Ich konnte es kaum erwarten, meine Mächte aus der Phiole zu befreien und mit ihrer Hilfe meinen geliebten Kater zurückzuholen. Allerdings hatte Keith ganz andere Pläne mit mir und mich all zu bald aufstehen zu lassen, gehörte da definitiv nicht zu.
Gerade war er dabei mich am Hals zu küssen und drückte sich dabei zärtlich an mich.
„ Nicht!“ kicherte ich. „ Das kitzelt! Außerdem brauche ich meine gesamte Energie um Charon wiederzubeleben! Keith, hör doch!!“ versuchte ich mich dem teuflischen Nymphomanen zu entziehen. „ Siehst du.“ rieb ich ihm das Glasgefäß unter die Nase. „ Hiermit habe ich genug Macht um ihn zurück ins hier und jetzt zu holen.“
„ Mhm...“ betrachtete er erst mich dann das Fläschchen argwöhnisch, ehe er sich knurrend auf den Rücken fallen ließ. „ Du zwingst mich in den unmöglichsten Situationen zur Abzinens...“ maulte er.
„ Och komm schon, Schatz.“ kuschelte ich mich an ihn und sah ihn dann an. „ Nun zieh nicht so ein Gesicht.“
„ Wie soll ich denn bitteschön kommen?? Du lässt mich doch nicht.“
„ Du bist nun mal ein wahnsinniger Energieschlucker und ich brauche jeden Punkt, um meinen Kater wieder bei mir haben zu können. Wir holen das nach ok? Dann gehöre ich von mir aus den ganzen Tag, oder die ganze Nacht dir.“
„ Dann sollten wir das Gespräch von eben einfach vergessen und du sagst es mir dann noch mal, wenn du einen freien Platz in deinem Terminkalender für mich findest.“ tat er noch immer einen auf beleidigte Leberwurst.
„ Nun sei doch nicht gleich ein geschnappt. Du hast noch so viel Zeit und unendlich viele Möglichkeiten um über mich herzufallen.“
„ Du bist echt furchtbar...“ knurrte er mich an, während er gleichzeitig seine Arme um meinen Körper lehnte. „ Du kannst mir doch nicht deine Liebe gestehen und gleichzeitig von mir verlangen, dass ich mich zurückhalten kann. Das ist unfair.“
„ Willst du wirklich ein kurzen Stell-dich-ein, gegen eine ganze Nacht oder einen ganzen Tag voller leidenschaftlicher Stunden eintauschen?“ versuchte ich ihn so zu locken.
„ ...“ schweigend betrachtete er mich und drückte mich dann mit den Rücken ins weiche Gras, um sich schließlich über mich zu beugen. „ Nun gut, aber wehe du versuchst dich wieder aus der Affäre zu ziehen.“
„ Bestimmt nicht.“ lächelte ich ihn an und schlang dann meine Arme um seinen Nacken.
„ Versprochen!“
„ Ich werde dich darauf festnageln, das schwöre ich dir.“ flüsterte er, ehe er mir einen sanften Kuss auf meine Lippen gab.
Noch während er mich küsste, wanderte seine Hand zu der Glasphiole hin, die zur Zeit achtlos im Gras lag und zerbrach diese. Meine Aura raste sofort auf mich zu und vereinte sich mit meinem Körper. An dieses überwältigende Gefühlt, wenn sich mein derzeitiger Menschen-ähnlicher Körper weiterentwickelte, könnte ich mich echt gewöhnen. Ich spürte wie sich das Limit meiner Energie erhöhte, wie sich meine Mächte verstärkten und wie verloren gegangene Instinkte wieder zu neuem Leben erwachten! Ich hatte noch nie jemanden wiederbeleben müssen und doch wusste ich instinktiv was zu tun war. Eine neue Fähigkeit war zu mir zurück gekehrt, auch wenn ich noch nicht jeden wiederbeleben konnte. Aber das war ok, denn mit der Zeit würde auch der letzte den Weg zurück ins Leben finden!
„ Lass uns zurück zu den anderen gehen. Damit Thanatos seinen Untermieter zurück bekommt. Wir wollen es ja nicht riskieren, dass Misaki seinem Bruder was antut...“ hob Keith seinen Kopf wieder an. „ Ich weiß nämlich nicht was er mit ihm anstellen wird, wenn wir die beiden zu lange allein lassen.“
„ Ok.“ nickte ich. „ Ich kann es eh kaum noch erwarten Charon endlich wiederzusehen und das in unserer Welt. Elara wird vielleicht Augen machen.“ platzte ich fast vor Vorfreude.
„ Dann los.“ meinte Keith und setzte sich dann hin.
Als ich dann seinen völlig zerkratzten Rücken erblickte, fiel mir beinahe alles aus dem Gesicht. Es sah fast so aus als hätte er einen mörderischen Kampf mit einer Raubkatze hinter sich. Just in diesem Moment fand ich es doch ziemlich schade, von dem wilden Techtelmechtel unserer Vorfahren nichts mitbekommen zu haben. So wie sein Rücken aussah, musste Cecilia wirklich viel Spaß gehabt haben...
Allerdings verkniff ich es mir grienend, die heftigen Kratzer zu heilen. Irgendwer würde ihn schon darauf aufmerksam machen, wenn er erst mal in Badeshorts durchs Hotel turnte.
Als ich dann jedoch aufstehen wollte, verschwand das Grinsen wie von Geisterhand aus meinem Gesicht, als mir meine Beine prompt die Zusammenarbeit verweigerten und wie Gummi nachgaben.
„ Was in Gottes Namen haben diese Idioten mit meinem Körper angestellt???“ fluchte ich.
„ Alles ok?“
„ Ja sicher. Es ist alles bestens.“ maulte ich.
„ Na, wenn du das sagst.“
Kurz darauf machten wir uns auf den Weg zum Hotel hin. So langsam erwachten auch meine Beine wieder, aber so wie sich das anfühlte, würde ich auf kurz oder lang einen schönen Muskelkater bekommen. Das mein Körper dem überhaupt gewachsen war, grenzte schon fast an einem Wunder!
Als wir dann die Eingangshalle betraten, war mein Ärger prompt verschwunden. Strahlend raste ich durch die Gänge und wäre beinahe mit Misa zusammen gestoßen, der gerade aus dem Pool gestiegen war.
„ Vorsichtig!“
„ Wo ist Elara?“ fragte ich ihn.
„ Die müsste in eurem Zimmer sein, wieso?“
„ Danke!“ rief ich ihm zu und raste gleich weiter.
„ Na, sie hat ja richtig gute Laune.“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Yujin muss es ja echt drauf haben.“ für diesen Spruch kassierte er auch gleich einen schmerzhaften Seitenhieb. „ Hey! Was soll denn das?“
„ Erst denken, dann reden.“ war das einzige was mein Freund ihm sagte.
Zwischenzeitlich hatte ich das Zimmer gestürmt und riss das arme Kätzchen aus ihrem wohlverdienten Schlaf.
„ Elara!!“ verstrahlte ich sie. „ Ich muss dir unbedingt was zeigen.“
„ Hätte das nicht noch Zeit gehabt? Ich bin müde...“ gähnte sie.
„ Nein, dass kann nicht noch länger warten. Es geht hier schließlich um Leben und Tod!“
„ Was?“ war sie sofort hell wach. „ Ist wer verletzt?? Was ist passiert? Ist Kronos wieder aufgetaucht? Wo ist er?? Den mach ich fertig!!“ zappelte sie in meinen Armen rum.
„ Keine Angst, Kronos ist nicht hier. Du kannst dich wieder beruhigen.“
„ Und was ist dann?“ blickte sie mich an.
„ Das wirst du gleich sehen.“ ich freute mich schon richtig auf ihr Gesichtsausdruck.
Nach allem was meine Katze durch machen musste, war es nur fair, dass sie ihren Partner zurück bekam.
Es war ein Schritt nach vorne, den ich mit allen anderen meistern wollte. Deshalb versammelte ich die gesamte Truppe auf der Klippe, auf die mich Keith vor wenigen Tagen verschleppt hatte.
„ Was wolltest du uns denn zeigen, Risa?“ fragte mich Yuri.
„ Das werdet ihr gleich schon sehen.“
Auch Thanatos, dessen Körper aber schon wieder von Yujin gesteuert wurde, war dabei.
Er wollte mit eigenen Augen sehen, ob ich mit der zweiten Seelenverbindung auf meine Blutmächte zurückgreifen konnte.
„ Ich möchte das ihr bei diesem Durchbruch dabei seit.“
„ Durchbruch?“ kratzte sich Elara am Kopf. „ Willst du die Klippe sprengen, oder was?“
„ Nein.“ drehte ich mich freudig strahlend zu ihr um. „ Seht einfach zu und staunt.“ mit diesen Worten nahm ich meine göttliche Gestalt an und drehte mich wieder zum Wasser hin.
„ Sie will bestimmt das Wasser teilen...“ flüsterte Yuri der Katze zu.
Diesen letzten Satz eines wahren Banausen überhörte ich geschickt. Stattdessen schloss ich meine Augen und ließ mich von meinem Instinkt leiten.
Fast wie in Trance faltete ich meine Hände, so als würde ich beten wollen, vor der Brust zusammen und konzentrierte mich ganz auf mein Vorhaben.
Wie hypnotisiert starrten sie mich alle stumm an, das einzige was man in diesem Moment hörte, war das leise Rauschen des Meeres und die Schreie der Möwen, die über unseren Köpfen hinweg flogen.
„ Hört mich an, Diener des Lebens!“ sprach ich das nach, was mein Instinkt mir sagte. „ Tretet aus dem Schatten heraus und folgt dem Weg ins Licht, lasst euch von meiner Stimme leiten und kommt her zu mir.“
Plötzlich kam ein leichter Wind auf, der sich um mich herum sammelte. Selbst die Wellen schlugen nun heftiger gegen die Klippe. Ein wahrer Wirbelsturm entstand unter meinen Füßen, der mit jeder Sekunde immer stärker wurde, so als wartete er darauf, von der Leine gelassen zu werden.
Er zerrte an meinen Flügeln, während er mit einer Atemberaubenden Geschwindigkeit um mich herum schnellte und immer heftiger zu wüten begann.
„ Erscheine!“ riss ich meine Augen auf und breitete meine Flügel aus.
Der wirbelnde Sturm raste an meinen Körper empor und riss eine meiner Federn mit sich in die Luft. Ein kleiner teil des Himmels über mir brach auseinander und eine bunte Energiesäule stürzte auf mich herab. Als meine Feder die aufgebrochene Stelle im Himmel erreichte, verschwand der stürmische Wind mit einem Mal und meine kleine Feder
glitt sanft zurück zum Boden.
Erst als sie wieder in Reichweite war, vernahmen wir leises Gekicher und schon im nächsten Moment blickten Miniatur Engelchen auf uns herab. Sie waren kaum größer als meine Hand, trugen süße weiße Gewänder, hatten beide blonde Haare und niedliche riesig große Kulleraugen.
Lachend sprangen sie von der Feder herunter, kurz bevor sie vor mir zum stehen kam und flogen zu den Unbekannten großen Wesen hin.
„ Nein seit ihr süß!“ quiekte Yuri die beiden an und ließ sie für einen kurzen Moment auf seiner Hand sitzen.
„ Dürfen wir die Behalten?“ sah auch Lucia die Engelchen begeistert an.
„ Leider nein. Diese beiden Wesen nennt man Crystalengel. Der Legende nach sollen sie aus einem reinen, wunderschönen bläulichen Kristall geboren werden. Sie leben in einer anderen Dimension und kommen nur hier her, wenn die Göttin des Lebens sie zu sich ruft.“ erklärte Granas ihnen.
Doch kaum waren sie einmal um alle herum geflogen und hatten sich bestaunen lassen, da flogen sie schon um mich herum und blieben über der Feder stehen, die sie in eine unbeschriftete Lebenskerze verwandelten.
Nun war also auch das Geheimnis über das Entstehen dieser Kerzen gelüftet.
Als ich dieses Zeichen des Lebens berührte, flammte der Docht gleich auf und ein Name wurde wie von Geisterhand in die goldene Halterung eingraviert.
Nachdem die beiden Wesen den Namen gelesen hatte, flogen sie kichernd um die Kerze herum und verwandelten sie in eine Art Illusion, ähnlich wie bei den Rückblicken, die Yuri erschaffen konnte.
Auch diese Erscheinung zeigte die Vergangenheit, und zwar Charon's Vergangenheit!
„ Charon...“ flüsterte Elara erstaunt. „ Was hat das zu bedeuten?“
Allerdings sprang die Erinnerung von einem Punkt zum anderen und zeigte keine ganze Geschichte. Sie suchten eigentlich nur die Stelle, an der mein Kater gestorben war.
„ Kommt das von dir?“ sah meine Kitty Yuri an.
„ Nein, ich bade meine Hände in Unschuld.“ hob er demonstrativ die Hände.
Ich fand es wirklich interessant, kurze Momente aus seinem Leben zusehen. Allerdings hätte ich auf die kurzen Rückblicke aus meiner Kindheit echt verzichten können. In einem der Bilder sah man nämlich sehr gut, dass ich gerade einen Regenwurm verschlingen wollte und Charon erschrocken auf mich zu gestürmt kam. Das nächste Bild zeigte dann wie er und Elara sich verhedderten und vor mir auf den Boden lagen, während ich die beiden verblüfft anstarrte. Das schlimme war, dass ich den Regenwurm bereits im Mund hatte und nur noch ein kleiner Teil des Wurms heraus hing.
Natürlich fingen die Typen hinter mir heftigst an zu lachen. Zum Glück konnten sie mein gerötetes Gesicht nicht sehen, was ich gerade mit meinen Händen verbarg.
„ War das Risa?“ wendete sich Misa lachend an Gran.
„ Ja, das war sie.“ schmunzelte dieser. „ War sie nicht herzallerliebst?“
„ Das ist sie noch immer.“ sah mich der Seelendieb lächelnd an.
Als dann auch noch das Bild zu Elara's Geschichte erschien, wo ich die beiden Streithähne mit meinen großen Augen traurig ansah, verstummte das Lachen und ein fasziniertes „ Ohhhh!“ drang an meine Ohren.
Es wurden noch mehr Bilder gezeigt, ehe sie die richtige Situation gefunden hatten. Kurz bevor mein Kater von der verheerenden Macht getroffen wurde, fror das Bild plötzlich ein, um dann im Schnelldurchlauf zurück zulaufen, bis an einer Stelle, wo Charon in die 'Kamera' lächelte.
Wieder flogen die Crystalengel kichernd um die Illusion herum, bis nur noch ein Lichtstrahl von der Erscheinung übrig war.
Mit dem Lichtstrahl im Schlepptau flogen sie rasend schnell weiter hoch und drehten sich noch schneller im Kreis. Es schien fast so als würde das weiß ihrer Gewänder mit dem Strahl verschmelzen, bis nur noch ein reines weißes leuchten übrig war.
Plötzlich sausten die beiden Engel aus dem weißen Strom heraus und drehten ihre Runden nun langsamer um den magischen Knubbel herum. Es sah fast so aus, als würden sie tanzen und nebenbei formten sie sich den 'Brei' mit eleganten Handbewegungen zurecht.
Schon nach kurzer Zeit erkannte man, das sie eine Pforte, mit zwei Türen bastelten und als sie mit ihrer Tanzerei fertig waren, leuchtete die Masse auf und eine wunderschöne weiße Pforte, mit vergoldeten Türklinken, erschien vor uns.
Unglaublich, was man alles aus meinen Federn basteln konnte. Wirklich beeindruckend.
Kurz nachdem sie fertig waren, öffneten sie die Türe und blendeten uns mit dem grellen Licht, was sich dort hinter verborgen hielt.
Schützend hielt ich mir den Arm vor die Augen und versuchte irgendwas zuerkennen, allerdings gelang mir das erst, als das Licht verschwunden war.
„ Illumina!!“ rief Elara erstaunt. „ Das ist Illumina!!!!“
„ Das ist also deine erschaffene Welt.“ starrte Gran meine Welt interessiert an.
Auch Thanatos, der sich bisher im Hintergrund aufgehalten hatte, kam nun zu mir nach vorne, um meine Welt besser betrachten zu können. Aber auch die anderen versammelten sich nun um mich herum.
„ Ja, das ist Illumina.“ lächelte ich und nickte den beiden Engeln zu, die dann durch das Tor meine Zuflucht betraten.
Es war fast so als würden die Wesen eine Videokamera in Händen halten, die uns alles zeigte, was auch sie sahen.
Sie zeigten uns die majestätischen Paradiesvögel, die fröhlich singend über das Land flogen und scheinbar mit den Engelchen tanzten.
Dann trafen sie auf Einhörner, die über eine Wiese galoppierten und rutschten kichernd an ihren Hörnern runter.
Und dann vernahmen sie ein Lied, was sie wie magisch anzog. Auch wir konnten es sehr gut hören. Es war die Ballade des Lebens, gesungen von meiner Schwester. Natürlich wurden auch die Diener des Lebens von dem Song angezogen.
„ Das ist Rika's Stimme!“ erkannte Lucia sie sofort.
„ Ja, stimmt.“ nickte Keith.
Wie gebannt starrten wir alle auf den Film vor uns und wagten fast nicht mal zu atmen. Schließlich erreichten die mystischen Wesen den Marktplatz, wo sich meine Schwester wie immer eigentlich aufhielt und einer Gruppe Kindern ein Liedchen vorsang.
Tartaros saß auf dem Rand des Brunnens und lauschte ihrer Stimme mit geschlossenen Augen. Lian hing, auch wie immer eigentlich, an seinem Rockzipfel und hörte Rika ebenso zu.
Ausnahmsweise befand sich auch mal mein Kater auf dem Platz. Er saß zwischen einigen Kindern, die ihn gefangen hielten und regelrecht belagerten.
„ RIKA!!!“ rief Lucia aufgebracht ihren Namen.
„ Was...?“ blickte sich Rika erstaunt um. „ Lucia...?“
„ Sie kann uns hören!!“ jubelte die Göttin. „ Rika!!! Schau nach oben!!!“ brüllte sie ihr entgegen.
Jedoch flogen die Engelchen um sie herum und zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Völlig perplex starrte meine Schwester die unbekannten Wesen an, ehe diese zu Tartaros flogen, der noch immer am Brunnen saß und die Wesen mindestens genauso erstaunt ansah, wie es Rika tat.
„ Was seit ihr denn für niedliche Geschöpfe?“ lächelte er sie an.
Als Lian dann an ihm vorbei sah, um die niedlichen Geschöpfe sehen zu können, entdeckte sie das Fenster in die Wirklichkeit.
„ FURIE!!!!“ rief sie lachend und winkte mir zu, bis sie Misaki entdeckte, da verharrte sie in ihrer Bewegung und starrte ihn bloß mit großen Augen an. „ MISAKI!!!“ fand sie viel zu schnell ihre Fassung wieder und kam zu dem Tor hin gestürmt. „ HAALLLOOO Misaki!!!“
„ Lian.“ lächelte er sie an. „ Wie geht es dir?“
„ Mir könnte es nicht besser gehen!! Schließlich bin ich dem unfähigen Tyrann, der sich König schimpft und den albernen Namen Thanatos trägt, entkommen! Wenn ihr auf den trefft, dann verpasst ihm auch von mir eine, ja??“ irgendwie war sie wohl dazu verdammt in 'Herrscher' Fettnäpfen zu treten...
„ ...“ ich musste mir das Lachen echt verkneifen, konnte aber ein belustigtes schmunzeln nicht unterdrücken. „ Na du unfähiger Tyrann, der sich König schimpft und den albernen Namen Thanatos trägt.“ ich hatte es echt versucht, wirklich! Aber letztendlich kam ich nicht drum herum, ihm diesen Spruch zu drücken und ihm nebenbei meinen Ellenbogen immer wieder in die Seite zustoßen. Es war auch so was wie eine kleine wohltuende Rache, für meinen geschändeten Körper.
„ Mhm...“ verschränkte Yujin die Arme vor die Brust und schielte mich warnend an. Dabei kam dieser Spruch nicht mal von mir.
„ Schaut mal wer alles hier ist!!“ brüllte die Succubus den anderen entgegen und gab dann die Sicht frei.
„ Rika!“ strahlte Lucia sie an.
„ Hey.“ lächelte sie uns an. Sie konnte sich gar nicht entscheiden, wen sie sich als erstes widmen wollte, es war ja alles so schön bunt hier. Also entschied sie sich für eine allgemeine Antwort. „ Konntet ihr etwas von Illumina sehen? Dann wisst ihr ja, das diese Welt dem Paradies gleicht. Es geht mir gut hier und allen anderen auch. Ihr braucht euch also wegen mir nicht den Kopf zu zerbrechen, so wie es gekommen ist, ist es richtig.“ obwohl sie wohl eher Opa und Yujin ansprach, diese sah sie nämlich abwechselnd an. „ Beschützt Risa an meiner Stelle, dann sind wir Quitt.“
„ Rika...“ flüsterte Granas betroffen.
„ Wir werden uns bald schon wiedersehen, das habe ich im Gefühl.“ sie mimte die Starke, obwohl sie sich mit Sicherheit nichts sehnlicher wünschte, als uns im Kampf unterstützen zu können.
„ Yujin!“ trat nun auch Tartaros auf die Bildfläche. „ Wie ich sehe bist du noch nicht durch gedreht, sehr schön.“ meinte er, während sich Lian gleich wieder an seinen Arm heftete. „ Halte noch ein bisschen durch, dann werden wir dich erlösen.“
„ Ja, ich weiß.“
Alle beteiligten waren wie paralysiert, was auch die Stille erklärte. Allerdings bemerkte ich schon, dass Keith und Rika lächelnde Blicke austauschten. Jedoch verschaffte mir das keinerlei Eifersuchtsanfälle, wie das vor wenigen tagen noch der Fall gewesen wäre. Natürlich freute er sich sie zusehen, er würde sie mit Sicherheit auch zu gern umarmen und an sich drücken. Aber ich wusste ja, dass sie nicht mehr die alleinige Herrscherin über sein Herz war. Ich vertraute ihm wie man sah.
Letztendlich waren es die Crystalengel, die uns zur Eile trieben, andernfalls würden wir Morgen wohl auch noch hier stehen und uns gegenseitig an schweigen.
Die kleinen Wesen flogen ungeduldig, aber kichernd, um Charon herum und flüsterten immer wieder seinen Namen.
„ Ja, ich weiß wie ich heiße!“ starrte er die Engel entgeistert an. „ Was wollt ihr denn von mir?“
„ Ich glaube sie wollen dass du durch dieses Tor schreitest.“ deutete Tartaros auf das Fenster hin.
„ Welches Tor...?“ erst jetzt bemerkte er uns und reihte sich in die Reihe der hirnlosen starrer ein, die alles mit offenem Mund an glubschte. „ Elara! Risa!“ strahlte er uns an und kam zum Portal gerast und kurz davor eine Vollbremsung zu machen und ein paar mal hin und her zu wackeln. „ Wie geht es euch?? Wo wart ihr denn letzte Nacht? Es macht wirklich keinen Spaß die ganze Zeit vor dem Tor zu sitzen und auf euch zu warten.“
„ Das brauchst du jetzt auch nicht mehr zu machen.“ lächelte ich ihn an.
„ Was soll dass den heißen? Ist dies hier das neue Kommunikationsgerät, oder wie?“
„ Nein.“ lachte ich.
„ Uhhh...nett...“ betrachtete Yuri meinen Kater von oben bis unten.
„ DER gehört MIR, KLAR???“ fauchte meine Kitty ihn auch gleich an.
Bisher war alles noch in Ordnung, ich war bei vollem Bewusstsein und fühlte mich auch keineswegs erschöpft. Das änderte sich allerdings, als die Crystalengel an Charon vorbei flogen und Illumina durch das Portal wieder verließen. Der Glanz wich aus meinen Augen und ich wirkte wie ferngesteuert, als ich meine Hand hob und der Rand der Tür zu leuchten begann. Die magischen Wesen standen davor und deuteten Charon mit einer Handbewegung an, dass er herauskommen sollte.
„ Was wollen die denn von mir?“
„ Du sollst durch das Portal treten, du Idiot!“ verdrehte Tartaros die Augen und stieß meinen Kater an, der stolperte und schließlich durch das Fenster fiel.
Winzig kleine Federn umschmeichelten seinen Körper, als dieser von dem sanften Licht des Portals getroffen wurde und verschaffte ihm so eine lebendige Hülle, mit allen Vor und Nachteilen.
Ich hatte mein Bewusstsein noch immer nicht wieder und merkte von daher nicht, wie gewaltig der Ausmaß einer Seelenverbindung war. Die Energie, die sich um meinen Körper sammelte, unterschied nun nicht mehr, ob das dunkle Geschöpf Gut oder Böse war. Es griff alle Teufel an, die sich ihm in den Weg stellten.
Als erstes bekam Yujin einen Schmerzhaften Peitschenhieb ab, der mir am nächsten stand, erstaunt sah er mich dann an und riss gleich darauf erschrocken die Augen auf.
„ WEG VON IHR!!!“ brüllte er Keith und Misaki an, die ihn allerdings nur verwirrt anstarrten. „ Verdammt!“ kurzer Hand kickte er die beiden Teufel in die Fluten und sprang ihnen hinterher, im nächsten Moment 'explodierte' die Energie, die sich um meinen Body gesammelt hatte, und wurde Kreisförmig von mir weg geschleudert.
Da traf auch endlich die Erschöpfung ein, die mich in die Knie zwang.
„ Das war knapp...“ murmelte Thana.
„ Was sollte denn das, du Penner??“ fauchte Misa ihn gleich an.
„ Wir wären beinahe drauf gegangen, du Spinner!“ maulte Yujin zurück. „ Risa's Mächte hätten kurzen Prozess mit uns gemacht. Zeig mal ein bisschen mehr Dankbarkeit, schließlich habe ich dir gerade den Arsch gerettet.“
„ Risa! Bist du in Ordnung?“ kniete sich Granas zu mir runter und half mir beim aufstehen.
„ Ja... ich denke schon...“ murmelte ich.
„ Charon...“ starrte Elara ihren Geliebten mit Tränen in den Augen an. „ CHARON!!“ um sich ihm dann gleich um den Hals zu werfen.
„ Elara?“ war der Kater sichtlich verwirrt. „ Du warst doch...und jetzt...mhm...“
„ Du bist wieder am Leben! Du lebst!!“ weinte sie.
„ Ich... lebe?“ sah er sich erstaunt um.
„ Ja, du lebst.“ lächelte Gran ihn an. „ Willkommen zurück, Charon.“
Dann landeten auch die völlig durchnässten Teufel wieder auf der Klippe und nahmen ihre menschliche Gestalt an.
Die Crystalengel, sowie das Tor nach Illumina, waren bereits verschwunden.
„ Was habt ihr denn im Wasser gemacht?“ betrachtete ich die drei verblüfft.
„ Uns war gerade danach mal baden zugehen.“ murmelte Misaki.
„ In voller Montur?“ zog ich schmunzelnd eine Augenbraue hoch.
„ Es war halt eine spontane Sache.“ sah mich der Seelendieb an. „ Alles ok bei dir?“
„ Ja, ich bin nur etwas erschöpft. Das ist alles.“
„ Und das sagt diejenige, die nicht mal mehr allein stehen kann.“ blickte Gran zu mir runter. „ Wenn du das als 'etwas' betrachtest, dann möchte ich nicht wissen wie es aussieht, wenn du vollkommen erschöpft bist.“
„ Es geht gleich bestimmt wieder.“ murmelte ich.
„ Wo sind wir hier?“ war mein Kater noch immer völlig paralysiert.
„ Im Urlaub.“ sah meine Kitty ihn noch immer mit glänzenden Augen an.
„ Ah ja?“ blickte er sich wieder um und stand dann langsam auf. „ Ich bin zurück...“
„ Endlich hast du es begriffen.“ lächelte Elara.
„ Du bist also Charon.“ begutachtete Yuri in von oben bis unten. „ Ich heiße Yuri, sehr erfreut.“
„ Ja, die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ verirrte sich ein Lächeln auf seine Lippen.
Dann blickte er auch endlich in unsere Richtung und kam schnurstracks auf uns zu.
„ Risa.“ lächelte er mich an und umarmte mich dann vorsichtig. „ Du bist ja wirklich groß geworden. Wie lange war ich denn weg?“
„ Fünfzehn Jahre...“ flüsterte ich glücklich.
„ Was echt? Es kam mir gar nicht so lange vor.“ überlegte er.
„ Es war aber wirklich so lange.“ murmelte ich.
Obwohl wir uns ja fast jeden Abend in Illumina sehen konnten, war dies hier trotzdem was ganz anderes.
Er stand wahrhaftig vor mir und bekam ein neues Leben geschenkt. Er war wieder Teil dieser Gemeinschaft und dieses Mal, ließ ich es nicht zu das er wieder ging! Komme was wolle.
„ Ich muss mich bei euch bedanken.“ wendete sich mein Wächter nun den beiden Schlächtern zu. „ Danke, das ihr während meiner Abwesenheit auf Risa und Elara aufgepasst habt. Ich stehe tief in eurer Schuld.“
„ Nein tust du nicht.“ wehrte Keith gleich ab.
„ Wie du meinst.“ lehnte Charon seinen Kopf leicht zur Seite. „ Du musst Keith sein. Die Ähnlichkeit ist wirklich kaum zu übersehen.“
„ Ja, der bin ich wohl.“
„ Meinst du, du kannst deine Blutmächte nun aktivieren?“ trat Yujin an uns heran.
„ Ich weiß nicht.“
„ Hat das nicht Zeit bis Morgen? Du siehst doch dass sie völlig aus gepowert ist.“ knurrte Misa ihn an.
„ Nein, schon ok.“ lächelte ich leicht. „ Es geht mir gut.“
„ Ach wirklich?“
„ Ja, wirklich. Keine Sorge, ich kenne meine Grenzen.“
„ Mag sein, aber das hält dich nicht davon ab sie auch zu übertreten!“ maulte er weiter rum.
„ Ich möchte doch auch wissen, ob ich sie nun aktivieren kann. Das ist schließlich wichtig!“
„ Gut. Dann probiere es halt aus.“
„ Mach ich auch!“ streckte ich ihm die Zunge raus.
„ Mach doch!“
„ Mhm, wie heißt es so schön: Was sich liebt das neckt sich?“ gab mein Kater lächelnd von sich und wurde auch gleich mit einem Blick angestarrt, der ihn zurück nach Illumina schicken sollte.
„ Uh, nicht mal fünf Minuten hier und schon macht er sich Feinde.“ kicherte Lucia.
„ Was denn? Hab ich was falsches gesagt?“ sah er sie an.
„ Och, nö nö.“
Ich hielt mich aus dem Ganzen gekonnt raus und schlich lieber ein Stückchen von ihnen weg. Ich wusste nicht was auf mich zukommen würde, geschweige denn, ob ich in der Lage war diese neuen Mächte zu kontrollieren, wenn ich sie dann aktiviert bekam. Und einen der drei Teufel zu verletzen, war das letzte was ich wollte.
Als ich dann genug Abstand zu ihnen hatte, lehnte ich meine Hand über die andere und versuchte eine Verbindung zu meinem Blut herzustellen. Es war auch viel leichter, als beim letzten mal, wo ich nicht mal meinen ganzen Arm zum leuchten brachte, aber wirklich klappen wollte es nicht. Ich konnte einfach kein Gefühl für meinen inneren Fluss aufbauen, wie sollte ich also etwas für mich nutzen, was ich weder spüren noch sehen oder fühlen konnte? Ich versuchte es noch einige male, aber auch wenn meine Haut ein bisschen kribbelte und ich das rosa leuchten echt faszinierend fand, half mir das in keinster weise weiter. Aber vielleicht konnte Cecilia mir helfen. Wenn sie die Blutmächte gebändigt bekam und ich das in meinem Unterbewusstsein mitbekam, konnte ich eventuell auch mehr mit dieser unbekannten Fähigkeit anfangen. Allein bekam ich es jedenfalls nicht hin und wofür schleppte ich sie sonst die ganze Zeit mit mir rum?
Obwohl es mich ja schon ärgerte, dass ich mit meinen eigenen Fähigkeiten nicht zurecht kam. Deshalb ließ ich mich fast wie ein bockiges Kind in meinem Unterbewusstsein auf den Boden fallen und verschränkte die Arme vor die Brust. Währenddessen blickte sich Cecilia erstaunt um, die nun die Kontrolle über meinen Körper hatte.
Allerdings erkannte sie recht schnell was sie zu tun hatte, da mein Arm noch immer kribbelte und in diesem rosa Nebel getaucht war.
Im Gegensatz zu mir, brauchte sie auch nicht die Hände übereinander zu legen um irgendwas in mir zu aktivieren, das war schon unfair. Mühelos brachte sie meine Hände und meine Arme zum leuchten, es war auch viel einfacher als am Abend zuvor. Allerdings stimmte da noch immer etwas nicht.
„ Mhm...“ wunderte sie sich.
Jedoch ließ sie sich von der inneren Mauer, gegen die der Fluss zu stoßen schien, nicht abhalten und konzentrierte sich noch mehr auf das, was in mir abging.
Selbst in meinem Unterbewusstsein konnte ich die unglaublich starke Macht spüren. Erstaunt sah ich mich dann um. Der ganze Raum, wenn man es so sagen konnte, leuchtete in einem sanften weißen Licht auf. Ja, selbst der Boden, auf dem ich saß, glühte förmlich.
Auch meine Wächter hatten etwas davon und konnten am eigenen Leib spüren, wie ihre volle Stärke langsam zu ihnen zurückkehrte.
„ Ich kann es spüren!“ jubelte ich und sprang auf. „ Ich spüre den Ruf meines inneren Flusses!“
Cecilia hatte den ersten Schritt getan und überließ den Rest dem wahren Besitzer des Körpers. Lächelnd öffnete ich meine Augen und sah dann auf das sachte Leuchten herab, was fast meinen gesamten Körper umhüllt hielt.
„ Nur noch ein bisschen, Risa!“ feuerte mich Elara an. „ Du hast es gleich geschafft!!“
„ Komm schon, du schaffst das!“ stimmte Charon mit ein.
Jedoch spürte auch ich die Mauer, die meine Mächte daran hinderte sich voll ausbreiten zu können. Ich wusste nicht woher sie kam, oder was sie hier zu suchen hatte, aber eines wusste ich ganz genau: Keine Mauer der Welt war in der Lage mich aufzuhalten!
Entschlossen diese Nuss zu knacken, brachte ich mein Blut zum pulsieren. Der Nebel wurde immer dichter und breitete sich weiter aus, er wirbelte fast ungeduldig durcheinander, so als wartete er darauf, auf etwas oder wen los gelassen zu werden.
Aber das war immer noch nicht die Auswirkung, die mich erfüllen sollte. Ich konzentrierte mich nicht darauf, diese unvorstellbar mächtige Kraft zu kontrollieren, ich wollte sie bloß aktivieren und die verfluchte Mauer zerstören.
Ich dachte also gar nicht darüber nach was passieren würde, wenn ich es dann geschafft hatte. Letztendlich war aber nicht ich diejenige, die meinem Blut den Weg frei räumte, sonder Yujin.
Dieser hatte mich die ganze Zeit genau beobachtet und dabei war ihm ein unheilvolles rotes Leuchten aufgefallen, was von meiner Halskette stammen musste. Es handelte sich dabei immer noch um die Kette, die mein Vater mir gab. In der sich ein Teil der Mächte meiner Eltern befanden. Nun wusste ich auch warum er mir die gab. Jedenfalls nicht um mich zu beschützen...
Thana hob seine Hand und hielt seinen Blick dabei eisern auf die Kristalle des Schmuckstückes gerichtet. Gerade da, als ich verärgert meine gesamte Energie in die Sache steckte, zersplitterte meine Kette und mit ihr zersplitterte auch die Mauer. Rasend schnell breitete sich das rosa Leuchten auf meinen gesamten Körper aus und entlud sich dann schließlich in alle Himmelsrichtungen.
Granas reagierte blitzschnell und sorgte dafür, das diese verheerende Welle an einem Schutzschild ab prahlte. Somit rettete er den teuflischen Insassen das Leben.
„ Sie hat es geschafft!!“ jubelte Elara, die gerade im vollem Besitz ihrer Kräfte war.
„ Mhm...“ verschränkte Yujin lächelnd die Arme vor die Brust.
„ Das sieht beeindruckend aus...“ bestaunte Yuri das rosa, leicht glitzernde Leuchten, was an ihnen vorbei zischte. „ Wunderschön.“
„ Und äußerst tödlich.“ meinte Thana. „ Jedenfalls für uns.“
„ Hach, die schönsten Sachen sind immer auch die Tödlichsten.“ kicherte der Gott der Vergangenheit.
„ Es lag also gar nicht an ihrem verstorbenen Wächter, sondern an der Kette, die sie trug. Woher hat sie die?“ bat der ältere Seelendieb um Antwort.
„ Von ihren Eltern.“ erklärte Misa ihm.
„ Das erklärt natürlich alles.“
Als das Spektakel dann vorbei war, lag ich bereits bewusstlos im Gras. Es war wirklich abartig wie oft ich in letzter Zeit mein Bewusstsein verlor. Aber nachdem was in den vergangenen tagen alles geschehen war, war das wohl auch kein Wunder.
Aber ich hatte meinen Kater wieder, konnte auf meine Blutmächte zurück greifen und musste nun nur noch lernen, wie ich diese kontrollieren konnte. Alles in allem, war das alles mehr, als ich mir von dieser Reise erhofft hatte. Nun gut, den Weg nach Ladthaa hatten wir nicht gefunden, aber auch das war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir vor der Pforte standen. Es ging voran, und das mit ganz großen Schritten!
Jetzt ging es aber erst einmal mit großen Schritten zurück ins Hotel, wo ich mich von den Strapazen erholen sollte. Schon wieder...
Zwischenzeitlich hatte sich auch Thanatos verabschiedet, der nicht länger als nötig von 'Zuhause' wegbleiben wollte. Er glänzte ohnehin schon länger mit Abwesenheit, als er vor hatte. Also ging er mit den Worten: „ Wenn wir uns das nächste Mal sehen, dann werdet ihr in der Lage sein Ladthaa zu retten!“ und verabschiedete sich nicht mal von mir. Was sich ja auch als äußerst schwierig herausstellte, so ganz ohne Bewusstsein.
Ich öffnete meine Augen erst spät in der Nacht wieder, da war er schon lange verschwunden. Ich bemerkte gleich, dass sich etwas geändert hatte, ich fühlte mich stärker, ja fast wie eine vollkommene Göttin, so als wäre ich wieder im Besitz meiner Mächte. Was allerdings nicht an dem war, das verriet mir mein Energielimit. Aber nun wo das Hindernis zerstört wurde, was meine Blutmächte schlafen legte, strömte diese unglaublich starke Macht durch meinen Körper, auch wenn ich sie nicht nutzte. Man könnte sagen, sie war stets auf Abruf! Das hieß also, das meine Wächter ihre wahre Gestalt annehmen konnten, auch wenn ich mein Blut gerade nicht nutzte. Sie war erwacht und weiß Gott, ich würde nicht mehr zulassen, dass sie irgendwer wieder schlafen legte.
Seufzend streckte ich mich und deutete meinen Bettnachbarn so an, das ich endlich aufgewacht war.
„ Du bist ja wieder wach.“ vernahm ich Keith's gedämpfte Stimme. „ Wie geht es dir?“
„ Sehr gut. Ich habe sogar Hunger!“ lächelte ich leicht.
Als er sich dann allerdings über mich beugte, ich hatte ihm den Rücken zugedreht, und seine Hände meine Haut berührten, entfachte er ein sanftes Kribbeln, was mir ja durchaus bekannt war, aber eigentlich dürfte er dieses Kribbeln gar nicht entfachen. Er besaß doch in seiner menschlichen Form keine dunkle Aura. Ergo: Er musste in seiner teuflischen Gestalt hinter mir liegen, vielleicht hatte aber auch Yujin wieder Besitz von seinem Körper ergriffen. Ich wusste ja nicht das er schon weg war. Jedenfalls drehte ich mich erschrocken zu ihm um und rückte ein Stück von ihm weg. Es war so was wie ein Impuls, einerseits wollte ich nicht, dass er in seiner dunklen Gestalt über mich her fiel, auf der anderen Seite wollte ich auch nicht dass Yujin das tat.
„ Was ist los?“ blickte mich der Prinz verblüfft an.
„ Wie kann es sein, dass unsere Auren auf einander reagieren, wenn du doch eigentlich keine besitzen dürftest?“ platzte es gleich aus mit heraus.
„ Das kommt auch nicht von meiner Aura.“ lächelte er leicht und strich mit seiner Hand über meine. „ Das kommt von meinem Blut.“
„ Von deinem Blut?“ blickte ich ihn misstrauisch an.
„ Ja. Nun wo deine Blutmächte erwacht sind, fühlen sie sich zu meinen hingezogen und umgekehrt natürlich auch.“ erklärte er mir. „ Es gibt eine Legende, die die Geschichte des magischen Blutes erzählt.“
„ Ehrlich? Es gibt da eine Legende darüber?“ sah ich ihn verblüfft an.
„ Ja, wenn du sie hören willst, solltest du näher ran kommen.“ grinste er mich an, was ich im Schein des Mondes deutlich erkennen konnte.
„ Na gut.“ ich rückte wieder zu ihm hin und lehnte meinen Kopf an seine Brust. „ Erzähl schon!“ starrte ich ihn neugierig an.
„ Der Legende nach sollen beide Mächte vor Urzeiten einem einzigen Wesen gehört haben. Er erschuf mit ihrer Hilfe die Welten und die unterschiedlichen Lebewesen. Von Engel bis hin zu den Menschen, die Tiere, die Pflanzen. Einfach alles, bis auf die Kythosianer und Ladthaaner. Er liebte sein Werk und tat alles dafür, damit es ihnen an nichts fehlte. Er erteilte den Engeln die Aufgabe, auf die Sterblichen aufzupassen und all ihre Wünsche zu erfüllen. Aber er bemerkte schnell, dass die himmlischen Wesen nicht stark genug waren, um wirklich etwas bewirken zu können. Im Laufe der Zeit schwand seine Macht und die Welten drohten auseinander zu brechen. Immer mehr Naturkatastrophen forderten ihre Opfer und auch wenn er wirklich unvorstellbar mächtig war, kam er mit den Reparaturarbeiten nicht hinterher. Also opferte er seine mächtigste Waffe, sein magisches Blut und erschuf den ersten Kythosianer und den ersten Ladthaaner. Unsere Vorfahren.“ erzählte er mir und ich hörte ihm begeistert zu. „ Durch den dunklen und hellen Part, entstand ein nie zuvor dagewesenes Gleichgewicht. Die Welten brachen nicht länger auseinander, die Naturkatastrophen ließen nach und eine neue Macht kümmerte sich von da an um seine Erschaffung. Die Aufgabe, die sonst ein einzelner zu tragen hatte, wurde auf ganz viele aufgeteilt. Unser Blut stammt also von ein und demselben Gott, oder was auch immer, ab und gehört dementsprechend zusammen.“ beendete er seine Erzählung. „ Deshalb reagieren sie aufeinander, sie wissen dass sie zusammen gehören.“
„ Wenn das so ist, würde es mich nicht mal wundern, wenn alle unsere Vorfahren ein Liebespaar waren.“ überlegte ich.
„ Es wäre gut möglich.“
„ Woher weißt du das denn eigentlich?“
„ Tartaros hatte mir die Geschichte mal erzählt und in der Bibliothek hatte ich ein Buch gefunden, was seine Story belegte.“
„ Dein Vater weiß ja echt viel...“ meinte ich. „ Der muss Steinalt gewesen sein.“
„ Das war er auch.“ schmunzelte Keith.
„ Und dann bist du sein einziges Kind? Der hatte wohl nicht so viel Spaß in seinem Leben.“ kicherte ich. „ Oder aber du weißt nichts von deinen unzähligen Geschwistern. Vielleicht weiß er ja selbst nicht mal, das er mehrfacher Vater ist.“
„ Du hast wohl noch nichts von Verhütung gehört, oder?“
„ Darauf gibst du ja auch nicht sonderlich viel.“ lehnte ich meinen Kopf auf den Arm, der auf seiner Brust ruhte und schaute ihn dann an. „ Wäre dies hier mein wahres Ich, hättest du bestimmt schon einen Treffer versenkt.“
„ Ich schlafe ja nicht aufm Baum. Natürlich weiß ich, dass das hier nicht dein wahres Ich ist und ich dich deshalb nicht schwängern kann.“
„ Ja, natürlich weißt du das.“ grinste ich ihn an und kuschelte mich dann wieder an ihn.
Es war ein ungemein aufregendes Gefühl, mit meinem Finger seine Brustmuskeln nachzuzeichnen. Man konnte im Dunkeln sogar feine, klitzekleine Funken aufflammen sehen, die aber nicht schmerzhaft waren, sondern das Kribbeln noch zusätzlich verstärkten.
„ Jetzt fehlt dir eigentlich nur noch ein Teufelsschweif und du wärst perfekt...“ flüsterte ich grienend. „ Apropos perfekt. Wo sind denn Charon und Elara?“
„ Die sind irgendwo, wo sie vermutlich allein und ungestört sein können.“
„ Was ja auch bedeutet, das wir auch allein bleiben werden...nicht wahr?“ sah ich ihn wieder an.
„ Höchstwahrscheinlich.“
„ Dann sollten wir das ausnutzen...“ säuselte ich ihm zu und küsste ihn verführerisch auf den Mund.
Dieses neue Gefühl unseres Blutes machte mich irre. Es war viel erregender als das bloße Kribbeln der kämpfenden Auren, was ich bei ihm ja nicht spüren konnte, da er in seiner menschlichen Form keine dunkle Aura besaß. Vermutlich erregte mich genau das so dermaßen, dass ich mich kaum zurückhalten konnte.
Ich wollte den Ausmaß unseres Blutes am ganzen Körper spüren und dieser Wunsch sollte sich auch erfüllen.
Bisher war ich immer der Meinung gewesen, Keith wäre der Nymphomane von uns beiden. Aber nach diesem einzigartigen und erfüllenden Erlebnis, musste ich das alles wohl noch mal überdenken. Ich konnte jedem Gott empfehlen, sich einen dunklen Gegenpart zu angeln. Dieses explosionsartige Knistern, wenn er sich in mir bewegte, war unglaublich. Ich konnte es echt kaum in Worte fassen, wie ungemein geil die Sache war. Was ich jedoch wusste war, dass er mich so mit Leichtigkeit süchtig machen konnte und das er eine Seite in mir weckte, die ihn kaum zur Ruhe kommen ließ. Ich konnte kaum genug von ihm bekommen und ließ erst am nächsten Morgen von dem armen Kerl ab. Dank Charon musste ich mir auch keine Gedanken mehr darüber machen, das ich ihm nicht genügen könnte und dass, wo ich noch immer mehr Mensch als Gott war. Diesen erfreulichen Umstand hatte ich natürlich auch Yujin zu verdanken, der mir einen kleinen Teil meiner Mächte wieder gab. Der mir zudem noch dazu verhalf, die letzten Ketten meines Vaters zu sprengen, die meine Blutmächte unter Verschluss hielten.
Eines stand schon mal fest: Das letzte Gefecht gegen Kronos war zum greifen nah!
Obwohl ich eine anstrengende und Energieraubende Nacht mit dem Prinzen hinter mir hatte, fühlte ich mich richtig gut und überhaupt nicht erschöpft.
Ich sprang federleicht aus dem Bett und tippelte pfeifend ins Badezimmer, um mir eine erfrischende Dusche zu gönnen.
Keith allerdings kam an diesem Morgen nur beschwerlich aus dem Bett und wäre am liebsten gleich liegen geblieben, wenn ich ihn nicht mit Sätzen wie: „ Du wirst langsam alt!“ oder, „ Soll ich dir vielleicht die Rheuma Decke holen?“ zum aufstehen bewegt hätte.
Das teuflische Kribbeln, was entstand wenn er sich in seiner Teufelsgestalt einer Göttin näherte, war ihm natürlich bekannt, aber das verführerische Kribbeln seines Blutes, war auch für ihn totales Neuland.
Unsere Beziehung hatte eine neue Ebene erreicht, die besser nicht sein könnte. Ich war unglaublich glücklich meine Zeit an seiner Seite verbringen zu dürfen. Auch wenn unser Glück nicht ewig anhalten konnte, wollte ich ihn keine Minute mehr missen und das solange, wie meine Kerze noch nicht erloschen war...
Nachdem ich also geduscht hatte, saß ich nun auf dem Bett und wartete darauf, dass Keith fertig wurde.
„ Guten Morgen.“ betrat Misaki den Raum. „ Wie geht es dir?“
„ Es könnte nicht besser sein.“ lächelte ich ihn an.
„ Ja, man sieht es.“ erwiderte er das Lächeln. „ Ich habe die anderen bereits zusammen getrommelt, sie warten in der Bibliothek auf uns. Wenn du gefrühstückt hast, sollten wir gleich aufbrechen.“
„ Ist was passiert?“ starrte ich ihn erstaunt an.
„ Außer das wir bald nach Hause fahren und deine neuen Verbündeten am besten mitnehmen sollten?“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Vielleicht. Aber da reden wir dann in der Bibliothek drüber.“
„ Oh...ok.“
„ Gut, ich warte dann im Speiseraum auf euch.“ verließ er den Raum wieder.
Etliche Minuten später leisteten wir Misa Gesellschaft und stärkten uns. Danach ging es schnurstracks zur Kirche hin, wo die anderen schon auf uns warteten.
„ Da seit ihr ja endlich.“ winkte uns Yuri schon von weiten zu. „ HUHUUU!!“
„ Sind wir nun vollzählig?“ blickte sich der Seelendieb um, als wir vorm Altar der Kirche standen.
„ Ja, sind wir.“ nickte Gran.
„ Gut, nun wo uns hier nichts mehr hält, sollten wir zurück nach Hause fahren.“ stimmte Misaki die Diskussion an.
„ Ja, darüber hatten wir schon gesprochen.“ meinte Lucia. „ Die drei werden mit uns kommen und dann solange bei mir wohnen. Ich habe ein ganzes Haus für mich allein und von daher genug Platz. Da ihr noch diese beiden Mädchen zu euch holen wollt, wäre diese Lösung am besten.“
„ Das klingt nach einem guten Plan.“ stimmte ich meiner Schwester zu. „ Wann wollen wir denn Abreisen?“
„ Da die Zeit ein bisschen drängt, am besten schon heute.“ antwortete Misa mir.
„ Heute schon?“ ein bisschen enttäuscht war ich ja schon... „ Fährt heute überhaupt ein Schiff, was uns ans Festland bringt?“
„ Darauf sind wir nicht angewiesen.“ lachte Gran.
„ Ach, willst du rüber schwimmen, oder was?“ blickte ich ihn an.
„ Quatsch.“ grinste er. „ Wir sind Götter, also werden wir auch wie Götter reisen.“
„ Und wie reisen Götter?“ harkte Elara nach.
„ Natürlich auf einem Wolkenschiff.“ erklärte uns Opa. „ Die perfekte Art um zu reisen. Keine Staus, keine Ampeln, keine Verzögerungen und wir sind schneller am Ziel, als wenn wir mit einem Auto fahren würden.“
„ Und was machen wir mit dem Wagen?“ wollte ich dann gern wissen.
„ Das nehmen wir natürlich mit.“ kicherte Yuri. „ Du wirst begeistert sein, Risa. Glaub mir. Wir können den Sonnenuntergang an Deck begutachten und brauchen keine Angst zu haben von irgendwelchen Wolken herunterzufallen.“
„ Das klingt nach einem guten Abschluss!“ strahlte ich ihn an.
„ Ich dachte mir doch, dass dir das gefallen würde.“ lächelte mich der Gott der Vergangenheit an.
„ Ist dein Wolkenschiff heut Nachmittag einsatzbereit?“ fragte Misaki.
„ Es wäre jetzt sofort einsatzbereit. Ihr müsst mir nur Bescheid sagen, wenn ihr los wollt.“
„ Gut. Dann sollten wir zusehen, dass wir unsere sieben Sachen packen und nach Hause kommen.“ nickte der Seelendieb.
„ Warum hast du es denn plötzlich so eilig?“ wollte ich dann von ihm wissen.
„ Es gibt da noch etwas, was ich euch erzählen muss...“ begann er zu erzählen. „ Charis hat sich wieder gemeldet.“
„ Also haben ihre Spitzel etwas heraus bekommen können?“ unterbrach ich ihn.
„ Ja, das haben sie.“
„ Was für Spitzel? Worum geht es denn?“ klinkte sich meine Schwester ein.
„ Es geht um Helios.“ erklärte er. „ Als du mit ihm Schluss gemacht hast, hast du einen Riss in seine Trance, oder wie man das nennen will, geschlagen. Auf Kythos platze diese Hülle dann auf. Laut den Spitzeln, hatte er einen Riesen Aufstand im Thronsaal veranstaltet und damit viel Aufsehen erregt. Danach ließ ihn Kronos wegen Hochverrat einkerkern und nun wartet er dort auf sein Urteil. Die Spione wollten ihm helfen, befürchteten aber, dass ihre Tarnung auffliegt und dann hätten wir niemanden mehr da, der uns auf den Laufenden halten kann.“
„ Was? Helios sitzt im Gefängnis??“ starrte Lucia ihn entgeistert an.
„ Ich wusste es doch! Kronos würde sich niemals selbst die Finger schmutzig machen, wenn sich das nicht irgendwie vermeiden lässt!“ schnaufte ich auf.
„ Und was machen wir jetzt? Wir müssen doch irgendwas unternehmen.“ sah mich mein Schwesterchen schockiert an.
„ Ist doch ganz klar, wir werden Kythos stürmen, im Thronsaal auf den Tisch hauen und Helios befreien.“ gab ich erbost von mir.
„ Das ist viel zu gefährlich, Risa. Wenn Kronos dich in die Finger bekommt, ist alles aus!“ versuchte mich Granas von meinem Plan abzubringen.
„ Ich werde aber nicht dabei zusehen, wie einer von uns hingerichtet wird, nur weil er für Kronos nun nutzlos ist! Wenn es sein muss, gehe ich auch allein!“
„ DAS kommt schon mal gar nicht in Frage!“ faltete mich Keith zusammen. „ Du scheinst dir der Gefahr gar nicht bewusst zu sein! Was ist denn, wenn dies nur wieder eine Falle ist? Vielleicht ist das ja ein abgekartetes Spiel. Wir dürfen es nicht riskieren, dich an ihn zu verlieren.“
„ Ihr könnt mich nicht von meinem Vorhaben abhalten! Dieser Kerl hat mir das Kämpfen beigebracht, er hat mich aufgefangen, als ich in ein tiefes Loch zu fallen drohte und nun soll ich ihn hängen lassen?“ fauchte ich ihn an. „ Mir ist es egal ob das eine Falle ist, ich werde nicht tatenlos zuhause sitzen und Däumchen drehen.“
„ Das hat doch auch keiner gesagt. Natürlich werden wir ihn da raus holen, aber du wirst da garantiert nicht allein hin gehen.“ versuchte mich Misaki zu beruhigen.
„ Genau.“ stimmte ihm Lucia zu. „ Ich werde dich begleiten und die anderen werden bestimmt auch mitkommen, nicht wahr?“
„ Natürlich.“ waren sich alle einig.
„ Egal was er getan hat, er war nicht er selbst und genauso wie du Thanatos und Granas eine zweite Chance gegeben hast, verdient auch er eine.“ seufzte der Seelendieb. „ Wir werden wohl keine besten Freunde werden, was aber nicht heißt, dass ich nicht mit ihm klar kommen kann. Außerdem können wir jeden fähigen Krieger gebrauchen, der uns im Kampf gegen Kronos und die Teufelsnation unterstützt. Es ist also nicht vom Nachteil ihn mit ins Boot zu holen.“
„ Ihr habt mich überzeugt.“ atmete Gran schwer aus. „ Es ist ein gefährliches Unterfangen und wird sich wohl nicht so leicht meistern lassen. Aber gemeinsam werden wir es schon irgendwie schaffen.“
„ Genauso ist es.“ nickte ich zufrieden. „ Aber du solltest lieber hier warten.“ wendete ich mich Misa zu. „ Deine Aura würden sie gleich vom weiten entdecken und dann hätten wir den Überraschungsmoment nicht mehr auf unserer Seite.“
„ Ich werde garantiert nicht warten. Keith und ich werden die Wachen ablenken, damit ihr den armen Tropf da raus holen könnt.“
„ Das klingt doch nach einem guten Plan.“ klatschte Yuri in die Hände. „ Dann lasst uns schnell packen, nicht das wir noch zu spät zur Party kommen. Wie unhöflich wäre das denn, wenn die Gastgeber fern bleiben. Also husch husch.“
„ Wir treffen uns hinter der Kirche. Dort habe ich genügend Platz, um das Wolkenschiff zu bauen. Und vergesst euer Auto nicht.“ lächelte uns Opa an.
„ Gut. Also versammeln wir uns dort, sobald wir fertig sind.“ winkte ich ihnen zu und verließ die Kirche dann wieder.
„ Hoffentlich geht es ihm gut...“ sorgte sich Lucia um ihren Ex.
„ In einer dunklen feuchten Zelle zu sitzen ist bestimmt nichts tolles, aber er wird durchhalten.“ davon war ich überzeugt.
„ Och, dunkel und feucht klingt doch eigentlich gar nicht so schlecht.“ grinste uns der Seelendieb frech an.
„ Dann kannst du ja gern mit Helios den Platz tauschen, wenn dir das so gut gefällt.“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Bleibst du dann auch da?“ biss er sich grinsend auf die Unterlippe.
„ Garantiert nicht!“ verpasste ihm Keith gleich einen Denkzettel.
„ Uh...“ rieb sich Misa den schmerzenden Kopf. „ Ihr habt euch also wieder vertragen?“
„ Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt um sich die Köppe einzuschlagen.“ murmelte ich. „ Ihr könnt euren Frust an Kronos auslassen.“
„ Ja, du hast recht.“ seufzte Misa. „ Aber du musst mir eines versprechen, Risa.“
„ Was denn?“
„ Leg dich nicht allein mit Kronos an.“
„ Natürlich nicht. Wie denn auch? Schließlich werde ich keine Sekunde allein sein.“
„ Ich mein ja nur.“
„ Mach dir keine Gedanken. Wir werden da zusammen einfallen und zusammen zurück zur Erde kehren.“ lächelte ich ihn an. „ Ich werde Kronos stoppen, ganz klar. Aber noch ist die Zeit nicht gekommen.“
„ Gut.“ gab er sich damit erst mal zufrieden.
Kurze Zeit später standen wir dann in unseren Zimmern und packten die Koffer. Ich war ja schon etwas traurig darüber, das wir nun zurück kehrten. Dort wo die eisige Hand des Winters regierte. Allerdings gab es da ein Fest, nämlich das Weihnachtsfest, worauf ich mich freute. Außerdem wollte ich Takeo einen Besuch abstatten und Granas mitnehmen. Mein Retter wusste so unglaublich viel über unsere Geschichte und wird total außer Häuschen sein, wenn er dann den legendären Göttervater gegenüber steht. Den wahren und einzigen Herrscher der Götterwelt!
Ich war wirklich froh darüber, dass wir den Weg hierher gefunden hatten. Ich hatte neue Verbündete, traf auf Thanatos höchstpersönlich und vor allen: Charon war wieder bei mir!
Na gut, das ich meine Blutmächte nun aktivieren konnte, war natürlich auch noch vom Vorteil. Außerdem war ich endlich fest mit Keith zusammen. Viel besser konnte es gar nicht laufen und der nächste wichtige Schritt stand auch schon fest. Wir werden Kythos stürmen und Helios aus seinem Verlies befreien. Was ja auch eine gute Übung abgab, um meine neuen Kräfte auf die Probe zu stellen. Wenn mich der Sonnengott dann noch unterstützte, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.
Ich hatte keine Angst mehr davor, mich meinem Vater oder der Teufelsnation zu stellen. Die Zeit des Versteckspiels war nun endgültig vorbei. Diese Worte kamen schon öfter über meine Lippen, das war mir bewusst. Aber nun wusste ich, das ich eine Armee um mich herum versammelt hatte, auf die ich mich immer verlassen konnte und dafür brauchte ich keinen faulen Zauber oder irgendwelche Bestechungsgelder. Sie folgten mir, weil mein Weg der richtige war!
Lächelnd lehnte ich meine Hand auf den Spiegel des Schrankes und schloss meine Augen. Ich hatte viel zu oft versucht dem Schicksal zu entkommen, wollte jemand sein, der ich nicht war. Ich konnte der Vergangenheit nicht entfliehen, da half auch keine Perücke, Kontaktlinsen oder neue Klamotten. Ich war wer ich war! Die Göttin des Lebens und weiß Gott, ich war stolz darauf!
In der Welt der Menschen musste ich mich anpassen, das war mir klar. Und das ich trotz der ganzen Zuversicht nicht Blind durchs Leben laufen sollte, war mir ebenso bewusst. Meine Aura konnte mich noch immer in Teufelsküche bringen, was aber nicht bedeutete, das ich in meiner Menschengestalt nicht mein wahres Aussehen besitzen konnte.
Ich hatte mich lang genug versteckt. Ich wollte nicht länger in die Augen dieser Illusion sehen, ich wollte mich nicht länger selbst verleugnen. Aus diesem Grund veränderte ich mein menschliches Aussehen und als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich in das Gesicht, was wirklich zu mir passte: Nämlich mein eigenes!
Tag der Veröffentlichung: 16.09.2012
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