Kapitel 1. Freund oder Feind
10 Jahre ist es nun her, dass wir an Land kamen.
Die Situation um das Drake Labor war schlimmer als wir Anfangs annahmen.
Aber mit der Zeit haben wir viele ihrer Schiffe zerstören können, der Geldverlust für die ist enorm, hoffentlich gehen ihnen bald die Quellen aus.
Ob ich es bereue hier zu sein? Nein, nicht eine Sekunde.
Aus dem Tagebuch von Leen
In den Tiefen des weiten Meeres, so tief, dass noch kein Mensch jemals dort war, dort lag die Königliche Stadt der Nixen. Sie nannten sie: Atlantis
.
Die ganze Stadt war aus Silbernen Steinen und blauen Kristallen angefertigt worden und wurde durch ein magisches Bannfeld beschützt, das Außenseitern das Entdecken der Nixen-Stadt unmöglich machte.
Dieser Schutz bot ihnen der Wasserstein, der den Meerjungfrauen auch die ewige Jugend schenkte.
Nixen können bis zu 200 Jahre alt werden und verfügten über starke magische Kräfte, an die das Drake Laboratorium brennend interessiert waren.
Professor Drake, der Leiter des Labors, arbeitete für einen Staat, der aus den Meeresbewohnern willenlose, kämpfende Marionetten machen wollte.
Da sie unter Wasser leben können, wären sie eine starke Waffe gegen verfeindete Kontinente.
Allerdings gab es an Land ‚Verräter‘ die die Wissenschaftler vertrieben und die Jäger-Schiffe vernichteten.
Diese ‚Verräter‘ waren wir, ich und meine Familie.
Mein Name ist Risa, ich bin die jüngste Tochter von Hiroki und Leen.
Dann gab es da noch meine große Schwester Cleo und natürlich meine Eltern.
Anders als meine Familienangehörigen konnte ich zwar noch unter Wasser atmen, aber meine Meerjungfrauen-Gestalt konnte ich schon seit langen nicht mehr annehmen.
Im Laufe der Zeit ging mein Wissen über das Ändern meines Körpers verloren, ich war ja damals auch erst 10 Jahre alt gewesen.
Seit 10 Jahren lebten wir nun also schon an Land, hatten unsere Freunde und die Familie zurück gelassen und sind über Nacht aus Atlantis geflohen.
Warum wir gingen? Ganz einfach, weil Keith sich entschlossen hatte Cleo zu heiraten und war davon nicht mehr abzubringen.
Meine Schwester konnte sich ein Leben an Keiths Seite einfach nicht vorstellen, da schon damals ihr Herz an einem anderen hing.
Auch der Vater von Keith fand dass das eine wunderbare Idee sei, schließlich war er der beste Freund meines Vaters und nichts wäre ihm wichtiger gewesen als ihn endlich zu seiner Familie machen zu können.
Hizuki, der König von Atlantis, regierte sein Volk gewissenhaft und gutmütig und war bei jeder man sehr beliebt.
Der nächste Herrscher würde sein ältester Sohn Alain werden, der das Reich mindestens genauso fair führen wird wie sein alter Herr.
Er war auch der Grund warum Cleo an die Oberfläche geflohen war, schon als Kind hatte sie sich in Alain verliebt und war es auch heute noch.
Und eigentlich hätte man es merken müssen, so offensichtlich war es, dass sie ständig seine Nähe suchte.
Vielleicht war Keith eifersüchtig, dass er Cleo unbedingt heiraten wollte? Möglich.
Jedenfalls gab er sich die Schuld daran, dass sein Vater seinen besten Freund verloren hatte.
Aus diesem Grund machte er aus uns die Verräter und setzte diese auf die schwarze Liste.
Wer in der Lage war uns zu fangen, würde großzügig belohnt werden.
Der attraktive schwarzhaarige Neck würde alles tun, um Hiroki zurück zu holen.
Zurzeit schwamm der mittlere Sohn des Königs, in dem großen prachtvollen Schloss der Königsfamilie, durch die Flure zum Thronsaal.
Gefolgt von einer schönen Meerjungfrau namens Cheyenne.
„ Bitte lass mich doch erklären, Schatz!“ flehte sie ihren Ex Freund an. „ Ich…war…“
„ Es ist mir egal was du dazu zu sagen hast. Vergiss es einfach.“ Unterbrach er sie genervt.
„ Aber…“ stiegen ihr die Tränen in die Augen. „ Ich…liebe dich doch!“ begann sie bitterlich los zu heulen.
Entnervt verdrehte Keith seine Augen und drehte sich zu ihr um.
„ Erspare mir deine Heucheleien! Ich will von dir nichts mehr wissen, verstanden?“ fuhr der betrogene Cheyenne wüst an und wollte weiter schwimmen, aber sie hielt ihm an der Hand fest.
„ Ich liebe dich wirklich. Bitte verzeih mir doch, Keith. Bitte!“ verzog sie ihre Lippen zu einem Schmollmund, der die Kerle immer weich geklopft hatte.
Nur bei diesem Neck hier bewirkte ihr Blick mal rein gar nichts.
„ Liebe…“ lachte er. „ Du weißt doch gar nicht was dass ist.“ Unsanft stieß er sie von sich, als sich Cheyenne zärtlich an ihn rieb. „ Geh, frag deinen Seepferdzüchter. Vielleicht kann er dir da weiter helfen. Bei mir wirst du keine Chance mehr bekommen. Also hör endlich auf mir ständig nach zu schwimmen, du nervst.“
Ungeachtet auf ihren bittenden Blick drehte er sich wieder um und schwamm in den Thronsaal, wo sich sein älterer Bruder gerade langweilte.
„ Aber Keith…“ sah sie ihm weinend nach. „ Ich flehe dich an, gib mir noch mal eine Chance.“ Drückte sie sich wieder an ihn.
„ Geh mir aus den Augen bevor ich mich vergesse und dich in den Kerker werfen lasse.“
Nun gab die Schöne erst einmal auf und verließ den Saal wieder.
„ Das war wirklich gemein von dir…“ fühlte Alain mit ihr.
„ Von mir?“ lässt sich neben ihn auf einem Stuhl fallen. „ Ich wollte nicht mit dem Seepferdzüchter durch brennen.“
„ Du bist ja auch nicht schwul.“ Grient der ältere ihn seitlich an.
„ Manchmal wünschte ich, ich wäre es.“
„ Schwule sind anstrengender…“ „ Habe ich gehört.“ Fügte er noch dazu.
„ Hm…“ brummte Keith und lehnte den Kopf an seine Hand.
„ Du hast sie doch so wie so nicht geliebt, warum geht es dir so nah?“
„ Verletzter Stolz…“
„ Ist das alles?“
„ Ja.“
„ Tust mir leid.“ Seufzte Alain. „ So wenige Gefühle in sich zu haben ist traurig…“
„ Dein Mitleid ist das letzte was ich brauche.“
„ Ja, ja. Schon klar.“ Schielte er ihn seitlich an. „ Themawechsel. Hast du schon gehört, Hiroki und seine Family haben wieder zwei Schiffe zerlegt.
„ Hm…“ er sah zur Seite. „ Was diese Verräter an Land treiben oder nicht treiben, interessiert mich auch nicht.“
„ Dass sie so schon viele von uns gerettet haben, interessiert dich also nicht, ja? Du bist zu hart, Keith. Auch zu dir selber.“
„ Unsere Armee würde schon mit den Labor-Freaks fertig werden. Hilfe von den Luftatmern ist das letzte was wir brauchen.“
„ Ich glaube du überschätzt unsere Leute maßlos. An Land haben wir gegen die keine Schnitte.“
„ Schwachsinn.“ Wehrte Keith ab. „ Sie können sowohl unter Wasser als auch an Land gut kämpfen. Sie üben ja nicht umsonst den Kampf mit Beinen.“
„ …“ seufzte Alain theatralisch. Wenn sein jüngerer Bruder so eine Laune hatte, kam kein gutes Wort bei ihm an. „ …deine Stimmung heute ist mal wieder Göttlich…“
„ Wie jeden Tag.“
Und dann kam das Kindermädchen der jüngsten Schwester, der acht Jährigen Lynn, hektisch in den Thronsaal gestürmt.
„ Eure Majestät! Eure Majestät!!“ verbeugte sie sich aufgeregt. „ Es tut mir leid…a-aber…ich kann Prinzessin Lynn nirgends finden. Die junge Dame hatte mich ausgetrickst und ist dann abgehauen!“
„ Was?“ rief Keith erschrocken.
„ Sie wird doch wohl nicht…“ war Alain mindestens genauso erschrocken.
„ Ich habe ihr verboten das Schloss zu verlassen! Wenn ich sie erwische kann sie was erleben!“ wütete er.
„ Beruhige dich, Keith. Hast du schon bei den Korallen geguckt?“
„ Ja.“ Bestätigte die besorgte Nixe. „ Überall im ganzen Schloss habe ich schon geschaut. Was machen wir nur… wenn ihr was zustößt… dass würde ich mir nie verzeihen.“ Verzweifelte das Kindermädchen fast.
„ Keine Sorge, Cassandra. Wir werden sie finden.“ Versuchte Alain sie zu beruhigen und legte ihr deshalb den Arm um die Schulter.
Dabei war er alles andere als ruhig. Zu groß war die Sorge, dass das Drake Labor sie gefangen genommen haben könnte.
Nein, an dem Ausmaß der Geschichte wollte er nicht denken.
„ Warte hier im Schloss, falls sie wieder auftaucht, sag uns sofort Bescheid, ok?“ sah der ältere zu seinem Bruder und nickte diesem zu.
„ Ok...“ nickte Cassandra.
„ Gut. Dann halt die Stellung hier!“ sagte Alain noch und verließ dann mit Keith den Raum.
„ Bitte bringt sie heil wieder zurück…“ betete Cassy leise.
Ich bekam von dem Trouble in Atlantis natürlich nichts mit, Cleo und meine Wenigkeit stiegen gerade aus den Fluten und fielen erschöpft in den weichen Sand.
„ Dieses Mal waren es richtig viele…und gleich drei Jäger-Schiffe auf einmal…sie rüsten auf.“ Sah meine Schwester besorgt in den Himmel.
„ Papperlapapp!!“ ich war voller Elan. „ Hast du gesehen wie die umher gerannt sind, als das Feuer ausgebrochen ist? Wie aufgeschreckte Hühner.“ Lachte ich bei der Erinnerung.
„ Das hätte auch nach hinten los gehen können, Risa. Hoffe Papa kommt mit den anderen Beiden Schiffen zurecht.“
„ Na klar. Papas Bomben sind richtig spitze, klein, handlich und passen in jede Tasche.“
„ Wenn sie Vater erwischen, erfahren die dass die Meerjungfrauen nicht nur unter Wasser leben können, dass wäre eine Katastrophe!“
„ Hmm…“ sah auch ich nun besorgt zum Meer. Cleo schaffte es echt immer wieder mich zu verunsichern. „ Es wird schon alles gut gehen, keine Sorge.“
„ Ja…wird es. Wie immer.“ Lächelte sie leicht.
„ Genau. Alles positiv sehen.“ Grinsend schielte ich zu den Bomben in meiner Tasche. „ Meinst du ich darf eine von Vaters Bomben mal mit in die Schule nehmen? Ein paar extra Feiertage könnte ich gut gebrauchen…“
„ Du hast doch gerade Ferien und so wie so nur noch ein halbes Jahr. Du stellst dich an wie eine Memme.“
„ Du bist gemein.“ Verzog ich beleidigt den Mund. „ Gerade weil ich nur noch ein halbes Jahr hab, ist es so anstrengend. Die ganzen Arbeiten und Tests die wir noch schreiben werden und nebenbei der Kampf gegen das Drake Labor. Dass ist echt extrem Nerven zerreißend.“
„ Du hast recht. Entschuldige…vielleicht solltest du erst mal eine Pause machen und uns die Schiffe überlassen.“
„ Quatsch. Ihr seid doch ohne mich auf geschmissen. Ne, ne. Ich bringe das schon alles unter einen Hut. Ist ja auch eine gute Ablenkung für mich.“
„ …“ Cleo starrte mich seitlich an. „ Ich…wollte ja eigentlich nicht nachfragen…aber…“ sie setzte sich hin. „ Du hast dich von Simon getrennt, oder?“
„ Hm…hatte mich schon gewundert warum noch keiner gefragt hatte. Ja es stimmt. Ich bin seit zwei Wochen wieder solo.“
„ Dachte ich mir…ich habe dich weinen gehört…nachts in deinem Zimmer…“
„ Dass ist ja echt klasse.“ Ich lief prompt rot an.
„ Willst du darüber reden?“
„ Da gibt es nicht viel zu reden.“
„ Du warst doch so glücklich mit ihm, oder?“
„ Ich war glücklich, aber er anscheinend nicht.“
„ Wieso? Hat er Schluss gemacht?“
„ Nein ich…“ nur ungern Erinnerte ich mich an diesen demütigenden Tag zurück, als ich meinen Simon mit meiner besten Freundin im Bett erwischte. „ Nachdem ich unangemeldet in seine Wohnung kam und er sich mit Hina im Bett vergnügte.“
„ M-Mit Hina? Deiner besten Freundin??“ schrie sie nun fast erstaunt auf.
„ Ja, mit dieser Hina.“
„ Oh nein…das tut mir so leid.“
„ Muss es nicht. Ich bin darüber hinweg.“
„ …“ langsam umschlang Cleo ihre Beine. „ Du musst nicht immer die Starke spielen. Ich weiß genau was du fühlst.“
„ …“
Wenn sie es doch schon wusste, warum stellte sie mir dann diese dummen Fragen?
„ Ich merke wenn du traurig bist. Es ist, als würde ein unsichtbares Band uns verbinden, dass deine Gefühle auch mich spüren lässt. Auch jetzt spüre ich deinen Schmerz.“
„ …“ um nicht gleich los zu heulen, biss ich mir auf die Unterlippe.
Ich war nach zwei Wochen noch immer verletzt und es war nur schwer zu verkraften dass es ausgerechnet die beiden Personen waren die mich betrogen hatten, denen ich am meisten Vertraute.
„ Zu weinen ist auch eine Art von Stärke, Risa.“
Kaum hatte sie das ausgesprochen da zog sie mich schon in ihre Arme.
„ Weine wenn dir danach zu Mute ist, das ist ok. Unterdrücke es nicht immer. So entfernst du dich immer mehr von mir.“ Erklärte Cleo mir leise und schloss ihre Augen. „ Dass macht mich ungemein traurig.“
„ E-Es tut mir leid, Cleo. Sei meinetwegen nicht traurig. Es geht mir gut. Wirklich!“
„ … ehrlich?“
„ Ja.“
Es ging mir gut? Das war glatt gelogen. Mal abgesehen von meinen Seelischen Problemen war ich mehr als nur erschöpft. Die Kämpfe gegen das Drake Labor wurden immer heftiger, inzwischen waren die Besatzungen der Schiffe sogar bewaffnet.
„ Ok.“ Meine Schwester gab mich wieder frei und schaute aufs Meer. „ Denk daran, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn dich etwas bedrückt, ok?“
„ Verstanden.“ Lächelte ich sie gekonnt an.
„ Gut. Merk es dir, ich bin nicht nur deine große Schwester sondern auch deine Freundin.“
„ Ja ich weiß.“
Das Gespräch war mir unangenehm. Mir war bewusst dass sie mich gleich durchschaut hatte. Deshalb wollte ich wohl auch trotz meiner Müdigkeit noch ein bisschen im Meer schwimmen.
„ Ich gehe noch etwas schwimmen. Wir sehen uns später.“
„ Grüß Jinjo von mir…“
„ Mach ich!“ rief ich ihr zu als ich mich in die Fluten stürzte.
„ Hm…“
>Und sie verschließt sich doch…< dachte sie traurig und senkte die Augen.
„ Schwimm aber nicht so weit raus.“
„ Ja, ja, ich weiß. Ich werde schon auf keine Jäger oder Nixen treffen, keine Sorge!“
„ Hmmm….“
>Wollte sie ja bloß daran erinnern…Zicke…<
Im Wasser konnte ich mich ein wenig ablenken, aber zu meinem Erstaunen dachte ich nicht über Simon oder Hina nach, sondern über Keith.
>Papa und Hiroki waren damals Freunde, gute Freunde sogar. Trotzdem ließ er sich nicht davon abbringen Cleo mit Keith verheiraten zu wollen. Warum nur? Und dann wurden wir auch noch als Verräter abgestempelt und auf die schwarze Liste gesetzt.
Dort wo nur verbannte und Verbrecher stehen. Warum hat denn keiner daran gedacht wie es Cleo bei der ganzen Sache geht? Das bleibt mir einfach ein Rätsel…< seufzte ich in Gedanken. >Dabei würde es mich ja schon interessieren wie Keith und Alain jetzt aussehen mögen. Ob Alain inzwischen verheiratet ist? Bestimmt.< glaubte ich zu wissen.
Und dann erinnerte ich mich an eine Szene aus meiner Vergangenheit, damals, als wir noch in Atlantis lebten und mit den Prinzen eng befreundet waren.
Ich war neun und Cleo 13 Jahre alt, oft heckten wir Streiche aus und ärgerten den König.
Damals, als Keith mir meinen ersten Kuss raubte.
Zu der Zeit wäre ich vor Langeweile fast gestorben, niemand hatte wirklich zeit für Cleo und mich.
„ Spiel mit uns, Keith. Mir ist so langweilig.“ Jammerte ich ihn zu.
„ Ich habe jetzt keine Zeit für euch, Risa. Wir spielen nachher, ok?“
„ Nachher ist aber nachher und noch sooo lange hin.“ Maulte auch meine Schwester rum.
„ Es gibt noch einiges was Alain und ich erledigen müssen. Wenn wir fertig sind spiele ich mit euch, versprochen.“
„ Könnt ihr dass denn nicht später noch erledigen?“ ich ließ mich auf seinen Schoß nieder und verzog meine Lippen zu einem Schmollmund.
„ Wir könnten euch doch dann helfen.“ Schlang Cleo ihre Arme um seinen Hals und lehnte den Kopf an seinen.
Damit bekamen wir ihn immer rum, gegen unsere Anziehungskraft hatte er nun wirklich keine Chance.
„ Wie soll man euch denn so noch widerstehen?“ lächelte er leicht. „ Also gut. Ich werde eine kleine Pause machen und mich mit euch beschäftigen.“ Gab er sich geschlagen.
„ Ja Ha!!“ jubelten wir im Chor.
„ Spielen wir bei den Korallen verstecken?“ wollte ich wissen.
„ Alles was du willst.“
„ Fein!!“ mit einem Satz war ich wieder von ihm runter gesprungen und auch Cleo ließ ihr Opfer los.
Alain zu überzeugen war nicht schwer, zu gerne spielte er mit uns. Vielleicht war er ja verliebt oder er hatte uns einfach nur sehr gerne, wer weiß.
Jedenfalls spielten wir bei den Korallen also Verstecken.
Was uns solchen Spaß machte, dass wir die Zeit vergessen hatten und uns hinter her richtig ran halten mussten um die Aufgaben der Prinzen bewältigen zu können.
„ Puh…“ völlig erledigt fiel meine Schwester auf ihr Bett und streckte sich.
Auch ich legte mich in meins, das im selben Zimmer stand.
„ Also ich bin froh keine Prinzessin zu sein.“ Murmelte ich und rieb dabei meine schmerzende Flosse.
„ Wären wir Prinzessinnen, dann wäre Alain mein Bruder und ich dürfte nicht in ihn verliebt sein.“
„ Ich verstehe so wie so nicht wie du dich überhaupt verlieben konntest. Sie sind zwar ganz nett…aber Liebe?“
„ Dafür bist du einfach noch zu jung, Risa. Das verstehst du noch nicht. Aber…“ ich hörte ihr nicht mehr zu, da Cleo wieder anfing von ihrem Prinzen zu schwärmen.
Meine Wenigkeit verstand wirklich nicht wie sie sich verlieben konnte, warum waren die Gefühle für ihn bei ihr plötzlich anders?
Was war nur anders wenn man Erwachsen war? Oder wurde?
Wie konnte aus Freundschaft so was Ekliges wie Liebe werden? Schon der Gedanken einen Jungen zu küssen war abartig.
„ Bahhh…“ schüttelte es mich bei dem Gedanken.
Hätte man mir gesagt, dass es bald so weit kommen sollte, dass ein Junge mich küsste hätte ich ihn erst ausgelacht und ihn dann den Haien zum Fraß vorgeworfen.
Aber genau so kam es noch in derselben Nacht als ich mal wieder nicht einschlafen konnte weil mich die Liebe beschäftigte und deshalb auf einer Koralle saß.
Gedanken verloren starrte ich durch die Gegend, hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand nicht schlafen konnte und mich entdeckte.
„ He, was machst du zu dieser unchristlichen Zeit hier?“ Keith setzte sich neben mich.
„ …“ sollte ich ihn vielleicht fragen? Er war doch nur ein paar Monate älter als Cleo und würde es mir vielleicht erklären können. „ Warum verlieben sich die Erwachsenen?“
„ Weil das in ihrer Natur liegt?“
„ In ihrer Natur?“ dachte ich darüber nach. „ Würde das bedeuten, dass ich mich auch verlieben werde?“
„ Ganz bestimmt sogar.“
„ Nein, nein, nein!“ schüttelte ich heftig meinen Kopf. „ Das wird nie, nie, nie niemals passieren.“
„ Glaubst du? Na sei dir da mal nicht so sicher. Noch bist du ein Kind, sag mir dass noch mal wenn du älter bist.“
„ Auch dann werde ich nicht anders darüber denken! Ich wette mit dir dass ich mich nicht einmal in meinem Leben mit einem Jungen küssen werde.“
„ Worum wetten wir?“ schielte er mich seitlich an.
„ Dass habe ich nicht ernst gemeint.“ Mir war als könnte ich seine Gedanken lesen. „ Und denk nicht mal daran mich zu küssen, kapiert?“ fauchte ich ihn an. „ Sonst kratz ich dir die Augen aus.“
„ Hatte ich gar nicht vor.“ Gab er scheinheilig von sich.
„ …“
>Ob Keith auch schon mal Verliebt war? Oder es vielleicht noch ist?<
„ Warum machst du dir solche Gedanken darüber?“
„ Weil ich merke wie sich Cleo deshalb verändert.“
„ Ist sie verliebt? In wen?“
„ In A-„ unterbrach ich mich. „ Dass geht dich nichts an.“ Verzog ich meinen Mund.
Da hätte ich mich beinahe verplappert, dass würde sie mir nie verzeihen.
„ Nur noch ein paar Jahre und du wirst dich selber in irgendeinen netten Jungen verlieben.“
„ Werde ich nicht.“
„ Oh doch.“
„ Woher willst du das denn wissen??“
„ Weil du eine wunderschöne Frau werden wirst. Und dann kannst du dich vor Verehrern nicht mehr retten.“
„ Ich werde die Kerle in Stein verwandeln und sie in meinen Garten stellen.“
„ Warum glaubst du bloß dass die Liebe was Furchtbares ist?“
„ Man verändert sich, spricht ständig von dem den man liebt, traut es aber nicht zu sagen und jammert deshalb rum. Man will sich…“ Schluck. „ Küssen und was weiß ich nicht noch alles.“
„ Küssen ist aber etwas Schönes.“
„ Ach und dass weißt du?“
„ Ja, weiß ich.“
„ Bist du etwa auch verliebt??“ starrte ich ihn entsetzt an.
„ Bin ich.“
„ Du auch noch? In wen bist du denn verliebt?“
„ …“ er sah lächelnd in die Ferne. „ Das ist etwas komplizierter. Ich sehe sie jeden Tag. Trotzdem sieht sie in mir nicht dass was ich in ihr sehe. Sie wird mich mögen. Bestimmt, aber mich nicht lieben.“
„ Du siehst sie jeden Tag?“ ich überlegte wen er meinen könnte. „ Ach, du redest bestimmt von dem Kindermädchen nicht wahr?“
„ Äh…ja…das Kindermädchen…genau.“ Auch er dachte nun an Tiffy, das Kindermädchen und gleich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.
„ Wirst du dich auch so verändern, wie alle anderen Verliebten?“ fragte ich ihn leise.
Lächelnd sah er mich an und drückte mich dann zärtlich an sich.
„ Magst du mich so sehr, das du angst davor hast, dass ich mich verändere und du mich dann verlieren würdest?"
" Quatsch.“ Lief ich leicht rot an. „ Ich würde dich nämlich nie verlieren. Du bist so leicht rum zu bekommen, dass wird sich niemals ändern. "
" Ich kann mich nicht erinnern dass du mich schon mal rum bekommen hast.“ Griente er mich frech an. „ Oder weiß ich da was von deinen nächtlichen Aktivitäten nicht?“
„ So habe ich das gar nicht gemeint!!“ brüllte ich ihn an und stieß ihn mit hoch rotem Kopf weg.
„ Nicht so laut, oder willst du das man dich findet? Du würdest Hausarrest bekommen und könntest nicht mehr mit mir spielen.“ Lachte Keith mich an.
„ Hör auf mich auszulachen, du gemeiner Fischmutant!!“
„ Fischmutant?“ verstummte sein Lachen plötzlich.
„ Ja und ein ziemlich hässlicher noch dazu!“ fuhr ich ihn an.
„ Hässlich?“ starrte er mich mit einem Blick an, der mir sagen sollte, flüchte, solange du noch die Chance dazu hast.
Panisch schwamm ich, so schnell meine Flossen mich trugen, in das Riff um mich, vor dem wild gewordenen Prinzen, zu verstecken.
Als ich die kleine Höhlenartige Ausbuchtung entdeckte, dachte ich, meine Wenigkeit hätte einen guten Platz gefunden um der Strafe zu entkommen.
Also schwamm ich in die besagte Höhle und machte mich so klein wie ich konnte.
Zwar war ich leicht außer Atem, versuchte aber dennoch ganz ruhig zu sein, damit man mich nicht gleich wieder entdeckte.
" Komm raus, Risa.“ Rief er mir zu und schaute dabei hinter jede Ecke. „ Lange kannst du dich eh nicht vor mir verstecken, du kleines Biest. Wie du weißt, kenne ich jeden deiner Verstecke in und auswendig. Also komm zu mir, ich werde dich früher oder später so wie so finden."
>Denkst du das wirklich? Wenn du tatsächlich alle meine verstecke kennst, warum bist du dann an mir vorbei geschwommen?<
Ich wog mich irrtümlicherweise in Sicherheit und wollte gerade meine Zufluchtsstätte verlassen, um mich woanders zu verstecken, als Keith sich plötzlich von hinten auf mich stürzte, der auf der Koralle über mir gesessen hatte und darauf wartete das ich meine Höhle verließ.
Ich schrie erschrocken auf als er mich packte und mich sanft aber bestimmend gegen
Die Koralle drückte und mich dort gefangen hielt.
" Siehst du, schon hab ich dich ...“ blickte er mich etwas überlegen an. „ So, wie war dass mit dem hässlichen Fischmutanten noch mal?"
" Das hab ich doch nicht ernst gemeint.“ Versuchte ich ihn weg zudrücken. „ Du siehst auf deine Weise bestimmt ganz nett aus. Aber ich habe kein Interesse an Jungs.“
„ Das reicht als Entschuldigung nicht. So kann ich dich nicht gehen lassen.“ Flüsterte er.
Ehe ich begreifen konnte was er vor hatte, hob er mein Kinn an und küsste mich zärtlich auf den Mund.
Ich war erschrocken und überrascht zu gleich. Wie konnte es sein, dass es doch ganz angenehm war von ihm geküsst zu werden? Wo steckte der Ekel, den ich erwartet hatte?
Lag es an Keith das mir der Kuss gefiel? Schließlich mochte ich ihn ja sehr gerne.
Schon seit Ewigkeiten waren wir Befreundet und auf gar keinen Fall würde ich ihn missen wollen.
Keith war mir verdammt wichtig, deshalb ließ ich diese Zärtlichkeit zwischen uns vermutlich auch zu.
„ Und? War das jetzt so schlimm?“ sah er mich komisch an.
„ Nein. Und es war auch nur in Ordnung weil du das warst, verstanden?“ murmelte ich leicht gerötet.
„ Weil ich das war?“ harkte er verdutzt nach.
„ Ja.“ Nickte ich. „ Dich mag ich nämlich. Sehr gern sogar.“
„ Hm…“ lächelte er wieder und drückte mich an sich. „ Ich hab dich auch sehr lieb.“
„ Versprich mir dass wir für immer Freunde sein werden. Auch wenn du mit Tiffy zusammen kommen solltest.“
„ Versprochen…“
Dann wurde eineinhalb Jahre später die Verlobung zwischen Cleo und ihm bekannt gegeben und alles änderte sich auf einen Schlag.
Wir flohen an die Oberfläche und Keith persönlich setzte uns auf die schwarze Liste.
Was war nur geschehen dass er sich so veränderte? Hatte er sein Versprechen denn schon vergessen?
Ich wurde arg aus meinen Erinnerungen gerissen als ich frontal gegen ein Wrack schwamm, dass sich tief auf dem Meeresgrund befand.
„ Aua…“ rieb ich mir den schmerzenden Kopf.
Erst jetzt bemerkte ich dass ich viel zu weit raus geschwommen war und dass sich jemand neben mir die Seele aus dem Leib lachte.
„ Ha, ha, ha.“ kicherte Jinjo, der König der Delphine und ein sehr guter Freund von mir. „ Wärst du ein Mensch, wärst du jetzt ersoffen.“
„ Na zum Glück bin ich das nicht.“
„ Hast du schon wieder an Simon gedacht?“
„ Nein. An den denk ich schon lange nicht mehr.“
„ Schön zu hören. Also geht es dir endlich besser?“
„ Ja.“ Bestätigte ich ihn.
„ Du bist ziemlich weit draußen, Risa. Hast du das bei deinen Tagträumen nicht bemerkt? Du wirst Ärger bekommen wenn man dich hier entdeckt.“
Ich sah mich noch immer verwirrt um, um festzustellen wo ich mich überhaupt befand.
Es lagen viele Schiffe auf dem Grund des Meeres, daher gab mir das auch keinen Anhaltspunkt.
„ Nein. Ich war so in Gedanken, dass mir das entgangen war.“
„ Gut dass dich das Schiff aufgeweckt hatte.“
„ Ich habe nicht geschlafen!“ maulte ich ihn an.
„ Ja klar.“ Lachte der Delphin.
„ Hm…“ verschränkte ich die Arme vor der Brust.
Mir schwirrte noch immer Keith im Kopf herum, warum musste ich auch ausgerechnet jetzt an meinen ersten Kuss denken?
Ich vermisste ihn sehr, mir fehlte es ihn zu necken und aufzuziehen.
Ob er sich stark veränderte? Er war inzwischen bestimmt ein attraktiver junger Mann, der sich vor Frauen nicht retten konnte.
Zu gerne würde ich ihn wieder sehen. Ich wünschte mir, es wäre alles so wie früher.
„ Du denkst an einen Mann, dass sehe ich dir an der Nasenspitze an.“
„ Ja…“ senkte ich meinen Kopf. „ Ich würde so gerne nach Atlantis gehen. Alain und Keith wieder sehen, Hizuki ärgern und meine alten Freunde besuchen.“
„ Das kann ich gut nachvollziehen. Aber dann würden sie dich in den Kerker werfen und weiß Gott was mit dir anstellen.“
„ Ich weiß. Aber eines Tages werde ich zurück kehren. Irgendwann wenn wir das Drake Labor zerstört haben.“ Flüsterte ich. „ Themawechsel. Wie geht es denn deiner kleinen Maya?“
„ Ihr geht es sehr gut. Sie wächst und gedeiht. Bald werde ich sie mit auf die Jagd nach Fischen nehmen. Das wird ihr gefallen.“
„ Ja dass kann ich mir gut vorstellen.“
„ Du solltest wirklich zurück ins flache Wasser schwimmen, Risa. Ich habe vorhin die Wachen von Atlantis hier ihre Runden schwimmen sehen. Keith und Alain waren auch dabei.“
„ So?“ sah ich ihn verblüfft an. „ Atlantis ist doch noch sehr weit weg. Was machen die hier?“
„ Vielleicht suchen sie euch? Ich glaube nicht dass sie darauf warten werden bis ihr zu ihnen kommt.“
„ Da könntest du recht haben. Gut dass mich das Wrack aufgehalten hatte und nicht einer der Wachen.“ Gab ich nachdenklich von mir. „ Ich würde es nicht ertragen eingesperrt zu werden und meiner Familie nicht mehr helfen zu können.“
„ Soll ich dich zurück zum Strand bringen? Du siehst fertig aus.“
„ Ja, das wäre nett. Die letzten Jäger-Schiffe waren wirklich anstrengend gewesen.“
„ Halt dich an mir fest.“
Gerade als ich mich an Jinjo festhalten wollte kam Sylph hektisch an geschwommen.
Dieser Delphin gehört zu der Leibgarde des Königs und war auch ein Freund meiner Familie.
Schon oft haben sie zu mindestens mir das Leben gerettet, da sie schneller schwimmen konnten als ich, als Mensch.
„ König Jinjo!“ brüllte er aufgebracht.
„ Was ist los, Sylph?“
„ Jäger! Dort hinten ist ein Schiff von ihnen. Sie haben ein verletztes Nixenmädchen im Netz.“
„ Ist dass wahr?“ fragte ich erschrocken nach.
„ Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Es handelt sich bei der kleinen um Prinzessin Lynn. Wir müssen was unternehmen.“
„ Bring mich schnell zum Schiff, Sylph.“
„ Das geht nicht, Risa.“ Gab der König der Delphine erschrocken von sich. „ Du bist viel zu geschwächt. Sie könnten dich entführen.“
„ Wir haben keine andere Wahl. Bis Cleo oder mein Vater hier sind könnte es schon zu spät sein.“
Ich griff nach der Rückenflosse von Sylph und forderte ihn erneut auf mich zu den Jägern zu bringen.
„ Mist. Ich komme mit.“
In rasender Geschwindigkeit brachte er mich zu dem besagten Schiff.
„ König Jinjo, sie haben das Netz schon eingeholt!“ rief einer der anwesenden Delphine.
„ Verdammt.“ Ich biss mir auf die Unterlippe.
>Um das Schiff sollte sich Vater kümmern. Was ist mit ihm?<
„ Risa! Wir müssen etwas unternehmen.“ War nun auch Jinjo davon überzeugt dass ich schnell handeln musste.
„ Holt Krake. Ich brauche seine Hilfe.“ Rief ich den Delphinen zu.
„ Bin schon weg.“ So schnell er konnte schwamm er zu der Höhle von dem Tintenfisch und wenig später kam Sylph mit ihm zurück.
„ Mein Schatz hat nach mir gebrüllt?“ lehnte er einen seiner Tentakel um meine Hüfte.
Aber nicht nur Krake kam dazu auch Keith und Alain näherten sich uns.
„ Du musst mich schnell auf das Boot werfen, Krake.“
„ Wie sieht meine Belohnung aus?“
„ Du kannst von mir aus die Jäger haben.“ Fuhr ich ihn an. „ Nun mach schon.“
„ Pass auf dich auf, Risa.“ War mein Delphinen Freund besorgt.
„ Wie immer.“
„ Warum kann sie mit unserem Meeresvolk reden?“ starrte Alain mich erstaunt an.
„ Prinz Keith!“ kam einer der Wachen an geeilt. „ Lynn, Prinzessin Lynn ist an Bord der Luftatmern. Es handelt sich dabei um ein Jäger-Schiff.“
„ W-Was?“ riefen beide Prinzen gleichzeitig erschrocken aus.
„ Wir müssen sie befreien, Los!“ wütete Keith.
„ Das Menschen-Mädchen dort vorne ist gekommen um sie zu retten. Sie hat bessere Chancen, eure Hoheit.“
„ Wir können aber hier nicht untätig rum stehen und nichts tun. Wir müssen ihr helfen!“ schwamm Alain zu der Delphinen Menge hin.
>Kann das sein? War das Risa oder Cleo?< fragte er sich.
„ Wir sollen einem Menschen-Weib helfen? Spinnst du, Alain? Sollen sie sie doch gefangen nehmen. Danach werden wir Lynn retten.“ Hielt Keith seinen älteren Bruder zurück.
„ Die Frage ist wohl eher ob du spinnst. Vielleicht handelt es sich um Cleo oder Risa. Da werde ich nicht einfach zusehen und abwarten.“
Krake hatte mich inzwischen an Bord des Schiffes geworfen und wartete geduldig darauf dass ich zurück kam.
Er war allerdings der einzige der ruhig war, Jinjo wie auch Sylph schwammen besorgt im Wasser hin und her.
„ Hoffentlich geht alles gut…Risa…“
„ He. Da ist diese Göre schon wieder! Schlagt Alarm! Sie darf das Nixenmädchen auf keinen Fall befreien.“ Brüllte einer der Jäger erschrocken.
„ Lynn!“ schrie ich erschrocken.
Sie sah schon total geschwächt aus, lange würde sie es ohne Wasser nicht mehr aushalten.
„ Woher…kennt sie meinen…“ kämpfte die Prinzessin mit der Bewusstlosigkeit.
„ Lasst sie sofort gehen!“
„ Ergreift sie. Lasst sie nicht entkommen.“
Einige der Jäger stürmten auf mich zu, ich holte eine meiner kleinen Bomben aus meiner Hüfttasche.
„ Hab keine Angst, ich bin gleich bei dir.“
„ Vorsicht sie hat eine Bombe. Geht in Deckung.“
Wieder liefen sie wie aufgescheuchte Hühner auf dem Boot umher. Einige von ihnen dachten sie könnten sich ins kühle Nass retten, hatten aber nicht mit Krake gerechnet, der nur darauf wartete seine geliebten Menschen in seine Fittiche zu bekommen.
Andere warfen sich hinter Fässern und duckten sich.
„ …“ starrte ich sie verblüfft an. „ Na ihr seit mir ja tolle Jäger…“
Aber eigentlich kam mir das ganz recht. Einen richtigen Kampf würde ich eh nicht überleben, so kaputt wie ich war.
„ Wir sind vielleicht Jäger aber nicht lebensmüde.“ Quiekte einer der sich duckenden hinter einem Fass.
„ Ich bin Wissenschaftler und kein Pirat.“
Obwohl die meisten Männer reiß aus nahmen, standen noch immer viele zwischen mir und Lynn.
Da ich keine andere Wahl hatte, warf ich die Rauchbombe auf den Boden und rannte an den übrig gebliebenen, keuchenden Jägern vorbei zu dem Netz hin, in das sie Lynn fest hielten.
Mit einem Dolch aus meiner Tasche zerschnitt ich dieses, griff nach Lynn und sprang mit ihr zurück ins Wasser. Gefolgt von einigen Tauchern.
„ Bring sie hier weg, Jinjo.“ Ich legte die bewusstlose Prinzessin über seinen Rücken.
„ Und was ist mit dir?“
„ Ich bin noch nicht fertig.“ Gab ich von mir und kehrte zum Schiff zurück.
„ Nein warte. Dass ist zu gefährlich, komm zurück.“ Schrie er mir erschrocken nach.
„ Verschwindet! Bringt euch alle in Sicherheit.“ Forderte ich die Delphine und Krake auf und kletterte am Seil hoch.
Ich musste dieses Boot lahm legen, damit es keine anderen Nixen mehr fangen konnte. Andernfalls würden die sich einfach ein neues Netz holen und wieder an ihre Arbeit gehen.
Hiroki, mein Vater, hatte eine ganz besondere Bombe entwickelt, die man einfach irgendwo am Boot festmachte. Und wenn sie dann los ging, gab es keinen Knall wie es eigentlich üblich war, sondern sie sendete Elektronische Impulse, die den sensiblen Motor angriffen und zerstörten.
Als ich die Bombe anbrachte und einstellte bemerkte ich nicht wie einer der Jäger mich entdeckte und seine Waffe zog.
„ Endlich hab ich dich, du dämliche Göre.“ Brüllte er mich an. „ Weißt du überhaupt wie teuer die Motoren unserer Schiffe sind, die ihr einfach so, mal eben unbrauchbar macht?“
Man konnte nicht gerade sagen, dass ich begeistert davon war, in die Mündung einer Pistole zu gucken.
Noch dazu würde die Bombe gleich hoch gehen und ich wollte nicht wirklich erfahren, wie es war, wenn man bei der Explosion direkt davor stand.
Auch wenn es nur Blitze waren, die sie abfeuerte.
„ Wenn dir das nicht passt, solltest du vielleicht den Beruf wechseln.“
„ Darüber habe ich auch schon nach gedacht. Aber Drake bezahlt mir in einem Monat mehr, als ich jemals in einem Jahr verdient habe.“
„ Wenn du weiter für diesen Mistkerl arbeiten willst, musst du dich damit abfinden, dass ich immer wieder dafür sorgen werde, dass eure billigen Motoren ihren Geist aufgeben.“ Fuhr ich ihn an und ließ mein Seil los.
Jinjo war schon fast bei der rettenden Unterwasserhöhle angekommen, als er plötzlich einen Schuss hörte und sich erschrocken um drehte.
„ Nein…bitte nicht…“
Schon von weiter konnte er das Blut sehen, dass sich stark von der Farbe des kühlen Nasses abgrenzte. Der Geruch würde auch bald Haie angelockt haben.
„ R-I-S-A!!!“ rief er panisch meinen Namen und kam zu mir zurück geeilt.
„ Alles in Ordnung, Jinjo.“
„ Aber du blutest.“ man konnte die Heidenangst in seinen Augen klar erkennen.
„ Ist nur ein Streifschuss. Du solltest Lynn doch in Sicherheit bringen. Warum bist du zurück gekommen?“
„ Spinnst du??“ herrschte er mich verärgert an. „ Du wurdest angeschossen, meinst du da kann ich ruhig in der Höhle sitzen und warten bis dich die Haie aufgefressen haben?“
„ Nein, schon gut. Es tut mir leid. Lass uns von hier verschwinden. Ich will mir ihre Wunde ansehen.“
Auch ich hielt mich jetzt mit dem gesunden Arm an ihm fest und achtete gleichzeitig darauf, dass die kleine Prinzessin nicht von dem Delphin runter fiel.
>Sie ist doch ein Luftatmer, warum kann sie mit den Meeresbewohnern reden?< fragte Lynn sich, der es langsam immer besser ging.
„ Bist du in Ordnung?“ fragte ich das kleine Mädchen besorgt, als wir in der rettenden Höhle saßen.
„ Lass mich in Ruhe, Luftatmer.“ Schlug sie meine Hände weg. „ Keith und Alain suchen bestimmt schon nach mir, die werden dir die Ohren lang ziehen!! Jawohl!!“
„ Bitte, gern geschehen! Du musst dich nicht für deine Rettung bedanken!“ formte ich meine Augen zu schlitze. „ Bei deinem Mundwerk kann es dir ja so schlecht nicht gehen.“
Die Wunde an ihrer Flosse sah wirklich schlimm aus und blutete noch immer. Was hatten diese Grobiane nur mit ihr angestellt? Haben die denn nicht gesehen dass sie noch ein kleines Kind war?
Gerade als ich meine Hand über die klaffende Wunde legen wollte, um diese zu heilen schlug sie mir mit ihrer Flosse genau auf meine Verletzung am Oberarm.
„ Argh!!“ zuckte ich vor Schmerzen unweigerlich zusammen.
„ Oh nein. Das tut mir leid. Ich habe nicht gesehen dass du verletzt bist.“ Schrie sie mich fast an. „ Ist dass bei meiner Rettung passiert?“ wollte sie leise wissen.
Lynn hatte wirklich viel Ähnlichkeit mit Keith. Er hatte also eine kleine Schwester bekommen. Da konnte er mich ja leicht ersetzen.
„ Mach dir deshalb keinen Kopf. Wegen dir bin ich bestimmt nicht verletzt.“ Ich legte erneut die Hand über ihre Flosse und heilte ihre Wunde.
„ Warum kannst du eigentlich heilen? Und so lange unter Wasser bleiben ohne zu ertrinken?“ fragte sie entsetzt nach.
„ Oh..ich muss dann mal Luft holen gehen. Jinjo wird dich zurück nach Atlantis bringen.“ Ich war noch entsetzter als sie.
Hatte ich doch tatsächlich vergessen, wer hier vor mir stand und dass die gefürchteten Prinzen schon auf der Suche nach ihr waren?
Gerade als ich die Höhle verlassen wollte, und mich deshalb zum Eingang drehte standen Keith und Alain plötzlich dort.
„ Argh!“ erschrocken trat ich einige Schritte zurück.
Das war wirklich nicht mein Tag heute, erst wurde ich angeschossen und dann standen auch noch ausgerechnet die Prinzen vor mir. Noch dazu spürte ich, dass mein Körper am Ende seiner Kräfte war und es nur noch eine Frage der Zeit war bis ich zusammen brechen würde. Ich musste also so schnell wie möglich von hier verschwinden.
„ Alain!! Keith!!“ die junge Nixe warf sich weinend in Alains Arme. „ Ich hatte solche Angst. Nie wieder werde ich das Schloss verlassen.“
„ Das habe ich dir auch ausdrücklich verboten. Was denkst du dir eigentlich?“ sah Keith seine jüngere Schwester wütend an. „ Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
„ Es tut mir so leid.“ Klammerte sie sich an ihn fest.
Abwechselnd betrachtete ich die beiden jungen Männer. Sie sahen wirklich unglaublich gut aus.
Obwohl jetzt nicht gerade der richtige Zeitpunkt für Schwärmereien war, konnte ich nichts daran ändern dass mein Blick gerade an Keith hängen blieb.
Seit 10 Jahren hatte ich ihn nun nicht mehr gesehen und am liebsten würde ich ihn um den Hals fallen.
Dass allerdings sollte ich mir verkneifen, wenn ich nicht bei denen im Kerker landen wollte.
Trotzdem freute ich mich wahnsinnig darüber die Beiden endlich wieder gesehen zu haben.
Ich zuckte zusammen als auch Keith mich plötzlich anblickte und sich unsere Blicke trafen.
„ Ich sollte mich bei dir bedanken. Aber ich habe das Gefühl es später zu bereuen. Darum tue ich es nicht…“ gab er mit eiskalten Augen und einer ausdruckslosen Stimme von sich.
„ Dieser Luftatmer da hat mich gerettet. Aber eigentlich kann sie kein Luftatmer sein denn sie ist schon ganz lange unter Wasser und mit unseren Meeresbewohnern kann sie reden und meine Wunde hatte sie auch geheilt.“ Plapperte die Jüngste wie ein Wasserfall drauf los.
„ Ist das so?“ mir lief, bei der Kälte die Keith ausstrahlte ein eiskalter Schauer über den Rücken.
„ Das kann sie alles?“ mischte nun auch Alain im Gespräch mit uns starrte mich an.
„ Ihr traut euch also endlich ins tiefe Wasser, du Verräter?“
„ Verräter?“ Ich mochte dieses Wort noch immer nicht. „ Wir sind für dich Verräter nur weil Cleo dich nicht heiraten will??“ fuhr ich ihn an. „ Sie steht nun mal nicht auf hässliche Fischmutanten.“
„ Und wen glaubst du hier vor dir zu haben, dass du es wagst so zu reden?“ er ließ Lynn los und kam auf mich zu.
„ Einen Fisch und Fische gehören in die Pfanne.“ Fauchte ich ihn an.
Nun gut, wie es aussah konnte man mit ihm nicht mehr den Spaß haben wie damals. Aber ich würde mich nicht kampflos gefangen nehmen lassen.
Ich schien den mittleren Sohn immer wütender zu machen.
„ Wachen. Ergreift sie!“
„ Warte.“ Hielt Alain ihn von seinem Vorhaben ab und kam auch auf mich zu. „ Du bist es doch…oder?“ starrte er mich unsicher an. „ Ja!! RISA!!“
Wenigstens einer der sich freute mich nach all den Jahren endlich wieder zusehen.
Und dieser Neck drückte mich auch gleich freudestrahlend an sich.
„ …“ Keith fehlten die Worte. Er starrte uns nur entsetzt an.
„ He-he. Nicht so feste Alain, du erdrückst mich noch!“ zischte ich ihn an.
„ Wie lange ist das her? 10 Jahre?“
„ J-Ja!“ ich wurde immer noch erdrückt.
„ Du hast mir gefehlt, Risa.“ Flüsterte er.
„ Ja…du mir auch…“
„ Ehrlich?????“ freute sich der Thronfolger noch mehr.
„ Lass den Scheiß, Alain. Sie ist und bleibt ein Verräter. Nehmt sie endlich fest.“ Bildete ich mir das nur ein oder war Keith noch wütender als zuvor?
„ Hör doch auf! Das ist Risa, kein Verräter. Erinnerst du dich denn nicht mehr? Ihr standet euch doch so nah.“
„ Schwachsinn. Ich konnte sie noch nie leiden.“
>Er konnte mich noch nie leiden?< Gleich stieg in mir wieder die Erinnerung auf, wie er mich küsste und mir versprach für immer mein Freund zu bleiben.
Diese Äußerung hatte gesessen. Mich tief getroffen.
„ Erzähl doch keinen Müll. Natürlich konntest du sie mehr als leiden.“
„ Konnte ich nicht. Sie ging mir auf die Nerven.“
Die Beiden stritten sich wie pubertierende Kinder, die nicht zugeben wollten, dass sie sich zum ersten Mal im Leben verliebt hatten.
Mir kam dieser Streit gerade recht, so konnte ich mich an ihnen vorbei schleichen und ohne Befehl der Prinzen reagierten auch die Wachen nicht.
So machte ich mich klamm heimlich aus dem Staub.
>Was ist nur mit dir geschehen, Keith? Ging ich dir wirklich auf die Nerven?<
„ Geht es Lynn gut?“ Jinjo schwamm neben mir her.
„ Ja, ihr geht es sehr gut.“
„ Du hast deine Wunde ja noch immer nicht geheilt, Risa. Dass ist gefährlich bei den ganzen Blutverlust, wirst du dich nicht mehr lange auf den Beinen halten können.“
„ Ich kann meine Wunde nicht heilen. Dafür habe ich nicht mehr genug Kraft.“
„ Dann werde ich dich jetzt zum Strand zurück bringen. Damit Cleo deine Wunden heilen kann.“
„ Ja…“
Aus heiterem Himmel fingen meine Arme an zu kribbeln und bald darauf flackerten meine Augen.
„ Da vorne ist sie!!“ die Wache zeigte in meine Richtung.
Ich sah wie Jinjo erschrocken auf mich einredete, bekam aber nicht mehr mit was er sagte und dann wurde mir schwarz vor Augen.
„ Risa!!“ rief er panisch meinen Namen und versuchte mich vor dem Untergehen zu bewahren.
Keith war es, der mich auffing und erschrocken zu mir runter sah.
In Windeseile schwamm der ältere Prinz zu mir hin. „ Sie ist ja verletzt!“ gab er besorgt von sich und heilte die Schusswunde.
Auch bei dem jüngeren Bruder wandelte sich die Wut in echte Angst um.
Gut, er setzte uns auf die schwarze Liste, aber trotzdem hatte sich an seinen Gefühlen nichts verändern.
Und wo er mich gerade im Arm hielt, begann er sich ernsthaft zu fragen, ob es noch immer Cleo war die er heiraten wollte, oder ob er seinem Impuls folgte und mich zu seiner Frau machte.
„ Risa? He, wach auf.“ Stieß mich Jinjo mit seinem Kopf an. „ Komm schon, mach doch keinen Scheiß.“
>Sie werden dich in den Kerker werfen. Komm wieder zu dir und befreie dich!<
„ Ich habe dir doch gesagt du sollst es lassen. Dass du zu schwach bist, um es mit noch einem Jäger-Schiff aufnehmen zu können. Warum nur, hörst du nie auf mich?“
>Sie ist schon ganz blass. Ich muss was unternehmen.<
„ Mach dir keine Sorgen, König Jinjo.“ Lehnte der ältere Prinz die Hand auf den Rücken des Delphins.
„ Ich persönlich werde mich um die Kleine kümmern.“
„ Und ich werde dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht.“ Stand nun auch Lynn neben Keith. „ Sie hat mich unter Einsatz ihres Lebens gerettet und nun werde ich mich revanchieren. Schließlich…“ senkte das Mädchen ihre Augen. „ Wäre sie nicht angeschossen worden, wenn sie mich nicht befreit hätte. Es ist alles meine Schuld.“
„ Nein. Gib dir nicht die Schuld dafür. Das würde sie nicht wollen.“ Redete Jinjo beruhigend auf sie ein.
„ Aber so ist es doch. Hätte ich mich nicht gefangen nehmen lassen, würde sie jetzt wieder bei ihren Eltern sein.“
„ Dich zu retten war ihre eigene Entscheidung. So ist ihre Natur nun mal. Risa hat genau gewusst, wie aus gepowert sie war. Trotzdem hätte sie es nie zugelassen, dass du Professor Drake in die Hände fällst.“
„ Warum tut sie das? Warum hilft sie uns und begibt sich in so große Gefahr?“ konnte es die Prinzessin einfach nicht begreifen.
An manchen Tagen fragte sich das der König der Delphine auch, gerade wenn ich so geschwächt war wie heute.
Aber eigentlich kannte er die Antwort ganz genau und würde vermutlich, an meiner Stelle, nicht anders reagieren.
„ Weil sie Atlantis und ihre Bewohner mehr liebt als alles andere. Das gilt für sie, als auch für die restlichen Familienmitglieder.“
>So warm…das fühlt sich so gut an…wer ist dass…Simon? Nein, bei ihm würde es sich anders anfühlen…bequem…so könnte ich ewig verweilen…< ich kam langsam wieder zu mir.
Noch benommen kuschelte ich mich an den Prinzen und lehnte den Kopf an seine Schulter.
Etwas verdutzt starrte Keith mich an.
„ Sie scheint sich ja ziemlich wohl bei dir zu fühlen…“ griente der ältere ihn an.
„ Halts Maul…“
„ Wir können auch gerne tauschen!“ wollte Alain ihn ablösen.
„ Vergiss es. Du lässt sie nur gehen.“
>Als wenn das dein Problem wäre…seitdem ich denken kann versuchst du Risa von mir fern zu halten. Hast du das vergessen, oder ist es dir nicht mehr bewusst…?<
Tag der Veröffentlichung: 24.09.2011
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