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Denken




Man könnte nachdenken über die übertriebene Wirkung und Bedeutung eines Wortes, dessen Inhalt man zu richtig oder zu falsch verstehen kann. Man könnte auch darüber nachdenken, warum Menschen mit einer Nase versuchen alles zu gut zu verstehen und warum Menschen mit zwei großen Augen versuchen alles besser zu machen.
Den Mund zu schließen hilft da auch nicht. Nur manchmal. Öffnen ist da genauso.
Man könnte versuchen, die Welt zu verändern, indem man Arzt wird, um Leuten mit gebrochenem Bein das Gehirn umzuoperieren oder die DNA zu verändern, damit man später nur feststellt, dass dieser am nächsten Tag stirbt und man selbst im Gefängnis landet, oder in einem Irrenhaus, weil man einfach nur versucht hat, die Welt zu verändern und dabei mit dem menschlichen Gehirn angefangen hat, was eigentlich gar nicht falsch, nur sinnlos war, und was die Umgebung im Nachhinein auch bestätigt, doch man stellt es wirklich erst dann fest, wenn man auf dem elektrischen Stuhl sitzt, mit verdeckten Augen und die Stimmen der Menschen hört, die dich für verrückt erklären und dann sieht man das offene Gehirn vor sich und muss über sich selbst lachen, doch dafür ist es dann nicht mehr der richtige Zeitpunkt und wenn plötzlich die einzige, richtige Idee kommt, wie man die Welt verändern könnte und man den Mund öffnet, um sie auszusprechen, ist man tot.

So verdampft die einzige, richtige Idee mit den restlichen Gasen und man steht wieder vor dem Nichts, auch wenn es noch Menschen gibt, die gerade versuchen, das menschliche Gehirn umzugestalten, um danach nur selbst verunstaltet zu werden.
Und ein anderer sitzt gerade allein zu Hause und denkt über Gedanken nach, bis er sich entschließt, nicht mehr zu denken, und dann überlegt er, was er statt dessen machen könnte und kommt zu dem Schluss, dass er noch etwas länger sitzen und überlegen muss, was er ab jetzt machen wird, dabei aber auf keinen Fall denken will, während ein Mensch am anderen Ende der Welt gerade auf dem Dach eines Hauses steht und bis vor einer halben Stunde über das Gleiche nachgedacht hat, um auf die, in seinen Augen, vernünftigste Idee zu kommen, dem Denken zu entkommen, und während er sich Flügel auf seinem Rücken vorstellt, um nach einigen Sekunden zum ersten und letzten Mal zu erfahren, was „hart“ eigentlich wirklich ist, sitzt ein anderer im Park vor einem See und hat seine rosarote Brille auf, um die Natur noch schöner vor sich zu haben, als sie sowieso schon ist.
Und so stehen sie dann alle, ob als Körper oder Seelen, und denken, wie interessant es doch manchmal ist, nachzudenken – über die Sinnlosigkeit des Denkens nämlich.

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Texte: (c) Arina Sunshine
Tag der Veröffentlichung: 29.05.2009

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