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Unheil über Kolosia
Kapitel 1
Unheil

Es begann alles an einem schönen Tag in Esmera, einem kleinen Dorf in Esmeranda.
Kairi erwachte von den Kirchenglocken, die jede volle Stunde zu läuten begannen.
Sie setzte sich auf *Jede Stund dieses nervige Glockengeläute! Können die denn nie leise sein? Nachts kann man wegen ihnen nicht schlafen und morgens wenn man gerade eingeschlafen ist, wacht man wieder von diesem Ding Dong auf!!!*
Kairi war wie jeden Morgen schlecht gelaunt. Sie war ein richtiger Morgenmuffel. Ganz anders als ihre kleine Schwester Emmi. Sie war schon morgens quick lebendig und gut gelaunt. Gerade wollte sie sich noch mal hinlegen und sich unter ihre warme Decke kuscheln, da kam auch schon ihre Schwester herein gestürmt, so wie jeden morgen eben.
„Guten Morgen Kairi, Frühstück ist gleich fertig…. Oh mein Gott, was ist denn mit deinen Haaren passiert!?!“, rief sie, ohne auch nur einmal Luft zu holen.
„Komm mit mir!“, und bevor Kairi auch nur irgendetwas sagen konnte, wurde sie von ihrer Schwester aus dem Bett in das kleine Bad gezogen. An der linken Seite stand eine Schüssel mit klarem, aber eiskaltem Wasser. Über ihr hing ein großer glänzender Spiegel und an der rechten Seite stand die kleine, weiße
Badewanne, die nur im Winter benutzt wurde, denn hinter dem Haus befand sich eine Dusche und das kleine Klohäuschen.
Kairi wurde auf einen kleinen Schemel vor dem Spiegel gesetzt. Das alles geschah in so kurzer Zeit, dass Kairi noch nicht einmal etwas sagen konnte, denn ihre Schwester redete ununterbrochen:
„Wie kannst du nur so mit deinen blauen Locken umgehen?“
Emmi begann Kairis zerzauste Haare zu bürsten. Es ziepte unzählige male und Kairi stöhnte jedes Mal auf
„Da bist du doch selbst schuld, Kairi“ sagte Emmi immer wieder. Das dauerte ein halbe Ewigkeiten (So kam es Kairi auf jeden Fall vor).
Als Emmi fertig war, waren Kairis Haare wieder einigermaßen ordentlich, doch sie trug ihre Harre lieber offen. Fließend und schön wie Wasser umspielten sie Kairis Gesicht und legten sie um ihre Schultern bis sie an ihrem Po endeten.
Kairis blaues Haar schimmerte wieder leicht silberfarben. Emmi beneidete Kairi immer um ihre blauen langen Locken. Aber ihr Haar war feuerrot. Jedenfalls schimmerte es silberfarben.
Sie trug es immer zu zwei geflochtenen Zöpfen. So sah man auch die spitzen Ohren die zu den Elfen gehörten.
„Zieh dich an und komm runter!“, sagte Emmi wie immer etwas entnervt.
Kairi gehorchte, denn sie wollte keinen unnötigen Streit mit ihrer Schwester, verließ das Bad und begab sich wieder in ihre Kammer. Dort war es stickig und dunkel. Also zog sie den schweren Vorhang, der vor ihrem Fenster hing, zurück. Das Sonnenlicht durchflutete die Kammer und wärmte Kairis fröstelnden Körper auf. Staubkörnchen tanzten durch die Luft, als sie ihre Decke und ihr Kissen aufschüttelte. Dann öffnete sie das kleine, runde Fenster, lehnte sich hinaus und atmete tief durch. Sie genoss die Sonnenstrahlen, die ihr ins Gesicht fielen, ein paar Minuten, bis Emmi rief und die morgendliche Stille die noch über dem Dorf lag durchbrach „Kairi wie lange brauchst du denn noch?“
„Nicht mehr lange! Ich komme gleich!“, rief Kairi jetzt auch etwas genervt zurück, denn nur ungern verließ sie das Fenster. Sie trottete zu ihrem riesigen Kleiderschrank und kramte irgendetwas heraus. Am Ende hatte sie eine tiefgrüne Lederhose, die ihr bis über die Knie reichte und eine strahlend weißes Hemd an. Als sie das Zimmer verließ streifte sie sich ihre Lieblingsweste über und schnallte sich ihren Gürtel, an dem ihr Schwert hing, um die Taile. Sie war alles was jedes Mädchen sein will und noch mehr als das. Sie war mutig, scharfsinnig, wunderschön, freundlich klug und mit dem Schwert ging sie um als wäre er ihr angewachsen. Das wusste sie selbst genauso wie jeder andere in Dorf aber trotzdem war sie kein bisschen eingebildet. Sie ging so schnell wie möglich die kleine steile Treppe hinunter in die geräumige Küche. Hinter dem großen Tisch, an dem vier Stühle und eine Bank standen, stand ein Regal das sich über die gesamte Wand erstreckte. Selbst das letztes Brett war über und über mit Büchern gefüllt. Durch ein Fenster schien die Sonne und erhellte den sonst so dunklen Raum. An der Feuerstelle stand Emmi, die geduldig die Eier wendete, die zusammen mit Speck und Zwiebeln in der Pfanne brutzelten.
„Endlich bist du da. Setz dich schon mal an den Tisch, es gibt gleich Essen.“
Kairi setzte sich an den großen Holztisch.
*Jetzt sind unsere Eltern schon 5 lange Jahre tot*, dachte Kairi etwas triste. Auf dem Tisch lag schon das silberne Besteck, das Emmi mal wieder auf Hochglanz poliert. Andere Mädchen hatten Puppen und Plüschteddys, Emmi hatte ihr Silberbesteck.
Die mittlerweile wieder fröhliche Stimme ihrer Schwester holte sie wieder in die Gegenwart zurück.
„Kairi, das Essen ist fertig“ sagte sie „Lass es dir schmecken!“

Nach dem Essen machten sich Kairi und Emmi auf den Weg in den Wald.
Dort wuchsen gigantische Bäume, deren Kronen den Himmel fast ganz verdeckten. Nur vereinzelt durchbrachen die Sonnenstrahlen das dichte Blätterdach, wodurch es im Wald noch sehr kühl und dunkel war.
„Heute ist der perfekte Tag, um in den Wald zu gehen und Holz für den Kamin zu schlagen, oder? Es ist nicht so heiß und wir müssen uns zur Abwechslung mal nicht so beeilen“, bemerkte Emmi, die fröhlich neben ihrer Schwester herumhüpfte.
„…Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ Emmi blieb stehen und wartete auf die Antwort ihrer Schwester
„Kairi!“, rief sie, doch die gab nur ein verschlafenes
„Ja?“ von sich und gähnte laut.
„Oh, vergiss es einfach!“ sagte Emmi verärgert.
„In Ordnung“, und so gingen sie weiter durch den dunklen Wald mit den großen Bäumen.

Nach einer Weile fanden sie einen umgefallenen Baum und die beiden machten sich daran, ihn mit Äxten zu zerlegen. Einige Zeit später raschelte es im Gebüsch und ein kleiner Kobold kam auf Kairi und Emmi zugeflogen. Sein ganzer Körper, bis auf das kleine Gesicht war mit blauen Haaren bedeckt. Zwei kleine, zarte Flügel wuchsen aus dem Rücken des Kobolds und zwei große runde Kulleraugen schauten die beiden an.
„ Seid gegrüßt, Elfe Kairi und Elfe Emmi .Heute wieder fleißig?“
„Hallo Piet“, sagten Emmi und Kairi fast gleichzeitig. Sie mochten den kleinen Kobold, der sie immer besuchen kam.
„Wo ist Pi?“, erkundigte Emmi sich.
„Sie erkundet die Gegend wie immer.“ sagte Kairi noch immer in ihrer Arbeit vertieft „Ja du hast Recht“, stimmte ihr Piet etwas traurig zu „Sie fliegt immer öfter weg und hat fast keine Zeit mehr für mich…Oh es wird ja schon dunkel .Ich muss weg!“ Und schon war Piet im Gebüsch verschwunden. „Aber es dämmert doch noch nicht einmal!“, rief ihm Emmi hinterher, doch er hörte sie gar nicht mehr.

Es wurde schon dunkel als Emmi und Kairi (endlich) das Holz fertig gespalten und zu vier schweren Holzpacketen verschnürt hatten. Als sie schon fast zu Hause waren, blieb Kairi stehen *Ich kenne diesen Geruch von Früher. Es riecht nach Feuer und Tod* dachte sie
„Ist irgendwas, Kairi?“, fragte Emmi, doch Kairi wollte Emmi nicht beunruhigen und verschwieg ihre Gedanken.
„Nein es ist nichts, ich habe nur darüber nachgedacht, dir ein bisschen Zaubern beizubringen“, log Kairi.
*Aber das mit dem Zaubern ist gar keine so schlechte Idee*, erkannte Kairi und lächelte Emmi an.

Die Sonne war längst untergegangen und der Mond war erschienen, als Kairi und Emmi den Waldrand erreichten. Alles war eigenartig still, denn gewöhnlich hörte man überall die laute Musik des Wirtshauses, in dem jeden Abend ausgiebig gefeiert wurde. Nur das Licht des Mondes erhellte das kleine Dorf, doch es genügte um zusehen was dem Dorf widerfahrt war. Was sie da sahen war furchtbar
*Ich hatte also doch Recht der Krieg ist sogar schon bis in das Hinterste Land in ganz Kolosia vorgedrungen, aber nein, dann hätten wir doch eine Warnung von unseren Spähern erhalten, wie konnte das nur passieren…..* dachte Kairi voller Entsetzen. Das kleine Dorf, in dem sie so viele Freunde hatten war völlig zerstört worden. Kairi löste ihren Blick von dem Trümmerhaufen und sah Emmi an. Diese saß mit tränenüberströmtem Gesicht auf dem Boden und konnte es nicht fassen was sie da sah.
*Was… was ist hier passiert? Ist das echt oder nur ein Traum…?*
Auch Kairi kamen die Tränen, doch sie war von starker Natur und konnte sich kontrollieren, doch Emmi war nicht für so was den Krieg gemacht.
Das Dorf war vernichtet. Fensterscheiben waren zerschlagen, ganze Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht…
In der Schule hatte man ihnen immer wieder gesagt wie schrecklich der Krieg war, doch so schlimm hatte es sich keiner der beiden ausgemalt…
Dann entflammte sich ein kleiner Haufen in der Mitte des Dorfes. Beide wussten was es war, doch niemand wollte es aussprechen…

Nachdem Emmi sich wieder ein wenig beruhigt hatte, half Kairi ihr auf, ging mit ihr ins Haus, denn im Freien begann es furchtbar zu stinken. Ihr Haus stand etwas außerhalb des Dorfes und war von den Feinden zum Glück nicht entdeckt worden.
„Emmi es fällt dir vielleicht schwer, aber wir müssen von hier weg!“, sagte Kairi nach einiger Zeit mit einem dicken Kloß im Hals.
„Nein ich will nicht weg…“ rief Emmi und brach wieder in Tränen aus.
*Mist, was mache ich den Jetzt…* dachte Kairi.
„Beruhig dich doch bitte!“, sagte Kairi mit ruhiger Stimme, „alles wird wieder gut, das verspreche ich dir“ sie legte Emmi ihre Hand behutsam auf den Kopf und zog sie an sich
*Ich weiß nicht ob ich dieses Versprechen einhalten kann…*, dachte sie wehmütig, während sie ihre Schwester tröstete.

Nachdem Kairi eine Weile auf Emmi eingeredet hatte, beruhigte sie sich schließlich und schlief, auf dem kleinen Sofa, auf dass sie sich gesetzt hatten, ein
*Dass unsere Eltern tot sind, ist doch schon schlimm genug für sie. Emmi bleibt wirklich nichts erspart. Sie ist erst zwölf und ich bin ja auch erst fünfzehn. Was soll ich bloß tun…? Was soll ich bloß tun...? * grübelte sie verzweifelt.

Emmi schlief und Kairi ging in das Dorf, denn sie hatte die Neugier gepackt auch wenn ihr das zum Verhängnis werden könnte…


Kapitel 2
Das Ei, Pi und vieles mehr


Als Kairi, wenn auch mit einem mulmigem Gefühl, das Dorf ereichte, war noch immer alles still. Sie ging ein Stück in das Dorf.
*Ich fühle mich so beobachtet…*, dachte sie. Da hörte sie ein komisches Geräusch hinter sich. Kairi ging noch ein kleines Stück weiter. Sie hörte ein lautes Knacken und drehte sie blitzschnell um.
…Nichts…
Sie drehte sich wieder langsam um. Plötzlich huschte etwas an ihr vorbei…und wieder. Kairi schaute sich um. Ein paar Schritte vor ihr lagen Pfeil und Bogen, die anscheinend noch vom Kampf unversehrt waren. Also rannte sie vor, bückte sich und griff nach dem Bogen. Doch sie stolperte, konnte sich aber gerade so noch abrolle. *Was ist den DAS…?* Kairi erstarrte. Dort, wo sie grade noch gestanden hatte, stand nun ein Ungeheuer, das mindestens doppelt so groß war, wie sie. Sein Maul stand weit auf, sodass man die scharfen Zähne sehen konnte. Die Sabber tropfte nur so aus seinem Mund und es leckte sich, mit einer tief grünen Spitzen Zunge, einmal über die Lippen. In seiner Hand hielt es einen Morgenstern. Die dunkelrotlilane Haut war über und über mit Narben und Warzen bedeckt und die schwarzen Augen funkelten sie böse an. Der gesamte Ober- und Unterkörper war mit Haaren bedeckt. Kairi konnte sich nach wenigen Sekunden wieder von ihrer Starre befreien und spannte den Bogen mit zittrigen Fingern. Das Monster kam nun auf Kairi zu, doch sie zielte und schoss den Pfeil dem Ungeheuer mitten ins Auge. Es jaulte auf und ließ seine Waffe fallen, um sich an das schmerzende Auge zu fassen. Diese Gelegenheit nutzte Kairi, raffte sich auf und rannte so schnell sie nur konnte weg.

Als sie auf den Hügel hinauf gerannt war, drosselte sie, völlig außer Atem, ihr Tempo. Sie war noch nicht einmal ganz durch die Tür getreten, da schrie Emmi sie auch schon aufgebracht an „Wo warst du? Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Und was war das überhaupt für ein Schrei?“
„Beruhige dich wieder, alles ist in Ordnung“ versuchte Kairi ihre Schwester zu beschwichtigen „Aber wir müssen so schnell wie möglich hier weg…“ Sie wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. „ Versteck dich, schnell!“, raunte Kairi Emmi zu.
Kairi zog ihr Schwert und machte die Tür langsam auf. Ihr Herz klopfte wie wild, doch als sie die Tür nur ein kleines Stück geöffnet hatte, kamen auch schon ein rotes und ein blaues Fellkneul mit Flügeln herein. Emmi und Kairi atmeten erleichtert auf. Es waren Piet und Pi.
Emmi kam langsam aus ihrem Versteck gekrochen und setzte sich auf einen Stuhl, denn sie hatte vor Schreck butterweiche Knie bekommen.
„Es ist etwas schreckliches passiert“, rief Pi aufgebracht, während Kairi sich auch auf einen Stuhl setzte und sich Wasser aus einem Steinkrug in ihren Becher einschenkte. Auch ihr steckte der Schreck noch tief in den Knochen
„Die beiden Drachen sind tot.“
„Was für Drachen?“, fragte Emmi mit zitternder Stimme.
„Die beiden Drachen, die im Wald lebten“, sagte Piet.
„Es lebten Drachen in unserem Wald!?!“, murmelte jetzt auch Kairi verwundert. „Ach ihr wisst es nicht? Piet erzähl ihnen die Geschichte.“
„Mit Vergnügen“ sagte Piet und begann zu erzählen:

Es ist jetzt schon fast zehn Jahre her, da kamen zwei Drachen in unseren Wald. Sie sagten, sie wollten ihre Ruhe und dem Krieg dem Hass und dem Neid der Welt im hintersten Land Kolosias entfliehen. Alle Kobolde und Bewohner des Waldes schworen, niemandem, der außerhalb des Waldes wohnte, etwas von ihnen zu erzählen. Wir lebten alle zusammen, Drachen sowie Kobolde. Doch eines Tages verriet ein dummer Kobold das Geheimnis einem Menschen. Der Mensch begab sich zusammen mit dem Kobold zu den Drachen und niemand, weder der Mensch noch der Kobold, wurden je wieder gesehen. Die Kobolde zogen alle, bis auf Pi und ich, aus dem Wald zu den Menschen. Und auch die Menschen hielten sich fern. Doch dann kamen diese Monster. Die Drachen wollten das Dorf verteidigen, aber es waren zu viele und die Drachen starben. Das einzige, was sie hinterlassen haben, sind drei Dracheneier. Sie sind sehr wertvoll, denn ein Drachenweibchen kann nur alle fünfzig Jahre ein bis fünf Dracheneier ausbrüten.

„Und wo sind die Dracheneier jetzt?“, fragte Emmi neugierig.
„Sie sind bei einem Kobold. Er hat als einziger überlebt. Wir haben sie tief im Wald untergebracht, denn ein paar der Feinde scheinen sich noch im Dorf aufzuhalten. Deshalb sollten wir uns etwas beeilen.“

Die kleine Gruppe, angeführt von Piet, ging jetzt schon eine halbe Ewigkeit durch den dunklen Wald mit den gigantischen Bäumen, da sah Kairi ein schwaches Licht. Als sie näher kamen sah sie dass es das Licht einer Lampe war die von dem kleinen Kobold gehalten wurde. Er begrüßte sie:
„Seid gegrüßt Elfen, ich bin hocherfreut euch zu sehn. Pi und Piet seid mir auch gegrüßt. Ich habe euch erwartet. Die Dracheneier liegen hier.“
Er hob ein großes Tuch. Darunter lagen drei Dracheneier.
„Das sind sie“, sagte Piet stolz.
Alle Eier hatten die Form normaler Hühnereier, doch waren sie alle unterschiedlich gefärbt. Das erste war in ein strahlendes, reines Weiß getaucht, aber es schimmerte leicht Silber.
„Fasst sie nicht ohne Tuch an! Sie sind sehr empfindlich.“ tadelte Piet, denn Emmi wollte es anfassen. Also kramte Emmi ein sauberes Taschentuch aus der Tasche ihre Jacke und hob das Ei auf. Sie fühlte sich plötzlich richtig wohl und unbekümmert. All ihre Trauer war fort. Doch dieses Gefühl war nur von sehr kurzer Dauer. Danach war sie unglücklich und ihr war richtig elend. Sie wickelte das Ei ein und steckte es in ihre Jackentasche.
Das nächste Ei war schwärzer als die Nacht. Als Kairi es anschaute lief ihr ein Schauder über den Rücken. Trotzdem nahm sie es, in eines der Tücher eingewickelt, an sich. In diesem Moment hatte sie richtige Angst. Sie hätte das Ei beinahe fallen lassen, so sehr zitterte sie. Sie steckte es schnell in eine ihrer Jackentaschen. Doch da lag noch ein Ei. Im Schein der Lampe schillerte es in unendlich vielen Farben. Emmi nahm es ebenfalls an sich und wickelte es ein. Sie wunderte sich als sie nichts dabei fühlte. „Kleiner Kobold“ fing Kairi dann an „du warst doch dabei, oder? Was ist genau passiert?“ Der kleine Kobold senkte den Kopf „Ich glaube das möchtest du gar nicht wissen, Elfe. Es war ein furchtbares Gemetzel. Diese Monster haben einfach alles und jeden umgebracht und dann zerfleischt. Regelrecht verschlugen haben sie sie. Denn Rest haben die Ungeheuer auf einen Haufen geschleppt. Ich konnte in letzter Minute fliehen.“
Eine Träne nach der anderen lief dem Kobold über sein pelzfreies Gesicht. Pi nahm ihn in den Arm „Komm mit mir und Piet, Kleiner.“
„Ich unterbreche euch nur ungern, aber wir müssen wieder zurück“ sagte Piet nach einer Weile des Schweigens.

Es verging einige Zeit bis die kleine Gruppe wieder bei dem Haus war.
„Habt ihr Hunger? Ich kann uns etwas machen“, sagte Emmi und zwang sich zu einem Lächeln.
„Nein, danke“, sagte Piet, doch im nächsten Moment knurrte sein Magen. Emmi machte sich an die Arbeit, wenn auch ohne große Lust .Das Mahl, das Emmi zubereitet hatte schmeckte, selbst in diesen schweren Stunden, köstlich. Nachdem sie alle gegessen hatten, begann Piet:„Bringt bitte die Dracheneier nach Elbena…!“ Doch er konnte gar nicht zu Ende sprechen da murrte Emmi auch schon
„Warum sollten wir? Und wo liegt dieses „Elbena“ überhaupt…?“
Piet flog an das Regal, dass hinter dem Tisch stand und holte eine Karte heraus und breitete sie auf dem Tisch aus.
Dann zeigte er mit einem seiner winzigen Finger auf eines der Länder.
*Mir ist noch nie aufgefallen, dass Kobolde nur vier Finger haben* dachte Kairi etwas irritiert.
„Dort gibt es soviel ich weiß einen Drachenhort. Bitte, bitte bringt die Eier dort hin!“ Kairi konnte nicht anders und sagte „Ja, in Ordnung wir bringen die Eier nach Elbena!“ Was sollten sie denn sonst tun? Alle waren Tot und hierbleiben konnten sie auch nicht.
„Danke, vielen Dank!“, strahlten die zwei Kobolde.
Emmi war traurig und sauer. Wie immer beschloss Kairi einfach irgendwelche dinge ohne sie zu fragen, doch sie schluckte ihren Frust herunter und spülte die schmutzigen Teller.

Währendessen ließ Kairi sich den Weg von Pi erklären.
„Ihr müsst immer nach Norden reisen, bis ihr an den Elbensee kommt. Er ist der größte See in ganz Kolosias. Ihr könnt ihn nicht verfehlen. Reist von dort aus nach Westen. Dann erreicht ihr den Elfenwald. Durchquert ihn immer gen Richtung Süden. Dann seid ihr an der Grenze Elbenas. Weiter kenne ich den Weg leider nicht. Ihr müsst ihn euch selbst suchen.“
„Trotzdem danke Pi!“, sagte Kairi zuversichtlich „die Leute dort müssen den Weg zum Drachenhort bestimmt kennen.“
Kairi rollte die Karte zusammen und legte sie beiseite. Dann legten sich Kairi und Emmi in ihre Betten und schliefen von Alpträumen gequält ein.

Es war mitten in der Nacht, da schlichen sich die Kobolde Pi und Piet zusammen mit dem kleinen Kobold aus dem Haus.
Doch sie hinterließen eine Nachricht:

„Sucht nicht nach uns wir wünschen euch viel Glück!
Den kleinen Kobold haben wir mitgenommen.
Macht euch keine sorgen und alles Gute
Pi und Piet!“

„Glaubst du dass es richtig war?“, fragte Pi verunsichert „Ich weiß es nicht….“, sagte Piet nachdenklich „sie sind immer so gut zu uns gewesen… Aber wir haben einen Auftrag.“


Kapitel 3
Vorbereitungen

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, da wachte Kairi auf. Sie war hellwach. Dann kamen ihr die Tränen und sie musste schluchzen.
*Ich könnte heulen, aber das bringt alles nichts. Ich muss mir irgendwas einfallen lassen…...Uns blei...*
„Kairi, Kairi komm schnell“, rief Emmi panisch. Kairi sprang auf und rannte die Treppe hinunter in die Küche
„Was ist denn….Emmi?“, sie rannte zu ihrer Schwester.
„Was hast du gemacht!?!“ Eine klaffende Fleischwunde zog sich über Emmis ganze Hand „Mein Messer ist abgerutscht und dann…..., “doch Kairi hörte ihrer Schwester wie immer schon nicht mehr zu.
Kairi säuberte die Wunde mit Alkohol und legte dann ihre Hand über die Wunde, konzentrierte sich und sprach leise eine Zauberformel. Ein grünes Licht kam aus Kairis Händen und legte sich um die Wunde ihrer Schwester. Es dauerte nicht lange bis die Blutung gestoppt war. Sie verband die Wunde mit einem sauberen Leinentuch. Danach ging wieder nach oben.

In ihrem Zimmer ging Kairi auf und ab, während sie nachdachte.
Dann hielt sie es nicht mehr aus. Nicht nur ihre Schwester war am Ende. Auch sie drohte zu verzweifeln.
Aber sie konnte Emmi auch zu nichts zwingen….
Schließlich fasste sie einen Entschluss und ging wieder in die Küche.
„Ich halt das nicht mehr aus. Emmi, auch wenn es weh tut wir müssen hier weg“, sagte Kairi verzweifelt. Emmi schwieg und starrte mit leeren Augen auf den Boden, die sich nach und nach mit Tränen füllten.
„ Emmi, versteh doch, wenn wir nicht bald aufbrechen und die anderen Städte warnen, werden auch sie zerstört und Menschen getötet. Außerdem haben wir einen Auftrag. Wir müssen die Eier nach Elbena bringen, das weißt du! Und ohne dich schaffe ich es nicht!“ Emmi schwieg. Und Kairi nahm sie in den Arm. Eine Träne nach der anderen liefen Emmi über die Wangen „Überleg es dir gut, ob du es erträgst, tausende von Menschen auf dem Gewissen zu haben nur weil du schmollst!“, sagte sie wieder etwas ruhiger. Dann löste Kairi die Umarmung und trat raus ins Freie.

Kairi saß auf einem Zweig der alten Eiche, die in der Nähe ihres Hauses stand und dachte nach *Ich hasse es, sie so unter Druck zu setzen, aber sie ist so stur. Was soll ich nur tun? Ich muss die Dracheneier nach Elbena bringen, aber wenn Emmi nicht will was mach ich dann…?* Die Sonne ging langsam auf. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten alles in goldenes Licht und es kam ihr so vor, als würden sie sagen „Hey, Kopf hoch. Alles wird wieder gut!“
„Du Kairi“, Emmis Stimme riss sie aus den Gedanken „du hast Recht wir sollten uns auf den Weg machen!“
*Puh, Glück gehabt*, dachte Kairi freudig. „Okay, aber wir haben viel zu tun“ sagte Kairi, während sie sich aufrichtete und von dem Ast sprang.

Zurück im Haus hatte wieder Kairi das Sagen. Sie gab ihrer Schwester die Aufgabe im Haus zu bleiben und Decken, Kleidung und Proviant für die Reise zusammenzupacken, denn sie wollte ihrer Schwester den Gang in das Dorf ersparen und so machte sie sich alleine, wenn auch mit einem beunruhigenden Gefühl, auf den Weg.

Im Dorf angekommen musste sie einen Brechreiz unterdrücken. *Der Geruch von
verbrannten Leichen ist ekelhaft*, dachte sie und ging widerstrebend weiter. Sie war noch nicht weit gegangen da hörte sie etwas aus einem Stall nach ihr rufen.
Sie ging zum Stall, lugte hinein und sah dort drei Pferde stehen. Beruhigt machte sie die Stalltür auf und ging auf eines der Pferde zu. Es war schwarz wie Pech, doch es schreckte vor ihr zurück. Das andere; es war weiß wie Schnee, schreckte ebenfalls zurück. Nur das etwas kleinere Pferd ließ sich von ihr Streicheln.
Nun begann sie auf die anderen beiden einzureden und nach einer Weile ließen auch die andern beiden sich von ihr streicheln.

Währendessen wuselte Emmi im Haus herum. Sie packte alles zusammen, was sie in der Vorratskammer finden konnte, holte die Decken aus den Schlafräumen und packte die wärmste Kleidung, die sie finden konnte ein: Dabei vergaß sie all das was passiert war, konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Arbeit und sang sogar ein Lied bei ihrer Arbeit.

Nachdem sie die Pferde versorgt und gesattelt hatte, führte Kairi sie den Hügel hoch zu ihrem Haus „Da bin ich wieder mit drei Pferden!“, begrüßte Kairi ihre Schwester, mit einem breitem Grinsen im Gesicht.
Sie war sehr stolz auf ihren Fund. Auch Emmi schien nun ein bisschen ruhiger und nicht ganz so verzweifelt wie vorher „Warum hast du denn drei Pferde mitgebracht? Wir brauchen doch nur zwei!“ stellte Emmi etwas verwundert fest. „Naja, ich konnte das dritte Pferd doch nicht einfach so zurücklassen“, gestand Kairi.

Da Kairi noch einmal hinunter ins Dorf gegangen war, war Emmi wieder allein. So machte sie sich wieder an die Arbeit. Sie packte die Satteltaschen, die Kairi mit den Pferden gebracht hatte. Nachdem all die Arbeit erledigt war, legte sich Emmi völlig erschöpft in ihr Bett und fiel sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Als Kairi wieder daheim war, sah sie ihre Schwester im Bett liegen und packte allein weiter bis alles in den Satteltaschen verstaut war. Dann weckte Kairi ihre Schwester sanft „Hey, Schlafmütze wach auf! Wir müssen los!“


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Tag der Veröffentlichung: 08.11.2009

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