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Kapitel 24. Dark kehrt zurück.

Wir verbrachten ziemlich viel Zeit auf der Schlittschuhbahn und versäumten es auch nur einmal auf die Uhr zu schauen. Was aber auch kein Wunder war, schließlich wurde es schon früh dunkel und wenn man Spaß hatte, verflogen die Stunden eh wie nichts gutes.
Aber man sollte ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten war.
„ So Mädels.“ ich hatte wirklich ein kleines schlechtes Gewissen, als ich Hanon und Patty von meinen Beschützern trennen musste. „ Es wird Zeit. Ihr müsst Heim, bevor Hideko nach euch suchen lässt.“
Ich sah Patricia das erste Mal so ungezwungen glücklich. Natürlich war sie ein fröhliches Kind, lachte und lächelte viel, aber ihre Augen spiegelten immer so eine gewisse Traurigkeit wieder. Nun, wo sie mit dem Prinzen kabbelte und gleichzeitig erfolglos versuchte vor ihm zu flüchten, bezeugten ihre Augen das sie wunschlos glücklich war.
„ Och nö, noch nicht! Es ist doch noch früh.“ starrten mich die Teenys mit ihren großen Augen an. „ Kannst du Hideko nicht einfach anrufen und ihr sagen dass wir bei dir sind und sie sich keine Sorgen machen muss?“
„ Das habe ich schon längst getan.“ meinte ich. „ Aber es wird nicht früher und ihr müsst bald schlafen gehen.“ grinste ich die Beiden frech an.
„ Komm schon, Risa. Nur noch ein bisschen.“
„ Nun gut, aber nur noch ein bisschen. Ich komm sonst in Teufelsküche.“
„ JIPI!!“ riefen sie und stürmten wieder zu 'ihren' Schlächtern hin.
„ Kinder.“ seufzte ich lächelnd.
Ich rief noch einmal bei Hide an und holte mir von ihr die Erlaubnis, die Kids etwas später bei ihr abzuliefern. Da Morgen keine Schule war, hatte die ältere Dame nichts dagegen, dass ihre Schützlinge noch länger bei mir blieben. Sie wusste ja, dass sie bei mir gut aufgehoben waren.
Die Nähe der überglücklichen Mädchen tat mir ja auch verdammt gut, so hatten wir alle was davon.
Außerdem freute ich mich darüber, das Keith zu seinem altem Ich zurück gefunden hatte und sein lächeln war unglaublich anziehend und verführerisch.
Auch wenn mir unsere 'Affäre' echtes Kopfzerbrechen beschert hatte, es war ok, solange er da durch einen Weg aus der Dunkelheit finden konnte und vollends zu seinem alten Ich zurück fand.
So gesehen lieh ich mir den Teufel bloß aus, bis Rika wieder bei uns war und würde ihn dann wieder her geben.
Es war ja alles rein körperlich, ganz ohne tiefer gehende Gefühle, also total unproblematisch.
>Unproblematisch...< dachte ich und hielt am Geländer an. >Wenn es mal so wäre. Aber es handelt sich dabei um Keith, den KEITH! Den Freund von Rika, die aber unbedingt dafür sorgen will, dass er sich in eine andere verliebt. Wenn er das wüsste...es würde ihm das Herz zerreißen. Was denkt sich Rika bloß? Was würde sie wohl tun, wenn er sie noch immer liebt, wenn sie zurück ins Leben kehrt? Ihn weg stoßen? Auf das Schicksal pfeifen? Was denkt die sich bloß...< regte ich mich innerlich auf. >Wäre es da nicht besser für ihn, wenn er sich wirklich in mich verlieben würde? Damit er nicht gleich den nächsten Hieb bekommt, wenn er vor ihr steht und sie ihm eine abweisende Begrüßung schenkt? Diese Hohlfrucht!!< schnaufte mein inneres ich. >Aber warum soll ich mich mit ihren Beziehungsproblemen rum schlagen? Sie ist alt genug und wusste was sie tat, als sie ihm den Kopf verdrehte.<
„ Hey!“ drückte sich Naoki plötzlich von hinten an mich und hätte mich beinahe über das Geländer gestoßen. „ Was ist los?“
„ Spinnst du?“ herrschte ich ihn an. „ Du hast dein Gehirn wohl auf dem Eis verloren, was?“
„ Und trotzdem bemerke ich, wenn du nachdenklich durch die Gegend starrst. Wir müssen so was wie Seelenverwandte sein.“ grinste er.
„ Pff, nicht mal in deinen Träumen!“ nahm ich ihm gleich den Wind aus den Segeln.
„ Lenke nicht vom Thema ab. Was ist los mit dir?“
„ Nichts. Es wundert mich bloß, dass nicht eine Menschenseele zurück gekehrt ist.“
„ Nach einem Angriff der Teufel? Wundert dich das wirklich?“
„ Naja, nicht wirklich...“
„ Dachte ich mir doch.“ schmunzelte er.
„ NAOKI!!“ quietschte Hanon und drückte sich wieder an ihn. „ Komm schon, ich muss bald nach Hause!“
„ Oh sorry, ich vergaß. Kannst du mir verzeihen?“ lächelte er sie an.
„ Sicher.“ kicherte diese gerötet und zog mit dem Schlächter ab.
So langsam wurde mir auch wieder bewusst, dass der Winter hereinbrach und es unaufhörlich kälter wurde.
Gerade erfasste mich ein kalter Windhauch, der mich regelrecht durchschüttelte.
>Brr ich hasse die Kälte! Warum kann das verblödete letzte Tor nach Ladthaa nicht in einem Land sein, wo das ganze Jahr Sommer ist? Aber neeeiiiinnnn! Bald fängt es bestimmt auch noch an zu schneien!<
„ Du frierst noch fest, wenn du dich nicht langsam mal bewegst.“ lief Patty an mir vorbei.
„ Ja du hast recht.“ seufzte ich.
Ich liebte das Eislaufen wirklich, aber so langsam war es auch gut. Ich wollte nach Hause und mich in die heiße Badewanne legen. Ja, so was gab es im Haus der Teufelsschlächter auch, aber normalerweise ging ich lieber Duschen, da dies einfach schneller ging. Heute würde ich mir allerdings mal ein Bad in der riesigen Wanne gönnen.
Das hatte ich mir ja auch redlich verdient.

Eine Stunde gab ich den Mädels noch, dann brachten wir sie zurück zum Heim und verabschiedeten uns dort von ihnen und auch von Naoki. Dieser musste Hanon auch gleich versprechen, dass er sie auf jeden Fall mal besuchen kam.
Als Keith und ich dann wieder im Auto saßen und uns auf den Heimweg machen wollten, drehte er sich zu mir hin und betrachtete mich.
„ Wollen wir noch was essen gehen?“ fragte er mich dann schließlich. „ Du hast doch bestimmt Hunger, oder?“
„ Nein, das kleine Kind muss jetzt in die Wanne und danach ins Bett.“ murmelte ich und starrte dabei aus dem Fenster. „ Ich habe schon keinen Mittagsschlaf bekommen und werde bald unerträglich werden.“
„ Du reagierst aber ganz schön empfindlich, wenn es um dein wahres alter geht.“
„ Ich bin halt noch jung und diese Jugend bringt die Empfindlichkeit mit sich. Götter werden nun mal nicht Steinalt geboren.“
„ Nun sei doch nicht so nachtragend.“
„ Ich bin nicht nachtragend.“
„ Nein, nur nicht. Und bockig bist du auch nicht, was?“
„ Das liegt an der Müdigkeit! Da bockt man nun mal ein bisschen rum.“
„ Würde dich ein Entschuldigungskuss wieder gnädig stimmen?“
„ Wer weiß.“
„ Dann sollte ich das wohl ausprobieren.“
Eigentlich war es viel zu kalt im Auto, als dass ich an so was denken konnte. Aber Keith strahlte so eine angenehme wärme aus, dass ich seine Nähe genoss und den zarten Kuss vorsichtig erwiderte.
„ Wollen wir nun was essen gehen?“ hob er seinen Kopf leicht an.
„ Nein, noch nicht!“ flüsterte ich, schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn erneut verführerisch auf den Mund. „ Nun können wir noch was essen gehen.“
„ Oder vielleicht doch erst eine dunkle Ecke suchen und es uns auf der Rücksitzbank gemütlich machen?“ blickte er mich schmunzelnd an.
„ Auf der Rücksitzbank kann man es sich gar nicht gemütlich machen. Außerdem wartet Elara zuhause auf mich.“
„ Die wartet später auch noch.“
„ Ich finde aber, dass sie lang genug gewartet hat. Schließlich ist der Monat fast rum.“
„ Ach so. Du willst sie nach Illumina bringen.“
„ Ja genau.“
„ Dann sollten wir sie nicht all zu lange warten lassen.“ er löste sich von mir und schaltete den Motor an.
„ ...“ schweigend betrachtete ich ihn und fragte mich gleichzeitig, warum ich ihn ausgerechnet jetzt an meine Welt und somit an Rika erinnern musste.
Das konnte ja ein schönes Abendessen werden...
Um ihn jetzt nicht zu bedrängen, wendete ich mich von ihm ab und starrte aus dem Fenster. Es war halt keine einfache Geschichte, die sich da zwischen uns entwickelte. Das war mir klar und ihm mit Sicherheit auch. Allerdings war diese Sache ja auch nur ein Spiel auf Zeit und spätestens wenn Rika wieder da war, war das Spiel aus. Ob es dabei Verlierer gab, oder wir beide heil aus der Situation wieder raus kamen, das sehen wir dann. Nicht denken, einfach geschehen lassen, dies war mein neues Motto! Und wenn nichts mehr geschah, weil Keith nun aufwachte und ihm bewusst wurde, dass er Hand an eine andere gelegt hatte, dann war das auch ok. Solange er mit seinem schlechten Gewissen umgehen konnte und sich nicht wieder so stark zurück zog, konnte ich damit leben.
Dass Keith sich gerade das selbe dachte, nur halt umgekehrt, hätte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht für Möglich gehalten.
Er wusste dass ich wegen ihm hin und her gerissen war und selbst nicht genau wusste was ich eigentlich wollte. Allerdings fehlte ihm das Wissen darüber, wie weit ich über die Pläne meiner Schwester Bescheid wusste. Auch wenn ich zwischenzeitlich auf Rika traf, hieß das ja noch lange nicht, dass sie mir auch ihre Absichten gesteckt hatte, das dachte er jedenfalls.
Ich erzählte ja auch nichts davon, sondern machte bloß aus den Absichten der Schicksalsgöttin kein Geheimnis. Also das diese der Meinung war, dass mein Weg in den Armen des Prinzen enden müsste.
Deshalb vermied er es, mich auf die Treffen mit meinem Schwesterchen anzusprechen. Er wollte zwischen ihr und mir kein Keil treiben und es war auch nicht in seinem Sinne, mich jetzt, wo ich mich mal nicht gegen ihn wehrte, wieder an alte Verhaltensmuster zu erinnern. Die ganzen Probleme würden sich schon irgendwann von allein in Wohlgefallen auflösen. Er musste bloß geduldig sein.
„ Du hast ganz kalte Beine, ist dir kalt?“ fragte er mich dann, nachdem er seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt hatte.
„ Ein bisschen.“
„ Dann komm näher ran.“
Ganz langsam rutschte ich näher zu ihm hin und kuschelte mich an seine Schulter. Durch seine Körperwärme und die warme Luft, die mir ins Gesicht pustete, wurde mir dann auch endlich warm.
Etwa eine halbe Stunde später parkte Keith den Wagen vor einem Restaurant, was mir gleich bekannt vor kam.
„ Ach. Hier hatte mich Misaki auch schon hin geschliffen.“ meinte ich, als wir beide ausgestiegen waren. „ Es ist also wirklich euer Stammlokal, ja?“
„ Könnte man so sagen, ja.“
„ Könnte man so sagen?“ schielte ich ihn seitlich an. „ Wenn ich mir die Pappschachteln ansehe, sind das bestimmt die Gleichen, die sich auch bei euch bis unters Dach gestapelt hatten, nicht wahr?“
„ Schön möglich.“ schmunzelte er.
„ Aber willst du wirklich mit diesen Klamotten das Restaurant betreten? Die halten dich noch für einen Massenmörder...oder einen Schlachter... je nachdem.“
„ Ach ja, die Blutverschmierten Sachen, die hatte ich ganz vergessen.“ zum Glück war bei ihm bloß die Jacke betroffen. Die paar Spritzer die auf seine dunkle Hose gelandet waren, fielen gar nicht weiter auf.
Kurzer Hand zog er sich die Jacke aus und warf sie auf die Rücksitzbank seines Wagens.
Dann betraten wir das Lokal und ich kam endlich ins trockene, warme.
Nachdem wir an einem Tisch platz genommen hatten, unser Essen bestellt und nun darauf warteten, quetschte ich ihn neugierig über seine menschliche Seite aus.
„ Bist du eigentlich bei den Menschen groß geworden? Das war bestimmt nicht einfach, oder? Gerade bei deiner auffälligen Augenfarbe. Und was war mit Tartaros? Als Herrscher über die Teufel, konnte der sich doch bestimmt nicht die ganze Zeit über bei euch aufhalten, oder?“ schossen mir tausend Fragen in den Kopf.
„ Ja, ich bin bei den Menschen aufgewachsen und nein, Tartaros war nicht immer bei uns. Aber er kam uns so oft er konnte besuchen.“ begann Keith zu erzählen. „ Obwohl ich ein halber Teufel bin, habe ich Ladthaa nie betreten. Ich lebte ein Leben als Sterblicher, ein normaler Junge unter vielen. Meine Mutter zog mich mit sehr viel Liebe auf und wenn Tartaros mal zu Besuch kam, waren wir tatsächlich so was wie eine kleine glückliche Familie.“
„ Das klingt als hättest du eine sehr schöne Kindheit besessen. Und die Menschen haben dich wirklich akzeptiert?“
„ Wie man es nimmt. Meine Mum hatte früh damit angefangen mir meine Haare schwarz zu färben und zwang mich fast dazu, blaue Kontaktlinsen zu tragen und alles nur, um bloß nicht aufzufallen. Damit niemand merkte, dass ich kein sterblicher war.“ er machte eine kleine Pause, da unser Essen gebracht wurde und fuhr dann fort. „ Als Kind empfand ich das als eine Art Spiel und es machte mir daher nichts aus. Aber desto älter ich wurde, desto mehr wehrte ich mich gegen das Färbemittel und den farbigen Linsen. Ich war stolz auf meine Herkunft und das Gerede der Leute interessierte mich nicht im geringsten. Ich wollte meinen Vater nicht verleugnen, indem ich so tat als wäre ich einer von ihnen. Inzwischen verstehe ich die Ängste meiner Mutter. Die Menschen fürchteten sich damals und teilweise auch heute noch, vor allem was anders ist als sie selbst. Sie jagen und vernichten und sind meist brutaler als die blutrünstigsten Teufel. Aber auch das konnte mich nicht wirklich reizen.“ lächelte er leicht. „ Schließlich besitze ich eine Angst einflößende teuflische Gestalt und zudem prallen die lächerlichen Geschosse aus den Waffen der Armee einfach an mir ab. Sie konnten mir nicht gefährlich werden... mir nicht, aber ihr schon.“
„ Starb deine Mutter durch diese Waffen?“
„ Nein. Das hätte ich niemals zugelassen, dass dies geschah. Sie starb in einem Alter, was für einen Sterblichen angebracht war.“
„ Hattest du dich denn durch gesetzt und deine Herkunft nicht länger verleugnet?“ quetschte ich ihn weiter aus.
„ Ja, das habe ich. Erfolgreich weigerte ich mich dagegen, meine normale Haarfarbe oder Augenfarbe zu verstecken und lief ab da, als Silberhaariger Sonderling durch die Weltgeschichte, der unnatürliche goldene Augen besaß.“
„ Als Silberhaariger Sonderling?“ kicherte ich. „ Das hast du aber nett umschrieben.“
„ Mhm.“ schielte er mich seitlich an. „ Ist das Verhör nun vorbei, oder willst du noch mehr wissen?“
„ Natürlich will ich noch mehr wissen. Hattest du denn viele Freunde? Wie bist du ein Teufelsschlächter geworden und wie hatten die Menschen denn nun auf dein neues Aussehen reagiert?“
„ Die Jungs in meinem Alter interessierten mich nicht sonderlich und auch die Mädchen ließen mich kalt. Die meisten nannten mich einen Streber, oder einen Bücherwurm, weil ich lieber las, als mich mit den anderen im Dreck zu Suhlen. Dabei interessierten mich nur Bücher über Teufel, Dämonen oder Geister und ihrer Schwachstelle. Seit ich denken kann, wollte ich ein Teufelsschlächter werden, genauso wie es mein Vater immer wollte. Ich sollte meine Mum und alle anderen aus meiner Stadt beschützen, weil ich eben der einzige Teufel in der Gegend war. Und das hatte ich mir zu Herzen genommen. Ich begann sehr früh damit, mich Nachts aus dem Haus zu schleichen und auf jagt zu gehen und Morgens, ehe meine Mutter erwachte, lag ich in meinem Bett, so als wäre ich nie weg gewesen. Ich beschütze die Menschen, die mich eigentlich nicht wirklich interessierten. Jene, die uns aus der Stadt jagen wollten, weil ich ihnen zu Angst einflößend war.“ wieder strahlten seine Augen diese Kälte aus, die ich sonst bei ihm sehen musste. „ Die Jungs aus meiner Schule waren zudem noch eifersüchtig auf mich, weil ich mit meinem unnahbaren, mysteriösen Verhalten die Mädels nur so anlockte und nicht eine für die Dorftrottel übrig blieb.“
„ Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Die Frauen stehen seit beginn an auf unnahbare, mysteriöse Männer, die vom Aussehen her auch noch was besonderes sind.“ da war ich wohl auch keine Ausnahme... „ Die Mädchen haben dich bestimmt mit Geschenken überhäuft und die Jungs haben dir mit unzähligen Streichen und Schlägern das Leben zur Hölle gemacht, nicht wahr?“ blickte ich ihn interessiert an.
„ Das stimmt schon. Unzählige Male haben sie versucht mir böse Streiche zu spielen, Anfangs waren es nur irgendwelche Kleidungsstücke die verschwanden, aber letztendlich ging ihr Hass soweit, dass sie eine schwule Gang anheuerten, die mich in einem unbeobachteten Moment überfallen sollten. Schläger, Rocker, Karatemeister, alle wurden bereits damit beauftragt, mir eine Lektion zu erteilen und jeder einzelne scheiterte.“
„ Das sind schon keine bösen Streiche mehr!“ gab ich erstaunt von mir. „ Das ist brutal und barbarisch! Hast du ihnen wenigstens eine Lektion erteilt?“
„ Ich hätte jeden von ihnen, ohne mit der Wimper zu zucken ins Jenseits befördern können.“ meinte er. „ Aber ich bin keiner von diesen Teufeln, die sich an hilflose Sterbliche vergreifen. Stattdessen habe ich mich auf anderem Wege an ihnen gerächt.“
„ Und wie?“
„ Ich spielte mit den Frauen, für die sich diese Waschlappen interessierten und fand irgendwann richtig gefallen an der weichen Haut der weiblichen Sterblichen.“
„ Was? Du hast die Mädchen da mit rein gezogen? Boar bist du fies!!“
„ Fies?“ grinste er mich an. „ Hemmungsloser, wilder Sex ohne Folgen, ohne Verpflichtungen, was will man mehr? Ich konnte machen was ich wollte und wenn ich Lust hatte durch irgendein Bett zu turnen, gab es genug Frauen die auf einen Anruf von mir sehnsüchtig warteten. Ich war ein freier Jäger, der seinen Spaß hatte und niemanden Rechenschaft schuldig war. Und daraus machte ich bei meinen Gespielinnen keinen Hehl. Sie alle wussten worauf sie sich einließen.“
„ Das Denken kommt mir irgendwie bekannt vor...“ überlegte ich schmunzelnd. „ Ich will mich auch nicht fest binden. Ich liebe meine Freiheit und will diese unter keinen Umständen wieder her geben. Im Volksmund nennt man das glaub ich Bindungsängste.“ kicherte ich. „ Und wie hast du Misaki kennengelernt?“
„ Ich traf ihn damals Nachts auf einem meiner Rundgänge an.“ antwortete Keith mir brav. „ Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass er eigentlich zu den Guten gehörte, der magisch von der Menschenwelt angezogen wurde. Ich bekämpfte diesen Teufel, es war ein Kampf um Leben und Tod. Doch als plötzlich ein kleines Mädchen zwischen die Fronten geriet, opferte mein Gegner leichtfertig sein Leben, um sie zu beschützen.“
„ Dann warst du dieser starke Teufel, der ihn schwer verletzte, aber dann sein Leben rette?“ ja natürlich! Warum war ich denn da nicht von selbst drauf gekommen?
„ Er hatte dir also davon erzählt.“ meinte er. „ Ja richtig. Ich war dieser Teufel.“
„ Dann bist du ja auch schon uralt!“ griente ich ihn an.
„ Wenn man das von deiner Position aus betrachtet, schon ja.“ dieses Mal hatte ich diese Anspielung verdient... „ Nun bist du dran.“
„ Über mich gibt es nicht so viel, was man erzählen könnte. Das meiste hast du doch eh schon gesehen, als du in mein Unterbewusstsein eingedrungen bist.“ nun stellte sich mir wieder die Frage wie er das überhaupt geschafft hatte. „ Wie bist du denn überhaupt dahin gekommen?“
„ Der Geist der in unserer Küche stand hatte mich dahin gebracht.“
„ Wie das?“
„ Sie war noch in dir.“
„ ...“ lief ich gleich wieder Kreidebleich an. „ I-Ist sie etwa immer noch...“ schluckte ich. „ In mir??“
„ Nein, ich denke nicht. Sie hat ihr Ziel ja erreicht. Du erinnerst dich nun wieder an alles.“
„ Gott sei dank.“ atmete ich erleichtert aus.
„ Dieser Geist war übrigens Cecilia. Deine Vorgängerin. Von ihr habe ich erfahren das Thanatos von Yujin besessen ist.“
„ Cecilia also.“ überlegte ich. „ Das erklärt natürlich warum sie so daran interessiert war, dass ich meine Erinnerungen wieder erlange.“ aber warum hatte sie ausgerechnet Keith mit ins Boot geholt? War er doch jener Ladthaaner mit dem magischen Blut? Oder war er einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort? „ Eine Frage hätte ich da noch.“
„ Und zwar?“
„ Wie ist denn das eigentlich mit deinem Blut? Ist es sterblich? Teuflisch oder gemischt?“
„ Als Mensch, also jetzt, ist es sterblich. Und als Teufel teuflisch.“ es veränderte sich also nicht nur seine Gestalt, sondern gleich der gesamte innere Fluss.
Das bedeutete aber auch, dass er als Nachfahre von Yujin nun nicht mehr ausschied.
„ Dein Blut schenkt einem aber nicht die Unverwundbarkeit, oder?“ murmelte ich.
„ Willst du es ausprobieren?“ ja, das fragte er mich allen ernstes. „ Hast ja noch einen gut bei mir.“
„ Ne lass mal. Ich kann kein Blut sehen.“ knurrte ich.
„ Dann hab ich wohl noch mal Glück gehabt, was?“
„ Wieso? Macht dein Blut etwa unverwundbar?“
„ Nicht das ich wüsste.“
„ So was wüsste man aber, oder?“
„ Bestimmt.“
„ Dann kann ich ja beruhigt sein.“
„ Und was wäre da so schlimm dran, wenn ich der Teufel mit dem magischen Blut wäre?“
„ Ich will mich nicht binden und wenn ich nun wüsste, dass du derjenige bist, mit dem ich mein Glück finden soll, könnte ich nicht mehr so locker mit dir umgehen.“ dann lehnte ich meinen Kopf leicht zur Seite und seufzte verhalten auf. „ Obwohl das mit uns sowieso ein Fehler ist.“
„ Wie kann etwas, was so verdammt gut und erholsam ist denn falsch sein?“
„ Ich will ja gar nicht bestreiten dass es gut ist, ich bin ja auch froh darüber, dass man dich wieder lächeln sieht.“
„ Aber?“
„ Ich bin nicht die richtige für dich, oder du für mich.“
„ Und wer sonst könnte das besser entscheiden als man selbst?“ sagte der Prinz. „ Du hast es geschafft mir einen Weg aus der Dunkelheit zu zeigen und das nach so kurzer Zeit. Misaki versuchte das seit sechs Jahren und scheiterte kläglich.“
„ Dennoch ist da noch Rika. Und eines Tages, wenn sie wieder da ist, wird das mit uns zu ende gehen. Ich hoffe das wir beide keine Folgeschäden erleiden müssen.“
„ ...“ schweigend betrachtete Keith mich. Er wusste ja dass ich Rika nicht einfach vergessen würde, oder die Tatsache, dass er mit ihr zusammen war. Der Teufel hielt es für das Beste mich nicht weiter daran zu erinnern. Die Gefahr war viel zu groß, dass ich mich wieder von ihm zurück zog. „ Hattest du schon mal versucht dich fest zu binden?“ lenkte er deshalb vom Thema ab.
„ Nein.“ antwortete ich ihm knapp. „ Ich komme wohl nicht nach Lucia, die sich mit dem ersten Mann in ihrem Leben gleich verlobte und ihre Zukunft mit ihm verplante. Ich denke ich bin eher wie Rika...“
„ Wie Rika?“
„ Ja, ich will mich erst mal austoben, bevor ich mich an die Leine legen lasse.“
„ Also täuscht dein unschuldig wirkendes Äußeres wirklich, hu?“
„ Schon möglich...“ lächelte ich. „ Aber ich kann mir beim besten Willen einfach nicht vorstellen, dass du ein Frauenfressendes Monster oder gar ein Macho warst.“
„ War ich ja auch nicht. Ich habe die Frauen weder gefressen noch hab ich mich wie ein Macho verhalten.“
„ Aber du hast sie reihenweise flach gelegt, das ist genauso als wenn du ein Frauenfressendes Monster wärst.“ grinste ich ihn an.
„ Mhm...“
„ Weißt du eigentlich, dass ich dich anfangs echt für ein Arschloch hielt und mich immer wieder fragte, was Rika bloß an dir gefunden hat?“
„ Ich könnte es nach vollziehen.“
„ Aber nun, kann ich sie verstehen. Du kannst echt ganz niedlich sein.“
„ Das Kompliment kann ich nur zurück geben.“
„ Kinder haben die Niedlichkeit ja auch gepachtet.“
„ Du nun wieder...“
Wir blieben noch ein Weilchen in dem Lokal sitzen und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Allerdings hatte ich die ganze Zeit über meine Katze im Hinterkopf, die bestimmt schon an der Fensterscheibe klebte und sehnsüchtig auf mich wartete. Mit den Worten, dass wir das ja bald mal wiederholen könnten, drängte ich meinen Begleiter zur Eile und fuhr kurze Zeit später schon mit ihm nach Hause.

Anders als erwartet lauerte Elara nicht gleich hinter der Eingangstür auf mich, sondern lag im Wohnzimmer auf der Couch und ließ sich von Misaki verwöhnen.
„ Ich gehe noch kurz duschen, Elara.“ begrüßte ich sie. „ Und danach gehen wir ins Bett, ok?“
„ Lass dir ruhig Zeit...“ schnurrte sie mir entgegen.
„ Du kannst natürlich auch bei Misaki bleiben. Ich weiß nur nicht ob Charon das auch so toll finden würde, wie du.“ grinste ich sie an und lief dann die Treppe hoch.
„ Und wie war euer Date zu dritt?“ schielte der Seelendieb seinen Freund an.
„ Wir haben Patty und Hanon auf dem Fest getroffen. Also war es eher ein Date zu fünft.“
„ Wirklich? Wie geht es Patty denn? Alles ok?“
„ Ich denke schon, ja. Jedenfalls hat sie nichts anderes verlauten lassen.“
„ Schön. Das freut mich.“ lächelte der Seelendieb.
Ich stand zur gleichen Zeit schon unter der Dusche, obwohl ich ja eigentlich baden gehen wollte, und war schon total aufgeregt, wegen dem baldigen Treffen mit Rika.
Dass ich nun was mit Keith hatte, ganz so wie sie es wollte, wollte ich ihr nun nicht auf die Nase binden. Zu mindestens noch nicht. Deshalb hatte ich auch kein schlechtes Gewissen mehr, ganz im Gegenteil, ich hoffte sogar dass mich Keith hier überraschen würde und ich noch einmal in den Genuss seines Könnens kam, ehe ich in meinem, oder eher Rika's, Bett zur Ruhe kam und nach Illumina ging.
Total bescheuert, das war mir klar, trotzdem konnte ich nichts daran ändern, dass mir der Prinz genau das gab, wonach ich mich sehnte. Noch dazu kam, dass er mich weder einengte noch war ich ihm irgendwelche Erklärungen, oder Rechenschaft schuldig.
Das war alles einfach zu perfekt, als das es wahr sein könnte, oder ewig lange hielt.
Eines Tages würde auch ich Mister Perfekt begegnen und mit ihm eine Familie gründen und für alle Ewigkeit glücklich mit ihm vereint sein.
Solange dies jedoch nicht der Fall war, genoss ich meine Freiheit in vollen Zügen und würde notfalls meine Neugierde und Sehnsüchte mit dem Prinzen stillen.
>Obwohl... bald taucht auch Dark auf. Übermorgen schon.< überlegte ich dann. >Ich wollte zwar nie als Unschuldsengel in die Geschichte eingehen, aber auch nicht als Schlampe der Nation.< meldete sich mein Gewissen zu Wort. >Auf der anderen Seite sind es ja immer die gleichen zwei Männer. Und mit Dark treffe ich mich ja nur einmal im Monat und kann auch nur einmal mit ihm, bevor er wieder für 666 Stunden verschwindet. Keith aber ist immer da und kann mir die Gefühle die ich brauche jeder Zeit und überall geben. Wäre es da nicht besser den Inkubus abzuschießen? Aber ich will Keith ja eigentlich gar nicht... allerdings bin ich auch nicht in der Lage ihm zu widerstehen... ein Teufelskreis. Und was ist schon dabei, wenn ich ihm zeige dass er am Leben ist und noch was anderes als leere verspüren kann. Rette ich ihn so nicht auch vor der Dunkelheit. Und ganz ohne Hintergedanken mache ich das ja auch nicht. Ach, wie auch immer. Ich lasse es einfach so weiter laufen, wie es zur Zeit läuft. Bringt eh nichts sich deshalb den Kopf zu zerbrechen. Madig reden kann ich mir Keith jedenfalls nicht...<
Ich würde mich nur jetzt, wo Dark bald auftauchte, in Zurückhaltung üben und danach, wenn er wieder weg war, schauen wie es mit uns dreien weiter ging.
Allerdings hatte ich die Rechnung da ohne Keith gemacht, der mal wieder im Flur auf mich wartete und keineswegs die Absicht besaß, von mir ab zu lasen.
Nicht jetzt, wo ich mich nicht gegen ihn wehrte und er mir zeigen konnte, das eine Beziehung mit ihm nicht falsch sein konnte.
„ Willst du mir eine gute Nacht wünschen, oder warum lungerst du auf dem Flur rum?“ grinste ich Keith seitlich an.
„ Eigentlich wollte ich dich niederschlagen und dich dann mit in mein Zimmer zerren. Aber das würde dir wohl nicht so gut in den Kram passen, nicht wahr?“
„ Wohl kaum.“ strafte ich ihm mit einem bösem Blick. „ Ich hab dir doch schon gesagt, dass Elara darauf wartet, von mir nach Illumina gebracht zu werden.“
„ Das kannst du auch machen, wenn ihr bei mir seit.“
„ Aber du brauchst jetzt doch noch gar keinen Schlaf.“
„ Dennoch hätte ich nichts dagegen, wenn du in meinen Armen liegst.“
„ Später wieder.“ lächelte ich ihn süß an. „ Heute steht mein Kätzchen an erster Stelle.“
„ Ich wäre sogar bereit dazu, mir mit ihr den ersten Platz zu teilen. Und eigentlich ist es doch völlig egal, wo du sie nun nach Illumina bringst, oder?“
„ Wer weiß was du in der Zeit mit meinem wehrlosen Körper anstellst, wenn meine Seele verhindert ist.“ schielte ich ihn wieder an.
„ Nichts. Das verspreche ich dir.“
„ Und du glaubst wirklich, du kannst das Versprechen halten?“
„ Sicher.“
„ Mhm. Ja ich weiß ja nicht.“ tat ich so als müsste ich darüber nachdenken.
„ Ich kann mich natürlich auch in dein Zimmer und dann in dein Bett schleichen. Allerdings verspreche ich dann nicht, dass ich brav neben dir liegen werde.“ griente er mich frech an.
„ Würde dir ein Gute-Nacht-Kuss denn nicht auch reichen?“
„ Wohl kaum.“
„ Tja, dann bekommst du auch keinen.“ meinte ich und wendete mich von ihm ab.
„ Du kannst all das, was du in deinem Zimmer machen kannst, auch in meinem machen.“ gab er von sich und warf mich dann über seine Schulter.
„ He!“ rief ich lachend.
„ Keine Widerrede, du schläfst heut Nacht bei mir.“
Der Teufel ignorierte meine halbherzigen Abwehrversuche gekonnt und trug mich in sein Zimmer. Dort angekommen warf er mich aufs Bett und verließ den Raum mit einem kurzen „ Ich bin gleich wieder da, nicht weglaufen.“ wieder.
„ Das du dich ausgerechnet mit Keith einlassen würdest, hätte ich wirklich niemals für möglich gehalten.“ grinste mich Elara frech an, die schon auf seinem Bett saß und auf mich wartete.
„ Wage es nicht irgendwem in Illumina davon zu erzählen.“ knurrte ich sie an.
„ Keine Sorge, ich werde schweigen wie ein Grab. Aber nur wenn du mich erst morgen Abend wieder abholst.“
„ Oho, der arme Kater.“ kicherte ich. „ Wenn der wüsste was da auf ihn zukommt, würde der sich bestimmt freiwillig in einem Hasenbau verstecken.“
„ Quatsch!“ wehrte mein Wächter ab. „ Charon wird mich mit Freuden immer und immer wieder beglücken.“ kicherte sie leicht gerötet.
„ Wie du meinst.“ schmunzelte ich.
Seufzend kuschelte ich mich unter die Decke und wartete darauf, dass der Prinz wieder kam. Elara machte es sich währenddessen auf meinen Beinen bequem und rollte sich schnurrend zusammen.
Die Angst vor einem Wiedersehen mit meiner Schwester nagte noch immer an mir, aber als Keith dann zu mir ins Bett kroch und mich zärtlich an sich drückte, waren alle Bedenken plötzlich wie weg gefegt.
„ Schön artig bleiben.“ flüsterte ich ihm zu.
„ Ich gebe dir zehn Minuten. Danach kann ich für nichts mehr garantieren.“ flüsterte er in die Nacht hinein.
„ Hey! Du hast doch gesagt du wirst artig bleiben.“ protestierte ich. „ Nun steh zu deinem Wort! Ich kann doch Elara nicht einfach in die Welt stoßen und dann wieder verschwinden.“
„ Das war nur Spaß.“ lachte er leise auf. „ Lass dir ruhig so viel Zeit wie du brauchst. Ich werde schon nichts machen, keine Sorge. Und falls doch, wirst du es bestimmt bemerken.“
„ Na gut.“
„ Grüß meinen Vater und Rika von mir, ok?“ gab er leise von sich.
„ Mach ich...“ mit einem bedrückenden Gefühl schloss ich meine Augen und schlief schließlich ein.

Wir hatten Illumina kaum betreten, da drückte sich schon jemand stürmisch an uns und hielt uns fest im Arm.
„ Oh Gott sei dank, ihr seit wieder da.“ erkannte ich die Stimme von meinem Wächterkater. „ Jagt mir nie wieder so einen Schrecken ein. Ich dachte schon dir wäre etwas zugestoßen, Risa.“
„ Tut mir leid, Charon.“ meinte ich und kraulte ihm hinterm Ohr. „ Ich wollte nicht dass du dir Sorgen um mich machen musst.“
„ Schon ok.“ schnurrte er. „ Hauptsache euch geht es gut und ihr kommt uns nun wieder besuchen.“
„ Darauf kannst du dich verlassen. Ich lasse euch dann mal allein, ja? Ihr habt ja noch viel vor.“ grinste ich meine Wächter an und machte mich dann auf den Weg zu der Stadt hin.
Auch wenn ich wirklich Angst vor der Begegnung mit meiner Schwester hatte, so freute ich mich auch tierisch darauf sie wieder zusehen.
Ich konnte mir gut vorstellen, dass auch sie sich tierische Sorgen um mich machte und wollte ihr diese Sorgen nehmen. Schließlich war ich bei Keith und Misaki gut aufgehoben und hatte inzwischen auch mein Gedächtnis wieder. Es lief alles wieder so, wie es laufen sollte. Jedoch mit dem kleinen Unterschied, dass ich über vieles nun Bescheid wusste und außerdem meine Ängste, die meine Seele gefangen hielten, verarbeitet hatte. Ich war eine neue Göttin die nichts mehr so leicht erschüttern konnte. Jedenfalls dachte ich das...
Als ich allerdings die Stadt erreichte und zu dem Marktplatz hin schlenderte, wo sich Rika meist aufhielt, fiel ich bei dem Bild, was sich mir gerade bot, buchstäblich aus allen Wolken. Da stand meine Schwester doch tatsächlich eng umschlungen mit so einem Typen und küsste diesen auch noch leidenschaftlich auf den Mund.
Erst war ich bloß erstaunt, erschrocken und perplex, aber dann machte sich eine unbändige Wut in mir breit.
Schnaufend rannte ich zu ihr hin und trennte die beiden Turteltäubchen wutentbrannt voneinander.
„ Was geht denn hier ab?“ fauchte ich die beiden an.
„ Risa!“ rief mein Schwesterchen erleichtert aber auch erschrocken meinen Namen.
„ Nein, nichts Risa!“ ich war so verdammt wütend, dass ich mich kaum unter Kontrolle hatte. „ Deshalb wolltest du also unbedingt, dass sich Keith in mich verliebt! Du willst bloß freie Fahrt haben, damit du dich hier durch die Gegend vögeln kannst! Hast du dabei auch nur einen Gedanken an Keith verschwendet?“ schrie ich sie an. „ Der Kerl war bereit für dich zu sterben! Und was machst du? Sind denn alle aus meiner Familie verlogen? Ich dachte ich könnte wenigstens dir vertrauen!“
„ Aber du kannst mir doch vertrauen! Nun lass mich doch erst mal erklären!“
„ Auf deine Erklärung pfeife ich!“ wütete ich weiter. „ Du wirfst dich dem erst besten um den Hals, während Keith verdammt noch mal darauf wartet das er endlich stirbst! Damit er mit dir verlogenem Stück endlich wieder zusammen sein kann! Ich fasse es nicht, was du für ein Miststück bist! Mit wem hast du es denn noch alles getrieben? Ich bin froh, dass er das nicht mit ansehen musste. Du wirst ihm das Herz brechen, bist du dir dessen überhaupt bewusst?“
In meiner blinden Wut sagte ich Worte, die ich später mit Sicherheit bereuen würde, aber ich wusste wie es dem Prinzen ging. Ich lebte schließlich mit ihm zusammen und bekam so mit, wie sehr er unter der Trennung litt.
Allein das Wissen, dass Rika eines Tages wieder bei ihm sein würde, hielt ihm am Leben. Jedenfalls ging ich davon aus. Es tat mir so unendlich leid für ihn und traf mich mitten im Herz, dass meine Schwester nicht das Selbe empfand wie er.
Sie würde ihm das Herz brechen, davon war ich überzeugt.
„ Lass mich dir doch alles erst mal erklären, Risa! Ich flehe dich an, hör mir zu!“
„ Nein, ich werde dir nicht zuhören. Keine Worte dieser Welt können dein Verhalten entschuldigen. Du spielst mit den Gefühlen anderer und ob du sie verletzt oder nicht, ist dir doch völlig egal!“ zischte ich die Göttin an. „ Du hast Keith nicht verdient! Er hat es verdient glücklich zu werden und du verwehrst ihm dieses Glück! Ich werde dafür Sorgen, dass er so jemanden wie dich vergisst und nie mehr auf dich herein fällt. Ich verfluche mein Blut! Meine ganze Familie verbreitet nichts als Schmerz, leid und verderben! Ich dachte du wärst anders, aber da habe ich mich wohl geirrt.“ ich konnte nicht länger in ihre Augen sehen. Hatte angst davor, dass ich komplett die Fassung verlor und selbst etwas tat, was nicht mehr zu entschuldigen war. „ Am liebsten würde ich dich und diesen Typen aus meiner Welt heraus werfen! Du kannst kein reines Herz besitzen, du nicht!“ brüllte ich sie an und lief zurück zu dem Tor.
„ Risa! Bitte warte doch!“
„ Nein! Ich werde nicht warten. Es bricht mir das Herz, wie du mit den Gefühlen von Keith umgehst.“ hatte ich mich denn wirklich in jeden geirrt? Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen schossen. Es tat mir so verdammt leid für ihn. So verdammt leid...
„ Risa!“ plötzlich griff Rika nach meinem Arm und zog mich zu sich zurück. „ Bitte versuch mich doch zu verstehen!“
„ FASS MICH NICHT AN!!“ stauchte ich sie zusammen. „ Was soll ich verstehen? Das du auch nur eine Frau bist und so deine Bedürfnisse hast? Oder dass du auch ab und zu mal gevögelt werden musst? Oh bitte, erspare mir deine Ausreden!“ die erste Träne lief mir über die Wange. „ Kannst du dein eigenes Spiegelbild überhaupt noch ertragen? Oder stehst du darauf, andere zu vernichten?“
„ Ich verstehe ja das du sauer bist, aber hör mir doch bitte zu!“ auch ihr stiegen die Tränen in die Augen, aber das interessierte mich mal so rein gar nicht. „ Bitte! Hör mir zu!“
„ Nein, ich gehe jetzt! Bevor ich deinen hinterhältigen Arsch an die Luft setze.“ es schnürte mir die Kehle zu, ich wusste auch nicht wie ich Keith mit dem Wissen unter die Augen treten sollte.
Aber just in diesem Moment, war ich mehr denn je bereit dazu, dem Schicksal zu folgen und diesen Teufel glücklich zu machen.
„ Geh jetzt nicht, Risa! Bleib!“
„ Ich kann deine Nähe nicht länger ertragen.“ meinte ich und schritt durch das Tor.

Auch als ich meine Augen wieder öffnete, war meine Wut noch lange nicht verflogen.
Ich musste erst einmal an die frische Luft und wieder zu Besinnung kommen. Das Treffen mit meiner Schwester hatte mich übelst aufgewühlt und erschüttert.
Hastig warf ich die Decke zur Seite, Elara kullerte dabei von meinen Beinen auf die Beine des Prinzen, dann sprang ich aus dem Bett und eilte aus dem Zimmer.
„ Risa?“ rief mir Keith erstaunt hinterher.
Aufgebracht lief ich auf dem Balkon hin und her und versuchte mich wieder zu beruhigen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen.
„ Was ist los?“ harkte der Prinz besorgt nach.
Aber ich bemerkte ihn erst gar nicht, ich lief weiter meine Strecke ab und war komplett in meinen bedrückenden Gedanken versunken.
Doch plötzlich lief ich gegen einen ausgestreckten Arm und dann drückte mich Keith an sich und lehnte seine Schwingen wärmend um meinen Körper.
„ Was ist denn los mit dir? Hattest du Streit mit Rika?“ fragte er erneut leise nach.
„ ...“ ich sah zu ihm zurück und schlang schließlich verzweifelt meine Arme um seinen Nacken.
„ Was in Gottes Namen ist passiert, Risa?“
„ Ich habe Rika mit einem anderen erwischt.“ gab ich ihm dann flüsternd die Antwort. „ Es tut mir so furchtbar leid.“
„ Bist du deshalb so niedergeschlagen und wütend?“
„ Natürlich!“ fauchte ich. „ Wie kann sie sich durch Illumina poppen, während du hier zu Grunde gehst? Ich fasse es nicht, dass ich mich so in ihr geirrt habe.“
„ So was darfst du nicht denken, Risa.“ versuchte er mich zu beruhigen, dabei war er bestimmt selber alles andere als ruhig. „ Du darfst nicht vergessen dass sie seit sechs langen Jahren dort lebt. Ich glaube auch nicht, dass sie sich durch deine Zuflucht schläft. Aber jedes gebrochene Herz sehnt sich nach Heilung. Auch sie wird sich nach Geborgenheit gesehnt haben. Ich kann sie verstehen.“
„ Wie kannst du dabei nur so ruhig bleiben? Ich mein...“ ich drehte mich von ihm weg und verschränkte die Arme vor die Brust. „ Du wolltest für sie sterben. Hast dich vom Leben zurück gezogen und dein Dasein in völliger Dunkelheit gefristet.“
„ Und nun sehe ich durch dich das Licht und spüre, dass ich am Leben bin.“
Wäre es möglich, dass das bei Rika auch alles rein körperlich war, um eben zu spüren, dass sie lebte?
Also war ihr Weg genau derselbe wie bei Keith? Und wenn sie zurück kehrte, würde sie dann wieder ihr Glück in den Armen von dem Prinzen suchen?
War es auch nur eine körperliche Beziehung auf Zeit? Bis sie dann wieder glücklich werden konnte?
Der Teufel hinter mir schlief ja auch mit einer anderen, und zwar mit mir. Also hätte ich ihr eigentlich gar keine Szene machen dürfen, oder?
Auf der anderen Seite litt Keith aber auch unter der Trennung und Rika wollte unbedingt, dass er sich in mich verliebte.
Doch nur, damit sie selbst freie Bahn für andere Männer hatte, oder etwa nicht? Nun war ich total verwirrt, bedrückt und auch verstimmt.
„ Du darfst nicht vergessen, dass sechs Jahre eine lange Zeit ist, für jemanden der unter einer Trennung leidet.“
„ Ja ich weiß...“ murmelte ich.
„ Lass uns wieder rein gehen.“
„ Ok...“
Ich wusste eh nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Gerade auch, weil Keith ja so tat, als würde es ihm nicht wirklich viel ausmachen.
Aber das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt ja nicht, dass er sich bereits von ihr gelöst hatte und sich in mich verliebte. Eigentlich hätte ich es merken müssen, aber ich hatte ja ein neues Motto und dachte von daher nicht mehr über mich und den Prinzen nach.
Auch jetzt folgte ich ihm bereitwillig in sein Bett und wachte dort auch erst am nächsten Morgen wieder auf.
Wir frühstückten zusammen mit Misaki, aßen zu Mittag, dann packte ich ein paar Sachen und meine Katze ein und fuhr in meine Wohnung.
Schließlich würde Dark schon am nächsten Tag wieder auftauchen und ich hatte eh vor meine Wohnung etwas wohnlicher einzurichten.
Mehr Farbe an den Wänden und hier und da ein paar Bilder aufgehangen, siehe da, schon sah die Bude nicht mehr all zu kalt aus.
Wie verabredet holte ich Elara dann am Abend ab, allerdings vermied ich es dabei meiner Schwester über den Weg zu laufen.
Ich konnte ihr noch nicht in die Augen sehen. Auch wenn ich mich dank Keith wieder etwas beruhigt hatte und sie sogar irgendwo verstehen konnte, war die Wut noch nicht ganz verflogen.

An dem Tag, wo Dark dann endlich auftauchen sollte, klingelten Patty und Hanon schon früh am Morgen bei mir und brachten gleich frische Brötchen mit.
„ Ist er schon da??“ begrüßte mich gleich eine aufgeregte Hanon.
„ Nein, noch nicht.“ gähnte ich.
„ Umso besser.“ kicherte sie. „ Dann bekomme ich wenigstens jede Minute seines Daseins mit!“
„ Wir müssen Morgen aber wieder zurück ins Heim.“ meinte Patricia. „ Also die ganze Zeit kannst du nicht mit ihm zusammen sein. Außerdem will Risa bestimmt auch mal mit ihm allein sein.“
„ Jaja, schon klar. Hoffentlich taucht er nicht erst heute Nacht auf. Dann hätte ich ja gar nichts von ihm.“
„ Eure Sorgen hätte ich gern.“ lächelte ich verschlafen. „ Ich geh jetzt erst mal duschen, damit ich wach werde. Ihr könnt ja schon mal den Tisch decken, wenn ihr wollt.“
„ Ok.“ riefen die Mädchen im Chor.
Als ich dann ins Schlafzimmer ging, um mir was passendes zum Anziehen heraus zu suchen, vernahm ich ihre erstaunten Stimmen, wie sie begeistert meine neu eingerichtete Wohnung begutachteten.
Danach ging ich ins Bad und gönnte mir eine wohltuende warme dusche. Durch die Musik, die im Hintergrund lief, bekam ich gar nicht mit, dass ich noch einen Besucher bekam.
Dieser Teufel wurde auch gleich von der Brünetten und Elara belagert, die sich sichtlich darüber freuten dass er nun wieder da war. Selbst Patty umarmte ihn fröhlich, nun wo Dark wieder da war, würde Hanon ihr nämlich nicht weiter auf die Nerven gehen. Obwohl ja Naoki in den letzten Tagen Gesprächsthema Nummer eins war. Allerdings war das braunhaarige Mädchen da wohl nicht so wählerisch. Mal abgesehen davon, dass sie ja felsenfest davon überzeugt war, das Dark und Naoki ein und dieselbe Person waren.
Mir war das alles gerade völlig egal. Ich fuhr zwar mit meinem neuen Motto echt gut, fast sogar Sorgenfrei durch mein Leben, aber es war auch nicht vom Vorteil, wenn man wirklich überhaupt nicht mehr nachdachte.
Ganz genau genommen, hätte ich meiner Schwester nicht so eine Szene machen dürfen, weil es mich eigentlich gar nichts anging, was sie mit wem wo tat. Sie war ja nicht mit mir zusammen, sondern mit Keith und dieser fand das ja irgendwie 'normal'.
Trotzdem war das echt ein Schock gewesen, sie in den Armen eines anderen anzutreffen. Ich fragte mich auch, ob der Prinz wirklich so ruhig war, wie er tat, oder ob er jetzt gerade, wo ich nicht bei ihm war, einen Weg zurück in die Dunkelheit suchte. Wenn nicht, würde das ja bedeuten dass er sich von ihr abwendete, oder doch nicht, weil alles rein körperlich war? Ich verstand es immer noch nicht, aber das musste ich ja auch nicht. Das war ein Ding zwischen Rika und Keith und ging mich nichts an. Das hieß nun aber auch, dass ich mich bei ihr entschuldigen musste.
Zum Glück war Inku da, da konnte ich mich ja nicht einfach nach Illumina schleichen, außer um Elara da kurz abzusetzen, obwohl Charon bestimmt froh über die Pause war.
>Mein armer armer Kater.< kicherte mein inneres Ich belustigt.
Ob der jetzt wohl noch gerade gehen konnte? Vermutlich verbrachte er seine Zeit mit schlafen, das würde mich jedenfalls nicht wundern.
Kurz darauf verließ ich die Kabine wieder und trocknete mich mit einem Handtuch ab, zog mich an und trat aus meiner Dampfkammer raus.
„ Risa, Risa!“ rief Hanon gleich aufgeregt nach mir. „ Schau mal wer da ist!“
„ Ist es schon so weit?“ lächelte ich leicht und ging zu den anderen ins Wohnzimmer.
Der Teufel wurde noch immer von dem Mädel und meiner Katze belagert, die schnurrend hinter ihm lag und mit seinem Teufelsschweif spielte.
„ Na, da hat Elara ja ihr Spielzeug endlich wieder.“ grinste ich ihn frech an. „ Schön dich zu sehen.“
„ Ich freue mich auch.“ sah er mich schmunzelnd an. „ Und ich bin richtig geehrt über dieses Empfangskomitee.“ lächelte er.
Nun wo ich sein Lächeln sah wurde mir auch bewusst, dass ich nicht ihn in meinen Erinnerungen sah, damals, als ich die Kette berührte.
Als Misa mich fragte, welche Augenfarbe der silberhaarige Typ hatte, war es für mich selbstverständlich dass er goldene Augen haben musste, schließlich hatte mein vermeidlicher Freund die auch. Ich wusste ja nichts von Dark. Unterbewusst hatte ich mich also die ganze Zeit schon zu dem Prinzen hingezogen gefühlt, anders konnte ich es mir nicht erklären, dass ich ausgerechnet ihn sah. Mal abgesehen das es nur eine einzige Situation gab, wo er mich so niedlich angelächelt hatte und das war kurz nachdem der Inkubus verschwand, jener Tag, als ich mein Gedächtnis verlor.
Langsam schlenderte ich zu dem Teufel hin und umarmte ihn zärtlich. Aber es war nicht mehr dasselbe. Natürlich fühlte es sich noch immer gut an, wenn er mich umarmte, jedoch war es um einiges schöner, wenn Keith dies tat. Ich hatte mich scheinbar an die Nähe des Prinzen gewöhnt...
„ Schön das du mich zwischenzeitlich nicht vergessen hast.“ flüsterte er.
„ Wie könnte ich auch...“ schmunzelte ich.
„ Irgendwas ist anders an dir, ist was passiert?“
„ Nö, nichts!“
„ Wie nichts?“ stemmte Hanon empört die Hände in die Hüfte. „ Hast du etwa schon vergessen, dass du ganze drei Wochen von der Bildfläche verschwunden bist und dann auch noch dein Gedächtnis verloren hast?“
„ Genau!“ schaltete sich nun auch Patty ein. „ Wir haben dich Tag für Tag, Stunde um Stunde verzweifelt gesucht!“
„ Und hätte ich dich nicht daran erinnert, dass Dark bald auftaucht, hättest du das doch vollkommen vergessen!“ dann heftete sie sich wieder an seinen Arm. „ Du kannst mir also dankbar sein! Nur durch mich musst du nicht qualvoll sterben!“
„ Das nennst du also nichts, ja?“ schielte mich Inku seitlich an. „ Gut zu wissen.“
„ Es ist ja alles noch mal gut gegangen, also kein Grund sich darüber den Kopf zu zerbrechen.“ murmelte ich.
Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass die beiden Grazien gegen mich waren. So oft wie sie mich nun schon in die rotierende Kreissäge stießen.
„ Ich werde dann mal das Frühstück vorbereiten gehen.“ meinte ich und wanderte in die Küche.
Ich brauchte jetzt erst einmal einen Kaffee, doch gerade als ich den zubereitete, kam Dark in die Küche und drückte sich von hinten an mich.
„ Wenn die Mädchen nachher schlafen, müssen wir uns mal unterhalten.“ sagte er.
„ Doch nicht etwa wegen meinem Gedächtnisverlust, oder?“ blickte ich ihn an.
„ Nein, nicht darüber.“
„ Öhm...ok?“ an seinem Blick erkannte ich gleich, dass es etwas ernstes sein musste, wollte er den Fluch etwa brechen? Oder mir gestehen, wer er wirklich war? Nein, das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich ließ mich einfach mal überraschen, was der Inkubus mir zu erzählen hatte.
Und wenn er wirklich den Fluch brechen wollte, war das doch gut, oder nicht? Schließlich konnte ich ihn nur alle paar Wochen für ein paar Tage sehen und das war mir ganz sicher zu wenig.
Diesen ersten Monat Funkstille hatte ich, dank meiner fehlenden Erinnerungen, ja ganz gut überstanden, aber wie sah es denn aus, wenn ich bei vollem Bewusstsein war? Nebenbei war da ja noch Keith, und schon wieder musste ich an ihn denken, der mir all das geben konnte, was mir Dark gab. Nur mit dem einen Unterschied, dass der Prinz immer in meiner Nähe war, Inku allerdings nicht. Das war definitiv ein Punkt für Keith und wenn ich weiter darüber nachdenken würde, würden bestimmt noch mehr Vorteile für ihn heraus springen.
Er brauchte mich ja irgendwo auch um zu überleben. Zwar nicht auf dieselbe Art wie mich der Inkubus brauchte, aber Ähnlichkeiten waren da trotzdem.
Nun fing ich ja schon wieder an, mir deshalb den Kopf zu zerbrechen. Ich konnte es einfach nicht lassen, das war so anstrengend. Ich würde jetzt einfach abwarten und Tee trinken. Wenn Dark wirklich seinen Fluch brechen wollte, dann war das halt so und somit würde sich eine Sorge schon mal in Luft auflösen.
Einerseits war ich natürlich neugierig und würde zu gern erfahren wer er wirklich war, auf der anderen Seite aber auch wieder nicht. Es war ja Dark, mit dem ich was hatte und nicht seine wahre Gestalt. Also war es egal. Er wusste anders herum ja auch nicht, wer ich wirklich war.
Jeder brauchte so seine kleinen Geheimnisse, ansonsten wäre das Leben ja eintönig und unglaublich langweilig. So sah ich das jedenfalls.
Nachdem der Kaffee durchgelaufen war und ich den Mädels ein paar Orangen ausgepresst hatte, setzten wir uns an den Tisch und Frühstückten gemeinsam.
„ Was machen wir denn heute schönes?“ zettelte Hanon ein Gespräch an.
„ Was würdest du denn gern machen?“ harkte ich nach.
„ Mir egal. Solange Dark mit kommt.“ kicherte diese.
„ Komm mir aber nicht wieder mit Kino!“ meinte ich. „ Da war ich nun oft genug.“
„ Wir könnten ja ins Hallenbad gehen.“ überlegte Patty.
„ Schwimmen? Und das bei dem kalten Wetter?“ schüttelte es mich.
„ Wir sind ja drinnen und das Wasser wird zudem noch erwärmt. Außerdem gäbe es da auch eine Sauna. Wenn es dir da nicht warm genug ist, dann weiß ich auch nicht.“ lachte Patricia.
„ Aus meinem Badezimmer kann ich auch ganz leicht eine Sauna machen.“ griente ich.
„ Das ist aber doch nicht dasselbe!“ verdrehte die Blondine die Augen. „ Dann schlag doch was anderes vor, wenn dir meine Idee nicht passt.“
„ Na, wenn uns nichts besseres einfällt, können wir auch gern schwimmen gehen, solange Dark auch damit einverstanden ist.“
„ Mir ist das egal.“ meinte er nur.
„ Wirklich?“ schielte ich ihn seitlich an. „ Kannst du denn überhaupt ruhig bleiben und das bei den ganzen leicht bekleideten Damen?“
„ Du weißt doch, dass mich die anderen Frauen nicht interessieren. Also ja, ich werde ruhig bleiben.“
„ Du musst es ja wissen.“
„ Weiß ich auch.“
„ Also gehen wir heute baden?“ fragte Hanon. „ Dann müssen wir aber noch mal nach Hause. Ich habe keine Badesachen eingepackt.“
„ Macht nichts.“ antwortete ich ihr. „ Wir können ja erst ins Heim fahren und danach in die Badehalle.“
Wir aßen noch gemütlich auf, danach packte ich ein paar Sachen zusammen, die wir in der Halle gebrauchen könnten und suchte mir dann einen geeigneten Badeanzug. Den ich allerdings nicht besaß, da ich für gewöhnlich Bikinis trug.
„ Bist du so weit?“ stand dann Dark in der Tür.
„ Gleich.“ meinte ich. „ Ich muss mich nur noch für einen Bikini entscheiden.“ da sich der Inkubus gerade erst verwandelt hatte, würde er sich doch im Zaum halten können, oder? So stark konnte das Verlangen noch gar nicht sein.
„ Soll ich dir bei der Auswahl helfen?“ gab er von sich und umarmte mich gleichzeitig von hinten.
„ Das ist eine ausgezeichnete Idee, du musst ja am besten Wissen, wie viel Haut du ertragen kannst.“
„ Ich glaube dann ist es egal, welchen du nun anziehst.“
„ Eben nicht. Der hier hat zum Beispiel weniger Stoff als dieser hier.“
„ Echt? Wäre mir gar nicht aufgefallen.“ schmunzelte er leicht und gab mir gleichzeitig einen sanften Kuss auf meine Schulter.
„ Ich nehme einfach den hier. Der hat von allen am meisten Stoff und ist besser für deinen Seelenfrieden.“
„ Wenn es danach ginge, müsstest du einen ganz Körper Badeanzug tragen.“
„ So was besitze ich leider nicht.“ kicherte ich. „ Da musst du jetzt wohl durch.“
„ Ich werd es schon überleben.“
„ Sicher. Aber wirst du dann heute Abend überhaupt noch da sein?“
„ Garantiert.“
„ Das sagst du so einfach.“
„ Das ist so einfach.“
„ Du bist ja richtig überzeugt von deiner Selbstbeherrschung. Hoffentlich fällst du mit dem Vertrauen nicht auf die Schnauze.“
„ Bestimmt nicht.“
„ Na gut. Dann hast du ja nichts zu befürchten.“ sah ich lächelnd zu ihm zurück. „ Dann kann ich ja auch meinen Lieblingsbikini anziehen. Der hat zwar ziemlich wenig Stoff, aber das macht dir ja nichts aus, nicht wahr?“
„ Wenn du mich unbedingt herausfordern willst, zieh ihn ruhig an. Beschwere dich aber hinterher nicht!“ flüsterte er und küsste mich dann zärtlich auf den Mund.
„ Beschweren? Weil es so schnell vorbei sein wird, oder wie?“ grinste ich.
„ Im provozieren warst du schon immer eine ganz große, nicht wahr?“
„ Schon möglich.“
„ Zieh einfach den Bikini an, den du für richtig hältst. Du wirst schon sehen was du davon hast.“
„ Mhm. Willst du mich jetzt etwa herausfordern?“
„ Schon möglich.“ grinste er mich an und verließ mein Schafzimmer dann wieder.
„ Das kann er haben.“ knurrte ich.
Ich zog mir meinen Lieblingsbikini gleich drunter und folgte Dark dann.
„ Und du willst nackt baden gehen?“ griente ich ihn an.
„ Na-Nackt?“ kreischte Hanon gerötet auf.
„ Keine Sorge.“ lachte Inku. „ Ich bin auf alles vorbereitet und habe sogar eine Badehose mit.“
„ Schade aber auch.“ lachte ich leise auf.
„ Mhm...“ lächelte er mich an.
„ Können wir dann los, ja?“ drängten uns die Mädels zur Eile.
„ Ja, also ich bin fertig.“ überlegte ich. „ Wir haben Badetücher, essen, trinken, Duschzeug, Wechsel Klamotten, ja, ich denke wir haben alles.“
„ JIPI! Dann kann es ja endlich los gehen.“ jubelte die Brünette.
„ Und was ist mit dir, Elara? Möchtest du hier bleiben oder soll ich dich nach Misa und Keith bringen?“
„ Nein, schon ok. Ich bleibe hier und warte darauf das ihr wiederkommt.“
„ Na gut. Dann lasst uns los fahren.“ sagte ich und verließ mit den Anderen meine Wohnung.

Als erstes hielten wir vor dem Heim und warteten dort darauf, dass die beiden Grazien sich ihr Badezeug schnappten. Danach fuhren wir zu der riesigen Badehalle hin.
Diese besaß eine lange und schnelle Rutsche, zwei Sprudelbecken, ein Babybecken, zwei Becken befanden sich draußen, die man schon von weitem dampfen sah und drinnen befanden sich auch noch mal zwei Becken. Außerdem besaß das Schwimmbad einige Sauna-räume und eine Sonnenbank, sowie ein Restaurant.
Es hieß auch nicht umsonst Paradies-Island, denn ein paar Palmen erstreckten sich dort fast bis an die Decke und auf dem Boden lag Tonnenweise Sand verstreut.
Es war perfekt, wenn man mal für ein paar Stunden Urlaubsfeeling verspüren wollte.
„ Wir treffen uns gleich drinnen, ok?“ wendete ich mich fragend an Dark, als wir uns umgezogen hatten und nun unsere Sachen wegschlossen. „ Du darfst ja nicht mit uns duschen gehen.“
„ Ist auch besser so.“ kicherte Patty.
„ Ja, dann sehen wir uns gleich in der Halle.“
Die Mädels und ich liefen also zu der Mädchendusche hin und brausten uns erst einmal ab. Hätte ich das früher gewusst, dass wir schwimmen gehen, hätte ich mir das duschen auch sparen können.
Als wir dann komplett nass waren, verließen wir die Dusche bibbernd wieder. Dark stand bereits in der Nähe des Ausganges und wartete dort auf uns.
Ich musste ja schon zugeben, dass so ein begossener Inkubus verdammt verführerisch aussah, gerade wenn man gewagt war, den Weg der einzelnen Tropfen nach zu ziehen, die an seinem Oberkörper abperlten.
Das gleiche schien ihm auch durch den Kopf zu gehen, als er mich dann sah.
„ L-Lasst uns s-schnell i-ins Wasssser gehen.“ zitterte ich. „ Es ist so furchtbar k-kalt.“
„ Du verträgst die Kälte wohl nicht, was?“ griente mich Dark frech an.
„ Halt den Mund.“ fauchte ich ihn an und dackelte zu einem Becken hin. Ganz langsam ließ ich mich in das warme Wasser gleiten und seufzte erleichtert auf. „ Oh, schon viel besser.“
Auch die Mädchen folgten meinem Beispiel und sprangen quietschend ins Wasser und spritzen sich daraufhin gegenseitig nass.
Inku ließ sich neben mir ins Wasser gleiten und zog mich dann in seine Arme.
„ Besser so?“ flüsterte er.
„ Viel besser...“ murmelte ich glücklich.
„ Dann ist ja gut.“
„ Wollen wir rutschen gehen, Dark?“ strahlte Hanon ihn an. „ Oder ins Wellenbad? Das beginnt in fünf Minuten!“
„ Das Wellenbad?“ überlegte ich, auch wenn sie eigentlich nicht mich gefragt hatte. „ Au ja, warum eigentlich nicht!“
Es war eins der riesigen beheizten Becken, die sich außerhalb befanden. Alle halbe Stunde wurde dort die Maschine angeworfen und riesige Wellen rauschten dann durch das Wasser. Und wir waren mitten drin, statt nur dabei.
Wir hatten wahnsinnigen Spaß im Schwimmbad, wir tollten im Wasser oder rasten über die riesige Rutsche. Alle halbe Stunde befanden wir uns allerdings im Wellenbad, das Highlight hier, wie ich fand.
Die Sauna ließen wir allerdings aus, da die beiden Mädchen dort nicht mit hin durften. Aber das machte nichts, wir hatten auch ohne die dampfenden Räume unseren Spaß. Dark war die ganze Zeit über auch ganz artig gewesen, allerdings trug er ja auch nur Badeshorts und unartig zu sein, wäre sofort bestraft worden. Gerade auch, weil wir nie lange in einem Becken verweilten. Na gut, ab und zu ging es mal mit ihm durch, aber zum Glück waren die beiden Mädchen stark über sechs und konnten sich auch mal allein beschäftigen. Was sie in diesen Situation dann auch taten.
„ Von wegen es macht dir nichts aus.“ grinste ich ihn frech an.
Wir saßen gerade hinter einem Wasserfall, der uns auch gleichzeitig als Sichtschutz diente und genossen dort die paar freien Minuten.
„ Ich weiß gar nicht was du hast.“ lehnte er seinen Kopf an die Hand. „ Dafür das ich ein Sex besessener Teufel bin, schlage ich mich doch richtig gut, oder nicht?“
„ Schon, aber es könnte auch noch besser laufen!“ kicherte ich.
„ Es geht aber auch noch schlechter.“ meinte er.
„ Du hast ja recht.“ lächelnd lehnte ich mich wieder mit den Rücken an seinen Oberkörper und umschlang seinen Arm mit meinen. „ Du schlägst dich wacker!“
„ Na endlich bekomme ich die Anerkennung, die ich brauche.“ lachte er.
In dieser ruhigen Minute, wo man nur das Rauschen des Wasserfalls hörte, musste ich schon wieder an Keith denken. Ich hoffte wirklich, dass es ihm gut ging und er keine dummen Sachen anstellte. Jetzt wo ich nicht bei ihm war und ihn davon abhalten konnte.
Allerdings war da ja auch noch Misaki, der würde schon dafür Sorgen, dass sein bester Freund nicht wieder abstürzte.
Irgendwie sehnte ich mich nach dem Prinzen, auch wenn mir Dark's Nähe auch verdammt gut tat, war das nicht dasselbe.
Hatte ich mich etwa in den Idioten verliebt? Oder lag es daran, dass die Beziehung mit Keith effektiver war? Oder gab mir mein Beschützer mehr? Jedenfalls war es intensiver und er musste nicht nach einem Mal wieder gehen. Er war immer da...immer. Keine Zeitlichen Begrenzungen, kein Abschied für 666 Stunden. Aber auch keine einengenden Situationen, also genau das was ich mit Inku hatte, nur besser.
Was sollte ich nur tun? Wenn das alles doch nur so einfach wäre, aber ich wollte Dark ja auch nicht verletzen. Mit zwei Männern war ich definitiv überfordert, ganz klar. Trotzdem fiel mir keine Lösung ein. Ich konnte nur hoffen, das sich das mit Dark von allein regelte..


Hallo =) 'winkt'
Wenn ihr dies hier lest, dann seit ihr mal wieder am Ende des Kapitels angekommen.
Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr seit nicht zwischenzeitlich mit dem Kopf auf der Tastatur eingeschlafen. =)
Ich habe da ein Anliegen an euch. Dark's wahre Identität wird im nächsten Kapitel preis gegeben. Ja, ihr erfahrt dann wer er wirklich ist und wie tief er in der Geschichte mit drin hängt.
Und nun kommt ihr ins Spiel. Schreibt mir doch in einem Kommentar mal rein, wer Dark eurer Meinung nach ist.
Es würde mich wirklich interessieren, ob ihr mein Lügennetz durchschaut habt xD
Also, meint ihr es ist Naoki? Oder doch Takeo? Jemand der nichts weiter mit der Story zu tun hat und deshalb noch Namenlos ist? Oder ist es doch Misaki oder Keith?
Schreibt mir was ihr meint, ja =)
Bis zum nächsten Mal ^-^
Eure Arisu

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.06.2012

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