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Kapitel 12. Eine wundervolle Woche






Noch immer stand ich in der Gasse und starrte auf den Mantel, den ich in Händen hielt.
Sie war also hier. Helios musste ihr erzählt haben, dass er mich getroffen hatte, dass ich mich hier versteckt hielt. Wusste mein Vater nun auch davon?
Und war Lucia gekommen, um mich zurück zu bringen in diese verlogene Welt, die sich das heilige Reich der Götter schimpfte?
Aber so leicht ließ ich mich nicht gefangen nehmen, weder von meiner Schwester noch von Kronos, meinem Vater.
Ich hoffte bloß, dass Keith nicht allzu bald auf Lucia treffen würde. Dadurch dass Rika und sie Zwillinge waren, sahen sie sich natürlich zum Verwechseln ähnlich.
Das würde er kaum ertragen.
Wie dem auch sei, ich war bereit meinem Vater in die Augen zu sehen und ihn zu fragen, ob er mich immer noch von meinem Vorhabe abhalten wollte, wenn er erfuhr dass ich meinem Ziel immer näher kam und Rika eines Tages wieder unter uns weilen würde.
Es ging hier schließlich um seine eigene Tochter, sein Fleisch und Blut. Er musste mich doch einfach unterstützen.
Einige Fragen brannten mir auf der Seele, worauf er bestimmt eine Antwort hatte. Zum Beispiel, wie Thanatos damals in unser Reich eindringen konnte, oder wer diesen Hass zwischen den Ladthaanern und uns entfachte.
Und noch etwas, was mir fast das Herz zerriss: War mein Vater mein größter feind?
War meine eigene Familie gegen oder für mich?
„ Eine Göttin?“ riss mich Dark aus meinen Gedanken. „ Eine Freundin von dir?“
„ Ja... das hoffe ich zu mindestens.“ murmelte ich vor mich hin. „ Aber die Geschichte ist viel zu kompliziert, als dass ich dir das erzählen könnte. Es ist nicht so einfach zu sagen, wer auf meiner Seite steht.“
„ Ich stehe auf deiner Seite, die Kids im Kino auch. Und ich schätze dass deine Beschützer genauso an deiner Seite kämpfen werden.“
„ Mhm...“ ich senkte meine Augen und lächelte leicht. „ Ja ich weiß. Aber trotzdem stoße ich an jeder Ecke auf Geheimnisse, die mir keiner verraten will.“
„ Es gibt halt Sachen, die besser im Verborgenen bleiben. Namen die ungenannt bleiben und Worte, die unerhört in der Dunkelheit verschwinden. Letztendlich schweigen sie bestimmt, um dich zu schützen oder zu schonen.“
„ Wie hart kann die Wahrheit schon sein? Wenn ich die Hälfte doch sowieso schon weiß?“
„ Die andere Seite der Medaille könnte dir den Boden unter den Füßen weg reißen. Deine Welt wie ein Kartenhaus zusammen stürzen lassen. Den letzten Funken Hoffnung in dir, vernichten.“
„ Das ist doch eh alles schon geschehen...“ flüsterte ich und schaute dabei in den Himmel. „ Noch schlimmer kann es nicht werden...“
„ ...“ schweigend ging er zu mir hin und nahm mich zärtlich in den Arm.
Einige Minuten standen wir so in dieser schmalen Seitenstraße, ohne dass einer von uns etwas sagte.
Erst als eine lärmende Menschenmasse das Kino verließ, lösten wir uns voneinander und erwarteten Patty und Hanon am Eingang des Gebäudes.
„ Da seit ihr ja wieder.“ begrüßte uns das blonde Mädchen. „ So schlimm war doch der Film gar nicht, dass man aus dem Saal stürmen muss, oder?“
„ Ihr wolltet bestimmt nur allein sein, nicht wahr?“ grinste uns Hanon frech an.
„ So ungefähr...“ lächelte ich. „ Und was machen wir nun feines? Wollen wir noch zusammen zu Abend essen?“
„ Oh ja! Und dann veranstalten wir bei dir eine Pyjama Party!“ quietschte das Mädchen mit den Reh braunen Augen vergnügt. „ Die meisten aus dem Heim sind ja eh nicht da, also wird uns auch keiner vermissen. Oder was meinst du Patty?“
„ Ich finde dass ist eine großartige Idee! Dann können wir Flaschendrehen spielen, oder uns Gruselgeschichten erzählen.“
„ Wo sind die Kinder denn?“ unterbrach ich die Beiden.
„ Ach heute beginnt doch diese Kennenlernen Woche, als Vorbereitung einer möglichen Adoption.“ berichtete Patricia so eben nebenbei.
„ Und warum seit ihr zwei dann nicht dort?“
„ Ich möchte nicht von irgendeinem adoptiert werden.“ murmelte die Blonde. „ Außerdem sind wir doch so was wie Bezugspersonen der Kleineren. Und wenn sie keine neuen Eltern finden, müssen wir sie doch aufbauen.“
„ Genau!“ stimmte Hanon ihrer Freundin zu. „ Wir sind schon so lange im Heim, dass ich mir ein anderes Leben gar nicht mehr vorstellen kann.“
„ Los jetzt! Wir müssen noch unsere Tasche packen! Auf zum Heim!!“ rief Patty vergnügt und lief zum Auto hin, dicht gefolgt von Hanon.
„ Ich glaube die Beiden wissen bereits von wem sie adoptiert werden wollen.“ schielte mich Dark seitlich an.
„ Ich weiß...“
„ Nun kommt schon!“ riefen uns die Mädels ungeduldig zu.
„ Ist ja gut!“ lächelnd ging ich zu ihnen hin und schloss den Wagen auf.
Kurze zeit später parkte Dark das Auto dann vor dem Heim. Wir kamen kaum zum stehen, da sprangen die Jugendlichen schon auf dem Fahrzeug und stürmten ins Haus.
Tatsächlich glich das Gebäude einem Geisterhaus und selbst die Erzieherinnen hatten vorerst frei bekommen.
Die einzige die die ganze Zeit hier sein würde, war Hideko, die Chefin des ganzen.
„ Risa, meine Liebe!“ begrüßte mich Hide freundlich. „ Du kannst halt doch nicht ohne uns, was?“
„ Natürlich nicht.“ lächelte ich sie an. „ Ich freue mich dich wieder zusehen.“
„ Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Liebes.“ erwiderte die ältere Dame mein Lächeln. „ Aber du weißt ja, dass du hier jederzeit willkommen bist.“
„ Und wie läuft der erste Tag? Sind die Chancen gut, das einige adoptiert werden?“
„ Bisher sieht alles gut aus. Aber wie viele Kinder wieder kommen, dass sehen wir erst in einer Woche.“ sie schob ihre Brille weiter auf die Nase und sprach dann weiter. „ Es wird schwer für die Paare werden, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen, da manche uns inzwischen als ihre Familie ansehen.“
„ Und wiederum andere wissen schon ganz genau von wem sie adoptiert werden wollen.“ vollendete ich Hideko's Satz.
„ Wie man wohl sehr gut an Patty und Hanon sehen kann. Ich hoffe die Beiden stören dich nicht.“
„ Nein, nicht im geringsten.“
„ Das höre ich gerne.“ nickte sie zufrieden.
Patricia klammerte sich noch immer an das Versprechen von Keith, sie eines Tages zu adoptieren und ich wünschte ihr wirklich von ganzem Herzen, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging.
Kurze Zeit später kamen die Mädels dann wieder und freuten sich sichtlich auf die heutige Übernachtungsparty.
„ Ich hoffe ihr habt genug Klamotten für eine Woche dabei.“ lächelte ich sie liebevoll an.
„ Für eine ganze Woche?“ fragten die Kinder und Hideko gleichzeitig.
„ Ja. Es sei denn ihr wollt nicht.“
„ Wie könnte ich das denn nicht wollen??“ rief Patty begeistert und warf sich mir gleich in die Arme.
„ Dürfen wir denn, Hideko? Ja?? Bitte sag Ja!!“ flehte Hanon die Erzieherin schon fast an.
„ Wenn dass für dich wirklich in Ordnung ist, warum nicht. Hier wärt ihr ja sowieso allein.“
„ Natürlich ist das für mich ok. Sonst hätte ich euch das wohl kaum angeboten.“
„ JUHUUUU!!“ riefen die Mädels im Chor und rannten schnurstracks auf ihr Zimmer zurück.
„ Ich bin dir wirklich dankbar, dass du dich noch immer so rührend um die Kinder kümmerst.“
„ Das mache ich doch gerne.“ allerdings hatte ich keine Ahnung, wie Dark auf die unerwarteten Besucher reagieren würde.
„ Wenn es dir aber zu viel wird, dann schick sie wieder zurück, ok? Übernimm dich nicht.“
„ Ach was. Mach dir mal keine Sorgen. So anstrengend sind sie nun auch wieder nicht.“
„ Nein dass sind sie nicht.“
Kurze Zeit später schon kamen die Beiden mit riesigen Taschen zurück und warteten ungeduldig darauf, das Heim endlich wieder verlassen zu dürfen.
„ Also dann bis in einer Woche!“ zum Abschied umarmten sie ihre Heimmutti noch einmal.
„ Seit schön artig und hört auf das was Risa euch sagt. Andernfalls werde ich euch persönlich wieder abholen kommen, verstanden?“
„ Ja, Mama!“ verdrehten die Mädels genervt die Augen.
„ Bis später dann.“ verabschiedete auch ich mich und verließ das Gebäude.
„ Passt auf euch auf und macht Risa keinen Ärger!“ rief Hideko uns nach.
„ Ist gut!!“
„ Eine ganze Woche allein mit Risa und Dark!!“ strahlte Hanon bis über beide Ohren. „ Und keine nervigen Kinder, die uns stören könnten! Das wird so klasse werden!“
„ Einen Abend müssen wir dann unbedingt Zelten! Dann können wir Marshmallows am Lagerfeuer rösten und uns danach bei einer Nachtwanderung gegenseitig erschrecken.“ auch Patricia freute sich sichtlich auf die kommende Woche.
„ AU JA!!!“
Wie schön sie doch ihre Pläne schmiedeten, ohne mich dabei auch nur einmal um Erlaubnis gefragt zu haben.
Aber ich konnte mir sehr wohl vorstellen, wie düster es zur Zeit in ihnen aussehen musste, von daher sagte ich nichts dazu und ließ sie in ruhe weiter planen.
„ Diese Woche wird perfekt werden!“ jubelten die Mädchen.
Dark zur gleichen Zeit lehnte am Auto und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut.
Die lechzenden Blicke, der Damen die an ihm vorbei gingen, ignorierte er desinteressiert.
Erst als wir uns dem Wagen näherten, öffnete er seine Augen wieder und sah in unsere Richtung.
„ Da seit ihr ja wieder.“
„ Dark!!“ Hanon lief auch gleich zu ihm hin und erzählte ihm aufgeregt, dass sie nun eine ganze Woche zusammen verbringen würden.
„ Na das sind ja mal gute Neuigkeiten.“ lächelte er die jüngere an.
„ Wirklich? Freust du dich auch so darüber??“
„ Sicher. Wie sollte ich mich auch nicht freuen?“

Ich schätzte, dass ich mir um die Sicherheit der Mädchen keine Gedanken machen musste, zu mindestens was die Gefahr von dem Inkubus betraf.
Schon allein sein Fluch wird ihn daran hindern, Hand an ihnen anzulegen. Schließlich zog es ihm immer wieder zu der Frau hin, die er als erstes gespürt hatte.
Xantos würde sobald wohl auch nicht auftauchen, wenn er überhaupt noch einmal erschien. Konnte ja gut möglich sein, dass Thanatos sein Versagen nicht einfach so hin nahm. Und seine unfähige rechte Hand beseitigte.
Dann, aber nur dann, hatte er in seinem Leben mal etwas richtig gemacht...
Aber der Herrscher der Unterwelt wusste noch gar nichts von dem Erfolgslosen Versuch, mich oder meine Begleiter auszuschalten.
Zur Zeit saß er gelangweilt auf seinem Thron und wurde gleich von zwei Succubuse belagert.
Aber auch die konnten seine Laune nicht wirklich verbessern.
„ Das reicht jetzt!“ unsanft stieß er die Frauen von sich und stand auf. „ Ihr seit wirklich zu nichts zu gebrauchen. Geht mir aus den Augen.“
„ Aber mein Gebieter...“ kroch eine wieder zu ihm hin.
„ VERSCHWINDET!!!“ brüllte er und schleuderte die Teufelinnen mit einer Druckwelle von sich. „ Eure Nähe widert mich an!“
Aus Angst, auch vom ihn ausgelöscht zu werden, verschwanden alle Teufel aus dem Thronsaal und ließen den besessenen Seelendieb allein zurück.
„ Nichts kann mich beruhigen oder besänftigen...“ murmelte er vor sich hin und schlenderte zu dem Gefäß mit meinen Mächten hin. „ Ich dachte ich könnte mich beruhigen, wenn ich deine Aura wieder in meiner Nähe habe. Aber selbst du wehrst dich gegen mich. Es ist nicht das selbe...“
Thana strich mit der Hand über das magische Gefäß, meine Aura reagierte sofort auf die Dunkelheit und wirbelte aufgeregt umher.
„ Ein falscher Schritt und du würdest kurzen Prozess mit mir machen.“ er lachte verbittert auf, ehe er fortfuhr. „ Aber keine Angst, ich werde jene vernichten, die uns getrennt haben. Werde sie für diesen Frevel bezahlen lassen. Kythos wird in seinem eigenen Blut ersticken. Jeder Gott wird ausgelöscht werden...jeder... erst dann wird mein Wunsch nach Rache erloschen sein.“ er machte eine kleine Pause und starrte dann auf seine Hände. „ Du fragst dich sicher, warum sie dann noch lebt, nicht wahr? Warum ich damals nicht in ihrem Blut gebadet habe. Warum ich dieser Göttin ihr Leben ließ... und dass, wo ich jeden verdammten Gott mit meinen eigenen Händen das Licht aus dem Körper pressen will... ja, das gleiche würde ich mich auch fragen.“
Außerhalb des Palastes, wo das stöhnen der sterbenden Dämonen die Stille zerschlug, verschaffte sich eine kleine leuchtende Kugel Zutritt zu dieser verfluchten Welt.
Es schien fast so, als wäre dieses Licht entsetzt über den Zustand von Ladthaa. Es blieb wie angewurzelt an einem Punkt stehen, ehe es zu manchen Teufel hin flog.
„ Das...Lich...t...ich...kann es...se...hen...werden...wir nun...endlich...erlöst...?“
Plötzlich bewegte es sich aufgeregt hin und her und schwebte dann geradewegs zu dem schwarzen, bedrohlich wirkenden Schloss hin.
Dort wo sich die mysteriöse Kugel befand, verschwand die Dunkelheit und ein schwacher Lichtschein machte sich breit, der aber gleich wieder von dem Schatten verschlungen wurde.
Ganz langsam bahnte es sich den Weg durch das Gebäude, bis es schließlich im Thronsaal ankam.
Thanatos stand noch immer vor den magischen Gefäßen und starrte grimmig vor sich hin.
Als das Wesen ihn dann entdeckte, flog es auf ihn zu und umkreiste seinen Körper aufgeregt.
„ Was? Wie kommt eine kleine Elfe in mein Reich?“ gab er verärgert von sich.
Als er dann auch noch nach der vermeintlichen Elfe schlug, flog diese von ihm weg und blieb hinter einer Säule stehen.
Sie beobachtete ihn, wie er den Saal mit schweren Schritten verließ.
Nach ein paar Minuten begab sie sich zu meinen Mächten hin, die wieder wie wild durcheinander flogen und vergeblich versuchten, aus ihrem Gefängnis auszubrechen.
„ Was hast du nur getan...Yujin...“ flüsterte eine sanfte Stimme in die Finsternis hinein.
Dann verschwand die leuchtende Kugel so plötzlich, wie sie erschienen war.
Kurz darauf schleppte sich Xantos in den Thronsaal, der auf seinem Weg dorthin eine blutige Spur hinterließ.
„ Mein Gebieter...“ murmelte er. „ Ich...brauche mehr...Macht...um die Göre und ihre...Sklaven zu … vernichten...“ allerdings brach er auch dem Weg zu den Behältern erschöpft zusammen.
Ein paar von Thanatos Dienern fanden ihn und brachten ihn schließlich in sein Schlafgemach, um ihn dort wieder gesund zu pflegen.
Seine Wunden waren so tief, dass wir tatsächlich erst mal ruhe vor diesem Teufel haben sollten.

Inzwischen war ich mit meinem Besuchern wieder zuhause angekommen, die Sonne ging bereits unter und tauchte den Himmel in einem wunderschönen Rotton.
Wir saßen alle im Wohnzimmer an einem Tisch und spielten ein paar Spiele, die unter den Teenagern sehr beliebt waren.
Und das taten wir bis weit in die Nacht hinein, als die Mädels dann erschöpft ins Bett fielen und gleich einschliefen, begab ich mich auf den Balkon und hielt nach der Aura meiner Schwester aus schau.
Allerdings konnte ich sie nicht wahr nehmen und obwohl ich kurz darüber nachdachte, meine Aura zu aktivieren, verwarf ich den Gedanken gleich wieder.
Ich sollte Lucia nicht misstrauen, aber ich wusste bei weitem nicht mehr, wer wirklich auf meiner Seite stand und wer mir nur Steine in den Weg legen wollte.
Vielleicht arbeitete sie ja auch eng mit meinem Vater zusammen, dem es ja nur recht wäre, wenn ich zurück kommen würde.
Warum war das nur so furchtbar kompliziert? Lucia hatte genauso unter den Verlust unserer Schwester zu leiden, wie ich. Es müsste also auch in ihrem Sinne sein, dass ich meine Mächte wieder bekam.
Aber irgendwas eigenartiges ging in Kythos vor sich. Götter die einst den Krieg verachteten, wetzen ihre Klingen in voller Vorfreude sie in Dämonische Körper zu rammen.
Liebe verwandelte sich in Hass und die sonst so friedvolle Welt, wurde von der pochenden Rache verschlungen.
Tief im inneren ahnte ich schon, dass mir die Wahrheit über uns, vollends den Rest geben würde. Dass die ganze, niederschmetternde Wahrheit meine schlimmsten Vorstellungen übertraf.
Ich wünschte mir nichts mehr, als das ich mich von Grund auf irrte und alles ganz anders kam, als ich bisher annahm. Ja, dass wünschte ich mir so sehr...
Meine Gedanken nahmen mich so stark gefangen, dass ich nicht mal die dunkle Aura wahr nahm, die auf mich zu kam und sich neben mir, auf dem Geländer meines Balkones niederließ.
„ Du musst ja wahnsinnig interessante Gedanken haben, wenn du mich nicht mal bemerkst.“ grinste Misaki mich frech an.
Als ich darauf auch nicht reagierte, senkte er seinen Kopf und gab mir einen zärtlichen Kuss auf meine Wange.
Erschrocken wich ich zurück und starrte den Seelendieb erstaunt an. „ Misaki!! Warum schleichst du dich so gemein an mich heran??“ stauchte ich ihn zusammen. „ Willst du dass ich wegen dir einen Herzinfarkt bekomme?“
„ Ich habe mich doch gar nicht an geschlichen...“ rechtfertigte er sich. „ Meine Aura hättest du zum Beispiel schon von weiten bemerken müssen.“
„ Ja du hast recht...tut mir leid.“ seufzte ich.
„ Was ist los? Hat Dark dich geärgert?“ harkte er vorsichtig nach, während er seine Menschliche Gestalt annahm. Das tat er so gut wie immer, wenn ich in seiner Nähe war.
Scheinbar befürchtete er, ich könnte wieder an alte Verhaltensmuster erinnert werden, wenn ich zu lang in die Augen eines Teufels sehen musste.
Dass der Hass in mir, wieder die Oberhand gewann und ich wieder jedem dunklen Wesen nach dem Leben trachtete.
„ Nein. Es hat nichts mit ihm zu tun.“
„ Nicht? Und ich dachte schon er wäre endlich wieder weg.“ schmunzelte Misa. „ Aber wenn es nicht an diesem Inkubus liegt, dass du so bedrückt wirkst, was ist es dann? Willst du darüber reden?“
„ ...“ ich schielte den Teufel seitlich an. Vermutlich war er wirklich der einzige, dem ich zur Zeit vertrauen konnte. „ Ich habe heute die Aura von Lucia gespürt.“
„ Lucia?“ überlegte er. „ Der Name sagt mir was...aber ich komme da grad nicht drauf... ist sie auch eine Göttin?“
„ Ja, sie ist meine Schwester...“ flüsterte ich und ging dann betroffen zurück zu dem Geländer um mich dagegen zu lehnen. „ Helios muss ihr erzählt haben, dass er mich gefunden hat.“
„ Aber dass ist doch schön, dass deine Schwester hier ist und dich sucht, oder nicht?“ er zog eine Augenbraue hoch und sah mich dann seitlich an. „ Warum verunsichert dich das so?“
„ Ach du verstehst das nicht, Misa...“ gab ich verbittert von mir und wollte eigentlich wieder rein gehen, aber der Seelendieb hielt mich an der Hand fest und zog mich zu sich zurück.
„ Dann erkläre es mir, Risa!“
Ich überlegte einen Moment, ob ich ihm wirklich meine ganzen Ängste und Sorgen erzählen wollte. Es fiel mir nicht leicht mich jemanden zu öffnen und das nach all den Jahren des Alleinseins. Und doch Entschied ich mich schließlich dazu, ihm mein Herz auszuschütten.
Ich berichtete dem Seelendieb von meinem Vater, der mich unter allen Umständen zurück nach Kythos holen wollte. Erklärte ihm mein Gefühl, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging. Dass ich meine eigenen Leute nicht wiedererkannte.
Und letztendlich erzählte ich Misaki von meinem Verdacht, das ich die gesamte Götternation gegen mich hatte.
Ihnen war der Hass, der sich über die Zeit in ihnen breit gemacht hatte, wichtiger als wieder in Frieden mit den Ladthaanern leben zu können.
Viel wichtiger als mich dabei zu unterstützen, meine Kräfte wiederzuerlangen und all dem ein Ende zu setzen.
Ich würde sogar noch weiter gehen und den Verdacht in den Raum stellen, dass sie ihre Verachtung für die Teufel, gar nicht los werden wollten.
Und dass ein verräterischer Gott höchstpersönlich Thanatos damals in unsere Welt gelassen hatte, damit er sich meine Mächte holen konnte und der Wunsch nach Rache so noch drängender wurde.
Misaki hörte sich meine Gedanken schweigend an und starrte dabei mitfühlend vor sich hin.
„ Verstehst du nun?“ beendete ich meinen Vortrag. „ Ich weiß nicht ob Lucia hier ist um mir zu helfen, oder um mich von meinem Vorhaben abzuhalten.“
„ Ich verstehe dich, Risa. Und vielleicht tust du gut daran, ihnen zu misstrauen.“ murmelte er. „ Aber wer nun auf deiner Seite ist und wer nicht, dass erfährst du bloß, wenn du das Gespräch mit ihnen suchst.“
„ Und wenn es wirklich so ist, dass meine eigene Schwester nicht zu mir steht?“ flüsterte ich.
„ Dann werde ich da sein, um dich aufzufangen.“ um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen, schlang er seine Arme um meinen Körper und drückte mich fester an sich. „ Du bist nicht allein. Vergiss das bitte nicht, Liebling. Und vielleicht gibt es für alles ja eine plausible Erklärung... “
„ Nein... das glaube ich nicht. Für alles, was die Götter bisher getan haben, kann es keine plausible Erklärung geben.“ erklärte ich ihm. „ Keine Worte dieser Welt können den Verrat Entschuldigen.“
„ Du kannst nicht alle über einen Kamm scheren, Risa!“ er drückte mich leicht von sich weg, um mir in die Augen sehen zu können. „ Es gibt bestimmt ein paar Götter, die die Wahrheit wissen und trotzdem den Hass und die Verachtung weiter schüren. Aber es gibt auch Götter wie dich...“ lächelte er mich zärtlich an und strich mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. „ Götter die unter den Teufeln zu leiden hatten, und doch stark genug sind, um durch den trügerischen Nebel hindurch zu sehen. Von Anfang an, hast du nur die gejagt, die anderen schaden zufügen wollten. Und das trotz all eurer Mythen und Legenden über die Blutrünstigen Teufel. Sie kennen die Wahrheit nicht, weil niemand eine verheilte Wunde fragt, ob sie jemals weh getan hat...“
„ Vermutlich hast du recht...“ murmelte ich. „ Von klein auf an, wird uns dieser Hass eingetrichtert. Wie sollten sie auch wissen, dass letztendlich alles unsere Schuld ist?“
„ Wenn Lucia auch nur ein bisschen was von dir oder von Rika hat, dann wird auch sie die Intrige durchschauen.“
„ Ich hoffe dass du recht hast...“ das hoffte ich wirklich. „ Schon schlimm genug, dass ich gegen meine Eltern ankommen muss...“
„ Es wird alles gut, dass habe ich im Gefühl. Also mach dir nicht so viele Gedanken.“
„ Na, du hast leicht reden.“ knurrte ich ihn an. „ Aber mal was anderes. Du meintest doch, dass du über den Untergang von Ladthaa Bescheid weißt, nicht wahr?“
„ Öhm... ja?“
„ Weißt du dann auch wer der Gott war, der alles ins Rollen brachte?“
„ Nein, tut mir leid. Tartaros hatte nie die Namen erwähnt. Er meinte immer, dass das nichts zur Sache tun würde, weil der Gott, der alles ins Rollen gebracht hatte, nicht mehr existiert. Er lebt nicht mehr.“
„ Er ist tot?“ gab ich erstaunt von mir. „ Dass heißt ja, dass mein Vater der verräterische Gott nicht sein kann!“ atmete ich erleichtert aus. „ Wenigstens eine kleine gute Nachricht...“
„ ...“ schwieg der Herr.
„ Was ist eigentlich mit dem Liebespaar geschehen? Tartaros hat da gar nichts drüber erzählt.“ blickte ich den Seelendieb fragend an.
„ Soweit ich weiß, sind sie beide noch während des verheerenden Überfalls gestorben.“
„ Ja... wie sollte es auch anders sein.“
„ Erzähl doch mal was über Lucia. Ist sie älter als du?“
„ Lucia ist Rika's Zwillingsschwester... also ja. Sie ist älter...“
„ Z-Zwillingsschwester??“ rief Misaki erstaunt. „ Dass heißt sie sehen sich ähnlich?? Oh...“ plötzlich starrte er nachdenklich zur Seite. „ Dann sollte Keith ihr besser nicht begegnen...“
„ Das gleiche denke ich auch. Gerade weil Lucia verlobt oder vielleicht sogar schon verheiratet ist...“
„ Das würde er kaum ertragen...“ murmelte Misa. „ Ich bin froh, dass er sich gerade einigermaßen wieder gefangen hat... wenn er sie dann in den armen eines anderen sieht... das würde meine ganze Arbeit zunichte machen...“
„ Deine ganze Arbeit?“ zog ich verdutzt eine Augenbraue hoch.
„ Ja sicher! Mein bemühen, ihn aus seinem selbst geschaufelten Grab wieder heraus zu holen...“
„ Ach so...?“ ich starrte ihn misstrauisch an, während ich dann weiter sprach. „ Und es hat nicht zufällig irgendwas mit Rika und einem bestimmten Schicksal zu tun?“
„ Von welchem Schicksal sprichst du? Und natürlich hat es was mit Rika zu tun, warum sonst sollte er sich das Grab geschaufelt haben?“
„ Ja, stimmt schon.“
„ Was willst du denn schon wieder hier?“ unterbrach Dark verärgert unser Gespräch. „ Hast du kein Zuhause?“
„ Ich war sowieso grad in der Nähe und wollte mal schauen, wie es meiner Lieblingsgöttin geht.“
„ Du siehst doch das es ihr gut geht. Also kannst du jetzt wieder verschwinden.“
„ Da sieht man mal wieder, dass du von nichts eine Ahnung hast. Sonst hättest du ja bemerkt, dass es deiner Freundin ganz und gar nicht gut geht.“
„ Vermutlich verträgt sie deine Nähe nicht!“
„ Nun ist aber gut!“ verdrehte ich genervt meine Augen. „ Könnt ihr euch nicht benehmen wie erwachsene Leute?“
„ Sag das nicht mir, sondern deinem Freund.“ meinte Misaki schulterzuckend. „ Ich habe nicht angefangen.“
„ Entschuldige bitte, dass ich nicht einfach dabei zuschaue, wie du meine Freundin betatscht.“
„ Ich mach doch gar nichts!“ protestierte der Seelendieb.
„ Ist gut jetzt! Ihr weckt mir noch die Mädels auf!“
„ Ja, du hast recht.“ stimmte Dark mir zu.
„ Ihr habt Besuch?“
„ Ja, Patty und Hanon sind da.“ antwortete ich.
„ Oh! Dann sollte ich Morgen vielleicht ein bisschen früher her kommen, dann kann ich ihnen hallo sagen.“
„ Du kannst auch gleich ganz weg bleiben. Ein Teufel reicht.“ giftete der Inkubus weiter rum. „ Hast du denn nichts zu tun?“
„ Doch, eine ganze Menge sogar..“
„ Na also! Dann mach dich lieber mal nützlich, als uns auf die Nerven zu gehen.“
„ Hach ja... ich finde es richtig schön, das ihr euch so gut versteht...“ das war natürlich ironisch gemeint.
„ Beste Freunde werden wir aber nicht werden, denk ich.“ grinste Misa.
„ Nicht in diesem Leben...“
Die dunkle Aura, die dann aus heiterem Himmel auftauchte, bemerkte ich aber. Und auch der Seelendieb schaute in die Richtung, wo das Unheil her kam.
„ Da ist er ja endlich.“ meinte Misaki. „ Dachte schon er würde gar nicht mehr auftauchen. Also dann, ich muss euch jetzt leider verlassen.“
„ Na endlich...“
„ Pass auf dich auf, Misaki!“
„ Sicher. Wie immer halt!“ er lächelte mir noch einmal zu und sprang dann von dem Geländer runter.
„ Aufdringlicher Idiot...“ murmelte Inku vor sich hin.
„ Du bist aber schon ganz schön eifersüchtig.“ grinste ich ihn seitlich an.
„ Ja, tut mir leid. Ich habe mich noch nicht an diese neuen Gefühle gewöhnt.“
„ Schon ok.“ lächelte ich ihn an und ging dann zu ihm hin. „ Ich finde es ja noch ganz süß und vermutlich ist deine Eifersucht sogar berechtigt.“ griente ich ihn frech an und betrat das Wohnzimmer.
„ Wie bitte??“ er folgte mir und hielt mich dann am Arm fest. „ Also läuft da doch was zwischen euch?“
„ Das war nur Spaß, Dark!“ kicherte ich. „ Glaubst du wirklich, ich würde mich mit dir einlassen, wenn ich was mit Misa am laufen hätte? Für was hältst du mich denn?“ dann lächelte ich ihn wieder an. „ Du bist einfach zu süß, wenn du Eifersüchtig bist.“
„ Du bist echt ein kleines, freches Monster!“ das war so was wie eine Kampfansage, denn schon im nächsten Moment stürzte er sich auf mich und drückte meinen Körper bestimmend auf den Boden.
Zärtlich küsste er mich dabei auf den Mund und drückte sich sanft zwischen meine Beine.
Ich spürte wie seine dunkle Aura auf meine helle reagierte und ein angenehmes Kribbeln auf meiner haut hinterließ.
Das war zweifelsohne ein Zeichen dafür, dass er sich durch unser verführerisches Spiel Energie zurückholen musste.
„ Hältst du es noch aus, oder musst du jetzt schon die Erfüllung finden?“ fragte ich ihn dann leise, als er den Kopf wieder leicht anhob.
„ Nein, noch geht es. Aber ich habe keine Ahnung wie lange ich dir noch widerstehen kann.“

In den nächsten Tagen nahm seine Selbstbeherrschung spürbar ab und er musste sich immer öfter Energie zurück holen. Trotzdem weigerte er sich, und das trotz seines brennenden Verlangens, mit mir zu schlafen und mich dadurch wieder verlassen zu müssen.
Jedoch war uns beiden klar, dass er diesen Zustand nicht ewig aushalten konnte und unsere Zeit bald ablaufen würde.
Deshalb genoss ich seine Nähe umso mehr und hatte mich schon richtig daran gewöhnt, ihn immer bei mir zu haben.
Allein der Gedanke daran, dass ich ihn dann einen ganzen Monat nicht sehen würde, stimmte mich traurig.
Ich hatte ja nicht mal die Möglichkeit mit ihm zu telefonieren oder wenigstens eine kurze SMS an ihn zu verschicken.
Eigentlich liebte ich meine Freiheit doch und war an keiner festen Beziehung interessiert, trotzdem schaffte es dieser Teufel, mich immer weiter in seinen Bann zu ziehen.
Und nein, er benutzte dafür keine Inkubus Fähigkeiten.
Inzwischen stand das Wochenende vor der Tür und ein paar wunderschöne Tage lagen hinter uns.
Wir hatten den Rummelplatz besucht, waren schwimmen und feierten bei mir zuhause eine kleine Party mit netter Musik und leckeren Knabbereien.
Wir tanzten, lachten und hatten irrsinnig viel Spaß zusammen.
Und nun wollten wir zum krönenden Abschluss im Park Zelten gehen. Darauf hatten sich die beiden Mädchen ja am meisten gefreut.
Für unseren Ausflug in die Wildnis, bereitete ich uns gerade in der Küche etwas zum Essen vor.
Natürlich durften Marshmallows da nicht fehlen, es sollte ja alles perfekt werden.
Dark war mit den Teenagern in die Stadt gefahren, um noch so ein paar Kleinigkeiten zu besorgen.
Sie konnten mir hier gerade sowieso nicht helfen und so war ich ganz froh, dass der Inkubus sie beschäftigte. Und um ehrlich zu sein, tat die Ruhe auch mal ganz gut...
„ Wir müssen uns unbedingt ein Andenken an unsere Gemeinsame Woche kaufen!“ Patty sah erst total begeistert zu Dark hin, dann wendete sie sich ihrer Freundin zu, die auf der Rücksitzbank platz genommen hatte. „ Oder was meinst du, Hanon?“
„ Das ist eine Fabelhafte Idee!!“ quiekte die Braunhaarige mindestens genauso begeistert. „ Wie wäre es mit einer Kette? Oder einem Armband? Oder wir lassen uns alle das selbe Tätowieren!!“
„ Ihr seit noch viel zu jung für ein Tattoo, also vergesst das gleich wieder.“ gab Inku schmunzelnd von sich.
„ Ja, da hast du wohl recht. Und wie wäre es dann mit einer Kette? Oder einem Armband?“ harkte Hanon nach.
„ Au ja! Eine Kette mit einem schönen Anhänger!“ überlegte Patricia. „ Ich hab's!!“ klatschte sie dann aufgeregt in die Hände. „ Erinnerst du dich noch an die Kette, mit den silbernen Flügeln als Anhänger?“
„ Ja sicher! Die hatten wir doch im Schaufenster bei dem Juwelier neben der Eisdiele gesehen.“ stimmte Hanon ihr zu.
„ Die wäre doch perfekt!!“
„ Ja, aber bestimmt auch total teuer.“ seufzte das Braunhaarige Mädchen. „ Die können wir uns niemals leisten. Und gleich vier Stück auf einmal schon gar nicht.“
Enttäuscht ließ sich die Blondine wieder in ihren Sitz fallen und rutschte weiter runter. „ Du hast recht...“
„ ...“ schweigend betrachtete Dark die beiden traurigen Mädchen.
Er dachte daran, dass so ein einfaches Schmuckstück seine wahre Identität verraten konnte, wenn man sie bei ihm entdecken würde. Und er war sich nicht wirklich sicher, ob er dieses Risiko eingehen wollte.
Auf der anderen Seite, hatte er sich ja nicht völlig unvorbereitet zum zweiten mal in einen Inkubus verwandelt.
Inku wollte sichergehen, dass ich niemals erfuhr, wer sich hinter dem Fluch verbarg. Er könnte diese Absicherung nun verwenden, um sich nicht völlig unvorbereitet zurück zu verwandeln, dann würde er sich auch mit der Kette nicht verraten.
„ Macht euch mal keine Gedanken. Wir bekommen das schon hin, dass ihr dieses Andenken bekommt.“ lächelte Dark sie leicht an.
„ EHRLICH????“ brüllten Hanon und Patty im Chor und klammerten sich dann gleichzeitig an den Teufel. „ Danke!“
„ Kein Ding.“
„ Risa wird sich bestimmt auch über die Kette freuen.“
„ Ja ganz bestimmt sogar!“ stimmt Patricia ihrer Freundin zu.
Kurz darauf parkte der Inkubus den Wagen direkt vor dem besagten Juwelier und schaute sich mit den Mädels das Schmuckstück an.
Der Anhänger war mit viel Liebe zum Detail angefertigt worden, da man beinahe jede einzelne Feder erkennen konnte.
„ Und? Ist sie nicht einfach wunderschön?“ strahlte Patty Dark an.
„ Sie sieht wirklich nett aus, aber zu mir passt sie nicht.“ schmunzelte er. „ Aber euch beiden und Risa wird sie richtig gut stehen.“
„ Ja, sie ist wirklich nicht für einen Mann geeignet...“ kicherte Patricia. „ Aber schau mal, hier haben sie auch Dämonenschwingen.“
Auch dieser Anhänger war aus dunklem Silber angefertigt worden, mit einem großen roten Diamanten in der Mitte.
„ Das passt schon eher. Kommt wir gehen mal rein.“ meinte Inku und hielt den Mädchen Gentlemanlike die Tür auf.
Die junge Dame hinter dem Tresen hatte Dark schon interessiert gemustert, als er noch vor dem Schaufenster stand.
Sie verschwand noch einmal kurz im Hinterraum und riskierte einen prüfenden Blick in den Spiegel.
Als sie dann der Meinung war, dass alles perfekt saß, stolzierte sie wieder nach vorne und schenkte dem attraktiven Teufel ihr schönstes Lächeln.
„ Schönen guten Tag. Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?“
Während sich die Teenager begeistert den ganzen teuren Schmuck ansahen, unterhielt sich Dark mit der Verkäuferin, die ihm auch gleich die besagten Flügel Ketten zeigte.
Dabei beugte sie sich extra so herunter, das sie dem Mann einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté gewährte.
„ Hey! Macht die sich etwa gerade an Dark heran?“ flüsterte Hanon ihrer Freundin entgeistert zu. „ Der fällt ja gleich alles aus ihren Pulli heraus.“
„ Und wenn schon? An Risa kommt sie niemals ran.“
„ Aber letztendlich ist Dark auch nur ein Mann. Was machen wir denn, wenn er anspringt?“
„ Dann bringen wir beide um.“ kam die trockene Antwort der Blonden.
„ Wie bitte?“
„ Hihihi! War nur Spaß. Er wird nicht anspringen, weil er weiß dass wir dabei sind.“
„ Also wenn das sein einziger Grund ist, dann hat er Risa nicht verdient.“ murmelte Hanon.
„ Kommt her, Mädels!“ rief Dark sie dann zu sich hin. „ Schaut mal ob euch die Kette wirklich gefällt.“
„ Ist gut!“ riefen sie im Chor und eilten zu ihm hin.
„ WOW! Die sieht wunderschön aus.“ strahlte Patricia.
„ Ja wirklich!“ auch Hanon war begeistert von dem Schmuckstück.
„ Dann nehmen wir die, ja?“
„ Ja!“ nickte die Brünette. „ Aber wir brauchen drei Stück davon, denn eine ist für seine FREUNDIN!“ das Wort 'Freundin' betonte sie extra.
„ Mhm?“ Inku zog eine Augenbraue hoch und sah etwas verblüfft zu der jüngeren runter.
„ Und was ist mit den Dämonenschwingen? Magst du die Kette nicht als Andenken haben?“ schaute Patty ihn fragend an.
„ Doch. Die liegt hier schon.“
„ Ach so.“
„ Ihre Freundin kann sich wirklich glücklich schätzen, einen so aufmerksamen Freund zu haben.“ lächelte ihn die Frau schon wieder an.
„ Ist sie auch! Und so schnell wird sie ihn auch nicht mehr her geben!“ antwortete die Braunhaarige, noch bevor der Teufel in Menschengestalt etwas sagen konnte.
Die Verkäuferin musterte das Mädchen verärgert und wackelte dann zu der Kasse hin.
Dark konnte sich ein leises Lachen wahrlich nicht verkneifen und strich der Jüngeren schließlich durch das Haar.
Dann folgte er der Dame und bezahlte die Ketten, danach machten sie sich auf den Weg um noch ein paar Leckereien zu holen.
„ Unglaublich! Wie die sich an dich heran geschmissen hat! Ein Wunder dass die sich nicht gleich ausgezogen hat!“ regte sich Hanon die ganze Fahrt über auf.
„ Beruhige dich, Kleines.“ schaute er sie über den Rückspiegel an. „ Mich interessieren die anderen Frauen nicht. Ich will nur Risa.“
„ Also liebst du sie?“ mischte sich Patricia mit ins Gespräch ein.
„ Könnte man so sagen, ja.“
„ Du bist ihr aber schon damals im Park zum ersten mal begegnet, ja?“ wollte das Blonde Mädchen wissen.
„ Ja.“
„ Und was ist da zwischen euch passiert, dass sie zu mir meinte, dass du gestorben bist?“
„ Das hat sie gesagt?“ lachte er leise auf. „ Nun ja, es ist halt nicht alles nach Plan verlaufen, damals.“
„ Du bist ein verfluchter Mensch, nicht wahr? Was hatte dich denn verflucht?“ Patty war wirklich verdammt neugierig.
„ Ein Phantom.“
„ Und was musst du machen, um dich wieder in dein wahres Ich zu verwandeln?“
„ Dafür bist du eindeutig noch zu Jung, Patty.“
„ Das ist fies!! Ich bin gar nicht zu Jung! Nun sag schon!!“ protestierte das Mädel.
„ Du darfst zwar alles essen, meine Kleine. Aber nicht alles wissen.“
„ OHHH!! Du bist gemein!“ beleidigt verschränkte sie die Arme vor die Brust und starrte aus dem Fenster.
„ Gibt es einen bestimmten Zeitpunkt, wann du wieder zu einem Inkubus wirst? Bei Vollmond zum Beispiel?“ klinkte sich Hanon ins Gespräch ein.
„ Ich verwandle mich nach 666 Stunden in einen Inkubus.“
„ Und bleibst so lange in dieser Gestalt bis???“ versuchte es Patricia noch einmal.
„ Bis ich mich wieder zurück verwandle.“ grinste er das Mädel seitlich an.
„ Pfff.“ pustete sie die Backen auf.
„ Du bist echt niedlich.“
Kurz darauf hatten sie alles eingekauft, was auf der Liste stand und machten sich wieder auf den Weg zurück zu meiner Wohnung.
Ich stand noch immer in der Küche und schnippelte das Gemüse klein. Dabei sang ich leise das Lied, was Rika mir immer vorgesungen hatte.
Dabei bemerkte ich nicht, dass Patty in der Tür stand und sich das Lied mit gesenkten Augen anhörte.
Schmerzlich wurde ihr wieder ins Bewusstsein gerufen, wie meine Schwester auch ihr diesen Song vorsang, wenn sie nicht einschlafen konnte.
Wie glücklich Patricia war, als auch Keith noch lachen konnte und die Idee einer Adoption im Raum stand.
Obwohl das Mädchen damals noch so jung war, erinnerte sie sich genau an jede Strophe dieses Liedes, dafür schwanden die Erinnerungen an meine Schwester.
Ihr kullerten die Tränen über die Wange, als auch sie anfing dieses Lied zu singen.
Erstaunt riss ich meine Augen auf und sah zu Patricia hin.
Diese hörte auch prompt auf zu singen und sank weinend in die Knie.
„ Patty!!“ rief ich erschrocken ihren Namen und eilte zu ihr hin.
Betroffen ließ ich mich vor ihr auf die Knie fallen und drückte das weinende Mädchen an mich.
„ Es tut mir leid. Ich habe nicht bemerkt dass du da bist.“ versuchte ich sie zu beruhigen.
„ Nein, mir tut es leid!“ sie konnte kaum sprechen, weil ihr die Trauer die Kehle zuschnürte. „ Für dich muss es noch viel schlimmer sein, schließlich war sie deine Schwester...aber ich...“
„ Du weißt es also auch...“ murmelte ich. „ Mach dir keine Gedanken, Patricia. Es wird alles wieder gut werden. Das versprech ich dir.“
„ Wirklich?“ sah sie mich an. „ Versprichst du mir das?“
„ Ja.“ nickte ich lächelnd. „ Du musst nur etwas Geduld haben, dann wird es wieder so sein wie früher.“
„ Würdest du...“ schniefte sie. „ Würdest du mir das Lied noch einmal vorsingen? Ich habe ja sonst keine Möglichkeit es zu hören.“
„ Ich habe eine Spieluhr, die das Lied spielt. Allerdings hat Keith die gerade.“
„ Dann soll er sie auch behalten. Ich habe ja dich. Und du bist tausendmal besser als irgendeine Spieluhr.“
„ Danke...“ lächelte ich sie leicht an und drückte sie dann wieder feste an mich.
Ich schloss meine Augen und begann von neuem das Lied zu singen, was so viele Herzen berührte.

Versinkt deine Welt auch in der Dunkelheit,
ist die Hoffnung auf alles gute weit entfernt,
werde ich der Hoffnungsschimmer sein, der deine Seele erhellt.
Ich werde dich erreichen, wenn du für alle unerreichbar bist.
Werde die Finsternis zerschlagen, die dich gefangen hält.
Selbst wenn alle Brücken zerbrechen und alles Leben stirbt,
werde ich an deiner Seite sein und dich auffangen wenn du fällst.
Denn du gibst mir die Kraft die ich brauche um mich gegen den Sturm zu stellen.
Dort, wo das Licht die Dunkelheit zerteilt,
werde ich auf dich warten und die Klinge in deinen Händen sein,
die die bedrohliche Armee besiegt.
Was auch kommen mag, ich werde bei dir sein.
Werde dein Wegweiser sein, wenn du dich in einem Labyrinth voller Intrigen verirrst.
Gemeinsam bringen wir die Sterne wieder zurück
und erfüllen die Atmosphäre mit Liebe und Harmonie.
Ich glaube daran, dass du die Herzen berühren kannst
und das Eis zum schmelzen bringst.
Du wirst das Lachen in dieses Trostlose Reich bringen
und es in einem neuem Glanz erstrahlen lassen.
Du wirst die Zeichen sehen und sie verstehen,
weil du für diesen Augenblick alle Zweifel verlieren wirst

.

Mit gemischten Gefühlen öffnete ich meine Augen wieder und löste mich leicht von Patricia.
„ Geht es wieder?“
„ Ja...“ nickend strich sie sich ein paar tränen weg und lächelte mich dann an. „ Danke. Ich habe dieses Lied schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört.“
„ Hab ich doch gern gemacht.“
„ Du hast eine genauso schöne Stimme wie Rika...wirklich beneidenswert.“
„ Danke.“ als ich dann wieder aufstand, bemerkte ich erst dass auch Hanon und Dark mich heimlich belauscht hatten.
„ Das war wirklich schön, Risa.“ klatschte die Braunhaarige begeistert in die Hände.
„ Ja...danke.“ leicht verlegen kratze ich mir am Kopf und ging dann zurück in die Küche. „ Ich bin bald fertig. Ich hoffe ihr habt alles bekommen.“
„ Ja!“
„ Na prima. Dann können wir ja bald los.“
Während die Mädchen ihre Tasche packten, ich weiter mein Gemüse misshandelte, kam Dark zu mir hin und drückte sich von hinten an mich. Dabei stützte er sich mit den Händen an der Arbeitsplatte ab.
„ Alles ok?“ ich schaute ihn über meine Schulter hinweg an. „ Oder ist es nicht mehr zu ertragen?“
„ Es war vom ersten Tag an fast unerträglich...“ flüsterte er mir zu. „ Aber keine Sorge, noch halte ich es aus.“
„ Was ist es dann?“
„ Na ich lade meinen Akku auf, oder wonach sieht das aus?“ lächelte er mich leicht an. „ Schließlich waren wir nun eine geschlagene Stunde getrennt.“
„ Oho! Die Welt wäre beinahe untergegangen, wenn du noch länger weg geblieben wärst.“ kicherte ich.
„ Mach dich nur lustig... ich wünsche dir echt, das du auch mal einen Phantom triffst, der dich verflucht.“ knurrte er mich an.
„ Dieser Phantom muss erst noch geboren werden, der in der Lage ist mich zu verfluchen.“ griente ich selbstsicher.
„ Hochmut kommt vor dem Fall...“ war alles was er dazu sagte, dann drehte er mich zu sich um und umarmte mich seufzend.
„ Quäle dich nicht zu sehr, hast du verstanden?“
„ Ja.“ Dark hob seinen Kopf leicht an und sah mir in die Augen. „ Aber lieber quäle ich mich auf diese Art, als auf die andere, die in meinem wahren Leben auf mich wartet.“
„ Tja, würdest du mir sagen wer du bist, könnte ich deinen Schmerz auch da lindern.“
„ Da bin ich mir sicher...“ flüsterte er. „ Aber wenn du wüsstest wer ich wirklich bin... würdest du mich gewiss nicht mehr wollen.“
„ Dass kannst du doch gar nicht wissen.“
„ Doch, das weiß ich.“ er lehnte seinen Kopf leicht zur Seite. „ Außerdem möchte ich meine Liebe zu ihr nicht verlieren. Und das würde deine Nähe unweigerlich bewirken. Du bist eine großartige Frau und könntest mir durchaus gefährlich werden. Deshalb darfst du mir nie zu nahe kommen.“
„ Du bist ja plötzlich so sentimental...“ schielte ich ihn seitlich an. „ Was ist denn plötzlich los?“
„ Ich spüre dass unser Ende naht...reicht das nicht?“
„ Du bist ja auch schon seit fünf Tagen in diesem Zustand...“ ich seufzte leise und erwiderte die Umarmung dann. „ Ich wünschte du müsstest nicht gehen.“
„ Ich würde auch lieber bei dir bleiben.“
„ Auf der anderen Seite wäre es natürlich auch nett dich endlich mal zu spüren.“ grinste ich ihn frech an.
„ Du wolltest ja nicht, dass ich dich in deinen Träumen besuche.“ schmunzelte er.
„ Das wäre ja auch nicht dass selbe...“
„ Das weißt du doch gar nicht. Vielleicht hätte es sich selbst in deinen Träumen, genauso gut angefühlt, wie in der Realität.“
„ Woher soll ich denn wissen wie es sich in der Realität anfühlt? Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich an diese fünf Minuten erinnern kann, die schon einen ganzen Monat zurück liegen.“
„ Mhm... vielleicht sollte ich deiner Erinnerung auf die Sprünge helfen?“ sprach er und drückte mich gleich wieder an sich.
Er konnte von Glück sagen, dass ich das Messer auf dem Brettchen liegen gelassen hatte, sonst hätte ich ihm jetzt vermutlich ein paar schmerzhafte Schnittwunden verpasst.
Dark küsste mich nämlich am Hals und brachte mich dazu, kichernd zusammen zu zucken.
„ Hihihi! Das war doch nur Spaß!“ ich versuchte noch immer seine Hand unter Kontrolle zu bringen, die drauf und dran war mir den Reißverschluss von meinem Kleid herunter zu ziehen. „ Du hast ja überhaupt keine Ahnung, wie lange ich gebraucht habe, um dich wieder aus meinem Kopf zu verbannen.“
„ Nicht lang genug, wie es mir scheint.“
„ Denk doch wenigstens an die Mädchen!!“ stauchte ich ihn erschrocken zusammen, als ich das eindeutige Geräusch vernahm, wenn ein Verschluss geöffnet wurde.
„ Die haben doch bestimmt sexual Kunde in der Schule, oder? Dann können die gleich live dabei zusehen, wie man es am besten nicht macht.“
„ Wie?“
Plötzlich lachte er leise auf und zog den Reißverschluss wieder hoch. „ Du hast echt Glück, dass ich noch nicht gehen will.“
„ Ja, welch Glück...“ ich spürte das meine Wangen zu glühen begannen. „ Ich werde mich nun weiter um mein Gemüse kümmern. Sonst kommen wir hier gar nicht mehr weg.“
„ Es stört dich doch bestimmt nicht, wenn ich dir dabei auf die Pelle rücke, oder?“
„ Nein. Das stört mich nicht im geringsten.“ ich drehte mich um und kümmerte mich wieder um das Essen.
Kurz darauf kamen auch die Mädels gut gelaunt in die Küche und Hanon berichtete mir erst mal brühwarm von der flirtenden Verkäuferin.
Und dann zeigten sie mir stolz die Ketten, die sie selbst ausgesucht habe und überreichten mir die, die für mich bestimmt war.
„ Wow. Die ist wunderschön.“
„ Jetzt haben wir alle etwas, was uns ein Leben lang an diese wunderschöne Woche erinnern wird.“ strahlte Patty mich an.
„ Ja.“ lächelte ich.
„ Bist du dann fertig? Könne wir bald los?“ drängelte Hanon ungeduldig.
„ Ich bin fast fertig. Ihr könnt ja schon mal die Taschen ins Auto bringen. Dann können wir in fünf Minuten los.“
„ Ist gut!“
Und schon machten sich die Teenager daran, die Taschen schnell ins Auto zu bringen.
Als sie damit fertig waren, hatte ich es endlich fertig gebracht, das Gemüse zu schneiden und packte alles in eine große Kühlbox.
Kurz darauf stiegen wir in mein Fahrzeug und fuhren zu dem Park hin.
Dieser Teil des Parkes war extra für Camper ausgelegt. Es gab eine Toilette und eine Feuerstelle für ein kleines Lagerfeuer.
Nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, verteilten wir uns und sammelten Brennholz für unser Nächtliches Feuerchen.
Wir befanden uns in der Nähe von dem Altenheim, wo Misaki seine Freizeit gern vergeudete, aber dieses Mal war er nicht da.
Überhaupt hatte ich ihn seit tagen schon nicht mehr gesehen, oder gesprochen. Seine Aura hatte ich seither auch nicht mehr gespürt, also war er nicht in meiner Nähe.
Bedeutete das jetzt, dass er dem Inkubus meine Sicherheit anvertraute? Oder fügte er sich dem Willen von Dark und hielt sich von uns fern?
Aber würde er wirklich auf das hören, was dieser Teufel ihm befahl? Wohl kaum...
Überhaupt, wollte er doch noch einmal vorbeikommen, um Patty hallo zu sagen. Aber sein Besuch blieb aus.
Das passte nicht zu dem Seelendieb. War ich nun also an der Reihe, mir Sorgen machen zu müssen?
Da mir kein anderer al Misaki darauf eine Antwort geben konnte, kramte ich mein Handy aus meiner Tasche heraus.
„ Na toll...ich habe keinen Empfang...“ murmelte ich.
Aber was hatte ich auch erwartet? Mitten im nirgendwo, wo grad mal ein paar Bäume standen, die ihren Blätterschmuck bereits abwarfen.
Da ich weder die Mädels gerade entdecken konnte, noch den Inkubus irgendwo sah, entschied ich mich dazu, schnell irgendwo hin zufliegen, wo ich Empfang hatte und wieder da zu sein, bevor sie mich vermissen konnten.
Ich dachte allerdings nicht daran, dass man dann meine Aura spüren konnte und ich damit erst recht die jungen Hunde verschreckte.
Als Dark abgehetzt den Platz erreichte, wo er meine Aura zuvor gespürt hatte, war ich bereits verschwunden. Nur eine kleine weiße Feder war übrig geblieben, die langsam zu Boden glitt.
„ Verdammt...“
„ Was ist los, Dark?“ die Mädels waren ihm begegnet, kurz bevor er zu mir her lief.
„ Nichts...es ist alles in Ordnung.“ das hoffte er zu mindestens. Aber ich würde wohl kaum aus Jux und Dollarei das Risiko eingehen, gefunden zu werden. Das dachte er jedenfalls..
„ Ist was mit Risa? Oder sind hier... D-Dämonen??“ sah sich Patty erschrocken um.
„ Jaa... ich hatte gerade einen kleinen Dämonen gespürt... wir sollten Risa suchen und warnen.“
„ Ja!“

Während sie den kleinen Wald nach mir absuchten, stand ich außerhalb der Parkanlage und versuchte Misaki zu erreichen.
Jedoch nahm er nicht ab...weder beim ersten, noch beim vierten Anruf.
Langsam verwandelte sich meine Angst in richtige Panik und ich spielte mit dem Gedanken zu ihm hin zu fliegen.
Doch beim siebten Versuch ihn zu erreichen, nahm er endlich den Hörer ab.
„ Na Liebling, hast schon Sehnsucht nach mir, was?“
Mir fiel ein Riesen Stein vom Herzen, als ich endlich seine Stimme hörte. Die Erleichterung machte sich in meinen inneren breit und trieb die Verärgerung an die Oberfläche.
„ DU BIST SO EIN VERDAMMTER IDIOT!!“ brüllte ich ihn durchs Telefon an. „ Warum gehst du denn nicht an dein bescheuertes Handy?“
„ Sorry ich war gerade anderweitig...verhindert...“ räusperte er sich. „ Aber nun siehst du wenigstens mal wie es ist, wenn man jemanden unbedingt erreichen will und man vergeblich auf eine Antwort wartet.“
„ Anderweitig verhindert, soso.“ knurrte ich verärgert. „ Ich verstehe schon und wollte dich auch gar nicht bei deinen wichtigen Aktivitäten stören!“ war da etwa ein Funken Eifersucht, dass er für eine andere von mir fern bleiben könnte?
Oder war ich einfach nur zu aufgewühlt, weil ich wirklich schon damit gerechnet hatte, dass ihm etwas zu gestoßen sein könnte?
Nebenbei wusste ich, dass Dark mich bald verlassen musste und ich dann absolut keine Möglichkeit hatte auch nur die leiseste Silbe von ihm zu hören.
„ Du störst doch nicht!“
„ Jaja, weil du schon fertig bist. Ist schon gut. Ich wollte auch nur hören ob mit dir Pappnase alles in Ordnung ist.“ unterbrach ich ihn. „ Also dann, dir scheint es ja gut zu gehen.“
„ Risa?“
„ Wir sehen uns später irgendwann mal..“ und dann legte ich einfach auf und schaltete mein Handy aus.
Ich war zu leicht reizbar und würde vieles in den falschen Hals bekommen. Besser man ging solchen Situationen gleich von Anfang an aus dem Weg.
Gerade weil mein Puls noch immer raste. Ich wurde aus mit im Moment einfach nicht schlau.
Einige Minuten blieb ich noch an dem Zaun stehen und schlenderte dann zurück zu den Anderen, die mich schon verzweifelt suchten.
„ RISA!!“ Dark atmete erleichtert aus, als er mich dann endlich fand. „ Wo warst du denn? Geht es dir gut?“
„ Ähm...ja.. entschuldige bitte.“ lächelte ich leicht. „ Ich musste da noch ein Telefonat führen.“
„ Oh man.“ seufzte er. „ Dich darf man wirklich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen.“ Er drückte mich zärtlich an sich, so als würde er spüren, dass irgendwas nicht mit mir stimmte. „ Konntest du wenigstens klären, was dir auf dem Herzen lag?“
„ Ja...“
„ Prima. Dann kannst du dich ja jetzt ganz auf mich konzentrieren, nicht wahr?“ flüsterte er mir zu.
„ Das mach ich doch schon, seit du hier bist.“
„ Nein.“ er küsste mich zärtlich auf die Stirn ehe er weiter sprach. „ Ich muss dich zu mindestens Gedanklich noch mit diesem Spanner teilen.“
„ Misaki?“
„ Ach ja, so hieß der.“
„ Mhm...“ kicherte ich leise und zeichnete dann mit dem Finger seine Brustmuskeln nach. „ Sag mal, für wie alt würdest du mich eigentlich schätzen?“
„ Wie kommst du denn jetzt da drauf?“ schaute er mich verblüfft an.
„ Ich muss ja verdammt jung aussehen, wenn ich die Männer ständig in Versuchung führe, mich wie ein kleines Kind auf die Stirn zu küssen.“
„ Du bist einfach unverschämt süß, zum auffressen niedlich.“ lächelte er und strich mir dabei durch das Gesicht.
„ Ja, so süß wie ein Kleinkind.“ verzog ich argwöhnisch meinen Mund.
„ Nun ja, für eine Göttin bist du doch bestimmt noch recht jung, oder?“
„ Ja na und? Wir sind hier auf der Erde, also tut das nichts zur Sache...“ ich verschränkte meine Arme vor die Brust und starrte zur Seite.
„ Wie alt...bist du denn?“ harkte er vorsichtig nach, so als fürchtete er sich davor, sich an einem Kind vergriffen zu haben.
„ Zwanzig Jahre...“ murmelte ich.
„ Was im ernst?“ das Erstaunen stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „ Und das als Göttin? Dann bist du ja wirklich noch ein Küken.“ grinste er mich frech an.
„ Ach du bist blöd...“ ich ging an ihm vorbei und folgte dem Weg zurück zu unserem Camp.
Ich wusste ja selber dass ich für eine Göttin noch recht Jung und unerfahren war. Aber hier auf der Erde sollte man mir das doch eigentlich nicht ansehen. Und zum anderen änderte mein tatsächliches Alter nichts an meiner Lage. Egal wie unerfahren ich war, Xantos würde nicht aufhören mich zu jagen.
„ Nun warte doch, Schatz!“
„ Nein, nein, nein!“ ich sah kurz zu ihm zurück und ging dann weiter. „ Ich brauche jetzt meinen Mittagsschlaf, sonst bin ich den Rest des Tages nicht zu ertragen. Du musst mir dann noch eine Gute Nacht Geschichte vorlesen, sonst bekomme ich ganz schlimme Alpträume.“
„ Ach Schatz.“ er hielt mich lachend an der Hand fest und drückte mich an sich. „ Das war doch nur Spaß.“
„ Ich lach mich weg.“
„ Du bist ganz gewiss kein kleines Kind mehr, das erkennt selbst ein Blinder.“ versuchte er mich zu besänftigen. „ In den Mythen der Menschen, sind die Götter nicht nur unglaublich Mächtig, sondern auch Steinalt. Ist doch klar dass ich erstaunt darüber bin, dass du wirklich so alt bist, wie du aussiehst.“
„ Ja, schon klar.“ lächelte ich leicht. „ Ich bin halt noch recht jung, damit muss ich leben.“
„ Sei doch froh, dass du noch nicht zu den alten Eisen gehörst.“
„ So wie du?“ schielte ich ihn seitlich an.
„ Hey! Ich bin gerade mal einen Monat alt!“ lachte er. „ Zu mindestens habe ich mich vor einem Monat zum ersten Mal verwandelt.“
„ Wer von uns ist nun das Küken?“
„ Bist du glücklich, wenn ich sage dass ich es bin?“
„ Ja!“
„ Na, dann bin ich es halt.“
„ Hach, du machst mich wirklich Glücklich.“ lachte ich. „ Lass uns jetzt nach den Mädels sehen, nicht das ihnen noch etwas zustößt.“
„ Warte!“ flüsterte er mir zu und drehte meinen Kopf zu sich hin, um mir einen zärtlichen Kuss auf meine Lippen zu geben. „ Nun können wir gehen.“
„ Mhh... das schmeckt nach mehr.“ hauchte ich ihm zu und drehte mich zu ihm um.
Langsam schlang ich meine Arme um seinen Hals und küsste ihn verführerisch auf den Mund.
Ich spürte wie er mich fester an sich presste und mein erotisches Spiel verlangend erwiderte.
„ Du machst mich wahnsinnig, Schatz.“ seine Stimme war vor Erregung schon ganz heiser geworden. „ Ich halte dieses Verlangen nicht mehr lange aus...ich will dich!“
„ Noch nicht...“ wisperte ich ihm unter niemals enden wollenden Küssen zu.
„ Nein, noch nicht.“ er atmete tief ein und schaute mich dann an. „ Wir sollten nun zu den Mädchen gehen.“
„ Ja.“ nickte ich zustimmend.
„ Dann los, bevor ich es mir anders überlege.“ knurrte er.
Lächelnd nahm ich seine Hand und kehrte mit ihm schließlich zum Camp zurück.
„ Da seit ihr ja endlich wieder!“ empfing uns eine erleichtert wirkende Patty. „ Habt ihr den Dämonen vertrieben?“
„ Der hat sich schnell davon gemacht, als er merkte dass er entdeckt wurde...“ antwortete Dark ihr.
„ Welcher Dämon denn?“ harkte ich verdutzt nach.
„ Der...der vorhin da war...“
„ Ach so? Na gut dass du da bist.“
„ Wenn jetzt alles wieder gut ist, können wir ja endlich das Lagerfeuer entzünden und etwas Essen. Ich sterbe fast vor Hunger.“ freute Hanon sich.
„ Ich würde jetzt auch gerne essen.“ seufzte Dark.
„ Dann sollten wir uns beeilen, bevor ihr noch verhungert.“
Kurz darauf zündeten wir das Feuer an und schlugen uns die Bäuche voll. Als dann endlich die Sonne unter ging und es Nacht wurde, erzählten wir uns Gruselgeschichten und jagten uns so gegenseitig einen riesigen Schrecken ein.
Danach folgte die Nachtwanderung, auf die sich Hanon schon so gefreut hatte.
Die ganze Zeit über klebte sie an Dark's Arm und zuckte bei jedem Geräusch panisch zusammen.
Noch dazu kam, das man kaum die eigene Hand vor Augen sehen konnte und das Mädel angst hatte, irgendwo hinein zu treten.
Letztendlich war sie richtig froh, als wir unser Lager wieder erreichten und sie in ihr sicheres Zelt kriechen konnte.
Erst als die Teenager schliefen, verschwand ich mit Dark in unserem Zelt.
Jedoch wusste ich jetzt schon, dass ich nicht ruhig schlafen würde, schließlich musste ich nebenbei auch noch auf das Nachbarzelt achten.
So verbrachte ich zwar eine unruhige, aber auch eine sehr kuschelige Nacht an der Seite meines kleinen Teufels.
Am nächsten Morgen küsste Dark mich zärtlich wach, der mich einige Zeit beim schlafen beobachtet hatte.
„ Guten Morgen.“ flüsterte er mir lächelnd zu. „ Hast du gut geschlafen?“
„ Naja.. wie man es nimmt.“ ich streckte mich seufzend und blinzelte ihn dann verschlafen an. „ Und wie war die Nacht bei dir?“
„ Hab schon besser geschlafen. Aber auch schlechter. Also es ging.“
Kurz darauf standen wir dann auf, Frühstückten noch hier im Park und räumten dann alles zusammen, ehe uns der angekündigte Wolkenbruch erwischte.
So neigte sich eine wundervolle Woche dem Ende zu und schon am nächsten Tag musste ich Patty und Hanon zurück ins Heim bringen.
Und wer wusste schon, wie lange Dark seinen Zustand noch aushalten konnte? Also war ich bald wieder allein.
Naja...wenigstens konnte ich mich noch auf eine heiße Nacht mit Dark freuen...


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.02.2012

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