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Kapitel 6: Alles nur geträumt?




Früh am Morgen wurde ich von der Sonne geweckt, die zärtlich mein Gesicht streichelte.
Komischerweise fühlte ich mich richtig fit und ausgeschlafen und das nach letzter Nacht?
Das konnte doch nur bedeuten, dass Keith mich, nach dem Duschen, schlafen ließ.
Glücklich seufzend streckte ich mich ausgiebig und öffnete danach langsam meine Augen.
Ich fühlte mich fast so, als wäre ich aus einem wunderschönen Traum erwacht.
Meine komplette innere Gefühlswelt strahlte und ein wollig schöner Schleier breitete sich auf meinen Körper aus.
Vermutlich glich ich grade einem Honigkuchenpferd oder einem glänzendem Marzipanschweinchen.
Noch einmal schloss ich meine Augen und hörte den lieblichen Gesängen der Vögel zu, die draußen vor meinem Fenster um die Wette fiepten.
>Also wenn der Morgen nach einer Nacht mit Keith immer so schön ist, dann darf er ab jetzt jeden Abend über mich herfallen.< säuselte meine innere Stimme.
Doch als sich der Nebel langsam lichtete und mein Verstand die klare Sicht auf das Wesentliche wieder fand, kam mir etwas verdammt komisch vor.
Als ich gestern Morgen bei Keith im Zimmer erwachte, hielt er mich die ganze Nacht fest umschlungen, was mein verspannter Körper bezeugen konnte.
Aber nun, hielt mich niemand im Arm.
Vorsichtig tastete ich mein Bett ab und musste einsehen, dass ich allein war.
Daraufhin löste sich meine weiche, zarte Wolke auf und ich fiel in das eisig kalte Wasser der Realität.
Sogleich ergriff mich eine unnachgiebige Welle und schüttelte den letzten Funken von meinem Glück aus mir heraus.
Ich zwang mich dazu, meine Augen wieder zu öffnen und mich der niederschmetternden Wahrheit zu stellen.
Noch etwas benommen stellte ich fest, dass ich gar nicht in seinem Zimmer war, sondern in meinem.
Nun war ich verwirrt.
>Ich bin doch nach dem Duschen mit zu ihm gegangen, oder etwa nicht? Geister ich vielleicht Nachts durch das Haus und bin deshalb nun in meinem Bett?<
Kopflos setzte ich mich langsam auf und versuchte die aufkommende Konfusion in meiner Rübe zu beseitigen.
>Oder sind wir in mein Zimmer gegangen und er ist schon aufgestanden? Dass wäre immerhin gut möglich.<
Erst einmal beruhigt stand ich seufzend auf und streckte mich.
Doch als ich an meinen Schrank vorbei ging und mein Spiegelbild dort in der reflektierenden Glasscheibe erblickte, wurde mir mit einem Schlag alles klar.
Die erotische Nacht mit dem Neck, war gar nicht echt.
Und egal wie real sich alles angefühlt hatte, so blieb es doch nur ein wunderschöner Traum.
Denn der Blick in den Spiegel verriet, dass ich noch immer die Klamotten an hatte, mit denen ich am Abend zuvor, auf der Couch eingeschlafen war.
Betrübt betrachtete ich meine Arme, an denen Keith seine Spuren hinterlassen haben musste, jedoch war auch hier nichts zu sehen.
>Ein Traum...es war also bloß ein Traum...<
Doch wo hörte die Realität auf und wo fing der Traum dementsprechend an?
Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Am besten war es, die ganze Geschichte einfach zu verdrängen und nie wieder daran zu denken.
Eigentlich hätte mir im Traum schon klar werden müssen, dass das gar nicht echt sein konnte.
Zumal Keith sich niemals auf das Niveau herab lassen würde, mich in seiner Menschengestalt zu beglücken.
Außerdem war seine Ausdauer, die er mir dort bewiesen hatte, unwirklich.
Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand der zum ersten Mal diesen körperlichen Drang verspürte und diesem dann auch noch erlag, sich so lange, so schnell und feste bewegen konnte, ohne die Erfüllung zu finden.
Das war doch nicht normal.
Und in Gottes Namen, warum musste ausgerechnet ich davon träumen, dass Keith mich so leidenschaftlich nahm?
Mir so zeigte, dass er mich nicht verachtete? Das war so unfair...
Ich wusste doch auch so schon, dass ich ihm nur schwer widerstehen konnte.
Und nun nach diesem erregenden Hirngespinst, wie sollte ich da meine Selbstbeherrschung noch aufrecht erhalten können?
Wo es mir doch so schon kaum gelang, mich nicht in seinen Bann ziehen zu lassen.
>So eine Bodenlose Ungerechtigkeit!< ich zerknüllte meinen Traum und warf ihn in den Reißwolf. >Und ab jetzt verschwende ich nicht einen Gedanken mehr daran.<
Zu mindestens nahm ich mir das vor. Aber schon nach kurzer Zeit, als ich unter der Dusche stand, vergaß ich meinen guten Vorsatz wieder.
>Wie schön es doch wäre, wenn er nun wirklich hinter mir stehen würde. Ganz plötzlich und unerwartet und mich zärtlich an sich drückt.< seufzend wusch ich mir die Haare und schloss verträumt meine Augen.
Irgendwo, ganz tief in meinem Herzen, wünschte ich mir so sehr, dass der Traum wahr wäre und er mir wenigstens ein mal das Gefühl gab, die einzige für ihn zu sein.
Jedoch war ich mir sicher, dass dies nie geschehen würde.
Zu tiefst betroffen nahm ich mein Lieblingsduschgel und rieb damit meinen Körper ein.
>Wie soll ich ihm denn nun gegenüber treten? Ohne das er gleich an meinem Blick bemerkt wie stark ich auf ihn reagiere? Ob ich mir wohl seine inneren Arbeiter ausleihen kann, damit sie auch bei mir eine hohe Mauer errichten?<
Einige Minuten genoss ich noch das warme Nass auf meiner Haut. Dann schaltete ich das Wasser aus und verließ die Kabine wieder.
Gedankenlos trocknete ich mich ab, zog mich an und föhnte halbherzig meine Haare.
Danach trat ich dann hinaus in den Flur und begegnete auf den Weg in mein Zimmer einen gähnenden Alain.
„ Guten Morgen.“ lächelte er mich auch gleich an.
„ Ja, Morgen. Gut geschlafen?“
„ Kann man so sagen, ja. Und selbst? Warst nicht einsam ohne mich?“
„ Doch natürlich. Total einsam. Aber ich wollte nicht alle Zimmer nach dir absuchen.“ es war nicht die feine Englische Art mich mit ihm ablenken zu wollen, aber grad war mir jedes Mittel recht.
„ Ich würde dir ja jetzt mein Zimmer zeigen, aber bei deinem verführerischen Anblick, würde dies kein gutes ende nehmen.“
Meine Wangen waren von dem heißen Wasser noch gerötet und glühten förmlich.
„ Wieso? Bist du so schlecht, dass ich nebenbei ein Buch lesen muss, um mich nicht zu langweilen?“ griente ich den attraktiven Neck an.
„ Hui. Du provozierst wirklich gern, was?“ irgendwie war sein Funkeln in den Augen bedrohlicher als bei Keith. „ Glaubst du, ich würde so harmlos reagieren wie mein kleiner Bruder? Nun gut, dann probier es aus.“
„ Du glaubst also das seine Reaktionen harmlos sind? Ich frage mich, wie du das beurteilen kannst?“
„ Ganz einfach...“ plötzlich griff er nach meiner Hand und zog mich nah an sich ran. Dann schlang er seinen Arm um meine Hüfte und drückte mich fester an sich. „ Ich habe keine Mauer die mich davon abhält, dich zu vernaschen. Vergiss das nicht, Risa!“
Um seine Worte noch zu unterstreichen, küsste er mich zärtlich am Hals und brachte mich auch gleich dazu, gerötet zusammen zu zucken.
Panisch stolperte ich zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Wand.
„ S-SPINNST DU??“ fauchte ich ihn erschrocken an.
„ Was denn? Das bezweckst du doch mit deinen Provokationen, oder nicht?“ der Ältere folgte mir und lehnte die Hände hinter mir an die Wand. „ Andernfalls solltest du es besser lassen. Das war nur eine kleine Warnung, beim nächsten Mal reagiere ich nicht mehr so harmlos.“
Doch dann war da wieder dieses gemeine Grinsen. „ Aber nun kenne ich wenigstens schon mal eine deiner erogenen Zonen. Somit bin ich Lana einen Schritt voraus.“
„ Pff!“ geschickt windete ich mich aus meinem Gefängnis heraus. „ Weißt du denn, ob ich ihr letzte Nacht, nicht doch Nachhilfe Unterricht in Sachen menschliche erogene Zonen gegeben hatte? Nichtskönner und Schwachmaten waren nur nicht eingeladen.“
Grade als ich mich auf dem Absatz umgedreht hatte und schnell das Weite suchen wollte, drückte er sich wieder von hinten an mich und hielt mich fest umschlungen.
„ Und zu welcher Gruppe soll ich nun gehören, Risa?“ flüsterte er mir direkt ins Ohr.
Verdammt, ich bekam schon wieder einen Schauder, der meinen gesamten Körper erfasste.
So wollte ich mich nun auch nicht ablenken, schließlich liebte Cleo ihn doch noch immer. Wenn sie uns nun sehen würde, nein, die Folgen wären nicht aus zu denken.
„ MAN! Du anhänglicher Mutantenfisch!!“ giftete ich den Thronfolger an. „ Wenn uns nun jemand sieht und dieser jemand ausgerechnet dein Vater ist!“
„ Dann sieht er uns halt! Vielleicht wäre dir das ja mal eine Lehre.“
Knurrend versuchte ich weiter mich aus dieser Umklammerung zu befreien. Aber desto heftiger ich mich wehrte, desto fester zog sich die Schlinge zu.
„ So früh am Morgen schon so ein Anblick. Habt ihr kein Zimmer?“ zum Glück war es weder Cleo die uns entdeckte, noch König Hizuki. Nein, es war Keith, der mit einem eisig kalten Blick vor uns stand.
Endlich ließ mich Alain los und ich konnte mich von ihm entfernen.
„ Du tauchst immer zur falschen Zeit auf, Bruderherz.“ smilte er den Fischmutanten an.
„ Das wäre nicht passiert, wenn ihr euch nicht öffentlich zur Schau stellen würdet.“ noch immer musterte er mich kühl. „ Es gibt doch genug Räume, wo ihr ungestört wärd.“
„ Dass heißt, du hättest nichts dagegen, wenn ich mir Risa schnappen würde?“ harkte Alain nach.
„ Warum sollte ich? Mach doch was du willst.“ mit den Worten ging er weiter. „ Hauptsache du heulst mir später nicht, wegen deinem verpfuschten Leben, die Ohren voll.“
Nachdenklich sah Alain dem jüngeren Prinzen nach.
>Ob er wirklich so gleichgültig reagieren würde, wenn ich ihm Risa vor der Nase weg schnappe? Oder zeigt er dann endlich seine wahren Gefühle? Jene, die hinter seiner bitterkalten Mauer vergraben sind?<
Zu diesem Zeitpunkt war ich echt froh, dem Neck hinter mir, den Rücken zu gedreht zu haben, sonst hätte er an meinem Gesichtsausdruck gesehen, wie sehr mich Keiths Gleichgültigkeit traf.
Aber tatsächlich half er mir mit seinem Verhalten dabei, den schönen Traum zu vergessen.
>Ob ich seine Mauer einreißen kann, wenn ich mich offensichtlich an sie ran mache?< dachte Alain noch immer da drüber nach. > Oder würde ich seine Mauer da durch bloß verstärken? Allerdings ist mir jedes Mittel recht, wenn ich ihn damit aus seinem Schneckenhaus locken kann.<
Als er dann wieder in meine Richtung sah, war ich spurlos verschwunden.
„ Schade...“ seufzte er.

Meine Wenigkeit kümmerte sich inzwischen darum, dass der Tisch gedeckt wurde und das tat ich fröhlich summend.
Niemanden würde auffallen, wie es wirklich in mir aussah.
Teller, Müsli Schüsseln, Tassen, Gläser und natürlich Besteck fanden ihren Platz auf dem Tisch.
Danach ging ich in die Küche und setzte einen Kaffee auf, bereitete einen frisch gepressten Orangensaft zu und fühlte Milch in eine Kanne.
„ Guten Morgen!!“ strahlte Lana mir frisch geduscht entgegen.
Die Nixe kam auch gleich zu mir hin gelaufen und umarmte mich glücklich.
„ Guten Morgen, Lana.“ lächelte ich sie an.
„ Was machst du da?“
„ Frühstück.“
„ Und was ist das alles?“
Ich hatte vollkommen vergessen, dass unsere Gäste das Essen und Leben an Land nicht gewohnt waren und von daher auch unsere Nahrungsmittel nicht kannten.
„ Das hier ist Milch und dies ist Orangensaft. Magst mal probieren?“
„ Gerne!“
Nickend nahm ich ein Glas aus dem Schrank und schüttete ihr etwas von dem Orangensaft ein. „ Mhm...wie lecker!“ Danach folgte dann die Milch. „ Das ist aber nicht so durstlöschend wie der Saft.“ gab sie von sich und leerte das Glas.
„ Die Milch ist ja auch eher für den Kaffee oder das Müsli gedacht.“
„ Ah ok...?“
„ Du wirst das alles noch kennen lernen, gleich am Tisch.“
„ Guten Morgen.“ begrüßten uns meine Eltern im Chor.
„ Guten Morgen.“
„ Morgen...“
„ Oh, du bist ja schon fast fertig mit dem Tischdecken, warum hast du denn nicht auf uns gewartet?“
„ Warum? Dass bisschen schaff ich auch noch allein.“
„ Sind denn überhaupt schon alle wach?“ warf meine Mutter in den Raum.
„ Alain und Keith hab ich heut Morgen schon gesehen.“ überlegte ich. „ Aber die Anderen noch nicht.“
„ Cleo schleicht auch schon durch die Flure und dass seit Frühst morgens.“ äußerte sich meine Freundin zu dem Ganzen.
„ Ja, sie war schon immer ein Frühaufsteher.“ erwähnte mein Vater fast beiläufig.
„ Sie hat bestimmt wieder nach Jägerschiffen aus schau gehalten. Weißt du, von unserem Balkon aus kann man weit auf das Meer hinaus sehen.“
„ Wirklich? Dass musst du mir nachher mal zeigen.“
„ Klar. Mach ich doch gern.“

Tatsächlich stand meine Schwester auf dem besagten Balkon und starrte verträumt auf das schimmernde blaue Wasser.
Lächelnd lauschte Cleo dem leisen Rauschen des Meeres und genoss den leichten warmen Wind auf ihrer Haut.
Immer wenn sie einen Platz brauchte, um sich selbst wieder in Einklang zu bringen, kam sie hier her und betrachtete den friedlich aussehenden Ozean.
Sehr oft hatte sie sich an diesem Platz vorgestellt, wie es wohl wäre ihre große Liebe wiederzusehen.
Wie schön es doch sein könnte, wenn er sich beim ersten Anblick, nach so vielen Jahren, Hals über Kopf in sie verlieben würde.
So dass ihr persönlicher Leidensweg endlich ein Ende fand.
Doch nun, wo die Wirklichkeit Cleo einholte, war nichts so wie in ihren Vorstellungen.
Schlimmer noch, denn der Mann den sie liebte, schien nur Augen für ihre kleine Schwester zu haben.
Und wie sollte die Nixe nun auf die neue Situation reagieren?
Wenn ich mich nun auch in ihn verlieben würde und sie dieser Liebe im Weg stand?
Würde die Ältere damit zurecht kommen, wenn der Thronfolger und ich ein Liebespaar werden würden?
Oder anders: Wenn ich ihm wegen ihr keine Chance geben konnte und so leiden würde wie sie es tat?
Dabei war ihr doch nichts wichtiger als mich glücklich zu sehen, doch konnte sie mein Glück vor ihres stellen?
>Natürlich würde ich das tun.< bedrückt senkte sie ihre Augen. >Wenn sie mit ihm glücklich ist, dann bin ich auch glücklich. Niemals würde ich den Beiden im Weg stehen wollen. Selbst wenn ich dabei, mein eigenes Glück mit Füßen treten muss...<
Dennoch beruhigte sie der Gedanke, dass ich mich scheinbar nur für Keith interessierte und er dieses Interesse versteckt erwiderte.
Also war es doch für alle Beteiligten das Beste, wenn wir zueinander finden würden.
Dass dies nicht so einfach werden würde, war ihr durchaus bewusst.
Aber so musste ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn Cleo uns zusammen sah.
„ Der Ausblick von hier ist wirklich atemberaubend schön...“
„ Mhm?“
Meine Schwester hatte gar nicht mit bekommen, dass sich jemand zu ihr gesellte und schaute diesem jemand nun irritiert an.
„ Was ist? Hab ich dich etwa beim träumen gestört?“ griente Keith sie an.
„ Nein, ich habe nur gerade über etwas nachgedacht.“ gekonnt fröhlich lächelte sie ihn an. „ Na, hast du Risa gestern noch in ihr Zimmer gebracht?“
„ Sicher.“
„ Also hast du sie nicht mit in dein Bett geschleppt? Und dass nach ihren niemals enden wollenden Provokationen?“
„ Vermutlich hätte ich es tun sollen.“ seufzend lehnte er sich gegen das Geländer und verschränkte die Arme vor die Brust. „ Aber das wäre garantiert nicht gut ausgegangen.“
„ Du meinst also, du wärst über meine hilflose kleine Schwester her gefallen?“ doch dann musste auch sie anfangen zu grinsen. „ Oder bist du wirklich so schlecht im Bett, wie Risa gern behauptet?“
Als er sie dann verstimmt von der Seite her an schielte, fing Cleo an zu kichern.
„ Keine Angst, dass war nur Spaß.“
„ Ja, wirklich sehr witzig.“
„ Tut mir leid, wirklich!“
„ Schon ok. Ich müsste es ja inzwischen gewöhnt sein...“
Einige Minuten schwiegen sich die Beiden an und Cleo nutzte diese Zeit um ihn zu betrachten.
Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Jedenfalls spiegelten seine Augen das wieder.
„ Stimmt was nicht mit dir, Keith?“ fragte sie ihn also besorgt.
„ Nein, es ist alles in Ordnung.“ erklärte Keith ihr leicht lächelnd. „ Ich habe mir nur noch nicht an die Luft und den neuen Körper gewöhnt.“
„ Ja, die Luft ist trockener und das körperliche Verlangen erdrückender, nicht wahr?“ äußerte sich meine Schwester dazu. „ Und dann kommen noch ihre ständigen Provokationen dazu und ein großer Bruder, der sich offensichtlich an sie heran macht, stimmts?“
„ Echt? Dass ist mir alles noch gar nicht aufgefallen.“
„ Ich frage mich, wie lange du das noch aushalten kannst? Irgendwann ist auch deine Kraft erschöpft. Glaub mir das.“
„ Ich weiß gar nicht was du hast. So schlimm ist dass doch alles gar nicht.“
„ Und wenn die Beiden wirklich ein Paar werden?“
„ Dann ist das halt so.“
„ Weißt du eigentlich, dass man an deinen Augen ganz genau sehen kann, dass dir das gar nicht so egal ist, wie du den Anschein machen willst?“
„ Ich weiß nicht wovon du redest. Wenn mir das nicht egal wäre, dann hätte ich doch niemals zugelassen, dass er ihr so nah kommt, wie gerade, oder?“
„ So nah wie gerade?“ harkte sie mit ausdrucksloser Stimme nach.
„ Ja. Auch so früh am Morgen klebt er schon an ihr...“
So wie die ganze Zeit schon, versuchte sie sich auch nun nichts anmerken zu lassen und sah wieder auf das beruhigend wirkende blaue Meer hinaus.
„ Grade weil du sie liebst, kann es dir nicht egal sein, wenn irgendein anderer Mann ihr zu nah kommt. Sich das einreden zu wollen ist zwecklos, und das wirst auch du noch am eigenen Leib zu spüren bekommen. Mach dich besser auf das schlimmste gefasst.“
„ Mach dir deshalb mal keinen Kopp. Schlimmer als die letzten zehn Jahre kann es gar nicht werden.“
„ Meinst du wirklich?“
„ Ja.“
„ Dann scheinst du zu vergessen, dass du sie die ganzen Jahre nicht sehen musstest. Sie aber nun in deiner Nähe ist. Und nun stell dir mal vor...“ begann sie leise zu erzählen. „ Du musst Tag für Tag zusehen, wie Risa Zärtlichkeiten mit Alain austauscht. Du darfst zusehen wie sie sich küssen und streicheln. Glaubst du wirklich, dass wäre nicht schlimmer?“
„ Ich würde schon einen Weg finden, um damit umgehen zu können.“
„ Willst du lieber dein Leben lang leiden, anstatt Glücklich zu werden?“
„ Wenn ich sie dadurch schützen kann, dann ja.“ flüsterte Keith ihr zu und ging dann wieder rein.
Traurig schaute sie dem Neck hinterher.
War die Mauer inzwischen so stark, dass er sie nicht mehr einreißen konnte?
Gab es also wirklich keine Hoffnung für uns zwei?
„ Ach hier steckst du.“ und dann suchte der nächste Meermann Rat bei ihr.
„ Guten Morgen, Alain.“
„ Ja, dir auch einen wunderschönen guten Morgen.“lächelte der Neck.
„ Hattest du eine angenehme Nacht? Oder fehlt dir das Wasser?“
„ Nein. Komischerweise hab ich echt gut geschlafen.“ glücklich seufzend strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht. „ Aber bei euren weichen Betten ist das echt kein wunder.“
„ Stimmt.“ nickte Cleo und drehte ihm dann den Rücken zu. „ An Land ist halt alles anders.“
„ Da ist was dran.“
Es zerrte gewaltig an ihren Kräften, ihm mit so einer Lässigkeit entgegen zu treten. Viel zu groß war der Wunsch ihm endlich alles zu gestehen.
Doch meine Schwester hatte Angst davor, dass sie ihn noch weiter von sich weg jagte, wenn er erfuhr, wie es wirklich in ihr aussah.
Denn eines wusste sie ganz genau: Alain liebte sie nicht. Und vermutlich würde er es auch nie tun.
Deshalb war es besser, niemals über ihre Gefühle zu reden. Jedenfalls ging sie fest davon aus.
„ Hast du kurz Zeit für mich, Cleo ?“
„ Sicher, worum geht es denn?“
„ Mir ist aufgefallen, dass du dich sehr gut mit Keith verstehst.“ begann er zu erzählen. „ Euch schweißt vermutlich die Vergangenheit zusammen. Vielleicht wisst ihr aber auch Dinge übereinander, die kein anderer weiß.“
„ Worauf willst du hinaus, Alain?“ die Nixe drehte sich halb zu ihm um und musterte ihn unsicher. War er etwa eifersüchtig? „ Keith weiß dass er mir vertrauen kann. Das verbindet einen.“
„ Jedenfalls scheinst du die einzige zu sein, die noch an ihn ran kommt.“ geknickt sah er zur Seite. „ Selbst ich, als sein Bruder, pralle an der kalten Mauer ab.“
„ Ja, sein inneres zu erreichen ist keine leichte Aufgabe.“
„ Aber du weißt wie es hinter seinem Schutz aussieht, während ich es nur erahnen kann.“ als er wieder zu ihr hin sah, trafen sich ihre Blicke. „ Du musst mir einfach helfen.“
„ Entschuldige, aber ich habe ihm versprochen, nicht über seine Gefühle zu reden.“
„ Ja schon ok. Ich will auch keine Details wissen, aber meinst du nicht auch, dass er seinen Panzer endlich abwerfen sollte?
„ Ich denke dass das seine Sache ist und wir uns da nicht einmischen sollten.“
„ Mag sein. Aber von allein wird er aus diesem Teufelskreis nicht heraus finden. Deshalb hab ich da eine Idee. Allerdings weiß ich nicht ob das irgendwas bei ihm bewirken würde. Aus dem Grund brauch ich deine Hilfe.“
„ Wie sieht deine Idee denn aus?“
„ Wenn er Risa wirklich liebt, und davon gehe ich aus. Dann müsste ich seine Abwehr doch durchbrechen können, wenn ich mich an die Person heran mache, die er liebt, oder?“
„ Und das hältst du für eine gute Idee? Was passiert denn zum Beispiel, wenn sie sich in dich verliebt?“
„ Ich denke, dass er das nicht zu lassen wird.“ mit festen Schritten ging er auf das Geländer zu und sah in den klaren blauen Himmel. „ Ich möchte endlich meinen Bruder wieder haben.
Bitte sag mir, was du dazu denkst. Könnte ich ihn so zurück holen?“
„ In seinem jetzigen Zustand vielleicht schon.“ gab sie nachdenklich von sich. „ Noch hat er mit den Eigenschaften der Menschen zu kämpfen. In seiner wahren Gestalt als Neck, könnte das Ganze schon anders aussehen.“
>Also flirtet er nur mit ihr, um Keith aus der Reserve zu locken? Irgendwie beruhigt mich das ungemein...<
„ Vielleicht kann ich dich sogar unterstützen, wenn ich mich ein wenig um Keith kümmer.“ teilte sie ihm mit. „ Ich schätze dass es besser wäre, sie beide zu reizen. Schließlich sind die Chancen dann höher, dass einer ein bricht.“
„ Und wenn Keith sich in dich verliebt? Schließlich hatte er das vor ein paar Jahren noch vor gehabt.“ grinste Alain sie an.
„ Das wird Risa gewiss zu verhindern wissen.“ lachte Cleo.
„ Ich hoffe dass es was bringt...“

Etwa eine Stunde später saßen wir alle am gedeckten Frühstückstisch.
„ Und wie sieht euer Plan für heute aus?“ fragte uns mein Vater.
„ Wie wäre es, wenn wir heut Abend in die Disco gehen? Lana wollte doch so wie so mal sehen, wie man mit Beinen tanzt, oder?“ warf Cleo fröhlich in die Runde.
„ Au ja! Das ist eine wunderbare Idee.“ strahlend starrte sie mich dann an. „ Das würde bestimmt lustig werden, oder was meinst du dazu?“
„ Ich weiß nicht...“ nachdenklich starrte ich in meinen Kaffee.
Heute Abend würde ich bestimmt die beiden Menschen treffen, die mich zu tiefst verletzt hatten.
Seit Jahren schon, waren wir immer an einem Abend der Woche zusammen ausgegangen. Und dieser Tag war ausgerechnet heute.
Zwar konnte ich nicht genau sagen, ob sie noch immer zusammen feiern gingen. Aber allein der Gedanke daran, sie zusammen dort zu sehen, zerriss mich innerlich.
Dabei ging es mir nicht mal mehr um Simon, mit diesem untreuen Hund hatte ich inzwischen abgeschlossen, nein, ich wollte nicht auf Hina treffen.
Ihr Verrat traf mich viel heftiger als alles, was er mir hätte antun können.
Keine Ahnung wie ich bei einem Wiedersehen reagieren würde...
„ Och komm schon, Risalein!“ riss mich Lana wieder aus meinen bedrückenden Gedanken heraus. „ Du hast mir doch versprochen, mit mir tanzen zu gehen.“
„ Ja... Ok. Dann gehen wir halt feiern...“ irgendwie würde ich schon klar kommen. Selbst wenn ich erfahren müsste, dass sie sich noch immer trafen und vielleicht sogar schon ein Paar waren.
„ Ehrlich???“ rief meine Freundin begeistert aus. „ Das wird bestimmt klasse!!“
„ Kommt ihr auch mit?“ fragte mein Schwesterchen die anderen Besucher.
„ Als wenn ich mir so eine Chance entgehen lassen würde.“ grinste Alain frech.
„ Ähm... ich würde auch gern mit kommen...“ Feena war wirklich verdammt schüchtern und machte sich kaum bemerkbar. „ Natürlich nur, wenn dass für euch ok ist.“
„ Sicher, mit gehangen, mit gefangen. Somit kommt Keith natürlich auch mit.“ kicherte Cleo vergnügt. „ Ich wollte schon immer mal sehen, wie Pinguine tanzen.“
„ Haben wir für so was überhaupt Zeit?“ war das einzige was der Fischmutant dazu sagte.
„ Sicher haben wir Zeit für so was. Was dachtest du denn, was wir hier machen werden?“ harkte meine Schwester nach.
„ Ich dachte wir erfahren mehr über das Drake Labor oder sehen ein paar interessante Sehenswürdigkeiten.“
„ Uns tanzen zu sehen, ist auch eine interessante Sehenswürdigkeit, glaub mir.“ griente Cleo ihn nun frech an.
„ Na wenn du das sagst...“
„ Dann komme ich natürlich auch mit.“ >Keine Sekunde würde ich Keith mit dieser Schlange allein lassen.< fügte Maria noch in Gedanken hinzu.
„ Na, dann wäre dass ja abgemacht. Prima. Ich freu mich.“
Ja, Cleo freute sich wirklich, was man von mir nicht behaupten konnte. Und dass sah sie mir auch gleich an und dachte drüber nach, was ich haben könnte.
So lange, bis es ihr plötzlich einfiel.
„ Oh nein. Daran habe ich gar nicht gedacht. Heute war ja euer Abend.“ sie stieß einen tiefen, mitfühlenden Seufzer aus. „ Es tut mir leid.“
„ Muss es nicht. Schon ok.“ mussten ja nicht gleich alle erfahren was passiert war.
„ Wieso? Was ist denn los?“ fragten mich Alain und Lana fast gleichzeitig.
„ Ach nichts weiter.“ wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet auf die zu treffen? Nun, ich hoffte nicht allzu groß. „ Zu mindestens nichts, was von Bedeutung wäre.“
„ Ich bin ja auch noch da und lasse nicht zu, dass dir die Stimmung versaut wird.“
Lächelnd sah ich meine große Schwester an und antwortete: „ Ja, ich weiß.“
Bei der ganzen Euphorie, die alten Freunde aus Atlantis wieder zu sehen, hatten meine Eltern die Abwesenheit von Simon und Hina total vergessen.
Die sonst täglich bei uns ein und aus gegangen waren.
Bis jetzt...
„ Hat das was mit deinem Freund und Hina zu tun, Liebling?“ wollte meine Mum nun weiter ins Detail gehen. „ Ich hab sie ja schon lange nicht mehr gesehen. Hattet ihr Streit?“
>Wie sie hat einen Freund? Und dann lässt sie mich so nah an sich ran? Was ist das für ein hinterhältiges Spiel?< machte sich auch Keith so seine Gedanken.
„ Och Mama...“ entnervt stellte ich meine Tasse wieder ab und musterte sie mit einem tödlichen Blick. „ Müssen wir das jetzt vor allen Leuten besprechen?“
„ Du sagst uns doch sonst nichts!“ rechtfertigte sie sich.
„ Nun gut. Wenn du es unbedingt wissen willst. Simon und ich sind nicht mehr zusammen, ok? Und dass schon seit ein paar Wochen.“
>Simon? Wer heißt denn bitteschön schon Simon? Hört sich ja fast an wie ein Flossenpilz...< der jüngere Prinz kochte innerlich vor Wut und Eifersucht.
„ Oh nein. Das tut mir leid, Schatz. Was ist denn passiert? Habt ihr euch gestritten?“
„ Kann man so sagen, ja.“
„ Ach das wird schon wieder.“
„ Nein wird es nicht. Und nun Schluss damit. Ich habe keine Lust über diesen Idioten zu reden.“
„ Und was ist mit Hina? Sie war doch auch schon so lange nicht mehr da.“
„ Das hat auch seine Gründe.“ genervt verdrehte ich meine Augen und kümmerte mich weiter um das Früchtemüsli vor mir.
>Dann war ich also nur eine Art Ersatz für sie...Obwohl, wenn ich sie nicht bedrängt hätte, wäre vermutlich auch nichts passiert. Also habe ich ihr freiwillig angeboten, den Ersatz zu spielen.< schoss es dem dunkelhaarigen Neck durch den Kopf.
„ Ihr zwei seit schon seit so vielen Jahren befreundet, das kommt bestimmt alles wieder in Ordnung.“ meine Mutter merkte gar nicht, dass ich da nicht drüber reden wollte. Oder aber sie wollte es nicht merken. „ Und ein kleiner Streit, kann so eine dicke Freundschaft doch nicht zerstören.“
„ Und was meinst du, soll ich mit einer Freundin anfangen, der ich nicht vertrauen kann?“ das Thema musste endlich ein Ende finden. „ Soll ich mich vielleicht noch bei ihr bedanken, weil sie eine Affäre mit meinem Freund hatte? Oder soll ich auf Knien vor ihr rum rutschen und sie um Verzeihung bitten, weil ich ihr den Vertrauensbruch nicht verzeihen kann?“
„ Wie bitte? Sie hatte was mit deinem Simon??“ rief Leen entsetzt aus.
„ Ja hatte sie. Ist deine Neugierde damit nun gestillt?“
„ Ich wusste ja schon immer das sie eine linke Schlange ist.“ mit den Worten Frühstückte nun auch meine Erzeugerin weiter.
Stumm starte ich sie an und fragte mich, seit wann sie das bitte zu wissen glaubt?
„ Und so was hinterhältiges schimpft sich Freundin? Aber mir kannst du vertrauen, ich hoffe das weißt du.“ Lana tätschelte zärtlich meine Hand und sah mich mitfühlend an. „ Ich werde immer für dich da sein, merk dir das gut.“
„ Ich weiß.“ lächelnd sah ich die Nixe an. „ Du hättest so was nie getan, da bin ich mir sicher.“
„ Darauf kannst du Gift nehmen. Aber nimm das bloß nicht Wörtlich!“
>Da hab ich ja noch richtig Schwein gehabt, dass meine Ex bloß mit dem Seepferdzüchter durch brennen wollte. Wenn es nun mein bester Freund gewesen wäre, ich weiß nicht wie ich da drauf reagiert hätte. Und dass, obwohl ich sie noch nicht mal geliebt hatte.<
Zum Glück war das Thema somit beendet worden und wurde auch nicht mehr neu aufgerollt.
An den anderen Gesprächen beteiligte ich mir nur, wenn ich direkt angesprochen wurde und selbst da hatte ich die Hälfte gar nicht mit bekommen.
Eigentlich hatte ich gedacht, dass der tiefe Schmerz in mir inzwischen verheilt war. Aber nun musste ich fest stellen, dass es ganz und gar nicht so war.
Hina war ja nicht umsonst meine beste Freundin gewesen. Wir waren Jahrelang unzertrennlich gewesen. Mein Vertrauen, was ich ihr und auch Simon geschenkt hatte, war stets unerschütterlich.
Deshalb hatte ich mir auch nie was dabei gedacht, wenn die zwei mal was zusammen unternommen hatten. Ich war sogar glücklich darüber gewesen, dass sich die Zwei so gut verstanden hatten.
Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass ausgerechnet die Beiden mich so hintergehen würden.
Natürlich hatte Hina, genau wie Simon, versucht nach dem Vorfall an mich heran zu kommen, aber ich hatte von Anfang an alles abgeblockt.
Vielleicht hätte ich ihnen sogar irgendwann verzeihen können, aber danach wäre nichts mehr so gewesen wie früher.
Sie hatten mein Vertrauen schamlos ausgenutzt und mein Herz mit Füßen getreten.
Wie also, sollte ich ihnen je wieder so was Wertvolles wie Vertrauen schenken können?
Das Schwert steckte so tief in der Wunde drin, dass ich verblutet wäre, wenn ich versucht hätte es heraus zu ziehen.
Alle um mich herum waren so angeregt in ihren Gesprächen vertieft, dass scheinbar niemanden auffiel, dass ich mich innerlich zurück gezogen hatte und stumm in meine Tasse starrte.
Das alles verschlingende schwarz meines Kaffees, war ein Spiegel meines Selbst.
So ungefähr, fühlte ich mich gerade.
Doch dann wurde jemand auf mein abwesendes Schweigen aufmerksam...
„ He, Risa.“ stieß Alain mich leicht an.
„ Mh?“
Irritiert schaute ich ihn seitlich an und wäre bei dem was er dann getan hatte, beinahe entsetzt vom Stuhl gefallen.
Dieser Neck musste wirklich lebensmüde sein, anders ließ es sich nicht erklären, warum er mich so zärtlich auf den Mund küsste.
Ganz im ernst, ich hätte beinahe ausgeholt und ihm eine saftige Ohrfeige verpasst.
„ HAST DU SIE NOCH ALLE???“ fuhr ich ihn dann aber nur erschrocken an. „ Beim nächsten Mal schlag ich zu, das schwöre ich dir!“
„ Das wäre es mir alle Male wert, wenn ich dich so ablenken kann.“
Der Typ hatte sie echt nicht mehr alle, wie konnte er mich ausgerechnet vor Cleo küssen?
War er denn wirklich so blind, dass er nicht sah wie unsterblich sie sich in ihn verliebt hatte?
Aber zum Glück schien sie nichts mit bekommen zu haben, da sich meine Schwester mit Keith unterhielt.
Jedenfalls dachte ich das, aber in Wirklichkeit hatte sie es ganz genau gesehen. Trotz dem inneren Schmerz, der sie aufzufressen drohte, ließ sie sich nichts anmerken.
Ganz im Gegenteil, Cleo lachte viel und zog den Fischmutanten ungeniert auf.
War sie etwa dabei, sich in ihn zu verlieben?
Und dass nach allem was er ihr antun wollte? Sollte er also seinen Willen letzten Endes doch noch bekommen?
>Nein, dass kann doch nicht sein...oder doch? Eigentlich haben wir schon lange nicht mehr über ihre Gefühle zu Alain geredet, sind da vielleicht gar keine mehr?< plapperte mein inneres Ich drauf los. >Vielleicht soll es ja so sein, dass die Beiden zueinander finden. Du willst doch nichts von ihm, also kann es dir doch egal sein...oder? ...Stehst du etwa auf kühle Mutantenärsche?<
Ich fiel von einem Gedankentief ins nächste. Natürlich war für alle eine ganze besondere Situation.
Die zehn Jahre Funkstille betrafen ja nicht nur mich, sondern alle Anwesenden hier.
Vielleicht wurde sich mein Schwesterchen grad erst ihren Gefühlen bewusst, die sie für Keith hegte.
Aber eventuell bildete ich mir da auch nur was ein und sah Gespenster.
Nur weil sie sich so gut verstanden, hieß dass ja noch lange nicht, dass sie sich auch liebten.
>Aber liebst du ihn denn?< vernahm ich schon wieder die ätzende Stimme in meinem Kopf.
>Liebe...warum sollte ich mich denn in ihn verliebt haben? So selbstzerstörerisch bin ich nun auch wieder nicht.<
Jedoch sollte ich mich dann mal fragen, warum ich mir so viele Gedanken darüber machte, ob Cleo sich in den Neck verliebt hatte.
Aber auch Feena war in ihren Gedanken versunken. Sie dachte angestrengt darüber nach, wie sie Alain von mir fern halten konnte, ohne das mir das gleich auffallen würde. Oder halt dem Thronfolger.
Uns voneinander trennen, und das auf ihre schüchterne, zurückhaltende Art.
Das einfachste wäre , zu mindestens in ihren Augen, wenn sie mich mit Keith verkuppeln würde.
Somit musste der ältere Prinz doch dann die Finger von mir lassen.
Maria allerdings, dachte genau anders herum. Sie nahm sich vor einen Keil zwischen mir und den Fischmutanten zu treiben und meine Aufmerksamkeit auf Alain zu richten.
Ich würde also bald wie ein Ball beim Flipperautomaten hin und her geschubst werden.
„ Was ziehen wir eigentlich heut Abend an?“ riss Lana nicht nur mich aus den Gedanken heraus. „ Oder anders gefragt: Was trägt man bei euch denn, wenn man feiern geht?“
„ Irgendwas aufreizendes natürlich!“ griente Cleo sie keck an. „ Wir wollen doch die Aufmerksamkeit der männlichen Besucher erregen.“
„ Sollen wir also auch was aufreizendes tragen, um die Aufmerksamkeit der Mädels zu erregen?“ wollte Alain dann wissen.
„ Bei euch ist eine Jeans und ein nettes Hemd schon aufreizend genug.“ kicherte meine Schwester vergnügt. „ Wir Frauen allerdings, zeigen besonders gern sehr viel haut.“
„ Na, schlimmer als bei den Meerjungfrauen kann es ja eigentlich gar nicht sein. Schließlich sind die ja so gesehen fast nackt.“ das war mein desinteressierter Kommentar.
„ Die Nixen haben aber auch nicht so viele erogene Zonen, die verdeckt werde wollen, wie die Menschen. Nicht wahr, Risa?“ grinste mich Alain frech an.
„ Dass wir Menschen viele erogene Zonen haben ist mir neu.“
„ Ach wirklich?“ noch immer grinsend tippte er mir am Hals rum. „ Dabei ist fast dein ganzer Körper eine einzige erogene Zone.“
„ Woher willst du denn dass wissen, wo doch Schwachmaten und Nichtskönner nicht eingeladen waren?“ ich schielte ihn seitlich an und hoffte dass er nicht allzu scharf reagierte. Schließlich waren wir ja jetzt nicht allein...obwohl ihn das ja bei dem Kuss auch nicht sonderlich gestört hatte.
„ Du bist echt süß...“ dann tätschelte er mir, wie bei einem kleinen Kind, den Kopf. „ Sei froh, dass ich dich nicht sofort vernaschen will.“
„ Ich würde dir eh nur schwer im Magen liegen.“
„ Weißt du denn, ob du das nicht so wie so schon tust?“
„ Wieso sollte dass denn so sein?“
„ Ach nur so.“ war alles was er noch dazu sagte.

Wenig später räumten wir dann den Tisch ab, ich stand gerade in der Küche und räumte die Spülmaschine ein, als Keith zu mir trat.
Natürlich hatte auch er den Kuss mit bekommen und der Wunsch, den Geschmack seines Bruder zu überdecken, schrie förmlich in ihm.
Erst die Szene im Flur und nun noch der Kuss, hatte er da vielleicht etwas nicht mit bekommen?
Oder benutzte ich auch Alain, um mich abzulenken?
Obwohl ihn sein Verlangen zu einer Niederlage zwingen wollte, wehrte er sich erfolgreich dagegen und verließ die Küche einfach wieder.
Er wusste wirklich nicht, wie viel er noch aushalten konnte, aber er wollte einen erneuten Überfall auf mich um jeden Preis verhindern.
Selbst wenn er selber daran zu Grunde gehen würde.
Wie hart ich seinen Entschluss auf die Probe stellen sollte, wurde ihm dann weniger später bewusst, als ich Lana einen typisches Outfit zum feiern zeigte.
Ich trug ein Spagetti-träger Oberteil, wo der gesamte Rücken ausgeschnitten war und einen dazu passenden Minirock.
Meine High Heels, mit Strass und einem Meter langen Band zum schnüren, durften natürlich auch nicht fehlen.
„ Wow!“ jauchzte Lana begeistert. „ Du siehst umwerfend aus.“ sie sprach aus, was die beiden Prinzen dachten. „ Wie schaffst du es denn, in diesen Schuhen zu laufen?“
„ Tja, Übung macht den Meister!“ schmunzelte ich die Nixe an.
„ Und so geht ihr tanzen?“ gaffte mich Alain auffallend lange an. „ Hast du denn keine Angst, dass du von irgendeinem Kerl aufs Klo gezerrt wirst?“
„ Wieso? Ich hab doch einen starken Beschützer dabei.“ zwinkerte ich ihn zu.
„ Und wenn ich derjenige welcher bin?“
„ Dann schlag ich dich Ko.“ war meine prompte Antwort.
„ Das Risiko wäre ich bereit einzugehen.“
„ Schluss jetzt, sonst nehmen wir dich nicht mit!“ mischte sich nun auch Lana ein. „ Suchen wir jetzt etwas zum anziehen für mich?“
„ Magst bei mir mal schauen?“ bot ich ihr meinen Kleiderschrank an.
„ Gerne!!“
„ Du kannst bei mir auch gern mal schauen. Und danach lassen wir die Männer entscheiden was du anziehen sollst!“ Cleo lächelte den Beiden Männern zu und verließ dann mit Lana und mir den Raum.
„ Sie macht mich noch fertig.“ seufzte Alain fasziniert.
„ Mhm...“ mehr kam nicht von den Lippen seines Bruders.
„ Dich etwa nicht?“ schielte der Thronfolger ihn seitlich an. „ Bist wohl doch schwul, was?“
„ Nur weil ich nicht Schwanz wackelnd hinter einer Frau her laufe, heißt dass noch lange nicht, dass ich schwul bin.“
„ Das würde ich jetzt auch sagen...“
Kurze zeit später präsentierte Lana ihnen ihr ausgewähltes weißes Minikleid, mit dem tiefen Ausschnitt.
Nur das laufen in den hohen, weißen Sandaletten fiel ihr noch schwer.
Aber mit ein bisschen Training würde sie auch dies schnell raus haben.
Meine Schwester trug das sogenannte, elegante kleine schwarze und dazu passende Pumps, mit einer niedlichen Schleife.
Alle drei Outfits kamen zu mindestens bei Alain richtig gut an, nur Keith hielt sich in seiner Meinung zurück.
Meine Freundin lief die ganze Zeit mit ihren neuen Schuhen im Zimmer auf und ab, um das laufen mit diesen Pfennigabsätzen zu üben.
Cleo suchte zwischenzeitlich mit Maria und Feena passende Klamotten, in denen sie sich auch wohl fühlten.
Wobei beide nur einen Gedanken hatten: Sie wollten ihrem Prinzen um jeden Preis gefallen.
Maria entschied sich dann für ein enganliegendes Oberteil und einen kurzen Jeansrock, Feena hingegen, suchte sich ein Knie langes, leicht rosa angehauchtes Kleidchen aus.
Natürlich bekamen auch die beiden hübschen Damen ihre ersehnte Bestätigung und das sogar von Keith höchst persönlich.
Zu mindestens Maria durfte seine ungeteilte Aufmerksamkeit genießen.
Eigentlich unfair, dass er nur bei ihr angetan durch die Zähne pfiff und uns nicht mal mit dem Po anschaute.
Aber was sollte ich mich darüber aufregen? Schließlich hatte ich die Klamotten nicht an, um ihn zu gefallen.
Was und vor allem Wer ihm gefiel, war mir doch völlig gleichgültig.
Ja, ich war schon immer gut darin mich selbst zu belügen...
„ Ein Fuß vor dem anderen. Schritt um Schritt...OUH MIST FALSCHER Fuß!!“ noch immer probte Lana den ernst Fall. Doch dann stolperte sie und klammerte sich von hinten an mich fest.
„ Wow!“ stieß ich erschrocken aus, da ich beinahe mit ihr den Boden geknutscht hätte.
„ Hihi!“ kicherte sie entschuldigend. „ Du bist wie der Fels in der Brandung. Nur viel weicher...mh...sehr viel weicher...“ zärtlich strich sie mir über den nackten Rücken, doch dann umarmte sie mich wieder. „ Viel besser als jeder Teddy dieser Welt!“
„ Ich habe eine sehr gute Bodylotion.“ lächelnd lehnte ich meine Hände auf ihre Arme. Das sie mich so furchtbar zärtlich umarmte, lenkte mich von dem flirtenden Keith ab.
„ Da wird man ja glatt neidisch, wenn man euch beide so sieht...“ lächelte Alain vor sich hin.
„ Mein Kuscheltier.“ Lana starrte den Prinzen seitlich an und drückte mich noch fester an sich. „ Vielleicht darfst du ja mit wem anderes kuscheln.“
Und dass tat er auch prompt. Während er Cleo an sich drückte, sah er Lana noch immer provozierend an, so nach dem Motto, was du kannst, kann ich schon lange,
„ Was wird denn das hier?“ fragte ihn meine Schwester, kostete die Zärtlichkeit aber innerlich voll aus.
„ Ihr habt ja wirklich verdammt weiche Haut!“ gab er verblüfft von sich.
„ Das haben Frauen so an sich. Wir haben nicht so eine raue Lederhaut wie ihr.“ gluckste Cleo fröhlich.
„ Meine Haut ist vom Wasser Mangel höchstens ausgetrocknet, aber Lederhaut hab ich ja wohl nicht.“
„ Na, dass kann ich nicht bestätigen. Schließlich weiß ich nicht wie sich deine Haut anfühlt.“
„ Das könnten wir sofort ändern...“ flüsterte er der attraktiven Dame in seinen Armen zu.
Diese lief auch sofort rot an und sah über ihre Schulter zu ihm zurück.
„ Hast du sie noch alle?“
„ Was denn? Ich hätte dir meinen Arm angeboten, da ist genug Haut zum anfassen.“ grinste der Neck sie an.
„ Du bist furchtbar!!“
„ Was hast du denn gedacht?“
„ Nichts!“
„ Nichts also, soso.“
Wahrhaftig konnte ich ein paar Minuten meine Aufmerksamkeit auf die Beiden Turteltäubchen lenken. Ich freute mich da drüber, dass er ausnahmsweise mal an ihr klebte und nicht an mir.
Nach allem, was sie in den letzten Jahren durch machen musste, hatte sie sich diese Zärtlichkeit redlich verdient.
Jeder einzelne von ihnen, hatte Jahrelang eine Tonnenschwere Last mit sich herum getragen und die Zeit war bereits mehr als reif, diese schwere Bürde abzulegen.
Damit das Lachen in ihren Augen eines Tages zurück kehren konnte.
Zum Glück war es bei den Meisten ja auch so, selbst Keith konnte den schweren Stein, den er hinter sich her zog, los lassen.
Sein Vater hatte seinen besten Freund wieder, Lana ihre beste Freundin und Alain hatte zwei neue Raritäten, die noch in seiner Sammlung fehlte
Nämlich meine Schwester und mich.
Ich bereute es nicht, mit nach Atlantis gegangen zu sein, genauso wenig bereute ich die Nacht mit dem innerlich eingefrorenen Anglerfisch nicht.
Wie sollte ich auch? Schließlich konnte ich nun, dank ihm, wieder ruhiger schlafen.
Bis vor kurzem noch, zerbrach ich mir wegen Simon und Hina den Kopf. Fragte mich immer wieder: Was habe ich bloß falsch gemacht?
Und auch jetzt schweiften meine Gedanken erneut ab. Vieles in mir Verlangte nach einer Antwort, die ich mir im Moment noch nicht geben konnte.
Zum Beispiel tauchte die Frage in mir auf, wie ich in der Disco reagieren sollte, wenn ich sie sehen würde und dass auch noch zusammen.
Sollte ich ausrasten? Ihm, Ihr oder beiden, eine knallen?
Oder würde ich verletzt aus dem Saal stürmen und mir erst einmal die Augen aus dem Kopp heulen?
War ich Gefühlsmäßig vielleicht schon so weit, dass es mich erst gar nicht jucken würde?
Nein, wohl eher nicht.
Die Liebe, die ich einst für diesen untreuen Halbaffen empfunden hatte, war längst erloschen. Sicherlich... aber trotzdem würde es mir ein Stich mitten ins Herz verpassen, wenn ich sie Beide dort zusammen sehen würde.
„ Hey!“ Cleo riss mich hart aus meinen Gedanken heraus. „ Deine Gedanken waren lang genug betrübt.“ dann lehnte sie ihre Hände auf meine Schulter. „ Selbst wenn wir auch nur einen von ihnen dort antreffen, werden wir nicht zulassen, dass sie dir deine Laune verdirbt, ok?“
„ Gedanken? Wer macht sich denn hier schon Gedanken um irgendwas?“ gekonnt lässig lächelte ich sie an. „ Ich glaube nicht mal, dass wir sie in der überfüllten Halle sehen werden. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gerade hoch, oder?“
„ Und warum guckst du dann so abwesend?“
„ Ich habe abwesend geschaut? Mh...“ als müsste ich da drüber nachdenken, kratze ich mir am Kopf. „ Ist mir gar nicht aufgefallen.“
„ ...“ schwieg die Blondine dazu nur und musterte mich traurig. >Sie entfernt sich immer weiter von mir...<
„ Es ist doch ganz normal, dass du dir Sorgen wegen einem treffen mit denen machst. Schließlich war dass bestimmt ein herber Schlag für dich gewesen.“ beteiligte sich Lana an dem Gespräch.
Was wollten die Beiden denn von mir?
Sollte ich jetzt vor allen zusammen brechen und mir die Seele aus dem Leib weinen?
Dann musste ich sie leider enttäuschen. Diese Blöße gab ich mir nicht.
„ Darf ich denn nicht über irgendetwas nachdenken, ohne dass ihr euch gleich sorgt?“ seufzte ich entnervt. „ Es ist alles ok! Wirklich! Und nun Schluss damit!“
„ Ok...“ sprachen die Besorgten fast gleichzeitig.
„ Prima.“
Es musste doch etwas geben, womit ich schnell das Thema wechseln konnte, leider fiel mir auf die schnelle nichts ein.
Jedoch fiel mir auf, dass Maria noch immer an Keith's Arm hing und sie sich fantastisch verstanden.
Mir warf er währenddessen nicht ein Blick zu.
Vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen, dass all die Versprechen, die wir uns in Kindertagen mal gegeben hatten, inzwischen begraben waren.
Was in den letzten zehn Jahren passiert war, war doch nicht meine Schuld gewesen, sondern seine.
Trotzdem gab er mir irgendwie das Gefühl, die Schuldige an der Misere zu sein.
Verstand man das unter Fairness? Wohl kaum.
Aber was sollte ausgerechnet ich daran ändern können? Wo ich doch nicht mal mehr an ihm ran kam.
„ Tanzt du dann nach her mal mit mir, Schatzi?“ vernahm ich Maria's hauch feine Stimme.
„ Ich und tanzen? Wohl eher nicht.“
„ Och komm schon! Nur ein Lied.“ verführerisch strich sie ihm am Bauch. „ Ein ganz langsames, damit du dich nicht zu viel bewegen musst.“
„ Wie soll ich da noch nein sagen können?“ er schenkte ihr mal wieder sein bezauberndes Lächeln. „ Nun gut, dann gehört ein Tanz dir.“
„ Ehrlich?“ verstrahlte sie uns alle.
„ Ehrlich.“
Na nu? Was war denn das für ein beißendes, erdrückendes Gefühl, was sich da in mir breit machte?
War ich etwa...nein, dass konnte dich unmöglich sein...oder doch?
>Eifersüchtig?? Bin ich etwa eifersüchtig auf DIE??< schrie ich innerlich entsetzt auf. >NIEMALS!! Ich kann nicht eifersüchtig sein. Nicht bei ihm und schon gar nicht wegen der dummen Kuh!<
Aber mein Herz log nicht und der Hauch Eifersucht, der sich auf meine Seele legt, bewies es.
>Warum ist dieser Penner überhaupt mitgekommen? Hätte er nicht auf seinem Thron sitzen bleiben und sich die Flosse polieren können, wie die letzten Jahre auch? So ein Ärger!!<
Mein rasendes Herz konnte dass doch unmöglich ernst meinen. Da hatte ich, mi ach und Krach, den einen raus geworfen, da holte es sich schon den nächsten ins Boot?
Wie hirnlos war dass denn bitte?
Was auch immer die Liebe mit mir vor hatte, ich würde ihr gewiss einen Strich durch die Rechnung machen.
„ Wie tanzt man bei euch eigentlich?“ und nun sprach mich die Pute auch noch an. „ Könnt ihr mir das nicht mal zeigen und beibringen?“
Ja, wenn sie was von uns wollte, konnte sie echt kacken freundlich sein.
Aber wehe ich kam ihren Fisch zu nahe, dann fuhr sie gleich ihre Krallen aus.
„ Das ist eine sehr gute Idee. Wollen wir Mädels nicht ein wenig üben, bevor es richtig los geht?“ fragte Cleo die Frauen im Raum.
„ Da würde ich gern mit machen, wenn das ok ist.“ gab Feena kleinlaut von sich.
„ Ich bin auch dabei!“ natürlich war Lana dabei, alles andere hätte mich auch gewundert.
„ Darf man auch zusehen, wenn man zufälligerweise keine Frau ist?“ griente Alain uns an.
„ Aber nur ausnahmsweise. Und auslachen ist nicht gestattet.“ drohend hob meine Schwester ihren Finger.
„ Das würde ich doch niemals machen.“
„ Dann ist es ok.“ lächelte sie ihn an. „ Du kannst natürlich auch gern mit machen. Ein wenig üben würde dir bestimmt auch ganz gut tun.“
„ Oh Gott bewahre! Ich will euch ja nicht auf die Füße treten.“
„ Das passt schon.“ dann ging sie zu Keith hin und griff nach seiner Hand. „ Und du machst selbstverständlich auch mit.“

Und so zerrte sie uns in die Übungshalle, wo wir eigentlich unsere Selbstverteidigung trainierten.
Kurzer Hand baut sie dort einen CD Player auf und legte eine CD, mit heißen Rhythmen als auch mit japanischer Musik ein.
In Japan war es ja meist so, dass die Jungs und Mädels in Discotheken gemeinsam den Para Para Tanz tanzten.
Die Disco die wir immer besuchten, wurde allerdings von einem netten Spanier geführt, der einen ganz neuen Trend nach Japan brachte.
Natürlich fand auch bei ihm diese Para Para Tänze ihren Platz aber er spielte auch zwischen Zeitlich spanische Musik.
Ich persönlich mochte diesen Mix aus Japanisch und Spanischer Musik.
So wurde nicht immer das gleiche getanzt.
Als erstes wollte Cleo ihnen eine Art des Para Para Tanzes zeigen.
Im Grunde bestand dieser Tanz eher aus Arm- und Hüftarbeit.
Für die Beine gab es feste Schritte, die sich in jeder Art des Tanzes wieder fanden.
„ Tanzt du mit mir, Risa?“
„ Warum machst du das nicht alleine?“
„ Ach nun komm schon! Lass mich nicht allein dumm da stehen.“ flehte mich mein Schwesterchen an.
„ Nun also gut.“
Und dann wollte sie ausgerechnet mit einem schnellen Tanz anfangen. Wie sollten sie denn so die Schritte lernen?
„ Wir machen das jetzt einmal vor und dann üben wir gemeinsam, ok?“
„ Jetzt bin ich ja mal gespannt.“ griente Alain uns frech an.
Doch als das Lied und somit unser Tanz dann anfing, wäre ihm beinahe alles aus dem Gesicht gefallen.
Wie gesagt, der Tanz zu diesem Lied war recht schnell.
Unsere Arme wedelten förmlich fast die ganze Zeit in der Luft rum und unsere Füße wie auch die Hüfte, bewegten sich konstant im Takt zur Melodie.
„ Wow! Und dass solle wir lernen?“ platzte es aus einer begeisterten Lana heraus. „ Das sieht echt klasse aus.“
„ Da möchte man glatt mit machen, nicht wahr?“ lächelte der Ältere Prinz sie seitlich an.
„ Und wie!!“
Ganze fünf Minuten dauerte unser Tanz und wir waren beide danach leicht aus der Puste.
Aber der beeindruckende Applaus machte alles wieder wett.
„ Gibt es so was auch für Anfänger?“ wollte Maria dann wissen.
„ Es sieht wirklich schwerer aus als es ist. Eigentlich wiederholen sich die Schritte immer wieder.“ Cleo atmete tief ein und fuhr dann fort. „ Kommt her, dann erklären wir es euch.“
Fast schon zu brav folgten sie der Bitte der Nixe, alle bis auf Keith und versuchten unsere Bewegungen nach zu machen.
Tatsächlich klappte es auch ganz gut, mal abgesehen davon, dass ich öfter mal Lana's Hand im Gesicht hatte.
Schon nach ein paar Versuchen hatten sie es raus und konnten mit der Musik dazu tanzen.
Natürlich harkte es hier und da noch ein bisschen aber auf der Tanzfläche achtete da eh keiner mehr drauf.
Danach bewegten wir uns zu einem Rhythmischen Lied, was auch von Anfang an besser klappte.
„ Das macht echt Spaß!!“ meiner Freundin war die Freude am Tanzen deutlich anzusehen. „ Dann kann ja heut Abend eigentlich nichts mehr schief gehen.“
„ Du sagst es, Lana. Du sagst es.“ Cleo stimmte ihr voll und ganz zu.
„ Tun euch bei den Schuhen nicht irgendwann die Füße weh?“ dem Prinzen taten beim Anblick unserer Absätze schon fast selbst die Füße weh. „ Warum tut ihr euch so was bloß an?“
„ Weil sie nicht nur gut aussehen, sondern die Männer auch noch verrückt machen können.“
„ Geht ihr denn nur feiern, um die männliche Bevölkerung wahnsinnig zu machen?“
„ Wenn du das sagst, klingt das irgendwie so negativ.“ schmunzelte mein Schwesterchen. „ Wir sind doch alle Singles, oder nicht? Also können wir doch ungeniert mit unseren Reizen spielen.“
„ Wie fies von euch. Ihr legt es echt drauf an, dass die Kerle dauer scharf sind.“ dann fiel ihm auf, dass er ja auch einer dieser 'Kerle' war. „ Uh... das wird hart...“
„ Im wahrsten Sinne des Wortes!“ erst kicherte Cleo nur, aber als sie Alain's Blick sah, musste sie doch heftigst anfangen zu lachen.
„ Ist es wirklich so einfach, die männlichen Luftatmer um den Verstand zu bringen?“ Maria war sichtlich interessiert an der ganzen Sache. „ Hat sich bei euch nun auch was verändert??“
„ Kein Kommentar...“ der Thronfolger verschränkte die Arme vor die Brust und schielte die Verliebte Pute seitlich an.
„ Ich will doch nur wissen, ob ihr euch in der anderen Gestalt anders fühlt..“ versuchte sie sich heraus zu reden. „ Vielleicht schreibe ich ja mal ein Buch da drüber, oder so...“
>Wenn hohe Schuhe wirklich schon reichen, um sie so willenlos zu machen, dann werde ich bei Keith überhaupt keine Probleme haben.< die Fischmutantin stellte sich ihren Überfall auf den Neck, bis ins kleinste Detail bildlich vor. >Hihihi... der wird wie Wachs in meinen Händen sein. Und wenn er erst mal in den Genuss meines Körpers gekommen ist, wird er Risa ein für alle Mal aus seinem Herzen verbannen.<
„ Wir können das in der Disco ja mal aus testen!“ grinste Cleo ihre große Liebe an. „ Das würde bestimmt interessant werden.“
„ Pass bloß auf, sonst nehme ich deine Herausforderung noch an.“
„ Das traust du dich eh nicht.“
„ Willst du mich etwa provozieren?“ er zog eine Augenbraue hoch und sah zu ihr rüber. „ Vielleicht solltest du deine Schwester vorher mal fragen, wo Provokationen enden können.“
„ Ich habe keine Ahnung wovon er redet...also frag mich erst gar nicht danach.“ wehrte ich ihren fragenden Blick gleich ab.
„ Na, dann können deine Konsequenzen ja nicht so schlimm sein, richtig?“
„ Vielleicht will sie ja auch einfach nur, dass ich es dir demonstriere.“ als er dann auf mich zu kam, drehte ich mich zu ihm um.
„ Ja, warum bis heute Abend warten. Zeig uns doch jetzt schon mal, wie leicht du in diesem Körper zu erregen bist und wie schwer es wird, dies zu verbergen...“ wie beabsichtigt blieb er stehen und kratze sich knurrend am Kopf. „ Braver Junge...“
„ Warte ab. Wir sprechen uns noch, wenn keine Zuschauer dabei sind.“
„ Dann musst du dich aber hinten anstellen, mein Lieber.“ strafte Lana ihn mit einem Blick, der Alain auf den Mond schießen sollte. „ Heute Nacht gehört sie mir.“
„ Hattest du sie nicht letzte Nacht schon?“
„ Nein. Sonst würde ich wohl kaum drauf bestehen, dass sie heut bei mir schläft.“
„ Ach so?“ grinste der Neck sie überlegen an. „ Dann bin ich dir ja doch schon einen Schritt voraus.“
„ Und wieso sollte das so sein, du Hirni?“ meine Freundin stemmte ihre Hände in die Hüfte und baute sich vor ihm auf.
„ Weil ich, im Gegensatz zu dir, schon ein paar erogene Zonen von Risa kenne.“
War das hier so was wie ein Wettbewerb?
„ Ist das so, hu?“ Lana ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und starrte den Prinzen nur unbeeindruckt an. „ Genieße deinen Vorteil, solange du ihn noch hast. Schon Morgen früh werde ich mehr über sie wissen, als du jemals erfahren wirst.“
„ Ach ihr habt sie doch nicht mehr alle...“ ich verdrehte genervt die Augen. „ Ihr gehört beide weg gesperrt.“
„ Ist doch nur Spaß, Liebling.“ der Thronfolger kam zu mir her und umarmte mich schnurrend.
„ Nenn mich nicht Liebling, du Idiot.“ kam meine knurrende Reaktion auf seine Worte.
Wieder einmal verwechselte mich Alain mit einem Kuscheltier und hielt mich mit seinen Armen fest umschlungen.
Dabei fiel mir auf, dass er verdammt gut roch und seine Haut tatsächlich angenehm weich war.
Die Bodylotion, die mein Vater entwickelt hatte, bewirkte wirklich wunder, wie man sehen konnte.
Seine nähe fühlte sich, zu meinem entsetzen, unwahrscheinlich schön an und seine Art mich zu berühren glich der Art seines Bruders.
Die Gefahr, dass ich durch ihn in meine Traumwelt abrutschte, war durchaus gegenwärtig.
Und beinahe wäre mir das wirklich passiert, aber zum Glück konnte ich meine Schwester nicht aus meinen Kopf drängen und zum anderen hinderte mich etwas anderes daran, gedanklich fort zu treiben.
„ Alain?“ so eine blöde verzwickte Situation. Wie sollte ich ihm sagen, dass ich da was spürte, ohne gleich alle darauf aufmerksam zu machen? Zu allem Überfluss, schob er mir mit seiner knuddelrei auch noch den Rock immer höher.
„ Mh?“
„ Du...schiebst meinen Rock hoch...“ gerötet strich ich mir über die Stirn und fuhr dann im Flüsterton fort. „ Und hör auf dich so an mir zu reiben.“
„ Ups, sorry. Das war nicht meine Absicht gewesen.“
Plötzlich spürte ich seine Hände auf meinem Oberschenkel und schlug diese erschrocken und mit knallrotem Gesicht weg.
„ H-Hast du sie noch alle??“ zischte ich ihn geschockt an und zupfte gleichzeitig an meinem Rock rum.
„ Was denn? Ich wollte dir doch bloß den Rock wieder gerade rücken.“ rechtfertigte er sich.
„ Jaja! Das würde ich jetzt auch sagen.“
Innerlich total außer sich vor Eifersucht, betrachtete Keith unser Szenario und erkannte schon an dem Blick seines Bruders, wonach es ihm in diesem Moment verlangte.
Und auch mein gerötetes Gesicht ließ ihn sauer aufstoßen.
Ihm war ja klar, dass er nicht das Recht hatte einen Aufstand zu machen, vor allem, weil ihn das verraten würde.
Aber warum musste Alain grade mit mir seine Spielchen treiben? Bei jeder anderen hier, wäre es dem Piranha völlig egal gewesen.
Wenn es nun die ganze Zeit so weiter gehen sollte, dass sein Bruder jede Gelegenheit beim Schopf packte und sich mir näherte, so würde der Fischmutant früher oder später ausrasten.
Dessen war er sich jetzt bewusst geworden.
Es kostete ihn unglaublich viel Kraft, sich nichts anmerken zu lassen und das trotz seines innerlichen Chaos.
Maria war ihm da wirklich eine sehr große Hilfe, da sie ihn so wie so schon die ganze zeit zu textete, nutzte er die Chance und lehnte seine Arme um sie.
Alles war besser, als die Kontrolle zu verlieren und die Falsche an sich zu pressen.
Die verliebte Nixe stand also völlig perplex in seinen Armen und glaubte seine Abwehr bereits durchbrochen zu haben. Dass er wegen Alain und mir so reagieren könnte, darauf kam sie nicht.
Sie freute sich über diese kleine Geste und schwebte den Rest des Tages, wie auf Wolke sieben.

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Tag der Veröffentlichung: 15.10.2011

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