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Kapitel X. Ein Tag aus dem Leben von Keith



Ich verlor das Licht, die Hoffnung. Ihr glaubt Ladthaa erging es schlecht? Dann hättet ihr die tiefen meiner Seele mal sehen müssen. Ich wollte nicht mehr leben, nicht ohne sie. Mich hielt bloß mein Verlangen nach Rache am Leben. Ich wollte jenen Bastard vernichten, der meine Freundin auf den Gewissen hatte und dann, sollte mein Weg in den Armen von Rika enden. Selbst wenn das bedeutete, das ich sterben musste. Wer wollte schon in einer Welt ohne Liebe leben? Ohne Chance darauf glücklich werden zu können. Ich jedenfalls wollte das nicht. Und da konnte auch der Fluch des Inkubus nichts dran ändern. Ich hätte auch niemals gedacht, dass mich dieser Fluch von dem erbärmlichen Phantom übrhaupt treffen konnte. Das er mächtig genug war um den Prinzen der Teufel zu verfluchen, ich war überzeugt davon, dass nichts geschehen würde. Aber da hatte ich mich wohl maßlos überschätzt und die Fähigkeiten des Phantoms unterschätzt.
Ich verwandelte mich nach 666 Stunden in einen Inkubus. In ein Sex besessenes Monster, was nur überleben konnte, wenn er die Nähe der Frauen spürte. Wenn er all die Dinge tat, denen ich mich entzogen hatte. Und dass schon seit langen, einsamen und kalten sechs Jahren.
Dieser Fluch stellte mein Leben völlig auf den Kopf und weckte Gefühle in mir, die mich zur Weißglut trieben. Misaki's blöde Sprüche machten die Sache dabei auch nicht besser...
" Ein Inkubus..." sah er mich grienend an. " Wirklich...nett. Die Hörner stehen dir und der Teufelschweif erst mal..."
" Halt deinen Mund, du Penner!" fuhr ich ihn erbost an. " Ist dir überhaupt klar, was das für mich nun bedeutet? Ich muss mit irgendeiner dahergelaufenen Schlampe vögeln um nicht zu sterben! Ich weiß wirklich nicht was daran so witzig sein soll!!"
" Ist ja gut, du hast recht. Tut mir leid." entschuldigte er sich bei mir. " Tja und nun?"
" Was weiß ich denn??" wütete ich. " Wir müssen diesen Fluch brechen, bevor ich die Kontrolle über mich verliere. Das sollten wir doch wohl hin kriegen."
" Und wenn nicht? Du willst doch nicht wirklich sterben, oder?"
" Natürlich will ich jetzt noch nicht sterben. Nicht solange Thanatos unbestraft vor sich hin gammelt."
" Dann wird es zwangsläufig darauf hinaus laufen, dass du mit einer anderen schlafen musst."
" Niemals!" knurrte ich ihn an. " Wir werden den Fluch brechen, ehe der Inkubus in mir die Kontrolle übernehmen kann."
" Na, wenn du meinst." Misa war da jedenfalls nicht so überzeugt von.
Und letztendlich sollte der Seelendieb auch Recht behalten. Der Fluch des Inkubus wurde nicht häufig ausgesprochen, da nur Phantome in der Lage waren einem damit zu verfluchen. Und diese sah man nur sehr selten auf der Erde. Und ich hatte natürlich das wahnwitzige Vergnügen auf einen zu treffen. Das war ungefähr so, als würde man gegen den einzigen Baum fahren, der sich auf einer hundert Kilometer langen Strecke befand.
Aber nun war es nicht mehr zu ändern. Das Kind war in den Brunnen gefallen, verhedderte sich dort an einem Stein und kam nun nicht mehr von allein raus.
Ich vergeudete meine gesamte Zeit damit, irgendetwas über den Fluch heraus zu bekommen. Und das ohne jeglichen Erfolg. Nebenbei wurde das Verlangen von Tag zu Tag immer unerträglicher. Drängte mich dazu, die erlösenden Arme einer jungen Frau zu suchen. Jedoch wollte ich mich nicht ergeben. Ich schloss mich zuhause ein, wo keine weiblichen Reize auf mich lauerten und studierte ein Buch nach dem anderen. Nun wusste ich zwar, wie ich jemanden in einen Fliegenpilz verwandeln konnte und den Fluch hinterher wieder brach, aber wirklich weiter brachte mich das nicht.
Die Sorge um mich wuchs bei meinerm besten Freund von Stunde zu Stunde immer weiter an.
" Nun komm schon, Keith!" plapperte Misaki auf mich ein. " Du wirst noch eingehen, wenn du dich weiter dagegen wehrst."
" Das ist mir egal. Ich werde mit keiner anderen schlafen, dann sterbe ich lieber!" inzwischen waren schon sechs Tage vergangen und mein Körper näherte sich rasend schnell dem Ende zu.
" Verdammt, Keith! So kann das doch nicht weiter gehen, du musst etwas unternehmen!"
" Keine Lust."
" Keine Lust? Und das aus dem Munde eines Inkubus, ich werd nicht mehr." schlug der Seelendieb die Hände über den Kopf zusammen. " Wie sieht denn das eigentlich aus, könnte dich ein Mann auch erlösen?"
" Mit Sicherheit nicht." kassierte er bitterböse Blicke von mir.
" Ich frag doch nur. Hätte ja sein können." seufzte er.
" Mach dir keine Sorgen, ich komme schon klar."
" Ja, wenn dass mal so wäre." murmelte der Seelendieb.
" Ich werd es schon überleben."
" Oh ja, das wirst du und wenn ich höchstpersönlich dafür sorgen werde." murmelte der Kerl und verließ mein Zimmer.
" Mhm."
Vermutlich hätte er mich mit einem leichtbekleideten Mädel in mein Zimmer eingeschlossen und einfach abgewartet, bis der Inkubus in mir die Kontrolle über meinen Körper übernehmen würde und mir somit das Leben rettete.
Allerdings kam ihm mein Verlangen zuvor, was mich schon einen Tag später aus meinen Zimmer lockte.
Ich konnte mich nicht dagegen wehren, mich meiner Sehnsucht nicht entziehen. Mir war noch nicht ganz klar, was ich mit meinem Ausflug bewirken wollte. Aber der Anblick der ganzen Frauen und ihrer weichen Haut, verbesserte meinen Zustand nicht gerade. Ganz im Gegenteil, es wurde immer schwieriger die Kontrolle zu behalten.
Schließlich stürzte ich, bei meiner Flucht vor den unglaublich erregenden weiblichen Sterblichen, über einem Wald ab und blieb bewusstlos liegen.
Das Leben was mir zur Zeit noch gehörte, hing buchstäblich an einem seidenen Faden.
Und dann kamen Patty und Hanon auch noch auf mich zu gerast. Ausgerechnet Kinder. Wirklich, ich versuchte zurück zu schwanken, versuchte mich verzweifelt in den Griff zu bekommen. Aber es gelang mir nicht, der Fluch war stärker und forderte meine Willenskraft immer mehr ein.
Ich weiß nicht was geschehen wäre, wenn mich Risa nicht aufgehalten hätte. Nun gut, vermutlich hätte ich mir Patty schmecken lassen, aber dass wollte und konnte ich mir nicht vorstellen. Das ging viel zu weit.
Zum Glück hatte die Göttin wenigstens die Mädels weg geschickt. Auch wenn mir Risa definitiv zu nahe kam und mir meinen rest Verstand, wenn überhaupt noch was da war, auch noch nahm.
Leichtfertig spielte sie ein Spiel mit mir, was sie von vornerein nicht gewinnen konnte. Sie fühlte sich sicher? Dann hatte sie scheinbar gar keine Ahnung davon, welchem Teufel sie hier gegenüber stand. Nicht mal eine noch so starke Göttin war in der Lage dem Scharm eines Inkubus zu wiederstehen. Risa hatte einfach wahnsinniges Glück, dass ich nicht über eine andere herfallen wollte, andernfalls würde sie jetzt schon mir gehören. Jedoch wollte ich mich dem Fluch nicht ergeben. Ich war stärker... das zu mindestens versuchte ich mir einzureden.
Alerdings hatte ich da die Rechnung ohne die aufdringliche Dame gemacht, die es sich in den Kopf gesetzt hatte mich zu retten, oder zu erlösen und dieses um jeden Preis auch durch ziehen wollte.
Sie war unglaublich mutig, oder Lebensmüde, dass sie einem Inkubus so nah kam. Unbewusst gab sie mir genau das, was ich brauchte: Die nähe zum anderen Geschlecht.
Ich spürte wie meine Energie den Weg zu mir zurück fand und es mit jeder ihrer Berührungen, ein stückchen weiter Berg auf ging.
Sie war die erste die mir in diesem Zustand so unglaublich nah kam und auch die letzte, die ich spüren sollte.
Ich wusste, dass ich mich nicht mehr lange im Griff haben würde, wenn ich weiter in ihrer Nähe blieb.
Und ich wollte keineswegs über sie herfallen. Also setzte ich mich in Bewegung und wankte vor mich hin.
„ Ich kann dich so nicht gehen lassen. Du wärst eine Gefahr für die ganze Frauenwelt.“
meinte sie und folgte mir. „ Bald wird sich dein Instinkt ums Überleben kümmern und dann ist es dir egal mit wem du schläfst.“
„ Ich werde es nicht so weit kommen lassen…geh endlich.“
„ Willst du unbedingt sterben?“
„ Selbst das ist besser…als über eine a-andere herzu-fallen…“ ich war völlig erschöpft.
„ Aber wenn du stirbst, kannst du deine Freundin nicht mehr wieder sehen…“
„ Hm….das ist nicht dein…Problem…verschwinde…lass mich in Ruhe…“
„ Aber selbst wenn du dich die ganze Zeit zusammen reißen könntest, würdest du doch irgendwann daran verrecken. Und dass möchtest du doch bestimmt nicht, oder?“
„ …“
Seufzend griff sie nach meinem Arm und lehnte sich diesen über die Schulter.
„ Ah…“ stöhnte ich leise auf. „ Nicht…ich…“
„ Halt endlich deinen Mund. Ich werde dir helfen und damit Basta. Und falls du auf den Gedanken kommen solltest, mich in eine dunkle Ecke zu zerren, werde ich mir zu helfen wissen.“
„ Ach ja…?“
„ Ja. Und nun hör auf dich dagegen zu wehren. Du kannst nicht gewinnen. Schreib dir das hinter die Ohren.“ knurrte Risa.
„ …“ gab ich mich schließlich geschlagen.
Ich riss mich die ganze Zeit über arg zusammen, dennoch konnte ich nichts daran ändern, dass sich mein Teufelsschweif besitzergreifend um ihre Hüfte schlang. Mein Körper wollte sie schon nicht mehr her geben und ich war mir sicher, dass ich bald schon nicht mehr in der Lage dazu war, von ihr abzulassen.
„ Verzeih…ich…“ begann ich mich zu entschuldigen.
„ Schon ok…halte noch ein bisschen durch wir sind gleich da.“
„ Ich… weiß nicht wie lange ich das noch aushalten kann…“
„ Da vorne ist es. Ich kann das Heim von hier aus schon sehen.“
Ausgerechnet das Heim... selbst in meiner verfluchten Gestalt verband ich dieses Gebäude mit guten und schlechten Erinnerungen.
Rika lebte und arbeitete hier, bevor wir zusammen kamen und sie zu mir zog. Hier hatte ich sie kennen und lieben gelernt. Und nun schleppte mich auch noch ein Mädel hier hin, das ihr so wahnsinnig ähnlich sah. Eigentlich war Risa ja selbst schuld, warum musste sie mich auch unbedingt retten wollen? Das ich ihrer Nähe nicht lange widerstehen konnte, war doch eigentlich klar, oder? Ja, genauso sah ich das auch.
Seufzend gab ich meinem Verlangen nach und war mit wenigen Schritten bei ihr. Gerade als sie sich wieder zu mir umdrehen wollte, stieß ich sie schon gegen die Wand und drückte mich von hinten an sie.
„ Heee!!“ schrie Risa erschrocken auf. „ Ich sagte doch dass ich NICHT der Hauptgang bin!“
„ Hmm…du schmeckst einfach nach mehr…“
„ Verdammt…“
Die Göttin windete sich so lange in meinen Armen hin und her, bis sie sich zu mir umdrehen konnte und verpasste mir dann auch noch eine schmerzhafte Kopfnuss, worauf ich sie verdutzt los ließ.
„ Argh! W-Was sollte das denn??“
„ Das fragst du noch? Ich erinnere mich nicht daran dir grünes Licht gegeben zu haben. Ich lasse mich nicht von jedem daher gelaufenen Penner vernaschen, verstanden?“ maulte sie mich an.
„ Du bist doch selber schuld! Warum lässt du mich auch so nah an dich ran?“ maulte ich zurück.
„ Weil du dich bis gerade noch zusammen gerissen hast!“
„ Ich bin auch nur ein Inkubus!“
„ Das ist wohl wahr…“ knurrte sie und öffnete die Tür wieder. „ Folge mir einfach unauffällig.“
„ Wo auch immer du hin gehst…“
Dieses aufreizende Wesen führte mich durch die Gänge des Heims, bis wir schließlich vor ihrem Zimmer ankamen und sie ihre Hand erst mal in Zahnpasta badete.
„ Sieht aus wie Zahnpasta…“ konnte ich mir einen Spruch einfach nicht verkneifen.
„ Ach ne? Echt? Darauf wäre ich nun gar nicht gekommen.“
„ Wirklich nicht, hu?“ grinste ich sie an.
„ Ach halt deinen Mund und geh da rein. Ich schaue gleich mal wen ich für dich auftreiben kann.“
Wieder folgte ich ihrer Bitte ohne murren oder knurren. Als ich dann allerdings allein in dem Zimmer war, fragte ich mich schon, was ich hier eigentlich tat und vorallem, warum ich mir Risa nicht einfach gekrallt hatte. Wenn ich schon mit jemanden anderes schlafen musste, dann doch wenigstens mit der, die Rika so unwahrscheinlich ähnelte. Und zudem noch ihren Weg ging. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben Risa wär ihre Wiedergeburt. Oder aber, meine Freundin hätte mir dieses reizende Wesen höchstperönlich geschickt, um mich zu retten. Ich wollte keine andere mehr und als sie dann auch noch in das Zimmer gestürmt kam, in ihrem weißen Minikleid, was ihr nun verführerisch am Körper klebte, war es um mich geschehen.
Es gab kein entkommen mehr, ich wollte sie und ich sollte sie auch bekommen. Zwar war es nicht ganz einfach, da sie vor mir flüchtete und sich durchs gesamte Zimmer jagen ließ, aber letztendlich bekam der Inkubus immer das, was er haben wollte. Und da war ich keine Ausnahme und so erlöste sie mich von meinem Verlangen.
Danach verließ ich sie, ohne noch einmal zurück zu sehen. Ich wollte vergessen und Risa nicht mehr wiedersehen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass ich nicht noch einmal in den Genuss ihrer Nähe kommen sollte.
Wenigstens hatte ich den Fluch fürs erste besiegt und hatte nun wieder 666 Stunden Zeit um ihn zu brechen.
Als ich dann zuhause ankam, befand ich mich wieder in meiner normalen Gestalt und hatte nur einen Wunsch: Duschen gehen!
Allerdings stellte sich mir Misaki in den Weg, der mich entgeistert anstarrte.
" Hast du sie noch alle, einfach zu verschwinden? Ich dachte schon du wärst eingegangen!" fuhr er mich auch gleich an. " Oh, du bist ja gar kein Inkubus mehr." blitzmerker. " Ich hoffe du hast niemanden überfallen..."
" Nein..." antwortete ich ihm knapp.
" Mhm... dann ist ja gut."
" Nichts ist gut." meinte ich und ließ ihn einfach stehen um mir das Gefühl ihrer Haut vom Körper zu spühlen.
" Oh man..." seufzte der Seelendieb.
Zum Glück, für ihn, habe ich die Damen nicht gesehen, die in der Küche saßen und einen Kaffee tranken, während sie darauf warteten über mich herfallen zu dürfen.
Nun entschuldigte er sich bei ihnen und geleitete sie noch zur Tür.
Misaki vermied es auch mich auf mein Abenteuer anzusprechen. Stattdessen gingen wir unseren Pflichten nach, so als wäre nie etwas gewesen. Ganz so, als hätte es diesen Zwischenfall niemals gegeben.
Am Abend saßen wir auf dem Geländer eines Balkons und warteten ungeduldig darauf, dass sich der Teufel zeigte, auf den wir es abgesehen hatten.
Die Wohnung die zu dem Balkon gehörte stand leer, von daher wunderte sich niemand über uns oder fühlte sich gestört.
Doch noch während wir dort vor uns hin gammelten und auf unser Opfer warteten, sauste etwas direkt auf uns zu und traf Misaki schmerzhaft am Kopf.
" Argh!" rieb er sich den Kopf und sah sich das Wurfgeschoss näher an. " Ein Buch? Wer in aller Welt schmeißt hier mit Büchern um sich? Na warte, der kann was erleben!" keifte der Seelendieb und flog in die Lüfte.
Allerdings war sein ganzer Ärger plötzlich wie weg gewischt, als er den Übeltäter auf einem Dach entdeckte.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt meinen er würde sich freuen, jedenfalls leuchteten seine Augen in freudiger Erwartung auf.
>Sie ist es!! Sie ist es wirklich!!<
Noch wusste ich nicht wen Misa da eigentlich entdeckte hatte und eigentlich wäre es besser gewesen dies niemals heraus zu finden.
Mein bester Freund erkannte die Aura, die an mir klebte, bei dem Attentäter wieder und auch meine Aura, als Dark, klebte noch an ihr.
Auch wenn ich ihm nichts erzählt hatte, wusste er nun über alles Bescheid. Mit so jemanden befreundet zu sein konnte wirklich vom Nachteil sein...
„ Sollte dass ein Anschlag auf mich sein?“ versuchte er sie in ein Gespräch zu verwickeln.
Er musste unbedingt heraus finden, wie tief der Hass für seines gleichen in ihr fest saß. Wie viel Einfluss der Göttervater noch auf das Mädel hatte und ob Misa es schaffen konnte, ihr Vertrauen zu gewinnen. Nicht jetzt sofort, das würde glatt an einem Wunder grenzen. Aber um sie aus den Fängen der Lügen und Intrigen retten zu können, musste sie ihm, also einem Teufel, definitiv vertrauen schenken.
„ Hm?“ drehte sie sich zu ihm um. „ Du kommst mir gerade recht!“ maulte sie und zeigte gleichzeitig mit dem Finger auf ihn.
„ Recht? Zum Bücherweitwurf?“ verspottete er sie auch noch.
„ Ach halt dein Maul!“ brüllte Risa ihn erbost an. „ Sag mir lieber wo du plötzlich her kommst!“
„ Ich?“ tat er so als müsste er darüber nachdenken. „ Von hier und da…“
„ Hm…Schwachmat! Dir wird dein dämliches Grinsen noch vergehen, wenn ich mit dir fertig bin.“
Da kam wohl noch einiges auf den Seelendieb zu, wenn er die Göttin wirklich beschützen wollte. Denn schon sein bloßer Anblick treib sie zur weißglut. Allerdings hatte er das auch nicht anders erwartet. Schließlich hatten ihr die Teufel unglaublich viel angetan und dann verbreitete ihr Volk auch noch niederschmetternde Gerüchte über uns, denen sie natürlich glaubte.
„ Ich grinse doch gar nicht?“
„ Große Klappe und nichts dahinter. Wie jeder andere Depp, der sich Teufel schimpft, auch.“
„ Oh…kann es sein dass ich dich verärgert habe?“
„ Deine bloße Anwesenheit verärgert mich schon!“
Es irritierte sie sichtlich, dass Misaki sich nicht sofort auf sie stürzte und ihr nach dem Leben trachten wollte. Jedoch war das ja auch nicht seine Art gewesen, ganz im Gegenteil, er hatte sichtlich seinen Spaß dabei sie aufzuziehen.
Doch dann wurde er von jenem Teufel gestört, auf dem wir es abgesehen hatten. Aus heiterem Himmel tauchte er plötzlich auf und stürzte sich auf die ahnungslose Göttin.
Misa reagierte blitzschnell und schnellte auf Risa zu, kurz bevor unser Opfer sie erreichen konnte, griff der Seelendieb sich die Göttin und flog mit ihr aus der Gefahrenzone. Da erst mischte auch ich mich ein und machte mit dem Störenfried kurzen Prozess.
Risa war sichtlich entsetzt und erstaunt darüber, dass ihr ausgerechnet ein Teufel das Leben gerettet hatte.
Als ich sie dann erblickte und gleich erkannte, wäre ich am liebsten gleich wieder gegangen. Ich hatte mir das Gefühl ihrer Haut doch gerade erst abgewaschen, musste sie mir jetzt denn wirklich wieder gegenüber stehen? Was hatte ich in meinem Leben nur falsch gemacht?
„ Bist du in Ordnung? Das war echt knapp.“ seufzte ihr Retter erleichtert auf.
„ Warum…Warum hast du mich gerettet?“
„ Na, weil du in Gefahr warst? Und mir ehrlich gesagt gefällst.“ griente er sie frech an. „ Scheinbar stehst du ja auf Teufel…“
„ Rhhhh!!!“ gab sie ihm eine Kopfnuss, die sich gewaschen hatte. „ Wie kannst du es wagen so was zu behaupten???“ brüllte Risa ihn an.
„ Aber es ist doch so. Ich kann seine Aura noch gut an deinem ganzen Körper sehen.“
„ Hör auf deine Zeit mit diesem Menschen zu vergeuden, Misaki. Wir sind hier nicht um uns zu vergnügen.“ starrte ich die beiden an.
„ Das ist doch keine Vergeudete Zeit.“
„ Hm…der andere Idiot hat recht. Ihr verschwendet meine Zeit.“ meinte sie und ging zum Rand des Daches hin. „ Für heute lasse ich euch laufen, solltet ihr mir allerdings in die Quere kommen, werde ich euch ohne zu zögern töten, habt ihr Schwachmaten das kapiert?“
„ Schwachmat? Du bist echt niedlich. Willst du es nicht doch mal mit mir probieren? Ich bin bestimmt besser als dein jetziger Lover.“
„ HALT DIE FRESSE!!!“ schrie die Göttin ihn wieder wütend an. „ Sonst überlege ich es mir doch noch anders und bringe euch beide um.“
„ Was glaubt ein schwächlicher Mensch gegen zwei Teufel ausrichten zu können?“ diese Ähnlichkeit mit Rika war einfach nicht zu übersehen und der Gedanke keimte in mir auf, dass sie ihre Schwester sein könnte. Jene, für die sie ihr Leben opferte. Ich wusste das ihr die Mächte geraubt wurden und sie nun nur noch ein Mensch war, der sich in großer Gefahr befand. Vielleicht irrte ich mich ja auch, was ich innerlich mehr als hoffte. Ich war noch nicht mal in der Lage Rika zu beschützen, wie sollte ich dann dazu fähig sein, eine Göttin zu beschützen, die von der gesamten Teufelsnation gejagt wurde? Mein Beschützerinstinkt hatte sich bereits dazu entschlossen ihr helfen zu müssen. Sie könnte die Schwester von Rika sein, aber mein Verstand war strikt dagegen, sich in ihrer Nähe aufhalten zu wollen. Sie würde mir gefährlich werden..
„ Mensch? Wer sagt denn dass ich ein Mensch bin?“
„ Was auch immer du bist…du verhältst dich wie ein kleines, aufmüpfiges Kind.“ also doch die Schwester? Oder war es einfach nur Zufall?
„ Hattest du nicht gerade noch gesagt, dass wir hier unsere Zeit verschwenden, Keith?“
„ Keith?“ starrte sie mich verdutzt an. „ Bist du etwa der Kerl bei dem Patty ständig rum lungert?“
„ Und wenn schon? Das hat dich nicht zu interessieren.“
„ Hm…Es interessiert mich auch nicht sonderlich.“ sie drehte sich wieder zu dem Abgrund hin und sprang runter.
„ He warte doch!“ rief ihr Misaki hinter her. „ Mist. Schon weg. Ich hätte gern ihre Nummer gehabt.“ seufzte er wieder.
„ Hm…“
„ Naja, vielleicht sehe ich sie ja noch mal. Anscheinend ist sie ja eine Freundin von unserer kleinen, ich werde sie schon noch rum bekommen.“ sehr überzeugt von sich.
„ Nh…“ war alles was ich dazu sagte.
" Ja, du hast gut stöhnen, schließlich weißt du ja schon, wie sie sich anfühlt, nicht wahr?" grinste er mich schelmisch an.
" Ich weiß nicht wovon du redest."
" Nein, natürlich nicht." griente er noch immer wissend vor sich hin. " Du könntest ruhig etwas dankbarer sein, schließlich hat sie dich erlöst."
" Und ich habe ihr gerade das Leben gerettet, also sind wir quitt." sagte ich und ließ Misaki dann einfach stehen.
" Mh." verschränkte er lächelnd die Arme vor die Brust und sah mir nach. " Nun können die Spiele beginnen, nicht wahr Frau Schicksal?"

Die Tage vergingen, ohne dass mir diese Bücherwerfende Göttin aus dem Kopf ging. Wenn sie wirklich die Schwester meiner großen Liebe war, dann durfte ich doch nicht zulassen, dass ihr etwas geschah. Auch wenn ihre Nähe Gift für mich war. Allerdings wusste ich nicht was sie hier auf der Erde zu suchen hätte. Außerhalb ihrer schützenden Mauer. Würde sie sich denn wirklich in so große Gefahr begeben? Oder ist sie hier, um sich für Rika's Tod zu rächen?
Es ging mir gewaltig gegen den Strich, dass ich so oft an sie denken musste. Für meinen Seelenfrieden war es definitiv besser, wenn sie sich nicht in meiner Nähe aufhielt. Ich würde schon dafür Sorgen, das Xantos und auch Thanatos vernichtet wurden und Risa ihre Mächte wieder bekam. Dafür brauchte ich sie garantiert nicht. Letztendlich würde mir die Göttin nur im Weg stehen, oder sie wäre der bekannte Klotz am Bein. Das war das letzte, was ich gebrauchen konnte.
Ich verdrängte die Zweifel und Bedenken und lenkte mich erfolgreich mit der Dämonenjagt ab.
Nebenbei vergnügte sich Misaki im Heim und hatte hinterher ein Date mit Risa. Mich interessierte das nicht sonderlich, sollte er doch machen, was er für richtig hielt.
Doch gerade als ich einer Dämonenschar folgte, stand ich ihr schon wieder gegenüber. Ich musste schon zugeben, das ich beeindruckt von ihrer Stärke war.
Sie schien eine unscheinbare Göttin zu sein und doch schlief ein Raubtier in ihr. Auch wenn wir auf einer Seite waren, wusste ich dass sie mir Gefährlich werden konnte. Sie hatte dieses innerliche leuchten, was ich mir zu gern unter den Nagel reißen würde. Jedenfalls hätte ich mich früher nicht zwei mal bitten lassen und hätte sie in mein Bett gezerrt. Allerdings waren diese Zeiten vorbei und mein Herz, meine Gefühle, mein Leben, alles gehörte Rika. Das würde sich niemals ändern.
Also flog ich davon und ließ Misaki mit ihr allein zurück. Ich wollte sie nicht noch einmal wiedersehen. Doch das war ein unerhörter Wunsch.
Wir kümmerten uns gerade um einige Teufel, die wie Motten vom Licht, von uns angezogen wurden und allesamt scheiterten beim Versuch uns auszulöschen.
Misaki und ich bekamen schon mit, dass Patty ständig bei uns anrief, aber die schreie der niedergemetzelten Viecher wollten wir ihr ersparen und so, ignorierten wir das Klingeln.
Erst als auch der letzte von ihnen ausgerottet war und ihr Versteck niedergebrannt, widmete sich Misa seinem Handy zu und rief, auf dem Weg nach Hause, zurück.
„ Ich habe grade keine Zeit!“ keuchte Risa ins Telefon.
„ Risa? Was ist los?“ kam auch gleich die erschrockene Reaktion von meinem Partner.
„ Ich werde von einem Dämon verfolgt, du solltest lieber bei Patty anrufen, du Idiot!“
„ Von einem Dämon? Wo steckst du? Ich komme sofort!“
„ Ruf Patty an!“ mit diesen Worten beendete sie das Telefonat.
„ Risa??“ rief er, bekam aber dann nur noch ein Tuten als Antwort. „ Scheiße!“
„ Was ist los?“ wollte ich dann wissen.
„ Risa wird von einem Dämon verfolgt.“ herrschte er mich panisch an und rief gleich bei der Kleinen an.
„ Patty? Wo um alles in der Welt steckst du?“
„ Ich bin in einem stinkenden alten Hochhaus, in der Nähe der Einkaufspassage. Oh du musst ganz schnell hierher kommen, Risa ist in großer Gefahr.“
„ Rühre dich nicht vom Fleck, hast du verstanden? Ich bin gleich bei dir.“ meinte er und legte auf. „ Wir müssen zu der Einkaufspassage, schnell!“ fuhr er mich an. „ Ich fliege schon mal vor und treffe dich dann dort.“
„ Ok.“
Misaki sprang gleich aus dem fahrenden Wagen und machte sich auf den Weg zu den beiden Mädchen hin.
Ich folgte ihm und raste wie eine besengte Sau durch die Straßen. Ich spürte die dunkle Aura gleich vom weitem und auch die Göttliche Aura blieb mir nicht verborgen und dann sah ich sie, wie sie mit Patty im Arm vom Dach stürzte.
Mit quietschenden Reifen blieb ich genau unter ihnen stehen und federte den Sturz so ab.
„ Heute fliegen die Frauen aber tief, ich denke es wird bald Regen geben.“ war mein erster Kommentar.
Stöhnend drückte sie Patricia von sich runter und machte mich bereit wieder auf das Gebäude zu fliegen. In ihrem Zustand wäre es wohl besser gewesen, sie wäre einfach liegen geblieben, aber den Gefallen tat sie sich nicht.
„ Pass auf sie auf Keith!“ mit diesen Worten erhob sie sich wieder in die Lüfte.
„ RISA!!!“ schrie Patty ihr hinterher. „ Du musst sie beschützen, Keith! Oh bitte rette sie! Sie...sie ist... in großer Gefahr!“ fing sie plötzlich an zu weinen.
„ ...“ schweigend nahm auch ich meine andere Gestalt an und folgte ihr.
Gerade rechtzeitig, wie es mir schien, da sie sonst wieder vom Dach gefallen wäre, wenn ich sie nicht aufgefangen hätte.
Sie konnte nicht mal mehr gerade stehen und trotzdem kam aufgeben für sie nicht in Frage. Noch etwas was mir imponierte.
Doch dann entdeckte ich den Wichser, der mein Leben zerstörte und das von Rika auf den Gewissen hatte.
Wutentbrannt ging ich auf ihn los und war fest entschlossen ihm das Herz aus dem Leib zu reißen. Er würde für das Büßen, was er mir angetan hatte und da würde ich höchstpersönlich für sorgen!
„ Fuck!“ verärgert schleuderte er seine Widersacher weg und flog in die Luft. „ Sie läuft mir ja nicht weg, nun da ich weiß, wo sie sich versteckt hält.“ und dann verschwand er einfach.
„ Mist!! Komm zurück, du Spinner! Ich war noch nicht fertig mit dir!“
„ Er war schon immer ein Feigling...“
Dabei war ich so kurz davor ihm jeden einzelnen Knochen einzeln zu brechen und dann haute der Mistkerl einfach ab.
„ RISA!!“ rief Elara dann plötzlich und zog die Aufmerksamkeit auf sich.
Ich hatte die verletzte Göttin ganz vergessen, die inzwischen ihr Bewusstsein verloren hatte. Aber es ging ihr sichtlich schlecht, das Gift von Xantos breitete sich so schnell in ihrem Körper aus, dass sie bereits ihre menschliche Gestalt angenommen hatte. Die Zeit drängte und ihre Energie senkte sich unaufhörlich dem Null Punkt zu.
Misaki blieb keine andere Wahl als seine Fähigkeiten als Seelendieb einzusetzen und die dunkle Aura aus ihr heraus zu saugen.
Somit war sie erst mal gerettet.
„ Wer ist sie, dass Xantos so hinter ihr her ist?“ wendete ich mich fragend an Elara.
War dieses Mädel letztendlich doch die Göttin des Lebens?
„ Was fragst du mich das?“ antwortete Misa.
„ Ich habe ja auch mit Elara geredet, du Vollpfosten.“
„ Das kann ich euch nicht sagen...aber vermutlich ist sie die einzige, die diese Welt wieder ins Gleichgewicht bringen kann.“
„ Diese kleine Göre? Die sich nicht mal gegen diesen kleinen Wicht zur Wehr setzen konnte?“ starrte ich sie herab lässig an.
„ Thanatos kämpft mit ihren Mächten, daher ist sie Immun gegen seine Attacken. Aus diesem Grund, wird sie ihn stoppen!“
„ Er kämpft mit ihren Mächten? Also wurde sie auch von ihm ausgeraubt?“ noch ein Indiz mehr.
„ Mehr kann ich euch nicht sagen. Bitte akzeptiert das.“ schnurrend rieb sie ihren Kopf an Risa's. „ Passt auf sie auf. Sie wird eure Hilfe gebrauchen können.“
„ Mach dir keine Gedanken, Kätzchen. Ab jetzt kämpfen wir zusammen.“ tätschelte Misa ihr lächelnd den Kopf.
„ Ach? Und seit wann hast du das zu bestimmen?“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Dort wo sie ist, wird auch Xantos früher oder später wieder auftauchen. Ist das nicht schon Grund genug, in ihrer Nähe zu bleiben?“
„ Nun gut. Aber ihre Sicherheit liegt in deinen Händen, verstanden? Ich habe keinen Bock aufs Babysitten.“
„ Wie du meinst.“
Dann kam auch Patty endlich abgehetzt bei ihnen an und kam sofort zu mir hin gerannt.
„ Was ist mit ihr??“
„ Keine bange, der Göre geht es gut.“ murmelte ich.
Nachdem wir uns dann eine heftige Standpauke von Patricia anhören durften, warum wir den ganzen Tag nicht einmal an unser Handy gegangen sind, machten wir uns Gedanken darüber, wie es nun mit Risa weiter ging.
Ich wollte sie nicht in meiner Nähe haben. Überhaupt war ich mir nicht mal sicher ob wir fähig dazu waren sie zu beschützen. Sie war nicht sicher wenn sie bei uns blieb, soviel war schon mal klar.
„ Und was machen wir nun mit Risa?“ überlegte Patricia. „ So kann sie doch nicht zurück ins Heim. Sie ist doch voller Blut.“
„ Wenn wir sie mit zu uns nehmen, erwacht sie garantiert erst recht nicht mehr. Bei der drückenden dunklen Luft, die bei uns herrscht.“
„ Es sei denn...“ meldete sich nun auch Elara zu Wort. „ Wir würden sie in Rika's Zimmer bringen. Der einzige Raum, der mit reiner Luft erfüllt ist.“
„ ...“ schwieg ich dazu bloß.
Aber innerlich tobte ein gewaltiger Kampf in mir. Nun sollte sie auch noch in Rika's Zimmer schlafen, wo doch dieser Raum für mich heilig war.
„ Hättest du was dagegen?“
Ich verschränkte meine Arme vor die Brust und starrte zur Seite. „ Natürlich habe ich was dagegen. Schließlich war das ihr Raum...“ dann sah ich wieder zu ihr runter. „ Aber wenn es nicht anders geht, dann muss es halt so sein.“ Irgendetwas in mir fühlte sich für sie Verantwortlich. Schließlich könnte sie ihre Schwester sein. Das wäre zu mindestens nicht unmöglich und so viele Gemeinsamkeiten konnten doch kein Zufall sein.
„ Prima. Dann wäre das ja geregelt.“
„ Darf ich mit euch kommen? Ich möchte da sein, wenn sie erwacht.“ schaute das Blonde Mädchen die Beiden mit einem Blick an, dem man(n) nicht widerstehen konnte.
„ Ja...warum nicht.“ Misaki beugte sich zu ihr runter und nahm Risa auf den Arm. „ Aber nun sollten wir schauen dass wir von hier verschwinden, bevor wir unerfreulichen Besuch von den Sheriffs bekommen. Irgendwer wird unser treiben hier oben bestimmt bemerkt haben.“
„ Ich habe eh Hunger, also lasst uns verduften.“
Patty setzte sich freudig quiekend auf den Rücken von Elara und zusammen sprangen sie von dem Dach herunter.
Als wir dann zuhause ankamen, quälte unsere dunkle Atmosphäre die Göttin und raubte ihr sichtlich die Luft zum atmen.
Sie konnte einem schon leid tun. Aber solche unwichtigen Gefühle waren gerade fehl am Platz. Sie musste schnellst möglich wieder verschwinden.
„ WIE SIEHT ES DENN HIER AUS???“ brüllte Patty entsetzt, als sie den Zustand der Wohnung sah.
Überall lagen leere Pappschachteln herum, das Geschirr stapelte sich in der Küche und zwischen all dem Unrat, lagen wichtige und nicht so wichtige Gegenstände herum.
Die Staubmäuse waren zu Staubtiger mutiert und kullerten feucht fröhlich vor sich hin.
„ Du warst halt lang nicht mehr da.“ gab ich bloß von mir und bahnte mir einen Weg zu dem Zimmer meiner Freundin hin.
„ Wie kann man seine Wohnung nur so verkommen lassen? Ihr blöden Messies ihr!“
Na gut, vielleicht hatten wir uns etwas gehen lassen. Zu mindestens was die Bude anging. Rika's Zimmer pflegte ich allerdings noch immer und sorgte dafür, dass selbst nach sechs Jahren ihre Aura noch nicht verschwunden war.
Und nun lag Risa hier... Warum musste sie ihr nur so wahnsinnig ähnlich sehen, so stark, dass selbst mein Körper auf ihren Anblick reagierte. Nicht das mir das gefiel, ganz im Gegenteil. Es kotzte mich regelrecht an. Ich wollte nichts spüren und mich schon gar nicht zu einer anderen hingezogen fühlen. Nicht mehr in diesem Leben. Aber dennoch konnte ich nichts daran ändern, dass mich diese Ähnlichkeit anzog.
„ Ich war noch nicht mal in der Lage Rika zu beschützen, wie also, sollte ich nun dich beschützen können?“ flüsterte ich vor mich hin und strich ihr sanft ein paar Haare aus dem Gesicht. „ Du siehst ihr ähnlich...wer bist du bloß?“
Bedrückt sah ich mich in dem Zimmer um, was so viele Erinnerungen in mir weckte und wendete mich dann wieder der Göttin zu.
„ Es wäre für meinen Seelenfrieden besser, wenn du nicht hier bleiben würdest.“ mit diesen Worten verließ ich das Zimmer.
Misaki konnte sich ja gern um sie kümmern, aber nicht hier. Ich kam so schon kaum mit dem Tod von Rika zurecht, wie sollte es erst mit mir weiter gehen, wenn ich dieser Risa ständig ins Gesicht sehen musste? Das konnte nicht gut gehen.
Auf der anderen Seite, lockte die Göttin Xantos aus seinem dreckigen Versteck. In ihrer Nähe zu bleiben könnte also auch vom Vorteil sein. Ich war total hin und her gerissen. Allerdings nahmen mir Elara und Misaki in der Nacht die Entscheidung ab.

„ Wir müssen reden, Keith.“ meinte der Seelendieb und winkte mich zu sich rüber. „ Setz dich.“
„ Was denn?“ ich ließ mich in den Sessel fallen und musterte meinen Partner.
„ Ich komme gleich zur Sache. Elara und ich haben beschlossen, dass es besser ist, wenn Risa hier bei uns bleibt.“
„ Was?“ glaubte ich mich verhört zu haben. „ Was habt ihr über meinen Kopf hinweg entschieden?“ noch war ich die Ruhe in Person.
„ Dass wir Risa aufnehmen werden, damit wir sie beschützen können und außerdem sucht sie einen Weg nach Ladthaa, also haben wir dasselbe Ziel. Wäre es da nicht besser zusammen zu arbeiten?“
„ Das ist doch nicht dein ernst!!“ brüllte ich ihn erbost an. „ Du kannst mit deiner zeit von mir aus machen was du willst und wenn du unbedingt mit ihr spielen willst, dann tu es. Aber diese Göre geht, sobald sie aufgewacht ist!“
„ Nun komm wieder runter!“ versuchte er mich zu beruhigen.
„ Ich komme nicht wieder runter! Ihr erwartet doch nicht ernsthaft von mir, dass ich mich über diese bekloppte Idee freue, oder?“ machte ich meinem Unmut Luft. „ Das ich mich darüber freue in dieses Gesicht sehen zu müssen, welches Rika zum Verwechseln ähnlich sieht? Warum reißt ihr die Wunden nicht gleich alle wieder auf?“
„ Nun beruhige dich doch erst mal.“ seufzte Misa. „ Du musst doch einsehen dass es für sie viel zu gefährlich ist, wenn sie sich weiter allein auf die Suche nach dem Tor macht. Wenn Xantos sie das nächste Mal erwischt, erreichen wir sie vielleicht nicht mehr rechtzeitig. Denk doch mal nach!“
„ Dann soll sie halt aufhören nach diesem bescheuerten Tor zu suchen. Es hat sie schließlich keiner darum gebeten!“
„ Aber trotzdem ist und bleibt sie die einzige, die Thanatos aufhalten kann. Und wenn sie stirbt, dann sind wir alle verloren.“ mischte sich Elara ein. „ Und dann wird man ihn nicht mehr aufhalten können, möchtest du das wirklich riskieren?“
„ Natürlich nicht! Aber es muss eine andere Lösung geben, als sie hier her zu holen.“
„ Fein!“ fauchte die Katze mich an. „ Wenn sich der Herr zu fein dafür ist, Risa zu beschützen, dann werde ich mit ihr gehen. Ich werde nicht tatenlos dabei zu sehen, wie sie in ihr Verderben rennt! Oh du...du... IDIOT!!“ brüllte sie mich an.
„ Ihr zwei werdet nirgendwo hingehen. Wir können Risa nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, Keith. Sie braucht unsere Hilfe und wir dürfen ihre diese nicht verwehren. Ich weiß dass sie Rika ähnlich sieht und ich kann mir auch vorstellen, wie sehr dich das runter zieht. Aber willst du wirklich untätig dabei zusehen, wie die nächste Göttin von Xantos abgeschlachtet wird?“
„ Nein, natürlich nicht.“ knurrte ich.
„ Und du musst es ja auch mal von der positiven Seite sehen.“
„ Ach? Die Sache hat eine positive Seite?“
„ Sicher. Xantos jagt Risa. Du wirst deine Rache also schneller bekommen, als dir lieb ist, wenn du in ihrer Nähe bleibst. Ich werde mich auch um sie kümmern, keine Sorge. Du musst einfach nur da sein und sie vor den Mächten der Dunkelheit bewahren. Klingt doch eigentlich ganz easy, oder?“
„ Nun gut. Von mir aus kann sie hier bleiben.“ fluchte ich. „ Aber wehe sie rückt mir auf die Pelle, oder geht mir auf den Sack, dann ist sie schneller draußen, als sie gucken kann.“ maulte ich und verließ das Wohnzimmer dann.
Den Rest der Nacht verbrachte ich in Rika's Zimmer und sah Risa beim schlafen zu. Vielleicht war es ja Schicksal, das sie nun bei uns war und wenn sie wirklich diese Göttin des Lebens war, also Rika's Schwester, dann musste ich sie doch beschützen. Wie sollte ich meiner Freundin sonst je wieder in die Augen sehen können, wenn wir uns dann im Jenseits wiedersahen. Wenn ich einfach dabei zusehen würde, wie Risa stirbt, das würde sie mir nie verzeihen.
Nun war es also so, dass ich mich irgendwie mit der Situation arrangieren musste. Ich wusste noch nicht wie, aber irgendwie würde es weiter gehen.
Am Morgen war ich natürlich aus dem Zimmer verschwunden und schon am Nachmittag bereute ich es zum ersten Mal, dass Risa nun bei uns lebte.
Sie veranstalteten ein Radau da oben, dass ich glaubte das sie das komplette Zimmer auseinander nahmen.
Allerdings konnte ich nichts wirklich entdecken, außer zwei gackernde Hühner und Misaki, der auf dem Boden saß und Risa nicht gerade begeistert anstarrte.
„ Was ist denn hier so lustig?“ machte ich mich bemerkbar.
„ Nichts...“ knurrte Misa und sah Risa nun mit einem Blick an, der von einer baldiger Rache sprach.
„ Aha...“ war alles was ich dazu sagte. „ Und dir scheint es ja auch wieder besser zu gehen.“
„ Ja...“ wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen das sie Angst vor mir hatte, oder aber, dass meine Blicke sie einfrieren ließen. „ Und danke für deine Hilfe...“
„ Dank nicht mir, sondern Misaki. Ich hatte mit deiner Rettung nicht viel am Hut.“
„ Sie hat sich schon ausgiebig bedankt...“ murmelte Misa und erhob sich langsam wieder.
Ich wollte gar nicht wissen was die beiden hier im Zimmer von Rika angestellt hatten oder wollten, aber mir gefiel Misa's verlangende Blicke überhaupt nicht. Scheinbar hatte mein Verstand noch immer nicht realisiert, dass dies nicht Rika war. Anders konnte ich mir meine plötzlich aufkommende schlechte Laune nicht erklären.
„ Warum war Xantos eigentlich hinter dir her? Wer bist du, dass ihnen so viel an deinem Tod liegt?“ fragte ich sie dann.
„ Ich glaube nicht dass dich das was angeht...“
„ Wenn ich schon Seite an Seite mit dir kämpfen muss, will ich auch wissen, wer da neben mir steht.“
„ Wer sagt denn dass wir zusammen kämpfen werden?“
„ Hast du etwa immer noch nicht kapiert, dass du alleine keine Chance gegen Xantos hast?“ strafte ich sie mit meinen überlegenen, einfrierenden Blicken. „ Willst du unbedingt sterben?“
„ Glaubst du etwa, du hättest bessere Chancen gegen den?“
„ Im Gegensatz zu dir? Mitsicherheit.“
„ Du glaubst auch du bist es, oder?“ erbost ging sie zu mir hin und tippte mir mit dem Finger gegen die Brust. „ Du würdest niemals solch eine große Klappe haben, wenn Thanatos mir nicht die Kräfte geraubt hätte, du Spinner!“
„ Das allein spricht doch schon für sich, oder?“ ich griff mir ihre Hand und starrte sie herab lassend an. „ Du konntest dich schon nicht wehren, als du deine ach so starken Kräfte noch hattest. Wie also willst du dich jetzt gegen den wehren? Willst du ihn zu Tode langweilen, oder was?“
„ Soviel ich weiß, hast du den Weg ins Dämonenreich auch noch nicht gefunden und Xantos lebt, meines Wissens nach auch noch, also was willst du eigentlich von mir?“
„ Ich will nicht das du mir in die Quere kommst, dass ist alles.“ sprach ich und ließ sie dann einfach stehen.
Na gut, ich konnte meine Verärgerung nicht verbergen. Daran war bloß dieser Mistkerl namens Misaki schuld. Wenn sie ihr doch nur nicht so ähnlich sehen würde. Sie raubte mir noch mal den Verstand.
Und das schneller, als mir lieb war. Ich hatte wirklich versucht mich zusammen zu reißen, schließlich hatten mich Patty und der elendige Teufel darum gebeten. Ich half ihr sogar, das Zimmer von Rika wieder verlassen zu können. Brachte ihr gesegnete Räucherstäbchen und Weihwasser, damit sie die Luft von unserer dunklen Aura befreien konnte. Aber trotzdem, gerieten wir immer wieder aneinander. Ich konnte einfach nichts daran ändern, dass mich ihr Anblick innerlich einfrieren ließ. Meine Angst, mich in diese zugegebenermaßen wunderschöne Göttin zu verlieben, war viel zu gewaltig. All die Zukunftspläne, die ich mit Rika hatte, könnte ich mit Risa ausleben. Bei der Ähnlichkeit könnte ich mich bestimmt an ihre Gegenwart gewöhnen. Aber das war ja nicht das, was ich wollte. Nur Rika war die Frau die mein Herz besitzen sollte und so würde es weiß Gott auch bleiben. Jedenfalls war so der Plan gewesen...

Jedoch war Risa ein Wesen, die es mit einer unfassbaren Leichtigkeit schaffte, meine Prinzipien ins Wanken zu bringen.
Gerade lief ich in der oberen Etage den Flur entlang, um in mein Zimmer zu gelangen. Dabei vernahm ich eine Melodie, die mir mächtig bekannt vor kam. Es handelte sich dabei um das Lied, was Rika ständig vor sich hin summte.
Es war mir egal, dass Risa gerade duschen war, diese Melodie zog mich einfach wie magisch an, also betrat ich das Bad leise, sie war ja selbst schuld, schließlich hätte sie die Tür auch abschließen können und lehnte mich gegen das Waschbecken. Ich lauschte den Tönen, die so viele Erinnerungen und Empfindungen in mir auslösen konnten, mit geschlossenen Augen und ließ mich völlig in ihren Bann ziehen. Erst als das Lied verstummte, öffnete ich meine Augen wieder und machte mich bemerkbar.
„ Ist dass nicht das Lied, was Rika ihrer Schwester vorgesungen hatte, wenn sie mal wieder nicht einschlafen konnte?“ fragte ich und starrte dabei die Wand vor mir an.
„ Dir hat man wohl auch keine Manieren beigebracht, oder?“ fuhr sie mich erschrocken an, nachdem sie mich erblickte. „ Was willst du hier? Und hätte das nicht warten können, bis ich fertig bin?“
„ Wieso bist du im Besitz ihrer Spieluhr?“
„ Sag mal, hast du sie noch alle?“ keifte sie aufgebracht rum. „ Hättest du nicht die paar Minuten warten können, bis ich fertig bin mit Duschen??“
„ Glaubst du wirklich, es macht irgendeinen Unterschied ob du am Duschen bist oder nicht?“
„ Natürlich macht das einen Unterschied!“ zischte sie mich an. „ Oder steigst du mit voller Montur unter die Dusche?“
„ Krieg dich wieder ein, Risa.“ sah ich die Göttin wieder mit meinen eiskalten Augen an. „ Dein Anblick bewegt rein gar nichts in mir.“ na gut,das war glatt gelogen. Natürlich bewegte ihr Anblick etwas in mir, schließlich sah sie aus wie Rika.
„ Dann kann ich ja echt froh sein dass du schwul bist, nicht wahr?“ knurrte sie mich an und zog dann den Vorhang wieder zu.
Ich wusste nicht dass ich ihr mit meiner vorgetäuschten eisernen Zurückhaltung imponierte. Klar, ich hielt mich wirklich zurück, Misaki an meiner Stelle wäre schon längst über sie her gefallen. Aber gerade konnte ich nur an Rika denken, wohl auch, weil die Musik, also ihr Lied, wieder lief.
>Kann es sein, dass ich das Leben weiter führen soll, was ihr verwehrt war? Ich wusste nicht mal dass sie auch mit dem Kinderheim zu tun hatte. Geschweige denn dass Patty sie kannte. Und nun soll ich bei Misa und diesem Gefrierschrank bleiben? Aber irgendwie muss ich mich ja sowieso mit ihnen anfreunden. Sonst gibt es bei jedem Familientreffen Mord und Totschlag.< während Risa so darüber nachdachte, flackerte gleich die nächste Frage in ihr auf. >Hatte sie überhaupt vor wieder zurück zu kommen? Oder wollte sie auf der Erde bleiben? Schließlich kann Keith nicht mit nach Kythos kommen, die hätten ihn ohne zu zögern hingerichtet. Was hatte sie also vor?<
Ich lauschte der Melodie, die aus der Spieluhr kam auch da noch mit gesenktem Blick, als sie den Vorhang wieder zur Seite schob und mich mitfühlend anstarrte. Ich an ihrer Stelle hätte mich mit dem erst besten beworfen, was mir in die Hände fiel.
Just in diesem Moment tat ich ihr so unendlich leid, dass sie mich am liebsten tröstend in den Arm genommen hätte, zum Glück für mich, tat sie das nicht...
„ Du hast sie wirklich geliebt, nicht wahr?“ vernahm ich dann ihre gedämpfte Stimme.
„ Mehr als alles andere...“
„ Und obwohl du sie so sehr liebst, willst du nichts als sterben? Wäre ihr Tot dann nicht sinnlos gewesen?“
„ Ihr Tot wäre sinnlos, wenn ihre Schwester stirbt! Jene, für die sie sich ins Messer geworfen hat!“ mit einem ernsten Blick sah ich zu ihr rüber. „ Dann wäre alles umsonst gewesen. Alles woran Rika so hart gearbeitet hat.“
„ Keine Angst...“ lächelte Risa mich leicht an. „ Ihre Schwester ist in Sicherheit. Ihr kann niemand das Leben nehmen.“
„ Das hat ja mit ihren Mächten schon echt gut geklappt...“ murmelte ich kaum hörbar vor mich hin.
„ Damals war niemand auf einen Überfall der Teufel vorbereitet. Aber jetzt, wurden die Wachen verstärkt und die Göttin des Lebens gut versteckt. Schließlich ist sie die einzige...“ begann sie zu erzählen, machte aber dann eine künstlerische Pause. Scheinbar überlegte sie gerade, ob sie mir das was sie auf dem Herzen hatte überhaupt sagen wollte. „ Die einzige die die Verstorbenen zurück ins Leben holen kann...“
„ Was?!?“ harkte ich erschrocken nach. „ Heißt dass, sie kann auch Rika wiederbringen??“
„ Wenn sie wieder im Besitz ihrer Kräfte ist, ja.“ meinte sie und zog den Vorhang wieder zu. „ Aber dafür muss Thanatos erst mal vernichtet werden. Eher wird sie ihre Magie wohl nicht zurück bekommen.“
Das war zu viel, aufgebracht war ich mit wenigen Schritten an der Kabine angekommen und zog den Vorhang zur Seite. Es war mir egal, dass ich auf sie reagieren könnte und es war mir erst recht gleichgültig, dass sie meine Reaktion auf sie spüren könnte. Erbost packte ich sie und drückte sie gegen die kalte Duschwand.
„ DU besitzt die Möglichkeit sie zurück zu holen und begibst dich so leichtfertig in Gefahr?? HAST DU SIE NOCH ALLE???“ fuhr ich die Göttin wüst an.
Wütend versuchte sie einerseits, von der Gänsehaut verursachende Wand weg zu kommen und andererseits, holte sie doch tatsächlich aus und versuchte mir eine Ohrfeige zu verpassen? Na, so weit kam es noch.
Ich ließ nichts von beidem zu, sondern griff mir ihre Hand und hielt sie fest, mit der anderen Hand drückte ich sie immer wieder zurück.
„ Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass ich nicht ihre Schwester bin??“ zischte sie mich leicht gerötet an. Wie niedlich und äußerst verführerisch.
„ Und wie erklärst du dir die ganzen Zufälle? Xantos jagt dich, du bist im Besitz ihrer Spieluhr, bist Machtlos und siehst Rika noch dazu so verdammt ähnlich!! Wer bist du dann wenn nicht die Göttin des Lebens?!?“
„ Xantos verfolgt mich, weil ich die einzige bin die weiß, wo sich die heiß begehrte Göttin versteckt hält!“ war das einzige was ihr spontan eingefallen war. „ Außerdem war Rika meine beste Freundin, sie hatte mir die Spieluhr geschenkt bevor sie zur Erde ging. Und wegen der Ähnlichkeit, vielleicht sehen ja alle Götter irgendwo gleich aus!“ Risa versuchte sich noch immer vergebens zu befreien. „ Und nun sieh zu dass du Land gewinnst!!“
Ich glaubte ihr kein Wort, nicht ein einziges. ich war überzeugt davon, dass sie die Göttin des Lebens war.
„ Ich hoffe für sie, dass die Göttin des Lebens wirklich in Sicherheit ist.“ sprach ich mit einer eiskalten Stimme. „ Andernfalls werde ich Thanatos zuvor kommen und dann kann nicht mal Gott sie vor mir schützen.“
„ Du würdest wirklich die Schwester deiner Freundin umbringen?“
„ Wenn sie sowieso zum sterben verurteilt ist und ich so verhindern kann, dass der Schweinehund noch stärker wird, ja.“ erzählte ich ihr und machte ihr dabei tatsächlich ein bisschen Angst. „ Aber es wäre ja ein Leichtes herauszufinden ob du Rika's Schwester bist...“ ich spürte ihre Panik und das stachelte mich noch mehr an, letztendlich aber, nahm ich nur meine Dämonengestalt an, um mich selbst zu schützen und damit sie nicht merkt, wie stark ich auf sie reagierte. Sie glaubt ich wäre hundert Prozentig abgeneigt? Sie hatte halt keine Ahnung. Grinsend strich ich mit dem Daumen über ihren Oberarm und drückte sie mit der anderen Hand fester an mich. Ihre Haut war verdammt weich, viel zu weich. „ Ein kleiner Schnitt würde schon genügen...“
„ SPINNST DU?!?“ schrie sie mich erschrocken an und versuchte mich nun verzweifelt weg zu drücken. Das wiederum brachte mal so rein gar nichts, außer dass sie auf dem feuchten Boden ausrutschte und sich an mich klammern musste um nicht den Boden zu knutschen. „ ARGH!!“ fast schon panisch versuchte sie seine Hand unter Kontrolle zu bekommen, die ihr grad über den Rücken strich. „ Du bist echt widerlich!“
Ich konnte da nichts für, schon zu diesem anfänglichen Zeitpunkt, machte sie mich verrückt. Allerdings natürlich nur wegen dieser Ähnlichkeit, trotzdem ließ ihr nackter Körper mich nicht so kalt, wie sie glaubte.
„ Dafür dass du nicht die Göttin des Lebens sein willst, verhältst du dich aber recht komisch, findest du nicht auch?“
„ Entschuldige bitte, dass ich mich gegen deinen Angriff zur Wehr setze!!“ empört schleuderte sie mir einen Lichtzauber ins Gesicht und konnte sich so endlich aus meiner Umklammerung befreien.
So schnell sie ihre Beine tragen konnten, sprintete Risa aus der Duschkabine und zauberte sich die Klamotten an den Leib, die auf dem Wachbecken lagen.
„ Mach das nie wieder, du Penner!!“ mit diesen Worten flüchtete die Göttin aus dem Bad und lief auch gleich dem nächsten Teufel in die Arme.
Seufzend griff ich nach der Spieluhr und nahm sie mit in mein Zimmer. So wie es zur Zeit lief, konnte es nicht weiter gehen. Und sie war noch nicht mal einen Tag hier. Ich wollte gar nicht wissen wie schnell sich meine Zurückhaltung dem Null Punkt nähern würde, wenn sie erst mal längere Zeit hier bei mir war.
Auf der anderen Seite schaffte ich es meisterlich mich zu verstellen und so leicht würde man mir meine Begierde nicht ansehen. Niemals.
Es gab zwar Momente, wo ich Risa an mich ran ließ, ohne sie gleich weg zu stoßen, wie zum Beispiel im Kino, wo wir uns mit Patty einen bescheuerten Liebesfilm über einen noch bescheuerten Vampir ansahen, aber da schlief Risa und bekam nicht mit, dass ich ihre Nähe genoss, oder eher die angenehmen Gefühle, die sie in mir wecken konnte. Es tat verdammt gut, so gut, dass ich mich diesen Gefühlen nicht entziehen konnte. Ich würde Rika nicht vergessen, niemals, aber die Schmerzen etwas zu dämmen, war ok.
Doch als ihre Hand dann zu meinem Oberschenkel wanderte und sie sich seufzend fester an mich kuschelte, vermischte sich noch ganz andere Empfindungen unter meine Gefühle. Gefährlichere... unglaublich gefährlich, aber auch ziemlich verführerische... es war die reinste Hölle!!
Zum Glück endete der Film und somit meine Tortur noch rechtzeitig. Und dann konnte ich mich an Xantos abreagieren, der Misaki schwer verletzte.
Dort erfuhr ich dann, dass Risa wirklich Rika's Schwester war. Also dass sie die Göttin des Lebens war. Aber eigentlich war es mir ja von Anfang an klar. So leicht ließ ich mich nicht täuschen.
Ich sah sie da auch zum ersten Mal in ihrer wahren Gestalt. Und sie war wirklich zum Anbeißen süß. Schlimmer noch als Schokolade und verführerischer als jede Succubus dieser Welt. Ihr Licht zog mich immer weiter in ihren Bann. Ungefähr so wie ein Wildes Tier, was an die Leine gelegt wurde und verzweifelt versuchte irgendwie noch zu entkommen und sich den Gefahren zu entziehen. Aber es gelang ihm nicht, egal wie stark er sich wehrte, die Leine war stärker...
Ich war wirklich froh darüber, dass wir uns gegenseitig auf Abstand hielten, keine Ahnung was passieren würde, wenn es nicht so wäre. Wenn sie sich ununterbrochen an mich ran schmeißen würde, ich schätze, dann wäre ich schwach geworden.
Inzwischen lebte sie nun schon einige Wochen bei uns und ich war so sehr mit ihr und mir beschäftigt, dass ich gar nicht daran gedacht hatte, das es da noch einen Fluch gab, den es zu brechen galt.

Am Abend saß ich im Wohnzimmer auf der Couch und starrte Gedankenverloren den Laptop an. Ich war mir sicher im Internet etwas über den Fluch finden zu können. Allerdings fehlte mir gerade irgendwie der Elan, danach zu suchen.
Risa und Elara waren bereits am schlafen, die Chancen dabei erwischt und enttarnt zu werden, waren dementsprechend gering. Nur Misaki schlurfte noch gelangweilt durchs Haus und ließ sich dann in den Sessel fallen.
„ Was ist los?“ holte er mich aus meinen Gedanken heraus.
„ Nichts, ich schaue gerade nur wie ich den Fluch des Inkubus brechen kann...“ murmelte ich.
„ Und schon was brauchbares gefunden?“ doch als er sich über den Tisch beugte und auf den Bildschirm schaute, war dieser schwarz. Klar, er war ja nicht mal eingeschaltet. „ So so.“ lächelte Misa wissend. „ Scheinst ja echt gut voran zu kommen.“
„ Ich weiß auch nicht.“ seufzte ich. „ Bis vor ein paar Wochen konnte ich es gar nicht erwarten den Fluch endlich los zu werden. Aber jetzt...“
„ Willst du ihn nicht mehr brechen?“
„ Ja doch...irgendwie schon. Aber irgendwie, auch nicht.“ strich ich mir durchs Haar. „ Ich weiß auch nicht.“
„ Mh...“ grinste der Seelendieb leicht. „ Vielleicht weiß dein Verstand oder dein Herz ja, dass Dark die einzige Möglichkeit ist, um Risa nah sein zu können. Um den niederschmetternden Gefühlen entfliehen zu können. Jedenfalls für die Kurze Zeit, wo der Fluch zuschlägt.“ meinte er. „ Du könntest all die Empfindungen spüren, ohne Angst haben zu müssen Rika zu vergessen. Schließlich ist es nicht dein Leben, nicht deine Gestalt und auch nicht dein Gefühlsleben. Du bist eine ganz andere Person.“
„ Ich sehe vielleicht anders aus, aber mein Verstand bleibt der Gleiche.“
„ Aber als Inkubus kannst du die Neugierde stillen und lässt Risa wiederum in deiner wahren Gestalt in Ruhe. Wäre das nicht auch in deinem Sinne?“
„ Du meinst also, ich sollte den Fluch als Segen und nicht als Fluch sehen?“
„ So könnte man es auch formulieren, ja.“ nickte er. „ Weißt du, du kannst die ganze Menschheit, alle Ladthaaner und auch alle Götter täuschen, aber bei mir klappt es nicht. Ich sehe dir an, dass du dich zu ihr hingezogen fühlst. Was mit Sicherheit auch an der Ähnlichkeit mit Rika liegt, nicht wahr?“
„ Schon möglich...“ flüsterte ich.
„ Würdest du dich dann nicht besser fühlen, wenn du ihr als Dark nah sein kannst, aber Keith wieder zur gewohnten Kälte zurück findet?“
„ Natürlich würde es mir dann besser gehen. Aber die Sache ist viel zu Gefährlich. Ich will es nicht riskieren, dass sie irgendwann eins und eins zusammen zählt und bemerkt wer Dark wirklich ist.“ berichtete ich ihm von meinen Bedenken. „ Es ist doch auch auffällig, wenn ich immer dann von der Bildfläche verschwinde, wenn Dark dann auftaucht.“
„ Nh...“ dachte der Seelendieb darüber nach. „ Ich biete es dir nur ein einziges Mal an, also überlege nicht zu lange. Aber ich wäre bereit, einen Teil deiner Seele ab zu saugen. Damit könnte ich deine Stimme imitieren und bei ihr anrufen und mich für dich ausgeben.“ ich wusste wie sehr er genau diese Fähigkeit, andere Seelen oder Mächte ab zu saugen, verachtete. Er überwand die Abneigung um mir zu helfen, das imponierte mir. „ Ich würde es wirklich nicht gerne machen, aber wenn dir damit geholfen ist, würde ich meinen inneren Schweinehund besiegen.“
„ Glaubst du wirklich, die Sache wäre es wert?“
„ Auf jeden Fall.“
„ Na also gut... ich kann ja nichts verlieren, eher gewinnen.“
„ Genauso sehe ich das auch.“
Und so begann ein Spiel, was ich eigentlich niemals gewinnen konnte. Ich mietete mir ein kleines Apartment und legte mir neue Klamotten zu. Ich wollte es unbedingt verhindern, dass Risa hinter mein Geheimnis kam. Wollte auch Nummer sicher gehen, dass mir nichts geschehen konnte. Vielleicht würde durch Dark dann auch wieder ein bisschen Ruhe in mein Leben einkehren. Jedenfalls hoffte ich das...
Am Tag, als die 666 Stunden enden sollten, entzog mir Misaki schon früh am Morgen einen Teil meiner Seele. Dadurch das er gleich darauf einen Auftrag zu erfüllen hatte, ging es nicht anders.
Allerdings war ich durch diesen Entzug noch anfälliger, was die Nähe von Risa anging. Man könnte sagen, dass Misa nun mit meiner Mauer rum lief.
Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, weil ein Unglück kam selten allein und scheiße fiel von oben nach unten und so weiter, setzte sich Risa, in meinem verdammten Lichten Moment, neben mir auf die Couch und kuschelte sich auch noch, zu allem Überfluss, an mich.
Ich hatte die Scheiße, oh Pardon, das Pech gepachtet, es eingefangen und ließ es nun nicht mehr frei.
Keine Ahnung was sie geritten hatte, das sie mir nun so nah kam und das, wo wir uns doch eigentlich nur gegenseitig fertig gemacht hatten. Ich war mir sicher, dass es besser war darauf keine Antwort zu bekommen. Jedenfalls nicht jetzt, wo ich mich gerade so eben beherrschen konnte um eben NICHT über die Göttin herzufallen. Schwer...ausgesprochen schwer. Mist! Aber ich packte das, klar, das war eine meiner einfachsten Übungen...
„ Und was soll das jetzt werden?“ starrte ich sie mit hochgezogener Augenbraue an.
„ Bilde dir bloß nichts ein, klar?“ maulte sie und kuschelte sich aber gleichzeitig noch fester an mich. Wenn hier jemand was zu maulen hatte, dann war ich das jawohl, oder wie seht ihr das? Unfassbar. „ Da du mit meiner Schwester zusammen bist, bist du doch mein Schwager... oder Schwager in Spe? Jedenfalls könntest du auch mein großer Bruder sein. Also stell dir einfach vor du würdest deine Schwester umarmen... wir sind doch auch noch so was wie Freunde... Und Freunde trösten sich untereinander... Rika würde mir die Hölle heiß machen wenn ich seelenruhig dabei zusehen würde, wie du innerlich abstirbst!“
„ Mhm...“ wieder verirrte sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. „ Ich glaube ich versteh so langsam warum du für Rika etwas besonderes warst...“ sie ließ mich immer wieder diese Glücksmomente spüren und weckte die Glückshormone, die eigentlich für alle Ewigkeit schlafen sollten.
„ Mh?“
Für einen kurzen Moment drückte auch ich sie an mich, drehte mich zu ihr um und küsste sie flüchtig auf die Stirn. Ha! Kurve noch bekommen... ich dreh noch durch, ganz im ernst...
Dann stand ich auf und ließ Risa total verwirrt und leicht gerötet auf der Couch sitzen.
Ich brauchte jetzt dringend eine kalte Dusche. Und das aus meinem Munde, wo ich doch der Arktis glich.. Aber auch da fand ich keine Ruhe, da das unwiderstehliche Wesen einen lauten Schrei ausstieß und ich erschrocken zu ihr runter lief und dass, nur mit einem Handtuch bekleidet.
„ Was ist passiert?“ wollte ich dann von ihr wissen.
„ Ach nichts!“ knurrte ich vor mir hin und schaute ihn dann an. „ Was...“ starrte sie mich mit offenem Mund an. Gefiel ihr etwa was sie da sah?
Jedenfalls folgte sie mit ihren Augen einem Wassertropfen, der mir am Oberkörper herunter lief.
Allerdings versuchte ich diesen erregenden Blick zu ignorieren, etwa genauso, wie sie versucht die Wassertropfen zu ignorieren.
„ Alles ok? Sieht fast so aus als hättest du Fieber...?“ zog ich fragend eine Augenbraue hoch und versuchte mir gleichzeitig nichts anmerken zu lassen. „ Wirst du etwa krank?“
„ Wie sollte ich bei deinem Anblick auch nicht krank werden??“ fauchte sie mich auch gleich wieder an und stampfte zu mir hin. „ Ist dein Anstand abgesoffen, oder was? Du kannst doch nicht halb nackt hier rum laufen! Du tickst echt nicht mehr sauber!“ mit diesen Worten stieß sie mich aus der Küche und knallte die Tür zu. „ ZIEH DIR GEFÄLLIGST WAS AN!!“
„ Was geht denn mit der ab...?“ ein kleines Grinsen konnte ich mir allerdings nicht verkneifen.
Kurz darauf aßen wir dann zu Mittag und begrüßten danach Pater Yoshida in unserem Haus. Da kam mir wohl ausnahmsweise mal der Zufall zur Hilfe, der mich, für sie, einige hundert Kilometer weit weg schickte.
Nun da ich wusste, dass sie sich im Kinderheim befinden würde, wusste ich zu mindestens wo ich sie antreffen konnte. Und so machte ich mich aus dem Staub, bevor mich der Fluch traf und sie mich schon, bevor alles begann, enttarnte.
Auf dem Weg zu meinem Apartment hin, rief ich dann bei meinem Partner an, der sich wohl oder übel jetzt um den Vollmondgeist kümmern musste.
„ Was gibt es?“ fragte mich Misa gleich.
„ Ich habe da einen neuen Auftrag angenommen, um den du dich jetzt kümmern müsstest. Ich werde mich jeden Moment verwandeln.“
„ Worum geht es denn?“ man merkte ihm gleich an, dass es gar nicht so einfach war, mit meiner Last zu leben.
„ Och, nichts wildes.“ grinste ich. „ Wir sollen bloß einen Vollmondgeist erlösen.“
„ Ach wenn es weiter nichts ist.“
„ Und ihr Aufenthaltsort befindet sich auch nur gute Fünfhundert Kilometer von hier entfernt...“
„ ...“
„ Bist du noch da?“
„ WIE viele Kilometer, hattest du gerade gesagt?“
„ Gute Fünfhundert.“
„ BIST DU DENN VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN???“ er brüllte so laut ins Telefon, dass ich den Hörer weiter weg halten musste. „ Und nun soll ich mich um den Scheiß kümmern? Warum hast du nicht einfach abgelehnt??“
„ Weil Risa neben mir saß und mir auf die schnelle keine plausible Ausrede eingefallen ist.“
„ Na ganz toll. Und wer soll sie beschützen? Du als kleiner Inkubus wirst wohl kaum dazu in der Lage sein.“ maulte er weiter.
„ Das geht schon.“
„ Verdammt!“ fluchte er und legte dann einfach auf. Da war das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen.
Allerdings hatte ich gerade andere Probleme, schließlich wusste ich nicht wie Risa auf Dark reagieren würde. Das letzte Treffen verlief ja nicht so gut, um es mal milde auszudrücken.
Aber nun war es zu spät, um einen Rückzieher machen zu können, da ich schon kurz nachdem ich meine kleine Wohnung erreichte, die Gestalt änderte.
Nun gab es kein zurück mehr und sollte Risa nicht anspringen, musste ich wohl meine Inkubus Fähigkeiten einsetzen. Jedoch hoffte ich, dies vermeiden zu können.
Ich machte meine verräterischen Merkmale eines Teufels gleich von Anfang an unsichtbar und suchte mir neue Klamotten zum anziehen heraus.
Nachdem ich dann frisch geduscht war und sicher gehen konnte, das ich keineswegs mehr wie 'Keith' roch, machte ich mich auf den Weg zum Heim und hoffte inständig auf ein Happy End...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Kapitel habe extra für die Leser geschrieben, die Keith genauso ins Herz geschlossen haben wie ich ^-^ Ich hoffe das bei ihm nun keine Fragen offen bleiben.

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