie mich mit ihren großen Kulleraugen ansah.
„ Hach ja..“ seufzte ich beinahe theatralisch auf und begann sie knurrend zu streicheln.
„ Ich bekomme immer meinen Willen.“ grinste Elara und schloss dann ihre Augen. „ Lang lebe die Niedlichkeit.“
„ Ja, juhu...“ sah ich zu ihr runter.
Kurz darauf ließ sich Keith neben mir nieder und lehnte seinen Arm um meine Schulter, damit ich mich an ihn lehnen konnte.
„ Wie wäre es, wenn wir zwei uns morgen einem Duell stellen?“ harkte er leise nach, während er mir einen sanften Kuss auf mein Haar gab.
„ Nicht du auch noch...“ seufzte ich erneut auf.
„ Ich mache das ja nicht ohne Hintergedanken. Der Gewinner sollte sich was wünschen dürfen. Damit es sich lohnt, zu gewinnen, weißt du?“
„ Ach?“ schielte ich zu ihm auf.
„ Es gibt da etwas, dessen Ende ich gern verändern würde.“ lächelte er mich an.
„ Wie meinst du das?“ verblüffte er mich.
„ Erinnerst du dich an unser romantisches Essen?“
„ Du meinst das Desaster, was ich herauf beschwor, als ich noch unter Amnesie zu leiden hatte?“
„ Genau, das meine ich.“ lächelte er. „ Ich würde es gerne wiederholen, damit es dieses mal genauso ausgehen kann, wie du dir das erhofft hast.“
„ Du willst also mit mir schlafen? Dafür musst du aber nicht gegen mich kämpfen.“
„ Es geht nicht um den Sex, Schatz. Es geht um den Moment, den ich damals kaputt gemacht habe. Der Zauber, der von mir unterbrochen wurde.“
„ Mhm...“ lächelte meine Kitty entzückt. „ Er kann ja auch ganz niedlich sein! Ich muss aufpassen, sonst macht der mir noch meinen Rang abspenstig.“
„ Keine Sorge, das will ich gar nicht.“ kraulte er ihren Kopf. „ Also? Was sagst du dazu?“
„ Wie sollte ich bei den Aussichten denn nein sagen können?“ senkte ich lächelnd meinen Blick. „ Ich würde sogar absichtlich verlieren.“
„ Das wird nicht nötig sein.“ grinste er mich leicht an.
„ Werde mal nicht frech hier, ansonsten bleibt die Küche kalt!“
„ Kaltes Essen schmeckt auch gut.“
„ Ach du bist doof...“ schmunzelte ich und lehnte mich wieder an ihn.
„ Manchmal...“ flüsterte er und drückte mich gleichzeitig fester an sich.
„ Ihr seit beide doof, deshalb passt ihr ja so gut zusammen.“ kicherte meine Kitty, die sich nun auch auf seinem Schoss breit machte und den imaginären Ameisen als Brücke zwischen uns diente.
„ Ja, ich hab dich auch lieb.“ zog ich ihr an den Ohren. „ Dich habe ich auch lieb.“ wendete ich mich meinem Freund zu, der mich mit einem Blick ansah, der mir so was wie: Und was ist mit mir?, sagen sollte.
„ Du hast mich also nur lieb....gut zu wissen.“ stützte er seinen Kopf an der Hand ab.
„ Ja, so wie ein Kuscheltier. Ich denke dieser Vergleich würde ganz gut passen...HEE!!“ brüllte ich lachend auf, als er plötzlich von mir weg rutschte und ich rückwärts aufs Sofa fiel.
„ Wie ein Kuscheltier, ja?“ blickte er auf mich herab.
„ Och Mensch. Das war gerade so bequem.“ knurrte mein Wächter, der natürlich auch auf die Polster kullerte.
„ Du kannst doch nicht einfach weg rutschen.“ schmollte ich.
„ Doch, du siehst doch das ich das kann.“
„ Würde dich ein 'ich liebe dich' wieder gnädig stimmen?“
„ Das findest du wohl nur heraus, wenn du es ausprobierst.“ flüsterte er.
Doch gerade als ich mich an ihm hochgezogen hatte und ihn ihm mit einem zärtlichen Kuss meine Liebe gestehen wollte, wurde unser Geturtel je unterbrochen.
„ Jaa! Das hättest du wohl gerne!“ nahm Elara ihre wahre Gestalt an und stieß uns beide dabei zurück. „ Wenn ich nicht schlafen darf, dann dürft ihr auch nicht miteinander rum machen, so!“ setzte sie sich schließlich mit verschränkten Armen zwischen uns und starrte murrend vor sich hin.
„ Mhm...“ lächelte ich.
Zum Glück gab es auch bei ihr den 'Besänftigungsknopf' und so konnte ich bald schon wieder mit meinem Teufel kuscheln.
Tag der Veröffentlichung: 14.01.2013
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