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Kapitel 20. zerbrochene Ketten





„ HAST DU SIE NOCH ALLE??“ schüttelte Keith meine Schwester durch. „ Ist dir klar in welcher Gefahr Risa jetzt steckt??“
Nachdem Lucia mir eine saftige Ohrfeige verpasst hatte, war ich aus dem Haus gestürmt und wäre auf dem Weg zur Haustür beinahe mit dem Prinzen zusammen gestoßen.
Misaki war mir auch gleich hinterher gelaufen und hatte Lucia mit Keith allein zurück gelassen.
„ Ich...ich wollte das doch nicht...“
„ Warum musstest du denn gleich mit der Tür ins Haus fallen? Bis gerade war für sie noch alles in Ordnung. Sie glaubte sie würde hier Urlaub machen. Verdammt!!“ eigentlich war er ja nicht viel besser gewesen.
Aber durch die Angst um mich, war ihm die Ähnlichkeit der Zwillingsschwestern völlig egal. Er wollte mich einfach nur finden und dass, bevor mich der falsche vor ihnen fand.
Abgehetzt rannte er zu Rika's Zimmer hin und weckte Elara, die sich nun um Lucia kümmern sollte.
Dann sprang er gleich aus dem Fenster und machte sich auf die Suche nach mir. Scheinbar wurde dass der neue Trendsport der beiden Schlächter. Sucht die Risa! Keine Spielregeln, keine Zeitliche Beschränkung. Dennoch hoffte Keith, dass er nicht wieder drei Wochen nach mir suchen musste.
Wie besessen rannte ich die Straßen lang, ich konnte noch immer nicht glauben was sich gerade abgespielt hatte.
Mein eigentlicher Freund, der aber nun gar nicht mein Freund war, aber dennoch mit mir schlief, verletzte mich auf übelste weise. Und dann gab Lucia auch noch so böse Lügen von sich. Rika konnte nicht tot sein und Charon auch nicht. Das war alles nicht wahr, das konnte nicht der Wahrheit entsprechen.
Selbst das Wetter schien sich, total Klischeehaft meiner Stimmung anzupassen, es regnete in Strömen und schränkte die Sicht ungemein ein.
Ich befand mich in einem schlechten Schnulzenfilm, nur leider gab es für mich kein Happy End. Wäre ich doch einfach bei Takeo geblieben, dann wäre das alles gar nicht passiert und es würde mir auch jetzt noch gut gehen. Aber ich musste ja auf diesen idiotischen Plan der beiden Schlächter herein fallen. Sogar Elara, meine Wächterkatze, war mir in den Rücken gefallen und hatte mich belogen. Wenn ich ihr nicht vertrauen konnte und noch nicht mal meiner Schwester, wen konnte ich denn dann noch vertrauen? Es war alles so niederschmetternd und deprimierend.
Irgendwann kam ich an einem Park vorbei, zu dieser späten Stunde war das Gelände wie ausgestorben und so konnte ich mich ungestört umsehen.
Ich schlenderte den spärlich beleuchteten Weg entlang und stand dann auf einer Brücke, die über den Ententeich führte.
Meine Wange brannte noch immer und ich spürte wie sich die Tränen aus meinen Augen schmuggelten.
Energisch strich ich sie immer wieder weg, aber irgendwie konnte ich mich einfach nicht beruhigen. Ich betrachtete den Mond, der sich im Wasser wieder spiegelte und versuchte mich so abzulenken, aber es brachte nichts. Ich war innerlich so aufgewühlt, dass nicht mal zwei süße, kuschelige Katzenbabys etwas in mir bewegen könnten. Das war alles so furchtbar...
Was sollte ich denn jetzt machen? Wo sollte ich hin gehen? Wo gehörte ich denn überhaupt noch hin? Bei Takeo würden mich die verlogenen Teufelsschlächter doch sofort finden, genauso wie in meiner komischen Wohnung.
Vielleicht könnte ich ja erst mal bei Naoki unterkommen, zu mindestens so lange, bis Gras über die Sache gewachsen war. Wenn sich die Gemüter beiderseits beruhigt hatten und man sich vernünftig unterhalten konnte.
Jetzt war ich noch zu aufgewühlt, als dass ich ernsthaft über ein klärendes Gespräch nachdenken könnte.
>Rika...bist du wirklich...tot? Hast du dich für mich geopfert...aber warum? Will ich mich deshalb nicht mehr erinnern? Sind das die schlimmen Bilder, die ich gesehen habe? Was soll ich nur machen? Ich habe Angst...<
„ Risa!“ riss mich die Stimme von Keith plötzlich aus meinen Gedanken raus. „ Gott sei dank, ich habe dich gefunden.“
„ Was willst du denn hier?“ fuhr ich ihn erbost an. „ Du wolltest doch dass ich gehe, also lass mich jetzt auch in Ruhe! Ich bin nicht mehr deine Marionette, das Spiel ist aus!“
Doch anstatt auf mich zu hören, landetet er neben mir und drückte mich feste an sich. „ Es tut mir so leid!“
„ Was soll denn das, Keith??“ stauchte ich ihn weiter zusammen. „ Lass mich los und sieh zu dass du Land gewinnst! Ich will jetzt allein sein.“ ich wehrte mich mit aller Macht gegen ihn, aber er ließ mich nicht einen millimeter von sich weg. " Ihr könnt mir alle mal gestohlen bleiben! Ihr mit euren gemeinen Lügen und intrigen!"
„ Ich bin vielleicht nicht dein Freund, aber dennoch bist du mir nicht egal!“ bestimmend drückte er mich noch fester an sich. „ Deshalb werde ich nicht gehen. Ich bleibe bei dir.“
„ Halt den Mund!! Ich will deine Lügen nicht weiter hören. Du bist ein Heuchler! Ein verdammter, nichtsnutziger Lügner!“
„ Mag sein. Aber diesem Lügner liegt dein Wohlergehen und deine Sicherheit sehr am Herzen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde.“ flüsterte er. „ Ich kann dich nicht allein zurück lassen, bitte versteh das doch.“
„ Ich habe versucht dich zu verstehen. Die ganze Zeit! Aber du hast mir nichts als Lügen aufgetischt. Warum sollte ich dir jetzt noch, auch nur ein einziges Wort glauben?“ ich spürte wie mir schon wieder die Tränen in die Augen stiegen. Zum einen wegen meiner Wut, aber auch wegen dieser unendlich tiefen Trauer, die ich gerade verspührte.
„ Weil es die Wahrheit ist.“ er löste sich leicht von mir und sah mir direkt in die Augen. „ Du bist mir verdammt wichtig, auch wenn wir kein Paar sind.“ dann bemerkte er meine rote Wange und strich vorsichtig über die gerötete Haut. „ Es tut mir alles so wahnsinnig leid. Bitte verzeih mir.“
„ Ist das dieses mal dein ernst?“ blickte ich ihn unsicher an.
„ Das ist mein voller ernst.“
„ Na schön..." gab ich nach einer kurzen bedenkpause von mir. " Eine Chance gebe ich dir noch. Vermassele es dieses mal nicht.“
„ Nein, ganz bestimmt nicht.“ er atmete erleichtert aus und drückte mich wieder an sich. „ Lass uns nach Hause gehen, bevor du dir hier noch den Tod holst. Deine Klamotten sind schon völlig durchnässt.“
„ Nein!“ wehrte ich energisch ab. „ Ich gehe da nicht wieder hin! Nie im Leben.“
„ Hey, ganz ruhig. Ist ja gut, dann gehen wir halt zu dir. Hauptsache du kommst ins trockene.“
„ Ok...“ stimmte ich ihm leise zu.
Kurzer Hand nahm er mich auf den Arm und flog mit mir zu der Wohnung hin, die ich angemietet hatte. Dort landete er auf meinem Balkon und verschaffte sich über die Balkontür Zutritt zu meinen Räumen.
„ Benutzt du denn nie die Eingangstür?“
„ Doch. Aber nicht hier. Du warst ja nicht da, deshalb mussten wir einen anderen Weg finden um hier rein zu kommen.“ er setzte mich ab und sprach dann weiter. „ Du solltest dir was trockenes anziehen gehen, sonst wirst du wirklich noch krank.“
„ Ja...vermutlich hast du recht..“
„ Versuch aber nicht wieder davon zu laufen, ok?“ schielte er mich seitlich an.
„ Nein, keine Sorge. Hier bin ich doch jetzt sicher...oder?“ sah ich zu ihm zurück.
„ Ja.“
„ Dann brauche ich ja nicht abzuhauen.“ lächelte ich und ging dann in mein Schlafzimmer.
Während ich also damit beschäftigt war, mir trockene Kleidung heraus zu suchen, rief Keith bei Misaki an und gab Entwarnung.
„ Wir sind jetzt bei ihr zu Hause.“ erklärte der Prinz. „ Nein, ihr braucht nicht vorbei zu kommen. Ist wohl besser wenn ihr Risa etwas Zeit gebt, damit sie sich emotional wieder fangen kann.“
„ Ok. Dann pass gut auf sie auf. Wir hören uns dann Morgen.“ gab Misa seufzend von sich.
„ Kann ich kurz mit Risa sprechen? Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Ich habe das doch so nicht gewollt...“ Keith konnte die Stimme meiner Schwester im Hintergrund hören.
„ Gib ihr etwas Zeit, Lucia. Es ist besser wenn wir sie in Ruhe lassen.“ wimmelte der Seelendieb sie ab. „ Für heute musste sie sich genug anhören.“
„ Na gut...“
„ Bis Morgen dann.“ verabschiedete sich Keith und legte auf.
„ Ich weiß nicht, ob ich morgen schon bereit dazu bin, meiner Schwester unter die Augen zu treten.“ murmelte ich.
„ Wir werden sehen. Nimm dir einfach so viel Zeit, wie du brauchst.“
„ Ok...“ flüsterte ich betroffen. „ Ich gehe jetzt duschen, um mich etwas aufzuwärmen.“
„ Soll ich dir währenddessen einen heißen Tee machen? Der wird dich von innen wärmen.“
„ Wenn ich so was im Haus habe, gern. Schau aber vorher nach dem Verfallsdatum...“ erwiderte ich und ging dann ins Bad.
Tatsächlich tat das heiße Wasser verdammt gut und schon nach kurzer Zeit verwandelte sich mein Badezimmer in eine Dampfkammer.
>Warum bin ich wirklich auf der Erde? Urlaub scheine ich ja nicht zu machen. Bin ich hier um den Tod von Rika und Charon zu rächen? Aber das würde ja bedeuten, dass Lucia die Wahrheit gesprochen hat...< überlegte ich betroffen und genoss gleichzeitig den heißen Strahl auf meiner Haut. >Ich kann sie doch dann nicht im Stich lassen...Keith und Misaki sprachen ständig davon, dass sie mich beschützen müssen...aber wovor? Bin ich...in Gefahr? Muss ich mich damit abfinden, dass ich mein Gedächtnis wieder erlangen muss? Und wenn ich es nicht tu, werden noch mehr Opfer folgen? Aber was sollte ich schon ausrichten können? Meine Mächte sind ja nicht gerade bombig...< doch dann erinnerte ich mich daran, was Lucia sagte, das ich hart trainiert hatte und nun zu einer starken Göttin geworden war. >Brauche ich meine Kräfte nicht, um meine Peiniger zu besiegen? Dabei besitze ich nicht mal genug Kraft, um meine inneren Ketten zu lösen...ich kann ihnen nicht helfen...ich bin bloß ein Kind, was sich vor dem Erwachsen werden fürchtet...<
Betrübt seifte ich meinen Körper ein und sang nebenbei das Lied, was Rika mir oft vorgesungen hatte, was sie extra für mich schrieb. Mein eigenes Wiegenlied.
Meine Welt war dabei in der Finsternis zu versinken, ich hatte die Hoffnung auf alles Gute bereits aufgegeben und doch, glaubte etwas ganz tief in mir, dass meine Schwester der Hoffnungsschimmer war, der meine Seele erhellen konnte.
Ich musste nur meine Augen öffnen und aus meinem Traum aufwachen. Ich musste ihr die Chance einräumen, mich erreichen zu können. Denn ich war fest davon überzeugt, dass sie es versuchte. Bloß kam sie nicht an mich heran, weil meine Unwissenheit Rika von ihrem Vorhaben abhielt.
Nur wo war mein Wille zu Kämpfen jetzt? Hatte ich es vielleicht gleich mit weggesperrt?
Wie sollte ich wieder die Alte werden, wo ich doch selbst mein größter Feind war? Wie sollte dass gehen?
>Ich schaffe das nicht allein...< hallte es in meinem inneren wieder. >Ich schaffe es nicht.<

Kurz darauf saß ich mit Keith auf meiner Couch und trank einen Tee. Keiner von uns sagte ein Wort, jeder für sich war tief in seinen Gedanken versunken. Und doch dachten wir beide dasselbe: Nämlich an Rika.
Irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus und wendete mich meinem Gast zu.
„ Ist Rika wirklich tot?“ fragte ich ihn leise. „ Du kanntest sie doch. Sonst wäre eins eurer Zimmer nicht mit ihrer Aura erfüllt.“
„ ...“ schwieg er anfangs. „ Bist du dir sicher, dass du das wirklich hören willst? Die Wahrheit kann grausam sein.“
„ Und doch will ich es wissen. Ist sie tot? Und bin ich daran schuld?“
„ Du bist gewiss nicht schuld an ihrem Tod... wenn überhaupt, dann war es meine Schuld.“ berichtete er mir flüsternd. „ Rika kam auf die Erde, um dir deine Mächte wieder zubringen. Sie hat wie besessen einen Weg in die Hölle gesucht, um Thanatos zu besiegen und ihm deine gestohlenen Mächte ab zunehmen. Du warst ihr so wichtig, dass sie nicht mal das Wissen, dass sie sterben würde, von ihrem Ziel abhalten konnte. Sie starb, weil ich mich maßlos überschätzt hatte und uns für unbesiegbar hielt. Und dafür, sollte ich einen hohen Preis bezahlen.“ er schloss die Augen und drehte seinen Kopf zur Seite. „ Thanatos setzte Misaki und mich mit deinen Kräften außer Gefecht und dann brachte er sie um!“ verbittert ballte er seine Hände zu Fäusten, ehe er weiter sprach. „ Ich konnte sie nicht beschützen. Und somit verlor ich meine große Liebe. Es tut mir leid, Risa. Dass ich nicht in der Lage war, deiner geliebten Schwester das Leben zu retten. Ich habe auf ganzer Linie versagt, es ist allein meine Schuld, dass sie jetzt nicht mehr bei dir sein kann.“
„ Nein!“ mir liefen die Tränen über die Wange und eine neue Vision schlich sich aus dem Gefängnis heraus. Das war eindeutig Keith, der den Leichnam von Rika nach Hause brachte, zurück nach Kythos, wo sie hin gehörte. Ebenso erinnerte ich mich daran, wie ich auf ihn eingeschlagen hatte und dem Prinzen die Schuld an dem Tod meiner Schwester gab. „ Du bist nicht schuld. Ganz bestimmt nicht! Dieser Thanatos, er allein ist an allem schuld! Ich bin mir sicher dass du alles versucht hast, um sie zu retten. Und ich...“ schluckte ich kurz. „ Ich will mich nicht an dir rächen! Du kannst da nichts für.“
Sie war also wirklich nicht mehr da, sie weilte nicht mehr unter uns. Allein der Gedanke daran, schnürte mir die Kehle zu.
Aber nun wusste ich auch, was mit meinen Kräften geschehen war. Sie wurden mir also geraubt. Geklaut von einem nichtsnutzigen Teufel namens Thanatos.
Keith rückte näher zu mir hin und drückte meinen bebenden Körper tröstend an sich. Beruhigend strich er mir über den Rücken, während ich mich fester an ihn klammerte.
„ Du erinnerst dich also daran?“ harkte er leise nach. „ An den Tag, als ich Rika nach Kythos brachte?“
„ Ja.“ gestand ich ihm ohne zu zögern. „ Manche Erinnerungen entkommen den Ketten...“
„ Ich nehme an, dass du das nicht kontrollieren kannst?“
„ Nein, kann ich nicht.“
„ Ich verstehe.“
Obwohl der Prinz nicht mein Freund war, was ich heute erfahren hatte, genoss ich seine Nähe dennoch und ließ mich von ihm beruhigen. Eigentlich müsste ich noch immer wütend auf ihn sein, dass er so fiese Spielchen mit mir getrieben hatte und doch, war der Tod meiner Schwester und meines Katers um einiges schlimmer.
Die ganzen neuen Eindrücke, die auf mich einprasselten raubten mir den Atem und ich fragte mich, ob es überhaupt noch schlimmer werden konnte.
Aber irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass mir die volle Wahrheit vollends den Boden unter den Füßen weg ziehen würde.
Ich hatte Angst davor ins Bett zu gehen, da ich fest damit rechnete, Furcht erregende Alpträume zu bekommen. Aber vielleicht konnte Keith ja bei mir bleiben, zu mindestens solange, bis ich eingeschlafen war.
„ Du Keith?“ blickte ich ihn fragend an.
„ Was gibt es?“
„ Würdest du mit mir ins Bett gehen?“ doch als ich bemerkte, wie unglücklich ich mich ausgedrückt hatte, lief ich gleich knall rot an und versuchte die Situation noch zu kitten. „ I-Ich mein natürlich angezogen!! Nebeneinander, nicht aufeinander! Nur solange, bis ich eingeschlafen bin. Ich möchte nicht allein sein...“
„ Schon ok.“ lächelte er leicht. „ Natürlich bleibe ich bei dir.“
„ Danke.“ erwiderte ich sein Lächeln. „ Ich gehe mich dann fertig machen.“
Ich stand von der Couch auf und ging in Bad, um mich Bett fertig zu machen. Kurz darauf lag ich dann in meinem Bett und kuschelte mich an den Prinzen, der hinter mir lag.
Auch wenn wir kein Paar waren, fühlte ich mich in seiner Nähe sicher und geborgen. Welch Hohn, wenn man mal an die ganzen Lügen und Intrigen dachte. Trotz allem vertraute ich ihm noch immer, ich war total blöd und naiv...
Nichtsdestotrotz schlief ich unter seinen sanften Berührungen schnell ein, doch der Herr dachte gar nicht daran, mein Zimmer oder mein Bett wieder zu verlassen.
Schweigend betrachtete er mich, während er mich zärtlich streichelte.
Er fragte sich, warum er vorhin so abgedreht war und dann plötzlich nur noch mich im Kopf hatte.
Natürlich hatte Lucia's Ähnlichkeit mit Rika alte Wunden aufgerissen und ihn kurzzeitig zurück in sein Grab getreten. Der Schlächter war geschockt gewesen, fast schon Paralysiert, erstarrt und erdrückt von seinem schlechten Gewissen, Hand an eine andere gelegt zu haben.
Doch als der erste Schock vorüber war, war er auch aus seinem Loch wieder heraus geklettert.
Bis zu dem Tag, als er mich traf, war er sich mehr als sicher, dass Rika die einzige war, die ihn glücklich machen konnte. Die einzige Frau, die er lieben könnte, mit keiner anderen wollte er sein Bett teilen. Und doch... hatte sich eine kleine Göttin in sein Herz geschlichen, die er nun nicht mehr allein lassen wollte.
Er bereute seine harten Worte von vorhin zutiefst, wenn er könnte, würde er die Zeit zurück drehen und den Streit ungeschehen machen.
War er denn wirklich dabei, sich in mich zu verlieben? Und wie konnte er das stoppen? Wollte er das denn überhaupt? Warum nur waren Dinge, die eigentlich so einfach waren, für ihn so kompliziert? Das war doch nicht mehr normal... gehörte er vielleicht weg gesperrt?
„ Wenn das so weiter geht, wird Thanatos mein kleinstes Problem sein...“ schmunzelte er leicht. „ Ob die weißen Westen wohl zu meinen Stil passen werden?“

„ Sie muss erwachen!“ hallte plötzlich eine Frauenstimme in dem Zimmer wieder.
„ Wie? Wo? Was?“ Keith sah sich verblüfft in dem Raum um, konnte aber niemanden entdecken. „ Hab ich mir das nur eingebildet?“
„ Du musst zu mir kommen und sie aufwecken!“ ertönte die Stimme erneut.
„ Wohin soll ich kommen?“
„ Hier, in Risa's Unterbewusstsein!“
„ Ach und wie komme ich dahin?“
„ Ich werde dich führen! Schließe deine Augen!“ ein Glück das ich schlief, andernfalls hätte ich bei der Geisterhaften Stimme einen Schock fürs Leben erlitten.
Vielleicht wäre ich vor Schreck tot umgefallen. Wer wusste das schon so genau.
„ Augen schließen... wenn es weiter nichts ist...“ murmelte er und folgte der Bitte des Geistes.
Kurz darauf schlief er ein, was aber daran lag, weil das Würmchen seine Seele zu sich her geholt hatte.
Als Keith die Augen wieder öffnete, flog er in einem Wolkenfreien Himmel und segelte langsam zu Boden.
Sachte landete er dann in der Halle, die mein Unterbewusstsein darstellte. Eine Totenstille herrschte in dem Raum, so als würde die Zeit still stehen.
Irritiert schaute er sich um und erblickte die vielen Tore, die jeweils in einen anderen Bereich meiner Seele führten.
Nur eine einzige davon war mit unzähligen Ketten und Schlösser versehen und versiegelt.
„ Das ist also ihr Unterbewusstsein...“ sagte der Schlächter. „ Kaum zu glauben dass es hier so still ist. Das passt nicht zu ihrem jetzigen Wesen.“
„ Risa versteckt sich hier...“ ertönte die Stimme des Geistes erneut und im nächsten Moment erschien sie vor ihm. „ Du musst sie finden und ihre Seele erreichen.“ dann zeigte sie auf die verrammelte Tür. „ Dort versteckt sie sich. Sie hat sich eingeschlossen und ich schaffe es einfach nicht die Pforte zu öffnen.“
„ Wenn sie sich hier versteckt, wer kontrolliert dann ihren Körper?“
„ Der kindliche Teil ihrer Seele, der nicht von dem Angriff der Teufel verseucht wurde.“ antwortete sie ihm.
„ Das macht Sinn.“ überlegte er. „ Aber wer bist du? Und warum bist du so erpicht darauf, dass sie sich wieder erinnert?“
„ Mein Name ist Cecilia.“ meinte sie. „ Ich war vor Risa die Göttin des Lebens und zudem...“ dann senkte sie ihre Augen. „ Bin ich ihre Oma.“
„ Cecilia?“ starrte er sie erstaunt an. „ Aber warum...bist du hier?“
„ Ich war auf der Suche nach Yujin...meinem Geliebten...“ sie sah Keith gequält an. „ Ich habe gespürt, dass das Gleichgewicht gestört ist. Mein Liebster, er ist hier um sich an den Göttern zu rächen. Er tut so furchtbare Dinge... ich erkenne ihn kaum wieder. Ihr müsst ihn aufhalten! Aber dafür muss Risa erwachen!“
„ Wer ist Yujin?“ harkte der Prinz verblüfft nach.
„ Yujin ist der Teufel, von dem Thanatos besessen ist.“ berichtete sie ihm. „ Obwohl Yujin seine Mächte weiter gegeben hat, ist er noch immer unwahrscheinlich stark und konnte Thanatos ohne Probleme einnehmen. Sein Hass lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Dabei dachte ich, dass wir wenigstens im Jenseits zusammen sein können. Aber nun ist er hier und will euch alle vernichten! Bitte stoppt ihn, bevor noch schlimmeres passiert!“
„ Hinter dieser Tür befindet sich Risa, ja?“ sprach der Herr und ging auf das Tor zu. „ Liegen die Schlüssel zu diesen Schlössern hier auch irgendwo rum?“
„ Leider nein.“
„ Mhm. Wäre ja auch zu einfach gewesen.“ doch als er seine Hand an die Tür lehnte, erstrahlte diese in einem grellen Licht, von dem meine ungebetenen Besucher geblendet wurden und dann fielen alle Ketten einfach ab und die Pforte öffnete sich.
„ Du musst ihr wirklich sehr wichtig sein, wenn sie dir den Eintritt erlaubt.“ murmelte Cecilia vor sich hin. „ Ich habe Stunden damit verbracht die Ketten zu lösen, ohne dass irgendwas geschah.“
„ Dann sollten wir hinein gehen, bevor sie sich das noch anders überlegt.“ sprach Keith und betrat den Raum meiner schlechten Erinnerungen.
Die Göttin folgte ihm langsam und dann fanden sie sich auf Kythos wieder. Die Zeit stand hier wirklich still, nicht ein Ton war zu hören, nicht ein Luftzug zu spüren.
Am Himmel entdeckte der Prinz ein Tor, wo unzählige Teufel heraus strömten, angeführt von Thanatos und seiner rechten Hand Xantos.
Die Götter hatten diese Übermacht noch nicht entdeckt und gingen fröhlich ihren Aktivitäten nach.
Zu mindestens konnte Keith keinen Gott entdecken, der die Armee anblickte.
Irgendwie erinnerte ihn diese Situation an das Märchen Dornröschen, nachdem sie sich in den Finger gestochen hatte und alle im Königreich in einen tiefen Schlaf fielen.
Nur handelte es sich hier nicht um die Realität, sondern um eine Erinnerung, die angehalten wurde.
„ Wo könnten wir Risa denn finden?“ fragte sich der Prinz.
„ Vielleicht ist sie in ihrem Zimmer, dort hinten im Schloss.“ sie zeigte mit dem Finger auf das prachtvolle Anwesen meiner Familie. „ Eventuell hat sie sich auch in eine eingefrorene Person hier verwandelt. Wir sollten uns weiter umsehen.“
„ Ok.“
Langsam schlenderten sie auf den Schlossgarten zu, einige Kinder spielten hier fangen oder verstecken, andere sammelten Blumen.
Doch dann entdeckte er eine Göttin, die einzige vermutlich, die die teuflische am Himmel erblickte.
Es handelte sich dabei um Rika, die erschrocken auf brüllte.
„ Rika!“ rief Keith ihren Namen und rannte zu ihr hin. Als er sie allerdings berühren wollte, glitt seine Hand durch sie durch. „ Was...?“
„ Das sind nur Erinnerungen, Keith.“ meinte Cecilia. „ Sie sind nicht echt. Sie können dich weder sehen, noch hören. Und du wirst sie auch nicht berühren können. Einzig Risa ist echt.“
„ Ja...du hast recht...“ flüsterte er.
Nun sah er seine Freundin nach so vielen Jahren endlich wieder und konnte sie nicht mal berühren. Ihr nicht sagen, wie wichtig sie ihm war.
Sein Herz raste wie wild, doch das war nicht die Reaktion, die er erwartet hätte. Ihm wurde bewusst, dass er tatsächlich dabei war, den Schmerz ihres Verlustes zu verarbeiten. Und er sich immer weiter von ihr entfernte.
Aber das war ja genau das, was sie wollte. Zu mindestens wenn man Misaki da glauben konnte. Und warum sollte er Keith anlügen, wo sich der Seelendieb doch auch in mich verliebt hatte.
„ Komm, wir müssen weiter!“ drängte die Göttin ihn zur Eile.
„ Ich werde Risa mit meinem Leben beschützen, darauf kannst du dich verlassen, Rika.“ flüsterte er ihr zu und folgte Cecilia dann langsam.
Keith sah sich weiter um, alles war genauso, wie in seinen Erinnerungen. Die Sonne lachte, genauso so verräterisch wie damals auch, als er meine Schwester herbrachte.
Egal wie friedlich hier auch alles aussah, es war bloß die Ruhe vor einem gewaltigen, verheerenden Sturm.
„ Was ist das?“ fragte sich Keith plötzlich.
„ Was denn?“ harkte der Geist nach.
„ Dort oben auf dem Balkon steht ein Gott! Ist das nicht Risa's Vater?“
„ Ja. Zu mindestens trägt er die Krone des Königs, wieso?“
„ Warum grinst der Kerl so? Der schaut direkt zu den Teufeln hin! Wieso in aller Welt freut der sich darüber??“ gab der Herr erbost von sich. „ Diese Teufel haben seiner Tochter die Mächte geraubt und sie beinahe umgebracht! Der müsste doch schockiert darüber sein, diese Armee zu sehen. Es sei denn...“ plötzlich riss er erschrocken die Augen auf. „ Er wusste dass sie kommen würden!!“
„ Das kann doch nicht sein! Das würde ja bedeuten, dass er sie rein gelassen hatte, damit sie Risa die Mächte rauben. Das kann nicht sein. Niemals! Es wird einen anderen Grund geben, warum er so schaut! Vielleicht freut er sich einfach, ein paar Teufel niedermetzeln zu können!“
„ Ich schätze du hast recht. Welcher Vater würde sein eigenes Kind solch einer Gefahr aussetzen?“ dennoch entwickelte er einen tiefsitzenden Hass gegen meinen Vater.
„ Kein Vater würde das zulassen!“
Kurz darauf standen sie dann vorm Eingang des Schlosses.
„ Ich werde hier draußen auf dich warten. Bring sie zurück, Keith!“
„ Das werde ich.“ meinte er und betrat die riesige Eingangshalle.
Einige Dienstmädchen standen erstarrt in der Halle, und an der Seite befanden sich Ritter der königlichen Armee.
Wunderschöne Wandmalereien zierten die Wände und zwei riesige Statuen, von weiblichen Göttinnen, standen an der Treppe zur ersten Etage.
Auf dem Boden lag ein roter Teppich, der plötzlich glitzerte. Dieses Glitzern bahnte sich seinen Weg in die obere Etage und bog dann nach links ab.
„ Soll ich dir folgen?“ fragte Keith. „ Na gut.“
Er ging dem Hinweis nach und stand dann vor einer verschlossenen Tür. Das magische Zeug, was ihn hier her gelockt hatte, umrandete die Tür und dann ging sie wie von Geisterhand auf.
Bei dem Zimmer handelte es sich um mein Kinderzimmer. Ich hockte in der Mitte des Raumes in einer magischen Kugel.
Meine Flügel hatte ich schützend um meinen Körper geschlungen und mit meinen Armen hatte ich meine Knie umschlungen.
Allerdings hatte ich die Gestalt eines Kindes, was wohl daran lag, weil ich zu der Zeit noch ein kleines Mädchen war.
„ Risa!“ Keith kam gleich auf mich zu gerannt, aber meine Barriere hielt ihn davon ab, mich berühren zu können. „ Was machst du denn da drin? Komm raus, du brauchst keine Angst zu haben.“
„ Ist gut!“ meinte ich und verließ meine schützende Kugel... jaha, das hätte er wohl gern...aber:
„ Nein... ich will nicht! Furchtbares wird geschehen...“ sprach ich und verstärkte gleichzeitig die Mauer. „ Ich habe Angst... alle sind gegen mich... ich bin ganz allein...“
„ Aber das stimmt doch nicht!“ redete er weiter auf mich ein. „ Lucia ist bei dir, Elara, Misaki und ich auch! Du bist nicht allein! Ich flehe dich an, komm raus da!“
„ Ich kann nicht! Ich will nicht!“
„ Risa!“ er tastete die Kugel ab, so als wenn irgendwo ein Knopf wäre, der das Teil öffnete. „ Diese ganzen Erfahrungen haben dich doch erst zu der Göttin gemacht, die du heute bist! Du bist unglaublich stark und mutig! Du steckst Dinge weg, an denen so manch anderer zerbrochen wäre. Du besitzt einen unbeugsamen Willen und gehst deinen Weg, egal wie viele Steine dir in den Weg gelegt werden. Nun lass dich nicht von deinen Ängsten beherrschen!“ versuchte er weiter mich aus meinem Schneckenhaus heraus zu locken. „ Du bist eine großartige Göttin, die sich nicht so leicht brechen lässt. Bitte glaube mir, du brauchst keine Angst zu haben. Du besitzt die Kraft, um dich aus deinem Gefängnis zu befreien.“ dann lächelte er mich warm an. „ Ich glaube daran, dass du das Schaffen kannst!“
„ ...“ ich öffnete meine Augen und sah ihn an. „ Und wenn ich nicht so stark bin, wie du glaubst? Was wenn ich daran zerbreche? Meine Welt wird in der Dunkelheit versinken.“
„ Du bist so stark, vertrau mir.“ er war erleichtert darüber, dass ich ihn zu mindestens ansah. Das bedeutete nämlich, dass die Worte bei mir ankamen. „ Du wirst nicht daran zerbrechen und deine Welt wird auch nicht in der Finsternis versinken. Das lasse ich nicht zu. Das werden wir alle nicht zulassen!“ noch immer lächelte er mich ermutigend an. „ Hör auf dich zu verstecken, Risa! Lass die Hoffnung in dein Herz und vertreib das Böse, was dich gefangen hält. Vertraue auf deine Kraft. Du schaffst das. Kämpfe gegen deine Ängste an! Du hast deinen Weg bereits gefunden, nun bleib nicht stehen! Geh weiter!! Du musst nur aufstehen, Risa!! Steh auf!“ sprach er nun energischer auf mich ein. „ Hab keine Angst. Du wirst sehen, dass all die Tränen vergehen werden! Nun wehre dich gegen deine Ängste. Du schaffst das!!“
„ Ich...ich weiß nicht...“
„ Nimm meine Hand. Ich werde dir helfen dass alles zu überstehen. Du musst da nicht allein durch. Komm schon! Gib dir einen Ruck.“
Langsam ließ ich meine Knie los und löste meine schützenden Flügel, die um meinen Körper lagen.
Dennoch zögerte ich dabei, seine Hand zu ergreifen. Die panische Angst saß viel zu tief in mir drin, als dass ich einfach zu packen könnte, als wenn nichts gewesen wäre.
„ Vertrau mir, Risa! Es wird alles gut!“
„ Wirklich?“ blickte ich ihn unsicher an. „ Versprichst du mir das?“
„ Ja! Das verspreche ich dir.“ nickte er. „ Nun komm da raus! Es wird Zeit dass du wieder die Alte wirst. Das willst du doch auch, oder nicht?“
„ Ja...sicher...“
„ Dann nimm meine Hand und verlasse dein Gefängnis!“ lächelte er mich erneut an. „ Du wirst es nicht bereuen.“
„ Dann fange mich auf, sollte ich den Boden unter den Füßen verlieren.“
„ Darauf kannst du dich verlassen.“
Ganz langsam wanderte meine Hand zu seiner hin, doch kurz bevor ich sie erreichte, verharrte ich in meiner Bewegung, kniff die Augen zusammen und griff schnell zu.
Keith zog mich aus meiner schützenden Hülle heraus und drückte mich erleichtert an sich.
Die Kugel hinter mir zerplatzte und schleuderte eine Druckwelle aus reinem Licht ab, die sich durch ganz Kythos zog.
Im nächsten Moment stand ich plötzlich vor ihm, obwohl er mich gerade noch im Arm gehalten hatte und flüsterte ihm lächelnd ein: „ Danke...“ zu.
Ein helles Licht erfüllte das Zimmer, von dem Keith geblendet wurde. Schützend lehnte er seinen Arm vor die Augen, als das Licht dann verschwand, drangen herzzerreißende Schreie an sein Ohr.
„ Er hat es geschafft!“ atmete Cecilia erleichtert aus. „ Er hat sie erreicht.“
Die Zeit, die bis gerade noch still stand, lief nun weiter und die Ereignisse nahmen ihren Lauf.
Die Teufel überfielen uns und machten weder vor Kindern noch vor Müttern oder älteren Göttern halt.
Sie hinterließen eine Spur der Verwüstung und der Vernichtung. Ihr blutiger Weg führte bis zum Schloss, wo ich in meinem Zimmer am Fenster klebte und alles erschrocken mit ansah.
„ Wir müssen fliehen, Risa!“ schrie Charon mich an.
„ Komm! Bevor sie uns erreichen!“ mischte sich auch Elara ein.
Keith allerdings war viel zu perplex, als dass er irgendwas unternehmen konnte, was ja eh nicht in deiner Macht stand.
Er konnte sich bloß alles ansehen und den vollen Ausmaß des Überfalls betrachten.
Das Geräusch von klirrenden Waffen hallte im Schloss wieder und auch in meinem Raum, waren die Laute zu hören.
„ Mist! Sie sind schon im Schloss! Du musst mit ihr abhauen, Elara! Ich werde versuchen sie aufzuhalten!“ rief der Kater ihr zu und rannte durch den Prinzen durch zur Tür.
„ Aber ich kann dich doch nicht allein zurück lassen!“
„ Mach dir keine Sorgen, ich komme schon zu recht!“ doch dann wurde die Tür aufgestoßen und Xantos trat ins Zimmer.
„ Hab ich dich, du erbärmliche kleine Göttin!“
„ Verdammt!!“ riefen meine Wächter gleichzeitig.
Hilflos musste der Prinz mit ansehen, wie ein erbitterter Kampf zwischen den Götterkatzen und Xantos entfacht wurde.
Egal wie energisch Keith auch versuchte, den Teufel aufzuhalten, er konnte nichts tun. Und vergaß für einen Moment, dass dies bloß eine Vision von mir war.
Brutal schaltete er meine Wächter aus und kam dann auf mich zu.
„ Es wird mir eine Freude sein, dich fertig zu machen.“ grinste er mich fies an. „ Verabschiede dich von deinem Leben!!“ sprach er und kam auf mich zu geprescht.
„ AAAHHHHHHH!!!“ brüllte ich erschrocken auf.
„ Risa!!“ Rika sah erschrocken zu meinem Fenster auf. „ Schnell alle ins Schloss!! Sie haben Risa bereits erreicht!!“ panisch lief sie die ins Gebäude, wurde aber von einigen Teufeln aufgehalten, die sich ihr in den Weg stellten.
Als ich meine Augen wieder öffnete, stand Charon vor mir, der die volle Attacke von Xantos zu spüren bekam.
„ Nein! CHARON!!!“ schrie ich weinend und fing meinen verletzten Kater auf. „ Charon!! Du darfst nicht sterben! Bitte stirb nicht!“
„ Flieh...“ war alles was er noch sagen konnte. Dann riss die Lebenslinie ab, die zu ihm gehörte.
„ Nein... Charon! Bitte nicht! CCCHHHAAARRRRROOOOONNNN!!!“ außer mir vor Wut starrte ich Xantos an.
An Flucht konnte ich nicht mehr denken, stattdessen besiegelte ich mein Schicksal, indem ich auf ihn los ging.
Ich kämpfte mit allem, was mir zur Verfügung stand, hatte aber gegen diesen Teufel keine Chance. Ich war einfach zu klein und unerfahren.
So kam es, dass er mich schwer verletzte und ich mein Bewusstsein verlor.
Gerade als er mich weiter aufschlitzen wollte, betrat Thanatos das Zimmer, der seine rechte Hand gleich von mir weg schleuderte.
„ Wie kannst du es wagen!“ brüllte er ihn wütend an und drückte Xantos gleichzeitig gegen die Wand. „ Hatte ich mich nicht klar ausgedrückt dass dem Kind kein Haar gekrümmt wird??“
„ Was denn? Gibst du etwa irgendwas auf den Quatsch, den dieser Flaschengott von sich gibt?“
„ Widersetze dich nie wieder einem Befehl von mir! Haben wir uns verstanden? Beim nächsten Mal quetsche ich dir dein Erbsenhirn aus der Birne!“
„ Ist ja gut...“ wie ein Köter mit eingezogenem Schwanz dackelte der Teufel aus dem Zimmer und ließ Thanatos mit mir allein.
Keith sah sich noch immer alles an, nur hatte er aufgehört sich einmischen zu wollen. Es brachte ja eh nichts.
Als er den Teufel betrachtete, der für den Tod seiner Freundin verantwortlich war, kochte er innerlich vor Wut und doch wunderte er sich darüber, warum Thana so wütend darüber war, dass ich verletzt wurde.
Das ergab doch keinen Sinn und was noch weniger zu dem brutalen Teufel passte, war die Tatsache dass Yujin, der Thanatos besetzte, von meinem magischen Blut gewusst haben musste. Schließlich war er mit Cecilia zusammen gewesen. Er musste es einfach gewusst haben. Nur warum, ließ er mich am Leben und warum musste ausgerechnet Rika sterben?
Der Prinz nahm die ganze Zeit an, dass sie sterben musste, weil Thanatos glaubte ihr Blut würde unsterblich machen. Aber das konnte nicht der Wahrheit entsprechen.
Also warum, wurde Rika so brutal hingerichtet? Was bezweckte Thanatos damit?
Als der selbsternannte Teufel des Todes dann zu mir hin ging und sich zu mir runter beugte, ballte Keith seine Hände zu Fäusten.
Er wusste dass er das nicht verhindern konnte, dennoch hätte er mir das gern erspart.
Ihm überkam der Wunsch mich höchstpersönlich wieder in die schützende Kugel zu stopfen, um alles Böse weiterhin von mir fern zu halten.
Dann saugte Thana mir die Mächte ab und sperrte sie in das magische Gefäß. Zur gleichen Zeit kämpfte mein Beschützer mit der Versuchung, ihm einen fetten Tritt in seinen Allerwertesten zu verpassen. Was ja bekanntlich nichts bringen würde, da er durch den Teufel durch treten würde.
„ Erlöse mich...“ flüsterte Thanatos plötzlich vor sich hin. „ Räche dich...und halte mich auf...“
„ Hä?“ nun war Keith komplett verwirrt. „ Was redet der Schwachmat denn da?“
Doch anstatt ihm zu antworten, erhob sich der Seelendieb und verschwand aus dem Fenster.
Kurz darauf stürmte Rika in mein Zimmer, die kreidebleich an der Tür stehen blieb.
„ Risa!!! Oh bitte nicht!“ entsetzt lief sie zu mir hin und ließ sich neben mir auf die Knie fallen. „ Risa!! Wach auf!“ sie tastete nach meinen Puls und atmete erleichtert aus, als sie in fühlen konnte. „ Oh Gott sei Dank, du lebst! KOMMT HIER HER SCHNELL!!“ schrie meine Schwester das halbe Schloss zusammen.
Einige Götter kamen auch gleich angerannt, da sich die Dämonenschar zurück gezogen hatte, konnten sich die Überlebenden nun um die Verletzten und Toten kümmern.
Doch plötzlich lief die Zeit rückwärts und das volle Desaster startete von neuem.

Verblüfft verließ Keith meinen Raum wieder und suchte nach mir. Ich musste ja hier irgendwo stecken, warum sonst sollten die Teufel erneut angreifen?
Vor dem Schloss sah er mich dann endlich. Ich stand im Schlossgarten und sah mir das ganze Spektakel bedrückt an.
Diese Schreie, die einen durch und durch gingen, das Gelächter der Teufel, das klirrende Geräusch der Waffen, das unnötige Blutvergießen. Es war alles genauso, wie ich es in Erinnerung hatte, bloß mit einem einzigen Unterschied, ich glaubte immer Thanatos hätte mich so brutal zugerichtet aber eigentlich war es Xantos gewesen.
Das volle Ausmaß des Überfalls konnte ich allerdings nicht sehen, da sich nur das vor meinen Augen abspielte, was ich von meinem Fenster auch sehen konnte.
Alles andere, was aus meinem Blickwinkel verschwand, war bloß ein schwarzer Fleck.
„ Risa...“ flüsterte Keith meinen Namen und kam dann langsam auf mich zu. „ Es tut mir leid, dass du das alles noch einmal durch machen musstest...“
„ Nein. Ich muss dir danken, dass du mich dazu gebracht hast, mich wieder zu erinnern.“ ich drehte mich lächelnd zu ihm um. „ Danke! Du hast es geschafft mich zu erreichen und mir den Mut gegeben, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.“
Betrübt sah er sich um, während er mich an sich drückte. Er hatte ja gewusst, dass der Überfall schlimm gewesen sein muss, aber dieses Blutbad übertraf seine Vorstellungen bei weitem.
Die Götter wurden regelrecht abgeschlachtet und das Hinterrücks und ohne jegliche Vorwarnung.
Gerade der Anblick der am Boden liegenden Kinder, schnürte ihm die Kehle zu. Welch unnützes Horror Szenario...
Sie waren alle völlig unschuldig und hätten kein Teil dieses kalten Krieges werden sollen. Genauso wenig wie ich...
„ Es ist wirklich schön dich wiederzusehen.“ lächelte ich und drückte mich fester an ihn.
„ Ja...“ war alles was er hervor bringen konnte.
„ Die Seelen der Kinder sind alle gerettet.“ ich bemerkte, wie traurig er die Kurzen ansah. „ Jeder einzelne von ihnen wird eines Tages wieder bei uns sein. Genauso wie Rika, Charon und Tartaros.“ ich drehte mich wieder von ihm weg und sah Thanatos dabei zu, wie er davon flog. „ Dafür werde ich Sorgen.“
„ Ich hätte dir diese Erinnerung so gern erspart...wirklich...“ seufzte Keith betroffen auf.
„ Mhm...“ ich schüttelte meinen Kopf. „ Dieses Ereignis hat mich erst zu der Göttin gemacht, die ich heute bin. Allein der Überfall hat mich dazu gebracht meine Fähigkeiten zu trainieren.“
Ich hob meine Hand und ließ diese Vision verschwinden. Die Umgebung veränderte sich und plötzlich befanden wir uns auf einem Übungsplatz. Dort stand ich als kleiner Zwerg mit einem riesigen Bogen in der Hand und versuchte diesen zu spannen. „ Ich hatte bis zu jenem Tag nicht einen Gedanken daran verschwendet, warum ich meine Kräfte und den Umgang mit Waffen üben sollte. Ich war doch Sicher...“
Keith sah meinem vergangenen Ich dabei zu, wie ich verzweifelt und mich aller Macht versuchte den Bogen zu spannen und dann von der Spannung in den Dreck geschleudert wurde.
Ich hörte wie der Herr hinter mir sich ein Lachen verkneifen musste und auch ich musste leicht schmunzeln.
„ Anfangs konnte ich nicht mal den Bogen spannen. Bin immer wieder hin gefallen, oder habe mich an dem Draht verletzt.“ ich zeigte ihm meinen Fortschritt so gesehen im schnelldurchlauf. Und irgendwann schaffte ich es ohne Probleme den Bogen zu spannen. „ Aber ich habe nie aufgegeben. Egal wie schmerzhaft meine Stürze oder Wunden auch waren, ich wollte es schaffen und dann habe ich es geschafft. Meine Finger hatten so viele Schnittverletzungen, dass ich gar nicht hinterher kam um sie alle zu heilen. Dennoch war ich ungemein Stolz auf mich.“
Als nächstes ging es darum, mit dem Pfeil die Zielscheibe zu treffen. Nun, ich traf alles... aber nicht das Ziel.
„ Nun konnte ich den Bogen zwar spannen, aber einen Pfeil abzuschießen, übertraf meine Fähigkeiten. Helios war wirklich sehr geduldig mit mir. Und hatte mich nie gerügt, wenn er einen meiner verirrten Pfeile abbekam. Aber dann... konnte mir keiner mehr was im Bogenschießen vormachen. Ich treffe mein Ziel sogar mit verbundenen Augen.“ lachte ich leise. „ Im Kampf mit einem Schwert bin ich zwar nicht ganz so gut. Aber trotzdem bin ich zu einem ernstzunehmenden Gegner geworden. Das alles habe ich Thanatos zu verdanken. Weil er mich beraubte, meiner Schwester das Leben nahm.“ wieder veränderte sich meine Vision und er sah sich selber, wie er meine Schwester nach Hause brachte. „ Ich war am verzweifeln. Wollte auch aufgeben. Aber allein der Gedanke daran, alle wieder zurück zu holen, die durch die Hand der Teufel vorzeitig ihr Leben ließen, trieb mich voran. Und natürlich mein Hass...“ im nächsten Moment standen wir auf einem Dach auf der Erde und sahen mir dabei zu, wie ich ein Teufel nach dem anderen killte. „ Ich glaubte den Lügen und Intrigen meines Volkes und stürzte mich hasserfüllt in sinnlose kämpfe. Das änderte sich erst, als ich ihn traf... ja...mit ihm fing alles an...“ plötzlich schossen Bäume um uns herum aus dem Boden und Dark kam auf uns zu getürmt, der im nächsten Moment von mir nieder'gesprungen' wurde. „ Ich rette einem Wesen der Unterwelt das Leben...was wir uns jetzt aber nicht anschauen müssen.“ hustete ich gerötet und ließ diese Erinnerung gleich wieder verschwinden. „ Durch ihn weckte ich Misaki's Interesse und den Rest kennst du ja.“ ich drehte mich wieder zu Keith um und lächelte ihn an. „ Ich bin meinen eigenen Weg gegangen und habe mich von den Fesseln meines Volkes befreit. Ich bin stärker als damals und werde mich nicht mehr in die Knie zwingen lassen. Ich bin nicht allein und genau das macht mich unbesiegbar. Ich habe euch. Und dass ist mehr als Thanatos, oder auch Xantos, jemals haben wird.“
„ ...“ schweigend lehnte er seine Arme um meine Schulter und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „ Ich sag doch, du bist eine großartige Göttin, mit einem unwahrscheinlich hellen Licht und einem unbeugsamen Willen.“
„ Lass uns gehen, Keith!“ sah ich lächelnd zu ihm auf. „ Es ist an der Zeit, dass ich aufwache.“
„ Ja, lass uns gehen.“
Kurz darauf verschwanden wir aus meinem Unterbewusstsein.

Als Keith seine Augen am nächsten Morgen öffnete, lag er allerdings allein in meinem Bett.
Der Teufel stand auch gleich auf, um nachzuschauen wo ich ab geblieben war und um sich zu vergewissern, dass ich mich wirklich wieder an alles erinnerte.
Gähnend schlenderte er ins Wohnzimmer und stellte dort entsetzt fest, dass die Balkontür sperrweit offen stand.
„ Sie wird jawohl nicht getürmt sein!!“ meinte er und raste zur Tür.
Ich war nicht getürmt, meine Wenigkeit stand auf dem Balkon, in der kalten Brise und einem Stürmischen Regenschauer und bloß mit meinem Nachthemdchen bekleidet. Ich hatte meine Augen geschlossen und meine Hände, so als würde ich beten, ineinander verschränkt.
„ Bist du denn des Wahnsinns!“ herrschte mich Keith auch gleich an und schlang seine Schwingen um meinen Körper, um mich etwas zu wärmen. „ Was machst du denn hier draußen? Willst du denn unbedingt erfrieren?“
„ Ich habe sie alle verraten...“ flüsterte ich. „ Rika...Charon. Elara muss so gelitten haben, während sie mir die heile Welt vorgespielt hatte. Und dann...“ ich kniff meine Augen zusammen und versuchte die Tränen zu unterdrücken. „ Und dann werfe ich Lucia an den Kopf, dass sie eine Lügnerin ist. Sage Sachen wie, dass ich Rika niemals darum gebeten hatte sich für mich zu opfern...und dass mir alles egal ist... wie konnte ich so was nur sagen? Wie konnte ich meine eigene Schwester so sehr verletzten?“
„ Du hast sie nicht verraten, Risa!“ sagte Keith. „ Du hattest dein Gedächtnis verloren und dann Angst vor deiner Vergangenheit bekommen. Und wer könnte, nach allem was du durch machen musstest, dass nicht verstehen?“
„ Ich kann es nicht verstehen!!“ fauchte ich mich selbst an. „ Ich kann es nicht verstehen, warum ich mich wie ein Feigling versteckt habe! Warum habe ich meine Ziele aus den Augen verloren? Wie konnte ich nur vergessen, dass ich sie retten will!!“ wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. „ Ich...ich könnte mich dafür Ohrfeigen...“
„ Du hast das doch nur kurzzeitig vergessen und warst schon wieder dabei, deine Ketten zu lösen und dass hättest du auch ohne meine Hilfe geschafft. Nun mach dich nicht so fertig.“ sprach er auf mich ein. „ Du warst nicht her deiner Sinne und wusstest nicht was du sagst. Zudem ist deine Schwester auch gleich mit der Tür ins Haus gefallen und hat dich mit ihren Erzählungen umgehauen. Nimm dir das alles nicht so zu Herzen. Wir können alle nachvollziehen, warum du dich zurück gezogen hast.“
„ ...“ schwieg ich dazu nur.
„ Hey! Du wirst dich davon doch jetzt nicht unterkriegen lassen, oder?“ harkte er flüsternd nach.
„ Nein...natürlich nicht.“ ich sah zu ihm zurück und versuchte mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
„ Deine Lippen sind ja schon ganz blau!!“ fuhr er mich plötzlich an. „ Wie lange stehst du denn schon hier??“
„ Öhm...keine Ahnung...?“
„ DAS ist schon viel zu lange!! Du wirst dir echt noch den Tod holen!!“ bestimmend griff er nach meiner Hand und zog mich mit sich ins warme Zimmer zurück.
Brummend suchte er eine Decke, die er mir über die Schulter lehnte und drückte mich dann wieder an sich.
Teufel froren nicht und ihnen war auch nicht heiß. Sie konnten ihre Körpertemperatur so steuern, dass sie immer die Wärme hatten, dass es für sie angenehm war.
Sie waren sozusagen wandelnde Heizungen oder Klimaanlagen.
Auch wenn Keith nur ein halber Teufel war, traf das auf ihm trotzdem zu.
Mit gesenktem Blick lehnte ich meinen Kopf an seine Brust und genoss die Hitze, die von seinem Körper ausging.
„ Vielleicht solltest du heiß duschen gehen? Und währenddessen mache ich uns Frühstück. Was hältst davon?“
„ Ja, das wird wohl das Beste sein.“ seufzte ich.
„ Na dann los. Geh dich aufwärmen.“
Obwohl er ja auch recht warm war. Richtig angenehm, eigentlich würde ich viel lieber hier stehen bleiben und von ihm umarmt werden.
Er roch auch viel besser als meine Dusche, zum einwickeln verführerisch...
Und dann erst das Gefühl seiner Haut, die ich unter meinen Fingern ertasten konnte.
Ich musste mir wohl eingestehen, dass ich unbedingt zum Psychiater musste. Warum sonst sollte ich so stark auf ihn reagieren, wenn nicht durch meine Geistige Erschöpfung?
Ja, ich war überzeugt davon, dass in meinem Unterstübchen etwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging.
Seufzend löste ich mich von ihm und schlenderte zu meinem Schlafzimmer hin, dort griff ich mir ein Paar neue Klamotten und verschwand danach im Bad.
Die Dusche tat mir wirklich verdammt gut und wärmte mich bald schon vollständig auf. Das Wasser tat mir so gut, dass ich neue Energie auftanken konnte.
Ich sah nicht mehr alles so pessimistisch und schwarz, denn auch mein Gedächtnisverlust hatte etwas Gutes.
Ich hatte neue Verbündete kennen gelernt, mich neu gefunden und vor allem: wurde mir bewusst, dass ich von meiner Angst gesteuert wurde.
Gelenkt von den schlechten Erinnerungen, die meine Seele in Ketten legten. Alpträume die mich nachts heimsuchten, setzten mir noch zusätzlich zu.
Aber nun, hatte ich damit abgeschlossen. Ich würde mich nie wieder von der Panik steuern lassen, so als wäre ich eine hirnlose Marionette. Nein, diese Zeiten waren ein für alle Male vorbei.
Ich hatte mich wieder beruhigt und wusch mir nun summend meine Haare und seifte meinen Körper dann mit einem wohl duftenden Gel ein.
Als ich mit Duschen fertig war, band ich mir ein Handtuch um meinen Körper und tapste dann zu meinem Waschbecken hin.
Ich war gerade dabei, meine Zähne zu putzen, als ich den Dampf auf meinem Spiegel mit dem Arm weg rieb und eine ungewöhnliche Entdeckung machte.
„ Hoppla, was ist das denn?“ fragte ich mich erstaunt, als ich den blauen Fleck an meinem Hals entdeckte. „ Bin ich etwa schon angefroren, oder wie?“
Als ich mit dem Finger drüber strich, fiel mir alles urplötzlich wieder ein. Fast wie versteinert ließ ich meine Zahnbürste fallen und starrte den Knutschfleck entsetzt an.
„ Nein... dass kann nicht sein... ne...nein...“ stammelte ich. „ Ich hab doch nicht...och nö... bitte nicht...“ doch dann kniff ich meine Augen zusammen.
Nun verstand ich auch, warum ich so stark auf seinen Körper reagierte und warum mir seine Nähe so ungemein gut tat.
Unfassbar, ich hatte mit dem Freund meiner Schwester geschlafen!! Bin voll auf das Schicksal angesprungen und meiner Bestimmung hinterher gejagt.
Dabei hatte ich mich so erfolgreich dagegen gewehrt!!
„ AAAARRRRRGGGGHHHHHHH!!!“ brüllte ich das ganze Haus zusammen.
„ Risa!“ sagte Keith entsetzt meinen Namen und kam ins Badezimmer gestürmt. „ Was ist los?? Warum schreist du so?“
„ WAS ist DAS???“ stauchte ich den Teufel zusammen und zeigte gleichzeitig auf den Fleck auf meinen Hals.
„ Mhm...“ er atmete erleichtert aus und lehnte sich dann gegen den Türbalken. „ Ein Knutschfleck ist das.“
„ Ach was??? Nein! Das hätte ich ja jetzt nie gedacht!!“ ich atmete schwer aus und ließ mich dann auf die weiche Badematte fallen. „ Wie konnte das nur geschehen...“ jammerte ich, ließ mich nach hinten fallen und verbarg mein Gesicht mit den Händen. „ Ausgerechnet mit dir...“ dann starrte ich den Prinzen wieder an. „ Warum hast du mich nicht abgehalten?? Du hättest es mir ausreden MÜSSEN!!“
„ Ich habe es doch versucht!“ rechtfertigte er sich.
„ Wie konntest du das nur zulassen!? Du reagierst doch eigentlich gar nicht auf mich! Das hattest du mir damals in der Dusche doch eindeutig bewiesen.“
„ Zu der Zeit musste ich dich nicht zwangsweise an mich ran lassen und du hast dich auch nicht so hartnäckig an mich ran geschmissen.“
„ Du hast recht...“ seufzte ich erneut theatralisch auf. „ Es tut mir leid, dass ich uns in so eine Situation gebracht habe.“ murmelte ich. „ Aber keine Sorge, ich werde dir nicht mehr auf die Pelle rücken.“
„ Schon ok.“ meinte er und betrachtete währenddessen meinen Körper, der ja bloß von einem Handtuch verdeckt wurde.
Ihm wurde bewusst, dass er noch immer auf meinen Anblick reagierte. Was aber auch kein Wunder war, schließlich kam er gestern noch in den Genuss meiner Nähe.
„ Jetzt muss ich ja nur noch mal mit Misaki schlafen, um bei der rechten Hand des Prinzen anzufangen, dich hatte ich ja jetzt schon und danach noch mit Tartaros und ich habe mich einmal komplett hoch geschlafen!“ ich seufzte wieder deprimiert auf und drehte Keith den Rücken zu. „ Und dann werde ich die Königin der Teufel! Ein Traum...“
Das war natürlich ironisch gemeint, aber der Herr an meiner Tür, fand dass ganz und gar nicht witzig.
Die Eifersucht flammte gleich in ihm auf, da konnte er sich noch so dagegen wehren. Er wollte sich nicht vorstellen, wie ich mit einem anderen schlief und schon gar nicht mit Misaki.
Der hatte den Stein ja erst ins Rollen gebracht. Nur durch seine Lüge, dass er mich genagelt hatte, brachte Keith dazu die Beherrschung zu verlieren.
Mit festen Schritten kam der Prinz auf mich zu, drückte mich auf den Rücken und beugte sich dann über mich.
„ H-Hast du sie noch alle??“ fauchte ich ihn gerötet an und versuchte gleichzeitig von ihm weg zu rutschen. „ Du brauchst nicht mehr meinen Freund zu spielen! Geh runter von mir!!“
Doch er hörte mir nicht zu und ignorierte meine Abwehr versuche. Bestimmend lehnte er seine Hand an meine Wange und küsste mich, allen Ernstes, auf den Mund!
Ich riss erstaunt meine Augen auf und wedelte wie wild mit meinen Armen unter ihm. Mein verräterischer Körper reagierte sofort auf den Kuss und ein erregendes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit.
Entsetzt über dieses Verlangen, was er in mir zum lodern brachte, versuchte ich verstärkt ihn von mir runter zu kicken.
Allerdings fiel es mir auch verdammt schwer, den sehnsüchtigen Kuss nicht zu erwidern.
Was war nur in ihn gefahren, dass er so akribisch darauf hinarbeitete, dass ich die Kontrolle über mich verlor?
Hatte er Rika denn schon vergessen? Das konnte doch nicht sein. Oder war das einfach alles rein körperlich?
Jedenfalls war er nahe dran, meine Abwehr zu durch brechen.
Verführerisch zog er mit der Zunge die Konturen meiner Lippen nach, die ich verzweifelt zusammen presste.
Ich konnte ihn ja nicht mal anschreien oder zur Sau machen, weil er das gleich ausnutzen würde und mich dann völlig um den Verstand bringen würde.
Dann hob er seinen Kopf leicht an und sah mir direkt in die Augen.
Meine Wangen waren leicht gerötet und mein Atem ging jetzt schon verräterisch schnell.
Außerdem konnte man in meinen Augen das Verlangen klar erkennen, was er in mir, mit solch einer Leichtigkeit, zum brennen brachte.
>Oh ich würde ihm so gerne die Augen auskratzen!!< schnaufte ich innerlich auf.
Ich war fest entschlossen, mich nicht von ihm einwickeln zu lassen, das wäre ja auch noch schöner.
Aber leider hatte ich die Rechnung da ohne den Wirt gemacht... Keith war ein Meister der Ablenkung und das bewies er mir nun wieder.
Langsam glitt seine Hand zu meinem Oberschenkel hin und arbeitete sich dort weiter vor.
„ Keith!! NEIN!!“ erschrocken riss ich meine Augen auf und wurde im nächsten Moment erneut von ihm geküsst. „ Nicht...“ stammelte ich leise, konnte mich seinem äußerst verführerischen Spiel mit der Zunge jedoch nicht entziehen.
Der Teufel nahm mich immer mehr gefangen und sorgte dafür, dass ich vollkommen seinem Bann verfiel und den Kuss leidenschaftlich erwiderte.
Wie konnte es nur soweit kommen? Ausgerechnet mit Keith... wo war der Schlag auf den Kopf, wenn man ihn mal brauchte??
Zum Glück löste sich Keith von mir, bevor wir richtig zur Sache kommen konnten. Seufzend stand er auf, gerade da, als ich gierig über seine nackte Brust streichelte, und ging dann Richtung Tür.
„ W-Was sollte das denn??“ zischte ich ihn an.
„ Das war die Belohnung dafür, dass ich dich zurück geholt habe...“ ich könnte schwören dass da ein schwaches Grinsen auf seinen Lippen zu sehen war.
„ Wie bitte??? Hatte mein 'Danke' denn nicht gereicht?“ stauchte ich ihn empört zusammen.
„ Das war ein guter Anfang gewesen.“
„ Oh!“ schnaufte ich erbost auf und bewarf den Prinzen mit dem erst besten, was mir in die Hände fiel, nämlich einem klitschnassen Waschlappen. „ DU DÄMON!!!“
Ich traf Keith mitten ins Gesicht und konnte mir ein schadenfrohes Lachen wahrlich nicht verkneifen.
„ ...“ er strich sich das Wasser aus dem Gesicht und starrte mich dann mit einem Blick an, der von baldiger Rache sprach. „ Das bekommst du zurück! Und zwar genau dann, wenn du es am wenigsten erwartest.“
„ Ja klar!“ lachte ich noch immer.
„ Du wirst schon sehen, aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“ murmelte er und verließ das Bad.
Eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung machte sich in mir bereit. Der eine Teil hätte gegen seine sofortige Rache nichts gehabt, der andere Teil allerdings wollte so viel Abstand wie möglich aufbauen.
Er liebte nun mal Rika und ich wollte kein Ersatz für sie sein. Von daher wäre es mir fast lieber, wir würden uns wieder an zicken...


Hallo ihr Lieben =)
Ich bin wieder da xD Ich hoffe die Pause war nicht all zulang =/
Werde mich nun bemühen wieder regelmäßig neue Kapitel on zu stellen.
Aber seit etwas nachsichtig mit mir, so kurz nach einer Kur ist das Heim kommen noch stressig und mein Kopf steht mir auch noch nicht da wo er sein sollte.
Danke für euer Verständnis ^-^

LG

Arisu

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.05.2012

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