Kapitel 3. Keiths Traum
Ich verbrachte also den restlichen Tag bei Lana und ihrem Bruder Finn.
Es hatte wirklich Spaß gemacht, wir hatten viel gelacht und uns über Dinge unterhalten, die ich mit niemand sonst an Land bereden konnte.
Gut, ausgenommen meiner Familie, aber man musste seinen Eltern ja nicht alles mitteilen.
So führten wir ein intensives Gespräch über die Balz. Ein Phänomen das ab der Pubertät eintreten konnte.
Die Balz wurde durch Körperliche Nähe aus gelöst, ein einfacher Kuss, zum Beispiel, konnte schon zum Auslöser werden.
„ Warst du schon mal in der Balz, Risa?“ blickte mich meine Freundin neugierig an.
„ Nein.“ dachte ich darüber nach. „ Menschen fallen nicht in die Balz und geben auch nicht diese Stoffe ab, die dazu führen.“
„ Du bist doch gar kein Mensch.“
„ Schon, aber ich war mit einem zusammen.“
„ Ach so. Also ich hatte das Vergnügen schon.“ Schwärmte sie mir vor. „ Es ist so schön. Am liebsten wäre ich jeden Tag in der Balz.“
„ Nimm ein Aphrodisiakum. Da hast du ungefähr dieselben Symptome.“ Griente ich sie seitlich an.
„ Was ist das?“
„ Ein Mittel, was hemmungs- und willenlos macht. Bei den Luftatmern ist das sehr beliebt.“
„ Da hängen doch dann keine Gefühle mit drin, wenn man irgendeine Droge nimmt.“
„ In der Balz doch auch nicht. Jeder der dir zu nahe kommt könnte der Auslöser werden.“
„ Du lässt doch sicher nur jemanden an dich ran, den du magst oder?“
„ Ja schon…“
„ Und bei so einer Droge spürst du bestimmt auch nicht dieses Kribbeln wenn es beginnt. Oder das scheinbar unstillbare Verlangen, das nur von dieser einen Person befriedigt werden kann.“ Fing sie schon wieder an zu schwärmen. „ Und der Orgasmus ist dann tausend mal besser.“ Kicherte sie errötet.
Anders als wir Menschen kamen Nixen nur Mental und nicht Körperlich. Das besagte Phänomen hielt solange an, bis man von demjenigen befriedigt wurde, der es in einem ausgelöst hatte.
Und desto länger man wartete, desto unerträglicher wurde das Verlangen nach ihm.
„ Das glaube ich dir gern.“
Ich wäre auch gerne schon einmal in der Balz gewesen. Nur um heraus zu finden wie es war, wenn man nur noch an den einen denken konnte und vor Verlangen und Sehnsucht fast einging.
Aber eigentlich kannte ich das Gefühl nur zu gut.
Damals als wir Atlantis verlassen hatten, war die erste Zeit genauso gewesen.
Ich hatte mich nach Keith gesehnt, nach der lustigen Zeit die wir zusammen hatten.
Wenn ich so darüber nachdachte, hatte mich dass am meisten verletzt.
Natürlich fehlten mir auch meine Freunde und die Stadt an sich, aber er stand mir doch so
Nah. Ganz anders als heute, ganz anders…
Ich dachte da immer noch drüber nach, als ich das Schloss schon wieder betreten hatte.
Lana hatte mir zwar angeboten bei sich zu schlafen, allerdings wäre dass König Hizuki gegenüber unhöflich gewesen.
„ Das sieht so elegant aus, wie du läufst…“ schwamm Alain plötzlich neben mir her. „ Wenn wir zu gehen versuchen, sehen wir so aus wie eine Horde tanzender Pinguine.“
„ Ach, so schlimm ist das doch bestimmt gar nicht.“ Lächelte ich ihn an.
„ Oh doch…“ lehnte er die Hand an die Stirn.
„ Nun, dafür könnt ihr elegant schwimmen. Das ist doch auch was.“
„ Das bringt uns nur leider an Land mal so rein gar nichts.“
„ Da ist was dran. Wenn ihr euch dem Drake Labor in den Weg stellen wollt, könnt ihr sie ja zu Tode Tanzen.“ Ich musste bei der Vorstellung auch prompt anfangen zu lachen. „ Und du führst sie natürlich alle an.“
„ Meinst du dass würde die beeindrucken?“ musste auch er schmunzeln.
„ Wenn du ein Rosa Kleidchen trägst, bestimmt.“
„ Du bist noch immer genauso frech wie damals.“ Schielte er mich seitlich an. „ Dir fehlt wohl eine strenge Hand, was?“
„ Du glaubst doch nicht wirklich dass du mich erziehen könntest, oder?“
„ Och…“ griente er mich wieder frech an. „ Ich dachte da eigentlich an jemand anderem!“
„ Etwa an deinen Vater? Nein…“ schüttelte ich lachend den Kopf. „ Der würde mich eher verheiraten wollen, als mir die strenge Hand zu bieten, die ich ja anscheinend brauche.“
„ Das stimmt…und da Keith ja schon mit Cleo verlobt ist…“ da war schon wieder dieses neckische Funkeln in seinen Augen. „ Bleib ja nur noch ich übrig.“
„ Er ‚war‘ mit Cleo verlobt.“ Das Wort ‚War‘ betonte ich extra. „ Ich hoffe für ihn dass er nun endlich diese wahnwitzige Idee aufgibt. Und die Verlobung auflöst.“
„ Da wäre ich mir allerdings nicht so sicher. Wenn der sich was in den Kopf gesetzt hat, bringt man ihn nicht so leicht davon ab.“
„ Liebt er Cleo?“ wollte ich von Alain wissen.
„ Nein…ich glaube dass hat andere Gründe, dass er sie heiraten will.“
„ Dann hasst er sie so sehr, dass er bereit ist ihr Leben zu zerstören? Ist ihm dass denn völlig egal?“
„ Ich weiß es nicht.“ Gestand der Neck leise. „ Seit ihr an Land gegangen seid, komme ich nicht mehr an ihn ran. Er blockt alles gleich ab.“
„ Hm…“
Wir bewegten uns weiter den Flur entlang zum Speisesaal. Vorbei an detailliert-geschnitzten Marmor-Figuren und auch der weite Blick ins Meer konnte mein Interesse nicht wecken.
Doch dann bemerkte ich ein Liebespaar, zu mindestens glaubte ich dass die Beiden zusammen waren. Sie flirteten anscheinend gerade miteinander.
Das alleine hätte mich ja auch nie gestört, nur, der Neck, der vor dem Mädchen lehnte war kein anderer als Keith persönlich.
Und das versetzte mir schon gegen meinen Willen einen Stich.
Aber nicht weil ich ihn liebte, redete ich mir ein, sondern weil er der beste Freund war, den ich all die Jahre so vermisst hatte.
Der mich jedoch wie Luft, wie ein Störenfried, nein wie ein Verräter behandelte.
Scheinbar hatte nur ich, die Jahre vor Sehnsucht gelitten wie ein Tier.
„ Du bist wirklich Wunderschön, und es tut mir im Herzen weh dich versetzen zu müssen, aber…“ vertröstete der attraktive Prinz das junge Mädchen, mit dem Scharm und der zärtlichen Stimme, die er sonst nur bei mir zu benutzen pflegte. „ Ich werde auf dein Angebot zurück kommen, ok?“ flüsterte er ihr zu.
Als er mich dann entdeckte, versteinerte sein Blick wieder zu einer undurchdringlichen Maske.
„ Ihr seit so Charmant, Prinz Keith.“ Kicherte das verliebte Nixen-Mädchen.
Natürlich blieb es Alain nicht verborgen, dass ich bei den Anblick der Beiden leicht zusammen zuckte und instinktiv die Arme vor der Brust verschränkte.
Ich weckte in dem attraktiven Mann neben mir wohl den Beschützer-Instinkt.
Denn er legte auch gleich den Arm um meine Schulter und drückte mich fester an sich.
Normalerweise würde ich das nicht zulassen, aber just in diesem Moment war ich ihm sehr dankbar für diese kleine Geste.
„ Lass dich nicht unterkriegen, Risa. Du bist so unglaublich schön, es werden noch viele Männer kommen. Vergiss Keith.“ Vernahm ich seine gedämpfte Stimme.
„ Was erzählst du denn schon wieder? Ich bin alles andere als verliebt in diesen eingefrorenen Piranha.“ Maulte ich.
„ Na klar…“ war alles was er dazu sagte.
Schnell waren die bedrückenden Gefühle vergessen, als ich beim vorbei gehen aus dem Fenster sah, neben dem der jüngere Prinz und seine Freundin standen.
Und zwar hatte man von dort den perfekten Blick auf das Haus von Lana und Finn. Auch auf den Garten, wo wir saßen.
War das nur Zufall…oder…
„ Spionierst du mir etwa nach, du Fischmutant?“ ich war völlig empört.
„ Irgendwer muss dich doch im Auge behalten.“ Meinte er an teilnahmslos. „ Nicht dass du die Juwelen der Stadt klaust und sie an der Oberfläche verkaufst. Man kann ja nie wissen was im Kopf eines Luftatmers vor sich geht.“ Er drückte die Meerjungfrau demonstrativ an sich.
„ Sie ist kein Luftatmer, Keith. Hör endlich auf mit dem Mist. Kein Wunder dass sie vor dir geflüchtet ist.“ Warf Alain seinem Bruder an den Kopf.
„ Risa ist nicht vor mit geflüchtet!“ brach es plötzlich aus dem Neck raus.
Vermutlich war er, über das was er sagte, erstaunter als Alain oder ich.
Wie es aussah bekam seine Mauer langsam Risse.
„ Vergiss es…“ gab er von sich, ließ seinen Schwarm los und schwamm davon.
„ So, du bist also Risa. Lang ist es her.“ Beglupschte mich die Fischmutantin.
„ Und wer bist du?“ fragte ich sie.
„ Natürlich erinnerst du dich nicht mehr an mich.“ Schnalzte sie mit der Zunge. „ Mein Name ist Maria.“
„ Ach Maria. Ja ich erinnere mich.“ Bei dem Namen hatte es bei mir klick gemacht.
Sie war schon immer an Keith interessiert gewesen, jedoch hatte er, früher zu mindestens, nur Augen für mich gehabt.
Anscheinend nahm sie mir das noch immer übel, dabei war das ja wohl nicht meine Schuld gewesen.
„ Aber heute ist das ja zum Glück anders. Prinz Keith hat endlich begriffen, was du für ein Nichtsnutz bist. Und dieses Mal…“ funkelte sie mich an. „ Werde ich ihn mir nicht einfach vor der Nase weg schnappen lassen. Er gehört mir und nur mir.“
„ Weißt du was, ich schenk ihn dir.“ Schob ich sie zur Seite und ging an ihr vorbei. „ Wenn du willst binde ich ihm noch eine schöne Schleife um den Hals.“
„ Aber eine blaue! Und wehe er hat noch was anderes an außer dieser Schleife.“ Schrie sie mir nach.
„ Ausziehen kannst du ihn schön selber.“
„ Das werde ich auch tun. Deine Erlaubnis brauche ich dafür nicht.“
Ich rollte bloß genervt mit den Augen und ging weiter.
>Wenn sie ihn unbedingt haben will, dann soll sie ihn sich um Gottes Willen nehmen.>
„ Du kannst wirklich lügen ohne rot zu werden.“
„ Was meinst du, Alain?“
„ So egal ist es dir doch gar nicht, wenn sie sich Keith wirklich schnappen würde.“
„ Doch ist es.“
„ Und warum bist du dann so sauer?“
„ Ich bin gar nicht sauer!“ fauchte ich ihn an. „ Hm…sorry…“
„ Ich kann es einfach nicht verstehen. Warum verschließt ihr euch so sehr?“
„ Das mach ich doch gar nicht. Jetzt lass uns bitte von was anderem reden.“
„ Wie du meinst…“
So blieb es dann auch. Selbst während dem Essen deutete Alain nicht mehr in diese Richtung.
Obwohl er bemerkt haben musste, wie Keith immer wütender wurde, desto länger ich mich mit Alain unterhielt.
Und anderes herum, nagte es sehr an mir, wenn Maria diese zärtlichen Blicke genoss.
Trotzdem sagte der ältere Prinz nichts dazu.
Nach dem Essen ging ich auch gleich auf mein Zimmer, genauso wie Keith, und versuchte einzuschlafen.
Der ältere schaffte es auch gleich und hatte prompt einen sehr ‚Netten‘ Traum.
In dieser Illusion saß er auf den Korallen, dort wo Risa immer gesessen hatte und dieser Neck sich oft zu ihr gesellte.
Er dachte über die alte Zeit nach, darüber, wie viel Spaß er mit ihr gehabt hatte und wie sehr er litt, als sie plötzlich, über Nacht, verschwand.
Wie ihn die Sehnsucht nach der Nixe fast in den Wahnsinn trieb. Und er als letzten Ausweg diese tiefe, feste Mauer um sich aufbaute.
Keith hatte in den letzten Jahren oft nachts hier gesessen und in die Ferne gestarrt. So, als hoffte er, dass Risa sich irgendwann zu ihm setzen würde und so was sagte wie. „Da bin ich wieder.“ Mit dem Lächeln, was ihn zum Schmelzen brachte.
Aber nichts dergleichen geschah. Der Platz neben ihm blieb kalt und leer.
Jedes mal
Alles was er tat um sie zu vergessen war ohne Erfolg. Das Loch in seinem Herzen ließ sich einfach nicht füllen.
Egal mit wie vielen Frauen er an pendelte, die Leere blieb.
Zu allem Überfluss war der Grund für diese Leere nach 10 Jahren endlich wieder da und er verhielt sich wie ein grober Höhlenfisch.
Dabei hatte er so lange auf diesen Tag gewartet. Den Tag, an dem er sie wieder in die Arme schließen konnte.
Warum konnte er diese Mauer nicht mehr einreißen? Was war bloß los mit ihm?
„ Bist du in Ordnung?“ vernahm er plötzlich eine sanfte Kinderstimme.
Als er dann neben sich sah, saß Risa neben ihm. Aber nicht die heutige Risa, sondern die verblasste Erinnerung aus seiner Jugend.
„ Risa…?“ fragt er erstaunt.
Das kleine Nixen-Mädchen lächelte ihn süß an und lehnte ihre Hand auf seine.
„ Du siehst so traurig aus. Wurdest du gehänselt?“
„ Äh…nein…“ antwortete er ihr noch immer erstaunt.
„ Dann hast du etwas verloren, was dir sehr wichtig war?“
„ Nein…“ sah er wieder von ihr weg. „ Nicht etwas, sondern Jemanden.“ Fügte er im Flüsterton hinzu.
„ Und deshalb bist du so traurig?“
„ Ja, ich denke schon.“
„ Denkst du, oder weißt du?“ bohrte das Mädchen weiter.
„ Ich weiß es nicht…“
Er fand es schon recht merkwürdig hier mit dieser Risa zu reden.
Obwohl er sich ja so danach gesehnt hatte, dass zu tun, fand er im Moment noch nicht die richtige Offenheit.
„ Ich kann in dir lesen wie in einem offenen Buch, Keith. Da drin…“ lehnte den Finger auf seine Brust. „ Gibt es nur eine Frau, die dich glücklich machen kann. Und dass weißt du. Warum sonst hättest du die Gefühle für sie so tief in dir versiegeln sollen, dass du sie nie im Leben vergessen wirst. Und diese Mauer um dich herum, verstärkt dieses Siegel doch nur.“
Diese Berührung, diese einfache Geste von ihr, verursachte eine Aufruhe in ihm, die längst vergessene Gefühle zum Vorschein brachte.
Konnte es eventuell wahr sein? War es so, dass er sie noch immer liebte und deshalb keiner anderen Frau, im Unterbewusstsein, eine Chance gab?
„ Aber langsam ist es doch genug, oder? Du hast die Gefühle lang genug unterdrückt. Es ist an der Zeit dass du glücklich wirst, findest du nicht auch?“
„ Du glaubst also ich liebe dich noch immer?“
„ Nein, nicht mich. Die Frau die du liebst schläft gerade in einem der Gästezimmer im Schloss.“ Lächelte sie Keith wieder an. „ Ich bin nur eine Illusion, ein Hirngespinst längst vergessener Tage.“
„ Ich habe dich damals geliebt, mehr als alles andere auf der Welt. Als du gegangen bist…es hat mir das Herz gebrochen.“ Gab er leise zu.
„ Ich weiß. Und es tut mir auch alles so leid. Aber du hättest Cleo nicht dazu nötigen sollen dich zu heiraten.“
„ Das ist mir klar. Aber damals habe ich einfach keinen anderen Weg gesehen.“
„ Schon ok. Du hast jetzt die Chance alles wieder gut zu machen.“
Hatte er die Chance wirklich? Gab es noch die Möglichkeit einer Versöhnung?
„ Jedenfalls solltest du handeln, bevor Alain es tut.“
„ Alain?“ wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
Nun erinnerte er sich wieder an das, was ihm sein Bruder die ganze Zeit versucht hatte klar zu machen.
Wenn Keith nicht bald reagierte, würde der ältere Prinz ihm Risa vor der Nase wegschnappen.
„ Du liebst Risa doch, oder?“ wollte die Kleine von ihm wissen.
„ Ja, ich denke schon.“
„ Denkst du? Oder weißt du?“ harkte sie erneut nach.
„ Du bist für dein Alter ganz schön neugierig.“ Schmunzelte der Prinz.
„ Pff, neugierig.“ Verschränkte die kleine Risa beleidigt die Arme vor die Brust. „ Eigentlich bin ich doch nur hier, weil du dir nicht sicher bist was du fühlst und eine kleine Nixe brauchst, um es heraus zu finden.“
„ Ja, vermutlich hast du sogar recht.“ Sah er wieder in die Ferne. „ Sicher bin ich mir wirklich nicht.“
„ Du bist halt doch ein unterbelichteter Fischmutant.“ Kicherte sie.
„ Eigentlich hast du dich kein Stück verändert.“
„ Doch, ich bin eine Frau geworden.“
„ Stimmt. Das ist wirklich nicht zu übersehen.“
„ Geh zu ihr, Keith! Bevor Alain es tut.“ Stieß sie ihn von der Koralle.
„ He!!“ aber als er den Sturz abfing und wieder zu ihr hoch sah, war das Nixen-Mädchen so plötzlich verschwunden, wie sie erschienen war.
Langsam traten auch die ersten Sonnenstrahlen bis nach Atlantis vor und ließ das tiefe Blau des Meeres in einem helleren Ton erstrahlen.
War das der Beginn eines neuen Abschnittes in seinem Leben?
Er folgte der Anweisung der Illusion und schwamm zurück ins Schloss.
Da er annahm, dass Risa zu dieser Zeit noch schlafen würde, verschob er das Geständnis seiner Liebe auf Morgen und folgte dem Gang bis zum Thronsaal.
Schlafen konnte er jetzt so wie so nicht mehr. Er fühlte wie die Mauer zu bröckeln begann und das ‚Siegel‘ langsam zerbrach.
Als er jedoch die Türen zum Saal öffnete, brachen die ganzen guten Einsichten wie ein Kartenhaus zusammen.
Wie angewurzelt oder versteinert blieb er in der Tür stehen und starrte zu seinem Thron hin. Er traute seinen Augen kaum.
Aber egal wie oft er sich die Augen rieb und wieder hin sah, das Szenario vor ihm war immer das Selbe.
Das, was ihm am meisten verletzte, war jetzt eingetreten. Denn er hatte Alain und Risa tatsächlich in Flagranti beim Sex erwischt.
Und das ausgerechnet auf seinem Thron. Dabei, war ihm doch jetzt endlich bewusst geworden wie sehr er Risa liebte.
Aber nun wusste er, dass diese Einsicht zu spät kam.
Keith war nicht mehr fähig sich zu rühren, noch konnte er irgendetwas sagen.
Dieses grausame Bild vor ihm hatte ihn zutiefst getroffen.
Wie lange mochte er schon da gestanden haben und den Beiden beim Sex zugesehen haben? Für ihn verging eine Ewigkeit. Dieses Geschehene wird ihm selbst im Traum noch verfolgen.
Und dann entdeckte Alain ihn als erstes und drückte Risa feste an sich.
„ Ich habe dich gewarnt, Keith. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Die Frau in Alains Armen zeigte weder Scheu noch Scharm für ihren präsentierenden, nackten Körper. Sie lehnte demonstrativ den Kopf an die Schulter des älteren Prinzen in Menschen-Gestalt
„ Kannst du nicht wieder gehen? Siehst du denn nicht dass du störst?“ betrachtete sie ihn vorwurfsvoll.
„ Dass ist jetzt nicht wahr. Das kann nicht wahr sein…“ flüsterte er.
„ Du bist selbst schuld.“ Langsam ging sie auf ihn zu. „ Du allein hast mich in seine Arme gejagt.“
„ In seine Arme gejagt?“ sah er sie fragend an. „ Warum sollte ich das tun?“
„ Weil du ein egoistischer Piranha bist!“ fauchte sie ihn an. „ Du liebst nur einen, Keith. Und zwar dich selber! Für andere Gefühle ist da kein Platz!“
„ Was für eine tragische Liebesgeschichte, Bruderherz!“ lehnte Alain den Arm um Risas Schulter. „ Du hättest sie festhalten sollen, als du noch die Gelegenheit dazu hattest. Nun gehört diese Nixe mir und nie im Leben werde ich sie dir zurück geben.“
„ Zu diesem eingefrorenen Fisch will ich auch gar nicht zurück. Ich liebe dich, Alain.“
Bei dem letzten Satz von ihr wachte Keith erschrocken auf und saß Kerzengerade im Bett.
Noch immer hallte das Gesagte in ihm wieder.
Völlig verstört strich er sich durchs Gesicht und versuchte krampfhaft wieder zur inneren Ruhe zu finden.
Allerdings ohne Erfolg. Dieser merkwürdige Traum hatte gesessen.
>Alain mit der? Unmöglich. Niemals würde ich eine dreckige Luftatmerin als meine Königin akzeptieren.< versuchte er auf dem Wege seine mulmigen Gefühle los zu werden. >Außerdem liebe ich sie nicht. Das habe ich nie und werde es auch später nicht tun.<
Seufzend lehnte er den Kopf an seine Hand. „ Ich liebe sie nicht…“ flüsterte er.
>Ob sie jetzt bei ihm ist…? Tun sie es gerade…?<
„ Und wenn schon…ist mir egal…“ er ließ sich zurück fallen und versuchte weiter zu schlafen.
Aber der Gedanke, dass sein Bruder und ich uns vielleicht gerade näher kamen, ließ ihn nicht in Ruhe, er konnte einfach nicht wieder einschlafen.
„ Verdammt!“
Verstimmt verließ er sein angewärmtes Bett und schwamm aus seinem Zimmer.
Nur was er jetzt vor hatte, dass wusste nicht mal er so genau.
Schließlich konnte er nicht einfach in meinem oder Alains Zimmer rein platzen.
>Er kann sie nicht heiraten. Nicht sie. Eine Meerjungfrau, die das Leben eines Menschen führt und nicht mal ihre wahre Gestalt annehmen kann. Die ist nicht würdig.<
Doch dann vergaß er alles, was er gerade dachte, als er mich an einem Fenster stehen sah.
Dieses Fenster befand sich schräg gegenüber von dem Zimmer des älteren Prinzen.
Ich klebte fast an der Fensterscheibe, da ich gerade Blauwale beobachtete, die ich normalerweise nicht zu Gesicht bekam.
So nah war ich denen noch nie gekommen.
Natürlich hatte Keith ganz andere Ideen, warum ich hier stehen könnte, schließlich hing der Traum noch in seinem Kopf.
Für ihn kam ich nach einer Liebesnacht aus dem Zimmer schräg gegenüber.
„ Wow!“ gab ich begeistert von mir. „ Gleich drei Stück.“
>Dieses Flittchen!< wütend kam er auf mich zu, eigentlich um mir den Kopf zu waschen, aber es kam anders als geplant.
Zwei von den Blauwalen begannen plötzlich sich zu bekämpfen, vermutlich bohlten sie um das Herz der Dame.
Was ja auch kein Problem wäre, wenn die dabei nicht gegen das Schutzschild von Atlantis geprallt wären.
Der Aufprall war so laut und so stark, dass ich das Gefühl hatte, das die Erde bebte.
Als sie dann noch ein weiteres Mal gegen das Schild krachten und zwar direkt vor meinem Fenster, sprang ich instinktiv, aufschreiend zur Seite.
Zu allem Überfluss rannte ich natürlich direkt in Keiths Arme.
„ Ich hasse Wale!! Sie sollen aufhören!!“ schrie ich ihn an und hielt mir die Ohren zu.
Noch immer kämpften sie um die Wal-Dame. Und bei jedem weiteren lauten Knall zuckte ich zusammen und rieb verängstigt und erschrocken den Kopf an seine Brust.
„ Ausgerechnet wenn ich süße Meerestiere beobachten will, müssen die natürlich in der Paarungszeit sein…“ wimmerte ich schon fast.
Eigentlich wollte er mich weg stoßen, wieder Abstand zwischen uns bringen, aber er konnte es nicht. Er konnte mich weder loslassen, noch konnte er irgendetwas sagen.
Vermutlich merkte er nicht einmal wie feste er mich an sich presste, als würde er mich nie mehr los lassen wollen.
Da ich wusste dass ich in der Nähe von Alains Zimmer war, nahm ich fälschlicherweise an,
dass er es war der mich hier im Arm hielt.
Nach Keiths verhalten heute, mir gegenüber, hätte ich niemals angenommen dass er mich so verzweifelt umarmen würde.
Es dauerte einige Zeit bis es in Atlantis wieder ruhig war, aber selbst dann ließ er mich nicht gehen. Da ich mich aber auch schon wieder beruhigt hatte, war es mir doch etwas unangenehm hier in den Armen des Älteren zu stehen.
Schon allein weil Cleo ihn ja liebte und ich früh genug jegliche Nähe unterbinden musste.
„ Äh…“ suchte ich nach den richtigen sanften Worten. „ Du kannst mich jetzt wieder los lassen, Alain.“ Kam es mir nur so vor, oder zuckte er gerade wirklich zusammen?
„ Und wenn ich nicht Alain bin? Willst du dann immer noch los gelassen werden?“ vernahm ich eine mir wohlbekannte Männerstimme.
Als ich erkannte wer da vor mir stand, wich ich erschrocken zurück.
„ Keith?“
„ Tut mir leid dass ich nicht Alain bin.“ Durchdrangen mich diese eiskalten Augen.
„ Ich bin sogar ganz froh dass du nicht Alain bist.“ Mir war als würde die Temperatur gerade rapide abfallen, daher verschränkte ich leicht zitternd die Arme vor die Brust. „ Aber dass heißt nicht, dass ich glücklich darüber bin, dass du hier bist.“
Ich ließ es mir zwar nicht anmerken aber dieser Kerl verwirrte mich.
Einer Seitz meckerte er ständig an mir rum und erzählte allen wie sehr er mich doch hasste.
Aber anderer Seitz, klammerte er sich so an mich, als würde er um sein Überleben kämpfen.
Oder kam es mir vielleicht nur so vor? Hatte er mich gar nicht umarmt, sondern bloß festgehalten?
Ich dachte darüber nach, ob er eventuell sogar versucht hatte mich wegzudrücken und ich dass einfach nicht war genommen hatte?
Und dann war da noch diese eisige Kälte, die ihn umgab, wenn er mich ansah.
Nur hatte ich davon auch nichts gespürt, als er mich im Arm hielt.
Ich wurde aus dem Neck einfach nicht schlau.
„ Was machst du überhaupt hier? Es ist schon weit nach Mitternacht.“ Fragte ich ihn beiläufig.
„ Dasselbe könnte ich dich fragen.“
„ Ich?“ mein Blick wanderte zu einem der vielen Fenster. „ Ich habe Wale beobachtet. Normalerweise komme ich nicht so weit ins Meer. Dass ich sie hätte sehen können. Ich war fasziniert…“ dann sah ich ihn wieder an. „ Bis sie angefangen haben zu kämpfen, darauf hätte ich gut und gerne verzichtet.“
„ Fasziniert von Walen…du musst wirklich sehr unterbelichtet sein.“
„ Ach halt deinen Mund.“ Er fing schon wieder an. „ Dass du solche Schönheiten des Meeres nicht mehr wahr nimmst, ist mir schon klar. Schließlich siehst du nur dich. Dich und dein zu großes Ego.“ Fauchte ich ihn genervt an.
„ Wenn du meinst.“ Dann schaute auch er zum Fenster. „ Übrigens sind deine Freunde, die Wale, zurück gekehrt.“ Grinste er mich provozierend an. „ Komm aber erst gar nicht auf die Idee mich wieder an zuspringen, wenn sie dir Angst machen.“
Dass die Streithähne zurück waren, gefiel mir gar nicht. Es machte mir auch ein bisschen Angst, da ich keine Ahnung hatte, wie viel das Schutzschild aushalten konnte und Wale ja nun auch keine Fliegengewichte waren.
„ Keine Sorge. Hätte ich gewusst dass du es bist, hätte ich mich lieber unter Alains Bett verkrochen.“ Knurrte ich diesen eingebildeten Fisch an.
Eigentlich hatte ich die riesigen blauen Wale nur durch Zufall entdeckt, da ich mein Zimmer verlassen musste und hier spazieren gehen wollte, bis die Nacht rum war.
Vielleicht hätte ich mich ja, wie früher, auf die Korallen gesetzt.
„ Schon klar, dass du den Gedanken hast dich hoch zu schlafen.“
„ Hoch zu schlafen?“ glaubte ich mich verhört zu haben. „ Hast du sie noch alle? Warum sollte ich mich hoch schlafen wollen? Du tickst doch nicht mehr ganz sauber.“
Mein erster Gedanke war ihn, dafür was er sagte, grün und blau zu schlagen.
Allerdings war ich hier zum einen, in seinem Reich und zum anderen, war ich mir nicht sicher ob ich mich im Notfall gegen ihn wehren konnte.
Der heutige Kampf gegen das Drake Labor und die Rettung von Lynn hatten meine Belastbarkeit auf eine harte Probe gestellt.
Und was sollte ich sagen? Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten und würde am liebsten im stehen schlafen.
Aber in mein Zimmer konnte ich auf keinen Fall zurück kehren.
„ Ich mag Alain. Weil er im Gegensatz zu dir sich freut mich zu sehen und sich an unserer Freundschaft nichts verändert hat. Ich brauche mich nicht hoch zu schlafen…“ ich sah ihn fest in die Augen. „ Weil ich bei ihm schon auf dem Platz bin, auf dem ich sein möchte.“
„ Oh, wenn es darum geht.“ Er griente mich noch immer provozierend an. „ Ich habe mich auch gefreut dich zu sehen. Wenn es nach mir ginge, würdest du jetzt unten im Kerker sitzen, solange, bis Cleo mich geheiratet hätte.“
>Ich hasse ihn. Wie konnte ich ihn nur jemals einen Freund nennen? Er regt mich so auf!<
Gerade als ich meinen Ärger Luft machen wollte, da er damit, dass er meine Schwester erwähnte genau ins Schwarze traf, und ich ihm am liebsten durch den Reißwolf schieben wollte. Genau in diesem Moment prallten die beiden Wale wieder gegen das Schild.
Ich hatte mich so erschrocken, da ich sie schon vergessen hatte, dass ich aufschreiend in Keiths Arme sprang.
Dieser sah eigentlich die ganze Zeit nur grinsend auf mich herab. Schon fast herablassend oder überlegen starrte er mich an.
Mir passte es ja auch nicht, mich ständig an ihn reiben zu müssen. Gerade, weil mir das Gefühl seiner Haut viel zu sehr gefiel.
Anders als vorhin trug er jetzt keine Rüstung. Man konnte also auch sagen, dass er völlig nackt war.
Und der Anblick seiner nackten Brust, erinnerte mich an damals, an unseren ersten Kuss und die endlosen Nächte, die wir in einen Bett verbracht hatten.
Wir hatten so viel Spaß zusammen, und nun? Nun stand ich vor den Trümmern unserer Freundschaft.
>Was ist nur los mit mir? Leide ich unter Sex-Entzug? Gefällt es mir deshalb so gut, ihn zu spüren? Ja, das muss es sein.< schloss ich den Fall in meinen Gedanken ab.
„ Ich dachte du wolltest dich nicht mehr in meine Arme werfen?“
„ Ich mache das bestimmt nicht weil es mir so gut gefällt.“ Fauchte ich ihn an und war gleichzeitig froh darüber dass er mein gerötetes Gesicht nicht sehen konnte. „ Mir wäre es auch lieber du wärst Alain.“
„ Ach? Vorhin warst du noch froh, dass er es nicht ist.“
„ Jeder andere wäre mir lieber. Alle, außer dir!“ ich stieß diesen miesen Fisch von mir und dreht mich von ihm weg. Die Gefahr war zu groß, dass er in meinem Blick lesen konnte, was ich gerade für wirre Gedanken hatte. „ Selbst Finn hätte ich jetzt gerne im Austausch gegen dich hier.“
„ Finn, dieser Nichtsnutz passt auch zu dir.“
„ Hm…“ ich wollte so schnell wie möglich weg von ihm, weg von meinen verwirrenden Gefühlen. Also ging ich den Gang entlang in Richtung des Korallen-Gartens. „ Du bist doch selber ein Nichtsnutz. Ein Taugenichts, einer mit großer Klappe aber nichts dahinter.“
„ Wohin willst du?“ für ihn sah es natürlich wieder so aus als würde ich zum Zimmer seines Bruders gehen.
„ Das geht dich nichts an, Keith.“
„ Wenn du meinen Bruder wecken willst, finde ich schon dass es mich was an geht. Schließlich…“ er zog mich urplötzlich zu sich zurück. Ich fiel mit dem Rücken gegen seine Brust. „ Schließlich darf ich mir dann Morgen seine schlechte Laune an tun, wenn er nicht ausgeschlafen ist.“
Erst jetzt bemerkte ich was Keith für klare, helle blaue Augen hatte, die mich einen kurzen Moment faszinierten.
Ob das der Grund war warum so viele Frauen auf ihn abfuhren? Nun, er sah ja schon zum Anbeißen aus…
Aber zum Glück hatte ich mich schnell wieder gefangen und marschierte weiter den Flur entlang.
>Wie werde ich ihn nur wieder los…? Jetzt bewundere ich schon seine Augen. Noch ein bisschen länger und man kann mich einweisen, oder ich falle noch über ihn her…<
„ Selbst wenn ich Alain wach machen würde, hätte er Morgen bestimmt alles andere als schlechte Laune.“
„ Na, du bist ja ziemlich überzeugt von dir, was?“
„ Ich weiß einfach was ich kann…“ grinste ich. „ Und nun werde ich in mein Bett gehen. Das gleiche solltest du auch tun. Ich bin schon auf den Weg zu meinem Zimmer.“
„ Du glaubst auch du könntest mich verarschen, oder?“
„ Was denn?`“ ich sah kurz zu ihm zurück. „ Glaubst du etwa ich würde zu Alain schleichen, wenn du mal nicht hin siehst?“
„ Wer weiß was in deinem kranken Kopf vor sich geht!“
„ Der einzige der krank im Kopf ist, das bist doch wohl eindeutig du. Und nun kannst du zurück in deine Anstalt schwimmen.“
„ Ich werde erst verschwinden, wenn du in deinem Zimmer bist und ich die Tür ab geschlossen habe.“
„ Ich könnte dann aber immer noch aus dem Fenster flüchten.“
„ Das nagel ich zu.“
„ Na klar…“ musste ich doch leicht lächeln.
Versuchte er etwa wieder normal mit mir umzugehen? Wohl kaum. Aber mir kam es so vor, als wolle er tatsächlich mit mir spielen…oder?
Und dann war ich am Zimmer des Schreckens angekommen.
„ So. Du kannst nun gehen. Siehst du, ich bin da…“
„ Geh rein.“
„ Erst wenn du weg gehst.“
„ Das können wir jetzt die ganze Nacht so weiter machen.“
Eigentlich hielt er ja sich ja nur in meiner Nähe auf, damit ich nicht heimlich nach Alain flüchten konnte.
Das zu mindestens versuchte er sich ein zu reden. Bei mir zu sein, weckte Gefühle in ihm denen er sich nur schwer entziehen konnte.
„ Ich werde da erst rein gehen, wenn du die Biege gemacht hast. Also bitte.“ Deutete ich mit einer Handbewegung an, dass er gehen konnte. „ Verschwinde.“
„ Ich werde aber erst verschwinden wenn du da drin bist.“
Ok, dieses Gespräch führte mal zu rein gar nichts. Wir drehten uns immer wieder im Kreis. Also hatte ich keine andere Wahl, als ihm zu sagen, was an meinem Zimmer nicht stimmte…
„ Ich…“ begann meine Stimme ihm leise zu erklären. „ Ich kann nicht in diesen Zimmer schlafen.“
„ Und warum dass auf einmal nicht mehr?“
„ Weil ein riesiges Monster da drin auf mich lauert und mich fressen will.“
„ Jetzt willst du mich aber wirklich verarschen.“
„ Nein will ich nicht.“ Fuhr ich ihn an. „ Da ist eine Mega große Schlange drin, die nur darauf wartet mich verspeisen zu dürfen.“
Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch und schielte mich seitlich an.
„ Eine Mega große Schlange, ja?“
„ Hm…“ nickte ich.
„ Das muss ich sehen.“
Er schwamm auf meine Tür zu, vor der ich mich gerade befand, und versuchte die Klinke runter zu drücken.
„ Spinnst du?“ hielt ich ihn erschrocken von seinem Vorhaben ab.
„ Ich werde sie einfangen und weg bringen, also lass mich schon vorbei.“
„ Nie im Leben!! Du warst es bestimmt, der mir die Schlange da erst rein geschmissen hatte.“ Fauchte ich ihn an.
„ Wovon träumst du nachts?“
„ Auf jeden Fall nicht von dir!“
Während er weiter versuchte ins Zimmer zu gelangen und ich ihn mit aller Kraft davon abzuhalten versuchte, passierte es.
Ich kam unabsichtlich mit dem Ellenbogen an den Türgriff und öffnete diese.
Da durch, dass ich mich an die Tür lehnte, stieß ich sie auf und fiel ins Zimmer.
Reflexartig griff ich nach Keith und zerrte ihn mit Richtung Boden.
Als wir dann auf dem Boden lagen, wusste ich nicht was mich gerade mehr erstaunte, das dieser Fisch den Arm unter meinen Kopf geschoben hatte um den Sturz so abzufangen, oder das dieser schwere Sack auf mir drauf lag.
Irgendwie schien uns eine Art Gummiband zu verbinden, das uns immer wieder aneinander presste.
Langsam zog er seinen Arm zurück und stütze sich daran ab.
Wie es aussah reagierte nicht nur ich auf seinen Körper, sondern er auch auf meinen, was ich deutlich an seinen Blick erkennen konnte.
Wäre dieses verhasste Zischen nicht an mein Ohr gedrungen, hätte ich ihn vermutlich leidenschaftlich geküsst.
Woher kam nur mein plötzlicher Sinneswandel? Das war doch alles nicht mehr normal. Schließlich müsste ich diesen eingebildeten, von sich eingenommenen Froscharsch doch eigentlich hassen. Nur warum tat ich es nicht?
Ich bemerkte sehr wohl das seine Augen vor Verlangen einen dunklen Schimmer bekommen hatten und bemerkte ebenso wie sein Kopf sich meinem Näherte.
Ich merkte es, aber ich konnte mich nicht zur Wehr setzen. Keith hielt weder meine Hände fest noch versuchte er mich auf andere Weise dazu zu zwingen.
Mir standen also alle Möglichkeiten zur Verfügung, aber trotzdem wollte ich ihn gar nicht abhalten.
Die Folgen, die Balz, alle Gefahren die dieser Kuss auslösen könnte, waren mir egal.
>Er sieht so unglaublich gut aus…so süß…<
Langsam schloss ich meine Augen und schob meine Arme um seinen Nacken, jedoch, gerade als er mich küssen wollte, drang schon wieder das Geräusch der Schlange an mein Ohr und holte mich dieses Mal ganz ins Jetzt zurück.
Panisch drückte ich Keith hoch und kroch an ihm vorbei aus den Raum.
Erst zwei Türen weiter hielt ich an und lehnte mich leicht zitternd gegen die Wand.
„ Du meinst dass das kleine Tier dir solchen Schrecken eingejagt hat?“ er schloss die Tür wieder.
„ Kleines Tier?“ starrte ich ihn an. „ Ein Krebs ist klein, oder auch eine Schnecke. Aber dieses Vieh hatte einen Kopf wie ein Autoreifen.“
„ Autoreifen…soso.“ Strich er sich durchs Haar. „ Diese Schlange war höchstens einen Meter lang und hat den Kopf einer Murmel gehabt. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Weiß Gott wovon du wieder geträumt hast.“
„ Ich habe das weder geträumt, noch habe ich mir das eingebildet. Das Tier war mindestens sechs Meter lang! Bestimmt war die Schlange, die du gesehen hattest, ein Kind von ihr.“ Schüttelte es mich bei dem Gedanken. „ Ich werde da auf jeden Fall nicht drin schlafen.“
„ Verwöhnte Göre…“ murmelte er.
„ Das habe ich gehört, du Fischmutant.“
Kaum zu glauben dass wir uns vor wenigen Sekunden noch küssen wollten. Jetzt in diesem Moment würden wir uns erneut viel lieber an die Gurgel springen.
Wo sollte dieses Hin und Her nur mal Enden?
Ich jedenfalls erhob mich wieder und entschloss mich dazu mir Atlantis genauer anzusehen.
Vielleicht kam die Erinnerung, wie ich mich in mein wahres ich verwandeln konnte von allein zurück.
„ Weißt du noch was passierte, als du mich früher so genannt hattest?“
„ So was Unwichtiges behalte ich nicht.“
Was für eine Frage, als wenn ich meinen ersten Kuss einfach vergessen könnte.
„ Du legst es drauf an, dass ich deine Erinnerungen ein wenig auffrische.“
„ Hm…“ sah ich ihn kurz an. „ Das würdest du dich so wie so nicht wagen, weil die Gefahr der Balz für dich viel zu groß ist.“
„ Glaubst du?“ da war schon wieder dieses provozierende Grinsen. „ Ich könnte das von gerade zu Ende bringen.“
„ Gott bewahre. Sonst bekomme ich noch Herpes oder so.“
„ Das hatte dich gerade aber nicht gestört.“
„ Da war ich vor Angst wie versteinert gewesen, sonst hätte ich mich gewehrt.“ Maulte ich ihn an.
„ Wie versteinert? Deshalb hattest du auch deine Arme um meinen Hals geschlungen, ja?“
„ Das war nur, weil ich dich erwürgen wollte!! Eine reine Abwehr Reaktion.““
„ Also dafür dass du dir so was Unwichtiges nicht merkst, weißt du aber ganz genau worauf ich hinaus will.“
„ Bist du nicht müde? Oder kannst du nicht jemanden anderes auf die Nerven gehen?“
„ Die schlafen alle schon.“
„ Das solltest du auch tun.“
„ Du musst gerade reden, Risa.“ Schlang er plötzlich den Arm um meine Hüfte. „ Du kannst ja kaum noch gerade gehen.“
Ich hatte wirklich nicht bemerkt, dass ich leicht schwankte, als wäre ich betrunken.
Das nannte man dann wohl stehend KO?
Wie sollte ich nur Morgen zum Strand schwimmen, wenn ich heut nicht zur Ruhe kam?
„ …“ seufzte der Neck neben mir. „ Hilft ja alles nichts. Du kannst bei mir schlafen.“
„ Hast du sie noch alle? Als wenn ich freiwillig in deinem Zimmer schlafen würde!“
„ Früher hast du es aber oft getan.“
„ Früher…früher waren wir auch noch Kinder und haben uns keine Gedanken um die Balz machen müssen.“
„ Wenn es nur darum geht, kann ich dich beruhigen. Bei Alain müsstest du dich mehr vorsehen als bei mir.“
„ Das hat man ja gesehen…“
„ Ich bin bestimmt nicht so not geil, dass ich mich an eine Luftatmerin ran machen muss.“
Wie konnte ich das nur vergessen? Seinen Hass auf die Luftatmer.
Vermutlich würde Keith sich wirklich zurück halten, für ihn musste es viel schlimmer sein, sich nach einer ‚Verräterin‘ zu sehen, als umgekehrt für mich.
„ Na gut…“ flüsterte ich. „ Aber wehe du kommst mir zu nahe.“
„ …“ schwieg er dazu nur.
Langsam folgte ich ihm zu seinem Zimmer und betrat dieses zögernd, als er die Tür öffnete.
Wenigstens gab es hier keine Schlangen die mich auffressen wollten.
Auch die Möbel in seinem Zimmer waren aus Muscheln, Perlen und rosa Korallen angefertigt worden.
Als ich mich umsah, fiel mir auf dass mir anscheinend noch eine Erinnerung fehlte. Die Erinnerung an sein altes Zimmer.
Es gab im nach hinein vieles, was mir der Anschlag nahm, und das hier war nicht mal das schlimmste.
„ Ich schlafe an der Wand. Nicht dass du mich nachts aus dem Bett katapultierst.“ Murmelte ich.
„ Dafür komme ich dir gar nicht nah genug, um dass machen zu können.“
„ Deine Worte in Gottes Gehörgang.“
>Ist es wirklich eine gute Idee mit ihm in einen Bett zu schlafen? Ich meine…könnte ich mich überhaupt zurück halten? Es ist fast so als wäre ich in der Balz…dieses Verlangen…aber wodurch sollte es ausgelöst worden sein? Hm…ich war bewusstlos…hat er da?<
Keith hätte da Zeit genug gehabt mich zu küssen, allerdings, hätte er das auch vor allen anderen gemacht? Sprich vor seinem Bruder? Hätte er vor seiner Armee einen Verräter geküsst? Nein, ein ziemlich abwegiger Gedanke.
Aber wenn nicht die Balz, was war es dann?
Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, dass sich der Neck zu mir hin bewegte und mich interessiert musterte.
„ Du guckst mich so an, als würdest du gleich ausgehungert über mich herfallen.“ Griente er mich an.
„ W-Was?“ ich lief prompt rot an und stieß ihn mit voller Wucht weg. „ W-Wovon träumst du denn nachts? Als wenn ich ausgerechnet auf dich scharf wäre!“ schrie ich ihn an.
„ Du brauchst nicht so zu schreien, ich höre dich sehr gut. Außerdem…“ er kam wieder auf mich zu und zerrte mich näher zu sich hin. „ Spricht dein Körper Bände.“
„ Mein Körper spricht gar nichts!“ war es so offensichtlich? „ Und selbst wenn ich solche Signale abgebe, dann bestimmt nicht wegen dir.“
Ich stampfte an ihm vorbei zu seinem Bett und kroch rüber zur Wand, wo ich mich extra ganz klein machte, damit er genug Platz hatte und mich nicht ausversehn berührte.
>Das ist doch nicht derselbe Keith wie vorhin. Hat er einen Zwillingsbruder von dem ich nichts weiß? Warum verhält er sich jetzt so, dass ich ihm kaum widerstehen kann? Eine neue Masche? Eine Falle? Was hast du nur vor?<
Kurz nach mir legte auch der Ältere sich hin und drehte mir den Rücken zu.
Eine gefühlte Ewigkeit der Stille brach an und lud zum schlafen ein. Aber es wollte mir nicht gelingen, so viele Fragen waren in meinem Kopf und der attraktive Mann neben mir machte mich zudem noch nervös.
„ Warum hast du uns nur auf die schwarze Liste gesetzt?“ fragte ich eher mich als ihn.
Ich nahm ja auch nicht an, dass er noch wach sein könnte. Schließlich lagen wir schon ziemlich lange im Bett ohne uns bemerkbar zu machen.
Jedoch war es auch nicht meine Absicht gewesen das was ich sagte laut aus zusprechen.
„ …“ Keith öffnete seine Augen und senkte sie dann wieder. Es schien als würde er das, was er gleich von sich geben würde, selber nicht glauben können. „ Das versteht sich doch wohl von selbst.“
Dieses Mal lag es an mir die Augen vor Entsetzen weit aufzureißen.
>E-Er ist noch wach? Warum?<
„ Wie kann es ein einfaches Bauern-Mädchen auch wagen sich dem Willen des Prinzen zu widersetzen? Das ist Verrat und Verräter gehören nun mal auf die Liste.“
„ Bauern-Mädchen?“ ich drehte mich zu ihm um und starrte ihn an. „ Hast du etwa schon vergessen dass mein Vater der Minister von Atlantis war? Außerdem würde ich einen Schwachmaten, wie du es einer bist, auch nicht heiraten wollen.“ Keifte ich ihn an.
„ Du bist ganz schön mutig, dich in deiner Situation so zu benehmen.“
„ Was willst du denn machen? Mich wieder in den Kerker werfen? Ach ne, ich vergaß, ich muss ja in die Folterkammer.“ Ich schüttelte genervt den Kopf. „ Oder willst du mich aus deinem Zimmer werfen? Da wäre ich dir sogar recht dankbar für, dann müsste ich mir dein dummes Gelaber nicht rein ziehen.“
„ Verdammt, du gehst mir echt auf die Nerven!“ plötzlich drehte auch er sich um und drückte mich zurück ins Kissen. „ Meinst du das sind die einzigen Wege, die ich kenne um dich endlich zum Schweigen zu bringen?“ dann beugte er sich über mich und hielt meine Hände fest. „ Mir fallen noch tausend andere Dinge ein, die dir gegen den Strich gehen würden. Andere Dinge, um dich zu verärgern.“ flüsterte er und drückte sich dabei zwischen meine Beine.
„ W-Was hast du vor?“ ich musste ihn gerade ungefähr so angeguckt haben, wie ein Reh dass in die Scheinwerfer eines Autos schaute.
Mein Körper reagierte sofort auf das Gefühl seines Körpers. So schlug mir, das Herz bis zum Hals, ich wurde gegen meinen Willen unter ihm unruhig, hatte mich schon fast nicht mehr im Griff.
>Ich wusste dass das passieren würde. Warum hab ich mich nur darauf eingelassen? Wäre ich doch zu den Korallen gegangen.<
Aber nun war es zu spät für Gewissensbisse, ich lag schon unter ihm und ahnte was er vor hatte, was noch passieren würde.
„ Und was ist jetzt?“ holte er mich aus den Gedanken raus.
„ Hm?“ sah ich ihn fragend an.
„ Hier sind keine Schlangen, die dich erstarren lassen könnten. Warum wehrst du dich nicht?“
„ W-Wie auch, wenn du meine Hände fest hältst?“
„ Ist das alles?“ er zog seine Hand zurück und gab meine frei. „ Nun?“
Ich würde mich ja wehren. Wirklich. Hätte mein Verlangen meine Abwehr nicht Ko geschlagen und mein Verstand im Käfig eingesperrt würde ich es tun.
Aber so konnte ich es nicht mehr.
„ Nichts?“ damit ich mich im Notfall noch wehren konnte und ihn so abhielt eine Dummheit zu begehen, die er Morgen auf jeden Fall bereuen wird, näherte er sich nur sehr langsam meinen Lippen. „ Gar nichts?“ fragte er noch einmal.
Als ich mich dann immer noch nicht zur Wehr setzte, drückte er seine Lippen zärtlich auf meine. Aber das war nicht was ich wollte.
„ Ich sagte doch, dein Körper spricht Bände…“ an seinem Blick konnte ich erkennen, das auch ihn das Verlangen übermannt hatte und es ihn eigentlich nicht passte mir so nah zu sein.
Dennoch konnte und wollte er mich, wenigstens für diese eine Nacht, nicht los lassen.
Der nächste Kuss war leidenschaftlicher und Sehnsüchtiger, als hätten Beide all die Jahre nur darauf gewartet sich gegenseitig zu erlösen.Und durch diesen Kuss tat er es endlich.
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2011
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