Und es tat mir hinterher doch alles Leid. Schließlich wollte ich der Schicksalsgöttin einen Auswischen und nicht den anderen.
Aber ausgerechnet diese blöde Kuh, blieb von meinen Anschlägen verschont…
Verärgert über diese Göttin begann ich damit den Boden zu wischen, auch wenn Takeo mir die Arbeit abnehmen wollte, bestand ich darauf den Mist weg zumachen, den ich verbockt hatte.
Nun wusste ich wenigstens wer diese Person war, die die Meinung vertrat, dass ich mit Keith zusammen kommen musste.
Jedoch würde ich ja schon gern sehen, wie sich mein sogenanntes Schicksal und meine ach so tolle Bestimmung die Augen aus kratzten.
Oder arbeiteten die beiden sogar zusammen? Aber das würde ja bedeuten, dass Keith der Teufel mit dem magischen Blut wäre.
Nein, das konnte ich mir wirklich beim besten Willen nicht vorstellen. Der Prinz war ein halber Mensch, also hatte er logischerweise auch menschliches Blut, zu mindestens zur Hälfte. Oder nicht? Wäre es möglich, dass sein Blut komplett teuflischer Natur war?
Es könnte aber auch sein, dass gerade die sterblichen Gene das rote Gold zu etwas besonderem machten. Ein Mysterium…über das ich nicht weiter nachdenken wollte.
Dieser Teufel nahm sowieso zu viel Platz in meinem Kopf und auch im Herzen ein. Das war ja schon vor meinem Unfall so gewesen. Warum sonst hätte ich in Dark’s Gegenwart so oft an Keith denken sollen?
Ich wollte es bloß nicht wahr haben, dass mich dieser unnahbare Eisschrank interessierte, gerade auch, weil er der Freund meiner geliebten Schwester war.
Mich faszinierte sein eiserner Wille, nie mehr eine andere Frau als Rika anzufassen oder gar lieben zu wollen. Er war ihr treu und liebte sie sogar nach langen, eisig kalten, trostlosen und einsamen sechs Jahren, in denen sie nun schon in Illumina war, noch immer so stark wie am ersten Tag.
Und dann kam ich, das Grauen aus der Dunkelheit, die ihn hinterrücks überfiel, seine Mauer niederriss und ihn genüsslich verspeiste.
Oder ihn mit Leckereien aus seiner Höhle lockte und dann, als er abgelenkt war, verhexte ich Keith, so dass er keine andere Wahl hatte, als über mich herzufallen.
Er musste sich wirklich furchtbar fühlen und dann brachte ich ihn, mit meinem total bekloppten Verhalten, auch noch ständig dazu die Beherrschung erneut verlieren zu wollen.
Stieß ihn unbedacht in Situationen, wo er nach unserem Techtelmechtel einfach drauf reagieren musste.
Wie die Aktion im Dessousladen…ich verstand einfach nicht was mit mir los war…ich dachte ich hatte meine Erinnerungen komplett wieder und doch verhielt ich mich wie ein pubertierendes Gör.
Hatte ich das vielleicht sogar im Unterbewusstsein absichtlich gemacht? Wollte ich, dass er die Kontrolle verlor, mich in die Umkleidekabine stieß und erneut, auch wenn er meiner halbherzigen Abwehr ausgesetzt wäre, mit mir schlief?
Allein die Vorstellung trieb mir einen leuchtenden Rotton ins Gesicht. Mein Puls begann zu rasen und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Außerdem machte sich ein verräterisches Kribbeln in meinem Bauch breit.
>Nein, nein, nein, nein!!!< schrie ich innerlich panisch auf. >Unmöglich! Das kann nicht sein. Nicht mal im Unterbewusstsein würde ich es drauf anlegen von IHM vernascht zu werden! Wer will auch schon von einem Kerl geliebt werden, der die ganze Zeit über, an eine andere denkt!<
Natürlich musste ich ausgerechnet jetzt auch noch an unsere gemeinsame Nacht denken, was mich noch nervöser und hibbeliger machte.
Mir war ja bewusst, dass Keith verdammt zärtlich, leidenschaftlich, liebevoll und ungemein ausdauernd war. Aber warum musste mir das gerade jetzt wieder einfallen??
>DENK an was ANDERES!!< stauchte ich mich zusammen und wischte weiter den Boden. >Bald kommt Dark. Ich bin schon gespannt was er zu meinen neuen Dessous sagen wird…< lenkte ich mich mit einem anderen Teufel ab. >Keith hatte ja nichts Informatives verlauten lassen. Aber ich denke seine Reaktion auf meinen Anblick lässt darauf schließen, dass es gut aussah…< um dann doch wieder gedanklich zu scheitern. >Ich hoffe wirklich dass mich der Inkubus wieder in seinen Bann ziehen kann…ich will mich nicht in Keith verlieben…<
„ Soll ich dir helfen, Risa?“ riss mich Naoki plötzlich aus meinen Gedanken raus.
„ Mhm?“ blickte ich ihn verwirrt an. „ Wobei willst du mir helfen?“
„ Beim Putzen? Zum Beispiel?“ deutete er schmunzelnd auf den Wischmopp hin.
„ Ach so…öhm nö. Danke, bin ja schon fast fertig.“
„ Und sonst geht es dir gut? Du schaust so drein, als würde ein gewaltiger Kampf in dir toben.“
„ Schon möglich…“ seufzte ich. „ Aber da kannst du mir nicht helfen…“ >Oder doch?< fügte ich in Gedanken noch hinzu und schielte den Schlächter seitlich an. >Nein. Nicht noch einer…<
Wie kompliziert wollte ich mir mein Liebesleben denn noch machen, wenn ich mir nun den dritten, ach was sage ich denn da, den VIERTEN Mann ins Boot holen würde.
Obwohl ich es ja geschafft hatte, mich von Misaki zu lösen. Aber unter diesen Umständen, wäre ich doch lieber in den Armen des Seelendiebes aufgewacht…
Zwei die sich in meinem Herzen befanden, reichten dann doch. Es wurde eh höchste Eisenbahn, dass ich einen raus schmiss und ihm lebenslanges Hausverbot erteilte.
„ Vielleicht kann ich dir dabei nicht helfen, aber ich wäre bestimmt in der Lage dich von deinen Sorgen abzulenken.“ forderte Naoki erneut meine Aufmerksamkeit ein. „ Was machst du denn Morgen zum Beispiel? Wir könnten was zusammen trinken, oder essen gehen. Oder wie sieht es mit Kino aus?“
„ Nicht schon wieder Kino.“ seufzte ich. „ Aber die Einladung auf einen Kaffee oder auf einen Drink, würde ich dankend annehmen.“
„ Mit oder ohne Übernachtung?“ grinste er mich frech an.
„ Mal schauen wie sich die Verabredung entwickelt, nicht wahr?“ lächelte ich ihn geheimnisvoll an. „ Aber ich treffe mich nur mit Männern, die keinerlei Hintergedanken haben und sei gewarnt, meine Schwester ist die Göttin der Wahrheit. Lügen bringt also nichts.“
„ Hintergedanken? Ich?“ er zeigte mit dem Zeigefinger auf seine Brust, ehe er weiter sprach. „ Wenn ich dich in mein Bett zerren wollen würde, dann hätte ich es doch schon längst tun können, oder was meinst du?“
„ Vermutlich.“
„ Können wir dann?“ mischte sich Misaki plötzlich ein. „ Langsam wird es echt unangenehm und der Schlamm trocknet an.“
„ Ja, sorry. Wir können dann gleich.“ meinte ich und räumte schnell das Putzzeug weg.
„ Darf ich dich dann um 15 Uhr abholen, Risa?“
„ Abholen? Von wo? Und für was??“ harkte Misa nach.
„ Wir haben Morgen ein Date…“ schielte Naoki den Teufel seitlich an.
„ Was? Wie ein Date?“ schaute mich der Seelendieb an. „ Stimmt das?“
„ Scheinbar schon. Aber da ist ja auch nichts dabei. Es ist einfach nur ein freundschaftliches Treffen, kein Grund an die Decke zu gehen.“
„ Und was ist mit Dark?“
„ Was soll mit ihm sein? Der kommt doch eh erst in vier Tagen.“
„ Wer ist Dark?“ wollte Naoki dann wissen.
„ Ihr Freund!“
„ Naja, Freund kann man dazu auch nicht sagen. Er ist…“ dachte ich über die passende Bezeichnung nach. „ Mhm…mein Partner auf Zeit? Eine wöchentliche Affäre? Liaison… “
„ So was machst du?“ zog der Herr verblüfft eine Augenbraue hoch. „ Du bist also wirklich kein Engel, was?“ grinste er. „ Dann hast du gegen ein paar nette Hintergedanken doch eigentlich nichts auszusetzen, oder?“
„ Oh doch, das hat sie!!“ starrte Misa ihn warnend an.
„ Was ist denn los mit dir, Misaki?“ wunderte ich mich. „ Machst du jetzt einen auf großen Bruder, oder was? Es ist doch wohl meine Sache, mit wem ich meine Zeit verbringe. Oder…“ griente ich ihn dann an. „ Bist du etwa eifersüchtig?“
„ Und wenn?“ betrachtete er mich von der Seite.
„ Hach du bist so süß!“ strahlte ich und umarmte ihn dann stürmisch. „ IHH!! Du bist ja ganz nass!“
„ Ach nein? Wirklich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen…“
„ Urks. Ok…nun bin ich auch nass, also können wir fahren…“ murmelte ich angewidert. „ Wir sehen uns dann morgen.“
Wir verabschiedeten uns von den Schlächtern und Takeo und fuhren dann zurück nach Hause.
Auf dem Weg lieferten wir Lucia dann noch bei einem Haus ab, was sie zurzeit ihr Eigen nannte. Danach machten wir uns schnurstracks auf den Heimweg.
Doch kaum hatten wir das traute Heim betreten, da klingelte schon das Telefon und eine aufgebrachte Mutti verlangte nach den Schlächtern.
Und das auch noch um diese unchristliche Zeit, wo alle alten Leute eigentlich schon lange schliefen.
Vermutlich befand sich nur eine Maus im Keller oder vielleicht sogar eine Ratte und die machte Angst einflößende, dämonische Geräusche.
Dennoch ließ sich Keith dazu breitschlagen, den Nager Geist den Kampf anzusagen und machte sich gleich darauf wieder auf den Weg.
„ Hach, seit wann ist Keith denn so rücksichtsvoll?“ schmunzelte ich Misaki seitlich an. „ Also ich hätte dich auch so los geschickt.“
„ Glaub ja nicht, der erwartet da keine Gegenleistung für.“ knurrte der Seelendieb, während er sich das Shirt über den Kopf streifte. „ Dir ist der Papiersturm im Büro wohl noch nicht um die Ohren geflogen, was?“
„ Ach diese paar Blättchen? Die tun doch keinem was.“ kicherte ich.
„ Dann kannst du dich ja um diese paar Zettelchen kümmern, nicht wahr?“
„ Soll ich? Kann ich gern machen. Ist ja irgendwo auch meine Schuld, dass ihr das Zeug so lange vor euch her schieben musstet.“
„ Nein lass mal.“ lächelte er mich an. „ Die Hauptsache ist doch, dass du wieder bei uns bist und deine Erinnerungen wieder hast. Alles andere regelt sich mit der Zeit fast wie von allein.“
„ Gut. Dann habe ich eine andere Idee, wie ich dich, für deine Mühen entlohnen kann.“ ein geheimnisvolles Lächeln umspielte meine Lippen, während ich an ihm vorbei die Treppe hoch schlenderte.
„ Und wie sieht deine Idee aus?“ folgte er mir neugierig.
„ Das wirst du schon sehen, wenn du mit dem Papierkram fertig bist!“ lachte ich leise. „ Aber es wird dir bestimmt gefallen und dann wirst du froh darüber sein, dass sich Keith nicht um den Sturm gekümmert hat.“
„ Das klingt…interessant…“
„ Das klingt nicht nur so.“ grinste ich ihn an und verschwand dann in meinem Zimmer, um mich von meinen feuchten Klamotten zu trennen.
Komischerweise fühlte ich mich in dem Zimmer, wo Rika einst drin geschlafen hatte, nicht mehr so wohl wie früher.
Allein die Erinnerung an meinen Überfall auf Keith, oder seinen Überfall auf mich, brachte mein Herz zum rasen.
Ich wurde nervös, obwohl er nicht mal hier war und eine unruhige Welle packte mich, die mich dazu brachte mich ganz schnell umzuziehen.
Es regte mich tierisch auf, dass ich meinen verräterischen Körper und meine rebellierenden Gefühle, nicht in den Griff bekam.
Was hatte der hohle Prinz nur an sich, dass ich so dermaßen auf ihn abfuhr? War es wirklich einfach das Interesse am verbotenem? Oder war ich wirklich so blöd, so selbstzerstörerisch, so Hirnverbrannt und so überdimensional bescheuert, dass ich mich in den Idioten verliebt hatte? Wenn ja, dann wurde es jetzt wirklich Zeit, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zukehren und die rosarote, weiche Wolke zu verlassen.
Was aber nicht gerade einfach war, wenn man in dem Zimmer, also dem Tatort, schlief. Einem die Erinnerungen selbst im Traum noch verfolgten, oder man durch dieses verschlingende Verlangen schlaflose Nächte durch machen musste.
Und man einfach nur einen einzigen Wunsch hatte: Nur noch ein einziges Mal von ihm geliebt zu werden.
Natürlich nur um danach fest zustellen, dass er doch nicht so gut war, wie man glaubte. Um dann endlich los lassen zu können.
Nebenbei machte ich mir auch noch Sorgen um den Prinzen. Ich wusste ja, dass er ein erfahrener Teufelsschlächter war und kein dunkler Geselle eine ernstzunehmende Gefahr für ihn darstellte. Keiner, außer Xantos oder Thanatos…
Nun wo ich mich nach knapp einem ganzen Monat wieder an alles erinnerte, fragte ich mich schon, warum sich diese Deppen nicht mehr gezeigt hatten.
Ich hatte Angst davor, dass sie irgendetwas Großes geplant haben könnten. Dieser Anruf von der älteren Frau, was war denn zum Beispiel, wenn das eine Falle war und unsere Gegner sich uns nun einzeln vorknöpfen wollten? Mann für Mann, bis nur noch die Frau übrig war.
Nun hatte ich nicht nur mit der verheerenden Nachwirkung unseres Ausrutschers zu kämpfen, sondern auch noch mit diesen bedrückenden Gedanken einer möglichen Falle und war innerlich total hin und her gerissen.
>Beruhige dich jetzt! Du willst weder mit ihm schlafen, noch ist er in Gefahr. Thanatos ist gar nicht schlau genug um so was auf die Beine zu stellen. Also ganz ruhig…es ist alles gut…<
Da ich in diesem Raum aber absolut keine Ruhe fand, stampfte ich schnaufend wieder nach unten und lehnte mich in der Küche gegen die Arbeitsplatte.
>Keith kommt bestimmt bald wieder. So ein blöden Poltergeist, oder was auch immer, einzufangen kann ja nicht so schwierig sein.<
Um meine Nerven etwas zu beruhigen, gönnte ich mir ein Glas Wein. Aber selbst nach zwei Stunden und acht weiteren Gläsern von dem Leckeren roten Zeug, war er noch immer nicht da.
„ Trinkst du etwa immer noch?“ stand Misaki plötzlich in der Tür zur Küche und streckte sich seufzend. „ Was stimmt denn mit dir nicht?“
„ Es ist alles in Ordnung…“ gab ich so ruhig wie möglich von mir. „ Ich hätte nur mal Lust mir so richtig die Kante zu geben.“
„ Mit Wein?“
„ Ja. Warum auch nicht?“ musterte ich ihn seitlich.
„ Schlägt das überhaupt auch nur ansatzweise bei dir an?“
„ Wer weiß. Ich bin schließlich ein entsafteter Gott…“
„ Ein was?“ fragte er schmunzelnd nach.
„ Ach du weißt schon.“ seufzte ich. „ Eine ausgepresste Göttin. Den Orangen wird doch auch der Saft aus dem Leib gepresst. So ungefähr.“
„ Ein wirklich… interessanter Vergleich.“ lachte er.
„ Und wie sieht es bei dir aus? Bist etwa schon fertig?“
„ Schon fertig?“ zog er verstimmt eine Augenbraue hoch. „ Drei Stunden sind doch wohl lang genug, oder?“
„ Dafür dass es ja ein richtiger Tornado sein sollte, hätte ich mir da schon etwas mehr drunter vorgestellt.“
„ Das Meiste hatte ich die Tage ja schon bearbeitet.“
„ Nun gut.“ ich stellte mein Glas ab und lächelte ihn dann an. „ Du hast doch jetzt bestimmt Mega starke Nackenschmerzen, nicht wahr?“
„ Es hält sich in Grenzen. Wieso?“
„ Doch, doch! Du hast richtig krasse Schmerzen und kannst dich kaum Bewegen.“ kicherte ich. „ Oh, wenn das so ist, werde ich dich natürlich als Belohnung von deinen Qualen befreien!“ griente ich ihn an und zog ihn mit ins Wohnzimmer. „ Setze dich schon mal dahin und mache deinen Oberkörper frei, der Arzt kommt dann gleich.“
„ Äh…ok?“
Ich glaube, der Alkohol zeigte dann doch seine Wirkung auf einen entkräfteten Gott. Auf der anderen Seite lenkte es mich auch von meinen Sorgen ab, also war alles perfekt.
Eilig hastete ich nach oben und holte mein Massageöl, fragt mich aber nicht, warum ich das mit hier hatte und raste dann wieder ins Wohnzimmer.
„ Also du hast jetzt die Qual der Wahl.“ lächelte ich und hielt die Fläschchen hoch. „ Kokosnuss oder Melone?“
„ Du willst mich also wirklich massieren…und das hältst du für eine gute Idee?“
„ Natürlich. Was soll denn schon passieren?“ schaute ich ihn fragend an.
„ Nichts. Hast ja recht.“ meinte er. „ Nimm einfach das Fläschchen, was dir am besten gefällt.“
„ Gut dann wirst du gleich lecker nach Melone riechen.“ strahlte ich. „ Dann leg dich hin und genieße!“
„ Soll ich mich vielleicht auch noch ausziehen?“
„ Das hast du doch bereits getan!“ griente ich leicht und gab ihm dann einen leichten Knuff gegen das rechte Schulterblatt. „ Nun leg dich endlich hin.“
„ Ich übernehme keine Garantie für nichts!“ gab er noch warnend von sich, während er sich auf die riesige Couch legte.
„ Keine Sorge, ich will ja keinen Vertrag mit dir abschließen.“ murmelte ich und kniete mich dann über ihn. „ Jetzt könnte es etwas kalt werden, aber das würdest du eh nicht merken.“
Summend verteilte ich das Öl großzügig auf seinen gesamten Rücken und suchte dann mit meinen ersten, zärtlichen Berührungen seine verspannten, verdrehten, verkrampften oder verbogenen Muskeln.
Gerade im Nacken – Schulterbereich waren starke Verspannungen. Aber er hatte ja keine Schmerzen.
Ich massierte seinen Rücken und heilte gleichzeitig seine kleinen Muskel Wehwehchen.
Vielleicht sollte ich ja Masseuse werden, dieser Beruf war auf jeden Fall nicht so gefährlich wie mein jetziger. Dadurch dass ich magische Hände hatte, würden die Leute bei mir Schlange stehen und mir ihr Geld freiwillig in den Rachen werfen. Nur reizte mich die Kohle der Menschen nicht, ich hatte ja genug davon und konnte mir jeder Zeit was her zaubern. Wenn ich es dann brauchte.
Vermutlich würde es mir auch nicht bei jedem Rücken Freude bereiten diesen zu massieren.
Bei dem Seelendieb unter mir genoss ich es, keine Frage. Aber ich wusste auch, dass er sich zusammen reißen würde, egal wie groß die Versuchung war.
Bei anderen Männern konnte man sich da ja nicht so sicher sein und auch wenn ich meinem Volk den Rücken zugedreht hatte, so hatte ich unsere Gesetze noch immer vor Augen. Und einem Sterblichen was anzutun, stand bei den Verboten ganz weit oben.
Außerdem hatten die Menschen nicht alle denselben Körperbau wie Misa zum Beispiel. Sein Rücken war muskulös und seine Haut unglaublich weich. Für einen anerkannten Rückenfanatiker, wie ich es einer war, war diese Statur unter mir perfekt. Kaum zu glauben dass er in Wirklichkeit ein Teufel war. Allerdings würden unsere Auren nicht so verspielt miteinander rangeln, wenn er keiner wäre. Es kribbelte richtig unter meinen Fingern, dort wo ich seine Haut berührte. Ich empfand dieses Gefühl als äußerst angenehm und aufregend. Könnte mich glatt daran gewöhnen mich nur noch an dunkle Gesellen zu vergehen. Jedoch nur, wenn sie dieses aufregende Kribbeln auf der Haut entfachten. Da Keith in seiner menschlichen Form ja bekanntlich keine finstere Aura hatte und somit als Potentieller Kandidat ausschied, war ich wieder auf der sicheren Seite.
Natürlich könnte man jetzt sagen: Moment mal, der hat doch in seiner teuflischen Gestalt eine düstere Aura. Ja, das stimmte wohl. Aber mal ganz im Ernst, der Prinz war in seiner wahren Gestalt Nackt! Also, zu mindestens hatte er keine Kleidung an. Und man sah nichts. Ich wollte mir also gar nicht vorstellen, wie er sich Fortpflanzte. Nein wirklich, das übersteigt meinen Horizont.
Zudem hatte ich mir wohl auch noch zu viele Alien Filme angesehen und irgendwie hatten die Teufel Ähnlichkeit mit den Geschöpfen aus dem All. Jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass ein Außerirdischer und ein Dämon wunderbar miteinander schlafen konnten, auf ihre eigene perverse Art, ein Mensch, oder ein Gott und ein Teufel bzw. und ein Alien bestimmt nicht.
Ich bekam auch gleich eine Gänsehaut, als ich an einen Streifen denken musste, wo sie gezeigt hatten wie sich zwei Aliens paarten. Bei dem ganzen Wirrwarr, ich will nun nicht weiter ins Detail gehen, hatte ich bis heute noch nicht verstanden, wie die Frau überhaupt Schwanger werden konnte… und ich wollte es wohl auch nicht verstehen…ähäm…
Am besten konzentrierte ich mich wieder auf den Mann unter mir, der zwar ein Dämon war, wovon man aber gerade nichts sah, und verdrängte die Bettszene zweier Außerirdischer aus meinen Kopf.
„ Alles ok? Oder bist du schon eingeschlafen?“ fragte ich Misaki.
„ Nein, noch nicht.“ antwortete er mir leise.
„ Dann hältst du noch ein bisschen aus?“
„ Von mir aus kannst du ewig so weiter machen…“
„ Na wenn das so ist.“
Ob es wohl unnatürlich war, dass ich so gern massierte? Normalerweise hörte man ja nur, dass sich alle davor drückten oder nach fünf Minuten schon aufgaben, weil ihnen die Finger oder Hände weh taten.
Nun, ich knetete Misa nun schon seit einer Stunde durch, ohne dass meine Hände auch nur einen Mucks von sich gaben.
>Eine Stunde schon.< dachte ich bei einem Blick auf die Uhr. >Wo bleibt Keith nur? Der müsste doch schon längst wieder da sein.<
„ Was ist los?“ der Seelendieb stützte sich auf seine Arme ab und sah zu mir zurück. „ Magst du nicht mehr?“
„ Doch, doch.“ lächelte ich ihn leicht an. „ Ich wundere mich nur, wie lange es dauert, die Wohnung einer alten Frau Geister frei zu machen.“
„ Mh.“ grinste er mich frech an. „ Machst du dir etwa Sorgen um Keith?“
„ Du etwa nicht?“ piekte ich ihm in die Seite. „ Stell dir mal vor, Xantos hat sich als alte Schachtel ausgegeben und frisst Keith nun genüsslich auf!“
„ Wenn du so besorgt um ihn bist, warum rufst du ihn dann nicht an?“
„ Spinnst du?“ bekam er noch einmal meinen Finger in die Hüfte gepiekt. „ Hinterher denkt der noch ich Telefoniere ihm hinterher!“
„ Oho, er könnte ja auf den Gedanken kommen dass du ihn magst!“ schüttelte Misa leise lachend den Kopf. „ Frauen…“
„ Pf. Jetzt hast du dir den zweiten Teil meiner Belohnung verspielt!“ meckernd stieg ich von ihm runter. „ Das hast du jetzt davon.“
„ Du machst es ihm echt unnötig kompliziert.“ er streckte sich ausgiebig und drehte sich auf die Seite.
„ Was soll das denn heißen?“
„ Das du ihn absichtlich leiden lässt.“
„ Was erzählst du denn da für einen Stuss, sag mal?“
„ Ist es nicht so?“ schielte er mich an. „ Erst hast du dir von deinem Vater alles vorschreiben lassen und nun verzichtest du wegen irgendeinem Schicksal auf dein Glück. Du lässt dich also von einer neuen Macht steuern, anstatt deinem Herzen zu folgen.“
„ …“ schweigend musterte ich ihn und verschränkte dann meine Arme vor die Brust. „ Ich lasse mich von niemanden mehr steuern.“
„ Oh doch, das tust du!“
„ Wenn ich mich wirklich steuern lassen würde, dann wäre ich schon längst mit Keith zusammen, oder nicht?“
„ Du folgst deinem Herzen nicht und bist total versessen darauf der Schicksalsgöttin einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ganz gleich ob du dadurch leidest oder nicht.“
„ Was erzählst du nur? Hast du etwa vergessen, dass Keith mit Rika zusammen ist? Warum sollte ich mich nun dazwischen drängen wollen? Ich glaube dir bekommt eine Massage nicht.“
„ Und wenn er sie nicht mehr liebt? Sich aber dafür in dich verliebt hat?“
„ Eher geht die Welt unter!“ maulte ich. „ Sich körperlich zu jemand hingezogen zu fühlen ist keine Liebe! Und ich glaube auch nicht, dass dieses Verlangen anhalten würde, wenn er Rika dann wieder gegenübersteht. Sorry, aber so selbstzerstörerisch bin ich bei weitem nicht!“
„ Deshalb wehrst du dich also…“ murmelte er. „ Es liegt gar nicht an Charis oder irgendwem sonst. Du vertraust ihm nicht und glaubst nicht daran, dass er Rika wirklich vergessen könnte, wenn du bei ihm bist. Du benutzt das Schicksal oder die Bestimmung nur als Ausrede.“
„ Ist das nicht völlig egal? Es kommt bei allem das gleiche raus. Egal was Charis zu sehen glaubt, Keith ist nicht mein Schicksal. Und er hat sein Schicksal längst gewählt.“ gab ich mit einer ausdruckslosen Stimme von mir. „ Und nun gehe ich ins Bett… gute Nacht.“
„ Ja…Schlaf gut…“ sah er mir schmunzelnd hinterher. „ Hach ja, warum kann ich meine Klappe nicht halten?“ seufzte er dann auf, als ich die obere Etage erreicht hatte und drehte sich auf den Rücken. „ Warum nur gebe ich so viel darauf, was das Schicksal sagt? Ich hätte mir Risa unter den Nagel reißen können aber nein!! Ich treibe sie in Keith's Arme und bekomme noch ein blaues Auge als Dankeschön. Du bist echt ein Idiot, Misaki!“
Wenigstens hatte ich wegen diesem selbsternannten Idioten nun meine Besorgnis wegen dem Prinzen vergessen.
Noch immer verstimmt kletterte ich ins Bett und schenkte weder der Aura meiner Schwester Beachtung, noch der Tatsache, dass mein Kissen nach Keith roch.
Jedoch bekam ich für mein unüberlegtes Handeln bald schon die Quittung. Allerdings hatte Rika da herzlich wenig mit zu tun, ganz im Gegenteil, ich blendete ihre imaginäre Anwesenheit komplett aus und konzentrierte mich vollends auf den aufregenden Geruch, der mir in die Nase stieg.
Sein Aftershave, Parfüm, oder auch sein Duschgel, ganz gleich was auch immer so gut an ihm roch, es war verdammt einnehmend und zog mich unweigerlich in seinen Bann.
Im Halbschlaf ließ ich diese lange, heiße Nacht noch einmal Revue passieren und stellte mir alles Bildlich vor.
Wie er in mein Zimmer gepoltert kam, mich aufs Bett warf und mir wenigstens für diese eine Nacht, das Gefühl gab die einzige für ihn zu sein.
Ich wusste nicht was ihn dazu bewegt hatte, so dermaßen auszurasten, dass er trotz der Aura seiner Freundin, Rika komplett verdrängte und so leidenschaftlich über mich herfiel.
Vielleicht wollte ich mir auch einfach nicht eingestehen, dass ihn bloß die Ähnlichkeit gereizt hatte und er deshalb seine Grenze übertreten konnte.
Ich sah meinen Schwestern natürlich ähnlich, zwar nicht so extrem wie Lucia und Rika, aber dennoch sah man uns an, dass wir Schwestern waren.
Warum nur war ich so blöd? Dass ich diesem Idioten überhaupt erlaubt hatte, sich in mein Herz zu schleichen, grenzte schon an einen versuchten Selbstmord.
Und nun war ich noch blöder und stellte mir das ganze Szenario noch einmal vor, ging ich denn wirklich davon aus, dass mich die Erinnerung daran nicht anheizen würde?
Wo ich doch sowieso schon so anfällig war und er mich mit Leichtigkeit rum bekommen konnte. Aber es ging tatsächlich noch dümmer…gerade wenn man sich vorgenommen hatte, sich körperlich und auch seelisch wieder von dem Typen zu trennen.
Irgendwann, nachdem ich die heißesten Szenen jener Nacht zum hundertsten Mal miterlebt hatte, riss ich verschlafen meine Augen auf und starrte an die Decke meines Zimmers.
Mein Puls raste, das Blut kochte, mein Herz schlug mir bis zum Hals und in meinem Bauch hatten sich Motten zu einem Walzer verabredet. Das volle Programm also um mich wahnsinnig zu machen.
Sogar meine Wangen waren leicht gerötet und mein Atem ging so schnell, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.
Ich wollte ihn in diesem Moment so unendlich stark, ganz egal was das für mich bedeuten würde, dass ich mich kaum unter Kontrolle halten konnte.
Zudem wurde mein Verstand von meiner Begierde und dem Alkohol außer Gefecht gesetzt und weg gesperrt.
Jedoch glaubte ich, eine super gute Idee zu haben, um mich wieder zu beruhigen, ich musste ja bloß kalt duschen gehen. Was bei den Männern half, musste mir jawohl auch helfen.
Also sprang ich aus dem Bett und raste, nur mit meinem leichten Negligé bekleidet, ins Badezimmer.
Dass dort das Licht an war und zudem das Wasser in der Dusche lief, störte mich so überhaupt nicht.
Es war mir auch egal, dass ich jemandes Privatsphäre störte, oder gleich nackten Tatsachen ins Gesicht sehen musste.
Ungeachtet aller Gefahren, Verstöße, Bedrängungen oder Belästigungen, kletterte ich zu demjenigen in die Kabine und machte ihm den Wasser verwöhnten Platz streitig.
„ Risa? Was willst du denn hier?“ sah Keith mich irritiert an. „ Was ist los?“
Zum Glück, oder halt auch nicht, wie man es sah, befand sich der Prinz noch immer in seiner teuflischen Gestalt, so konnte ich ihm wenigstens nichts weg gucken.
„ Nichts…“ murmelte ich und fügte ihn Gedanken noch hinzu: >Das ist so typisch! Wie in einem schlechten Schnulzenfilm. Natürlich muss ich nun Keith unter der Dusche antreffen. Damit ich auch ja nicht mehr herunter komme. Warum stößt ihr ihn nicht gleich zu mir ins Bett? Blöder Schreiberling!<
„ Nichts also? Und was hast du dann hier zu suchen?“ starrte er mich von oben bis unten an und lehnte seinen Arm stützend gegen die Duschwand.
Ich stand noch immer unter dem kalten Strahl und starrte verstimmt auf den Boden. Erst da fiel mir auf, dass alles voller Blut war.
„ Oh Gott!!“ sah ich ihn schockiert an. „ Bist du etwa verletzt?“
„ Keine Sorge, ist nicht mein Blut.“ lächelte er leicht.
„ Urks!!“ ich stützte mich bei Keith ab und stellte mich auf den Beckenrand. „ Das ist widerlich.“
„ Ich habe dich nicht darum gebeten mit mir duschen zugehen.“
„ Du hättest mich ja mal vorwarnen können!“ blickte ich ihn vorwurfsvoll an.
„ Hast du Fieber?“ drückte er mir seine Hand auf die Stirn. „ Du bist ganz rot im Gesicht.“
„ Vielleicht sind das noch kleine Nachwirkungen von dem Siegel Bruch…“ ließ ich mir schnell einfallen und wartete dann darauf, dass das rote Zeug im Abfluss verschwand, erst dann stieg ich wieder ins Becken und kühlte mich mit dem Wasser ab.
Jedenfalls war das der Plan gewesen, aber Keith's Anwesenheit störte mein Vorhaben. Schließlich wollte ich ihn noch immer… aber doch nicht in dieser Gestalt. Wer wusste schon, wie er es so tat??
„ …“ schweigend schielte ich ihn seitlich an und betrachtete ihn von oben bis unten. „ Sag mal…“
„ Mhm?“
„ Wie pflanzt du dich eigentlich so fort?“ blickte ich ihn fragend an.
„ Was?“ harkte er verblüfft nach.
„ Na, wie tust du es in dieser Gestalt?“ verdrehte ich genervt die Augen.
„ Willst du das wirklich wissen?“
„ Ne, wenn du mir schon so kommst, dann nicht mehr.“
„ Wieso interessiert dich das jetzt überhaupt?“
„ Och, nur so…“
„ Sag schon!“ er lehnte seinen Flügel unter den Duschkopf, so dass ich kein Wasser mehr abbekam. „ Das Wasser ist ja eiskalt. Hast du etwa wirklich Fieber? Du solltest wieder ins Bett gehen, Risa!“
„ Hey, nimm deinen Flügel da weg!“ knurrte ich auf. „ Ich habe kein Fieber! Mir war bloß irrwitzig heiß!!“
„ Heiß?“ ging ihm plötzlich ein Licht auf. „ Deshalb wolltest du also wissen wie ich es in dieser Gestalt tue!“
„ Was?? Nein!!“ starrte ich ihn schockiert an. „ Das verstehst du vollkommen falsch!“
„ Ach wirklich?“ grinste er mich schelmisch an. „ Soll ich es dir vielleicht demonstrieren?“
„ NEIN!!“ wich ich vor ihm zurück und quetschte mich an der Duschwand platt. „ Deine Alien artigen Schläuche turnen mich nun wirklich nicht an!!“
„ Alien – artigen Schläuche? Du hast wirklich eine blühende Fantasie!“ er lehnte seine Hände neben mir an die Wand und versperrte mir so den Fluchtweg. „ Lass es uns doch einfach mal versuchen und wenn es dir nicht gefällt, können wir immer noch aufhören.“
„ Spinnst du?!“ fauchte ich ihn gerötet an. „ Ich werde diese Erfahrung garantiert nicht mit dir machen! Und mit keinem anderen!“
„ Na gut.“ sprach er und nahm seine menschliche Gestalt an. „ So macht es auch Spaß!“
„ IEKH!!“ quietschte ich erschrocken auf, als er mich auf den Arm nahm. „ Was ist denn bloß los mit dir?? Du bist scheinbar zu viel mit Misaki unterwegs, der färbt schon ab!“
„ Hat er dich auch schon unter der Dusche überfallen, oder wie?“
„ Wenn ich es ihm erlauben würde, würde er das mit Sicherheit tun!“ fauchte ich ihn an, allerdings waren meine Abwehrversuche wirklich mehr als schwächlich. „ Lass mich runter! Sofort!“ so dass diese letzten Worte nicht wirklich glaubwürdig rüber kamen.
„ Habe ich nicht auch eine Belohnung verdient?“ sah er mich verführerisch an. „ Wenn du Misaki, für diesen lächerlichen Papierkram, schon Stundenlang den Rücken massierst, dann habe ich erst recht eine Massage verdient.“ flüsterte er mir zu.
„ Ich kann dir so aber schlecht den Rücken massieren.“
„ Es reicht wenn du deine Arme um meinen Hals lehnst.“ hauchte er mir direkt ins Ohr und drückte seine Lippen dann sachte auf meinen Hals.
Natürlich reagierte mein verräterischer Körper sofort auf das Gefühl seiner Lippen und bescherte mir, neben einer Gänsehaut auch ein aufregendes Kribbeln im Bauch.
„ Bist du dir sicher, dass ich aufhören soll?“ blickte er mich seitlich an.
„ Du allein trägst die Verantwortung sollte irgendetwas schief gehen.“ antwortete ich ihm nach einer künstlerischen Pause. „ Und dass ist das letzte Mal! Danach sollten wir uns beide wieder ein kriegen.“ gab ich leise von mir und schlang dann die Arme um seinen Nacken. „ Mach vorher bitte noch das Wasser warm…“
„ Oh sorry. Ich vergaß dass du Kälte und Hitze spüren kannst!“ entschuldigte er sich und drehte das warme Wasser auf. „ So besser?“
„ Viel besser.“ murmelte ich.
„ Dann kannst du dich ja jetzt voll auf mich konzentrieren, oder?“ schaute Keith mich wieder an.
„ Ne, entschuldige bitte.“ grinste ich ihn leicht an. „ Aber du musst dir meine Aufmerksamkeit leider mit Misa teilen.“
Anstatt zu antworten starrte er mich warnend, ja fast schon drohend an und setzte mich plötzlich ab.
„ Dann sollte ich wohl dafür Sorgen dass deine Aufmerksamkeit mir allein gehört, was?“ blickte er mich noch immer mit diesem überlegenen Blick an.
„ Du kannst es ja mal versuchen.“ schmunzelte ich. „ Aber ich bezweifle dass du das Schaffen kannst.“
„ Jetzt bist du dran!“ war seine Kampfansage gewesen.
Stürmisch drückte er sich an mich und küsste mich mit solch einer Hingabe auf den Mund, dass ich glatt den Boden unter den Füßen verlor.
Dann machte mein Rücken mit der kalten Wand hinter mir Bekanntschaft, gegen die ich stieß.
Keith war so unglaublich zärtlich, aber auch so ungezügelt wild und feurig. Seine Art zu spielen war einfach ungemein erregend und so dauerte es nicht lange, bis ich alles um mich herum vergessen hatte.
Ich war ja sowieso total anfällig, was die Nähe des Prinzen anging, und so hatte er weiß Gott keine großen Mühen dabei, mich in seinen Bann zu ziehen.
Er wollte mir ja eigentlich die Zeit geben die ich brauchte um mich ihm öffnen zu können. Aber nachdem er von dem Seelendieb erfahren hatte, dass ich ihm eine wohltuende Massage verpasst hatte, rückte sein Vorhaben in weite Ferne. Außerdem musste ich ihn natürlich auch noch unter der Dusche überraschen. Dass das nicht gut gehen konnte, hätte mir gleich klar sein müssen. Dennoch genoss ich es von ihm geliebt zu werden, auch wenn ich mir einen weicheren Halt für meinen Rücken vorstellen könnte, als die Fliesenwand.
Anfangs bewegte er sich noch behutsam und vorsichtig in mir, doch dann packte ihn wieder dieses Feuer und seine Stöße wurden stürmischer und ungestümer.
Die Luft um uns herum kochte förmlich, ein knisternder Sturm tobte durch den Raum, der die Wirklichkeit verschleierte.
In unserer eigenen kleinen Welt gäbe es vielleicht die Chance miteinander glücklich werden zu können. Aber bestimmt nicht in der grausamen Realität.
Jedoch würde ich meine Sehnsüchte stillen, zu mindestens solang mein Verstand verreist war. Oder der Alkohol die Überhand behielt.
„ Und? Hat Misaki immer noch Platz in deinen Gedanken?“ schaute mich Keith völlig außer Atem an und löste sich dabei leicht von mir.
„ Bestimmt nicht.“ lächelte ich leicht.
„ Na Gott sei Dank!“ er strich mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und lehnte seine Arme dann neben mir an die Wand. „ Und was hatte dich nun dazu gebracht zu mir unter die Dusche zu steigen?“
„ Grummel…“ murmelte ich etwas Unverständliches.
„ Sprich dich ruhig aus.“
„ Ich…hatte halt einen netten Traum…“
„ Und anstatt dich selber zu erlösen, quälst du dich mit einer kalten Dusche? Wieso?“
„ Sagen wir einfach, ich habe von dem falschen Mann geträumt…ok?“ gab ich leise von mir und zeichnete dabei die Konturen seiner Muskeln nach. „ Jedenfalls ist es unmöglich in meinem Zimmer etwas Schlaf zu finden.“
„ Hast du ein schlechtes Gewissen?“
„ Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber daran liegt es nicht…“ ich errötete leicht und wendete meinen Blick ab.
„ Verstehe.“ ersparte er mir freundlicherweise ins Detail gehen zu müssen. „ Du könntest bei mir schlafen.“
„ Was? Das wäre auch nicht besser!“
„ Doch sicher. Dort wirst du dich nicht pausenlos an unsere Nacht erinnern. Außerdem gehört sich das nach dem Akt doch so, zusammen einzuschlafen. Was hast du schon zu verlieren?“
„ Machst du jetzt etwa einen auf Moralapostel? Meinst du nicht auch, dass das fehl am Platz wäre?“ schaute ich ihn an.
„ Moralapostel? Nein bestimmt nicht.“ meinte er. „ Aber du willst dir doch nicht die Nacht um die Ohren schlagen, oder?“
„ Das hatte ich eigentlich nicht vor. Jedoch kann ich ja nun auch nicht jede Nacht bei dir im Zimmer schlafen. Irgendwann muss ich mich mit der Situation arrangieren.“
„ Davon war ja auch nie die Rede.“ sprach er weiter auf mich ein. „ Natürlich könntest du dich auch um den Haushalt kümmern. Ich mein, wenn du ja sowieso nicht schlafen kannst!“
„ So weit kommt es noch, dass ich euch auch nachts den Müll hinterher räume.“ knurrte ich. „ Du schläfst ja nicht im Bett, nicht wahr?“ überlegte ich. „ Du erwähntest ja, dass du nicht so viel Schlaf brauchst.“
„ Naja…“
„ Also wäre ja eigentlich nichts dabei, bei dir zu schlafen…“ kam ich gedanklich zu einem Entschluss. „ Nun gut, dann quartiere ich mich heut bei dir ein. Ich gehe mir nur schnell was Trockenes anziehen.“
Und schon verließ ich die Dusche und trocknete mich halbherzig ab. Auch Keith folgte meinem Beispiel und rieb seinen Körper mit einem Handtuch ab.
„ Wir könnten ja so was wie ein DVD Abend, oder nein, eher eine DVD Nacht, veranstalten!“ blickte ich Keith über meine Schulter an. „ Ich kann eh nicht mehr schlafen. Was hältst du denn davon?“
„ Was ich davon halte, dass du mein Bett voll krümeln willst? Rate doch mal.“
„ Och nun stell dich mal nicht so an, weißte!“ stemmte ich meine Arme in die Hüfte. „ Mich unter der Dusche überfallen ist ok, aber ein paar Krümel, die man wieder weg saugen kann, gehen gar nicht?“
„ Wer hat hier wen überfallen?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch.
„ Ich wollte mich bloß abkühlen!“ hob ich unschuldig meine Hände. „ Du bist mir an die Wäsche gegangen. Ist alles deine schuld!“
„ Du kannst so ein freches Frettchen sein…“ knurrte er.
„ Das höre ich öfter.“ kicherte ich. „ Was ist nun? Ich beziehe dein Bett auch morgen neu, wenn du da so empfindlich bist.“
„ Und du glaubst wirklich, dass das eine gute Idee ist?“ verschränkte er die Arme vor die Brust. „ Wir beide, die ganze Nacht in einem Bett?“
„ Stell dir einfach vor, ich wäre deine Schwester. Oder so was in der Art. Dann klappt das schon.“
„ Ich habe aber keine Schwester, wie sollte ich mir so was also vorstellen können?“
„ Nun hör aber auf.“ seufzte ich. „ Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst. Ich Krümmel dein Bett auch allein voll. Aber wir könnten uns auch irgendeinen Gruselfilm ansehen, dann wirst du schon nicht auf falsche Gedanken kommen.“
„ Während du dich an mich klammerst, weil dich irgendwelche Szenen zu Tode ängstigen?“
„ Als wenn mich irgendwas ängstigen könnte, also bitte.“ wehrte ich energisch ab. „ Zu mindestens kein sterblichen – Möchtegern - Gruselfilm.“
„ Um was wollen wir wetten, dass auch du dich verjagen wirst? Und dich dann erschrocken an mich klammerst?“
„ Ok. Leichter kann ich eine Wette wirklich nicht gewinnen.“ grinste ich ihn an. „ Fein, dann wetten wir und da du nicht gewinnen kannst, kannst du dich gleich mal mit deinem neuen Dienstmädchen Outfit vertraut machen.“ griente ich ihn an. „ Du wirst nämlich mein leibeigenes Dienstmädchen werden.“
„ Ganz wie du meinst.“ meinte er, während er sich sein Shirt anzog. „ Aber sollte ich doch gewinnen…“ begann er und kam zu mir rüber um mir ein: „ Dann gehörst du mir!“ zu zuflüstern, danach verließ er das Bad und ging runter in die Küche.
„ H-Halt!!“ folgte ich ihn entsetzt. „ Was meinst du mit, dann gehörst du mir?“
„ Was denn?“ drehte er sich grinsend zu mir um. „ Du kannst doch gar nicht verlieren, hattest du das nicht gerade noch gesagt? Dann ist es doch egal was ich verlangen könnte.“
„ Natürlich ist es nicht egal!“ fauchte ich ihn empört an. „ Stell dir mal vor, ich erschrecke mich doch und dann? Willst du mich zerstören, oder bloß fertig machen?“
„ Nichts von beidem.“ er lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und musterte mich. „ Bist du beruhigt, wenn du nur eine gewisse Zeit mir gehörst? Eine Nacht, zum Beispiel?“
„ Erinnere ich dich wirklich so stark an Rika?“ murmelte ich.
„ Was?“ harkte er nach.
„ Nichts…schon ok. Ja was soll es. Wäre ja nicht die erste Nacht, also würde es auf die eine dann auch nicht mehr drauf an kommen.“ seufzte ich.
„ Ich hoffe du stehst auf Fesselspiele…“ griente er.
„ Fesselspiele?“ schaute ich ihn an. „ Darf ich dich ans Bett ketten, oder wie?“
„ Wohl eher umgekehrt.“
„ Wie dem auch sei. Ich werde ja nicht verlieren, also ist es nicht wichtig.“
„ Ja genau. Du kannst ja gar nicht verlieren.“ schmunzelte er. „ Willst du dich nicht vielleicht erst mal umziehen gehen?“
„ Jau hast recht. Soll ich dir dann gleich helfen?“
„ Schon ok. Das bekomme ich wohl grad noch allein hin.“
„ Gut, dann warte ich in deinem Zimmer auf dich.“ gab ich von mir und lief die Treppe wieder hoch.
Kurz darauf hatte ich mir was Trockenes angezogen und betrat langsam das Zimmer des Prinzen.
Ich war zwar nicht das erste Mal hier drin, aber irgendwie war es dann doch das erste Mal.
Obwohl ich das alles wohl erst am nächsten Morgen richtig wahr nehmen würde. Wenn ich meinen Rausch sozusagen ausgeschlafen hatte.
„ Darf ich mir den Film aussuchen?“ stand Keith plötzlich hinter mir.
„ Ganz bestimmt nicht!“ blickte ich ihn an.
„ Wieso nicht?“ er ging an mir vorbei und stellte die Getränke und die Snacks auf das Nachttischchen. „ Ein Gruselfilm der Menschen kann dich doch nicht erschrecken.“
„ Kann er ja auch nicht. Aber wenn du dir einen aussuchst, ist der bestimmt total langweilig.“
„ Langweilig…soso.“ drehte er sich halb zu mir um. „ Dann suchen wir ihn halt zusammen aus.“
„ Das klingt nach einem guten Plan.“ nickte ich zufrieden.
Ich ließ mich neben ihm auf das Bett fallen und schaute die DVDs durch. Die meisten davon kannte ich bereits, aber dann fand ich einen Horror – Sensenmann – Film, der ganz interessant aussah.
„ Wie wäre es damit?“ reichte ich die CD an den Prinzen weiter.
„ Von mir aus.“ meinte er und legte die CD in den Player rein.
Voller Vorfreude kuschelte ich mich in die Decke und knabberte nebenbei Chips und trank einen lieblichen Sekt.
Eigentlich war ich total Schreckhaft, jedenfalls was solche Horror bzw. Gruselfilme anging. Das war ungefähr so wie beim Autofahren, wenn man als Beifahrer mitgenommen wurde und der Fahrer wie eine besengte Sau über die Straße raste, versuchte man panisch mit den Füßen zu bremsen.
Wenn man aber selber die Kontrolle über den Wagen hatte, dann fuhr man selber wie ein wahnsinniger.
Ungefähr genauso war das bei mir mit diesen Filmen. Wenn ich die Hauptdarstellerin wäre, dann hätte kein Böser die Möglichkeit mich zu erschrecken, davon war ich überzeugt.
Außerdem ließ ich mich gern in den Bann des Filmes ziehen und litt beinahe mit der Hauptperson mit.
Jetzt gerade versuchte ich mich aber arg zusammen zu reißen, um mich eben nicht von dem Streifen einwickeln zu lassen, andernfalls würde ich nämlich wirklich zum Klammeraffen werden.
Auch wenn ich versucht war, absichtlich zu verlieren um noch einmal von Keith verwöhnt zu werden. Auf der anderen Seite wusste ich aber auch nicht wie gemein er werden würde. Deshalb war es wohl besser dann doch nicht zu verlieren.
Obwohl ich eigentlich gar nicht verlieren konnte, auch jetzt hatte ich bereits gewonnen. Schließlich lag ich mit dem Prinzen in einem Bett und wurde zärtlich von ihm am Rücken gestreichelt. Ich hatte was Leckeres zu trinken und zu knabbern und es war nicht mein Bett, was da voll gekrümmelt wurde.
Nun gut, ich rechnete fest damit, dass er irgendwas vor hatte, damit ich mich auch ja verjagte. Deshalb war ich wie besessen darauf bedacht, seine Bewegungen vorher zusehen.
Doch dann kam ihm der Zufall zu Hilfe, oder eher Misaki, der ins Zimmer gepoltert kam.
Ich hatte mich so derbe erschrocken dass ich beinahe einen Herzinfarkt erlitt.
„ Keith, hast du schon wieder…“ begann er, verharrte aber in der Bewegung, als er mich zum einen in dem Bett des Prinzen entdeckte und ich ihn zum anderen total erschrocken anstarrte. „ Mhm…“ grinste er dann aber nur.
Und dann schrie sich die Frau im Fernseher auch noch die Seele aus dem Leib, was mich dann vollends aus der Fassung brachte.
Entsetzt heftete ich mich an die Brust des Teufels, zog mir die Decke über dem Kopf und hielt mir die Ohren zu.
Ein kleines Grinsen huschte über seine Lippen, als er den Film pausieren ließ und sich erst Mal dem Seelendieb widmete.
„ Was gibt es denn?“ blickte mein Bettnachbar Misa an.
„ Schon ok.“ griente Misaki noch immer. „ Es sei dir gegönnt.“
„ OH MISAKI du ARSCHLOCH!!“ brüllte ich dann auf und bewarf ihn mit einem Kissen. „ Hast du noch nie was von anklopfen gehört??“ dann wendete ich mich Keith zu. „ Das war unfair! Glaub also nicht dass du schon gewonnen hättest!“
„ Bist du etwa ein schlechter Verlierer?“
„ Natürlich nicht!“ protestierte ich.
„ Dann wäre ja alles geklärt.“
„ Mhm…“ brummte ich und dachte gleichzeitig darüber nach, wie ich dem Ganzen noch entkommen konnte. „ Willst du nicht auch mit uns einen Film schauen?“ setzte ich mich dann freudestrahlend hin. „ Hier wäre noch etwas Platz für dich!“
„ Was?!?“ machte der Prinz seinen Unmut Luft.
„ Wirklich sehr verlockend.“ lächelte mich der Seelendieb an. „ Aber ich möchte Keith nicht an alte Verhaltensmuster erinnern.“
„ Wie jetzt?“ zog ich fragend eine Augenbraue hoch.
„ Wenn du alle schmutzigen Einzelheiten aus seinem vergangenen Leben erfahren willst, solltest du sein Tagebuch lesen…“ grinste Misa mich an.
„ Du schreibst ein Tagebuch?“ blickte ich Keith verwundert an.
„ Natürlich nicht.“ verdrehte dieser die Augen.
„ Schmutzige Einzelheiten.“ wiederholte ich. „ Da gibt es bestimmt gar keine, weil du im Kloster aufgewachsen bist.“
„ Glaubst du wirklich, dass sich der Herrscher der Unterwelt eine Gottesanbeterin gekrallt hätte?“ schmunzelte Misaki. „ Nein, wohl eher nicht.“
„ Du hast ihn also versaut…“
„ Ich?“ starrte mich Misa ungläubig an. „ Wenn überhaupt, dann hat er wohl eher mich versaut!“
„ Ich glaube ich will das gar nicht so genau wissen.“ murmelte ich. „ Was ist nun? Magst du dir nicht einen Film mit uns ansehen?“
„ Nein mag er nicht!“ mischte sich Keith wieder ein.
„ Warum denn nicht?“
„ Ich denke auch, dass ein Teufel an deiner Seite vollkommen ausreichend ist. Also gute Nacht.“ lächelte er und schloss die Tür von außen.
„ Mist…“ knurrte ich.
„ Und? Gibt es über dich auch was Interessantes was man erfahren könnte?“ auch Keith setzte sich hin und küsste mich sanft auf die Schulter.
„ Ich bin eine Göttin, die Reinheit in Person. Außer dass ich was mit einem Teufel hatte, gibt es nichts Erwähnenswertes über mich zu erzählen.“ als sich unsere Blicke dann allerdings trafen, lief ich prompt knallrot an und schaute von ihm weg.
„ Du lügst!“ stellte er grinsend fest. „ Du bist also doch nicht so unschuldig und rein, wie du immer sagst.“
„ Und wenn schon.“ verschränkte ich meine Arme vor die Brust. „ Details über mein Sexualleben wirst du nicht erfahren.“
„ Ich kann ja auch einfach selbst herausfinden, wo deine Grenzen sind.“ hauchte er mir ins Ohr und drückte mich dabei langsam zurück ins Kissen. „ Und weil ich so einen guten Tag habe, kannst du dir nun aussuchen, ob du lieber die Nacht oder den Tag mit mir verbringen willst.“
„ Morgen kann ich nicht, da bin ich schon mit Naoki verabredet… und da bleib ich bestimmt über Nacht und dann kommt Dark auch bald. Du siehst, mein Terminplan ist voll.“
„ Wie du meinst.“ Er sah kurz auf die Uhr, ehe er sich wieder mir zu wendete. „ Da die Nacht schon fast vorbei ist, müssen wir uns nun ran halten.“
„ Ran halten?“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Sicher. Es muss sich doch lohnen.“ flüsterte er und beugte sich dann über mich.
Er griff sich meine Hand und lehnte mir diese über den Kopf. Dieses eine Mal würde ich ihn noch machen lassen, nur um es noch einmal in vollen Zügen genießen zu können.
Egal ob er nun mich sah oder das Spiegelbild meiner Schwester, solange es mein Körper war, den er berührte, war es für mich ok. Aber nur heute, nur noch dieses letzte eine Mal.
Doch dann hauchte er mir etwas ins Ohr, was meinen Willen mit ihm schlafen zu wollen ins Wanken brachte: „ Vorsicht, ich nehme nun meine teuflische Gestalt an.“
„ WAS??? NEIN!!“ fauchte ich ihn mit aufgerissenen Augen an. „ NICHT als Teufel!! NIEMALS!“
„ Dann lass dir schnell was einfallen.“ schaute er mich wartend an.
„ Ok, ok.“ gab ich seufzend nach. „ Ich werde meine Verabredung mit Naoki absagen und dann können wir was miteinander unternehmen. Bist du dann zufrieden?“
„ Vorerst schon.“
„ Können wir dann den Film zu Ende schauen?“ murmelte ich.
„ Na klar.“
Keith schaltete den Film wieder ein und machte es sich hinter mir bequem. „ Was würdest du denn gern machen?“
„ Beginnt morgen nicht das Weihnachtsfest?“ sah ich zu dem Teufel zurück. „ Das würde ich mir gern ansehen.“
„ Du willst die großen Kinderaugen sehen, was?“ lächelte er leicht.
„ Bin ich so leicht zu durchschauen?“
„ Manchmal schon.“ grinste er. „ Also du möchtest morgen auf das Fest? Ok, auf jeden Fall besser als ins Kino zu gehen.“
„ Och nö, nicht wieder Kino. Da bin ich voll und ganz deiner Meinung.“
Der Film war noch nicht ganz zu Ende, da war ich bereits eingeschlafen. Nicht dass der Streifen langweilig gewesen wäre, aber Keith gab mir so eine beruhigende Sicherheit, dass mir irgendwann einfach die Augen zufielen und ich einige Stunden auffrischenden Schlaf tanken konnte.
Als ich dann am nächsten Morgen die Augen öffnete und mich seufzend streckte, fühlte ich mich richtig wohl und geborgen. Was mit Sicherheit auch an dem Mann hinter mir lag, der mich so zärtlich im Arm hielt.
Noch im Halbschlaf kuschelte ich mich wieder an den warmen Körper und schob mir seine Hand unter die Wange.
>Sind die vier Tage schon rum? Das ging echt schnell…< säuselte mein inneres Ich glücklich.
Doch wie das immer so war, wachte man auch aus dem schönsten Traum irgendwann auf und so zerplatzte auch diese wunderschöne Atmosphäre wie eine Seifenblase.
Entsetzt riss ich meine Augen auf und sah zu dem schlafenden Teufel zurück.
„ Oh nein…nicht schon wieder…“ murmelte ich verärgert.
Auch wenn es gerade recht bequem war und ich mich in seinen Armen wirklich wohl fühlte, quälte ich mich aus dem Bett und verließ eilig sein Zimmer.
Das musste endlich ein Ende finden. Ich wollte und durfte mich nicht zu dem Freund meiner Schwester hingezogen fühlen. Auch wenn Rika genau das wollte, stieß ihr Plan bei mir auf Ablehnung.
Ich war nicht so naiv als dass ich glauben könnte, dass Keith sich urplötzlich in mich verliebt hatte. Dass er in dieser kurzen Zeit, die wir zusammen waren, mein Schwesterherz komplett vergaß und sich, nachdem er sich sechs lange Jahre vollkommen zurück gezogen hatte, mir öffnete und mir die Chance einräumte, sein Herz zu erobern? Wohl kaum.
Auch wenn man seine Gefühle nicht abstellen oder erzwingen konnte und diese Vermutung der Neufindung wahrhaftig möglich war, so konnte ich ihm nicht vertrauen. Jedenfalls nicht in diesem Punkt.
Wenn sie nun nicht meine Schwester wäre, diese Ähnlichkeit im Verhalten und Aussehen nicht gegeben wäre, würde ich Keith vermutlich eher glauben können.
Auf der anderen Seite hatte er auch nie davon gesprochen, dass er sich in mich verliebt hatte. Misaki war derjenige gewesen, der dies in den Raum warf.
Vielleicht war der Prinz ja gar nicht in mich verliebt, sondern einfach darauf bedacht, seinen Spaß mit der Göttin zu haben, die seiner großen Liebe so ähnlich sah.
Allein der Gedanke daran, dass er die ganze Zeit über an Rika gedacht haben könnte, ließ mich sauer aufstoßen.
Natürlich war sein jetziges Verhalten meine Schuld, weil ich seinen leibeigenen Schutz durchbrochen hatte und ihn wieder daran erinnerte, wie schön das Leben sein könnte.
Zu mindestens in sexueller Hinsicht.
Aber das hieß noch lange nicht, dass ich nun zu seiner Puppe werden musste und das wollte ich auch garantiert nicht. Es sollte alles wieder so sein wie vor meinem Verschwinden. Damit kam ich bei weitem besser zurecht.
Nachdem ich beim Duschen, beim Umziehen und auch noch beim Frühstück machen, permanent über genau diese Sache nachdenken musste, entschloss ich mich aufgelöst und aufgeregt dazu, ihm eine klare Ansage zu machen.
Ich wollte die beiden Schlächter eh zum Essen runter holen, da konnte ich das gleich kombinieren.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich das Zimmer des Grauens wieder betrat und Keith noch immer so friedlich auf dem Bett lag und vor sich hin schlummerte.
Jedoch wachte er erschrocken auf, als ich die Tür zu schlug.
„ Wir müssen reden, Keith!“ gab ich so kalt wie es ging von mir.
„ Hättest du mich nicht sanfter wecken können?“ knurrte er und rieb sich verschlafen die Augen.
„ Glaubst du etwa ich würde dich wach küssen? Oder noch besser, dich mit Frühstück am Bett überraschen?“
„ Was wäre denn daran so schlimm?“ blinzelte er mich an. „ Umbringen würde es dich jedenfalls nicht.
„ Aber ich will dass das zwischen uns aufhört.“ überhörte ich seine Meckerei. „ Schlimm genug, dass du dich als mein Freund ausgegeben hast. Aber diese Face endet jetzt hier!“ sprach ich und lief dabei an der Wand auf und ab. „ Ich weiß dass ich Rika ähnlich sehe und ich weiß auch, dass ich für dein Verhalten mit verantwortlich bin. Aber dennoch will ich nicht deine Marionette werden. Das wird uns beiden auf Dauer nicht gut tun.“ ich sah ihn kurz an, ehe ich meinen Vortrag weiter abhielt. „ Ich kann mir schon vorstellen, dass es schwer für dich ist, grade mit mir unter einem Dach zu leben und dass die Versuchung gewaltig ist. Also unterlasse es bitte mich unter der Dusche oder wo auch immer, zu überfallen!“
„ Moment!“ starrte er mich nun verärgert an. „ Du bist doch diejenige, die mich die ganze Zeit über in Versuchung führt! Oder was war mit der Aktion im Dessousladen? Oder wer ist denn gestern zu mir unter die Dusche gestiegen? Du kannst mich nicht für alles Verantwortlich machen!“
„ Du hast recht…“ musste ich mir zähneknirschend eingestehen. „ Da ich damit angefangen habe, werde ich es nun beenden! Wir sollten zur Normalität übergehen und unsere Ausrutscher einfach vergessen. Das wird das Beste sein.“
„ Wie du meinst…“
„ Gut! Dann sind wir uns ja einig!“
Obwohl ich genau das genau so wollte, hätte ich mir dennoch gewünscht, dass er wenigstens mal versuchen würde, mich umzustimmen. Andererseits zeigte mir sein Verhalten dass ich Gedanklich genau richtig lag und er keine tieferen Gefühle für mich hegte.
Innerlich war ich hin und her gerissen. Auf der einen Seite brauchte ich den Abstand zum überleben, aber auf der anderen Seite, war es seine Nähe die mich am Leben hielt.
Auch jetzt sehnte ich mich nach ihm und würde mich am liebsten zu Keith ins Bett legen. Mich an ihn kuscheln und alles andere um mich herum einfach vergessen.
Dabei wollte ich mich doch nicht mehr in seinen Armen verlieren. Mein Kopf wusste das, leider konnte man das weder von meinem Körper, noch von meinem Herzen auch behaupten...
„ Übrigens ist das Frühstück fertig.“ meinte ich noch, bevor ich das Zimmer fast schon Fluchtartig verließ.
„ Oh Man…“ seufzte Keith und ließ sich wieder ins Kissen fallen. „ Warum nur macht sie alles so kompliziert?“
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2012
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