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Kapitel 42. Der erste Kuss und andere Katastrophen





Es war wirklich eine ausgezeichnete Idee in Takeo's Bar zugehen und dort mal so richtig die Sau raus zu lassen. Hier, wo ich zum ersten Mal auf das dicke Glühwürmchen traf und wo der Grundstein meines neuen Ichs gelegt wurde.
Wenn ich niemals mein Gedächtnis verloren hätte, hätte ich die Geister der Vergangenheit niemals vertreiben können. Dann würde ich noch immer auf der Stelle treten und Thanatos, oder eher Yujin, bis aufs Blut hassen. Vermutlich wäre dann nicht mal Charon hier, der gerade mit Elara seinen Spaß auf der Tanzfläche hatte.
Aber vielleicht... wäre doch alles so gekommen, wie es nun war, es hätte nur mehr zeit in Anspruch genommen.
Wenn ich nicht so viel Spaß auf der Bühne hätte, würde ich jetzt vermutlich neidisch werden. Vermutlich auch, weil Hanon noch immer mit Keith tanzte und das gerade zu einem ruhigeren Lied. Aber das nächste würde ihnen gehörig einheizen, das schwor ich mir.
Um uns herum tänzelten noch immer die Visionen von Yuri, nur ein paar Schlächter an der Theke widmeten ihre Aufmerksamkeit einem anderen Rückblick. Nämlich den extra für Takeo erschaffenen Fall von Ladthaa, danach lief der Angriff auf Kythos.
„ Ich wünschte mir so sehr, ich könnte die zeit zurückdrehen. Ich wünschte, dass das alles niemals geschehen wäre. Der ganze Wahnsinn, der nun schon Jahrhunderte andauert. Es hätte nie passieren dürfen.“ gab Granas betroffen von sich.
„ Das war es also, wovor Risa sich so sehr gefürchtet hatte, das sie ihre Erinnerungen nicht wiedererlangen wollte.“ verschränkte der Geistliche die Arme vor die Brust. „ Aber dich trifft keine Schuld. Du wurdest von Fremden Mächten gesteuert, aus denen du dich aus eigener Kraft wieder befreit hast.“
„ Aber leider viel zu spät. Ich habe es zugelassen, das meine engsten Vertrauten starben. Die Liebe lässt sich nicht erzwingen und anstatt nur an meine Rache zu denken, hätte ich meinen dickköpfigen Sohn aufhalten müssen. Er hat mein geliebtes Volk zu willenlosen Sklaven gemacht und das feste Band zwischen Licht und Dunkelheit zerstört. Er hat uns alle den Untergang gebracht.“
„ Nein, noch ist nichts untergegangen und solange ein paar Seelen dem Sturm trotzen, wird dies auch nicht eintreffen. Ihr werdet allen die Erlösung bringen, daran glaube ich ganz fest.“ sah Takeo den Gott lächelnd an. „ Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr Rückgängig machen, aber man kann für eine bessere Zukunft kämpfen und genau das tust du.“
„ Wir alle haben Fehler begannen, die man eigentlich nicht mehr gut machen kann.“ schaltete sich nun auch Helios ein. „ Trotzdem dürfen wir uns nicht von Selbstzweifeln besiegen lassen. Wir müssen wieder aufstehen und nun den richtigen Weg folgen. Andernfalls sind wir für Risa keine große Hilfe.“
„ Und nun Schluss mit den Trüben Gedanken, wir sind doch hier um zu feiern, oder etwa nicht?“ schielte Aaron die Männer seitlich an.
„ Ja, sicher.“ stimmten sie ihm zu.
„ Na also. Geht doch.“
Nach dem nächsten Lied machten Lucia und ich erst einmal eine künstlerische Pause und gesellten uns wieder zu den anderen.
Dort wurde ich auch gleich von ein paar Schlächtern umzingelt, die mir unbedingt ihre neusten Abenteuer erzählen wollten.

„ Da stand ich also nun!“ erzählte der eine. „ Allein in einer verlassenen und dunklen Lagerhalle. Um mich herum nichts als Tonnenweise Spinnengewebe, Staub und zurückgelassenen Kisten. Ich tastete mich vorsichtig voran und behielt jeden noch so kleinen Winkel im Auge.“
„ Woha...“ fieberten Hanon und Patty mit und hielten sich dabei aufgeregt an den Händen.
„ Mit gezückten Waffen schlich ich durch die Halle.“ sagte er in einem leiseren Geheimnisvolleren Tonfall. „ Die Atmosphäre war zum zerreißen gespannt, ich rechnete jeder Zeit damit dem Tod in die Augen zusehen...“ machte er eine kleine Pause und kam dabei näher zu uns hin um uns dann urplötzlich ein: „ Und da stand er nun!!“ entgegen zu schleudern.
„ Uaaaahhhhh!!“ brüllten die jungen Damen erschrocken auf.
„ Ein waschechter Phantom.“
„ Grummel...“ murrte Keith vor sich hin und sackte dabei leicht mit dem Oberkörper auf die Theke.
„ U-Und was ist dann passiert?“ harkte Patricia ängstlich nach.
„ Ja nichts. Ich bin doch nicht so blöd und lege mich mit einem Phantom an. Nicht auszudenken was der mir für Flüche um die Ohren schleudern könnte. Mal abgesehen davon, das die Kerle ja harmlos sind. Also warum sollte ich ihn vernichten? Die Teufel der Angst werden von uns ja auch nicht eliminiert.“
„ Grummel, grummel...“ murrte mein Freund nun noch lauter.
„ Was für eine langweilige Geschichte.“ drängelte sich nun ein anderer dazwischen. „ Wollt ihr mal eine wahre Teuflische Geschichte hören?“
„ Schieße los.“ lächelte ich leicht und lehnte gleichzeitig meine Hand auf den Oberschenkel des Prinzen.
„ Ich stand einer ganzen Armee von blutrünstigen Teufeln gegenüber. Hunderte, ach was sag ich da, tausende müssen das gewesen sein und einer war hässlicher als der andere! Teufel sehen ja an sich schon scheiße aus, aber die waren die Krönung des ganzen. Nichts für ungut!“ meinte er kurz an Misaki gewandt.
„ Ich fühle mich nicht angesprochen, keine Sorge.“
„ Sie umzingelten mich und fielen dann in Scharen über mich her! Sie kamen von links, von recht, ja sogar von oben und auch von unten! Sie waren überall und ihre metallischen Krallen glitzerten verheißungsvoll in der Sonne. Ich spürte wie sie mich regelrecht aufschlitzen, wie mir das Blut am Körper herunter quoll und doch schickte ich jeden einzelnen von ihnen in das Loch zurück, aus dem sie gekrochen kamen.“
„ Wow!“ strahlte Hanon in an. „ Du bist so stark und mutig.“
„ Das will ich wohl meinen.“ kratzte er sich grinsend am Kopf.
„ Nun bin ich dran!!“ funkelten Patricia's Augen Keith spöttisch an, der davon allerdings nichts mitbekam. „ Hanon und ich waren vor einigen Monaten im Wald auf Pilzsuche und wollten uns gerade auf den Heimweg machen, als uns ein verletzter Mann auffiel, der dort auf der Straße lag.“ begann sie grinsend zu erzählen. „ Beim näheren hinsehen bemerkten wir dann, das es sich dabei um einen Teufel handelte, um genau zu sein, er war ein Inkubus!“
„ Ein Inkubus??“ raunten die Schlächter. „ Oh mein Gott. Ist euch etwas geschehen?“
„ Mhm...“ lehnte Keith knurrend seinen Kopf an die Hand.
„ Wir wollten noch weg rennen.“ nahm Hanon die Geschichte auf. „ Aber da wachte er plötzlich auf und sah uns mit seinen glasigen Augen gierig an. Wir hatten schon fest damit gerechnet, dass wir nun als Teufelsfutter enden würden. Aber so kampflos wollten wir uns nicht geschlagen geben und so nahmen wir die Beine in die Hand und rannten um unser Leben.“ lachte sie.
„ Wir trennten uns sogar extra, damit er uns nicht beide fressen konnte. Doch dann stieß aus heiterem Himmel eine Wurzel aus der Erde empor, über die ich dann stolperte und unsanft auf den Boden klatschte.“
„ Da gibt es so viele Teufelschlächter auf dieser Welt, aber wenn sie gebraucht werden ist nicht einer zur Stelle.“ kicherte ich belustigt.
„ Und was war dann? Habt ihr den Inkubus einen Ast in die Brust gestoßen, oder ihn bloß mit euren Pilzen beworfen?“
„ Das wäre eine ausgezeichnete Idee gewesen.“ lachte Hanon. „ Aber leider ist uns nichts dergleichen in diesem Moment in den Sinn gekommen. Stattdessen musste ich dabei zusehen, wie er sich auf meine Freundin stürzen wollte und ich konnte rein gar nichts dagegen tun.“ seufzte sie theatralisch auf. „ Es schien, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen, als hätte sie das letzte Mal in ihrem Leben einen Keks gegessen, den Sonnenuntergang gesehen, oder einen Pilz gesammelt.“ das einzige was gerade noch fehlte war der Scheinwerfer, der bloß auf die junge Dame gerichtet war.
„ Doch gerade als man mein Licht ausknipsen wollte, fiel Risa von einem Baum runter und landete direkt auf dem Inkubus drauf.“
„ Ich bin nicht gefallen, sondern gesprungen.“ berichtigte ich sie.
„ Da habt ihr aber echt Glück gehabt. Das hätte böse für euch enden können. Habt ihr überhaupt eine Ahnung davon, von was sich diese Kakerlaken ernähren?“
„ Ja, sie brauchen die Nähe der Menschen.“ antwortete Patricia ihm.
„ Wirklich sehr nett umschrieben, aber um es mal auf den Punkt zu bringen: Sex! Das ist das einzige was ihn interessiert.“
„ Dann können wir wohl von Glück sagen, dass das kein echter Inkubus war, sondern nur ein verfluchter Mensch.“ überlegte Hanon. „ Aber nun wissen wir wenigstens was er tun musste, damit der Fluch ein ende fand.“ schielte sie mich grinsend an.
„ Warum wurde ein Mensch von einem Phantom verflucht...?“ harkte einer der Männer verdutzt nach. „ Sie tun doch eigentlich niemanden was, es sei denn man will ihnen was tun. War dieser Idiot etwa ein Kollege von uns?“
„ Ja.“ nickten sie gleichzeitig,
„ Was für ein Schwachkopf.“ lachten sie sich auf Keith's Kosten die Seele aus dem Leib.
„ Das hätte jeden einzelnen von euch auch passieren können.“ verschränkte ich meine Arme vor die Brust. „ Ein einziger Auftrag reicht schon und ihr könntet einem Phantom gegenüber stehen und dann? Wollt ihr feige den Schwanz einziehen, obwohl ihr eine Aufgabe habt? Eventuell sogar von einem ängstlichen Menschen? Oder helft ihr eurem Feind gar dabei, eine neue bleibe zu finden? Wohl kaum!“ grinste ich sie schief an. „ Ihr würdet wie kleine Kinder los heulen und nach eurer Mama rufen, wenn ihr der Übermacht, einem Phantom, gegenüber steht, nicht wahr? Aber ein Schlächter unter euch, ist mutiger als ihr alle zusammen. Denn er hat sich mit einem Phantom angelegt, ganz gleich welche Flüche auf ihn warten würden.“
„ Phantome sind harmlos, also warum sollten wir sie vernichten wollen?“
„ Sind das einfache Geister nicht auch? Und trotzdem hindert euch das nicht daran, sie zu vertreiben. Und ist Misaki nicht auch harmlos? Und trotzdem wolltet ihr ihn bei eurem ersten Treffen vernichten.“
„ Das war was anderes...“
„ Jaja.“
„ Macht euch nichts draus...“ kicherte Elara. „ Sie steht halt auf Inkubusse!“
„ Nicht auf alle.“ lachte ich.
„ Das habe ich jetzt mal überhört.“ schielte mich Keith seitlich an.
„ Und außerdem bin ich da auch nicht die Einzige, nicht wahr Elara?“
„ Ich weiß nicht wovon du sprichst...“ pfiff sie scheinheilig durch die Zähne. „ Außerdem ist der Inkubus ja auch nicht der einzige von dem du schwärmst. Oder muss ich dich etwa an Yujin erinnern? Zu schade, dass du schon an einem Leviathan versprochen bist, nicht?“
„ Risa hat einen sehr guten Geschmack in Sachen Männer.“ meldete sich auch Yuri zu Wort.
„ Ach ja? Wenn es so wäre, dann würde sie auf meine beiden Kumpels stehen.“ ließ einer von ihnen seine Oberarmmuskeln zucken.
„ Sorry, aber ich habe eher einen Rücken Fetisch.“
„ DEN hab ich auch!!“
„ Und außerdem habe ich eine schwäche für goldene Augen.“
„ DIE.... hab ich nicht.“
„ So ein Mist aber auch.“
„ Wo bleibt denn eigentlich Naoki? Kommt der heute gar nicht?“ starrte Hanon mal wieder sehnsüchtig zur Tür.
„ Der kommt immer ein bisschen später.“ erklärte ich ihr. „ Mit der Pünktlichkeit hat er es nicht so.“
„ Na toll...“
„ Der wird schon kommen, nur Geduld.“ lachte ich.
„ An irgendwem erinnert sie mich gerade.“ tat Takeo so als müsste er darüber nachdenken. „ Irgendwer konnte es auch nie erwarten, das er endlich auftauchte. Nur wer war das bloß?“
„ Tja, das kann ich dir auch nicht sagen.“ lächelte ich leicht.
„ Nein, natürlich nicht.“
„ Dem Kleinen liegen die Mädels ja regelrecht zu Füßen. Kein Wunder also, dass er immer zu spät kommt, wenn er sich erst vor einer Horde wild gewordener Frauen retten muss.“ grinste ein Schlächter schief.
„ Er weiß halt wie es geht.“ vermutete ein anderer.
„ Ja. So jung müsste man noch mal sein.“
„ Die Jugend bringt aber nicht zwangsläufig den Erfolg bei den Frauen mit sich.“ meinte ich. „ Außerdem, wenn ihr wieder so jung wärt, würde euch doch eure Erfahrung als Schlächter flöten gehen.“
„ Stimmt auffallend..“

Erst eine geschlagene Stunde später betrat Naoki die Bar, gerade da, wo Hanon mit Patty auf dem Klo verschwunden war.
„ Da ist ja unser Herzensbrecher endlich. Du wirst schon erwartet.“ erzählten ihm ein Gast, der sich dicht bei der Tür aufhielt.
„ Neidisch?“
„ Da wartet eine Meute super heiße Damen auf dich, also was glaubst du wohl?“
„ Das ich die Damen nicht länger warten lassen sollte.“ grinste er leicht und schlenderte dann zu uns hin. „ Hi!“
„ Da bist du ja endlich.“ stemmte ich meine Hände in die Hüfte. „ Das nächste mal sage ich dir, dass wir uns um sechzehn Uhr treffen, damit du dann auch pünktlich um neun da bist.“
„ Ja, tut mir leid. Ich hatte da noch einen Auftrag aufgedrückt bekommen.“
„ Was denn? Hat die Dusche oder dein Haargel nach dir gerufen?“
„ Ach komm schon, ich hab mich doch entschuldigt, reicht das denn nicht?“
„ Vielleicht solltest du das nächste Mal nicht mit leeren Händen her kommen.“ riet Yuri ihm. „ Zu mindestens dann nicht, wenn du sie stunden lang warten lässt.“
„ Ich werde es mir fürs nächste mal merken. Sind wir jetzt wieder Freunde?“
„ Aber nur weil du es bist.“ lächelte ich leicht.
„ Fein.“ erwiderte er das Lächeln und schaute sich dann verstohlen um. „ Ist dein Gorilla gar nicht hier?“
„ Doch, aber er ist mit meiner Schwester gerade auf der Tanzfläche.“
„ Oh gut.“ griente er und drückte mich dann zärtlich an sich. „ Wie hat sie deinen steifen Sack denn dazu gebracht mit ihr tanzen zu gehen?“
„ Na, sie hat ihn einfach gefragt.“ kicherte ich.
„ Ach so? Und warum tanzt er mit ihr und nicht mit dir?“
„ Damit du mich in Ruhe begrüßen kannst!“ lachte ich.
„ Mhm, das ist aber furchtbar nett von ihm.“
„ Was ist denn das?“ tastete ich erstaunt seinen Oberschenkel ab und dann seine Hüfte.
„ Ich sagte doch bereits, dass ich von einem Auftrag komme.“
„ Musstest du deine Waffen wirklich mit hier rein bringen?“
„ Wo hätte ich sie denn sonst lassen sollen?“
„ In deinem Auto vielleicht?“
„ Ich bin mit dem Motorrad hier.“
„ Na dann halt im Helmfach.“
„ Da sind aber meine Helme drin. Glaubst du denn ich bin der einzige hier, der seine Waffen am Leib trägt?“
„ Das nicht, aber du bist der einzige, der eine Verabredung mit Hanon hat!“
„ Ist ja gut.“ gab er sich seufzend geschlagen. „ Du hast ja recht, sie sollte mit so was nicht konfrontiert werden. Obwohl sie ja hier eigentlich auch nichts zu suchen hat, wenn wir schon einen auf Moral Apostel machen.“
„ Das sollte sie wohl selbst entscheiden.“
„ Ihr lässt du ganz schön viele Freiheiten und ich werde gleich wegen so einer Kleinigkeit an gemeckert.“ murrte Naoki, während er zu der Garderobe hinging und nicht nur seine Jacke dort zurück ließ. „ So ich bin entwaffnet...“ meinte er, als er wieder vor mir stand.
„ Geht doch.“ nickte ich zufrieden. „ Dein Halfter ist eh an einer ganz doofen stelle. Jedenfalls wenn du eine Frau umarmst.“ lehnte ich meinen Kopf leicht zur Seite.
„ Zum Glück kommt das ja nicht so häufig vor. Wo hat sich meine Verabredung eigentlich verkrochen?“ blickte er sich suchend um.
„ Sie ist mit Patty auf dem Damenklo.“
„ Ah ja. Wo auch sonst.“ schmunzelte er.
„ Guten Abend Naoki.“ begrüßte Takeo ihn. „ Darf ich dir was zu trinken bringen?“
„ Guten Abend, ja gern.“
„ Das gleiche wie immer?“
„ Ja.“ nickte er und lehnte sich dann neben meinem Hocker an die Theke. „ Und sonst ist alles ok bei dir?“
„ Joar, so könnte man es wohl sagen.“ meinen kleinen Ausrutscher verschwieg ich ihm gekonnt.
Es war ja auch nicht nötig ihm davon zu erzählen, schließlich passten sich die Erinnerungen der Sterblichen dem neuen Aussehen der Damen an.
„ Das ist gut.“ nickte er zufrieden. „ Hab ich deinen Auftritt schon verpasst?“
„ Den ersten schon, ja.“
„ Mist. Aber du gehst noch mal auf die Bühne?“
„ Na klar, schließlich möchte Hanon unbedingt mit dir tanzen.“ erzählte ich ihm. „ Sie ist ganz vernarrt in dich, also solltest du ihr das Herz brechen, mache ich dich einen Kopf kürzer.“
„ Warum sollte ich ihr Herz brechen, Risa? Sie ist noch ein Kind! Für wie pervers hältst du mich denn??“
„ Wie...?“ starrte ich ihn erstaunt an. „ Noch ein Kind? Bin ich für dich etwa auch noch ein Kind?“
„ Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“ zog er verblüfft eine Augenbraue hoch. „ Oder bist du etwa auch erst fünfzehn Jahre alt?“
Völlig entsetzt stolperte ich von meinem Hocker und wich ein paar Schritte von ihm weg.
„ Was hast du? Hab ich was falsches gesagt?“
Er durfte doch gar nicht wissen, das sie eigentlich erst fünfzehn Jahre alt war. Kein Sterblicher wusste das mehr. Er konnte also kein Mensch sein, aber was war er dann? Ein Spion meines Vaters? Oder gar Xantos? Ein Verbündeter von ihm? Mir schossen gerade tausend Gedanken durch den Kopf.
Doch genau in diesem unpassenden Moment kamen Patty und Hanon vom Klo zurück.
„ NAOKI!!!“ rief die Brünette glücklich seinen Namen und heftete sich an seinen Arm.
„ Hanon?“ starrte er sie erstaunt an. „ Aber was...?“ schob er sie leicht von sich weg und betrachtete sie von oben bis unten. „ Was ist denn mit dir passiert?“
„ Wieso? Ist meine Schminke verlaufen, oder sitzt das Kleid nicht richtig?“
„ Du beliebst zu scherzen.“ schaute er sie ungläubig an. „ Bei unserem letzten Treffen warst du noch ein Teenager und nun bist du plötzlich eine junge Frau! Und da fragst du mich allen ernstes, ob deine Schminke verlaufen ist?“
„ W-Warum weißt du das??“ kreischte sie entsetzt auf. „ Ich dachte die Erinnerungen der Menschen passen sich meinem Aussehen an!!“
„ Patricia? Du bist ja auch plötzlich älter. Was ist denn mit euch passiert?“ überhörte er die braunhaarige Dame. „ Euer Licht hat sich auch verändert... aber warum...?“
„ Die Frage ist doch eher, warum du weißt das dies nicht ihr wahres Alter ist!“ zerrte ich Hanon von ihm weg und drückte sie schützend hinter mich. „ Und nun sag mir nicht, dass du Gottes Segen bekommen hast! Wer bist du?“
„ Was für ne Frage, du weißt doch wer ich bin. Was ist denn plötzlich los mit euch?“
„ Kein einfacher Sterblicher dürfte sich noch daran erinnern, dass sie bis vor wenigen Tagen noch fünfzehn waren. Also warum erinnerst du dich daran?“ forderte ich ihn auf, mir eine plausible Erklärung zu liefern.
„ Ach deshalb verhaltet ihr euch so komisch.“ strich er sich durchs Haar. „ Nun gut, dann kommt mein kleines Geheimnis jetzt wohl doch ans Licht. Ich bin kein einfacher Mensch.“
„ Ach nein? Das hätte ich nun nicht gedacht! Wer bist du dann? Und was machst du hier?“
„ Beruhige dich, Risa. Ich werde dir ja alles erklären, aber du brauchst mir nicht so feindselig gegenüber zu treten. Ich bin nicht euer Feind.“
„ Das entscheide ich, wenn ich die Wahrheit weiß.“
„ Ich bin als Mensch geboren worden.“ begann er uns zu erklären. „ Ich verlor meine Eltern bei einem schweren Verkehrsunfall, als ich noch ein kleiner Junge war. Damals saß ich mit im Wagen und wurde schwer verletzt. Ein Teufel kam am Unfallort vorbei und befreite uns aus dem Wagen, aber für meine Eltern kam jede Hilfe zu spät. Mich allerdings hat er gerettet, indem er mir sein Blut zu trinken gab und mich so zu einem halben Teufel machte.“
„ Ist das wahr?“ blickte ich ihn misstrauisch an.
„ Wenn du mir nicht glaubst, dann frag doch deinen Kerl mal nach dem kleinen Jungen, dem er vor langer Zeit das Leben gerettet hatte!“
„ Keith war der Teufel?“ fiel ich nun aus allen Wolken.
„ Ja, war er.“ nickte er. „ Also wirklich, Risa. Wenn ich dir schaden wollen würde, dann hätte ich das doch längst getan, oder? Ich hatte oft genug die Möglichkeit, dich im Schlaf zu überfallen.“
„ Ja, vermutlich hast du recht.“ stimmte ich ihm zögernd zu und trat dann einen Schritt beiseite. „ Entschuldige bitte.“
„ Nein, du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Du warst zu recht alarmiert. Aber nun erzählt doch mal, warum ihr nun so alt seit.“
Letztendlich musste ich ihm die Begegnung mit meinem Vater nun doch beichten, allerdings ließ ich meinen Wutausbruch noch immer weg.
„ Da hast du ja richtig Glück gehabt, Patty.“
„ Ja, das hatte ich wohl.“
„ Und wie findest du unser neues Aussehen?“ strahlte Hanon ihn an.
„ Nett, wirklich nett.“
„ Hatte ich dich gewarnt? Ach ja, ich glaube das hatte ich, nicht wahr?“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Ja hast du.“
„ Gut.“
„ Tanzt du denn gleich mal mit mir?“
„ Natürlich.“ lächelte der Schlächter seinen Groupie sanft an. „ Deshalb bin ich doch hier, oder?“
„ Sind die anderen etwa immer noch auf der Tanzfläche?“ blickte Patricia die leeren Plätze an.
„ Ja, sind sie.“
„ Toll und was machen wir so lange?“ harkte die Blondine nach.
„ Wir amüsieren uns derweilen mit Naoki.“ grinste ich.
„ Nichts da! Sucht euch wen anderes.“ beschützte die Brünette ihre beute knurrend.
„ Ich glaube auch nicht dass das eine gute Idee wäre. Ich hänge an meinem Leben.“ griente das Opfer.
„ Langweiler.“ murmelte ich.
„ Was denn? Es wundert mich eh, dass er mich noch nicht auf den Mond geschossen hat. Oder führt ihr etwa noch immer diese offene Beziehung?“
„ Nein.“
„ Dachte ich es mir doch.“ Das 'schade eigentlich' verkniff er sich jedoch. „ Also, wollen wir jetzt tanzen gehen, oder musst du dir noch Mut an trinken?“
„ Nur zu deiner Information, ich war heut schon tanzen! Ich brauche mir also keinen Mut an zu trinken.“ maulte Hanon.
„ Dann ist ja gut.“ meinte er bloß und griff dann nach ihrer Hand um sie mit auf die Tanzfläche zu ziehen.
„ Meinst du das er es ernst meint mit ihr?“ schaute Patty ihrer Freundin besorgt hinterher.
„ Nun, er ist zu mindestens nicht der Typ, der ihr falsche Hoffnungen machen würde.“ antwortete ich ihr. „ Ich weiß nicht ob er bei seinem gefährlichen Job überhaupt an einer festen Beziehung interessiert ist. Wir können wohl davon ausgehen, dass er nicht mit ihr spielen wird. Jedenfalls rate ich ihm das.“
„ Naja, selbst wenn sie einen Korb bekommen würde, denke ich dass sie sich bald schon in einen anderen verlieben würde.“
„ Und was ist mit dir? Bist du verliebt?“
„ Nein.“
„ Lass dir ruhig Zeit damit. Du hast ja alle zeit der Welt.“
„ Eben drum. Warum sollte ich mich dem erst besten an den Hals werfen? Obwohl es mich ja schon wurmt, dass ich mit meinen zwanzig Jahren noch ungeküsst bin.“
„ Trotzdem brauchst du nichts zu überstürzen. Egal was Hanon auch sagt, nur weil du dich für andere Sachen interessierst, macht das aus dir keine verbitterte alte Schachtel, die sich mit Katzen schmücken und Hunde essen wird.“
„ Ich weiß.“
„ Gut. Ich wollte es ja nur noch mal erwähnt haben.“
„ Na was ist, kommt ihr zwei Grazien auch tanzen?“ gesellte sich Misaki wieder zu uns. „ Ihr schlagt hier noch Wurzeln.“
„ Ne, lass mal. Ich werde gleich wieder auf die Bühne gehen.“
„ Auch gut und was ist mit dir, Patty?“
„ Ja, warum auch nicht. Immer noch besser als hier Däumchen zu drehen.“ nickte sie und folgte ihm bereitwillig zu den anderen Tänzern.
Gerade lief wieder ein langsameres Lied und so kuschelten sie alle miteinander und bewegten sich sanft zum Rhythmus der Musik.
Schon beim letzten Mal, als sie mit Misa tanzte, merkte sie das irgendetwas anders war. Ihn zu berühren füllte sich so komisch an, aber nicht negativ komisch, sondern knisternd komisch. Sie wusste nur nicht so recht, ob das an dem Alkohol lag, den sie intus hatte, oder an der vollkommenen neuen Situation, an die sich sich eventuell noch nicht ganz gewöhnt hatte. Patricia nahm seinen Körper nun ganz anders wahr, seine Muskeln, die sie unter seinem Hemd ertasten konnte, oder den Geruch seines Parfüms, alles war plötzlich so fesselnd. Selbst seine dunkle Stimme hatte eine andere Wirkung auf sie. Alles in allem, machte ihr das tatsächlich ein bisschen Angst.
Schlimm genug, dass sich ihr Körper verändert hatte, von ihrem Alter mal ganz zu schweigen, aber mussten sich denn jetzt auch die Gefühle ändern?
Sie wollte sich auf keinen Fall in ihn verlieben, auch wenn es extrem verführerisch war. Denn sie wollte ihn keinesfalls verlieren und sie wollte auch nicht, dass sich etwas zwischen ihnen änderte!
Die Liebe war eine schöne Sache, aber leider brachte sie auch eine Schattenseite mit sich. Nämlich dann, wenn die Beziehung auseinander brach, oder die Gefühle nicht erwidert wurden. Und könnte der Teufel überhaupt etwas anderes in ihr sehen, als das kleine Mädchen, was er mit Keith und mir bzw. Rika groß ziehen wollte?
Er war ihr einfach viel zu wichtig, als das sie diese ungewissen Gefühle zu lassen könnte.
Deshalb ignorierte sie das Kribbeln in ihren Händen, achtete nicht auf das Feuer, was sich in ihr ausbreitete. Sie ließ sogar seine sinnlichen Lippen außer acht, die sie nun ansehen musste, da ein etwas schnelleres Lied gespielt wurde und sie nicht wieder auf ihre Füße starren wollte.
Es war beängstigend und aufregend zugleich, was sich in ihrem inneren gerade abspielte. Trotzdem wehrte sie sich mit Händen und Füßen gegen die aufsteigende Begierde und das mit teilweise vollem Erfolg.
Nachdem das Lied dann zu ende war und das Mädel von ihrer Tortur erlöst wurde, schlenderte ich zur Bühne hin, wo ich auch gleich von Yuri in Beschlag genommen wurde, der meine Songs wieder von seinen Illusionen begleiten lassen wollte.
Dieses mal aber, war es eine Band, die im Hintergrund die Melodie des Liedes anstimmte.
Wobei ich auch nichts dagegen hätte, wenn ich die Bühne mit ein paar heißen Tänzern teilen müsste. Aber dies behielt ich natürlich für mich. Ich hatte auch so meinen Spaß.
Ich konnte gar nicht genau sagen, wie lange ich ihnen einen vorsang. Die Zeit verging ja wie im Fluge, wenn man sich mit voller Euphorie auf etwas konzentrierte.
Vermutlich würde ich da heute noch stehen und Takeo's Gäste unterhalten, wenn da nicht wer meine Aufmerksamkeit erregt hätte.
Als ich mit meiner Darbietung fertig war, sprang ich auch gleich von der Bühne herunter und quetschte mich durch die tanzende Menge.
„ Willst du jetzt nicht mal mit mir tanzen?“ hielt mich Naoki an der Hand fest.
„ Nicht jetzt, sorry. Später!“ lächelte ich ihn entschuldigend an und wanderte dann weiter.
„ Ähm...ok?“

In der hintersten und dunkelsten Ecke, traf ich den Neuankömmling dann an.
„ Yujin? Was in Gottes Namen tust du denn hier?“ begrüßte ich ihn.
„ Ja, ich freue mich auch dich zusehen.“ schmunzelte er leicht.
„ Was machst du denn hier? Deine Tarnung könnte auffliegen, wenn du mit mir gesehen wirst.“
„ Mach dir darum mal keine Sorgen, meine Tarnung wird schon nicht auffliegen.“
„ Wo ist denn überhaupt deine dunkle Aura...?“
„ Die hält Granas unter Verschluss.“
„ Du bist wohl nicht ohne Grund hier, was? Wir sollten irgendwo hingehen, wo es leiser ist. Dann müssen wir uns nicht die ganze Zeit anbrüllen. Los, folge mir einfach.“
„ Wenn du das für Sicher hältst, warum nicht?“
Wir schlichen am Rand vorbei zu der Treppe hin, die in den Keller führte. Dort wo sich auch die Umkleidekabinen befanden, die uns gerade aber nicht sonderlich interessierten.
„ Also? Was ist los?“ drehte ich mich zu ihm um. „ Ist was passiert?“
„ Nein, ich wollte lediglich deine Armee mit eigenen Augen sehen. Um einschätzen zu können, ob sie was taugen.“
„ Und was sagt dein Kennerblick?“ verschränkte ich meine Arme vor die Brust.
„ Das ich mir keine Sorgen mehr machen muss, das euch die Teufel und Götter einfach überrollen.“ meinte er. „ Außerdem bin ich auch wegen deinem Angriff auf deinen Vater hier.“
„ Woher weißt du das denn schon wieder?“
„ Ich weiß alles.“ grinste er leicht. „ Du besitzt eine unvorstellbare Macht, die du nun nur noch beherrschen musst. Wenn du sie das nächste Mal beanspruchst, dann konzentriere deine Energie auf einen Punkt, wie deiner Pfeilspitze zum Beispiel, oder deinem Feind. So sprudelt sie nicht unkontrolliert aus dir heraus und du hast es leichter, wenn du sie kontrollieren willst. Das ist ein gut gemeinter Tipp, den du beherzigen solltest, wenn du das nächste mal deine Blutmächte nutzt. Und das wird nicht mehr all zu lange dauern, bis du auf die zurück greifen musst.“ sah er mich ernst an. „ Xantos hat sich von eurer letzten Begegnung fast vollständig erholt und sein Wunsch nach Rache ist stärker, als jemals zuvor.“
„ Xantos wird also bald wieder hier aufschlagen, hu? Keine Sorge, solange er mit meinen Mächten kämpft, habe ich nichts zu befürchten.“
„ Um dich mache ich mir auch keine Sorgen. Aber um den Bruder meines Wirtes und meinem Nachfahren schon. Außerdem ist auch Elara in großer Gefahr, die wird er sich als erstes vornehmen wollen, schließlich trägt sie die Schuld an seiner Verletzung.“ erzählte er. „ Ich will es nicht riskieren, das so kurz vorm Ziel doch noch etwas schief geht. Du brauchst die Seelenverbindungen, um deine Bestimmung erfüllen zu können und Keith spielt hier auch keine unwichtige Nebenrolle. Der Sieg ist zum greifen nah, jetzt darf einfach nichts mehr daneben gehen.“
„ Ich weiß auch so wie wichtig unsere Mission ist, aber danke, dass du mich noch mal dran erinnerst.“ murrte ich. „ Ich gebe ja schon mein bestes.“
„ Das weiß ich.“ trat er plötzlich an mich heran und lehnte seine Hand an meine Wange. „ Du hast in dieser kurzen Zeit wirklich wahnsinnige Fortschritte gemacht. Trotzdem müsst ihr auf der Hut sein.“
„ Das sind wir...“ wendete ich meinen Blick leicht gerötet von ihm ab.
Es war das erste Mal, das er als 'Yujin' vor mir stand, sonst hatte er immer die menschliche Version von Thanatos angenommen und nun, wo er wahrhaftig vor mir stand, sah er sogar noch besser aus, als in der Illusion von Yuri. Außerdem hockte ja Cecilia noch immer in meinem Unterbewusstsein, sie übernahm also einen klitzekleinen Teil meines Körpers und meiner Gefühle. Zu mindestens dann, wenn sie kurz davor war die Kontrolle einzufordern, so wie jetzt.
„ Ist Cecilia noch bei dir?“ harkte er dann irgendwann leise nach.
„ In mir trifft es wohl eher.“ murmelte ich. „ Ja ist sie.“
„ Mhm... es war alles viel einfacher, als ich noch nicht wusste das sie hier ist. Als ich glaubte, dass sie für mich unerreichbar ist.“
„ Das ist sie noch immer, klar? Ich bin kein Stundenhotel!“ schielte ich ihn seitlich an. „ Schlimm genug das ich einen Geist in mir habe, aber zwei, die es dann auch noch miteinander treiben, ist mir zu heftig.“
„ Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich hier nicht ohne fremde Hilfe wieder raus komme.“
„ Warum kann denn Cecilia dann kommen und gehen, wann sie will?“
„ Weil sie nicht fest mit deinem Körper verbunden ist.“
„ Na dann liegt die Lösung doch auf der Hand! Du könntest Thanatos seinen Körper zurück geben und dich mit Cecilia in seinem Unterbewusstsein vergnügen.“
„ Auf gar keinen Fall!“ wehrte er gleich ab. „ Nicht in diesem Körper.“
„ Ich glaube nicht das sich Keith noch mal zur Verfügung stellen wird.“ schmunzelte ich.
Eventuell hätte er sich noch mal belabern lassen, wenn mir dieses 'ich kann Yujin aushalten, also ertrag ich dich erst recht' raus gerutscht wäre. Das hielt er mir ja heute noch vor und wenn mein Körper nun wieder von Yujin gepeinigt wurde, würde der Prinz noch komplexe kriegen.
„ Ich bin ja auch nur her gekommen, um euch zu warnen und mich von der Fähigkeit deiner Armee zu überzeugen. Wenn dir dieser hohle Gott nicht meine wahre Gestalt gezeigt hätte, hättest du nicht mal mitbekommen, dass ich überhaupt da bin. Granas hätte euch schon erzählt, das Xantos bald auftauchen wird.“
„ Also wolltest du wieder gehen, ohne Cecilia auch nur hallo zu sagen?“
„ Ich könnte es nicht ertragen, in diesem Körper über sie herzufallen. Deshalb wäre es für uns beide das beste gewesen. Aber du siehst ihr so verdammt ähnlich, das es mir schwer fällt dir fern zu bleiben. Dann kommt da noch das wissen hinzu, dass sie bei dir ist. Das macht es mir unmöglich meine Distanz zu wahren.“
„ ...“ gerade als ich was sagen wollte, spürte ich wie ich die Kontrolle über meinen Körper verlor und kurz mein Bewusstsein verlor.
„ Hey!“ griff Yujin erschrocken nach mir und drückte mich stützend an sich.
Jedoch öffnete ich im nächsten Moment schon wieder meine Augen und sprang ihn regelrecht an, um ihm dann einen verführerischen Kuss zu rauben.
„ Mir ist es vollkommen egal, in welchem Körper du steckst, Yujin!“ allerdings war es nicht meine Wenigkeit, die ihn da überfiel, sondern der Geist, der mich besetzt hielt.
„ Mir aber nicht, Cecilia!“ wisperte er ihr zu und versuchte sie gleichzeitig davon abzuhalten, ihm den Verstand zu rauben.
„ Ich liebe dich, ganz gleich was du als Thanatos auch gemacht hast. Egal wie viele Succubuse, oder andere Dämoninnen auch an dir klebten, ich weiß das du nur mich liebst. Du spielst eine Rolle, die absolute Perfektion von dir verlangt, aber ich möchte nicht, dass du dich wegen diesem Spiel noch weiter von mir entfernst. Irgendwann wird es für dich kein zurück mehr geben und das will ich nicht! Ich habe mich nicht geopfert um dich dann auch noch zu verlieren. Oder hältst du das für fair, dass du mich allein lassen willst?“ wich sie ein paar Schritte von ihm weg und sah ihn dann traurig an. „ Ist es wirklich das was du willst?“
„ Cecilia...“ flüsterte er ihren Namen.
„ Willst du das wirklich?“ harkte sie noch einmal nach.
„ ...“ biss er sich auf die Unterlippe, ehe er auf sie zu stürmte und sie verlangend auf den Mund küsste. „ Nein, natürlich nicht!“
Zur gleichen Zeit hatten sich die anderen wieder an der Theke versammelt und wunderten sich über meine glänzende Abwesenheit.
„ Wo ist denn Risa?“ wendete sich Keith fragend meiner Schwester zu.
„ Keine Ahnung, vielleicht ist sie ja mal für kleine Göttinnen.“
„ Wenn der Herr nicht so sehr mit der bezaubernden Schwester seiner Liebsten beschäftigt gewesen wäre...“ mischte sich Yuri ein. „ … dann hätte er bemerkt, dass Risa mit dem bösen, aber ungemein attraktiven Bruder seines Kumpels im Keller verschwunden ist.“
„ Wovon redest du bitte?“
„ Oh man.“ seufzte der Gott auf. „ Dann noch mal ganz langsam, damit du es auch verstehst: Während du dich mit Lucia auf der Tanzfläche vergnügt hast, ist Risa mit Yujin in den Keller gegangen.“
„ MIT YUJIN????“ riss er erschrocken die Augen auf. „ Was hat der denn hier zu suchen?“ eine Antwort wartete er allerdings nicht ab, da lief er lieber zu der Treppe hin, um in den Keller zu hetzen. „ Hey!“ zerrte er Cecilia auch gleich von dem Ladthaaner weg.
„ Wow!“ stieß sie hervor.
„ Was...?“ starrte Yujin seine leeren Arme an.
„ Ganz ruhig, Keith. Risa befindet sich in ihrem Unterbewusstsein.“ versuchte sie ihn zu beruhigen.
„ Mag sein, aber das ist immer noch der Körper MEINER Freundin!!“ meckerte er drauf los.
„ ...“ seufzte der Teufel verhalten auf. „ Tut mir leid.“
„ Nein, ich habe ihn überfallen, mir müsste es leid tun.“
„ Was willst du denn überhaupt hier? Hast du nichts zu tun?“ motzte der Prinz weiter rum.
„ Reg dich doch nicht so auf, es ist nichts passiert.“
„ Wenn ihr schon übereinander herfallen müsst, hättet ihr mich denn nicht darum bitten können, das er in meinen Körper gehen kann?“
„ Würdest du es denn zulassen?“ sah Cecilia zu ihm auf.
„ Bis gerade eben bestimmt, nun bin ich mir nicht mehr so sicher!“ dann machte er eine kleine Pause und sah zu mir, bzw. ihr, runter. „ Ach verdammt, ich hole Misaki. Aber nur einmal, verstanden??“
„ Verstanden.“ lächelte Cecilia ihn an.
So machte er es dann auch, allerdings bekam ich davon nichts mit, schließlich hing ich in meinem Unterbewusstsein rum. Selbst die anderen wussten vor mir Bescheid, obwohl die Sache nicht mal an die große Glocke gehangen wurde. Aber das Keith und ich plötzlich verschwunden waren, aber dafür Thanatos nun mit ihnen feierte, war wohl eindeutig genug.
Erst als Misa Yujin Stunden später wieder in seinen eigentlichen Wirt zurück verfrachtete, überließ Cecilia mir wieder meinen Körper.

Etwas verwirrt starrte ich die Decke des Umkleideraumes an, ehe ich mich dann langsam aufsetzte und realisierte, wo ich mich befand.
Entsetzt musste ich feststellen, dass ich in einem Bett lag und zudem noch so gut wie nichts an hatte.
„ Um Gottes Willen...“ wich alle Farbe aus meinem Gesicht. „ Du hast doch nicht... nicht mit ihm... nicht in diesem Körper...“
Als dann auch noch Keith den Raum betrat, wäre ich am liebsten in einem schwarzen Loch verschwunden. Bis ich bemerkte, das er mit freiem Oberkörper herum spazierte und ihm zudem noch nette kleine Kratzer an der linken Seite seines Halses zierten.
„ Sag bloß du hast Yujin deinen Körper überlassen?“ fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen.
„ Immer noch besser, als wenn er als Thanatos über dich her fällt.“ murrte er.
„ Du kannst ja so selbstlos sein.“ lächelte ich ihn an.
„ Manchmal.“ erwiderte er. „ Aber das war definitiv das letzte mal.“
„ Dann hast du deine gute Tag für heute wenigstens schon vollbracht.“ kicherte ich.
„ Sehr schön.“
„ Och nun zieh doch nicht so ein Gesicht.“ ich rückte weiter zur Wand hin und klopfte auf den freien Platz neben mir. „ Komm her.“
„ Mhm...“ widerstandslos folgte er meiner Aufforderung und ließ sich neben mir auch dem Bett nieder.
„ Du müsstest die beiden doch eigentlich verstehen.“ säuselte ich ihm entgegen und kuschelte mich dann an ihn.
„ Eben weil ich das tue, habe ich Yujin ein letztes Mal meinen Körper überlassen.“
„ Und warum bist du dann so mies gelaunt?“
„ Weil du nichts gesagt hast, als du mit Yujin im Keller verschwunden bist.“
„ Warum hätte ich denn was sagen sollen? Er tut mir doch nichts, da hätte ich auch mit Yuri oder so hier her gehen können.“
„ Aber bei ihm muss ich keine Angst haben, das ihr übereinander her fallt.“
„ Was soll das denn heißen?“ sah ich ihn empört an. „ Glaubst du etwa, ich würde die Gelegenheit nutzen und mich an Yujin ran schmeißen?“
„ Nein, du nicht. Aber Cecilia schon! Und immerhin befindet sie sich in deinem Körper. Also ist es doch logisch das ich nicht will, das du mit ihm allein bist, oder? Zu mindestens solange nicht, wie sie in deinem Unterbewusstsein rum hockt und die Kontrolle über deinen Körper übernehmen kann.“
„ Mhm...“ lehnte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust.
„ Wenn du dich in meine Lage versetzen würdest, würdest du das auch nicht akzeptieren.“
„ Da hast du vermutlich recht.“
„ Natürlich habe ich recht. Andernfalls würde ich an deiner Vernunft oder deiner Liebe zu mir zweifeln.“
„ Gut zu wissen das du mir Vertraust und nicht davon ausgehst, dass ich ja eigentlich auch nur so getan haben könnte, als wäre ich Cecilia.“ grinste ich schwach.
„ ...“ sah er schweigend zu mir runter.
„ Hab ich nicht, ok?“ wies ich ihn darauf hin.
„ Ja, ich weiß.“ lehnte er den Kopf wieder gegen die Wand. „ Deine Augenfarbe verändert sich, wenn sie die Kontrolle übernimmt. Aber es ist wirklich beruhigend zu wissen, dass du mit dem Gedanken gespielt hast.“
„ Das war nur Spaß. Ich will nichts von Yujin.“
„ Bist du dir da sicher?“
„ Natürlich bin ich mir da sicher. Was stellst du mir denn für Saublöde fragen, sag mal?“
„ Vielleicht bin ich ja noch ein kleines bisschen verunsichert.“
„ Wenn überhaupt, dann hätte ich allen Grund verunsichert zu sein. Schließlich hängst du Lucia die ganze Zeit am Rockzipfel rum!“
„ Was?“ sah er mich verblüfft an.
„ Du hast mich schon verstanden.“ maulte ich und wollte eigentlich gleichzeitig aufstehen, um mich wieder anzuziehen, aber das hielt er für keine gute Idee. Stattdessen drückte er mich wieder an sich. „ Du machst mir Vorwürfe für Dinge die Cecilia macht, aber du bist kein Deut besser. Ganz im Gegenteil sogar, denn so viel ich weiß, lebt kein Geist in dir, der die Kontrolle übernehmen könnte.“
„ Sorry, ich wollte dir keine Vorwürfe machen und ich will mich nicht mit dir streiten.“
„ Das wollte ich auch nicht.“ murmelte ich beleidigt. „ Aber du solltest dir erst mal an deine eigene Nase packen, ehe du über andere richtest.“
„ Bei mir weiß ich aber, dass ich nichts von ihr will.“ konterte er.
„ Ach? Und bei mir weiß man das plötzlich nicht mehr, oder was?“ funkelte ich ihn erbost an. „ Wenn das so ist, sollte ich vielleicht mal schauen ob er noch da ist!“
„ So habe ich das nicht gemeint, Risa.“ seufzte er auf.
„ Von wegen.“ fluchte ich und sprang dann aus dem Bett raus. „ Das ist es doch, was du mir durch die Blume unterstellst!“ motzte ich und zog mich dabei wieder richtig an.
„ Ach man nun warte doch!“
„ Keine Zeit.“ meinte ich nur und stampfte dann aus dem Zimmer.
Tatsächlich war Thanatos noch da und unterhielt sich mit Granas und Misaki. Yujin befand sich derweilen in seinem Unterbewusstsein, während sich der ältere Seelendieb auf den neusten Stand bringen ließ.
„ Es ist also bald vorbei.“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Wird auch langsam Zeit. Ich fange noch an mich selbst zu hassen, weil es so ungemein langweilig und Dunkel in meinem Bewusstsein ist.“
„ Nicht mehr lange und es ist geschafft.“ lächelte Gran ihm aufmunternd zu.
„ Gut zu wissen. Ich hoffe nur das auch alles so laufen wird, wie wir uns das vorstellen.“
„ Das wird es unter Garantie.“ gesellte ich mich zu ihnen.
„ Du bist also Risa, ja?“ betrachtete er mich von oben bis unten. „ Nett, ausgesprochen nett.“
„ Ja und zu hundert Prozent vergeben.“ mischte sich Misa ein.
„ Uh, da ist aber jemand ganz schön empfindlich, wenn es um die Kleine geht. Kann das sein, Bruderherz?“ grinste er ihn breit an.
„ Möglich.“
„ Und du bist wirklich der Teufel, dem seine Gier nach noch mehr Macht zum Verhängnis wurde?“ zog ich eine Augenbraue hoch.
„ Laut den Erzählungen soll ich das wohl sein.“ überlegte er. „ Du kannst ja mit mir kommen und selbst herausfinden, wie viel Wahrheit in der Geschichte steckt.“
„ Bestimmt nicht! Das ist viel zu gefährlich, außerdem habe ich dir doch schon gesagt das sie vergeben ist!“
„ Ja, ich bin ja nicht taub. Aber meinst du nicht auch, das sie alt genug ist und selbst entscheiden kann?“
„ Wegen so einen Mist sollte sie erst gar keine Entscheidung treffen müssen!“
„ Sag mal, weiß deine Freundin eigentlich, dass du dich so um eine andere kümmerst?“ grinste Thana seinen Bruder schief an.
„ Welche Freundin?“
„ Na diese... Succubus? Wie hieß sie noch mal. Mhm...“ überlegte er. „ Hilf mir mal auf die Sprünge.“
„ Lian?“
„ Ach ja genau. Lian.“
„ Mit Lian bin ich schon seit einem ganzen Jahrhundert nicht mehr zusammen.“
„ Oh...ok. Mhm, es gibt da wohl einiges, was wir beide nachholen müssen.“
„ Ich denke nicht dass das nötig sein wird...“
„ Ich denke, dass es richtig witzig werden würde.“ kicherte ich.
„ Ja, das denke ich auch.“ schmunzelte Thanatos. „ Es wird Zeit für mich weiterzuziehen. Nicht das ich hinterher doch noch auffliege.“
„ Schade, jetzt wo es gerade interessant wird.“
„ Das holen wir nach.“ lächelte er mich an und gab mir dann einen sanften Kuss auf meine Hand.
„ Das reicht nun aber wirklich!!“ maulte Misaki.
„ Ich bin ja schon weg. Immer schön auf dem rechten Weg bleiben, dann werden wir uns bald wiedersehen.“ meinte er an mich gewandt, ehe Yujin wieder die Kontrolle übernahm.
„ Dein Bruder ist echt niedlich.“
„ Niedlich?“ sah mich Misaki an. „ Niedlich nennst du das? Hundewelpen oder auch unsere Fuchswelpen sind niedlich! Du bist auch niedlich. Aber nicht dieser Kerl da!“
„ Was hast du nur gegen deinen Bruder?“ harkte ich verwundert nach.
„ Nichts. Jedenfalls nichts effektives.“
„ Xantos wird bald hier auftauchen, das ist wichtiger, als sich über irgendwelche Familienbanden den Kopf zu zerbrechen.“ mischte sich Yujin ein. „ Seit auf der Hut, habt ihr verstanden?“
„ Keine Sorge, es wird schon alles gut gehen.“ wendete ich mich dem Ladthaaner zu.
„ Unterschätzt ihn nicht.“
„ Das tun wir ja auch nicht. Wir sind uns der Gefahr durchaus bewusst. Aber wie du siehst, sind wir ganz viele und er ist allein.“
„ Ja...das ist wohl richtig...“ schaute er sich nochmals um. „ Die Dinge entwickeln sich zum positiven. Trotzdem ist Xantos dank Kronos seine eigene Armee.“
„ Ach so, du meinst wegen dem gestörten Gleichgewicht?“ überlegte ich. „ Mum und Xantos sind ja irgendwo miteinander verbunden und wenn mein unfähiger Erzeuger das Gleichgewicht zwischen Liebe und Hass stört, verliert die Liebe ihre Macht und der Hass wird umso stärker.“
„ Genauso ist es.“ nickte der Teufel in Menschengestalt. „ Nebenbei sollte noch erwähnt werden, das er den Dolch besitzt, der deinen Leibeigenen Schutz ohne Probleme durchbrechen kann.“
„ Dafür kommt er gar nicht nah genug an mich ran.“
„ Dein Selbstvertrauen in allen Ehren, aber Hochmut kommt vor dem Fall, das ist dir bekannt, ja?“
„ Ja, ist ja gut. Ich werde schon auf mich aufpassen und wenn ich mal nicht daran denke, werden mich meine Freunde daran erinnern.“
„ Nun gut, wir werden sehen. Das wird die letzte Prüfung sein, wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen, werde ich euch den Weg nach Ladthaa ebnen.“ mit diesen Worten ging er wieder seines Weges und das vorerst ohne uns.
Ich verstand ja, dass sich alle Sorgen um unseren Erfolg machten, aber das war wirklich unbegründet! Ich war mehr als Überzeugt davon, dass sich alles zum guten wenden würde und unsere kühnsten Träume wahr wurden.
Lächelnd schloss ich meine Augen und senkte leicht meinen Blick.
>Ich werde eure Erwartungen nicht enttäuschen... selbst wenn ich dabei mein Leben verlieren sollte, euch allen ist eine bessere Zukunft gewiss.<
„ Was ist los? Bist du etwa schon müde?“ kam Hanon mit Naoki im Schlepptau zurück an die Theke.
„ Nein, es ist alles bestens.“ sah ich sie an.
„ Oh, gut. Ich dachte schon wir würden bald wieder nach Hause fahren.“
„ Ein bisschen Zeit hast du noch.“
>Ein bisschen Zeit...< schoss es mir durch den Kopf. >Ich hüte ein dunkles Geheimnis, von dem ich niemanden erzählen kann. Ich wünschte mir fast, dass ich es mir nicht mal selbst erzählt hätte. Wenn ich diese Zeichen der Auslöschung nicht gesehen hätte, dann würde ich mir deshalb nicht so den Kopf zerbrechen. Dabei ist es wichtig, mit klarem Verstand in den Kampf zuziehen. Ich... muss mich davon lösen...<
„ Irgendwas stimmt doch mit dir nicht...“ betrachtete mich das Braunhaarige Mädchen noch immer besorgt. „ Hattest du mit jemanden Streit? Hat dich wer geärgert? Vielleicht der total niedliche Typ, mit dem du gerade gesprochen hast? Oder war es Keith? Wo ist der überhaupt?“
„ Mach dir keine Gedanken, Hanon. Mit mir ist alles in Ordnung. Ich habe mich mit niemanden gestritten und Keith wird vermutlich bei einem Kräftemessen mit einem Schlächter sein. Vielleicht ist er aber auch auf dem Klo.“
„ Du weißt nicht wo dein Göttergatte steckt? Mhmmm... also das ist aber schon recht merkwürdig. Sicher das du mir nichts verschweigst?“
„ Ganz sicher.“
„ Ok.“ gab sie sich erst einmal zufrieden und heftete sich wieder an Naoki's Arm. „ Können wir uns Morgen wiedersehen, Naoki?“ sah sie zu ihm auf. „ Ich würde gern über das Neujahrsfest schlendern.“
„ Klar, warum nicht. Jedenfalls wenn Risa mir das erlaubt...“ sah er zu mir rüber und entdeckte dann auch meinen nachdenklichen Blick. „ Mhm...“
„ Warum sollte dir Risa das denn nicht erlauben? Und warum willst du sie überhaupt um Erlaubnis fragen? Ich bin ja keine fünfzehn mehr, ich bin jetzt zwanzig Jahre alt und kann tun und lassen was ich will.“ meckerte sie drauf los.
„ Trotzdem habe ich irgendwie noch das Bedürfnis sie um Erlaubnis zu fragen.“
>Aber wieso? Sieht er denn noch immer... das Kind in mir? Dann wäre natürlich nichts dabei, wenn er was mit mir unternimmt. Aber will ich denn, das er mich noch immer für den Teenager hält? Was will ich denn überhaupt?< überlegte Hanon.
„ Also ich hole dich dann morgen gegen drei ab, ja?“ unterbrach er ihre Gedankengänge.
„ Drei Uhr ist gebongt. Aber wehe du bist nicht pünktlich!“ ermahnte sie ihn.
„ Falls ich mich verspäten sollte, rufe ich dich an, ok?“
„ Das ist ja auch das Mindeste was du in solch einer Situation machen kannst.“ verschränkte sie die Arme vor die Brust.
„ Ich werde versuchen dich nicht warten zu lassen.“
„ Gut.“ nickte sie beipflichtend und schaute sich dann suchend nach ihrer Freundin um. „ Wo steckt Patty denn? Ist die etwa mit Keith zusammen auf dem Klo?“ doch dann entdeckte sie die Blondine, die gerade bei einigen Schlächtern stand und sich von ihren Geschichten fesseln ließ.
„ Scheinbar hast du Konkurrenz bekommen, Risa.“ grinste mich Naoki schief an.
„ Das macht nichts.“
„ Die Jungs werden bestimmt von dem hellen Licht angezogen, was Patricia umgibt.“ meldete sich auch Takeo zu Wort. „ Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr es deinem Licht gleicht.“
„ Das ist ja auch kein Wunder, schließlich sind die beiden durch mein Blut zu halben Göttern geworden.“
„ Man könnte also auch sagen, dass euch drei der heilige Schein bis in alle Ewigkeit verbinden wird.“ philosophierte der Priester.
„ So könnte man es durchaus sehen.“ stimmte ich ihm zu. „ Ein Teil von mir, wird immer bei ihnen sein und sie vor allen Gefahren beschützen.“
„ Das klingt ja fast so, als würdest du das nicht persönlich übernehmen können?“ sah er mich mit hoch gezogener Augenbraue an.
„ Nein, so war das nicht gemeint.“
„ ...“ blickte mich nun auch Misaki schweigend an.
Da hatte ihn Charis gerade beruhigt, entfachte ich die Unsicherheit von neuem in ihm. Vielleicht war es besser, wenn ich nie lernen würde wie ich meine Blutmächte kontrollieren konnte, vielleicht wäre es besser, Ladthaa nicht zu retten und Illumina zu verfestigen. Er wusste, dass es falsch war dies auch nur zu denken, aber er hatte eine Heiden Angst davor mich zu verlieren und irgendwie hatte er es im Gefühl, dass genau das eintreten würde, wenn wir unsere Ziele erreichten. Aber es gab keinen Weg, der daran vorbei führte. Er konnte nur mit Argusaugen auf mich achten, damit ich mich nicht übernahm und darauf würde er achten, komme was wolle!
>Selbst wenn das Schicksal es nicht vor sieht, dass sie beim Versuch Ladthaa zu retten stirbt, geht sie scheinbar davon aus, dass es so kommen wird. Aber warum? Oder sind das die ganz normalen Sorgen, die man sich in so einer Situation macht? So was ähnliches hatte Charis ja auch erwähnt.<
„ Prinzessin?“ riss ihn Helios aus seinen Gedanken raus. „ Ich kann es nicht mit ansehen, wenn ihr so betrübt drein schaut. Also darf ich bitten?“ nahm er eine für Ritter typische verbeugende Haltung ein, ehe er mir die Hand hinhielt.
„ Prinzessin?“ sah ich ihn belustigt an. „ Warum sind wir denn plötzlich so Formell?“
„ Weil ich nie die Gelegenheit hatte, dich auf Kythos zum tanzen aufzufordern und das nun nachholen will. Damit du nicht von mir denkst, dass ich nur kämpfen und große Reden schwingen kann.“
„ Na gut. Dann tanzen wir eben, wenn dir das so wichtig ist.“
„ Du würdest mir einen großen Wunsch erfüllen, ja.“ schmunzelte er leicht und führte mich dann zur Tanzfläche hin.
Wir tanzten und feierten die ganze Nacht durch und kamen erst am frühen Morgen wieder nach hause und fielen Tod ins Bett.

„ Patty? Bist du schon wach?“ klopfte Hanon am späten Vormittag gegen ihre Tür.
„ Ja, komm ruhig rein.“ hallte es hinter der Tür wieder.
„ Ist gut.“ sagte sie und betrat das Zimmer.
Patricia stand vor dem Spiegel und trocknete sich ihre Haare ab, als sie ihre Freundin fragend ansah.
„ Was gibt es denn?“
„ Ich habe heute mein erstes Date mit Naoki.“ gackerte sie wie ein Schulmädchen rum. „ Und heute werde ich mir meinen ersten Kuss abholen!!“ um dann damit um die Ecke zu kommen.
„ Deinen ersten Kuss abholen? Das klingt ja so, als hättest du ihn in irgendeinem Geschäft bestellt und bekommst ihn nun geliefert. Glaubst du wirklich, dass sich Naoki darauf einlassen wird? Er scheint mir nun nicht der Typ zu sein, der an einer festen Beziehung interessiert ist. Du verrennst dich da in was, Hanon.“
„ Du bist ja bloß eifersüchtig.“
„ Eifersüchtig? Worauf denn bitteschön?“
„ Weil ich schon jemanden habe, mit dem ich meine ersten Erfahrungen sammeln kann. Den Punkt auf meiner Nachhol-Liste kann ich bald ab harken.“
„ Na, wenn dir das so wichtig ist.“
„ Möchtest du denn gar nicht wissen, ob es wirklich so magisch ist, jemanden zu küssen? Willst du dich nicht von wem in seinen Bann ziehen lassen, um dann alles um dich herum zu vergessen? Ich möchte das Kribbeln auf meinen Lippen spüren.“ starrte sie verträumt durch die Gegend. „ Möchte wissen was es heißt, wenn man auf Wolke sieben schwebt. Ich will mir die Sinne vernebeln lassen, um dann den süßen Geschmack der Liebe zu genießen. Hach...“ seufzte sie glücklich auf. „ Wäre das nicht traumhaft?“
„ Sicher, aber musst du es denn unbedingt erzwingen, oder es mit dem erst besten ausprobieren? Du liebst Naoki doch gar nicht.“
„ Liebe ist so ein starkes Wort, was man nicht leichtfertig verwenden sollte. Die Liebe baut sich mit der Zeit erst auf, aber ich bin zu mindestens schon mal verknallt in ihn.“
„ Verliebt in einen halben Teufel...“ seufzte Patty. „ Du eiferst Risa richtig nach.“
„ Das hat doch nichts mit Risa zu tun!“ protestierte sie. „ Naoki sieht einfach unverschämt gut aus und ist nebenbei noch so charmant und süß. Er ist bestimmt auch total zärtlich und einfühlsam. Er ist einfach der perfekte Mann, um mit ihm sein erstes Mal zu haben.“ kicherte sie gerötet. „ Und das wird dann bei unserem zweiten oder dritten Date der Fall sein.“
„ Es muss wirklich total klasse sein, die nächste Kerbe im Bettgestell zu sein...“ murmelte die Blondine.
„ Was sagst du?“
„ Ach nichts.“ schielte sie sie seitlich an. „ Außer vielleicht, das er es nicht ernst mit dir meinen wird.“
„ Das kannst du doch gar nicht wissen.“
„ Ach bitte. Er ist ein Teufelschlächter, der Auftrag für Auftrag sein Leben riskiert. Meinst du wirklich da kann er eine liebende Frau gebrauchen? Also so viel Grips musst du doch wohl haben.“
„ Aber wenn Risa erst mal Illumina erschaffen hat, dann hat sich das Schlachten doch erledigt. Dann kann er sesshaft werden und eine Familie gründen.“
„ Meinst du das wird ausreichen, um ihn zu zähmen? Nun bitte ich dich aber wirklich, sei doch nicht so wahnsinnig naiv! Das wäre ja fast so, als würde ich nun davon ausgehen, dass aus mir und Misaki was werden könnte, nur weil ich nun kein Kind mehr bin!“
„ Warum sollte denn aus euch nichts werden können?“ lehnte sie ihren Kopf leicht zur Seite.
„ Weil er verdammt nochmal so was wie mein Vater ist!! Oder zu mindestens ein sehr guter Freund, der mich bis vor wenigen Tagen noch adoptiert hatte. Bis sich unser Leben so verändert hatte.“
„ Er ist aber nicht dein Vater und Freundschaft schützt vor Liebe nicht!“
„ Du willst mich einfach nicht verstehen...“ seufzte sie.
„ Du bist einfach nur feige. Das ist alles.“ verschränkte sie die Arme vor die Brust. „ Deshalb denkst du dir so lückenhafte Ausreden aus.“
„ Feige?? Ich bin nicht feige!! Ich habe nur einen gesunden Menschenverstand, der mich vor Gefahren warnt! Und sich in den falschen zu verlieben, ist nun mal eine Riesen große Gefahr!“
„ Unsinn. Sich zu verlieben ist das schönste auf der Welt. Denn nur dann bekommst du das Gefühl vermittelt, geliebt zu werden. Das jemand hinter dir steht, egal was du machst und dir dabei sogar noch den Rücken stärkt und sollte alles aus dem Ruder laufen, dann ist er da, um dich zu trösten. Nebenbei bemerkt...“ grinste sie Patricia frech an. „ Kann man auch noch viel Spaß mit ihm haben.“
„ Denk an meine Worte, Hanon! Du wirst verletzt werden, ganz bestimmt.“
„ So ein Quatsch. Aber ich dachte, du würdest dich wenigstens ein bisschen für mich freuen.“ seufzte sie. „ Aber dafür bist du wohl zu verklemmt.“
„ Grrr!!“ ballte sie ihre Hände zu Fäusten. „ Ich bin nicht verklemmt!!! Du wirst schon sehen, ich habe einen Jungen schneller geküsst als du gucken kannst! Letztendlich bist du nämlich die Verklemmte von uns beiden, die ihre Unsicherheit hinter einer Mauer falscher Begierde versteckt!!“
„ Ach ja??? Dann schauen wir doch mal, ob du heute Abend noch ungeküsst bist! Denn ich werde da schon meine Mauer falscher Begierde durchbrochen haben!“
„ Unfug! Das schaffst du niemals!!“
„ DIE WETTE STEHT!!!“ fauchte Hanon ihre Freundin an und eilte dann aus dem Zimmer.
„ Oh Gott... und nun?“ lehnte sich Patty die Hand auf den Mund. „ Ich sollte erst denken und dann was sagen...Mist... warum bringt sie mich auch immer auf die Palme?“

Um Punkt fünfzehn Uhr stand dann Naoki vor der Tür und holte Hanon wie besprochen ab.
Sie verbrachten einen schönen Tag auf dem Fest, gingen danach noch was essen und in einer Bar was trinken und dann, am späten Abend brachte er sie zurück nach Hause.
Schweigend und in ihren Gedanken versunken saß sie neben ihm im Auto und war noch immer... ungeküsst.
Aber der Ausflug hatte sie etwas verunsichert. Nun hatte sie zwar den Körper einer Erwachsenen aber von ihren Verstand her, hatte sich nicht all zu viel verändert. Sie mochte es noch immer, Stofftiere geschossen zu bekommen, strahlte über alle Tiere die sie sah und in der Kneipe, meinte Naoki dich tatsächlich zu ihr, das sie süß sei! Süß wie ein kleines Kind, oder ein Kuscheltier? Er sah das Kind in ihr... so schien es ihr.
Und nun, wo sich ihre Verabredung zum Ende neigte, machte er noch immer keine Anstalten sie zu küssen.
Also würde sie ihre Wette verlieren, wenn nicht bald ein Wunder geschah. Als er dann vor dem Haus parkte, setzte sie ihre letzte Hoffnung auf diesen Moment. Vielleicht war ja ein Abschiedskuss drin.
„ Das müssen wir bald mal wieder wiederholen!“ versuchte sie ihre Anspannung zu überspielen. „ Das hat wirklich Spaß gemacht.“
„ Ja, das fand ich auch.“ drehte er sich zu ihr hin.
„ Also machen wir das nochmal?“ sah sie ihm direkt in die Augen.
„ Aber sicher.“
>Nun küss mich doch schon, Mannn!!<
„ Du solltest jetzt rein gehen.“ drehte er sich plötzlich wieder von ihr weg. „ Es ist schon spät.“
„ ...“ riss sie entsetzt ihre Augen auf.
Nun hatte sie Gewissheit! Er sah noch immer das Kind in ihr, was zeitig ins Bett muss.
„ Ja...“ flüsterte sie und öffnete dann die Tür.
„ Ich melde mich bei dir.“
„ Ist gut.“ meinte sie und stieg dann aus.
Erst als er davon gefahren war, zeigte sie ihre angestaute Enttäuschung und senkte betrübt den Blick.
„ Einen Erwachsenen Körper zu haben reicht scheinbar nicht...“ murmelte sie, während sie zur Tür schlenderte.
Das er noch mal zurück kam, darauf brauchte sie wohl nicht hoffen. Ehe sie allerdings ins Haus ging, setzte sie ihre fröhliche Maske wieder auf und hüpfte glücklich wie eh und je zu dem Zimmer von Patricia hin.
„ Hallo, meine aller liebste Lieblingsfreundin!!“ betrat sie jauchzend das Zimmer. Sie konnte sich fast so gut verstellen wie ich es konnte...
„ Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“
„ Nicht über die Leber...“ kicherte sie wie ein wahnsinnig gewordenes Huhn. „ Aber über die LIPPEN!!“
„ Was?“ sah die Blondine ihre Freundin erstaunt an. „ I-Ihr habt euch wirklich geküsst??“
„ Hattest du etwa dran gezweifelt? Was ich mir in den Kopf setze, bekomme ich auch!“ grinste sie. „ Und willst du wissen wie es war, Mauerblümchen??“
„ Sicher, erzähl ruhig.“
„ Es war....“ machte sie eine künstlerische Pause. „ DER HAMMER!!!“ jubelte sie. „ Der Kerl kann so unverschämt gut küssen.“ seufzte sie verträumt auf. „ Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, dass er mich küssen würde und wollte gerade aus dem Auto aussteigen, als er mich zurück zog und mir mit einem unglaublich zärtlichen Kuss die Sinne raubte. Vergiss was sie alle über den ersten Kuss erzählen, es ist noch viiieeelll besser!! Mein Herz schlägt mir jetzt noch bis zum Hals und mein Puls rast nur so durch meinen Körper. Ich habe sogar das Gefühl, als würde ich seine Lippen noch immer auf meinen spüren. Meine Beine waren so weich wie Pudding, ich konnte kaum aufstehen und.. und.. ach man, das musst du einfach selbst erlebt haben! Das war der Wahnsinn!!!“
„ Der Wahnsinn, mhm?“ senkte Patty nachdenklich den Kopf.
„ Ach ja, ich vergaß.“ grinste sie breit. „ Du bist dafür ja zu feige.“
„ Pff.“ verschränkte sie die Arme vor die Brust.
„ Du verkriechst dich lieber in deinem Zimmer und grummelst vor dich hin, anstatt die Freuden des Lebens zu genießen. Bemitleidenswert... wirklich. Aber nicht mein Problem!“ strahlte sie. „ Ich werde nun duschen gehen, gute Nacht und bis morgen!“
„ Der Wahnsinn...?“ wiederholte die Blonde, als Hanon aus ihrem Zimmer verschwunden war. „ Wenn ich mich nicht weiter als prüdes und feiges Mauerblümchen hinstellen lassen will, dann muss ich mich mit ihr auf einer Ebene treffen.“ murmelte sie. „ Aber wen sollte ich denn dafür benutzen? Misaki vielleicht?“ sah sie zur Seite. „ Als mein Freund, müsste er mir doch in dieser brenzligen Situation zur Seite stehen, oder? Zu mindestens kann er mich wieder aufbauen. Wann ich wen küsse, ist ja immer noch mein Bier. Er wird bestimmt meiner Meinung sein, dass man das mit der Liebe nicht überstürzen sollte.“ kam sie endlich zu einem Ende und schlenderte zum Erdgeschoss runter.
Im Wohnzimmer traf sie den Seelendieb dann an, der gerade mit Kei und Saki spielte.
„ Misaki? Kann ich dich mal was fragen?“ setzte sie sich neben ihn.
„ Sicher, nur zu.“
„ Findest du auch, ich wäre ein prüdes Mauerblümchen, nur weil ich mich nicht, so wie Hanon, auf Teufel komm raus verlieben will? Weil mir...einfach andere Dinge wichtiger sind?“
„ Du bist kein prüdes Mauerblümchen.“ lächelte er sie an. „ Ihr zwei seit einfach nur Grundverschieden. Während Hanon ihren Spaß nachholen will, kümmerst du dich als erstes um den Ernst des Lebens. Da ist nichts verwerfliches dran. Sobald ihr euren Plan verwirklicht habt, werdet ihr euch ganz von allein den Plan des anderen zuwenden.“
„ Meinst du wirklich?“ sah sie ihn unsicher an.
„ Aber ganz bestimmt.“ nickte er. „ Ihr habt alle Zeit der Welt. Deshalb solltet ihr nichts überstürzen.“
„ Aber wenn wir unterschiedliche Wege gehen und uns andere Interessen zuwenden, werden sich unsere Wege nicht zwangsläufig trennen? Ich meine, sie ist doch zu einer erwachsenen geworden, um mich als Freundin nicht zu verlieren. Aber nun hab ich das Gefühl...als wird uns unsere unterschiedliche Ansichtsweise auf kurz oder lang trennen.“
„ Wenn du dir deshalb so viele Sorgen machst, solltet ihr versuchen ein Mittelding zu finden. Du musst dich ja nicht nur um deinen Abschluss kümmern und sie muss sich nicht nur um Jungs kümmern. Ihr könnt doch beides miteinander kombinieren.“
„ Mhm...“ senkte sie wieder den Blick.
„ Nun zieh doch nicht so ein Gesicht.“ lehnte er seinen Arm um ihre Schulter und drückte sie sanft an sich. „ Eine wahre Freundschaft wird deshalb nicht zerbrechen und ihr habt euch schon damals in eurer Denkweise unterschieden. Trotzdem wart und seit ihr die besten Freunde.“
„ Aber in ihrer Sache ist sie mir schon einen Schritt voraus... selbst wenn ich mit ihr auf einer Stufe stehen würde, müsste ich das erst nachholen.“
„ Einen Schritt voraus?“
„ Sie ist nicht mehr ungeküsst...“
„ Ist das dein größtes Problem?“ lachte er leise auf.
„ Ja doch!! Warum lachst du denn jetzt? Das ist nicht witzig!“ sah sie ihn empört an.
Anstatt zu antworten senkte Misaki plötzlich seinen Kopf und drückte seine Lippen sanft auf ihre, nur ganz kurz und auch ganz sachte. Trotzdem sah sie ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
„ W-WAS SOLLTE DASS DENNN????“ kreischte sie ihn dann völlig schockiert an.
„ Nun seit ihr wieder auf einer Stufe.“ lächelte er sie an.
„ UNSINN!!! Und so einen Kuss meinte ich auch gar nicht!!“ fauchte sie ihn noch immer an, ehe sie von der Couch aufsprang.
„ Aha, Auftrag akzeptiert!“
„ Was? Nein!“ doch da war es schon zu spät, da er sie zurück zog.
Sie landete auf seinem Schoss und wurde auch gleich von seinen Armen umschlungen, dann beugte er sich über sie.
„ Misaki!!“ rief sie erschrocken seinen Namen.
Doch dann war es endgültig zu spät, da er sie verführerisch auf den Mund küsste. Anfangs wehrte sie sich noch gegen ihn, versuchte sich ihm zu entziehen, aber es brachte nichts und schließlich siegten die Gefühle über den Verstand.
Als er spürte, dass sich ihre Anspannung langsam löste, löste er auch die Umklammerung und vertiefte den sowieso schon intensiven Kuss noch mehr.
Sie spürte wie ihr das Herz förmlich aus der Brust springen wollte, ihr Puls zu rasen begann und sich eine Herde wilder Motten in ihrem Bauch einnisteten. Außerdem war da noch ein unbekanntes Kribbeln, was sich in ihrem gesamten Körper ausbreitete und sie beinahe wahnsinnig werden ließ. Unruhig bewegte sie sich hin und her und versuchte das Kribbeln so los zu werden, aber auch das brachte nichts. Er weckte das Verlangen in ihr und verursachte einen tosenden Sturm, der sie immer mehr mit sich fort riss. Just in diesem Moment, wo ihr Gehirn die zusammen Arbeit verweigerte, wollte sie diesen Teufel unbedingt spüren. Sie wollte mehr, viel mehr als das, was er ihr gerade gab. Patty wollte ihn am ganzen Körper spüren, sich vollkommen in seinen Armen verlieren und schließlich in den Genuss eines perfekten Liebesspieles kommen.
Als er aber den Kuss so plötzlich beendete, wie er ihn begonnen hatte, hätte sie ihn am liebsten wieder zu sich runter gezogen.
„ Und? Seit ihr nun auf einer Stufe?“ harkte er leise nach.
„ Mhm!“ und da erwachte auch ihr Verstand wieder. „ DU Idiot!!“ brüllte sie ihn an und sprang nun endgültig von seinem Schoss runter, um dann aus dem Raum zu eilen.
Patricia war noch immer knall rot im Gesicht, als sie sich in ihrem Zimmer atemlos gegen die Tür lehnte.
So fühlte es sich also an, wenn man von jemanden in seinen Bann gezogen wurde und nun konnte sie Hanon sogar verstehen, warum sie diese einmalig schöne Sache unbedingt erleben wollte. Es war wirklich der Hammer gewesen!

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Tag der Veröffentlichung: 09.01.2013

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