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Kapitel 17. Endlich wieder zu Hause



Nach einer Herzzerreißenden Verabschiedung von meinem Priester und Naoki, machte ich mich also mit den Schlächtern, meiner Katze und Patty auf den Weg nach 'Hause'.
„ Hier wohnt ihr?“ harkte ich erstaunt nach, als ich das alte Gebäude sah. „ Das sieht ja aus wie ein Geisterhaus.“
„ Keine Sorge. Da leben keine Geister drin. Nun komm.“ murmelte Keith und griff nach meiner Hand.
Lächelnd erwiderte ich seine kleine Geste und folgte ihm bereitwillig ins Haus. Um dort gleich den nächsten Anfall zu bekommen, was aber eher an der dunklen Präsens lag, die hier gegenwärtig war und mich unnachgiebig zu erdrücken versuchte.
Aber warum konnte dieses bisschen Dunkle Aura mir so zusetzen? Ich war doch die Göttin des Lebens, eine der mächtigsten Götter überhaupt und dann wurde ich von so nem Kinderkram in die Knie gezwungen? Irgendwas stimmte hier doch nicht.
Dieses Gefühl der Hilflosigkeit und die Teuflische Aura, die mir den Atem raubte weckte in mir den Verdacht, dass ich das alles schon einmal erlebt hatte.
Aber nein, ich wollte mich daran nicht Erinnern, wollte mein neues, Sorgen freies Leben nicht wieder aufgeben.
Tief in meinem inneren, wusste ich, dass mir was schlimmes widerfahren sein musste, ahnte, dass Charon nicht auf Kythos geblieben war.
Aber verdammt noch mal, ich wollte mich nicht ergeben! Wollte dem pochendem Verlangen nicht nachgeben, das unaufhörlich nach der Wahrheit schrie.
Ich war fest entschlossen an meiner eigenen Welt festzuhalten und nichts böses herein zu lassen.
Deshalb musste ich schnellstmöglich diese Empfindungen verscheuchen, die diese Teufel in mir auslösten und die gefährlich lange an meinem inneren Schloss zerrten.
Mit einer Druckwelle aus reiner Magie verbannte ich die verpestete Luft und konnte endlich wieder frei durch atmen.
„ Tut mir leid. Ich vergaß das du mit unserer Aura nicht klar kommst.“ beugte sich Misaki zu mir runter und half mir beim aufstehen. „ Ist alles in Ordnung?“
„ Sicher...“ gab ich völlig außer Atem von mir. „ Es ist alles bestens.“
Insgeheim hatten die Schlächter meine Empfindlichkeit was ihren Präsens betraf natürlich nicht vergessen, sie hofften einfach nur, dass mir der Lauf gegen eine Wand meine Erinnerungen wieder brachte. Aber da hatten sie nicht mit meiner Willenskraft gerechnet. Denn die war härter als jedes Material dieser Welt.
„ Führt ihr mich dann mal rum?“ schaute ich meinen Freund an. „ Wo ist denn unser Schlafzimmer?“
„ Unser Schlafzimmer?“ wiederholte Keith meinen Satz. „ Wir haben getrennte Schlafzimmer, das wolltest du so...“ völlig Unrecht hatte er damit ja nicht..
„ Warum dass denn?“ zog ich fragend eine Augenbraue hoch. „ Wenn wir schon zusammen wohnen, ist es doch was ernstes zwischen uns, oder nicht?“
„ Ja...sicher. Aber du wolltest mit dem zusammen schlafen bis nach der Hochzeit warten.“
„ Heißt das also, dass wir VERLOBT sind??“ gab ich erstaunt von mir.
„ N-Nein!!“ der Prinz wusste einfach nicht, wie er mit mir oder der Situation umgehen sollte. Er fürchtete sich davor, dass ihm das ganze über den Kopf wuchs und er die Kontrolle über das Spiel oder sich verlor. „ Wir sind noch nicht verlobt...“
„ Du meinst also, ich bin mit dir zusammen, ohne dass wir uns gegenseitig körperliche Nähe schenken?? Das ist doch Albern!“ verschränkte ich die Arme vor de Brust. „ Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter, wo man Jungfräulich in die Ehe geht.“
„ Dir war das aber besonders wichtig. Damit dich nicht das Gefühl beschleicht, dass ich es nur auf deinem Körper abgesehen habe.“ baute er sich eine Mauer aus Lügen auf.
„ Na dann habe ich gute Nachrichten für dich!“ strahlte ich ihn an. „ Ab jetzt ist mir das nicht mehr wichtig! Wir können uns also so richtig austoben!“ rief ich und sprang dem Teufel in die Arme.
„ DAS halte ich für keine gute Idee.“ er packte mich an die Schulter und schob mich leicht von sich weg. „ Ich will ja nicht dass du mich später dafür verachtest.“
„ Verachten...?“ blickte ich ihn verblüfft an. „ Bist du so schlecht?“
„ Ich glaube nicht, dass das hier der richtige Ort für solche Gespräche ist.“ er deutete mit dem Kopf in Patty's Richtung. „ Hier sind Minderjährige anwesend.“
„ Ach! Lasst euch von mir nicht stören. Macht ruhig weiter.“ sie fand es spannend zu beobachten, wie Keith sich aus dieser verzwickten Lage wieder heraus winden wollte.
„ Na, dann reden wir halt gleich in deinem, jetzt unserem, Zimmer weiter. Aber erst schaue ich mich hier ein wenig um.“ meinte ich fröhlich und sah mich in der unteren Etage um.
„ Wo soll dass nur enden...“ murmelte der Prinz vor sich hin und strich sich dann seufzend durchs Haar.
„ Keine Sorge, Keith. Du packst das schon!!“ fieberte Patricia mit.
„ Ja genau.“ stimmte Misaki ihr zu. „ Zur Not haben wir einen Schrank voller Alkohol und einiges an Schlafmitteln.“
„ Ich kann sie doch nicht einfach abfüllen oder ruhig stellen!!“ protestierte Keith.
„ Wenn du es lieber in Kauf nehmen willst, dass sie Nachts über dich herfällt, bitte.“ zuckte der Seelendieb mit der Schulter. „ Würde dir bestimmt auch ganz gut tun.“
„ Hast du sie noch alle??“ herrschte er seinen Kumpel an. „ Du weißt doch ganz genau dass ich mit ihrer Schwester zusammen bin!! Wie glaubst du also wird sich Risa fühlen, wenn sie sich daran erinnert, was sie mit mir angestellt hat??“
„ Und wie würdest du dich fühlen?“ kam Misa ihm mit einer Gegenfrage. „ Du sprichst die ganze Zeit nur davon, was Risa denken oder fühlen könnte. Aber was ist denn mit dir? Würdest du das verkraften?“
„ Natürlich nicht!! Oder meinst du ich würde mich sonst so gegen dieses bescheuerte Schauspiel wehren??“
„ Wenn du nichts für sie empfindest, dürfte es dir doch nicht schwer fallen die Finger bei dir zu lassen, also verstehe ich deine ganze Aufregung nicht.“ sah Misaki ihn an. „ Ich bin mir sicher, dass du der einzige bist, der dieses Schauspiel, wie du es nennst, aufrecht erhalten kann, ohne dass Risa irgendwas bereuen muss.“
„ Und was soll dass jetzt wieder heißen?“
„ Dass ich, wenn ich an deiner Stelle ihr Freund spielen müsste, mich nicht so perfekt im Griff hätte und mir die Chance nicht entgehen lassen würde, ihr nah sein zu können. Und dann würde sie sich wirklich für das Hassen, was sie in ihrem Halbwissen angestellt hat.“
„ ...“ schweigend musterte Keith seinen Freund. „ Vermutlich hast du recht...“
„ Natürlich habe ich recht. Wie immer halt.“
Kurz darauf stieß ich dann wieder zu ihnen.
„ Die Wohnung hat einen dunklen Touch, das gefällt mir.“ rief ich ihnen fröhlich zu, während ich die Treppe hoch schlenderte. „ Kein Wunder also, dass ich in meiner Wohnung nicht bleiben wollte.“
„ Wo willst du hin?“ fragte mich Patty.
„ Na ich möchte mir den Rest des Hauses auch noch ansehen.“
„ Mh...“ brummte Keith, doch dann Riss er die Augen auf und lief mir wie von der Tarantel gestochen nach. „ Warte!“
Das ganze Kartenhaus voller Lügen könnte mit einem Blick in seinen Raum zusammen brechen, wenn ich dort das Foto, oder eher die Fotos von Rika entdecken würde. Und wie sollte er mir das dann erklären? Mir plausible Gründe nennen, ohne dass ich Verdacht schöpfte und meine schützende Behausung verließ. Ihnen also wieder mal den Rücken kehrte und unter tauchte.
„ Was ist denn?“ sah ich zu ihm zurück.
„ Misaki führt dich rum.“ gab der Prinz von sich und verschwand dann in seinem Zimmer.
Er wollte Rika nicht aufgeben, dennoch musste er zum wohle ihrer geliebten Schwester die Fotos weg räumen.
Als er den letzten Bilderrahmen in die Hand nahm, schaute er sich das Bild aus glücklicheren Tagen an. Es war eins der wenigen Erinnerungsstücke, die ihm von seiner großen Liebe geblieben war.
Seufzend legte er die Fotografie in eine Schublade und schloss diese mit einem beklemmenden Gefühl.
„ Wie konnte man mich nur so weit bringen...?“ flüsterte er mit gesenkten Augen.
Dann verließ er sein Zimmer wieder und suchte nach mir.

Ich stand gerade in Rika's Zimmer und war total erstaunt darüber, dass ich ihre Aura hier spüren konnte.
„ Was macht denn Rika's Aura hier...?“ fragte ich die Schlächter hinter mir verblüfft. „ Hat sie uns öfter besucht?“
„ Ja... das hat sie..“ antwortete Keith mir leise.
Mit einem ganz merkwürdigen Gefühl drehte ich mich zu ihm um und betrachtete den Teufel, der mein Freund sein sollte, schweigend.
Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie mir hier alle einen vormachten. Keith verhielt sich einfach nicht wie jemand, der seine Freundin Wochenlang nicht sehen konnte und die zudem noch Spurlos verschwunden war. Dafür war er doch zu kühl und abweisend.
Ich wusste nicht warum sie das tun sollten, aber ich wollte garantiert keine Schachfigur in irgendeinem Spiel sein, die nach belieben hin und her geschoben wurde.
Und dass sich Keith allen Zärtlichkeiten entziehen wollte, was die getrennten Zimmer bewiesen, bestärkte mich in dem Verdacht, dass sie mich für irgendwas benutzen wollten.
Wie eine Marionette die von den Teufeln gesteuert wurde, aber nicht mit mir. Es war mir egal was sie von mir wollten, oder ob sie dass wirklich nur zu meinem besten taten, ich würde nicht nach ihrer Pfeife tanzen.
Da ich aber auch noch die klitzekleine Idee hatte, dass wir uns vor meinem Verschwinden arg gezofft haben könnten, wollte ich den Prinzen einen allerletzten Test unterziehen, bevor ich mich aus den Staub machte.
„ Kannst du uns eben allein lassen, Misaki?“ sah ich ihn lächelnd an.
„ Sicher.“ er verließ den Raum und schloss die Tür von außen.
Als ich dann wieder zu meinem 'Freund' sah, trafen sich unsere Blicke. Für meinen Seelenfrieden und der unerfüllten Sehnsucht die ich verspürte, hoffte ich inständig, dass er diesen Test bestand.
„ Also? Was gibt es?“ schaute er mich fragend an.
„ Naja, du hast dir doch bestimmt die ganze Zeit große Sorgen um mich gemacht.“ flüsterte ich und ging auf ihn zu. „ Da solltest du doch eigentlich froh sein, wenn du mit mir allein bist!“
Zärtlich schmiegte ich mich an seine Brust und zeichnete mit dem Finger kleine Kreise auf seinen Bauch.
Langsam und sachte lehnte er seine Arme um meinen Körper und drückte mich noch sanfter an sich, fast so als hätte er Angst davor mich zu berühren.
„ Ich habe mir Riesen große Sorgen um dich gemacht und wäre beinahe Wahnsinnig geworden..“ gab er offen zu.
„ Mhm...“ ich sah zu ihm hoch und stellte mich dann auf Zehenspitzen. „ Dann sollte ich den offenen Wunden beim verheilen helfen.“ hauchte ich ihm zu.
Doch gerade als ich ihn küssen wollte, also einen Schritt über die Freundschaftlichen und harmlosen Gesten hinaus ging, machte er wieder einen Rückzieher und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
Dafür bekam er dann den ersten Minus Punkt, als ich ihn dann am Hals küsste und mich fester an ihn presste, entzog er sich mir erneut. Nun bekam er eine dicke fette sechs mit mindestens fünf Minus Zeichen hinten dran.
„ Ich bin jetzt nicht in Stimmung, Risa.“ murmelte er.
Aber für mich, war das nun Beweis genug, dass er nie im Leben mein Freund sein konnte.
Energisch trat ich ein paar Schritte zurück und suchte eine geeignete Fluchtmöglichkeit. Da er vor der Tür stand, war das keine Möglichkeit aber zum Glück gab es hier ein Fenster, aus dem ich verduften konnte.
Aber als allererstes würde ich diesem Arsch die Meinung geigen.
„ Hast du wirklich geglaubt, ihr könntet mich so leicht Kontrollieren?“ starrte ich ihn ernst an. „ Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich, dass ich euer Spiel nicht durchschauen würde?“
„ Wovon redest du bitte?“
„ Nun stell dich doch nicht dümmer an, als du sowieso schon bist!!“ fauchte ich ihn erbost an. „ Du bist doch gar nicht mein Freund!! Ihr wollt doch bloß, dass ich bei euch bleibe, damit ihr mich für eure dreckigen Spiele missbrauchen könnt.“
„ Wie kommst du denn da drauf? Das stimmt doch gar nicht.“
„ Ach hör doch auf! Wenn du wirklich mein Freund wärst, wie du mir weiß machen willst, dann würdest du dich verdammt nochmal anders verhalten.“ ich stemmte meine Hände in die Hüfte und fuhr dann fort. „ Dann wärst du nicht so kalt und abweisend. Und würdest dich weiß Gott nicht so auf Abstand halten. Ihr müsst mich wirklich für Sau blöd und Naiv halten. Das ich bis nach der Hochzeit warten will, war doch auch nur eine dämliche Ausrede von dir, damit du mir ja nicht zu nahe kommst. Du kannst jetzt also aufhören so zu tun, als wärst du mein Freund. Ich habe dich durch schaut.“ mein Blick wanderte wieder zu dem Fenster hin, dennoch zögerte ich da drin, mich aus dem Staub zu machen. Mein Körper reagierte ja trotzdem irre heftig auf ihn und dafür hätte ich gern eine glaubhaft Erklärung von mir selbst.
„ Ich mache dir gar nichts vor, Risa!“ natürlich blieben ihm meine ständigen Blicke zum Fenster auch nicht verborgen und so kam er einen Schritt auf mich zu. „ Wir sind wirklich ein Paar.“
„ Pfff. Das kannst du echt deiner Oma erzählen, vielleicht glaubt die dir ja eher.“ fauchte ich ihn an. „ Ich glaube dir nämlich kein einziges Wort mehr!! Du kannst dir eine andere Dumme suchen, die auf dein widerwärtiges Spiel herein fällt!“
Da er noch immer nichts unternahm, um mich von unserer Beziehung zu überzeugen, war es für mich jetzt Sonnenklar, dass er mich nicht wollte.
Wütend über diesen Teufel und über meine Naivität, dass ich beinahe auf den herein gefallen wäre, schleuderte ich ihm eine blendende aber ungefährliche magische Attacke ins Gesicht, nahm meine Götter Gestalt an und türmte dann aus dem Fenster.
„ Risa!!“ schrie er erschrocken meinen Namen.
Aber ich sah nicht mehr zurück, sondern beeilte mich extra, um von ihm weg zu kommen, ehe er mich wieder einfangen konnte.
„ Mist!!“ gab er verstimmt von sich und hastete mir hinterher.
Keith wollte es keinesfalls riskieren, dass ich wieder für Wochen von der Bildfläche verschwand und dass dann auch noch mit diesem gefährlichen Halbwissen. Er musste mich einfach zurück holen, koste es was es wolle.
„ Risa!! Nun warte doch mal.“
„ Lass mich doch einfach in Ruhe!!“ brüllte ich ihm zu und erhöhte meine Geschwindigkeit.
Ich flog durch die Stadt, durch schmale Seitenstraßen, durch den Park und versuchte ihn schließlich im Wald abzuhängen. Aber dieser Kerl war anhänglicher als Fußpilz. Wenn er mir das doch schon früher gezeigt hätte...
Dabei machte ich es ihm mit meinem Zick Zack Marathon Flug echt nicht leicht, aber ich konnte ihn einfach nicht abschütteln und dann glaubte ich zu wissen woran das lag. Nämlich an meiner Aura.
So schnell ich konnte, flog ich wieder durch die Straßen, solange bis er mich wenigstens für einen kurzen Moment aus den Augen verlor.
Dann nahm ich meine menschliche Gestalt wieder an und landete, wie eine Katze, auf meinen Beinen und stürmte einen Schleichweg entlang, der direkt in den Wald führte.
Völlig außer Atem lehnte ich mich an einen Baum und beugte mich keuchend nach vorne.
Scheinbar hatte ich ihn endlich abgehängt. Einige Minuten stand ich an diesem Baum und versuchte meine innere Ruhe wiederzuerlangen.
Jedenfalls hatte sich meine Atmung etwas verbessert. Seufzend lehnte ich meinen Kopf an das Gewächs und schloss die Augen.
Die Stille war so beruhigend, das einzige was in der Dunkelheit wieder hallte, waren die Rufe der Eulen und das Geräusch eines riesigen, flatternden Vogels. Zweifellos waren da die Charakteristischen Laute von großen Flügeln, oder Schwingen.
>Schwingen?< riss ich dann erstaunt die Augen auf, doch es war bereits zu spät.
Keith landete vor mir und drückte mich zurück an den Baum, als ich erneut das Weite suchen wollte. Er griff sich meine Hände und hielt diese über meinem Kopf gedrückt fest.
„ MAANN!!“ fauchte ich ihn erbost an. „ Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“
„ Weil ich es nicht riskieren will, dass du wieder einfach verschwindest und ich vor Sorgen um dich durch drehe!“ fauchte er zurück. „ Und nun hör mir doch endlich zu!“
„ Ich will dir aber nicht zuhören! Ich will einfach nur dass du mich los lässt und endlich abhaust!!“ ich starrte ihn wutentbrannt an. „ Es sei denn natürlich du willst dass ich dir dahin trete, wo es dir am meisten weh tut!!“
„ Und du glaubst wirklich, dass ich davon auch nur einen Lufthauch spüren werde?“ machte er mich auf seine Stahlhaut aufmerksam.
„ Grummel...“ nuschelte ich irgendwas unverständliches vor mich hin.
„ Wirst du mir jetzt endlich zuhören?“
„ Nein. Aber ich werde anfangen zu schreien, wenn du mich nicht augenblicklich los lässt.“
„ Nun hör mir doch erst mal zu!!“
„ NIEMALS!!“ zischte ich ihn an. „ H-I-L-F- Hmpf!!!“ unterbrach er mein Geschreie indem er mir den Mund zuhielt.
„ Na gut, wenn du es unbedingt so haben willst. Aber wehe du machst mich später dafür verantwortlich!!“ gab er verärgert von sich und nahm seine menschliche Gestalt an.
Erstaunt riss ich meine Augen auf, als Keith den Kopf senkte und mich leidenschaftlich auf den Mund küsste.
Ich war völlig perplex und Überrascht zugleich. Da küsste der mich doch tatsächlich mit solch einem unglaublichen Verlangen, dass ich das Gefühl hatte, dass die Erde bebte.
Langsam ließ er meine Hände los und stützte sich mit einem Arm hinter mir an dem Stamm ab, mit der anderen Hand drückte er mich fester an sich.
Na gut, vielleicht hatte ich mich doch geirrt und Keith war wirklich mein Freund. Vielleicht hatten wir einen heftigen Streit, der ihn so kalt werden ließ. Das war für mich jetzt zu mindestens ganz logisch.
Denn gerade weil er mich so feste an sich presste, konnte ich genau spüren, wie stark sein Körper auf mich reagierte. Und das konnte er mir nicht vor spielen.
Leidenschaftlich erwiderte ich den Kuss und schlang meine Arme um seinen Nacken, so konnte ich mich gleichzeitig an ihm fest klammern, sollten meine Knie weich werden.
Bereitwillig nahm er mich dann allerdings auf den Arm, ehe ich den Boden unter den Füßen verlieren konnte und drückte mich mit dem Rücken gegen den Baum.
„ Und ...“ stammelte er vor sich hin, während er versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. „ Wirst du mir jetzt endlich zuhören?“
„ Ok..“ flüsterte ich leicht gerötet.
„ Wir hatten einen riesigen Streit, bevor du verschwunden bist.“ begann er zu erzählen schien mich währenddessen aber nicht runter lassen zu wollen. „ Ich war wütend, weil du keine Gelegenheit ausgelassen hast, um mich Eifersüchtig zu machen. Oder meinst du ich finde es gut, wenn meine Freundin vor meinen Augen mit einem anderen Flirtet?“ zog er sich schnell aus den Fingern. Er konnte ja schlecht sagen, dass er sich an eine andere ran gemacht hatte, dann würde ich ja erst recht abhauen. Deshalb musste ich jetzt mal den Buhmann spielen. „ Deshalb war ich so kalt...“
>Also doch der heftige Streit...< dachte ich verstimmt.
„ Tut mir leid...“ murmelte ich und wurde beinahe erdrückt von meinem schlechten Gewissen. „ Ich wusste ja nicht, dass ich so eine Scheiße angestellt hatte...“
„ Schon ok...“ murmelte er vor sich hin. „ Eigentlich wollte ich dir das auch gar nicht sagen. Ich hätte mich schon wieder beruhigt. Schließlich bin ich wirklich froh darüber, dass du wieder an meiner Seite bist.“
„ ...“ schweigend senkte ich meine Augen und richtete seinen Kragen.
„ Was ist los?“
„ Wenn ich wirklich so furchtbar bin, warum bist du dann noch mit mir zusammen?“ harkte ich leise nach und spielte dabei mit einer silbernen Strähne. „ Hätte ja sein können, dass ich mit einem anderen durch gebrannt bin.“
„ Nein, dass hättest du nicht getan.“
„ Was macht dich denn da so sicher? Wenn ich doch sowieso schon offen mit allen Geflirtet habe, warum sollte ich da nicht mit einem durch brennen?“
„ Weil du weißt, dass ich dich brauche. Und du mein einziges Licht in der Dunkelheit bist.“
„ Mhm.“ lächelte ich ihn an. „ Das hast du aber schön gesagt.“
„ Wirst du nun freiwillig mit nach Hause kommen, oder muss ich dich zu deinem Glück zwingen?“
„ Kommt drauf an was du unter zwingen verstehst!“ schmunzelte ich leicht.
„ Willst du das wirklich heraus finden?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch.
„ Ne...ich denke ich habe dir genug Ärger bereitet.“
„ Gut, dann lass uns gehen.“ lächelte er und setzte mich ab. „ Wir haben ja jetzt einen kleinen Marsch vor uns.“ kurzer Hand lehnte er seinen Arm um meine Schulter und drückte mich fester an sich.
Er war überzeugt davon, dass er dieses Spiel, ohne Folgen erleiden zu müssen, durch ziehen konnte, solange er eine gewisse Grenze bloß nicht überschritt.
Allein der Gedanke daran, wie ich auf Xantos treffen könnte und keiner meiner Schützer in der Nähe war, um mich zu retten, reichte ihm aus, um aus sich eine Marionette zu machen.
Und wenn ich mein Gedächtnis dann irgendwann wiedererlangt haben sollte, würde ich seine Vorgehensweise schon verstehen. Davon ging er zu mindestens aus.
Er musste mich schließlich beschützen, so konnte er wenigstens einen kleinen Teil seiner Schuldgefühle los werden, die ihm seit dem Tod meiner Schwester beschäftigten.
„ Erzähl doch mal was du die letzten Wochen so getrieben hast.“ meinte Keith, als wir uns auf dem Weg nach Hause machten.
„ Ich bin bei Takeo untergekommen und habe in seiner Kneipe gekellnert und gesungen.“
„ Und was sollten die schwarzen Haare?“
„ Was ist denn da so schlimm daran, dass ich keine blonden Haare mehr haben wollte?“ sah ich verstimmt zu ihm auf. „ Jeder spricht mich auf diese blöde Perücke an. Dabei wollte ich ja bloß nicht als dieses reine, unschuldige Wesen in die Geschichte eingehen.“ doch dann lachte ich leise auf. „ Das ist bestimmt auch der Grund, warum ausgerechnet ich mit einem Teufel zusammen bin.“ lächelnd kletterte ich auf einen Baumstamm drauf und balancierte ein paar Schritte. „ Es liegt scheinbar in meiner Natur, mich zu den Bösen hingezogen zu fühlen.“
„ Wie meinst du das?“
„ Meine Vorgängerin tat das auch schon. Und dann haben mich die Beiden auch noch verflucht. Die nannten es allerdings einen Segen...“ lehnte ich den Kopf leicht zur Seite. „ Jedenfalls soll Ladthaa wieder auferstehen, wenn ich mir den Teufel mit dem magischen Blut unter den Nagel reiße. Was ich allerdings schwachsinnig finde. Aber auf der anderen Seite hat es auch was aufregendes.“
„ Teufel mit magischem Blut?“ harkte Keith nach und kratzte sich dabei am Kopf.
„ Ja, na du weißt schon. Der Teufel dessen Blut unverwundbar macht, wenn man darin badet.“
„ Und die Vorgänger von den beiden haben sich gesegnet, so dass ihre Nachfolger wieder zueinander finden werden? Es wäre also deren Schicksal, dass es so kommt?“
„ Ich denke schon.“
„ Völliger Humbug.“
„ Das sehe ich auch so.“ kicherte ich. „ Obwohl es mich ja schon neugierig macht, zu erfahren wer dieser Mann ist, für den ich angeblich bestimmt bin.“
„ ...“ schweigend ging der Prinz weiter. „ Ich glaube dass es besser ist, wenn mache Geheimnisse nie aufgedeckt werden.“
„ Aber dann wäre das Leben doch langweilig.“ ich sprang von dem Stamm runter und griff nach seiner Hand. „ Aber eigentlich ist es auch unwichtig...“ murmelte ich.
Ich wollte ja nicht schon wieder in alte Verhaltensmuster fallen und mit ihm über andere Männer diskutieren.
Allerdings sagte er nichts dazu, sondern betrachtete mich einfach stumm und nachdenklich.

Nach einer knappen halben Stunde kamen wir dann endlich zuhause an.
„ Wo kommt ihr denn her?“ blickte Misaki uns verblüfft an, der davon ausging dass wir noch immer in Rika's Zimmer waren.
„ Von draußen.“ kicherte ich.
„ Ach nein, wirklich?“ lächelte er. „ Wie ich sehe habt ihr euch endlich wieder vertragen, ja?“ er deutete auf unsere Hände hin, die wir noch immer ineinander verschränkt hatten.
„ Ja.“ wenn Blicke töten könnten, dann wäre Misaki jetzt qualvoll von uns gegangen.
„ Prima. Das freut mich.“ er konnte wirklich lügen ohne rot zu werden. „ Du siehst müde aus, Risa. Vielleicht solltest du dich besser hin legen.“
„ Ja.“ gähnte ich demonstrativ. „ Vermutlich hast du recht. Ist ja ziemlich viel geschehen heute. Also gute Nacht.“ ich gab Keith einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lief dann die Treppen hoch.
Nun wo ich wusste, warum er so kalt war, wollte ich das Glück natürlich nicht herausfordern und machte mich auf eine einsame Nacht in dem Zimmer bereit, das von Rika's Aura erfüllt war.
Deshalb kramte ich summend in meinem Kleiderschrank rum und suchte meine Nachtwäsche. Sofern ich überhaupt welche besaß...
Als ich dann endlich fündig wurde, schnappte ich mir das niedliche Negligé und düste ins Badezimmer, um mich dort Bett fertig zu machen.
Nach ein paar Minuten verließ ich das Bad dann wieder und wurde im Flur von Keith abgefangen.
„ Hey, gehst du jetzt auch schlafen?“ fragte ich ihm, während ich an meinem Freund vorbei ging. „ Oder willst du dich selbst davon überzeugen, dass ich mich nicht heimlich in Misa's Zimmer schleiche?“
„ Hattest du etwa darüber nach gedacht?“ er hielt meine Hand fest und zog mich zu sich zurück.
„ Quatsch. Ich doch nicht.“ lächelte ich leicht. „ Zu mindestens wollte ich mich nicht in Misaki's Bett stehlen...“ grinste ich ihn an.
„ Wenn das so ist, kannst du ja gleich mit in mein Bett kommen.“
„ Wie?“ starrte ich ihn erstaunt an. „ Bis vor ein paar Minuten war dir sogar ein Kuss zu bieder und nun möchtest du mit mir in einem Bett schlafen?“
„ Ich habe dir halt verziehen, Risa.“
„ Ok.“ zog ich das Wort in die Länge. „ Na gut. Warum auch nicht...“
Wir waren doch ein Paar, es sollte also ganz natürlich sein, miteinander in einem Bett zu schlafen. Trotzdem war ich richtig unsicher, ob ich das wirklich wollte. Irgendetwas in mir sträubte sich dagegen mit ihm die Nacht zu verbringen.
Ich nahm an dass das daran lag, weil ich nicht wusste ob ich noch Jungfrau war, ich konnte mich schließlich an nichts erinnern was nach dem Überfall war und damals war ich noch ein kleines Kind...
Natürlich wusste ich das zwischenzeitlich einige Jahre ins Land gezogen sein müssen, schließlich war ich nun Erwachsen.
Aber die Angst davor, in ein tiefes dunkles Loch zu fallen, wenn ich die Ketten, die meine Erinnerungen gefangen hielten, löste, war viel zu groß als dass ich es wirklich in Erwägung ziehen könnte.
Deshalb war ich total hibbelig, als er mich in sein Zimmer schob und versuchte mich damit abzulenken, dass ich mich ausgiebig umsah.
Keith's Zimmer spiegelte genau die dunkle Atmosphäre wieder, die sich durch das ganze Haus zogen.
Die Wand hinter dem modernen Ehebett war in einem dunklen Lila gestrichen worden, ansonsten wechselte sich weiß mit schwarz ab.
Selbst sein Schrank war schwarz, weiß.
Zu seinem Zimmer gehörte auch ein großer Balkon, den ich fasziniert betrat und mich über die schöne Aussicht freute.
Noch schöner wäre es natürlich, wenn man direkt übers Meer schauen könnte und den Sonnenuntergang bewunderte.
Wenigstens hatte man aber auch keine kalten Wände vor dem Fenster sondern einen farbenfrohen Garten, der mir bisher noch gar nicht aufgefallen war und dahinter erstreckte sich ein dichter Wald.
„ Uh!“ zuckte ich zitternd zusammen, als ein kalter Windstoß meinen Körper umschmeichelte. „ Es wird Winter...“
„ Genau. Deshalb solltest du wieder rein gehen, bevor du dir noch den Tod holst.“
„ Ihr habt ganz schön viel Zeit und Arbeit in dieses Haus hineingesteckt, oder?“ fragte ich ihn neugierig. „ Den Garten habt ihr doch bestimmt auch selber angelegt. Er ist wunderschön!“ strahlend lehnte ich mich übers Geländer und wurde auch gleich von einer neuen Windböe erfasst und durch geschüttelt. „ Brrr... es ist wirklich zu kalt so.“
„ Dann solltest du endlich wieder rein gehen...“ flüsterte er mir zu, während er mich wärmend an sich drückte.
„ Ähm...ja.. ich denke du hast recht...“ brabbelte ich leicht gerötet.
Was war nur plötzlich los mit mir? Sonst hatte ich mir doch auch keine Gedanken darüber gemacht, ob ich noch Jungfrau war oder eben nicht. Vielleicht lag es ja da dran, dass es für mich bisher nie ernst wurde...
Ohne murren oder knurren ließ ich mich zurück ins warme Zimmer ziehen und setzte mich auf die bequeme, schwarze Couch, die an der Wand in der Nähe von der Balkontür stand.
„ Wie lange sind wir eigentlich schon zusammen?“
„ Ein paar Monate.“
„ Was denn? Weißt du etwa nicht mal, wann wir zusammen gekommen sind?“ strafte ich ihn mit bösen Blicken.
„ Ich habe es nicht so mit Zahlen...“
„ Naja, ist ja auch eigentlich egal.“ nervös wickelte ich mir eine Strähne um den Finger, ehe ich fortfuhr. „ Haben wir zwei schon mal... miteinander...ähm...geschlafen?“
„ ...“ er sah mich seitlich an und ließ sich dann neben mir auf die Couch fallen. „ Nein, haben wir nicht. Dein Vater besteht darauf, dass du mit einer reinen Weste das Ehegelöbnis ablegst und ich wollte es mir mit dem nicht verscherzen. Schließlich hätte er dich sonst nicht zu mir gelassen.“ so langsam war er richtig geübt darin, sich Geschichten aus dem Finger zu saugen. Vielleicht sollte er seine Karriere als Teufelsschlächter an den Nagel hängen und stattdessen Märchenerzähler werden.
„ Und nun lass mich raten.“ murmelte ich. „ Ich habe nicht viel auf die Worten meines Vaters gegeben und keine Chance ausgelassen um dich rum zu bekommen, richtig?“
„ Ja, richtig.“ stimmte er mir vorschnell zu.
„ Na dann kann es mir ja jetzt auch egal sein, was er denkt!“ gab ich fröhlich von mir und setzte mich auf den Schoss meines Freundes.
„ Hey! Du willst doch die alten Fehler nicht wiederholen, oder?“
„ Natürlich nicht.“ kicherte ich. „ Das war nur Spaß. Ich werde jetzt ganz brav ins Bett gehen und... meine Hände unter der Decke lassen.“
„ Heißt das nicht eigentlich über die Decke lassen?“
„ Och, dass wäre doch langweilig.“ grinste ich ihn an. „ Also gute Nacht!“ ich küsste ihn noch einmal sanft auf den Mund und legte mich dann ins Bett.
Er musste aufpassen, höllisch aufpassen, dass er die Kontrolle über sein Spiel nicht verlor und stets die Oberhand behielt.
Aber solange er seine Deckung nicht verließ, würde schon alles gut gehen. Allzu lange sollte es ja nicht dauern, bis ich mein Gedächtnis endlich wieder hatte und er mit dem Spiel aufhören konnte. Er musste nur durchhalten...

Ich schlief ungemein ruhig und gut in seinem Bett und wachte am nächsten Morgen völlig entspannt und ausgeruht auf.
Seufzend streckte ich mich und setzte mich dann langsam hin. Noch schlaftrunken versuchte ich etwas in dem Zimmer zu erkennen und stellte schließlich fest, dass ich allein war.
„ Nanu... war er die Nacht gar nicht hier?“
Vorsichtig tapste ich aus dem Bett und verließ das Zimmer. Auf leisen Sohlen schlich ich dann in mein eigenes, um mir was zum anziehen zu holen und gönnte mir kurz darauf eine wohltuende Dusche.
>Vielleicht ist er ja früh wieder aufgestanden oder musste die Nacht wegen der Jagt nach Teufeln durch machen.> versuchte ich eine Antwort zu finden. >Eventuell hatte er auch angst die Beherrschung zu verlieren, wenn ich in diesem Hauch von etwas neben ihm liege...<
„ Risa?“ vernahm ich plötzlich Keith's Stimme.
„ Was denn? Willst du mich etwa bespannen?“ ich zog den Vorhang leicht zur Seite und stutzte dann kurz. „ Was ist denn mit deinen Augen passiert?“
„ Was soll denn damit passiert sein?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch.
„ Gestern waren die definitiv noch blau und nun sind sie quietsch Gelb!“
„ Ersteinmal habe ich goldene Augen und keine quietsch Gelben. Gestern habe ich blaue Kontaktlinsen getragen, um nicht gleich in der Höhle des Löwen entdeckt zu werden.“
„ Ach so.“ ich lehnte meinen Kopf leicht zur Seite und grinste ihn dann an. „ Warum bist du denn nun hier? Willst du etwa mit duschen? Oder hoffst du bloß, dass du einen Blick auf meinen nackten Körper werfen kannst?“
„ Nichts dergleichen. Ich wollte dich eigentlich wecken kommen und war etwas erschrocken als du nicht da warst.“
„ Du hast befürchtet dass ich wieder abgehauen bin, mh?“ seufzte ich leise. „ Keine Sorge, ich werde nicht wieder verschwinden!“
„ Noch mal würdest du mir auch nicht so leicht davon kommen.“ murmelte er, was ich allerdings nicht hören konnte, da das Rauschen des Wasser seine Worte übertönte. „ Kommst du gleich runter? Wir warten mit dem Frühstück auf dich.“
„ Ist gut.“
Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und begann dann seufzend damit, mir die Haare zu waschen.
Irgendwo war ich enttäuscht darüber, dass er nicht mal versucht hatte einen Blick hinter den Vorhang zu erhaschen. Auf der anderen Seite machte es mich glücklich, dass er sich so akribisch im Zaum hielt, um es sich nicht mit meinem Dad zu verscherzen.
Das war doch ein Beweis dafür, dass er es wirklich ernst mit mir meinte. Ich konnte ja nicht ahnen, was für ein falsches Spiel hier getrieben wurde und das auch noch zu meiner eigenen Sicherheit.
Leise singend schlenderte ich dann in die Küche, wo sie noch immer alle auf mich warteten.
„ Guten Morgen!“ strahlte Elara mich an und rieb ihren Körper an meinen Beinen.
„ Guten Morgen, Elara!“ ich beugte mich zu ihr runter und streichelte meiner Katze übers Fell.
„ Na, hast du gut geschlafen?“ grinste Patty mich frech an.
„ Wie ein Stein. Und du?“
„ Ich kann nicht klagen.“
„ Trinkst du deinen Kaffee noch immer mit Milch und Zucker?“ harkte Misaki nach, während er aufstand und das schwarze Getränk holte.
„ Ähm...ja? Woher weißt denn du das?“ sah ich ihn verblüfft an.
„ Wir wohnen unter einem Dach, da bekommt man so manche Angewohnheiten des anderen schon mit.“
„ Und was für Angewohnheiten hast du?“
„ Ich fresse kleine Kinder...“ schielte er mich seitlich an.
„ Dann sollte ich wohl froh darüber sein, dass ich das Zimmer abschließen konnte.“ kicherte Patricia belustigt.
Irgendwas stimmte mit Misaki nicht. Er wich meinen Blicken aus und sah verdammt unglücklich aus. Ob das an mir lag?
Ich hatte bei unserem ersten Treffen gestern, wo er mich so verzweifelt an sich gedrückt hatte, schon das Gefühl, dass uns weitaus mehr verband.
Und nun konnte ich mich nicht mehr an ihn erinnern... ob es wohl die Möglichkeit gab, einzelne Szenen aus meinen Erinnerungen heraus zu suchen, so dass ich mich zwar nicht an alles erinnerte, aber zu mindestens an Misaki... oder an die anderen Personen, denen ich wichtig war. Aber dafür müsste ich mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen und dafür hatte ich weiß Gott keine Kraft.
„ Ward ihr das eigentlich, die die Ballade des Lebens gesungen hatten?“ schaute ich fragend in die Runde während ich mich an den Tisch setzte.
Jetzt wo ich mich an meine Herkunft erinnerte, wusste ich natürlich auch was das für ein Zwang war, der drauf und dran war mein Siegel zu zerbrechen.
„ Wir, die Kinder aus dem Kinderheim und die halbe Stadt.“ antwortete Elara.
„ Euch lag wirklich viel daran mich wiederzufinden, was?“
„ Natürlich! Schließlich gehörst du doch zu uns.“ blickte mich mein Kätzchen an.
„ Ja... ich gehöre wohl zu euch...“ wiederholte ich den Satz nachdenklich. „ Aber warum befinden wir uns eigentlich auf der Erde, Elara? Und wann gehen wir wieder nach Hause?“
„ Wir...ähm...“ begann sie zu erzählen. „ Du bist wegen Keith hier! Ja genau!! Und ich bin dir gefolgt, weil ich dich nicht allein lassen wollte.“
„ Wir machen also sozusagen Urlaub, ja?“
„ Richtig. Wir machen Urlaub.“
„ Na, wenn dass so ist, sollten wir an unseren freien Tagen doch etwas zusammen unternehmen, oder was meint ihr?“ wendetet ich mich fragend meinen Beschützern zu.
„ Was willst du denn unternehmen?“ stellte mir der Seelendieb eine Gegenfrage.
„ Ich weiß nicht.“ überlegte ich. „ Wie wäre es mit Schwimmen? Oder wir gehen ein Eisessen. Oder wir gehen einfach alle ins Kino!“
„ Ins Kino? Das ist eine fabelhafte Idee. Dann können wir uns noch einmal Eternal Love ansehen, bevor es aus den Programm genommen wird!“ strahlte das blonde Mädchen mich an. „ Hanon würde bestimmt auch sehr gerne mit kommen....oder nein...besser nicht.“ >Nicht dass sie Risa von Dark erzählt. Das würde sie jetzt nur völlig durcheinander bringen.< fügte sie in Gedanken hinzu.
„ Eternal Love? Sagt mir nichts. Was ist das für ein Film?“ bat ich das Mädchen um eine Erklärung.
„ Es geht da um einen Vampir und der ewigen Liebe. Der Film ist super romantisch und der Hauptdarsteller sieht auch noch verdammt nett aus.“ kicherte sie. „ Aber dir hat der Film bei den letzten Beiden malen schon nicht gefallen, also sollten wir wohl doch was anderes sehen.“ seufzte sie enttäuscht auf.
„ Soll das ein Witz sein?“ funkelte ich die Blondine an. „ Was kann es schöneres geben, als einen Gutaussehenden Vampir, der die Liebe seines Lebens begegnet und sie dann auch noch fest hält! Den müssen wir auf jeden Fall sehen!!“
„ Öh...“ Patty war völlig überrascht von meinem Sinneswandel. „ Dann willst du den Film wirklich sehen? Und er würde dir auch nicht zu schnulzig werden?“
„ Wo denkst du hin? Ich liebe romantische Filme, die vor Gesülze nur so triefen.“
„ Dann wirst du diesen Film lieben!!“ jauchzte Patricia glücklich.
„ Ihr kommt doch auch mit, oder?“ schaute ich meine Beschützer fragend an.
„ Ich muss mich um den Papierkram kümmern, der in den letzten Wochen liegen blieb!“ zog sich Keith gleich aus der Affäre.
„ Das kann ich auch machen. Begleite du deine Freundin ins Kino und macht euch einen schönen Nachmittag...“
„ Von mir aus können wir auch allein gehen, oder Patty? Der Film ist vermutlich eh nichts für euch. Kein unnötiges Blutvergießen und so.“
„ Du gehst nirgends allein hin, Fräulein!“ strafte mich Misa mit einem strengen Blick. „ Ich möchte dich nicht schon wieder aus den Augen verlieren.“
„ Ist ja gut. War ja nur ein Vorschlag... dann kommt halt mit.“
„ Ich werde mich um das Geschäftliche kümmern und ihr macht euch mit Keith einen schönen Tag.“
„ Na gut.“ >Nicht schon wieder Kino...< seufzte der Prinz in Gedanken auf.
Nach dem Essen kümmerte sich Misaki allein um das dreckige Geschirr, damit wir uns für unser 'Date' fertig machen konnten.
Allerdings wurde ich meine bedrückenden Gefühle einfach nicht los und so zögerte ich dabei, den Teufel allein zu lassen.
Da war irgendwas zwischen uns, dass wusste ich einfach, ich konnte mich nur nicht daran erinnern.
„ Kann ich dir noch irgendwie helfen?“ fragte ich ihn dann schließlich.
„ Nein. Geh du dich ruhig fertig machen. Ihr Frauen braucht doch immer so furchtbar lange.“
lächelte er leicht und räumte gleichzeitig die Spülmaschine ein.
„ Misaki?“ ich ging zu ihm hin und zupfte an seinem Arm rum. „ Du würdest mir doch sagen, wenn irgendetwas nicht stimmt, oder?“
„ Was sollte denn nicht stimmen?“ sah er mich seitlich an. „ Es ist alles bestens.“
„ Und warum siehst du dann so unglücklich aus?“
„ Das hat nichts mit dir zu tun.“ flüsterte er und drückte mich demonstrativ an sich. „ Mach dir keine Gedanken.“
Die Art wie er mich umarmte und auch das Gefühl unserer knisternden Auren kam mir so vertraut vor.
Als er mich dann auch noch sanft auf die Stirn küsste und dann an mir vorbei ging, weckte diese kleine Geste etwas in mir.
Die kleine Fee, die sich letzten Abend in meinen Körper gestohlen hatte und mein Bewusstsein teilweise wach rüttelte, befand sich noch immer in meinem Unterbewusstsein und versuchte vergebens die tausend Ketten und Schlösser zu lösen, die meine schlechten Erinnerungen festhielten.
Kurz nachdem mich Misaki sachte auf die Stirn geküsst hatte, wurde die verrammelte Tür in einem hellen Licht getaucht und die ersten Ketten fielen ab.
„ Ich vertraue darauf, dir vertrauen zu können...“ hallte es in der Halle wieder.
Irritiert schaute sich das Wesen um und entdeckte dann die Bilder, die ich auch sah.
Sie erschrak, als sie die Machtbesessenen Augen des Seelendiebes sah, die in einem Gefährlichen rot aufleuchteten.
„ Der Blutrausch...“ murmelte sie vor sich hin. „ Warum...?“
Erschrocken musste sie mitansehen, wie Misaki auf mich zu gestürmt kam und wie ich wie angewurzelt auf einem Fleck stehen blieb...
„ Ich vertraue dir...“ vernahm sie wieder meine innere Stimme.
Dann sah die Fee Keith, der mir erschrocken etwas zu rief und gerade als sich das Wesen schockiert weg drehen wollte, drückte mich Misa an sich und der Wunsch mich zu töten verschwand aus seinen Augen.
„ E-Er hat den Blutrausch widerstanden?“ brabbelte meine Untermieterin vor sich hin. „ Wie kann das sein?“
Wieder erstrahlte die Tür in einem hellen Licht und mit strahlen verschwanden auch die Bilder.
„ Ich habe Angst dich zu verlieren...“ war das letzte, was von mir zu hören war.
Als ich meine Augen wieder öffnete, wusste ich noch immer nicht wer Misaki war. Aber ich wusste ganz genau, dass er mir verdammt wichtig war.
Das hatten mir die wenigen Einblicke aus meinem alten Leben eindeutig bewiesen.
Kurzer Hand lief ich ihm nach und krallte mich von hinten an seinen Rücken.
„ Was?“ gab er erstaunt von sich und sah dann zu mir zurück. „ Risa?“
„ Es tut mir so leid!!“ flüsterte ich ihm zu. „ Ich weiß dass ich mich an dich erinnern sollte und du deshalb leidest! Aber ich...ich...“ ich kniff meine Augen zusammen und biss mir auf die Unterlippe. „ Ich kann nicht...“
„ Schon ok.“ langsam drehte er sich zu mir um und drückte mich zärtlich an sich. „ Das wichtigste ist doch, dass du wieder bei uns bist. Alles andere wird mit der Zeit ganz von allein geschehen.“
„ Aber dir geht es schlecht und alles nur, weil ich zu feige bin!“
„ Mir geht es gar nicht schlecht, Risa. Ich muss nur mein Gefühlsleben wieder ordnen.“ begann er zu erzählen und strich mir dabei beruhigend über den Rücken. „ Für uns alle waren die letzten Wochen der Horror gewesen. Ich bin fast wahnsinnig geworden, weil ich nicht wusste was mit dir passiert ist. Ich hatte große Angst davor, dass du irgendeinem Perversen in die Arme gelaufen bist. Allein der Gedanke daran ließ mich beinahe Amok laufen.“ er drückt mich noch fester an sich und fuhr dann fort. „ Nun, wo du endlich weder in meiner Nähe bist, kann ich mich von den Strapazen erholen doch das dauert ein bisschen. Also sei unbesorgt und setzte dich nicht so unter druck.“ lächelte er leicht. „ Es wird alles wieder gut.“
„ Und du bist nicht sauer auf mich?“
„ Nein, natürlich nicht.“ lächelte Misa mich an. „ Und nun geh dich fertig machen, bevor Keith uns so sieht und ich in Teufelsküche komme.“
„ Ok...“ ich gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lief dann die Treppe hoch.
Misaki sah mir hinter her und strich sich dann auf seufzend durchs Haar, als ich aus seinem Blickwinkel verschwand.
„ Wie lange willst du mir dass denn noch verschweigen?“ zog Keith die Aufmerksamkeit des Seelendiebes auf sich.
„ Was verschweigen?“ starrte er ihn fragend an.
„ Na dass du dich in Risa verliebt hast zum Beispiel?“
„ So ein Quatsch.“
„ Hör doch auf zu lügen! Das sieht doch sogar ein Blinder, dass du mehr für sie empfindest!“ fuhr er ihn an. „ Warum hast du denn nichts gesagt? Dann hätte ich niemals...“ doch dann wurde er von Patty unterbrochen, die die Treppe herunter gelaufen kam.
„ Ich bin fertig!!“ quietschte sie vergnügt. „ Oh...störe ich euch bei wichtigen Männergesprächen?“
„ Nein. Es ist bereits alles gesagt.“ verschränkte Misa die Arme vor die Brust.
„ Ähm...na gut. Ich gehe aber trotzdem mal schauen...wie weit Risa ist...“ stotterte sie und verschwand aus der Schussrichtung.
„ Also? Was bezweckst du damit?“ harkte Keith nach, als Patricia außer Hörreichweite war.
„ Was sollte ich denn bitte bezwecken?“ verdrehte Misaki genervt die Augen. „ Ich habe Risa furchtbar gern, das streite ich nicht ab. Aber mehr ist da nicht.“
„ Hast dir wohl ins eigene Fleisch geschnitten, was?“ starrte er ihn noch immer wütend an. „ Hast dich in die Frau verliebt, die mich eigentlich aus meinem selbst geschaufelten Grab holen sollte, nicht wahr? Was spielst du nur für ein hinterlistiges Spiel?“
„ Nu hör aber mal auf, Keith!“ fuhr er ihn an. „ Ich habe dir doch bereits gesagt, warum Risa bei uns ist!“
„ Ich finde schon noch raus was du für Spielchen spielst. Und dann kann dich nicht mal Risa vor mir schützen.“
„ Na schön! Mach was du nicht lassen kannst, aber sei nicht all zu enttäuscht, wenn du nichts ungewöhnliches finden kannst!“ maulte der Seelendieb und ging ins Arbeitszimmer.
„ Wir werden sehen...“ knurrte der Prinz.

Etwa eine halbe Stunde später saßen wir dann in Keith's Wagen und fuhren zu dem Kino hin.
Ich freute mich tierisch auf den Film und das sogar noch stärker als es Patricia tat.
Inzwischen hatten die Leute den Film schon satt gesehen und der Saal war nicht mehr ganz so voll.
Voller Vorfreude deckten wir uns mit Popcorn und etwas zu trinken ein und setzten uns ziemlich weit nach hinten.
Gebannt warteten wir darauf, dass der eigentlich Film endlich anfing und die endlosen Werbe streifen ein Ende fanden.
Als der Film dann endlich anfing, verfolgte ich die Story begeistert und ließ mich vollends mit in den Bann des Hauptdarstellers ziehen.
Keith allerdings saß nachdenklich neben mir und beobachtete mich ausgiebig. Er fragte sich, ob das aus mir geworden wäre, wenn Thanatos uns nicht so hinterhältig überfallen hätte.
Eine wunderschöne Göttin, die das Leben liebte und frei von jeglichen Sorgen und Ängsten war.
Der Prinz hatte fast schon ein schlechtes Gewissen dabei, dass diese Idylle nicht ewig anhalten konnte und ich schnellst möglich wieder die Alte werden musste.
Außerdem erinnerte ich ihn mit meiner fröhlichen, unbeschwerten Art immer mehr an Rika. Und dass, wo ich ihr doch vom Aussehen schon so sehr ähnelte.
Ihm wurde bewusst, das ich mich immer weiter in sein Herz schlich und meiner Schwester bald schon den Platz streitig machen würde.
Nur konnte er das unter keinen Umständen zu lassen. Er hatte geschworen Rika bis an sein Lebensende zu lieben und diesen Schwur würde er niemals brechen.
Auch wenn ich ihm in meinem jetzigen Zustand gefährlich nah kam, behielt er die Fäden in der Hand und überließ nichts dem Schicksal.
Das Wissen, dass ich ihn eigentlich nur mit einem anderen verwechselte half ihm dabei, sich nicht in dem Spiel zu verlieren.
Er hatte sich vorgenommen, mir solange glaubhaft vorzumachen dass ich seine Freundin war, bis ich mein Gedächtnis wieder hatte und von allein bei ihnen blieb.
Während dieser Zeit durfte er bloß nichts machen, was seine Gefühlswelt durcheinander bringen konnte, oder etwas was wir beide später bereuten.
Aber so weit war er ja schon und wenn er diese Sache heil überstanden hatte, knöpfte er sich seinen besten Freund vor.
Scheinbar wusste er Dinge über Rika, die Keith nicht wusste und das wollte der Prinz ändern.
Zur Zeit hatte jedoch sein Spiel aller höchste Priorität, schließlich wollte er es nicht in kauf nehmen, dass ich untertauchte.
So schwer konnte es ja nichts ein, Privates vom Geschäftlichen zu trennen. Sprich, seine Gefühle, die er für mich entwickeln könnte, gleich zu zerschlagen, so dass die einzige Frau, die sich in seinem inneren breit gemacht hatte, Rika blieb.
Ja, so müsste es doch funktionieren.
Zufrieden lehnte er sich in dem Sitz zurück und strich mir über den Rücken. Das gehörte schließlich mit zu seinem Job.
Als ich dann zu ihm hin sah, lächelte er mich leicht an. Ich erwiderte das Lächeln und kuschelte mich bereitwillig an ihn.
Ich konnte mir gerade nichts schöneres vorstellen, als mit meinem Freund einen romantischen Film anzuschauen und nebenbei mit ihm zu kuscheln.
Das war alles so perfekt, fast schon zu schön um wahr zu sein...
Wenn ich es es jetzt noch hinbekam, dass er mit mir schlief, dann würden alle meine Wünsche in Erfüllung gehen.
Früher oder später gelang mir das auch noch, selbst wenn ich dafür nackt vor ihm rum tänzeln müsste.
Er war doch letztendlich auch nur ein Mann, der den Reizen einer Frau nicht widerstehen konnte, nicht wahr?
Und wer gab schon was darauf, was der Vater seines Partners oder seiner Partnerin, von sich gab?
Schließlich war ich doch mit ihm zusammen und nicht mein Dad. Und ich war mehr als bereit dazu mich Keith hinzugeben...
Ich würde mir etwas ganz besonderes einfallen lassen und ihn nach allen Regeln der Kunst verführen.
Vielleicht ein romantisches Abendessen bei Kerzenschein, dazu ein elegantes Kleid, damit er auch ja keinen Verdacht schöpfte und wenn ich ihn völlig in meinen Bann gezogen hatte, würde ich ihm meine neue sexy Unterwäsche zeigen, die ich mir extra für diesen Anlass kaufte.
Ich stellte mir den ganzen Ablauf bildlich vor und konnte mir ein leises kichern nicht verkneifen.
„ Was ist denn so lustig?“ vernahm ich die Stimme meines Freundes.
„ Nichts!“ gab ich scheinheilig von mir. „ Rein gar nichts.“
Als der Film dann zu ende war, schwärmten Patty und ich die ganze Autofahrt über von den romantischen Szenen.
Keith setzte mich dann zu Hause ab und fuhr Patricia zurück zum Kinderheim.

„ Ich bin wieder da!“ machte ich mich fröhlich bemerkbar, als ich das Gebäude betrat.
„ Na, wie war der Film?“ sah mich Misa lächelnd an, der auf der Couch im Wohnzimmer saß und ein Berg Papiere vor sich liegen hatte.
„ Sehr schön. Was machst du denn da?“ fragte ich ihn und ließ mich neben Misa auf die Couch nieder.
„ Langweiligen Papierkram...“ seufzte dieser.
„ Dann mach doch mal eine kleine Pause und geh mit mir in die Stadt!“ strahlte ich ihn an.
„ In die Stadt? Was wollen wir denn da?“
„ Na einkaufen.“ kicherte ich.
„ Und was?“
„ Ich plane ein romantisches Abendessen und muss dafür noch ein paar Dinge einkaufen.“
„ Ein romantisches Abendessen also? Ja, da wird sich Keith bestimmt freuen.“ schmunzelte er.
„ Also kommst du mit mir?“ sah ich ihn mit meinen großen blauen Augen an.
„ Wie sollte ich dem denn widerstehen können?“ seufzte er leicht.
„ Ein bisschen Ablenkung wird dir auch ganz gut tun, also komm!“ ich sprang auf und zerrte an seinem Arm rum.
„ Ist ja gut.“ lachte er und erhob sich.
„ Als erstes müssen wir in ein Dessousladen!“ quiekte ich fröhlich auf und raste zur Tür.
„ Mo-Moment? WO müssen wir als erstes hin???“ harkte er erstaunt nach.
„ Na in einen Dessousladen. Ich brauche noch passende Unterwäsche.“
„ Ähm...ok? Neue Unterwäsche...mhm... Du willst mir die aber nicht wirklich zeigen, oder?“ fragte er, während wir zu seinem Auto schlenderten.
„ Doch sicher. Du musst mir bei der Auswahl helfen. Schließlich sind Freunde doch dafür da.“
meinte ich und stieg in den Wagen ein.
„ Dafür sind Freunde da...ja... das kann ja was werden...“
Gemeinsam fuhren wir also in die Stadt und hielten vor einem bekannten Dessousladen an.
Begeistert lief ich in dem Laden hin und her und suchte mir schließlich ein paar nette Teile heraus.
Ich dachte gar nicht daran, in was für eine Situation ich Misaki stieß, wenn ich mich ihm halbnackt präsentierte.
Schließlich konnte ich in meinen Visionen klar erkennen, dass ich ihm blind vertrauen konnte und uns eine tiefe Freundschaft verband. Ich stellte seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe...
Als erstes probierte ich eine weiße, moderne Korsage an, die nicht diese einengende, steife Wespentaille Form hatte. Natürlich lag sie sehr eng an und würde kleine Problemzonen einfach wegdrücken. Sie war aus einem weichen Stoff gefertigt worden und passte sich perfekt meinem Körper an. Dazu trug ich einen passenden Slip.
Begeistert betrachtete ich mich im Spiegel und hatte die erste perfekte Kombi bereits gefunden. Nun musste mir nur noch Misaki zustimmen.
„ Misaki??“ rief ich seinen Namen und schob den Vorhang bei Seite. „ Schau mal!“
„ W-Wow!!“ gab er leicht gerötet von sich und wendete den Blick sofort ab. „ Als du meintest, ich solle dir bei der Auswahl helfen, dachte ich nicht, dass du die Dessous auch an hast.“
„ Wie solltest du denn sonst beurteilen können, ob mir die Sachen stehen oder nicht?“ schüttelte ich seufzend meinen Kopf. „ Nun guck doch mal!!“
„ Keith wird mich umbringen!“ murmelte er vor sich hin und begutachtete mich dann wieder. „ Du siehst wunderschön aus.“
„ Wirklich? Gefällt es dir?“
„ Ohne Zweifel...ja...“
„ Fein! Dann zeige ich dir gleich das nächste!!“ und schon zog ich den Vorhang wieder zu.
„ ...“ er atmete schwer aus und strich sich dann durchs Haar. „ Eins, zwei. Drei, vier...“ versuchte er sich durchs Zählen wieder in den Griff zu bekommen.
Als nächstes zog ich eine schwarze Korsage an, mit schwarzer Spitze, die komplett am Rücken zugebunden wurde, wo ich allerdings nicht dran kam.
Also schob ich das Tuch wieder weg und bat Misa um Hilfe.
„ Machst du die mal bitte zu?“ sah ich ihn über die Schulter hinweg an.
„ Äh...ja natürlich...“ schluckte er.
Während seine Finger an den zwei Bändern zogen, versuchte er der Versuchung zu widerstehen, mich in die Kabine zu drücken und leidenschaftlich zu lieben.
Er versuchte ebenso meinen halbnackten Körper nicht anzusehen und starrte nervös in der Gegend rum.
„ Ich bin ein toter Mann...“ nuschelte er vor sich hin.
„ Ach was. Keith wird hier von nichts erfahren.“
„ Dein Wort in Gottes Gehörgang...“ wann hörte ich nur auf ihn zu foltern?
„ Da muss ich dich leider enttäuschen.“ kicherte ich. „ Vater ist schon so alt, der hört nicht mehr so gut.“
„ Fertig...“ flüsterte er dann.
„ Danke! Und? Was meinst du?“
„ Du siehst in allem wunderschön aus, Risa.“ seufzte er. „ Ich würde bei allen Dessous wahnsinnig werden, wenn du mir so unter die Augen trittst.“
„ Ehrlich? Dann sollte ich wohl enttäuscht darüber sein, dass du dich so gut im Griff hast, was?“ grinste ich ihn an.
„ Provoziere mich jetzt nicht, dass würde kein gutes ende nehmen.“
„ Du hast recht...tut mir leid.“ sah ich ihn entschuldigend an. „ Ich werde mich jetzt ganz schnell wieder anziehen und dich nicht weiter in Versuchung führen.“
„ Zu freundlich...“
„ Glaubst du Keith wird dem widerstehen können?“ fragte ich ihn, während ich mich wieder anzog.
„ Wenn er das kann, ist er definitiv schwul...“
„ Danke!“ kicherte ich. „ Das baut mich unglaublich auf.“
„ Wenn ich doch nur so könnte, wie ich wollte...“ flüsterte er vor sich hin.
Kurz darauf bezahlte wir die Sachen und schlenderten zu einem anderen Laden hin.
„ Und was willst du dir hier noch holen?“
„ Ein Kleid.“
Ausnahmsweise wurde ich hier auch schnell fündig und entschied mich für ein elegantes, enganliegendes schwarz rotes Kleid, das mir bis zu den Oberschenkeln reichte.
Nun musste ich mir nur noch überlegen, was ich kochen wollte.
Aber dass würde mir schon noch einfallen, wenn wir im Supermarkt waren und mir die frischen Zutaten ins Gesicht sprangen.
Da Liebe ja bekanntlich durch den Magen ging, verkniff ich mir den Gedanken einfach eine Pizza in den Ofen zu schieben und stellte mir ein Menü aus Fleisch und diversen Beilagen zusammen.
Wir waren noch nicht mal an der Kasse angekommen, da klingelte schon Misa's Handy.
„ Wo bist du und ist Risa bei dir?“ fragte Keith am anderen Ende der Leitung nach.
„ Wir sind einkaufen und ja, Risa ist bei mir.“
„ Hast du plötzlich das schreiben verlernt? Hättest du mir nicht eine Nachricht da lassen können, damit ich Bescheid weiß, dass Risa bei dir ist?“
„ Sorry, ich wusste ja nicht dass du so früh wieder da bist, oder das Risa in so viele Geschäfte rein wollte.“
„ Schokosoße!! Ja natürlich ich brauche noch Schokosoße!!“ rief ich fröhlich und düste davon.
„ Wofür braucht sie denn Schokosoße?“ harkte der Prinz verblüfft nach.
„ Zum verfeinern ihrer... Spielereien...“ murmelte Misa vor sich hin.
„ Was für Spielereien?“
„ Ach, vergiss es einfach...wir kommen bald wieder nach Hause.“
„ Gibt es da vielleicht irgendetwas, von dem ich wissen sollte?“
„ Nö, nichts. Außer vielleicht, dass ich einen qualvollen Tod sterben werde...“
„ Hä?“
„ Das war nur Spaß. Also bis gleich.“
„ Du hast einen komischen Humor. Bis später dann.“
„ Wer war das?“ harkte ich neugierig nach, als der Seelendieb aufgelegt hatte.
„ Na wer wohl?“
„ Du hast ihm doch nichts gesagt, oder?“
„ Nein, natürlich nicht. Schließlich hänge ich an meinem Leben...“
„ Dann ist ja gut. Es soll schließlich eine Überraschung werden.“
Als ich dann endlich die letzte Zutat in den Wagen geworfen hatte, gingen wir zur Kasse und fuhren anschließend nach Hause.
Keith saß inzwischen auf der Couch und bearbeitete den Papierkram.
„ Da seit ihr ja wieder!“ er sah kurz von den Blättern auf, widmete sich dann aber wieder dem geschriebenem zu. „ Was habt ihr denn eingekauft?“
„ Nichts!“ gab ich lächelnd von mir und lief mit den Taschen aus den Bekleidungsläden die Treppe hoch.
„ Nichts...ja das sehe ich...“
Misaki räumte währenddessen in der Küche die Einkaufstüten leer, als der Prinz zu ihm trat.
„ Nun erzähl schon. Was habt ihr in der Stadt gemacht?“
„ Eifersüchtig?“ grinste Misa ihn von der Seite an.
„ Total.“ gab Keith ironischerweise von sich.
„ Ich habe ja eigentlich versprochen nichts zu sagen.“
„ Was sollst du mir nicht sagen? Nun spuck es schon aus!“
„ Ich war mit Risa in einem Dessousladen.“
„ In einem Dessousladen?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch. „ Und weiter?“
„ Dort hat sie fast den halben Laden anprobiert.“ seufzte Misaki. „ Weißt du was das für ein Akt ist, sich bei den nackten Tatsachen noch unter Kontrolle zu halten?“ schielte er ihn seitlich an. „ Wie erfolglos das Unterfangen ist, sich nicht einwickeln zu lassen?“
„ Worauf willst du hinaus?“
„ Ich will damit nur sagen, dass sie dich um den Finger wickeln wird, wenn du nicht aufpasst. Letzten Endes bist du auch nur ein Mann, also sieh dich besser vor.“
„ Du meinst, sie hat sich Dessous geholt, um mich zu verführen?“
„ Genau das meine ich.“ er widmete sich wieder den Tüten zu, ehe er weiter sprach. „ Und sie sieht wirklich verdammt heiß aus...wenn du in der Lage bist, dem zu widerstehen, musst du einfach schwul sein.“
„ Zum Glück bin ich nicht so leicht zu verführen, wie du.“ konterte Keith. „ Und zum anderen Empfinde ich nichts für Risa.“
„ Ja, dass meintest du bereits.“
„ Sie hat sich dir also in ihren neuen Dessous präsentiert?“ harkte der Prinz dann aber doch noch mal nach.
„ Nicht nur das...ich durfte ihr sogar beim anziehen helfen..“ knurrte Misa.
„ Aha...“ war alles was er dann noch sagte, ehe er die Küche wieder verließ.
„ Aber du bist ja nicht an ihr interessiert....wer es glaubt...“ flüsterte Misaki kaum hörbar vor sich hin.
Wäre Keith nicht sein bester Freund hätte er ihm auch nichts von meinem Vorhaben berichtet und hätte dem Schicksal so auf die Sprünge geholfen.
Aber nun war der Prinz vorbereitet und würde mich notfalls mit Schlaftabletten ruhig stellen. Aber nicht dass er das brauchte, um nicht über mich herzufallen. Jedenfalls konnte man sich da echt viel einreden.
Trotzdem ließ ihm der Gedanke nicht kalt, dass ich mich halbnackt Misaki gezeigt hatte, was er erschrocken feststellen musste, als er sich wieder auf die Papiere konzentrieren wollte.
In seiner Mauer war scheinbar irgendwo ein Riss, wo ich mich durch schlängeln konnte.
Er musste noch besser aufpassen als er bisher angenommen hatte, das wurde ihm nun klar.

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Tag der Veröffentlichung: 17.04.2012

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