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Kapitel 2: Picknicken




Mein Hass gegen diese Ausgeburten der Hölle, war nicht in Worte zu fassen.
Ich verabscheute alles an ihnen, brachte jeden von ihnen um, der mir in die Quere kam und doch…
Dachte ich schon seit Tagen an jenen Inkubus, der mich dazu brachte ihm zu verfallen, der mich erfahren ließ, wie gut ein Teufel im Bett sein konnte.
Jener, der nach dem Akt ohne jegliche Worte des Abschiedes einfach aus meinen Leben verschwand.
Eigentlich müsste ich diesen Moment bereuen, müsste ihn dafür verfluchen, dass er mir so etwas angetan hatte.
Aber…dass konnte ich nicht…
Mir war klar dass er dieses starke Verlangen nicht zu verspüren mochte, dass Dark den Fluch der auf ihm lastete höchst wahrscheinlich schon gebrochen hatte und mit seiner Freundin, die er so sehr liebte, weiter ein normales Leben führte.
Ich wusste ja nicht mal wer er wirklich war, geschweige denn, warum man ihn überhaupt verflucht hatte.
Warum nur konnte ich ihn nicht vergessen? Ich verstand es nicht.
Wir hatten bloß Sex, sehr guten zwar, aber nicht mehr als das. Also warum nahm er mich so gefangen?
Wieso störte es mich bei ihm nicht dass er ein Teufel war?
Ok, er war eigentlich ein verfluchter Mensch gewesen, aber als wir uns trafen hatte er nun mal die Gestalt eines Inkubus, und dieser ist zweifellos ein Teufel.
>Ich sollte mich einfach damit abfinden dass ich ihn nie wieder sehen werde und Dark ein für alle mal vergessen.<

„ Risa!!!“ stieß Hanon mich leicht an und holte mich so meinen Gedanken raus.
„ Hm?“ noch etwas benommen drehte ich mich zu ihr um.
Ich hatte ganz vergessen dass ich vor dem Blumenbeet hockte und eigentlich Blumen pflanzen wollte.
Bis jetzt hatte ich nur ein paar Löcher in die Erde geschlagen.
„ Was ist denn los mit dir? Du sahst so abwesend aus. Und weiter bist du auch nicht gekommen.“
„ Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur leichte Kopfschmerzen.“
„ Soll ich dir eine Kopfschmerz Tablette besorgen?“
„ Brauchst du nicht, danke.“
„ Doch, doch. Bevor es noch schlimmer wird. Bin gleich wieder da!!“
„ Hanon!“
Hanon war wirklich die perfekte Hausfrau und Mutter, sie kümmerte sich um alles und jeden und half bei Problemen wo sie nur konnte. Und dabei war sie noch ein Kind.
Genau die gleiche Energie steckte sie in Hausarbeiten und Besorgungen.
Die hatte ein außergewöhnlich helles Licht in sich, dass mich an mein eigenes Erinnerte.
Ein Übermensch, eine Heilige sozusagen.
Ein potentielles Opfer für Dämonen und andere dunkle Geschöpfe, die nach diesem Licht trachten.
Menschen mit solch einer Aura wurden in der Regel Priester, da sie Gottes Segen bekommen hatten.
Aber ich ging nicht davon aus, dass sich der Götter Vater Hanon schon gezeigt hatte.
Mal abgesehen davon, dass viele Kinder so ein starkes helles Licht besaßen, was sich im Laufe der Zeit stark veränderte.
Das gleiche konnte meinem Schützling natürlich auch passieren.
Und vielleicht war es auch besser, wenn dies geschehen würde.
Ich erhob mich langsam wieder und sah seufzend in die Sonne. Heute war wieder ein schöner Sonniger Tag, eigentlich zu schön als ihm in Heim zu verbringen.
>Vielleicht sollte ich mir die Mädels schnappen und ein Picknick im Park veranstalten. Ja. Das ist eine wunderbare Idee und wird mich selbst auch ablenken.<
„ Rissaaa!!“ rief Hanon nach mir. „ Hier sind deine Tabletten und was zu trinken. Willst du dich vielleicht hin legen?“
„ Schon ok, Maus. Mir geht es Bestens.“
Damit die Kleine nicht anfing zu schmollen schluckte ich die Tablette mit einem Schluck Wasser runter.
Aber da konnte ich auch Smarties nehmen, die wesentlich besser schmeckten und die gleiche Wirkung hatten.
Sterbliche Medikamente wirkten bei einem Gott nicht, und auch wenn ich nun so verletzlich wie ein Mensch war, blieb ich doch eine Göttin.
„ Was hältst du davon wenn wir in den Park gehen, Hanon?“ lächelte ich sie an. „ Nur wir Mädels? Wir könnten Picknicken und Blumenkränze machen.“
„ Au jaaa!!“ schrie sie mich fast an. „ Ich werde sofort allen Bescheid sagen.“
Als sie sich auf machte, pflanzte ich schnell die anderen Blumen ein und folgte ihr dann.
Ich betrat kaum das Wohnzimmer da standen die Mädchen des Heimes voller Tatendrang im Flur. Und das mit bereits gepackten Picknick Korb.
„ Na, ihr hab es aber eilig.“ Lächelte ich die Mädels an.
„ Wir machen so selten was ohne die Jungs. Nun können wir endlich über sie ab lästern.“ Kicherte Hanon vergnügt.
Auch Patty und Elenor stimmten ihrer Freundin zu.
„ Ich möchte aber lieber Blumenkränze flechten.“ Mischte Miya sich in das Gespräch ein.
„ Das kannst du auch, Maus.“

Nachdem mich die Mädchen zur Eile drängelten, zog ich mir in meinem Zimmer die Gartenklamotten aus und ein Sommerkleid an.
Jedes mal wenn ich hier stand wanderten meine Gedanken zu dem Inkubus hin, dem ich hier das Leben rettete.
Ich fragte mich ob er genauso oft an mich dachte, wie ich an ihn. Jetzt wo er in seiner wahren Gestalt war, jene, die ich nicht kannte.
Wenn ich durch die Stadt ging, erwischte ich mich oft dabei, dass ich in den Gesichtern der Männer die Ähnlichkeit mit Dark suchte.
Aber selbst wenn ich ein wenig Ähnlichkeit finden sollte, was versprach ich mir davon?
Warum verhielt ich mich so? Lag noch immer der Zauber des Inkubus auf mir? Das wäre jedenfalls die einfachste Erklärung.
Kurze Zeit später verließen wir das Haus und schlenderten langsam zu dem Park hin, wo wir Picknicken wollten.
Ich nahm mir vor, den Tag heut einfach zu genießen und nicht länger an diesen Gehörnten Teufel zu denken.
Es würde mir eh nichts bringen, da ich wohl nie erfahren würde, wer er wirklich war und vermutlich war es auch besser so.
In meinen Gedanken war ohnehin kein Platz für ihn. Ich musste einen klaren Kopf bewahren um mich auf meine eigentliche Aufgabe konzentrieren zu können.
Das Tor in die Unterwelt zu finden hatte allerhöchste Priorität, schließlich konnte ich Rika nur retten, wenn ich Thanatos ein für alle Mal in die Tonne getreten hatte und somit meine vollen Mächte wiedererlangte.
>Ja...< bedrückt sah ich in den Himmel. > Ich darf nicht vergessen warum ich eigentlich hier bin.<
Wenn es nach meinen Eltern ging, hätte ich die schützenden Mauern meines Reiches niemals verlassen.
Zu groß war die Angst, noch ein geliebtes Kind zu verlieren.
Als ich ihnen meine Pläne mitteilte, nun selber gegen die Dämonen und dessen Anführer kämpfen zu wollen, verstärkten sie die Wachen vor meiner Tür und schlossen mich in meinem Zimmer ein.
Nun, aufgehalten hatte mich das letzten Endes nicht. Ich entkam den Wachen und floh auf die Erde. Niemand wusste wo ich mich befand, aber ich war mir sicher das sie nach mir suchen würden.
Mittlerweile verfolgten mich also nicht nur mehr die Bösen, sondern auch abgesandte der Götter.
Nach allem was bisher passiert war, durfte ich mich weder von den einen noch von den anderen enttarnen lassen.
>Eines Tages werde ich zurück kehren. Bis dahin, werde ich keine Ruhe geben, bis ich mein Ziel erreicht habe und Thanatos für seine Taten bestraft wurde. Dann, werde ich mit Rika nach hause kommen.< Davon war ich überzeugt.
Sicherlich würde der Kampf nicht einfach werden und ich war mir nicht mal sicher wie stark der Boss der Unterwelt inzwischen wirklich war.
Aber das Gute siegt über das Böse, so war es doch schon immer und so wird es auch immer bleiben.

Nach meinen trüben und ernsten Gedanken fiel es mir schwer mich auf das Picknick zu konzentrieren.
Die Kids sammelten Blumen und banden sie zu wunderschönen Kränzen zusammen oder sie tollten auf der Wiese rum.
Die einzige die mit mir auf der Decke sitzen blieb war Patty, die mich besorgt musterte.
Scheinbar war meine undurchdringliche Maske doch nicht so undurchdringlich wie ich dachte.
„ Stimmt was nicht, Risa?“ fragte sie mich letztendlich. „ Du schaust so bedrückt aus. Willst du da drüber reden?“
„ Nein, keine Angst.“ versuchte ich sie zu beruhigen. „ Ich bin nur etwas müde, mehr nicht.“
„ Machst du dir immer noch Gedanken wegen diesem verfluchten Menschen?“
„ Natürlich nicht. Warum auch?“
„ Hätte ja sein können, das dich das nicht so kalt lässt, wie du uns weiß machen willst.“
„ Warum sollte ich den Tot eines Teufels bedauern?“
„ Vielleicht weil er in Wirklichkeit ein Mensch war und ihn dieser Fluch das Leben gekostet hat?“
Dieses Kind war wirklich neugierig. Wie konnte ich sie nur von diesem Thema ablenken, was mich so wie so schon viel zu sehr beschäftigte?
„ Ich habe gehört, das die Beiden Kerle, denen du den Allerwertesten hinterher trägst, Teufelsschlächter sind.“ war das einzige was mir auf die schnelle einfiel.
„ Ja richtig.“ starrte mich die Blondine etwas verdutzt an. „ Woher weißt du das?“
„ Ich habe rein zufällig mal ein Gespräch zwischen dir und Hanon mit bekommen. Dort hattest du ihr davon erzählt.“
„ Ach so?“ überlegte Patricia kurz. „ Ja schon möglich. Ich mach da kein großes Geheimnis draus.“
>Ob diese Beiden Teufel von neulich, wirklich ihre sogenannten Freunde sind? Wenn ja, weiß die kleine das sie sich mit Teufeln abgibt?<
„ Ich kann dir ja nicht verbieten dich mit denen zu treffen.“ versuchte ich vorsichtig mehr heraus zu finden. „ Aber glaubst du wirklich, das Teufelsschlächter der richtige Umgang für dich sind?“
„ Ich bekomme von ihrer Jagt ja nichts mit. Und was sie Beruflich machen ist mir im Grunde völlig egal. Natürlich weiß ich, das ich meine Freizeit auch besser gestalten könnte... aber...“ plötzlich senkte sie ihren Kopf und sprach mit gedämpfter Stimme weiter. „ Uns verbindet der Tot einer guten Freundin. Sie war wie eine Mutter für mich.“
„ Gehst du deshalb immer dort hin? Weil sie dir ein Stück die Familie ersetzen?“
„ So könnte man es sagen. Und weil ich weiß das sie ohne mich, unter den leeren Pappschachteln ersticken würden.“
Nun war ich mir sicher das wir nicht über den selben Keith sprechen konnten.
Ein Teufel mit so kalten Augen war nicht in der Lage Geborgenheit zu vermitteln.
Überhaupt glaubte ich nicht, das es auch nur einen Unterweltbewohner gab, der was anderes als Angst und Schrecken verbreiten konnte.
Zu mindestens war ich nun ein bisschen beruhigt und legte mich seufzend auf die Decke.
Ich hoffte inständig das mir diese beiden Schlächter niemals in die Quere kommen würden. Denn das, würden sie weiß Gott nicht überleben.
„ Stell sie mir doch bei Gelegenheit mal vor, damit ich mir selbst ein Bild machen kann.“
„ Das werde ich gewiss tun.“ lächelte mich Patty nun wieder an.
>Also hat sie ihre Mutter letztendlich zwei mal verloren. Wie grausam.<
Obwohl es uns Götter gab und nebenbei noch Schutzengel über die Erde wachten, mussten die Kinder in so jungen Jahren schon so viel durch machen.
Wer wollte schon in so einer ungerechten Welt leben?
Ich bewunderte die Stärke der Menschen und den Willen bis zum bitteren Ende zu kämpfen.
Jeder einzelne von ihnen war in meinen Augen etwas besonderes.
Allein dafür lohnte es sich schon zu kämpfen, selbst wenn es ein auswegloser Kampf war.

Bald schon verlangten die Mädels nach meiner vollen Aufmerksamkeit und so kam es, das ich mit ihnen zusammen Blumenkränze bastelte.
„ Du Risa?“ stupste mich Hanon leicht an.
„ Ja? Was gibt es?“
„ Dieser Teufel, der uns letztens im Wald begegnet ist, erinnerst du dich an ihn?“
>Oh nein, nicht sie auch noch.<
„ Ja sicher erinnere ich mich an ihn. Schließlich trifft man nicht jeden Tag auf einen waschechten Teufel. Warum fragst du?“
„ Ich hatte mich nur gefragt, warum du schon beim ersten Blick erkannt hast, um was es sich für einen Teufel handelte.“
>Urks<
„ Nun, ich hatte mich als Kind mal für die unterschiedlichen Arten interessiert. Ich dachte wenn ich sofort einen erkenne und so tu als würde ich ihn nicht sehen, dann würde er mich auch nicht sehen.“ lächelte ich sie leicht an. „ Ein bisschen ist noch hängen geblieben.“
„ Das heißt es gibt unterschiedliche Arten und die sehen auch noch anders aus?“
„ Ja sicher. Wir Menschen sehen doch auch nicht alle gleich aus. So ist das bei den Teufeln auch.“
„ Und wie erkenne ich einen, wenn er vor mir steht?“
„ Meistens erkennst du sie an ihrem Aussehen natürlich.“ vielleicht war es gar nicht schlecht sie teilweise auf zu klären. „ Manche haben direkt an der Stirn kleine oder große Hörner oder aber direkt hinter den Ohren. Meist sind sie nicht zu übersehen weil sie von seinem oder ihrem Kopf abstehen.“
„ So wie der Inkubus? Der diese komischen Dinger am Kopf hatte? Die, die sich nach hinten weg gedreht hatten?“
„ Ja genau. Ein Inkubus sieht den Menschen ähnlich und ist meist äußert attraktiv. Aber das hast du ja mit bekommen, nicht wahr Hanon?“ grinste ich das Mädel an, die auch prompt bei der Erinnerung knall rot anlief.
„ I-Ich erinnere mich dunkel...“
„ Noch ein eindeutiges Merkmal sind die Fledermaus Flügel und der Schwanz am Po.“
„ Genau das hatte der Teufel ja. Aber warum ist er überhaupt gestorben. Was hat ihm gefehlt?“
„ Diese Art lebt von Zärtlichkeiten der Menschen. Wenn er sich dagegen wehrt, dann stirbt er auf kurz oder lang einen qualvollen Tot.“
„ Brauchen denn alle Teufel die nähe zu den Menschen?“
„ Die meisten schon. Manche ernähren sich von der Angst und dem Schrecken der Menschen. Diese Art von Dämonen sind aber oftmals ungefährlich da sie in Geisterbahnen leben, wo den Menschen ja sowieso Angst gemacht wird. Manche ernähren sich aber auch von dem Schmerz und der Pein. Diese sind wiederum nicht ungefährlich. Es gibt auch Vampir-ähnliche Wesen, die dir ans Blut wollen.“
„ Aber das würde ja bedeuten das nicht alle Teufel gleich böse sind, oder?“ wollte das Mädel wissen.
„ Sicherlich. Es gibt zum Beispiel eine Minderheit der Unterweltbewohner die vom Glück der Menschen leben. Allerdings siehst du dem Teufel seine Vorlieben in der Regel nicht an, also solltest du mal auf einen Teufel treffen dann renn!! Versprich mir das.“
„ Natürlich würde ich versuchen weg zu rennen. Ich bin doch nicht lebensmüde.“
„ Gut.“
Es gab tatsächlich Teufel die vom Glück der Menschen lebten und keinesfalls bösartig waren. Nur war mir so einer noch nicht über den Weg gelaufen.
Ich dachte darüber nach, ob das vielleicht sogar nur ein Mythos war. Nur, mussten denn alle Teufel böse sein? Immerhin waren ja auch nicht alle Engel lieb. Sonst würde es ja die sogenannten gefallenen Engel nicht geben. Jene, die aus irgendeinem Grund aus der Welt der Engel verbannt wurden.
Musste ich mein Denken also wirklich überdenken?
Urplötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, da ich eine dunkle Aura spürte.
>Ein Teufel?< dachte ich erschrocken. >Und das am hellichten Tag?<
Unruhig sah ich mich im Park um, außer den Kindern aus dem Kinderheim waren noch andere Besucher hier.
Ich musste schnell handeln, bevor noch ein Unglück geschah.
„ Ich verdrück mich mal eben, passt du in der Zeit auf die Mädels auf, Patty?“
„ Sicher. Aber wo willst du denn hin?“
„ Eben für kleine Erzieherinnen. Ich bin gleich wieder da. Rührt euch nicht vom Fleck.“
„ Ist gut.“

Vorsichtig folgte ich der Aura bis ans andere Ende des Parkes, darauf vorbereitet, das sich das Vieh jeder Zeit auf mich stürzen konnte.
Aber nichts dergleichen geschah.
Irgendwann stand ich vor einem Altersheim und blieb hinter einem Baum stehen.
Zu gut konnte ich die bedrohlichen Schwingungen spüren, den Dämon aber nicht sehen.
Tarnte er sich eventuell als Mensch und saugte den alten Leuten die letzte Lebensenergie aus?
Und dann entdeckte ich die dunkle Seele in Menschengestalt endlich.
Er saß inmitten der Senioren und spielte allen ernstes Schach mit denen.
>Was soll das denn?< fragte ich mich erstaunt.
Einige zeit beobachtete ich ihn im Schutze meines Baumes, konnte aber keine unnatürliche Aktivitäten entdecken, was also machte er da?
Und warum sahen diese Wölfe im Schafspelz immer so gut aus?
Der Teufel, den ich bestalkte, war groß gewachsen und hatte einen Muskulösen Körperbau.
Jedenfalls sah das vom weiten so aus.
Seine schwarzen Haare trug er kurz und sein freundlicher Gesichtsausdruck ließ nichts von seiner wahren Herkunft erahnen.
>Ist er etwa auch so ein Teufel, der sich nicht von den Ängsten und Schmerzen der Menschen ernährt? Oder ist das sogar einer von den Spinnern, die mir vor wenigen Nächten auf dem Hochhaus begegneten?<
Momentan gab er mir keinen Anlass ihn beseitigen zu müssen, also nahm ich mir vor abzuwarten, bis nicht mehr so viele potentielle Opfer anwesend waren.
Dann allerdings, würde ich ihn mir packen. Und dank seiner Aura, konnte es mir gar nicht entgehen wenn er die schützende Gesellschaft der Erdbewohner verließ.
Somit kehrte ich zu meinen Schützlingen zurück, die schon einen Suchtrupp nach mir los schicken wollten, da ich auffällig lange mit Abwesenheit geglänzt hatte.
„ Wo warst du denn so lange?“ Empfang mich eine grimmig schauende Hanon. „ Hast du im Wald nach Klopapier gesucht, oder was?“
„ Nein.“ lächelte ich sie entschuldigend an. „ Ich bin bis zu dem Altersheim gegangen und hab dort dann die Toilette auf gesucht.“
„ Ach so.“
Da ich nicht wusste wie lange der Typ noch bei den Senioren blieb, drängte ich die Kids zur Abreise.
Zuschauer war das letzte was ich gebrauchen konnte.
Die Sonne ging bereits unter, als ich mit den Kindern dann im Heim ankam.
„ Oh, ich glaub ich hab mein Handy auf der Wiese liegen lassen.“ das war natürlich gelogen. „ Ich geh noch mal schnell zurück. Also schlaft gut, ihr Mäuse.“
„ Pass auf dich auf, Risa.“ meinte Yu, meine Kollegin. „ Du weißt nicht was für perverse Gestalten Abends im Park rum laufen.“
„ Keine Sorge.“ griente ich sie an. „ Die perversen Schweine sollten eher Angst vor mir haben.“
Mit diesen Worten verließ ich das Heim und fuhr mit meinem Motorrad zurück zu dem Seniorenheim.

Ziemlich lange lungerte ich auf dem Parkplatz rum und wartete darauf, das der Teufel endlich auftauchte.
Von meinem Platz aus konnte ich den Ein und Ausgang gut bewachen und jeder der hinein oder hinaus wollte würde mir auffallen.
Und dann entdeckte ich ihn endlich.
Den schwarzhaarigen Typen, dem die alten Leute scheinbar vertrauten.
Vor der Tür texteten ihn dann auch noch zwei junge Damen zu, die sichtlich interessiert an ihm waren.
Man, ich hatte nun auch nicht den ganzen Abend zeit. Konnten die nicht irgendwann später mit ihm flirten? Wenn ich nicht da war und nichts mit ihm klären wollte?
Allerdings versprach ich nicht, das sie ihm nach unserem Gespräch überhaupt noch mal schöne Augen machen konnten.
Etliche Minuten vergingen, bis er sich loseisen konnte und langsam auf mich zu geschlendert kam.
Inzwischen stand ich hinter einer Kurve, damit die Heimbesucher nicht gleich auf uns aufmerksam wurden.
„ Ach sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“ sah er mich grienend an. „ Die kleine Bücherwerferin.“
>Also doch!!<
„ Was hattest du dort zu suchen, Idiot?“ kam ich gleich zur Sache. „ Saugst du den armen alten Menschen etwa noch die letzte Lebensenergie aus?“
„ Ihre Lebensenergie?“ harkte er noch einmal nach. „ Warum sollte ich? Ich kümmer mich bloß um sie, weil es sonst keiner macht.“
„ Ach? Und das soll ich dir glauben? Du machst das doch bestimmt nicht ohne Hintergedanken. Was versprichst du dir davon?“
„ Was ich mir davon verspreche?“ musste er mich denn immer wiederholen? „ Nun, vielleicht will ich mein Dasein auf der Erde so rechtfertigen.“
„ Was meinst du?“ wollte ich verblüfft von ihm wissen.
„ Nun, wir gehören doch wohl beide nicht hier her, oder? Du bist genau wie ich, kein Mensch. Aber aus unterschiedlichen Gründen können oder wollen wir nicht in unsere Welt zurück. Also tu ich alles, um mich bei den Menschen für ihr dulden zu bedanken.“
Und wieder verwirrte er mich.
Warum war er so? Warum hatte er eine dunkle Aura, wenn er überhaupt keine bösen Absichten hatte? Ich verstand es nicht.
Wurde er vielleicht einfach nur in der falschen Haut geboren?
„ Also warst du es, die mich vorhin beobachtet hat?“ holte mich dieses Subjekt wieder aus meinen Gedanken heraus.
„ Und wenn schon? Ich folge jeder dunklen Aura, um sie gegeben falls auszulöschen.“
„ Warum hast du es dann nicht gemacht? Oder eher versucht, um dann kläglich zu scheitern?“ grinste mich Misaki an.
„ Du glaubst also wirklich, du könntest es mit mir aufnehmen? Mach dich nicht lächerlich.“ fauchte ich den eigentlich viel zu attraktiven Mann an. „ Aber ich bin heut gütig und will dich nicht dumm sterben lassen, ich hab dich nicht vernichtet, weil ich die Notwendigkeit nicht gesehen hab.“
„ Also hat dir gefallen was du da gesehen hast?“ er kam langsam auf mich zu. „ Hast wohl Blut geleckt, was?“
„ Komm mir nicht zu nahe, oder ich werde dir deine wahre Gestalt aus dem Körper prügeln.“ fuhr ich ihn wütend an.
„ Warum bist du bloß so biestig? Du fühlst dich doch zu den bösen Jungs hingezogen. Und doch tust du so als könntest du uns auf den Tot nicht ausstehen. Oder befriedigst du dein Verlangen noch, bevor du die Teufel ausradierst?“ Misa grinste mich noch immer provozierend an. „ Dies wäre zu mindestens Grund genug es auf einen Kampf ankommen zu lassen.“
Dieser dreckige Bastard! Wie konnte er es wagen so mit mir zu reden? Er kannte mich doch gar nicht und doch nahm er es sich heraus über mich zu richten?
Der wollte es doch gar nicht anders.
Eigentlich hatte ich gar nicht vor mich mit ihm zu prügeln, schließlich hatte er nichts unternommen was mir Anlass zum Kampf geben konnte.
Jedenfalls bis jetzt.
Wütend ging ich zu ihm hin, um diesem Idioten wenigstens eine schmerzhafte Ohrfeige zu verpassen.
Aber es kam ganz anders als ich geplant hatte. Misaki tat etwas, was dem ganzen echt die Krone aufsetzte und mich dazu brachte glatt durch zu drehen und mein eigentliches Vorhaben noch einmal zu überdenken.
Denn dieser dreckige Kerl griff nach meiner Hand, drehte mir den Arm sanft auf den Rücken und drückte mich feste an sich.
Und damit noch nicht genug, dieser miese Schuft wagte es doch tatsächlich mich auf den Mund zu küssen!
Völlig außer mir vor Wut schleuderte ich ihn mit einer Druckwelle zurück.
„ W-Wie kannst du es wagen mich zu küssen??? Bist du lebensmüde, du Arschloch??“
keifte ich ihn entsetzt an.
„ Wir sollten uns nicht bekriegen, Risa. Letzt endlich verfolgen wir doch das selbe Ziel. Wir wollen die Welt ein Stück weit sicherer machen. Der Kuss war bloß ein Friedensangebot.“
„ Ein Friedensangebot?“ schrie ich ihn an. „ Hätte es ein einfacher Handschlag nicht auch getan?“
„ Nun weißt du immerhin das du mir gefällst. Und deinen geröteten Wangen zu folge, geht es dir genauso.“
„ Gleich kill ich dich!!“
„ Versuchs ruhig. Aber schrei dann nicht wieder rum, wenn ich dich erneut küsse.“
„ Wie kann man nur so ein unterbelichtetes Arschloch sein??“ fuhr ich ihn noch immer erbost an.
Nicht mal Dark hatte ich erlaubt mich auf den Mund zu küssen, mal abgesehen davon, das er es auch nicht wollte.
Und dieser Schweinepriester überspannte den Bogen so dermaßen, das ich versucht war seine Lebenskerze aus zu pusten.
„ Nun komm, so schlimm war es nun auch wieder nicht.“
„ Nein, denn es war noch viel schlimmer! Abartig war der Kuss gewesen! Eine Todsünde!“
„ Das verstehst du völlig falsch, Liebling.“ lächelnd sah er mich an. „ Es wäre eine Todsünde nicht in den Genuss meines Kusses gekommen zu sein.“
Ununterbrochen rieb ich meine Ärmel über meine Lippen in der Hoffnung, den Geschmack dieses Penners los zu werden.
„ Mach das nie wieder.“ warnte ich ihn. „ Das überlebst du kein zweites Mal.“
Mit den Worten drehte ich mich von ihm weg und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Motorrad.
Aber zu meinem Entsetzen und seiner Freude, stand er urplötzlich vor mir und noch bevor ich wirklich realisierte was er eigentlich vor hatte, küsste er mich zum zweiten mal und verschwand mit den Worten: „ Und ich lebe noch immer!“
Wutentbrannt stampfte ich mit dem Fuß auf und schnaufte verächtlich.
Von Misaki war jedoch nichts mehr zu sehen.
Wütend fuhr ich nach hause, genauso wütend schlief ich irgendwann ein und wachte noch immer erbost am nächsten Morgen auf.
Die ganze Situation war so untypisch gewesen, das ich mir irgendwann einredete, dass das alles nur ein böser Traum war, aus dem ich nun erwachte.
Und wer weiß, vielleicht glaubte ich das ja wirklich eines Tages.
Die nächste Begegnung mit diesem Bastard würde für ihn nicht so erfreulich sein.
Das hatte ich mir fest vorgenommen.

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Tag der Veröffentlichung: 30.09.2011

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