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Ich höre die Alarmglocken läuten ganz schrill.
Es ruckelt, es schwankt, es kracht, nichts ist mehr still.
Ich vernehme Stimmen, Schritte, Menschen, die laufen.
Ich stehe auf, springe zur Tür und fange an zu schnaufen.

Mit aller Kraft bekomme ich sie gerade noch auf.
An mir vorbei zieht ein Strom, vor Angst schreiend zuhauf.
Ich sehe Körper, sehe Gesichter, die ich nur kenne von Ferne.
Ich will mit, ich will raus, ich will weiter leben so gerne.

Aber es geht nicht, verstopfte Gänge bremsen mich ab.
Die anonyme Menge setzt sich immer hektischer in Trab.
Wer bist du da vor mir, ich kenne dich nicht, so lass' mich vorbei.
Aber niemand, schon gar nicht du vor mir achtest auf meinen Schrei.

Dort ganz hinten kann ich den Horizont schon sehen.
Warum musst ausgerechnet du mir jetzt im Weg herum stehen?
Die Rettung ist nah, sie wird gerade zu Wasser gelassen.
Geh' doch weg, lass' mich durch, ich kann das Seil sonst nicht fassen.

Soll ich bitten, flehen oder einfach zur Seite dich drängen,
Soll ich schubsen, stoßen, mit aller Gewalt zu Boden dich zwängen?
Ich weiß nichts von dir, ich kenne nicht mal deinen Namen.
Wenn ich es nicht tue, machen es die, die hinter mir kamen.


Ich strauchle, ich falle, Dutzende Schuhe treten schon auf mich drauf.
Du drehst dich um, bückst dich, hebst mich im letzten Moment noch auf.
Du schaust mich an, ich sage nichts, bin ihm gerade noch entkommen dem schnellen Tod.
Du machst mir Platz, lässt mich vorbei - und endlich begreif' ich: wir sind im gleichen Boot.


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Tag der Veröffentlichung: 19.05.2012

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