Wo wollte ich überhaupt hin? Hier oben in der Etage gab es nicht so viele Möglichkeiten um sich zu verkriechen und in mein Zimmer wollte ich nun auch nicht gehen, auch wenn ich Elara nicht wecken konnte, weil sie sich noch in Illumina aufhielt.
Seufzend blieb ich also im Flur stehen und lehnte mich mit der Schulter gegen die Wand.
Doch gerade als ich weiter gehen wollte, weil ich die Schritte hinter mir vernahm, warf mich Keith über seine Schulter und schleppte mich mit in sein Zimmer.
„ Verdammt! Was soll denn dass?“ fauchte ich ihn erbost an, als er mich aufs Bett fallen ließ.
„ Ist doch klar, ich werde dich in diesem Zustand nicht allein lassen.“ meinte er, setzte sich zu mir und zog mich in seine Arme. „ Nicht eine Sekunde lasse ich dich aus den Augen.“ flüsterte er.
„ ...“ schweigend senkte ich meine Augen und nahm es einfach hin, dass er mich umarmte.
Er bedrängte mich nicht, weder mit fordernden Worten noch mit übergreifenden Berührungen. Keith wusste, das mir die volle Wahrheit über meinen Vater völlig den Rest gegeben hatte, deshalb wollte er da sein und mich auffangen. Mir zeigen, dass ich nicht allein war und ich mich immer auf ihn verlassen konnte. Er würde mich niemals im Regen stehen lassen.
Einige Zeit saßen wir auf dem Bett und schwiegen uns an, dann irgendwann zog er mich seitlich auf seinen Schoss, lehnte seine Decke um meinen Körper und drückte mich fester an sich.
Seine Nähe und wärme zu spüren tat ungemein gut und beruhigte mich langsam. Außerdem streichelte mich der Prinz die ganze Zeit über und so fand ich immer mehr meine Ruhe und den inneren Frieden wieder.
Seufzend lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und zeichnete mit meinen Finger die Konturen seiner Muskeln nach.
„ Geht es dir wieder besser?“ flüsterte er mir zu und gab mir gleichzeitig einen sanften Kuss auf meinen Kopf.
„ Ja...“
„ Warum bist du denn nicht gleich von Anfang an zu mir gekommen?“
Prompt fiel mir wieder das Bild von ihm und Lucia ein, was mir einen kleinen Stich mitten ins Herz versetzte, allerdings war es jetzt nicht so schlimm, dass ich damit nicht umgehen konnte. Und Lucia würde Morgen ja auch erst mal nach Hause fahren, um zu packen und im Urlaub hatte Keith überhaupt keine Zeit, sich mit ihr abzugeben. Dafür würden die Bibliothek und ich schon Sorgen. Es war also alles im grünen Bereich.
„ Ich wollte erst mal alleine damit zurecht kommen, bevor ich irgendwem davon erzähle.“
„ Und? Hat es dir irgendwas gebracht, dich allein damit rum zu schlagen? Oder ist es nicht doch schöner, hier bei mir zu sein?“
„ Ja, natürlich ist es schöner.“ murmelte ich und kuschelte mich demonstrativ an ihn. „ Viel schöner...“
„ Dann merk dir das fürs nächste Mal.“ meinte er in einem leisen Tonfall.
„ Ist ja gut, beim nächsten Mal komm ich gleich zu dir.“
„ Das will ich auch hoffen.“ lächelte er mich zärtlich an. „ Und nun kuscheln wir uns ins Bett und du versuchst noch ein bisschen zu schlafen?“
„ Das geht nicht, ich muss Elara noch abholen.“
„ Natürlich geht das. Ich hole sie einfach her.“ plötzlich stand er auf und legte mich aufs Bett. „ Du bleibst schön hier liegen, verstanden? Wage es nicht den Raum zu verlassen. Steh am besten gar nicht erst auf.“
„ Na gut.“ lachte ich leicht. „ Ich werde es versuchen.“
Als er dann allerdings den Raum verließ, windete ich mich aus der Decke raus und kroch aus dem Bett, um meinen Pullover auszuziehen, den ich mir über mein Nachthemdchen gezogen hatte.
Außerdem zog ich die Vorhänge in seinem Zimmer zu, gerade da, als er wieder in der Tür stand und mich seufzend ansah.
„ Ich glaube du musst unbedingt mal übers Knie gelegt werden.“
„ Was denn? Ich wollte doch nur die Vorhänge zuziehen.“ rechtfertigte ich mich. „ Ich bin doch noch hier, oder? Also, kein Grund sich hier künstlich aufzuregen.“
„ Jetzt wird sie auch noch frech.“ starrte er mich an, nachdem er meine Katze auf das Bett gelegt hatte.
„ Werde ich gar nicht. Wenn ich das nämlich wäre, würde ich jetzt auf den Balkon rennen und dann weg fliegen.“ für einen kleinen Augenblick dachte ich wirklich daran zu türmen, um dann in den Genuss seiner Rache zu kommen, nachdem er mich durch die halbe Stadt jagen musste. „ Mhm... vielleicht sollte ich das wirklich machen.“
„ Unterstehe dich!“ hauchte er mir zu und zog mich dann zu sich hin.
„ Gib doch zu dass du darauf stehst, wenn die Frau vor dir weg rennt. Das liegt bestimmt in deinen teuflischen Genen.“ grinste ich ihn an.
„ In meinen teuflischen Genen, ja?“ sah er mich an. „ Wenn das so ist, dann flüchte ruhig vor mir, aber denk daran, dass nur meine teuflische Seite gefallen daran finden wird.“
„ Ok, ich bleib doch hier!!“ verwarf ich meine Idee sofort wieder. „ Aber warum willst du jetzt überhaupt ins Bett? Du brauchst doch noch gar keinen Schlaf.“
„ Ich sagte doch bereits, dass ich dich nicht mehr aus den Augen lasse. Außerdem bringt es mich nicht um, wenn ich mehr schlafe als nötig.“
Es machte mich unglaublich glücklich, dass er den Rest der Nacht lieber wach neben mir lag, als sich nach Lucia zu schleichen. Durfte ich also hoffen, dass er seine Zeit lieber mit mir verbrachte als mit ihr?
„ Na gut. Dann lass uns ins Bett gehen.“ flüsterte ich.
Langsam kroch ich zurück ins Bett und sah ihm dabei zu, wie er sich auszog und wartete sehnsüchtig darauf, dass ich mich endlich an ihn kuscheln konnte.
Seufzend nahm ich ihn gleich in Beschlag, als er es sich unter der Decke bequem gemacht hatte. Glücklich atmete ich seinen zutiefst verführerischen Duft ein und strich mit meinen Fingern über seine weiche Haut.
„ Tartaros hat sich übrigens tatsächlich freiwillig umbringen lassen.“ erzählte ich ihm, nun wo ich mich wieder ein gekriegt hatte.
„ Willst du jetzt darüber reden, ja? Du musst nicht, ich hoffe das weißt du.“ flüsterte der Prinz in die Nacht hinein.
„ Es geht hier um deinen Vater, ich denke du hast ein Recht darauf zu erfahren, was mit ihm geschehen ist. Und da er es dir jetzt noch nicht selbst sagen kann, erzähle ich es dir.“ ich kuschelte mich noch fester an ihn und ließ mich von der Geborgenheit, die er mir gab, vollends einnehmen.
Ich erzählte ihm fast alles, was ich in Illumina erfahren musste. Nur die Beziehung zwischen Rika und Noel verschwieg ich ihm. Es tat sogar verdammt gut, mir den Frust von der Seele zu reden. Ich wusste dass er mich verstehen würde und war überzeugt davon, dass ich die ganze Geschichte mit seiner Hilfe verdauen konnte.
„ Deshalb hat dein Opa also dafür gesorgt, dass du überfallen wirst.“ murmelte Keith, nachdem ich meine Erzählungen beendet hatte. „ Vermutlich war dies sogar der einzige Weg um dich zu retten.“
„ Ja, vermutlich.“ stimmte ich ihm zu. „ Viele Opfer hätten bestimmt nicht sein müssen. Man hätte es verhindern oder vermeiden können. Aber in diesem Kampf geht es nicht nur um eine Seele, es geht hier um eine ganze Welt und deren Bevölkerung. Es wurde allerhöchste Zeit, das etwas passierte.“
„ Keins der Opfer wird umsonst gewesen sein, dafür werden wir Sorgen.“
„ Ja, das werden wir.“ nickte ich. „ Ich hoffe nur, dass wir auch Yujin retten können. Er muss sich nur noch ein kleines bisschen gedulden, dann werden die Schreie von Ladthaa verschwinden und er kann endlich seinen ewigen Frieden finden.“
„ Ich bin mir sicher, dass er gerettet werden kann. Die Aussicht auf eine bessere Zukunft wird ihm die nötige Kraft verleihen, um das alles überstehen zu können.“
„ Ich hoffe du hast recht.“
Kurze Zeit später schlief ich dann ein und wachte auch erst am nächsten Morgen wieder auf. Elara hatte ich natürlich nicht vergessen und so standen wir drei gemeinsam auf und machten Frühstück.
Den ganzen Tag über war ich mit den Vorbereitungen für unseren Urlaub beschäftigt und so hatte ich gar keine Zeit um Gedanklich wieder ab zu driften. Die Koffer packten sich ja nicht von allein und für die Fahrt brauchten wir ja auch was zu Essen und auf jeden Fall was zu trinken.
Gerade als ich in der Küche stand und mir einen zurecht schnippelte, kam Keith zu mir und umarmte mich von hinten.
„ Wir haben noch gar nicht über die Zimmer Aufteilung gesprochen.“ meinte er und naschte die Möhrenstreifen schon weg, bevor wir überhaupt los fuhren.
„ Das liegt doch wohl auf der Hand.“ belehrte ich ihn und gab ihm gleichzeitig einen Klaps auf die Hand. „ Lucia und ich schlafen in dem einen und du und Misaki in dem anderen.“
„ Warum dass denn? Du kannst doch auch bei mir schlafen und Lucia bei Misaki.“
„ Ich könnte ja auch bei Misaki schlafen und Lucia bei dir.“ murmelte ich.
„ Nein, ganz bestimmt nicht.“ knurrte er mich an. „ Wenn wir schon zusammen in den Urlaub fahren, dann schlafen wir auch zusammen in einem Zimmer.“
„ Meinst du wirklich dass Misa oder Lucia damit einverstanden wären?“ schaute ich ihn fragend an. „ Ich kann ja schlecht von ihr verlangen dass sie mit ihm in einem Bett schläft. Außerdem hättest du ja mal früher darüber nachdenken können und zwar bevor wir zwei Doppelzimmer gebucht haben.“
„ Ich dachte eigentlich du würdest auch mit mir in einem Zimmer schlafen wollen.“
„ Das würde ich ja auch wollen...“ aber weiter ließ er mich nicht ausreden.
„ Na dann ist doch alles klar.“ schnalzte er mit der Zunge.
„ Nein, nichts ist klar!“
„ Doch sicher. Misa wird bestimmt nichts dagegen haben, sein Bett mit Lucia zu teilen und da er sowieso nicht so viel Schlaf braucht, wird es für Lucia auch kein Problem sein.“
„ Das kannst du doch gar nicht wissen.“ protestierte ich. „ Bevor wir nicht mit den Beiden gesprochen haben, bleibt es dabei, das ich mit Lucia das Zimmer teilen werde.“
Allerdings sollte der Prinz recht behalten, weder der Seelendieb noch die Göttin der Wahrheit hatten ein Problem damit, das Bett miteinander teilen zu müssen.
„ Aber schön artig bleiben.“ warnte ich meine Schwester. „ Nicht dass er zu fertig ist, um sich um mich kümmern zu können.“
„ Keine Sorge, mit euch beiden dürfte ich gerade so noch fertig werden.“ lächelte Misaki leicht.
„ Du musst gerade von artig sein reden.“ schielte mich mein Schwesterherz seitlich an.
„ Was denn? Ich bin immer artig!“
„ So viel kannst du gar nicht schlafen!“ konterte Lucia.
„ Ich bin doch nicht nur im Schlaf artig.“
„ Stimmt, nicht mal da kannst du artig sein.“ kicherte sie.
„ Ts, du hast doch keine Ahnung.“ nuschelte ich.
„ Aber du hast den vollen Durchblick, ja?“ grinste sie.
„ Na, das wird bestimmt richtig lustig mit euch.“ lächelte Misaki.
„ Ja, ganz bestimmt sogar.“ grinste die Göttin.
„ Wir werden sehen.“ knurrte ich.
„ Hey, keine Sorge. Du wirst schon nicht zu kurz kommen.“ lehnte er lächelnd den Arm um meine Schulter. „ Zur Not wird der Pool auch für uns drei groß genug sein.“
„ Wenn ich deine volle Aufmerksamkeit nicht bekommen kann, dann will ich auch nicht mit dir baden gehen.“ tat ich so als würde ich schmollen. „ Außerdem ist sie meine Schwester, für wie pervers hältst du mich eigentlich?“
„ Wieso pervers?“ schaute er mich irritiert an, doch schon im nächsten Moment seufzte er grinsend auf. „ Woran du gleich wieder denkst.“
„ Was denn? Vielleicht bin ich ja auf den Geschmack gekommen.“ griente ich ihn an. „ Aber jetzt geh ich erst mal ins Bett.“
„ Gehst du wieder nach Illumina?“ fragte Lucia nach.
„ Ja. Deshalb geh ich ja so früh ins Bett. Andernfalls würde es sich gar nicht lohnen dahin zu gehen.“
„ Grüßt du Rika von mir?“
„ Ja natürlich. Also gute Nacht.“
Nachdem ich in der oberen Etage verschwand, machte sich auch meine Schwester auf den Weg in ihr Zimmer, Misa allerdings wanderte in die Küche um sich etwas zu trinken zu holen.
Dort traf er auf Keith, der an der Arbeitsplatte lehnte und aus dem Fenster starrte.
„ Stimmt was nicht?“ harkte der Seelendieb nach, während er sich ein Glas seines heißgeliebten Cognac einverleibte.
„ Was sollte denn nicht stimmen?“
„ Oh man, immer diese Gegenfragen. Kannst du mir nicht einfach mal sagen was dich stört?“ er ließ sich auf einen Stuhl fallen und lehnte seinen Kopf an die Hand. „ Zerbrichst du dir wegen Lucia den Kopf?“
„ Nein.“
„ Also stört dich diese Ähnlichkeit nicht? Und du denkst auch nicht mehr an Rika?“
„ Natürlich denk ich noch an Rika. Aber sie weckt nicht mehr die gleichen Gefühle wie damals.“ sah er ihn kurz an.
„ Und warum starrst du dann so nachdenklich vor dich hin? Ich mein, Risa macht es dir wesentlich leichter wie Rika damals.“ schmunzelte er. „ Eigentlich müsstest du doch rundum glücklich sein.“
„ Es ist keineswegs leichter.“ murmelte der Prinz. „ Bei Rika waren nicht von Anfang an Gefühle mit im Spiel. Sie war die erste Göttin, die ich sah und genau das hatte mich neugierig gemacht. Ich habe sie nicht vom ersten Moment an geliebt, deshalb war es mir egal, ob sie es noch mit anderen Männern trieb. Und als ich die Gefühle bemerkte, die sie in mir hervor gerufen hatte, kamen wir fest zusammen.“
„ Und bei Risa sind jetzt schon starke Gefühle und es kotzt dich regelrecht an, dass du sie nicht fest an dich binden kannst, so in etwa?“
„ Das könnte hinkommen.“ meinte er. „ Ihr offensichtliches Interesse an anderen Kerlen nervt mich. Aber ich kann ihr das nicht mal sagen, da sie mir eh nicht glauben würde. Ich weiß allerdings nicht wie ich reagieren werde, wenn mich die Eifersucht übermannt. Es sind ganz neue Gefühle, die ich bisher nicht spüren musste.“
„ Ich weiß nicht ob dich das vorwärts bringen wird, aber Charis besitzt die Möglichkeit mit Illumina Kontakt aufzunehmen. Wenn du Rika siehst aber Risa versicherst dass dein Herz nur für sie schlägt, wird sie dir bestimmt glauben.“
„ Ich möchte das sie mir zu hundert Prozent vertraut und das nicht nur weil sie irgendeinen Beweis geliefert bekommt. Aber dass Charis mit Rika in Kontakt treten kann, hättest du mir ja schon viel früher sagen können.“ starrte er seinen Kumpel verärgert an.
„ Ja, natürlich. Ich hätte dir auch von Anfang an erzählen können wer Risa ist, was Rika geplant hatte und dass sie die Gefühle niemals hätte zulassen dürfen.“ sagte Misa. „ Hab ich aber nicht und nun wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, sollten wir das Beste daraus machen. Meinst du nicht auch?“
„ Ja, vermutlich hast du recht.“ seufzte Keith. „ Was ist eigentlich mit dir und Risa? Liebst du sie noch? Kommst du überhaupt damit klar, wenn sie bei mir ist?“
„ Mach dir keine Gedanken, so stark waren die Gefühle nicht. Es macht mir also nichts aus.“
„ Und du wirst auf ihre einladenden Provokationen auch nicht anspringen, ja?“
„ Ach daher weht der Wind.“ grinste er seinen Kumpel frech an. „ Du bist eifersüchtig auf mich.“
„ Das merkst du erst jetzt?“ verschränkte Keith die Arme vor die Brust. „ Naja, der schnellste warst du ja noch nie.“
„ Na, wenn du so nett zu mir bist, sollte ich sie mir vielleicht doch mal ausleihen. Ob ich sie dann allerdings auch wieder zurück geben werde, verspreche ich dir nicht.“
„ ...“ starrte Keith ihn missmutig an.
„ Nun zieh nicht son Gesicht.“ grinste Misaki. „ Das war doch nur Spaß. Ich werde nicht anspringen, ganz gleich wie groß die Versuchung ist.“ das sagte er so einfach.
Allerdings stellte ich seine Glaubwürdigkeit auf eine harte probe und brachte seinen Entschluss zum wanken.
So als hätte ich gespürt dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war um die beiden zu stören, raste ich in die Küche und zerrte Kreidebleich an Keith's Ärmel rum.
Da ich gerade aus der Dusche kam und eigentlich noch gar nicht fertig war, hatte ich mir bloß ein Handtuch um den Körper geschlungen, was kurz unter meinem Po endete.
„ Spinne!! Da ist eine riesige Spinne an der Decke direkt über der Dusche!! Mach sie weg! Bitte!“ flehte ich meinen Lover an.
Dadurch dass ich beim Anblick dieses Insektes fluchtartig die Kabine verlassen hatte, rannte mir noch immer etwas Schaum am Körper runter und machte es den beiden Teufeln unmöglich auf das zu achten, was ich ihnen sagte.
„ Oh ihr zwei seit solche Schweine!“ fauchte ich sie an und gab beiden eine Kopfnuss. Wer wusste schon, was die in ihrer Fantasie gerade mit mir anstellten. „ Ist ja schlimmer hier als in einem Freudenhaus.“ knurrte ich sie an. „ MAN, nun komm schon! Setze dich endlich in Bewegung und mach das olle Mistvieh weg!“
„ Ich...geh schon!“ atmete Misaki schwer aus und schlenderte aus der Küche raus. Das ich es ihm SO schwer machen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Es würde nicht leicht werden, das wusste er. Und vielleicht wäre die Versuchung nicht so dermaßen Mächtig, wenn sein letztes Mal nicht so ewig lange her gewesen wäre. Schließlich hatte er sich vollkommen darauf konzentriert, seinen besten Freund zu retten und mich nebenbei natürlich auch. Da war kein Platz für eventuelle sexuelle Triebe. Jetzt allerdings, wo er sein Ziel erreicht hatte, war die Versuchung umso größer.
„ Egal wie groß die Versuchung ist, das ich nicht lache.“ murmelte der Seelendieb vor sich hin.
„ Oh Gott sei dank.“ seufzte ich erleichtert. „ Dann kann ich ja jetzt endlich zu ende duschen gehen.“
„ Schläfst du heute Nacht wieder bei mir?“ fragte mich Keith leise.
„ Hab ich denn eine andere Wahl?“ drehte ich mich halb zu ihm um.
„ Sicher. Wenn du nicht willst, dann musst du auch nicht.“
„ Dann hast du wirklich Glück heute, auch wenn du ein perverses Stück bist, möchte ich gern in deinen Armen einschlafen.“
„ Ich ein perverses Stück?“ zog er verstimmt eine Augenbraue hoch. „ Weil ich auf deinen halbnackten, nassen Körper reagiere? Du bist doch selber schuld, wenn du mir so unter die Augen trittst.“ maulte er und zog mich dann zu sich hin.
„ Es ist doch nicht das erste Mal, dass du mich so siehst. Außerdem war da ne riesige Monster-Spinne, wie sollte ich da noch einen klaren Gedanken fassen können? Du kannst das ab.“ gab ich ihm einen sanften Knuff gegen die Schulter. „ Du hast doch so eine unüberwindliche Selbstbeherrschung.“
„ Das war bevor ich in den Genuss deines Körpers kam.“ knurrte er mich wie ein hungriger Wolf an. „ Du hast mein Verlangen geweckt.“
„ Ah ja.“ kicherte ich. „ Da kann mir dein kleiner Freund ja dankbar sein, dass er sein Dasein nicht mehr in völliger Dunkelheit und ohne jeglichen Spaß fristen muss.“
„ Es könnte aber auch ein Fluch sein.“ murmelte Keith. „ Gerade wenn man als Teufel unter Menschen lebt und diese nicht in der Lage sind einen zu befriedigen.“
„ Du meinst also, dass die Sterblichen dem Trieb eines Teufels nicht gewachsen sind?“
„ So könnte man es sagen, ja.“
„ Und warum seit ihr dann so blöd und fallt zu zweit über eine Frau her? Wenn sie doch nicht mal mit einem Teufel fertig wird?“ Männer, echt wahr.
„ Sie war gar kein Mensch.“ flüsterte er.
Sprach er etwa von Rika? Nein, nicht wirklich...oder? Ganz gleich wen er jetzt meinte, diese Information wollte ich nicht erfahren. Das ging dann doch zu weit.
„ Wie auch immer, ich geh jetzt wieder duschen. So langsam wird es doch kalt.“
„ Ich könnte ja mitkommen und dich unter der Dusche wärmen.“
„ Unter der Dusche hab ich warmes Wasser.“
„ Das stört mich nicht.“
„ Na, wenn dich mein Geliebter, das warme Wasser, nicht stört, dann komm halt mit.“ sah ich ihn lächelnd an. „ Somit wäre auch die Chance höher, dass ich mich in Ruhe auf den Weg nach Illumina machen kann.“
„ Das ist wohl wahr.“
Und so machten wir es dann auch. Widerstandslos ließ ich mich im Bad von ihm vernaschen und konnte im Gegenzug später im Bett einschlafen, ohne das ich irgendwelche Übergriffe zu befürchten hatte.
Also brachte ich Elara nach Illumina und hielt mich dort einige Stunden auf. Allerdings hatte ich die Zeit im Nacken sitzen, die viel zu schnell vorbei raste. Und da ich in meiner Zuflucht absolut kein Zeitgefühl hatte, verließen wir meine Welt wieder zeitig. Und keine Minute zu spät, wie sich dann herausstellte, da Keith schon dabei war mich wach zu küssen.
„ Ist ja gut, ich bin wach.“ gab ich im Halbschlaf von mir. „ Wie spät ist es denn?“
„ Vier Uhr.“ flüsterte er und strich mir dabei eine Strähne aus dem Gesicht. „ Wenn wir heute Abend noch dahinten ankommen wollen, dann müssen wir bald los.“
„ Ok. Wir können auch bald los. Ich schlafe dann einfach im Auto weiter.“ lächelte ich leicht.
„ Da Misaki unbedingt fahren will, können wir es uns auf der Rücksitzbank so richtig schön gemütlich machen und dann schläfst du bestimmt ganz schnell wieder ein.“
„ Kannst du eigentlich auch im Dunklen was sehen?“ blinzelte ich ihn an.
Seine goldenen Augen schimmerten im schwachen Mondlicht und erinnerten mich gerade ganz stark an Katzenaugen. Obwohl sie selbst in der Dunkelheit noch viel zu verführerisch aussahen.
„ Ja sicher. Genauso gut wie am Tage, so wie das bei uns Teufeln so ist, warum?“ sah er mich irritiert an.
„ Ich glaube ich liege mit meiner Vermutung, dass ihr von Tieren abstammt, gar nicht so verkehrt.“ grinste ich ihn frech an.
„ Und ich glaube, du musst unbedingt mal übers Knie gelegt werden.“ hauchte er mir zu und küsste mich dann zärtlich auf den Mund.
„ Hey, wir haben jetzt keine Zeit für so was.“ vernahm ich plötzlich Elara's Stimme, die auf den Rücken des Prinzen gesprungen war. „ Ihr könnt euren Trieben nachgehen, wenn wir angekommen sind.“
„ Hast du ein Glück, dass deine Anstandsdame hier ist.“ lächelte er mich an.
„ Glück? Oder doch eher Pech?“ schmunzelte ich.
Schließlich quälte ich mich aus dem Bett und zog mich in meinem Zimmer um. In der Küche wurden wir bereits von Lucia und Misaki erwartet, die sich nett unterhielten und eine Tasse Kaffee tranken.
„ Guten Morgen.“ lächelte ich die Beiden an.
„ Guten Morgen, Risa. Ich gehe mal nicht davon aus dass du zu so früher Stunde etwas essen willst?“ sah mich der Seelendieb an.
„ Nein, ganz bestimmt nicht. Aber einen Kaffee würde ich gern trinken.“
„ Wir können ja auf irgendeiner Raststätte halten und dort zusammen frühstücken.“ überlegte meine Schwester.
„ Aber erst wenn ich ausgeschlafen hab.“ murrte ich.
„ Oh, ist das kleine Küken etwa noch müde?“ umarmte mich mein Schwesterchen lachend.
„ Ich gebe dir gleich kleines Küken.“ knurrte ich sie an.
„ Och, nun sei nicht ein geschnappt.“ wiegte sie mich hin und her.
„ Ist ja gut, ist ja gut.“ lachte ich leicht. „ Darf ich jetzt endlich meinen Kaffee trinken, ja?“
„ Na klar, darfst du.“ sagte sie und ließ von mir ab.
Seufzend lehnte ich mich neben Misaki an die Arbeitsplatte und starrte in meine Tasse. Ich wäre jetzt bestimmt nicht so erschöpft und müde, wenn ich Keith gestern nicht mit unter die Dusche gelassen hätte. Auch wenn er in seiner menschlichen Form keine dunkle Aura hatte, blieb er doch ein Teufel. Eine Liebesnacht mit ihm führte mir jedes Mal wieder vor Augen, wie wenig Gott ich eigentlich war und wie viel Sterblichkeit in mir steckte.
Wie er schon so schön sagte: Die Menschen können dem teuflischem Trieb nicht stand halten. Und ich schaffte es auch nur gerade so eben. Ich besaß ja nicht viel mehr Energie als die Erdlinge.
„ Und? Bist du schon aufgeregt?“ fragte mich mein Schwesterherz mit einem leichten Grinsen.
„ Ich freu mich riesig, ja.“ schielte ich sie an. „ Wann hat man schon die Möglichkeit eine heilige Bibliothek der Götter zu besuchen? Mal abgesehen davon, dass die Bücher bestimmt nicht verfälscht sind und wir einen Einblick in das frühere Leben der Götter und Teufel bekommen, wo die Welt noch in Ordnung war. Vielleicht erfahren wir auch wo sich unser Opa zur Zeit aufhält.“
„ Meinst du nicht auch, dass er sich schon gezeigt hätte, wenn er noch leben würde?“ seufzte Lucia auf. „ Ich will dir deine Hoffnung ja nicht nehmen, dass du deinen geliebten Opa eines Tages wiedersiehst. Aber bitte, versteife dich nicht zu stark darauf.“
„ Vielleicht kann er sich nicht zeigen, weil er irgendwo gefangen gehalten wird. Vielleicht hat er auch Angst davor, dass wir ihn für das was er getan hat, hassen. Oder, eventuell hat er schon Kontakt mit uns aufgenommen, nur nicht in seiner wahren Gestalt.“ vermutete ich. „ Er hat die ganze Zeit versucht uns zu beschützen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass er einfach aufgeben würde. Es kann ja sein dass er irgendwo eingesperrt ist und unsere Hilfe braucht. Vielleicht hat Kronos ihn auch verflucht und in einen Frosch verwandelt...oder so.“
„ In der Bibliothek von Kythos habe ich eine Geschichte über das Paradies gelesen, was damals existiert hatte, als Ladthaa noch nicht zum Untergang verdammt war.“ versuchte sich die Göttin daran zu erinnern. „ Es war wohl das Paradies, was die Menschen sich für das Leben nach dem Tod vorgestellt hatten. Eine Welt die die Seelen erreichen konnten, wenn sie von den Ladthaanern für würdig erachtet wurden. Nachdem Ladthaa fiel, wurde daraus eine Art Gefängnis, für Rebellen und Götter die sich Kronos widersetzten.“
„ Eden.“ meinte Misaki. „ Ich erinnere mich daran, dass Tartaros uns mal davon erzählt hatte. Diese Welt wurde von dem Licht der Kythosianer und der Dunkelheit der Ladthaaner aufrecht gehalten und mit Leben gefüllt. Nun wo es die Ladthaaner nicht mehr gibt, gibt es auch Eden nicht mehr. Diese Welt bekommt zwar immer noch das Licht der Götter zu spüren, aber trotzdem fällt Eden in sich zusammen.“
„ Ja genau.“ stimmte Lucia ihm zu. „ Die Götter haben schon einiges ausprobiert, um die Dunkelheit zu ersetzen. Aber es hat nichts funktioniert. Das Paradies der Menschen ist dabei zu verschwinden.“
„ Weil das Licht nicht ohne die Dunkelheit überleben kann...“ murmelte ich.
„ Nicht nur Eden wird verschwinden.“ kam Keith plötzlich in die Küche geschlendert. „ Wenn dein Vater nicht aufwacht, wird erst Eden, dann Kythos und zum Schluss die Erde von der Bildfläche verschwinden.“
„ Dort wo Licht ist, gibt es auch Schatten und dort wo das Gute lebt, herrscht auch das Böse. Es ist ein ewiger Kreislauf, der nicht unterbrochen werden sollte. Was das für Folgen haben kann, sehen wir ja jetzt. Alles Leben wird ausgelöscht werden.“ warf Misa in den Raum.
„ Und alles nur, weil Ladthaa gefallen ist.“ flüsterte ich. „ Ob Opa wohl wusste was er da tat? Was sein Handeln für verheerende Folgen haben würde?“
„ Nein, bestimmt nicht. Sonst hätte er das niemals getan.“ glaubte Lucia Bescheid zu wissen.
„ Ich hoffe du hast recht.“ murmelte ich.
„ Mit Sicherheit hab ich recht.“
„ So Mädels, nun vertreiben wir die schlechte Stimmung und freuen uns einfach auf die erholsamen Tage, die noch vor uns liegen. Wir sollten jetzt los fahren.“ verkündete der Seelendieb.
„ Das ist eine sehr gute Idee.“ stimmten wir ihm zu.
Also machten wir uns schon kurze Zeit später auf den Weg. Dadurch das Misaki den Wagen fuhr, konnte ich es mir mit Keith und meiner Kitty hinten richtig bequem machen und noch einmal ins Reich der Träume abtauchen.
Ich fühlte mich bei ihm so geborgen und unglaublich sicher. Und dass, wo ich doch mit dem Kopf auf seinem Schoss lag und alles andere als einen ruhigen Schlaf besaß. Zumal mich sein betörender Duft und seine zärtlichen Streicheleinheiten, noch unruhiger werden ließen. Vielleicht hatte ich auch wegen ihm einen netten Traum, von dem ich nichts mehr weiß.
Aber ganz gleich wie unruhig ich war, oder wie verführerisch meine Hände auch über seine Oberschenkel streichelten, er blieb standhaft und ließ sich nicht aus der Reserve locken. Misaki allerdings blieb dabei nicht so locker. Nun, wo ihn die Angst um seinen besten Freund nicht mehr gefangen hielt und er zudem wusste, dass er nicht sterben würde, jedenfalls nicht all zu bald, meldete sich auch seine Begierde zurück. Er hatte sich selbst viel zu lange vernachlässigt und seine körperlichen Bedürfnisse ignoriert. Und nun saß ein attraktives Wesen neben ihm, die ihn nichtsahnend immer wieder am Oberschenkel berührte. Außerdem lag ich ja noch auf der Rücksitzbank und das auch noch in diesem knappen Rock, der das Blut in Wallung brachte.
Einige Stunden hielt er sein Martyrium tapfer, oder auch eisern durch. Zumal er auch nicht auf die Freundin seines besten Kumpels reagieren wollte. Oder was ich nun auch immer für Keith war. Er musste sein loderndes Verlangen unbedingt stillen, bevor er über die falsche herfiel. Gerade würde er zu gerne mit dem Prinzen den Platz tauschen und meinen Körper an seiner Stelle berühren. Wenn das so weiter ging, würde er sich noch in einen lüsternen Inkubus verwandeln. Nicht das der Fluch des Inkubus hinterher noch ansteckend war...
Jedoch brach irgendwann auch der stärkste Bulle zusammen und Misaki war da keine Ausnahme.
Natürlich ließ sich der Teufel nichts anmerken, als er den Wagen auf einen Rastplatz lenkte, ihn dort parkte und ausstieg. Seufzend streckte er sich und sah sich dann auf dem Menschenleeren Platz um.
Nun wo sich das Auto nicht mehr bewegte, erwachte ich aus meinem Schlaf und blickte mich verwirrt um.
„ Sind wir schon da?“
„ Nein, Misaki braucht bloß eine Pause.“ antwortete Keith mir .
„ Dann können wir ja endlich was essen.“ strich sich Elara gierig mit der Zunge über die Schnauze. „ Ich habe Hunger.“
„ Wann hast du denn mal keinen Hunger?“ rieb ich mir schmunzelnd die Augen.
„ Essen klingt wirklich nicht schlecht.“ flüsterte der Prinz und wickelte sich eine meiner Strähnen um den Finger.
„ Ich glaube nicht dass ihr beide dasselbe meint.“ kicherte ich.
„ Wenn es darum geht, kannst du mich auch nach Illumina bringen.“ schnurrend rieb sie ihr Köpfchen an meinen Kopf.
„ Pfff, dass hättest du wohl gern. Warum sollen nur wir die lange Fahrt überstehen müssen?“ zwickte ich ihr grienend ins Ohr.
„ Was denn? Schließlich kannst du doch schon die ganze Zeit mit deinem Lover kuscheln, während ich mich bis zum Abend gedulden muss.“ knurrte sie mich an. „ Oder meinst du etwa, ich hätte als Ausgleich mehr Spaß als du?“
„ Das wage ich zu bezweifeln.“ mischte sich Keith ein.
„ Na, ich weiß ja nicht.“ kicherte ich.
„ Wie war das?“ knurrte mich nun der nächste an.
„ Nichts!“ ich streckte mich noch einmal und setzte mich dann hin. „ Ich habe rein gar nichts gesagt.“ schmunzelte ich.
„ Das würde ich jetzt auch sagen.“ folgte die Kitty meinem Beispiel und streckte sich genüsslich.
Kurz darauf stiegen wir aus dem Auto aus und gesellten uns zu Misaki und Lucia.
„ Wuha ist das kalt.“ bibberte ich.
„ Warum hast du auch nur so wenig an?“ schüttelte meine Schwester verständnislos den Kopf.
„ Weil es dahinten schön warm ist!“ erklärte ich ihr.
„ Schon, aber noch sind wir nicht da und du hättest dich dich ja dann umziehen können, wenn wir angekommen sind.“
„ Viel zu umständlich. Ich will meine Zeit nicht mit umziehen verschwenden.“
„ Du scheinst ja einiges vor zu haben.“ grinste mich die Göttin leicht an.
„ Natürlich und umziehen zähle ich nicht dazu.“
„ Dann musst du jetzt dadurch und frieren.“
„ Das muss ich wohl.“
Zum Glück war ja Keith da, der mich liebend gern wärmte. So eine leibeigene Heizung, die einen auch noch streicheln konnte, hatte schon was. Deshalb hielt ich mich beim Frühstück permanent in seiner Nähe auf. Der Wunsch, auch gleich im Auto wieder mit ihm kuscheln zu können, wurde mir allerdings nicht erfüllt.
„ Gleich darfst du weiter fahren, Keith.“ sah Misaki ihn an. „ Meine Konzentration lässt erheblich nach und ich möchte nicht Schuld daran sein, wenn wir einen Unfall bauen.“
„ Dann ruhe dich aus. Ich fahre weiter.“ dass war zwar nicht das, was er eigentlich machen wollte, aber er würde Misa natürlich ablösen.
„ Du hättest mehr schlafen sollen, dann wärst du jetzt auch nicht so erschlagen.“ grinste ich ihn an.
„ Ach? Wer hat mich denn nochmal wach gemacht. Ach ja, das warst du!“
„ Aber das ist doch schon ein paar Tage her. Außerdem schläft man auch Nachts und nicht Tagsüber. Also bist du eigentlich selbst schuld.“
„ Selbst schuld, so so.“ brummte er.
„ Och nun zicke nicht rum.“ kicherte ich.
„ Ich zicke gar nicht rum. Glaub mir, das würde anders aussehen.“
„ Uh, also doch die Schwule Ader? Ich wusste doch das mich mein Gefühl nicht getäuscht hat.“
Misaki sagte nichts weiter dazu, allerdings sah er mich mit einem vielsagenden, warnenden Blick an. Seine tiefen blauen hatten schon was, wenn sie so gefährlich aufleuchten, das musste ich schon zugeben.
„ Ich dachte eigentlich du hättest es inzwischen verinnerlicht, dass man Teufel besser nicht provoziert...“ sah mich nun auch Keith an.
„ Was denn? Dich provoziere ich doch auch nicht mehr.“
„ Das macht keinen Unterschied ob du nun mich oder einen anderen provozierst. Irgendwann bekommst du alles zurück, du wirst schon sehen.“
„ Ach was. Der kann das ab.“
„ Die Frage ist ja auch eher, ob du das dann auch ab kannst.“
„ ...“ schweigend betrachtete ich den Seelendieb und versuchte seine Art sich zu rächen einzuschätzen. Allerdings hielt ich es dann doch für das Beste es nicht heraus zu finden.
Ein halber Teufel war schon so anstrengend, wie war es dann erst mit einem reinem? Oder gleich mit Zweien? Ne, das wollte ich nun wirklich nicht herausfinden. Es war besser über manche Dinge nicht Bescheid zu wissen. Gerade wenn es sich dabei um 'teuflische' Geheimnisse handelte. Also konzentrierte ich mich lieber wieder auf mein verspätetes Frühstück.
„ In der Bibliothek soll es auch eine Hall of Fame geben. Mit allen wichtigen Göttern unserer Geschichte. Meinst du Vaters Statue wird da auch stehen?“ versuchte Lucia vom Thema abzulenken.
„ Wenn ich da war, wird sie da nicht mehr stehen.“ murmelte ich. „ Und seine blöde Statue wird nicht das einzige sein, was von ihm verschwinden wird. Dafür werde ich sorgen.“
„ Dafür werden WIR sorgen.“ berichtigte mich meine Schwester.
„ Ja genau.“ lächelte ich sie an. „ Übrigens soll ich euch von Rika grüßen, dass hatte ich ganz vergessen. Und dich von Lian...“ wendete ich mich Misaki zu.
„ Gefällt Lian ihr neues Zuhause?“
„ Auf jeden Fall.“ nickte ich. „ Sie geht dort allen auf die Nerven und hängt besonders Tartaros am Rockzipfel. Sie ist unheimlich frech und testet ihre Grenzen aus. Also alles beim alten, würde ich sagen.“
„ Das freut mich.“
„ Wer ist Lian?“ harkte Lucia nach.
„ Eine Freundin von mir, die ihr Leben für meines her gab.“ murmelte Misa.
„ Oh, das tut mir leid.“
„ Schon gut. Jetzt ist sie definitiv an einem besseres Ort.“
„ Wohl wahr...“ seufzte ich.
„ Wurde sie von einem Gott getötet?“
„ Ähm... ja schon. Aber wer es war, tut nichts zur Sache.“ erzählte ich ihr.
„ Es war Helios, nicht wahr?“ senkte sie betrübt die Augen.
„ Ja.“ es brachte eh nichts sie anlügen zu wollen. „ Aber ich bin mir sicher, dass irgendwo ganz tief in ihm drin, sein wahres Ich drauf wartet befreit zu werden.“
„ Mhm... wenn du dich da mal nicht täuschst.“ flüsterte sie.
„ Doch, doch. Ich weiß nicht welche Magie Kronos anwendet, um die Götter in Marionetten zu verwandeln, aber ich bin mir sicher, dass wir den Zauber aufheben können. Vater hat keine Liebe in sich, Helios aber schon.“
„ Wie kannst du nur so was sagen? Der hat vor ein paar Tagen noch versucht dich gefangen zunehmen und wollte deine Freunde vernichten. Elara eingeschlossen. Er kann keine Liebe in sich tragen.“ schüttelte Lucia ihren Kopf.
„ Hätte er keine Liebe in sich, dann wäre ihm eure Trennung egal gewesen. Aber das war sie definitiv nicht. Er wird von Kronos gesteuert. Wenn wir diese Seile zerschneiden, wird er auch wieder so sein wie früher. Davon bin ich überzeugt.“ teilte ich ihr meine Gedanken mit. „ Greife erst an, wenn du angriffen wirst, dass hatte Helios immer wieder zu mir gesagt. Er ist nicht der Typ, der sich plötzlich um 180 grad dreht und zu einem blutrünstigen Monster mutiert. Das ist gegen alles woran er geglaubt hat und gegen seine eigenen Prinzipien.“
„ Vielleicht hast du recht.“
„ Natürlich habe ich recht. Wenn Kronos erst mal seine Macht über ihn verloren hat, dann wird er auch wieder zu dem Mann werden, in den du dich verliebt hast.“
„ Danke.“ lächelte sie mich an. „ Du weißt wirklich wie man jemanden wieder aufbauen kann.“
„ Das sind halt meine Gedanken.“
„ Du lässt dich nicht mehr so einfach unterkriegen, daran sollte ich mir mal ein Beispiel nehmen.“
„ Wenn du länger in der Nähe dieser beiden Ladthaaner bleibst, dann wird dich auch nichts mehr aus der Bahn werfen können.“ lächelte ich.
„ Weil es schlimmer nicht mehr werden kann, oder wie?“ kicherte sie.
„ Nein, weil sie dich auffangen werden. Egal wie tief das Loch ist.“
„ Das hast du aber nett gesagt.“ lächelte mich Misa an. „ Dabei bist du diejenige, die einen aus dem selbst geschaufelten Grab wieder heraus zieht.“
„ Da hat er recht.“ stimmte Keith ihm zu.
„ Ein ewiges geben und nehmen. Das ist die Philosophie einer funktionierenden Freundschaft. Ihr macht es genau richtig.“
„ Ein ewiges geben und nehmen?“ wiederholte der Seelendieb ihre Worte. „ Klingt interessant.“ seine Lippen deuteten ein sanftes Grinsen an, während er mich ansah.
„ Willst du dir etwa doch mein rosa T-Shirt ausleihen?“ griente ich ihn frech an. Was er konnte, konnte ich nämlich schon lange und im provozieren war ich eine Meisterin.
„ Wie wäre es, wenn wir das im Whirlpool besprechen?“
„ Irgendwann geht das noch mal nach hinten los. Dafür brauch ich keine Hellseherin sein, um das voraus zu sehen.“ lachte die Göttin.
„ Ach was.“ wehrte ich energisch ab. „ Eine gesunde Stichelei gehört zu einer perfekten Freundschaft einfach dazu.“
„ Na wenn du meinst. Aber sage hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
„ Also, wollen wir dann mal weiter fahren?“ mischte sich Keith nun ein. „ Nicht das wir hinterher noch die Fähre verpassen.“
„ Ja, von mir aus kann es weiter gehen.“ meinte ich.
Wir aßen noch schnell auf und stiegen dann wieder ins Auto ein, wobei der Prinz nun mit Misa den Platz tauschte.
>Na toll...< dachte ich. >Warum habe ich mich nicht auf Lucia's Platz gesetzt?< und genau das gleiche fragte sich Misaki auch.
Nicht dass er nicht gern neben mir saß, aber die Versuchung wurde von Minute zu Minute immer größer und seine Zurückhaltung dementsprechend immer kleiner. Zum Glück für ihn, machte es sich Elara auf seinen Schoß richtig bequem und nicht ich.
Meine Wenigkeit konzentrierte sich lieber auf die Umgebung, die ich durch mein Fenster erblicken konnte.
Das war zu mindestens besser, als Lucia dabei zu zu sehen, wie sie sich angeregt mit Keith unterhielt und diesen ständig an tatschte. Jedenfalls sauste ihre Hand viel zu oft auf seine Beine zu. Es nervte mich und ja, ich war eifersüchtig auf sie. Es brachte ja nichts mehr dies leugnen zu wollen. Auch wenn mir diese Gefühle nicht recht waren, so waren sie doch da.
Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, dass es ihr so gut ging, oder sie sich ablenken konnte. Schließlich hatte sie sich gerade von ihrer ersten großen Liebe getrennt. Aber musste sie sich denn ausgerechnet mit Keith ablenken? Hätte es Misa nicht auch getan?
Das sich die beiden so gut verstanden versetzte mir einen tiefen Stich mitten ins Herz. Gerade weil meine Schwester wieder Single war und zudem zutiefst verletzt wurde. Sie war äußerst anfällig für die Nähe eines liebevollen Mannes, der einen das Selbstwertgefühl zurück bringen konnte und dabei half über den Ex hinweg zu kommen. Und sie sprang ganz offensichtlich total auf ihn an. Ich wusste nicht ob ich mich darüber freuen sollte oder ob die Eifersucht letztendlich siegte. Eigentlich stand es mir ja nicht zu, so heftig auf das eigentlich harmlose Gespräch zu reagieren. Schließlich wollten wir beide nichts festes und diverse Ausschweifungen waren erlaubt. Nur warum konnte ich das meinem Herzen nicht klar machen?
Zähneknirschend starrte ich aus dem Fenster und versuchte alles was sich vor mir abspielte zu ignorieren.
Ich hatte ja kein recht und auch keinen Grund dafür, eifersüchtig zu sein, dass musste ich mir nur noch oft genug einreden.
Einige Zeit ertrug ich es wirklich mit Fassung, ich war sogar von mir selbst überrascht wie ruhig ich mich gab, wo doch meine Gedanken und Gefühle Achterbahn fuhren.
Aber irgendwann war ich von mir selbst genervt, weil ich die Geschichte mit Keith viel zu nah an mich ran ließ und versuchte noch etwas zu schlafen, bevor wir mit dem Schiff übers Meer schipperten.
Allerdings war die Fensterscheibe nicht mal annähernd so weich und kuschelig wie der Schoss von Keith.
Zerknirscht versuchte ich immer wieder eine bequeme Position zu finden, was sich jedoch als ein unmögliches Unterfangen entpuppte, und so schielte ich meine Katze, ja fast schon knurrend, an. Die hatte es echt gut und ließ sich von dem Seelendieb das Fell streicheln.
Kurzer Hand griff ich meine Kitty und setzte das verblüffte Kätzchen auf die Ablage der Rücksitzbank. Auch Misaki starrte mich irritiert an, den ich gerade aus seiner Gedankenwelt gerissen hatte.
„ Hey was soll denn das?“ fauchte mich Elara an.
„ Du hast da jetzt lang genug gelegen, nun bin ich dran.“ murmelte ich und legte meinen Kopf auf seinen Oberschenkel.
„ Das ist unfair! Ich lag da als erstes!“ knurrte sie und war mit einem Satz zurück auf seine Beine gesprungen, wo sie dann versuchte ihren bequemen Platz zurück zu erobern. „ Du konntest doch die ganze Zeit mit Keith kuscheln!“
„ Der ist aber gerade verhindert!“ knurrte ich zurück und setzte meinen Wächter wieder auf die Ablage.
„ Aber da kann ich doch nichts für!“ protestierte sie. „ Sei nicht so egoistisch. Du kannst doch nicht alle guten Plätze für dich beanspruchen.“
„ Und wie ich das kann.“ murmelte ich. „ Und du willst doch heute Nacht bestimmt wieder nach Illumina, nicht wahr? Also sei nun ein braves Kätzchen und bleib da oben liegen.“
Sie fauchte mich noch einmal an und kuschelte sich dann beleidigt an die Schulter des Teufels.
„ Kommt ihr klar?“ drehte sich Lucia dann zu uns um.
„ Ja sicher.“ meinte ich bloß.
„ Dann ist ja gut.“
Misa's Schoss war auf alle Fälle viel bequemer als die blöde Fensterscheibe und so würde ich das rum geturtel von Keith und meiner Schwester bestimmt ignorieren können. Zumal Misaki anfing mir zärtlich über meinen Arm zu streicheln, damit half er mir dabei, meine innere Ruhe wiederzufinden.
Leider war der Seelendieb nicht ganz so ruhig und auch bei Keith stieg eine gewisse Unruhe auf.
Der Prinz beobachtete das Treiben durch den Rückspiegel und das Misa mich nun streichelte, ging ihm gehörig gegen den Strich. Überhaupt, dass ich schon wieder mit dem Teufel kuschelte und das nach meinen ständigen Provokationen, konnte irgendwann kein gutes Ende mehr nehmen. So sah Keith das jedenfalls. Und das Verhalten seines Kumpels verstärkte diesen Verdacht. Eigentlich war es nur fair, dass Keith auch mal von der Eifersucht heimgesucht wurde. Schließlich passierte mir das auch ständig, nämlich immer dann wenn er sich mit Lucia unterhielt. Wenn man es mal genau betrachtete war es irgendwo total dämlich. Da waren zwei 'Menschen' die sich eigentlich liebten und schon so was wie eine 'Beziehung' hatten und doch finden sie nicht den Mut um das Band zu verfestigen. War das nicht traurig? Aber so war das nun mal, wenn man keine Ahnung hatte, wie tief und fest die Gefühle des anderen waren. Wir verhielten uns wie unreife Teenager, die Angst davor hatten zu ihren Gefühlen zu stehen. Wer nicht wagt kann nicht gewinnen, so hieß es ja so schön, aber im Umkehrschluss konnte man auch nichts verlieren wenn man nichts wagte...
Misa selbst sah wieder aus dem Fenster und versuchte das Wissen zu verdrängen, dass ich ihm gerade so gefährlich nah kam. Das sein gesamter Körper auf meine Wärme reagierte und total darauf abfuhr. Er sich just in diesem Moment nichts sehnlicher Wünschte, als mal wieder zum Schuss zukommen.
Meine Kleidung störte ihn unterbewusst, er wollte viel lieber meine weiche Haut berühren. Also wanderte seine Hand von meinem Arm runter und streichelte über meine Hüfte, ertastete meinen Rücken und schob seine Hand dann wieder zu meinem Becken hin. Ich bekam davon schon gar nichts mehr mit, da ich eingeschlafen war. So verging die Zeit ja auch viel schneller.
Der Seelendieb vertiefte sich wieder in seine Gedanken und verfolgte eine erotische, verdammt heiße und eigentlich verbotene, bildliche Vorstellung in seinem inneren Kino.
Eigentlich wollte er mich schon vom ersten Moment an spüren. Das war so was wie ein ungeschriebenes Gesetz, dass sich das Dunkle unglaublich stark zu dem Licht hingezogen fühlte, dieses spüren und besitzen wollte. Zumal einen das Verbotene ja eh wie magisch anzog und es war unfassbar schwer sich diesem von Mutter Natur verliehenen Zwang zu entziehen. Selbst Misaki's Selbstbeherrschung sang langsam aber sicher auf den Nullpunkt... Warum war er auch so blöd und stellte sich noch diese äußerst erregende Szene vor, die nicht nur sein Blut zum kochen brachte. Nebenbei untermalte er seine Vision ja auch noch damit, dass er mich berührte und immer weiter abdriftete und die Realität um sich herum völlig ausblendete.
Doch gerade als Misaki seine Finger unter mein Shirt gleiten ließ, kam der Wagen mit quietschenden Reifen zum stehen. Durch diese scharfe Bremsung, wäre ich beinahe in den Fußraum gefallen, wenn Misaki mich nicht Geistesgegenwärtig an sich gepresst hätte. Elara krallte sich erschrocken an Misa's Schulter fest und konnte so einen Sturz gegen die Windschutzscheibe verhindern. Dafür fiel sie mir auf den Kopf.
„ Autsch!“ seufzten wir drei von der Rücksitzbank gleichzeitig.
„ Was ist passiert?“ bat der Seelendieb dann um eine Antwort.
„ Da war eine Katze.“ knurrte Keith bloß und stieg dann aus.
Erst als ich den Kopf wieder anhob bemerkte ich, dass wir auf einem Rasthof standen.
„ Eine Katze?“ harkte ich irritiert nach. „ Wo denn?“
„ Tut mir leid, Misaki.“ blickte mein Wächter ihn entschuldigend an. „ Ich wollte dich nicht aufschlitzen.“
„ Schon ok. Hauptsache dir ist nichts geschehen.“ tätschelte er ihren Kopf.
Vermutlich hatte ihn Keith zur richtigen Zeit aus seinen Gedanken gerissen, da er selbst nicht wirklich mit bekam, wie weit seine Streicheleinheiten letztendlich gingen, oder gegangen wären, wenn man ihn nicht unterbrochen hätte. Jedoch ließ er sich nichts von seinem Verlangen anmerken und gerade war ich viel zu erschrocken, als dass ich auf die Reaktion seines Körpers hätte achten können.
Gähnend heilte ich seine Kratzer bloß und stieg dann auch aus, dicht gefolgt von meiner Katze und Misa.
„ Geht es der Katze gut?“ raste Elara einmal ums Auto herum.
„ Ja, ich habe sie noch rechtzeitig sehen können.“ brummte der Prinz. „ Ich gehe mir einen Kaffee holen, will noch jemand einen?“
„ Ja, gerne.“ diese Antwort erhielt er von allen, außer natürlich von meiner Kitty.
„ Das hast du sehr gut gemacht.“ strahlte Elara ihn an. „ Du bist der Held des Tages.“
„ Ja, ganz toll.“ meinte er nur und ging dann zu der Raststätte hin.
„ Alles ok?“ folgte Misa ihm. „ Soll ich wieder fahren?“
„ Nein, das ist nicht nötig und ja, es ist alles bestens.“
„ Ja, das merkt man...“ schmunzelte der Seelendieb.
„ Aber so viel dazu, dass du nicht mehr auf sie stehst.“ platzte es dann doch aus ihm heraus.
„ Wieso? Ich stehe wirklich nicht mehr auf sie.“
„ Ich bin doch nicht blind! Hätte ich dich weiter machen lassen, hättest du sie doch gleich auf der Rücksitzbank genagelt.“ maulte er.
„ Ok ok.“ strich er sich seufzend durchs Haar. „ Vielleicht ist es da kurzzeitig mit mir durchgegangen.“ gab er zähneknirschend von sich. „ Kommt nicht wieder vor.“
„ Kurzzeitig mit dir durch gegangen? Ist der Nymphomane in dir erwacht, oder was?“
„ Könnte man so sagen, ja. Jetzt wo ich meinen Kopf wieder frei hab.“
„ Dann kralle dir gefälligst eine andere, aber lass deine Finger von Risa!“
„ Keine Sorge, ich sagte doch bereits, dass es nicht nochmal vorkommen wird.“ murmelte er.
„ Ich nehme dich beim Wort.“
„ Ja, das kannst du auch.“
Etwas beruhigter holte Keith vier Becher voll mit dampfenden Kaffee und dann gesellten sie sich wieder zu uns.
„ Nicht mehr lange und wir erreichen den Hafen.“ erzählte uns der Prinz. „ Wenn wir das andere Ufer erreicht haben, ist es nicht mehr so weit.“
„ Gott sei dank. So langsam ist es echt anstrengend so lange zu sitzen.“ seufzte Lucia.
„ Das stimmt.“ nickte ich. „ Ich bin noch nie mit einem Schiff gefahren, ich hoffe ich werde nicht Seekrank.“
„ Ach was. Das wirst du schon ab können.“ lächelte mich mein Schwesterherz an.
„ Ich hoffe es.“
„ Ach na klar.“
Die nächste Pause machten wir erst, als wir nach wenigen Stunden den Hafen erreichten und darauf warteten, das wir mit dem Auto auf das Schiff fahren durften. Das schlimmste hatten wir somit überstanden und nun war es auch nicht mehr weit bis zu unserem Ziel.
Das Rauschen des Meeres und die schreienden Möwen zu hören, hatte eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich. Vielleicht war ich in meinem früheren leben ja mal eine Nixe, oder so was ähnliches. Und nun hatte ich auch keine Angst mehr davor, dass ich Seekrank werden könnte, ganz im Gegenteil ich freute mich schon tierisch darauf 1,5 Stunden mit dem Boot über das Meer zu schippern. Ich konnte es kaum noch erwarten und war so aufgeregt wie ein kleines Kind, als es endlich weiter ging und wir an Bord gingen.
Unser Urlaubsort lag auf einer Insel, mitten im Meer, die von einem unterirdischen Vulkan mächtig eingeheizt wurde. Dieser war auch der Grund für die unzähligen heißen Quellen, die die Hotels auf dem Stückchen Land für sich beanspruchten und mit ihnen ihre Gäste zu sich lockten.
Ungeduldig wartete ich an Deck darauf dass es endlich los ging und hielt strahlend nach großen Meerestieren aus schau. Vielleicht hatte ich ja Glück und bekam einen Wal oder Delphine zu Gesicht. Wäre das nicht einfach Traumhaft?
Nebenbei genoss ich die angenehme Wärme, die uns die Sonne hier schenkte und ließ meinen erhitzten Körper von der Meeresbrise wieder abkühlen.
Die ganze Atmosphäre war einfach super. Das Meer, die Sonne, der strahlend blaue Himmel, die singenden Möwen und das Rauschen des Meeres. Einfach Klasse.
Und dann setzte sich das Schiff endlich in Bewegung und ließ sich von den sanften Wellen Richtung offenes Meer treiben. Natürlich war meine Freude nun auf dem Höchstpunkt angekommen. Ich atmete die salzige Luft mit geschlossenen Augen ein und seufzte glücklich. Dieser Urlaub war jetzt schon perfekt, dabei hatte er noch nicht mal richtig angefangen.
„ Hier steckst du also.“ lehnte sich Keith neben mir an das Geländer und ließ seinen Blick über das Meer schweifen.
„ Es ist so schön hier.“ quiekte ich. „ Meinst du wir bekommen noch ein paar Delphine zu Gesicht?“
„ Ja, wer weiß. Möglich wäre es jedenfalls.“
„ Das wäre wirklich klasse.“ verstrahlte ich hier jeden mit meiner guten Laune.
„ ...“ lächelnd betrachtete er mich seitlich.
„ Was ist?“ fragte ich ihn nach einigen Minuten.
„ Nichts.“ antwortete er mir noch immer lächelnd und zog mich gleichzeitig näher zu sich hin. „ Rein gar nichts.“
„ Deshalb starrst du mich auch die ganze Zeit an, ja? Machst du dich etwa Lustig über mich, oder wie?“
„ Ich doch nicht.“
„ Nein, wie komme ich da nur drauf.“ lächelte ich leicht und lehnte mich dann an ihn.
„ Ich weiß auch nicht.“ flüsterte er.
Jetzt konnte es wirklich nicht mehr schöner werden. Ich blickte über das weite Meer, spürte die Sonne auf meiner Haut, hörte dem Rauschen des Wassers zu und nebenbei konnte ich mit Keith kuscheln. Es war fast schon zu schön um wahr zu sein. Oder vielleicht war es auch die Ruhe vor einem gewaltigen Sturm. Wobei ich letzteres wirklich nicht hoffen wollte.
„ Alle Augen gen Steuerbord, wenn ihr die Fontäne eines riesigen Blauwals erblicken wollt.“ ertönte plötzlich die Stimme des Kapitäns aus den Lautsprechern. „ Für alle Landraten, Steuerbord heißt auf der rechten Seite des Schiffes!“
„ Blauwale??“ jubelte ich. „ Wo? Wo?“ eilig lief ich auf die andere Seite des Schiffes und betrachtete die majestätischen Ungeheuer, wie sie beinahe durchs Wasser tanzten. „ WOW!!“
„ Siehst du. Das sind zwar keine Delphine, aber trotzdem sehenswert.“ schaute sich der Prinz das Spektakel an. „ Beeindruckend.“
„ Und wie!“ strahlte ich bis über beide Ohren.
Die Wale wühlten das Wasser gewaltig auf und ließen dicke Wellen gegen das Schiff prahlen. Aber so schnell wie sie auftauchten, genauso schnell tauchten sie auch wieder ab. Aber ein Blick darauf zu werfen, hatte sich alle Male gelohnt.
Etwa eine Stunde später saßen wir wieder im Auto und warteten darauf, das Boot wieder verlassen zu können.
Ungefähr genauso lange dauerte die Fahrt bis zu unserem Hotel hin, doch als wir da ankamen, war die lange anstrengende Reise wie weg geblasen.
Überall standen Palmen, blühten wunderschöne Blumen und Büsche und die Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin. Ich wusste gar nicht was ich als erstes machen wollte, außer mir mein Zimmer anzusehen.
„ Was machen wir denn mit dir, Elara? Ich glaube nicht das Haustiere erlaubt sein werden.“ überlegte Misaki.
„ Doch sind sie.“ berichtigte Lucia ihn. „ Ich habe auf der Internet Seite gelesen, dass sie auch ein Paradies für die Vierbeiner haben. Für die Leute die nicht mehr ohne ihre Haustier leben können.“ grinste sie mich an.
„ Und das nötige Kleingeld haben, ja?“ verschränkte ich die Arme vor die Brust.
„ Billig ist dieses Hotel auf jeden Fall nicht.“ meinte Keith. „ Allerdings machen sie Sonderpreise für Schulen und derartige Einrichtungen.“
„ Oh na toll. Dann kann es uns passieren, dass wir den Pool mit einem Kindergarten teilen müssen, oder wie?“ motzte der Seelendieb.
„ Ich finde das nicht schlimm.“ lächelte ich. „ Aber ich glaube kaum das ein Kindergarten hier Urlaub machen würde. Dafür sind die Kinder definitiv noch zu klein.“
„ Weiß du Risa. Ich glaube du solltest langsam sesshaft werden.“ blickte mich meine Schwester ernst an.
„ Was?“
„ Ja natürlich. Gib doch zu das du ein eigenes Kind haben willst.“ grinste sie mich wieder frech an.
„ Vielleicht möchte ich das. Aber jetzt noch nicht.“ murmelte ich und legte meine Katze an
die Leine.
„ Gut finde ich das nicht.“ knurrte sie mich an.
„ Es ist ja nur solange bis wir auf unserem Zimmer sind.“ versuchte ich sie zu beruhigen.
„ Na gut.“
Gemeinsam schlenderten wir dann in das Gebäude und wurden auch gleich von zwei netten Damen begrüßt, die uns nicht nur unsere Zimmer zeigten und uns bei der Rezeption behilflich waren, sondern meine Kitty auch noch ins Animal Paradies führten.
>Wow.< sah sie sich begeistert um und stürzte sich gleich auf die erste mechanische Maus die an ihr vorbei lief.
Diese Räume hier hatten alles was das Katzenherz begehrte. Von Mäusen über Vögel, von Kratzbäumen bis hin zu weichen, flauschige Kissen, auf denen sie sich ausruhen konnten. Außerdem liefen hier drei Menschen rum, die sich fürsorglich um die Vierbeiner kümmerten. Mit ihnen spielten, sie fütterten und sie stundenlang streichelten.
„ Oh bist du aber niedlich und eine unglaublich elegante Katzendame.“ strahlten die drei meine Kitty an. „ Du bist ja so putzig!“
„ Miau!“ funkelten Elara's Augen glücklich.
„ Ich glaube hier wird sie sich wohl fühlen.“ kicherte ich.
„ Das denke ich auch.“ stimmte mir Lucia zu.
„ Wie heißt die Katze denn und hört sie auf ihren Namen?“
„ Elara heißt sie und ja, sie sollte eigentlich auf den Namen hören.“
„ Welch schöner Name und er passt perfekt.“
„ Wollen wir uns nun den Zimmern zuwenden? Damit die Herrschaften sich von der langen Reise erholen können?“
„ Ja gerne.“ nickten wir.
Auch die Zimmer spiegelten die erhobene Preisklasse wieder. Sie waren modern eingerichtet, besaßen ein geräumiges Bad und auch die Hygiene ließ keine Beanstandungen zu.
„ Wow...“ sah ich mich begeistert um. „ Hier sind sogar kleine Aufmerksamkeiten.“ deutete ich auf die Schokolade hin, die auf unserem Kissen lagen.
Die Minibar war bis oben hin gefüllt und in den Schränken befanden sich Strandtücher, Bademäntel und kleine Tuben zum Duschen und Haare waschen.
„ Ich kann die Kirche von hier aus sehen!!“ rief ich begeistert und stürmte auf unseren Balkon. „ Die Antworten auf all unsere Fragen sind zum greifen nah!“
„ Ja, bald sind wir am Ziel unserer Träume angelangt.“ vernahm ich plötzlich Lucia's Stimme vom Nachbar Balkon. „ Ich spüre förmlich wie die Wahrheit nach uns ruft.“
„ Das ist großartig! Einfach großartig!“ freute ich mich. „ Bald wird alles gut werden.“
„ Das wird es.“
„ Was ist denn das für eine Statue?“ von unseren Standpunkt aus hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf den prächtigen Garten und inmitten dessen, stand ein wunderschönes Abbild von einem Liebespaar.
Verstohlen blickte ich mich, da ich niemanden entdecken konnte, der mich enttarnen könnte, nahm ich meine Göttergestalt an und sprang von unserem Balkon runter, um mir die Statue näher ansehen zu können.
„ Bist du denn von allen guten Geistern verlassen??“ schlug meine Schwester erschrocken die Hände über den Kopf zusammen. „ Dieses Kind...“
Inzwischen stand ich schon vor dem Paar und begutachtete es neugierig. Sie sahen unwahrscheinlich glücklich aus und blickten sich lächelnd in die Augen.
„ Wie ich sehe hast du unser Meisterwerk bereits entdeckt.“ jagten mir zwei ältere Damen einen riesigen Schrecken ein. Zum Glück hatte ich bereits meine menschliche Gestalt wieder angenommen.
„ Ähm ja...“ wo kamen die nur plötzlich her? „ Wer sind die beiden?“
„ Das sind Yuki und Angel.“ meinte die eine. „ Zwei junge Leute, die vor Jahrhunderten auf dieser Insel lebten. Ihre Liebesgeschichte hat die Beiden unsterblich gemacht.“ sagte die andere.
„ Würdet ihr mir die Geschichte erzählen?“ sah ich die Damen abwechselnd an. „ Bitte!“
„ Aber natürlich, mein Kind.“ nickten sie. „ Es begann vor vielen vielen Jahren, als diese Insel noch von einigen Völkern regiert wurde. Untereinander waren sie verfeindet, aber niemand fügte dem anderen schaden zu. Denn das würde der Gott des Vulkans, Vulkano, nicht dulden.“
„ Vulkano?“ überlegte ich. „ Nie was von gehört.“
„ Er war ein übler Zeitgenosse, aber dafür spendetet er den Menschen wärme, fruchtbaren Boden und beschütze sie vor Naturkatastrophen und Ausbeutern. Aber dafür verlangte er eine Opfergabe. Andernfalls würde er den Vulkan ausbrechen lassen und die gesamte Insel würde im Meer versinken.“
„ Das klingt eher nach einem Teufel.“ murmelte ich.
„ Die Menschen respektierten und fürchteten ihn. Sie taten was er sagte, wenn er etwas sagte und gehorchten ihm, bis zu jenem Tag.“ sprach die Frau in einer verhängnisvollen Tonlage. „ Vulkano suchte sich alle zehn Jahre ein Mädchen aus, was er zur Frau nehmen wollte und mit in sein Reich nahm. Und dieses Mal sollte es Yuki treffen. Die Tochter von einem der Häuptlinge. Sobald sie achtzehn Jahre alt war, würde er wiederkommen und sie mit sich nehmen.“
„ Och die Arme.“ fühlte ich mit ihr.
„ Sie wusste dass sie ihrem Schicksal nicht entkommen konnte. Denn an ihrem Oberschenkel hatte sie das Stigma von dem Gott. Sein Zeichen, was allen Männern zeigen sollte, dass sie ihm gehörte. Und dennoch kam, was kommen musste. Sie verliebte sich in Angel. Einem jungen Mann von einem Stamm, was ganz in der Nähe von ihrem lebte. Sie hassten sich alle, nur diese beiden jungen Leute nicht. Sie trafen sich heimlich und verliebten sich schließlich ineinander.“
„ Aber diese Liebe stand unter keinem guten Stern. Sie sollte dem Vulkan geopfert werden und er war mit einer Häuptlingstochter verlobt. So wollte sein Vater Frieden mit einem anderen Stamm schließen und sein Reich weiter ausbauen. Für die beiden frisch verliebten gab es also kein Happy End. Und doch...“
„ Haben sie sich gegen Vulkano und seinem Vater gestellt. Sie wollten um ihre Liebe kämpfen und wenn es sein musste, bis an ihr Lebensende.“
„ Als der Gott dann kam, um seine Verlobte abzuholen, stellte sich ihm Angel in den Weg und bat ihn darum Yuki frei zu geben. Er war bereit für seine Liebe sein Leben herzugeben. Denn ein Leben ohne sie, kam für ihn nicht in Frage. Er kämpfte einen einsamen Kampf und es sah wirklich nicht gut aus für ihn. Doch dann geschah das Unmögliche.“
„ Alle Bewohner der Insel, die seit beginn an verfeindet waren, taten sich zusammen und unterstützen ihn im Kampf um sein Glück. Somit zogen sie sich die unbändige Wut von Vulkano auf sich und hätten diese auch zu spüren bekommen, wenn der Göttervater höchstpersönlich, nicht so gerührt über den plötzlichen Zusammenhalt der Menschen gewesen wäre und sie vor der völligen Zerstörung bewahrte.“
„ Der Göttervater?“ harkte ich mit einem Kloß im Hals nach.
„ Ja.“ nickten die Damen gleichzeitig. „ Er verwies Vulkano in seine Schranken und hielt selbst seine schützenden Hände über diese Insel. Um ihn zu ehren, haben sie eine Prachtvolle Kirche errichtet und arbeiteten seither miteinander und nicht gegeneinander. Diesem Paar und ihrem Mut haben wir es zu verdanken, dass wir nicht länger die Sklaven von Vulkano sind. Mit dieser Statue danken wir ihnen und erinnern die Menschen daran, wie wichtig es ist um sein Glück zu kämpfen. Hier an diesem Ort, wo sich das Schicksal wendete und die Tyrannei von Vulkano endete.“
„ Der Göttervater höchstpersönlich soll dafür gesorgt haben?“ ich versuchte mir meine Verachtung nicht anmerken zu lassen, aber eigentlich konnten sie nur von Kronos sprechen. Allerdings ließ ich die Zeit außer acht, die seither ins Land gezogen war. Denn eigentlich meinten sie nicht meinen unfähigen Erzeuger sondern:
„ Granas war es, der uns ein besseres Leben schenkte. Für uns wird es keinen anderen geben. Egal was die Religionen besagen, wir folgen demjenigen, der es würdig ist.“
„ Granas...“ wiederholte ich den Namen erstaunt. „ Ja, es gibt keinen würdigeren Gott, der es wert ist angebetet zu werden.“ lächelte ich. „ Keinen anderen...“
Tag der Veröffentlichung: 07.07.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Kapitel einer lieben Leserin, die mich auf eine ausgezeichnete Idee gebracht hat. Bin mal gespannt ob sie ihre Idee wiedererkennt ^-^