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Kapitel 23. Date zu dritt





Selbst als ich am Frühstückstisch saß, raste mein Herz noch immer. Ich fühlte mich fast so, als wäre ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig verliebt.
Und das auch noch in den Freund meiner Schwester. Ja, ich wusste zwar dass Rika die Trennung wollte und ich wusste ebenso, dass Keith sich zu mindestens körperlich zu mir hingezogen fühlte.
Dennoch blieb er der Freund meiner geliebten Schwester!! Eine wichtige Kleinigkeit, die ich nicht einfach so verdrängen konnte.
Meine letzte Hoffnung lag nun bei Dark. Wenn es jemand schaffen konnte mich in seinen Bann zu ziehen, dann war es ein Inkubus.
Allerdings machte ich mir nicht all zu große Hoffnungen, schließlich musste ich ja aus unerfindlichen Gründen gerade in seiner Nähe an Keith denken.
Was war also, wenn ich mich nach den Tagen mit meinem Freund, noch mehr zu dem Prinzen hingezogen fühlte?
Und dann wollten wir auch noch in den Urlaub fahren. Dort wo es jetzt warm war und sprudelnde Bäder auf uns warteten.
Eine romantische Anlage, die bestimmt zum näherkommen einlud und ich war jetzt noch nicht mal in der Lage seiner Anziehungskraft zu widerstehen.
Wo sollte diese Geschichte also enden? Etwa wirklich da, ganz so wie es mein Schicksal wollte? In den Armen dieses Ladthaaners?
Aber was war denn dann mit dem Typen, der das magische Blut in sich trug...? Sollte ich nicht eigentlich nach ihm suchen?
Natürlich wollte ich weder meinem Schicksal noch meiner Bestimmung folgen, aber neugierig war ich dennoch.
Ich wollte halt wissen, wie der besondere Teufel aussah, der alle anderen mit seinem Können in den Schatten stellte.
Er war ja schließlich so etwas wie mein böser Gegenpart und da ich mich sowieso zu den dunklen Gesellen hingezogen fühlte, wieso dann nicht gleich zu meinem Gegenstück?
So viele Wege die ich gehen könnte und ich konnte mich einfach nicht für einen entscheiden...
„ Und du triffst dich also heute mit diesem Naoki, ja?“ forderte Misaki meine Aufmerksamkeit ein.
„ Jup...“
„ Und das hältst du für sicher? Du kennst den Typen doch gar nicht richtig! Was ist denn, wenn er dir eine Falle stellt und dich Xantos ausliefert?“
„ Nun übertreibst du aber maßlos!“ seufzte ich. „ Nehmen wir mal an, er würde wirklich für Thanatos arbeiten, hätte er mich dann nicht schon längst übergeben? Schließlich hätte ich mich in meiner Unwissenheit nicht mal wehren können.“
„ Vielleicht war ihm da ja noch nicht klar, wie wertvoll seine Beute ist.“ konterte Misa. „ Schließlich weiß er erst jetzt wer du bist.“
„ Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Naoki ist ein Schlächter, genau wie ihr, er würde niemals einen Pakt mit dem Teufel eingehen.“
„ Ich würde mich dennoch besser fühlen, wenn dich jemand begleiten würde, den ich vertrauen kann!“
„ Och Misaki! Nun mach aber mal halblang! Naoki wird schon gut auf mich aufpassen, darauf kannst du dich verlassen!“ dann blickte ich ihn an. „ Was hast du eigentlich gegen ihn?“
„ ...“ schweigend lehnte er sich in dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor die Brust. „ Warum klebte so viel deiner Aura an ihm?“
„ Wie?“ schaute ich ihn verblüfft an. „ Was meinst du?“
„ Naoki muss so viel deiner Aura besessen haben, dass Keith etwas davon abbekam, als er sich mit ihm duelliert hatte. Die Frage ist jetzt, warum er so viel Aura besessen hat!“
„ Mhm.“ ich lehnte meinen Kopf leicht zur Seite und stand dann seufzend auf. „ Ich wüsste zwar nicht, was dich das angeht.“ begann ich zu erzählen, während ich mir noch einen Kaffee holte. „ Aber ich bin nicht so unschuldig, wie du denkst. Und ich habe auch kein Zölibat geschworen. Ist es das was du hören willst?“
Was war nur mit dem Seelendieb los? Seit ich wieder bei ihnen war, verhielt er sich so eigenartig.
Gegen Dark hatte er doch auch nichts gehabt, hatte mir versichert, dass er keine tiefer gehenden Gefühle für mich hegte. Und doch, spiegelten seine Augen gerade einen verheerenden Anflug von unkontrollierbarer Eifersucht wieder. Vermischt mit einen Hauch Wut und einen Klecks Enttäuschung.
Dann stand er Wortlos auf, ging an mir vorbei und verließ den Raum.
„ Was hat er nur?“ wendete ich mich fragend an Keith, der sich bisher mit seinen Aussagen zurück gehalten hatte. „ Weißt du was?“
„ Das soll er dir besser selbst erklären.“ war alles was er dazu sagte.
„ Ok...“ dabei hatte ich gedacht, dass dieses Thema gegessen sei.
Aber irgendwie hatte ich es geahnt, dass mich Misa damals auf dem Dach angelogen hatte und doch Gefühle mit im Spiel waren.

Ich folgte ihm mit einem flauen Bauchgefühl. Schließlich wollte ich ihn keinesfalls verletzen. Meine schlechte Laune, die ich wegen meinem innerlichen Chaos hatte, hätte ich nicht an ihm auslassen dürfen. Auf dem Balkon traf ich den Seelendieb dann an.
„ Misaki?“
„ Was ist?“
„ Wir müssen reden.“ ich gesellte mich zu ihm und blickte Misaki forsch an. „ Warum bist du so wütend darüber, dass ich was mit Naoki gehabt haben könnte?“
„ ...“ noch immer starrte er vor sich hin, er wusste dass sein Lügenhaus nun zusammen gefallen war, nur wie sollte er mir das erklären? Und wie weit musste diese Erklärung reichen?
Nur eine Sekunde, ein kleiner Moment und alles wurde zunichte gemacht. Für seinen besten Freund hatte er seine Gefühle verleugnet, trat sein Glück mit Füßen. Das alles tat er, um Keith den Willen zum Leben zurück zu bringen.
Misaki hatte nicht soviel aufgegeben, damit irgendein dahergelaufener Teufelsschlächter dem Prinzen zuvor kam. Für Keith konnte Misa verzichten, aber nicht für Naoki.
„ Sag mir was dich beschäftigt.“ forderte ich ihn erneut auf, sich mir zu öffnen.
„ Du wirst keine Ruhe geben, bis du mein inneres ergründet hast, was?“ sah er in den Himmel.
„ Nein, werde ich nicht.“ stimmte ich ihm zu. „ Ich möchte dir vertrauen können, das heißt aber auch, dass du ehrlich zu mir sein musst.“
„ Ehrlich zu dir sein...“ lachte er verbittert auf. „ Wenn ich dir alles erzählen würde, alle meine Geheimnisse, dann hätte ich dich für immer verloren!!“
„ Wie kommst du denn darauf?“ blickte ich ihn erstaunt an. „ Ich kann mir nicht vorstellen, das du irgendwas getan haben könntest, was mich von dir trennen würde.“
„ Du hast halt keine Ahnung.“ presste er hervor. „ Lass es gut sein, Risa! Es ist besser so.“
„ Nein! Das kann so nicht besser sein!! Misaki! Mach endlich den Mund auf, was verheimlichst du mir??“
„ Verdammt Risa!“ plötzlich nahm er seine teuflische Gestalt an und schien verschwinden zu wollen. „ Es ist besser nicht die ganze Wahrheit zu kennen!“
„ So nicht!“ ich hielt ihn energisch davon ab, einfach davon zu flattern, während ich gleichzeitig mit seiner Aura zu kämpfen hatte, die mich achtlos überfiel. „ Du wirst mir jetzt auf der Stelle erzählen, was dich so beschäftigt!“
„ Versteh doch, dass ich das nicht kann!“
„ Doch du kannst das! Du musst nur zu mir sprechen, das ist nicht so schwer!“
„ Verdammt!!“ er packte mich bei der Schulter und schob mich leicht von sich weg, so dass ich ihm in die Augen sehen konnte. „ Du hast recht! Die ganze Zeit über hatte dich dein Gefühl nicht getäuscht! Ich liebe dich wirklich!!“ fauchte er mir regelrecht entgegen. „ Bist du jetzt zufrieden?“
„ ...“ sprachlos starrte ich ihn bloß an.
„ Aber dass ist egal, weil ich bald schon durch Xantos Hand sterben werde...“ gab er in einem leiseren Ton von sich.
„ Was?“ sah ich ihn erschrocken an. „ Wer hat dir denn den Müll verkauft?“
„ Charis hat mir mein Schicksal mitgeteilt.“
„ Charis, Charis, ich höre immer nur Charis!!“ fuhr ich ihn an. „ Glaubst du wirklich ich würde zulassen das du stirbst?“
„ Du hast keinen Einfluss auf den Tod!“
„ Aber auf das Leben und ich würde weiß Gott alles in die Wege leiten, damit du nicht stirbst!!“ ich spürte seine Lebenslinie und die war bei weitem noch nicht am Ende. „ Wie oft habe ich jetzt schon gesagt, dass das Leben keine Sackgasse ist? Das Schicksal wird einem nicht mit in die Wiege gelegt! Jeder ist für seine Zukunft selbst verantwortlich! Und hat es in der Hand sein Schicksal zu ändern. Deine Lebenskerze brennt noch lichterloh und ist noch lange nicht abgebrannt!“
„ Woher willst du das denn wissen?“
„ Weil ich verdammt noch mal die Göttin des Lebens bin!!“ schrie ich ihn nun fast an. „ Selbst wenn Charis irgendwann mal deinen Tod vorhergesehen hat, so hat sich das Blatt inzwischen gewendet, denn ich werde niemals zulassen dass du von uns gehst!“
Scheinbar bewirkte das Gesagte etwas in ihm, denn plötzlich wurde er ganz ruhig und nachdenklich.
Er war dem sicheren Tod ja schon mal ganz nah, aber in letzter Minute hatte ich ihn gerettet. War das der Tod, den die Schicksalsgöttin vorher gesehen hatte?
Hätte Misaki an jenem Tag sterben müssen? Und hieß dass nun, dass er noch ein langes Leben vor sich hatte?
Damals, als er die Hiobsbotschaft bekam, war ich tatsächlich noch nicht an seiner Seite gewesen, von daher konnte sie ja auch gar nicht sehen, dass ich ihm zur Hilfe eilen würde.
„ Du hast recht...“ gab er dann irgendwann leise von sich. „ Mein Schicksal kann sich schon längst geändert haben.“
„ Das ist doch die ganze Zeit mein reden!“ maulte ich ihn an. „ Du solltest öfter auf mich hören! Und Charis ein für alle Male aus deinem Leben streichen!“ belehrte ich ihn weiter. „ Es gibt nur einen einzigen Gott, der deine Zukunft vorhersehen kann. Und das ist der Gott der Zukunft. Die Schicksalsgöttin ist nur ein billiger Abklatsch von ihm.“
„ ...“ schwieg der Herr mal wieder.
„ Hör mir zu, Misaki!“ meinte ich. „ Unsere Wege werden sich nicht mehr trennen. Selbst wenn wir kein Liebespaar werden, haben wir eine gemeinsame Zukunft. Wir werden ein neues Zeitalter einläuten, in der Götter und Teufel zusammen leben werden. Gemeinsam werden wir das Gleichgewicht wieder herstellen.“
„ Dein Licht wird von Tag zu Tag heller...“ flüsterte er mir zu. „ Bald wirst du der Sonne die Stirn bieten können.“
„ Nicht nur der Sonne.“ lächelte ich ihn an. „ Ich werde Xantos besiegen und Thanatos von seinen Qualen befreien.“
„ Du meinst du willst ihn umbringen?“
„ Nein, das will ich nicht.“ ich sah in den Himmel, ehe ich weiter sprach. „ Wenn er wirklich von Yujin besessen ist, dann ist er nicht unser Feind. Ich weiß nicht was mit ihm geschehen ist, dass er vom Hass zerfleischt wurde. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihm Cecilia fehlt und dass es ihm das Herz zerbricht, das ihre Mächte, also meine, gegen ihn sind. Letztendlich ist auch er nur eine geschändete Seele, die nach Erlösung schreit.“
„ Hast du schon vergessen, was auf Kythos passiert ist und das er deine Schwester auf dem Gewissen hat? Wie kannst du ihm das alles verzeihen?“
„ Ich habe nichts von alledem vergessen. Aber jede einzelne Seele, die er auf dem Gewissen hat, lebt ihr Leben in Illumina weiter. Ich schätze das er wusste, dass ich diese Welt erschaffen würde und alle Opfer rette. Vielleicht bin ich zu naiv und will selbst bei dem Teufel höchstpersönlich das Gute sehen, aber mein Gefühl sagt mir, dass mich selbst Thanatos in der Not retten würde.“
„ Dein Vertrauen in allen Ehren, aber glaubst du nicht auch, dass du dich da in etwas verrennst?“
„ Möglich. Aber auch Thana ist ein Ladthaaner und hat es verdient gerettet zu werden. Egal was er getan hat, letztendlich ist mein Vater an allem Schuld.“ dann sah ich den Seelendieb lächelnd an. „ Ich habe mich entschieden und werde Thanatos einen Weg aus der Dunkelheit zeigen.“
„ Es ist unglaublich, wie stark du dich verändert hast. Bis vor kurzem hast du Thanatos noch abgrundtief gehasst, wolltest nichts sehnlicher, als ihm das Leben zu nehmen, was deine Vorgängerin ihm geschenkt hat. Du warst schon immer eine unglaublich starke Persönlichkeit, aber jetzt, sprengst du alle Grenzen.“
„ Ich hoffe das war ein Kompliment.“ lachte ich.
„ Sicher. Ich bin beeindruckt von deiner neuen Stärke.“
„ Diese Stärke schlummerte schon immer in mir. Nur leider versteckte sie sich hinter meiner Angst.“
„ Ist Keith für dein neues Ich verantwortlich?“
„ Irgendwie schon, ja.“ überlegte ich. „ Ich weiß zwar nicht wie, aber er konnte in mein Unterbewusstsein eindringen und mich aus meinem Selbstschutz heraus holen.“
„ Sollte ich vielleicht verärgert darüber sein, dass er dich erreichen konnte, ich aber nicht?“ schmunzelte er.
„ Wärst du in dieser Nacht bei mir gewesen, hättest du mich erreicht. Es hat also nicht zu bedeuten. Er war einfach zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.“
„ Aber hättest du mich auch in dein Bett gelassen?“ schielte er mich seitlich an.
„ Klar, warum denn nicht?“
„ Weil du für mich nicht das selbe wie für Keith empfindest.“
„ So ein Quatsch!“ wollte ich ihm gerade widersprechen, allerdings unterbrach er mich vorher.
„ Hey! Ich war ehrlich zu dir, also sei jetzt auch ehrlich zu mir. Du selber hast doch gesagt, dass Ehrlichkeit in einer Freundschaft wichtig ist, oder? Ich werde ihm auch nichts sagen, keine Sorge.“ lächelte er mich an. „ Wenn du nicht offen zu mir sein kannst, obwohl du weißt, dass du mir vertrauen kannst, mit wem kannst du denn dann noch offen sprechen?“
„ Und warum interessiert dich das so brennend, ob ich Gefühle für Keith habe?“
„ Damit ich weiß, ob ich mich umsonst so gequält habe.“ meinte er.
„ Was meinst du? Oh! Ja natürlich!“ ging mir dann ein Licht auf. „ Charis hat dir erzählt, dass ich für Keith bestimmt bin, nicht wahr?“
„ Ob du für ihn bestimmt bist oder nicht, ist mir letztendlich egal. Aber du bist die einzige, die ihm seinen Willen zum Leben zurück bringen kann. Und wie man sieht, lag Charis da gar nicht so falsch.“
„ Du hast dich also, obwohl du dich in mich verliebt hast, zurückgehalten, weil dir das Glück deines Freundes wichtiger ist, als dein eigenes?“
„ Du weißt halt nicht wie das ist, wenn man mit ansehen muss, wie eine Person die dir nahe steht langsam zu Grunde geht und eigentlich nur noch einen Wunsch hat: Den Wunsch zu sterben.“ erzählte er mir leise. „ Ich hätte auf alles verzichtet und alles mögliche in die Wege geleitet, um ihn zu retten.“
„ Und du bist wirklich nicht schwul?“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Du bist unmöglich.“ lachte er leise auf. „ Da zeige ich dir mein inneres und was machst du?“ schüttelte er dann Schulterzuckend den Kopf. „ Aus dir soll mal jemand schlau werden.“
„ Tut mir leid.“ kicherte ich und lehnte dann meinen Kopf an seine Schulter. „ Ich denke du musst dir nun keine Sorgen mehr um Keith machen.“
„ Ja...das habe ich nur dir zu verdanken.“ lächelnd lehnte er seinen Arm um meine Schulter und gab mir einen sanften Kuss auf mein Haar. „ Danke!“
„ Bedanke dich bei den Bankräubern, die für mein Gedächtnisverlust verantwortlich waren.“
„ Das habe ich schon längst getan...“ schmunzelte er. „ Sie haben nun eine sichere Unterkunft und drei Mahlzeiten am Tag.“
„ Du hast sie der Polizei übergeben?“
„ Ja.“
„ Hast du gut gemacht.“
„ Ich weiß.“
Und somit hatte ich gekonnt vom Thema abgelenkt!
„ Warum hast du eigentlich so empfindlich auf Naoki reagiert, aber Dark hast du akzeptiert?“ brannte mir noch eine einzige Frage auf der Seele.
„ Das mit Dark ist was anderes. Schließlich ist das zwischen euch nichts ernstes.“ antwortete er mir. „ Du hast mir aber noch immer nicht gesagt, was da zwischen dir und Keith läuft.“
„ Ja nichts läuft da!“ gab ich leicht gerötet von mir. „ Ich erinnere mich ja jetzt wieder an alles. Da muss er nicht länger meinen Freund spielen.“
„ Und was war mit letzter Nacht? Da lagst du eindeutig in seinem Bett und nun sag mir nicht, du hast unter kurzzeitigem Gedächtnisschwund gelitten.“
„ Nein, daran war der Alkohol schuld.“ murmelte ich.
„ Ah ja, der Alkohol also.“
„ Ja, genau.“
„ Man kann sich wirklich viel einreden, nicht wahr?“ lächelte er leicht und ging dann zurück zur Balkontür.
„ Schon möglich...“
„ Komm wieder rein, hier draußen ist es definitiv zu kalt.“
„ Ja, du hast recht.“ bereitwillig folgte ich ihm ins Haus.
„ Und was lief da nun mit Naoki?“
„ Nichts.“ antwortete ich. „ Wir haben uns oft getroffen, wir haben auch in einem Bett geschlafen, aber gelaufen ist da nie was.“
„ Glück für ihn...“ war alles was er dazu sagte.

Kurze Zeit später lag ich dann im Wohnzimmer auf dem Boden und spielte mit meiner Kitty.
„ Wann gehen wir denn wieder nach Illumina?“ schnurrte sie mir entgegen.
„ Heute Nacht wieder. Versprochen.“ lächelte ich leicht.
„ Es muss ja nicht gleich heute Nacht sein, wenn du noch bedenken hast, dann können wir auch gehen, wenn du bereit bist.“
„ Nein, schon in Ordnung.“ meinte ich. „ Sie machen sich bestimmt alle Sorgen um uns. Und Charon wartet bestimmt auch schon sehnsüchtig auf dich.“
„ Ja, ich vermisse ihn auch.“ seufzte sie.
„ Das kann ich mir gut vorstellen.“
Ich hatte mich mit meinem schlechten Gewissen noch immer nicht arrangiert. Das Gefühl alle enttäuscht und im Stich gelassen zu haben, erdrückte mich fast. Ich wusste nicht wie ich Rika gegenüber treten sollte. Dabei würde sie mir vermutlich nicht mal Vorwürfe machen.
Aber für meine beiden Wächter musste ich über meinen Schatten springen und meine Zuflucht betreten. Wenigstens für sie...
Zudem würde ja Dark bald auftauchen und dann hätte ich erst recht keine Zeit mehr mich nach Illumina zu schleichen. Wer wusste schon, was er in der Zeit mit meinem Körper anstellen würde.
Nun gut, nichts wahrscheinlich. Aber die kurze Zeit die uns blieb, wollte ich auch mit ihm verbringen.
Obwohl ich mich ja schon fragte, ob ich das Risiko wirklich eingehen wollte, mich in den Inkubus zu verlieben.
Schließlich konnte ich ihn nur ein Mal im Monat sehen... und was war mit der übrigen Zeit? Wenn ich vor Sehnsucht nach ihm beinahe umkam? Wo ich doch zur Zeit keine Gedanken übrig hatte, die ich an ihn verschwenden konnte.
Und dann war da ja auch noch Keith, zu dem ich mich nebenbei auch noch hingezogen fühlte. Ich war total hin und her gerissen und konnte wirklich nur hoffen, dass die Gefühle die ich für den Prinzen hatte, bald verschwanden.
Vor dem Überfall hatte ich mich doch auch nicht so stark zu ihm hingezogen gefühlt. Nun gut, da wusste ich auch noch nicht, wie unglaublich gut er sich anfühlte und die Luft zwischen uns knisterte nicht so aufregend.
Außerdem hallte das Gesagte von Misaki in meinem Kopf wieder und ich fragte mich, ob ich mir von Charis wirklich das Leben bestimmen lassen wollte.
Nun gut, man sollte wirklich nicht so viel darauf geben, was das Schicksal einem sagte. Und obwohl ich mich so energisch gegen mein Schicksal gewehrt hatte, so hatte ich mich letztendlich doch in Keith verliebt.
Auch wenn die Schicksalsgöttin genau das vorhergesehen hatte, war das ja noch lange nicht ihr verdienst.
Wenn ich mich nun weigerte, mein Glück an der Seite des Teufels zu suchen, eben weil Charis das vorhergesehen hatte, dann würde ich mein Leben ja wirklich nach ihr richten. Um eben immer genau das Gegenteil davon zu tun, was sie in ihrer Glaskugel sah. Das war doch bescheuert... zumal ich mein Glück, mein Herz und mein Gefühlsleben mit Füßen treten würde und was brachte das schon?
Allerdings war da ja auch noch was anderes, was mich davon abhielt meine Zukunft mit Keith zu planen. Nämlich Rika!
Vielleicht hatte ich Charis wirklich nur als Ausrede benutzt, weil ich nicht glauben konnte dass der Prinz fähig dazu war, mich zu lieben. Und meine Schwester im Gegenzug zu vergessen.
Jene Frau, für die er bereit war zu sterben. Sechs lange Jahre wartete er auf sie, lebte sogar komplett enthaltsam. Nun gut, das mit dem enthaltsam hatte sich inzwischen erledigt, aber das hieß ja noch lange nicht, dass er Rika vergessen hatte.
Ich konnte mir sogar vorstellen, dass sein schlechtes Gewissen noch gewaltiger war als meines. Obwohl ich mir eher wegen Keith den Kopf zerbrach, als wegen Rika.
Mein Schwesterchen hatte mit ihrer Beziehung ja eh schon irgendwo abgeschlossen und würde sich wohl eher freuen, wenn ich ihr von den Ausrutschern erzählen würde. Dann hätte sie ihr Ziel ja endlich erreicht.
Im Gegensatz zu ihr, hielt der Prinz jedoch an der Beziehung fest. Von daher konnte ich es mir wahrlich nicht vorstellen, dass es ihn erfreute sich zu einer anderen hingezogen zu fühlen.
Auch wenn das alles rein körperlich war und genau genommen nichts mit Liebe zu tun hatte. Es war nur Sex, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Selbst wenn ich mich mit ihm einlassen würde, sofern er dass überhaupt wollte, so wäre es ja bloß eine Affäre.
Eine Beziehung ohne Regeln, Verbote, Verpflichtungen, Rechenschaften oder Einengungen. Also genau das, was ich ja eigentlich haben wollte... Genau das, was ich zur Zeit mit Dark führte.
Nur war dieser nur alle paar Wochen, für wenige Tage, mal da, während mir Keith die ganze Zeit Geborgenheit vermitteln konnte. Der Sex war zudem auch nicht verachtenswert.
Ich drehte mich schon wieder im Kreis. Hatte ich ihm heute Morgen nicht noch gesagt, das die Ausrutscher endlich aufhören mussten? Und nun dachte ich allen ernstes an eine Affäre. Mir war wirklich nicht mehr zu helfen.
Wollte ich Keith denn wirklich noch mehr Kopfzerbrechen bescheren?
Vielleicht sollte ich einfach aufhören ständig über alles pausenlos nachzudenken und die Sache einfach auf mich zukommen lassen.
So wie es kommt, wird es schon richtig sein. Das viele denken führte eh zu nichts.
Und wenn es nun zu der Affäre kommen sollte, dann mein Gott, war das halt so. Dann hatte ich wenigstens eine verdammt heiße Zeit vor mir. Und wenn es nicht dazu kam, dann war das auch ok.
Ich würde die Entscheidung einfach in Keith's Hände legen. Ja genau, das war eine ausgezeichnete Idee.
Hach, da war ich ja nach Stundenlangen hin und her gedenke doch noch zu einem Entschluss gekommen.
Aber was war denn, wenn er mich wirklich wollte? Mist, Schluss jetzt! Genug gedacht!
Es wurde allerhöchste Zeit, das ich mich auf irgendetwas konzentrierte. Wie zum Beispiel aufs Mittagessen! Dafür müsste ich ja erst mal einkaufen und dann würde ja auch schon bald Naoki vor der Tür stehen. So sollte ich den Tag doch rum bekommen, ohne mir weiterhin den Kopf wegen einer nicht vorhandenen Beziehung zu zermartern.
„ Was willst du denn heute zu Mittag essen?“ wendete ich mich fragend an Elara.
„ Ein saftiges Steak!“
„ Tut es eine Dose Katzenfutter nicht auch?“ grinste ich sie frech an.
„ Machst du Witze?? Natürlich nicht!“
„ War nur Spaß!“ kicherte ich. „ Du bekommst ja dein Steak. Willst du es gleich roh verspeisen, oder darf ich es dir noch braten?“
„ Spare dir die Mühe! Ich verschlinge es gleich roh!“
„ Machst du die blutige Sauerei dann auch wieder weg?“ zog ich eine Augenbraue hoch.
„ Welche Sauerei? Da wird kein Blut übrig bleiben.“
„ Na fein. Dann werde ich mal die nichtsnutzigen Schlächter nach ihren Wünschen fragen.“
„ Nichtsnutzige Schlächter?“ vernahm ich dann die Stimme von einem von ihnen.
„ Na was denn?“ blickte ich Keith grinsend an. „ Außer zum spannen, seit ihr ja auch für nichts zu gebrauchen.“ wer wusste denn schon, wie lange der Sack an der Tür lehnte und mich beobachtete.
„ Ich erinnere dich bei Zeiten daran, wenn wir dir wieder mal das Leben retten.“
„ Mach das!“ meinte ich und erhob mich dann, um mich danach ausgiebig zu strecken. „ Also, wenn du uns sowieso schon die ganze Zeit belauscht hast, kannst du mir ja gleich sagen, was du heute essen willst.“ doch noch bevor er mir antworten konnte, schlenderte ich in die Küche um zu schauen was die Schränke noch so her gaben. „ IIIEEEKKKKHHHH!!!!“ brüllte ich allerdings auf, ehe ich die Schränke erreichte, da eine fette Hausspinne an meinen Füßen entlang lief. „ Mach sie weg!!“ angewidert quetschte ich mich an den Prinzen vorbei und stolperte zurück ins Wohnzimmer.
„ Sag bloß du hast Angst vor kleinen Spinnen?“ sah er über die Schulter zu mir zurück.
„ Hör auf hier rum zu labern und mache das Vieh weg, bevor es sich häuslich einrichtet!“ befahl ich ihm.
„ Aber wir sind doch zu nichts zu gebrauchen.“
„ Och man! Nun mach schon!“ der Ekel hatte sich schon auf meinen ganzen Körper ausgebreitet und verursachte ein unangenehmes Kribbeln auf meiner Haut. Fast so, als würden tausend kleine Spinnen auf meinem Körper rum krabbeln. „ Oh ist das widerlich!“
Zwischenzeitlich hatte sich der Herr endlich um das Tier gekümmert und es aus dem Fenster ins freie gesetzt.
„ Die Spinne ist weg.“ gab er dann Entwarnung.
„ Gott sei dank.“ seufzte ich erleichtert. „ Müsst ihr euch denn wirklich mutierte Spinnen als Haustier halten?“
„ Ich wüsste nicht, dass wir das jemals getan haben.“
„ Na egal. Das Vieh ist weg, das ist die Hauptsache.“ dennoch sah ich mich forsch um, ehe ich die Küche wieder betrat. „ Also? Was magst du denn heute essen?“
„ Ich brauche noch nichts zu essen.“
„ Hey!“ starrte ich ihn verärgert an. „ Du willst mich doch nicht allein essen lassen, oder? Nimm mal ein bisschen Rücksicht, du hast jetzt eine Göttin im Haus! Und die braucht zufälligerweise was zu essen, um bei Kräften zu bleiben.“
„ Ist ja gut! Dann ist es mir egal, was du zu essen machst. Ich richte mich da ganz nach dir.“
„ Na toll.“ was fragte ich ihn überhaupt?
„ Apropos nach dir richten.“ plötzlich kam er zu mir hin und drehte mich zu sich um. „ Du hast da noch eine Wettschuld einzulösen.“
„ Was denn? Hast du unser Gespräch von heut Morgen schon wieder vergessen?“
„ Glaubst du etwa, du könntest dich so aus der Affäre ziehen?“
>Schon wieder dieses Wort...< dachte ich verhalten und sah dabei zur Seite.
„ Du wolltest doch unbedingt wetten, also stehe da jetzt auch zu.“
„ Nun gut. Aber wie du weißt, bin ich heute mit Naoki verabredet, also geht es nicht.“
„ Wenn das so ist.“ meinte er und drückte mich fester an sich. „ Dann siehe dich vor, ich nehme jetzt meine teuflische Gestalt an.“
„ WAS??? NEEEEIIINNN!!!“ quietschte ich ihn schockiert an.
„ Mhm...“ ein kleines Grinsen verirrte sich auf seine Lippen, er hatte etwas gefunden, mit dem er mich jederzeit rum bekommen konnte.
Nun zu mindestens so lange, wie ich keine Ahnung davon hatte wie er es in seiner Teufelsgestalt tat.
„ Also gut!“ suchte ich fieberhaft nach einer Lösung. „ Du könntest ja mit kommen.“ war das erst beste was mir einfiel. „ Dann muss sich Misaki auch keine Sorgen mehr machen, schließlich vertraut er dir. Jedenfalls nehme ich das an. Und wenn du ihn erst mal richtig kennengelernt hast, kannst du Misa davon überzeugen, dass Naoki ein ganz lieber ist!“
„ Ich denke nicht dass der sich da überzeugen lassen wird.“
„ Aber warum sollte ich Verbündete über Verbündete ins Boot holen, wenn ihr ihnen nicht mal eine Chance geben wollt?“
„ Wieso? Takeo hat er doch akzeptiert.“ grinste mich Keith an.
„ Na Klasse!“ schüttelte ich schmunzelnd den Kopf. „ Der wäre ja auch viel zu alt für mich.“
„ Außerdem besteht da eine gewisse Rivalität zwischen Naoki und uns. Schließlich sind wir Teufel und er ein Jäger.“
„ Und ein begabter noch dazu, nicht wahr?“
„ Kann man so sagen, ja.“
„ Dennoch hat er gegen euch keine Chance.“
„ Hey, das war ja ein Kompliment.“ lächelte er mich leicht an.
„ Glaubst du denn ich würde mich in eurer Nähe sicher fühlen, wenn ich nicht von eurem Können überzeugt wäre?“ blickte ich ihn an.
Wie kam es nur, dass mich seine goldenen Augen so dermaßen anzogen? Vielleicht war ich in meinem früheren Leben ja ein verfluchter Goldgräber und deshalb fuhr ich so auf diese Augen ab.
Auf der anderen Seite fühlte ich mich ja ungemein zu den dunklen Geschöpfen hingezogen und diese wahnsinnig verführerischen Augen verkörperten das geheimnisvolle Dunkle. Aber auch irgendwo das Licht. Schließlich hatten sie fast den Farbton der Sonne.
Jedenfalls musste man mir das deutlich ansehen, das ich mich völlig in den tiefen seiner Augen verlor, denn Keith lehnte seine Hand an meine Wange und senkte langsam seinen Kopf. Warum nur war ich ihm nicht gewachsen? Ich machte noch nicht mal irgendwelche Anstalten mich seiner drohenden Zärtlichkeit zu entziehen.
Das einzige was ich tat war fasziniert seine Augen anzustarren und mir nebenbei immer wieder zu sagen: >Nicht denken! Einfach geschehen lassen!<
Und schließlich geschah es, dass sich unsere Lippen zärtlich berührten. Verführerisch vertiefte er den Kuss und brachte mich dazu, leise auf zu seufzen und meine Hände um seinen Nacken zu schlingen.
Ich kam einfach nicht weiter, trat ununterbrochen auf der Stelle. Jetzt genoss ich den Kuss, wollte nichts sehnlicher als ihn zu spüren.
Gleich aber, wenn der Zauber verflogen war, würde ich mir deshalb wieder die Birne zermartern. Zudem war da noch Dark! Und auf einen dreier hatte ich nun wirklich keine Lust. Allerdings konnte ich den Inkubus aber auch nicht einfach weg schicken, das würde er kaum überleben.
Ach verdammt, warum war das nur alles so furchtbar kompliziert??
Ich konnte doch nicht mit dem einen und dann mit dem anderen rum machen. Also musste ich zu mindestens so lange einen klaren Kopf bewahren, solange Dark den Fluch noch nicht gebrochen hatte.
Allerdings war das gar nicht so einfach, da mich Keith ja ohne Probleme in seinen Bann ziehen konnte. Wie er mir gerade eindrucksvoll bewies.
Langsam strich seine Hand über meinen Rücken, über die Hüfte und schließlich kam sie bei meinem Oberschenkel zum stehen. Vorsichtig hob er mein Bein an und drückte seine Hüfte sachte an meine, wobei ich seine Reaktion auf unser Spiel ziemlich deutlich spüren konnte.
Ich konnte es nicht länger leugnen, dass es zwischen uns gefunkt hatte und wir beide nicht voneinander ablassen konnten.
Von daher war es nicht verwunderlich, dass er mich plötzlich aufstöhnend auf den Arm nahm und mich auf die Arbeitsplatte setzte.
„ Spinnst du?“ herrschte ich ihn an. „ Was ist denn wenn Misaki oder Elara her kommen??“
„ Wir haben doch beide noch was an, oder?“
„ Sicher, aber...“ doch er unterbrach mich.
„ Dann ist doch alles in Ordnung.“ meinte er und raubte mir erneut mit einem verführerischen Kuss die Sinne.
„ Keith...“ wisperte ich. Aber mehr brachte ich nicht zustande.
Mein Verstand hatte sich schon längst verabschiedet und einzig das Verlangen regierte meinen Körper.
Ich war einfach nicht in der Lage ihm zu widerstehen, oder überhaupt mal darüber nachzudenken, dass wir uns hier in der Küche befanden und die Tür keineswegs abgeschlossen war!
Schwer zu sagen ob mir das nun zugute kam, oder ob es schlecht für mich war. Aber dadurch da wir eben nicht allein waren und jeder Zeit überrascht werden könnten, ging er nicht aufs ganze.
Und dann wurden wir auch noch unterbrochen...
„ Habt ihr denn kein Zimmer?“ grinste uns Misaki schelmisch von der Tür an.
Total schockiert, mal wieder, starrte ich den Seelendieb an und stieß Keith panisch von mir, gleichzeitig sprang ich von der Platte runter. Schließlich kam es, wie es kommen musste, der Prinz verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf seinen Allerwertesten, damit aber nicht genug, denn ich fiel auf seinen Schoß... ich hatte die Peinlichkeit echt gepachtet.
„ Ihr hättet wegen mir aber nicht die Stellung wechseln müssen.“ schmunzelte uns der Seelendieb an.
„ MAN!“ stauchte ich den Prinzen gerötet zusammen. „ Ich habe dir doch gesagt dass das eine hirnverbrannte Idee ist!!“
„ Hättest mich ja abhalten können...“
„ WIE bitte??“ empört schlug ich ihm sanft gegen seine Schulter und hob dann warnend meinen Finger. „ Ein falsches Wort noch und du bist ein toter Teufel!“
„ Willst du mich etwa herausfordern?“ zog er belustigt eine Augenbraue hoch.
„ Ähäm.“ räusperte sich Misaki. „ Habt ihr mich schon wieder vergessen?“
„ Ach halt den Mund!“ knurrte ich ihn an. „ Was willst du denn überhaupt?“
„ Deine Katze hat Hunger, aber sie wollte euch nicht stören.“
„ Ich geh ja gleich, richte ihr das bitte aus.“
„ Gleich also, wie du meinst.“ grienend verließ er die Küche wieder und ließ mich mit Keith allein zurück.
„ Man, dass du mich immer in solch unmögliche Situationen bringen musst.“ maulte ich den Teufel unter mir erneut an.
„ Ich sagte doch schon...“ begann er zu erzählen und strich gleichzeitig meine Haare weg. „ Halte mich ab, wenn du das nicht willst.“ und dann liebkoste er zärtlich meinen Hals.
„ He!“ kicherte ich. „ Hör auf, das kitzelt.“
Jedoch hörte er nicht auf das was ich sagte. Ganz im Gegenteil, er drückte mich noch fester an sich und umschlang meinen Körper mit seinen Armen.
„ Hihihi!“ lachte ich. „ Nun hör schon auf! Hast du nicht zugehört? Elara hat Hunger!“
„ Mhm ich auch!“
„ Keith!!!“ ich versuchte mich von ihm zu befreien, aber auch das wollte mir nicht so richtig gelingen.
„ Ich lasse dich los, wenn du mich noch einmal küsst.“ blickte er mich dann unschuldig an.
Diese Seite von ihm hätte ich besser nie kennengelernt, ganz im ernst.
„ Fein!“ verstimmt küsste ich ihn flüchtig auf die Wange. „ So, nun lass mich los!“
„ Wenn du mich so küsst, werden wir nächstes Jahr noch hier sitzen...“
„ Oh du bist so eine erpresserische Pappnase!“ maulte ich leise und küsste ihn dann kurz auf den Mund.
„ Mh fast richtig!“ flüsterte er.
Seufzend gab ich schließlich auf und küsste den Idioten so, wie er es haben wollte: Leidenschaftlich und sinnlich.
Dann stand er mit einem mal auf und setzte mich ab. „ Du willst jetzt einkaufen, ja?“
„ Ähm...ja...“ gab ich noch etwas benommen von mir.
„ Soll ich dich begleiten?“
„ Mir egal!“ zuckte ich mit der Schulter. „ Du tust ja eh was du willst.“
„ Das stimmt allerdings. Dann lass uns gehen, bevor Elara noch verhungert.“
Mit meiner neuen Einstellung klappte es bisher ja echt gut, zu mindestens hatte ich kein schlechtes Gewissen.
Es war schließlich nicht meine Schuld, das er mich ständig überfiel und mir dabei viel zu nah kam. Vielleicht brauchte er diese negativen Gefühle, wie ein schlechtes Gewissen zum Beispiel, um zu überleben! Oder um halt zu merken, das er am leben war.
Allerdings würde es für mich auf kurz oder lang wohl auch nicht ohne folgen bleiben. Spätestens wenn Dark dann vor mir stand, würde mein an-nichts-denken-Gerüst wie ein Kartenhaus zusammen brechen und alle Gedanken die vor der Türe standen, würden alle gleichzeitig und ohne Rücksicht auf Verluste, über mich herein brechen.
Aber jetzt verschwendete ich da noch keinen Gedanken daran, sondern genoss meinen Einkaufsbummel mit Keith in vollen Zügen.
Wenn es wirklich 'dieser' Keith war, in den sich Rika verliebt hatte, dann konnte ich sie da nun voll und ganz verstehen.
Es war fast, als hätten sie den Schlächter über Nacht ausgetauscht. Oder hielt er sich an den gleichen Vorsatz wie ich? Bloß an nichts denken und einfach geschehen lassen, oder in seinem Fall, einfach machen! Ganz gleich was es nun war, es gefiel mir viel zu gut.

Inzwischen standen wir schon im Einkaufsladen an der frisch Fleischtruhe und suchten für meinen Wächter ein besonders großes und saftiges Stück Fleisch.
„ Elara ist so eine süße, kleine, knuddelige und verspielte Katze und doch auch ein reißender Wolf.“ lächelte ich leicht. „ Ich schätze sie ist schon zu lange bei euch.“ schmunzelte ich. „ Ihr habt sie verwildert!“
„ Ne, sie war schon immer so.“
„ Quatsch!“ kicherte ich. „ Ihr geht nachts bestimmt auch jagen und reißt unschuldige Schafe! Das hat sie sich abgeguckt!“
„ Ich glaube du verwechselst uns gerade mit Werwölfen. Du hast dir scheinbar den Vampirfilm mindestens einmal zu oft angesehen.“
„ Möglich.“
Ich musste mich langsam mal daran gewöhnen, dass nun der Winter ins Land hereinbrach. Natürlich hatte ich einen gefütterten Mantel an, aber unter diesem trug ich noch immer einen Rock.
Daher war ich ganz froh, dass meine persönliche Heizung hinter mir stand und mich wärmte.
Was mich allerdings so gar nicht erfreute war, dass wir beobachtet wurden.
„ Na Gott sei dank!“ klatschte Charis begeistert in die Hände. „ Sie geht den richtigen Weg!“
„ Aber das musst du doch wissen, schließlich bist du die Schicksalsgöttin.“ blickte Lucia sie schmunzelnd an.
Die beiden Grazien versteckten sich hinter einem Regal und konnten uns so ungestört beobachten.
Ihre Auren hatten sie dabei aber versteckt, ansonsten wären sie mir bereits aufgefallen.
„ Du kannst dir gar nicht vorstellen wie anstrengend es ist, wenn du einen Kunden wie Risa hast!“ seufzte sie. „ Noch nie hat sich ein Schicksal so oft verändert wie bei ihr.“ erklärte sie meiner Schwester. „ Sie hat es sogar geschafft das Schicksal von Misaki komplett zu verändern. Auch wenn sie nun Machtlos ist, wird allein ihr Wille Berge versetzen können. Risa hat eine unglaublich starke Persönlichkeit.“
„ Ich weiß.“ blickte mich Lucia stolz an. „ Sie hat es dir echt nicht leicht gemacht, was?“
„ Ganz und gar nicht.“ knurrte die Göttin. „ Sie wechselte ihr Schicksal wie andere Leute ihre Unterwäsche. Dann war alles in meiner Kugel schwarz, das passiert wenn man das Gedächtnis verliert oder stirbt. Und nun zum Schluss hätte meine geliebte Glaskugel beinahe einen Kurzschluss gehabt, weil es sich alle paar Minuten neu Organisieren musste. Letztendlich blieben dann zwei Wege offen. Das passiert, wenn man sich einfach nicht für einen Weg entscheiden kann.“
„ Aber nun folgt sie dem richtigen Pfad, ja?“
„ Erstmal schon.“ kicherte Charis. „ Aber ihr Schicksal wird sich dennoch noch ein paar Mal ändern, bis sie sich wirklich entschließt, dem armen Tropf dort vorne eine Chance zu geben.“
„ Aber es ist egal, wie oft sich ihr Schicksal verändert, das Ende bleibt doch gleich, oder?“
„ Es geht hier um ihr Glück! Thanatos und auch Xantos kann sie auch bezwingen, wenn sie nicht mit Keith zusammen ist. Aber als Göttin des Lebens, kann sie nur mit einem einzigen Mann glücklich werden. Dafür hatte ihre Vorgängerin gesorgt.“ berichtete sie meinem Schwesterchen. „ Für sie mag es jetzt noch ein Fluch sein, aber später wird sie merken, dass es ein Segen war.“
„ Ich finde sie sieht auch jetzt schon glücklich aus.“
„ Sie hat das komplette Spiel ja auch noch gar nicht durchschaut.“ meinte die Schicksalsgöttin. „ Aber ich bin mir sicher, dass sie stark genug sein wird um darüber hinweg sehen zu können.“
„ Davon bin ich überzeugt.“
„ Was ist, wollen wir mal hallo sagen gehen?“ grinste Charis mein Schwesterherz an.
„ Sie wird bestimmt total erfreut sein dich zu sehen.“ kicherte diese.
„ Das Risiko bin ich bereit einzugehen.“
Noch immer breit am grinsen kamen die beiden Spanner auf uns zu und störten Keith und mich in unserer Zweisamkeit.
„ Hallo Risa!“ winkte mir Lucia zu.
„ Mhm?“ ich sah zu ihnen hin und seufzte dann verstimmt auf, als ich die Schicksalsgöttin erblickte. „ Ja, hallo.“
Komischerweise machte es mir gar nichts aus, dass mich der Prinz noch immer im Arm hielt, ich hoffte bloß, dass ihn Lucia's Anblick nicht einfrieren ließ.
Dann würde ich nämlich bitterlich erfrieren. Zum Glück jedoch, oder auch nicht zum Glück, wie man es nun sah, schien mich der Teufel nicht los lassen zu wollen.
Eigentlich müsste mir spätestens hier bewusst werden, dass er nicht mehr all zu viel für Rika empfinden konnte, andernfalls würde er anders reagieren.
Allerdings hatte ich meinen Verstand ja auf Stand-by gesetzt. Von daher verschwendete ich auch daran keinen Gedanken. Leider, wie ich zugeben musste. Das hätte mir wohl unendlich viel Kopfzerbrechen in der Zukunft erspart...
„ Was macht ihr denn hier? Verfolgt ihr mich jetzt etwa?“ schielte ich die Beiden an.
„ Wo denkst du hin?“ lachte Charis unschuldig. „ Wir haben uns bloß zum Essen verabredet und gehen nun dafür einkaufen.“
„ Ja natürlich...“ wer es glaubte...
„ Und was macht ihr hier?“ lächelte mich Lucia an.
„ Elara hat Hunger...“ war alles was ich sagte.
„ Oh, dann solltest du deine Katze nicht warten lassen. Nicht dass sie noch eure Möbel anknabbert.“ meinte mein Schwesterchen.
„ Ja!“ ich nahm die Hand des Prinzen und zog ihn hinter mir her. „ Wir sehen uns später irgendwann!“
„ Bye bye!“ tat Charis noch immer einen auf Unschuldig.
„ Uh, ich glaube sie mag dich nicht.“ schmunzelte Lucia.
„ Da hast du anscheinend leider recht!“
„ Man, dass mir ausgerechnet diese Schrulle über den Weg laufen muss.“ wütete ich, als wir außer Reichweite waren.
„ Was hast du eigentlich gegen diese Charis?“
„ Ja nichts. Jedenfalls nichts brauchbares um sie weg zu radieren.“ knurrte ich.
Kurz darauf bezahlten wir den Einkauf und machten uns auf den Weg nach hause.
Elara scharte schon mit der Hufe und wartete ungeduldig auf ihr Mittagessen. Tatsächlich schnappte sie sich gleich das rohe Stück Fleisch und raste damit davon, so als hätte sie angst davor, dass die Werwölfe in Teufelspelz ihr das Essen streitig machten.
Als meine Kitty also versorgt war, machte ich mich daran unsere Mahlzeit vorzubereiten. Zum Glück wusste ich ja nun wieder wie das ging...

Um Punkt fünfzehn Uhr stand dann Naoki auf der Matte und wollte mich abholen. Das Keith uns unverhofft begleiten würde, machte ihn nun nicht so viel aus.
Es schien fast so, als hätte er sich so was schon gedacht, schließlich beschützten sie eine wichtige Persönlichkeit und würden diese keinen x-beliebigen Teufelsschlächter einfach so mitgeben.
Wir einigten uns also darauf, dass wir zu dem Weihnachtsfest hin fuhren. Naoki auf seinem Motorrad, Keith und ich in seinem Auto.
Ich freute mich schon tierisch auf die vielen großen Kinderaugen und auf die Schlittschuhbahn, die sie extra für dieses Fest aufgebaut hatten.
Früher, bevor ich zur Erde geflohen war, lief ich auf Kythos beinahe täglich Schlittschuh. Zwar nicht auf Eis, so wie hier in dieser Welt, sondern auf gefrorenen Wolken, aber letztendlich kam das Selbe bei raus.
Zur Zeit schien die ganze Stadt auf die Idee gekommen zu sein, auf das Fest zu gehen. Es war nämlich brechend voll.
Dennoch hielt mich der überfüllte Platz nicht davon ab, mich hier unter die Leute mischen zu wollen.
Die Atmosphäre war bombig, die Livemusik hervorragend und die Stimmung mitreißend gut.
Die Luft war erfüllt mit Kinderwünschen und der verführerische Geruch von den süßen Leckereien machte gleich von neuem Appetit.
Es tat ungemein gut mal nicht an die ungewisse Zukunft, oder den bevorstehenden harten Kampf denken zu müssen.
Nicht mal die klirrende Kälte konnte mir die Laune vermiesen und dass, wo ich doch ein Kind der Sonne war und mit dem Winter nicht all zu viel anfangen konnte.
Ich konnte mich gar nicht entscheiden, was ich nun als erstes sehen wollte. Es war alles so schön bunt hier.
„ Wie wäre es, wenn wir hier anfangen und dann einmal rum gehen?“ meinte Naoki. „ So würdest du alles sehen und wir stehen uns hier nicht die Beine in den Bauch.“
„ Ok!“ nickte ich begeistert und raste gleich vor.
Die Menschen waren unsere Schützlinge und gerade die unschuldigen Kinder hatten es mir angetan. Am liebsten würde ich ihnen alle eine rosige Zukunft schenken.
Obwohl ich nicht mal ein Engel war, hörte ich trotzdem die Gebete der Kurzen. Vernahm ihre Träume und Wünsche. Sie alle beteten zu einem Gott, der es nicht Wert war angebetet zu werden. Nur, wenn sie die Wahrheit kennen würden, würden sie dann noch einen Sinn in ihrem Leben sehen?
Viele Menschen würden ihren Glauben verlieren und sich somit selbst aufgeben. Es war ja auch einfacher, an einen Gott zu glauben, der ihre Probleme schon beseitigen würde, anstatt diese selbst in die Hand zu nehmen. Aber es war nicht meine Aufgabe die Menschheit aufzuklären.
„ RIIIISSSSAAAAA!!!“ hörte ich plötzlich jemanden nach mir brüllen.
„ Mhm?“ ich drehte mich um und entdeckte Hanon, die freudestrahlend auf mich zu gesprintet kam. „ Hallo ihr beiden!“ auch Patty war mit dabei.
„ Zwei Tage nur noch!!“ kreischte mich die Brünette voller Vorfreude an.
„ Du freust dich scheinbar mehr auf Dark, als auf den Weihnachtsmann, was?“ lächelte ich sie an.
„ Thihihihi!“ kicherte sie gerötet.
„ Wie geht es dir, Risa?“ fragte mich Patricia. „ Alles in Ordnung?“
„ Sicher.“ nickte ich. „ Und bei euch?“
„ Ich kann mich nicht beklagen!“ lächelte die Blonde. „ Bist du etwa ganz allein hier?“
„ Nein, ich habe meine Aufpasser bloß abgehängt.“ schmunzelte ich.
„ Deine Aufpasser?“ harkte Hanon nach. „ Wen meinst du?“
„ Keith und Naoki.“
„ Keith ist auch hier??“ rief die Blondine erstaunt. „ Wie hast du den denn von der Couch runter bekommen?“
„ Mit einem riesigen Pfannenwender!“
„ Wer ist Naoki?“ blickte mich die Braunhaarige vorwurfsvoll an. „ Du hast Dark doch wohl hoffentlich noch nicht vergessen, oder?“
„ Wie könnte ich? Wo du mich doch ständig an sein kommen erinnerst!“
„ Irgendwer muss das ja auch machen, ansonsten hättest du ihn schon längst wieder vergessen!“
„ Ach quatsch.“
„ Hier steckst du!“ vernahm ich dann die Stimme eines verärgerten Beschützers. „ Du kannst doch nicht einfach abhauen! Was denkst du dir bloß?“
„ Keith!!“ rief Patty freudestrahlend seinen Namen und sprang ihm dann stürmisch in die Arme. „ Wir sehen uns in letzter Zeit ja richtig oft. Fast so wie früher.“
„ Wow...“ starrte Hanon Naoki beeindruckt an. >Man ist der süß...< „ Ist das dieser Naoki?“
„ Ja genau.“ stimmte ich ihr zu. „ Das ist Naoki. Und diese beiden Grazien heißen Patty und Hanon.“ blickte ich den Schlächter an.
„ Hi.“ schenkte er der Brünetten sein schönstes Lächeln.
„ Haaallloooo!!!“ quietschte sie gerötet, raste an mir vorbei und heftete sich an seinen Arm.
„ Ihr habt doch nichts dagegen, wenn wir mit euch gehen, oder?“ himmelte sie nun den nächsten an. „ Oder Risa?“
„ Von mir aus könnt ihr gern mit uns mit kommen.“
„ Ich hab da auch nichts gegen.“ meinte Naoki.
„ Jipi!“ strahlte Hanon.
Somit war Dark wohl abgeschrieben. Obwohl dieser Teufelsschlächter auch viel zu alt für die Kurz war.
Dann zog ein Geschwisterpaar meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie standen vor einer Schießbude und der große Bruder versuchte seiner Schwester ein großes Stoff – Einhorn zu erschießen. Der Treffsicherste war dieser allerdings nicht.
Aber die Kleine wollte unbedingt dieses Stofftier haben und bittere Tränen der Enttäuschung liefen ihr über die Wange.
„ Hör auf zu weinen, Lilly!“ versuchte er die Kleine zu beruhigen. „ Ich hätte dir das Pferd wirklich gern geschenkt.“
„ Das ist ein EINHORN!!“ heulte sie.
„ Pferd, Einhorn, ist doch alles das Selbe!“
Die beiden Kinder sahen von den Klamotten her nicht so aus, als würden sie sich viel leisten können.
Da wäre es wirklich echt billig gewesen, wenn er ihr das Tier beim ersten mal gleich geschossen hätte.
Mir tat das Mädchen richtig leid, deshalb entschloss ich mich dazu, der Kleinen das heiß begehrte Stofftier zu schießen.
„ Hör auf zu weinen, kleines.“ ich beugte mich lächelnd zu ihr runter und tätschelte ihren Kopf. „ Ich werde das Tier für dich gewinnen.“
„ Wirklich?“ blickte sie mich unsicher an.
„ Wirklich!“ nickte ich.
„ Vielen Dank.“ seufzte ihr Bruder erleichtert auf. „ Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken soll.“
„ Noch habe ich das Einhorn nicht geschossen, also warte noch mit dem Bedanken.“ schmunzelte ich.
„ Hast du so ein Gewehr überhaupt schon mal in der Hand gehabt?“ sah mich Keith fragend an.
„ Nein. Aber so schwer kann das ja nicht sein.“ schließlich war ich eine Fernkämpferin.
„ Komm her, ich zeig es dir.“
Ich folgte seiner Aufforderung und stellte mich vor ihm hin. Dann ließ ich mir von ihm den Umgang mit der Waffe erklären und bekam gleichzeitig wertvolle Tipps, wie ich alle Schüsse versenkte.
Scheinbar hatte er sich früher öfter auf Rummelplätzen rum getrieben, das würde zu mindestens erklären warum er so viel Ahnung davon hatte.
„ Du musst deinen Arm höher halten.“ riet er mir. „ So etwa.“
Nun kam er mir schon wieder so verdammt nah und ich war wirklich in der Lage mich auf die Zielscheiben zu konzentrieren. Das grenzte schon fast an ein Wunder!
Und schließlich gewann ich mit der Hilfe des Prinzen das große Stofftier und überreichte dieses dem kleinen Mädchen.
„ WOW!“ quietschte sie. „ Vielen vielen Dank!“
„ Kein Ding.“ lächelte ich. „ Und wie sieht es bei dir aus. Hast du auch einen Wunsch?“ wendete ich mich nun den älteren Buben zu.
„ Ich?“ zeigte er erstaunt mit dem Finger auf sich selbst. „ Nein, ich habe keinen Wunsch. Hauptsache meiner Schwester geht es gut.“
„ Ich habe da hinten einen Automaten mit den neuen Konsolen gesehen.“ meldete sich nun auch Naoki zu Wort, der noch immer von Hanon belagert wurde. „ Das ist doch bei den Jungs in deinem Alter richtig beliebt, oder?“
„ Ja schon.“ stimmte er dem älteren zu. „ Aber jeder weiß doch, dass man an diesen Automaten gar nichts gewinnen kann. Es wäre unnütz sein Geld dort hinein zu werfen.“
„ Hey hey.“ grinste der Schlächter ihn schief an. „ Wir sind nicht irgendwelche daher gelaufenen Fremden, die den Kindern falsche Hoffnungen machen.“
„ Ja genau. Wir sind die Weihnachtsfeen!“ kicherte ich. „ Nur er nicht, er ist der Grinch!“ schielte ich Keith seitlich an.
„ Die Weihnachtsfeen?“ blickte uns das Kind unsicher an. „ Ist das eine neue Fernsehserie? Wo ist denn die Kamera versteckt?“
„ Es gibt keine. Nun komm!“ gemeinsam gingen wir zu dem besagten Automaten hin, der nicht nur die Konsole in seinem Bauch versteckt hielt, sondern auch ein paar aktuelle und beliebte Spiele. „ Machst du das, Keith?“ drehte ich mich halb zu ihm um.
Er war schließlich der einzige hier, der dunkle Mächte besaß und diese unbemerkt einsetzen konnte, um dem Jungen seinen Wunsch zu erfüllen.
„ Sicher.“ er stellte sich neben mir hin und betrachtete das Spielzeug. „ Und welches Spiel soll er dazu bekommen?“
„ Das Kampfspiel bitte!“ strahlte er uns an.
„ Halte jetzt Abstand.“ flüsterte der Prinz mir zu.
„ Keine Sorge, ich werde es schon überleben.“ lächelte ich ihm beruhigend zu.
„ Wie du meinst.“
Als er seine Mächte dann unbemerkt einsetzte, um dem Jungen eine Freude zu machen, griff mich seine dunkle Aura sofort an.
Aber dieses Mal war ich darauf vorbereitet und konnte schlimmeres verhindern. Außerdem besaß ich ja nicht mehr den sterblichen, verletzlichen Körper und deshalb konnte ich das alles besser ab.
Leider Gottes war es aber nicht so, dass es mir gar nichts mehr ausmachte. Schade eigentlich...
Geistesgegenwärtig hielt ich die Luft an, damit niemanden auffiel, dass mir diese abgeschnürt wurde.
Obwohl die Folgen eines Treffens mit solche einer starken dunklen Aura nicht mehr so schlimm waren wie damals, war ich trotzdem froh als Keith endlich fertig war.
„ Alles ok?“ blickte er mich besorgt an.
„ Sicher.“ nickte ich.
„ So sicher ist das bei dir leider nicht.“
„ Ich stehe noch, oder? Also ist auch alles im grünen Bereich.“
Anstatt zu antworten seufzte er bloß und verdrehte gleichzeitig die Augen, dann drehte er sich zu dem Jungen um und reichte ihm die Konsole und das angesagte Kampfspiel.
„ BOAR!“ kreischte er. „ Du hast es wirklich geschafft diesen Automaten zu überlisten.“ dann starrte er und begeistert an. „ Ihr seit ja wirklich Weihnachtsfeen! Vielen vielen Dank!“ überglücklich griff er nach der Hand seiner ebenso glücklichen Schwester und raste mit dieser davon.
„ Somit hätten wir die gute Tat für heute ab geharkt!“ strahlte ich.
„ Und du meinst das sind die einzigen Kinder, dessen Wünsche du hier erfüllen willst?“ grinste Naoki mich an. „ Es liegt scheinbar in deiner Natur ihnen alle Wünsche erfüllen zu wollen.“
„ Das stimmt!“ stimmte Hanon ihm zu. „ Bis vor kurzem hat sie noch bei uns im Kinderheim gearbeitet und dafür gesorgt, dass wir alle glücklich waren.“ erzählte sie ihm. „ Sie hat uns das Glück zurück gebracht.“
„ Hört sich so an, als hättest du sie furchtbar gern.“ sah der Schlächter zu ihr runter.
„ Ja...“ antwortete sie ihm leise. „ Ich hoffe dass sie bald den richtigen Mann trifft und ihn heiratet. Dann würde sie nämlich alle Voraussetzungen für eine Adoption erfüllen.“ flüsterte sie. „ Nun wo sie nicht mehr da ist, fehlt etwas...“
„ Aber sie ist doch noch da.“ sagte er. „ Du kannst sie bestimmt jeder Zeit besuchen gehen. Nur weil sie nicht mehr bei euch im Heim arbeitet, heißt das ja nicht, dass sie aus deinem Leben verschwindet.“
„ Schon...“ gab sie leise von sich. „ Aber ich habe das Gefühl, dass sie uns bald schon für immer verlassen wird. Wir werden vergessen wie sie aussah, wie sie sich angehört hat. Genauso wie die Erinnerungen an unsere Eltern verblassen, wird auch die Erinnerung an sie in weite ferne rücken. Ich habe das im Gefühl...“
„ Nein!“ mischte ich mich nun ein. „ Ich werde dich nicht verlassen! Wie kommst du denn auf so was?“
„ Aber du bist doch schon dabei dich von uns abzuwenden!“ protestierte Hanon. „ Du gehst deinen Weg und das ohne uns!“
„ Ich gehe meinen Weg, damit wir diesen eines Tages zusammen gehen können.“ versuchte ich das aufgebrachte Mädel zu beruhigen. „ Du wirst sehen, dass du mich niemals vergessen wirst.“
„ Versprichst du mir das?“
„ Natürlich.“ lächelte ich sie an. „ Ich weiß das wir einer gemeinsamen Zukunft entgegen steuern.“
Als ich meinen Beruf an den Nagel hing, war mir klar dass ich ein riesiges Loch in die Herzen der Kinder reißen würde. Aber ich hatte auch gehofft, dass sie genug Vertrauen in mich hatten und wissen würden, dass dies kein Abschied für immer war.
Allerdings hatten sie dieses Vertrauen wohl verloren, als sich die wichtigsten Menschen in ihrem Leben von ihnen abwendeten. Nämlich ihre Eltern.
Sie mussten sich nur noch ein kleines bisschen gedulden, dann würde alles wieder gut werden. Das war ein versprechen!
Gemeinsam schlenderten wir dann zu den Rentieren hin und spätestens ab da, hatte Hanon alle negativen Gedanken wieder vergessen.
„ Oh wie süüüüßßßßß!!“ war sie wieder ganz die Alte. „ So eins hätte ich gern als Haustier!“
Ich besorgte den beiden Mädchen Futter für die Tiere und sah ihnen dann lächelnd dabei zu, wie sie die Tiere des Weihnachtsmannes fütterten.
Auch Naoki wurde von der Braunhaarigen mit eingesponnen. Es war richtig niedlich, wie er sich um das anhängliche Mädchen kümmerte.
Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Teufelsschlächter solch eine Kinderliebe Ader hatte. Allerdings hätte ich es ja auch nie für möglich gehalten, dass Keith sich um 180 grad drehen würde und er sich, zu mindestens körperlich, einer anderen öffnet.
Auch jetzt stand er wieder hinter mir und wärmte mich zärtlich und ich dumme Kuh genoss jede einzelne Sekunde.
Natürlich entging Patty sein neues Ich auch nicht. Aber sie sagte nichts dazu, sondern freute sich einfach nur, dass ihm jemand sein Herz erwärmt hatte und er nicht mehr nur für seine Rache lebte.
Es machte sie ungemein glücklich, den Prinzen so zu sehen, denn das gab ihr die Hoffnung auf ein schöneres Leben zurück. Ein Leben an der Seite von Keith, Misaki, Rika und mir.
Ja, sie glaubte fest daran, dass ich ihren Wunsch vernahm und dafür sorgen würde, dass er auch in Erfüllung ging.
Naoki entging das Knistern zwischen dem Prinzen und mir allerdings auch nicht und da er in ihm noch immer so was wie seinen Rivalen sah, konnte er es natürlich nicht einfach zu lassen, dass wir in einer stillen Minute kuschelten.
Er brauchte auch gar nicht lange suchen, bis er etwas sah, was er mir unbedingt zeigen musste.
Kurzer Hand ging er zu mir hin, griff nach meiner Hand und zerrte mich mit den Worten: „ Komm mal mit!“ von Keith weg.
„ Mhm...“ brummte der Teufel bloß.
Gemeinsam liefen wir zu einem Fotografen hin, der einige Fotowände auf gestellt hatte und zudem Kostüme verlieh.
„ Wollen wir als Andenken ein paar Fotos schießen lassen?“ sah Naoki mich und die beiden Mädels fragend an.
„ Au ja!“ quietschte Hanon. „ Dann bist du der Weihnachtsmann, Risa ist die Weihnachtsfrau und wir beide sind Weihnachtselfen!“
„ Und was ist mit Keith?“ schaute Patty ihre Freundin an.
„ Der könnte den Grinch spielen!“ kicherte ich. „ Diese Rolle wäre ihm wie auf den Leib geschrieben!“
„ Oh bist du fies!“ ein breites Grinsen konnte sich die Blonde jedoch nicht verkneifen.
„ Wieso fies? Ich sage doch nur die Wahrheit.“ griente ich. „ Also was ist nun? Wollen wir ein Foto schießen?“
„ Au ja!“ riefen die beiden Mädels im Chor.
Dies sollte die letzte Aktion sein, die wir in Ruhe ausführen konnten. Denn solch ein Menschenauflauf zog auch immer dunkle Gestalten an, die es auf das Blut der Sterblichen abgesehen hatten.
Wir hatten gerade das Foto schießen lassen und hielten ein paar Abzüge davon in den Händen, als ich die drohende dunkle Macht bemerkte.

„ Dämonen!“ flüsterte ich erstaunt.
„ Sie werden von dem Fest hier angelockt.“ erkannte Naoki richtig.
„ Bleib bei Patty und Hanon. Wir kümmern uns um die Biester.“ befahl mir Keith.
„ Ok.“ ich wollte mich wirklich da raus halten. Wirklich!
Aber es war eine regelrechte Flut an blutrünstigen Teufel, die Hunger auf ein saftiges Stück Menschenfleisch hatten. Die beiden Schlächter schafften es einfach nicht, sie alle von dem Fest fern zu halten und immer wieder brach einer durch die Mauer durch und stürzte sich sabbernd auf wehrlose Kinder.
Zum Glück war ich aber auch noch da, ich warf mich schützend vor die Kleinen und schlug die Dämonen mit meinem Schwert, was ich natürlich bei den Requisiten des Fotografen mal eben so fand, weg.
Trotzdem hatte ich wahnsinnige Angst davor, dass ich ein Opfer nicht rechtzeitig erreichen konnte und suchte deshalb Fieberhaft nach einer Lösung.
>Man müsste die Dämonen von hier weg locken. Aber was ist interessanter für die, als ein überfülltes Fest voller Menschen?< überlegte ich und schlug gleichzeitig einen Teufel zurück. >Ja aber natürlich!!< kam mir dann der Geistesblitz.
„ Ihr zwei versteckt euch hier.“ befahl ich den Mädels und stopfte sie in eine riesige Truhe. „ Ich meine das ernst, wagt es nicht heraus zu kommen!“
„ Was hast du vor?“ starrte mich Patty panisch an. „ Du sollst doch bei uns bleiben.“
„ Das geht nicht! Ich muss die Dämonen von hier weg locken.“ meinte ich und raste davon.
„ RISSAA!!“ riefen mir Hanon und Patricia hinterher.
„ Wir können nicht einfach hier sitzen! Wir müssen Risa irgendwie helfen!“ plapperte das Braunhaarige Mädchen erschrocken drauf los.
„ Wir können ihr nicht helfen! Wir sollten ihr keine Probleme bereiten und uns hier verstecken! Keith und Naoki werden schon auf sie achten!“
„ Ich werde aber nicht hier sitzen und dabei zusehen, wie sie von irgendeinem Teufel gefressen wird!“ herrschte sie ihre Freundin an. „ Keith und Naoki haben alle Hände voll zu tun und können nicht auch noch auf sie achten!“ sprach sie und verließ dabei ihr schützendes Versteck.
„ Hanon bleib hier!“ aber sie hörte nicht auf das Gesagte, sondern sprintete hinter mir her.
Ich bemerkte die beiden Mädels nicht, die hinter mir her gelaufen kamen. Sie folgten mir einmal quer über den Platz, vorbei an schreienden Menschen und von mir niedergeschlagenen Teufeln.
Schließlich liefen wir in ein Einkaufladen hinein, wo ich aufs Dach hastete. Ich wusste, oder nein, ich dachte zu wissen, dass mich hier niemand entdecken, bzw. enttarnen würde. Und bloß die dunklen Gesellen von meiner Aura angelockt werden würden.
„ Kommt und holt euch die Unsterblichkeit, ihr Penner!“ brüllte ich und nahm genau in diesem Moment meine göttliche Gestalt an, als Hanon durch die Tür gelaufen kam und hinter mir auf dem Dach stand.
Völlig perplex sah sie mich, mit offenem Mund an und brachte kein einziges Wort heraus.
Ich hatte meine Aura noch nicht ganz aktiviert, da änderte sich das Ziel der Dämonen schon. Manche ließen ihre potentiellen Opfer fallen und machten sich gleich auf den Weg zu mir.
Auch Keith blieb meine Aura nicht verborgen. Verärgert sah er in meine Richtung und befahl Naoki, mit einem kurzen: „ Aufs Dach des Supermarktes, schnell!“, ihm zu folgen.
Erleichterung machte sich in mir breit, als ich spürte dass sich die dunkle Armee auf mich zu bewegte.
Ich hatte keine Angst, denn ich wusste dass weder Keith noch Naoki es jemals zulassen würden, das mir etwas geschah.
Nebenbei war ich natürlich auch von meinen Fähigkeiten überzeugt. Auch wenn sie uns in der Zahl überlegen waren, der Sieger stand bereits fest.
Mir war bewusst welches Risiko ich einging, als ich meine Aura aktivierte. Aber es war mir egal. Sollte Vaters Armee doch auftauchen, oder von mir aus auch Xantos. Ich fürchtete mich nicht länger vor einer Begegnung mit ihnen. Früher oder später musste ich mich ihnen sowieso stellen. Ich war mehr als bereit dazu, meinem Erzeuger zu sagen was ich von ihm hielt. Und alle Götter, die ihm folgten, den Allerwertesten aufzureißen.
Ganz tief in meinem Herzen hoffte ich allerdings, dass das warme Lächeln meines Vaters, wenn er mich ansah, keine Illusion war.
Dann forderten die erbärmlichen Geräusche der Teufel meine Aufmerksamkeit ein, die an der Häuserwand empor gekrochen kamen, oder zu mir hoch flogen.
„ Fahrt zur Hölle, ihr Wichser!“ ich ließ meinen Bogen erscheinen, spannte diesen und feuerte unzählige Pfeile ab, die allesamt ins Ziel trafen und zig Teufel auslöschten.
„ RISSAA!!“ brüllte Patty plötzlich meinen Namen.
Erschrocken drehte ich mich zu ihnen um und bemerkte meine Verfolger endlich. Zur rechten Zeit, wie es mir schien, da sie gerade von ein paar Dämonen verfolgt wurden.
„ Was macht ihr denn hier?“ schrie ich sie an, als ich die drohende Gefahr mit meinem Schwert zerschlug. „ Ich habe euch doch gesagt, dass ihr euch versteckt halten sollt!! WARUM hört ihr nicht auf mich??“ stauchte ich die Mädchen zusammen, ohne dabei auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass mich Hanon enttarnt hatte. „ Bleibt dicht bei mir, habt ihr das jetzt verstanden?“
„ Ja.“ nickten sie verängstigt.
„ Hier kommen die nächsten, bleibt hinter mir!“ befahl ich. „ Auf ein neues!“
Wieder fanden unzählige Gestalten durch mich ein jähes Ende, allerdings überkam mich so langsam die Befürchtung, dass es gar nicht weniger wurden.
Zum Glück kam nun auch Keith endlich bei uns an, der alle Teufel, die die Wand hoch schlichen, vernichtete und seine majestätische Erscheinung dann vor der Sonne parkte.
„ Wow...“ murmelte Hanon begeistert. „ Das ist mal ein Bild von einem Teufel.“
„ Keith!“ rief Patty erleichtert seinen Namen.
„ Was?“ sah die Brünette ihre Freundin erstaunt an. „ DAS ist Keith??“
„ Ja...“ nickte sie.
„ Wuha!! Was für ein Mann!!“
„ Was von, bleib DA UNTEN, hast du nicht verstanden??“ fuhr mich der Prinz wüst an, gerade als er neben uns gelandet war.
„ Sorry, aber ich kann doch nicht dabei zusehen, wie unzählige unschuldige Seelen in Gefahr geraten, wo ich doch die Macht besitze, das Interesse der Idioten umzulenken!“
„ Es muss echt ein Fluch sein, eine Göttin zu sein!“ keifte er weiter rum, musste sich im nächsten Moment aber wieder um die näher kommende Gefahr kümmern.
„ Fluch würde ich es nicht nennen, aber ein Segen ist es auch nicht!“
Wenn nicht wir die Menschen beschützten, unsere Erschaffung, unsere Geschöpfe, die Abbilder Gottes, wer tat das dann? Ich jedenfalls konnte nicht untätig zu sehen, wie die hilflosen Menschen bedroht wurden.
„ Vorsichtig! Sie kommen auch über die Treppe!“ zerrte Patricia an meinem Gewand rum.
„ Keine Sorge, die habe ich im Griff!“ trat nun auch Naoki auf die Bildfläche.
Gemeinsam rotteten wir die schwarze Armee bis auf den letzten aus und erholten uns auf dem Dach von den Strapazen.
„ Thihihihi! Ich kenne eine wahrhaftige Göttin!“ kicherte Hanon.
„ Du darfst auf keinen Fall irgendwem davon erzählen, dass Risa eine Göttin ist.“ erzählte die Blonde. „ Du würdest sie in große Gefahr bringen. So groß, dass sie unsere Vorstellungskraft bei weitem übersteigt!“
„ Keine Sorge!“ wehrte sie ab. „ Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Risa!“
„ Ich weiß.“ lächelte ich sie an.
„ Aber erzähl doch mal, was macht eine Göttin bei uns auf der Erde und warum hängst ausgerechnet du mit einem Teufel ab?“
„ Ich habe meine Gründe und du weißt doch, dass nicht alle Teufel böse sind. Dieser hier ist auf seine Art sogar ganz nett.“ grinste ich Keith schief an. „ Der frisst nur bei Vollmond kleine Kinder.“
„ Vielleicht sollte ich dich mal übers Knie legen. Eventuell kannst du dann auch wieder hören!“ knurrte dieser.
„ Och nun zicke nicht rum hier. Ist doch alles noch mal gut gegangen.“ lächelte ich ihn an. „ Und außerdem waren die Teufel auch keine ernstzunehmende Gefahr für uns.“
„ Hochmut kommt vor dem Fall, aber da erzähle ich dir wohl nichts neues.“ murrte er.
„ Was soll dass denn heißen?“ fauchte ich ihn empört an.
„ Nichts.“ verschränkte er die Arme vor die Brust und schielte mich seitlich an. „ Rein gar nichts...“
„ Nicht streiten! Wir sind hier schließlich auf dem Fest der Liebe.“ versuchte Patty die Wogen zu glätten. „ Aber dass war es wohl mit unserem Ausflug. Ihr zwei habt euch im Blut gesudelt und außerdem werden die Betreiber der Buden wohl auch nicht all zu bald wieder auftauchen.“ seufzte sie enttäuscht.
„ Was aber auch bedeutet, dass wir die Eisbahn nun für uns allein hätten, oder?“ überlegte ich. „ Wie wäre es, wollen wir die Menschenleere ausnutzen und noch ein wenig Schlittschuhlaufen?“
„ Au jaa!“ riefen die Mädels begeistert.
„ Prima.“ dann wendete ich mich wieder grinsend den beiden Männern zu. „ Ihr könnt euch ja in der Zeit umziehen gehen. Ihr wisst ja wo ihr uns findet.“
„ Bestimmt nicht.“ strafte mich Keith mit bösen Blicken. „ Es könnten immer noch Teufel auftauchen.“
„ Dann kommt halt mit. Jetzt ist eh keiner mehr da, dem eure dreckige Kleidung auffallen könnte.“ meinte ich.
„ Das war ja wirklich ein erfolgreiches zehntes Date.“ schmunzelte Naoki.
„ Es hätte auch schlimmer kommen können.“ kicherte ich.
„ Zehntes Date?“ sprach Patricia genau das aus, was sich Keith gerade dachte.
„ Ich wollte halt nicht als Unschuldsengel in die Geschichte eingehen!“ lachte ich.
„ Ach deshalb auch die schwarzen Haare, ja?“ erkannte die Blonde genau richtig.
„ Richtig.“
„ Vergiss die verruchte Kleidung nicht.“ gab auch Hanon ihren Senf dazu ab.
Sie hatte mich schließlich auf dem Plakat gesehen und wusste von meinem knappen Outfit.
„ Natürlich nicht. Wie könnte ich auch.“ >Hach ja, das waren noch Zeiten.< fügte ich in Gedanken hinzu. „ Na, dann lasst uns gehen.“
Gemeinsam machten wir uns also auf den Weg zu der besagten Bahn hin und zogen uns Schlittschuhe an, die man eigentlich gegen eine kleine Gebühr ausleihen konnte. Aber nun war ja niemand mehr da, der einem das Geld aus der Tasche ziehen konnte.
Strahlend betrat ich das Eis und fühlte mich für einen kurzen Moment in die Vergangenheit versetzt. Damals als ich zwar schon Machtlos war, aber die Welt trotzdem noch irgendwo in Ordnung war.
Ich erinnerte mich daran, wie mich mein Vater und auch meine Mutter, vom Balkon her angelächelt hatten, als ich meine Bahnen auf der gefrorenen Wolke lief.
Belog mich meine eigene Erinnerung? Oder hatte selbst Kronos, mein Vater, Momente, wo er sich wünschte, dass das alles nie passiert war? Ich hoffte es...wirklich...
Es war das erste Mal seit ich hier auf der Erde war, dass ich Heimweh hatte. Jedoch wusste ich, dass ich jetzt noch nicht nach hause konnte und dass ich Kythos vielleicht nie wieder betreten würde.
Aber das war ok, denn mein Zuhause war nun hier auf der Erde. Bei meinen beiden Schlächtern und alle anderen, die ich ins Herz geschlossen hatte.
„ Vorsicht!“ bei meiner Träumerei und meiner gedankenlosen umher Flitzerei, hatte ich Naoki übersehen, den ich nun beinahe über den Haufen gefahren hätte.
„ Oh sorry. Ich habe dich nicht gesehen.“ lächelte ich ihn entschuldigend an.
„ Ja, du hast ja auch keine Augen am Rücken, also konntest du mich gar nicht sehen.“
„ Dann war es ja deine Schuld!“ grinste ich ihn keck an. „ Was stehst du mir auch im Weg rum?“
„ Werde mal nicht frech hier, du Monster!“
„ Uh, das höre ich in letzter Zeit wirklich verdammt oft.“ schmunzelte ich.
„ Dann solltest du mal darüber nachdenken.“
„ Vielleicht im nächsten Leben.“ lächelte ich leicht und schlitterte wieder über das Eis.
„ Warum kannst du das nur so gut?“ fauchte mich Hanon vom Rand an.
Das Mädel hielt sich am Geländer fest und taumelte Schritt für Schritt ihrem neuen 'Freund' hinterher, der nun vor ihr auf der Eisfläche stand.
„ Übung macht den Meister!“ meinte ich beim vorbeifahren.
Dann stieß sie sich Todesmutig ab und taumelte kreischend auf den Teufelsschlächter zu.
Dieser griff auch gleich geistesgegenwärtig nach ihr und stützte sie an Stelle des Geländers weiter.
„ Hui...“ seufzte sie erleichtert. „ Danke.“ als sie dann zu Naoki auf sah, lief sie auch prompt knallrot an und begann wie ein irrer Teenager zu kichern.
Nun war sie ihrem neuen Schwarm nicht nur richtig nah, nein, sie konnte sich auch gleich an ihn kuscheln und wurde zudem von ihm gestützt. Noch besser konnte es eigentlich gar nicht laufen.
„ Machen wir das Morgen oder Übermorgen noch mal?“ blickte uns Patty fröhlich an.
„ Das tut mir leid.“ seufzte Naoki. „ Aber ich bin ab Morgen für ein paar Tage nicht da.“
„ Wo fährst du denn hin?“ bat Hanon um eine Antwort.
„ Ich besuche einen alten Freund.“
„ Und wie lange bleibst du weg?“
„ Das weiß ich noch nicht. Ich denke aber in einer Woche bin ich wieder da.“
„ Oh. Das ist aber schade.“ starrte die Brünette traurig auf den Boden. >Obwohl. Bald ist ja Dark da und wenn der wieder weg ist, dann kann ich meine Zeit mit Naoki verbringen. Das ist perfekt.< strahlte sie nun wieder, doch dann stutzte sie plötzlich. >Mo-Moment! Naoki geht, Dark kommt. Dark geht und Naoki kommt zurück. Heißt das... jaaaaaa!!!< quietschte sie in Gedanken auf. >NAOKI muss DARK sein!! Es würde auch alles passen! Schließlich sind beide Teufelsschlächter. Und ich habe es vor Risa heraus bekommen! Thihihihi.< dann blickte sie in breit grinsend an. „ Ich kenne dein Geheimnis!“ meinte sie. „ Ich weiß wer du in Wirklichkeit bist!“
„ So?“ blickte er mit hochgezogener Augenbraue zu ihr runter. „ Nun, ganz gleich welches Geheimnis du gelüftet haben willst, du musst es auf jeden Fall für dich behalten, versprochen?“
„ Ja versprochen!!“ kicherte sie. „ Aber es wird dich was kosten!“
„ Mich? Was soll mich dein Schweigen denn kosten?“ ging er weiter auf ihr Spiel ein.
„ Du darfst mich zu einem Eis einladen, dass wäre schon mal ein guter Anfang.“ überlegte Hanon.
„ Ich denke das bekomme ich gerade so noch hin.“ lächelte er sie süß an. „ Klar. Wenn ich wieder da bin, hole ich dich von Zuhause ab und dann verbringen wir einen Nachmittag zusammen, einverstanden?“
„ Ja, gerne.“ grinste ich Naoki seitlich an. „ Du flirtest doch nicht gerade etwa mit der Kleinen, oder?“ sah ich ihn warnend an.
„ Keine Sorge, das werde ich dir nicht erzählen.“ griente er zurück.
„ Ich behalte dich im Auge, Freundchen!“
„ Was erwartest du denn?“ zuckte er seufzend mit der Schulter. „ Mein eigentliches Date hat ja auch keine Zeit für mich.“
„ Selbst schuld. Du könntest ihre Zeit ja einfach einfordern.“ gab ich kopfschüttelnd von mir. „ Selbst ist der Mann, oder ne, in deinem Fall wohl eher nicht!“
„ War sie eigentlich schon immer so?“
„ So provozierend?“ mischte sich Patty ein. „ Ja!“ kicherte sie.
„ Stimmt doch gar nicht!“ protestierte ich. „ Ich provoziere nicht. Niemals. Würde ich nie tun, also wirklich!“
„ Lügnerin!“ riefen die Mädels gleichzeitig.
„ Hey! Zu wem haltet ihr eigentlich?“
„ Na zu dem der am meisten bietet!“ lachten sie.
„ Das merk ich mir.“ lächelte ich leicht und hielt neben Keith, der am Geländer lehnte und scheinbar darauf wartete, dass die Zeit verging. „ Was ist los? Hast du keine Lust mehr?“
„ Doch. Es ist alles bestens.“
„ Ja, so siehst du auch aus.“ schmunzelte ich und lehnte mich dann neben ihm an das Geländer. „ Du hast doch wohl nicht vor, dich an unschuldige Kinder ran zu schmeißen, oder??“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Kommt drauf an was du unter unschuldig und Kind verstehst.“
„ Perversling!“
„ Hey!“ bevor ich wieder davon fahren konnte, griff er nach meiner Hand und zog mich zu sich hin. „ Wie alt warst du noch mal? 20 oder irre ich mich da? Bist du dann nicht auch noch ein Kind? Und ob du nun unschuldig bist, liegt im Auge des Betrachters.“
„ Was soll dass denn heißen??“ fauchte ich ihn empört an. „ Ich bin garantiert kein Kind mehr!!“
„ Aus der Sicht eines Gottes, steckst du sogar noch in den Kinderschuhen.“ zog er mich weiter auf.
„ Bist du fies! Warte nur ab, das bekommst du alles wieder!“
„ Na klar.“
„ Das verspreche ich dir!“

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Tag der Veröffentlichung: 06.06.2012

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