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Kapitel 29. die heilige Bibliothek der Götter




Ich war schon wieder an einem Ort, wo die Fäden meiner Familie zusammen liefen. Mein Opa hatte das Liebespaar gerettet und den Menschen ein besseres Leben geschenkt. Aber wie konnte er dann so herzlos sein und Ladthaa zerstören? Mir war nie richtig bewusst, wie sehr Eifersucht einen verändern konnte. Aber die Geschichte von den Menschen hier war der beste Beweis. Aber nun war ich mehr als überzeugt davon, dass Granas eine reine Seele hatte. Natürlich hatte er seine Macken und er begann einen fatalen Fehler, den nicht jeder verzeihen konnte. Nur musste man auch die andere Seite sehen, er wollte Ladthaa retten, doch leider wurden ihm Steine in den Weg gelegt...
Trotzdem wendete sich seine anfängliche Wut niemals gegen unschuldige Wesen, wie zum Beispiel den Menschen, oder den Götterkatzen. Er hatte sich nie gegen seine eigene Familie gestellt. Mein Vater war ein Monster, aber Granas nicht. Und jeder hatte eine zweite Chance verdient. Zumal er meine Göttlichkeit, wenn nicht sogar mein Leben gerettet hatte. Ich werde ihn finden, weiß Gott das werde ich!
Zur Zeit allerdings, hatte ich keinen Gedanken, den ich an meinem Opa 'verschwenden' konnte. Nachdem wir uns die heißen Quellen, den Pool, die Cocktail Bar und den Entspannungsbereich angesehen hatten, aßen wir gemeinsam zu Abend und verkrochen uns dann in unsere Zimmer.
Zur Zeit lag ich mit Keith im Bett und sah noch etwas fern, ehe ich meine Katze nach Illumina bringen würde. Elara lag am Bettende und schlummerte friedlich vor sich hin. Auch wenn wir keine Menschen waren und alles besser weg stecken konnten, zerrte die lange Fahrt an unseren Kräften. Ich war also richtig froh darüber, dass ich nun in einem weichen Bett lag und zudem noch von den Prinzen gestreichelt wurde.
Allerdings starrte ich seine Finger, die mir immer wieder durchs Gesicht strichen, genauso gierig an, wie Elara Dark's Teufelsschweif. Und dann biss ich zu, sanft aber bestimmend.
„ Hey!“ entzog er mir seine Hand. „ Hör auf!“
„ Aber warum denn?“ kicherte ich und schnappte mir seine Hand.
Dadurch das sein Arm unter meinem Kopf ruhte, waren seine Entzugs Möglichkeiten nicht gerade berauschend. Und so knabberte ich weiter an seinen Fingern rum und machte den Herrn hinter mir schier wahnsinnig.
„ Risa!“ knurrte er meinen Namen und zog seinen Arm so abrupt zurück, dass ich ungewollt auf den Bauch gerollt wurde. „ Gleich mache ich mit!“ warnte er mich und beugte sich über mich.
„ Ist ja gut, ist ja gut!“ lachte ich. „ Ich höre ja schon auf.“
„ Schade eigentlich.“ grinste er leicht und ließ sich zurück ins Kissen fallen.
„ Oh du denkst immer nur an das eine.“ schmunzelte ich ihn an.
„ Mh.“ zuckte er bloß mit der Schulter. „ Genau deshalb sind wir doch zusammen, oder?“
„ Ja...“
„ Dann sei doch froh, dass ich dich nicht nur einmal im Monat spüren will.“ lächelte er mich süß an.
„ Och weißt du, ich bin überglücklich deswegen.“ schmunzelte ich und kuschelte mich wieder an ihn.
„ Wirklich?“ flüsterte er.
„ Vielleicht...“ senkte ich leicht meine Augen. „ Vielleicht aber auch nicht.“ wobei letzteres ja eigentlich eher zutraf, da ich mehr von ihm wollte, als bloß eine Affäre. Aber das war nicht möglich und ich war bei weitem nicht naiv genug um zu glauben dass es anders war.
Ich beobachtete seinen Arm, als er mir diesen wieder unter den Kopf schob, mich dabei fester an sich drückte und verschränkte meine Hand schließlich mit seiner.
War es falsch davon zu träumen, mit ihm bis zum Lebensende glücklich sein zu können? Nicht falsch aber äußerst dumm... Ich wusste dass, aber dennoch... ich konnte mir einfach nichts schöneres vorstellen.
Wir kuschelten noch ziemlich lange, wobei das ja eigentlich noch nicht mal Teil der Abmachung war und trotzdem genoss ich es.
Letztendlich schlief ich in seinen Armen ein und geleitete meine Katze nach Illumina, wobei ich aber nicht da blieb, weil ich mir grad ganz ehrlich etwas besseres vorstellen konnte. Dieser Vorstellung ging ich auch nach, nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte. Natürlich war ich kaputt, aber ich wollte ihn dennoch spüren. Das hatte zur Folge, dass ich am nächsten Morgen unausgeschlafen war und noch kaputter als vorher. Die Sache war es mir allerdings wert...
Gähnend saß ich Morgens am Frühstückstisch und versuchte permanent meine Augen offen zu halten, was mir sogar ganz gut gelang.
„ Wollen wir uns heute die Bibliothek ansehen? Oder wollt ihr euch im Pool vergnügen?“ grinste mich Lucia frech an.
„ Das klingt gut, lasst uns zur Bibliothek gehen. Je eher dran, je eher von, so heißt es doch so schön, oder?“ murmelte ich.
„ Ja, es wird wohl nicht einfach werden das richtige Buch zu finden. Ungefähr so, als würden wir die Stecknadel im Heuhaufen suchen.“ überlegte meine Schwester. „ Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die bloß ein Regal mit zehn Büchern besitzen.“
„ Wohl kaum.“ stimmte Misaki ihr zu. „ Da wird wohl eine menge Leserei auf uns zu kommen.“
„ Darauf kannst du Gift nehmen.“ meinte ich.
„ Dann sollten wir nicht all zu lange warten und uns bald auf den Weg machen.“ mischte sich Keith ein. „ Ich habe zu mindestens keine Lust den ganzen Tag im Staub zu wühlen.“
„ Wäre dir Schlamm lieber?“ griente die Göttin ihn an.
„ Wenn ihr euch da drin schmutzig macht, vielleicht.“ tat er einen auf Geheimnisvoll.
„ Nur mit einem Bikini bekleidet, ja?“
„ Ja, so langsam weckst du mein Interesse.“ stützte der Prinz seinen Kopf an die Hand. „ Erzähl nur weiter.“
„ Also bitte.“ verdrehte ich genervt meine Augen. Nach so einer Nacht, die erst in den frühen Morgenstunden endete, dachte er schon wieder an sein Vergnügen, unglaublich. Mal abgesehen davon, dass mir seine momentane Vorstellung überhaupt nicht gefiel. Die Eifersucht flammte in mir auf, als mein Lover Lucia grinsend anstarrte und sich offensichtlich die Göttin der Wahrheit in knappen Dessous und einem Becken voller Matsch, vorstellte, wo sie sich wie ein glitschiger Aal durch wälzte.
Musste ich mir so was schon am frühen Morgen geben? Nein, wohl kaum!
In letzter Zeit musste ich ständig daran denken, dass die Menschen den Trieb eines Teufels nicht gewachsen waren. Vielleicht reichte ich ihm ja auch nicht. Nur weil meine Wenigkeit an körperliche Grenzen stieß und rundum glücklich und befriedigt war, musste es bei ihm ja noch lange nicht so sein. Ich hasste mich dafür, dass ich überhaupt über so was nachdachte, schließlich wollte ich mich nicht runter ziehen lassen, aber er war nun mal ein Teufel, von daher war dieser Verdacht nicht sonderlich weit hergeholt.
Irgendwo ahnte ich, dass er auf kurz oder lang in den Armen von Lucia landen würde...
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, als ich auf stand und zum Buffet rüber schlenderte um mir noch einen Kaffee zu holen, dort hatte ich eine unerfreuliche Begegnung mit der dritten Art...
„ Hallo süße!“ lehnte sich ein Kerl mit feuerrotem, hoch toupierten Haar neben mir an den langen Tisch und grinste mich schelmisch an. „ Du siehst so aus, als könntest du ein wenig Spaß in deinem Leben gebrauchen. Komm mit mir und ich zeige dir den Himmel auf Erden.“ Der hatte mir gerade noch gefehlt.
„ Den Himmel auf Erden? Danke aber ich passe.“
„ Och, nun sei doch nicht so schüchtern, Schätzchen.“ rückte er ein Stückchen näher. „ Du wirst es bestimmt nicht bereuen.“
„ Das sagen sie alle und hinterher scheitert es an der fehlenden Lupe.“ verdrehte ich seufzend meine Augen. „ Such dir lieber jemanden, mit dem du es auch aufnehmen kannst.“
„ Oh, ich bin mir sicher, dass du voll auf deine Kosten kommen wirst.“
„ Ach so ist das, ich soll dich auch noch dafür bezahlen dass du mich in den Schlaf wiegst? Danke, aber ich habe wirkungsvolle Schlaftabletten.“
„ Ich bin ein Aphrodisiakum, von dem du nicht genug kriegen wirst. Wer mich einmal probiert, kommt nicht mehr von mir los.“ war er vollkommen überzeugt von seinen Fähigkeiten. „ Lass uns zusammen das Paradies erkunden.“
„ Fällt dir nichts besseres ein? So bekommst du mich jedenfalls nicht rum, dass kann ich dir versprechen.“ schielte ich ihn seitlich an. „ Du langweilst mich.“
„ Wenn dich Worte nicht beeindrucken können, vielleicht kann ich dich mit meinem Können umstimmen.“
„ Eher friert die Hölle zu.“
„ Du wärst eine Sünde alle male wert. Lass mich den Teufel in dir wecken.“
„ Oh besser nicht, das würde nicht gut für dich ausgehen.“ prahlte sein Scharm einfach an mir ab.
Während mich dieser Kerl voll quatschte, bemerkte Misaki meine viel zu lange Abwesenheit als erstes und schaute sich suchend im Raum um.
„ Mh.“ zog er seine Augenbrauen argwöhnisch zusammen, als er mich entdeckte. „ Anstatt hier sinnlos rum zu flirten, solltest du lieber auf deine Freundin achten.“ starrte er Keith an und erhob sich gleichzeitig von seinem Platz. „ Aber lasst euch nicht stören, ich kümmere mich schon um sie.“
„ Wieso?“ drehte sich der Prinz zu mir um. „ Wer will er denn sein?“
„ Ein Streichholz, das sieht man doch.“ murmelte Misa und ging zu mir rüber.
„ Komm doch einfach mit mir und lass dich von einem Meister verwöhnen.“
„ Gibt es hier ein Problem?“ lehnte der Seelendieb seinen Arm um meine Schulter.
„ Nein, ich glaube er wollte gerade gehen.“ ich wäre auch allein mit dieser Flachpfeife zurecht gekommen, aber trotzdem war ich froh darüber, dass mir Misa zur Seite stand. Wenigstens einer...
„ Eigentlich nicht.“ blickte er meinen Beschützer abschätzend an. „ Ist das etwa dein räudiger Köter?“
„ Hör zu, du Pfeife. Wir können das hier friedlich beenden und du verziehst dich jetzt. Oder aber, wir regeln das wie Männer und unterhalten uns draußen weiter. Was ist dir lieber?“
„ Sollte ich jetzt etwa Angst haben?“
„ Wenn du sie in Ruhe lässt nicht, falls du dich aber weiterhin weigerst, werde ich zu deinem schlimmsten Alptraum werden, verstanden? Oder muss ich noch deutlicher werden?“
„ Ist ja gut.“ hob er unschuldig seine Hände. „ Ich habe mich ja nur mit ihr Unterhalten, also kein Grund gleich an die Decke zu gehen.“
„ Gut.“ meinte Misaki nur und schob mich zurück zum Tisch. „ Was für ein Clown.“
„ Was ziehst du nur wieder für widerliche Kerle an?“ musterte Lucia ihn.
„ Er dachte scheinbar das mir langweilig ist.“ antwortete ich ihr knapp und konzentrierte mich auf mein dampfendes Heißgetränk.
Für mich war das Thema damit erledigt und ich ließ mich auch auf kein Gespräch mehr ein.
Nachdem Frühstück verzogen wir uns kurz in unsere Zimmer, um das nötigste mitzunehmen und fanden uns danach in der Eingangshalle ein.

Zur gleichen zeit kamen zwei Busse vor dem Gebäude zu stehen, wo Scharenweise Kinder raus gepoltert kamen. Na gut, manche davon würden mich umbringen, wenn ich zu ihnen 'Kinder' sagen würde. Sie mussten an die achtzehn Jahre alt sein, also nicht viel jünger als ich.
Aber unter ihnen mischten sich auch viele kleinere Kids und drei Nonnen stiegen dann aus dem Gefährt aus.
„ Sieht aus wie eine Klosterschule.“ meinte ich.
Es war offensichtlich dass die Jüngeren die Älteren regelrecht anhimmelten. Sie versuchten den Kleidungsstil so gut es eben ging zu imitieren und auch die Frisuren hatten sie sich abgeguckt.
Und dann kam die ganze Meute in die Halle gestürmt und zerschlugen mit ihren wilden durcheinander Geplapper die angenehme Stille.
Drei von ihnen stachen richtig aus der Menge heraus, sie trugen ihre Nasen so hoch, dass sie angst haben mussten über einen Stein zu stolpern. Außerdem wurde gerade dieses Trio von den jüngeren belagert. Ich würde meine rechte Hand darauf verwetten, dass dies die Schul- zicken waren. Eingebildet, vom Haaransatz bis zum Zeh, nur die neusten Markenklamotten am Leib und ihren Respekt verdienten sie sich durch ihre Materiellen Dinge. Und so was in der Schule Gottes, na Prost Mahlzeit. Die Jugend von heute, war das nun der Untergang der Welt?
Plötzlich starrte uns die Obernonne empört an und stampfte mit festen Schritten zur Rezeption hin.
„ Sie haben mir versichert, dass es in ihrem Hotel keine Männer geben wird!“ machte sie ihren Unmut Luft. „ Und was muss ich hier sehen? Unerhört!“
„ Bitte beruhigen sie sich.“ versuchte die Empfangsdame sie zu beruhigen. „ Diese Männer sind bereits vergeben. Es besteht keine Gefahr.“
„ Oh, also wenn das so ist. Werde ich darüber hinweg sehen können. Unser Herr würde es nicht dulden, wenn seine Schützlinge in Versuchung geführt werden.“
Wenn die wüsste, dass hier Waschechte Teufel anwesend waren, würde die vermutlich einen Herzinfarkt bekommen.
Doch dann vernahm ich plötzlich eine leichte, dunkle Aura. Sie war zwar Schwach, aber da. Erstaunt blickte ich mich um und entdeckte eine junge Frau, die etwas abseits von ihren Altersgenossen stand.
Sie war wunderschön, aber von den Klamotten her konnte sie mit den anderen wohl nicht mithalten. Es waren nämlich keine Markenklamotten und da brachte auch ein schönes Gesicht nichts.
Das Mädel hatte lange schwarze Haare, wunderschöne Smaragd-grüne Augen und einen schlanken Körperbau. Zudem war sie noch eine halbe Succubus. Welch Ironie... Jedoch konnte ich mir schon vorstellen, warum sie sich in einer reinen Mädchenschule befand. Ihre Mutter oder der Vater, wer auch immer der teuflische Teil war, hatte bestimmt angst davor, dass ich dunkles Blut erwachte. Wobei sie die Nähe der Männer nicht brauchte, um zu überleben. Genauso wie bei Lian. Es würde mich nicht mal wundern, wenn sie sich selbst zu einer Außenseiterin gemacht hatte. Sie wird sich davor fürchten, dass ihr dunkles Geheimnis aufgedeckt wurde. Somit wäre sie zum Abschuss freigegeben... Das Mädchen tat mir so unendlich leid. Sie lebte ein Leben in Einsamkeit und dass hatte sie wirklich nicht verdient, bestimmt nicht. Solange sie in dieser Gestalt blieb, hatte sie nichts zu befürchten. Aber wenn man sein Leben lang isoliert wurde, und das wurde sie mit Sicherheit, dann kam man aus diesem Trott nicht mehr so leicht heraus. Ich hatte ja auch lange gebraucht, bis ich jemanden vertrauen konnte. Deshalb konnte ich sie umso besser verstehen und ihr zurückhaltendes Verhalten nachvollziehen.
Und die Mädels in ihrer Klasse waren solch scheinheilige Monster. Vor den Augen der Nonnen akzeptierten sie die Succubus, ließen sie in ihrer Mitte zu. Aber sobald ihnen der Rücken zugewendet wurde, bekam auch die Teufelin die kalte Schulter zu spüren. Das war barbarisch und gemein. Das arme Ding.
Von daher war meine Genugtuung umso größer, als sich die Kleineren von ihnen abwendeten und uns begeistert musterten.
„ Seht mal wie hübsch die sind!“ flüsterte eine. „ Sie sehen aus wie Topmodels! Wenn ich groß bin will ich auch so schön aussehen.“ murmelte eine andere. „ Sie tragen so schöne Kleider, ob es die wohl auch in meiner Größe gibt?“ „ Seht euch mal die Boys an, die an ihrer Seite sind, sind die nicht unglaublich niedlich?“ „ Das müssen perfekte Abbilder Gottes sein!“
„ Hey!“ rief eine der drei Dorf- zicken. „ Hier spielt die Musik! Oh Wow...“ fiel ihr dann beinahe alles aus dem Gesicht. „ Sind die heiß.“
„ Wen meinst du, Lawinia?“ harkte eine andere nach.
„ Die attraktiven Männer, dort.“ zeigte sie mit dem Finger auf uns. „ Die will ich haben.“
„ Hast du nicht gehört was man zu Schwester Mathilde gesagt hat?“ flüsterte eine. „ Sie sind bereits vergeben!“
„ Na und? Gegen diese Stroh dummen Weiber komme ich doch mit links an. Die sind nichts im Vergleich zu mir.“
„ Aber die sehen schon echt gut aus...“
„ Am linken Zeh vielleicht.“
„ So Kinder!“ klatschte eine der Nonnen in die Hände. „ Wir beziehen nun unsere Zimmer.“
Die Masse verteilte sich auf ihre Zimmer und wir machten uns auf den Weg zu der heiligen Bibliothek hin.
„ Das kann ja was geben, mit den ganzen Kindern.“ seufzte Elara. „ Mein armes Fell.“
„ Keine Sorge, die ganzen Kinderhände werden nicht an dich ran kommen.“ lächelte ich sie beruhigend an.
„ Habt ihr auch die dunkle Aura gespürt?“ fragte Lucia.
„ Ja, unter den Mädchen verbirgt sich eine Succubus.“ sagte Misaki. „ Eine halbe, um genau zu sein.“ Irgendwie wurde er gerade stark an Lian erinnert, dass war schon lang nicht mehr der Fall gewesen, dass er an ihre gemeinsame Zeit gedacht hatte.
Lian war auch eine Außenseiterin gewesen, in den Augen der anderen Succubuse eine unwürdige Teufelin und dann war sie auch noch die Prinzessin gewesen. Immer wieder wurde sie aus Neid von den anderen Gehänselt und niedergemacht. Schließlich musste sie sich nicht mit irgendwelchen Männern einlassen, um zu überleben. Sie war frei, sozusagen, frei von jeglichen Zwängen. Sie hatte sich sogar dran gewöhnt, ihr Leben allein verbringen zu müssen. Doch dann trat Misaki in ihr Leben und half ihr dabei einen Weg ins Licht zu finden, raus aus der Einsamkeit. Sie konnte mit allen Schikanen umgehen und steckte sie locker weg, so lange er nur in ihrer Nähe war. Sie verliebten sich, schmiedeten Zukunftspläne und träumten von ganz vielen kleinen Kinderhändchen. Sie waren so glücklich, bis der Seelendieb plötzlich aus ihrem Leben verschwand und das für eine gefühlte Ewigkeit. Lange Zeit wartete sie auf die Rückkehr ihres geliebten, allerdings konnte sie ja nicht wissen, dass er zu der Zeit um sein Leben kämpfte. Als er dann wieder stark genug war, um Ladthaa zu betreten, hatte Lian bereits einen neuen. Und er ging, ohne sich noch einmal von ihr zu verabschieden. Die Succubus hatte es nie wieder geschafft einen Mann auf die gleiche Art zu lieben wie sie Misa geliebt hatte. Es hatte ihr das Herz zerrissen, als er nicht wieder zurück kam. Sie glaubte von dem Teufel verraten worden zu sein, dem sie als einziges vertrauen konnte. Diesen Schmerz hatte sie nie verarbeitet und ihn selbst noch Jahrzehnte später mit sich herum geschleppt. Er hätte sie aufklären sollen, aber er wollte ihrem neuen Glück nicht im Wege stehen. Das war ein Fehler gewesen, soviel war ihm bereits bewusst geworden. Aber auch für ihn war es nicht gerade angenehm, seine Freundin in den Armen eines anderen zusehen. Misaki hatte sie geliebt, aufrichtig geliebt und war nach ihrer Trennung am Boden zerstört. Keith war es, der ihn aufgebaut hatte und gleichzeitig so stark versaute. Der Prinz schleppte ihn Nacht für Nacht mit in Discos, prügelte ihn mit auf Teufels jagt. Solange, bis er sich wieder gefangen hatte und keinen Trübsal mehr blies. Seither blieb er an der Seite von Keith und kehrte Ladthaa vollends den Rücken. Er wurde die rechte Hand des Prinzen und trat so in die Fußstapfen seines älteren Bruders, der die rechte Hand von Tartaros war.
Trotz allem blieb die Geschichte bei Misa nicht ohne Folgen, er verlor den Glauben an die Liebe und schwor sich, sich nie wieder im Leben zu verlieben. Und diesem Motto blieb er eisern treu, bis zu jenem Tag, als er mich kennen lernte...
Ich brachte sein Gefühlsleben gehörig durcheinander und doch, war die Geschichte nicht so stark wie bei Lian. Also bestand ein Teil seines Schutzschildes noch immer. Er war sich nicht mal sicher, ob er überhaupt irgendwann fähig sein würde, seine Zukunft mit einer Frau zu planen. Ob es ein weibliches Wesen schaffen würde, sein innerstes zu berühren und ihn für alle Ewigkeit glücklich zu machen. Er glaubte nicht daran. Die Liebe war ein hinterhältiger Zeitgenosse, die einem die Sinne vernebelte und den liebenden ohne Rücksicht auf Verluste in ein tiefes, mit spitzen Stacheln überfülltes Loch stieß, wenn man mal nicht aufpasste. Darauf konnte er gut und gerne verzichten. Nicht noch einmal würde er den Boden unter den Füßen verlieren, das schwor er sich.
Die ganze Fahrt über war der Seelendieb so seltsam still und starrte die ganze Zeit nur nachdenklich aus dem Fenster. Ich saß zwar vorne neben Keith, aber die geistige Abwesenheit von Misa bekam ich dennoch mit. Es war halt einfach nicht seine Art.
Allerdings wollte ich ihn auch nicht hier vor allen auf sein komisches Verhalten ansprechen. Also wartete ich die Zeit ab, bis wir vor der alten Kirche parkten und widmete mich dem Seelendieb dann zu.
„ Ist alles ok bei dir?“ fragte ich ihn leise.
„ Sicher.“
„ Ist es wegen der Succubus? Sie erinnert dich an Lian, nicht wahr?“
„ Scheinbar sind halbe Succubuse dazu verdammt, ihr Leben in völliger Einsamkeit zu fristen...“ flüsterte er.
„ Nein, das stimmt nicht.“ lächelte ich ihn aufmunternd an. „ Lian ist ein Teil von Illumina und fristet ihr Leben dort gewiss nicht in völliger Einsamkeit. Jeder dort wird sich um sie kümmern. Sie ist nicht allein und wird auch nie wieder allein sein.“ dann ging ich ein paar Schritte vor und drehte mich zu ihm um. „ Und wegen dieser Kloster Succubus, auch sie wird von den Anderen akzeptiert werden. Da kannst du dich auf mich verlassen!“
„ Mh...“ lächelnd strich er sich durchs Haar und zog mich dann plötzlich in seine Arme. „ Und das aus deinem Munde, wo du diese Art von Teufel noch nicht mal ausstehen kannst.“
„ Das geht schon in Ordnung, so lange sie mir vom Leib bleibt.“ meinte ich. „ Außerdem bin ich glücklich, wenn du glücklich bist. Also mach dir keine Gedanken mehr, auch ihr steht eine bessere Zukunft bevor.“
„ Und wie willst du das bitte hinbekommen?“
„ Das lass mal meine Sorge sein.“ gab ich von mir und drehte mich dann von ihm weg. „ Ich mach das schon. Aber jetzt konzentrieren wir uns auf die vielen Bücher, die von uns gelesen werden wollen.“ strahlte ich und lief dann zu den Toren der Kirche hin.
Die Bibliothek sollte sich den Erzählungen zufolge, im Keller des Gebäudes befinden. Aber erst mussten wir durch die riesige Halle, wo unzählige Bänke standen und die Pfeiler hatten die Form von Engeln, die einen Blumenkranz in Händen hielten. Die Fenster waren, wie bei allen anderen Kirchen auch, aus buntem Glas und Mosaik mäßig eingesetzt. Doch hier stand hinter dem Podest des Priesters eine riesige Statue eines Gottes, der mir auf Anhieb bekannt vor kam.
„ Granas...“ flüsterte ich und ging langsam auf das Abbild zu. Ein kleiner Altar stand ihm zu Füßen, wo Blumen und Kerzen drauf standen. „ Ich wollte dich unbedingt wiedersehen, aber doch nicht so. Ich wünschte du wärst aus Fleisch und Blut.“ bedrückt strich ich über das kalte Gestein. „ Ich werde dich finden, das verspreche ich dir. Egal wo du gerade bist, ich werde dich erreichen und wenn es sein muss auch befreien. Du musst nur noch ein bisschen durchhalten, Opa. Dann werden wir wieder vereint sein und alles wird so sein, wie du dir das erträumt hast.“
„ Ist das dein Opa?“ vernahm ich dann Keith's Stimme.
„ Ja, das ist er.“ flüsterte ich.
„ Keine Sorge, du wirst ihn bald schon wiedersehen, das habe ich ihm Gefühl.“ meinte der Prinz und drückte mich leicht an sich.
„ Ich weiß.“
Wir zündeten für den Gott ein paar Kerzen an und machten uns dann auf die Suche nach der versteckten Tür zur Bibliothek.
Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte das Gefühl, als würde ich die Aura von meinem Großvater spüren. Ganz so, als wäre diese Kirche erfüllt davon. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, weil mein Wunsch ihn zu finden so groß war und so spielten mir meine Sinne einen Streich.

Im hintersten Teil des Hauses entdeckten wir dann eine Treppe, die nach unten führte und folgten diesem Weg.
Wie es aussah hatte hier unten schon lange keiner mehr aufgeräumt, überall in diesem engen Steingang waren Spinnenweben und auf dem Boden krochen Kriechviecher rum. Widerlich, einfach nur widerlich.
Zum Glück sorgten nur ein paar Fackeln an der Wand für Licht und dieses war mehr als schwächlich. Von daher konnte ich das gesamte Grauen gar nicht sehen. Aber ich wusste was sich hier aufhalten könnte und so beeilte ich mich extra, um aus diesem Ekelhaften Flur heraus zu kommen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir es dann endlich geschafft und standen in einer riesigen Halle. Ganz viele Statuen von Engeln wiesen uns den Weg zu einer Wand hin. Davor standen rechts und links zwei majestätisch wirkende Abbilder von Götterdrachen. Diese Wesen waren genauso wie die Götterkatzen, Beschützer der Kythosianer. Zur Hälfte Drache, zur anderen Hälfte ein Gott. Menschen würde sie bestimmt Menschendrachen nennen. Oder Drachenkrieger.
„ Na toll. Hier ist eine Sackgasse.“ murmelte Misa.
„ Nicht identifizierte Eindringlinge! Sofortige Überprüfung wird eingeleitet.“ ertönte plötzlich aus dem Nichts eine bedrohliche Stimme. „ Gefahr, Gefahr! Hier sind Teufel anwesend. Verteidigungsmechanismus wird aktiviert. Vernichtet die Eindringlinge! Ich wiederhole, vernichtet die Eindringlinge!“
„ Was ist das?“ blickten wir uns erschrocken um.
Aus heiterem Himmel begann die Erde zu beben, so stark, dass Teile der Decke und jede Menge Staub auf den Boden rieselten.
Dann bekamen die Statuen der Drachen Risse und schließlich sprang die steinerne Hülle, mit einem bedrohlichen Knacken auf und die Beschützer der heiligen Bibliothek zeigten sich in ihrer ganzen Pracht und in ihrer vollen Größe, was um einiges einschüchternder war... Kein Wunder das die Decke hier so weit oben war, andernfalls würden diese Krieger hier gar nicht herein passen.
„ Ihr habt hier nichts zu suchen! Verlasst diesen Ort, oder wir werden euch vernichten!“ sprach einer der Drachengötter.
„ Diese Ladthaaner gehören zu mir.“ trat ich mit festen Schritten vor. „ Mein Name ist Risa, ich bin die Göttin des Lebens und das hier ist Lucia, die Göttin der Wahrheit. Wir müssen unbedingt in die heilige Bibliothek der Götter und bitten euch um Einlass.“
Die aufgebrochenen Stauen beugten sich zu mir und meiner Schwester runter und schienen unsere Auren auszuwerten.
„ Identität bestätigt. Öffne den geheimen Pfad zur Bibliothek.“ hallte es in dem Raum wieder.
Die Wächter stiegen wieder auf ihr Podest und rammten ihre Schwerter in den Boden, ehe sie wieder zu Stein wurden.
Mittig von ihnen, direkt an der Wand erschien plötzlich das Zeichen von Kythos und schon im nächsten Moment verschwand die Wand und der Weg in die Bibi war somit frei.
„ Wow, das hätte böse für uns enden können.“ seufzte der Seelendieb. „ Sie sehen nicht so aus, als würden sie Spaß verstehen.“
„ Das tun sie bestimmt auch nicht. Los kommt, lasst uns weiter gehen.“ sagte ich und betrat den dunklen Durchgang.
Als wir dann alle drin waren, leuchteten die Lichter an der Wand nach und nach auf und wiesen uns den weiteren Weg. Die Wand hinter uns schloss sich allerdings wieder.
Wenigstens war es hier sauberer. Nicht ein Netz oder gar eine Spinne war zu sehen. Der ganze Flur war aus weißem Marmor und glänzte richtig vor Sauberkeit. An der einen Wand erstreckte sich ein magischer Spiegel vom Boden bis an die Decke und auf der anderen Seite waren neben den Lampen, nette Wandmalereien über Kythos und ihrer Bewohner, von dem Zeitalter, als die Welt noch in Ordnung war.
„ IEEEKKKHHHH!!!!“ brüllte Elara plötzlich auf, die als erstes die Magie des Spiegels entdeckte. „ Schaut mal!!! Schaut mal!!“ quietschte sie strahlend. „ Das ist meine wahre Gestalt! Man, bin ich hübsch!!“
Der Spiegel zeigte einem also sein wahres Ich, auch wenn man sich, wie ich, hinter einer Maske verbarg. Auch Keith und Misaki sahen in ihr teuflisches Spiegelbild.
Allerdings war meine Kitty die einzige, die begeistert am Spiegel klebte und freudestrahlend mit dem Schwanz wackelte. Wobei meine Beschützer ja gar keinen besaßen, jedenfalls nicht hinten.
„ Aha, das ist also deine göttliche Gestalt, Lucia. Nett, wirklich nett.“ schmunzelte Misa.
„ Ja, das ist sie wohl.“
„ Wie war das noch mal mit dem Schlamm-catchen?“ grinste er sie frech an.
>Nicht er auch noch.< seufzte ich genervt auf und wanderte den Flur weiter entlang.
„ Du siehst Mum ähnlich...“ stellte mein Schwesterchen fest. „ Und Mum soll Cecilia ähnlich sehen. Ob Opa diese Ähnlichkeit auch aufgefallen war?“
„ Keine Ahnung. Ist mir eigentlich auch egal. Wenn es nach mir ginge, würde ich nach gar keinem kommen.“
Nach einem kurzen Marsch durch die Spiegelhalle erwartete uns ein Schleier aus magischem weißen Licht. Es sah fast so aus wie ein Wasserfall, was von Oben nach unten lief. Nur halt aus Licht.
„ Ob sich dahinter wohl die Bibliothek verbirgt?“ fragte sich Keith.
„ Das finden wir wohl nur heraus, wenn wir dort durch gehen.“ erkannte Lucia genau richtig.
Also durchschritten wir diese letzte Hürde und standen plötzlich in unserer wahren Gestalt in der Eingangshalle der Bibi.
Dieses weiße Leuchten, welches wir gerade hinter uns gelassen hatten, projektierte die Gestalt, die im Spiegel zusehen war, auf die Person die vom Licht getroffen wurde.
Selbst Elara konnte hier unten, wie auch immer es ging, in ihrer wahren Gestalt herum laufen.
Jauchzend hüpfte sie immer wieder durch das schimmernde Licht und wechselte ihre Gestalt wie andere Leute ihre Unterwäsche.
Und dann Blieb sie mitten drin stehen und war nun wirklich halb Gott, halb Katze. Naja, Hauptsache sie hatte ihren Spaß.
„ Hihi jetzt bin ich eine Katze und jetzt ein Gott.“ grölte sie. „ Katze, Gott, Katze, Gott unnnnddd TADA GOZE!! Halb Gott, halb Katze!!“
„ Goze?“ fingen wir gleichzeitig an zu lachen.
„ Du bist so süß.“ kicherte ich.
„ Ist es nicht viel zu gefährlich für dich, so rum zu laufen?“ blickte mich Misaki von oben bis unten an. „ Obwohl...“ strich er sich mit der Zunge über die Lippen. „ Darf ich dich in dieser Gestalt verschleppen?“
„ Bestimmt nicht!“ strafte ich ihn mit bösen Blicken.
„ Schade wirklich sehr schade.“
„ Oh! Ich habe ja Besuch! Dabei hatte ich schon so lange keinen Besuch mehr. Och, hätte ich das gewusst, hätte ich Kuchen gekauft und Kaffee gekocht.“ kam ein junger Gott an gehetzt. „ Und dann noch so süße Schnuckelchen und ich sehe aus wie der letzte Lumpi. Oh nein. Verflixt.“ schwul, eindeutig! „ Hai, mein Name ist Yuri. Ich bin die gute Elfe dieser Hallen. Wenn ihr Hilfe braucht, dann zögert nicht mich um Rat zu Fragen, okay?“
„ Hallo Yuri.“ lächelte mein Schwesterchen. „ Ich heiße Lucia, dass ist meine Schwester Risa, dies ist Keith und das Misaki. Ach ja und die Goze heißt Elara.“
„ Oh, halb Gott halb Katze, ja? Eine ausgezeichnete Bezeichnung für dich, hübsches Ding.“ dann wendete er sich den Teufeln zu. „ Grrr. Heiß!“ schnurrte er sie an und tippelte dann hinter den Tresen. „ Wie kann ich euch Schätzen denn helfen? Ach ja...“ lehnte er seinen Zeigefinger an die Lippen. „ Ihr macht mich so wuschig, da habe ich das wichtigste doch glatt vergessen. Ihr könnt hier auf der gesamten Insel in eurer wahren Gestalt rum laufen, ohne dass irgendwer eure Auren bemerken wird. Wir befinden uns hier unter einem Schutzschild, was zwar unsichtbar ist, aber auch die Auren unsichtbar hält. Natürlich solltet ihr Abbilder eines Adonis nicht so draußen rum laufen, ihr würdet eine Massenpanik auslösen. Aber in der Theorie sind eure Auren sicher! Was man eventuell von euren Hintern nicht sagen kann. Grrr.“
„ ...“ schmunzelnd hielt ich mich mit Sprüchen zurück, ehe einer meiner Teufel auf die Idee kam, sich in dieser Gestalt an mir zu rächen. Aber ein leichtes Lächeln konnte ich mir wahrlich nicht verkneifen. „ Also Yuri war dein Name, nicht wahr?“
„ Genau, Schätzchen.“
„ Vielleicht könnten wir deine Hilfe wirklich gebrauchen. Wir sind auf der Suche nach zwei Büchern.“
„ Oh ehrlich? Und ich dachte ihr wolltet euch hier bloß amüsieren.“ kicherte er.
„ Gibt es ein Buch über das Brechen bestimmter Flüche?“
„ Sicher, da gibt es viele. Von welchem Fluch reden wir denn? Nur um die Auswahl ein bisschen eingrenzen zu können.“
„ Dem Fluch des Inkubus.“
„ Oh!“ strahlte er uns der Reihe nach an. „ Wer ist denn der Glückliche, der sich in einen heißen Teufel verwandelt, der anderen Wesen den Willen und den Verstand rauben kann? Und wann schlägt der Fluch wieder zu?“
„ Das dauert noch.“ kratze ich mich grinsend am Kopf. Och ich würde ihn ja so gerne verraten. Aber ich schwieg, so ein Mist. „ Also? Hast du ein Buch was uns weiter bringen könnte?“
„ Sicher, das wird einfach. So viele Bücher die diesen speziellen Fluch beschreiben gibt es nicht.“
„ Ok. Und wie sieht es aus mit einem Buch, was den Weg nach Ladthaa beschreibt?“
„ Das wird schon schwerer.“ überlegte er. „ Vielleicht kann ich ja besser und schneller nachdenken, wenn die beiden starken Männer besonders nett zu mir sind.“
„ Ich passe!“ wich Keith angewidert zurück.
„ Ich auch!“ stimmte Misa ihm zu.
„ Och schade, hätte ja auch klappen können.“ lachte er verhalten. „ Nun gut. Es gibt ein einziges Buch, welches den letzten Weg nach Ladthaa beschreibt. Es ist gleichzeitig eine Geschichte über eine wahre Begebenheit. Allerdings war die nicht so schön. Wir müssen wohl etwas suchen, um dieses Buch zu finden. Aber das Kind werden wir schon schaukeln, nicht wahr.“
„ Ja bestimmt.“
„ Als erstes holen wir euch mal das große Buch der Flüche und wenn ihr etwas Zeit mit gebracht habt, können wir danach nach dem anderen Buch suchen.“
„ Och wir haben massig Zeit.“ grinste ich Keith an.
Ein schwuler Bibliothekar, der sein Interesse an das gleiche Geschlecht offen zeigte, was meinen Beschützern weniger gut gefiel. Aber nun hatte ich meinen Spaß.
„ Prima. Dann folgt mir doch bitte.“ deutete er uns mit einer Handbewegung an ihm zu folgen. „ Der Fluch des Inkubus ist ein sehr gemeiner Fluch, aber auch sehr heiß. Hach ich hätte auch gerne einen Inkubus als Haustier. Das wäre so...geil.“ grinste er wissend vor sich hin.
Wir liefen an vielen Hallen vorbei, wo unzählige Regale vom Boden bis an die Decke reichten und vollgestopft waren mit abertausenden Büchern. Ach was erzähle ich denn da, dass waren Millionen über Millionen! Da kam echt was auf uns zu.
Doch eine Halle war frei von Regalen und Büchern. Dort standen Statuen von Göttern. Dies war offensichtlich die Hall of Fame. Aber bevor ich mich hier umsah, wollte ich erst mal erfahren, wie man Keith von seinem Fluch befreien konnte.
„ Hier muss es irgendwo sein.“ blieb Yuri vor einem Raum stehen. „ Gebt mir eine Minute und ich habe das Buch gefunden.“
„ Die Zeit läuft.“ kicherte ich.
Naja etwa länger hatte es dann doch gedauert aber letztendlich hielt ich den dicken Wälzer in Händen und schaute im Inhaltsverzeichnis nach der richtigen Seite nach.
Lucia lockte den Bibliothekar in der Zeit von uns weg und schaute sich mit ihm und Misa die restlichen Hallen an. So blieb ich mit Keith und Elara allein zurück.
„ Ah hier, Seite 333 Fluch des Inkubus. Dann bin ich ja mal gespannt.“ murmelte ich und schlug die besagt Seite auf. „ Ausgesprochen von Phantomen, nach 666 Stunden blablabla aha hier steht es!“ ich griff nach dem Arm des Prinzen und zog ihn näher zu mir hin. „ Es gibt zwei Möglichkeiten um den Fluch zu brechen. Die erste wäre, als Inkubus zu sterben. Allerdings ist diese Methode nicht erwiesen, da es niemanden gibt, der das bestätigen könnte. Na toll, was soll das denn heißen?“
„ Vermutlich das niemand mutig genug war um es auszuprobieren.“ vermutete er und drückte mich gleichzeitig an sich.
Es war schon ein gewaltiger Unterschied, ob er mich nun in seiner menschliche oder teuflischen Form umarmte, mal abgesehen von unseren Auren, die gerade aufeinander reagierten und die Tatsache das er nackt war, ließen wir jetzt auch mal außer acht. Aber seine Haut war absolut nicht so weich, wie als Mensch und das allein reichte schon aus, damit sich die Umarmung so dermaßen anders anfühlte. Ich wollte damit jetzt nicht sagen dass es sich weniger gut anfühlte, gewiss nicht, jedoch konnte ich dies auch nicht offen zeigen, sonst kam er hinterher noch auf falsche Gedanken. Obwohl es ja schon interessant war, dass sein äußeres so hart wie Stahl war und vermutlich sogar noch viel härter. Faszinierend, wirklich. Nur seine Klingen, die sich an seinem Unterarm befanden, wollte ich nun nicht zu spüren bekommen. Wobei er diese ja komplett einfahren konnte, sprich, ich würde sie gar nicht zu spüren bekommen.
„ Nun gut, dann kommt diese Methode nicht in Frage.“ murmelte ich, nachdem ich mich dabei erwischte das ich mit dem Finger auf seinem Arm rum gedrückt hatte. Wobei drücken, naja, also runter drücken konnte ich da nichts. Nicht mal ein bisschen. „ Wie sieht denn die nächste Lösung aus... ah ja. Zweite und letzte Möglichkeit wäre, mit der Frau zu schlafen, über die man als Inkubus hergefallen ist. Allerdings mit der Gestalt, die verflucht wurde. Also der wahren. Mh. Aber dann müsste der Fluch doch schon längst gebrochen sein.“ überlegte ich und kratze mir dabei verwirrt am Kopf.
„ Nicht ganz.“ flüsterte er.
„ Was nicht ganz? Hab ich mir die ganzen Nächte etwa nur eingebildet, oder was?“ schielte ich ihn seitlich an. „ Oder willst du mir damit sagen dass du nicht zum Ende gekommen bist?“
„ Nein, natürlich nicht. Aber ich bin nicht in meiner menschlichen Gestalt verflucht worden...“
Es dauerte einen Moment, bis ich verstand was er mir sagen wollte, aber dann machte es auch bei mir klick.
„ NIEMALS!!!“ fauchte ich ihn an und wich zurück. „ Nicht so! Nicht mit mir!! Dann musst du wohl doch sterben! Oder du brichst den Fluch einfach nicht und beehrst mich dann mit Dark's Anwesenheit!“
„ Dark wird gehen, egal wie.“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Dann muss ich wohl als Inkubus sterben.“
„ Aber dieser Weg ist nicht sicher.“ kratze ich mir nervös am Kopf. „ Was ist denn wenn du dann auch stirbst! Das ist viel zu gefährlich. Aber ich will auch nicht in dieser Gestalt mit dir schlafen. Das ist...das ist furchtbar!!“ sprach ich aufgebracht daher.
„ So furchtbar ist es gar nicht, wirklich nicht!“ zog er mich wieder zu sich hin. „ Vertrau mir.“
„ Sagt derjenige, der messerscharfe Klingen im Arm versteckt hält, ja klasse! Wirklich unglaublich vertrauenswürdig.“ ich war schon fast panisch, da ich befürchtete das er seinen nackten Körper als Waffe einsetzen könnte. Er also über mich her fiel. Ich hatte ihm ja nicht wirklich viel entgegen zu setzen, außer ein tiefausgeschnittenes Kleid und knappe Dessous. Au ja, die werden mich richtig beschützen.
„ Du kannst es dir ja noch überlegen.“ drückte er mich zärtlich fester an sich.
„ Ich will es mir nicht überlegen.“
„ Also doch sterben.“
„ Nein nein! Das ist viel zu riskant.“
„ Dann musst du wohl doch mit mir schlafen.“
„ ...“ schweigend starrte ich ihn entgeistert an. Irgendwie drehten wir uns im Kreis.
„ Nun schau nicht so, Liebling. Es wird nicht so schlimm werden.“
„ Ja für dich nicht.“ knurrte ich. „ Oh man. Wo hast du mich da nur hinein geritten.“
„ Geritten habe ich dich noch gar nicht.“ grinste er leicht.
„ Das sollte eigentlich auch so bleiben. Götter sind nicht dafür gemacht um mit euch zu schlafen.“
„ Meinst du?“ lehnte er seine Schwingen um meinen Körper. „ Das hatte Cecilia aber nicht gestört und da war sie bestimmt nicht die einzige.“
„ Wie machst du es denn in dieser Gestalt? Wenn du es mir einfach sagen würdest, würde ich mich vielleicht nicht so anstellen.“
„ Das musst du wohl herausfinden.“
„ Dann musst du wohl doch sterben!“ knurrte ich ihn an und stampfte aus der Halle. „ Du IDIOT!!“ blieb ich an der Tür stehen und brüllte ihn noch einmal an, ehe ich zur Hall of Fame schlenderte.
„ Ja, ich lieb dich auch.“ lächelte er kopfschüttelnd.
>So ein Mist. Werde ich jetzt echt dazu gezwungen in seiner wahren Gestalt mit ihm zu schlafen...?< leider war ich so blöd, mir das Bildlich vorzustellen, jedenfalls das was ich erwartete. Bei den ganzen Schläuchen wurde ich gleich wieder panisch und entschied mich dazu, da nicht weiter drüber nachzudenken. Entweder er würde mich aufklären oder er musste den Heldentod sterben. Es lag in seinen Händen.
In der Halle voller Stauen konnte ich meine Gedanken endlich verbannen. Hier waren wirklich alle Namen-haften Götter vertreten. Manche davon sagten mir noch nicht mal was. Aber Cecilia erkannte ich und sie war nicht die erste und einzige Göttin des Lebens, die hier vertreten war, auch ihre Vorgängerinnen wurden hier verewigt und ich auch. Welch ehre, vor seiner eigenen Statue zu stehen...
Doch dann fiel mein Blick auf die Statue, die am Kopf des ganzen stand. Es handelte sich dabei um meinen Erzeuger.
„ Du Dreckssack hast hier eigentlich gar nichts verloren.“ am liebsten würde ich dieses Abbild vernichten, so dass nicht mal ein Häufchen Asche von ihm übrig blieb. „ Du verrätst deine Familie, verrätst dein Volk und nutzt deine verdammte Macht schamlos aus, um andere ins Verderben zu stürzen. Und doch stehst du hier zwischen den ganzen Göttern, die es zu etwas gebracht haben. Welch Hohn. Du unwürdiger alter Sack!“
Als ich dann direkt vor ihm stand, entdeckte ich in einer Ecke eine Statue, auf die ein Scheinwerfer mit schwarzem Licht leuchtete.
„ Opa.“ starrte ich ihn verblüfft an. „ Was soll das schwarze Licht?“ neugierig wie ich war, ging ich zu dem Abbild von meinem Opa hin und lies mir die Inschrift auf seiner Tafel durch. „ Granas, Gott des Schutzes. Der ABTRÜNNIGE???“ glaubte ich mich verlesen zu haben. Aber Tatsache, so stand es da geschrieben. „ DAS ist jawohl die HÖHE!! Kümmert sich denn kein Schwein hier um die Wahrheit?? Das gibt’s doch nicht.“ machte ich meinem Unmut Luft. „ Na warte.“ wutentbrannt ging ich zurück zu dem Podest meines Vaters. „ Gerechter König der Götter? Soll das ein Witz sein?“ ich würde bestimmt mächtigen Ärger bekommen, wenn jemand hier bemerken würde, dass ich etwas an den Statuen veränderte. Aber das war mir egal.
Ich tauschte die Abbilder von Granas und Kronos und änderte gleichzeitig die Inschriften. Nun war mein Erzeuger der Abtrünnige und mein Opa der rechtmäßige Herrscher der Götter und eines Tages würde diese Reihenfolge auch stimmen.
„ Was hast du getan? Was hast du getan??“ kam Yuri angerannt, der von den eigenartigen Geräuschen angelockt wurde. „ Oh Liebchen, was hast du getan?“
„ Ich? Nichts.“ meinte ich und ging zur Tür hin, doch gerade als ich die Halle verlassen wollte, gab es einen lauten Knall hinter mir, was nichts gutes zu bedeuten hatte.
„ Oh nein, oh nein!“ rief der Bibliothekar.
„ Das war ich aber nicht.“ blickte ich auf die zerbrochene Statue von Kronos und verließ den Raum dann. „ Aber verdient hat er es.“
Ich machte mich nun daran in einem der Zimmer nach dem verfluchten Buch zu suchen. Es waren ja genug Staubfänger vorhanden, die angefasst werden wollten und so konnte ich mich wenigstens etwas ablenken.

Auch Lucia suchte nun schon seit einer geraumen Zeit nach diesem ollen Buch und streckte sich seufzend. „ Ich brauche eine Pause.“ murmelte sie und setzte sich auf den Boden.
Während sie da so saß und sich die Unmengen an Büchern ansah, weckte die riesige Leiter ihre Aufmerksamkeit. Diese Leiter war mit Rollen jeweils am Boden und an der Decke befestigt und stand direkt vor den vielen Regalen. Jede Wand besaß solch eine Leiter.
„ Mh. Das macht bestimmt Spaß.“ lächelte sie und ging ihren Gedanken nach.
Sie zog die Leiter bis an die Wand und kletterte dann bis fast ganz oben daran hoch. Als nächstes stieß sie sich von der Wand ab und raste mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit zur anderen Seite rüber.
„ Hihihi!“ lachte sie. „ Das macht wirklich Spaß.“ und so raste sie auf diese weise immer wieder hin und her.
Allerdings war sie dabei nicht gerade leise und das Knallen, wenn die Leiter gegen die Wand tickte, hallte in der Bibi wieder. Zu mindestens in den nah gelegenen Räumen konnte man sie gut hören. Sie war ja so ein Spielkind... da kam schon die Frage auf, wer von uns beiden nun die Ältere war.
„ Das ist also deine Art uns zu helfen, ja?“ stand Keith plötzlich im Zimmer und sah mit verschränkten Armen, aber lächelnd zu ihr auf.
„ Wuha!“ Lucia erschreckte sich so dermaßen, dass sie beim nächsten Aufprall den Halt verlor und in die Tiefe stürzte. Allerdings hatte der Prinz schnell genug reagiert und fing sie noch im Flug auf.
Völlig perplex starrte sie den Teufel an, bekam aber im nächsten Moment schon einen heftigen Lachanfall, dem sich Keith kopfschüttelnd mit anschließen musste. So überspielten sie diese peinliche Situation gleich, ohne weiter darauf eingehen zu müssen.
Man sah ihn noch immer echt selten Lachen und bisher war ich es immer gewesen, die ihm ein Lächeln oder einen Lacher entlockte. Aber nun war es Lucia und das war weitaus mehr als ein Lächeln.
Schweigend sah ich mir die beiden Turteltäubchen von der Tür aus an und spürte mal wieder, wie sich mein Herz zusammen zog. Es war halt wie es war, irgendwas brachte die beiden immer wieder zusammen. Erst die Umarmung bevor wir abgereist waren, dann verstanden sie sich noch so hervorragend und jetzt noch das. Sie standen aufeinander ganz klar...
Betrübt ließ ich die Beiden wieder alleine, alles weitere was nun kam, wollte ich nun wirklich nicht mit bekommen. Stattdessen versuchte ich mich wieder auf die Bücher zu konzentrieren.
„ Aber Liebes. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ unterbrach mich Yuri beim suchen, der nun genau neben mir stand. „ So ein trauriges Gesicht steht dir nicht, Honey. Lächeln, immer schön lächeln.“
„ Ich kann nicht lächeln, wenn ich kurz davor bin vor langweile zu sterben.“ log ich mir einen zurecht.
„ Langeweile??“ lehnte er seine Hände auf meine Schulter. „ Daran müssen wir was ändern! Aber sofort. Was könnte ich dir denn mal schönes zeigen? Ich bin nämlich der Gott der Vergangenheit weiß du.“
„ Der Gott der Vergangenheit? Dann weißt du doch wie das Leben zu der Zeit war, als Ladthaa und Kythos noch zusammen hielten, oder?“
„ Und ob ich das weiß!“ schnalzte er mit der Zunge. „ Die Feste müsstest du gesehen haben! Die wurden mit viel Musik, Alkohol, Tanz, Glamour und Glitzer gefeiert. Das musst du gesehen haben!“ strahlte er mich an und ließ gleichzeitig von mir ab, um durch die Halle zu tänzeln. „ Die Frauen hatten prachtvolle Kleider an, die beim Tanzen nur so umher flogen.“ plötzlich vernahm ich eine wunderschöne Melodie und dann erschienen aus heiterem Himmel ganz viele Kythosianer und Ladthaaner, die zu der Musik tanzten.
Begeistert sah ich mich um und erkannte erst dass es eine Illusion war, als ein Pärchen durch mich hindurch tanzte.
„ Die Musik lockte auch den härtesten Tanzmuffel auf die Tanzfläche. Sie flirteten was das Zeug hielt und jeder ließ sich von der guten Stimmung mitreißen.“
Dann entdeckte ich plötzlich Cecilia, die das Lied zu der Melodie sang. Ihre Stimme war atemberaubend schön und sorgte wirklich dafür, dass man sich zu dem Rhythmus bewegen wollte.
Überall sah man nur lachende und glückliche Gesichter, gar kein Vergleich zu heute.
„ Wow! Was ist denn hier los?“ standen nun auch die anderen in der Tür.
„ Komm lass uns Tanzen, Misaki!!“ strahlte Elara ihn an und zog den überrumpelten Seelendieb mit ins Getümmel.
Endlich konnte sie all das machen, was ihr wegen meiner Machtlosigkeit verwehrt blieb. Alles was ein Zweibeiner auch machen konnte.
„ Hach das ist eine Ausgezeichnete Idee.“ klatschte Yuri begeistert in die Hände und zerrte mich auch gleich mit auf die Tanzfläche.
Ich konnte nicht sagen wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte. Auch wenn ich den Bibliothekar erst vor kurzem kennengelernt hatte, mochte ich ihn schon richtig gerne. Er verstand es wie kein anderer jemanden wieder aufzumuntern.
„ Du siehst in deiner wahren Gestalt wirklich unglaublich sexy aus.“ flüsterte Misa meiner Kitty zu.
„ Thihihihi! Danke.“ kicherte sie gerötet. „ Du auch...irgendwie...“
„ Mh.“ lachte er leicht. „ Du kannst Lügen ohne dabei rot zu werden.“
Der Rhythmus dieser Musik war richtig gut, man konnte sich perfekt dazu bewegen und das bemerkte auch mein Wächter, die sich aufreizend an ihren Tanzpartner rieb. Obwohl wir uns beide da nicht viel nahmen. Das war einfach ein Rhythmus, wo man mit muss. Es war ja eigentlich auch heut noch so, dass in Kythos eher heiße Lieder gespielt wurden, als irgendwelche Kuschelsongs.
Allerdings war Elara trotz allem den göttlichen Körper nicht gewohnt und deshalb etwas eingerostet. Aber ihren Spaß hatte sie trotzdem, auch wenn es nicht Charon war, den sie da verrückt machte.
„ Ok, Partnertausch!“ rief Yuri begeistert und tauschte mich gegen meine Kitty ein.
Gleich darauf nahm Misaki seine menschliche Gestalt an, was er ja eigentlich immer tat, wenn ich ihm zu nah kam.
Was mich jedoch nicht davon abhielt genauso weiter zu tanzen, wie ich es schon die ganze Zeit getan hatte. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass mein Tanzstil ähnlich war wie bei den Menschen der Lambada.
Schnell, Rhythmisch und ganz viel Hüft- Gewackel. Was mich allerdings noch mehr faszinierte war, dass Misa mit mir Schritt halten konnte. Fast so, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan.
„ Beeindruckend.“ gestand ich ihm.
„ Tja, in mir schlummern viele verborgene Talente.“ lächelte er.
„ Sieht fast so aus.“
Während wir so vor uns hin tanzten, betrat plötzlich noch ein weiterer Ladthaaner den Saal.
„ Wow...“ blieb ich erstaunt stehen und starrte den Neuankömmling an. „ Wer ist er denn?“
Dieser Kerl war wahnsinnig attraktiv, hatte leuchtende goldene Augen und Pech schwarze Haare. Sein Körper war durch trainiert und muskulös.
„ Das ist Yujin.“ erzählte mir Yuri. „ Ist er nicht einfach schnuckelig?“
„ DAS ist Yujin??“ sah ich den Bibliothekar verblüfft an. „ Also den hätte ich mir auch unter den Nagel gerissen. Nett...wirklich nett...“ biss ich mir grinsend auf die Unterlippe.
„ Ich auch.“ kicherte der Gott der Vergangenheit. „ Aber deinen schwarzhaarigen Freund würde ich auch nehmen!!“ gluckste er.
„ Ne, sorry. Den bekommst du nicht.“ lachte ich. „ Den brauch ich selber.“
„ Du bist ein furchtbar einnehmendes Wesen.“ schmollte Yuri.
„ Ja, schon möglich.“ lächelte ich. „ Schade eigentlich dass ich mir Yujin nicht auch schnappen kann.“ aber nun hatte ich wenigstens ein Gesicht zu dem Namen.
„ Na gut, ihr hattet nun euren Spaß. Wird Zeit wieder an die Arbeit zu gehen.“ rief uns Lucia zu, die die ganze Zeit bei Keith an der Tür stand und seine wütenden Blicke mitbekam.
„ Uh ja. Du hast recht!“ und schon war alles mit einem Fingerschnipp wieder verschwunden. „ Los, los Kinder! Wir haben doch keine Zeit!“ trieb er die Gruppe aus dem Saal, wie Hühner in ihren Stall.
„ Na gut. Dann machen wir uns mal wieder an die Arbeit...“ seufzte ich und drehte mich wieder zu meinem Regal um. „ Ich habe keine Lust mehr.“ seufzte ich noch lauter.
Doch bevor ich überhaupt wieder an die Bücher ran kam, drückte sich plötzlich jemand so stürmisch an mich, dass ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
„ Was?“ rief ich erschrocken.
Keith war es, der sich aus heiterem Himmel an mich presste und nun auch noch meine Hand festhielt. Mit der anderen Hand hob er mein Kinn an und küsste mich, in seiner Menschengestalt, fordernd auf den Mund.
Als er seinen Kopf dann wieder anhob, starrte ich ihn irritiert an.
„ Was sollte dass denn?“
„ Mir war gerade danach.“ murmelte er.
„ Ach so? Dann kann ich ja von Glück sagen, dass dir nicht nach was anderem, in deiner Teufelsgestalt, war.“
„ Führe mich nicht in Versuchung!“ flüsterte er mir zu.
„ Mache ich ja auch nicht!“ platze es prompt aus mir heraus.
„ Obwohl die Versuchung ja auch so schon gewaltig ist. Bei den ganzen dunklen Ecken, in denen ich dich zerren könnte.“
„ Ich würde so laut los schreien, dass mir die anderen sofort zur Hilfe eilen würden!“
„ Das wüsste ich zu verhindern...“
„ NEIN, nein! Ich will es nicht wissen!“ warum nur konnte ich diesen Alien Film nicht einfach vergessen?
Obwohl, ich war ja in einer Bibliothek. Irgendwo hier musste es doch ein Buch geben über Sex Praktiken mit einem Ladthaaner. Bestimmt gab es hier solch einen Staubfänger, schließlich gab es immerhin genug Götter die eine perverse Ader hatten.
Yuri konnte mir da bestimmt weiter helfen. Nur, wollte ich das wirklich wissen? Hinterher war es wirklich so, wie ich es mir vorstellte und dann war ich erst recht nicht mehr bereit dazu den Fluch mit Keith zu brechen. Auf der anderen Seite könnte es mir aber auch die Panik nehmen. Könnte, aber es könnte auch noch schlimmer werden.
„ Mensch, es wäre alles viel einfacher, wenn du mir einfach sagen würdest wie es geht!“
„ Du könntest es aber auch einfach heraus finden.“
„ Ich kann es aber auch sein lassen.“ brummte ich.
„ Feigling!“
„ Wie bitte?“ starrte ich ihn empört an.
„ Du hast schon richtig verstanden. Du bist ein Feigling!“ grinste er mich frech an.
„ Pfff, dann frage ich halt Misaki wie es geht.“
„ Der wird dir auch nichts sagen.“
„ Du sagst bestimmt nichts, weil du weißt dass ich mich dann erst recht weigern würde.“
„ Meinst du?“ sagte er und wickelte sich eine Strähne von mir um den Finger. „ Vielleicht will ich auch einfach nur dass du mir blind vertraust.“
„ Und was hättest du davon?“
„ Dein volles Vertrauen?“
„ Na toll.“
„ Und jede Menge Spaß.“ flüsterte er.
„ Ja, so sind die Männer. Hauptsache sie haben ihren Spaß, ganz egal wie es der Frau dabei geht.“ knurrte ich.
„ Wenn ich wirklich so ticken würde, hätte ich dich ja nicht schon längst überfallen?“
„ Vielleicht hast du ja vergessen wie es geht.“ schmunzelte ich leicht.
„ Ah ja, daran wird es wohl liegen.“ lächelte er.
„ Wusste ich es doch. Du weißt bestimmt selbst nicht mal wie es geht.“
„ He, nun werd aber nicht frech. Sonst zwingst du mich dazu dich doch noch zu überfallen.“ warnte er mich. „ Also sei schön brav jetzt, dann wird dir nichts geschehen.“ hauchte er mir zu und küsste mich dann erneut auf den Mund.
Aber ich konnte nicht brav sein, ich wusste noch nicht mal wie man das Buchstabierte, deshalb war ich es auch nicht und biss ihm verspielt in die Lippe.
„ Hey!“ er löste sich leicht von mir und strich mit dem Handrücken über seine pochende Lippe. Als er dann auch noch einen klitzekleinen Blutfleck entdeckte, verriet mir sein Blick schon, dass das für mich nicht ohne Folgen bleiben würde.
Urplötzlich nahm er seine teuflische Gestalt wieder an und nahm mich auf den Arm. Erschrocken machte ich mich darauf gefasst, dass mir seine dunkle Aura an die Wäsche wollte, aber die war es nicht. Komischerweise griff sie mich jetzt nicht an. Ob das auch an dem Schutzschild lag? Allerdings hatte ich nicht all zu viel Zeit um darüber nachzudenken, weil mir der Kerl jetzt anscheinend doch zeigen wollte, wie er es in dieser Form tat. Jedenfalls deuteten seine Hände das an, die mir unter das Kleid glitten.
„ UAHH!!“ brüllte ich entsetzt auf und stieß ihn mit einer Druckwelle von mir. „ Nicht so!“
Meine zugegebenermaßen lächerlichen Mächte machten ihm nun wirklich nichts aus, er stoppte sein Sturz zurück, indem er seine Krallen in den Boden rammte und den Rückstoß benutzte, um vor zu preschen.
Quietschend flüchtete ich vor ihm und ließ mich durch die gesamte Halle jagen.
„ Aus! Mach platz!“ lachte ich und konnte ihm mal wieder gerade so eben entkommen.
„ Du weißt ja das ich dir das vom Vorspiel abziehen werde, nicht wahr?“
„ Vorspiel? Was für ein Vorspiel?“
„ Das was du nun nicht mehr haben wirst!“ meinte er, erhob sich in die Lüfte und landete vor mir auf dem Boden.
Ich bemerkte ihn viel zu spät und lief ihm direkt in die Arme. Doch gerade als er mich gegen das Bücherregal drückte und sein Verlangen wahrhaftig stillen wollte, bekam er einen dicken Wälzer an den Kopf geworfen.
„ Versteht ihr das unter helfen?“ motzte Misaki rum. „ Wir machen die ganze Arbeit und suchen uns die Finger wund und ihr poppt euch durch die Regale, oder was?“
„ ...“ brummte Keith bloß.
„ He mein Freund!“ fauchte der Seelendieb. „ Ich habe noch viel mehr Bücher, mit denen ich dich bewerfen könnte. Also lass sie endlich los!“
„ Ist ja gut!“ hob er seine Hände, so als würde Misa ihm eine Pistole in den Rücken rammen und entfernte sich schließlich von mir.
„ Geht doch.“ nickte er zufrieden. „ Ihr könnt euch später noch durch die Betten wälzen.“
„ Hast du ein Glück...“ murmelte der Prinz und verließ mit seinem Kumpel die Halle.
„ Hui... das war knapp...“ atmete ich erleichtert aus.

Gerade als ich mich wieder auf die vielen Bücher konzentrierte, kam Elara in den Raum gestürmt, die etwas interessantes gefunden hatte.
„ Risa, Risa!“ wedelte sie aufgeregt mit ihrem Schwanz. „ Ich habe da etwas gefunden, das musst du dir unbedingt ansehen!“
„ Etwa das Buch, was wir suchen?“
„ Nein, das nicht. Aber das musst du trotzdem gesehen haben! Los komm mit.“ und schon stürmte sie wieder aus dem Raum.
Neugierig folgte ich ihr, genauso wie die Anderen, die sie alarmiert hatte. Unser Weg endete in einer der vielen Hallen, dort hing eine weiße Tafel mit goldener Schrift an der Wand.
„ Schau dir das an.“ zeigte sie mit dem Finger auf die Tafel.
„ Was ist denn das?“ wunderte ich mich.
„ Das ist der Stammbaum mit den Namen jener Kythosianer und Ladthaaner, die das magische Blut in sich tragen.“ antwortete Yuri.
„ Ach wirklich?“ schien Keith da gar nicht drüber erfreut zu sein.
„ Tatsächlich.“ nun würde ich wenigstens einen Namen zu meinem bösen Gegenpart bekommen. „ Lass mal sehen. Nachfahrin von Cecilia bin ich und der Nachfahre von Yujin heißt Leviathan, der Prinz der Ladthaaner.“ las ich vor. „ Leviathan? Was ist denn das bitte für ein bescheuerter Name? Ist er der kleine Bruder vom Lebertran und der große Bruder vom Loch Ness Monster, oder was? Vielleicht sollten wir ihn im Meer bei den Riesen Schlangen und Seeungeheuern suchen.“ verschränkte ich die Arme vor die Brust. „ Leviathan, wie kann man seinem Kind nur solch einen Namen geben? Wie kann man den mit solche einem Namen überhaupt ernst nehmen? Der ist doch für sein Leben bestraft.“
Plötzlich bekam Misaki hinter mir einen heftigen Lachanfall und schien sich auch nicht wieder ein kriegen zu wollen.
„ Was ist denn daran so witzig?“ schaute ich ihn verblüfft an.
„ Nichts, nichts!“ lachte er.
Auch Lucia musste anfangen zu schmunzeln und schielte Keith dabei seitlich an. Die beiden wussten eindeutig etwas, was mir noch nicht aufgefallen war. Also drehte ich mich wieder zu der Tafel um und ließ mir die Inschrift noch einmal durch.
„ Wieso überhaupt Prinz der Ladthaaner?“ überlegte ich dann. „ Hast du noch einen Bruder, der so einen bekloppten Namen hat?“
„ Nein, ich sagte doch bereits dass ich ein Einzelkind bin...“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Leviathan ist ein bescheuerter Name, das kann schon sein. Aber es ist mein bescheuerter Name!“
„ Was?“ drehte ich mich schockiert zu ihm um. „ DU???“ kreischte ich dann auf. „ A-Aber ich dachte dein Blut wäre normal! Außerdem heißt du doch gar nicht so!“
„ Doch. Als Ladthaaner schon. Keith ist mein menschlicher Name.“
„ Dein menschlicher Name, ja klar.“ konnte ich mich mit dieser Situation nicht arrangieren. „ Wenn deine Mutter dich auf offener Straße Leviathan gerufen hätten, hätten die Menschen geglaubt sie würde ein Seeungeheuer herauf beschwören und sie wegen Hexerei verbannt.“ starrte ich ihn an. „ Oh! Das ist zum Haare raufen.“ fluchte ich. „ Ausgerechnet du.“ Rika wusste das! Und wie sie das wusste. Deshalb hatte sie bestimmt auch dafür gesorgt, dass ich den Weg zu ihnen fand. Sie steckten alle unter einer Decke, meine Schwester, Misaki und auch Charis. Sie alle wollten dafür sorgen, dass sich unsere bescheuerte Bestimmung erfüllte! Darauf würde ich meine rechte Hand verwetten!
Nun war es an der Zeit das Rika mich aufklärte, dass sie ihre Pläne offen legte. Ich wusste schon so viel, aber ich wollte alles wissen! Jede einzelne Kleinigkeit, das war sie mir schuldig!
„ Leviathan, noch blöder geht es echt nicht!“ fluchte ich und stampfte aus der Halle raus.
„ Tja, der Nebel lichtet sich...“ murmelte Misaki, der sich die letzten Tränen weg strich.
„ Sieht ganz so aus.“ stimmte Lucia ihm zu.
Yuri war es, der mir folgte und mich versuchte wieder aufzumuntern.
„ Warum regst du dich denn so auf, Schätzchen?“ fragte er mich. „ Ihr habt doch eh was am laufen, oder nicht?“
„ Ja schon. Aber nicht so, wie es sich die beiden Idioten gedacht hatten. Stell dir mal vor, Keith wäre der kleine Bruder von Quasimodo und ich wäre dazu verdammt mit dieser Buckel-Backe glücklich werden zu müssen. Oder er wäre ein Massenmörder, oder so was! Ich habe keine Lust mich wegen denen binden zu müssen, nur weil ihnen das Glück verwehrt war. ARGH!!“ und dann war da ja noch dieses Spiel von Rika. „ Aber mal was anderes. Es heißt, dass sich Yujin und Cecilia geopfert haben, um Ladthaa zu retten. Was genau haben sie getan?“ schließlich ging der Planet ja trotzdem unter.
„ Willst du es dir ansehen? Vielleicht lenkt es dich ja ein bisschen ab.“
„ Zeig her.“
„ Wie ihr wünscht, my Lady.“ verbeugte er sich leicht und lies das Schauspiel vor meinen Augen ablaufen.
Wir befanden uns auf dem Marktplatz von Ladthaa und noch war alles friedlich. Die Kinder spielten, die Erwachsenen gingen nichtsahnend ihren Aktivitäten nach. Auch Yujin und Cecilia befanden sich hier und auch Tartaros konnte ich sehen. Er versuchte sich gerade als Streitschlichter zweier streitender Jungs.
Allerdings war alles ohne Ton, was wohl auch ganz gut war, denn schon im nächsten Moment tauchten die Götter auf, die hinterrücks über die Ladthaaner herfielen.
Ich war entsetzt über die Brutalität meines Volkes und auch über die eiskalten Augen. Die Teufel setzten sich nicht zur Wehr, sie versuchten lediglich die Kinder in Sicherheit zu bringen, oder zu flüchten. Und dann tauchte Granas auf, der hasserfüllt auf Tartaros los ging, ehe er sich Yujin zuwendete. So kannte ich ihn nicht. Dieses Szenario raubte mir den Atem, ich musste mit ansehen, wie Kinder zu Fall gebracht wurden, ihre Eltern und auch die Großeltern. Einige von ihnen setzten sich dann endlich zur Wehr und versuchten die Kythosianer wieder zur Vernunft zu bringen, aber jedes Wort prahlte einfach an ihnen ab.
Immer wieder musste ich meinen Blick erschrocken und betroffen abwenden und spürte plötzlich, wie sich eine tiefe Trauer in mir ausbreitete.
Als mein Opa dann merkte, dass er gegen Yujin nicht ankam, flog er in die Lüfte und laberte irgendwas vor sich hin. Das musste der Moment gewesen sein, wo Granas die Ladthaaner verfluchte und aus ihnen Teufel der Hölle machte. Jedenfalls vom Aussehen her. Als nächstes schickte er einen verheerenden Energiestrahl los, der sich bis zum Mittelpunkt des Planeten vor brannte und ihn zu sprengen drohte.
Es gab nur zwei Ladthaaner, die nicht sofort vom Fluch betroffen waren, die einzigen, die jetzt noch auf den Beinen standen. Es handelte sich dabei um Tartaros und Yujin.
Der König konnte nicht verstehen, was urplötzlich in die Götter gefahren war. Er verstand auch nicht, was dieses unnütze Blutvergießen bewirken sollte. Aber was er verstand war, dass er soeben seinen besten Freund verloren hatte und dass er noch viel mehr verlieren würde, wenn nicht bald was geschah.
Cecilia versuchte währenddessen ihren Ex davon abzuhalten, Ladthaa komplett zu vernichten. Aber er ließ nicht mit sich reden. Also gab es nur einen einzigen Ausweg, wie sie ihre Heimat vor dem sicheren Verfall bewahren konnten.
Eilig erzählte sie Yujin von ihrem Plan, der absolut nicht damit einverstanden war. Was man deutlich an seinem Gesichtsausdruck sehen konnte. Aber letztendlich blieb ihnen keine andere Möglichkeit. Das wusste auch der Ladthaaner, der seine Freundin feste an sich drückte und verzweifelt die Augen zusammen kniff. War das der Moment, wo sie sich 'segneten'? Jedenfalls lächelte Cecilia, während ihr eine Träne über die Wange lief.
Zeitgleich aktivierten sie ihre Blutmächte, jedenfalls deutete das rosa und blaue Leuchten daraufhin, was ihre Körper umschlang und sich dann vereinte.
Kurz bevor Ladthaa auseinander brach, verschloss das Licht die Wunden und tiefen Risse, allerdings konnten sie nichts daran ändern, das der Planet unterging, sie hatten bloß die völlige Zerstörung verhindert und zahlten einen harten Preis dafür.
Cecilia hatte gar nicht genug Kraft, um selbst am Leben bleiben zu können und Ladthaa noch zu retten, sie hatte ihren Status als Göttin ja vorher schon abgelegt und war in der selben Situation wie ich zur Zeit. Nur das ihre Mächte nicht geraubt wurden, sondern sie sie freiwillig her gab, um bei Yujin sein zu können. Auch mir liefen die Tränen über die Wange, als die beiden Verliebten zusammen brachen und meine Vorgängerin regungslos liegen blieb, während der Ladthaaner erschöpft zu ihr hin kroch. Es zerriss mir das Herz, als ich die Tränen in Yujin Augen erblickte, der sich mit ihrem Schwert dann den Gnaden stoß gab, um im Reich der Toten mit ihr vereint sein zu können. Schwer am atmen ließ er sich auf den Rücken fallen und blickte seine Freundin traurig an. Langsam schob er seine Hand zu ihrer hin und verschränkte seine Hand mit ihrer. Kurz darauf erlosch seine Lebenskerze... Er war der mächtigste Teufel der existierte und doch war er nicht in der Lage seiner großen Liebe das Leben zu retten, was halfen also die gewaltigen Mächte, wenn man die, die man liebte nicht beschützen konnte? Und dann lösten sich die beiden auf und bloß ein sanftes schimmern blieb von ihnen übrig. Als letztes sah ich noch Granas, der schockiert landete und sich wohl fragte was er getan hatte. Er ließ sich dort auf die Knie fallen, wo Cecilia starb und brüllte verzweifelt auf. Dann sah er sich betroffen um, so als wäre ihm jetzt erst klar geworden, welchen Ausmaß seine blinde Wut mit sich brachte. Und dann verschwand Ladthaa und somit endete auch der Ausflug in die Vergangenheit.
„ Wie furchtbar...“ flüsterte ich traurig. „ Es sah fast so aus, als wenn Opa besessen wäre.“
„ Das war er auch.“ meinte Yuri. „ Granas wurde damals von Kronos gesteuert, der mit seinen Mächten das innere Gleichgewicht störte. Deinen Opa zu knacken war nicht schwer, da er zu der Zeit wütend, traurig, verzweifelt und verletzt war. Dein Vater manipulierte die Gefühle, bis nur noch Hass übrig blieb. Abgrundtiefer Hass und den unstillbaren Wunsch, alle Teufel auszulöschen. Und Reika half ihm dabei, die die Freundschaftlichen Gefühle und die Liebe schlafen legte.“
„ Mutter half ihm dabei ein komplettes Volk in den Ruin zu treiben? Aber warum?“
„ Weil auch sie unter den Einfluss von Kronos steht und es ist nicht so leicht sich davon zu lösen. Granas hatte es geschafft, als er sah wie seine große Liebe starb. Das hatte ihn wachgerüttelt. Natürlich hasste er Yujin dafür, was er getan hatte. Aber dieser Hass zog sich nicht über alle Ladthaaner. Und als du dann geboren wurdest und Kronos gleich deinen Untergang plante, war es bei Granas vorbei. Unser König ist von Grund auf böse. Er hat keine gute Seite, nicht mal ganz tief in ihm. Sei dir dessen bewusst, wenn du ihm gegenüber stehst. Wenn du zögerst, wird er dich ohne mit der Wimper zu zucken töten! Lass es nicht so weit kommen, Liebchen.“
„ Ja ich weiß...“ flüsterte ich.
„ Nun sei nicht so traurig, Liebes.“ nahm er mich tröstend in den Arm. „ Cecilia und Yujin werden eines Tages wieder glücklich vereint sein, dein Vater wird seine gerechte Strafe bekommen und dein Opa wird der rechtmäßige Herrscher von Kythos werden. Genauso, wie du dir das vorstellst. Daran glaube ich ganz fest.“
„ Ich hoffe es.“ murmelte ich. „ Aber dafür muss ich Granas erst einmal finden.“
„ Da kann dir unser Priester bestimmt weiter helfen.“ strahlte er mich an. „ Der weiß so gut wie über alles Bescheid. Ich könnte dich zu ihm bringen.“
„ Und du glaubst wirklich, der weiß wo sich Opa aufhält?“ schaute ich ihn misstrauisch an.
„ Mit Sicherheit weiß der das. Er hat seine Spione überall sitzen, weißt du.“
„ Dann bring mich sofort zu ihm!“ herrschte ich ihn an.
Durfte ich nun wirklich darauf hoffen, dass ich den Aufenthaltsort von Granas erfuhr und ihn bald schon wieder in die Arme schließen konnte? Ja, das wünschte ich mir aus tiefsten Herzen.
„ Dann los, los! Worauf warten wir noch?“ schnalzte er mit der Zunge und drehte sich zur Tür um, wo sich alle anderen befanden, den sich den Untergang von Ladthaa schweigend mit angesehen hatten. „ Na was ist? Husch, husch zurück an die Arbeit, Kinder.“
„ Ich möchte gerne mit kommen.“ meinte Lucia. „ Ich möchte auch erfahren wo sich Opa aufhält.“
„ Och dann kommt doch gleich alle mit. Wir haben uns eine Pause redlich verdient und können auch Morgen weiter suchen.“ sagte Yuri. „ Ist euch nicht aus so verdammt heiß? Oder liegt das an mir?“
„ Du bist halt ein heißer Typ.“ lächelte ich ihn leicht an. „ Kommt, dann lasst uns gehen.“
„ Wenn mir die Herrschaften dann bitte folgen würden.“ tippelte der Gott voraus.
Als ich dann zur Tür ging, zog mich Keith vorsichtig in seine Arme und gab mir einen sanften Kuss auf den Kopf.
„ Mach dir keine Gedanken, so etwas wird sich nicht noch einmal wiederholen.“ sprach er leise auf mich ein.
„ ...“ schweigend und mit gesenktem Blick lehnte ich meinen Kopf an seine Brust, ehe ich Yuri dann folgte.

Zielstrebig führte er uns aus der Bibliothek heraus, vorbei an dem weißen Schleier, dem magischen Spiegel und den beiden Wächter Statuen. Erst jetzt bemerkte Elara, dass sie hier ganz von allein ihre wahre Gestalt annehmen konnte und tat dieses freudestrahlend.
Dann hielten wir irgendwann vor zwei große Tore an.
„ Hier drin findet ihr unseren Priester.“ sagte er und öffnete die Türe.
Es war eine riesige Halle, mit riesigen schwarzen und weißen Fliesen auf dem Boden. Es sah aus wie ein überdimensionales Schachbrett und die großen Figuren bestätigten diesen Gedanken.
Als ich den Raum dann betrat, entdeckte ich einen Mann, der mir seltsamerweise bekannt vorkam. Er hatte feuerrote hoch toupierte Haare und dieses einzigartige Merkmal war überzeugend genug, dass es sich bei diesen Blödmann um den Typen von heut Morgen handeln musste.
„ Du hättest sie sehen müssen!“ platze ich direkt in ein Gespräch. „ Die Kleine war so heiß, da ist die Sonne gar nichts gegen. Nur zu blöd dass sie ihren muskelbepackten Gorilla dabei hatte. Sonst hätte ich mir die Schnitte klar gemacht.“
„ Erzähl nicht, mach deinen Zug.“ antwortete sein Gegner.
„ Ich sags dir, hätte ich dir nicht versprochen keinen Ärger mehr zu machen, hätte ich ihren Macker frittiert.“ grinste er und schob eine seiner Figuren ein Feld weiter. „ Aber nein, mir sind ja die Hände gebunden. Dabei muss ich unbedingt mal wieder so ne richtig geile Nummer schieben. Die Kleine hatte mir schon förmlich aus der Hand gefressen und war so kurz davor, mit mir in meinem Zimmer zu verschwinden. Hach, so ein Ärger.“
„ Ach? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass ich dir aus der Hand gefressen hab.“ stand ich nun mit verschränkten Armen hinter ihm. „ Und ich hatte auch nie vor mit dir mit zu gehen. Irgendwas stimmt da nicht mit deiner Wahrnehmung, kann das sein?“
„ Mh?“ drehte er sich zu mir um und erschrak. „ W-Was willst du denn hier??“
„ Wie kommst denn du überhaupt dazu solch einen Müll zu verbreiten? Hinterher glaubt das noch jemand.“
„ Hast du etwa alles mit angehört?“ kratze er sich leicht verlegen am Kopf.
„ Bei deiner Lautstärke warst du ja auch nicht zu überhören.“
„ Ist das die Kleine?“ vernahm ich noch eine andere männliche Stimme.
Als sich der Priester dann an den Statuen vorbei drückte, fiel mir bei seinem Anblick beinahe alles aus dem Gesicht.
So lange hatte ich geglaubt das er tot sei, dann erfuhr ich dass er doch noch lebte und verbannt wurde und letztendlich ging ich davon aus, dass er in irgendeinem Gefängnis vor sich hin vegetierte. Und nun stand er wahrhaftig vor mir. Mir stiegen gleich wieder die Tränen in die Augen.
„ Risa? Bist du es wirklich? Oder spielen mir meine alten Augen einen bösen Streich?“ blickte er mich mindestens genauso erstaunt und verbittert an, wie ich ihn.
„ Du bist so ein Idiot...“ biss ich mir auf die Unterlippe. „ Ich dachte du wärst tot! Hättest du dich denn nicht wenigstens einmal bemerkbar machen können? Und dann tauchst du unter und spielst mit diesem Heini in aller Seelen ruhe Schach?“ fauchte ich ihn an.
Aber letztendlich siegte doch die Freude, ihn nach all den Jahren endlich wiederzusehen und so warf ich mich ihm stürmisch in die Arme.
„ Oh dem Herrn sei dank, dir geht es gut!“ presste er mich fester an sich. „ Es tut mir so leid! Es tut mir alles so schrecklich leid.“ flüsterte er mir zu. „ Bitte verzeih mir meinen Frevel! Ich wünschte ich könnte die Zeit zurück drehen und alles ungeschehen machen.“
„ Schon ok.“ lächelte ich verweint. „ Ich habe dir schon längst verziehen.“
„ Opa!“ quietschte nun auch Lucia auf und klammerte sich an uns. „ Ich bin so froh, dass es dir gut geht.“
„ Lucia, du bist also auch hier.“ lächelte er sie an. „ Ihr zwei seit genauso schön wie eure Mutter. Und so groß seit ihr geworden.“
„ Ja und du bist ganz schön alt geworden.“ lächelte ich. Ich hatte meinen Opa wieder, endlich war er wieder bei mir.
„ Das bringt das alter so mit sich.“
„ Dieses heiße Ding ist deine Enkelin??“ starrte uns der überheblich wirkende Typ an.
„ Ja.“ nickte mein Opa.
„ Oh...ok...“ hustete er. „ Das vorhin...äh...war nicht so gemeint...hehehe...“ stotterte er sich einen zurecht. „ Vergessen wir diesen Vorfall einfach, ja?“
„ Ich weiß nicht, vielleicht solltest du meinen muskelbepackten Gorilla mal fragen, ob er es auch vergessen kann.“ schmunzelte ich.
„ Ich werd es versuchen...“ meinte Misaki.
„ Das ist in deinen Augen also ein muskelbepackter Gorilla, ja?“ sah Granas ihn von oben bis unten an. „ Also du musst wirklich Wahrnehmungsstörungen haben.“

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Tag der Veröffentlichung: 15.07.2012

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