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Kapitel 16. Die Rettung naht?



Immer wieder, wenn Patty durch die Straßen zog, sang sie die Ballade des Lebens. Sie hoffte, oder war der Überzeugung, dass ich, egal wo ich mich befand, ja auch mal Einkaufen müsste.
Und da sie weder Keith noch Misaki auf ihren Reisen wirklich helfen konnte, außer bei ihnen Zuhause auf die Teufel zu warten und währenddessen deren Putzfrau zuspielen, suchte sie aus eigener Kraft nach mir.
Inzwischen hatte sie auch Hanon mit eingeweiht, die zwar noch immer nicht wusste, dass ich eine Göttin war, aber trotzdem bei der Operation 'findet Risa' helfen sollte.
Auch an diesem schönen Nachmittag liefen die beiden Mädchen eine ihrer Routen ab, um systematisch die ganze Stadt abgegrast zu haben.
„ Wie lange ist Risa jetzt schon verschwunden?“ fragte Hanon niedergeschlagen.
„ Seit 18 Tagen...“
„ 18 Tage schon...das sind ja fast 3 Wochen.“ murmelte die Brünette. „ Ich habe mal gelesen, dass die Wahrscheinlichkeit ein Vermisstes Opfer lebend wieder zu finden nach 48 Stunden auf fast null Prozent sinkt.“
„ Das war bei Entführungsopfer und dass hast du nicht gelesen, dass haben wir zusammen im Fernseher gesehen.“ berichtigte Patricia ihre Freundin.
„ Ach so... na dann ist ja gut, dass wir Risa noch lebend finden können.“
„ Natürlich ist Risa noch am leben. So einfach lässt sie sich nicht umbringen.“
„ IEEEHHHKKKKK!!!!“ quietschte Hanon plötzlich entsetzt auf. „ 3 Wochen schon??? Dann taucht Dark ja bald wieder auf!!!“ kreischte sie. „ Was ist wenn wir sie bis dahin nicht gefunden haben?? Oh nein, oh nein, oh nein. Er wird sterben!!“
„ Ganz ruhig, Hanon. Wann verwandelte er sich noch mal in einen Inkubus? Nach vier Wochen?“
„ Nach 666 Stunden hatte er gesagt.“
„ 666 Stunden...“ rechnete die Blondine nach. „ Das sind... knapp 4 Wochen. Um Genau zu sein 27 Tage und ein paar zerquetschte Stunden.“
„ Aber das bedeutet ja, dass er in neun Tagen wieder da ist!“ jubelte das Braunhaarige Mädchen mit den Rehbraunen Augen.
„ Er wird aber nicht so aus dem Häuschen sein, wenn er erfährt das seine Freundin spurlos verschwunden ist.“
„ Deshalb ist es noch wichtiger sie endlich zu finden!“ war Hanon voller Elan. „ Wir zeigen es deinen Teufelsschlächtern, in dem wir Risa vor ihnen finden.“
„ Wenn das mal so einfach wäre, dann hätten wir sie ja bereits gefunden.“ seufzte Patty. „ Ich mache mir echt Sorgen. Was ist wenn wir sie gar nicht mehr wieder finden und sie nie wieder sehen...?“
„ So darfst du nicht denken, Patty.“ kurzer Hand griff sie nach den Händen ihrer Freundin. „ Risa wird uns nicht einfach verlassen. Das macht sie nicht, da vertraue ich ihr.“
„ Aber wenn sie sich doch an nichts mehr erinnert? Wie soll sie sich dann an uns erinnern? Oder an das Versprechen, dass sie immer bei mir bleiben wird...“ flüsterte die Blondine betroffen.
„ Wir werden sie finden. Du darfst bloß nicht aufgegeben. Allein für Dark müssen wir unser bestes geben, damit sie wieder da ist, wenn er auftaucht.“
„ Was hast du nur immer mit deinem Dark?“ schielte sie Hanon seitlich an. „ Der ist doch eh viel zu alt für dich.“
„ Ich mag ihn halt, ok?“ versuchte sich das Mädel aus der Affäre zu ziehen. „ Na los, lass uns weiter gehen, wir haben noch einen weiten Marsch vor uns.“
„ Ja...“
Patty wollte die Hoffnung nicht aufgeben, aber wenn nicht mal Keith und Misaki eine heiße Spur finden konnten, was sollten die Teenager dann ausrichten können?
Nichtsdestotrotz wollte sie nicht untätig Zuhause rum sitzen und darauf warten dass einer der Schlächter mich fand, sie wollte aktiv bei der Suche mithelfen. Und das tat sie auch, so gut sie eben konnte.
Von Keith wusste sie ja nun, dass Elara meine Aura hier im Umkreis gespürt hatte und wünschte sich jetzt nichts sehnlicher, als mich zu treffen.
Nach einer Stunde ungefähr kamen sie dann an einem alten Gebäude vorbei, was seit Jahren schon leer stand. Die Bewohner dieses Stadtteiles nannten es auch liebevoll: Das Geisterhaus.
Laut den Geschichten und Erzählungen der Leute sollte es in diesem Haus spuken, deshalb fand man keine neue Mieter oder Kaufinteressenten und das Grundstück glich immer mehr einem Urwald aus Unkraut und wild wuchernden Pflanzen.
Jedoch hatte es auch was gutes, dass sich niemand für das Gebäude interessierte, denn so konnte man den Zaun mit Plakaten zupflastern und keine Sau regte sich darüber auf.
Auch Takeo hatte eins seiner Plakate hier an den Zaun getackert...
„ Wow. Die sieht aber heiß aus in ihrem Outfit.“ bewunderte Hanon mein Bild.
„ Mhm...“ Patricia war sich sicher, dieses Gesicht zu kennen und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „ RISA!!!“ brüllte sie aufgeregt drauf los. „ Das ist Risa!!“
„ Wo?“ schaute sich die Brünette um.
„ Na da! Auf dem Plakat!! Das ist sie hundert Prozentig!!“ kreischte die Blonde erhitzt rum. „ Wir haben sie gefunden! WIR HABEN SIE GEFUNDEN!!!“ außer sich vor Freude tänzelten die Weibsen vor meinem Plakat im Kreis rum.
„ Das müssen wir sofort Keith und Misaki erzählen!“ jauchzte Patricia.
Eilig kramte sie ihr Handy raus um dann feststellen zu müssen, dass ihr Akku leer war und das Teil deshalb aus war.
„ Mist. Scheiß Ding!“ dennoch konnte dieser kleine Rückschlag die Euphorie des Teenies nicht senken. „ Dann reißen wir das Plakat ab und nehmen es ganz einfach mit zu ihnen nach Hause!“ gesagt, getan. Gemeinsam fummelten sie das Poster ab und rollten es zusammen.
„ Am besten gehen wir erst mal zurück zum Heim und du stattest ihnen Morgen einen Besuch ab, Patty.“ meinte Hanon, nachdem sie einen Blick auf die Uhr riskiert hatte. „ Es ist schon spät und Hideko wird sich wahnsinnige Sorgen um uns machen, wenn wir jetzt ohne was zu sagen weg bleiben.“
„ Du hast recht. Wir gehen erst zurück zum Heim und dann fahre ich morgen nach Misaki und Keith. Die werden Augen machen, wenn ich ihnen meinen Fund präsentiere!“
Inzwischen dämmerte es schon und die Sonne machte den Platz für den Mond frei. Während sich die beiden Mädchen auf den Weg nach Hause machten, befand sich einer der beiden Teufelsschlächter fast in der Nähe.

„ Fast drei Wochen schon...“ flüsterte Keith in die Dunkelheit hinein. „ Wie kann es nur so schwer sein eine Göttin zu finden?“
Der Prinz stand in seiner teuflischen Gestalt auf einem Dach und hielt nach außergewöhnlichen Aktivitäten aus schau.
Inzwischen lagen die Nerven richtig blank, wurden sozusagen bis zur Wurzel hin freigelegt. Jeder Erfolglose Versuch den sie unternahmen um mich zu finden, zerstörte einen kleinen Teil ihrer Hoffnung mich irgendwann wiederzusehen.
Es schien aussichtslos zu sein und doch dachten sie nicht daran aufzugeben. Sie glaubten fest daran, dass ich irgendwo da draußen auf sie wartete.
Nur so langsam lief ihnen die Zeit davon. Auch wenn Xantos bisher nicht wieder aufgetaucht war, hieß dass ja nicht, dass er aufgegeben hatte.
Und wenn er mich nun für meinen Schlächtern fand? Nein, dieses Ausmaß der Geschichte wollte sich Keith nicht vorstellen. Umso wichtiger war es mich schnellstens zu finden.
Doch dann wurde der Teufel aus seinen Gedanken gerissen, als ein Pfeil auf ihn zu gerast kam.
Ohne sich wirklich zu bewegen, fing er das Geschoss ab, zerbrach es mit nur einer Hand und ließ die Überreste zu Boden fallen.
„ Sehe ich aus wie ein Werwolf?“ blickte Keith den Schlächter seitlich an. „ Oder was wolltest du mit der silbernen Spitze anfangen?“
„ Du wirst dich mir wohl nicht einfach ergeben, oder?“ der Teufelsschlächter dessen Aufmerksamkeit der Prinz erregt hatte, war niemand anderes als Naoki.
„ Den Gefallen kann ich dir leider nicht tun. Allerdings habe ich auch weitaus besseres zu tun als mich mit so einem Grünschnabel herum zu plagen.“ auf der anderen Seite kam er ihm schon gelegen, so konnte er sich ein bisschen abreagieren. „ Vielleicht habe ich doch einen Moment Zeit um zu spielen.“
Und schon preschte der Teufel auf seinen Jäger zu. Keith wollte ihn nicht verletzen oder gar töten aber er hatte das dringende Bedürfnis sich völlig zu verausgaben und eine Rangelei mit solch einem Jungspund erschien dem Teufel für Beide Seiten ungefährlich zu sein.
Allerdings bemerkte Keith recht schnell, dass er den Schlächter unterschätzt hatte und sie beide ebenbürtige Gegner waren.
„ Wow. Ich bin noch nie einem Teufel deines Kalibers begegnet.“ sprach Naoki nach einiger Zeit offen seine Bewunderung aus. „ Ich würde mit dir gern meine Wand tapezieren, denke aber auch, dass das kaum möglich sein wird.“
„ Garantiert nicht.“
„ Ich lass dich nur ungern laufen, aber ich bin jetzt Verabredet und möchte sie nicht warten lassen.“ er packte seine Waffen ein und sah dann zu dem Teufel rüber. „ Beim nächsten Treffen gehört dein Arsch mir.“
„ Wie du meinst.“
„ Lass dich bis dahin nicht weg schnappen!“ meinte Naoki und verschwand dann.
„ Mhm...“
Der Prinz flog Ziellos durch die Straßen oder über die Dächer der Stadt, gab aber dann erst mal auf und flog unverrichteter Dinge wieder nach Hause.
Misaki hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Sessel und starrte die Decke an. Als Keith die Wohnung dann betrat, sah der Seelendieb zu ihm rüber und riss erstaunt die Augen auf.
„ Hast du sie gefunden? Wo ist sie?“
„ Wovon redest du?“ sah Keith ihn verblüfft an.
„ Na von Risa, du Idiot!“ er sprang von seinem Platz auf und stürmte zu seinem Kumpel hin. „ Du musst ihr begegnet sein, ihre Aura klebt an deinem Körper!“ redete er aufgeregt drauf los.
„ Ihre Aura soll an meinem Körper kleben?“ erstaunt überlegte er, wo er mich getroffen haben könnte und fragte sich gleichzeitig, warum er mich nicht bemerkt hatte. „ Ich bin heute keiner Frau begegnet nur diesem...“ dann riss er erschrocken die Augen auf. „ Diesem Teufelsschlächter! Von ihm muss ich die Aura haben.“
„ An einem anderen Teufelsschlächter klebte ihre Aura?“ es dauerte einen Moment bis die Worte richtig bei ihm ankamen. „ W-WAS????“ rief er entsetzt. „ Das bedeutet ja dass er mit ihr...“ fassungslos drehte er sich von Keith weg und suchte nach seiner Jacke. „ Wir müssen sie da raus holen!!“
„ Weißt du eigentlich viele Schlächter es in dieser Stadt gibt? Wie lange das dauern würde die alle ab zu klappern?“
„ Hast du eine bessere Idee??“ herrschte Misa ihn an. Allein der Gedanke, dass ich es mit einem anderen tat, machte ihn wahnsinnig. „ Wer weiß in was für einer Hölle sie fest sitzt!“
„ Wir können uns doch nicht Planlos auf die Suche nach ihr machen. Das bringt uns auch nicht weiter. Er könnte die Aura von überall her haben. Wer weiß wo sich der Kerl rum treibt.“
„ DAS macht die Sache aber auch nicht besser!“
„ Ich habe da eine Idee!“ meinte der Prinz und holte sein Handy raus. „ Wir rufen Pater Yoshida zu uns. Der kennt fast alle Schlächter dieser Stadt.“
„ Worauf wartest du denn noch? Ruf an da!“
Keith wählte eine Nummer und rief bei dem Priester an. Dieser sagte ihnen zu, dass er gegen Abend kurz rein schauen könnte.
Endlich hatten sie einen brauchbaren Hinweis, der zum Erfolg führen könnte. Nun mussten sie sich nur noch etwas gedulden bis Amida Yoshida zu Besuch kam und ihnen hoffentlich den Namen und die Adresse des jungen Schlächters geben konnte.

Zur gleichen Zeit befand ich mich mit Takeo in seiner Kneipe und machten dort klar Schiff.
Die Bar hatte meist bis in die frühen Morgenstunden geöffnet und dementsprechend viel Müll blieb zurück.
„ Du hast dich inzwischen ja richtig eingelebt.“ begann der Priester zu erzählen. „ Bist ein Teil dieser großen Familie geworden. Ich sollte das nicht sagen aber...“ r seufzte und sah mich dann an. „ Ich hoffe dass du noch lange bei mir bleiben wirst.“
„ Och, das hast du aber lieb gesagt.“ lächelte ich ihn entzückt an. „ Ich möchte euch auch alle nicht mehr missen.“
„ Es freut mich dass zu hören.“ er schloss den letzten Müllsack zu und sah dann wieder zu mir rüber. „ Ich habe jetzt ein Termin in dem kirchlichen Waisenhaus. Fühlst du dich noch fit genug um mit zu kommen, oder soll ich dich vorher nach Hause bringen?“
„ Nein. Ich möchte gern mit, dann musst du keinen Umweg fahren.“
„ Dann lass uns doch gleich aufbrechen. Wir sind hier so weit fertig, den Rest erledige ich dann heut Abend, bevor wir öffnen.“
„ Na fein.“
Kurz darauf machten wir uns auf den Weg zu dem besagten Waisenhaus hin. Die Kinder freuten sich auf die willkommene Abwechslung und die schöne Geschichte, die Takeo ihnen erzählen wollte.
„ Welche Geschichte erzählst du uns heute, Takeo? Ist es eine romantische, mit ganz viel Gefühl?“ schwärmte eines der Mädchen.
„ Nein! Wir wollen eine Geschichte voller Aktion hören. WUHA!!“ brüllten die Jungs.
„ Wie wäre es, wenn ich euch eine Geschichte mit Gefühl und Aktion erzählen würde?“ versuchte der Priester die goldene Mitte zu erreichen. „ Wie klingt das?“
„ Au ja!“ waren sich die Kids ausnahmsweise mal einig.
„ Also schön. Dann erzähle ich euch von einer Legende, die in einem alten Buch der Götter festgehalten wurde.“
Die Kinder versammelten sich um den Pater herum und setzten sich auf weiche Kissen. Ich nahm eins der Mädchen auf den Schoss und setzte mich mit ihr auf den Boden.
Alle warteten gespannt darauf, dass Takeo ihnen die Sage erzählte.
„ Es war einmal vor langer langer Zeit, denn so fangen alle Märchen an, eine wunderschöne Göttin Namens Cecilia.“ begann er zu erzählen. „ Diese Göttin war nicht nur atemberaubend schön, sondern auch wahnsinnig Mächtig und Klug. Sie gehörte sogar zu den mächtigsten Götter, die zu der Zeit existierten.“
„ Was war sie denn für eine Göttin?“ fragte eins der Mädels nach.
„ Cecilia war die Göttin des Lebens.“
Plötzlich regte sich etwas in mir. >Göttin des Lebens...?< das hatte ich doch schon mal gehört. Zu mindestens glaubte ich das.
„ Cecilia wurde von allen Göttern geliebt und verehrt, aber ein Gott von ihnen, liebte und verehrte sie mehr als alle anderen. Sie wurden dann ein Paar und schworen sich ewige Treue. Doch eines Tages, trat Yujin in ihr Leben. Cecilia verliebte sich sofort in Yujin und verließ den Gott.“
„ Wo bleibt denn da die Aktion?“ motzte ein Junge.
„ Lasst mich doch erst einmal zu ende erzählen und seit nicht so ungeduldig.“ lachte Takeo und fuhr dann mit der Legende fort. „ Dieser Gott kochte vor Eifersucht und Wut, als er Cecilia und Yujin zusammen sah und schwor sich, diese Beiden auseinander zu bringen. Getrieben von seinem Hass entfachte er in der gesamten Götterwelt eine Welle der Intrigen und Lügen und sorgte dafür, dass die Völker, die eigentlich zusammen gehörten, entzweit wurden. Die Götter bewaffneten sich bis an die Zähne und fielen hinterrücks über die Ladthaaner her. Denn wisst ihr, Cecilia war ja eine Göttin aber Yujin war ein Teufel.“
„ Was?“ ging ein allgemeines Raunen durch die Reihen.
„ Damals waren die Teufel aber besser unter dem Namen Ladthaaner bekannt. Kythos, das Reich der Götter und Ladthaa, das Reich der Teufel, gehörten zusammen wie Pech und Schwefel.“
„ Oder wie der Tag und die Nacht?“ „ Wie rechts und links?“ „ Oben und unten.“ „ Wie Eis und Schnee!“ „ Wie Vanilleeis und Schokosoße!!“ riefen die Kids durcheinander.
„ Ja genau. Oder auch wie Gut und Böse. Sie hielten das Gleichgewicht im Universum und sorgten dafür, dass niemand umfiel.“ zwinkerte er der Meute zu. „ Aber nun, drohte das Gleichgewicht gestört zu werden. Die Götter kämpften mit ihren Schwertern, Bögen oder Lanzen und bewarfen die Teufel mit hellen Lichtkugel. Aber die Ladthaaner...die setzen sich nicht zur wehr. Denn sie konnten die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Götter wieder zur Vernunft kamen.“
„ Was? Die haben sich nicht mal gewehrt?? Ich hätte die Götter weg getreten, Pau pau!“ hüpfte ein kleiner Bengel durch das Zimmer und kämpfte gegen unsichtbare Gegner.
„ Ladthaa wurde völlig zerstört und verschwand von der Bildfläche...“
„ Was war denn mit dieser Cecilia? Wenn sie doch so mächtig war, warum hat sie ihnen nicht geholfen?“
„ Weil Cecilia ihren Status als Göttin abgelegt hatte um an Yujin's Seite Leben zu können.“
„ Warum macht die denn so was?? Macht geht über die Liebe!“
„ Gar nicht wahr! Die Liebe ist viel wichtiger!“ rief eins der Mädchen. „ Konnten Cecilia und Yujin denn dann für immer zusammen bleiben?“
„ Leider nein, mein Kind.“ tätschelte er ihren Kopf. „ Die beiden opferten sich, damit Ladthaa eines Tages wieder auferstehen kann und das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wieder hergestellt wird. Es heißt nämlich in dieser Legende, dass die Nachfahren der Göttin und des Teufels, zueinander finden werden und dann wird Ladthaa in einem neuen Licht erstrahlen. Es wird zusammen kommen, was zusammen gehört.“
„ Dass heißt also dass ihre Liebe über den Tod hinaus geht?“ strahlte ein Mädchen. „ Wenn ich groß bin, möchte ich auch so doll geliebt werden.“
Ich hörte mir das alles schweigend an und war total in meinen Gedanken versunken. Ich merkte noch nicht mal, dass mir die Tränen über die Wange liefen.
„ Warum weinst du denn?“ riss mich das Mädel das auf meinem Schoss saß aus meinen Gedanken raus.
„ Alles in Ordnung, Risa?“ harkte nun auch Takeo besorgt nach.
„ Ja..ja.“ lachte ich leicht. „ Ich weiß noch nicht einmal warum ich weine.“ hastig strich ich mir die Tränen weg.
Diese Geschichte hatte mich zutiefst gerührt, auch wenn ich da noch nicht sagen konnte, warum dass so war.
Die Legende zerriss mir das Herz und schnürte mir die Kehle zu. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich weitaus mehr mit der Sage verband, als bloß mein Mitgefühl.
Waren diese schrecklichen Erinnerungen, die ich erfolgreich weg schließen konnte, vielleicht sogar aus dieser Zeit?
War ich also eine Göttin und kein Engel? Nein...das konnte nicht wahr sein...oder doch?
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, sondern widmete mich den Kindern zu. Es machte irrsinnig viel Spaß mit ihnen zu spielen und zu toben.
Deshalb war ich umso erstaunter, wie schnell die Zeit verging, als ich auf meine Uhr schaute.
„ Och müsst ihr denn wirklich schon wieder gehen? Es war gerade so Lustig.“
„ Ich bekomme noch Besuch und deswegen müssen wir nun los.“ tröstete Takeo die Kids. „ Aber ich komme bald wieder und bringe Risa dann wieder mit, einverstanden?“
„ Au jaa!!“
Kurz darauf saßen wir dann im Auto und fuhren nach Hause.
„ Hat dich die Geschichte an irgendetwas erinnert, Liebes?“
„ Nein, das nicht.“ murmelte ich. „ Aber sie hat mich zutiefst getroffen. Ich weiß nur nicht warum.“
„ Mh... Du bist übermüdet und deshalb Gefühlsmäßig angeschlagen. Wenn du erst mal Geschlafen hast, sieht die Welt schon wieder besser aus.“
„ Ja...ich hoffe es.“
Als wir dann endlich zuhause ankamen, ging ich auch gleich ins Bett und schlief bis in den frühen Abend hinein. Und wieder verfolgte mich dieser merkwürdige Traum mit der blonden Frau.
War das vielleicht mein Unterbewusstsein, das mich dazu drängen wollte meine Erinnerungen zu befreien?
War es also wichtig, dass ich mein Gedächtnis zurück bekam? Aber egal wie wichtig die Sache auch war, ich konnte es nicht tun. Die Angst vor den unschönen Visionen war viel zu groß und ich mochte mich so, wie ich jetzt war. Dann wusste ich halt nicht, wer ich wirklich war. Ob nun Engel oder Gott, wen kümmerte es? Mich auf jeden Fall nicht.
Ich hätte nie gedacht, dass die heutige Nacht mein komplettes Leben erneut verändern würde...

Wie jeden Abend half ich Takeo dabei die letzten Vorbereitung zu treffen, damit wir öffnen konnten. Genauso wie immer, schenkte ich Getränke aus und turnte durch die Gänge. Es war alles eigentlich beim alten, mit dem einen Unterschied, dass Takeo Besuch von einem anderen Priester hatte.
„ Mhm...“ starrte mich der Fremde an. „ Deine neue Kellnerin kommt mir irgendwie bekannt vor... ich kenne dieses wunderschöne Gesicht...nur woher...?“
„ Du meinst Risa? Weißt du etwas über sie??“ sah Takeo ihn erstaunt an.
„ Risa. Ja genau, so hieß sie. Aber wo habe ich sie noch mal gesehen...“ versuchte er sich angestrengt daran zu Erinnern. „ Aber hier war es ganz bestimmt nicht. Was macht Risa bei dir, Takeo?“
„ Ich habe sie zufällig gefunden, als ein paar Bankräuber sie niedergeschlagen hatten. Seither hat sie ihr Gedächtnis verloren und lebt bei mir.“
„ Ich kenne Risa. Ganz bestimmt. Aber ich kann mich einfach nicht daran erinnern, wo ich sie gesehen habe.“ noch immer starrte er mich an. „ Ich werde alt...“
„ Hast du sie vielleicht bei irgendeinem Teufelsschlächter gesehen? Oder arbeitet sie bei dir in der Kirche?“
„ Das wäre alles schon möglich, ja...“
„ Aber du weißt es nicht, nicht wahr?“
„ Es tut mir wirklich leid. Ich weiß sie gerade nicht zuzuordnen.“
„ Sollte dir dann doch irgendwann mal ein Geistesblitz kommen, dann ruf mich an. Egal um welche Uhrzeit.“
„ Das werde ich tun, darauf kannst du dich verlassen.“ >Woher kenne ich sie bloß...?<
Der Priester blieb noch einige Zeit an der Bar sitzen und unterhielt sich mit seinem Kumpel.
Natürlich versuchte er dabei weiter mich einzuordnen.
„ Sag mal...war Risa nicht mal blond? Ich habe sie irgendwie als Blondine in Erinnerung.“
„ Ja richtig. Sie trägt eine Perücke.“
„ Ach so.“ Er wartete sogar meinen Auftritt ab und lauschte meiner Stimme. „ Wow...sie hat wirklich eine wunderschöne Stimme.“
„ Nicht wahr?“ lächelte Takeo.
„ Hach, es ist wirklich zu schade, dass ich jetzt schon los muss. Ich würde ihr gerne weiter zuhören.“
„ Melde dich, wenn dir etwas einfallen sollte, ok?“
„ Ja sicher. Ich werde jetzt ununterbrochen daran denken und irgendwann fällt es mir dann schon wieder ein.“ meinte er und verabschiedete sich.
Aber schon als er in den Wagen stieg und davon fuhr, hatte er mich schon wieder vergessen...
Er fuhr bis ans andere Ende der Stadt und parkte den Wagen vor einem bekannten Haus.
Misaki und Keith warteten schon ungeduldig auf den Geistlichen und öffneten ihm hastig die Tür, ehe er überhaupt klingeln konnte.
„ Guten Abend, ihr Haudegen.“ lächelte der ältere Herr mit Brille freundlich. „ Was gibt es denn so wichtiges, dass ihr mich so dringend sehen wolltet?“
„ Komm erst mal rein, Vater.“ Misa trat einen Schritt zur Seite und ließ den Priester eintreten.
„ Vielen Dank, mein Junge.“
„ Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“
„ Nein danke. Nun spannt mich nicht länger auf die Folter, sondern sagt mir wie ich euch helfen kann.“
„ Wir suchen einen Teufelsschlächter.“ erzählte Keith ihm.
„ Wozu? Ihr seit doch selber Schlächter!“ zog er fragend eine Augenbraue hoch.
„ Wir suchen einen ganz bestimmten Schlächter. Und da du sie alle kennst, hoffen wir das du uns weiter helfen kannst.“
„ Wie heißt der Schlächter denn?“
„ Das wollen wir ja von dir erfahren.“
„ Ach so. Was könnt ihr mir denn über ihn erzählen?“
„ Er ist noch recht Jung, Mitte 20 älter nicht. Er hat schwarze kurze Haare, ist groß und jagt Teufel.“
„ Mhm...“ überlegte Pater Yoshida. Dann fiel sein Blick auf Misaki, der ihn Hoffnungsvoll anstarrte. „ Ich glaube dein Partner sucht nach dir.“ grinste er ihn an.
„ Ich bin ihm am anderen Ende der Stadt begegnet. Vielleicht befindet sich dort sein Revier.“
„ Könnte sein dass du von Naoki sprichst. Er ist zwar noch recht Jung, aber ein sehr talentierter Kämpfer.“
„ Naoki? Wo wohnt der Bengel denn?“ wollte der Seelendieb dann wissen.
„ Am anderen Ende der Stadt, sozusagen.“ er kramte in seiner Tasche nach einem Stift und einem Blatt und schreib ihnen die Adresse auf. „ Macht mir da aber keinen Blödsinn, verstanden?“
„ Wir haben nur ein paar Fragen an ihn, also keine Sorge.“ meinte Misa und nahm den Zettel an sich.
Endlich kamen sie voran und vielleicht konnte mich Misa heute Nacht schon endlich wieder in die Arme schließen.
„ Vielen Dank. Du hast uns wirklich sehr geholfen.“ bedankte sich Keith bei ihm.
„ Keine Ursache. Ich helfe doch gerne.“ er schlenderte zur Tür hin, blieb dann aber noch mal stehen. „ Ach, jetzt fällt es mir wieder ein! Ich habe heute deine Freundin gesehen, Misaki.“
„ Welche Freundin?“ schaute er ihn verblüfft an.
„ Na, wie viele Freundinnen hast du denn?“
„ So wie es aussieht eine...?“
„ Ja und genau die habe ich gesehen...wie war denn noch mal ihr Name...“ überlegte der Geistliche. „ Mhm...“
„ Risa?“ harkte der Prinz nach, dem das letzte Treffen mit Yoshida wieder eingefallen war. „ Hast du Risa gesehen??“
„ Ach ja genau. Risa hieß sie.“
„ Wo? Wo hast du sie gesehen, Vater??“ sprachen beide Schlächter im Chor.
„ Ja...wo war das denn noch mal.“
„ Versuche dich zu erinnern! Wo bist du Risa begegnet?“ harkte Keith ein weiteres Mal nach.
„ Mhm...wo war ich denn überall heute...?“
„ Pater! Nun streng doch mal deine grauen Gehirnzellen an!“
Doch noch bevor es ihm wieder einfallen konnte, stürmte Patty ins Haus, die aufgeregt mit dem eingerollten Plakat wedelte.
„ Ich habe Risa gefunden!!“ brüllte sie immer wieder. „ Leider konnte ich nicht früher her kommen, weil ich noch Hausarbeiten zu erledigen hatte.“ keuchte Patricia völlig außer Atem.
„ Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Sie arbeitet in einem netten kleinen Schuppen und unterhält dort die Männer.“
„ W-WAS???“ Misaki's schlimmsten Befürchtungen schienen nun wahr zu werden: Ich arbeitete in einem Bordell. „ Wir müssen sie da sofort raus holen!!“
„ Keine Sorge, sie hat da wirklich sehr viel Spaß.“
„ DAS will ich gar nicht hören!!“ fuhr der Seelendieb ihn an. „ Wir holen sie da jetzt Augenblicklich raus.“
„ Das würde ich dir an deiner Stelle nicht raten...“ sah Amida den Teufel ernst an. „ In der Bar wimmelt es nur so vor Teufelsschlächtern, die mit dir kurzen Prozess machen würden.“
„ Und wenn schon? Dann kann ich den Kerlen, die über sie hergefallen sind, gleich eine Abreibung der besonderen Art verpassen!“
„ Wovon redest du denn, mein Junge?“ fragte er verdutzt nach. „ Takeo achtet auf deine Freundin wie auf seinen eigenen Augapfel. Niemand wird da über sie herfallen.“
„ Aber... du hast doch gesagt sie Bespaßt die Männer da..? Was tut sie denn sonst, wenn nicht mit ihnen zu schlafen?“
„ Die Antwort kann ich dir geben. Sie singt für sie!“ mischte sich nun auch das Blonde Mädchen ein.
„ Singt? Dann arbeitet sie gar nicht in einem Bordell?“
„ Wo denkst du hin? Mein guter alter Freund Takeo führt eine angesagte Bar für Teufelsschlächter und keinen Puff.“
„ Warum sagst du dass denn nicht gleich...“ seufzend strich sich Misa durchs Haar. „ Mir so einen Schrecken einzujagen ist echt nicht nett...“
„ Tut mir leid.“
„ Wie geht es Risa denn? Ist alles ok mit ihr?“ wollte Keith dann gern wissen.
„ Sie hat ihr Gedächtnis nach einem Überfall verloren. Wie es aussieht erinnert sie sich an gar nichts. Aber bei Takeo geht es ihr gut und wie gesagt, es ihr neues Leben macht ihr Spaß.“
„ Trotzdem müssen wir sie da raus holen...“ murmelte Misaki vor sich hin.
„ Du kannst da aber nicht rein, ohne gleich von allen abgeschlachtet zu werden.“ betrachtete Amida ihn ernst. „ Aber Keith könnte sich unter ihnen mischen, wenn er seine goldenen Augen verbirgt.“
„ Ich könnte doch auch rein gehen!“ meinte Patty.
„ Du bist noch viel zu Jung, meine Kleine. Um diese Zeit solltest du auch eher im Bett liegen und schlafen.“
„ So Jung bin ich gar nicht! Und außerdem mache ich mir auch Sorgen um Risa und möchte sie endlich wiedersehen.“ protestierte die Blonde.
„ Du kommst auch mit uns. Aber vor der Tür wirst du mit mir auf sie warten.“ tätschelte der Seelendieb ihren Kopf.
Die Männer schmiedeten einen Plan, wie sie unbemerkt in die Kneipe kamen und genauso ungeachtet mit mir wieder verschwinden konnten.
Sie konnten es noch gar nicht wirklich begreifen, dass sie mich endlich gefunden hatten und ihre suche ein ende fand.
Erleichterung machte sich bei allen breit und die Vorfreude darauf, mich endlich wiederzusehen.
Irgendwann kratzte dann auch Elara niedergeschlagen an der Tür und wurde von euphorischen Gesichtern begrüßt.
In einer Stillen Minute erzählte Patty ihr dann alle wichtigen Neuigkeiten und zauberte der Katze ein verweintes Lächeln auf die Lippen.
„ Oh Gott sei dank! Wir haben sie gefunden!“ gab das Kätzchen lächelnd von sich. „ Wir haben sie gefunden...“
Natürlich wurde Charis auch gleich informiert, die sich zur Zeit in ihrem Zelt befand und die guten Nachrichten schnurstracks an Rika weiter gab.
„ Wir haben Risa gefunden!!“ grölte die Schicksalsgöttin in ihre Kugel.
„ Ihr habt sie gefunden...“ erleichtert ließ sich Rika auf die Knie fallen und verbarg weinend ihr Gesicht.
„ Was ist los?“ kam Tartaros erschrocken angeflogen, als er meine Schwester heulend am Boden liegen sah. „ Ist was passiert?“ er drückte Rika auch gleich tröstend an sich.
„ Sie haben Risa gefunden!“ klammerte sie sich an ihn fest. „ Endlich haben sie sie gefunden! Nun wird alles wieder gut!“
„ Dem Herren sei dank.“ seufzte der Teufel erleichtert auf.
„ Rika? Bist du noch da?“ hörten sie Charis Stimme. „ Alles ok bei dir?“
„ Ja. Jetzt ist alles wieder ok.“
„ Dann ist ja gut.“ nickte die Göttin zufrieden und kappte die Verbindung.
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Buschfeuer und bald schon wusste jeder, der es wissen musste, Bescheid.

Nur ich bekam von dem ganzen Wirbel nichts mit. Zur Zeit befand ich mich gerade in dem Umkleideraum und beobachtete ein riesiges Glühwürmchen. Jedenfalls dachte ich, dass es eins war.
In Wirklichkeit handelte es sich aber um die Fee, die Thanatos schon einen Besuch abgestattet hatte und nun zu mir auf die Erde kam.
Hektisch flog sie um mich herum und fragte sich gleichzeitig, was mit meiner Aura passiert war.
Sie wusste dass ich die Göttin des Lebens war, das konnte sie spüren. Auch wenn das Signal verdammt schwach war und ganz tief aus meinem inneren kommen musste.
>Was ist nur geschehen...?< fragte sie sich dann. >Warum versteckst du dich in deinem Unterbewusstsein?<
„ Na, du hast wohl zu viel in dich hinein gestopft, was?“ grinste ich das vermeintliche Würmchen an.
>Das Schicksal kann sich nicht erfüllen, wenn du deine Identität verleugnest...<
„ Du kannst es dir hier gern bequem machen, aber ich habe nun einen Auftritt.“ meinte ich und stand dann auf.
>Du musst erwachen...<
„ Aber mach es dir nicht zu bequem!“
>Wach auf!<
Zur gleichen Zeit parkte Misaki seinen Wagen in der Nähe von der Kneipe, aber noch weit genug entfernt, dass sie seine dunkle Aura nicht spüren konnten.
„ Ich werden mit Patty und Elara hier warten.“ sah er zu Keith, der neben ihm saß.
Pater Yoshida kam mit seinem eigenen Wagen nach, allerdings verschwendete er keinen Gedanken daran, Takeo anzurufen und ihn mit mir raus zu schicken. Das wäre ja auch zu einfach...
„ Ok. Ich werde mich beeilen.“ gab der Prinz von sich und stieg dann aus.
„ Mach da bloß keinen Ärger. Wie gesagt, da drin wimmelt es nur so von Schlächtern.“
„ Ja, ich weiß!“ er hatte sich sogar extra Farbige Kontaktlinsen besorgt, damit ihm seine unnatürliche Augenfarbe keinen Strich durch die Rechnung machte.
Er würde da einfach rein gehen, mit mir die Bar wieder verlassen und alle waren glücklich. Jedenfalls war so der Plan gewesen.
Allerdings ahnte Keith schon, dass ich nicht einfach mit ihm mit gehen würde und er sich selbst in Gefahr bringen musste um mich zu überzeugen. Dazu war er aber mehr als bereit...
Mit schweren Schritten ging er zu der Kneipe hin und betrat das Lokal. Die Schlächter begutachteten den neuen zwar, aber niemand brachte ihn mit einem Teufel in Verbindung.
So konnte er sich in aller Ruhe umsehen und hielt nach allem Blonden aus schau.
Patty war irgendwie darüber hinweg gekommen, ihm das Plakat zu zeigen, oder dem Prinzen zu erzählen, dass ich vermutlich jetzt schwarzhaarig war.
Also suchte er natürlich vergebens nach einem blonden Mädchen. Je länger der Teufel in dem Pub war, desto größer war die Sorge bei denen, die vor dem Lokal auf ihn warteten.
„ Wo bleibt der nur...?“ fragte Misaki nun schon zum hundertsten Mal und lief dabei unruhig hin und her. „ Der müsste doch schon längst wieder da sein. Nicht dass seine Tarnung aufgeflogen ist.“
„ Bewege dich mal nicht so viel, mein Junge. Wir wollen doch nicht dass dich die Schlächter wittern.“
„ Sollen die ruhig kommen...“
Keith wollte die Kneipe schon wieder verlassen, da er keinen Anhaltspunkt finden konnte, der auf mich hinwies, als er eine bekannte Stimme vernahm.
Erstaunt blieb er in der Tür stehen und drehte sich langsam zu mir um. Ich hatte inzwischen die Bühne betreten und begann eins meiner Lieder zu singen.
Wie in Trance ging der Prinz auf die Bühne zu und starrte mich fast schon unsicher an. Doch als er dann näher bei mir war, erkannte er mich trotz meiner anderen Haarfarbe.
Die ganzen letzten Wochen hatte er so verzweifelt versucht mich zu finden und nun stand ich wahrhaftig vor ihm und noch dazu ging es mir gut.
Die ganzen Bedenken und Befürchtungen, wo ich mich aufhalten könnte, oder das ich auf irgendeinen Perversen gestoßen sein könnte, stellten sich als falsch heraus.
Er war überglücklich und kämpfte gleichzeitig mit dem Verlangen, mich fest an sich zu pressen.
Seine eigentlich perfekte Mauer hatte tiefe Risse bekommen und trug längst vergessene Empfindungen ans Tageslicht. Er war glücklich, erleichtert und überwältigt zu gleich.
Als ich ihn dann jedoch erblickte, wäre mir bestimmt alles aus der Hand gefallen, wenn ich denn etwa getragen hätte.
Erstaunt starrte ich ihn an und brachte keinen Ton mehr heraus. Hatte er mich wirklich gesucht und jetzt gefunden? Sein Anblick warf mich komplett aus der Bahn und verursachte ein Gefühlschaos in mir, dass ich kaum bändigen konnte.
Auf der einen Seite, wollte ich ihn anspringen, mich von ihm halten lassen und seine Nähe genießen. Auf der anderen Seite aber wollte ich davon laufen. Weg von dem Mann, der zu meiner Vergangenheit gehörte und weg von meinen vernichtenden Erinnerungen, die er früher oder später wecken würde.
Ich freute mich ein bekanntes Gesicht zu sehen, na klar. Aber ich hatte auch wahnsinnige Angst ihn an mich ran zu lassen.
Allerdings machte es mich aber auch sehr glücklich einfach zu wissen, dass ich nicht alleine war und sich tatsächlich jemand Sorgen um mich gemacht hatte.
Ich hatte Angst, furchtbare Angst. Aber vielleicht konnte ich mit ihm meine Ängste überwinden und wieder zu dem Wesen werden, das ich wirklich war.
Natürlich dachte ich auch daran, dass dieser geheimnisvolle silberhaarige Mann eine Gefahr für mich darstellen könnte. Vielleicht war ich ja vor ihm geflüchtet. Er könnte doch rein theoretisch zu den Bösen gehören und wenn ich mich ihm nun blind in die Arme warf...konnte ich dieses Risiko wirklich eingehen?
Nur würde mein Körper so heftig auf ihn reagieren, wenn er mir schmerzen oder leid zugefügt hätte? Doch wohl eher nicht.
Also konnte ich ihm doch vertrauen? Und wenn nicht, dann hatte ich hier viele Kampferprobte Bodyguards, die mit ihm das Klo wischen würden.
Es gab ja auch noch die geringe Chance, dass ich den Fremden mit jemanden verwechselte und er mich gar nicht kannte.
Insofern entschied ich mich einfach dazu, die Sache auf mich zu kommen zu lassen. Dieses Einstellung hatte bisher ja auch ganz gut geklappt.
Nachdem ich mein Konzert beendet hatte, kletterte ich von der Bühne und schlenderte zu der Treppe hin, die in den Keller führte.
Ich bewegte mich dabei extra ganz langsam, damit mich der attraktive Kerl auch ja nicht aus den Augen verlor.
Mein Herz machte einen riesigen Sprung, als er mir tatsächlich nach ging.
Ihm kam es natürlich ganz recht, dass ich die schützende Barriere der Schlächter verließ und das auch noch allein. Noch besser konnte es eigentlich gar nicht laufen.
An der Tür zu meinem Umkleideraum blieb ich dann stehen und sah ihm seitlich dabei zu, wie er auf mich zu kam.
„ Risa...“ flüsterte er. „ Endlich habe ich dich gefunden.“
Ich sah lächelnd wieder von ihm weg und ging in den kleinen Raum rein. >Ja...den will ich haben...<
Er wusste wie ich hieß, hatte scheinbar nach mir gesucht und noch dazu raste mein Puls wie wild, dass konnte doch nur bedeuten, dass wir ein Paar waren. Wie sollte es denn anders sein?
Langsam folgte er mir in den Raum, ich stand hinter ihm an der Tür und kickte diese zu. Als er sich dann zu mir umdrehte, drückte ich mich stürmisch an ihn und schlang meine Arme um seinen Körper.
„ Was...?“ fragte er sich erstaunt.
„ Du hast mich gefunden...ich freue mich so sehr darüber!“ sprach ich glücklich drauf los. „ Und ich dachte schon, ich wäre ganz allein auf der großen weiten Welt.“
„ Nein, du bist ganz gewiss nicht allein.“ Keith erwiderte die Umarmung zärtlich und drückte mich sachte an sich. „ Ganz bestimmt nicht!“
„ Nun wo du endlich wieder bei mir bist, sollten wir unsere Zeit nicht mit Reden vergeuden!“ ich sah zu ihm auf und knöpfte gleichzeitig sein schwarzes Hemd auf.
„ Hey! Nein, warte!“ er versuchte meine Hände unter Kontrolle zu bringen, die dabei waren seine breite Brust zu streicheln.
„ Warten, warten. Ich habe lange genug auf diesen Moment gewartet!“
„ Risa!“
Ich achtete nicht auf seine Wiederworte und hielt seine halbherzige Abwehr für ein Spiel. Außerdem schenkte ich meinem dicken Glühwürmchen auch keine Beachtung, die gerade fast schon panisch durch die Luft flog und sich dann, so als würde sie sich schämen, hinter meinem Frisiertisch versteckte.
„ Nun warte doch mal!“ versuchte er mich ein weiteres mal vergeblich zu bremsen.
Und dann fiel er auch noch auf mein Sofa, na ok, ich hatte ihn darauf gestoßen. Ich setzte mich in meinen zugegebenermaßen knappen Outfit auf seinen Schoss und küsste ihn verführerisch am Hals.
Was ich mit ihm anstellte ließ ihn auf jeden Fall nicht kalt, auch wenn seine Gänsehaut, die ich deutlich auf seiner Brust ertasten konnte, darauf schließen ließ.
Wenn er dass hier wirklich nicht wollen würde, dann wäre es doch eigentlich ein leichtes für ihn, mich von seinem Schoss runter zu stoßen. Aber das tat er nicht.
Außerdem bestärkte mich die Reaktion seines Körpers da drin, mit meinem Spiel weiter zu machen und auch seine Augen spiegelten ein gewisses Verlangen wieder.
Wie sollte ich dem denn widerstehen können?
Zudem genoss ich es viel zu sehr, ihn zu berühren. Das Gefühl seiner Haut unter meinen Fingern zu spüren, die sich wahnsinnig verführerisch anfühlte und noch dazu roch er verdammt gut.
Doch gerade da, als ich glaubte ihn endlich so weit zu haben, nahm er seine Teufelsgestalt an und raubte mir so mein Bewusstsein.
>Nein..ein Teufel...< war das letzte was ich dachte, bevor ich in seinen Armen zusammen brach.
„ Ich freue mich wirklich dich zu sehen, Risa.“ flüsterte Keith mir zu, während er mich fester an sich drückte. „ Aber das hätten wir uns beide nicht verzeihen können...“
Nichtsdestotrotz hielt er mich lange zeit fest umschlungen und lehnte seinen Kopf an meinen.
Allerdings wusste er auch, dass die Schlächter, die sich eine Etage über ihm befanden, seine Aura bald bemerken würden und er sich deshalb schnell mit mir aus den Staub machen sollte.
Doch gerade als er sein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, bemerkte er die Auren von unzähligen Dämonen, die direkt auf ihn zu kamen.
„ Was ist dass?“ fragte er sich erschrocken.
Die dunkle Horde überfiel scheinbar die Bar, das würde zu mindestens den lauten Lärm erklären, der von oben kam.
Nun war die perfekte Gelegenheit um unbemerkt verschwinden zu können, doch Keith legte mich bloß auf die Couch und verließ den Raum ohne mich.
Wie sollte er auch die Schlächter ihrem Schicksal überlassen, die sich so rührend um mich gekümmert hatten und den Beschützer an seiner Stelle mimten.
Er musste ihnen einfach helfen und so lange ich in der Umkleide blieb, konnte mir auch nichts geschehen, dafür würde der Prinz schon sorgen.
Der Teufel hatte das Zimmer kaum verlassen, da linste die Fee hinter dem Tisch hervor und kam zu mir rüber geflogen.
„ Es tut mir leid...aber du musst erwachen, meine Liebe...“ sprach das Würmchen zu mir und tauchte in meinen Körper ein.
Kurz darauf umhüllte mich ein helles Licht, das den gesamten Raum ausfüllte und genauso schnell wieder verschwand, wie es erschienen war.
Diese Fee, oder was auch immer sie war, war in meinem Unterbewusstsein eingedrungen und hatte meine Mächte wie auch meine guten Erinnerungen befreit. Das Tor meiner schlechten Visionen blieb aber weiterhin verschlossen...
Durch den ohrenbetäubenden Krach und den unzähligen Dämonen Auren, griff auch Misaki mit ihm geschehen ein, der seinem besten Freund die Seite stärkte.
Selbst Elara half in ihrer monströsen Katzengestalt mit und vernichtete einen Fiesling nach dem anderen.
„ Wo ist Risa?“ fragte Misa den Prinzen, als er zufälligerweise mal neben ihm stand.
„ Sie ist in Sicherheit.“ war alles was er sagte, da sie schon wieder auseinander getrieben wurden.
Es war ja nicht so, dass sich die beiden nur vor den Dämonen in acht nehmen mussten, auch der ein oder eher alle, Teufelsschlächter versuchten ihr Schwert in ihre Körper zu rammen.
Sie hielten sich also die Schlächter vom Leib und vernichteten nebenbei die dunkle Bedrohung.
Jedoch kam dann, was kommen musste: Meine Beschützer und meine Wächter Katze waren die einzigen Teufel, die inmitten der Blutrünstigen Jäger standen.
„ Und wie sieht der Plan jetzt aus?“ wollte Elara dann von den anderen Beiden wissen, die zusammen in eine Ecke gedrängt wurden.
„ Vorpreschen, Risa schnappen und verschwinden. Ist doch ganz einfach.“ kam die Antwort von dem Seelendieb.

Zur gleichen Zeit öffnete ich langsam meine Augen uns setzte mich hin. In meinem Kopf drehte sich noch alles und ein stechender Schmerz machte sich in meinem inneren Breit.
>Das bin ich also...eine Göttin...<
Vorsichtig stand ich auf und schaute mich etwas verwirrt um. Wo war der Teufel geblieben, mit dem ich zusammen war? Und warum hatte er mich wieder zurück gelassen?
Doch dann bemerkte ich die übernatürlichen Auren und konnte eine von ihnen klar meiner Katze zuordnen.
Als ich dann zur Tür ging, fiel mein Blick in den Spiegel. Das was ich da sah, war nicht ich. Egal wie sehr ich mich auch äußerlich veränderte, so blieb ich doch immer die selbe.
Ich zog mir die Perücke vom Kopf und entfernte die Spangen aus meinem Haar, mit denen ich meine Blonden Haare hoch gesteckt hatte.
Erst dann verließ ich den Raum und eilte meinen Beschützern zur Hilfe. Und die hatten meine Hilfe auch dringend nötig.
„ So sieht man sich also wieder.“ grinste Naoki Keith an. „ Ob wir wohl dieses Mal auch mit einem Unentschieden auseinander gehen werden?“
„ Wir werden sehen.“
„ Hört auf zu quasseln und vernichtet die Eindringlinge endlich.“ rief einer der Männer und stürzte sich auf meine Katze.
Bevor er sie erreichen, oder Elara reagieren konnte, sauste ein Pfeil an ihnen vorbei und schon im nächsten Moment wurde sie alle von einem grellen Licht geblendet.
„ Was ist das für ein fauler Zauber?“ riefen sie ihm Chor und schützen ihre Augen mit den Händen.
„ Niemand wird diesen Teufeln auch nur ein Haar krümmen, ansonsten bekommt ihr es mit mir zu tun.“ da ich mich an nichts erinnern konnte, was nach dem brutalen Überfall, wo ich meine Kräfte verlor, geschah, achtete ich auch nicht darauf, meine Aura zu verbergen und stand nun in meiner Göttinnen Gestalt vor ihnen.
„ Risa?“ gaben Naoki und Takeo gleichzeitig erstaunt von sich, als sich das Licht legte und sie wieder etwas sehen konnten.
„ Erinnerst du dich etwa wieder? Gehören diese Gestalten zu dir?“ harkte der Priester nach.
„ Ja, ich erinnere mich wieder. Und ja. Sie gehören wohl zu mir.“ freudestrahlend klammerte ich mich an Keith's Arm und gab dann ein fröhliches: „ Das ist nämlich mein Freund!!“ von mir.
„ Was??“ gaben eigentlich alle so ziemlich Zeitgleich von sich.
„ RISA!!!“ brüllte Elara und sprang mich weinend an. „ Ich bin so froh dich endlich wieder zusehen! Bitte verschwinde nie mehr einfach so!!“
„ Es tut mir leid, Elara. Wirklich. Ich werde dir nie mehr solche Sorgen bereiten.“ ich drückte die überdimensionale Katze an mich und streichelte ihr Fell. „ Wo hast du denn eigentlich Charon gelassen? Ist er noch auf Kythos? Man konnte euch doch sonst nicht trennen.“
„ Wie...?“ völlig entsetzt schaute mich mein Wächter an und biss sich dann auf die Unterlippe. „ Weißt du denn nicht mehr...was damals geschehen ist?“
„ Was soll denn geschehen sein?“
„ … nichts.“ sie lächelte verweint und schloss dann die Augen. „ Charon ist zuhause...bei den Göttern. Er...er passt auf Rika...und die anderen auf.“
„ Braver Kater.“ nickte ich zufrieden...ich hatte ja keine Ahnung...
„ Risa...“ flüsterte Misaki lächelnd meinen Namen.
„ Mhm?“ ich erhob mich wieder und sah den fremden Mann an.
Doch bevor ich noch irgendwas sagen konnte, zog er mich in seine Arme und presste mich so feste an sich, als würde sein Leben von meiner Nähe abhängen.
Ich war total perplex und wusste nicht so recht wie ich darauf reagieren sollte. Scheinbar gehörte er wirklich zu mir, nur warum konnte ich mich dann nicht an sein Gesicht erinnern?
Aber so wie er sich an mich klammerte, musste ich ihm verdammt wichtig sein. Gerade auch, weil eine Träne auf meine Schulter fiel und die war gewiss nicht von mir.
Als ich ihn dann ansah, lächelte er leicht und drückte mich wieder an sich. Irgendetwas in mir schrie permanent auf, dass ich mich an ihn erinnern sollte. Aber wie? Ich erinnerte mich doch wieder an alles...oder nicht?
Dann schaute ich zu Keith hin, der seinen Freund schweigend musterte.
„ Führen wir so was wie eine Dreiecksbeziehung oder eine offene Beziehung?“ suchte ich bei meinem vermeintlichen Lover nach Antworten.
„ Du solltest deine menschliche Gestalt wieder annehmen, Risa.“ mischte sich Elara ein, bevor Keith etwas falsches sagen konnte. „ Damit...die Dämonen dieser Welt dich nicht ausfindig machen können.“
„ Ja. Du hast recht.“ folgte ich dem Befehl meiner Katze und verbarg meine Aura.
Kurz darauf betraten Yoshida und Patty den Laden, die sich verstohlen umsahen. Als das Mädel mich dann aber erblickte, kam sie auf mich zu gestürmt und entriss mich aus den Armen des Seelendiebes.
„ Risa!!!“ fing sie bitterlich an zu weinen. Aber auch an sie konnte ich mich nicht erinnern, hatte aber das Gefühl sie zutiefst zu verletzten, wenn ich das zugab.
Also tat ich so, als wüsste ich wer sie war.
„ Du brauchst nicht weinen, meine Kleine. Es ist alles wieder gut!“
Kurz darauf setzen sich die beiden Priester und meine Beschützer zusammen, während ich mit Naoki und Patty etwas trank.
„ Risa erinnert sich nicht an den Überfall. Alles was danach geschah, weiß sie nicht.“ berichtete Elara ihnen und wurde von den beiden geistlichen erstaunt begutachtet. Eine sprechende Katze hatten sie wirklich noch nie gesehen. „ Sie weiß nicht, dass Rika und auch Charon tot sind...sie glaubt sie würden zuhause auf sie warten.“
„ Ich nehme mal an, dass das schlecht ist...“ erkannte Takeo richtig.
„ Das bedeutet also, dass sie gerade mal ihr halbes Gedächtnis wieder hat.“ überlegte Misa.
„ Risa erwähnte, dass sie schlimme Bilder gesehen hat, als ihr Siegel durch irgendetwas gebrochen wurde. Sie hat große Angst vor diesen Erinnerungen. Vielleicht sind genau die noch in ihr weg gesperrt.“ teilte ihnen mein Retter mit.
„ Was machen wir denn jetzt? Wenn sie auf ihren Vater, oder auf Helios trifft, wird sie ohne zu zögern mit ihnen gehen. Oder noch schlimmer, wenn Xantos vor ihr stehen würde... sie kennt ihn doch gar nicht mehr...nein...dass möchte ich mir nicht weiter ausmalen.“ sprach Elara verzweifelt drauf los. „ Sie ist jetzt in noch größerer Gefahr, mit ihrem Halbwissen, als vorher.“
„ Und wenn ihr mit der vollen Wahrheit heraus rückt, könnte sie das noch weiter zurück werfen und sie verkriecht sich völlig in ihrem Schneckenhaus.“ mischte sich nun auch Amida mit ein. „ Und wenn du aufhörst ihren Freund zu spielen, wird sie auch keinen Grund sehen um mit euch mit zu gehen. Letztendlich könnt nur ihr sie effektiv vor ihren Peinigern schützen.“
„ Aber warum glaubt sie überhaupt, dass du ihr Freund bist...? Warst du schon vor diesem Fatalen Überfall mit ihr zusammen?“ wollte Takeo dann von dem Prinzen wissen.
„ Nein...“ er war der einzige, der noch in seiner Teufelsgestalt vor ihnen stand.
Als er dieses dann aber änderte, fielen dem Priester gleich die silbernen Haare auf und auch die Tatsache, dass sein Hemd aufgeknöpft war, entging ihm nicht. Misaki allerdings auch nicht.
„ Sie hat dir ganz schön eingeheizt, was?“ grinste Misa ihn an.
„ Sie hat sich bloß gewehrt, als ich sie mit nehmen wollte...“ murmelte der Prinz vor sich hin und knöpfte das Hemd wieder zu.
„ So nennt man das heutzutage also...“
„ Nun weiß ich wenigstens warum Risa dich für ihren Freund hält.“ lächelte Takeo. „ Risa fand in ihrer Wohnung eine Kette und als sie diese an sich nahm, erinnerte sie sich an einen silberhaarigen jungen Mann. Scheinbar warst du das.“
„ Nein, sie verwechselt mich da mit jemanden.“
„ Ach so?“ überlegte der Geistliche. „ Naja, letztendlich ändern es nichts an der Tatsache, dass sie dich jetzt für ihren Freund hält und euch vermutlich nur begleiten wird, wenn sie in dem Glauben gelassen wird.“
„ Und was soll ich nun eurer Meinung nach tun?“ starrte Keith in die Runde.
„ Na ihren Freund spielen?“ gab Elara ihm die passende Antwort. „ Oder hast du eine bessere Idee?“
„ Ich soll ihren Freund spielen? Hab ihr schon mal drüber nachgedacht was geschieht, wenn sie sich wieder an alles erinnert? Sie wird sich dafür hassen!“
„ Jetzt gerade ist das aber unsere einzige Möglichkeit um sie mit zu nehmen.“ seufzte Misa.
„ Vielleicht ist es ja nur für kurze Zeit. Kann ja sein dass ihr bald schon alles wieder einfällt.“ lächelte Yoshida ihn aufmunternd an. „ Aber wäre es denn auch für dich ok, Misaki? Schließlich ist sie doch eigentlich deine Freundin.“
„ Risa ist nicht meine Freundin. Wie kommst du da eigentlich drauf?“
„ Das hat sie mir bei unserem letzten Treffen so gesagt.“ zog der ältere Herr verblüfft eine Augenbraue hoch. „ Ihr seit also gar kein Paar. Nun dann steht dem Spiel ja nichts mehr im Wege.“
„ Und was soll ich machen, wenn sie mit mir schlafen will?“
„ Nun stell dich aber mal nicht so an, Keith. Das liegt doch wohl klar auf der Hand, ihr ward euch einig, dass ihr nicht vor der Ehe miteinander schlafen wollt.“ schüttelte Amida unverständlich den Kopf. „ Sie wird dich schon nicht umbringen.“
„ Nun gut. Aber sollte irgendetwas schief gehen, liegt die Verantwortung bei euch.“ knurrte Keith, der allein gegen Windmühlen kämpfte und schließlich aufgab.
„ Es ist unsere einzige Chance, vergiss das nicht. Du tust es für einen guten Zweck.“ lächelte Elara ihn an.
„ Dann sind wir uns ja einig.“ nickte Takeo zufrieden. „ Hach...das Haus wird so leer sein, wenn sie nicht mehr da ist...“ seufzte er fast schon theatralisch.
„ Ich besorge dir einen Hund als Ersatz.“ klopfte Yoshida seinen Freund lachend auf die Schulter.
„ Na toll..“
„ Risa wird dich bestimmt ganz oft besuchen kommen.“ lächelte Elara ihn aufmunternd an. „ Und danke nochmal, dass du dich so rührend um sie gekümmert hast.“
„ Das habe ich gern getan. Aber eine Frage hätte ich da noch an euch...“ sah er die Schlächter ernst an.
„ Und zwar?“
„ Ist Risa ein Engel?“
„ Wohl eher ein kleiner Teufel...“ brummte Keith vor sich hin, der sich mit der Situation noch immer nicht richtig anfreunden konnte.
„ Du stehst doch so auf Herausforderungen. Nun hast du eine, die du kaum knacken wirst.“ grinste Misa ihn an.
„ Na prima...ich freu mich...“
„ Was ist Risa denn nun?“ harkte Takeo noch einmal nach.
„ Risa ist eine Göttin.“ antwortete Elara ihm brav.
„ Eine Göttin also.. ich hab es fast geahnt.“
„ Wo schlafe ich heute Abend eigentlich??“ ich schlang meine Arme um den Hals des Prinzen und drückte mich von hinten an ihn, dabei sah ich über seine Schulter hinweg Takeo an.
„ Du kannst natürlich gern bei mir bleiben, Risa. Aber ich glaube die Herrschaften hier würden dich gern mit zu sich nehmen. Dort wo dein wahres zuhause ist.“
„ Etwa in dieser unpersönlich eingerichteten Wohnung? Dann bleibe ich lieber bei dir.“ verzog ich argwöhnisch meinen Mund.
„ Nein, du kommst natürlich mit zu mir...“ sah Keith mich seitlich an. „ Oder eher zu uns.“
„ Du kannst aber auch gern mit zu mir kommen.“ grinste Naoki meinen 'Freund' frech an.
„ Siehst du! Nun tritt genau die Situation ein, vor der ich dich gewarnt habe, Liebes.“ lachte Takeo leise auf.
„ Halt den Mund!!“ fauchte ich ihn an. Keith musste von meinen Gedanklichen Abschweifungen ja nichts erfahren.
„ Was für eine Situation?“ harkte Patty dann verblüfft nach, die sich auch zu uns gesellt hatte.
„ Gar keine.. Können wir dann jetzt los? Patty muss ins Bett...“ versuchte ich das Thema zu wechseln. „ Eigentlich dürfte sie gar nicht hier sein.“
„ Verheimlichst du mir etwa irgendwas?“ harkte der Prinz nach.
„ Verheimlichen? Ich? Dir? Nein, wie kommst du denn da drauf??“ prustete ich. „ Als wenn ich was zu verheimlichen hätte...“
„ Du machst dich gerade ziemlich verdächtig, Risa.“ kicherte Patty. „ Und warum klebst du eigentlich die ganze Zeit schon so an Keith?“
„ Na weil er mein Freund ist? Und ich ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen habe.“
„ Er? Dein Freund?“ zog sie verblüfft eine Augenbraue hoch.
„ Ach weißt du, Kleines.“ lehnte Takeo plötzlich den Arm um ihre Schulter. „ Lassen wir die zwei doch in Ruhe und gehen schon mal zum Auto hin.“
„ Wieso? Aber ich verstehe nicht.“ sah sie zu mir zurück, während der Priester sie zur Tür schob. „ Keith ist doch gar nicht ihr Freund.“
Auf dem Weg zum Auto erfuhr Patricia dann von meinen wichtigen Wissenslücken. Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass ich mich in Wirklichkeit nicht mehr an sie erinnern konnte und dass ich die ganze Zeit nur so getan hatte, als wüsste ich wer sie war.
„ Sehen wir uns denn bald wieder, Risa?“ schaute mich Naoki lächelnd an. „ Jetzt wo du deinen Brüllaffen wieder hast, wird es wohl nicht mehr so einfach gehen, was?“
„ Doch sicher. Wieso denn nicht?“ schüttelte ich unverständlich meinen Kopf. „ Ich bin zwar seine Freundin aber nicht sein Eigentum. Und außerdem, führen wir ja eh so was wie eine offene Beziehung...oder so...“ schielte ich seitlich zu Misa hin. Ich wusste noch immer nichts mit ihm anzufangen, aber ich spürte, dass da irgendwas war...
„ Ihr führt keine offene Beziehung.“ meldete sich nun der Seelendieb zu Wort. „ ich bin Keith's bester Freund und zu dem wohnen wir alle unter einem Dach.“
„ Ach was? Dann bin ich bloß seine Alibi Freundin. Oder wie?“
„ Um Gottes Willen nein!“ wehrte Misa energisch ab.
„ Na, wenn du meinst...“ war ich ganz und gar nicht überzeugt. „ Dann lasst uns fahren, bevor Patty von der Polizei aufgegriffen wird.“
Ich war total gespannt darauf, zu erfahren wie ich eigentlich hier auf der Erde lebte. Und noch mehr interessierte mich natürlich meine Beziehung zu Keith.
Mein Körper signalisierte mir unmissverständlich, dass ich total auf ihn abfuhr. Aber mein Verstand glaubte daran, dass da was anderes hinter steckte, als eine Beziehung. Vielleicht eine Affäre? Aber warum sollte er dann meinen Freund spielen? Ich verstand es nicht. Wollte aber auch nicht weiter drüber nachdenken. Gerade auch, weil er ja eigentlich perfekt zu mir passte. Schließlich war er das genaue Gegenteil von mir und verkörperte das, was ich haben wollte: Einen Teufel. Eine dunkle, geheimnisvolle und ungemein verführerische Hülle, die mir den Ruf des unschuldigen Engels rauben sollte.
Ich trat scheinbar, ohne es vorher gewusst zu haben, in die Fußstapfen meiner Vorgängerin, die sich in einen Ladthaaner verliebt hatte.
Vielleicht war es mein Schicksal, mich zu den Bösen hingezogen zu fühlen...

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Tag der Veröffentlichung: 13.04.2012

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