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Kapitel 35. Yujin und Cecilia





Zwei Tage waren nun schon vergangen und mir ging es mit jeder Minute immer besser. Ich konnte meinen Kopf zwar noch nicht richtig bewegen und auch mein Kreislauf ließ noch zu wünschen übrig, aber sonst ging es mir wieder prächtig.
Noch ein zwei tage und wir würden wieder nachhause fahren. Das wurde auch langsam Zeit, ich war es nämlich echt leid in meinem Zimmer eingesperrt zu sein und alles nur, weil der Spitzel meines erbärmlichen Vaters noch durch die Gänge schlurfte.
Inzwischen wusste ich auch, dass es Marie war und was sollte ich sagen? Ich konnte sie irgendwo verstehen. Kronos war ein Meister im einlullen. Er verstand es wie kein anderer die Leute auf seine Seite zu ziehen. Zumal er die Schwächen und Ängste gegen einen einsetzte, um so an sein Ziel zu kommen. Die Succubus schwappte schon fast über vor lauter Sorgen und Ängsten. Letztendlich glaubte sie das richtige zu tun und nebenbei würde man sie von ihrer teuflischen Seite erlösen. Woher sollte sie denn auch wissen, das ausgerechnet der Göttervater, den sie so anhimmelten, so ein hinterlistiges Frettchen war?
Misaki allerdings war nicht mal annähernd so verständnisvoll wie ich. Er mied es auf sie zu treffen und wenn sie sich doch zufällig über den Weg liefen, ignorierte er sie gekonnt. Solche kalten Züge kannte ich gar nicht und sie würden auch eher zu Keith passen. Mir tat Marie sogar ein bisschen leid, weil sie nichts unversucht ließ, um sich bei mir oder Misa zu entschuldigen. Sie kam nur nicht an mich heran und der Seelendieb hörte ihr nicht zu. Dabei schwebte auch die Klosterschülerin in große Gefahr, für Kronos war sie nun Nutzlos und zudem wusste sie zu viel. Wobei letzteres wohl eher unwichtig war, so wie eigentlich alles in seiner kleinen Welt. Das einzige was für meinen Vater wichtig war, war er selbst und sein viel zu großes Ego. Ach ja, die Macht und die Weltherrschaft waren natürlich auch von großer Bedeutung.
Ich war so hohl... wirklich. Sie hatte versucht mich umzubringen und ich blöde Kuh machte mir auch noch Sorgen um sie.
Vermutlich lag es daran, dass sie zum einen ein Mensch war und ich ihr zum anderen keine Boshaftigkeit unterstellen wollte und konnte.
Und ich war es echt leid, mich in diesem Zimmer aufhalten zu müssen. Die Tage an denen ich mich im Schatten versteckt hielt, waren längst vorbei. Ich konnte einfach nicht tatenlos dabei zusehen, wie das nächste unschuldige Opfer in diesen unfairen Kampf fiel. Nein, diese Succubus würde ich beschützen.
Nun wo meine Wahrnehmung nicht durch irgendeinen Virus getrübt war, spürte ich diesen verräterischen Gott, der sich Vater schimpfte, schon von weitem.
Wie sollte ich mich unterm Bett verkriechen können, wenn dieser Wichser für den Tod so vieler Seelen verantwortlich war und noch immer ungestraft vor sich hin vegetierte?
Mir war bewusst, das ich mitten in mein Verderben rennen könnte, wenn ich mich ihm allein stellte. Das ich eventuell nicht lebend wieder da raus kam. Aber mein Gott, auf dieser Insel wimmelte es nur so von Verbündeten, die mir sofort zur Hilfe eilen würden. Früher oder später musste ich mich dem Göttervater ohnehin stellen, warum dann nicht jetzt gleich?
Na gut, ich hatte ihm jetzt noch nicht wirklich was entgegen zu setzen und auch mein Körper war noch etwas geschwächt, aber das konnte mich nicht aufhalten!
Außerdem musste ich diesen Augenblick nutzen, wo ich schon mal allein in meinem Zimmer war und klammheimlich verduften konnte. Vielleicht war ich ja auch wieder zurück, bevor mein Verschwinden überhaupt irgendwem auffiel.
Wie dem auch sei, ich musste meinen Vater noch einmal gegenüber treten, damit nicht die nächste Lebenskerze erlöschte.
Zumal ich ihm so richtig einen rein würgen konnte, wenn er sah dass ich am Leben war.
Diese Chance konnte ich mir wahrlich nicht entgehen lassen.
Deshalb betrat ich den Balkon und flog zu der Stelle hin, an der ich die Aura meines Vaters und von Marie spürte.

„ Warum tut ihr so was?“ fragte sie ihn verängstigt. „ Ich dachte immer ihr wärt ein gerechter Herrscher, jemand zu dem man auf sehen kann. Aber nun musste ich erfahren, dass ihr noch schlimmer als der blutrünstigste Teufel seit. Sind denn wirklich alle Schriftstücke gelogen? Wieso tut ihr eurer eigenen Tochter so etwas an?“
„ Du untergräbst meine Persönlichkeit und wagst es mich in Frage zu stellen?“ trat er einen Schritt auf sie zu. „ Du bist ein nichts! Unwürdiger Abschaum, der geduldet aber nicht akzeptiert wird. Sieh dich doch nur mal an, wie jämmerlich klein du in meiner Gegenwart bist.“
„ Mag sein dass ich nur ein unscheinbares Licht bin, aber ich werde nicht zulassen dass ihr Risa tötet! Und wenn es sein muss, werde ich sie mit meinem Leben beschützen!“
„ Das ich nicht lache!“ blickte er sie mit eiskalten Augen an. „ Was kannst du schon gegen mich ausrichten, du unwürdiger Wurm? Aber wenn du unbedingt hier sterben willst, werde ich dir diesen Wunsch erfüllen.“ plötzlich verschwand er für eine Millisekunde und stand dann direkt vor ihr. Er packte sie mit einem festen Griff am Hals und hob sie ein Stück hoch. „ Verabschiede dich von deinem Leben!“
„ Da habe ich aber auch noch ein Wörtchen mitzureden!“ wie originell, dass sie sich ausgerechnet in einer Kathedrale trafen, nun hatte diese zu mindestens eine Tür mehr...
Wie es schien kam ich genau zur rechten zeit und stieß meinen Erzeuger mit einer äußerst effektiven Attacke durch die Wand.
„ Risa?“ blickte mich Marie schockiert an. „ Was machst du denn hier? Du musst verschwinden, schnell!“
„ Nein, ich werde nicht gehen. Aber du solltest dich schnell in Sicherheit bringen.“
„ Aber...“
„ Nein! Kein aber!“ zischte ich sie an, mehr konnte ich nicht sagen, da ich einem Geschoss meines Vaters ausweichen musste. „ Verschwinde!“
„ Ich... ich hole Hilfe!“ stammelte sie und rannte dann aus dem heiligen Gebäude raus. „ Bitte halte solange durch!“
„ Wie kann es sein das du noch immer lebst?“ strich sich Kronos das Blut von den Lippen. „ Du solltest schon längst tot sein. Trotzdem stehst du hier vor mir.“
„ So leicht lasse ich mich nicht auslöschen. Nicht solange du den Thronwärmer spielst.“
„ Ich hätte dich damals schon beseitigen sollen. Damit hätte ich mir viel Ärger und Mühe erspart.“
„ Und das aus deinem Munde, wo du doch alle anderen für dich arbeiten lässt, welch Ironie!“
„ Du bist mir lang genug auf der Nase herum getanzt, wird zeit dir das ein für allemal auszutreiben!“ er erschuf mit den Händen eine riesige, zerstörerische Kugel, während er mich hasserfüllt anstarrte. Und das sollte mein Vater sein? Vielleicht war ich ja doch adoptiert. „ Nun wirst du deiner geliebten Schwester folgen!! Grüß sie im Jenseits von mir.“
und dann feuerte er seine Mächte auf mich ab.
Währenddessen rannte Marie wie von der Tarantel gestochen durch die Gänge des Hotels, bis sie endlich auf Misaki traf.
„ Misaki!“ rief sie erleichtert seinen Namen. „ Oh Gott sei dank, ich habe dich gefunden.“
Allerdings ignorierte er sie noch immer und ging einfach weiter. „ Warte! Ich brauche deine Hilfe. Misaki!“ aber er reagierte noch immer nicht. „ NUN WARTE DOCH!!!“ brüllte sie ihn an und stieß ihn gleichzeitig gegen die Wand. „ Risa braucht deine Hilfe!!! Du musst da sofort hin...“ doch dann wurde sie von einer wahnsinnig lauten Explosion unterbrochen. „ Nein!“ riss sie erschrocken ihre Augen auf. „ Schnell!! Risa wird von Kronos angegriffen! Du musst sie retten!“
„ Von Kronos??“ rief er entsetzt. „ Such die anderen, schnell!!“ befahl er ihr und raste dann, ohne sich noch einmal umzudrehen davon.
Er wusste nicht genau ob das eine weitere Falle von ihr war, aber er musste diesem Hinweis auf jeden Fall nachgehen. Nicht auszudenken was geschehen würde, wenn ich gegen den Göttervater verlor.
Kronos hatte in der gleichen Zeit die Kathedrale in die Luft gesprengt, allerdings war niemand dabei zu Schaden gekommen. Auch ich nicht.
Ich konnte mich gerade so noch in Sicherheit bringen und flog nun über den Trümmern.
Nun war ich mir mehr als sicher, dass mein Vater keine Liebe spüren konnte. Alles was er für andere übrig hatte war Verachtung und abgrundtiefer Hass.
Die Trauer über den Verlust seiner Tochter war bloß gespielt, all die lieben Momente meiner Erinnerungen gelogen. Er war kalt, von außen, wie von innen.
Ich könnte mich dafür Ohrfeigen, dass mir sein wahres Ich erst jetzt aufgefallen war. Aber noch einmal ließ ich mich nicht von ihm blenden. Er wollte Krieg? Den konnte er haben.
Kronos würde für alle seine Taten büßen, dafür würde ich schon sorgen.
Im Gegensatz zu ihm war ich nicht allein. Er hatte nicht die geringste Chance auf einen Sieg.
Allerdings sah er das etwas anders, ich hatte ihm ja schließlich nichts entgegen zu setzen. Zu mindestens sah er das so. Ich war nichts als eine entkräftete Göttin, mit einem losen Mundwerk. Ja, vermutlich stimmte das sogar. Trotzdem war es ein Fehler mich zu unterschätzen!
„ Was muss mit einem passieren, das man zu solch einem Dreckssack wird, wie du es einer bist?“ ich empfand keine Zuneigung mehr für ihn. Er war nichts weiter als ein Feind! „ Jemand dem alle anderen am Arsch vorbei gehen. Dabei dachte ich eigentlich immer Mum wäre die Göttin der Liebe. Nun, wie es scheint kann sie mit ihren Mächten nicht umgehen.“
„ Liebe?“ lachte er dreckig auf. „ Was soll einem dieses überflüssige Gefühl schon bringen? Es vernebelt dir die Sinne und raubt dir die klare Sicht aufs Wesentliche. Aus einer Laune heraus stößt sie dich in einen Abgrund, um dir dann wieder die Freuden des Lebens zu zeigen, die dich dann erneut in das abgrundtiefe Loch stürzen lassen werden.“ gab er wirres Zeug von sich. „ Liebe gehört zu den Dingen, die ich nicht erfunden habe!“
„ Zu so was großem wärst du auch gar nicht fähig. Du nennst es überflüssig und Zeitverschwendung, daran merkt man das du von nichts eine Ahnung hast. Du bist dumm geboren, hast in deinem gesamten Leben nichts dazu gelernt und wirst genauso dumm sterben!“
„ GENUG!!“ schleuderte er plötzlich eine zuckende schwarze Welle von seinem Körper, die rasend schnell auf mich zu geschossen kam. „ Deine Mutter hätte dich gleich abtreiben sollen!“ ich konnte der Welle zwar ausweichen, aber nun befand sich mein Vater direkt über mir, der mir mit Freuden eine andere mörderische Attacke in den Körper rammen wollte. „ Du glaubst du kannst gegen mich bestehen? Du bist nichts weiter als ein törichtes Kind, was sich selbst maßlos überschätzt! Du hast keine Ahnung mit wem du dich hier anlegst!“ keifte er mir entgegen, nachdem ich ihm mal wieder ausgewichen war.
„ Oh doch! Du bist ein Gott der vor allem Angst hat, was stärker ist als er selbst. Du verkriechst dich hinter deiner Aggressionen und merkst dabei gar nicht wie unglaublich lächerlich du dich machst!“ brüllte ich ihn an und nutzte seinen kurzen lichten Moment, um ihn mit einer Energiekugel aus dem Himmel zu fegen. „ Du hast ein ganzes Volk vernichtet, hast deine eigene Tochter verraten und nun erwartest du allen ernstes, dass ich dir feige Sau folge? So bescheuert kannst du gar nicht sein.“ lachte ich. „ Lass dir eines gesagt sein, Kronos!“ seinen Namen betonte ich extra. „ Du kannst dich nicht ewig hinter einer hirnlosen Armee verstecken. Irgendwann werde ich diese Mauer durchbrechen und dann kann dich nicht mal Mum vor mir beschützen. Du wirst für deine Sünden bestraft werden, das schwöre ich dir!“
„ NICHTS ALS LEERE DROHUNGEN!“ explodierte nun das nächste Haus, aus dem er empor geschnellt kam und mich am Hals packte. „ Du kannst nichts, rein gar nichts gegen mich ausrichten! Du bist ein nichts! Dein Leben ist noch weniger Wert als das der dreckigen Succubus! Du glaubst wirklich du kannst mich besiegen? Den stärksten Gott überhaupt??“
„ Der stärkste Gott überhaupt? Pfff, mach dich nicht lächerlich!“ ich stieß ihn mit einer Druckwelle von mir und landete dann sicher auf meinen Füßen. „ Verstehst du das unter Stärke? Sich unterm Bett zu verkriechen und darauf zu warten das die eigene Armee die bösen bösen starken Feinde beseitigt? Wenn die Geschichte nicht so wahnsinnig traurig wäre, würde ich jetzt lachen.“ schüttelte ich den Kopf. „ Du meinst du wärst unbesiegbar, weil du eine ganze Meute voller Halbstarker hast, die dir aber nur folgen, weil du ihnen eine Gehirnwäsche unterzogen hast. Ein Schlag auf ihre weiche Birne und sie werden aufwachen.“ grinste ich ihn an, während seine Augen vor Hass schon fast über liefen und jedes meiner Worte ihn immer wütender machte. „ Du hast ein Zaun aus Watte um dich herum aufgestellt, während ich die wahren Helden dieses Krieges auf meiner Seite habe.“
verschränkte ich die Arme vor die Brust und griente ihn noch immer breit an.
Vor überschäumender Wut brachte er kein einziges Wort raus, vermutlich wusste er das ich recht hatte. Jedenfalls hatte er es satt bloß zu reden und wollte lieber taten für sich sprechen lassen. Aus diesem Grunde kam er so schnell wie der Blitz auf mich zu geschossen und hatte nur einen einzigen Wunsch: Mich zu töten.
Das ich noch nicht mal versuchte mich in Sicherheit zu bringen und noch immer dieses überlegene Grinsen auf den Lippen trug, war der blanke Hohn für ihn.
Allerdings hatte ich im Gegensatz zu ihm eine undurchdringliche Mauer, gegen die auch mein Vater gnadenlos knallte und wieder zurück geschleudert wurde.
Gegen Misaki kam man halt nicht so einfach an.
„ Man!! Was machst du hier draußen??“ fauchte er mich auch gleich an, als er vor mir landete.
„ Ich gehe etwas spazieren.“
„ S-Spazieren???“ begann sein Auge gefährlich zu zucken. „ Ganz im ernst!“ tippte er mir mit dem Finger gegen die Stirn. „ Ich werde dich irgendwann noch mal mit Keith in eine kleine Kammer sperren!“
„ Und das soll eine Bestrafung sein?“ zog ich fragend eine Augenbraue hoch.
„ Das wird eine Bestrafung sein, versprochen.“ dann widmete er sich wieder meinem Vater zu.
„ Wieso? Ist er etwa ein Klaustrophobiker, oder wie?“
Allerdings blieb der Seelendieb nicht der einzige 'Ziegelstein' meiner Mauer. Marie hatte die anderen recht zügig gefunden und kam mit ihnen zu mir hin.
„ Wer versteckt sich jetzt hinter einer Mauer?“ starrte der Göttervater alle abwechselnd an.
„ Ich verstecke mich nicht hinter einer Mauer, ich bin ein Teil von ihr! Ein Privileg das du niemals haben wirst!“ in diesem Moment kam auch Elara angesprungen, die sich fauchend vor ihm aufbaute und sich dann auf ihn stürzte.
Die Kitty konnte zwar ihre wahre Gestalt annehmen, aber letztendlich war dies nur eine Illusion, mit der sie nicht kämpfen konnte.
Deshalb hatte sie jetzt ihre große Katzengestalt angenommen und war mehr als bereit dazu, dem König die Augen auszukratzen!
Zur gleichen Zeit zückte ich meinen Bogen und spannte diesen, ich wollte ihn nicht ohne ein kleines Andenken davon kommen lassen.
Ok, eigentlich wollte ich ihn gar nicht davon kommen lassen, allerdings machte sich so langsam meine Erschöpfung bemerkbar und erschwerte mir das genaue Zielen. Und so schoss ich ihm leider nur die Krone vom Kopf, bevor er dann verschwand.
„ Mist!“ schnaufte ich. „ Verfehlt! Dabei verfehle ich doch nie, so ein Ärger!“
„ Du hast sie doch echt nicht mehr alle, oder??“ fauchte mich Misa wieder an. „ Warum hast du dich in deinem geschwächten Zustand gegen deinen Vater gestellt? Willst du unbedingt sterben, oder was?“
„ Das ist alles meine Schuld!“ stellte sich Marie schützend vor mich hin. „ Sie kam um mich zu retten, ihr dürft ihr nicht böse sein!“
„ Mach dir keine Gedanken.“ lehnte ich meine Hand auf ihre Schulter. „ Wenn sie nicht mit mir meckern können, sind sie nicht glücklich.“
„ Was soll das denn heißen?“ ging ein allgemeines Raunen durch die Gruppe.
„ ...“ gerade als der Seelendieb Luft geholt hatte, um mir die Leviten zu lesen, vibrierte sein Handy und kurz darauf ertönte schon sein Klingelton. „ Wir sprechen uns noch!“ sah er mich warnend an, ehe er ans Telefon ging.
„ Leidest du an Platzangst?“ schielte ich Keith seitlich an.
„ Nein, wieso?“
„ Och, ich frag nur.“
„ Ich muss mich noch bei dir für meine Rettung bedanken.“ murmelte Marie Schuldbewusst. „ Und mich für meine Taten entschuldigen. Ich sollte Unruhen zwischen euch stiften, damit du dich von ihnen löst und dein Vater dich wieder mit nach Hause nehmen kann. Eigentlich sollte Misa auch gar nicht erfahren, das er mit mir geschlafen hatte und nicht mit dir. Du solltest für ihn ein Doppelleben führen und dann sollte er Keith eigentlich alles stecken. Nun, oder er sollte es halt mit eigenen Augen sehen. Als das allerdings nicht funktioniert hatte, sollte ich dich mit dem Virus infizieren. Ich wusste wirklich nicht dass er dir schaden wollte. Er ist doch...dein Vater... es tut mir wirklich leid!“ und dann rannte sie zurück zum Hotel.
„ Nun warte doch!“ rief ich ihr nach. „ Ach man... ich...“
„ Schon ok, lauf ihr nach. Ich kümmer mich schon um Misaki.“ zwinkerte Lucia mir zu.
„ Danke.“ nickte ich und lief ihr nach.
Im Garten holte ich sie dann endlich ein und hielt sie an der Hand fest. „ Nun warte doch mal, Marie.“
„ Ich will dir nicht noch mehr ärger machen.“
„ Das machst du doch auch gar nicht. Ich weiß doch dass du das nicht mit bösen Absichten gemacht hast. Du bist auf die Masche meines Vaters herein gefallen, so wie alle anderen auch. Mach dir keine Gedanken deswegen, ok?“ lächelte ich sie an.
„ Aber du wärst beinahe wegen mir gestorben!! Ich bin dafür verantwortlich, dass du dich von Keith getrennt hast. Ich...ich habe dein Leben zerstört.“ fing sie plötzlich an zu weinen.
„ Nicht weinen!“ nahm ich sie tröstend in den Arm. „ Keith und ich haben uns doch schon wieder vertragen und ich lebe noch. Also ist doch alles noch einmal gut gegangen. Du, deine Familie, deine Freunde, deine Schule, einfach alle beten diesen Gott an. Sie verehren ihn und loben ihn in den höchsten Tönen. Und genau dieser spricht zu dir und bittet dich darum seine geliebte Tochter vor den Teufeln zu retten. Was hättest du denn anderes machen sollen, als seiner bitte zu folgen? Dir wurde von klein auf an eingeredet, das die Teufel schlecht sind, dass du zum Teil schlecht bist und nur die Götter die guten sind. Du hast nichts verkehrt gemacht.“
„ Aber...“
„ Nein, kein aber.“ sah ich sie lächelnd an. „ Du bist eine der wenigen Sterblichen die über den wahren Charakter des Göttervaters Bescheid wissen, er kann dich jetzt nicht mehr für seine Zwecke missbrauchen.“
„ Danke...“ flüsterte sie und lief dann ins Haus. Sie konnte mir noch immer nicht in die Augen schauen.
Seufzend blieb ich zurück und strich mir durchs Haar. Eigentlich sollte ich nicht länger in der prallen Sonne stehen, mein Kreislauf meldete sich auch grad wieder.
Aber ich war jetzt so lange artig in meinem Zimmer geblieben, dass mir die frische Luft verdammt gut tat und ich diese wirklich nötig hatte.
Außerdem brauchte ich mich ja jetzt nicht mehr zu verstecken, also was sollte mich davon abhalten können, die warmen Sonnenstrahlen zu genießen.

Summend schlenderte ich zum Rosengarten hin und atmete glücklich ihren süßen Duft ein. Es war wirklich schade das wir dieses Paradies bald schon wieder verlassen mussten.
Wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt wurde, würde dies hier auf alle Fälle mein Lieblingsurlaubsziel werden. Dieses kleine Stück Erde, wo die Intrigen meines Vaters niemals ankamen. Hier war die Welt noch in Ordnung und eigentlich machte sie auch mein Leben ein Stück besser. Ich war wirklich verdammt hohl... mir war in den letzten beiden tagen, wo ich mich in meinem Zimmer beinahe zu Tode gelangweilt hatte, einiges klar geworden. Ich hatte ja genug Zeit die ich mit nachdenken vergeuden konnte und das tat ich auch. Ich ließ mir die Sache mit Marie immer wieder durch den Kopf gehen und letztendlich war ich zu dem Entschluss gekommen, dass das Erlebte sogar was gutes hatte. Und ich meine damit nicht die vielen Stunden, die ich in Keith's Armen lag! Obwohl das natürlich schon Grund genug war um wieder krank zu werden...ähäm...
Nein, ich meine was ganz anderes, wichtigeres: Ich wusste nun über Keith's Gefühle Bescheid!
Die ganze Zeit ging ich davon aus, das er mich nur als Ventil benutzte und dachte nicht mal eine Sekunde daran, dass er sich ja auch in mich verliebt haben könnte. Obwohl doch eigentlich so viele Hinweise dafür sprachen. Dabei ließ ich Dark aber außen vor.
Der Prinz hatte Rika mehr geliebt als alles andere, er wollte sogar für sie sterben. Zudem lebte er in völliger Abzinens, er ließ kein anderes weibliches Wesen an sich heran. Das war die wahre große Liebe, dessen war ich mir stets bewusst.
Es war also vollkommen ausgeschlossen, dass er sich, nur weil sich sein kleiner Freund mal regte, mit einer anderen Frau einließ. Nicht wo er sich selbst beim ersten Mal als Inkubus so sehr dagegen gewehrt hatte. Keith wäre da schon lieber gestorben, als über eine andere herzufallen.
Zumal er auch nicht der Typ war der ein 'ich liebe dich' leichtfertig über die Lippen brachte.
Wäre ich nur nicht so übertrieben Misstrauisch gewesen, hätte es für uns vielleicht schon viel früher ein happy End gegeben.
Wie viele Beweise sollte er mir denn noch liefern, bis ich ihm endlich vertrauen konnte?
Marie hatte mich in seinem Herzen gesehen, Lucia hatte er von seinen Gefühlen erzählt und dabei nicht gelogen, er hatte es mir gesagt, auch wenn ich mich an die Vollmondnacht nicht erinnern konnte. Er hätte den Fluch längst brechen können, aber das hatte er nicht getan, weil er wusste, das ich einen mittelschweren Anfall bekommen würde, wenn ich davon erfuhr.
Mochte ja sein, dass er Rika zur Zeit nicht gegenüber treten konnte, aber warum sollten sich seine Gefühle plötzlich wieder um 180 grad drehen? Dafür war er nicht der Typ, das passte einfach nicht zu ihm.
Wenn er jemanden liebte, dann tat er das richtig, urplötzliche Gefühlswandlungen waren ausgeschlossen. Nur warum war mir das nicht schon früher bewusst geworden? Das lag mit Sicherheit auch daran, weil ich vorher noch nichts von seinen Gefühlen wusste.
War das nicht auch klasse? Ich hatte gerade einen Kampf gegen meinen Vater hinter mir und worüber zerbrach ich mir den Kopf? Ja, vielleicht lag es einfach daran, weil mir der Prinz um einiges wichtiger war.
„ Solltest du in deinem Zustand nicht lieber das Bett hüten?“ riss mich plötzlich jemand je aus meinen Gedanken raus.
Verwirrt schaute ich mich um, konnte aber niemanden entdecken, allerdings erkannte ich die Stimme auf Anhieb. Es war nämlich die selbe, die mir ein 'Erlöse mich' zugeflüstert hatte.
„ Yujin?“ ich drehte mich um und entdeckte eine dichte Rosenhecke, hinter der er stehen musste. Er war also noch da...
„ Ja, so nannte man mich vor langer Zeit.“ meinte er. „ Aber Namen sind wie Schall und Rauch, sie geraten in Vergessenheit, bis sie schließlich ganz im nichts verschwinden.“
Es war wirklich unfassbar, bis vor kurzem hätte mich der Klang seiner Stimme Amok laufen lassen. Ich fürchtete und hasste ihn und wollte nichts sehnlicher als ihn zu vernichten. Und jetzt stand ich hier, unterhielt mich mit meinem eigentlichen Peiniger und von meinen negativen Gefühlen war keins mehr übrig.
Schweigend trat ich an die Hecke ran und setzte mich vor ihr auf den Boden.
„ Ich muss mich bei dir bedanken, Yujin. Dir hab ich es zu verdanken dass ich lebe und keine Sterbliche bin.“ redete ich mit einem Busch... „ Du leidest für einen Fehler den mein Vater begannen hatte, das tut mir unendlich leid. Selbst im Jenseits kannst du nicht in Frieden ruhen. Das ist grausam...“
„ Nein, grausam ist das was aus mir geworden ist, was dein Vater aus mir gemacht hat.“ ballte er seine Hände zu Fäusten. „ Grausam ist das Leid, was Ladthaa widerfahren ist, die unzähligen Opfer, die in diesem kalten Krieg ihr Leben ließen. Grausam sind die Schreie eines sterbenden Planeten, der um Gnade winselt!!“ kniff er erbost die Augen zusammen. „ Die klagenden Laute gefallener Ladthaaner, die in ihrem Leben nichts unrechtes getan haben, aber jetzt als blutrünstige Monster hingestellt werden, das ist grausam! Und ich bin an dem ganzen auch noch Schuld, weil ich mich in die falsche Frau verliebt habe. Damit habe ich das Schicksal des gesamten Universums besiegelt!“ ich wusste nicht warum, aber ich hatte in diesem Moment einfach das Gefühl ihm nah sein zu müssen. Vielleicht lag es an Cecilia, die ich ja mit mir rum schleppte, vielleicht lag es aber auch einfach daran, weil ich mir vorstellen konnte wie sehr er unter dieser verdammten Situation leiden musste.
Jedenfalls ging ich um die Hecke rum und drückte mich von hinten an ihn. Seine erschrockene Reaktion folgte auf dem Fuß und ich spürte wie er zusammen zuckte.
„ Was...?“ starrte er mich völlig perplex an.
Hätte man mir früher gesagt, dass ich irgendwann ausgerechnet Thanatos tröstend in den Arm nehmen würde, hätte ich ihn einweisen lassen. Dies hier hätte ich niemals für möglich gehalten. Aber in der ganzen Zeit, die ich nun schon bei den Schlächtern war, hatte ich mich weiterentwickelt und sah vieles aus einem völlig neuem Blickwinkel.
Thana war kein Mörder, so wie er in den Geschichten hingestellt wurde. Er war ein Held, dessen Name, so wie bei allen anderen auch, durch den Dreck gezogen wurde. Er war MEIN Held, dem ich mein Leben verdankte! Denn die wahren Größen standen auf meiner Seite...
„ Du trägst nicht die Schuld an diesem Desaster! Du wurdest genauso wie Cecilia und Granas für dunkle Zwecke missbraucht. Lass dir diese schwere Bürde nicht aufhalsen.“ flüsterte ich. „ Du hast Ladthaa und auch mich vor dem sicheren Untergang bewahrt und kämpfst noch immer für eine bessere Zukunft. Du erträgst die Schreie, die Klagen und das Flehen der Sterbenden. Egal was die anderen in dir sehen, ich weiß das du kein grausamer Tyrann bist.“
Noch immer starrte er mich bloß erstaunt an und brachte nicht ein Wort über seine Lippen. Doch dann drehte er sich plötzlich zu mir um und drückte mich noch fester an sich. Ich konnte ihn noch nicht von seinem Leid erlösen, dafür fehlte mir eindeutig die Kraft, aber ich konnte wenigstens für diese kurze Zeit einen Lichtblick erschaffen, der ihm neue Energie gab, damit er auch weiterhin noch in der Lage war, die Schreie seines Volkes zu ertragen.
Einige Zeit standen wir bloß vor der Rosenhecke und schwiegen uns an. Doch irgendwann löste er sich von mir und sah mich leicht lächelnd an.
„ Danke...“
„ Kein...Problem...“ starrte ich ihn nun fasziniert an.
Yujin sah sogar noch besser aus, als in der Illusion von Yuri, auch wenn er gerade keine goldenen Augen besaß.
„ Du solltest dich hinsetzen, Risa. Dein Körper ist noch immer geschwächt. Ich möchte deinen bewusstlosen Körper nicht zu Misaki oder Keith bringen müssen. Nicht auszudenken, was die sich dann denken würden.“ verschränkte er seufzend die Arme vor die Brust.
„ Ähm....ja...“ gab ich noch immer leicht gerötet von mir und setzte mich dann einfach vor die Hecke.
Yujin setzte sich dann neben mich und betrachtete mich von oben bis unten.
„ Du bist groß geworden. Außerdem siehst du Cecilia ähnlich.“
„ Ja, weißt du denn nicht dass wir alle bloß Klone von ein und derselben Göttin sind? Deshalb sehen wir uns alle irgendwie ähnlich.“ schmunzelte ich leicht.
„ Na, wenn du das sagst.“ wendete er den Blick lächelnd ab.
„ ...“ schweigend schielte ich ihn seitlich an. „ Ich hätte nicht gedacht dass wir beide uns irgendwann einfach mal unterhalten würden. Aber wo wir schon mal dabei sind, kannst du mir ja gleich meine Mächte wiedergeben.“
„ Nein, das geht noch nicht.“ senkte er den Blick. „ Die Teufel würden misstrauisch werden und dann kann nicht mal ich sie aufhalten, wenn sie in Scharen über dich herfallen. Zumal du noch nicht so weit bist, um es mit allen gleichzeitig aufzunehmen.“
„ Dann gib mir doch wenigstens soviel wieder, dass ich Tartaros zurück ins Leben holen kann.“
„ Auch das geht noch nicht. Die Zeit ist noch nicht gekommen, Risa.“
„ Pfff.“ wendete ich meinen Blick von ihm ab. „ Gut, dann werde ich sie mir halt holen kommen.“
„ Ich werde auf dich warten.“ lächelte er mich an. „ Ich will einfach nicht, dass du einer unbändigen Dämonenschar und den Göttern ausgeliefert bist und ich will schon gar nicht, dass du dich bei dem Versuch Ladthaa zu retten übernimmst und dabei stirbst. Du hast bisher gute Fortschritte gemacht, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis du die letzten Geheimnisse deiner Kräfte gelüftet hast und niemand dich mehr aufhalten kann.“ sagte er. „ Ich mache das nicht um dich zu ärgern, sondern um dich zu beschützen. Solange Xantos auf deine Mächte zurück greifen kann, hast du nicht all zu viel zu befürchten.“
„ Ja, ich weiß.“ seufzte ich. „ Ich hoffe du hast meine Mächte nicht unbeaufsichtigt zurück gelassen?“
„ Natürlich nicht. Ich bin doch nicht Lebensmüde.“ grinste er schwach.
„ Dann ist ja gut.“
„ Was passiert ist tut mir wirklich leid, Risa. Ich wollte weder das dein Wächter, noch das deine Schwester stirbt. Ich wollte auch nicht, dass Keith das selbe durch machen musste, wie ich. Das magische Blut sollte kein Fluch sein...“
„ Das ist es auch nicht. Auch wenn ich dich für diesen dämlichen, wir zwingen unsere Nachfahren dazu miteinander glücklich werden zu müssen Segen, echt Ohrfeigen könnte!“ knurrte ich ihn an.
„ Was für ein Segen?“ schielte er mich seitlich an. „ Eigentlich haben wir uns nur damit gesegnet, dass unsere Nachfahren Ladthaa und somit das gesamte Universum, retten würden. Alles andere hat ein romantischer Geschichtenerzähler dazu gedichtet.“
„ Wie?“ blickte ich ihn erstaunt an.
„ Warum sollten wir unsere Nachfahren denn dazu zwingen sollen, miteinander glücklich werden zu müssen? Wo Cecilia und ich doch im Jenseits zusammen sein konnten. Zu mindestens bis zu jenem Tag, als sie mich zurück geholt hatten.“ flüsterte er.
„ Also ist es gar nicht meine Bestimmung und mein Schicksal, dass ich mit Keith zusammen kommen soll?“ überlegte ich.
„ Und wenn schon? Gefühle lassen sich nicht erzwingen, nur weil das Schicksal oder die Bestimmung das für richtig halten. Wenn man sich verliebt, dann weil man selbst es so will. Man kann vielem nicht entfliehen, aber man kann dafür Sorgen dass es besser wird.“
„ Ja, du hast recht.“ murmelte ich. „ Dir fehlt Cecilia nicht wahr?“
„ Natürlich. Allerdings bin ich auch froh, dass sie von alledem nichts mitbekommt.“ er lehnte seinen Kopf gegen die Hecke hinter ihm und sah dann in den Himmel. „ Sie soll nicht erfahren wie schlimm es um Ladthaa wirklich steht. Außerdem möchte ich nicht dass sie sieht was aus mir geworden ist. Ich führe ein Leben, was ich nicht führen will, trage eine Maske, die ich nicht tragen will.“ gab er verbittert von sich. „ An meinen Händen klebt das Blut unschuldiger, ich bin nichts weiter als ein brutales Monster.“
„ Genau genommen klebt an deinen Händen kein Blut, weil du niemanden umgebracht hast.“ wies ich ihn drauf hin. „ Xantos ist derjenige, der als brutales Monster bezeichnet werden kann.“
„ Das macht keinen Unterschied. Schließlich handelt er auf meinem Befehl hin.“ die ganzen Succubuse, die schon an seinem Körper klebten, erwähnte er allerdings mit keiner Silbe. „ Ich bin es nicht mehr wert von ihr geliebt zu werden.“
„ Das sieht sie aber ganz anders.“ erzählte ich ihm. „ Du scheinst es gar nicht zu wissen...“
„ Was weiß ich nicht?“ sah er mich nun wieder an.
„ Mhm...“ ich wusste nicht ob es gut für ihn war, wenn er erfuhr das Cecilia schon längst Bescheid wusste und sich zudem noch hier auf der Erde befand.
„ Risa? Was weiß ich nicht??“ fuhr er mich an.
„ Cecilia weiß schon längst Bescheid...“ ich empfand es dann doch als unfair, ihm die Anwesenheit seiner Geliebten zu verschweigen. Zumal sie hier auf der Insel die einzige Möglichkeit besaßen, miteinander reden zu können. „ Sie ist hier...“
„ Wie?“ riss er entsetzt die Augen auf. „ Warum ist sie hier?“
„ Sie hat scheinbar bemerkt, dass du nicht da warst und kam dann hier her.“ blickte ich ihn an. „ Cecilia befindet sich zur Zeit in meinem Unterbewusstsein.“
„ Sie ist hier...?“ wendete er den Blick kurz von mir ab. „ In deinem Unterbewusstsein?“
„ Nein, nein, nein! Vergiss es!“ ich erahnte an seinem Gesichtsausdruck schon, was er vor haben könnte. „ Ich bin kein Geistertaxi, verstanden? Auch kein Geisterhotel, oder so was.“
„ Keine Angst...“ er lehnte sich wieder zurück und starrte in den Himmel. „ Ich kann diesen Körper sowieso nicht ohne fremde Hilfe wieder verlassen. Außerdem will ich sie auch nicht mit diesen Händen berühren. Es würde also auch nichts bringen, wenn du ihr die Kontrolle deines Körpers überlassen würdest.“
„ Das könnte aber die letzte Chance sein, um mit ihr reden zu können und um ihr nah zu sein. Andernfalls wird dich der Gedanke an ihre mögliche Ablehnung zusätzlich runter drücken. Du kannst es jetzt klären.“
„ Nein, nicht in diesem dreckigen Körper.“
„ Mhm...“ überlegte ich. „ Dann nehmen wir halt einen anderen Körper. Misaki kann dich ja da raus holen. Vielleicht würde sich Keith ja zur Verfügung stellen. Oder nein, das wird er auf jeden Fall tun! Dieser Körper müsste dir ja eigentlich vertraut sein. Zu mindestens was die Mächte angehen. Schließlich ist er dein Nachfahre.“
„ Und du meinst wirklich dass er sich zur Verfügung stellen wird?“
„ Sicher. Er wird nicht wollen dass ich mit einem anderen Mann schlafe. Also mein Körper. Und durch das magische Licht in der Bibliothek kann sie sogar ihr altes Aussehen annehmen. Du würdest sie damit wahnsinnig glücklich machen, Yujin.“
„ ...“ für einen kurzen Moment sah er mich einfach nur still an, aber dann wendete er seinen Blick wieder ab und teilte mir seine Antwort mit. „ Na gut. Wenn du wirklich glaubst, dass sie ausgerechnet mir diesen Gefallen tun werden, dann lass es uns versuchen.“
„ Prima.“ strahlte ich ihn an. „ Ich würde Cecilia's Gesicht ja zu gern sehen.“
Kurz darauf schlenderten wir dann durch die Gänge des Hotels, bis wir schließlich an dem Zimmer ankamen, das ich mir mit Keith teilte. Tatsächlich trafen wir auch gleich die beiden Hauptfiguren dort an.
„ Da bist du ja endlich!“ wollte Misa jetzt seinen Unmut Luft machen, allerdings verstummt er gleich, als er bemerkte wen ich mit im Schlepptau hatte. „ W-Was will der denn schon wieder hier???“
„ Ich habe ihn eingeladen.“ antwortete ich ihm knapp.
„ Warum seit ihr zwei überhaupt zusammen unterwegs? Dich kann man echt keine Sekunde aus den Augen lassen.“ musterte Misaki ihn argwöhnisch.
„ Ich habe da eine Bitte an euch beide.“ überhörte ich das gerade eben gesagte einfach. „ Würdest du Yujin deinen Körper zur Verfügung stellen? Und du, würdest du ihn da rein bringen?“ kam ich gleich zur Sache.
Die beiden Schlächter sahen mich so an, als hätte ich gerade einen schlechten Witz gerissen.
„ Was sollen wir machen?“ harkte Keith dann ruhig nach.
„ Du sollst Yujin deinen Körper überlassen und Misa soll ihn da rein treten. Ist das denn so schwer zu verstehen?“ seufzte ich. „ Damit Cecilia und Yujin sich nah sein können.“
„ Und dann?“
„ Dann sind sie beide glücklich und können ihr leid ein bisschen besser ertragen. Also was ist nun?“
„ Nein! Ganz eindeutig!“ lehnte der Seelendieb entschieden ab. „ Ich verachte diese Fähigkeiten und werde sie garantiert nicht bei ihm oder für ihn einsetzen!“
„ Ich finde es auch nicht wirklich beruhigend, ihm meinen Körper überlassen zu müssen.“ entschied sich auch der Prinz gegen meine Maßnahme.
„ Ich hab doch gesagt dass es eine blöde Idee ist.“ wollte Thana gerade wieder gehen. Allerdings hielt ich ihm am Arm fest.
„ Gut, wenn die Herrn sich zu fein sind, dann bleibst du halt in diesem Körper. Komm, wir gehen zur Bibliothek.“ ich wusste ja schon, dass er ihr in diesem Körper nicht begegnen wollte, aber ich wusste ebenso, dass weder Misa noch Keith es zulassen würden, dass Thanatos 'mich' berührte. „ Ein Versuch war es wert.“
„ M-Moment!“ schaltete sich Keith wie erwartet ein, was mir ein kleines Grinsen auf die Lippen zauberte, was aber wieder verschwunden war, als ich mich zu ihm umdrehte.
„ Was denn? Wenn ihr mir nicht helfen wollt, werde ich mir morgen wohl Thanatos Gefühl von der Haut waschen müssen.“
„ DAS kommt überhaupt nicht in Frage!“ fuhr mich der Prinz an.
Selbst Yujin sah mich mit hoch gezogener Augenbraue an, so als hätte er solch ein erpresserisches Verhalten von mir niemals erwartet.
„ Wenn du dir schon irgendein Gefühl vom Körper waschen musst, dann gefälligst von mir!“ und das, wo wir beide nicht mal mehr zusammen waren. Aber das stand auf meiner to-do Liste auf ganz oben.
„ So schlimm ist das gar nicht, wirklich nicht.“ grinste ich Keith leicht an. „ Ich bekomme von Cecilia's Anwesenheit auch nichts mit. Außerdem bist du doch sein Nachfahre...also seit ihr so was wie weit entfernte Verwandte...oder so.“ überlegte ich.
„ Genau genommen bin ich sogar sein Onkel...“
„ Wie? Echt?“ lag es nun an mir ihn erstaunt anzustarren.
„ Ja echt.“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Ich bin Tartaros jüngerer Bruder.“
„ Ach so? Dann liegen die goldenen Augen also in der Familie?“
„ Joa.“
„ Dann musst ihm natürlich erst recht unterstützen. Schließlich ist er ja dein Onkel. Und was ist mit dir Misaki?“
„ Ausnahmsweise werde ich euch dabei helfen.“ murrte Misa.
„ Mhm. Du hast die beiden ganz gut unter Kontrolle, was?“ schmunzelte Yujin.
„ Mit Speck fängt man Mäuse.“ kicherte ich bloß.

Und so kam es, dass Thanatos für diesen angebrochenen Tag und die darauffolgende Nacht von Yujin befreit wurde und dieser im Unterbewusstsein von Keith abtauchte.
„ Was...?“ blickte sich Thanatos verwirrt um und starrte dann auf seine Hände. „ Ist es schon vorbei?“
„ Nein, wir gönnen dir bloß mal eine Pause.“ knurrte Misa.
„ Eine Pause?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch und erkannte dann erst seinen jüngeren Bruder. „ MISAKI!!“ um diesen auch gleich im Schwitzkaste zu packen und ihm gehörig die Frisur zu versauen. „ Man ist das lange her!“
„ Nicht lang genug, wie es mir scheint.“ murrte der jüngere Seelendieb und versuchte sich gleichzeitig aus der Umklammerung zu befreien.
„ Nein wie süß.“ kicherte ich.
Ich hätte ja nicht gedacht das Thanatos, der gierig nach mehr und noch mehr Macht war, so einen Lebensfrohen Charakter hatte. Aber da konnte man mal sehen, wie wenig Wahrheit in den Geschichten steckte.
„ Hey, jetzt hab ich jawohl einen gut bei dir.“ knurrte nun der nächste rum.
„ Mhm...“ lächelte ich leicht und gab dem Prinzen einen zärtlichen Kuss auf seine Lippen, um ihm dann ein „ Danke.“ zuzuflüstern.
„ Davon will ich morgen mehr haben.“
„ Versprochen.“ lächelte ich ihn an.
„ Ok. Dann lass uns gehen, bevor Yujin noch irgendeine Peinlichkeit ausgräbt...“
„ Und wir zwei machen heut einen drauf, wie in alten Zeiten, nicht wahr Knirps?“ schleifte Thana seinen Bruder zur Tür, durch die gerade Lucia und Elara traten. „ Hach und die süßen Miezen nehmen wir auch gleich mit.“ schnalzte er mit der Zunge und ließ von Misaki ab, um sich an die beiden 'Miezen' zu heften.
Bevor Misa den Raum allerdings verließ, knurrte er mich noch einmal wie ein wildes Tier an und dann trennten sich unsere Wege.
Während Keith und ich zur Bibliothek gingen, genoss Thanatos seine plötzlich Freiheit mit einem leckeren Drink, netter Begleitung und massenweise guter Laune im Pool.
„ Wenn Cecilia die Kontrolle erlangt hat, müsstest du mich mal durch das Licht stoßen. Damit sie ihre Gestalt ändert.“ meinte ich, inzwischen standen wir schon direkt davor.
„ Das mache ich doch gern.“ blickte mich Keith noch immer verärgert an.
„ Och Mensch. Nun zieh doch nicht so ein Gesicht. Freue dich doch lieber, dass du den beiden helfen kannst.“
„ Das reicht aber nicht aus, um mich freuen zu können.“
„ Dann freu dich einfach darauf, dass du nun einen bei mir gut hast.“ lächelte ich ihn an. „ Ich bin mir sicher das dir schon was einfallen wird, um dich für deine Mühen zu entlohnen.“
„ Fraglich ist, ob du überhaupt bereit dazu wärst mir diesen Wunsch auch zu gewähren.“ murmelte er.
„ Sicher, schließlich vertraue ich dir, egal bei was.“
Doch gerade als ich mein Unterbewusstsein ergründen wollte, zog mich Keith plötzlich zu sich zurück und küsste mich mit einer Leidenschaft auf den Mund, das sich für einen kurzen Moment meine Sinne verabschiedeten.
„ Dann lass deine Finger bei dir, solltest du vor mir dein Bewusstsein wiedererlangen.“ murmelte er, als er den Kopf wieder anhob.
„ Was denkst du denn von mir?“
„ Ich konnte dich bei Yuri's verfluchter Illusion, die er uns gezeigt hatte, sehr gut hören! Und meintest du da nicht so was wie, den hättest du dir auch gern unter den Nagel gerissen?“
„ Ich werde schon nicht über ihn herfallen, keine Sorge.“ lächelte ich wieder und schlang meine Arme um seinen Nacken. „ Aber das ich deinen kurzzeitig hilflosen Zustand nicht ausnutzen werde, verspreche ich dir nicht.“ grinste ich leicht. „ Schließlich muss ich doch jede Chance beim Schopf packen, nicht wahr?“
„ Wenn du mit den Konsequenzen leben kannst, nur zu.“ flüsterte er.
„ Mal schauen ob du danach überhaupt noch in der Lage bist an irgendwelche Konsequenzen zu denken.“ ich drückte mich noch einmal an ihn und ging dann wieder zu dem weißen Licht hin.
„ Wenn das so ist...“ strich sich Keith mit der Zunge über die Lippen. „ Dann sollten wir es schnell hinter uns bringen.“ und schon im nächsten Moment stieß er mich aus heiterem Himmel durch das Licht.
Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet und verzog mich fast reflexartig zurück und überließ Cecilia meinen Körper.
Diese schaute sich auch gleich erschrocken und verwirrt um. Schließlich hatte sie gerade noch auf die Tore meines Unterbewusstseins gestarrt und nun stand sie in diesem alten Gemäuer.
Sie fühlte sich wie ein wildes Tier, was plötzlich in einem Käfig saß und nicht wusste wie es hierher gekommen war und was es hier machen sollte.
„ Cecilia...?“ vernahm sie dann auch noch eine Stimme, die sich direkt hinter ihr befand.
Erschrocken wirbelte sie herum und trat einige Schritte zurück, um aber dann völlig perplex stehen zu bleiben und Yujin entgeistert anzustarren.
„ Yujin!“ doch dann warf sie sich ihm stürmisch um den Hals, um dann wieder verblüfft zurück zu weichen. „ Ich kann dich berühren...“ lehnte sie ihre Hand kurz an seine Brust. „ Warum...?“
„ Risa und Keith haben uns netterweise ihre Körper überlassen...“ flüsterte er, während seine Hand vorsichtig durch ihr Gesicht strich.
„ Das heißt, du steckst gerade in Keith's Körper... und ich in Risa's?“ lehnte sie ihre Hand auf seine und rieb ihre Wange sanft an seine Handfläche.
„ So siehts aus.“ stimmte er ihr zu.
„ Dann kann ich ja nichts kaputt machen!“quiekte die Göttin und sprang den Teufel regelrecht an.
Dieser taumelte ein paar Schritte zurück und stieß schließlich mit dem Rücken gegen die Wand.
Sie war einfach überglücklich ihren Freund endlich wiederzusehen und dieses mal versuchte er auch nicht sie wie eine Fliege zu zerquetschen.
Cecilia kostete diesen unglaublich sinnlichen Kuss voll aus und dachte auch gar nicht daran, wieder von ihm abzulassen. Viel zu lange musste sie auf ihn verzichten, da wollte sie wenigstens diese kurze Zeit, die ihnen nun blieb, genießen und ihm nah sein.
„ Du solltest nicht hier sein, Cecilia.“
„ Ich freue mich auch dich zusehen, Yujin.“ schmunzelte sie ihn an.
„ Ich freue mich ja auch.“ sah er sie gequält an. „ Aber du hättest das alles nicht mitkriegen sollen. Warum konntest du nicht einfach im Jenseits auf mich warten?“
„ Wärst du überhaupt zurück gekommen? Und wenn, hättest du es wirklich geschafft die Erlebnisse als Thanatos hier zu lassen?“
„ ...“ schweigend senkte er seinen Blick und blieb ihr eine Antwort schuldig, wobei sein Schweigen ja schon alles sagte...
„ Yujin.“ lehnte sie ihre Hände an sein Gesicht und brachte ihn dazu sie wieder anzusehen. „ Ganz gleich was du hier getan hast, ich weiß dass du es nicht ohne Grund gemacht hast. Du bist nicht dieser brutale Teufel, für den dich alle anderen halten, für den du dich sogar schon selber hältst. Egal was noch kommen wird, oder welche taten du vollbringen musst, ich weiß dass du die richtige Entscheidung treffen wirst.“ lächelte sie. „ Ich vertraue dir, auch wenn du versucht hast mich zu zerquetschen.“
„ Was? Ich? Niemals!“
„ Doch, doch.“
„ Wann soll denn das...“ doch dann fiel ihm plötzlich die kleine 'Fee' wieder ein, die vor einiger Zeit bei ihm aufgetaucht war. „ Oh...“
„ Ja, oh.“ kicherte sie leise.
„ Es tut mir leid... ich wusste ja nicht dass du das warst.“
„ Schon ok.“ schlang sie die Arme um seine Nacken und drückte sich fester an ihn. „ Können wir uns nicht später darüber den Kopf zerbrechen? Ich kann mir grade weiß Gott besseres vorstellen, als bloß mit dir zu reden.“ grinste sie ihn an.
„ Wirst du es denn auch aushalten? Dein Körper ist durch die Krankheit noch geschwächt, außerdem war das Treffen mit Kronos bestimmt auch kein Energiespender.“
„ Mach dir keine Gedanken.“ küsste sie ihn zärtlich auf den Mund. „ Ich werde schon merken wenn ich die Grenzen überschreite.“ hauchte sie ihm kurz zu, ehe sie ihn erneut, aber dieses Mal leidenschaftlicher, auf den Mund küsste.
„ Ok... du hast mich überzeugt...“ wisperte er.
Die beiden verließen die Kirche und wanderten zu einer Lichtung hin, die versteckt im tiefen Wald verborgen lag und wo niemand sie stören würde.
Ich bekam von ihren Experimenten nichts mit, worüber ich auch ganz glücklich war. Denn dass bedeutete gleichzeitig, dass auch Cecilia nichts mitbekam, wenn ich über Keith herfiel. Zu einem heimlichen Spanner wollte ich nun nicht werden, genauso wenig wollte ich einen mit mir rum schleppen..
Obwohl ich ja doch neugierig war, aber nur ein klitzekleines bisschen, und zu gern erfahren würde, wie leidenschaftlich Yujin wirklich werden konnte. Aber das würde ich natürlich niemals laut aussprechen.
Allerdings hoffte ich für Cecilia, dass sie nichts furchtbares anstellte, schließlich steckte sie gerade in MEINEM Körper. Aber selbst wenn sie in seiner teuflischen Form mit ihm schlafen würde, würde ich das eh nicht mitbekommen...
Nachdem sie ihr Verlangen gestillt hatten, lagen sie eng umschlungen im Gras und lauschten den leisen Tönen, die aus dem dichten Unterholz an ihr Ohr drangen.
„ Ich wünschte dieser Moment würde niemals zu ende gehen...“ seufzte die Göttin glücklich.
„ Ja, das wäre wirklich schön.“
„ Aber noch ist es nicht vorbei.“ meinte Cecilia und sah ihren Geliebten dann an. „ Erst wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt ist, werden wir in Frieden ruhen können. Es ärgert mich, dass ich Risa nicht unterstützen kann.“
„ Mach dir keine Gedanken, sie ist in guten Händen.“
„ Ich weiß. Trotzdem würde ich gerne mehr für sie tun können. Aber ich kann ihr nicht mal zeigen wie sie ihre Blutmächte für sich nutzen kann...“ murmelte sie und setzte sich dann hin. „ Es ist unfair, dass Risa die Fehler der Vergangenheit ausbügeln muss. Sie könnte mit ihrem Leben dafür bezahlen.“
„ Das wird nicht passieren.“
„ Mhm...ich hoffe dass du recht behältst.“ flüsterte sie und versuchte dann meinen inneren Fluss zu aktivieren.
Vielleicht würde es mir leichter fallen, sie für mich zu nutzen, wenn der Knoten erst einmal geplatzt war. Wenn mein Körper ein Gefühl für diese unbändige Kraft entwickelte.
Cecilia schaffte es auch etwas in mir zu wecken, aber die übergreifende Welle blieb aus.
„ Irgendwas stimmt hier nicht...“ murmelte sie. „ Liegt es vielleicht daran, dass dies nicht mein Körper ist?“ redete sie eher mit sich selbst.
„ Was ist los?“
„ Ich kann ihre Blutmächte nicht aktivieren... wie es aussieht, besitzt sie zu wenig Energie. Aber das kann eigentlich gar nicht sein.“ überlegte sie. „ Es scheint fast so, als würde mich etwas daran hindern, die Mächte zu bändigen.“
„ Wie meinst du das?“
„ Ich weiß es nicht. Vielleicht stoße ich gerade an ihren leibeigenen Abwehrmechanismus, der mich daran hindert auf ihre Kräfte zugreifen zu können.“
„ Mhm...“ auch Yujin tat es ihr gleich und hatte absolut keine Probleme dabei, die Blutmächte seines Wirtes zu aktivieren.
„ Ja schon klar, du bist halt ein Naturtalent.“ knurrte sie.
„ Das wollte ich damit gar nicht sagen.“ schmunzelte er. „ Aber nun können wir den leibeigenen Abwehrmechanismus wohl ausschließen.“
„ Da hast du wohl recht.“ murrte Cecilia. „ Nur, was ist es dann?“
„ Sträubt sie sich vielleicht selbst dagegen?“
„ Ne, daran liegt es auch nicht.“ dachte sie weiter über dieses Phänomen nach. „ Aber ja!“ kam ihr plötzlich eine Erklärung, die ihr plausible erschien. „ Vielleicht liegt es an Charon!“
„ Charon?“ harkte der Teufel nach.
„ Risa's verstorbener Wächter.“
„ Ah, dieser Charon. Und was soll er nun damit zu tun haben?“
„ Götterkatzen die den Weg des Wächters einschlagen, gehen eine besondere Bindung mit ihrem Schützling ein.“ erklärte sie. „ Nicht nur ihre Mächte werden verbunden, sondern auch ihre Leben. Sollte Risa zum Beispiel sterben, dann stirbt Elara auch, sie kann ihre volle Macht auch nur einsetzen, wenn ihr Schützling ihre volle Macht besitzt.“
„ Verwirrend, aber ich kann dir folgen.“
„ Du musst dir das wie bei einem See mit zwei Flüssen vorstellen. Risa ist der See, Charon und Elara die Flüsse, die sie mit Wasser beliefern. Wenn nun einer der Flüsse versiegt, dann sinkt auch der Wasserspiegel vom See. Vielleicht erschwert diese Metapher das aktivieren ihrer Blutmächte, weil ihr eine Seelenverbindung fehlt.“
„ Stirbt Risa eigentlich auch, wenn man Elara tötet?“
„ Nein.“ schielte sie ihn seitlich an. „ Vermutlich würde das Limit ihrer Energie sinken, vielleicht würde auch die Effektivität ihrer verbliebenen Mächte nachlassen.“
„ Das heißt im Umkehrschluss also, dass sie mehr Energie zur Verfügung hätte, wenn Charon zurück kehrt? Das sie nur dann ihre Blutmächte aktivieren kann und außerdem über stärkere Mächte verfügen kann?“ fasste der Teufel zusammen.
„ Es wäre zu mindestens möglich.“ nickte die Göttin. „ Ich hatte meine Wächter freigegeben, als ich meinen Status aufgab. Ich weiß also nicht was mit mir passiert wäre, wenn einer von den beiden vorher gestorben wäre. Aber ich kann es mir gut vorstellen.“
„ Dann sollten wir wohl dafür Sorgen, das Charon den Weg zurück ins Leben findet.“ streckte sich Yujin und widmete sich dann wieder seiner Freundin zu. „ Aber nicht jetzt.“ grinste er leicht und zog die überrumpelte Göttin zurück in seine Arme.
„ Hey!“ lachte sie. „ Was machst du denn?“
„ Unsere gemeinsame Zeit genießen.“ griente er und beugte sich über sie.
„ Warst du nicht derjenige, der um mein Energiehaushalt besorgt war?“ kicherte sie, als er sich ihrem Hals zuwendete.
„ Glaubst du etwa wirklich, ich könnte mich im Zaum halten, wenn du die ganze Zeit nackt neben mir sitzt?“
„ Mhm...“ lächelte sie ihn frech an und schlang dann die Arme um seinen Nacken. „ Bist du sicher, dass das allein dein Verlangen ist, was du da spürst??“
„ Wessen verlangen sollte das denn sonst sein?“
„ Naja, du steckst schließlich in Keith's Körper. Also ich bin mir nicht sicher, ob das Verlangen was ich gerade spüre, nur mir gehört.“
„ Interessanter Gedanke.“ lachte er leise auf. „ Aber ich denke schon dass ich allein für meine Gefühle verantwortlich bin.“
Er ließ keine weiteren Diskussionen zu und erstickte ihre Worte mit einem sinnlichen Kuss.
Wenn ich dann am nächsten Morgen wieder die Kontrolle über meinen Körper hatte, durfte ich bestimmt erst mal den Tag über schlafen, weil mir Cecilia auch noch die letzten Kraftreserven geraubt hatte. Oder nein, eigentlich war ja Yujin der Räuber... und dieser feilte den gesamten restlichen Tag an seinem Überfall, bis er ihn schließlich in der Abenddämmerung perfektioniert hatte und endlich von meinem Körper abließ.
Völlig außer Atem und am Ende 'meiner' Kräfte ließ sich Cecilia in das weiche Gras sinken und betrachtete den in Rottönen getauchten Himmel.
„ Alles ok?“ keuchte ihr Yujin regelrecht entgegen.
„ De Frage kommt reichlich spät, oder was meinst du?“ lächelte sie ihn erschöpft an.
„ Ja, es tut mir leid.“ kratzte er sich am Kopf und ließ sich dann zurück fallen. „ Ich hab es wohl ein bisschen übertrieben.“ murmelte er und verschränkte gleichzeitig die Arme unter den Kopf.
„ Ein bisschen ist gut...“ kicherte sie leise und kuschelte sich dann an ihn. „ Aber das ist schon ok. Es ist ja schließlich nicht mein Körper... Müdigkeit. Ich war schon seit einer Ewigkeit nicht mehr müde.“
„ So ist das halt, wenn man in einen Körper steckt.“ er lehnte seine Arme um sie und drückte die Göttin fester an sich. „ Versuche etwas zu schlafen, Liebling.“ diese Worte hatte sie allerdings nicht gehört, da ihr schon längst die Augen zugefallen waren.
Auch das er sie plötzlich mit einer Decke zudeckte, wo auch immer die her kam, merkte sie nicht.
Yujin allerdings blieb die ganze Nacht wach und wich nicht von ihrer Seite. Selbst dann nicht, als sie die Kontrolle über meinen Körper wieder verlor.

Als ich dann am nächsten Morgen die Augen öffnete, ruhte mein Kopf noch immer auf Keith's Brust, mein Bein hatte ich in der Nacht zwischen seine Beine geschoben und meine Hand strich noch schlaftrunken über seinen flachen Bauch.
Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe und dachte nicht eine Sekunde daran, dass es sich immer noch um Yujin handeln könnte.
Mal abgesehen davon, das ich gerade noch gar nichts dachte. Auf mir lag der morgendliche sanfte Hauch der perfekten Welt, den man kurz nach dem aufwachen verspürte.
Erst als plötzlich irgendwas über meinen Rücken krabbelte schreckte ich erschrocken auf und war prompt hellwach. Zu allem Überfluss schob ich mich auch noch weiter auf den Teufel drauf und fuchtelte mit den Händen an meinem Rücken rum. Als das kribbelige Gefühl dann endlich nachließ und ich irgendwas von meiner Haut gefegt hatte, sah ich seufzend zu meinem Kissen auf, um dann von neuem entsetzt aufzuschrecken.
Hektisch rollte ich mich von ihm runter und setzte mich erst einmal hin.
„ Was...wo sind wir?“ sah ich mich verwirrt und aufgebracht um. „ Und was macht die Decke hier?“
„ Wir sind im Wald, Risa.“ antwortete der Teufel mir kurz, dann drehte er sich auf die Seite und stützte seinen Kopf mit der Hand.
„ Das wir uns im Wald befinden sehe ich selbst!“ zischte ich ihn an. „ Warum bist du überhaupt noch hier?“
„ Weil ich mich noch bei dir bedanken wollte. Und um dir dies hier zu geben.“ meinte er und hielt mir dann eine Glasphiole entgegen, die einen weiteren kleinen Teil meiner Mächte beherbergte.
„ ...“ erstaunt und tatsächlich mal sprachlos starrte ich ihn an.
„ Es ist nicht viel, aber es wird reichen um deinen Wächter zurückzuholen.“ lächelte er mich leicht an. „ Cecilia vermutet, dass du deine Blutmächte mit seiner Hilfe erwecken kannst. Wenn du das geschafft hast, werde ich in Ladthaa auf dich warten.“
„ Danke...“ fast wie in Trance griff ich nach dem Gefäß und betrachtete den rosa leuchtenden Inhalt.
Reichte es wirklich um Charon zurück zu holen? Seine Seele war nicht so gewaltig, deshalb verbrauchte ich bei seiner Wiederauferstehung nicht so viel Energie. Es könnte also wirklich reichen. Also würde ich ihn bald wieder hier bei mir haben? Nach all den Jahren? Das wäre Traumhaft und ein wirklich guter Anfang.
Ich war so in meiner Faszination versunken, dass ich gar nicht bemerkte, das Yujin die Kontrolle seines Körpers abgab.
Ich konnte Charon wiederholen, das war großartig! Ich wurde gerade überflutet von positiven Gefühlen, die mich vollends in ihren Bann zogen. Ich war überglücklich und steckte voller Vorfreude. Es ging voran! Es ging endlich voran!
Wenn ich nun noch mein Liebesleben in den Griff bekam, konnte es eigentlich gar nicht mehr besser werden. Zu mindestens für unsere derzeitige Situation nicht.
Als sich Keith dann plötzlich auf mich stürzte und mich zurück ins Gras drückte, verpasste er mir einen letzten riesigen Schreck.
„ Nicht...“ versuchte ich mich gleich zu wehren, bemerkte dann aber dass es sich bei diesem Übeltäter um Keith handelte und verharrte in meiner Bewegung.
„ Warum bist du schon wieder zurück? Und das vor mir?“ kam er gleich zur Sache. „ War da was mit Yujin?“
„ Natürlich nicht.“ verdrehte ich lächelnd die Augen.
Ich hatte wirklich unendlich viel Zeit um über uns beide nachzudenken. Erst weil ich ans Bett gekettet war und dann, weil ich in den tiefen meines Unterbewusstseins abhing. Dank dieser stillen Moment war ich zu einem Entschluss gekommen: Ich wollte Keith mehr als alles andere! Und dieses Mal ließ ich es nicht zu, dass unausgesprochene Worte uns entzweiten!
Jetzt schien mir der richtige Moment zu sein, um ihm von meinen Gedanken zu erzählen und das lag bestimmt nicht daran, weil wir beide nackt waren!
Ich musste meine Euphorie nutzen, so lange ich vor Glückshormonen nur so platzte.
„ Ich habe nachgedacht. Und bevor du irgendwas dazu sagst, höre mir bitte erst mal bis zum Schluss zu.“ begann ich zu erzählen. „ Ich weiß das ich mit meinem Misstrauen viel kaputt gemacht habe, bei dir genauso auch bei mir. Aber ich hatte nun wirklich unendlich viel Zeit um über alles noch einmal nachzudenken und um mir eines ganz sicher zu werden.“ sah ich ihn an. „ Ich liebe dich und ich möchte mit dir zusammen sein. Die ganze Zeit habe ich mich darauf versteift, dass du mir irgendwas beweisen musst und dabei habe ich gar nicht bemerkt, dass du es mir schon längst bewiesen hast! Du hast mich erreicht, als ich für alle anderen unerreichbar war. Bei dir fühle ich mich sicher und geborgen. Ich weiß das Rika immer eine Rolle in deinem Leben spielen wird, aber ich weiß ebenso, dass es nur eine Nebenrolle sein wird. Ich habe nun endlich erkannt, dass ich dir vertrauen kann. Wow!“ plötzlich drückte er sich stürmisch an mich und erstickte meine Worte mit einem leidenschaftlichen Kuss.
„ Halt den Mund jetzt!“ wisperte er.
„ Aber ich war noch gar nicht fertig.“ protestierte ich.
„ Ein Wort noch und ich schleife dich nach Granas und dann werde ich dich vom Fleck weg heiraten!“ warnte er mich.
„ Ohne Ring?“ zog ich fragend eine Augenbraue hoch.
„ Das wird dein kleinstes Problem sein.“
„ Darf ich dann daraus schließen, dass du uns eine Chance gibst?“
„ Glaubst du wirklich dass du mir vertrauen kannst?“ harkte er noch einmal, fast unsicher, nach.
„ Das glaub ich nicht nur, dass weiß ich.“
„ Dann wäre ich ein Idiot, wenn ich uns die Chance nicht geben würde! Schließlich liebe ich dich auch.“
Überglücklich schlang ich meine Arme um seinen Nacken und drückte ihn fester an mich.
Manchmal konnten sich die Dinge eben doch rasend schnell ändern und eines war schon mal sicher: Diesen Teufel gab ich nie wieder her!

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Tag der Veröffentlichung: 10.09.2012

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