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Kapitel 11. Die Geschichte geht weiter






Schon seit Jahren, ja schon fast seit einer Ewigkeit, verbrachte ich mein Leben allein.
Ich hatte Angst davor, die Götter die mir wichtig waren in Gefahr zu bringen, wenn sie an meiner Seite blieben.
So wie Rika, oder Charon, die wegen mir ein tragischen Ende fanden.
Die ganze Zeit hatte ich mir einigermaßen erfolgreich eingeredet, dass ich allein besser zu recht kommen würde und mir die Anderen bloß im Weg standen.
Dabei bemerkte ich gar nicht, wie einsam ich mich fühlte und wie sehr ich die Gefühle vermisste, die meine Freunde in mir hervor riefen.
Nur vage konnte ich mich daran erinnern, wie es sich anfühlte glücklich zu sein. Wie Geborgenheit, oder Sicherheit, einen das Gefühl gaben, zuhause angekommen zu sein.
Sich einfach rundum wohl zu fühlen und sich nicht wegen jedem Mist den Kopf zerbrechen zu müssen.
Und genau diese Empfindungen und Sehnsüchte stillten ausgerechnet Teufel?
Ich konnte noch immer nicht fassen wie stark sich mein Leben verändert hatte und das ich es tatsächlich geschafft hatte, diesen Wesen aus der Dunkelheit blind zu vertrauen.
Mir war bewusst dass ich mich den Gesetzen meines Volkes widersetzte und aus diesem Grund bald schon auf der Schwarzen Liste stehen könnte.
Auf dieser besagten Liste standen Verbrecher, die den Göttern schaden wollten oder, so wie ich, die Gesetze brachen.
Auf manchen war sogar ein Kopfgeld ausgesetzt, damit sich noch mehr Götter um deren Gefangennahme kümmerten.
Meine Eltern wollten ja sowieso das ich zurück nach Hause kam, also würde es mich nicht wirklich wundern wenn sie mich tatsächlich auf diese Verbrecherliste setzen würden.
Allerdings war mir das mehr als egal, da sie es niemals schaffen würden mich zu fassen, dafür hatte ich hier zu viele Verbündete, die das zu Verhindern wüssten.
Jene die mir schon mehrfach das Leben gerettet hatten und mir zu einem kleinen Teil meiner Mächte verhalfen.
Aber auch jene, mit denen ich mich eigentlich gar nicht abgeben durfte. Jedoch, wie konnte etwas, was sich so gut anfühlte denn falsch sein?
Schließlich hatte keiner meiner Freunde oder Familie Interesse daran, mich zu unterstützen und Thanatos aus den Weg zu räumen.
Ich wusste dass ich mich jederzeit auf Misaki und auch auf Keith verlassen konnte. Dass sie alles tun würden um mich zu schützen, selbst wenn das hieß, dass sie dafür mit ihrem Leben bezahlen mussten.
Mir war klar geworden wie Naiv und überheblich ich war, dass ich glaubte alles allein zu schaffen.
Dass ich mich gegen die Dämonenarmee stellte und auch noch als Gewinner hervor ging und das, wo ich nicht mal gegen Xantos eine Chance hatte und mir Misa fast entglitten wäre.
Ich wusste nun wo meine Grenzen lagen und war nicht mehr zu Stolz um nach Hilfe zu fragen.
Die Ereignisse des letzten Monats hatten mich wach gerüttelt und mir vor Augen geführt, dass ein einzelner nicht wirklich viel erreichen konnte.
Aber wenn alle am selben Strang zogen, dann konnte auch so etwas unwahrscheinliches wie der Fall des Teufels Thanatos geschehen. Und genau dafür würden wir schon Sorgen.
Trotz allem blieb ein Funken Misstrauen in mir zurück, der es verhinderte dass ich Dark's Worten glauben schenken konnte.
Natürlich war er jetzt da und seine Blicke, sein Verhalten und das was er sagte, ließ schon darauf schließen, dass er mich wirklich wollte.
Jedoch war er nicht real... Inku war letztendlich bloß ein gequältes Herz, dass sich hinter einem Fluch versteckte.
Auch wenn er alles so meinte, wie es über seine Lippen kam, so war dies nur ein Zwang genau dieses Fluches, welcher ihn gefangen hielt.
Bei diesem Inkubus passte der Spruch : „ Seine Liebe ist echt, aber er ist es nicht!“ wie die Faust aufs Auge.
Völlig in meinen Gedanken vertieft stand ich im Wohnzimmer am Fenster und starrte in die verschlingende Dunkelheit.
Ein grauer Schleier hatte sich über die Stadt gelegt und verdeckte das Leuchten der Sterne.
Die perfekte Nacht für Teufel und dessen Jäger. Warum nur hatte ich meine Schlächter Karriere an den Nagel gehängt?
Nur ein kleiner Mini Dämon, ich würde ihn ganz schnell beseitigen und niemanden würde auffallen, dass ich mich eingemischt hatte.
Aber damit würde ich mein Versprechen brechen, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten.
Also blieb ich brav zuhause und wartete darauf, dass Dark mit duschen fertig wurde. Elara saß auf der Couch und lauschte gebannt der Musik, die aus dem Fernseher kam.
Ich hatte also genug zeit um über belangloses Zeug nachzudenken.
Nach der Geschichte, die mir Tartaros erzählt hatte, fragte ich mich ob ich eventuell die ganze Zeit den Weg zum falschen Reich gesucht hatte.
Dank ihm wusste ich ja nun, dass die Welt der Teufel Ladthaa hieß und ich suchte ja bekanntlich den Weg in die Hölle.
Andererseits wurde Ladthaa im Volksmund auch Hölle genannt. Jedoch wussten bestimmt nicht all zu viele Menschen von dem Frevel, den die Götter begannen hatten.
Logischerweise konnte ich also die Bücher ausschließen, die vor dem Fall der Ladthaaner geschrieben wurden.
Nur wann fiel das Reich? Eine genaue Zeitangabe hatte ich ja nun auch nicht.
Das war alles so verflucht kompliziert.
Und irgendwie sank meine Erfolgschance immer weiter...
Ich musste wohl erst mehr über die Welt der Verfluchten heraus bekommen, bevor ich mich wieder auf die Suche nach dem Tor machen konnte.
Zu groß wäre meine Enttäuschung wenn ich endlich einen Weg gefunden hätte, der aber in die falsche Welt führte.
Manchmal fragte ich mich, wie es Thanatos überhaupt gelingen konnte, einfach so in Kythos einzufallen.
Ob er wohl auch so ewig lange nach dem Weg suchen musste? Schließlich hielten wir unsere Pforten ja auch im Verborgenen.
Oder hatte er Hilfe...vielleicht von einem verräterischen Gott? Ich konnte mir den König der Teufel nun wirklich nicht als Leseratte vorstellen, vermutlich wusste er nicht einmal wie man 'Bücher' überhaupt buchstabierte.
Auf der anderen Seite hatte er aber auch seine Lakaien, die die Drecksarbeit für ihn erledigten.
Wenn sie die ganzen beschriebenen Staubfänger nicht gleich ins Höllenfeuer warfen, dann hatten die sich bestimmt eine beachtliche Bibliothek aufgebaut.
>Mein Vater ist einer der ältesten Götter, der weiß bestimmt etwas über Ladthaa und seine Bewohner. Leider kann ich ihn aber nicht danach fragen, ohne Gefahr zu laufen, dort eingesperrt zu werden. Mal abgesehen davon, dass er mir wohl niemals etwas über den unfairen Kampf erzählen würde.< ich wurde das Gefühl nicht los, dass mein Dad irgendwie in der Sache mit drin hing. Ich hoffte inständig, dass er nicht der Auslöser für die ganze Misere war.
Fast schon automatisch lehnte ich meine Hand auf die Kette, die ich immer um den Hals trug und die einen Teil der Mächte meiner Eltern beherbergte.
>Ob ich sie überhaupt irgendwann wiedersehen werde? Mit dem Hintergrund wissen, was ich habe, kann ich ihnen nicht unter die Augen treten, so als wäre nichts gewesen. Und so wie die alle drauf sind, kann ich sie aber auch nicht darauf ansprechen, ohne gleich wegen Verrats angeklagt zu werden. Auf der anderen Seite kann ich aber auch nicht stillschweigend dabei zusehen, wie der Hass weiter geschürt wird.<
Als ich mich vor Jahren auf die Erde begeben hatte, hatte ich nur ein Ziel und eine Sache die mich beschäftigte: Ich wollte um jeden Preis Thanatos beseitigen und so meine Mächte wiedererlangen. Um dann Rika und alle anderen wieder zurück ins Leben zu holen.
Doch wie sah es jetzt aus? Alles was bisher geschehen war, war bloß die Rache einer verfluchten und geschändeten Seele. Und ein Gott, ausgerechnet ein Gott, trug die Schuld daran.
Ich hatte nicht nur meine Wurzeln verloren, sondern auch den Glauben an mein Volk.
Zudem bekam ich keine Hilfe von meiner Familie oder meinen sogenannten Freunden, nein, sie jagten mich bloß um mich weiter kontrollieren zu können.
Die einzigen die mich wirklich unterstützten waren die ach so Blutrünstigen und kaltherzigen Teufel, die jedem, der ihnen im Weg stand, das Herz aus dem Leibe riss und es genüsslich verspeiste.
Nun gut, dass mit dem kaltherzig traf vielleicht auf den ein oder anderen Dämonen zu. Aber nicht in dem Sinne, den die Götter ihm gaben.
>Wenn mein Opa doch noch leben würde. Der wüsste was zu tun ist und würde mich in allem Unterstützen.<
Mein Großvater war ein wundervoller Gott, der mir sehr nahe stand. Er war sehr weise und soweit ich mich erinnern konnte, hatte er auch nie ein schlechtes Wort über die Ladthaaner verloren.
Vielleicht war er einer der wenigen, die eine so starke Seele besaßen, dass sie sich nicht von den Lügengeschichten einlullen ließen.
Leider starben die Guten immer zu früh...
>Wenn ich also den Göttern keine Fragen stellen kann, Tartaros nur die eine Seite der Geschichte kennt, wen kann ich denn dann fragen? Und wenn es wirklich Bücher über Ladthaa gibt, wo könnte ich die finden?< ich versuchte angestrengt eine Antwort zu finden. >Das heilige Reich der Seelen... kann es sein das damit das Paradies gemeint ist? Oder auch Eden, der Himmel oder wie auch immer die Menschen es schimpfen wollen? Ja, und als es fiel, wurde daraus die Hölle!<
Also sollte ich nach Geschichten suchten, die über das Paradies erzählten und wo fand man solche Bücher?
>JA natürlich!!< kam mir ein Geistesblitz. >Die heilige Bibliothek der Kirche!!! Wenn es dort keine geeigneten Inschriften gibt, dann gibt es nirgends welche.<
Die gesagte Bibi lag verborgen in den Kellergewölben einer alten Kathedrale. Dort befanden sich viele alte Bücher der Götter, unter anderem auch jenes, was den einzig existierenden Weg nach Kythos beschrieb.
Deshalb wurden die Räume auch von einem magischen Siegel beschützt, die Dämonen und Menschen mit unreinem Herzen am betreten hinderte.
Teufel die ein reines Herz besaßen, kamen nur in Begleitung eines Gottes in die heiligen Stätte.
>Teufel...< schon wieder machte sich dieses bedrückende Gefühl in mir breit. >Warum muss ich nur ständig an Misaki denken?<
Als er vorhin da war, verhielt er sich ja schon recht seltsam und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm keine Chance geben wollte, Dark aber schon.
Nur warum beschäftigte mich das so sehr? Es war doch meine Sache mit wem ich was anfing und mit wem nicht.
Und die Freundschaft zu Misa war mir tausendmal wichtiger als so eine alberne Liebelei. Also was stimmte nicht mit mir?
>Hast du dich vielleicht in ihn verliebt? Und das wo du dich doch so sehr dagegen gewehrt hast?< vernahm ich meine innere Stimme. >Und was ist denn, wenn er sich in dich verliebt hat? Brichst du ihm dann nicht jetzt das Herz?< quiekte mein inneres Ich weiter rum.
>Ich ihn lieben? Neee! Und er liebt mich auch nicht. Sonst hätte er mir das doch schon längst erzählt! Wir sind bloß Freunde. Ja...nur Freunde...<
Oder waren da schon längst Gefühle die ich bisher erfolgreich Ignoriert oder verdrängt hatte?
>Hätte ich mich wirklich in Misa verliebt, dann würde ich doch nicht auf Dark reagieren. Es ist also völliger Quatsch. Es war einfach nur das Interessante am Verbotenen und seine charmante Art, die mich angezogen hat.< überlegte ich und schloss das Wirrwarr in meinem Kopf erst mal weg.
Eines war mir jedenfalls klar, ich musste das Gespräch mit Misaki suchen, bevor irgendwelche Missverständnisse unsere Freundschaft belasteten.
Und das so schnell wie möglich, denn andernfalls würde mein Kopfkino einer Aussprache im Weg stehen.
>Misa müsste diese perfekte Nacht doch auch magisch anziehen. Schließlich ist auch er ein Teufel... ob ich ihn suchen sollte? Nur was mach ich in der Zeit mit Dark?<
„ Was ist los mit dir, Risa?“ riss mich mein Kätzchen plötzlich aus den Gedanken heraus. „ Du wirkst so bedrückt.“
„ Es ist nichts weiter.“ lächelte ich Elara beruhigend zu. „ Meinst du ich kann dich eben mit Dark allein lassen?“
„ Warum? Wo willst du denn hin? Du weißt dass du draußen auf Typen treffen könntest, denen du besser nicht begegnest?“
„ Ich pass schon auf, keine Sorge. Ich möchte bloß noch einmal mit Misaki reden.“
„ Nun gut. Dann geh. Aber bleib nicht zu lange weg...“
„ Danke! Ich bin bald wieder da!“ mit diesen Worten verließ ich das Wohnzimmer und betrat meinen Balkon, ungeachtet der Gefahren, die mich umgaben wenn ich meine Aura preisgab, breitete ich meine Schwingen aus und flog von dort aus über die Dächer der Stadt, auf der Suche nach einem bestimmten Seelendieb.

Tatsächlich traf ich ihn ganz in der Nähe an, er stand in seiner Dämonenform auf einem Dach und starrte nachdenklich vor sich hin.
Das er in meiner Nähe blieb war wohl ein Beweis dafür, dass er Dark nicht über den Weg traute.
„ Misaki.“ ich landete auf dem Dach und ließ meine Flügel wieder verschwinden.
„ Du solltest bei dieser Teufel verseuchten Nacht nicht spazieren gehen, Risa.“ er sah mich kurz an und fuhr dann fort. „ Du weißt nicht was für Gestalten sich im Nebel verstecken.“
„ Diese Lächerlichen Dämonen, die von der feuchten Dunkelheit angezogen werden, können mir weiß Gott nicht gefährlich werden.“
„ Und was wenn Xantos plötzlich vor dir steht?“ murmelte er vor sich hin. „ Bist du dir deines Sieges dann immer noch so sicher?“
„ Ich denke dass Xantos erst einmal damit beschäftigt sein wird, seine Wunden zu lecken. So schnell werden wir ihn wohl nicht wiedersehen.“
„ Was machst du denn überhaupt hier? Solltest du nicht bei deinem Inkubus sein?“
„ Elara wird ihn schon beschäftigen, während ich nicht da bin. Ich möchte viel lieber wissen was mit dir los ist und ob das mit mir zu tun hat...“
„ Ich habe dir doch schon gesagt, das ich bloß mit dem falschen Fuß aufgestanden bin. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Geh ruhig zu Dark zurück.“
Wenn er alles genauso meinte, wie er es sagte, warum sah er mich dann nicht an? Warum sahen seine Augen dann so verletzlich und nachdenklich aus? Was beschäftigte ihn, dass er mir nicht die Wahrheit sagen konnte?
„ Ich glaube dir kein Wort!“ maulte ich ihn an. „ Vertraust du mir denn wirklich so wenig, dass du mir nicht sagen kannst was dich bedrückt?“
„ Es gibt da nichts, was ich dir sagen könnte!“
„ Doch natürlich gibt es da was!“ fuhr ich ihn weiter an. „ Zum Beispiel ob du dich in mich verliebt hast oder ob du sauer auf mich bist, weil ich Dark eine Chance gebe! Tu doch nicht so als wenn nichts wäre!“ platzte es aus mir heraus. „ Ich sehe doch das was mit dir nicht stimmt.“
„ Ich habe keinen Grund auf dich sauer zu sein. Schließlich kann ich dir nicht vorschreiben mit wem du dein Bett zu teilen hast und mit wem nicht. Und ob ich mich in dich verliebt habe, ist wirklich unwichtig, weil es nichts zur Sache tut.“
„ Natürlich tut das was zur Sache!“ protestierte ich.
„ Eben nicht! Es wäre meine eigene Schuld wenn ich diese Gefühle zulassen würde, wo ich doch weiß, dass aus uns nichts werden kann. Wie denn auch? Schließlich kommen wir beide aus verschiedenen Welten.“ gab er mit einer ausdruckslosen Stimme von sich. „ Und dass du der selben Meinung bist, hast du mir ja schon eindeutig zu verstehen gegeben.“
„ Ich habe Angst, Misaki!“ fauchte ich ihn wieder an. „ Angst davor, dass du dich deswegen vor mir zurück ziehst und ich dich irgendwann verliere! Du wolltest doch unbedingt dass ich an deiner Seite bleibe! Oder war das alles nur Show, ein Mittel zum Zweck, damit ihr schneller an euer Ziel kommt?“
„ So ein Quatsch!“
„ Dann sag mir doch verdammt noch mal, was dich bedrückt!!“
„ Was würde es denn ändern, wenn ich dir sage dass ich dich liebe??“ drehte er sich plötzlich zu mir um und kam einen Schritt auf mich zu. „ Wenn ich dir mein Herz ausschütte und dich anflehe nicht zu diesem dreckigen Mistkerl zurück zu gehen, sondern bei mir zu bleiben?? Hätte es irgendeinen Sinn dir zu gestehen, dass ich dich niemals gehen lassen will? Dass dein Platz hier auf der Erde an meiner Seite ist?“ dann sah er betroffen zur Seite ehe er weiter sprach. „ Würdest du deinen Status als Göttin des Lebens für mich aufgeben, so wie deine Vorgängerin? Nur damit du bei mir sein kannst?“ dann sah er mich wieder ernst an. „ Und nun sag mir: Würde sich durch diese Worte auch nur Ansatzweise irgendetwas verändern?“
„ Ich...ich weiß nicht...“ ich war total perplex und verwirrt. Ich wusste nicht so recht was ich ihm dazu sagen sollte, mir fehlten Buchstäblich die richtigen Worte.
Wollte er mir nun damit sagen dass er mich wirklich liebte? Dass meine innere Stimme tatsächlich recht hatte?
„ Es würde sich nichts ändern, Risa.“ noch immer blickte er mich ernst an. „ Wir sind einfach nicht füreinander bestimmt.“
„ Nun fange du nicht auch noch mit diesem bescheuerten Schicksal an!“ das Konfuse, was ich eigentlich aus meinem Kopf verbannen wollte, wurde durch seine unkonkreten Worte nur noch noch konfuser. Trotzdem wusste ich ganz bestimmt, dass ich mir nicht vorschreiben ließ, mit wem ich zusammen kommen sollte. „ Jeder ist seines Glückes selber Schmied und keinem wurde sein Schicksal bei der Geburt mit in die Wiege gelegt! Es mag ja sein, dass die Göttin des Schicksals, oder wer auch immer meint über alles Bescheid zu wissen, weiß was einem erwartet wenn man einem bestimmten Weg folgt, aber das Leben ist keine Einbahnstraße die in einer Sackgasse endet!! Es gibt immer einen anderen Weg, den man einschlagen kann. Und dass kann die olle Kuh nicht vorher sehen!“
„ Sicher hast du recht mit dem was du sagst. Dennoch wäre eine Beziehung komplizierter als unsere Freundschaft und die will ich keineswegs aufs Spiel setzen.“
„ Also sind da wirklich Gefühle mit im Spiel?“ harkte ich leise nach.
„ Meinst du ehrlich ich wäre so blöd dies zuzulassen?“ schielte er mich von der Seite an.
„ Ich weiß nicht? Warst du so blöd?“
„ Nein, natürlich nicht...“ wieso hörte sich das nur so unglaubwürdig an? „ Ich gebe ja zu, dass ich dir total verfallen bin. Und das du mich leichter um den Finger wickeln könntest als jede Succubus dieser Welt. Aber das ist ja auch kein Wunder...“ endlich lächelte er mich mal wieder an. „ Schließlich bist du nicht nur wunderschön, sondern besitzt auch noch diese reine helle Aura, die jeden Teufel magisch anzieht. Außerdem spüre ich noch immer die Auswirkungen deines Blutes in mir, die das lodernde Feuer noch weiter entfacht...“
„ Ich musste dir auch recht viel davon verabreichen, damit du überlebst. Es ist also kein Wunder, dass du noch immer mit dem Blutrausch zu kämpfen hast.“
„ Du bist ein ganz schön einnehmendes Wesen...“ schmunzelte Misaki.
„ Ist denn zwischen dem einnehmenden Wesen und dem Teufel wieder alles in Ordnung?“
„ Ich habe mich bloß so komisch verhalten, weil ich schlecht geschlafen habe und zudem hatte ich Angst die Kontrolle über mich zu verlieren und mein brennendes Verlangen zu stillen. Es hatte also nichts wirklich mit dir oder deiner Liaison mit Dark zu tun. Mach dir also keine Gedanken mehr, so schnell wirst du mich nicht los.“
Mir fiel ein Riesenstein vom Herzen, als sich diese Sorgen in Luft auflösten und warf mich dann überglücklich in seine Arme.
„ Oh Gott sei dank!“ atmete ich erleichtert aus.
„ Hey! Was von brennendem Verlangen hast du nicht verstanden??“ knurrte er mich an. „ Hach man, du machst es mir wirklich nicht leicht...“ er lächelte leicht und lehnte dann seine Arme um meinen Körper. „ Mach mich nicht dafür verantwortlich, wenn ich den Kampf mit deinem Blut verliere, verstanden?“
„ Du wirst schon nicht verlieren...“
„ Dein Vertrauen ehrt mich, wirklich. Aber es ist nicht wirklich realistisch...“ murmelte er vor sich hin.
„ Ach was, du packst das schon...“ doch schon im nächsten Moment lehnte er auch seine Schwingen um meinen Körper und presste mich noch fester an sich. „ Jedenfalls hoffe ich das...“
„ Du solltest nun nach Hause gehen, bevor ich dich wirklich noch anflehe nicht zu gehen...“ flüsterte Misa mir zu.
„ Nun gut, aber eine Frage hätte ich da noch...“
„ Und zwar?“
„ Woher weißt du, dass meine Vorgängerin ihren Status als Göttin des Lebens aufgegeben hat?“
„ Der Untergang von Ladthaa ist bei uns kein Geheimnis. Außerdem war Tartaros live dabei und hat uns oft erzählt, wie es früher war. Er hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass es irgendwann wieder so sein wird, wie früher.“ erklärte mir der Seelendieb. „ Aber woher weißt du das denn? Für euch sind wir doch Blutrünstige Monster, die selbst einem unschuldigen Baby das Leben nehmen.“
„ Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“
„ Sicher.“
„ Ich habe damals eine Welt erschaffen, in der ich alle Seelen auffange, die eine reine Seele haben. Egal ob es sich dabei um Menschen, Götter oder Teufel handelt. Jeder dessen Leben beendet wurde, bevor die Lebenskerze abbrannte ist dort Willkommen.“
„ Du hast also das neue Ladthaa erschaffen?“
„ Könnte man so sagen. Ich habe dir bei unserem ersten Date ja schon verraten, dass ich die Möglichkeit besitze, die Seelen zurück ins Leben zu holen. Das geht aber nur, wenn sie nicht ins Jenseits rüber marschieren. Deshalb erschuf ich Illumina.“
„ Also befinden sich auch Rika und Tartaros in dieser Welt?“
„ Ja genau.“ stimmte ich ihm zu. „ Jedenfalls kann ich diese Welt nun betreten.“
„ Wie betreten?“ blickte er mich erstaunt an.
„ Dadurch dass ich einen kleinen Teil meiner Mächte wieder erlangen konnte, kann ich nun meinen Geist von meinem Körper trennen und in die Geisterwelt eintauchen. Allerdings reicht meine Energie nicht aus, um jemanden mit zu nehmen. Daher bitte ich dich Keith nichts zu sagen, bis ich genug Kraft habe, um ihn auch mit in diese Welt zu nehmen. Tartaros hatte mir dort erzählt was damals passiert ist.“
„ Du musst mir ja wirklich Bedienungslos vertrauen, wenn du mir das anvertraust...das freut mich, wirklich.“
„ Das ich nicht vor dich geflüchtet bin, als du voll im Blutrausch warst, war doch wohl Beweis genug für mein Vertrauen, oder?“
„ Stimmt.“ nickte er. „ Wie geht es den Beiden denn?“
„ Ganz gut denk ich. Obwohl ich erst schockiert über die Ähnlichkeit von Keith und seinem Vater war. Das einzige was die beiden voneinander unterscheidet sind ein paar Falten und Tartaros Augen sind nicht so kalt wie die seines Sohnes.“
„ Wenn du das nächste mal nach Illumina gehst, grüß sie von mir, ok?“ lächelte Misaki mich niedlich an. „ Und nun solltest du wirklich verschwinden, bevor ich dich auf den Boden werfe... du kannst später auch noch alles bis ins kleinste Detail erzählen, wenn ich nicht grade versucht bin, dir die Kleider vom Leib zu reißen.“
„ Ich bin ja schon weg...“ ich löste mich von ihm und ging zum Rand des Hochhauses hin.
„ Es kann übrigens sein dass sich Keith bei dir meldet...“ grinste mich der Seelendieb noch einmal frech an. „ Ich glaube ich habe etwas übertrieben, was meinen Blutrausch angeht...“
„ Und du glaubst das kümmert ihn, ob du nun über mich herfällst, oder nicht?“ sah ich noch einmal zu ihm zurück.
„ Wenn ich in Versuchung gerate in deinem Blut zu Baden, interessiert ihn das schon. Mit Sicherheit auch, weil er es nicht verhindern könnte.“
„ So was erzählst du ihm??“ starrte ich ihn verblüfft an. „ Warum das denn?“
„ Er hat mich halt im falschen Moment angerufen... Heute Mittag war meine Laune um einiges schlechter als jetzt.“
„ Ich denke nicht dass er dir das wirklich zutrauen würde, geschweige denn bei mir anrufen würde.“
„ Vielleicht will er dich ja vor mir warnen.“ noch immer griente er mich an. „ Du würdest doch auch nicht glauben, dass von mir auch nur die kleinste Gefahr ausgeht, oder?“
„ Dann kann ich ja von Glück sagen, dass ich dir heut Mittag nicht begegnet bin, nicht wahr?“
„ Vermutlich...“ stimmte er mir wiedereinmal zu. „ Ich will gar nicht wissen wie oft er schon versucht hat bei dir anzurufen...denn du trägst dein Handy ja bloß zur Zierde mit dir rum.“
„ Er weiß ja dass ich mit den Kindern unterwegs war, schließlich hatte er mich oft genug nach meinen Plänen gefragt. Also wird er wissen warum ich nicht ran gehe.“
„ So vorausschauend ist er nun auch wieder nicht...“
„ Bist du aber nett.“ kicherte ich. „ Und er soll wirklich dein bester Freund sein?“
„ Tja, eine Antwort auf die Frage warum das so ist, habe ich noch immer nicht gefunden.“
„ Vermutlich weil ihr auf der selben Wellenlänge seit und euch immer auf den anderen verlassen könnt. Egal was passiert.“
„ Das stimmt allerdings.“
„ Wir sehen uns dann später. Lass dich nicht von den Tierfängern erwischen.“ lächelte ich ihm noch einmal zu und sprang schließlich von dem Dach runter.
„ Wieso sollten mich denn die Tierfänger fangen wollen?“
Bevor ich allerdings nach Hause zurück kehrte, kaufte ich noch ein paar Knabbereien und etwas alkoholisches zu trinken. Als Alibi sozusagen, damit sich meine Abwesenheit von selbst erklärte.
Natürlich zeigte ich meine Flügel in dem Laden nicht, sondern ließ diese in einer dunklen ungeachteten Gasse verschwinden.

Als ich dann endlich zuhause ankam und auf dem Balkon landete, wurde ich bereits von Dark erwartet.
„ Wieso verschwindest du einfach klammheimlich?“ er lehnte an der Balkontür und musterte mich nicht grad begeistert. „ Ich denke ich soll auf dich aufpassen? Was wäre nun wenn dir etwas passiert wäre? Dein komischer Freund würde mir die Hölle heiß machen!“
„ Behandelt mich doch nicht alle als wäre ich eine zerbrechliche Porzellan Puppe!“ knurrte ich ihn an. „ Ich kann sehr wohl auf mich allein aufpassen und lasse mich nicht von irgendeinem daher gelaufenem Teufel verschleppen.“
„ Ach nein?“ zog er fragend eine Augenbraue hoch. „ Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich dich bereits verschleppen können und letztendlich bin ich auch nur irgendein Inkubus.“
„ Das ist was völlig anderes. Schließlich bist du ein verfluchter Mensch! Hätte ich dich denn einfach sterben lassen sollen?“ protestierte ich.
„ Als Göttin ist es so was wie ein innerer Drang, ein armen Menschen zu retten, ja? Und das selbst dann, wenn dein eigenes Leben in Gefahr ist?“
„ So ist das halt, wenn man eine Göttin ist.“
„ Ich habe zwar keine Ahnung was hier vor sich geht, aber du scheinst deinen Beschützern verdammt wichtig zu sein, deshalb solltest du dich nicht Kopflos in irgendwelche Gefahren stürzen.“ durfte ich mir von ihm die nächste Standpauke anhören. „ Manch unscheinbarer Teufel ist gefährlicher und hinterlistiger als seine offensichtlich starken Brüder. Eben weil man sie unterschätzt und dann mit seinem Leben für diesen Irrtum zahlen muss...“ verbittert, so hörte sich seine Stimme an, so als würde sie mir erzählen wollen, dass auch er einen Teufel unterschätzt hatte und einen schweren Preis dafür bezahlen musste.
Ich musste schon zugeben, dass Dark auffällig viel mit Keith gemein hatte und ich meinte damit nicht nur seine geheimnisvollen silbernen Haare.
Sie waren beide Teufelsschlächter und verschrieben ihr Herz und ihr Leben einer Frau.
Es würde mich nicht mal wundern wenn auch der Inkubus seine Geliebte durch einen Teufel verlor. Vielleicht sogar durch Xantos Hand. Können so viele Gemeinsamkeiten denn wirklich noch Zufall sein?
„ Du sagtest dass du von Alpträumen und unvorstellbaren Schmerzen verfolgt wirst, ist es deshalb weil du deine Gefährtin verloren hast? Vielleicht sogar durch die Hand eines Dämons?“
„ ...“ scheinbar überlegte er gerade, wie viel er mir von seinem wahren Leben verraten wollte und entschied sich dann dafür, mir einen kleinen, nichtssagenden Einblick zu gewähren. „ Meine Frau und ich waren beide Teufelsschlächter.“ begann er dann zu erzählen. „ Noch nie zuvor bin ich einer Frau begegnet, die genauso Wunderschön und Anmutig war wie sie. Ich war beeindruckt von ihrer Stärke und dem eisernen Willen den sie besaß. Wir besiegten die Teufel mit einer Leichtigkeit dass ich dachte wir wären unbesiegbar. Doch ein falscher Schritt, eine unüberlegte Entscheidung und alles ist vorbei... sie starb, weil ich mich maßlos überschätzt habe. Und diesen Fehler bereue ich bis heute noch.“
Wieder ein Punkt der übereinstimmte. Aber wollte ich wirklich wissen ob er in Wirklichkeit der eingefrorene Prinz und zudem noch der Freund meiner geliebten Schwester war?
Und dass dieses verfluchte Schicksal letztendlich doch recht behalten sollte und ich mit diesem Idioten zusammen kam?
Außerdem konnte ich mir wirklich nicht vorstellen dass sich Keith so einfach verfluchen ließ. Vermutlich würde jeder Fluch an seiner kalten Mauer einfach abprallen.
Zudem liebt er Rika so stark, dass ich nicht wirklich glauben konnte dass er, auch wenn es ein anderer Körper und ein anderes Leben war, sein Glück mit einer anderen versuchen würde.
>Nein... dass kann nicht sein.< verbannte ich den Gedanken gleich wieder.
„ Woran denkst du?“
„ Ich dachte gerade darüber nach, dass du ziemlich viele Gemeinsamkeiten mit jemanden hast, den ich kenne.“ antwortete ich ihm und ging ins Wohnzimmer. „ Auch er verlor seine Freundin durch die Hand eines Teufels. Allerdings geht seine Liebe über den Tot hinaus. Und seine Treue ist wirklich beeindruckend.“ ich griff nach meiner Tasche und kramte mein Handy heraus. „ Er würde nicht mal im Traum daran denken sein Bett mit einer anderen zu teilen.“
„ ...“ Dark schwieg zu meiner Erzählung und senkte kurz den Blick.
Tatsächlich hatte ich 24 Anrufe in Abwesenheit und 5 ungelesene SMS auf meinem Display stehen.
14 von den Anrufen waren von Misaki und Zehn waren wirklich von Keith.
„ Dein Bekannter hat scheinbar keine Ahnung davon, wie erholsam deine Nähe ist.“
flüsterte Dark mir zu und schlang gleichzeitig seine Arme um meinen Körper.
„ Und das ist auch gut so.“ murmelte ich und las mir die Textnachrichten durch. Eine davon war von Patty gewesen, die sich für den nächsten Morgen zum Frühstücken angekündigt hatte. „ Wir bekommen Morgen Früh Besuch... Patty kommt vorbei.“
„ Na ist doch schön...“ gab er leise von sich und knabberte verspielt an meinem Ohrläppchen rum.
„ Hey!“ kicherte ich . „ Hörst du mir überhaupt zu?“
„ Mhm...“ säuselte er mir zu und drückte mich noch fester an sich. „ Du schmeckst nach mehr...“
Fast schon gierig küsste er mich am Hals und schlang seinen Teufelsschweif um meinen Oberschenkel.
„ Hihihi!“ versuchte ich mich lachend von ihm zu befreien. „ Hör auf! Das kitzelt.“
„ Du bist ganz schön empfindlich...“ schnurrte er mir entgegen und drehte mich schließlich zu sich um. „ Dass macht es mir unmöglich die Finger von dir zu lassen.“ dann küsste er mich verführerisch auf den Mund und strich mir zärtlich durchs Gesicht. „ Ich würde dich am liebsten auffressen!“
„ Ja, ich merk schon!“ kicherte ich leise.
Es fiel ihm sichtlich schwer sich wieder unter Kontrolle zu bringen, aber er wollte mich keineswegs jetzt schon wieder verlassen. Also seufzte er leise auf und löste sich leicht von mir.
„ Also was hattest du jetzt noch mal geplant?“
„ Ich habe uns extra ein paar Knabbereien und etwas zu trinken besorgt, damit wir uns einen gemütlichen Fernsehabend machen können.“ erzählte ich ihm und strich gleichzeitig über seine Brust. „ Da ich nicht weiß was du gerne trinkst, habe ich mich an meine Beschützern gehalten und das mitgebracht, was sie Literweise in sich hinein laufen lassen.“
„ Und das wäre?“
„ Bier, Cognac und Whiskey.“
„ Willst du mich etwa abfüllen?“ sah er mich grinsend an.
„ Natürlich nicht. Aber ich dachte dass du vielleicht gern einen Drink zum Film haben möchtest.“
„ Einen Drink? Wenn überhaupt dann möchte ich dich zum Film haben.“ hauchte er mir in einem verführerischen Ton zu.
„ Ach so? Dabei dachte ich du willst mich nicht gleich heute wieder verlassen.“
„ Du hast ja recht. Aber dein Körper ist die reinste Versuchung.“ knurrte er mich an. „ Du machst mich einfach wahnsinnig...“
„ Ich bin beeindruckt wie gut du dich doch unter Kontrolle halten kannst.“ lächelte ich. „ Richtig niedlich. Und nun sag mir was du trinken willst, damit wir und endlich auf die Couch hauen können.“
Ich löste mich schließlich von ihm und ging in die Küche, dort angekommen schaute ich mir auch noch die anderen Nachrichten auf meinem Handy an.
Eine davon war von Keith, der sich wirklich übertroffen hatte und mir einen ganzen Roman schrieb...
Nein im ernst, dort stand einfach nur: Ist alles in Ordnung?
Kein hallo, kein Bye, kein Grund warum denn nicht alles im grünen Bereich sein sollte, einfach nur ein, ist alles in Ordnung?
Aber das war typisch für den schweigsamen Prinzen gewesen. Dennoch nahm ich ihn das ein wenig krumm, auch weil er sich heut Mittag nicht von mir verabschiedet hatte.
Also entschloss ich mich dazu, ihn erst einmal zappeln zu lassen, wenn er sich wirklich Sorgen um mich machte, würde er auch ein elftes Mal bei mir anrufen.
Misaki hatte da schon ein paar mehr Buchstaben benutzt. Aber nun wusste er ja was los war und dass es mir gut ging.

Kurze Zeit später lagen wir dann auf dem Sofa und sahen uns einen Film an. Ich hatte mich an seinen Körper gekuschelt und lehnte mit dem Kopf auf seiner Brust. Die ganze Zeit über streichelte er meinen Rücken und kraulte nebenbei Elara, die es sich auf seinem Bauch gemütlich gemacht hatte und friedlich vor sich hin schlummerte.
„ Ich glaube Elara mag dich...“ gab ich lächelnd von mir, als ich meine schnurrende Katze beobachtete.
„ Es würde mich freuen, wenn sie mich akzeptieren würde.“ auch er sah nun lächelnd zu der schlafenden Kitty hin. „ Sie steht dir ja scheinbar sehr nahe, sonst würde eine Götterkatze wohl kaum hier bei dir auf der Erde leben.“
„ Ja... sie steht mir wirklich sehr nahe!“
Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl seine Nähe zu spüren, diese angenehme Wärme, die von seinem Körper ausging, fühlte sich so unwahrscheinlich gut und entspannend an.
Leise auf seufzend kuschelte ich mich noch fester an ihn und spürte noch wie er eine Decke über uns legte, bevor ich schließlich einschlief und meine Wächterkatze den Weg nach Illumina zeigte.
Dieses mal erwartete uns auch kein Vogelchor hinter den Toren, sondern bloß ein ungeduldig wartender Charon.
„ Na endlich!“ rief dieser glücklich und drückte seine Partnerin gleich stürmisch an sich. „ Ich dachte schon ihr kommt gar nicht mehr.“
„ Charon!! Du hast mir gefehlt.“ schnurrte Elara ihm entgegen.
„ Du mir auch, Liebling.“ lächelnd küsste er seine Freundin auf den Mund und lehnte seinen Kopf dann an ihren. „ Alles ok bei euch?“
„ Jetzt wo ich endlich bei dir bin natürlich.“ das typische Geflüster zwei Verliebter halt.
Ich betrachtete meine beiden treuen Wächter lächelnd und freute mich über dieses ungewohnte Bild, was einem den Glauben vermitteln konnte, das alles wieder beim alten war.
Doch dann vernahm ich plötzlich dieses drängende Gefühl, fast so als würde mich jemand rufen. Nein, mich rief jemand!
Während mich anfangs nur eine Stimme rief, so wurden es mit der Zeit immer mehr und ich war bei weitem nicht in der Lage ihre Rufe zu ignorieren.
Denn sie sangen die Ballade des Lebens, jenes Lied was nicht nur mir gewidmet war, sondern mich auch zu sich rief.
„ Ich lasse euch dann mal allein, ja? Ich komme später wieder um dich abzuholen.“ ich winkte ihnen noch einmal zu, ehe ich ihren Rufen folgte.
Nach kurzer Zeit schon stand ich in der wunderschönen Stadt und beobachtete Rika dabei, wie sie dieses anziehende Lied sang und viele Kinder mit einstimmten.
Es rührte mich zu Tränen, dass sich meine Schwester noch immer an dieses Lied erinnerte. Und noch mehr rührte es mich, dass die anderen tatsächlich mit sangen und mir so ihre Zuneigung bewiesen.
Danach stimmte Rika das Wiegenlied an, was sie auch mir früher immer vorgesungen hatte.
Ihre Stimme war sogar noch schöner als in meinen verblassten Erinnerungen.
„ Das macht sie jeden Tag.“ urplötzlich stand Tartaros neben mir und sah lächelnd auf mich herab. „ Jeden Tag singt sie den Bewohnern die Lieder vor, die sie mit dir verbindet.“
„ Hast du mich aber erschreckt!“ ich hätte beinahe einen Herzinfarkt wegen ihm bekommen.
„ Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“
„ Schon ok...“
Dann entdeckte uns auch meine Schwester und kam gleich zu mir rüber gelaufen, um mich freudestrahlend an sich zu drücken.
„ Risa! Es ist schön dich wiederzusehen.“
„ Ja, mich freut es auch.“ ich erwiderte ihre Umarmung und fuhr dann fort. „ Aber ich kann nicht all zulange bleiben. Ich habe Besuch bekommen.“
„ Besuch?“ Blickte sie mich erstaunt an. „ Kenne ich denjenigen?“
„ Nein. Aber sein Name ist...Dark.“ erklärte ich ihr.
„ Dark?“ kam es mir nur so vor oder Blitzte wirklich ein hauch Erleichterung in ihren Augen auf? „ Hast du etwa einen Freund?“ fragte sie mich dann erstaunt.
„ Ähm... ja, könnte man wohl so sagen.“
„ Erzähl mir doch bei Zeiten mal was von ihm, ja?“
„ Ja sicher. Aber wie gesagt, ich kann wegen ihm nicht bleiben und wollte nur schnell Elara her bringen und kurz hallo sagen.“
„ Das verstehe ich natürlich.“ lächelte mich Rika an. „ Wenn man frisch verliebt ist, will man natürlich jede freie Minute an der Seite seines Freundes verbringen, nicht wahr?“
„ Schon....möglich...“
„ Es ist wundervoll verliebt zu sein, oder was meinst du Tartaros?“
„ Die Liebe ist schon was feines, ja.“ stimmte er meinem Schwesterherz zu.
Wollte mich Rika nicht letzte Nacht noch mit Keith verkuppeln und war irgendwie verstimmt darüber, dass ich etwas mit Misaki haben könnte?
Und nun freute sie sich, dass ich einen Freund hatte? Ich wurde aus ihr echt nicht schlau...wirklich nicht.
„ Also gut, ich werde dann mal zurück gehen und schauen was mein Freund in der Zeit mit mir angestellt hat...“ murmelte ich vor mich hin. „ Wir sehen uns dann später.“
„ Dann hab viel Spaß.“ gab meine Schwester von sich.
Das war mir zu hoch und auch so kompliziert. Was hatte sie denn nur vor?
„ Pass auf dich auf, Risa.“ lächelte mir Tartaros zum Abschied zu.
„ Natürlich wie immer. Also bis dann.“
Ich machte mich auf den Weg zurück zum Tor, um diese Welt erst einmal wieder zu verlassen.
„ Ist die Sache mit Dark nun gut, oder nicht?“ schaute Keith's Vater zu der jüngeren Göttin runter.
„ Es läuft alles nach Plan.“ meinte Rika und ging zurück zum Brunnen.
„ Das ist gut....denk ich...mh.“
Als ich meine Augen dann wieder öffnete, lief der Film noch immer, also konnte ich nicht wirklich lange geschlafen haben.
Gähnend streckte ich mich und sah dann den Mann an, den ich die ganze Zeit schon als Kissen missbrauchte.
„ Mhm... du bist richtig bequem. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen, in deinen Armen einzuschlafen.“
„ Das passt ja ganz hervorragend.“ lächelte er mich an. „ Ich könnte mich nämlich daran gewöhnen dich in meinen Armen zu halten.“
„ Du bist wirklich verdammt süß.“ säuselte ich ihm zu und kuschelte mich wieder an ihn.
„ Das gleiche könnte man auch von dir behaupten.“ noch immer streichelte seine Hand meinen Rücken und strich mir daraufhin ein paar verirrte blonde Strähnen aus dem Gesicht. „ Übrigens vibriert dein Handy die ganze Zeit schon fast ununterbrochen. Da scheint dich jemand unbedingt sprechen zu wollen.“
„ Ich mag jetzt nicht aufstehen...“ dafür genoss ich seine Streicheleinheiten viel zu sehr.
„ Und wenn es wichtig ist? Könnte ja was passiert sein?“
„ Dann wird er auch ein weiteres Mal anrufen...“
„ Ja das stimmt wohl.“
Doch gerade als ich es mir richtig bequem gemacht hatte, vibrierte das olle Ding schon wieder.
Seufzend erhob ich mich schließlich und ging zu meinem Handy hin.
Tatsächlich war es wieder Keith, der versuchte mich endlich an die Strippe zu bekommen.
Aber nun verflog auch die letzte kleine Idee, dass Dark ja der eingefrorene Prinz sein könnte.
„ Hallo Keith. Wie geht es dir?“ gab ich kackend Freundlich von mir. War jedoch noch etwas erbost über sein Verschwinden ohne sich zu verabschieden und auch dass er es nicht für Nötig hielt, in einer Nachricht mehr zu schreiben als, Ist alles in Ordnung.
„ Hast du also doch noch heraus gefunden wie dein Handy funktioniert?“ gab der Prinz in einem fast schon wütenden Tonfall von sich. „ Dann musst du dir ja jetzt nur noch erklären lassen, wie man Textnachrichten beantwortet!“
„ Glaubst du etwa ich antworte auf eine Nachricht, wo bloß ein, Ist alles in Ordnung, steht? Das Geld für ein ,Ja, kann ich mir da echt sparen.“
„ Wenn du da so versessen drauf bist, mehr zu schreiben, hättest du es ja ruhig tun können! Ob ich es mir dann bis zum Schluss durch gelesen hätte, ist eine andere Frage.“ wies er mich weiter zu recht. „ Sich aber gar nicht zu melden, während sich deine Partner Sorgen um dich machen, ist unakzeptabel!“
„ Du wusstest doch dass ich mit den Kindern unterwegs bin! Dass ich da nicht an mein Handy gehe, ist doch verständlich! Also kein Grund sich hier grundlos aufzuregen. Es geht mir gut.“
„ Das ist doch kein Grund nicht ans Telefon zu gehen!“ er war scheinbar wirklich außer sich vor Wut, was man klar an der Tonlage seiner Stimme erkennen konnte. „ Dir hätte sonst was passieren können! Verdammt!! Ich war kurz davor zurück zu fahren nur weil du es nicht für nötig hältst an dein verfluchtes Handy zu gehen!!“
„ Ok...“ seufzte ich. „ Du hast ja recht und es tut mir leid. Ich werde mein Handy sofort auf Laut stellen und sofort dran gehen, wenn es klingelt.“
„ ...“ schwieg er plötzlich. „ Du hast dein Handy nicht mal auf Laut?“ gab er bedrohlich leise von sich.
„ Öhm...nö.“
Das nächste was er sagte konnte ich nicht verstehen, weil er so ins Telefon brüllte, dass ich das Ding von meinem Ohr weg halten musste. Andernfalls wäre wir vermutlich das Trommelfell geplatzt.
Diese Seite zeigte er eigentlich nur, wenn er vor Xantos stand. Dass er mich nun so an blökte war wohl ein Beweis dafür, dass er sich wirklich Sorgen um mich gemacht hatte.
Dennoch geriet ich gerade in Versuchung das Gespräch einfach zu beenden. Und zwar bevor er mir durchs Telefon kam.
„ Beruhige dich, Keith!“ versuchte ich die Wogen zu glätten, bevor es eskalierte. „ Ich werde mein Handy nun auf Laut stellen und auch gleich dran gehen, wenn mich jemand erreichen will, ok?“
„ Mit weniger wäre ich auch nicht zufrieden...“
„ Nun wo wir das geklärt haben, wünsche ich dir viel Spaß, dort wo du auch immer gerade bist. Wir sehen uns dann irgendwann später.“ verabschiedete ich mich und legte einfach auf. „ Oh man...“ seufzte meine Wenigkeit genervt.
„ Da war aber jemand ganz schön gereizt.“ schmunzelte Dark mich an.
„ Ich bin halt ein wichtiger Schlüssel... ein Mittel zum Zweck sozusagen.“
„ Du glaubst also, dass er sich nicht solche Sorgen um dich macht, weil er dich mag?“
„ Von außen schön Knusprig von innen noch Blutig. Dann vielleicht.“ gab ich von mir und schaltete den Ton meines Telefons ein.
„ Wenn du solch eine schlechte Meinung von ihm hast, warum bleibst du dann bei ihm?“
„ Weil ich auf ihre Hilfe angewiesen bin und ich die Idioten irgendwo ins Herz geschlossen habe.“
„ Du stehst also darauf angeschrien zu werden?“ griente er mich frech an. „ Gut zu wissen.“
„ Er ist ja nicht immer so.“ ich kroch zurück auf die Couch und kuschelte mich an den Inkubus. „ Er hat ja auch eine nette Seite, die er nur viel zu selten zeigt. Keith hat halt seine Gründe warum er so ist, wie er ist.“
„ Hört sich so an, als sollte dieser Keith mal dringend zum Psychiater gehen...“ schmunzelte Inku.
„ Haben wir nicht alle unsere Laster zu tragen? Manche drohen unter dieser Last zu zerbrechen und andere Leben einzig für ihre Rache.“ dann senkte ich leicht lächelnd die Augen und fügte flüsternd hinzu. „ Wenn man mit seinem Leben abgeschlossen hat, weil einem der Inhalt geraubt wurde, verliert man das Licht aus den Augen und fällt vollends in die Dunkelheit.“
„ ...“ Dark sah mich mitfühlend an und drückte mich dann fester an sich. „ Vielleicht kannst du ihm einen Weg aus der Dunkelheit zeigen...“
„ Irgendwann bestimmt.“ nämlich dann, wenn Rika wieder an seiner Seite war, solange dies aber nicht der Fall war, hoffte ich inständig das die Rache, also sein Lebensinhalt, nicht erlosch. „ Aber nun genug von diesem Trottel geredet!“
„ Gibst du eigentlich jedem den Kosenamen Trottel oder Idiot, der dir am Herzen liegt?“
„ Wenn es sich um solche handelt, ja.“ kicherte ich.
„ Ich glaube dann möchte ich gar nicht wissen was du zu mir sagst.“
„ Schwachmat.. oder was dachtest du?“
„ Hey!“ doch gerade als er sich zu mir umdrehen wollte, fiel ihm wieder ein, dass das Kätzchen ja noch auf seinem Bauch lag und friedlich vor sich hin schlummerte. „ Hast du ein Glück, dass ich gerade gehandicapt bin.“
„ Selbst wenn es nicht so wäre hättest du keine Chance gegen mich.“ grinste ich ihn an.
„ Glaubst du also, ja?“ ein kurzes geheimnisvolles Grinsen verirrte sich auf seine Lippen, ehe er weiter sprach. „ Darüber reden wir noch mal, wenn du in voller Ekstase meinen Namen schreist...“
„ Um mich zum schreien zu bringen, müssen schon echte Männer kommen...“ schielte ich ihn belustigt an. „ Und keine Ersatzteile!“
„ Du kleines freches Monster...“ er lehnte lachend den Arm um meine Hüfte und drückte mich fester an sich. „ Aber der Spruch war echt gut, sollte ich mir merken.“
Wir schauten noch ein bisschen Fern und genossen die Nähe des jeweils anderen, ehe wir uns dann Bett fertig machten.
Dadurch das Elara in Illumina war, bekam sie natürlich nicht mit dass ich sie ins Schlafzimmer trug und sie dort ans Bettende legte.
Schließlich musste sie in meiner Nähe sein, damit ich ihre Seele zurück in ihren Körper bringen konnte.
Es war meine erste Nacht die ich in diesem Bett verbrachte und dann auch noch mit jenem Inkubus, den ich so beschwerlich wieder aus meinen Gedanken verbannen konnte.
Ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich ihn überhaupt noch mal wiedersehen würde, aber jetzt war er wirklich da. Und dass auch noch freiwillig!
Eine gefühlte Ewigkeit verbrachte der Herr im Bad und ich wäre fast schon eingeschlafen, bevor er sich zu mir ins Bett legte.
Nur noch vage bekam ich mit, wie er zu mir unter die Decke kroch und mich zärtlich an sich presste.

Am nächsten Morgen kitzelte mich die Sonne wach, die durch das halb geöffnete Rollo ihren Weg ins Zimmer bahnte.
Noch schlaftrunken streckte ich mich seufzend und versuchte dann meine Augen an die Helligkeit zu gewöhnen.
Ich fühlte mich einfach Pudelwohl und das lag mit Sicherheit nicht nur daran dass Elara in meiner Nähe war und ich, zu mindestens im Schlaf, meiner geliebten Schwester nah sein konnte.
Nein, es lag auch an den Inkubus, der mich so zärtlich im Arm hielt und mich schon wieder, oder immer noch, so furchtbar zärtlich streichelte.
Er war verdammt nahe dran, der perfekte Freund zu sein.
Lächelnd drehte ich mich auf den Rücken und sah zu ihm hin.
„ Guten Morgen.“ flüsterte er mir zu. „ Ich hoffe du hast genauso gut geschlafen wie ich.“
„ Guten Morgen!“ lächelte ich ihn noch immer an. „ Hast du überhaupt geschlafen?“
„ Ich muss zugeben, dass es recht lange gedauert hatte, bis ich dann einschlief.“ schmunzelte er. „ Aber wie sollte ich auch ruhig schlafen können, wenn du neben mir liegst...und ich gewagt bin mich in deine Träume zu schmuggeln.“
„ In Träume schmuggeln?“ starrte ich ihn verblüfft an.
„ Ja, das ist eine der Inkubus Fähigkeiten, die ich noch nicht ausprobiert habe...“
„ DIESE Fähigkeit wirst du auch nicht ausprobieren!“ ermahnte ich ihn. „ Jedenfalls nicht mit mir!“
„ Wieso denn nicht?“ protestierte er. „ In deinen Träumen können wir so oft wir wollen miteinander schlafen, ohne dass ich gehen muss!“
„ Ach? Stößt nach einem Tag also schon an deine Grenzen, ja?“
„ Nein! Natürlich nicht!“ er seufzte fast schon theatralisch und akzeptierte sein Eigentor anstandslos. „ Obwohl du es mir echt nicht leicht machst...“
„ Ich könnte mich ja für dich in einen Mann verwandeln...“ grinste ich ihn an. „ Vielleicht kann ich dich ja so in deiner Gier stoppen.“
„ Oh Gott bewahre, bitte nicht!“ verzog Dark angewidert den Mund. „ Dann geh ich doch lieber das Risiko ein, meinen Verstand zu verlieren.“
„ Zum Glück ist da ja nicht so viel, was du verlieren kannst, nicht wahr?“
„ Du kleines freches Monster...“ knurrte er und stürzte sich dann auf mich.
Lachend versuchte ich seine Hände unter Kontrolle zu bringen, die mich durch kitzelten und scheiterte gleichzeitig an dem Vorhaben, mich ihm zu entziehen.
Schlimm genug dass er mich kitzelte, aber musste er mich dann auch noch mit diesen verräterischen, hässlichen Flecken am Hals strafen?
Darüber hinaus vergaßen wir, bei unserer Rangelei im Bett, vollkommen die Zeit und die Tatsache, dass Patty sich zum Frühstück angemeldet hatte.
Von daher reagierten wir auch nicht auf das hartnäckige Klingeln, welches unsere knisternde Ruhe störte.
Und leider dachte ich auch nicht daran, dass ich dem Mädchen einen Ersatzschlüssel für meine Wohnung gegeben hatte.
Für den Fall der Fälle, dass sie den weiten Weg zu mir auf sich nahm und dann vor verschlossenen Türen stand... ungefähr so wie jetzt...
Während wir also im Bett mit uns selbst beschäftigt waren, verschaffte sich Patricia Zutritt zu meiner Wohnung und kam auch gleich gut gelaunt ins Schlafzimmer gestürmt.
„ Guten Morgen, ihr Schlafmützen!!“ rief sie vergnügt und schaltete das Licht an. „ Ich hoffe ihr habt auch ...Hunger...“ sie unterbrach sich mitten im Satz und starrte uns verlegen an. „ Ähm... wie ich sehe stillt ihr euren Hunger ja schon...“
Auch Hanon war mit von der Partie, doch glücklicherweise kümmerte sie sich um unser Frühstück und bekam von diesem Desaster nichts mit.
Es war schwer zu sagen, wer von uns als erstes in einem tiefen schwarzen Loch verschwinden wollte. Aber nach unserem Glück, sprangen wir gleichzeitig hinein und verstopften den Eingang.
Peinlich berührt verließ das Mädel mein Zimmer wieder und wartete in der Küche auf uns.
„ Wie peinlich...“ seufzte ich leicht gerötet.
„ Selbst schuld, wenn sie einfach so ins Schlafzimmer gestürmt kommt.“ gab Inku schulterzuckend seinen Senf dazu ab. „ Sie kann froh sein, dass wir beide noch was an haben.“
„ Ach du bist unmöglich...“ ich verdrehte meine Augen und stand dann auf.
„ Was denn?? Ist doch wahr!“
Ohne weiter darauf einzugehen eilte ich zu meinem Kleiderschrank hin, griff mir ein paar Klamotten und verließ dann den Raum.
Kurze zeit später saßen wir dann am Tisch und konzentrierten uns stillschweigend auf unser Essen.
Jeder, bloß Hanon quatschte Dark mit belanglosem Zeug voll. Was ja auch echt niedlich wäre, wenn das Mädchen nicht so jung und der Inkubus so alt wäre.
Trotzdem half sie uns damit, die bedrückende Atmosphäre zu vergessen.
„ Was verschafft uns eigentlich die Ehre eures Besuches?“ fragte ich die Beiden dann.
„ Patty hat mir erzählt, dass du mit ihr in dem neuen Vampirfilm warst!“ straffte mich Hanon mit bösen Blicken. „ Und nun möchte ich auch mit dir darein gehen.“
„ Och nö, nicht schon wieder...“
„ Oh doch!! Das bist du mir jawohl schuldig!“ protestierte die Brünette.
„ Aber der Film ist so lahm. Können wir uns nicht einen anderen Film ansehen?“
„ Nein! Ich finde diesen Film gut und Patty möchte ihn auch noch einmal sehen. Du würdest uns doch auch gern begleiten, oder Dark?“blickte sie ihn mit ihrem Hundeblick an.
„ Eigentlich ist mir das egal.“
„ HA! Du bist überstimmt worden, Risa!“ jubelte Hanon. „ Wir gehen ins Kino!!“
„ Du hast doch beim letzten Mal kaum was von dem Film mitbekommen, weil du eingeschlafen bist. Du hast also heut noch einmal die Möglichkeit dich auf dem Film zu konzentrieren.“ grinste Patty mich frech an.
„ So gut kann der Film ja nicht sein, wenn du schon dabei einschläfst.“ schmunzelte der Inkubus.
„ Er ist auch Sterbens langweilig...“
„ Dann ist es ja nicht weiter tragisch, wenn du nichts von der Geschichte mitkriegst.“
Und so kam es, dass ich mich meinem Schicksal fügte und den Jugendlichen versprach, noch einmal mit ihnen ins Kino zu gehen.
Zuvor wollten wir allerdings noch zusammen zu Mittag essen und gingen dafür allesamt einkaufen.
Die Kids hatten sichtlich Spaß an unserer gemeinsamen Zeit und mir wurde erst jetzt richtig bewusst, wie wichtig eine richtige Familie für die Beiden war.
Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wo mich mein Weg hinführen würde oder wo er endete.
Aber eines wusste ich ganz sicher, ich würde dafür Sorgen, dass sie glücklich werden würden.
Grenzen werden verschwinden und neue Wege erscheinen. Egal welche Prüfung auf mich lauerte, mit solcher Unterstützung konnte ich gar nicht versagen.
Auch die Seelen, die in der Dunkelheit auf mich warteten, konnten mich nicht von meinem Vorhaben abbringen.
Jeder der an meiner Seite war und an mich glaubte würde einen Weg aus dem Schatten finden und im Licht neu aufblühen.
Und dies, traf auch auf die Menschen zu.
Nachdem wir vom Einkaufen wieder da waren, hinterließen wir in meiner Küche das reine Chaos und aßen im Wohnzimmer zu Mittag.
Danach machten wir uns auf den Weg zum Kino, wo wir uns schon wieder Eternal Love ansehen wollten, bzw. mussten.
Genauso wie beim letzten Mal war der Saal rappel voll und nur wenige Plätze waren noch frei.
Ich glaubte sogar, dass wir wieder auf den selben Plätzen saßen, nur dass dieser schmierige Typ jetzt nicht hier war und dass nicht Keith neben mir saß, sondern Dark.
Der Film wurde dadurch aber leider auch nicht besser... ich war für so was eindeutig schon zu alt...
Zu jedem mitreißenden „ Oh.“ und „ Ah.“ und „ Och wie süß!!“ kam mir nur ein gelangweilter Seufzer über die Lippen.
Wahre Liebesgeschichten schrieb halt doch nur das Leben.
Hätte mich Dark nicht so auf trapp gehalten, wäre ich vermutlich wieder weg genickt.
Dennoch konnte er es nicht verhindern, dass ich irgendwann mit den Gedanken abdriftete und mich fragte, ob Keith wohl gut angekommen war. Und was Misaki ohne mich anstellte.
Als Inku dann plötzlich einen Arm um mich lehnte und mich fester an sich drückte, grub das Gefühl seiner Nähe eine längst vergessene Erinnerung aus.
Ich erinnerte mich daran, wie ich von dem Tod meiner Schwester erfuhr.
Jemand hatte ihre Leiche ja zurück nach Kythos gebracht und bisher war in jedem Alptraum und auch bei jedem Gedanken, den ich daran verlor, das Gesicht des Mannes nicht zu erkennen.
Aber nun, warum auch immer, erinnerte ich mich wieder daran, wie der Prinz sich damals zu mir runter gebeugt hatte und mich feste im Arm nahm.
Immer wieder entschuldigte er sich bei mir, dass er nicht in der Lage war sie zu beschützen und dass ich mich darauf verlassen konnte, dass er sich, auch in meinem Namen, für den Mord rächen würde.
Außerdem flüsterte er mir noch zu, dass wenn ich alt genug war und mein Herz ihm noch immer die Schuld an der Tragödie gab, er durch meine Hand gerichtet werden sollte. Jedenfalls würde er das so wollen, wenn er zuvor den Tod seiner Freundin gerächt hätte.
Ich sollte noch erwähnen, dass ich mit Fäusten auf ihn eingeschlagen hatte, in meiner blinden Wut, meiner Trauer und dieser niederschmetternden Hilflosigkeit.
Zu diesem Zeitpunkt brauchte ich einen Sündenbock und er war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.
Nun verstand ich auch, was er damit meinte, dass Rika's Schwester bei ihm sein könnte um sich zu rächen.
Nur warum weckte ausgerechnet Dark's Nähe diese Erinnerung? Dieser Inkubus hatte doch nichts mit ihr Zutun und Ähnlichkeiten mit dem eingefrorenen Kartoffelsack hatte er, außer vielleicht ein bisschen vom Aussehen her, auch nicht.
Jedenfalls was die Aura betraf nicht, da Keith definitiv kein Inkubus war.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde sich nun mein Verdacht erhärten, dass Dark in Wirklichkeit Keith war.
Aber das war unmöglich. Schließlich hatte ich Gestern noch mit ihm Telefoniert und da war Inku mit im selben Raum.
Oder war es einfach nur Zufall, dass ich gerade in dieser Situation daran denken musste und es stand eigentlich gar nicht in Verbindung mit der Nähe dieses Teufels?
Desto länger ich darüber nachdachte, desto mehr verwirrte es mich. Denn Keith war damals in seiner menschlichen Form bei uns, andernfalls wäre er auch gar nicht rein gekommen, er hatte also zu dem Zeitpunkt gar keine dunkle Aura.
Also konnte es daran schon mal nicht liegen.
War es nun wirklich seine Nähe oder die Art wie er mich umarmte?
Nur was machte das schon für einen Unterschied, ob es nun die Art, die Aura oder die Nähe war? Es änderte nichts an der Tatsache, dass Dark in Wirklichkeit jeder Mann dieser Welt sein konnte, ausgenommen von Misaki und Keith.
Aber so weit war ich ja schon. Und eigentlich sollte mich sein wahres ich auch nicht interessieren.
Mindestens die Hälfte des Filmes dachte ich darüber nach und das in viele verschiedene Richtungen, ohne dabei auf einen Nenner zu kommen.
Doch plötzlich riss mich etwas aus meinen Gedanken raus, was mir den Atem raubte.
Da war eine Aura, die ich nur zu gut kannte. Blitzschnell sprang ich auf und raste aus dem Saal.
„ So schlimm ist der Film jetzt aber auch nicht...“ starrte mir Patty erstaunt hinterher.
Dark folgte mir gleich und Hanon sah sich das Spektakel nur verblüfft an, sie wusste ja nichts von meiner wahren Herkunft und dachte sich da nichts weiter bei.
Als ich das Gebäude verlassen hatte, sah ich mich hektisch auf den Straßen um und erblickte eine vermummte Gestalt, die in eine Gasse lief.
Ich rannte ihr sofort hinterher, aber in dieser schmalen Seitenstraße war niemand mehr zu sehen.
Auf dem Boden entdeckte ich dann den Mantel, den diese Person getragen hatte. Die Aura, die ich gespürt hatte, klebte noch förmlich an dem Kleidungsstück und ließ keinen Zweifel zu. Ich wusste zu wem diese helle Aura gehörte.
Doch gerade als ich ihr nachfliegen wollte, verschwand sie genauso plötzlich, wie sie auch erschienen war.
„ Risa!“ rief Inku meinen Namen. „ Spinnst du einfach abzuhauen? Was ist denn los? Ist ein Teufel hier?“
„ Nein, kein Teufel.“ murmelte ich vor mich hin und starrte auf den Mantel. „ Eine Göttin... Aber ich habe sie verpasst...“

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Tag der Veröffentlichung: 27.01.2012

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