Kapitel 3. Der Flohmarkt
Jetzt, wo ich mich endlich wieder beruhigt hatte und ohne gleich zu Explodieren über das Geschehene mit Misaki nach denken konnte, fragte ich mich, woher dieser Bastard überhaupt meinen Namen wusste.
Spionierte er mich vielleicht sogar aus? Wusste er daher wie ich hieß und eventuell sogar wo ich wohnte?
Oder war das doch Patty's Misaki und er schaute einfach auf der Homepage unseres Heimes nach?
Sollte ich ihn tatsächlich noch einmal wieder sehen, dann musste er mir Rede und Antwort stehen.
Letzten Endes hatte es auch was gutes, dass sich Misa mir gegenüber so verhielt.
Ich hatte seit dem keinen Gedanken mehr an Dark verschwendet.
Heute veranstalteten wir im Heim einen Flohmarkt, wo wir selbst gemachte Speisen und Staubfänger an den Mann bringen wollten.
Schließlich lebten die Kinder hier ja auch nicht nur von Luft und Liebe und um ihnen weiterhin diesen Standard bieten zu können, waren wir auf kleine Spenden angewiesen.
Alle Kinder und Erzieherinnen halfen bei den Vorbereitungen mit. Wir putzten das gesamte Haus und bauten im Garten Sitzbänke und Tische auf.
Als dann alles aufgebaut war und das Gebäude blitze blank war, setzten wir uns zusammen und diskutierten um einen möglichen Gewinn beim Lose ziehen.
„ Es muss etwas ganz besonderes sein, damit viele Besucher auch ein Los kaufen.“ warf Yu in die Runde.
„ Teure Gewinne sind in unserem Budget aber nicht vorgesehen.“ Diese ältere Dame war so etwas wie die Ober Mutter, die alle Kinder liebten.
Die kleine pummelige Frau kümmerte sich um alle Organisatorische Dinge und behielt die Oberhand bei Geld Entscheidungen.
Jeder hier mochte sie und jeder wünschte sich einen Boss wie sie es war.
Hideko hatte ein warmes, fürsorgliches Lächeln und für jeden ein offenes Ohr.
„ Und was ist, wenn wir ihnen etwas besonderes bieten, was uns aber letztendlich nichts kosten wird?“ mit Chikako waren wir Erzieherinnen komplett.
Und ja, ich war die Jüngste von denen die hier arbeiteten. Vielleicht kam ich auch deshalb besser bei den Kids an.
Weil sie mich als Freundin und nicht als Mutti ansahen.
„ Was meinst du denn, Chika?“ wollte ich wissen.
„ Es ist ja nur eine Idee und ihr müsst mir dafür nicht gleich den Kopf abreißen, ok?“ sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und starrte uns an. „ Ich dachte daran, das wir ja eine von uns als Hauptgewinn anbieten könnten?“
„ Wie bitte??“ schnaufte Yu gleich drauf los. „ Wer weiß was für ein perverses Stück uns gewinnen würde.“
„ Eigentlich ist das gar keine so schlechte Idee.“ Teilte uns Hide mit. „ Wir könnten uns als Putzhilfe anbieten.“
„ Um Gottes willen nein!“ auch ich war dagegen. „ Hinterher kommen wir in eine Messie Bude, oder so.“
„ Und wenn der Hauptgewinn bloß ein Date mit einer von uns ist?“ versuchte es Chika weiter. „ Ein paar Stunden nur, irgendwo in der Öffentlichkeit. Es wäre was besonderes und würde uns nichts kosten. Also was wollen wir mehr.“
„ Na gut, mit einem Date wäre ich einverstanden. Aber ein paar Fragen müssen da noch geklärt werden.“ die Obermutti schob ihre Brille weiter auf die Nase und schaute ernst in die Runde. „ An erster Stelle steht natürlich die Sicherheit der glücklichen Gewinnerin und dann müssen wir uns noch entscheiden, wer von uns der Hauptgewinn sein soll.“
„ Sollen wir Akira, unseren Gärtner auf das Pärchen ansetzen? Er könnte verdeckt arbeiten und sie aus dem Hintergrund heraus bewachen.“
„ Gut, dann wäre das ja schon mal geklärt. Und nun beantwortet mir noch die Frage, wer sich dem Date stellen wird.“
Ein allgemeines Schweigen hallte durch den Raum. Scheinbar wollte keine so recht als Stück Fleisch angesehen werden.
„ Nun gut, dann werden halt Zettelchen gezogen.“
Hideko zerriss einen ihrer weißen Blätter in vier Teile und schob jeden von uns einen Schnipsel zu.
Knurrend schrieb ich meinen Namen auf den Zettel und faltete ihn, in der Hoffnung nicht gezogen zu werden.
Obwohl ich mich anderer Seitz am besten gegen aufdringliche Säcke wehren konnte.
Die anderen Damen taten es mir gleich und warfen ihre Zettel in einen Topf.
„ Und der männliche Part könnte doch Akira übernehmen. Er sieht gut aus und so würden unsere weiblichen Besucher auch Lose kaufen.“ Yu schnalzte mit der Zunge.
Letzten Endes wollte sie bestimmt nur das er auch als Gewinn fungiert, damit sie sich auch ein Los kaufen konnte und so ein Date mit ihrem heimlichen Schwarm hatte.
„ Eine sehr gute Idee, wenn ich den Namen gezogen habe, fragen wir gleich mal, ob er damit einverstanden wäre.“
Viel zu lange schüttelte Hide den Topf und steigerte so die Unruhe an unserem Tisch.
So wirklich wollte keine von uns gezogen werden, aber was tat man nicht alles für die Lieben Kleinen.
„ So, ich denke ich hab die nun gut gemischt. Soll ich einen Gewinner ziehen, oder will das jemand von euch machen?“
„ Nein, mach du das ruhig, Mutti.“ auch wir Erzieherinnen nannten sie selten beim Namen. Wir waren wie eine große Familie.
„ Ok.“ sie zog einen Schnipsel aus dem Topf und lass den Namen darauf vor. „ Und unsere glückliche Gewinnerin heißt... Risa!!“
„ Och nö...“ knurrte meine Wenigkeit genervt.
„ Herzlichen Glückwunsch.“
Weder Yu noch Chika konnten sich ein breites Grinsen verkneifen.
„ Also machen wir noch schnell ein Foto von dir und hängen Plakate im Haus auf. Geht einer von den anderen schon mal raus und fragt Akira nach seiner Meinung?“
„ Ich gehe schon!!“ Und schon sprang Yu von ihrem Stuhl auf uns raste aus dem Zimmer.
Kurze zeit später wurde von mir ein nettes Foto gemacht und ein Plakat entworfen.
Diese überdimensionalen großen Blätter zierten dann den Eingang und den Lose-verkauf-Stand.
Missmutig betrachtete ich mein lächelndes Bild und hoffte inständig, das mich nicht der Falsche gewann.
Um Punkt 12 Uhr am Mittag öffneten wir den Flohmarkt und die Besucher stürmten unser kleines Heim.
Wir hatten noch nicht mal richtig angefangen, da wurden schon die ersten Lose verkauft.
Patty und Hideko standen am Eingang und begrüßten die Leute und machten sie auf unsere heutige Sensation aufmerksam.
„ Und beachten sie auch unseren Besonderen Hauptgewinn beim Lose verkauf. Die Herren können sich über ein Date mit unserer bezaubernden Risa freuen und die Damen über ein Date mit dem attraktiven Akira. Lasst euch diese Chance nicht entgehen.“
Einige Zeit standen sie schon auf einem Fleck und waren kurz davor Wurzel zu schlagen, als ein Auto auf den Parkplatz fuhr und Patty freudestrahlend zu dem Wagen hin raste.
„ Misaki!!“ quiekte das Mädel vergnügt.
„ Hey, Kleine.“
Stürmisch warf sie sich dem Teufel in Menschengestalt um den Hals und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
„ Schön das du da bist!“ strahlte sie ihn noch immer an. „ Kommt Keith auch?“
„ Wohl kaum. Der rutscht bloß von seiner Couch runter, wenn die Arbeit ruft.“
„ Ach wie schade.“ man konnte die Enttäuschung deutlich in ihren Augen lesen.
„ Kopf hoch, Patty. Nun bin ich doch da.“
„ Wie geht es dir denn? Kommt ihr ohne mich klar?“
„ Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Und natürlich kommen wir nicht ohne dich klar. Du weißt doch das wir dich brauchen.“
„ Ja.“ kicherte Patricia. „ Schon mal gut zu wissen, das ihr nicht in eurem Müll ertrunken seit.“
„ Wir haben uns ein Boot gekauft. Also keine Angst.“
„ Habt ihr auch an die Paddel gedacht?“
„ Ouh.“ er kniff grinsend ein Auge zu. „ Ich wusste doch das ich was vergessen hab.“
„ Unverbesserlich!“ lachte das blonde Mädel.
„ Und? Haben die Leute eure Tische schon leer gekauft?“
„ Ich weiß nicht. Ich bin die ganze Zeit schon am Eingang. Aber heut haben wir einen besonderen Hauptpreis beim Lose ziehen. Das solltest du dir auch nicht entgehen lassen.“ zwinkerte sie ihm zu.
„ Besonderen Hauptpreis? Was ist es denn? Ein paar Paddeln?“
„ Nein.“ musste Patty schon wieder lachen. „ Ein romantisches Date mit Risa ist der Gewinn.“
„ Mit Risa??“ harkte der Teufel erstaunt nach. „ Mh...interessant.“
>Das Schicksal scheint mir ausnahmsweise mal gnädig zu sein.<
„ Sie ist eine Aufsichtsperson bei uns im Heim. Du wirst sie bestimmt mögen. Ich wollte euch so wie so mal vorstellen. Also kann ich das auch gleich schon machen.“
Kurzer Hand nahm sie Misaki bei der Hand und zerrte ihn hinter sich her in das Gebäude rein.
Im Augenblick stand ich im Garten bei den Verkaufsständen und sah nach dem rechten.
„ Risa!!“ rief Patty meinen Namen und kam auf mich zu gestürmt.
„ Ja?“ als ich mich dann zu ihr umdrehte und die grinsende Fratze erblickte, erstarrte ich entsetzt zu einer Salzsäule.
>Das kann doch wohl nicht wahr sein. Nicht hier, nicht jetzt, wo ich ihm nicht mal die Augen auskratzen konnte.<
Und dann fiel mein Blick auf das Plakat von mir.
>OH NEIN!!! Er darf das auf keinen Fall sehen, geschweige denn mit machen.<
„ Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir Misaki und Keith bei Gelegenheit mal vorstellen werde. Nun Keith ist leider nicht da aber Misa!“
Also lag ich mit meiner ersten Vermutung doch richtig. Das sich Patricia mit Teufeln abgab und diese ihr auch noch die Familie ersetzte.
Wie sollte ich nun mit diesem Froscharsch umgehen?
Schließlich konnte ich ihr nicht auch noch diese Bezugsperson entreißen.
„ Äh...ja Hi!“ ich versuchte so locker wie möglich zu wirken. Aber ich konnte nicht vergessen das er mir gleich zwei Küsse gestohlen hatte.
„ Also das ist Risa. Und dieser Nichtsnutz hier heißt Misaki. Wie du siehst, ist er ganz harmlos.“
„ Hi Risa. Schön dich kennen zu lernen.“ griente er mich frech an.
„ Sehr schön...ja...“ murmelte ich verärgert.
Es ärgerte mich, das ich mich nicht so verhalten konnte, wie ich es wollte.
So konnte ich auch nichts groß dagegen machen, das er meine Hand nahm und mir einen Kuss auf meinen Handrücken gab.
„ Ihr könnt euch ja noch ein bisschen unterhalten. Aber ich muss zurück zum Empfang.“
„ Geh ruhig, Kleines. Ich komme schon klar.“ zärtlich strich er dem blonden Mädchen über den Kopf.
„ Behandel mich nicht immer wie ein Kleines Mädchen.“ knurrte sie ihn noch einmal an und lief dann zurück zu Hideko.
„ Aber sie ist doch noch ein kleines Kind.“
„ Sie ist 14 Jahre alt und gewiss kein kleines Kind mehr.“
Da Patty nun weg war, ließ ich Misaki einfach stehen und schlenderte von ihm weg.
„ He, nun warte doch mal.“ aufdringlich wie er war, ging er mir nach und hielt mich an der Hand fest. „ Meinst du nicht auch wir sollten uns mal unterhalten?“
„ Ich will mich mit dir nicht unterhalten. Wozu auch?“ ich drehte mich zu ihm um und starrte ihn desinteressiert an.
„ Ich könnte natürlich auch einen anderen weg gehen.“ er deutete mit einer Handbewegung zu meinem Plakat hin.
„ Das wagst du nicht!!“
„ Glaubst du das wirklich?“ Misa schielte mich seitlich an. „ Und das nach unserem letzten Treffen?“
„ Und selbst wenn du dir ein Los kaufen würdest, wärst du nicht der Erste. Die Chancen mich zu gewinnen sind dementsprechend nicht so groß.“
„ Du scheinst dabei aber zu vergessen, dass ich nicht auf mein Glück angewiesen bin.“
Warum konnte dieser Kerl nicht einfach platzen??
„ Warum willst du dich unbedingt mit mir unterhalten? Was hast du denn davon?“
„ Hab ich dir das nicht schon ein paar mal erklärt?“ seufzte er fast schon theatralisch. „ Wir verfolgen das selbe Ziel und zum anderen gefällst du mir einfach.“
„ Ich denke nicht das wir das selbe Ziel haben und zum anderen gefällst du mir ganz und gar nicht!“
„ Sind wir nicht beide Jäger, die für das Gute kämpfen? Das allein macht uns doch schon zu Gefährten, oder nicht?“
„ Wohl kaum.“ knurrte ich ihn wieder an. „ Auch wenn wir beide Teufel jagen, glaube ich nicht das wir das aus dem selben Grund machen. Und wenn du mir weiter auf die Nerven gehst, dann gibt es bald nur noch einen von uns.“
Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und veranlasste ihn dazu sich ein Los zu kaufen.
Es kotzte mich regelrecht an, das dieser Spinner ständig meine Nähe suchte.
Auch wenn er nicht so war, wie die anderen seiner Art, blieb er doch ein Teufel. So einem konnte ich nie im Leben vertrauen.
Mag ja sein, das auch er ein Teufelsschlächter war, aber dieser Grund allein, verband uns nicht.
Natürlich ließ ich ihm keine Sekunde aus den Augen. Wenn er einen der Gäste oder der Kinder auch nur zu nahe treten würde, wäre ich sofort da.
Allerdings blieb es ihm auch nicht verborgen, das ich praktisch im Visier hatte.
Und jedes mal wenn sich unsere Blicke trafen, lächelte er mich süß an.
>Was für ein Schwachmat...<
Auch Patty bekam die komische Luft zwischen uns mit und fragte sich, warum ich diesen Teufelsschlächter so nervös anstarrte.
> Hat Misaki wieder einen komischen Spruch los gelassen? Er kann ja so einfühlsam wie ein Blechpferd sein.<
Doch das würde nicht erklären warum ich ihn, in ihren Augen, nervös beobachte.
Und dann kam ihr ein Gedanke, der sie erschrocken zusammen zucken ließ.
> Ist Risa etwa ein Teufel? Das würde erklären warum sie ihn so ansieht. Aber warum hat er sich dann noch nicht um sie gekümmert?<
Forsch sah Patricia zu mir rüber.
> Nein, Risa kann kein Teufel sein... dafür ist sie viel zu lieb. Aber sie weiß ja schon gut über die Bewohner der Unter Welt Bescheid. Etwa weil sie selbst von da kommt? Es gibt ja auch gute Dämonen, ich sollte keine Voreiligen Schlüsse ziehen. Ich werde jetzt abwarten wie sie sich verhält und notfalls nach Keith und Misa rufen.<
Das ich aber auch was anderes sein könnte als ein Teufel kam ihr scheinbar nicht in den Sinn.
Während ich diese Ausgeburt der Hölle also beobachtete, musste ich unweigerlich an die Gerüchte denken, die sich bei mir Zuhause hartnäckig hielten.
Kämpfte meine Schwester an der Seite von Teufeln?
Wenn ja, waren diese dunklen Gestalten vielleicht sogar Misaki und dieser Keith?
War die Freundin, die sie verloren hatten, meine Schwester?
Schrie ihr Herz genauso laut nach Rache wie meins?
Damals, als Rika uns verlassen hatte, um auf der Erde den letzten Weg ins Reich der Toten zu finden, gab ich ihr meine Götterkatze Elara mit.
Meine wahre Gestalt, die Göttin des Lebens war eine Jägerin. Ich kämpfte immer im Hintergrund mit einem weiß schimmernden Bogen und Diamant-Pfeilen, die nie ihr Ziel verfehlten.
Doch als Thanatos mir meine Kräfte raubte, so schwand auch die Kraft meiner zwei Beschützer Katzen.
Nur wenn ich im Besitz meiner vollen Mächte war, konnten die Beiden ihre wahre Gestalt annehmen.
So lange dies nicht der Fall war, sahen sie aus wie gewöhnliche weiße Perser Katzen.
Wenn Gefahr in Anmarsch war, konnten sie nur noch ihre mittlere Gestalt annehmen um sich zu schützen.
Dann waren sie weitaus größer als Löwen und hatten Pranken, so groß wie Pizza Teller, die einem Menschen ohne Probleme den Torso durch trennen konnten.
In meinem kurzen Leben als Göttin des Lebens, waren diese Beiden Katzen wertvolle Begleiter und Charon, meinem Kater verdankte ich vermutlich mein Leben.
Hätte er sich damals nicht geopfert, würde es mich nun nicht mehr geben.
Eine harte Zeit brach an und das nicht nur für mich sondern auch für Elara, die ihren Geliebten verloren hatte.
Die arme Kitty musste in ihrem Leben schon so viele Schicksalsschläge hinnehmen.
Zu gern würde ich sie wiedersehen.
Und wenn meine Vermutung stimmt, und Rika mit Keith und Misa zusammen kämpfte, musste sie doch rein theoretisch bei ihnen sein.
Ich hoffte zu mindestens das sie noch lebte.
Es war also doch keine so schlechte Idee, Misaki auszuquetschen und so mehr über meine Schwester und Elara heraus zu bekommen.
Schweren Herzens ging also zu ihm rüber.
„ Ich hab noch mal über alles nach gedacht, Misaki.“
„ So? Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“
„ Das es doch keine schlechte Idee wäre, wenn wir uns mal treffen und über alles reden würden. Vielleicht verfolgen wir ja doch den selben Plan und können uns gegenseitig unterstützen.“
„ Na endlich hast du es eingesehen.“ lächelte mich dieser Idiot an. „ Kann ja sein das du Puzzle teile hast, die uns fehlen und zusammen ergeben sie dann einen Sinn.“
„ Hast du schon mal an der Seite eines Gottes gekämpft?“ fragte ich ihn leise.
„ Das bist du also. Ja, was auch sonst.“
„ Das hab ich doch gar nicht gesagt! Ich will doch nur wissen ob du schon mal an der Seite einer Göttin gekämpft hast! Also hast du ,oder was?“
„ Wir werden Morgen bei unserem Date die Möglichkeit haben über alles ausführlich zu quatschen. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.“
„ Nenn es nicht Date! Das wird kein Date sein.“
„ Aber so steht es doch auf dem Plakat.“
„ Du glaubst doch nicht wirklich das du mich gewinnen wirst, oder?“
„ Das glaub ich nicht nur, das weiß ich.“
„ Spinner...“ vielleicht sollte ich es mir doch noch mal anders überlegen und nicht mit diesem Trottel reden.
Aber ich wollte unbedingt wissen wer die Teufel waren, an dessen Seite Rika gekämpft hatte.
Warum sie tatenlos zusahen, wie sie ums Leben kam.
Meine Eltern hatten mir damals nicht wirklich viel über den Umstand ihres Todes berichtet.
Ich wusste nur, das Thanatos sie auf den Gewissen hatte, weil er sie scheinbar mit mir verwechselt hatte.
Und das jemand ihre Leiche nach Kythos gebracht hatte, wo sie in einem Gläsernen Sarg auf ihre Rettung wartete.
In einem Raum, wo die Zeichen der Zeit nicht an ihrem Körper nagen konnten.
Allein der Gedanke daran, machte mich ungemein Traurig und wütend.
Obwohl ich nun schon seit ein paar Jahren auf der Erde war, war ich kaum vorwärts gekommen.
Das Tor der Unterwelt lag noch immer im Verborgenen und den blöden Oberfutzi der Futzis hab ich auch noch nicht erledigen können.
Ich drehte mich unaufhörlich im Kreis.
Es schien fast so, als würde ich allein einfach nicht weiter kommen und so kam doch das Angebot von Misa gar nicht ungelegen.
Und trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen das ich einem Teufel jemals vertrauen konnte.
Ich brauchte einfach ein Zeichen, das ich bei denen in Sicherheit war, da sich ihnen vertrauen konnte.
Wenn Rika ihre Partnerin war oder Elara freiwillig bei ihnen blieb, würde mir das reichen?
Patty vertraute ihnen ja scheinbar auch, aber wie weit ging ihr Wissen über deren wahres Gesicht?
Noch dazu kam, das ich schon immer ein Einzel Kämpfer war. Das ich lieber allein war um niemanden, irgendwo mit hinein zu ziehen.
Was aber war, wenn mein Gegenüber schon mitten drin fest steckte und sich genau wie ich, immer im Kreis drehte?
Lag es nun an mir mein Herz ein Stück weit zu öffnen und ihnen etwas Vertrauen entgegen zu bringen?
>Ich glaub ich muss da erst mal eine Nacht drüber schlafen, um mit klarem Verstand darüber nachdenken zu können.< schloss ich mein Gedankenwirrwarr ab.
Mir war die Angelegenheit viel zu wichtig, als das ich mich Hals über Kopf in eine neue Situation katapultieren könnte.
Also versuchte ich mich wieder, mehr schlecht als recht, auf den Flohmarkt zu konzentrieren.
Um Punkt 14 Uhr wurde dann das Gewinner Los gezogen.
Alle die sich ein Los gegönnt hatten standen vor dem Tisch, wo die riesige Trommel stand und warteten gespannt auf die Losnummer die Hideko gleich ziehen würde.
Bei der Menschenmenge fiel mir gar nicht auf das Misaki direkt hinter mir stand, was ein fataler Fehler war.
Solange er seine dunklen Mächte nicht benutze, machte mir seine leichte dunkle Aura nichts aus.
Aber als das Los gezogen wurde, benutze er seine dunklen Kräfte, die ihn dadurch nicht nur zum Gewinner machten, sondern mir auch den Atem raubten.
Durch das Verwenden dunkler Magie, verstärkte sich seine dunkle Aura natürlich auch.
Und dadurch, das ich nun nur noch ein verletzlicher Gott in Menschenform war, erdrückte mich die Last des plötzlich aufkommenden Schwall regelrecht.
Ohne Vorwarnung und dann auch noch direkt hinter mir, so konnte ich mich nicht darauf vorbereiten.
Und letztendlich verlor ich wegen diesem Schwachmaten mein Bewusstsein.
„ Risa!!“ völlig überfordert mit dem Geschehenen fing Misa mich auf.
Zu gut konnte er seine Aura sehen, die meinen Körper langsam verließ. Nun wusste er, das ich keine einfache Göttin sein konnte, sonst hätte mir dieses bisschen dunkle Energie nichts ausgemacht.
>Kann das? Ist auch sie ihrer Kräfte beraubt worden? Ja, anders kann es ja gar nicht sein.<
Auch die anderen kamen nun zu ihm hin und befahlen Misa, mich auf mein Zimmer zu bringen.
„ Sie hat bestimmt einen Sonnenstich.“ vermutete Yu.
„ Hat sie überhaupt genug getrunken? Oder ist sie krank und sagt nichts?“ auch Chikako machte sich sichtlich Sorgen um mich.
Etwa eine Stunde später öffnete ich meine Augen wieder und fragte mich verwirrt, warum ich an die Decke meines Zimmers starrte.
Es dauerte ein bisschen bis ich wieder klar im Kopf war und mich daran erinnerte wem ich meinen Zusammenbruch zu verdanken hatte.
Das er mich so leicht außer Gefecht setzen konnte, rief mir nur wieder ins Bewusstsein, wie verletzlich ich eigentlich war und wie gefährlich der Kampf gegen die Teufel für mich wirklich war.
„ Ach man...“ seufzend strich ich mir durchs Gesicht. „ Wie peinlich, vor allen Leuten zusammen zu brechen.“
„ Wie geht es dir, Risa?“ erst jetzt bemerkte ich, das ich gar nicht allein in meinem Zimmer war.
„ Mh?“ ich sah seitlich zu meinem Besucher rüber und wäre am liebsten gleich wieder bewusstlos geworden. „ IEHK!!! WAS machst du denn hier??“
Misaki saß auf meinem Schreibtischstuhl und beobachtete mich besorgt.
„ Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, was soll ich sonst hier wollen?“
„ Dann kannst du nun unbesorgt wieder gehen. Wie du sicher sehen kannst, geht es mir wieder gut.“
„ Warum kämpfst du gegen die Teufel, wenn dich allein ihre dunkle Aura schon ohnmächtig werden lässt?“ sonst griente er mich immer so blöd an aber grade war nicht mal ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. Machte er sich wirklich Sorgen um mich?
„ Ich habe meine Gründe.“ war alles was ich ihm dazu sagte.
„ Dann müssen das aber gute Gründe sein, dass du dich in so großer Gefahr deshalb begibst.“
„ Es sind gute Gründe. Zerbrich dir deshalb mal nicht deinen hässlichen Schädel.“ knurrte ich ihn an. „ Und außerdem war ich bloß nicht auf deinen Angriff vorbereitet. Noch mal schaffst du das nicht.“
„ Fordere mich nicht heraus, Risa.“ warnte er mich mit einer bedrohlichen Stimme. „ Das nächste mal bleib ich nicht so brav hier sitzen wenn du bewusstlos vor mir liegst.“
Als mir dann auffiel dass ich ja immer noch in meinem Bett lag, sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf und bekam als dank den nächsten Schwindelanfall.
„ Langsam, Risa.“ und wieder war er da um mich zu stützen. „ Ich fresse dich schon nicht.“
„ Da wäre ich mir allerdings nicht so sicher....“ murmelte meine Wenigkeit.
„ Aber meine normale Aura hältst du aus, ja?“
„ Ja natürlich. Sonst würde ich ja ständig umfallen.“
„ Gut zu wissen...“
Tat er nur so oder machte er sich allen ernstes Sorgen um mich?
Wenn er mich aussaugen wollen würden, oder was auch immer er brauch um am leben zu bleiben, hätte er doch oft genug die Gelegenheit dazu gehabt.
Das warf die Frage in den Raum, was für ein Teufel er überhaupt war. Und warum ich in Gottes Namen noch immer in seinen Armen stand.
Meine Beine fühlten sich an als wären sie aus Pudding.
„ Was bist du eigentlich für ein Dämon?“ wollte ich also wissen und versuchte gleichzeitig meine Beine in den Griff zu bekommen.
„ Ah, du willst wissen wovon ich mich ernähre, ja?“
„ So könnte man es sagen.“
„ Du weißt, das nicht alle Teufel auf die Menschen angewiesen sind? Nicht alle brauchen irgendwas um am Leben zu bleiben.“
„ Und zu denen gehörst du?“
„ Das hab ich nicht gesagt!“ lachte er.
Brauchte er also auch etwas um Leben zu können? Auch heute war mir nichts weiter bei ihm aufgefallen.
>Außer natürlich das er mal wieder...meine Nähe suchte... ist er etwa ein INKUBUS??<
Panisch versuchte ich meine wackeligen Beine dazu zu bringen, von ihm weg zu gehen.
„ Was ist denn nun? Was geht dir durch den Kopf, Risa?“
„ Du bist bestimmt so ein dämlicher Inkubus!“
„ Inkubus?“ plötzlich fing er aus vollem Herzen an zu lachen. „ Meinst du nicht auch, dass ich, wenn es so wäre, schon längst über dich hergefallen wäre?“
Das stimmte auch wieder...
„ Ganz ruhig, ich gehöre tatsächlich zu denen, die nicht auf Menschliche Emotionen oder Berührungen angewiesen sind. Um am Leben zu bleiben muss ich, wie viele andere auch, essen und trinken. Und ich esse bestimmt keine Menschen.“
„ Warum sagst du das denn nicht gleich??“ fuhr ich ihn erbost an.
„ Weil du richtig niedlich reagieren kannst, wenn du ein falsches Bild im Kopf hast. Und außerdem weiß ich über dich doch auch nichts. Dein Geheimnis ist mit Sicherheit viel interessanter als meines.“
„ Du sagst es, es ist ein Geheimnis und dir Flachpfeife werd ich es bestimmt nicht erzählen.“
„ Ich hab dich doch gar nicht danach gefragt, oder? Ist mir schon klar das du einem Teufel niemals deinen wunden Punkt zeigen würdest.“
„ Dann sind wir uns ja einig.“
„ Apropos einig. Wann treffen wir uns denn Morgen?“
„ Also hast du wirklich gewonnen?“
„ Natürlich. Hab dir doch gesagt das du den Tag mit mir verbringen wirst.“
„ Haben sie dir etwa keine Zeit gesagt?“
„ Nö. Sie meinten das soll ich mit dir abklären.“
„ Wenn das so ist...“ überlegte ich kurz. „ Wie wäre es mit 12 Uhr?“
„ Prima. Ich hole dich dann ab.“
„ Du brauchst mich nicht abholen. Wir können uns doch irgendwo treffen.“
„ Ich will dich aber abholen. Keine Widerrede. Es bringt eh nichts.“
„ Ganz wie du meinst...“ murmelte ich.
„ Wie sieht es denn auch? Kannst du nun wieder allein stehen, oder soll ich bei dir übernachten?“ grinste mir dieser Pavian dreckig ins Gesicht.
„ Nein danke, es geht schon wieder. Sieh lieber zu das du nach Hause kommst und dort für etwas Ordnung schaffst!“
„ Wozu? Willst du Morgen etwa mit nach mir kommen?“
„ Natürlich nicht!“ fuhr ich ihn leicht gerötet an. „ Und nu sieh zu das du Land gewinnst!“
Mit diesen Worten warf ich ihn aus meinem Zimmer und lehnte mich gegen die Tür.
Meine Beine wollten noch immer nicht so wie ich wollte. Woran lag das nur?
In der Nacht hatte sich mein Zustand aber wieder normalisiert.
Den Menschen im Heim hatte ich weiß gemacht, das es mir den ganzen Tag schon nicht all zu gut ging und ich deshalb zum Schluss zusammen brach.
Auch dieses Mal las ich auf einem Hochhausdach ein Buch über den einzig wahren Weg ins Dämonenreich und auch in diesem Buch stand mal wieder nur Müll.
Gelangweilt legte ich das Buch zur Seite und sah auf die schlummernde Stadt hinunter.
Es war viel zu ruhig hier. Nicht mal ein Teufel des Schlafes ließ sich hier blicken.
Diese Art von unterbelichteten Affen verschaffte den schlafenden Menschen einen Traum, in dem sie ihn zu einem Abgrund hin führen.
Wenn sie dort herunter fallen, frisst dieser Teufel ihre Seele und die schlafenden Menschen sollten nie wieder aufwachen.
Aber hier war nichts, nicht mal eine Wolke verirrte sich hier her.
Komischerweise wünschte ich mir grad, da sich nicht allein war. Das mich jemand ablenkte mich vielleicht sogar zum lachen brachte.
Das an Tagen wie diesen, die Zeit nicht stehen blieb und ich vor Langeweile am liebsten tot umfallen würde.
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2011
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